Folien zum Vortrag Professor Axel Bauer - Hanns-Seidel

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Folien zum Vortrag Professor Axel Bauer - Hanns-Seidel
Wird der Mensch zum Tier?
Chimären und Hybride als Gefahr für die Würde des Menschen
Vortrag im Rahmen des Seminars
Dr. Frankensteins Erben oder Geist aus der Retorte? Experimentierfeld Mensch
der Hanns-Seidel-Stiftung im Bildungszentrum Wildbad Kreuth
am 6. Juni 2009
Prof. Dr. med. Axel W. Bauer
Mitglied des Deutschen Ethikrates
Leiter des Fachgebiets Geschichte, Theorie und
Ethik der Medizin
der Universitätsmedizin Mannheim (UMM)
E-mail: awb@uni-hd.de
Internet: http://www.awbauer.uni-hd.de
Protagoras (Πρωταγόρας
Πρωταγόρας)
Πρωταγόρας aus Abdera
(485-415 v. Chr.)
„Aller Dinge Maß ist der Mensch,
der seienden dass sie sind,
der nicht seienden, dass sie nicht sind“.
Gendiagnostikgesetz (GenDG, 2009)
Gendiagnostikgesetz (GenDG, 2009)
Immanuel Kant (1724-1804)
„Wer den Naturursachen nachgrübelt [...] muss dabey gestehen:
dass er in diesem Spiel seiner Vorstellungen bloßer Zuschauer
sey und die Natur machen lassen muss [...] mithin alles
theoretische Vernünfteln hierüber reiner Verlust ist“.
Immanuel Kant: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht. Königsberg 1798, S. IV-V.
(1999)
Peter Sloterdijk (geb. 1947)
„Gewiss war das Lesen eine Menschen bildende Großmacht – und
sie ist es, in bescheideneren Dimensionen, noch immer; das
Auslesen jedoch […] war stets als die Macht hinter der Macht im
Spiel“.
„Sobald in einem Feld Wissensmächte positiv entwickelt sind,
machen Menschen eine schlechte Figur, wenn sie […] eine höhere
Gewalt, sei es den Gott oder den Zufall oder die Anderen, an
ihrer Stelle handeln lassen wollen“.
Peter Sloterdijk, 1999
Vordenker von „Eugenik“ und „Rassenhygiene“
Francis Galton (1822-1911)
„Inquiries into Human Faculty
and its Development“ (1883)
Alfred Ploetz (1860-1940)
„Die Tüchtigkeit unserer Rasse und der
Schutz der Schwachen“ (1895)
Karl Binding (1841-1920)
Alfred Hoche (1865-1943)
Ordinarius für Strafrecht
an der Universität Leipzig
Ordinarius für Psychiatrie
an der Universität Freiburg
„Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens.
Ihr Maß und ihre Form“ (1920)
Vom utilitaristischen Kalkül ...
… zum „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“
vom 14.7.1933
Die „Aktion T4“: organisierter Massenmord
an psychisch Kranken
Karl Brandt (* 8. Januar 1904 in Mülhausen, Elsass; † 2. Juni
1948 in Landsberg am Lech, hingerichtet) war Chirurgischer
Begleitarzt von Adolf Hitler. Als ehemaliger SSGruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS sowie als
Generalkommissar für das Sanitäts- und Gesundheitswesen
war er der Ranghöchste unter den Angeklagten im Prozess
gegen Mediziner im Rahmen des Nürnberger Ärzteprozess.
Philipp Bouhler (* 11. September 1899 in München; † 19. Mai 1945 bei Dachau,
Suizid) war ein nationalsozialistischer Politiker. Er war Reichsleiter der NSDAP,
Chef der Kanzlei des Führers, Publizist, SS-Obergruppenführer und
Beauftragter Hitlers für die Durchführung der NS-Euthanasie, der so
genannten Aktion T4.
Der formale Beginn
der „Euthanasie“Morde: Ein auf den
1.9.1939
rückdatiertes
Ermächtigungsschreiben Adolf
Hitlers auf dessen
privatem Briefbogen
Topographie der Krankenmorde:
Die sechs Tötungsanstalten
im Reichsgebiet
„Mehr Freiheit - weniger Staat“
Zerstörung
(Tötung) des
Embryos
(SCNT)
Menschliche embryonale
Stammzellen (hES-Zellen)
Klonschaf „Dolly“ mit
Nachwuchs
Reduktionistische Forschungsperspektive
Das Thema Stammzellforschung wird biopolitisch einseitig
unter dem Aspekt des medizinischen Fortschritts diskutiert.
Der medizinische Fortschritt wiederum wird in diesem
Kontext – in ebenfalls inadäquater Verkürzung – mit der
Entwicklung neuer und vor allem wirksamerer Therapien
gegen schwere chronische Erkrankungen des Menschen gleich
gesetzt. Diese zweifach reduktionistische Perspektive hat
dazu geführt, dass speziell die Grundlagenforschung an
embryonalen Stammzellen grundsätzlich mit der Einführung
innovativer Behandlungskonzepte verknüpft wird und durch
diese ethisch gerechtfertigt werden muss.
Kritik am pathophysiologischen Konzept
der Stammzellforschung
Es genügt nicht, einfach dort neue Zellen einzubringen, wo
zuvor körpereigene Zellen durch einen pathologischen,
möglicherweise autoimmunologischen Prozess zerstört
worden sind. Eine Krankheit, deren Ursachen und deren
Pathogenese man unzureichend verstanden hat, kann man
durch exogen eingebrachten, quantitativen Zellersatz
allenfalls symptomatisch behandeln, aber nicht kausal und
auf Dauer heilen.
Der neue Stichtag im Stammzellgesetz (StZG,2008):
1.5.2007 statt 1.1.2002
... schuf 2003 erstmals zytoplasmatische
Hybride (Zybride) aus Mensch und Kaninchen
Vom Mythos zur Realität
Die Chimäre in der Ilias:
Mischung aus Löwe, Ziege und Schlange
Der Chimären-Bericht
des Dänischen Ethikrats (2007)
Begriffsübersicht zu den Mischwesen
Interspezifischer Chimärismus
+
Goat
Sheep
Geep
Intraspezifischer Chimärismus
http://www.sciencemuseum.org.uk/antenna/stemcellbreakthrough
Interspezifische Hybride: Maultier und Maulesel
Maultier
Kreuzungsprodukt einer Pferdestute
und eines Eselhengstes
Maulesel
Kreuzungsprodukt eines
Pferdehengstes und einer Eselstute
Die Erzeugung zytoplasmatischer Hybride (Zybride)
Wie lange können Zybride aus Mensch und Kuh
sich erfolgreich teilen und weiter entwickeln?
Leipziger Volkszeitung. 30./31.5.2009
Embryonenschutzgesetz (ESchG, 1990)
Prof. Dr. jur. Jochen Taupitz,
Universität Mannheim
Embryonenschutzgesetz (ESchG, 1990)
„Was nicht verboten ist,
ist erlaubt.“
Prof. Dr. jur. Jochen Taupitz,
Universität Mannheim
Die Würde des Menschen als Verfassungsnorm
Um den Sinn des Gedankens der Menschenwürde nicht zu verfehlen,
erscheint es zwingend, sie einem Menschen allein schon aufgrund seiner
Zugehörigkeit zur Spezies Homo sapiens zuzusprechen.
Die Würde des Menschen als Verfassungsnorm
Die menschliche Würde ist bereits zum Zeitpunkt der Befruchtung der
Eizelle oder nach abgeschlossener Kerntransplantation in eine entkernte
Eizelle vorhanden.
Die Würde des Menschen als Verfassungsnorm
Die Schwierigkeit bei der Beurteilung der zytoplasmatischen Hybride
besteht darin, dass unklar ist, ob diese Mischwesen noch unter den
Begriff der „menschlichen Spezies“ fallen, oder ob man ihnen mit dem
Verweis auf die Besonderheit ihrer artifiziellen Konstruktion den aus der
Menschenwürde folgenden Schutzanspruch vorenthalten dürfte.