Zielgruppe Flugnarren
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Zielgruppe Flugnarren
12 MALLORCA Mallorca Zeitung – Nr. 628 – 17. Mai 2012 Zielgruppe Flugnarren Relax & Fly: Der Club RC Voltor hat die Nische in der Nische im Tourismusmarkt entdeckt und will Modellflug-Fans nach Ariany locken Von Frank Feldmeier Das neue Dach zum Unterstellen ist gerade fertig geworden. Auch wenn es an diesem Samstag fast zu windig ist, um die Modellflugzeuge in den Himmel über Ariany zu schicken, haben die Mitglieder des Clubs Voltor alle Hände voll zu tun: Einer mäht das hochgeschossene Gras auf der Flugpiste, die anderen errichten einen Sicherheitszaun vor dem Unterstelldach – damit keines der Flugzeuge versehentlich dort reinkracht. Nach getaner Arbeit werden dann die Modelle aus dem Kofferraum geholt – so wie an jedem Wochenende. „Manche fliegen bei Wind und Wetter“, sagt Winfried Geiler. Der Mallorca-Deutsche ist seit drei Jahren im Club dabei und hat zusammen mit den anderen Mitgliedern überlegt, wie sich mit solchen Vollblut-Modellfliegern eine neue Tourismusnische auf Mallorca auftun könnte. Auf der Website waren bereits Anfragen eingegangen, wo man denn auf Mallorca fliegen könne. Die Idee: Wer auch in seinem Urlaub nicht auf die Fliegerei verzichten oder die Lüfte über der Insel erproben will, findet beim Modellfliegerclub RC Voltor eine Anlaufadresse. Der Verein stellt nicht nur die Piste zur Verfügung, sondern bietet Modelle zum Mieten an, vermittelt ein nahe gelegenes Hotel und organisiert bei Bedarf den Flughafen-Transfer sowie weitere Freizeit-Angebote wie Ballonfahrten oder einen Rundflug im Ultraleichtflugzeug. „Wir haben Freude daran, uns mit Leuten aus anderen Ländern auszutauschen“, sagt Geiler. Frischen Wind könne man im Club immer gebrauchen. Ein Name für das Projekt ist auch schon gefunden. „Relax & Fly“ war der Vorschlag vom ClubSekretär, der auch gleich angenommen wurde. „Wir wollen mit unserem Projekt nicht Kasse machen, sondern unser Hobby fördern“, sagt Alfonso Samaniego – wobei eine Aufbesserung der Vereinskasse durchaus willkommen sei. Auch der Bürgermeister des Dörfchens freue sich über die Initiative. Die ■ Abheben in Ariany: Winfried Geiler (re.) und Alfonso Samaniego (Mi.) freuen sich auf Gäste. FOTO: FELDMEIER ■ Im Preis inbegriffen: fachsimpeln. FOTOS: RC VOLTOR Minigemeinde im Inselinnern hat bislang vom Tourismuskuchen wenig abbekommen. Für die Unterbringung steht das neu eröffnete Apartment-Hotel Es Convent bereit. Das ehemalige Kloster wird vom Sozialwerk Mater des FranziskanerinnenOrdens geführt, geschaffen wurden fünf Arbeitsplätze für Behinder- te – ihnen wollen die Modellflieger mit ihrem Projekt nun zu genügend Arbeit verhelfen. In dem Hotel ist zudem neben vier Apartments ein Raum für die Aufbewahrung u n d Wa r t u n g der Flugzeuge reserviert. „Der gewöhnliche Modellflieger hat keine Transportkiste, in die er seinen Flieger packt“, sagt Geiler. Deswegen können sowohl Anfänger- als auch Fortgeschrittenenund Akrobatik-Modelle gemietet werden. Zudem steht auch eine Schleppmaschine für Seglerpiloten sowie ein Fluglehrer für Anfänger oder eingerostete Flieger zur Verfügung. Bei Materialschäden wird eine Kaution von 100 Euro fällig. Viele Ersatzteile seien auf Lager, sagt Geiler, und so manches lasse sich schnell wieder flicken. Auch ferngesteuerte Helikopter sind zugelassen, wenn auch nicht im Verleih verfügbar. Im Angebot inbegriffen ist die Fachsimpelei mit den hiesigen Modellflugfans. Auf der Insel seien etwa motorbetriebene Modelle sehr viel stärker verbreitet als in Deutschland. „Dort wird mehr elektrisch geflogen“, sagt Samaniego und verweist auf strengere Lärmauflagen. Zum Glück liegt die 14.000 Quadratmeter große Piste weit genug von Ariany entfernt, um keinen Anwohner zu stören. Der RC Voltor hatte das Gelände vor sechs Jahren angemietet, zuvor war der älteste Modellflugclub der Insel bei Port de Pollença angesiedelt gewesen. Ein weiterer Unterschied zu Deutschland besteht laut Geiler im lockereren Miteinander. Die Vorschriften würden auf Mallorca flexibler ausgelegt, ohne Risiken einzugehen, so der Deutsche. Zudem werde auch weniger mit eigenen Modellen geprotzt. Dann schon lieber ein gemütlicher, mehrsprachiger Grillabend mit pa amb oli. Zur Zielgruppe gehören eben nicht die Strandurlauber, sondern solche Gäste, die sich für die Insel interessieren und die auch Mallorca verstärkt umwirbt, so Geiler. „Menschen, die gut essen gehen und auch etwas ausgeben.“ Dafür sei a u c h d e r Standort in der Inselmitte ein guter Ausgangspunkt. Flugsaison sei ohnehin das ganze Jahr. Und so lässt sich auch Samaniego nicht vom frischen Wind abschrecken. Er baut seinen Flieger mit Glühzündermotor zusammen und tankt ihn mit einem speziellen Kraftstoffgemisch auf. Trotz der Böen saust der Flieger in die Luft und dreht Pirouetten. Seine Tricks verrät Samaniego gerne. www.relax-and-fly.com AUS DEN GEMEINDEN ESPORLES ESEL FRESSEN STURZBACH FREI Die Gemeinde Esporles stellt insgesamt acht Esel ein, die für den Hochwasserschutz in dem Ort sorgen sollen. Die ersten drei Exemplare kamen am Freitag (11.5.) an und begannen damit, das Gestrüpp in dem Sturzbach (torrente), der durch Esporles führt, abzufressen. So soll das Wasser im Fall eines Wolkenbruchs schnell abfließen können. „Es ist eine uralte Methode, die leider in Vergessenheit geriet“, so Bürgermeister Miquel Ensenyat (PAS-PSM). Die Esel würden kostenlos von der Vereinigung zur Eselzucht auf den Balearen zur Verfügung gestellt. Die Tiere sollen bis August im Einsatz sein. Der eingezäunte Bereich wird dabei Stück für Stück verlagert, damit die Esel im gesamten torrente zum Einsatz kommen. TRAMUNTANA ZOFF ZWISCHEN BÜRGERMEISTERN Der Verbund der Gemeinden in der Tramuntana (Mancomunidad) steht kurz vor der Spaltung. Die Bürgermeister von Puigpunyent, Esporles, Banyalbufar und Valldemossa haben angekündigt, einen eigenen Zusammenschluss zu bilden. Dieser soll dafür sorgen, dass Dienstleistungen wie etwa Müllabfuhr, Tageszentren oder Sozialdienste gemeinsam und kostengünstiger organisiert werden. Grund für die Spaltung ist parteipolitischer Streit. PORT DE POLLENÇA KURZPARKZONE TRITT IM JUNI IN KRAFT In Port de Pollença wird die Kurzparkzone (ORA) wieder eingeführt. Ab Juni sollen blaue Linien kostenpflichtige Parkplätze markieren. Insgesamt 40 Prozent der knapp 700 Parkplätze im Ort gehören dann der zona azul an. CALA RATJADA TROTZ AUFSCHÜTTUNG SORGE UM STRAND Der Zustand des im vergangenen Jahr aufgeschütteten Strandes von Cala Agulla lässt mehr als zu wünschen übrig. Der Sand wurde zum Teil weggeschwemmt, nackte Felsen sind wieder sichtbar. Im vergangenen Jahr waren nach jahrelangen Klagen mit Unterstützung des Hotelverbandes von Capdepera und der Gemeindeverwaltung etwa 2.000 Kubikmeter Sand aus örtlichen Kiesgruben ausgebracht worden. Strandbesucher kritisierten zudem auch die unterschiedliche Beschaffenheit des Sandes. SÓLLER AKTIVISTEN PLANEN TUNNEL-BLOCKADE Aktivisten der Initiative „Mallorca Lliure de Peatges“ (Mallorca ohne Maut) wollen am Sonntag (20.5.) den Tunnel von Sóller blockieren. Um 12 Uhr sollen massenweise Autofahrer die Zahlung der Maut verweigern. Die Initiative ist Teil einer spanienweiten Anti-Maut-Bewegung.