3. Die Heiligen Drei Könige
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3. Die Heiligen Drei Könige
Der Stern von Bethlehem Die Gaben der drei Weisen aus dem Morgenland das glänzende Gold der heilige Weihrauch die heilkräftige Myrrhe verfasst 2002 In der Zeit des Advents und nahenden Weihnachtsfestes werden jedes Jahr in den christlichen Ländern in Stadt und Land allenthalben in den zahlreichen Kirchen, auf den Dorf- und Marktplätzen, aber auch in vielen Häusern und zunehmend in den Schaufenstern und Verkaufsräumen von hellerleuchteten Geschäften figürliche Darstellungen gezeigt, die an die Geburt des Jesusknaben im Stall von Bethlehem erinnern möchten. Zwei unterschiedliche Motive und Bilddarstellungen können hier betrachtet werden: Das erste ist die Darstellung des Stalls von Bethlehem mit dem hellleuchtenden Stern darüber und jubelnden Engeln, drinnen im Stall die Krippe mit dem neugeborenen Knaben und daneben seine Eltern Josef und Maria. Hinzu kommen Ochs und Esel und auch Schafe mit ihren Hirten. Das zweite Motiv sind die Heiligen Drei Könige - Kaspar, Melchior und Balthasar, die zum Kind nach Bethlehem aus dem Morgenland gezogen kamen und ebenfalls im Stall vor dem Knaben andachtsvoll knien und das Kind anbeten. Während die Hirten dem heiligen Kind und seiner Mutter ländlich-irdische Gaben wie Milch, Wolle und ein Lämmlein schenkten, reichen die drei Weisen königliche Geschenke - Gold, Weihrauch und Myrrhen. So schildert es die Überlieferung. Die königlichen Gaben Immer wieder haben sich manche Menschen gefragt, wozu wohl ein neugeborenes, in ärmlichen Verhältnissen lebendes Kind, insbesondere wenn es sich um den Mensch gewordenen Sohn Gottes handelt, pures Gold, heiligen Weihrauch und heilende Myrrhe braucht. Gold hätte wohl möglicherweise rasch die irdische Not, in der sich Josef und Maria befanden, lindern können, die sich, wie geschildert, offensichtlich finanziell nicht einmal einen Raum in der Herberge leisten konnten oder ihn wegen ihrer äußeren Armut nicht bekamen, aber wozu sollte ihnen bzw. dem neugeborenen Kind darüber hinaus Weihrauch und Myrrhe in einem dunklen, kalten Stall dienen? Und hatten die drei würdigen Könige nur deshalb einen solch weiten und sicherlich äußerst strapaziösen Weg auf ihren Kamelen unternommen, der in der damaligen Zeit viele Monate in Anspruch genommen haben muss, um derartige Gaben dem Kind bzw. seinen Eltern persönlich zu überreichen? Würdige königliche Boten hätten einen solchen Auftrag doch wohl ebenso gut und zuverlässig erledigen können. Im übrigen gibt es keinerlei Dokumente und Kenntnisse darüber, dass es Josef und Maria nach dem Besuch der Könige und dem Überreichen ihrer wertvollen Geschenke materiell besser gegangen ist, dass sie also das Gold in Geld getauscht hätten, um danach angemessener und bequemer in einem warmen Gasthof, statt in dem kalten Stall mit ihrem neugeborenen Sohn unterzukommen. Und eine weitere Frage schließt sich an. Weshalb sind Könige aus nur drei Ländern zur persönlichen Begrüßung des neuen „Königs der Juden“ erschienen, dazu noch aus weiter Ferne, während die vielen anderen Herrscher zur Zeit der Geburt Christi, von denen etliche sogar in nahen, angrenzenden Ländern lebten und regierten, entweder diese Geburt nicht zur Kenntnis nahmen oder von ihr nichts wussten, einschließlich zunächst König Herodes. Man kann bei derartigen und wohl auch berechtigten Überlegungen zu dem Schluss kommen, dass es sich bei den Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe dieser drei Könige aus dem Morgenland offensichtlich um etwas ganz anderes gehandelt haben muss als um rein materielles, irdisches Gut. Auch der persönliche Besuch der Könige genau zum Zeitpunkt der Geburt lässt auf ein herausragendes, besonderes Ereignis und auf ungewöhnliche Hintergründe schließen. Aus dem Inhalt überlieferter sehr alter Geschichten, Legenden und Erzählungen ergibt sich, dass vor langer Zeit, so auch in der, in der die Geburt von Jesus in Bethlehem stattgefunden hat, geistig sehr hoch entwickelte Menschen, Menschheitsführer genannt, die ihrem noch ungebildetem Volk bestimmte geistige Erkenntnisse und Wahrheiten und auch weisheitsvolle Gedanken schulend vermitteln wollten, eine besondere Bildersprache und darüber hinaus verständliche Symbole verwendeten, um vom Volk, das seinerzeit ein insbesondere gemütvollkindlich zu bezeichnendes Bewusstsein und Verständnis hatte, verstanden zu werden. Zahlreiche solcher Geschichten und Erzählungen sind uns schriftlich überliefert. Eine der wohl bekanntesten Form solcher Darstellungen sind die Märchen aus „uralten“ Zeiten sowie auch zahlreiche Legenden und Mythen von vielen Völkern der Erde. Mit dieser symbolhaften Bildsprache konnten sich die Geist- und Volksführer den noch nicht schulisch gebildeten Menschen verständlich machen, vor allem dann, wenn sie diese Menschen fort- und weiterbilden wollten. Märchenforscher und Volkskundler haben uns die unterschiedlichen Bildmotive der Märchenschöpfer der damaligen Zeit in unsere heutige Sprache übertragen und die verschiedenen Motive und Ereignisse gedeutet. Mit diesem Hintergrundwissen lassen sich die Darstellungen und Geschehnisse von der Geburt Jesu, der Besuche der Hirten und das Auftreten der drei Königen aus dem Morgenland in Bethlehem mit ihren besonderen Geschenken möglicherweise anders deuten und verstehen, als es mit dem logischen, analytischen Verstand und dem insbesondere materiell geprägten Bewusstsein vielleicht möglich ist. Die Geburt von Jesus im Lukas-Evangelium Das Lukas-Evangelium berichtet, dass die Hirten die ersten Menschen waren, die von der Geburt des göttlichen Jesusknaben erfuhren. Ihnen war der Erzengel Gabriel, der Bote Gottes, nachts im Traum erschienen, hatte einen blendend hellen Lichtglanz auf dem Feld verbreitet und den schlafenden Hirten die Geburt von Gottes Sohn, des Messias sowie auch den Ort des Geschehens - Bethlehem - mitgeteilt. Die Hirten gehörten damals ebenfalls zu denjenigen Menschen, die noch kein intellektuelles Denken und Bewusstsein im heute verstandenen Sinn ausgebildet hatten, sie handelten, fühlten und dachten sozusagen noch „naturverbunden bildhaft“, hatten also ein offenes, „unschuldiges Naturgemüt“, wie auch die Mehrzahl der übrigen Dorf- und Landbevölkerung. Aus diesem Grund waren gerade sie befähigt und auserwählt, die „frohe Botschaft“ des Engels wahrzunehmen und richtig zu verstehen, der gerade sie und nicht etwa die gebildeten Hohenpriester zum Empfang der Botschaft ausgewählt hatte. Als sich die Hirten bewusst geworden waren, was sie im Traum wahrgenommen hatten, eilten sie sogleich noch in der selben Nacht nach Bethlehem, um den Sohn Gottes, den langerwarteten Messias, bei sich auf Erden begrüßen zu können und auch, um sich von ihm seinen göttlichen Schutz und Segen zu erflehen und zu erbitten. Sie nahmen ihre bäuerlichen Gaben wie Wolle, Milch und ein Lamm mit, um sie dem Knaben und seinen Eltern in frömmiger Demut zu überreichen. Die Heiligen Drei Könige Das Geborenwerden des Messias, des Heilandes und Erlösers der Menschen auf Erden, bewegte seit langen Zeiten schon die Ahnungen und Hoffnungen der Menschheit in den unterschiedlichsten Kulturbereichen. Die Juden glaubten fest daran - und glauben es auch heute noch -, dass der Messias aus ihrem Volke geboren werde. Es gab wiederholt Prophezeiungen, die sein baldiges Erscheinen auf Erden vorhersagten. Im Matthäus-Evangelium findet sich ein recht genauer Hinweis, der auf dieses Ereignis deutet. In der Übertragung von Emil Bock (Pfarrer der Christengemeinschaft) heißt es: „Bethlehem im Lande Juda, du bist nicht die letzte unter den Führungsstätten in Juda; denn aus dir geht hervor der Führer, der Hirte meines Volkes Israel.“ In einer anderen Übersetzung ist an gleicher Stelle zu lesen: „Und du, Bethlehem, im Lande Juda, bist keineswegs der geringste unter den Fürstensitzen Judas, denn aus dir wird hervorgehen ein Führer, der mein Volk Israel leiten wird.“ (Mich. 5,1). In den Vorhersagen wurde also sehr präzise sogar das Volk Juda genannt, in dem der verheißene Messias geboren und erscheinen werde. Es ist davon auszugehen, dass die Heiligen Drei Könige, die auch als Priesterkönige, als Priesterweisen, als Magier oder Astrologen bezeichnet werden, keine Kenntnis dieser aufgeschriebenen Prophezeiungen aus dem fernlebenden Volke Israels haben konnten, da sie in weit entfernten Ländern und in vollkommen anderen Kulturund Religionsbereichen lebten. Vermutlich war ihnen das Volk der Juden sogar vollkommen unbekannt. Dennoch hatten sie genaue Kenntnisse über den Ort und Zeitpunkt der Geburt Je- su, so dass sie gemeinsam zur gleichen Zeit im Lande Juda und sogar an der selben Stelle eintrafen. Woher hatten sie ihr genaues Wissen? Die Sonnenaura der Christusseele Die drei Könige führten die Bezeichnung „Magier“ und „Astrologe“ deshalb, weil sie aufgrund ihrer hochentwickelten, übersinnlichen, geistigen Fähigkeiten tiefste Kenntnisse aus den Geistbereichen der Sternensphären und des Kosmos, also den astralen und geistigen Welten hatten, in denen sie kosmische und Weltzusammenhänge wahrnehmen, 'lesen' und deuten konnten. Es waren weise, wir können auch sagen - in höheres Wissen eingeweihte Menschen bzw. Priester und Astrologen. Allerdings verstand man seinerzeit unter der Bezeichnung Astrologe nicht einen Sternen- und Schicksalsdeuter im heutigen Sinn. Astrologen der damaligen Zeit konnten sich geistig mit der astralen Sphäre im Kosmos verbinden und schauend darin Zusammenhänge und geistige Wahrheiten und Ereignisse erkennen und daraus besondere Erkenntnisse gewinnen. Bekannt sind diese Fähigkeiten insbesondere aus dem altägyptischen Kulturbereich durch die Pharaonen und Priesterkönige, aus dem Buddhismus und dem Zarathustrakult, aber auch die keltische und germanische Mythologie berichtet davon und hinterließ eine Reihe von konkreten irdischen Zeugnissen wie z.B. Steinsetzungen oder Mahnmale. So war es diesen Eingeweihten, den drei weisen, heiligen Königen möglich, den Herabstieg der leuchtenden Geistseele des Christus, des Sohn Gottes, aus den kosmischen Geistbereichen auf die Erdenwelt wahrzunehmen, zu schauen, und sein besonderes göttliches Wesen zu erkennen. Seine hellleuchtende Geistwesenheit, seine strahlende reine Seelen- und Sonnenaura wurde von ihnen, die ja auf sein Kommen vorbereitet waren, deutlich wahrgenommen und erkannt, und dieses kosmische Ereignis veranlasste sie, als es an der Zeit war, sich auf den Weg zu seiner irdischen Geburtsstätte nach Bethlehem aufzumachen. Dort wollten sie dieser hochentwickelten göttlichen Sonnen-Geistseele ihr eigenes höheres Eingeweihtenwissen und ihre allumfassenden tiefen Kenntnisse und Weisheiten aus dem irdischen Bereich opfern im Sinne von vermitteln, damit er, der Sohn Gottes, seine irdischen Aufgaben als Mensch vollbringen konnte. Der hellstrahlende Glanz seiner Seele und seines Geistes, seiner göttlichen Sonnenaura, die sie mit ihren übersinnlichen Fähigkeiten wahrnahmen, wird, nach dieser Auffassung, in der Legende als der „Stern von Bethlehem“ bezeichnet, der über seiner Geburtsstätte einigen auserwählten Menschen sichtbar war. Das Leuchten dieses Sterns, den sie geistig wahrnehmen konnten, führte sie aus der Ferne direkt zum Ort der Geburt, nach Bethlehem. In der Geschichte heißt es, dass sie alle drei gleichzeitig dort eintrafen aus dem fernen Indien, aus dem geheimnisvollen Sabaland und aus dem von altpersischer Kultur noch stark geprägten und beeinflussten Mesopotamien, dem Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Zahlreiche genaueste Berechnungen haben eindeutig ergeben, dass zur damaligen Zeit kein besonders hellleuchtender Stern oder Doppelstern, auch kein Planet oder Komet am Himmel auffällig geleuchtet oder alles äußerlich sichtbar überstrahlt hätte. Überdies können Sterne, die sich viele Lichtjahre von der Erde entfernt am hohen Himmel befinden, aber auch Kometen oder Planeten, niemals exakt (senkrecht) über einem Ort der Erde stehen (bleiben), um ihn dadurch besonders zu kennzeichnen, dazu befinden sie sich viel zu weit entfernt am Himmel, damals wie heute, und sie verändern außerdem ständig ihre Position. Außerdem braucht das Licht der Sterne aufgrund der großen Entfernungen oft viele Jahre, bis es schließlich auf der Erde sichtbar ist. Und sämtliche Planeten wie auch der Mond und die Sonne wandern immer nur über den südlichen und niemals über den nördlichen Himmel, die Weisen aber zogen vom Süden gen Norden. Daraus ergibt sich eindeutig, dass den drei Weisen kein äußeres Licht zum Ort der Geburt des Jesusknaben geführt haben kann. Die königlichen Geschenke der drei Weisen Die erste Gabe, das lautere rote Gold, brachte und opferte König Melchior, der aus dem Perserreich kam. Die Geschichte schildert, er sei in leuchtend roten Purpur vor dem Jesusknaben erschienen. Diese Farbe soll ein Hinweis auf sein Wesen und seine besondere Geistgestalt sein. Sein Geschenk, das Gold, deutet darauf hin, dass er die Weisheiten und das uralte Wissen der Mysterien des Zarathustrareiches in sich vereinigte. Er „opferte“ es, vertraute es der Christusseele an, gab es an den König aller Könige, an den Erlöser aller Erlöser weiter, opferte es ihm, Manuel, dem Fürsten des Friedens, wie man seinerzeit den erwarteten Heiland und Messias auch bezeichnete. Der weise Priesterkönig Melchior führte die reine Geistseele des sich im Erdenbereich entwickelnden Christus, des Sohn Gottes, zur klaren Gedankenwelt des reinen Denkens, Schauens und Bewusstseins und bereitete sie auf die Aufnahme des kosmischen Sonnengeistes, des Christus, in der Erdensphäre vor. In den ursprünglichen, unverfälschten Volksmärchen und Mythen werden die Umschreibungen von Weisheit und höherem geistigen Wissen bildhaft stets als das „reine“ oder „lautere“ oder „rote“ Gold dargestellt, das ein Auserwählter erst nach langen Mühen und harter Arbeit, nach zähem Ringen und vielerlei Entbehrungen, insbesondere nach uneigennützigen Opfern und Heldentaten für andere Wesen als „Lohn“ geschenkt bekommen hat (z.B. Hans im Glück, Goldmarie ...). Auf diese Zusammenhänge will das symbolische „Gold-Geschenk“ des Königs Melchior hinweisen. Die zweite Gabe, der heilige Weihrauch, wurde dem Kind vom König Balthasar aus dem fernen, geheimnisvollen Indien mitgebracht. Balthasars Kleidung, so heißt es, sei ein tiefes Blau gewesen, er war der älteste der drei Weisen. Er brachte das überlieferte, weisheitsvolle Eingeweihtenwissen und die tiefsinnigen, ursprünglichen Geistimpulse der BuddhaErkenntnisse und -Einweihungen mit. Das reine, höhere Buddha-Wissen war schon zur damaligen Zeit bei östlichen Völkern vielfach verlorengegangen oder dekadent geworden. Balthasar hatte es in seiner Geist- und Eingeweihtenschulung in der wahren, reinen Form kultiviert und es durch sein höheres, geschultes Bewusstsein bewahrt und lebendig erhalten. Diese überlieferten höheren Kenntnisse und das ursprüngliche, weisheitsvolle Buddhawissen sollten aus der Weisheit Gottes durch den auf Erden sich inkarnierenden Sonnengeist, die Christusseele, erneuert und für die kommenden, sich stetig in ihrem Bewusstsein verändernden Menschheits- generationen verwandelt und als notwendiger Zukunftsimpuls auf eine höhere Bewusstseinsstufe weiterentwickelt werden. Dieser König aus Indien offenbarte dem „Kinde“, der Mensch-gewordenen Christusseele, das Geheimnis und das höhere Eingeweihtenwissen des unsterblichen Lebens. Mit der Bezeichnung „Kind“ wurde damals von den Wissenden die (junge) Christusseele bezeichnet im Hinblick auf ihren Ursprung und ihre zukünftige Erdenaufgabe als „Keim des neuen Werdens“, als „Erneuerer und Begründer eines höheren menschlichen Bewusstseins“. Balthasar ließ die Christusseele den „Sieg des Lebens über den Tod“ erkennen, die Wiederauferstehung und Wiederverkörperung der unsterblichen Menschenseele und des Menschengeistes, die Christus, als Gotteswesen in einem Menschenleib, selbst noch nicht erfahren hatte. Dieses uralte, jedoch vielerorts verlorengegangene Wissen von der ewigen Entelechie der wiederholt durch Leben und Tod schreitenden und sich immer wieder verwandelnden und wiedergebärenden Menschenseele sollte durch den Christus, den Mensch gewordenen Sohn Gottes, den kommenden Menschengenerationen auf einer neuen, höheren Bewusstheit vertraut gemacht werden. Die für dieses Geschehen, für diesen Vorgang symbolische Gabe des Königs Balthasar war der heilige Weihrauch. Weihrauch ist eine durch intensives Sonnenlicht und Sonnenwärme in Pflanzen gebildete zähflüssige Substanz, die, wenn sie getrocknet wird, kristallisiert. Wird sie in die Glut des glimmenden Feuers gelegt, geht die (geopferte) Weihrauchsubstanz wieder in den flüchtigen Gaszustand über und kehrt in den Weltenäther, in die Sonnensphäre und das Reich des Geistes zurück. Dieser, symbolhaft durch den (heiligen) Weihrauch dargestellte, seit Tausenden von Jahren praktizierte Umwandlungsprozess, - er wird, in der Regel aus Tradition, auch heute noch bei heiligen Opferhandlungen und Riten vollzogen -, verbindet die beiden Reiche, die zwei Welten, - die geistige mit der irdischen, die irdische mit der geistigen, Heimat der unsterblichen Menschenseele. Die dritte Gabe, die heilende Myrrhe, erhielt das heilige Gotteskind von König Kaspar, der aus dem rätselhaften Sabaland in Äthiopien stammt. König Kaspar wird als Vertreter der schwarz-afrikanischen Völker geschildert und erschien in einem grünen Gewand. In seinem Reich wurde noch über längere Zeiträume das Wissen über kosmische Sternenweisheiten der alten Kulturen Ägyptens bewahrt und verstanden und war in einzelnen Menschenseelen lebendig geblieben, bei Priestern und eingeweihten, weisen Menschheitsführern. Die Myrrhe wurde im Altertum hoch geschätzt allein aufgrund ihrer besonderen Heilkräfte. Heute bemüht sich insbesondere die Naturheilmedizin erneut um diese Pflanze. Mit der Myrrhe wurde in der damaligen Zeit symbolhaft die Kraft der Liebe verbunden, die das Kranke und Böse im Menschen und in der Menschheit besiegen und überwinden sollte durch die dereinst sich im Menschen auf Erden entwickelnde Tat- und Ichkraft. Die alles heilende göttliche Liebe sollte durch besondere Schulung und Anweisung durch besondere, eingeweihte Priester und Menschheitsführer in den Mysterienstätten durch die immer intensivere Ausbildung und Formung der Willens-, der Ich- und der Selbstbewusstseinskräfte in den Menschen weiter- und höherentwickelt werden. Man schloss auch die Heilung von Leib, Seele und Geist durch die Kunst der Ärzte mit ein. Auf diesen besonderen Entwicklungsweg wollte der dritte König und Priester durch sein Opfer die Christusseele, den werdenden Heiland der Menschheit, vorbereiten und führen. Abschließende Gedanken Die drei Priesterweisen aus dem Morgenland, aus dem Orient, aus den Ländern der aufgehenden Sonne, bereiteten Jesu, den werdenden Christus, durch ihre königlichen Gaben und Opfer, in der Überlieferung symbolhaft geschildert als Gold, Weihrauch und Myrrhe, auf seine besondere Erdenmission vor, indem sie ihn in das Mysterienwissen seiner Zeit einweihten. Es ist davon auszugehen, dass diese Schulung, diese Einweihung von Jesus über viele Jahre andauerte und dass auch andere Eingeweihte, die Jesus vermutlich an besonderen damals existierenden Einweihungs- und Mysterienstätten persönlich aufsuchte, beteiligt waren. Von einer (sofortigen) Rückkehr der drei Weisen nach Übergabe ihrer Geschenke wird nicht berichtet. „Opfer“ bedeutet im wahren Sinn des Wortes Selbstaufgabe in höchster Liebe, das heißt den vollkommenen Verzicht zugunsten anderer, wie es am eindrucksvollsten das Beispiel der Sonne, die sich der Welt selbstlos opfert, seit Urzeiten darstellt. Und in der gleichen Weise, wie die drei Könige dem Christus opferten, opferte auch er sich, der Mensch gewordene Sohn Gottes, aus Liebe der gesamten Menschheit. Er vertraute mit seinem Erdentod sein Schicksal, seine Lehre und seine Zukunft voller Hoffnung und Zuversicht im Glauben an das dereinst siegende Gute den zukünftigen Menschheitsgenerationen an und legte es vorbehaltlos in ihre, also in unser aller Hände und Seelen, hoffend, dass die gute Saat einst aufgehen, gedeihen und reichen Segen hervorbringen werde. Hans Harress