IV One last dance
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IV One last dance
Calypso IV One last dance Rundbrief der Pax Christi Freiwilligen aus Ecuador, Dominikanische Republik, Deutschland, Polen, Bosnien Herzegowina, Kosovo, Mazedonien, Ukraine 1 Inhalt Ecuador Alexander Steiger S.4 Carla Schwarz S.6 Dom Rep Julia Klemens S.8 Franziska Ott S.10 Polen Eva Schreiber S.12 Judith Oppermann S.14 Jakob Niezborala S.16 Luzie Luft S.18 Schland Lukas Jansen S.20 Danijela Zec S.22 Dawid Chudy S.23 BiH Gerda Seidelmann S.25 Milan Zmrzlak S.27 Anna Klein S.29 Kosovo Dennis Güntner S.31 Mazedonien Jennifer Neu S.33 Ukraine Georg Suchenwirth S.35 Paul Palme S.37 2 Dies ist die Einleitung…, aber trotzdem ein Schluss Die letzte Calypso, die letzte Zeit...wir könnten jetzt alle ein bisschen weinen und traurig sein, dass jeder von uns Abschied von seiner neuen Heimat und allem lieb gewonnen nehmen muss. Da Heulen aber bekanntlich wenig Spaß macht erzählen wir lieber vom Sommer, von Reisen, von unserem Endspurt dem Auskosten der letzten erlebnisreichen Monate. Wir schauen ein wenig zurück und staunen, was der ganze Trubel des letzten Jahres aus uns gemacht hat. Ein wenig stolz können wir alle auf uns und alles, was wir in den letzten 13 Monaten erreichten, sein, trotzdem ist es Zeit Danke zu sagen, denn uns wurde immer der Rücken gestärkt...von einer ganzen Horde wundervoller Menschen: Danke an unsere Gastländer und deren Einwohner, die uns aufgenommen haben,uns ein neues Zuhause gegeben haben, uns ihre Tänze und Lieder zeigten, uns mit ihrem Essen vollstopften, ihre Geschichten erzählten, die immer wieder geduldig unsere Sprachfehler korrigierten, uns ihre Mentalität zeigten, mit uns lachten, uns an unbekannte Orte mitnahmen, uns aus aussichtslosen Situationen retteten und uns als eine/r von ihnen aufnahmen. Danke an unsere Arbeitsstellen, für alles was sie uns beibrachten, für ihre Dankbarkeit und das Gefühl ein kleines bisschen was zu bewegen. Danke an pax christi, dafür dass ihr uns allein in die Welt geschubst habt und uns trotzdem nicht allein gelassen habt, Danke an unsere Teamer und ein dickes Danke an unsere Koordinatorin Anaїs. Danke an unsere Familien und all die Unterstützung und Motivation, die uns immer wieder von Zuhause erreichte. Danke an unsere Förderer und Spender, Danke an alle die ein wenig mitgefiebert haben, unseren Weg verfolgten und uns bis hierher gebracht haben. Dziękuję Фaлa Gracias Hvala Danke Faleminderit Cпacибo Дякyю Wir gehen dann mal wer weiß wo hin und überlassen unseren Nachfolgern das Feld. Man sieht sich! —Gerda Seidelmann 3 Alexander Steiger — Ecuador Die Zeit der letzten und die der ersten Male Nun sitze ich hier und weiß nicht, wie ich anfangen soll. Ich bin aus Ecuador wieder nach Hause gekommen und es ist so viel passiert, dass ich nicht weiß, wie ich das alles in diesem kurzen Text einfügen könnte. Es geht von der Vorfreude des Rückkehrens über die Trauer des Abschieds bis zum Genuss eines einfachen Momentes. Besonders die Durchführung meines „Happy Colors“Projekts und der Theateraufführung „Du musst kein Superheld sein, um die Welt zu retten“ haben zum Ende hin neue Kräfte in mir geweckt. Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht mit den Kindern mehr zu machen, als nur den erwarteten „normalen“ Englischunterricht. Es hat meinem Jahr in Ecuador einen sehr schönen Abschluss gegeben. Die Zeit der letzten Male ist dann sehr schnell angebrochen – bevor ich wirklich gemerkt habe, wie sehr Ecuador für mich zur Heimat geworden ist. Und das in der kurzen Zeit. Plötzlich stand ich vor der Tatsache nur noch einige wenige Wochen zu haben und dabei hatte ich noch so viele Pläne. Obwohl Ecuador solch ein kleines Land ist, habe ich noch längst nicht alles gesehen und obwohl ich die Freunde, Kollegen und die Familie nahezu ständig um mich hatte, konnte ich doch nicht genug mit diesen unternehmen. Der Abschied fällt schwer, wenn man nicht weiß ob es ein „Bis Bald“ oder ein “Lebewohl“ ist. Um es mit den Worten der Schulleiterin auszudrücken: “Dieser Abschied zerbricht mein Herz!“ Mit diesen Worten hat sie den Nagel durchaus auf den Kopf getroffen. Die Begegnungen wurden zu Bekanntschaften und diese wurden dann schnell auch zu Freunden. So entstanden interkulturelle und interkontinentale Beziehungen, die hoffentlich auch lange bestehen bleiben. Es ist Friedensstiftung im Kleinen, die auf diesen Begegnungen beruht. Ich bin mit einem lachendem und einem weinendem Auge zurückgeflogen. Es gibt so viel, was ich vermissen werde; darunter die Gelassenheit und Einfachheit des Lebens sowie die Freude die sich in den kleinen Dingen verbirgt oder einfach nur die günstigen Preise der Avocados. Doch ich freue mich genauso sehr wieder auf Mülltrennung, ein gesünderes Umweltbewusstsein und selbst entscheiden zu können ob man warm oder kalt duscht. (Den täglichen 2 Portionen Reis werde ich auch nicht unbedingt nachtrauern ). Alles was passiert ist, ob gut ob schlecht, hat seine Spuren in mir hinterlassen. Ich habe gelernt, an Herausforderungen zu wachsen und mit viel Geduld und sehr viel Eigeninitiative Dinge zu ändern, die ich ändern kann.Nun da ich zurück bin, kommt aber auch erst der wahre Kulturschock. Dinge die für mich früher selbstverständlich waren, wie das einfache Benutzen einer Spülmaschine oder der genauestens organisierte und pünktliche Tagesablauf brauchen ihre Zeit, um bei mir wieder einen Rhythmus zu finden (ok, der pünktlichste war ich tatsächlich auch vorher nicht). Doch ich bin zuversichtlich, dass ich es schaffen werde, mich selbst da wieder dran zu gewöhnen. Es ist dennoch hilfreich, einen 4 Alexander Steiger kritischeren Blick auf unsere eigene Gesellschaft zu bekommen, da diese nun mal auch nicht perfekt ist. Aber was ändern kann man schließlich immer! Zum Abschluss möchte ich allen danken, die mich während dem Jahr unterstützt haben, ob finanziell oder einfach mental. Jede dieser Unterstützungen hat mir sehr viel geholfen und dieses unglaubliche Jahr für den Frieden erst ermöglicht. Ich danke euch allen von Herzen! 1. Klasse Selfie Wenn ihr mir Rückmeldungen geben wollt oder ihr irgendwelche Fragen habt, könnt ihr mir gerne auch noch unter alex-steiger@t-online.de schreiben. Ich freue mich meine Erlebnisse mit euch teilen zu dürfen. Ein letztes Mal schicke ich euch die besten Grüße y un gran abrazo (eine große Umarmung) Abschied am Flughafen Saludos, Alex Das Gute, das du tust wird morgen schon vergessen sein, tue trotzdem Gutes! - Mutter Teresa Blue Julio Noch zu ergänzen wäre, dass was auch immer in dem Jahr passiert ist: per Hand waschen- DAS hab ich auf jeden Fall gelernt =) 5 Carla Schwarz — Ecuador Gracias por todo mi Ecuador Wow! Es ist unglaublich wie schnell die Zeit vergangen ist. Das ist jetzt schon mein letzter Bericht. Das Jahr kam mir manchmal so unglaublich lange und dann wieder so kurz vor. Es ist ein komisches Gefühl, wenn das Jahr, auf das man so lange gewartet hat, in dem man dann letztendlich so viel mit gemacht hat, Höhen und Tiefen erlebt hat, viel gelacht und manchmal auch geweint hat und so viel neues gelernt hat, jetzt einfach vorbei seien wird. Ich habe mich gefragt, wie das sein wird, wenn ich wieder zurück in mein Heimatland komme, meine Familie und Freunde wieder um mich haben werde und natürlich das gewohnte Essen essen werde. Und wie wird es sein, wenn man sein Leben in Ecuador zurück lässt. Ich kann sagen, dass es für mich nicht leicht werden wird, mich zu verabschieden und zu gehen. Die Gewohnheiten, die neuen und guten Freunde, die neue Familie, alles muss man zurück lassen, mit der Ungewissheit, wann man das alles wieder sehen wird. Auch meine Arbeit werde ich unglaublich vermissen. Meine Kinder, wie ich immer sage, sind mir so ans Herz gewachsen, und mich hat die Arbeit mit den verschiedenen Behinderungen so interessiert und in den Bann gezogen, dass ich in diese Richtung auf jeden Fall weiter gehen möchte. Es ist an der Zeit Danke zu sagen! An pax christi, die mir überhaupt erst dieses Jahr ermöglicht haben, an meine Spender, die mich so fleißig unterstütz haben, und an meine Familie und Freunde aus Deutschland, die mir immer wieder Mut gemacht haben, mich aufgebaut und getröstet haben, wenn es mal nicht so lief wie ich wollte, und die mich auch immer angehört haben, wenn ich von all meinen Erfahrungen und Erlebnissen berichtet habe. Vielen Dank für das alles und noch viel mehr! Jetzt bin ich wieder zuhause angekommen. Mit vielen Tränen habe ich von Freunden und Familie aus Ecuador verabschiedet, aber mich natürlich auf der anderen Seite auch sehr auf mein Zuhause in Deutschland gefreut. 6 Carla Schwarz Als ich in Stuttgart ankam, war ich etwas enttäuscht, dass alles so gleich ist, aber was soll sich auch großartig verändert haben, naja gut bis auf die Stühle in der Eisdiele in meinem Stadtviertel. Es ist so leicht, in seine eine alte Heimat zurückzukommen, dass man fast schon Angst hat, nie weg gewesen zu sein. Aber das ist natürlich Quatsch. Ich habe so viel zu erzählen und ich liebe es über mein Jahr und Ecuador zu berichten. Man muss hier noch sehr viele Vorurteile beseitigen, wie zum Beispiel, dass es in Ecuador nur ärmlich aussehende Städte und Menschen gäbe. Nein! Ecuador ist für mich eines der schönsten Länder, man kann dort so viel erleben und entdecken, es gibt dort alles, was man zum Leben braucht, bis hin zum deutschen Leberkäse und Brezeln. Natürlich kann man es dort einfach nicht mit unserer Kultur vergleichen und das möchte ich auch nicht. Dort ist es anders, und jeder muss für sich selbst entscheiden, ob es einem dort gefällt oder nicht, aber es ist ganz bestimmt nicht schlechter! Bin sehr froh die Möglichkeit ergriffen zu haben, ein Jahr eine andere Kultur und Lebensweise so gut kennengelernt zu haben! Und eins kann ich sagen: Ecuador, ich komme wieder! Ich hoffe sehr, ich konnte euch so durch mein Jahr hinüber mitnehmen und einen kleinen Einblick gewähren. Viele Liebe Grüße an alle da draußen, eure Carla 7 Julia Klemens — Dom. Rep. Hasta pronto! Jetzt ist es so weit; der letzte Monatsbericht, die letzten Wochen hier in der Dominikanischen Republik sind angebrochen und bald geht es nach genau einem Jahr wieder zurück nach Deutschland. In der Schule wurden schon Mitte Juni die „Examenes finales“ geschrieben. In dieser Woche schrieben die Schüler dann jeden Tag zwei Arbeiten. Auch die Englischarbeit ist bei den meisten sehr gut ausgefallen, was mich besonders gefreut hat, weil ich sehen konnte, dass selbst die etwas weniger motivierten Kinder doch so Einiges aus diesem Jahr Englischunterricht mitnehmen konnten. Da in der Schule ja schon Ferien waren, ging es dann für meine Mitfreiwillige Franzi und mich die nächste Zeit den ganzen Tag in den Kindergarten. Auch hier wurden „Examen“ geschrieben, die 3 bis 6-jährigen rechneten ein bisschen und schrieben ihren Namen. Selbst die Einjährigen bekamen ihr erstes „Examen“ was bei den Meisten als modernes Kunstwerk aus Strichen und Kreisen bestand. Nach diesen Examen wurde dann „Diplome“ an die Kinder überreicht und es gab Süßigkeiten, was die Kinder natürlich mehr interessierte als die Diplome. Danach war dann auch der Kindergarten vorbei, dennoch kamen weiterhin einige Kinder, denn es wurde ein „Campamento“, ein Sommercamp für die Kinder angeboten. Den ganzen Tag wurde gespielt, gebastelt und gemalt. Auch wenn nicht mehr so viel zu tun war, verbrachten wir noch einige Tage mit den Kindern und spielten mit ihnen. „Vamos al campo!“ Meine erste Ferienwoche verbrachte ich dann mit meiner besten dominikanischen Freundin, Greisy, in dem Dorf, in dem ihre Familie wohnt. Ein paar Tage schliefen wir in einem ganz einfachen Haus aus Holz und Zinndach, der Boden besteht aus festgetretener Erde und es gibt keine Fenster und kein Strom. Wir zwei schliefen in einem Bett mit drei Kindern der Familie. Trotz der ärmlichen Verhältnisse sind die Menschen hier so gastfreundlich und ich wurde gleich wie ein Teil der Familie aufgenommen und half beim Kochen über dem Feuer. Die meiste Zeit verbrachten wir am Strand oder am Fluss und wir hatten eine wirklich wunderschöne Zeit mit ihrer großen Familie und ihren Freunden. Ich machte mich auch noch einmal nach Samana auf, um Freunde zu besuchen. Dort fuhren wir jeden Tag auf eine Insel, da meine Freunde dort in der Meeresbiologie arbeiten. Wir tauchten, arbeiteten an der Vergrößerung eines Korallenriffes und brachten Sicherheitsseile für die Touristen an. Auch in las Galeras besuchten Franzi und ich Freunde und verbrachten die letzten Ferientage am Strand, bevor es wieder zurück in die Hauptstadt ging. 8 Julia Klemens Jetzt heißt es „Hasta pronto!“- „Bis Bald!“ zu sagen und zu hoffen, dass man sich bald wieder sieht. Es geht zurück ans andere Ende der Welt, zurück in ein ganz anderes Leben, zurück in die Kälte, zurück zu meiner Familie, aber auch weg von all den tollen Freunden, wunderschönen Orten und tollen Erlebnissen, die dieses Jahr in der Ferne so mit sich gebracht hat. Auch „Gracias!“ also „Dankeschön“ will ich sagen, an alle, die mich hier als Teil ihrer Familie und Freunde aufgenommen haben, Gracias für all die neuen Erfahrungen und Erinnerungen aber auch ein ganz großes Gracias an alle, die mich von Deutschland aus unterstützt haben, mich immer wieder motiviert haben und immer an mich geglaubt haben! im Kindergarten Muchas Gracias a todos!!! Und das letzte Mal ganz liebe Grüße aus der Dominikanischen Republik! in der Schule mit Freunden 9 Franziska Ott — Dom. Rep. Letzte Momente Es ist kaum zu glauben, aber mein Jahr hier in der Dominikanischen Republik neigt sich viel zu schnell dem Ende zu. Ich bin irgendwie noch überhaupt nicht bereit, mich zu verabschieden und meine Koffer zu packen... Die letzten Monate waren noch einmal wunderschön: Der Mai war der Monat der Mamas und Ende des Monats wurde im Kindergarten Muttertag gefeiert. Mehrere Wochen studierten die Kinder kleine Gedichte und ein Theaterstück ein, was sie ihren Mamis erfolgreich vorführten. Für mich war es wirklich interessant, die Mütter der Kinder zu sehen, da die meisten Kinder gesammelt in einem schulbusartigen Auto zum Kindergarten gebracht werden und so auch wieder nach Hause fahren. Es war ein schöner Nachmittag. Die Kids waren total aus dem Häuschen, ihre Mütter in ihrem Kindergarten zu haben. Im Juni hörte dann die Schule auf und das war das Erste, was uns sehr deutlich zeigte: Ihr seid nicht mehr lange hier. Es war ein sehr komisches Gefühl, auf einmal nicht mehr jede Woche alle Kinder zu sehen. In der letzten Schulwoche wurden die Abschlussexamen geschrieben. Ein paar Wochen später kamen die Kinder dann für einen Tag nochmal in die Schule, um ihre Zeugnisse abzuholen. Da die Direktorin, die die Examen für Freitag bei sich hatte, sich zwei Stunden verspätete, hatten wir noch viel Zeit für letzte Fotos und Quatsch mit den Kindern. So konnten wir uns bei allen verabschieden. organisierten wir mit Lala, der Köchin, eine kleine Party mit Kuchen und haufenweise Luftballons im Garten. Und dann schloss auch der Kindergarten und auch hier fingen die Ferien an. Jedoch nur für eine Woche, da einige Kinder, deren Eltern arbeiten müssen, weiterhin kamen. Unser sechzehnjähriger Gastbruder Angel hatte Ende Juli seine Graduacion, also seine Abschlussfeier. Er war der Jüngste seines Jahrgangs. Normalerweise sind die Absolventen 18 bis 19 Jahre alt. Knappe zweihundert Schüler bekamen ihr Zeugnis. Darunter waren auch Erwachsene, die abends in die Schule gingen. Das, was mir am meisten gefiel, waren die schönen Roben, die sich die Dominikaner aus den USA abgeschaut haben. Nach einem zweistündigen, sehr langatmigen Redeprogramm ging die Feier los. Die Erwachsenen gingen nach und nach und übrig blieben die Jugendlichen mit einer gut ausgeprägten Feierlaune. Worauf jedoch jeder von uns wartete: El Mayor. El Mayor ist ein sehr berühmter und leicht durchgeknallter Dembowsinger. Es hieß, dass er um acht kommen soll. Nachts um eins war es dann endlich soweit. Die jungen Mädchen kreischten, warfen sich halb auf die Bühne und fielen fast in Ohnmacht, als der blondierte Star die Hände der Mädels berührte. Nach einer halben Stunde war es auch schon wieder vorbei und wir traten gut gelaunt den Heimweg an. Auch die letzten Wochen im Kindergarten waren sehr schön. Nach einer sehr verregneten Zeit, als die Wiese wieder getrocknet war, durften die Kinder nach dem Essen auch endlich wieder draußen spielen, was alle sehr erfreute. Die kleine Jennifer feierte ihren dritten Geburtstag und auch Marcelina, die Chefin des Kindergartens und unsere Gastmutter, feierte ein neues Lebensjahr. Heimlich 10 Franziska Ott In vier Tagen sitze ich mit gepackten Koffern am Flughafen und warte auf meinen Flug zurück nach Deutschland. Es ist ein unglaublich komisches Gefühl, mein Leben hier in der DomRep hinter mir zu lassen. Das einzige, was ich sagen kann, ist, dass es das wohl erlebnisreichste, verschiedenste und wundervollste Jahr meines bisherigen Lebens war. Und ich werde das alles niemals vergessen. 11 Eva Schreiber — Polen Liebe Leserinnen und Leser, vier Wochen vor meinem Abschied von Kreisau schreibe ich diesen letzten Rundbrief. Das Ende meines Freiwilligendienstes in Kreisau schwebte immer irgendwo in weiter Ferne und doch rückte es Tag für Tag näher. Abschiede ziehen sich bei mir wie ein roter Faden durch die letzten zwölf Monate: nach jeder Gruppe, nach Seminaren, nach Besuch. Doch dieser Abschied ist etwas ganz anderes. Ich muss mich verabschieden von dem Ort, der mein zweites Zuhause geworden ist, von den Kolleginnen und Kollegen, von den anderen Freiwilligen der Stiftung, von Polen. Und kurz nach dem Abschied wird es ein Wiedersehen geben, mit meiner Familie, meinen Freunden, den anderen Freiwilligen von pax christi; und es wird auch einen Neuanfang geben, der Beginn des Studiums, eine neue Stadt, eine neue Wohnung. So recht kann ich das noch gar nicht fassen. Seit dem letzten Rundbrief hat sich ein steter Wechsel zwischen Gruppen, Reisen und Besuchern eingestellt. Zwei Freundinnen, die mich besucht haben, konnte ich meine Welt und meinen Alltag hier zeigen. Im Juni wechselte ich die Perspektive, denn ich besuchte Jenni in Skopje und Gerda in Sarajevo, ließ mich von ihnen herumführen und von der Atmosphäre des Balkans mitreißen. Nach einer so intensiven Zeit freute ich mich sehr auf den Urlaub mit Judith in Danzig. Es war sehr entspannend, teilweise am Strand oder mit gemütlichen Stadtspaziergängen und ich hatte endlich mal wieder Zeit zu lesen. Viel zu schnell verflog die Zeit dort und wir stürzten uns wieder in die Arbeit, denn ein besonderes Projekt stand bevor: Es war ein Workcamp für Jugendliche aus Deutschland, Polen und Italien, die gemeinsam auf dem jüdischen Friedhof in der Nachbarstadt aufräumen sollten. Auch wir Freiwillige, die bei dem Projekt teilgenommen haben, durften helfen und konnten schon nach kürzester Zeit Ergebnisse unserer Arbeit sehen. Nach nur wenigen Tagen sah der Friedhof viel besser aus, die Bäume waren zurückgeschnitten, die ersten Gräber wieder freigelegt und von Moos und Efeu befreit und die Mauer neu gestrichen. Das Endergebnis konnte ich leider nicht sehen, denn ich fuhr weiter zum XXXI. Weltjugendtag, an dem ich mit einer Gruppe aus meinem Heimatbistum teilgenommen habe. Zu den Tagen der Begegnung in unterschiedlichen Diözesen waren wir in Breslau untergebracht. Es war so schön, die Stadt, die ich schon so oft gesehen habe, voller Jugendlicher aus der ganzen Welt zu sehen, die miteinander feierten, sangen, tanzten, lachten und beteten. Nach einer Woche in Gastfamilien, was mir einen weiteren Einblick in die polnische Gastfreundschaft gab, fuhren wir weiter nach Krakau, wo der eigentliche Weltjugendtag stattfand. Gemeinsam mit Papst Franziskus und über 500.000 Jugendlichen aus der ganzen Welt feierten wir Messen. Zur Abschlussmesse pilgerten insgesamt sogar 1,5 Millionen Menschen zu einem Feld außerhalb von Krakau, auf dem wir auch unter freiem Himmel geschlafen hatten. Ich kann das Erlebte immer noch nicht richtig in Worte fassen, aber der Weltjugendtag gehört eindeutig zu den Highlights während meines Freiwilligendienstes. Eva Schreiber Mein letztes Projekt in Kreisau wird die "Kleine Kunstschmiede" sein, ein Projekt mit polnischen und ukrainischen Kindern zwischen acht und zwölf Jahren. Als ich letztes Jahr im Sommer hier angekommen bin, fand es auch gerade hier statt. Der Kreis schließt sich also. Und was ist alles in diesem Jahr passiert? Bin ich noch dieselbe wie vorher? Was habe ich gelernt, welche Erfahrungen habe ich gemacht? Wie geht es von nun an weiter? Werde ich jemals wieder nach Kreisau oder Polen zurückkommen? Das sind nur wenige von den Fragen, die in meinem Kopf auftauchen, wenn ich anfange, über das Ende nachzudenken. Manche von ihnen sind einfach zu beantworten, für manche Antworten werde ich etwas Abstand brauchen, manches wird sich zu seiner Zeit ergeben. Was ich jedoch jetzt schon weiß, ist, dass ich sehr dankbar und mit guten Erinnerungen an dieses Jahr zurückdenken werde: An die Menschen, die ich kennenlernen durfte; an die Reisen, die ich unternommen habe; die Erfahrungen, die ich gemacht habe; die Sprache, die ich angefangen habe zu lernen; das Land, in dem ich für ein Jahr gelebt habe und das für mich eine zweite Heimat geworden ist. Danzig Und auch hier schließt sich wieder der Kreis: Es gilt noch einmal „Danke“ zu sagen, an alle, die mich materiell oder mental unterstützt haben und sowohl in leichter als auch in schwerer Stunde zur Seite gestanden haben! Danke für diese unglaubliche Erfahrung und alles Gute! Dziękuję bardzo i wszystkiego najlepszego! Eure Eva Weltjugendtag Judith Oppermann — Polen Liebe Leserinnen und Leser, kaum zu glauben, dass dies nun unser letzter Rundbrief ist. Wo ist die Zeit geblieben? Der Gedanke, Kreisau in vier Wochen zu verlassen, stimmt mich traurig. In Kreisau habe ich eine zweite Heimat gefunden und viele Menschen kennengelernt, die mir ans Herz gewachsen sind. Ich habe meinen Platz hier im Kreisauer Team gefunden. Man könnte mich um drei Uhr nachts wecken und mir sagen: „Judith! Kannst du schnell eine spontane Führung machen?“ und ich könnte direkt die Geschichte Kreisaus im Halbschlaf vermitteln. Ebenso habe ich in den letzten Wochen festgestellt, dass ich eigentlich relativ viel auf Polnisch verstehen und selber reden kann, was ich mir vor einem Jahr niemals hätte erträumen können. Kurz gesagt: es läuft einfach. Natürlich ist die Zeit wie im Flug vergangen, aber dafür habe ich auch in den letzten Wochen wieder sehr viel erlebt. Mehrere Gruppen habe ich mitbetreut – das besondere war, dass es sich meistens um sehr große Gruppen mit ca. 100 Teilnehmenden handelte. Dies war zwischendurch eine echte Herausforderung und natürlich eine ganz andere Arbeitsweise. Bei einem dieser Projekte konnte ich als Teilnehmerin an einem Workshop teilnehmen. Im Musikworkshop schrieben wir in einer kleinen Gruppe ein Lied bzw. einen Rap zum Thema „Flucht“, sangen dies schließlich in einem MiniTonstudio ein und präsentierten es bei einer großen Abschlussgala dem Rest der großen Gruppe. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mal auf einer Bühne stehen werde und rappe – wieder so ein besonderes Erlebnis und eine Möglichkeit, einmal etwas für mich völlig neues auszuprobieren. Und was das Wichtigste ist: Es hat sehr viel Spaß gemacht. In Kreisau ergibt sich so manches spontan – so auch am 17. Juni, an dem das 25. Jubiläum des deutschpolnischen Nachbarschaftsvertrages war. In Breslau fand eine Konferenz zu diesem Thema statt und kurzerhand fuhren Eva und ich mit zwei Kollegen dorthin und konnten sehr spannende Vorträge und Diskussionen hören. Vor einigen Wochen war ich mit in das Projekt „Ewoca“ mit eingebunden. Hier handelte es sich um ein deutschpolnisch-italienisches Workcamp. Gemeinsam arbeiteten die Jugendlichen auf dem jüdischen Friedhof in einer Nachbarstadt und halfen so, dass dieser wieder in einem guten Zustand sein kann. Auch wir Freiwilligen packten kräftig mit an, säuberten Grabsteine und schnitten eine Menge Sträucher. Mit fast zwei Wochen Projektzeit war dies eindeutig mein längstes Kreisau-Projekt. Nach der Gruppe ist vor der Reise und nach der Reise ist vor der Gruppe – so ungefähr sah für mich der Monat Juni aus. Denn bei all der intensiven Arbeit sollte das Reisen nicht zu kurz kommen. Durch Polen zu reisen ist sehr entspannt und vor allem günstig. Es gibt so viele Orte und Städte, die ich zusätzlich noch gerne besucht hätte. Neben einer Reise in die beiden Hauptstädte Berlin und Warschau stand auch ein kurzer Besuch bei Lukas in Świnoujscie auf dem Programm. Ende Juni reiste ich mit Eva nach Danzig, um einen entspannten Urlaub nach all dem Stress zu machen. Wir wurden mit zauberhaftem Wetter belohnt, welches wir dann am Strand genossen. Später kam auch Jenny in Danzig mit dazu und gemeinsam machten wir die Stadt unsicher, lernten neue Leute kennen und hatten einfach eine schöne Zeit. Aber natürlich blicke ich auch gespannt nach vorne, was mich nun nach meinem Freiwilligendienst erwarten wird. Dann beginnt schließlich das Abenteuer Studium. Judith Oppermann Ein ganz besonderes Highlight der letzten Wochen war der Weltjugendtag in Krakau – für uns quasi ein Heimspiel. Für zwei Wochen schloss ich mich, gemeinsam mit meiner Schwester, der Gruppe des Bistums Essen an. Zunächst ging es zu den Tagen der Begegnung in eine kleine Stadt nahe Kattowitz. Dort waren wir für eine Woche in Gastfamilien untergebracht und verbrachten eine schöne Zeit mit Ausflügen, einem Festival in Kattowitz und Zeit in den Familien. Schließlich ging es weiter nach Krakau zum eigentlichen Weltjugendtag. Die Woche in Krakau war äußerst bewegend und schön. Es herrschte eine so tolle Atmosphäre in der ganzen Stadt, welche voll und ganz den jungen Menschen aus der ganzen Welt zu gehören schien. Überall waren Fahnen zu sehen, es wurde gesungen und auf den Straßen getanzt. Am letzten Abend kamen alle auf einem Feld nahe Krakau zusammen, um mit Papst Franziskus eine Vigil zu feiern. Schließlich übernachteten wir unter freiem Himmel auf diesem Feld. Am nächsten Morgen fand dort nämlich die Abschlussmesse mit 2,5 Millionen Gläubigen und dem Papst statt. Es war so schön, mit so vielen jungen Gläubigen zusammenzukommen und sich auszutauschen - ein ganz besonderes Erlebnis. Viel zu schnell ging es wieder zurück nach Kreisau. Nun steht für die nächsten Wochen noch meine letzte Schulbegegnung auf dem Programm, die ich derzeit vorbereite. Heute bin ich genau ein Jahr lang in Polen. An vieles habe ich mich gewöhnt und wenn ich von all diesen Reisen nach Kreisau zurückkehrte, dann kehrte ich nach Hause zurück. An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei all meinen Unterstützerinnen und Unterstützern bedanken. Vielen Dank, dass ihr es mir ermöglicht habt, diesen Freiwilligendienst zu leisten und ins Abenteuer Kreisau einzutauchen. Nach Kreisau zu gehen war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. So viele neue Erfahrungen in den verschiedensten Bereichen habe ich gesammelt, habe Freundschaften geknüpft und internationale Bekanntschaften gemacht, unglaublich viel über die Geschichte des Ortes und über den Widerstand gelernt, mich persönlich weiterentwickelt und so viele wunderbare Momente erlebt. Danke auch an alle, die mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite standen und mich begleitet haben. Und natürlich gilt ein großer Dank auch meinen Mitfreiwilligen Natalia, Kateryna, Eva und Charlotte sowie dem ganzen Team der Jugendbegegnungsstätte. Tausend Dank für diese schöne Zeit! Nun genieße ich noch die letzten Wochen im Hier und Jetzt – im Abenteuer Kreisau. Do widzenia w Niemczech! Auf Wiedersehen in Deutschland! Eure Judith Jakob Niezborala — Polen 12 Monate, die ich nicht vergessen werde Mit dem Schreiben des vierten Calypso-Artikels leitet sich nun das Ende meines einjährigen Freiwilligen Sozialen Jahres ein. Während der gesamten Zeit habe ich viele Ereignisse erlebt, die reich an wertvollen und wichtigen Erfahrungen waren, so auch in den vergangenen Wochen, die sich bei uns im Zentrum rund um die Weltjugendtage gedreht haben. Diese sind ein Pilgerweg der katholischen Kirche, an dem alle drei Jahre hunderttausende von jungen Pilgern aus aller Welt teilnehmen, um in einem zuvor ausgewählten Gastgeberland das "junge und aktuelle Geheimnis der Kirche im gemeinschaftlichen Erlebnis von Pilgerfahrt, Gebet, Meditation und Gottesdienst zu entdecken". Dieses Jahr stand Polen als Gastgeberland fest, wobei Krakau der Hauptaustragungsort war. Während der gesamten zwei Wochen kamen auch hunderttausende junge Pilger nach Oswiecim, um das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zu besuchen. Zu diesem Anlass hat das CDiM eine Internetseite eingerichtet, auf der die Teilnehmer eine Einführung und Vorbereitung für den Besuch der Gedenkstätte erhalten konnten. Zudem wurde auf dem Gelände des Zentrums ein großes Zelt aufgestellt, welches als Kapelle für bis zu 200 Personen diente. Dieses wurde täglich von mehreren Pilgergruppen aus den unterschiedlichsten Länder und Kontinenten genutzt. Viele der Jugendlichen haben während der Meetings ihrer Gruppe gemeinsam den zumeist nicht einfachen Besuch der Gedenkstätte aufgearbeitet und dabei einen Ort des Verständnis und des Zusammenhalts kreiert. So war die Atmosphäre während der gesamten zwei Wochen sehr offen und ließ sich auch trotz der schlimmen Ereignisse von Nizza nicht überschatten. Diese Eigenschaften habe ich allerdings nicht nur bei den Pilgern der Weltjugendtage wiedererkannt, sondern auch häufig bei unseren Schulgruppen, die mehrere Tage in Oswiecim verbracht haben, um gemeinsam mehr über das Thema Auschwitz zu lernen. Dabei habe ich gemerkt, dass die Emotionen, die die Gruppen, aber man selbst auch, während der Führung der Gedenkstätte fühlt, entscheidend sind, da sie uns helfen, die Wichtigkeit der gesamten Bedeutung des ehemaligen Lagers, besser zu erkennen. Gerade aufgrund solcher Erkenntnisse hat sich für mich die Arbeit im Zentrum sehr gelohnt, da sie mir persönlich im Laufe des Jahres weitaus mehr gegeben haben, als ich es mir zuvor vorstellen konnte. Damals habe ich mein Projekt mit den Erwartungen aufgenommen, meine Sprachkenntnisse zu verbessern und zudem das Heimatland meiner Eltern besser kennenzulernen. Allerdings hatte ich auch Sorgen aufgrund der Ungewissheit, wie sich meine Arbeit gestalten wird und wie die Menschen, die Stadt und die Wohnverhältnisse sein werden. Jedoch wurden mir diese Bedenken schon zu Beginn meines Projektes genommen, da ich durch ein offenes Umfeld aufgenommen wurde, welches sich sehr bemüht hat, mir bei den Einstiegshürden entgegenzukommen. So dauerte es auch nicht lange, bis ich das Gefühl hatte, hier nicht erst seit einigen Wochen, sondern vielmehr schon seit mehreren Jahren zu arbeiten. Zurückkommend auf die Erwartungen, kann ich jetzt behaupten, dass diese sogar übertroffen wurden. Jakob Niezborala Innerhalb der zwölf Monate hatte ich jeden Tag Kontakt mit der polnischen Sprache und zwar auf eine viel intensivere Art, als ich sie zuvor kannte. Durch die Möglichkeit, mehrmals meine journalistischen Fähigkeiten für die Museumszeitung Oś unter Beweis zu stellen, konnte ich meine polnischen Grammatikkenntnisse grundlegend verbessern, auch wenn mir zum Glück meine Mitarbeiterin Beata bei der Korrektur zur Hilfe stand. Zudem konnte ich für mich wichtige Erkenntnisse über mein Einsatzland schließen. Seit ich mich erinnern kann, war ich jedes Jahr mindestens zweimal in Polen, um während meiner Schulferien meine Familie zu besuchen. Diese Zeit verbinde ich überwiegend mit sehr positiven Erinnerungen und Ereignissen. Allerdings musste ich mir zugestehen, dass die Wirklichkeit in den Ferien nicht der Wirklichkeit im Alltag entspricht und nicht alle Dinge so sorglos und entspannt ablaufen. Das wurde mir vor allem klar, als ich mich mit Menschen meines Alters unterhalten habe. Schon seit geraumer Zeit hat das Land Probleme im Gesundheits- und Sozialsystem und zudem Schwierigkeiten, seinen jungen und zumeist gut qualifizierten Einwohnern eine gute Zukunftsperspektive zu bieten. Dies führt bei einem Teil der Jugendlichen dazu, im Ausland nach Arbeit zu suchen. Ein anderer Teil bleibt jedoch im Land, meist ohne gut bezahlte Arbeit, was bei einigen Frust hervorruft, der von rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen benutzt wird. Dadurch habe ich leider das Gefühl, das bei vielen Jugendlichen ein Patriotismus hervorgerufen wird, der an vermeintlich positive Aspekte der Landesgeschichte anknüpft, sich gegen Fremde richtet und jedoch außer acht lässt, dass Polen zu den erwähnten Zeiten selbst ein Vielvölkerstaat war. So wurde mir häufig in Gesprächen mit Gleichaltrigen Kritik an der deutschen Flüchtlingspolitik vermittelt und dabei ein Klima der Fremdenfeindlichkeit geschaffen. Allerdings begegnete ich im Laufe des Jahres auch vielen Jugendlichen, die sich nicht von dieser Atmosphäre haben anstecken lassen. Es waren Menschen, die ebenfalls andere Länder und Kulturen entdecken wollten und ihr Hauptaugenmerk nicht auf die Herkunft, sondern vielmehr auf den Charakter einer Person legten. Vor allem aber die Hilfsbereitschaft, Gastfreundschaft und Zuverlässigkeit vieler Leute haben mich sehr beeindruckt und die Basis für Freundschaften gelegt, die ich auf jeden Fall in Zukunft aufrechterhalten möchte. Diese Atmosphäre zeigte sich auch während der Weltjugendtage, an denen Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern, offen von der Bevölkerung empfangen wurden und gemeinsam zwei friedvolle Wochen miteinander verbrachten. All diese Erfahrungen haben mir geholfen, die Dinge auch aus anderen Perspektiven zu betrachten. Vor allem aber das Thema Auschwitz und die Bedeutung der Geschichte sind für mich heute von weitaus größerem Stellenwert. Im Verlauf meines Projektes habe ich leider mitbekommen, dass rechtspopulistische Parteien nicht nur in Deutschland, aber auch in anderen Ländern die Ängste der Menschen für ihre Zwecke nutzen, um Hass gegen Fremde zu schüren. Diese Methoden unterscheiden sich nicht sehr von denen, mit denen man vor über 70 Jahren Politik gemacht hat. Dabei vergisst man zu häufig die fatalen Fehler dieser Zeit und geht mit seiner historischen Verantwortung zu leicht um. Umso wichtiger ist es nun, vor allem Jugendlichen zu ermöglichen, in Form von Gedenkstättenbesuchen und Zeitzeugengesprächen, aus diesen Fehler zu lernen. Und auch ich werde es mir zum Ziel setzen, weiter in Zukunft meinen Freunden und Bekannten, aber auch Fremden zu erzählen, wie es damals war, als Freiwilliger in Oswiecim/Auschwitz zu arbeiten. Zeltkapelle Gruppe Weltjugendtag Luzie Luft — Polen Dieses Mal fange ich mit dem Traurigen zuerst an, da das auch wesentlich für den Verlauf der letzten Zeit ist. Und zwar haben die Semesterferien begonnen hier in Olsztyn, und die Stadt ist auf einmal eine ganz andere. Die meisten Studenten fahren nach Hause oder haben einen Job irgendwo anders, was bedeutet, dass plötzlich wesentlich weniger Leute in der Stadt unterwegs sind, viele Bars und Klubs geschlossen haben, und die Stimmung einfach eine ganz andere ist als vorher. Natürlich sind unter diesen Studenten viele meiner Freunde, die ich jetzt nicht mehr wie gewohnt täglich sehen kann. Ein Vorteil daran ist allerdings, dass ich einige davon bei ihren Familien besuchen konnte und neue, meist kleinere, Städtchen wie Elblag oder Morag sehen konnte. Neben den polnischen Studenten sind auch die ganzen Erasmusstudenten aus der Türkei, Frankreich, Litauen, Rumänien, Deutschland....zurückgefahren, weshalb auch keine Erasmus-Veranstaltungen mehr stattfinden. Aus dem Grund war jetzt der perfekte Zeitpunkt, um Besuch aus der zweiten Heimat zu empfangen. Meine Eltern zum Beispiel kamen für ein Wochenende nach Polen. Dieses Mal wollten wir uns in einer anderen Stadt treffen und haben uns für Wroclaw, Breslau, entschieden. Eine, wie die meisten Polen sagen, der schönsten Städte Polens. Wir hatten zwar nur echt wenig Zeit, aber es war super schön, Mama und Papa wiederzusehen und ich kann definitiv bestätigen, dass die Stadt traumhaft schön ist. Im Moment sind auch meine Geschwister in Olsztyn. Die letzte Gelegenheit, die Stadt zu besuchen haben sie genutzt und sind zu dritt hergekommen. Für einen kurzen Trip sind wir mit dem Auto in die Masuren gefahren, haben die Stadt Mikolajki angeschaut und sind drum herum in den Wäldern und an den Seen, von denen es hier unzählige gibt, spazieren gegangen. Heute werden sie zum Museum kommen, worauf ich mich freue, weil ich mittlerweile echt stolz bin, es zeigen zu können und zu erzählen, wie hier alles zustande gekommen ist. Da ich jetzt meine Geschwister wiedergesehen habe, muss ich sagen, dass ich mich auch ein bisschen auf meine Rückkehr nach Deutschland freue. Zwar ist die Zeit in Polen der Hammer und ich werde 100 pro wiederkommen so oft und so bald es geht, aber nochmal für eine Weile meine Leute daheim sehen und in Aachen leben, klingt mittlerweile gar nicht mehr so unvorstellbar wie vor einem Monat, als ich mir die Rückkehr partout noch nicht vorstellen konnte. Auch meine Cousine Ellen war zu Besuch und das für ganze eineinhalb Monate. Mit der war ich natürlich auch wieder unterwegs. Zum Beispiel hatten wir einen wunderschönen Urlaub am Meer, wo wir bei einer super lieben (und reichen) Familie mit zwei kleinen Kindern und zwei kleinen Katzen Couchsurfen waren. In Danzig dann haben wir Leute kennengelernt, die uns mit ihrem Boot mit aufs Meer zu einer Sandbank mit Seelöwen genommen haben, mit uns grillen und feiern waren, und mal wieder konnte ich feststellen, dass Leute in Polen mit wenigen Ausnahmen einfach tausend mal offener und freundlicher sind als ich es aus Deutschland gewohnt bin. Zurück in Olsztyn startete eine unbeschreibliche Megawoche! Die Kortowiada. In der Woche gibt es Paraden durch die Stadt, einige Leute sind verkleidet, es gibt Wettbewerbe, man kann Bungee jumpen, es gibt Konzerte von großen Bands aus Polen, wie zum Beispiel Enej, die ich sehr liebe, die auch aus Olsztyn kommen, oder Bednarek, auch ein super Musiker, und Partys ohne Ende. Für diese eine Woche ist es sogar erlaubt Alkohol auf den Straßen zu trinken, was ja normalerweise in Polen ganz schön viel kosten würde, da es verboten ist. Es war so schön, die ganze Stadt auf den Straßen zu sehen und auch die ganzen ehemaligen Olsztyner die jedes Jahr zur Kortowiada zurück nach Hause kommen. Ein tolles Erlebnis für mich und ab jetzt hoffentlich eine Tradition zwischen mir und den anderen Freiwilligen aus Olsztyn, da wir uns gerne zumindest einmal im Jahr, genau hier zu Luzie Luft diesem Festival, wieder treffen möchten. Ein anderes begehrtes Thema in Polen die letzte Zeit war natürlich Fußball. Ich bin froh ausgerechnet zu so einer, für Polen, tollen EM hier gewesen zu sein. Ich hatte den Eindruck, dass Fußball hier mit viel weniger Aggressivität geguckt wird und dass es hier wirklich viel mehr um den Zusammenhalt geht. Auf der Arbeit, habe ich wieder neue Aufgaben bekommen, und zwar haben wir angefangen, unsere Äcker zu bepflanzen, was natürlich wieder neue Arbeit mit sich bringt. Die Sachen, die wir pflanzen, dienen natürlich in erster Linie der Demonstration und die Sachen, die wir ernten, werden daher nicht verkauft, sondern entweder an die Tiere verfüttert oder an die Mitarbeiter gegeben, weshalb ich viele Sachen aus eigenem Anbau probiert habe. Super lecker! Mit den Tischlern arbeite ich immer noch viel zusammen, was mir wirklich echt gut gefällt und eventuell möchte ich in dem Bereich gerne mehr lernen, da ich immer noch keinen langfristigen Plan für die Zukunft habe. Ein anderer, mir leider sehr unangenehmer Bereich meiner Arbeit ist mittlerweile Lyra spielen. Ein altertümliches Instrument, was ich leider nicht beherrsche. Als zusätzliche Attraktion soll in manchen Gebäuden im Museum Musik auf originalen oder nachgebauten damaligen Instrumenten gespielt werden. Leider muss ich das ab und an auch machen, was für mich und meine Zuhörer allerdings nicht besonders angenehm ist...für Kinder scheint es allerdings sehr unterhaltsam zu sein. Sie fragen oft nach Zugaben oder wollen es selber probieren. Meine Zeit hier neigt sich leider, leider dem Ende zu, obwohl ich und meine Mitbewohnerin das einfach noch nicht realisieren können. Gerade eingelebt und noch nicht mal einen echten Alltag (wenn man Alltag als diesen negativ konnotierten Trott definiert) und schon muss man wieder gehen. Ich werde so viele Dinge hier vermissen: das Essen, meine Wohnung, die pünktlichen Bahnen, die süßen Geschäfte, diese gelassene Art, die die Menschen hier ausstrahlen, während viele der Deutschen schon längst gestresst wären, meine Arbeit und alle Tiere von dort natürlich und alle alle lieben Leute, die ich hier kennengelernt habe. Es sind meistens kleine Dinge, von denen ich jetzt noch gar nicht weiß, dass ich sie vermissen werde, aber wenn ich sie nicht mehr um mich habe, aber auch die großen, offensichtlichen. Trost spenden mir ganz eindeutig die Pläne, die ich habe für die nächste Zeit, in der ich Polen wieder besuchen werde. Im November zum Beispiel gibt es zwei Festivals in Katowice und Poznan, zu denen ich fahren werde, dann bin ich im Winter auf eine Hochzeit in Olsztyn eingeladen...ich bin also nicht für immer weg. Trotzdem werde ich dieses Leben, an das ich mich nun gewöhnt habe und was mir so gefällt, einfach nicht beibehalten. Schade. Jetzt will ich mich einfach nur noch bedanken. Diese Zeit gehört zu der schönsten meines Lebens, ich denke, das kann ich so sagen und verändert hat sie mich und das auf jeden Fall ins Positive. Ich habe vieles gelernt und viele kennengelernt. Bin gelassener im Umgang mit ungewohnten Situationen geworden und neugieriger was reisen und Sprachen angeht. Jetzt habe ich keine Zeit mehr zum Weiterschreiben, ich muss gehen und die allerletzten Tage ausnutzen. Luzie Lukas Jansen — Schland エンデ Das ist nun der letzte Rundbrief den ich schreiben werde. Alles hat ja ein Ende, nur ich hätte jetzt nicht gedacht, dass es so schnell kommt. Mein Dienst in Polen war ja schon im Juni zu Ende und jetzt bin ich die letzten zwei Monate noch in Aachen im pax-Büro. Aber mal von Anfang an. Friedenslauf Als ich also Ende Juni hier im Büro angekommen bin, war viel los. Der Friedenslauf in Aachen stand kurz vor der Tür und deswegen mussten wir noch viel vorbereiten. Es hat auch viel Spaß gemacht und dann stand auch schon der große Tag vor der Tür. Es ging sehr früh los. Um 4:00 Uhr klingelte der Wecker. Nachdem ich dann um 4:30 aufgestanden war, habe ich noch zwei Freunde von mir abgeholt (welche mitgeholfen hatten) und dann ging es auch schon los nach Aachen. Um 6:00 Uhr waren wir da und dann ging der Aufbau los. Zuerst musste die gesamte Strecke mit Gittern abgesperrt werden. Die Dinger waren furchtbar schwer. Danach ging es dann auch schon zu den einzelnen Streckenabschnitten. Ich hatte den Abschnitt „Büchel“, welcher sehr steil Berg auf ging. Und kurz später kamen dann auch schon die ersten Läufer. Das war die erste Gruppe und das waren Grundschüler aus Aachen und Umgebung. Die Grundschüler waren einfach. Es hat so gut wie keiner geschummelt und es wäre alles reibungslos verlaufen, wenn es nicht den einen Falschparker gegeben hätte. Dieser ausgesprochen unfreundliche Herr wollte auf einmal durch alle Kinder fahren. Dann kam aber die Exekutive und das Problem wurde gelöst. Nach einer kleinen Pause kamen dann die weiterführenden Schulen. Die waren durchaus herausfordernder, da es manche Kandidaten gab, welche des Öfteren abkürzen wollten. Das ließ sich aber lösen. Man musste einfach sich einfach an bestimmte Stellen hinstellen und böse gucken. So wurde noch aufgeräumt und nach einem leckeren Mettbrötchen ging es dann nach Hause…schlafen. Aachen als Solches Aachen ist eine schöne Stadt mit sehr gutem Wetter (außer von Mo-Fr und am Wochenende). Es gibt einige Dinge, die ich nicht so ganz verstehe, wie z.B. dass es hier so viele Fahrradfahrer*innen gibt, obwohl hier so viele Berge sind. Es ist eine sehr junge, moderne und sehr schöne Stadt, fast wie Mönchengladbach nur weniger asi. Jeden Morgen die Pendelei mit der RE4 ist auch sehr entspannend und ich muss immer noch lachen, wenn die Stimme im Zug „Nächster Halt: Geilenkirchen“ sagt. Wenn man dann in Aachen ankommt, ist der Ärger immer groß weil die Busse hier nie pünktlich sind. Das kann Gladbach besser. Projekte im Büro Nach dem Friedenslauf war wesentlich weniger Arbeit zu tun im Büro. Weswegen ich das Projekt zur Verschönerung des Büros begonnen hatte. So wurde z.B. das Hintergrundbild von meinem Chef geändert. Jetzt hat er Margaret Thatcher als Hintergrundbild, was seine Produktivität steigern soll. Außerdem wurden Warnschilder ausgehangen, welche es verbieten, Pokémon Go im Büro zu spielen. Auch das soll die Produktivität steigern. Lukas Jansen Aber selbstverständlich sind die Dinge, welche ich im Büro mach, nicht nur kosmetischer Natur. Es kommen jeden Tag neue Aufgaben, welche immer ganz unterschiedlicher Natur sind und eigentlich immer Spaß machen (außer die Spülmaschine ausräumen). Pokémon GO Ja wat is denn hier los!? Auf einmal sind alle am Pokémon spielen (außer meine Kollegen). Abends im Bunten Garten an den Mühlsteinen sitzen oft 100 Menschen an den Lockmodulen. In Düsseldorf wurde auf der Kö eine Brücke wegen Überlastung gesperrt. In Szczecin wurden extra neue Sitzmöglichkeiten aufgestellt. Ich meine, ich möchte mich davon nicht ganz freisprechen. Auch ich gehe gelegentlich Pokémon fangen und das macht auch ganz viel Spaß. Aber im Büro darf ich ja sowieso nicht spielen. Aber es lohnt sich auch nicht sonderlich. Hier haben wir keine Pokéstops in der Nähe und alle Arenen sind von Menschen mit mindestens Level 36 eingenommen; da hat man ja eh keine Chance gegen. Das ist jetzt auch das Ende Das war’s jetzt auch. Alles ist fast vorbei. Nur noch vier Wochen. Deswegen ist es jetzt, glaube ich, Zeit für Danksagungen oder so. Also ich bedanke mich bei allen Lesern und Leserinnen, bei allen Menschen, mit den ich bei der Caritas zusammen arbeiten konnte, bei allen Mitfreiwilligen, bei den Menschen die alles vorbereitet haben, bei meinen Eltern und Freunden und bei den Menschen im pax-Büro, welche mich so nett aufgenommen haben. Tschö さようなら Cześć! Tot ziens! Salut! Esel Fest in Wesel Danijela Zec — Schland Habe ich die Zeit gut ausgenutzt und verbracht? JA, HABE ICH! Schon wieder ein Rundbrief zu schreiben heißt, dass ich immer näher am Ende des Jahres bin. Und jetzt schreibe ich meine letzten Wörter und die letzten Sätze in diesem Jahr, die Sie lesen können. Die letzten Monaten habe ich viel gearbeitet. Einige Leute (Spasoje und Luciano) aus Bosnien waren in Aachen und ich habe ihnen gezeigt, was ich mache und wie ich die Zeit in Aachen verbringe. Danach haben wir in pax christi den 15. Friedenslauf vorbereitet. Dieses Jahr hatten wir ca. 3500 Kinder und am 1. Juli habe ich mitgeholfen und bin mitgelaufen. Das war ein toller Tag und am Ende waren wir alle zufrieden, dass wir etwas für den Frieden machen konnten. Über die Situation im westlichen Balkan habe ich in Viersen berichtet. Das war eine Veranstaltung vom forumZFD, bei der wir die Frage diskutiert haben „Wie geht es dem Balkan?“ In Aachen fand Mitte Juli das erste Aachener Friedenscamp statt und da habe ich auch teilgenommen. Die Teilnehmer waren aus Serbien, Bosnien- Herzegowina, Deutschland, und Belgien und Flüchtlinge, die jetzt in Aachen leben. Am Ende des Camps hatten wir eine Veranstaltung mit kleinem Konzert, einer Ausstellung, einem Film und einem Theaterstück. Hier haben wir durch Musik, Kunst, Film und Theater versucht Frieden zu verstehen, zu machen und weiterzuführen. Meine Nachfolgerin Dragana ist angekommen und ich habe ihr die Stadt gezeigt, meine Freunde hier vorgestellt; Einarbeitung gemacht...Jetzt macht sie einen Sprachkurs und bereitet sich für ein tolles Jahr vor. Mit ihr und anderen Freunden habe ich noch einige Feste hier verbracht und habe mich immer wie Zuhause gefühlt. Ich war auch am Tivoli und da habe ich zum letzten Mal als Abschied, „You´ll never walk alone“ mit Alemannia-Fans gesungen. Und weil das mein Lieblingslied ist, habe ich mich sehr wohl gefühlt. Von einigen Mitarbeitern musste ich mich schon verabschieden, weil sie jetzt Urlaub haben und das heißt, dass Verabschieden schon begonnen hat und ich bin sehr traurig, dass ich Deutschland verlassen muss. Jetzt am Ende frage ich mich, ob ich alles gut und wie ich es wollte gemacht habe und mache schon in meinem Kopf eine Auswertung. Obwohl ich jetzt immer nachdenklich bin, versuche ich noch einen schönen Monat hier zu haben Am Ende wollte ich mich bedanken bei allen, die mir dieses Jahr ermöglicht haben, bei allen, die mich unterstützt haben; bei Kolleg*innen im VinzenzHeim und pax christi; bei meinen Freunden; bei Dawid, meinem Mitbewohner und allen Leuten, die ich hier kennengelernt habe. Велико Вам свима хвала! Eure Danijela P.S. Deutschland, bis bald! 22 Aachener Friedenslauf Betriebsausflug Liège Aachener Sommer Schifffahrt Vinzenz-Heim Betriebsaufslug, Antwerpen 23 Dawid Chudy — Schland Vor einem Jahr bin ich in Aachen angekommen um neues Leben zu anfangen. Seit dann habe ich mir nie gedacht, dass dieses Jahr so schnell verpasst konnte. Immer habe ich mir gesagt, dass ich noch viel Zeit hatte. Manchmal denke ich, dass das mein großer Fehler war. Ich habe so viele Sache auf später verschoben, dass ich befürchte, dass ich nicht alles was ich wollte gemacht habe. Leider habe nicht mehr Zeit. Genau heute in einem Monat wird mein Freiwilligendienst zu Ende gehen und mein Abenteuer in Deutschland mit ihm. Auf jeden Fall nicht für immer, aber mindestens bis zum nächsten Sommer. Jetzt muss ich mich für den Abschluss vorbereiten, den ich überhaupt nicht will. Ich will nicht die Leute, die ich hier kennengelernt habe schon abschieden. Zum Glück abschiede ich mich mit dem Gefühl, dass Ich etwas erlebt habe, was ich bis an Lebensende nie vergessen werde. Gegenwärtig finde ich, dass mein Jahr in Aachen ein der besten Momente des Lebens war. Jeden Tag machte mir die Arbeit Spaß und gab mir neue Herausforderungen, die ich gerne annahm, dadurch war es mir nie langweilig und ich empfand Sachen, die ich nicht empfunden hätte, wenn ich nicht nach Aachen gekommen wäre. Eigentlich zwischen Mai und August hatten wir viel zu tun. Im Mai Danijela, Anaïs, Bene und ich sind Wandern gegangen. Durch den Waldweg, durch die drei Länder, nach circa 3 Stunden den erholsamen Spaziergang haben wir der Dreiländereck erreicht. An der Grenze zu Belgien, Holland und Deutschland haben wir noch ein bisschen Spaß an dem Spielplatz gehabt und dann sind wir auf eine Reise für Pommes gegangen, die wir erst in Valls essen konnten. Natürlich für den Weg zurück hatten wir keine Kraft und haben wir uns entschieden mit dem Bus nach Hause zu fahren. angekommene Lukas schon richtig arbeiten angefangen haben. Wir – Danijela und ich – haben uns einer Gruppe angeschlossen um 21 Juni, nach dem Betriebsausflug von Vinzenz-Heim nach Antwerpen. Von diesem Tag arbeiteten wir dort jeden Tag bis zum 4. Juli. 1. Juli war der Tag des Laufes. Über 3500 Schüler*innen haben am 15. Aachener Friedenslauf teilgenommen, um ein Zeichen für den Frieden zu setzen und Geld für Friedensprojekte zu sammeln. Der Tag war sehr intensiv. Als Organisatoren mussten wir alles aufbauen und abbauen und die Strecke sichern. Zum Glück haben wir viel Hilfe von anderer Organisationen und Freiwilligen bekommen und alles hat geklappt ohne Probleme. Das war bestimmt ein Grund zu feiern, deswegen 3 Tagen nach dem Lauf Bene hat uns für grillen eingeladen, wo konnten wir einfach erholen. Um 5. Juli haben wir pax christi Betriebsausflug gemacht und mit allem sind wir nach Liege in Belgien gefahren. Schifffahrt, Pommes, Bier, Waffeln.Im Juli habe ich mit den Mitarbeiter und Bewohner der Achterstraße nach Bayern gefahren, wo hat das größte Samba-Festival außerhalb Rio´s stattfindet. Über 3000 Künstler und 200000 Besucher aus aller Welt in die Coburger Innenstadt haben brasilianisches Flair gezaubert. Das Festival ist eines der großen Aushängeschilder, sowie ein Image- und Wirtschaftsfaktor der Stadt Coburg geworden. Durch die 3 Tagen haben wir an fast nackten Frauen geguckt und brasilianische Kultur in Begleitung von der Tanzen und Musik kennengelernt. Die Stimmung da war unbeschreiblich. Man muss das selber sehen um die zu fühlen. Juni hat unter dem Zeichen des Friedenlaufes übergeben. Besondere Atmosphäre war spürbar schon ab Anfang des Monats, wenn Anais, Tatiana, zwei Praktikantin – Lena und Lea, die ihre Praktikum im Büro gemacht haben um mit dem Friedenslauf uns zu helfen, natürlich Benedikt und der ein bisschen später PS. Ich habe vergessen über das Wetter in Aachen zu beklagen. Das ist - wie immer – schlecht. Aber habe ich schon paar Mal die Sonne gesehen. Und jetzt ist August und noch nichts ist passiert. Ich warte auf das Abschlusssemminar. Bis dann. 24 Dawid ´Jose´Chudy Gerda Seidelmann — BiH Außer Atem und glücklich Die Zeit rennt, der Sommer rennt an mir vorbei und ich renne hinterher und versuche die Zeit einzufangen. Mein Lauf zwingt mich, viel zu erleben, alles zu genießen, jede Möglichkeit zu nutzen und jeden wertvollen Moment hier auszukosten. Ich bin außer Atem und glücklich. Die letzten Monate war ich unglaublich viel unterwegs. Ende Mai verbrachte ich mit drei anderen Freiwilligen zwei Wochen in einem Auto, wir genossen das Leben und cruisten durch den Balkan. Die Straßen führten uns über Mazedonien nach Albanien und schließlich Montenegro. Die meiste Zeit reisten wir aber im sehr unterschätzen, wundervollen Albanien. Wir humpelten über kaum befahrbare Schotterpisten, verfuhren uns im Gebirge, genossen wundervolle Aussichten, schwammen in blauen Seen, unter Wasserfällen und in der Adria, lernten spannende Menschen kennen, aßen allerlei interessante Dinge (zum Beispiel ein Dessert aus Reis und Schaffleisch), wir bestiegen Burgen, ließen uns von Städten treiben, genossen die Ruhe der Natur... Kaum in Sarajevo zurück brach ich Anfang Juni sofort wieder auf, rannte weiter. Mit dem Forum ging es nach Köln zur Feier des 20-jährigen Bestehens der Organisation. Das bedeutete, dass alle Mitarbeiter aus der ganzen Welt anreisten, um gemeinsam eine Woche zu verbringen. Ich fand mich also plötzlich zwischen Friedensfachkräften aus dem Iran, Kambodscha, den Philippinen, dem Libanon, dem ganzen Balkan und Deutschland, und wir alle waren fasziniert davon, dass wir, obwohl wir aus so unterschiedlichen Kulturen kommen, verschiedene Sprachen sprechen, verschiedenen Problemen gegenüberstehen, doch das selbe Ziel haben: Frieden. Wie man das mit dem Frieden nun anstellt, darüber wurde viel diskutiert und gearbeitet, es wurde sich ausgetauscht und voneinander gelernt. Für mich war es eine ermutigende Erfahrung, all diese Menschen kennenzulernen und zu sehen, wie eine einzige Idee sie alle verbindet und wie weit man damit in 20 Jahren schon gekommen ist. Mit dem Thema ging es für mich zwei Wochen später nochmal ganz intensiv weiter. Das Forum gab mir die Möglichkeit, an einer internationale Sommerschule der Universität Sarajevo teilzunehmen. Mit einer Gruppe Studenten aus der ganzen Welt beschäftigten wir uns zwei Wochen mit Themen, wie Vergangenheitsaufarbeitung, mit Konflikten, Versöhnung, Frieden, Krieg, mit der aktuellen Situation hier in Bosnien und Herzegowina und damit, wie man mit einer Nachkriegsgesellschaft umgehen kann. Es gab einige Vorlesungen, Vorträge, Workshops, Diskussionen, und wir haben lokale und internationale Organisationen besucht. Am Ende stand ein Trip, der uns unter anderem in das Dorf Klotjevac führte. Klotjevac gibt es eigentlich nicht mehr, seit dem Krieg fährt eigentlich niemand mehr dorthin. Wir taten es trotzdem, wurden herzlich aufgenommen von einer der zwei zurückgekehrten Familien und lebten drei Tage zwischen Ruinen und Idylle, in einer wundervollen Berglandschaft in einem ausgelöschten Dorf. Ich hörte wieder Geschichten von Krieg, direkt von den Leuten, hörte die Geschichte einer Kindheit in Angst, die Geschichte einer Flucht durch den Wald, die Geschichte von den toten Nachbarn, die Geschichte der zerstörten Moschee...noch viel mehr sagen mir all die Geschichten, die nicht mehr erzählt werden können, all die Häuser zu denen niemand zurück kehren kann, 800 Menschen allein aus Klotjevac, die keine Geschichten mehr erzählen. Das letzte Ziel des Ausflugs war Srebrenica, wir fuhren zur Gedenkstätte für den Genozid 1995, ein unheimlicher Ort, ich kann das nicht beschreiben, 8000 Leben, drei Tage... 20 Jahre sind lang, aber die Wunden sind lange nicht verheilt und der Krieg gehört zu Bosnien, was die Menschen erlebt haben, gehört zu ihnen, der Krieg gehört zum Leben, das Sterben ist vorbei, aber der Tod lässt die Menschen nicht los. 25 Gerda Seidelmann Ich versuche nun seit einem Jahr zu verstehen, was hier passierte, versuche, eine Logik zu erkennen und mir ein Bild zu machen. Ich kann das nicht, ich kann das nicht begreifen und das ist auch okay so, so was kann niemand verstehen, der es nicht erlebt hat und selbst diejenigen können es kaum fassen. Aber ich merke, dass ich es manchmal fühlen kann, manchmal glaube ich zu wissen, wie es den Leuten ging, verstehe die Emotionen eines Moments, verstehe eine Geschichte, verstehe einen Bruchteil des Ganzen. Ich kann nur versuchen, den Leuten zuzuhören, kann nur versuchen, ihnen ein bisschen Raum für ihre Geschichten zu geben, kann ihnen ein bisschen Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Allein dafür hat es sich schon gelohnt, deren Sprache zu lernen. Diese Sommerschule hat mir so viel beigebracht und besonders die Bekanntschaft mit all den anderen Teilnehmern, all die Begegnungen, so viele neue Gedanken, unendlich viele Eindrücke hinterlassen sehr viel Motivation und das Vorhaben, nicht die Verbindung zu dieser Region zu verlieren und auf jeden Fall in irgendeiner Weise weiterhin ein kleines bisschen was zu bewegen. Ende Juli schon wieder unterwegs... ich entdeckte die Region Herzegowina und die montenegrinische Küste mit Freundinnen aus Deutschland. Zeige ihnen ein wenig von meiner neuen Heimat und freue mich, sie für den Balkan begeistern zu können. Doch nicht nur große Reisen, sondern auch warme Sommerwochenenden und Nachmittage führen mich in die Berge, zu Freunden, auf Festivals, Konzerte, in die Stadt, an unbekannte Orte, zu neuen Menschen...alles rennt auf mich zu, an mir vorbei und irgendwie bleibt von dem ganzen Sturm erstaunlich viel an mir hängen. Ach ja...zwischendurch arbeite ich auch tatsächlich ab und zu noch im Kindergarten. Wenn ich meine Kinder so anschaue, werde ich leider schon ziemlich traurig und denke zu oft an den Abschied. Ich werde sie so vermissen. Ich werde den kleinen Boris vermissen, der ganz aufgeregt jeden Morgen verkündet, dass ich da bin und durch alle Räume läuft und ruft „Gerda ist gekommen!“ Ich werde Nora vermissen, die sobald ich irgendwo sitze, zu mir kommt und es sich ganz selbstverständlich auf meinem Schoß gemütlich macht, ich werde Klaras große braune Augen vermissen, die mich mit so viel Liebe angucken und mir so manchen stressigen Tag retten. Ich werde vermissen, wie die kleine Antea uns ihre ausgedachten Geschichten erzählt, ich werde den dankbaren Blick von Sandro vermissen, wenn ich ihn nicht verpetzt habe, obwohl er genau weiß, dass er keine Kekse nehmen soll, ohne zu fragen. Ich werde sicher sogar das Geschrei und alle die „Katastrofa“-Situationen vermissen. Mir wird wahrscheinlich sogar das Gejammer meiner Kolleginnen fehlen und all die Beschwerden darüber, dass die Arbeit ja kaum auszuhalten ist. Drei Wochen bleiben mir noch und ich bin sicher, sie werden an mir vorbeirennen, aber ich renne gerne mit. Ich renne und atme noch die letzten Momente ein, lass noch so viele Dinge wie möglich passieren, denn ich weiß genau, ich werde das Rennen vermissen und den Balkan, wo immer alles rennt und man trotzdem an der Langsamkeit verzweifeln kann. Ich werde die wackelige Tram vermissen, das Lächeln in den Gesichtern alter Leute, wenn jemand für sie einen Platz freimacht, den Gebetsruf der Muslime, der über die ganze Stadt schallt, mein Lieblingscafé und dass die Kellnerin mir schon ungefragt einen Kaffee bringt, meine Wohnung, die drei Katzen in meinem Haus, meinen Marktverkäufer, der immer für einen Schwatz zu haben ist und mir schon zuwinkt, wenn er mich von weitem sieht, den besten bosnischen Kaffee, den nur Sunita aus dem Büro kocht, den Geruch nach Ćevapi in der Altstadt, die Freunde, die ich hier gefunden habe, den Mann, der immer so verrückt in der Innenstadt tanzt, die nächtlichen Gespräche mit Taxifahrern und sogar die Sprache, die mich so oft hat verzweifeln lassen, die einzigartige Energie Sarajevos, den schwarzen Humor der Bosnier. Ich werde all das liebenswerte Chaos vermissen und all die unerwarteten Situationen, in die man hier immer wieder stolpert. Danke an alles und jeden, der mich hierher gebracht hat. Danke Bosnien, du hast mir so viel beigebracht. Bis ganz ganz bald. 26 Milan Zmrzlak— BiH Die Zeit der Extreme Die letzten drei Monate. Drei Monate, die häufig so völlig anders sind als der Rest des Jahres und doch die gesamte Zeit auf intensive Art und Weise widerspiegeln. Denn mit dem Sommer ist auch das Leben in Derventa eingekehrt, sodass ich mehr denn je hier erlebe (auch wenn ich das nach der Lektüre der vorherigen Rundbriefe selbst kaum glauben kann). Obwohl es während der Wintermonate in Sunce mit der Herstellung der Weihnachtskarten ein großes Projekt gab, würde ich diese Zeit rückblickend als eher entspannt betrachten. Durch die Spende, die Sunce vor einigen Monaten erhalten hat, ist hier nämlich so einiges ins Rollen gekommen. Nicht nur der Innenraum, sondern auch die Zufahrt haben nun Goran, der Mann meiner Chefin, und ich renoviert. Eine Arbeit, die trotz Temperaturen von über vierzig Grad und Arbeitszeiten von frühmorgens bis spätabends, für mich eine willkommene Abwechslung war. In diese Kategorie fallen auch andere ungewöhnliche Arbeiten wie der Verkauf von Schmuck für einen guten Zweck, die zahlreichen Tischtennispartien mit den Kindern von Sunce und die Herstellung von hausgemachtem Schnaps. Das ist das eine Extrem. Demgegenüber steht wenig Arbeit im Centar, wo in den heißen Sommermonaten manchmal kaum noch Kinder da sind. Zudem macht sich bemerkbar, dass die angrenzende Blindenschule Sommerferien hat. Obwohl wir Freiwilligen dort nie eingesetzt waren, ist es schon ein seltsames Gefühl jeden Tag durch die verlassenen Gänge zu laufen, um das Essen für die Kinder abzuholen. Demgegenüber stehen ebenso die vielen schönen Abende mit Leuten in Derventa. Menschen, die im Winter noch Bekannte, im Frühjahr schon Kumpels und während der letzten Monate zu echten Freunden geworden sind. So kommt es, dass Anna und ich auch noch nach einem Jahr hier unzählige neue Leute kennenlernen. Das liegt daran, dass die Stadt, nachdem es den Winter in einer Art Dornröschenschlaf verbracht hatte, jetzt lebendiger ist als je zuvor. Jeden Abend machen sich die Leute jetzt hier auf, um sich in den unzähligen Cafés und Kneipen zu treffen und durch die Fußgängerzone zu flanieren. Leider bleibt mir manchmal gar nicht genug Zeit, Derventa so wie es jetzt ist zu genießen, da ich ständig on Tour bin. Während ich im letzten Jahr hauptsächlich noch andere Freiwillige in nahegelegenden Städten am Wochenende besucht habe, standen und stehen momentan gar drei große Reisen an. Mit einem gemieteten Auto, das eine Auslandsversicherung für jedes Land der Welt außer Albanien hatte, sowie jeder Menge guter Laune und Abenteuerlust sind Gerda, Anna, Zouba (ebenfalls eine deutsche Freiwillige, die aber für Eirene arbeitet) und ich Mitte Mai nach Albanien zu einem unvergesslichen Roadtrip aufgebrochen. Da mir hier ein bisschen der Platz fehlt, auf alles, was wir auf der Reise erlebt haben, einzugehen, habe ich die Erlebnisse sowie einige Fotos dieser Reise auf meinem Blog niedergeschrieben (milanalexanderzm.wordpress.com). Bei der anderen großen Reise handelt es sich um eine Tour durch die Länder des östlichen Balkans mit einem meiner besten Freunde, die sich eher zufällig ergeben hat, als wir von Sunce mitgeteilt bekommen haben, dass jetzt spontan ein längere Ferienzeit stattfinden würde. So intensiv und wunderschön die Zeit des auslaufenden Freiwilligendienstes hier aber auch ist, so sehr kommt in mir auch ein Gefühl der Traurigkeit auf, all das hinter mir lassen zu müssen. Denn es gibt viele Momente, in denen ich mich frage, ob dieses Mal nicht vielleicht schon das letzte Mal ist. Der letzte Tag im Centar, ein letztes Mal die Kinder umarmen, ein letztes Mal mit Sunce gemeinsam zu Abend essen oder ein letztes Mal auf einer Familienfeier eingeladen zu werden. All diese Momente probiere ich in dieser Schlussphase meines Freiwilligendienstes27 noch einmal bewusster zu genießen und erlebe so die intensivste und letzte Phase meines Jahres. Milan Zmrzlak Und da dies auch mein letzter Rundbrief ist, möchte ich mich an dieser Stelle auch noch einmal ganz herzlich bei all jenen bedanken, die mich auf welche Art und Weise auch immer bei dem Dienst unterstützt haben und mir so die Möglichkeit gegeben haben, ein neues Land, eine neue Sprache und ein anderes Leben kennen zu lernen. Danke für diese wunderbare Zeit und all die Erfahrungen die ich für immer in mir tragen werde. Liebe Grüße Milan Auf Wanderung in Derventa Mit Gerda, Anna und Zouba in Albanien 28 Anna Klein— BiH Abschied? Rückkehr? Neubeginn? Ein Jahr voller Erfahrungen. Ein Jahr voller Sorgen. Ein Jahr voller Spaß. Ein Jahr voller Begegnungen. Ein Jahr voller Arbeit, Eindrücke, Überraschungen. Ein Jahr voller Neuem. Und jetzt? Ist es jetzt vorbei? Soll ich traurig sein und auf die Zeit blicken, die ich hier verbracht habe und die mir die Chance gab, mich selbst kennen zu lernen? Oder soll ich glücklich sein, weil ich mich auch auf mein Leben in Deutschland freue? Heute ist genau der 8. August. Letztes Jahr war das DER Stichtag. Vor genau 365 Tagen bin ich in den Flieger gestiegen und habe die ersten Eindrücke zu diesem Land gesammelt. Vor genau einem Jahr landete ich in Sarajevo und habe mir, bei dem Versuch mein Gepäck zum Hostel zu bewegen, die Seele aus dem Leib geschwitzt. Damals war alles so neu! Die Sprache, das Essen und die Leute. Es war super aufregend und spannend und ich hatte ein ganz anderes Gefühl im Bauch als jetzt. Wie es sich trifft, bin ich zurzeit wieder in Sarajevo, und ich werde an vielen Ecken an meine Ankunft in diesem Land erinnert. Es war immer eine sehr komische Mischung aus: ‚es fühlt sich an, als wäre ich schon ewig hier’ und: ‚ich fühle mich immer noch neu in dieser Umgebung’. Ich habe so viel erlebt, dass es sich einfach nach mehr anfühlt als zwölf Monate. Aber wenn ich jetzt daran denke, wie es war anzukommen, wie ich mich gefühlt habe und einfach wie ich war, scheint es mir ganz anders. Es fühlt sich fast so an, als wäre das eine andere Person, die da im Spajalica (unser Hostel) angekommen ist. So wie das halt fast immer ist, läuft die Arbeit jetzt, in der letzten Zeitetappe, besonders gut. Das freut mich natürlich total, denn ich habe in den letzten Wochen verstärkt das Gefühl helfen zu können und etwas beizutragen, was gut für die Kinder ist. So haben wir viele Ausflüge auf den Spielplatz gemacht und gemeinsam gebastelt. Außerdem hatten wir eine Menge Spaß in der Turnhalle, in die die Kinder zuvor nicht so gerne gegangen sind. Ich habe jetzt das Gefühl besser einschätzen zu können, was die Kinder wollen und brauchen. Jetzt, wo die Arbeit so gut läuft, ärgere ich mich, dass es zuvor nicht so war. Es sind viele kleine Sachen, für die ich einfach relativ lange gebraucht habe, um sie heraus zu finden. Das ist total schade, weil ich nun am Ende gesehen habe, wie viel Gutes ich den Kindern mithilfe dieses Wissens tun kann. Vor ein paar Wochen hatten wir außerdem auch einen Stand in der Innenstadt, an dem wir drei Tage lange verkauft haben. Von Schmuck über Souvenirs bis zu bemalten Glasflaschen war alles dabei. Das Geld, welches wir durch die Verkäufe eingenommen haben, ist für Sunce. Davon werden in Zukunft Essen und Spiele gekauft. Alles in allem waren wir recht erfolgreich. Zwar war es letztes Jahr besser, aber nichtsdestotrotz haben wir einiges verkauft. Nun, wo der Sommer gekommen ist, ist die Stadt auch viel voller. Es gibt einige Leute, die ausgewandert sind und jetzt nur für den Sommer nach Derventa zurückkommen. Dadurch sind vor allem am Wochenende die Bars und Cafés gut gefüllt. 29 Anna Klein Bei dem sommerlichen Wetter kann man gut schwimmen gehen und reisen macht auch mehr Spaß. So habe ich unter anderem Prnjavor einen Besuch abgestattet, was ganz in der Nähe ist. Dort gibt es ein sehr interessantes Kriegsdenkmal und eine nette Innenstadt. Außerdem habe ich den weiten Weg nach Mostar gemacht. Von dort aus habe ich etwas den Süden BiHs erkundigt. Es gibt eine Menge schöner Natur, Architektur und interessanter Plätze, die ich sehr sehenswert fand. So, nun werde ich noch die Zeit in Derventa genießen, denn viel bleibt mir davon ja nicht mehr. Das war tatsächlich schon mein letzter Rundbrief...unfassbar. Ich hoffe, wir sehen uns bald in Deutschland. Liebe Grüße Anna 30 Dennis Güntner— Kosovo Oh komm, schon vorbei? Ich sitze hier, schreibe meinen letzten Rundbrief und merke... es ist der letzte. Ich freu mich auf Deutschland und dennoch habe ich das Gefühl, dass nun 1 Jahr doch nicht genug ist. Gerade habe ich das Gefühl; so richtig Connections und Freundschaften aufgebaut zu haben und zu pflegen, nun muss ich schon wieder weg. Na gut, dieser Tag muss kommen und ich bin eigentlich nicht traurig. Es ist wie zu Anfang, ein neuer Lebensabschnitt und so langsam ist mein Kopf schon bei dem Danach. Studium? Eigene Wohnung? Mit was finanzieren? Freunde! All das wird mir präsenter und anders denke ich auch darüber. Lockerer und doch nicht nachlässiger. Hmm, das Jahr hat schon was verändert! Integra Miredita Dobar Dan! Das Programm beinhaltete Dokumentationen, Buchpräsentationen, eine kleine Oper mit Piano, eine Kunstausstellung und offene Diskussionen. Es wurde in Belgrad veranstaltet, eine einzigartige Chance den zum Großteil serbischen Gästen zeigen zu können, wie sich der Kosovo entwickelt, kulturell, wie auch durch Projekte. Wie das Sammeln von Kleidern, jedes von ihnen steht für eine vergewaltigte Frau im Kosovokrieg, um zu sagen: Uns gibt es! Wir sind hier und brauchen eure Unterstützung! Natürlich habe ich Belgrad auch selbst erkundet und ich liebe diese Stadt. Es gibt so viel zu sehen und die Stadt ist am Leben, ob am Tag oder in der Nacht. Meine unermüdliche Reise durch die Stadt wurde aber ehrlich gesagt befeuert durch den Wunsch, eine Goa-Hose zu finden, ich sah dort jemanden mit einer, die behauptete, sie hätte sie hier gekauft und schon hatte ich Hoffnungen auf etwas Preiswertes. Leider konnte mir da kein Laden weiterhelfen. Dafür bin ich aber weiter gereist, als ich je erwartet hätte und ich hab es nicht bereut, Motivation und schönes Erleben in einem :D Nach „Miredita Dobar Dan“ (und meinem Urlaub) gab es noch einen Workshop zum Thema Vergangenheitsbewältigung. Diesen kombinierten wir mit dem Prinzip von Loesje. Kurze, pfiffige Slogans wurden dort erarbeitet, um das Thema kritisch, mit bestimmtem Blickwinkel oder mit etwas Humor zu thematisieren und den Leser zu einer Reaktion zu zwingen und darüber nachzudenken Urlaub Nach so viel Zeit und Events ist es dann doch irgendwann klar, man ist urlaubsreif! Für mich ging es nach Albanien. Tirana war überraschend angenehm und schön, am meisten hat mich der Park beeindruckt, die Stadt investiert wirklich gut in ihre öffentlichen Bereiche! Dort ein paar Tage geblieben und ab in den Süden zu der Küste. Von dort habe ich etwas für mich komplett Neues probiert: per Anhalter reisen. Nette Menschen kennen lernen, auf Englisch oder Deutsch unterhalten und mit ihnen zum Strand oder dem nächsten Dorf fahren, alle möglichen Nationalitäten unter einem Dach im Hostel. 31 Dennis Günter Ich bin sogar mit ein paar Müllmännern mit hinten auf den Müllwagen gestiegen und mit dem Wind im Gesicht an der Küste entlang gefahren. Ob es Spaß gemacht hat? Auf jeden Fall! Gegen Ende bekam ich dann noch die Chance, mit einer Gruppe Franzosen zu campen, am offenen Feuer zu grillen, den Sternenhimmel über Einem und gemeinsam wieder zurück nach Tirana zu fahren. Eigentlich hatte ich andere Pläne, aber diese Erfahrung war es wert! (Bild 1: An einem Strand in Albanien, etwas näher den Klippen, bisschen geklettert und ein ausgetrocknetes Flussbett entdeckt) Der Kreis schließt sich Und nun ist es schon bald soweit. Bald muss ich zurück nach Deutschland. Heute habe ich meine Nachfolgerin kennen gelernt und konnte ihr Prishtina zeigen. Es freut mich, dass nach mir jemand anderes eine ähnliche Erfahrung machen und ich einiges mitgeben kann. Und so ist es wohl im Dienst, ich gehe, Neue kommen, aber etwas nimmt man mit, was man sonst nirgendwo erhält: Erfahrung in einem GANZ besonderen Bereich. Dennis Güntner 32 Jennifer Neu— Mazedonien Shall I compare thee to a summer's day? Der Sommer bricht schlagartig ein mit erbarmungslosem Sonnenschein, glühendem Asphalt und flimmernder Luft. Und auf einmal geht alles ganz schnell, so viele Dinge gibt es noch zu tun, so viele Events stehen noch an und so wenig Zeit ist mir noch verblieben. Bei Nadez fand noch ein Kulturaustausch mit Kindern der Grundschule in Tearce statt, der von meiner Mitfreiwilligen Jule geplant und dessen Durchführung an zwei Wochenenden nur von Freiwilligen und freiwilligen Helfern gestemmt wurde. Am ersten Wochenende kamen die Kinder aus Tearce zu Nadez ins Bildungszentrum und wir übernachteten alle gemeinsam dort und am zweiten Wochenende fuhren wir dann mit sieben Kindern nach Tearce und verbrachten zwei mit Programm gefüllte Tage in der dortigen Schule. Somit brachte der Austausch mazedonische Roma und mazedonische Albaner zusammen. Es waren Tage voller Übersetzungshochleistungen und Vermittlungsglanzarbeit, Tanzen und Malen und Spielen, und Nächte mit sehr wenig Schlaf, besonders da alle der Nadez-Kinder zum ersten Mal ohne ihre Familie irgendwo übernachteten. Aber vor allem waren es Tage gefüllt mit Vorurteile abbauen und verstehen, dass die Herkunft nicht das Wichtigste ist. Mal sind diese Tage ganz fern und dann wieder ganz nah. Kann es wirklich sein, dass ein ganzes Jahr vergangen ist? Letzten August klang das nach einer so langen Zeit und heute weiß ich gar nicht, wie ich das alles einfach hinter mir lassen soll. Als die Nachricht kam "Bucht mal eure Rückreise" brauchte ich fast zwei Tage, um auf das "Bestätigen"-Feld zu klicken, obwohl ich doch eigentlich genau wusste, von wo nach wohin ich wollte. Auch musste ich mich bereits von zwei Kolleginnen verabschieden, ungeachtet dessen, dass ich noch drei Wochen hier bin, da sie erst nach meiner Abreise aus dem Urlaub wiederkommen werden. Ich weiß heute schon genau, dass ich so viele Dinge vermissen werde. Am meisten wahrscheinlich die Kinder, ist mir doch schon bitter bewusst geworden, dass ich nicht erleben werde, wie die neuen Erstklässler lesen lernen, Freunde, Kollegen, das Essen, die Märkte, Pferdekarren auf der Hauptstraße, wildes Gedränge auf Plätzen und in Gassen, die Musik, die jetzt im Sommer aus geöffneten Fenstern und Türen klingt, die Süßwarenläden, den Park, mein Dach, Kabelchaos, Kaffeekultur. Aber ich werde auch so vieles mitnehmen! In diesem Jahr habe ich so viel gelernt, mein Mazedonisch ist inzwischen schon recht beachtlich, kaum vorstellbar, dass ich diese Sprache vor einem Jahr noch überhaupt nicht konnte. Ein Jahr in einem fremden Land zu leben, machte mich zu einer viel selbstständigeren Person und ich habe gelernt, dass es immer eine Lösung gibt, besonders auf dem Balkan! Die Arbeit an meinen Einsatzstellen hat mir die Augen geöffnet für viele Probleme, aber auch für viele Lösungsansätze und vieles, über das ich letztes Jahr noch hinweg geschaut hätte, nehme ich heute wahr. Das Roma-Viertel Shuto Orizari, das so anders war als alles, was ich je mit eigenen Augen gesehen hatte, ist zu einem Ort geworden, an dem ich mich sicher fühle, in dem ich gegrüßt werde und in dem mir Menschen offen entgegenkommen. 33 Jennifer Neu Ich habe gelernt, dass der Ausgang einer Situation sehr davon abhängt, mit welcher Einstellung man auf Leute zugeht. (Ich kann das übrigens auch auf Straßenhunde beziehen). In Shutka ist vor allem jetzt im Sommer nochmal einiges los, wenn die Gastarbeiter aus westeuropäischen Ländern heimkommen und überall Hochzeiten mit 500 Gästen gefeiert werden. Bei mindestens dreitägigem Durchfeiern lohnt sich der Aufwand dann immerhin auch. Es war schon sehr abrupt, als Mitte Juli sich die Straßen von einem Tag auf den anderen mit ausländischen Autos füllten. Auch war es besonders, gerade diese Jahr hier zu sein und den Ausbruch der Шарена Револуција ("Scharena Revoluzija", Bunte Revolution) mitzuerleben. Ich werde gespannt verfolgen, was sich daraus noch entwickelt. Das Kloster Sveti Naum im Galicica Nationalpark Alles in Allem, mit allen Höhen und Tiefen war es einfach ein unglaubliches Jahr, das ich nie vergessen werde und aus dessen Erfahrungen ich bestimmt in zehn Jahren noch lernen werde. Ich möchte mich ganz herzlich bei allen bedanken, die mir diesen Friedensdienst ermöglicht haben. Vielen, vielen Dank! Nun genieße ich noch meine letzten Wochen hier, nehme noch einmal so viele Eindrücke mit wie nur möglich und plane schon mal mein Wiederkommen! Поздрав од Македонија, Jenny Да ли има на овој бели свет, Gibt es auf dieser weißen Welt, Поубаво девојче од Македонче? Ein schöneres Mädchen aus Mazedonien? Нема, нема, не ќе се роди, Gibt es nicht, sie wird nicht geboren werden, Tanzen beim Austausch mit Tearce Поубаво девојче од Македонче. Ein schöneres Mädchen aus Mazedonien. (Altes mazedonisches Lied) 34 Georg Suchenwirth— Ukraine Liebe Unterstützer und Interessierte, jetzt hat der letzte Abschnitt des Jahres begonnen und das Abschiednehmen rückt immer näher. Egal, ob Pläne für die Zeit danach, Flüge buchen oder sich auf die neuen Freiwilligen vorbereiten, man merkt, der Abschied ist allgegenwärtig. Zum Zeitpunkt des Schreibens sind die neuen Freiwilligen bereits da und wir haben ein paar gemeinsame Tage verbracht. Mit Aljoscha und Charlotte - unseren Nachfolgern - sehen wir uns im Moment viel die Stadt an und arbeiten sie ein. Nachdem wir unser Viertel komplett gezeigt haben, sind wir schon die Innenstadt gefahren und haben die Sprachschule und andere wichtige oder interessante Orte gezeigt. Zurzeit sind alle Kinder im Urlaub in Odessa, Lviv oder in Amerika, weshalb ich nur im Büro sitze und mich teilweise mit der Büroarbeit etwas langweile. Dort bestehen meine Aufgaben weiterhin aus Übersetzungen für Websites oder Newsletter, und natürlich auch weiterhin den Hockeyangelegenheiten. Ende Juli hatte ich aber noch ein paar freie Tage und reichlich Überstunden die ich mir freigenommen habe, um ohne spezifische Pläne einfach mal zu entspannen. In der freien Zeit war ich nochmal viel in der Stadt unterwegs und habe es zum Beispiel geschafft, bei jeder MetroStation auszusteigen und mich wenigstens mal umgesehen. Sonst war ich Ende Juni in Odessa und habe dort ein wenig Strandurlaub gemacht. Odessa liegt im Süd-Osten am Schwarzen Meer und ist dementsprechend als Touristenort für Ukrainer und internationale Touristen beliebt. Ich bin froh, die Stadt gesehen zu haben und hatte eine schöne Zeit, aber es hat mir nicht nur gefallen. Die Strände, wenn man sie unter den Partymeilen und privaten Hotelgrundstücken findet, sind hemmungslos überfüllt. Die komplette Stadt nähert sich europäischen Preisen und scheint surreal. Wenn man über Odessa liest, dann meistens, wie die Stadt unter dem Zusammenbruch der UDSSR und dem Verlust der Jobs in der Industrie leidet und mit Drogenproblemen zu kämpfen hat, aber davon konnte ich nichts sehen. Die echte Bevölkerung scheint komplett von den Touristen getrennt zu sein. Für nächstes Wochenende ist ein Ausflug in die Westukraine geplant, sprich Ivano-Frankivsk. Im Gegensatz zu Odessa wird in Ivano-Frankivsk überwiegend Ukrainisch anstatt Russisch gesprochen. Und auch sonst soll auch die Kultur deutlich mehr ukrainisch und europäisch angenähert sein als in Odessa, wo der ukrainische Nationalstolz nicht so stark vertreten ist. Zwischendurch habe ich auch für ein Wochenende Kiew verlassen und war mal eher auf dem Land und war dort mit einem geländetauglichen Lada auf Waldwegen unterwegs, wo auf Kühe auf der Straße gewartet werden musste. 35 Georg Suchenwirth Für meine Zukunft sieht es nach einem Wirtschaftsingenieurwesensstudium aus, entweder in Clausthal-Zellerfeld oder Wien, was sich noch entscheiden muss. Aber ein Studium liegt für mich immer noch in abstrakter Ferne, weshalb ich mich weniger damit beschäftige als ich sollte. Bald bin ich wieder in Deutschland, als Erstes werde ich das Abschlussseminar besuchen, aber danach freue ich mich, wieder alle von euch wieder zu sehen. Schöne Grüße aus dem warmen Kiew, Georg Suchenwirth 36 Paul Palme— Ukraine "Wenn Menschen auseinander gehen, so sagen sie: auf Wiedersehen!" Ernst von Feuchtersleben (1806-49), öster. Schriftsteller Den letzte Rundbrief gilt es nun zu schreiben, damit rückt auch der Abschied von der Ukraine näher. Es fällt mir schwer diesen Text zu verfassen, da das ganze Jahr vor dem inneren Auge vorbeizieht. So viele schöne Erfahrungen, Vertrautheit und so viele neue Freunde, die man jetzt hinter sich lassen muss - für eine gewissen Zeit. Das erste nationale Hockeyturnier der "Ukrainischen Hockeyföderation" hat nun stattgefunden und es ist alles wie geplant verlaufen. Es waren sehr viele Leute da und Georg und Ich hatten viel zu tun an diesem Tag. Das Turnier ging zwei Tage lang und wir arbeiteten in diesen zwei Tagen insgesamt 32 Stunden, was sehr anstrengend war. Region und konnte sich dort sehr gut verständigen. Die ersten Tage waren sehr anstrengend, aber gleichzeitig auch sehr schön. Wir bestiegen in vier Tagen drei Berge, unter diesen auch den Größte in der ganzen Ukraine. Wir sind nur per Anhalter gefahren, da die Busse dort nur einmal am Tag oder gar nicht fahren! Doch diese Möglichkeit hat uns neue Freunde und schöne Zufälle beschert, da wir auch bei unseren neuen Freunden unterkamen für die Nacht und mit ihnen die Karpaten weiter erforscht haben. Die Reise endete am 28.8 in Ivano-Frankisvk. Dort verbrachten wir den letzten Tag und fuhren schließlich nach einer aufregenden Woche abseits der Zivilisation zurück in die Hauptstadt. Eine kurze Zeit später fuhren die Kinder in den Urlaub. Das hieß für uns, dass wir im Büro arbeiten werden, aber dort gab es wenig zu tun, also waren alle Aufgaben schnell erledigt. Zeit sich über einen besonderen Urlaub Gedanken zu machen. Am 21. Juli ging es für mich mit einer Freundin auf eine Reise in das Ungewisse, die Karpaten. Die große Gebirgskette hat so viel zu bieten und Neues zu sehen, was man in Kiew noch nicht erlebt hat. Allein in den Karpaten gibt es viele verschiedene Dialekte der ukrainischen Sprache, die in sich so unterschiedlich sind, dass ich beinahe nichts verstehen konnte. Glücklicherweise kommt diese Freundin ursprünglich aus dieser 37 Paul Palme Am 6. August sind die neuen Freiwilligen um 15 Uhr am Boriyspil Flughafen angekommen. Wir zeigten ihnen die Umgebung rund um das Zentrum und gingen in eine ukrainische Restaurantkette. Den restlichen Abend verbrachten wir am See und auf der Couch erzählten, beantworteten Fragen und lernten uns kennen. Die nächsten drei Wochen werden wir ihnen Kiew und ihre Arbeit näher bringen und kleine Tipps und Kniffe zeigen. Bald geht ihr Sprachkurs los und dann wir es für sie, aber auch für uns ernst, da wir uns Gedanken über unseren Abschied machen müssen. Trotzdem werde ich die verbliebenen drei Wochen mit Georg und den neuen Freiwilligen, Aljoscha und Charlotte, genießen und die Zeit bestmöglich nutzen. Hockey 2017 38 Impressum Herausgeber: pax Christi Diozösenverband Aachen Klosterplatz 7 52062 Aachen Anaïs Imbaud (VisDP) Layout: Lukas Jansen Druck: FLYERALARM GmbH Alfred-Nobel-Str. 18 97080 Würzburg Geschäftsführer: Thorsten Fischer Auflage: 500 Exemplare Versand: Pax Christi Aachen Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. © Pax Christi Diozösenverband Aachen Bitte unterstützen sie unsere Freiwilligendienste, damit diese auch in Zukunft erhalten bleiben! Spenden: IBAN: DE35 3706 0193 1003 8260 11 BIC: GENODED1PAX Weitere Infos rund um unsere Freiwilligendienste und zu Pax Christi finden sie auf: www.paxchristi.de Copyright Titelbild: Bones: Eureka Seven 2006 39 40 41