Aachener Zeitung30092011

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Aachener Zeitung30092011
Düren
lokales für junge leser:
Wenn Jugendliche verschiedener
Nationen gemeinsam lernen Seite19
Seite 15 · Nummer 228 Freitag, 30. September 2011
„Filetstück“ zum
Schleuderpreis?
angemerKt
Ottmar Hansen
Stadthalle längst
kein Denkmal mehr
Ratspolitiker sind sich einig, dass die Stadthalle
mittlerweile abrissreif ist. CDU-Chef Karl-Albert
Eßer: „Zielsetzung bleibt, ein Hotel zu errichten.“
Düren. Sind die Tage der Dürener bekommt. Der Bau aus den 50er
Stadthalle gezählt? Dürener Rats- Jahren müsste also abgerissen werpolitiker gehen davon aus, dass das den.
Gebäude inzwischen derart ma„Die Bausubstanz ist nicht mehr
rode ist, dass der Denkmalschutz so toll, dass man die Stadthalle eraufgehoben wird und es abgerissen halten müsste“, sagt Verena
werden kann. Übrig bliebe ein Schloemer. Die Grünen-SprecheGrundstück in bester Innenstadt- rin ärgert sich allerdings darüber,
lage von beträchtlichem Wert. Ge- dass die Sparkasse auf diesem Wege
winner wäre der neue Besitzer des günstig in den Besitz eines „FiletAreals, womöglich die Sparkasse Stückes“ in der City kommen
Düren.
könnte. „Ohne Stadthalle ist das
Die Stadt hatte, wie mehrfach Grundstück mindestens fünf Milberichtet, die Stadthalle einem lionen Euro wert.“ Außerdem gebe
Projektentwickler überlassen, der der Rat an dieser Stelle sämtliche
auf dem Grundstück ein Hotel er- Möglichkeiten der Stadtentwickrichten wollte. Doch das
Projekt zog sich über
Jahre hin. Zwischen„Die Bausubstanz der
durch wurde einmal ein
Kran auf- und wieder abStadthalle ist nicht mehr so
gebaut, viel mehr getoll, dass man die Stadthalle
schah nicht. Am Mittwoch zog der Stadtrat die
erhalten müsste.“
Reißleine und nahm die
Verena Schloemer,
Stadthalle wieder zuBünDniS 90/Die Grünen
rück. Zum „Preis“ von
rund 1,5 Millionen Euro.
„Der entsprechende Vertrag ist bereits beim Notar“, teilte lung aus der Hand. „Wer will der
Vize-Bürgermeister Hubert Cremer Sparkasse schon vorschreiben, wo(FDP) gestern auf Anfrage mit.
mit sie das Grundstück einmal beMuss die klamme Stadt Düren baut?“
Heidi Meier-Grass (Bürger für
nun 1,5 Millionen Euro für das
„Geschäft“ aufbringen? Vielleicht Düren) sieht bei dem Deal gar drei
nicht. „Der Kauf wird nicht haus- Gewinner: den Projektentwickler,
haltswirksam“, betonte SPD-Frak- der 1,5 Millionen Euro kassiere
tionschef Henner Schmidt ges- und damit seine Grundschuld los
tern. Will heißen: Nicht die Stadt sei, die Sparkasse Düren, die „das
wird die 1,5 Millionen Euro auf- beste Grundstück der Innenstadt
bringen. Die Sparkasse Düren hat weit unter Marktwert“ erhalte soangeboten, die Summe spätestens wie die Ratsmehrheit von CDU
im Frühjahr zu übernehmen. und FDP, die vor der nächsten
Doch die Sparkasse, so die Infor- Kommunalwahl das Problem
mationen aus dem Rat, wird den Stadthalle auf vermeintlich eleBetrag nur zahlen, wenn sie dafür gante Weise beseitigt habe. Man
ein Grundstück ohne Stadthalle setze hier auf das kurze Gedächtnis
der Wähler. Meier-Grass: „Dabei ist
der Verlust für den Bürger riesig.“
Sowohl Grüne als auch SPD und
BfD hatten in der Ratssitzung gefordert, gerichtlich klären zu lassen, ob bei der Übergabe der Stadthalle an den Projektentwickler seinerzeit alles korrekt abgelaufen ist.
Schmidt: „Das wäre vielleicht ein
langwieriger, aber zugleich der
sauberste Weg gewesen. Und vermutlich wäre die Rücknahme
dann auch billiger geworden.“
Für die CDU warnte Fraktionschef Karl-Albert Eßer gestern vor
Spekulationen. „Wir sind dem Rat
der Anwälte gefolgt, die Stadthalle
zurück zu nehmen. Zweiter Schritt
Das Bauschild für das geplante ist die Aufhebung des DenkmalVier-Sterne-Hotel an der Stadt- schutzes. Zielsetzung bleibt, dort
halle steht noch.
Foto: Hansen ein Hotel zu errichten.“
(oha)
D
Essen und trinken ist in den Bussen der Dürener Kreisbahn verboten. Wer sich nicht daran hält, muss das Fahrzeug verlassen.
Foto: Ottmar Hansen
eine Sonderreinigung kann teuer werden
Bei der DKB sind betrunkene Fahrgäste von der Beförderung ausgeschlossen
Von ottmar Hansen
Düren. Wer einen über den Durst
getrunken hat, sollte sein Auto besser stehen lassen. Das rät nicht nur
die Polizei. Alternative sind Bus
und Bahn. Doch auch dort sind Alkoholisierte nicht gerne gesehen.
Nach Stuttgart hat nun auch Hamburg ein Alkoholverbot im öffentlichen
Personennahverkehr
(ÖPNV) verhängt. Wer mit einer
Flasche Bier in der Hand im Bus der
Hamburger
Verkehrsbetriebe
(HVV) erwischt wird, muss ab Oktober 40 Euro Bußgeld zahlen und
fliegt raus.
„Das Essen und Trinken sind in
unseren Fahrzeugen schon länger
verboten“, betont Inna Bayer von
der Dürener Kreisbahn. Da spiele
es keine Rolle, ob es sich bei den
Getränken um Alkoholisches handelt.
Gleichwohl seien betrunkene
Fahrgäste nicht von vorneherein
von der Beförderung ausgeschlossen, so Bayer. Sie dürften nur nicht
weitere Flaschen Hochprozentiges
in der Hand halten. Und wer randaliert, muss den Bus verlassen.
Die Entscheidung darüber treffe
der Fahrer. „Wir können nicht zulassen, dass eine Gefahr für andere
Fahrgäste entsteht“, sagt Inna
Bayer. In einigen Fahrzeugen der
DKB halten, wie berichtet, VideoKameras fragliche Szenen fest. Die
Filme werden in der Regel nach 72
Stunden automatisch überspielt.
Nur bei Knopfdruck durch den
Fahrer bleibe die Szene länger ge-
„Essen und Trinken ist
in unseren Fahrzeugen
schon länger verboten.
Wir können nicht
zulassen, dass eine
Gefahr für andere
Fahrgäste entsteht.“
inna Bayer,
Dürener KreiSBahn
speichert, sagt Bayer. Doch insgesamt gebe es „so gut wie keine besonderen Vorfälle“ mit Alkoholisierten im Bus. Bayer: „Höchstens
mal zu Karneval.“ Wenn einem
dann wegen des vielen genossenen
Alkohols übel wird während der
Fahrt und er sich übergeben muss,
wird eine „Sonderreinigung“ des
Sitzes fällig. Die kostet zwischen 30
und 50 Euro, so Bayer.
In der Rurtalbahn gibt es derzeit
noch kein Alkoholverbot. Notfalls
kann der Fahrgast auch seine Flasche Bier im Gepäck haben, vorausgesetzt, er stört niemanden. Allerdings laufe momentan eine Abfrage bei den anderen Verkehrsunternehmen in NRW, wie der Umgang mit alkoholisierten Fahrgästen dort gehandhabt werde,
berichtet Rurtalbahn-Sprecher Sebastian
Nießen.
Womöglich
komme es in absehbarer Zeit zu einem landesweiten Verbot von Alkoholgenuss in Bus und Bahn. Bislang habe die Rurtalbahn diesbezüglich jedoch keine großen Probleme zu verzeichnen.
Nießen: „Da macht sich der
ländliche Bereich positiv bemerkbar.“ Fahrgäste mit Alkohol im
Blut befördere man vor allem zur
Karnevalszeit. Wer im Sprinter die
Sitze beschmutzt, wird von der
Rurtalbahn zur Kasse gebeten - mit
einer Gebühr von 20 Euro.
In Hamburg hat eine Gruppe
von Fahrgästen via Facebook für
den 30. September zum „HVV-Abschiedstrinken“ eingeladen. Mehr
als 5000 Menschen haben ihre
Teilnahme angekündigt. Die Polizei überlegt noch, wie sie die Sicherheit bei diesem Event gewährleisten kann.
museumsleiterin
wirbt für die
Kulturhauptstadt
Breite Zustimmung von Dürens abgeordneten
Düren/aachen. Die Leiterin von
Papiermuseum und LeopoldHoesch-Museum in Düren, Dr. Renate Goldmann, hat im Aachener
Ludwig-Forum für Moderne Kunst
einen beachtenswerten Vortrag gehalten. Dort trafen sich Repräsentanten der wichtigsten Kultureinrichtungen der Region sowie Kulturpolitiker, um über die Möglichkeiten und Chancen einer Beteiligung an dem Projekt „Europäische
Kulturhauptstadt 2018“ zu diskutieren. Renate Goldmann stellte
die beiden Dürener Museen und
deren inhaltliche Ausrichtung vor.
Außerdem konnte sie überzeugend
darlegen, dass man in Düren am
Projekt „Kulturhauptstadt 2018“
interessiert ist. 2018 möchte Maastricht zusammen mit der hiesigen
Region ausgezeichnet werden.
Schon am 18. Oktober wird es im
Dürener Kreishaus im Rahmen einer „Open-Space-Werkstatt“ wieder eine Zusammenkunft zwecks
Ideensammlung geben. Außerdem
wird der Dürener Museumsverein
demnächst weitere Fahrten zu Museen der Region unternehmen.
Nach Maastricht steht nun bald
Eupen, Lüttich und Genk auf dem
Programm.
(mv)
Von margret Vallot
Ergebnis der Abstimmung im Bundestag wird sehr unterschiedlich interpretiert. Krischer: „Alternativlos“.
Düren/Berlin. Eine spannende Abstimmung haben gestern im Bundestag die drei Dürener Abgeordneten erlebt. Thomas Rachel
(CDU), Dietmar Nietan (SPD) und
der Grünen-Abgeordnete, Oliver
Krischer, haben der Erweiterung
des Rettungsschirms zugestimmt.
Die „DN“ erreichten die Abgeordneten telefonisch in Berlin.
Hektisch und nervös sei die
Stimmung im Bundestag gewesen,
so hat Nietan die Situation erlebt,
während Rachel von einer „sehr
konzentrierten Debatte“ spricht,
die ihn beeindruckte.
Krischer nennt die Entscheidung „alternativlos“. Deutsche
Unternehmen, also auch die aus
der Region Düren, würden hauptsächlich in den Euroraum exportieren. „Und für die wäre die Situation sicher schwierig geworden,
wäre heute nicht zugestimmt worden. Es hätte eine neue Wirtschaftskrise gegeben“.
Auch Rachel sieht mit der heutigen breiten Zustimmung weiterhin die Möglichkeit, von der Eurozone zu profitieren, wirtschaftlich
und was die Arbeitsplätze betrifft.
Genau dafür sei ein Rahmen geschaffen, wenn verschuldete Länder Hilfe bekommen und gleichzeitig Schuldenabbau betreiben.
Das Gerede von den Schulden
der anderen, die Deutschland nun
zahlen müsse, halten alle drei für
Blödsinn. Besonders Nietan ärgert
sich, „dass es offenbar Menschen
gibt, die nicht wissen, dass wir alle
im selben Boot sitzen“ und sogar
von der Wiedereinführung der DMark träumten. Exportierende
Dürener Firmen seien sofort in Gefahr, gäbe es den Euro nicht mehr.
Nietan erteilte einer Re-Nationalisierung eine klare Absage. „Statt
Rettung fangen wir jetzt die Kleinstaaterei an“, wetterte er am Telefon gegen „Leute, die glauben, wir
könnten alles allein machen“.
Krischer wirft dem Regierungslager Populismus vor, und glaubt
wie Nietan, dass auf die Abgeordneten von CDU/CSU großer Druck
ausgeübt wurde, „sonst wäre die
Mehrheit nicht zustande gekommen“. Dass die Bundeskanzlerin
mit gerade mal vier Stimmen die
Mehrheit aus eigener Kraft holen
konnte, zeigt laut Krischer, „dass
in der Koalition darüber, wie man
die Europäische Union finanzpolitisch rettet, keine Einigkeit mehr
herrscht“. Und Nietan meint sogar, eher Machterhalt als Einsicht
hätten viele Koalitionsabgeordnete dazu bewogen, der Ausweitung des Rettungsschirms zu stimmen. Rachel sieht in erster Linie
die insgesamt beeindruckenden
523 Ja-Stimmen, die zeigen, „dass
der Weg von Frau Merkel und den
anderen Eurostaaten auf breite Unterstützung im Parlament trifft“.
Froh über die breite Zustimmung
und „nebenbei“ auch über die Kanzlermehrheit: Thomas Rachel (CDU).
„Nur mit Ach und Krach geschafft“:
Oliver Krischer (Grüne) über die
heutige Abstimmung.
Warnt vor Menschen, „die glauben,
wir könnten alles allein machen“:
Dietmar Nietan (SPD).
ie „älteren Semester“
schwelgen noch in Erinnerungen, wenn sie an
die Tanzabende in der Dürener
Stadthalle denken. Heute ist das
Gebäude nur noch eine Ruine.
Kaum einer käme noch auf die
Idee, seinen Besuch von auswärts zur Stadtalle zu führen,
um ihm die Besonderheiten der
Architektur aus den 50er von
Düren zu präsentieren. Er
würde angesichts des herunter
gekommenen Bauwerks nur ungläubiges Kopfschütteln ernten.
Die Forderung der Fraktion Die
Linke, in der Ruine ein Bürgerhaus einzurichten, geht weit an
der Realität vorbei. Es bleibt
wohl nur der Abriss. Ganz
gleich, wer die Schuld daran
trägt, dass die Stadthalle derart
herunter gewirtschaftet wurde.
Ein schützenswertes Denkmal
ist sie jedenfalls nicht mehr.
Bleibt noch das Grundstück, auf
dem sie steht. In bester Citylage
ist es leicht fünf Millionen Euro
wert. Wer will es der Sparkasse
verdenken, dass sie zugreift,
wenn sie das „Filetstück“ für
1,5 Millionen Euro haben kann.
Eine Sparkasse will Gewinne
machen, das ist schließlich ihr
Job. Im Rathaus sollte man sich
allerdings jetzt im Nachhinein
selbstkritisch fragen, ob beim
Verkauf der Stadthalle an den
Projektentwickler seinerzeit alles richtig gemacht wurde.
▶▶ o.hansen@zeitungsverlag-aachen.de
Kurz notiert
Drei Frauen bei einem
Unfall leicht verletzt
langerwehe. Zwei Fußgängerinnen wurden in Langerwehe auf
einem Fußgängerüberweg von
einem Auto erfasst. Die beiden
Frauen (55 und 84 Jahre) sowie
die Fahrerin wurden leicht verletzt. Die 43-jährige Fahrerin
war auf der Hauptstraße unterwegs. Nach eigenen Angaben
wurde sie von der Sonne geblendet und hat die beiden Fußgängerinnen übersehen. Alle drei
Frauen wurden mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus
gebracht, das sie aber noch am
gleichen Tag wieder verlassen
konnten.
Bürgerhaushalt
von rat abgelehnt
Düren. Der Rat der Stadt Düren
hat sich mit Mehrheit gegen die
Einrichtung eines Bürgerhaushaltes entschieden. Ein Argument war dabei unter anderem,
dass sich erfahrungsgemäß nur
sehr wenige Bürger an den entsprechenden Abstimmungen
beteiligen. Die Fraktion Die
Linke wirft der Ratsmehrheit
von CDU und FDP in diesem
Zusammenhang Überheblichkeit vor. Die Entscheidung gegen den Bürgerhaushalt sei
letztlich eine Entscheidung gegen die Bürger.
KontaKt
Dürener nachrichTen
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