Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter
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Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter
Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter A. Hedtmann, G. Heers Klinik Fleetinsel Hamburg, Abteilung Orthopädie II Die klinische Untersuchung der Schulter wird als Funk− tionsuntersuchung der Beweglichkeit, Kraft und Stabi− lität durchgeführt. Mit Provokationstests werden ge− zielt schmerzhafte Strukturen und gestörte Funktionen identifiziert. Dies führt zu einer klinischen Diagnose, die einerseits die gestörte Funktion und andererseits auch die betroffene Struktur begrifflich fasst. In Fällen unklarer Befunde oder funktionell bzw. strukturell überlappender Ergebnisse sind ablative Injektionstests mit Lokalanästhetika indiziert. Einleitung Das Ergebnis der klinischen Diagnose ist die Grundlage der Wahl adäquater bildgebender Untersuchungsme− thoden. Bei der konventionell−radiologischen Untersuchung ist der Standard die Projektion in 3 Raumebenen (a.−p., lateral−axial (sog. Y− oder Outlet−Aufnahme) und trans− axillär. Bei besonderen Fragestellungen sind erweiterte Pro− jektionen oder Aufnahmen unter Belastungsprovoka− tion indiziert. Definition Die Basis jeder Diagnostik bilden Anamnese und klini− sche Untersuchung. Die dabei erhaltenen Informationen und erhobenen Befunde führen zu einer klinischen Ver− dachtsdiagnose. Um diese zu bestätigen oder aber auch, um konkurrierende Diagnosen auszuschließen, werden bildgebende Verfahren eingesetzt. Die Indikation zu bildgebenden Verfahren ist somit diagnose− und lokali− sationsabhängig. Der diagnostisch interessierende Schulterkomplex besteht aus dem Glenohumeralgelenk (GH−Gelenk) und Akromioklavikulargelenk (AC−Gelenk) sowie der latera− len Klavikula und den zugehörigen Weichteilstrukturen. Die Funktion der Schulter ist immer im Verbund mit der Gesamtheit des Schultergürtels und der Halswir− belsäule zu sehen. Die funktionelle Einheit aus Skapu− labeweglichkeit und glenohumeraler Bewegung kop− pelt die Halswirbelsäule, an der das Schulterblatt muskulär aufgehängt ist, eng mit dem Schultergürtel. Aber auch die Wirbelsäule mit Becken−Lenden−Region ist über den M. latissimus dorsi mit dem Humerus ver− knüpft, der wiederum über den M. teres major eine weitere muskuläre Verbindung mit dem Schulterblatt eingeht. Die Untersuchung bei Beschwerden der Schulterre− gion beinhaltet also immer auch eine Betrachtung und funktionelle Evaluation der Wirbelsäule und vor allem der Skapulafunktion, die sich im sog. skapulohumeralen Rhythmus äußert. Skapulohumeraler Rhythmus Unter dem skapulohumeralen ca. 20 %), um dann bei weiterer Rhythmus versteht man das Ver− Armhebung kontinuierlich zuzu− hältnis von skapulohumeraler Be− nehmen. Bei hoher Abduktion über weglichkeit zu skapulothorakaler 1208 nimmt der skapulothorakale Beweglichkeit. Nach Inman u. Mit− Gleitweg überproportional zu. Da arb. (1944) beträgt dieser Wert für eine Schulter nur einwandfrei funk− die Gesamtabduktion ca. 2 : 1, d. h. tioniert, wenn unter allen Bedin− bei 1708 Abduktion resultieren ca. gungen die Resultierende aller 1108 aus dem Glenohumeralgelenk Muskelkräfte dazu führt, dass der und ca. 608 aus der Skapulabeweg− Humeruskopf in die Pfanne ge− lichkeit. Der Anteil des Schulter− drückt wird, ist eine korrekte Ein− blattes ist dabei nicht konstant, stellbewegung der Skapula sehr sondern ist in einer initialen Ein− wichtig. stellphase bis etwa 308 gering (nur " Der skapulohumerale Rhythmus ist bei allen ein− steifenden Schultererkrankungen wie auch bei vielen Rotatorenmanschettendefekten trotz erhaltener Glo− balbeweglichkeit und auch bei Lähmungen verändert. Auch einfache Subskromialsyndrome mit erhaltener Beweglichkeit zeigen oft einen gestörten Rhythmus. Gröbere und vor allem atraumatische Instabilitäten zeigen ebenfalls einen veränderten skapulohumeralen Rhythmus. Er sollte deshalb immer erfasst werden. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 ê DOI 10.1055/s−2006−925444 271 Schultergürtel und obere Extremität Die beste Beurteilung gelingt bei palpatorischer und optischer Erfassung der Bewegungen des unteren Ska− pulawinkels und des Akromions bei Sicht von hinten und gleichzeitiger Bewegung beider Arme. Dies verhin− dert zudem zuverlässig Rumpfausweichbewegungen. Die Skapulastellung sollte erfasst werden, um sta− tisch−posturale Faktoren zu erfassen (z. B. vermehrte Rotation um den Thorax, vermehrte Kippung bei thora− kaler Kyphose, einseitiger Hochstand bei Skoliosen oder besonderer einseitiger Handdominanz usw.). Störungen der Halswirbelsäule können zu einer er− heblichen Beeinträchtigung der Skapulasteuerung füh− ren: Zum Beispiel ist bei einer einseitigen Verkürzung des M. levator scapulae die Rotation des Kopfes zur Gegenseite beeinträchtigt. Nur wenn auf der verkürzten Seite das Schulterblatt gehoben wird, normalisiert sich die Kopfrotation. Damit ist aber die natürliche Einstell− bewegung des Schulterblattes beeinträchtigt. Muskulä− re Dysbalancen sind dabei klinisch einfacher an den verkürzten tonischen Muskeln erkennbar als an den schwieriger funktionell in ihrer Schwäche zu erfassen− den phasischen Muskeln. An der Schulterbewegung für die Armhebung sind immer gemeinsam beteiligt: n Glenohumeralgelenk, n subakromiales Nebengelenk, n AC−Gelenk, n SC−Gelenk, n Skapulothorakalgelenk. Eine isolierte Bewegung in einem dieser Gelenke ist nur artifiziell möglich, z. B. bei manueller Fixierung der Skapula, um die passive glenohumerale Beweglichkeit zu testen. Dies ist sinnvoll, um auch leichte glenohu− merale Bewegungseinschränkungen zu erfassen: Da bei passiven Bewegungen die aktive (und u. U. kompensa− torisch veränderte) Einstellung der Skapula fehlt, sind diese besser geeignet, kapsuläre glenohumerale Bewe− gungseinschränkungen festzustellen. Die Rotation am hängenden Arm ist eine weitgehend glenohumeral bestimmte Funktion und nur endgradig von Skapulamitbewegungen beeinflusst. Sie kann des− halb besser als die Hebebewegungen Aufschluss über die möglichen artikulären oder extra− bzw. periartiku− lären Ursachen einer Bewegungseinschränkung geben. Die Untersuchung sollte einem reproduzierbaren, möglichst einfachen System folgen, das auch in der Pra− xis noch sinnvoll genutzt werden kann. Wenn zusätz− lich wissenschaftliche Fragen beantwortet werden sol− len, kann ein erweitertes Untersuchungsprogramm ablaufen. 272 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 Klinische Untersuchung Ziel der klinischen Untersuchung ist es, sowohl eine funktionelle Diagnose (z. B. Impingement oder Instabili− tät) wie eine strukturelle Diagnose befallener Elemente zu stellen. Die strukturelle Diagnose ergibt sich aus dem strukturellen Befund und der strukturierten Anamnese. Der strukturbezogene Befund wird erhoben durch be− stimmte Untersuchungsmanöver, mit denen bevorzugt einzelne Strukturen belastet oder gedehnt oder palpiert werden. Zusätzlich werden dynamische Prozesse struk− turbezogen gedeutet wie bei den sog. Impingementzei− chen. Die strukturierte Anamnese (Tab. 1 ) ist integraler Bestandteil der klinischen Untersuchung. Dabei werden berücksichtigt: n Alter, n akutes oder graduelles und traumatisches oder spontanes Auftreten der Beschwerden, n Funktionsabhängigkeit der Beschwerden, n Ruheschmerz. Die strukturierte Anamnese führt bereits zu einer Ver− dachtsdiagnose: Subakromiale Erkrankungen gehen fast immer mit einem deutlichen Nachtschmerz einher, vor allem beim Liegen auf der betroffenen Schulter. Beim Tragen schwerer Gegenstände am hängenden Arm ver− ursachen sie nur sehr selten Beschwerden. Dies findet sich hingegen oft bei Affektionen des AC−Gelenkes. Auch Instabilitäten verursachen üblicherweise keinen Nacht− schmerz. " Das Auftreten eines Nachtschmerzes ist hinweisend auf ein subakromiales Impingement, eine reaktive Tendinitis oder eine begleitende Bursitis subacromia− lis. Das Standardprogramm beinhaltet: n Inspektion: in Ruhe: Wirbelsäule inkl. Statik (Beckenstand, Wir− belsäulenform in sagittaler und frontaler Ebene), Schultergürtel (symmetrischer Schulterstand; Ska− pulastellung: normal/protrahiert), betroffene Schul− ter im Vergleich zur Nichtbetroffenen, in Funktion: skapulothorakaler und skapulohumera− ler Rhythmus. Bei subakromialen Affektionen ist häufig das Schulterblatt hochgezogen und die Schul− terkulisse verkürzt. Aus dieser Stellung fällt die Armhebung mit einem höheren skapulothorakalen Anteil leichter, zudem wird der subakromiale Raum durch die unwillkürliche Medialrotation und ggf. Retraktion des Schulterblattes weiter. n Orientierende Untersuchung der Hals− und Rumpfwirbelsäule inkl. Statik: An der Halswirbel− säule bewährt sich als Schnelltest vor allem die Fest− Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter Tabelle 1 Strukturierte Anamnese Abb. 1 n Quadrantentest (Quelle: s. S. 296). stellung der globalen Beweglichkeit inklusive Rota− tion aus Flexion zur differenzierten Beurteilung der oberen Halswirbelsäule in Verbindung mit dem sog. Quadrantentest (Abb. 1 ): Dabei wird der Kopf passiv extendiert und zur selben Seite rotiert. Dadurch ver− engen sich die Foramina intervertebralia und es werden die Wirbelgelenkfacetten belastet und die Wirbelgelenkkapseln torquiert. Der Test ist unspezi− fisch, gibt aber eine zuverlässige Reproduktion so− wohl arthrogener, pseudoradikulärer wie diskogen und/oder ossär bedingter, radikulär ausstrahlender Beschwerden. Bei negativem Ausfall und freier HWS−Beweglichkeit ist die zervikogene Ursache ei− nes Schulterschmerzes weitgehend ausgeschlossen. Praktischer Untersuchungsgang Am stehenden Patienten wird die Wirbelsäulenform in der Sagittal− und Frontalebene registriert. Die passive Mobilität der Schulterblätter wird durch Untergreifen des medialen Randes und Abheben sowie Lateral− und Medialverkippung getestet. Bei sehr stark muskulär fi− xierten Schulterblättern muss der Arm u. U. in die Schürzengriffposition gebracht werden, um das Schul− terblatt unterfassen zu können. Es wird die aktive Beweglichkeit in Einzel− und Kombinationsebenen geprüft, bei Einschränkung auch die passive Beweglichkeit. Es folgen die Stabilitätstests und die isometrischen Anspannungstests sowie die Kraftprüfung. Frage Hinweis auf z. B. Beschwerden wie lange? degenerative oder rheumatische Erkrankung Trauma? posttraumatische Veränderungen graduelles Auftreten? degenerative Ursache Arthropathie akutes Auftreten ohne Trauma oder besondere Belastung? Subakromialsyndrom bei Tendinosis calcarea adhäsive Kapsulitis neuralgische Schulteramyotrophie nächtlicher Ruheschmerz? subakromiale Erkrankung adhäsive Kapsulitis AC−Gelenkaffektion Omarthrose HWS−Affektion zervikale Radikulitis nur beim Liegen auf der Schulter? subakromiale Erkrankung (AC−Gelenkaffektion) (Omarthrose) Schmerz bei welcher Bewegung/Belastung? Instabilität Impingement AC−Gelenk posterosuperiores (internes) Impingement Schmerz beim Sport? Instabilität Impingement AC−Gelenk Beschwerden beim Tragen am hängenden Arm? AC−Gelenk untere Instabilität, ggf. Mehrfachinstabilität Kraftverlust bei bestimmten Bewegungen? Rotatorenmanschettendefekt Lähmung schmerzhafter unterer Bogen? umgekehrter schmerzhafter Bogen? Impingement hoher schmerzhafter Bogen? Schmerz bei horizontaler Arm− bewegung über die Körper− mittellinie? AC−Gelenk, ggf. oberes Impingement bei Luxation: spontane Reposition n ärztliche Reposition, ggf. in Narkose n n n atraumatische Instabilität traumatische Instabilität Erst zum Schluss erfolgen die oft recht schmerzhafte Palpation und die Prüfung der Impingementzeichen. Es sind für die Schulter in der Literatur eine Vielzahl von Tests und Untersuchungsmanövern beschrieben worden. Selbst in jüngster Zeit kommen immer noch Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 273 Schultergürtel und obere Extremität n n Abb. 2 n Kombinierte Außenrotation und Abduktion (Quelle: s. S. 296). Abb. 3 n Kombinierte Innenrotation und Extension (Quelle: s. S. 296). neue Tests hinzu. Es soll deshalb im Folgenden einer− seits zwar eine weitgehend vollständige Darstellung der gebräuchlichen klinischen Untersuchungsmethoden er− folgen. Andererseits werden einige apokryphe Tests oder solche mit sehr unspezifischer Aussage bewusst nicht aufgeführt. Kombinierte Abduktion und Außenrotation (Abb. 2 ): Wichtig ist dabei die Registrierung der Ellenbogen− stellung. Zum Beispiel reicht für den sog. Nackengriff eine ausschließliche Flexion von ca. 60 ± 708, sofern die Rotations−Neutral−Stellung erreicht werden kann. Volle Beweglichkeit liegt aber nur vor, wenn der Ellenbogen zur Seite zeigt. Dokumentation der erreichten Region: ± HWS ± Ellenbogen vorn, ± HWS ± Ellenbogen seitlich, ± Hinterkopf ± Ellenbogen vorn, ± Hinterkopf ± Ellenbogen seitlich, ± Scheitel ± Ellenbogen vorn, ± Scheitel ± Ellenbogen seitlich, ± volle Hebung der Hand über den Kopf mit Ellen− bogen seitlich (gewichtet stärker die Abduktions− komponente; Maßstab im Constant−Score), ± Nackengriff bis obere BWS mit Ellenbogen seitlich (gewichtet stärker die Außenrotations− und horizontale Abduktionskomponente). Kombinierte Innenrotation und Extension (Abb. 3 ): Erreichte Körperregionen: ± Trochanter major, ± Glutäen, ± Sakrum, ± untere, mittlere, obere LWS, ± untere und mittlere BWS. Für wissenschaftliche und gutachtliche Zwecke sollte der mit dem Daumen erreichte Dornfortsatz bezeichnet werden. Aktive Bewegungsmessung Passive Bewegungsmessung Schultergürtelbeweglichkeit. Der Patient hebt beide Schultern, sowohl ohne wie gegen Widerstand. Damit werden sowohl die Funktion des M. trapezius als auch die der Schlüsselbeingelenke, vor allem der SC−Gelenke, getestet. Aktive Globalbeweglichkeit. Sie wird in Flexion/Exten− sion ebenso dokumentiert wie die Innen−/Außenrota− tion am hängenden Arm, Elevation/Adduktion (in bzw. vor der Frontalebene), Abduktion (in Schulterblattebe− ne), horizontale Abduktion und Adduktion (aus 908 Fle− xion gemessen, bezogen auf die Sagittalebene oder aus 908 Abduktion in Schulterblattebene) und die Außen− und Innenrotation aus 908 Abduktion. Unterer und/oder oberer schmerzhafter Bogen (Sektor des Auftretens und Verschwindens dokumentieren), ggf. umgekehrter und auch belasteteter schmerzhafter Bogen werden doku− mentiert. Untersuchung der Kombinationsbewegungen. Für die klinische Praxis wird die Orientierung an erreichten Körperreferenzstellen vorgenommen: 274 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 Passive Globalbeweglichkeit (nur bei aktiv bewegungs− eingeschränkten Schultern erforderlich). Es werden dieselben Bewegungen wie bei der aktiven Prüfung durchgeführt, nur passiv vom Untersucher und damit unter Ausschluss der Schwerkraft. Wenn die verbliebe− ne glenohumerale Beweglichkeit interessiert, wird die skapulare Einstellbewegung durch manuelle Fixierung ausgeschaltet. Damit wird sowohl teilweise der schmerzreflektorische Effekt ausgeschaltet als auch das tatsächliche, kapsulär mögliche Bewegungsmuster festgestellt. " Wichtig ist, dass abrupte, Schmerz und damit re− flektorische Anspannung verursachende Bewegungen vermieden werden. Bei Rotatorenmanschettendefekten oder Axillarispare− sen und sonstigen Paresen stellt man die sog. Pseudo− paralyse bzw. die echte Paralyse fest, wobei die passive Beweglichkeit meist nicht beeinträchtigt ist. Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter Selektive Muskeltests Die Tests werden eingesetzt, um die Kraft zu prüfen und ggf. tendomyopathische Anspannungsschmerzen zu provozieren. Die isolierte Aktivierung eines Muskels und damit seine selektive Testung ist aufgrund der menschlichen neuromuskulären Organisation nicht möglich. Die Tests sind so aufgebaut, dass sie möglichst weitgehend nur einzelne Muskelfunktionen ansprechen (Tab. 2 ). Die in Tab. 2 genannten Tests stellen einerseits iso− metrische Anspannungstests aus der Gelenkneutral− oder Mittelstellung dar, andererseits Tests aus verkürz− ten Muskelpositionen heraus. Ein Beispiel für eine mitt− lere Verkürzung stellt der Supraspinatustest nach Jobe dar, für eine endgradige Verkürzung der Lift−off−Test. Für die Kraftmessung sind sicher Tests aus mittlerer oder sogar höhergradiger Verkürzung sensibler, wie sie z. B. auch in der sog. Applied Kinesiology propagiert werden (Walther 1988). Dabei kann man z. B. auch ARO/IRO aus jeweils 308 oder sogar aus noch höhergra− diger Verkürzung heraus testen. Tests aus muskelver− kürzten Positionen nahe der Gelenkendstellung heraus werden auch als sog. ¹Lag Signs“ bezeichnet (Abb. 14 , 15 ). Dabei werden bei passiver Durchführung die Ge− lenke in die entsprechende endstellungsnahe Position gebracht und können dort nicht gehalten werden. Für die Außenrotatoren kann man beide Arme aus Adduk− tion wie Abduktion in die endgradige Außenrotation überführen und stellt bei Rotatorenmanschettendefek− ten fest, dass diese auf der betroffenen Seite nicht gehalten werden kann. Für den M. subscapularis kann man analog verfahren in Extension/Innenrotation. Kraftmessung Gemessen werden sollte auf jeden Fall die Abduktion und Außenrotation als Minimalprogramm. Die Kraftmessung kann einerseits manuell mit gro− ber Orientierung an der Gegenseite erfolgen: Gleich; leicht abgeschwächt (ca. 2/3 der Gegenseite), deutlich abgeschwächt (< 2/3 ± 1/3 der Gegenseite), weitgehend abgeschwächt (< 1/3 der Gegenseite). Sie kann in einem Arbeitsgang bei den isometrischen Anspannungstests erhoben werden. Besser ist allerdings eine instrumen− telle Kraftmessung, wie sie auch für den Constant−Score gefordert wird. Hierzu kann man entweder eine Feder− waage benutzen oder besser ein elektronisches Mess− gerät wie z. B. den Isobex−Apparat. Mit dem Isobex wer− den elektronisch integriert isometrische Kräfte gemes− sen, wobei auch die während einer einstellbaren Mess− zeit von 3 oder 5 Sekunden auftretenden Oszillationen erfasst werden und in Form eines Minimal− und Maxi− malkraftwertes während der Messzeit ausgegeben werden. Es hat sich bewährt, die Kraft bei isometrischer An− spannung im Seitenvergleich und auch in Relation zu den Antagonisten abzuschätzen. Es liegen Referenz− werte in der Literatur vor (Magee 1997). Für die grobe Abschätzung der Kraft kann man davon ausgehen, dass bei isometrischer Testung die Abduktion ca. 50 ± 70 % der Adduktionskraft erreichen muss. Die Flexionskraft sollte etwa 50 ± 60 % der Abduktions− und Extensions− kraft erreichen. Die Außenrotation sollte etwa 65 ± 70 % der Innenrotation erreichen. Die horizontale Abduktion sollte etwa 70 ± 80 % der horizontalen Adduktion betra− gen, gemessen mit der Skapulalängsachse als Referenz− ebene. Impingementzeichen Es muss berücksichtigt werden, dass durch das Fehlen der skapulären Einstellbewegung die Bewegungsaus− maße, bei denen Schmerzen auftreten, geringer sind als sie bei aktiver Bewegung zu erwarten wären. So ent− spricht ein positives Neer−Impingementzeichen bei ca. 60 ± 708 Flexion einer Gelenkstellung bei aktiver Flexion von ca. 80 ± 908. Impingementzeichen nach Neer (Abb. 16 ). Der hängen− de Arm wird vom Untersucher in leichter Innenrotati− onsstellung abrupt flektierend gehoben. Dabei wird in einem Sektor wie beim schmerzhaften Bogen ein Schmerz angegeben. Ein Schmerz unterhalb von etwa 458 entspricht dabei einer kapsulären Schmerzursache und kann nicht als Impingement klassifiziert werden. Es reicht die Flexion bis ca. 1208. Der Arm sollte dabei nicht über 1508 hochgerissen werden, um einen Endanschlags− oder Dehnungs− schmerz intra− oder extraartikulärer Ursache nicht fälschlich als Impingement zu identifizieren. Es wird in der Literatur vereinzelt versucht, den Test durch Aus− führung in unterschiedlichen Innenrotationsstellungen des Armes und in skapularer Abduktion oder frontaler Elevation weiter zu differenzieren. Wissenschaftliche Daten hierzu liegen allerdings nicht vor. Definition Impingementzeichen Die Impingementzeichen sind pas− mialen Bogen ausgelöst werden. sive Untersuchungsmanöver, bei Da sie passiv erfolgen, fehlt die denen das Schultergelenk mit ra− zentrierende Kraft der Rotatoren− scher Bewegung in eine Stellung manschette und es wird leichter ein gebracht wird, in der die Kon− Irritationsphänomen durch krania− taktphänomene am korakoakro− le Dezentrierung ausgelöst. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 275 Schultergürtel und obere Extremität Tabelle 2 Selektive Muskeltests 276 Test Geprüfte Funktion Bewertung von Neutral−Abduktions−Test (Abb. 4) M. supraspinatus M. deltoideus induzierter Schmerz und Kraftminderung Neutral−Außenrotations− Test (Abb. 5) M. infraspinatus M. supraspinatus ggf. M. teres minor induzierter Schmerz und Kraftminderung Neutral−Innenrotations− Test (Abb. 6) M. subscapularis M. latissimus dorsi M. teres major induzierter Schmerz und Kraftminderung Lift−off−Test (Abb. 7) M. subscapularis M. latissimus dorsi M. teres major Teil− oder Komplettrisse bzw. Defekt der Subskapularissehne Napoleon−Zeichen (Abb. 8) M. subscapularis Innenrotation durch M. subscapularis Belly−Press−Test (modifiziertes Napoleon−Zeichen) M. subscapularis Innenrotationsfunktion durch M. subscapularis. Nach Burkhart (2002) ist der entstehende Winkel Hand ± Unterarm ein Maß für den Grad der Subskapularis− schädigung Abduktions− Außenrotations−Test (Abb. 9) M. infraspinatus M. teres minor Außenrotationskraft Trompeterzeichen (¹hornblower sign“, ¹signe de clairon“) (Abb. 10) Supra− und Infraspinatussehne Supraspinatustest nach Jobe (Abb. 11) M. supraspinatus Palm−up−Test/Speed−Test (Abb. 12) lange Bizepssehne und M. supraspinatus RM−Läsionen: Sens.: 38 ± 68,5 % (Park 2005, Calis 2000) Yergason−Test lange Bizepssehne Bizepspathologie zusammen mit RM−Läsionen: Sens.: 43 %; Spez.: 79 % (Holtby 2004) O’Brien−Test (Abb. 13) Armhebung aus Vorhalte in Innen− und Außenrotation Adduktions−Widerstands− Test Widerstand gegen forcierte AC−Gelenkaffektionen horizontale Adduktion durch den Untersucher Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 Aussagekraft bei passiv freier Beweglichkeit liegt bei isolierter Ruptur der Subskapularissehne immer ein positiver Lift−off−Test vor (Gerber 1991) Infraspinatusläsion: Sens.: 70,5 %; Spez.: 90 % Kompl. Infraspinatusdefekt: Sens.: 36 %; Spez.: 95 % (Naredo 2002) bei positivem Test liegt mit einer Sensiti− vität von 100 % und einer Spezifität von 93 % eine irreversible Muskelatrophie des M. teres minor vor (Walch 1998) tendopathischer/impinge− mentbedingter Schmerz bei RM−Läsionen SLAP−Läsionen, AC−Gelenkaffektionen Partialdefekte: Sens.: 32,1 %; Spez.: 67,8 % Kompl. Defekte: Sens: 52,6 %; Spez.: 82,4 % (Park 2005) Für SLAP−Läsionen Sens.: 47 %; Spez.: 55 % (McFarland 2002) Für ACG−Affektionen Sens.: 16 %; Spez.: 90 % (Walton 2004) Für ACG−Läsionen: Sens.: 72 %; Spez.: 85 % (Chronopoulos 2004) Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter Abb. 4 n Neutral−Abduk− tions−Test (Quelle: s. S. 296). Der in Neutralstel− lung herabhängende Arm wird gegen den Widerstand des Untersuchers isome− trisch abduziert. Symmetri− sche Durchführung des Tests. Abb. 7 n Aktiver Lift−off− Test (Quelle: s. S. 296). Der hinter dem Körper im sog. Schürzengriff befindliche Arm soll mit der Hand weiter nach dorsal vom Rücken entfernt werden. Voraus− setzung: freie passive kombinierte Extension/Innenrotation. Abb. 8 n Napoleon−Zei− chen (Quelle: s. S. 296). Abb. 5 n Neutral−Außenrotations−Test (Quelle: s. S. 296). Der in Neutralstellung herabhängende Arm wird mit 908 gebeugtem Ellen− bogen gegen den Widerstand des Untersuchers isometrisch außen− rotiert. Symmetrische Durchführung des Tests. Der Unterarm liegt bei gebeugtem Ellenbogen dem Bauch auf. Der Patient versucht, den Arm weiter kräftig gegen den Bauch zu drü− cken. " Der Test setzt zur Beurteilung eine aktive Flexions− fähigkeit von mindestens 1208 voraus. Anderenfalls ist er wertlos. Abb. 6 n Neutral−Innenrotations−Test (Quelle: s. S. 296). Der in Neutralstellung herabhängende Arm wird mit 908 gebeugtem Ellen− bogen gegen den Widerstand des Untersuchers innenrotiert. Sym− metrische Durchführung des Tests. Impingementzeichen nach Hawkins/Kennedy (Abb. 17 ). Der Test wird in der Literatur in unterschied− lichen Versionen präsentiert: Einerseits in Flexion des Armes von ca. 908 und in Neutral−Rotations−Stellung mit gebeugtem Ellenbogen. Aus dieser Stellung heraus wird ein rasches, passives Innenrotationsmanöver vor− Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 277 Schultergürtel und obere Extremität Abb. 9 n Abduktions− Außenrotations− Test (Patte−Test) (Quelle: s. S. 296). Der Arm wird in Schulterblattebe− ne ca. 908 ange− hoben und aus Neutralrotations− stellung gegen Widerstand des Untersuchers weiter außen− rotiert. Abb. 12 n Palm−up−Test/ Speed−Test (Quelle: s. S. 296). Der im Ellenbogen fast gestreckte und supi− nierte Arm wird in reiner Flexionsrichtung (oder in Schulterblattebene) aus ca. 608 (908) gegen zunehmen− den Widerstand des Unter− suchers isometrisch geho− ben. Abb. 10 n Trompeter− zeichen (signe du clairon) (Quelle: s. S. 296). Bei leicht abdu− ziertem Arm ist keine Außenrota− tion möglich; zum Heben der Hand muss im− mer auch der Ellenbogen geho− ben und gebeugt werden. genommen. Die zweite Variante ist die Abduktion in Schulterblattebene, aus der heraus die Innenrotation vorgenommen wird. Der Test fällt (vor allem im Schmerzgrad) häufig dis− krepant zum Neer−Zeichen aus, woraus manche Unter− sucher ableiten, dass sie bestimmte Lokalisationen des Impingements am korakoakromialen Bogen (mehr akromial bzw. mehr ligamentär oder korakoidal) oder an bestimmten Sektoren der Rotatorenmanschetten− oberfläche besser differenzieren können. Wissenschaft− liche Daten hierzu liegen nicht vor. Verbeugungstest nach Kölbel . Der Test dient dazu, un− spezifisch positive von tatsächlich positiven Neer−Zei− chen zu differenzieren: Der Patient beugt sich mit dem Oberkörper weit vor und lässt die Arme hängen. Dabei wird unter Schwerkraftzug eine Flexion von ca. 608 oder höher erreicht. Ein kapsulärer Dehnungsschmerz wird persistieren, ein Impingementzeichen wird verschwin− den oder deutlich schwächer ausfallen, da die subakro− mialen Strukturen durch den Schwerkraftzug am Arm entlastet sind. Abb. 11 n Supraspinatustest nach Jobe (Quelle: s. S. 296). Der Arm wird in Schul− terblattebene um ca. 908 angehoben und mit gestrecktem Ellenbogen innenrotiert, sodass der Daumen nach unten zeigt (wie 278 beim Ausschütten einer Getränkedose = empty can). Es erfolgt eine weitere isomet− rische Hebung gegen den Widerstand des Untersuchers. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 Schmerzhafter Bogen (Abb. 18 ). Der schmerzhafte Bogen ist das aktive Äquivalent zu den Impingement− zeichen. Da sowohl eine aktive Zugbelastung der Seh− nen vorliegt wie ein Passieren des Impingementsektors, kann davon ausgegangen werden, dass dabei sowohl Tendopathie− wie Impingementkomponenten über− prüft werden. Klassischerweise wird der schmerzhafte Bogen in der Frontalebene überprüft. Sinnvollerweise sollte er in der Skapulaebene und ggf. auch in der Sagit− talebene überprüft werden. Als positiv können dabei Schmerzen etwa zwischen 508 und 1208 Armhebung gewertet werden. Bei stark eingesteiften Schultern ist Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter 90° 10° 90° a Abb. 13 n O’Brien−Test (Quelle: s. S. 296). Aus ca. 908 Fle− xion und leichter Adduktion wird der innenrotierte Arm gegen Widerstand zu heben versucht. a In maximaler Innenrotation. b In maximaler Außenrotation. 10° b Abb. 14 n Außenrotations− Lag−Zeichen. Der dem Körper anliegende Arm wird passiv maxi− mal außenrotiert und der Patient zum Halten auf− gefordert. Bei positivem Lag− Zeichen schnellt der Arm in Innen− rotationsrichtung zurück. Angabe in Grad. der Test wertlos. Der Test weist nach Park u. Mitarb. (2005) eine Sensitivität zwischen 67,4 und 75,8 % für verschiedene Stadien der Rotatorenmanschettenläsion auf. Armfalltest und umgekehrter schmerzhafter Bogen (Abb. 19 ). Der passiv durch den Untersucher in Schul− terblattebene auf etwa 1508 erhobene Arm wird aktiv vom Patienten heruntergelassen. Bei großen, biome− chanisch relevanten Rotatorenmanschettendefekten tritt dann ein abruptes Herabfallen des Armes in einem bestimmten Sektor auf, wenn die Funktionseinheit von Deltamuskel und Rotatorenmanschette nicht mehr in der Lage ist, den Arm zu stabilisieren. Bei intakter Rota− torenmanschette oder nur kleinen Defekten tritt dabei sektoriell ein Schmerz auf. Es handelt sich prinzipiell um dasselbe Manöver. Da es Situationen gibt, wo die isometrischen Anspannungstests noch ausreichende Kraft nahe legen, trotzdem aber der Armfalltest positiv ist, sollte der Untersucher sicherstellen, dass er den Arm auffangen kann, da das abrupte Herunterfallen des Ar− mes sehr schmerzhaft sein kann. Die exzentrische Belastung beim Herablassen des Armes ist eine stärkere Gewebeprovokation als die konzentrische bei der Armhebung. Deshalb fällt der umgekehrte schmerzhafte Bogen oft auch positiv aus, wenn der klassische schmerzhafte Bogen negativ ist. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 279 Schultergürtel und obere Extremität Abb. 15 n Innenrotations− Lag−Zeichen (passiver Lift− off−Test). Der hinter dem Körper befindliche Arm wird passiv maximal innenrotiert und soll vom Patienten gehalten werden. Bei positivem Lag−Zeichen schnellt die Hand zum Rücken zurück. Abb. 16 n Impingement− zeichen nach Neer (Quelle: s. S. 296). 180° 170¡ „akromioklavikulärer“ Bogen 120° „subakromialer“ Bogen Abb. 17 n Impingement− zeichen nach Hawkins/Ken− nedy (Quelle: s. S. 296). 45° Abb. 18 n Schmerzhafter unterer (subakromialer) und oberer (akromioklavikulärer) Bogen (Quelle: s. S. 296). 280 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter Gelenkspiel Das sog. Gelenkspiel wird mit den Translationstests geprüft. Die Translationstests dienen sowohl dazu, ver− ringertes Gelenkspiel bei bewegungseingeschränkten Schultern festzustellen als auch der Dokumentation gerichteter oder allgemeiner Laxizität. Vordere Translation (auch vorderer Schubladentest oder Leffert−Test genannt) (Abb. 20 ). Es wird von dorsal ein anterior gerichteter Druck ausgeübt und die ventra− le Translation beurteilt. Das Schulterblatt muss gegen eine Rotation um den Thorax gesichert werden. Hintere Translation (auch hinterer Schubladentest oder Fukuda−Test genannt) (Abb. 21). Es wird von ventral ein dorsal gerichteter Druck ausgeübt und die dorsale Translation beurteilt. Die dorsale Translation ist normalerweise immer größer als die ventrale. Nach dorsal kann der Kopf um bis zu ca. 50 % des Durchmessers verschoben werden, nach ventral um weniger als 25 %. Die dorsale Transla− tion ist bei subakromialen Affektionen mit Bewegungs− einschränkung und Verkürzung von Außenrotatoren und hinterer Kapsel in der Regel eingeschränkt. a b Abb. 19 n Armfalltest und umgekehrter schmerzhafter Bogen (Quelle: s. S. 296). Beim positiven Armfalltest kann der aktiv oder passiv erhobene Arm beim Absenken in einem bestimmten Sektor nicht mehr gehalten werden. Beim umgekehrten schmerzhaften subakromialen Bogen gibt der Patient beim Durchlaufen des Sektors von ca. 1208 bis ca. 45 ± 608 einen Schmerz an. Untere Translation und Sulkus−Zeichen Untere Translation (Abb. 22 ). Aus der Ausgangsstel− lung von laterokranial über dem proximalen Hume− rus wird eine kaudal−medial gerichtete Kraft ausge− übt und dabei die inferiore Translation beurteilt. Sie ist bei stark eingesteiften Schultern jeglicher Ätiolo− gie in der Regel stark vermindert oder aufgehoben. Bei allgemeiner Gelenklaxität oder unterer Instabili− tät tritt u. U. dabei das sog. Sulkus−Zeichen (s. u.) auf, eine Einsenkung im Relief des Deltamuskels neben n Definition Abb. 20 n Vordere Translation (Leffert−Test, Quelle: s. S. 296). Gelenkspiel Es handelt sich dabei um die in der manuellen Medizin als Gelenkspiel bezeichneten, nicht willkürlich durch− zuführenden Bewegungen parallel zu den Gelenkflä− chen. Gelenkphysiologisch handelt es sich dabei um ein Gleiten ohne angulären Bewegungsausschlag. Die− se Untersuchungen werden in der Entspannungsposi− tion des Gelenkes durchgeführt, in der die Bänder die geringste Spannung zeigen und die damit nichtver− wrungene Kapsel das größte Volumen aufweist. Diese Stellung beträgt am Schultergelenk etwa 558 Abduk− tion in Skapulaebene bei Neutralrotation. n Abb. 21 n Hintere Translation (Fukuda−Test, Quelle: s. S. 296). und unter dem Akromion durch den tiefer tretenden Humeruskopf. Sulkus−Zeichen (Abb. 23 ). Der Test wird am stehen− den oder sitzenden Patienten ausgeführt. Unter Fixation der Skapula durch aufgelegte Hand, die eine Lateralkippung hemmen soll, wird ein dosierter Zug am hängenden Arm (z. B. am Ellenbogen) ausgelöst, der nicht zu abrupt erfolgen darf. Sonst wird der Deltamuskel aktiviert und der Test u. U. falsch nega− tiv. Bei positivem Ausfall durch erhöhte untere Translatierbarkeit zeigt sich prä− und paraakromial eine rinnenartige Gewebeeinziehung. Deshalb der Name Sulkus−Test, der nichts mit dem Sulcus bicipi− talis zu tun hat. Falls der Patient nicht gut entspannt Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 281 Schultergürtel und obere Extremität Abb. 22 n Untere Translation (Quelle: s. S. 296). Abb. 23 n Sulkus−Zeichen (Quelle: s. S. 296). Abb. 24 n Vorderer Apprehensiontest (Quelle: s. S. 296). Instabilitätszeichen Tabelle 3 Instabilitätstests Test Aussagekraft vorderer Apprehensiontest (Abb. 25) bei vorderer Instabilität: Sens.: 63 % (Speer 1994) bzw. 52,8 % (Lo 2004) modifizierter vorderer Apprehension− test (Abb. 26) hinterer Apprehensiontest (Abb. 27) Sens.: 42 %, Spez.: 99 % (McFarland 2005) Fulcrum−Test (Abb. 28) bei vorderer Labrumpathologie: Sens.: 69 % (Holovacs 2000) Load−and−Shift−Test nach Hawkins (Abb. 29) Repositionstest (relocation test nach Jobe u. Moynes) (Abb. 30) bei vorderer Instabilität: 60 % (Lo 2004) Hyperabduktionstest nach Gagey (Abb. 31) der Test war bei 85 % der Patienten mit rezidiv. vorderen Luxationen mit > 1058 positiv, während die Gegenseite immer < 908 blieb und der Verdacht auf einen falsch negativen Test− ausfall vorliegt, kann der Test aus Vorneigung des Rumpfes wiederholt werden. Ein Schmerz beim Sul− kus−Test ist ein Hinweis auf eine Labrum−Kapsel− Läsion. 282 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 Da die glenohumerale Stabilität beurteilt werden soll, ist bei allen Tests darauf zu achten, dass eine adäquate Stabilisierung oder zumindest Lagekontrolle des Schul− terblattes erfolgt. Dies geschieht durch manuelle Fixie− rung bei Untersuchung im Sitzen, ggf. auch durch Un− tersuchung im Liegen bei einigen Tests. Die entspre− chenden Tests sind bereits in Orthopädie und Unfallchi− rurgie up2date, Heft 2, März 2006 ausführlich erläutert und werden deshalb hier nur tabellarisch dargestellt (Tab. 3 ). " Der Load−and−Shift−Test kann noch weiter differen− ziert werden durch Einnahme von Rotationsstellun− gen: In Innenrotation sollte die posteriore Translation sehr gering werden, in Außenrotation die anteriore. Der Load−and−Shift−Test ist auch als Narkoseunter− suchung sehr aufschlussreich und gibt dann wertvolle Informationen über den Anteil der kapsulären Laxizi− tät am Ausmaß der Instabilität. Instabilitätszeichen des AC−Gelenkes. Es wird dabei die relative Verschiebung der lateralen Klavikula gegen die Skapula beurteilt, wobei als Skapulareferenzstruktur das Akromion dient. Die vertikale Klavikulaverschieblichkeit prüft man durch Fingerdruck auf die laterale Klavikula. Wenn ein deutlich hochstehendes laterales Klavikulaende mit diesem Manöver reponiert werden kann, spricht man vom Klaviertastenphänomen (Abb. 31 ). Sehr viel leichter auszulösen ist allerdings das umgekehrte Klaviertas− tenphänomen: Man hebt am Ellenbogen den gesamten Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter Hintergrund Grad der Translation, bezogen auf den Load−and−Shift−Test nach Hawkins n Grad 0: keine oder minimale Ver− schieblichkeit des Humeruskopfes n Grad 1: Verschieblichkeit bis an den Rand des Glenoids, aber nicht darü− ber; bis 25 % des Humeruskopfdurch− messers n Grad 2: Verschieblichkeit bis zu 50 % des Humeruskopfdurchmessers, aber nicht darüber; spontane Reposition bei nachlassender Vorkompression n Grad 3: Verschieblichkeit des Hume− ruskopfes über den Glenoidrand hi− naus mit spontaner Reposition bei nachlassender Vorkompression n Grad 4: kann erweitert angegeben werden für die beim Test erfolgende Luxation, die der ärztlichen Repositi− on bedarf Abb. 27 n Fulcrum−Test (Quelle: s. S. 296). Abb. 25 n Modifizierter vorderer Apprehensiontest (Quelle: s. S. 296). Der ventral gerichtete Schub wird mit der flachen Hand unmittelbar distal des Humeruskopfes aufgebracht. Abb. 28 n Load−and−Shift− Test nach Haw− kins (Quelle: s. S. 296). Die Translation wird unter manueller lateraler Vor− kompression durchgeführt. Abb. 26 n Hinterer Apprehensiontest (Quelle: s. S. 296). Schulterarmkomplex an, reponiert damit das Schulter− eckgelenk und erreicht zusätzlich eine schmerzlindern− de mechanische Entlastung bei diesem Manöver (Abb. 32 ). Zur Prüfung der horizontalen Klavikulaverschieb− lichkeit wird mit einer Hand das Akromion so umfasst, dass der Zeigefinger die laterale Kontur umgreift und der Daumen auf der Spina scapulae liegt. Die Handflä− che mit den restlichen Langfingern kommt dabei auf dem Deltamuskel zu liegen. Mit Daumen und Zeigefin− ger der anderen Hand wird die laterale Klavikula hori− zontal verschoben. Normalerweise ist nur ein geringes Gelenkspiel von wenigen mm möglich. Instabilitätszeichen des SC−Gelenkes. Bei Instabilität des SC−Gelenkes ist meist schon in Ruhe eine ventrale Prominenz der medialen Klavikula gegenüber dem Sternum sichtbar. Je nach Art und Ausmaß der Instabi− lität gelingt oft eine Reposition oder Verstärkung der Subluxationsstellung bei verschiedenen Manövern des Schultergürtels, z. B. aktive oder passive direkte Retrak− tion des Schulterblattes oder indirekte Retraktion durch Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 283 Schultergürtel und obere Extremität a Abb. 29 b n Repositionstest (relocation test nach Jobe und Moynes, Quelle: s. S. 296). Abb. 30 n Hyperabduk− tionstest nach Gagey (Quelle: s. S. 296). Abb. 31 n Klaviertastenphänomen (Quelle: s. S. 296). Abb. 32 n Umgekehrtes Klaviertastenphänomen (Quelle: s. S. 296). horizontale Abduktion des Armes aus 908 skapularer Abduktion. Zeichen der AC−Gelenkirritation Das erkrankte oder verletzte AC−Gelenk zeigt fast im− mer einen lokalen und eng umschriebenen Palpations− schmerz über dem Gelenk. Horizontaler Adduktionstest (Kompressionstest, Cross− over−Test) (Abb. 33 ). Er ist mit passiver, forcierter hori− zontaler Adduktion sehr sensibel, aber nicht sehr spezi− fisch: Er fällt falsch positiv aus bei Verkürzung der Außenrotatoren und/oder der hinteren Kapsel sowie bei korakoidal und medial−ligamentär betontem Impinge− ment. 284 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 Adduktions−Widerstands−Test (Abb. 34 ). Er hat sich nach Jacob u. Sallay (1997) als sensitiver als der hori− zontale Adduktionstest erwiesen. Seine Spezifität ist nicht untersucht. Dabei drückt der Untersucher forciert den um 908 flektierten Arm gegen den Widerstand des Untersuchten in die Adduktion. ACG−Differenzierungstest. Nach Buchberger (1999) ist dieser Test besonders geeignet, AC−Gelenkaffektionen von subakromialem Impingement zu differenzieren: Der Untersucher drückt im lateralen Klavikuladrittel nach kaudal. Mit der anderen Hand wird der adduzierte und leicht außenrotierte Arm forciert flektiert. Ein dabei auftretender Schmerz soll spezifisch für das ACG sein. Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter Abb. 33 n Horizontaler Adduktionstest (¹Cross−over−Test, Quelle: s. S. 296). Abb. 34 n Adduktions−Widerstands−Test (Quelle: s. S. 296). Palpationszeichen Horizontaler Extensionstest. Neben der Kompression kann auch die Distension des Gelenkes als Provokation benutzt werden. Hierzu dient der horizontale Exten− sionstest: Der in Schulterblattebene 908 erhobene Arm wird passiv weiter nach dorsal gezogen. Es ist dabei auf eine leichte Innenrotation der Schulter zu achten, um nicht einen Pectoralis−major−Dehnungsschmerz auszu− lösen. Auch die aktive horizontale Adduktion ist als sog. horizontaler schmerzhafter Bogen betroffen. Hoher schmerzhafter Bogen (aktiv und passiv) (s. Abb. 18 ): Jenseits von ca. 120 ± 1508 Armhebung kommt es zur zunehmenden Kraftübertragung im AC− Gelenk. Hierdurch wird bei AC−Gelenkaffektionen Schmerz provoziert. Der Test ist aktiv wie passiv aus− führbar. Bei passiver Ausführung wird er oft erst bei forcierter Abduktion von > 1708 positiv. Eine hypertrophe AC−Arthrose mit kaudalen Spornen kann in dieser endstellungsnahen Position des Schul− terhauptgelenkes auch zu einem sog. oberen Impinge− ment führen, sodass zur Differenzierung ggf. neben ei− ner intraartikulären ACG−Injektion und der klassischen subakromialen Injektion auch eine subartikuläre Injek− tion unter das AC−Gelenk erforderlich ist (s. u.). Zeichen der SC−Gelenkirritation Ein irritiertes SC−Gelenk ist fast immer bei lokaler Pal− pation schmerzhaft. Oft tritt ein lokaler Schmerz bei aktiver Hebung des Schultergürtels und Bewegung im SC−Gelenk auf. Analog zum AC−Gelenk kann ein hori− zontaler Adduktionstest als Kompressionstest und ein horizontaler Abduktionstest als Distensionstest des Ge− lenkes durchgeführt werden. Es wird mit zunächst sanftem Druck eine zunehmende Gewebeirritation durch ansteigenden Fingerdruck mit leichten Rotations− und Friktionsbewegungen des Fin− gers ausgeübt (Abb. 35). Irritierte Strukturen reagieren dabei regelmäßig mit einer Schmerzreaktion. An Muskeln werden dabei der Grundtonus wie eine evtl. Druckschmerzhaftigkeit registriert. Standardmä− ßig sollten der M. trapezius und M. sternocleidomastoi− deus sowie der M. pectoralis major untersucht werden. Triggerpunkte in den Mm. supra− und infraspinatus sind häufig, in der Mehrzahl aber nicht hinweisend auf lokale Schulterproblematik, sondern vielmehr auf HWS−Affektion. Bei Kompressionssyndromen des N. suprascapularis fällt oft eine besondere Druckschmerz− haftigkeit der Spinatimuskeln auf. An der Rotatorenmanschette werden die Insertions− zonen sequenziell palpiert. Bei Rotationsneutralstellung und leichter Extension des Gelenkes trifft man präakromial−ventral auf die Supraspinatussehne, weiter medial davon auf die Inter− vallzone mit der langen Bizepssehne. Ein Druckschmerz paraakromial−lateral findet sich bei Infraspinatusseh− nenbeteiligung. Durch zunehmende Innenrotation kann man den Infraspinatusansatz auch präakromial eindrehen und an der Stelle palpieren, wo sich der Supraspinatusansatz in der Neutralrotation unter dem Deltamuskel befand. Der Effekt wird noch verstärkt durch Extension des Gelenkes. Anstelle der Palpation an verschiedenen prä− und paraakromialen Punkten hat es sich deshalb be− währt, am selben präakromialen Punkt zu palpieren und dabei die Rotationsstellung zu variieren. Bei Au− ßenrotation kann man dann auch die lange Bizepssehne und den Oberrand des M. subscapularis erreichen. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 285 Schultergürtel und obere Extremität Untersuchung auf neurovaskuläre Irritations− und Kompressionsphänomene (sog. Thoracic−Outlet−Syndrome) Von proximal nach distal werden diese Syndrome in verschiedenen anatomisch−topographischen Ebenen hervorgerufen: n Als Halsrippensyndrom, n als Skalenus−anterior− oder Skalenus−minimus− Syndrom, n als kostoklavikuläres Syndrom, n als Hyperabduktionssyndrom (Pectoralis−minor− Syndrom). Abb. 35 n Palpation der Schulter (Quelle: s. S. 296). a Mit dem Griff nach Codman können die Sehnenansätze der Rotatoren− manschette orientierend mit den Fingern einer Hand erfasst werden. b Die Palpation sollte neben der Rotatorenmanschette auch die weiteren Strukturen des Schultergürtels erfassen (1 = AC−Gelenk, 2 = kritische Zone der Supraspinatussehne präakromial vent− ral, 3 = Insertionszone der Supraspinatus− sehne am Tub. majus, 4 = lange Bizepssehne im Sulkus, 5 = Insertion der Subskapularis− sehne, 6 = SC−Gelenk. c Dorsal sollten die Mm. supra− und infraspinatus (7 und 8) pal− piert werden. d Bei der 1−Finger−Palpation können durch Drehen des Armes die ver− schiedenen Rotatorenmanschettenanteile präakromial sequenziell getastet werden. Alternativ ertastet man das Tuberculum minus und fin− det unmittelbar medial davon den Subskapularisansatz. Dorsal−infraakromialer Druckschmerz über Infraspi− natusansatz und Kapsel findet sich oft als unspezifi− sches Zeichen bei vorderen Instabilitäten. An der langen Bizepssehne sollte palpatorisch auf Druckschmerz intraartikulär (supratuberkulär) und im Sulcus bicipitalis untersucht werden. Ein Druckschmerz der Subskapularissehne wird medial des gut tastbaren Tuberculum minus ausgelöst. Am AC−Gelenk wird von kranial sowie an den Vor− der− und Hinterkanten des Gelenkspaltes palpiert. Vor allem der hintere Gelenkspalt ist bei AC−Gelenkaffek− tionen oft schmerzhaft. Zudem wird der AC−Gelenkver− schiebeschmerz bei horizontaler Verschiebung der lateralen Klavikula unter gleichzeitiger Fixierung des Schulterblattes geprüft. Dabei erhält man zusätzlich In− formationen über die horizontale Translatierbarkeit. Am SC−Gelenk wird ebenfalls auf Schmerz bei Druck von ventral auf Kapsel und Gelenkspalt untersucht, weiterhin ein evtl. provozierbarer SC−Gelenkverschie− beschmerz (schräg kraniokaudale Verschiebung der medialen Klavikula; eine Fixierung des Sternums ist in der Regel nicht erforderlich) registriert. 286 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 Die Untersuchungsgänge beruhen alle darauf, dass mit bestimmten Kopf− und Armhaltungen versucht wird, eine Irritation/Kompression hervorzurufen und die ent− sprechenden Beschwerden zu provozieren. Es gibt in der Literatur immer wieder Angaben, dass die Kompression oder Irritation in einer bestimmten Etage spezifisch mit einem bestimmten Test verifiziert werden könne. Harte Daten von Vergleichsuntersu− chungen, die mit dem Ergebnis neurologischer und an− giologischer Untersuchungen und Operationsbefunden korreliert sind, findet man jedoch kaum. Insofern reicht es für die klinische Routine, ein bestimmtes Spektrum an Untersuchungsmanövern anzuwenden, um einen klinischen Verdacht zu erhärten. Die Lokalisationsdiag− nostik erfolgt dann durch bildgebende, neurologische und angiologische Zusatzuntersuchungen. " Da bei den verschiedenen Untersuchungsmanövern auch bei symptomlosen Patienten Pulsdifferenzen oder −absenzen auftreten können, sollte immer die Gegenseite mituntersucht werden. Adson−Test (Abb. 36 ). Der Radialispuls wird beim sit− zenden Patienten palpiert. Der Kopf des Patienten wird zur Untersuchungsseite gedreht. Während der Unter− sucher den im Ellenbogen gestreckten Arm extendiert und außenrotiert, soll der Patient tief einatmen und den Atem anhalten. Der Test ist positiv, wenn der Radialis− puls dabei verschwindet. Allen−Test (Abb. 37 ). Der Arm des Patienten wird mit gebeugtem Ellenbogen in die 908/908−Abduktions−Au− ßenrotations−Position im Schultergelenk gebracht und anschließend horizontal extendiert. Der Patient dreht dabei den Kopf zur Gegenseite. Wenn der Radialispuls dabei verschwindet, ist der Test positiv. Halstead−Test. Der Untersucher tastet den Radialispuls. Während der Kopf extendiert und zur Gegenseite ge− dreht wird, erfolgt ein distal gerichteter Zug am Arm. Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter Abb. 36 n Adson−Test (Quelle: s. S. 296). Abb. 38 n Roos−Test (Quelle: s. S. 296). Ischämieschmerz verspürt, wird der Test als positiv an− gesehen. Abb. 37 n Allen−Test (Quelle: s. S. 296). Verschwinden des Pulses wird als positiver Test ge− wertet. Kostoklavikular−Syndrom−Test . Der Radialispuls wird palpiert. Durch kaudal und dorsal gerichteten Zug am herabhängenden Arm und ggf. gleichzeitigen Druck auf die Schulter von oben verschwindet der Radialispuls. Der Test wird auch als sog. Military−Brace−Test in der englischen Literatur bezeichnet, da ein ähnlicher Me− chanismus wirkt, wenn beim Tragen von Tornistern oder Rucksäcken Symptome auftreten. Zum Teil wird auch der Geisel−Test (symmetrische Abduktion/Außen− rotation beider Arme bis ca. 908) als kostoklavikulärer Test bezeichnet. Roos−Test (Abb. 38 ). Bei stehendem Patienten wird der Arm in die 908/908−Abduktions−Außenrotations−Posi− tion und leichte zusätzliche horizontale Extension ge− bracht. Die Hände werden dann langsam über 3 Minu− ten geöffnet und wieder zur Faust geschlossen. Wenn der Patient die Armposition nicht über 3 Minuten ein− halten kann, Schwäche, Sensibilitätsstörungen oder Wright−Test . Der Arm wird mit gestrecktem Ellenbogen maximal abduziert, ggf. der Kopf zusätzlich rotiert und extendiert. Verschwinden oder Abschwächung des Ra− dialispulses werden als positiver Test gewertet. Der Test wurde für die kostoklavikuläre Enge beschrieben. Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Tests wie den Naffziger−Test, den Geisel−Test, den passiven Schultergür− telhebetest, Modifikationen des Roos−Tests wie den Ab− duktions−Provokations−Test. Es liegt kein Datenmaterial vor, aus dem sich eine diagnostisch besonders sichere und zuverlässige Testkombination ableiten ließe. Vieldeutigkeit einzelner Untersuchungs− befunde und Tests Bei entzündlichen (synovialitischen) Affektionen wie z. B. der adhäsiven Kapsulitis oder bei rheumatoider Arthritis findet sich an vielen Lokalisationen ein Druck− schmerz. Es ist deshalb wichtig, vollständig zu untersu− chen, um nicht bei verkürztem Untersuchungsschema eine falsche lokalisatorische Zuordnung zu treffen, wenn man z. B. ausschließlich den Supraspinatusansatz präakromial ventral als häufigste Lokalisation eines Druckschmerzes untersucht hat. Auch die sog. Im− pingementzeichen sind in diesen Fällen positiv, aber bereits bei einem Bewegungsausmaß, das man als kapsulären Sektor bezeichnet. Schmerz bei forcierter horizontaler Adduktion (sog. Überkreuzungstest oder Cross−over−Test) ist zwar vor allem ein Zeichen der AC−Gelenksaffektion. Der Test kann aber auch positiv sein beim sog. korakoidalen Im− pingement oder bei einer Verkürzung dorsaler Struktu− ren wie des M. infraspinatus, M. teres minor und der Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 287 Schultergürtel und obere Extremität dorsalen Kapsel. Auch an einen Dehnungsschmerz des dorsalen Deltamuskelanteiles ist zu denken. Wenn ein bestätigender Untersuchungsbefund wie z. B. lokaler Druckschmerz am AC−Gelenk fehlt, ist ein unspezifi− scher Befund in Erwägung zu ziehen, der durch weitere Tests und ggf. die diagnostische lokale Injektion zu be− stätigen oder auszuschließen ist. Der lokale Druckschmerz an den Sehneninsertionen der Mm. supra− und infraspinatus ist gleichfalls zu fin− den bei den Fällen isolierter Bursitis subacromialis, wie sie z. B. nach extremen und ungewohnten Schulterbe− lastungen und auch als harmlose Nacherkrankung infolge von Virusinfekten gefunden wird. Auch bei ent− zündlich−rheumatischem Befall der Bursa subacromia− lis werden die lokalisationsspezifischen Palpationstests unspezifisch positiv ausfallen. Vom klinischen Befund zur klinischen Diagnose Die Mosaiksteine des Befundes müssen sinnvoll zu einer Diagnose zusammengesetzt werden. Gegebenen− falls sind zur weiteren Klärung diagnostische Injektio− nen erforderlich. Es gibt dabei klassische Konstella− tionen von Anamnese und Befund, die unproblematisch eine Diagnose ermöglichen, und überlappende an− amnestische Angaben und z. T. unscharfe oder diskre− pante Befunde der klinischen Untersuchung. In solchen Fällen liegen in der Regel Überschneidungen klar defi− nierter klinischer Entitäten vor wie z. B. beim sog. In− stabilitätsimpingement, d. h. einer zugrunde liegenden Instabilität mit sekundär entwickelter Impingement− symptomatik oder aber 2 parallel entwickelte, unab− hängig voneinander bestehende Affektionen wie eine Erkrankung des Subakromialraumes in Verbindung mit einer Arthrose des AC−Gelenkes. Dabei kann z. B. das AC−Gelenk selbständig symptomatisch sein oder aber durch kaudale Osteophyten an den Impingementpro− zessen teilnehmen. In solchen Situationen ist oft die diagnostische Lokalanästhesie sehr hilfreich: Der Schmerz durch Arthrose des AC−Gelenkes kann durch die intraartikuläre Injektion blockiert werden. Die Im− pingementsymptomatik durch kaudale ACG−Osteophy− ten lässt sich durch eine solche Injektion nicht beein− flussen. Ein lokaler Druckschmerz am AC−Gelenk und u. U. auch positiver Überkreuzungstest kann auch bei ster− naler Belastungshaltung durch Kapselstress im AC−Ge− lenk auftreten. Eine Untersuchung in habitueller Hal− tung und aufgerichteter Haltung hilft hier weiter. Ein Apprehensiontest kann gelegentlich durch kra− niale Kapsel− und Sehnenverwringung und/oder Auslö− sung eines Impingements falsch positiv sein. Dabei tritt dann meist neben der für die Bewertung des Apprehen− siontests wichtigen muskulären Anspannung auch ein 288 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 diffuser oder vorwiegend ventraler Schmerz auf, der nicht dem für ein positives Apprehensionphänomen er− warteten dorsalen Schmerz entspricht. Bei erheblicher Tendinitis der Rotatorensehnen und Impingmentphä− nomenen wird die gereizte Rotatorensehne gegen den korakoakromialen Bogen gedrückt. In diesen Fällen ist der Schmerz beim Apprehensiontest ein Äquivalent zu den Impingementzeichen. Sowohl Druckschmerz der langen Bizepssehne wie auch ein positiver Palm−up−Test/Speed−Test können nicht nur vorliegen bei einer Affektion der langen Bi− zepssehne, sondern auch bei Befall der Intervallzonen− region der Rotatorenmanschette zwischen M. supraspi− natus und M. subscapularis und der unmittelbar benachbarten Rotatorenmanschettenanteile. Bedeutsam ist auch die Altersgruppe des Patienten, da z. B. neu aufgetretene Instabilitäten ohne Trauma jenseits des 50. Lebensjahres fast nicht mehr gefunden werden, wenn keine massiven Rotatorenmanschetten− defekte vorliegen. Umgekehrt sind Rotatorenmanschet− tendefekte vor dem 40. Lebensjahr selten. n Injektionstests Punktionen und Injektionen können als sog. Provoka− tions− oder Suppressionstests durchgeführt werden. Klassisches Beispiel für Provokationstests sind Punktio− nen der lumbalen Wirbelgelenksfacetten zur Identifi− zierung des Schmerzgenerators bei pseudoradikulären Lumbalsyndromen. An der Schulter sind provokative Punktionen und Injektionen nicht gebräuchlich. Hier finden vielmehr ausschließlich suppressive bzw. ablati− ve diagnostische Injektionen Anwendung: Gemeinsa− mes Prinzip ist die gezielte Injektion eines Lokalanäs− thetikums in ein möglichst geschlossenes Gewebe− kompartiment zur Blockade von dort vermutlich aus− gelösten Schmerzreaktionen. Der Effekt kann dann wiederum mit Provokationsmanövern der klinischen Untersuchung überprüft werden. Die Tests sollten grundsätzlich mit kleinen Mengen hochkonzentrierter Lokalanästhetika durchgeführt werden, um möglichst die benachbarten Strukturen nicht durch Diffusion mitzubeeinträchtigen. Impingementtest nach Neer Indikation. Bestätigung oder Ausschluss von subakro− mialen Impingementsymptomen. Differenzierung des subakromialen Schmerzanteiles bei kombinierter Pathologie, z. B. gleichzeitiger AC−Arthrose oder Omar− throse. Prinzip. Subakromiale, möglichst intrabursale Injektion blockiert die Nozizeption der kranialen Rotatorenman− schette. Ein zuvor positives Impingementzeichen wird negativ. Eine ausschließlich schmerzinduzierte Schwä− Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter Durchführung (blind). Von lateral, dorsal, anterior oder anterolateral wird auf den Subakromialraum gezielt, nachdem zuvor die Unterkante des Akromions palpiert wurde. Die Injektion sollte in spitzem, möglichst gerin− gem Winkel zur Sehnenoberfläche erfolgen. Bei Injek− tion von dorsal wird auf die anterolaterale Akromion− kante gezielt. Die Sehne kann angestochen werden. Der Stempeldruck bei versuchter Injektion ist dabei sehr hoch, die Injektion u. U. überhaupt nicht möglich. Die Nadel wird dann langsam zurückgezogen (meist nur 1 ± 2 mm), bis die Injektion leicht erfolgt. In der Regel ist man dann in der Bursa. Es werden 2 bis max. 5 ml eines 1 ± 2 %igen Lokalanästhetikums benutzt (Bupivacain: 0,5 ± 0,75 %). Abb. 39 n Subakromiale Injektion von anterolateral (Quelle: s. S. 296). Glenohumeraler Injektionstest Indikation. Bestätigung oder Ausschluss artikulärer Pa− thologie, z. B. bei Omarthrosen, Differenzierung adhäsi− ver Subakromialsyndrome von adhäsiven Kapsulitiden, auch bei Instabilitäten, da ein positiver Apprehension− test dadurch unterdrückt wird. Prinzip. Hilft in Kombination mit Apprehension− und Repositionstest, das instabilitätsassoziierte Impinge− ment zu differenzieren. Blockiert auch die Symptomatik von SLAP−Läsionen. Bei kompletten Rotatorenman− schettendefekten nur hilfreich zur Differenzierung ei− ner schmerzinduzierten Schwäche, nicht jedoch lokali− satorisch, da dabei Austritt des Lokalanästhetikums in den Subakromialraum. Durchführung Injektion von dorsal: ca. 1 ± 2 cm (abhängig von der Größe des Patienten) jeweils unterhalb und medial der posterolateralen Akromionecke Einstechen der Nadel in Richtung auf den Processus coracoideus. Das Gelenk sollte sich dabei zur Anspannung der dorsalen Strukturen in leichter Innenrotation befin− den. So spürt man besser die Perforation der Gelenk− kapsel. Injektion von 10 ml eines 1 %igen Lokalanäs− thetikums (Bupivacain: 0,5 %). n Injektion von ventral: Unmittelbar lateral des Proces− sus coracoideus wird mit ca. 208 nach medial gerich− teter Nadel eingestochen. Eine zusätzliche kaudale Inklination der Nadel ist meist nicht erforderlich. Man perforiert hier entweder die Intervallzone (Durchtritt oft nicht zu fühlen) oder den sehr kräfti− gen Kranialrand der Subskapularissehne. Hier ist eine Injektion meist nicht möglich. Es tritt ein deut− liches Widerstandsverlustphänomen auf bei weite− rem Vorschieben der Nadel mit plötzlich stark abfal− lendem Injektionswiderstand ähnlich einer epidu− ralen Injektion nach Perforation des Lig. flavum. Die Injektion sollte in Außenrotation erfolgen, damit einerseits die ventralen Strukturen angespannt sind, n Abb. 40 n Subakromiale Injektion von dorsal (Quelle: s. S. 296). che der Armhebung oder Außenrotation verschwindet. Die Injektion kann von lateral, dorsal, anterior oder von anterolateral (von den Autoren bevorzugt) durchgeführt werden (Abb. 39 u. 40 ). Sie kann auch unter sonographischer Kontrolle er− folgen, was die Präzision wesentlich verbessert, da nach eigenen Untersuchungen mindestens 30 % der blinden subakromialen Injektionen nicht korrekt den Bursa− raum treffen. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 289 Schultergürtel und obere Extremität Diese können ± falls nicht erkannt ± für die Fehlschläge von subakromialen Dekompressionsoperationen ver− antwortlich sein. Abb. 41 n ACG−Injektion (Quelle: s. S. 296). Bildgebung an der Schulter wodurch die Perforation der Kapsel besser zu spüren ist. Andererseits verhütet die Außenrotation, dass die Nadelspitze auf das Tuberculum minus aufläuft. ACG−Injektionstest Indikation. Identifizierung des AC−Gelenkes als Schmerzgenerator. Auch bei Operation von Rotatoren− manschettendefekten wichtig, um das ACG als wesent− lichen, begleitenden Schmerzgenerator zu identifizie− ren und ggf. mitzubehandeln, da in der typischen Altersgruppe mit RM−Defekten radiologisch apparente AC−Arthrosen sehr häufig sind. Da die Inklination des Eckgelenkes stark variabel ist zwischen vertikaler Aus− richtung und bis zu ca. 708 Neigung nach lateral, sollte man sich zuvor am Röntgenbild orientieren (Abb. 41). Subartikulärer ACG−Injektionstest Indikation. Zur Differenzierung des seltenen Impinge− ments durch kaudale Osteophyten des AC−Gelenkes. Hintergrund Die häufigsten (Verdachts)Diagnosen am Schulterhauptgelenk und den periartikulären Strukturen der Rota− torenmanschette, langen Bizeps− sehne und Bursa subacromialis/sub− deltoidea: n Subakromialsyndrome mit und ohne Rotatorenmanschettenrupturen/ −defekte n Instabilitäten und Luxationen des GH−Gelenkes n artikuläre Erkrankungen des Gleno− humeralgelenkes (GH−Gelenk) (Arthrose, rheumatoide Arthritis und andere entzündlich−rheumatische Gelenkerkrankungen) 290 n Humeruskopfnekrose n Frakturen von Humeruskopf, Glenoid, Akromion oder Processus coracoi− deus am Schultereckgelenk: n posttraumatische frische oder veral− tete Instabilitäten und (Sub)Luxatio− nen des Schultereckgelenkes (AC−Ge− lenk) n artikuläre Erkrankungen des AC−Ge− lenkes (idiopathische oder posttrau− matische Arthrose, laterale Klaviku− laosteolyse, entzündlich−rheumati− sche Erkrankungen) Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 Die darzustellenden, diagnostisch relevanten Struktu− ren sind ossär der Humeruskopf und die Skapula mit dem Glenoid sowie die knöchernen Anteile des kora− koakromialen Bogens (Akromion und Processus cora− coideus) und die laterale Klavikula. Weichteilig ± und damit der konventionellen Rönt− gendiagnostik nicht mehr direkt zugänglich ± interes− sieren die Rotatorenmanschette mit den 4 Sehnen und der Kapsel, das Labrum glenoidale, die lange Bizepsseh− ne, die Bursae subacromiales und subdeltoidea sowie am AC−Gelenk die Kapsel und der Discus articularis, die korakoklavikulären Bänder und die Deltotrapezoidfas− zie mit den Insertionen von Delta− und Trapeziusmuskel an lateraler Klavikula und Akromion. Diese Darstellun− gen sind die Domäne der Sonographie und MRT. In der klinischen Praxis kommen neben der konven− tionellen Röntgendiagnostik die Sonographie, die Ar− thrographie, die (Arthro−)Computertomographie (CT), die (Arthro−)Magnetresonanztomographie (MRT) und die Szintigraphie zum Einsatz. Konventionelle Röntgendiagnostik Die konventionelle Röntgendiagnostik stellt die Kno− chenkonturen, die Stellungsrelationen der Knochen zu− einander, die von der Knorpeldicke abhängige radiolo− gische Distanz der Gelenkpartner (den sog. Gelenk− spalt), die Knochenstruktur und den Kalksalzgehalt dar. Die Hauptindikationen sind in Tab. 4 aufgeführt. Im Folgenden sind sinnvolle Standardprojektionen aufge− führt. n Echte a.−p. Projektion Bei der sog. echten a.−p. Projektion (true a.−p. Projek− tion) (Abb. 42 , Abb. 43 ) liegt das Schulterblatt annä− hernd parallel zum Film. Somit wird der Körper des Patienten gegenüber einer a.−p. Aufnahme in der Kör− perfrontalebene um ca. 30 ± 458 zur Richtung der dar− zustellenden Schulter gedreht. Das Ausmaß richtet sich nach der Stellung der Schulterblätter. In dieser Projek− tion wird der Gelenkspalt frei dargestellt. Um die verti− kale Zentrierung des Humeruskopfes gegenüber der Pfanne beurteilen zu können, muss eine Aufnahme bei stehendem oder sitzendem Patienten mit herabhän− gendem, nichtunterstütztem Arm erfolgen. Der Strah− lengang ist dabei gering absteigend (ca. 108). Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter Tabelle 4 Hauptindikationen zur konventionellen Röntgendiagnostik atraumatische Anamnese: n n n n Erfassung von Arthrosen und Arthritiden des Glenohumeralgelenkes und AC−Gelenkes durch Veränderungen des Gelenkspaltes und knöcherne Sekundär− veränderungen der artikulierenden Knochen Darstellung der korrekten Zentrierung der Gelenkpartner von Schulterhaupt− und −eckgelenk zueinander Darstellung von rheumatischen Veränderungen Abbildung von Sekundärveränderungen am korakoakromialen Bogen und Humeruskopf bei subakromialen Syndromen Traumaanamnese: n Frakturen und (Sub)Luxationen des GH−Gelenkes und AC−Gelenkes Abb. 42 n Positionierung zur echten a.−p. Projektion (Quelle: s. S. 296). Der Humeruskopf steht in Neutral− und Außenrotation des Gelenkes so der Pfanne gegenüber, dass eine fiktive Linie als Analogie zur MØnard−Shenton−Linie an der Hüfte nicht unterbrochen ist. Dies ist ein Maß für die vertikale Zentrierung. Diese Linie, von Bandi (1981) als Halslinie beschrieben, wird gelegentlich auch als Malo− ney−Linie bezeichnet (Abb. 44 ). Sie darf nicht verwech− selt werden mit dem Maloney−Bogen in der transthora− kalen Aufnahme, einem Hinweis auf Schulterluxation (Dorgan 1955). Eine unterbrochene Maloney−Linie ist ein Hinweis auf kraniale Dezentrierung. In Innenrota− tion ist diese Linie durch die birnenförmige Kopfdar− stellung nicht so gut beurteilbar. Es gibt zur a.−p. Aufnahme verschiedene Empfehlun− gen zur Rotationsstellung des Armes. Am besten erfolgt sie in Neutral−Rotations−Stellung des Armes, da so so− wohl die vertikale Gelenkzentrierung wie das Tubercu− lum majus besser zu beurteilen sind. Bei besonderen Fragestellungen, vor allem nach Traumen, kann sie als Aufnahme in Innenrotation und/oder Außenrotation angefertigt werden. n Abb. 43 n Röntgenbild der Schulter in echter a.−p. Projektion. Abb. 44 n Hals− oder Maloney−Linie der Schulter. Abb. 45 n Röntgenbild in transaxillärer Projektion. Transaxilläre Aufnahme Sie kann sowohl bei liegendem wie bei sitzendem Pa− tienten angefertigt werden. Sie kann in skapularer Ebe− ne wie in Frontalebene bei ca. 80 ± 1008 abduziertem Arm angefertigt werden. Sie ist bei frisch verletzten Ge− lenken auch in geringerer Abduktion möglich. Sie stellt gut die horizontale Zentrierung sowohl des Humerus− kopfes gegenüber der Pfanne wie auch der lateralen Klavikula auf das Akromion dar (Abb. 45 ). Auch Läsio− nen des vorderen und hinteren Pfannenrandes sowie des Tuberculum minus sind gut beurteilbar. Weiterhin sind am Akromion in dieser Aufnahme gut die evtl. offenen Fugen der akromialen Apophysen darstellbar, Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 291 Schultergürtel und obere Extremität gedreht, dass die Längsachse des Schulterblattes etwa parallel zum Strahlengang läuft. Der Strahlengang ist dabei etwas abwärts gerichtet (ca. 10 ± 158, ggf. bei stark hängendem oder hochgezogenem Schulterblatt adap− tiert). Diese Aufnahme bildet mit der gegabelten Dar− stellung von Spina scapulae und Akromion dorsal und dem Processus coracoideus ventral die obere Hälfte eines Y dar. Die untere Hälfte bildet der Skapulakörper. Sie stellt einerseits ebenfalls die horizontale Zentrie− rung von Humeruskopf und Pfanne dar. Zum anderen bildet sie die knöchernen Begrenzungen des korakoa− kromialen Bogens und damit den Supraspinatusaus− gangskanal ab. Diese Aufnahme wird deshalb in der englischen Literatur auch als sog. Outlet−View bezeich− net. Die ± nicht unumstrittene ± Klassifizierung der Akromionformen nach Bigliani u. Mitarb. (1986) wird anhand dieser Aufnahme vorgenommen (Abb. 47 ). Eine Variante ist die funktionelle laterale Aufnahme nach Alexander (1949) zur Beurteilung von (Sub)Luxationen im AC−Gelenk (s. u.). Abb. 46 n A.−p. Aufnahme in Abduktion und Außenrota− tion. n Abb. 47 n Röntgenbild in Y−Projektion. a Mit sog. Typ−I−Akromion. b Mit sog. Typ−II− Akromion mit zusätzlichem Sporn. A.−p.−Aufnahme in Abduktion und Außenrotation Sie projiziert den bei der sog. echten a.−p.−Aufnahme des GH−Gelenkes meist nichteinsehbaren Gelenkspalt des AC−Gelenkes. Sie erlaubt neben der transaxillären Aufnahme (Abb. 48 ) ebenfalls eine Beurteilung des Akromions hinsichtlich nichtverknöcherter Apophy− senfugen (Abb. 46 ). Zudem wird durch die Außenrota− tion das Tuberculum minus randbildend und beurteil− bar. n AC−Gelenk−Zielaufnahme nach Zanca (1971) Sie erfolgt als a.−p. Aufnahme (Körperquerachse parallel zum Film) mit ansteigendem Strahlengang. Dadurch wird der Gelenkspalt frei projiziert (Abb. 49 ). n Abb. 48 n Transaxilläre Aufnahmen. a Straffe, offene metamesoakromiale Apophysen− fuge. b Mobile, offene metamesoakromiale Apophysenfuge. die auch in a.−p. Aufnahmen in Abduktion, Außenrota− tion sichtbar sind (Abb. 46). n Axiale laterale Skapulaaufnahme (sog. Y−Aufnahme) Sie geht auf die sog. Cavitas−en−Face−Aufnahme von Wijnbladh (1933) zurück. Bei dieser Aufnahme wird der Patient mit der lateralen Schulterkontur so vor den Film 292 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 Belastungsaufnahmen In der Diagnostik der AC−Gelenkinstabilitäten werden Belastungsaufnahmen eingesetzt. Die herabhängenden Arme werden dabei mit Gewichten von 5 ± 15 kp belas− tet (wir halten 5 kp für ausreichend), die möglichst nicht mit den Händen gehalten werden sollen, sondern über Schlaufen o. ä. am Unterarm hängen, um keine re− aktive Muskeltonuserhöhung zu induzieren. Gemessen und beurteilt wird der Höhenstand der Klavikula in Re− lation zum Akromion nach den Schemata von Tossy u. Mitarb. (1963), Allman (1967) und Rockwood (1984) sowie der korakoklavikuläre Abstand. So genannte Pa− noramaaufnahmen des Schultergürtels mit gleichzeiti− ger Darstellung beider Schultereckgelenke erlauben den Seitenvergleich. Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter Abb. 49 n Unter− schiedliche Darstel− lung des Schulter− eckgelenkes. a In echter a.−p. Pro− jektion. b AC−Gelenk− Projektion nach Zanca. Abb. 50 n Darstellung der dynamischen Instabilität des AC−Gelenkes nach Alexander. Hintergrund Spezialprojektionen (für die Darstellung anteroinferiorer Glenoidschäden) n Die funktionelle axiale Darstellung des AC−Gelenkes gelingt mit der Aufnahme nach Alexander (1949) (Abb. 50 ). n n Weitere Röntgentechniken Frakturen des Glenoids und insbesondere dessen Ran− des (knöcherne Bankartläsion) sind oft in der konven− tionellen Diagnostik nur zu vermuten und kleine Gle− noidfrakturen bzw. knöcherne Bankartdefekte entgehen der konventionellen Diagnostik vielfach. Wenn Spezial− aufnahmen z. B. nach Bernageau (1976) keine sichere Klärung bringen, sollte bei entsprechendem Verdacht eine CT− oder ggf. MRT−Untersuchung erfolgen. Daneben werden noch die sog. West−Point−Aufnahme und die Stryker−Notch−Aufnahme zur Beurteilung des vorderen Pfannenrandes und des Hill−Sachs−Defektes eingesetzt, die aber heute gegenüber CT und MRT in den Hintergrund treten. Hintere Luxationen werden häufig primär überse− hen, da das a.−p. Röntgenbild oft nicht eindeutig die Luxation zeigt. Hinweise sind neben der klinisch auffäl− ligen, fixierten Innenrotationsstellung die sog. Trough− Line im Röntgenbild (Abb. 51 ), eine vertikal verlaufende Kerbe im Humeruskopf, die der Begrenzung des Die Aufnahme nach Bernageau u. Mitarb. (1976) ist eine standardi− sierte transaxilläre Aufnahme mit dem Ziel, exakt das Pfannenprofil einzustellen und damit auch kleinste Pfannenrandläsionen zu erkennen. Nach Lugger und Resch (1987) ist die Aufnahme, die bei liegendem Patien− ten in ca. 808 Abduktion und 308 Au− ßenrotation mit Zentralstrahl durch die Achsel durchgeführt wird, mit einer zuvorigen a.−p. Orientierungs− aufnahme in dieser Gelenkstellung besser zu standardisieren. Der Ein− schwenkwinkel der Röhre kann damit besser festgelegt werden. Bei der West−Point−Aufnahme, einer modifizierten transaxillären Aufnah− me in Bauchlage (Roukus et al. 1972), wird der Arm um 908 abduziert, der Ellenbogen ist ebenfalls 908 gebeugt, der Unterarm hängt vom Tisch herab. Die Kassette befindet sich über der Schulter, die Strahlrichtung ist krani− al−medial mit dem Zentralstrahl un− terhalb und medial des AC−Gelenkes. Die Aufnahme ist besonders geeignet zur Darstellung kleiner knöcherner Bankart−Läsionen. n Die Stryker−Aufnahme wird in Rü− ckenlage mit abduziert−außenrotier− tem Arm und der Hand hinter dem Kopf durchgeführt und ist neben der Darstellung des unteren Pfannenran− des besonders geeignet, Hermods− son−Hill−Sachs−Defekte abzubilden. McLaughlin−Defektes entspricht. Weitere Zeichen sind die Birnenform des Humeruskopfes durch die fixierte Innenrotation, das sog. Rim−Sign nach Arndt und Sears mit einer Distanzierung von Kopfrand und vorderem Glenoidrand von > 6 mm sowie ein unterbrochener Ma− loney−Bogen. Die Diagnose springt sofort ins Auge, wenn man eine transaxilläre Röntgenaufnahme (Abb. 52 ) oder ± falls dies in seltenen Fällen nicht möglich sein sollte ± eine lateral−axiale Projektion (Y−Aufnahme) durchführt. Die Velpeau−Aufnahme wird mit zurück geneigtem Oberkörper durchgeführt, sodass die Schulter den Röntgentisch mit dem Film überragt. Sie ist auch für im Gilchrist− oder Desault−Verband immobilisierte Patien− ten geeignet. Es werden in der Literatur verschiedentlich sog. Traumaserien erwähnt und von Aufnahmeserien bei de− generativen oder rheumatischen Erkrankungen unter− Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 293 Schultergürtel und obere Extremität Abb. 51 n Hintere Luxa− tion im a.−p. Röntgenbild. Tabelle 5 Hauptindikationen der Schultersonographie Abb. 52 n Hintere Luxa− tion im trans− axillären Rönt− genbild. n posttraumatische oder degenerative Veränderungen der Rotatorenmanschette (einschließlich der Tendinosis calcarea), der langen Bizepssehne sowie der Bursae subacromialis et subdeltoidea n Darstellung von rheumatischen Synovitiden, Bursitiden und Rotatorenmanschetten− und Bizepssehnenschäden n Darstellungen von Humeruskopfkortikalisdefekten, haupt− sächlich der Hermodsson−Hill−Sachs−Defekte bzw. der McLaughlin−Defekte nach vorderer bzw. hinterer Schulter− luxation sowie von Usuren bei rheumatischen Erkrankungen und prätuberkulären Erosionen bei Erkrankungen der Rota− torenmanschetteninsertion. Auch können Veränderungen der subchondralen Kortikalis bei Osteonekrosen des Humeruskopfes und bei Arthrosen abgebildet werden n Darstellung von Kapselverdickungen und Stellungsverände− rungen am AC−Gelenk sowie die posttraumatischen Schäden der Deltotrapezoidfaszie bei höhergradigen AC−Gelenk− sprengungen. Analoge Veränderungen am SC−Gelenk sind ebenfalls nachweisbar n Nachweis von Gelenkergüssen. Ergüsse von mehr als 30 ml Volumen führen regelmäßig zu einer Füllung der Sehnen− scheide der langen Bizepssehne mit Ausbildung eines sog. Halo−Phänomens (Rupp et al. 1999) n Nachweis von Labrum−Kapsel−Ablösungen (z. B. nach Schulterluxation) Sonographie schieden. Wir halten dies für überholt. Eine Serie mit echter a.−p. Aufnahme des Schultergelenkes, axial−late− raler Aufnahme (Y−Aufnahme) und mit transaxillärer Projektion stellt alle relevanten Strukturen in 3 Ebenen dar. Bei klinischem Verdacht und nach Traumen kann sie ggf. durch Rotationsaufnahmen, Pfannenprofilauf− nahmen und Ziel− sowie Belastungsaufnahmen des AC− Gelenkes ergänzt werden. Die immer noch üblichen transthorakalen Aufnah− men nach Lawrence (1918) sind durch die Überlagerung mit den Rippen und den Thoraxorganen nur mühsam zu interpretieren, kontrastarm und von oft zweifelhaftem Informationsgehalt. Sie sind bei Einsatz der 3 genann− ten Projektionen obsolet, da sie keine relevanten Zu− satzinformationen erbringen. 294 Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 Die Domäne der Ultraschalldiagnostik sind Weichteil− veränderungen, die an der Schulter vor allem an der Rotatorenmanschette, der langen Bizepssehne und der Bursa subacromialis/subdeltoidea zu erwarten sind. Knöcherne Konturdarstellungen sind sehr zuverlässig, wohingegen durch die Totalreflexion am kortikalen Knochen das Innere der Knochen der Sonographie ver− borgen bleibt. Zudem sind Stellungsrelationen von Knochen einfach zu erfassen, wie zum Beispiel bei (Sub)Luxationen des AC− oder SC−Gelenkes. Standard ist heute die Untersuchung mit 7,5− bis ca. 12−MHz−Linear− Schallköpfen. Bei der Untersuchung muss die Schall− kopfpositionierung die Überlagerung von Teilen der Rotatorenmanschette durch das Akromion berücksich− tigen und durch geeignete Technik umgehen (Hedt− mann u. Fett 1991). Bei Untersuchung nach den Emp− fehlungen des Arbeitskreises ¹Stütz− und Bewegungs− organe“ der DEGUM (Deutsche Gesellschaft für Ultra− schall in der Medizin) können alle relevanten Anteile der Rotatorenmanschette, langen Bizepssehne und der Klinische und radiologische Untersuchung der Schulter periartikulären Schleimbeutel dargestellt werden. Die Darstellung des hinteren Labrums ist gut, die des vor− deren Labrums nur schwierig möglich. Eine Beurteilung des Kapselvolumens gelingt nicht, hingegen sind Er− güsse gut und reproduzierbar zu erfassen. SLAP−Läsionen sind aus anatomischen Gründen we− gen der Akromionüberlagerung nicht darstellbar. Auch das AC−Gelenk ist darstellbar. Der Diskus ist nicht re− produzierbar zu beurteilen. Die Hauptindikationen der Schultersonographie sind der Tab. 5 zu entnehmen. Nur die Sonographie bietet die Möglichkeit, im Echt− zeitverfahren am bewegten Gelenk zu untersuchen. Auch die modernen Bewegungsstudien in offenen MRT−Geräten sind tatsächlich bislang nur pseudodyna− mische Abbildungen. Weitere Indikationen sind bei dynamischen Unter− suchungen die Darstellung von Translationen in der Instabilitätsdiagnostik des Glenohumeral− und AC−Ge− lenkes. Computertomographie Die Computertomographie stellt gut die knöchernen Relationen dar, insbesondere auch die Stellung von Kopf und Pfanne zueinander in der Transversalebene. Die Auflösung ist ± vor allem mit den Spiral−CT−Geräten der neuesten Generation ± wesentlich besser als diejenige des MRT und die Aufnahmezeiten sind kürzer. Mit keinem anderen Verfahren können in gleicher Informationsfülle und Präzision die biometrischen Parameter der Pfanne wie Größe, Krümmung und Ver− sion dargestellt werden. Bei zusätzlicher Durchführung eines Ellenbogenschnittes durch die (Epi)Kondylen des distalen Humerus und unveränderter Stellung des Ar− mes kann aus dem CT auch die Torsion des Humerus− kopfes berechnet werden. Hermodsson−Hill−Sachs−Defekte nach vorderer und McLaughlin−Defekte nach hinterer Luxation sind sehr gut darstellbar. Kleine, ausschließlich kortikale Pfannenrandläsio− nen (knöcherne Bankart−Defekte) sind mit der CT sofort zu entdecken, entgehen hingegen leicht der MRT. Auch für die Diagnostik offener metamesoakromia− ler Apophysenfugen am Akromion ist die CT gut geeig− net. Für die Diagnostik von Schäden des Kapsel−Labrum− Komplexes ist die native CT nicht geeignet. Hierfür wird die Arthro−CT benötigt. In der Rotatorenmanschettendarstellung ist die CT eindeutig der MRT und der Sonographie unterlegen. In− formationen über die Trophik der Rotatorenmuskulatur und damit die Prognose von Rotatorenmanschettenre− konstruktionsoperationen sind nach dem von Goutallier u. Mitarb. (1989) erarbeiteten Schema zu gewinnen. Für diese Fragestellung sollte heute jedoch besser ein MRT benutzt werden, das CT hilfsweise nur noch, wenn kein MRT verfügbar ist, oder nicht durchgeführt werden kann (z. B. Herzschrittmacherträger). Magnetresonanztomographie Die MRT kann multiplanar in allen Raumebenen erfol− gen. Die MRT ist prinzipiell in der Lage, alle pathologi− schen Veränderungen an Schulterhaupt− und −eckge− lenk sowie den umgebenden Weichteilen abzubilden mit einer gewissen Einschränkung der kortikalen Ver− änderungen und der Tendinosis calcarea, da der Kalk in allen Untersuchungssequenzen des MRT kein Signal gibt. Auf die technischen Grundlagen kann im Rahmen dieses Artikels nicht eingegangen werden, sie sollten aber dem Orthopäden, der derartige Bilder beurteilt, vertraut sein. Die häufigste Indikation zur MRT an der Schulter stellen Rotatorenmanschettenerkrankungen oder −ver− letzungen sowie Instabilitäten und Luxationen dar. Ohne auf technische Details weiter eingehen zu kön− nen, sollen kurz die Vor− und Nachteile gebräuchlicher Signalsequenzen erörtert werden. Schnelle Spin−Echo−Bilder als Alternative zu konven− tionellen T2−gewichteten Aufnahmen verkürzen die Untersuchungszeit und sind weniger anfällig für metal− lische Suszeptibilitätsartefakte. Sie haben neben einer oft gesehenen Unschärfe (¹blurring“) auch den Nachteil, dass das Fettsignal im T2−Bild hoch bleibt und so z. B. die Abgrenzung des feinen subakromialen Fettstreifens, der Rotatorenmanschette und Bursa einerseits und Akromion andererseits trennt, nicht gelingt. Fettunterdrückende Sequenzen (sog. fat sat Sequen− zen) sind T2−gewichtete Bilder mit sehr langer TE−Zeit, wodurch ein extrem hoher Fett/Wasser−Kontrast resul− tiert. Gradienten−Echo−Sequenzen sind eine schnelle Un− tersuchungs−Alternative zu T2−Bildern. Die Gradienten− Echo−Bilder sind aber anfällig für den sog. Magic− Angle−Effekt und damit an der gewölbten Rotatoren− manschette artefaktanfällig. Auch treten Suszeptibili− tätsartefakte durch Metallabrieb, z. B. nach Operatio− nen, leichter störend hervor. " MRT−Untersuchungen sollten mit klaren Fragestel− lungen erfolgen. Ein Einsatz als Screeningmethode ist aufgrund der hohen Kosten nicht zu verantworten. Bei unklarer klinischer Situation oder Fragestellung wie Schulterschmerz ist das Ergebnis der MRT in der Regel enttäuschend (Torstensen u. Hollingshead 1999). Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 1 ê 2006 ê 271 ± 302 295 Schultergürtel und obere Extremität Literatur Szintigraphie Die Knochenszintigraphie stellt unspezifisch die Verän− derungen des Knochenstoffwechsels dar, sodass ihr Einsatz im Wesentlichen auf Arthritiden und Knochen− nekrosen beschränkt bleibt, wobei sie zunehmend auch mit dem MRT konkurriert. Bei Arthrosen des Glenohu− meral− wie des Akromioklavikulargelenkes finden sich unspezifische Anreicherungen. Ein Einsatzgebiet der Szintigraphie ist auch bei bakteriellen Infektionen und in der Tumordiagnostik. Alexander OM. Dislocation of the acromio−clavicular joint. Radio− graphy. 1949; 15: 260 Allman FL. Fractures and ligamentous injuries of the clavicle and its articulation. J Bone Joint Surg Am. 1967; 49−A : 774 ± 784 Bandi W. Die Läsion der Rotatorenmanschette. Helv Chir Acta. 1981; 48: 537 ± 549 Bernageau J, Patte D, Debeyre J. Interet du profil glØnoidien dans les luxations rØcidivantes de l’Øpaule. 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