Prozessmesstechnik sichert automatischen Betrieb in der
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Prozessmesstechnik sichert automatischen Betrieb in der
r g eh wfg w. w Moderne Biogasanlagen haben längst den Bereich der Nischentechnik verlassen und sind zu hocheffizienten Produzenten eines edlen Energieträgers geworden: Biomethan. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch politische Rahmenbedingungen, steigende Energiepreise sowie neue Geschäftsmodelle landwirtschaftlicher Großbetriebe. Dazu hat technologisch in den letzten 10 Jahren eine rasante Entwicklung stattgefunden. Auch die Energiewende hat dazu beigetragen, diesen Prozess zu beschleunigen. D Anmischung Das Gärgut besteht aus Maissilage (Biogasertrag ca. 200 m3/t), einem Bild 2. Kapazitiver Grenzschalter VEGACAP 64 als Unterfüllwächter am Rezirkulationsschacht. 336 Mai 2014 gwf-Gas Erdgas Bild 1. Druckmessumformer VEGABAR 52 im Stoffstrom vom Zerklei nerer zum Fermenter. nachwachsenden Rohstoff aus der Landwirtschaft sowie Gülle (Biogasertrag ca. 20 m3/t) von einem angrenzenden Schweinemastbetrieb. Per Radlader wird die Maissilage in den Annahmebunker transportiert. Von dort gelangt sie über Schub böden und Förderschnecken in den Anmischbehälter. Hier wird sie mit der separat zugeführten Gülle in einem definierten Verhältnis chargenweise durch ein Rührwerk gemischt. Danach wird die Mischung über einen Zerkleinerer mit einem Druck von ca. 2 bar in den Fermenter gepumpt Ein Druckmessumformer VEGABAR 52 erfasst diesen Druck und stellt damit die optimale Versorgung des Fermenters sicher. Er hat eine robuste Keramikmembran, die dauerhaft beständig gegen mitgeführte Stoffe wie Steine und Sand ist. Fermentierung Die Fermenter sind große, bis zu 5000 m3 fassende Behälter. Hier findet unter Luftabschluss die Vergärung durch Bakterien im sogenannten mesophilen Bereich von 35– 38 °C statt. Die durchschnittliche Verweildauer des Gärgutes beträgt 60–70 Tage. In dieser Zeit werden die organischen Stoffe in Biogas umgewandelt, das sich unter dem flexiblen Kunststoffdach sammelt. Für einen optimalen Prozess müssen bestimmte Rahmenbedingungen eingehalten werden. So muss der Füllstand konstant gehalten, eine Unterfüllung sowie Schaumbildung verhindert werden. Ein Hängedruckmessumformer VEGABAR 66 in Rohrausführung erfasst den Füllstand und regelt so die Zufuhr aus dem Anmischbehälter und die Abfuhr zum Gärrestespeicher und zur Rezirkulation. Anhaftungsneutrale kapazitive Grenzschalter VEGACAP 64 überwachen den oberen Bereich des Fermenters auf Unterfüllung bzw. Schaumbildung sowie die Rezirkulation auf Unterfüllung. Gasaufbereitung Die Aufbereitung des Biogases zur Einspeisung in die Erdgaspipeline erfolgt in den vier Schritten Entschweflung, Trocknung, Trennung sowie Konditionierung. Zur Trennung in Methan und Kohlendioxid wird das patentierte EnviThan-Verfahren angewandt. Ein Kompressor verdichtet zunächst das entfeuchtete Rohgas aus dem Fermenter auf ca. 10 bar. Die zuverlässige Funktion des Gasverdichters ist entscheidend für sicheren und kontinuierlichen Betrieb der gesamten Anlage. Deshalb dient ein Druckmessumformer VEGABAR 52 zur SIL2-fähige Über- und Unterdruckabsicherung im Eingangssammelrohr vor dem Verdichter. Bei einer festgestellten Grenzwertverletzung schaltet das Auswertgerät VEGAMET 391 die gesamte Aufbereitungsanlage sicherheitsgerichtet ab. Das so verdichtete Gas wird durch spezielle Kunststoff-Membranmodule gedrückt, die aus mehreren tausend Hohlfasern - in einem Edelstahlrohr gebündelt – bestehen. Die kleineren CO2-Moleküle sowie der Wasserdampf können die Mikroporen der Membran schneller durchwandern, während sich das wertvolle Methan an der Hochdruckseite der Membran sammelt. Entscheidend für die Funktion dieser Membran und die Ausbeute an hochreinem Methangas ist der richtige Druck. Er wird durch einen Prozessdruckmessumformer VEGABAR 14 erfasst und über eine stromschleifengespeiste Anzeige VEGADIS 11 angezeigt. Durch die Verdichtung auf 10 bar kann das aufbereitete Biogas direkt ins öffentliche Netz eingespeist werden. Eine aufwändige Nachverdichtung wie bei anderen marktüb- e n: ne as.d io at dg rm -er fo as In | AUS DER PRAXIS | Prozessmesstechnik sichert automatischen Betrieb in der Biogasproduktion ie EnviTec AG hat am Standort Köckte im Altmarkkreis Salzwedel (Sachsen-Anhalt) eine solche Anlage mit einer Leistung von 1,8 MWel errichtet und in Betrieb genommen. Damit gehört diese Anlage zu den leistungsstärksten in Deutschland. Der Standort wurde ausgewählt aufgrund der hervorragenden Gärgutversorgung sowie der in unmittelbarer Nähe verlaufenden Erdgaspipeline, in die das erzeugte Biomethan eingespeist wird. Die einzelnen Prozessschritte der Biogasproduktion sind mit einer Vielzahl von Sensoren für Füllstand, Grenzstand, Druck, Durchfluss und Temperatur ausgestattet. Der vorliegende Beitrag beschreibt den verfahrenstechnischen Ablauf und die Funktion der Sensoren. M w | AUS DER PRAXIS | lichen Trennverfahren ist bei dieser Technik nicht erforderlich. Im darauf folgenden Stufen des Aufbereitungsprozesses muss der Volumenstrom des Gases im Bereich von 100 bis 300 m3/h bedarfsgerecht geregelt werden. Die hierzu erforderliche präzise und gleichzeitig wirtschaftliche Messung wird über einen Differenzdruck-Messumformer VEGADIF 65 mit Messblende realisiert. An einer weiteren Stelle in der Aufbereitung wird der VEGADIF 65 zur Überwachung eines Feinfilters eingesetzt. Fazit Stand früher die direkte Nutzung des erzeugten Biogases vor Ort in einem Blockheizkraftwerk im Vordergrund, sind zunehmend Anlagen in Betrieb, die nach entsprechender Aufbereitung, Analyse und Druckerhöhung hochreines Biomethan direkt in Erdgaspipelines einspeisen. Die eingesetzte Verfahrenstechnik muss keinen Vergleich mit der in der chemischen Industrie scheuen. Das gleiche gilt auch für die Mess- und Automatisierungstechnik. Bild 3. Filtermodule machen aus Rohbiogas ein hochreines Bioerdgas mit 97 % Methananteil. Bild 4. Volumenstrommessung mit Überdruck erfassung innerhalb des Aufbereitungsprozesses. Autor: Dipl.-Ing. Christian Langensiepen, Produktmanagement, VEGA Grieshaber KG, D-77761 Schiltach Kontakt: VEGA Grieshaber KG, Birgit Wolber, Tel. (07836) 50-415, E-Mail b.wolber@vega.com www.vega.com Bild 5. Feinfilterüberwachung. Mai 2014 gwf-Gas Erdgas 337