Ölkessel im Keller vs. nachhaltige Nahwärme
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Ölkessel im Keller vs. nachhaltige Nahwärme
Ölkessel im Keller vs. nachhaltige Nahwärme Chancen und Herausforderungen für das Hotelgewerbe am Beispiel des Dorint-Hotels & Resorts in Biersdorf/Eifel Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer 1 Zur Person • Ausbildung zum Landwirt und Agr.-Wirtschafter/Landbau • Studium Biotechnologie mit Schwerpunkt ‚Umwelttechnologie‘ • Studium Unternehmensführung & Betriebswirtschaft (UK) • Leiter Controlling und Finanzplanung AOK Hessen (4J) • Unternehmensberater/Prokurist bei PwC und E&Y (7J) • Seit 1995: Planung und Realisierung von div. regenerativen Energieproketen (Wind, PV, Biomasse) Michael Hauer Jahrgang 1972 verheiratet, 3 Kinder 2005-2012 Planung und Errichtung der Bioenergieversorgung Niederweiler in Kooperation mit Werner Dimmer und Andreas Hahn • 900 kW Leistung elektrisch (IB 2006: 350kW; 2009: 500kW; 2011: 900kW-SBHKW) • Dezentrales Wärmenetz Niederweiler (8 Haushalte, 3 Betriebe, 1 Kapelle) • dezentrales BHKW (400 kW el) mit einem Wärmenetz zur Versorgung des Dorint Hotel Biersdorf (Contractinglösung) • Flexibilisierung der Stromproduktion und Teilnahme am Regelenergiemarkt seit August 2012 (Flexiprämie & Direktvermarktung; Aktuell: SRL) 2013 Gründung der ‚H2 Erneuerbar Versorgt‘ zur Entwicklung regionaler Nahwärmenetzlösungen (www.erneuerbar-versorgt.de) • 2013 AR-Mitglied bei der GDGE e.G. • 2013 AR-Mitglied bei der WEEG e.G. Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer 2 2 Zum Projekt Artikel: green-building (01-02 I 2013) / Autor: Marc Lennartz Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer 3 3 Zum Objekt Dorint · Seehotel & Resort Bitburg/Südeifel 202 Zimmer insgesamt mehr als 100.000 ÜN p.a. • 7 Einzelzimmer • 86 Doppelzimmer • 7 Suiten • 43 Ferienhäuser • 59 Appartements 13 Tagungssäle 3 Restaurants Sportangebot Heizbedarf: • • • ca. 3,43 Mio kWh p.a. ca. 330.000 l Heizöl ca. 20.000 l Propangas Anlagentechnik (ca. 2 MW): • • 3 Ölkessel (1960 - 1970) 1 Gaskessel (1987) Bilder & Copyright: Neue Dorint GmbH keine unerlaubte Weiterverwendung Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer • • • • • • • • Tennis Badminton Bowling Schwimmbad Spa/Saunabereich Fitnessraum Klettergarten Golf 4 4 Konzept und Ziele • Wärmecontracting: Übernahme der Wärmeversorgung des Dorint Seehotel & Resort durch die Bioenergie Niederweiler GmbH & Co.KG bis zur Schnittstelle Wärmetauscher (Systemtrennung) • Bau einer Rohgasleitung DN 100 von der Biogasanlage Niederweiler zum Dorint Seehotel & Resort Bitburg-Südeifel zur Versorgung eines BHKWs mit Biogas (getrocknet & entschwefelt) • Installation eines Satelliten-BHKW`s mit einer elektrischen Leistung von 400 kW und einer thermischen Leistung von 480 kW, wodurch mindestens 80% des Wärmebedarfes des Hotels und der Appartementhäuser abgedeckt werden. Unterschreitung der Grenzwerte für Schallbelastung • Aufbau einer redundanten Kesselkapazität (1 MW-th) in der Hotel-Heizzentrale, zur Unterstützung in Spitzenlastzeiten und Sicherstellung der Wärmeversorgung bei BHKW Ausfall / Wartung • Rückbau der Gasheizung der Konferenzräume, Erneuerung der veralteten Heizölkessel in der Hauptheizzentrale, Verringerung des Energiebedarfes um mindestens 17 % gegenüber 2009. Einsparung von mind. 50.000 EUR für den Hotel & Resortbetreiber, netto p.a. • Installation eines Nahwärmenetzes zwischen den derzeitigen drei Heizzentralen mit integriertem 30m3 Pufferspeicher zur Ermöglichung einer netzstabilisierenden, flexiblen Stromproduktion • Entwicklung und Umsetzung einer Entstörungskette zur durchgängigen Sicherstellung der Wärmeversorgung. Erprobung durch einen Stresstest (Simulation von Ausfällen) Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer 5 5 Konditionen • Grundpreis - ca. 5% der Energiekosten - orientiert sich an industriespezifischen Preisindizes für Personal- und Sachkosten der Energieversorgung • Arbeitspreis - ca. 95% der Energiekosten: verringerter Basispreis - Preisentwicklung orientiert sich primär an der Preisentwicklung für Heizöl • Der mit dem BHKW produzierte Strom (ca. 3 Mio. kWh p.a.) wird nach EEG 2009 vergütet, d.h. zzgl. ca. 2,5 cent KWK Bosnus /kWh thermischer Energie, die im Hotelkomplex verbraucht wird • Der Liefervertrag ist auf 15 Jahre geschlossen. Der geplante Amortisationszeitraum für die spezifischen Investitionen (ca. 1 Mio. EUR) wird auf ca. 8 Jahren prognostiziert. • Der Hotel- und Resortbetreiber verpflichtet sich über den Vertragszeitraum ausschließlich die Energie durch den Wärmecontractor zu beziehen. Beteiligte Projektpartner: • • • • • Berg & Partner (Planung, Ausschreibung & Projektleitung) Cofely Deutschland (Heizungsbau) Praum Tief- und Straßenbau (Mikrogas- und Wärmenetz) Eckers & Braun (Elektrische Anbindung & Steuerungstechnik) 2G Energietechnik (BHKW) Bild: Marc Lennartz Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer 6 6 Energietransport per Mikrogasnetz Der direkte Transport von Bioags vermindert Verluste im Vergleich zu Nahwärmeleitungen (ca. 15%) Länge Mikrogasnetz: ca. 2km Querung von ca. 30 privaten und öffentlichen Grundstücken Material: PE100, SDR17, da= 125 x 7,4 mm Vorgeschaltete Trocknung und Entschwefelung Bilder: Berg & Partner GmbH / Bioenergie Niederweiler GmbH & Co.KG Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer 7 7 Kraft-Wärme-Kopplung vor Ort Die GF der Bioenergie Niederweiler (v.l.n.r.): • Andreas Hahn • Werner Dimmer • Michael Hauer Technische Daten: • Gas-BHKW – Hersteller: 2G • Leistung: 400kW-el / 480 kW-th • Betonhülle (<35 dB bei 10m) • Satelliten-BHKW nach EEG • PLT Steuerung / Wärmeführung Bilder: Berg & Partner GmbH / Marc Lennartz / Bioenergie Niederweiler GmbH & Co.KG Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer 8 8 Geräuschbelastung Durch die Entwicklung einer speziellen Schallhaube aus Stahlbeton um das BHKW konnten die Geräuschemissionen signifikant unter die Anforderungsgrenzen gesenkt werden. Dies war eines der entscheidenden Kriterien für die Realisierung des Projektes Vor der Umsetzung der Maßnahme wurde ein Schallgutachten in Auftrag gegeben, um die Ausbreitung des Schalls und die Anforderungen an die BHKW Einhausung und an den Standort zu analysieren Quelle: ADU Cologne; Institut für Immissionsschutz GmbH Bilder & Copyright: Berg & Partner GmbH Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer 9 9 Jahresergebnis 2012 & Ausblick Der Wärmebedarf des Gesamtkomplexes konnte 2012 (erstes Betriebsjahr) bereits zu 85 % mit der BHKW-Leistung abgedeckt werden. Der Pufferspeicher wurde erst Anfang 2013 voll funktionsfähig in Betrieb genommen, was eine weitere Optimierung auf einen Versorgungsgrad von ca. 90% ermöglichen kann Die erzielten Einsparungen 2012 lagen bereits bei über 60.000 EUR, d.h. > 20% der Energiekosten für Wärme Quelle: Berg & Partner GmbH Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer 10 10 Touristische Ausrichtung http://hotel-eifel-bitburg.dorint.com/de/alles-bio/ Alles Bio Hotel setzt auf erneuerbare Energie Wichtiger Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz! Das Vier-Sterne-Haus will ein Vorbild sein für den Umgang mit den begrenzten EnergieRessourcen. Der Co2-Verbrauch des Hotels wird durch den Einsatz erneuerbarer Energien pro Jahr um 2.500 Tonnen vermindert. Durch die Energiekooperation mit den landwirtschaftlichen Betrieben der Umgebung leistet das Dorint Seehotel & Resort außerdem einen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit der Region. Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer 11 11 Herausforderungen im Projekt • • Die sichere Energieversorgung durch eine eng abgestimmte und verlässliche Entstörungskette zwischen Betreiber, Kunde, und Heizungsbauer. Dazu Umsetzung von Stresstestszenarien, die verschiedene Störfälle simulieren Trennung von Primär- und Sekundärseite des Heizsystems um eine eine klare Zuordnung von Verantwortlichkeiten zwischen Contractor und Kunde zu sicher zu stellen. Dies ist umso wichtiger je älter die bestehenden Heizsysteme sind • Klare Regeln bzgl. der Vorlauf- und Rücklauftemperaturen sowie der Ladedrücke (Sekundärseite) zur Sicherstellung der hydraulischen Anforderungen des Altsystems und zur Optimierung des Wirkungsgrades auf der Primärseite • Sicherstellung der Trassenführung über Grundstücke Dritter. Juristische Sicherung der Wärmelieferkonditionen durch entsprechende Dienstbarkeiten Herausforderungen im touristisches Bereich: • Abstimmung eines geeigneten Zeitfensters zur Realisierung der erforderlichen Umbaumaßnahmen außerhalb des Saisonbetriebes • Information der Kunden-Kunden (Gäste) zum Hintergrund und zum Ablauf der Maßnahmen – Werben um Verständnis für kurzfristige Baubelastungen • Vermeidung von Eingriffen mit Nachteilen für die Ästhetik der Liegenschaft • Langfristige Vermeidung von Lärm und Abgasbelastungen Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer 12 12 Fazit & Erfolgsfaktoren FAZIT: • Das Projekt (über-)erfüllt die Ziele in Bezug auf Einsparungen und Energieeffizienz. • Positives Feedback des Hotelbetreibers bzgl. Betrieb der Wärmeversorgung ERFOLGSFAKTOREN: • Eine enge, strukturierte und verlässliche Abstimmung zwischen den betroffenen Verantwortlichen und technischen Fachkräften auf Kunden und DL-Seite (Projektmanagement) ist zwingend. Probleme müssen vertraulich, persönlich – nicht juristisch – geklärt werden können • Transparente Kommunikation nach innen und außen. Frühe Einbindung der politischen Akteure in die Genehmigungsplanung. Starke Unterstützung durch Land, Kreis, Verbandsgemeinde und betroffene Kommunen. • Direkter & kompetenter Austausch vor-Ort bei Problemen zur gemeinsamen Lösungsfindung Touristisches Fazit: • Es liegen keine Erkenntnisse vor, in wie weit die Versorgung des Hotels mit erneuerbarer Energie einen Einfluss auf die Buchungsentscheidung der potenziellen Gäste haben • Die Infotafel mit den Projektinformationen wird von den Gästen durchweg interessiert gelesen. Oft erfolgen interessierte Nachfragen bei den Mitarbeitern vor Ort. • Die Hotelleitung informiert offensiver über das Projekt auf ihrer Homepage Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer 13 13 Ausblick: REST Hotelkampagne Quelle: ADhttp://www.energieagenturen.de/index.php/cat/13/aid/66/title/Neue_Energie_fuer_Ihr_Hotel!_Die_Hotelkampagne_REST Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer 14 14 Beispiel-Projekt: ieg „Eine Betrachtung der Energiekosten in einem Hotel bezogen auf die Gesamtkosten des Hauses ergibt in vielen Fällen einen Wert zwischen 3 % und 7 %. Damit kann sich die Nutzung von Energieeinsparpotenzialen maßgeblich auf den Gewinn eines Hotelbetriebes auswirken. Aus einer Studie der Berliner Energieagentur geht hervor, dass die Einsparpotenziale in Hotels im Bereich zwischen 8 % und 40 % liegen können“ Quelle: http://www.th-nuernberg.de/institutionen/4/3/2/projekte/hotel-merkur-details/page.html Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer 15 15 Unser Name ist Programm! Wir haben einen klaren Anspruch an uns selbst. Die von uns entwickelten Energiekonzepte berücksichtigen immer die folgenden 5 Grundsätze: 1. Versorgungssicherheit: Die Wärmeversorgung wird sicherer. Redundante Heizkesselkapazitäten und Speicherkonzepte sichern eine durchgehende Wärmeversorgung auch bei Tiefsttemperaturen 2. Wirtschaftlichkeit: Energieverbraucher reduzieren ihre jährlichen Energiekosten merklich und langfristig 3. Finanzierbarkeit: Verlagerung von Investitionskosten. Anschlusskosten und Investitionen in neue Heiztechnik übernimmt der Wärmeversorger. Die Finanzierung erfolgt aus einem Teil der jährlich erzielten Einsparungen bei den Energiekosten 4. Nachhaltigkeit: Sicherstellung des Nachhaltigkeitsgedankens. Einsatz von Erneuerbaren Energieträgern und WertSchöpfung vor Ort vor allem durch die Einbeziehung lokaler Ressourcen 5. Akzeptanz: Akzeptanz durch Kompetenz und Transparenz. Sachkundige Planung, gesicherte Finanzierung und solide Umsetzung von Energie-Lösungen. Hohe Akzeptanz durch abgestimmte, frühe und durchgehend offene Kommunikation. Öffnung der Betreiberstruktur für Bürgerbeteiligungen Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer 16 16 VIELEN DANK! Kontakt: m.hauer@erneuerbar-versorgt.de Energiewende und Tourismus / Morbach 22.10.2013 – Michael Hauer 17 17