Arbeit: Rohstoffhandelsplatz Schweiz
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Arbeit: Rohstoffhandelsplatz Schweiz
Universität St. Gallen Hochschule für Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaften Rohstoffhandelsplatz Schweiz Ein Risiko für die Schweiz? Gruppenarbeit Praxisprojekt EZA - FS 2012 Dozent: Dr. Urs Heierli Die AutorInnen: B. Fischer, A. Lanaras, N. Räber, P. Schüpbach, A. Zingg Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 1 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung............................................................................................ 1 2 Wertschöpfungskette im Rohstoffsektor ...................................................... 3 2.1 Rohstoffabbau ........................................................................................3 2.1.1 Positive und negative Auswirkungen der Ressourcengewinnung........................4 2.1.2 Initiativen auf Unternehmensseite ..........................................................5 2.1.3 Fazit ..............................................................................................5 2.2 Rohstoffhandel .......................................................................................5 2.3 Konsum ................................................................................................7 2.3.1 Wer konsumiert?................................................................................7 2.3.2 Verwendung von Erdöl, Industriemetallen und Seltenen Erden ........................8 2.4 Recycling ..............................................................................................9 3 Rohstoffhandelsplatz Schweiz.................................................................. 11 3.1 Rohstoffdrehscheibe Schweiz – Fakten und Zahlen........................................... 11 3.1.1 Anzahl und Tätigkeitsbereiche der in der CH niedergelassenen Rohstofffirmen .. 11 3.1.2 Relevanz des Rohstoffhandels für die Schweiz .......................................... 12 3.1.3 Globale Relevanz der Schweizer Rohstoffdrehscheibe ................................. 14 3.2 Rohstoffdrehscheibe Schweiz – Vor- und Nachteile .......................................... 15 3.2.1 Vorteile des Standortes Schweiz für Rohstofffirmen................................... 15 3.2.2 Nachteile des Standortes Schweiz für Rohstofffirmen ................................. 18 4 Institutionen ....................................................................................... 20 4.1 Unternehmen ....................................................................................... 20 4.2 Bund ................................................................................................. 23 4.3 Kantone ............................................................................................. 26 4.4 Nichtregierungsorganisationen .................................................................. 27 4.4.1 Erklärung von Bern ........................................................................... 27 4.4.2 Recht ohne Grenzen.......................................................................... 28 4.4.3 Swissaid ........................................................................................ 28 4.5 Medien............................................................................................... 29 4.6 Konsumenten / Öffentlichkeit ................................................................... 30 5 Schlussfolgerungen ............................................................................... 31 5.1 Komplexität......................................................................................... 31 5.2 Mangelnde Kommunikation & Intransparenz .................................................. 31 5.3 Ambivalente Politik der Schweiz ................................................................ 32 5.4 Risiken für die Schweiz? .......................................................................... 33 ii 5.4.1 Reputationsschaden.......................................................................... 33 5.4.2 Druck vom Ausland ........................................................................... 33 5.4.3 Abzug von Firmen ins Ausland.............................................................. 34 6 Handlungsoptionen .............................................................................. 35 6.1 Unternehmen ....................................................................................... 35 6.2 Konsumenten ....................................................................................... 35 6.3 Bund / Kantone .................................................................................... 36 7 Fazit ................................................................................................. 37 Literaturverzeichnis .................................................................................... I Anhang: Leitfragen Interviews.......................................................................VI Rohstoffhandelsplatz Schweiz | iii Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Wertschöpfungskette von Rohstoffen.......................................................3 Abb. 2: Globaler Konsum von Aluminium, Blei, Kupfer und Zink. ...............................7 Abb. 3: Erdölverbrauch pro Kopf nach Regionen 2010.............................................8 Abb. 4: Die 50 grössten Schweizer Firmen......................................................... 12 Abb. 5: Entwicklung Transithandel 1950 bis 2010 ................................................ 13 Abb. 6: Warengruppenanteile am Transithandel 2009........................................... 13 Abb. 7: Rohwarenhandelsplatz Genfersee-Region................................................ 14 Abb. 8: BAK Taxation Index 2011 für Unternehmen.............................................. 15 Abb. 9: BAK Taxation Index auf den Einsatz hochqualifizierter Arbeitskräfte ............... 16 Abb. 10: Institutionengeflecht in der Schweiz..................................................... 20 Tabellenverzeichnis Tab. 1: Mögliche negative Effekte beim Abbau von natürlichen Ressourcen ...................4 Tab. 2: Die grössten Rohstoffbörsen ..................................................................7 Tab. 3: Verwendung von Industriemetallen ..........................................................9 Tab. 4: Geschäftsaktivitäten der wichtigsten Player am Handelsplatz Schweiz ............. 22 iv 1 Einleitung Obwohl die Schweiz selbst zu den ressourcenarmen Ländern zählt, nimmt sie im weltweiten Handel mit Rohstoffen eine bedeutende Position ein. Die Standorte Genf und Zug beheimaten zahlreiche Rohstoffunternehmen, darunter einige der grössten Firmen in der Schweiz und weltweit. Rund drei Viertel des russischen Öls werden in Genf gehandelt, was die Stadt neben London zum wichtigsten Handelsplatz für Erdöl macht (Etzensperger & Maurer, 2008, S. 25). Ein Drittel des Welthandels mit Agrarrohstoffen findet ebenfalls über Genf statt, während Zug ein Zentrum für den Handel mit Bergbauprodukten bildet (Etzensperger & Maurer, 2008, S. 25). Die Schweiz spielt folglich eine zentrale Rolle im weltweiten Rohstoffhandel und profitiert volkswirtschaftlich von der Ballung von Rohstofffirmen. Die Branche generiert ein hohes Steueraufkommen, bietet tausende Arbeitsplätze und fördert gleichzeitig die Entwicklung von in ihrem Umfeld angesiedelten Dienstleistungsunternehmen wie Versicherern, Anwaltskanzleien, Beratungsunternehmen und Finanzdienstleistern (Etzensperger & Maurer, 2008, S. 26). Der globale Rohstoffhandel hat aber auch negative Auswirkungen, insbesondere in den Förderländern. So werden seitens verschiedener Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Medien Vorwürfe wegen Menschenrechtsverletzungen, Umweltverschmutzung, Steuervermeidung und Intransparenz laut. Obwohl die Branche mit wachsender Publizität konfrontiert ist, hat sie bisher nur sehr zurückhaltend auf Vorwürfe reagiert. In den USA und der Europäischen Union (EU) sind mittlerweile Gesetzesbestimmungen geplant oder bereits in Umsetzung, um die Transparenz im wichtigen und brisanten Rohstoffsektor zu erhöhen (Erklärung von Bern, 2011, S. 379). Ziel dieser Arbeit ist es, anhand einer umfassenden Analyse des Rohstoffhandelsplatzes Schweiz Risiken, die sich aus dieser Thematik und Ausgangslage für die Schweiz ergeben, zu evaluieren und mögliche Handlungsoptionen für die Schweiz und hier ansässige Rohstoffunternehmen zu erarbeiten, um den Risiken vorzubeugen. Dazu werden im folgenden zweiten Kapitel die Wertschöpfungskette von Rohstoffen untersucht und inhärente Problematiken definiert. Im dritten Kapitel erfolgt eine Betrachtung des Handelsplatzes Schweiz mit seinen Vor- und Nachteilen als Standort für Rohstoffunternehmen. Die beteiligten relevanten Akteure und ihre Ziele werden im vierten Kapitel analysiert. Aus den Erkenntnissen können im fünften Kapitel Risiken für die Schweiz ermittelt und im sechsten Kapitel geeignete Gegenmassnahmen erarbeitet werden. Die Arbeit schliesst mit einem die Erkenntnisse, Risiken und empfohlenen Handlungsoptionen zusammenfassenden Fazit als siebtem Kapitel. Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 1 An dieser Stelle sei bemerkt: Die vorliegende Arbeit versteht sich als umfassende Forschungsarbeit zum Rohstoffhandelsplatz Schweiz. Anstatt den Fokus auf einen spezifischen Branchenbereich zu legen, stand für die AutorInnen vor allem die Untersuchung des grossen Ganzen im Vordergrund, was vor allem das Zusammenspiel der verschiedenen Akteure am Handelsplatz betrifft. Zu diesem Zweck wurden einerseits die bestehende Literatur, mediale Berichterstattung und Unternehmensberichte gesichtet, zum anderen wurden Interviews und Besuche bei den zentralen Akteuren durchgeführt. So bei den Kantonen Genf (Département des affaires régionales, de l'économie et de la santé) und Zug (Volkswirtschaftsdepartment), den Unternehmensverbänden in Genf (Geneva Trade And Shipping Association) und Zug (Zug Commodity Association) und beim Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO). Besonders an letztere Institution richtet sich denn auch die vorliegende Untersuchung mit den erarbeiteten Handlungsoptionen, zur Erarbeitung einer zukunftsweisenden Strategie. Den beteiligen Institutionen sei an dieser Stelle gedankt. 2 2 Wertschöpfungskette im Rohstoffsektor In einem ersten Schritt soll eingangs die Wertschöpfungskette von Rohstoffen skizziert und beschrieben werden. Damit werden dem Leser die Herausforderungen und Problemfelder von der Ressourcengewinnung über den Handel bis hin zum Recycling erläutert. Dies soll als Basis dienen, um die kontroverse Debatte um die Rohstoffbranche verstehen und einordnen zu können. Nachstehende Grafik bildet die wichtigsten Schritte ab. Energierohstoffe Transport/physisch Verarbeitende Industrie Deponien/Verbrennung Mineralische Rohstoffe Handel an Börse Anwendung in Haushalten Rückführung Industrie Agrarrohstoffe Rolle Finanzdienstleister & Industrie Abb. 1: Wertschöpfungskette von Rohstoffen. Eigene Darstellung. 2.1 Rohstoffabbau Wie aus der Grafik zu entnehmen ist, werden Rohstoffe grundsätzlich in drei Kategorien unterteilt. Hierbei wird zwischen Energie- (z.B. Kohle), mineralischen (z.B. Erze, Metalle) und Agrar-Rohstoffen (sogenannten Soft Commodities, z.B. Weizen, Korn) unterschieden. Die Herausforderungen zur Gewinnung dieser natürlichen Ressourcen - wenn auch nicht in jeder der drei Sparten identisch - sind mannigfaltig. Hierbei trägt nicht zuletzt die geografische Konzentration der Rohstoffvorkommnisse eine tragende Rolle, denn gerade Entwicklungsländer sind reich an natürlichen Ressourcen, was Grossunternehmen in diese Regionen treibt. Weiter findet grundsätzlich global - vor allem bei den mineralischen Rohstoffen - eine Konzentration auf wenige Länder statt. Immer weniger und grössere Firmen kontrollieren dabei immer mehr der Schätze, die extrahiert werden (Fässler, 2011). Dies ist damit zu erklären, dass sich nur noch Grossunternehmen dieses mit grossem Risiko behaftete Geschäft leisten können. Vielfach müssen neue Gebiete erschlossen und Infrastruktur von Grund auf aufgebaut werden, wie etwa das Beispiel der Kupferminen in den Anden oder Zentralafrika zeigt (Liebherr, 2011). Damit muss kurzfristig viel Geld investiert werden, bevor sich das Geschäft rentiert. Zudem ist die globale Nachfragesteigerung ein Grund dafür, warum Rohstofffirmen expandieren müssen und dabei zunehmend in politisch riskante Gebiete vordringen. Gezwungenermassen beeinflusst die Extraktion durch externe Akteure auch Regierungen und lokale Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 3 Gemeinschaften. Gerade NGOs kritisieren die kontroversen Praktiken und negativen Externalitäten von Rohstoffförderunternehmen. Neben solchen negativen Effekten sind durch den Eintritt von Grossunternehmen in Entwicklungsländern aber auch positive Auswirkungen erkennbar. 2.1.1 Positive und negative Auswirkungen der Ressourcengewinnung Zu den positiven Faktoren zählen unter anderem, dass Wohlstand und Einkommen durch Exporteinnahmen und Förderabgaben gesteigert werden können. Ebenso kann die lokale Bevölkerung von Technologietransfers sowie Facharbeit und gezielter Ausbildung profitieren. Zudem investieren Unternehmen vielfach in die lokale Infrastruktur und tragen somit zur Verbesserung von Strassen, Schulen oder Krankenhäusern bei (vgl. MMSD, 2002; CAFOD, 2006). Diesen positiven Faktoren stehen aber auch negative Auswirkungen gegenüber. Der Grundton der Kritik richtet sich an die ökonomischen, ökologischen sowie sozialen Kosten der Extraktion und verweist auf die negativen Externalitäten, von denen lokale Gemeinschaften betroffen sind. Diese Effekte treffen dabei vielfach marginalisierte Gruppen wie indigene Völker, Frauen oder ökonomisch benachteiligte Landregionen (Jenkins & Obara, Problembereiche in 2008, S. 3). Förderländern Nachfolgende und damit Tabelle soll die zusammenhängend verschiedenen die Kritik an Grossunternehmen zusammenfassend darstellen: Auswirkungen auf Abbauregionen • Erträge für die Gemeinschaften werden aufgrund korrupter Eliten und schwacher Institutionen ungleich verteilt • Soziale Spannungen/Konflikte auf Grund Veränderungen der lokalen Strukturen • Konflikte bezüglich Landrechten (Nichtkonsultation der lokalen Bevölkerung) • Schlechte Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit, Prostitution, Geldwäscherei • Umweltverschmutzung, Veränderung des Grundwasserhaushaltes, Altlasten • Beim Wegzug eines Grossunternehmens fällt ein wichtiger Arbeitgeber weg. Daraus resultieren u.a. Arbeitslosigkeit und Zerfall der Infrastruktur -> Abhängigkeiten Kritik an Grossunternehmen • Unternehmen üben auf Grund schwacher lokaler Strukturen viel Macht aus • Steuervermeidungspraktiken dank Offshore-Steuerparadiesen • Mangelnde Transparenz Tab. 1: Mögliche negative Effekte beim Abbau von natürlichen Ressourcen (vgl dazu Mitchell, 1999; Cottrell & Rankin, 2000; MMSD, 2002; Erklärung von Bern, 2011; Reutimann, 2012). 4 2.1.2 Initiativen auf Unternehmensseite Nicht zuletzt der öffentliche Druck und die laute Kritik, eben solch kontroverse Geschäftspraktiken anzuwenden und für zahlreiche negative Auswirkungen verantwortlich zu sein, haben Unternehmen bis zu einem gewissen Grad für die Problematiken sensibilisiert. Zahlreiche Förderunternehmen investieren vermehrt in soziale Projekte in den betroffenen Abbauregionen und bekennen sich zu anerkannten Standards. Dazu gehören beispielsweise die Unterstützung von globalen Initiativen wie dem UN Global Compact oder den Voluntary Principles on Security and Human Rights sowie die Orientierung an den ISO-Zertifikaten 31001 (Risikominimierung), 14001 (Umwelt) oder 26001 (verantwortungsvolles Wirtschaften). Weiter haben einzelne Branchen erkannt, dass für ihren Sektor spezifische Regelungen notwendig sind. So entstand im Bergbau der International Council of Mining and Metals (ICMM), mit dem Ziel nachhaltige Verbesserungen für die Bergbaubranche zu erreichen, oder im Finanzsektor die sogenannten Äquator-Prinzipen, ein freiwilliges Regelwerk zur Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards für Banken.1 Auch wenn diese Ansätze nicht frei von Kritik sind, zeigen sich dennoch die Bemühungen von Unternehmen, ihre gesellschaftliche Verantwortung anerkennen zu wollen. 2.1.3 Fazit Damit sind die wichtigsten Herausforderungen und Problemfelder skizziert. Sind die Rohstoffe erstmals extrahiert, setzt der internationale Handel ein. Es gilt, die Rohstoffe möglichst gewinnbringend auf den Weltmarkt und damit an die verarbeitende Industrie oder den Konsumenten zu bringen. Abschnitt 2.2 geht näher darauf ein. 2.2 Rohstoffhandel Nach dem im letzten Kapitel beschriebenen Abbau wird der Rohstoff gehandelt. Dabei ist der physische Rohstoffhandel von grosser Bedeutung, also der Transport von einem Ort zum anderen. Ein Teil wird direkt vom Rohstoffhändler an den Industriekunden verkauft, meist über langfristige Abnahmeverträge. Zum Teil wird aber auch über den Spotmarkt gekauft bzw. verkauft, also on the spot, mit einer Erfüllungspflicht von zwei Tagen (Erklärung von Bern, 2011, S. 46). Eine immer wichtigere Rolle spielt aber auch der Handel an der Börse. Um sich gegen zukünftige Preisschwankungen abzusichern wurden schon vor Jahrzehnten Handelsinstrumente kreiert, um Rohstoffe nicht sofort zu verkaufen/kaufen, sondern Geschäfte zu gewissen Terminen zu tätigen. Die Mehrheit der Rohstoffe läuft heutzutage 1 Nähere Infos finden sich unter www.icmm.com oder www.equator-‐principles.com. Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 5 über standardisierte Rohstoff-Futures an einer Warenterminbörse, um eben diese Preissicherheit zu garantieren. Ein solcher Future-Vertrag verpflichtet den Verkäufer zur Lieferung der Rohstoffe. Dabei werden der Vertragsgegenstand, die Menge und Qualität, der Zeitpunkt und der festgelegte Preis genau definiert. Neben den Futures gibt es auch noch zahlreiche andere Finanzinstrumente mit denen Rohstoffe auf einen Termin gehandelt werden können, wie zum Beispiel die Rohstoff-Swaps, Rohstoffoptionen an oder ausserhalb der Börse und Forwards ausserhalb der Börse (Wentz). Die klassischen Rohstoffhändler versuchen ihr Preisrisiko zu minimieren, indem sie neben dem realen Rohstoffhandel einen gegenläufigen Terminhandel tätigen. Falls also der Preis des Rohstoffes steigt, gewinnt der Händler im realen Handel und falls er sinkt, gewinnt er bei dem Termingeschäft. So kann die Höhe des Verlustes und Gewinnes in einer gewissen Bandbreite gehalten werden. Zudem hat es auch eine stabilisierende Wirkung auf die Rohstoffpreise generell (Reutimann, 2012). Während also ursprünglich diese Terminhandelsmöglichkeiten hauptsächlich für die Absicherung der Produzenten, Zwischenhändler und Verbraucher kreiert wurden, sind heute noch sehr viele andere Parteien involviert, die meist nie mit physischen Rohstoffen konfrontiert werden und sich vom Papierhandel Gewinne erhoffen. Spekulanten (Banken und Hedgefonds), sowie Arbitrageure und Swap-Händler beteiligen sich an diesem Markt, um Profite zu erzeugen (Wentz). Dabei ist der Übergang aber fliessend. Auch Unternehmen die tatsächlich im physischen Handel tätig sind, benutzen Futures oft nicht nur zur Preisabsicherung, sondern auch für eigene Spekulationen. Der Papierhandel ist somit heutzutage viel grösser als der physische Handel. Nach Schätzungen wird zum Beispiel beim Erdöl heutzutage zehn- bis fünfzehnmal mehr Papieröl als physisches Öl gehandelt (Erklärung von Bern, 2011, S. 47). All diese Finanzspekulationen führen zusammen mit anderen Faktoren dazu, dass immer grössere Preisschwankungen den Markt angeben (Reutimann, 2012). Weltweit gibt es heutzutage ungefähr 50 grosse Rohstoffbörsen, die mit mehr als 90 verschiedenen Produkten handeln. Agrarrohstoffe laufen mehrheitlich über lateinamerikanische und asiatische Börsen, Metalle hingegen dominieren in London, New York, Chicago und Shanghai (Maslakovic, 2011). 6 Die Grössten Rohstoffbörsen Anzahl gehandelter Futures in Millionen, 2009 Dalian Commodity Exchange China Agrarrohstoffe 834 Shanghai Futures Exchange China Unedle Metalle 435 CME Group USA Energie, Metalle, Agrarrohstoffe 431 Zhengzhou Comm. Exchange China Agrarrohstoffe 227 ICE Futures Europe UK Energie 165 Multi Comm. Exchange of India Indien Agrarrohstoffe, Metalle, Energie 161 London Metal Exchange UK Unedle Metalle 106 Tab. 2: Die grössten Rohstoffbörsen (Quelle: Maslakovic, 2011) Wie wir in Tabelle 2 sehen können, ist China am stärksten im Rohstoffhandel vertreten und sein Anteil am Markt wächst kontinuierlich. Danach folgen die USA, Grossbritannien und Indien. Dabei ist der Börsenhandel sehr konzentriert, sodass im Jahr 2009 in den fünf grössten Börsen 86 Prozent aller weltweiten Futures gehandelt wurden (Maslakovic, 2011). 2.3 Konsum Während und nach dem Handel werden die Rohstoffe von oft entlegenen Orten zu Verarbeitungszentren transportiert, wo sie dann zu verkäuflichen Produkten verarbeitet werden. 2.3.1 Wer konsumiert? Immer grössere Mengen an Rohstoffen werden konsumiert, sodass die Weltbevölkerung seit dem Zweiten Weltkrieg mehr davon verbraucht hat, als in der gesamten Zeit davor (Reutimann, 2012). In Abbildung 2 sieht man den wachsenden Konsum von Aluminium, Blei, Kupfer und Zink. Der Konsum weltweit ist sehr ungleich verteilt, steigt aber überall an. Dabei wird der grösste Teil nach Nordamerika, Europa und Asien geliefert. Generell hat sich die Nachfrage in den letzten zwei Jahrzehnten stark verändert. Schwellenländer wie China und Abb. 2: Globaler Konsum von Aluminium, Blei, Kupfer und Zink. Indien werden immer wichtigere (Quelle: Reutimann 2012) Rohstoffabnehmer und haben die USA und EU auch schon in einigen Rohstoffen überholt Zink. 2011) (Quelle: Reutmann Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 7 (Reutimann, 2012). Zum Beispiel ist die Volksrepublik China heutzutage für 40 Prozent der globalen Kupfernachfrage verantwortlich (Die Presse, 2011). Der Grund für diesen hohen Kupferkonsum ist vor allem die Elektrifizierung und der Aufbau der Infrastruktur (Reutimann, 2012). Wie man in Abbildung 3 erkennen kann, sieht der Pro-Kopf-Verbrauch teilweise ganz anders aus. Während der durchschnittliche Nordamerikaner 22 Fässer Erdöl im Jahr verbraucht, benötigt ein durchschnittlicher Afrikaner nur ein einziges. Und Asien, eine der grössten Erdölimportregionen, verbraucht schliesslich nur zwei Fässer pro Kopf (Erklärung von Bern, 2011). Erdölverbrauch pro Kopf nach Regionen, 2010 Fässerverbrauch pro Kopf (Fass/Jahr) = Importiert = Eigene Förderung Asien und Ozeanien Mittlerer Osten Afrika Europa Zentral und Südamerika Nordamerika Abb. 3: Erdölverbrauch pro Kopf nach Regionen 2010 (Quelle: Erklärung von Bern, 2011, S. 31) 2.3.2 Verwendung von Erdöl, Industriemetallen und Seltenen Erden Das Erdöl wird raffiniert und zu einer breiten Palette an Produkten verarbeitet. Etwa die Hälfte des geförderten Erdöls wird schliesslich im Transportbereich verwendet (Erdölvereinigung). Zudem verarbeiten Raffinerien Erdöl zu Chemikalien und stellen daraus Kunststoffe her. Es wird auch zur Produktion von Kleidern, Kosmetik, Strassen, Medikamenten und Düngemitteln gebraucht (Howden, 2007). Erdöl ist in fast allen Endprodukten vorhanden. Ein Auto, zum Beispiel, besteht durchschnittlich zu etwa 20 Prozent aus Materialien, die ursprünglich aus Erdöl hergestellt wurden (Viavision, 2010). 8 Wichtige Industriemetalle wie z.B. Aluminium, Kupfer, Kobalt und Zinn werden unter anderem zur Herstellung von Fahrzeugen, Farben, Kabeln, Stahl usw. gebraucht (siehe Tabelle 3). Industriemetalle Verwendung Aluminium In Fahrzeugen, im Bau, für Konsumgüter und Verpackungen Kobalt Für Stahllegierungen, in hitzefesten Farben und Pigmenten, für Farben und Lacke, als Katalysator, in Batterien Kupfer Für Kabel, elektrische Spulen und Verbindungen, als Münzen Nickel Für Produktion von rostfreiem Stahl Zink Für den Korrosionsschutz von Eisen- und Stahlprodukten sowie für Gussformen in der Schwerindustrie Zinn In der Elektroindustrie und zur Beschichtung von Konservendosen Tab. 3: Verwendung von Industriemetallen (Eigene Darstellung i.A. an Erklärung von Bern, 2011, S. 29) Andere begehrte Rohstoffe sind Seltene Erden, eine Gruppe von 17 Metallen, die oft in sehr kleinen Mengen verwendet werden. Im Extremfall in so kleinen Mengen wie Iridium, wo der weltweite Jahresverbrauch nur etwa einem Würfel von 56 Zentimeter Kantenlänge entspricht (Weiss, 2011). Für die heutige Herstellung von Gütern sind diese Erden aber unverzichtbar und viele moderne Produkte wären undenkbar ohne sie. Man braucht sie für die Herstellung von Computern, Bildschirmen, DVD-Spielern, leistungsstarken Akkus, Handys, Hybridautos, Windturbinen, Rüstungsgütern, Elektromotoren, aber auch als Futtermittelbeigabe in der Viehwirtschaft, um die Gewichtszunahme anzukurbeln oder als Zusatz bei der Glasherstellung (Spiegel, 2012). In einem Toyota Prius z.B. stecken circa 10 Kilogramm Lanthan und ein Kilogramm Neodym, unter anderem im Motor (Financial Times Deutschland, 2010). 2.4 Recycling Aus Umwelt- und Gesundheitsgründen, und vor allem auch wegen der zunehmenden Knappheit und den steigenden Preisen gewisser Rohstoffe, wird heute weltweit immer mehr rezykliert (The Economist, 2012). Wirtschaftlich macht das Recycling vor allem Sinn, wenn der Abbau des Rohstoffs sehr energieintensiv ist. Bei Aluminium kann beim Recycling z.B. 95 Prozent der Energie gespart werden. Bei anderen Materialien ist diese Ersparnis kleiner, aber immer noch hoch, wie beispielsweise bei Plastik (70 Prozent) und Stahl (60 Prozent) (The Economist, 2007). Dabei kann Recycling sehr profitabel sein. Im Jahr 2009 sammelte die Schweizer Bevölkerung Aluminium im Wert von 140 Mio. Franken. Wegen dem „urban mining“ müssen in der Schweiz grosse Mengen an Stahl, Eisen, Quarzsand, Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 9 Erdöl und Kupfer gar nicht erst importiert werden und konnten zum Teil sogar gewinnbringend exportiert werden (DRS, 2011). Auch das Recycling elektronischer Geräte ist grundsätzlich sehr ergiebig. Während eine Tonne Golderz höchstens fünf Gramm Reingold enthalten, stecken in einer Tonne Handys bis zu 300 Gramm (Weiss, 2011). Neben Gold und Silber enthält ein Handy auch Platin, Palladium, Ruthenium, Rhodium, Gallium und Idium und bis zu sechzig weitere Seltene Metalle. Das Problem ist, dass sie meistens in so winzigen Mengen vorhanden sind, dass sie oft die Mühe des Recyclings nicht wert sind. Darum enden immer noch viele wertvolle Materialien im Abfall (The Economist, 2012). Eines der grössten Hindernisse für eine effiziente Wiederverwertung ist, dass das Design der Produkte nicht genügend auf das Zurückgewinnen der Stoffe ausgerichtet ist (The Economist, 2007). Meistens wird das Recycling lokal durchgeführt, aber immer mehr wird auch in Entwicklungs- und Schwellenländer ausgelagert, vor allem nach China. Dort sind fast alle Rohstoffe begehrt, die billiger sind, als neues Material, wie z.B. Altmetalle oder Plastik. Meistens werden aus diesen Stoffen neue Konsumgüter hergestellt und wieder zurück nach Europa und Amerika geschifft. China ist heute der grösste Importeur von recyclebaren Materialien (The Economist, 2007). 10 3 Rohstoffhandelsplatz Schweiz Die Geschichte des Schweizerischen Rohstoffhandelsplatzes lässt sich bis auf die Zeit nach der Gründung des Bundesstaates 1848 zurückverfolgen. Der eigentliche Aufstieg der Rohstoffdrehscheibe Schweiz beginnt jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor allem seit der Jahrtausendwende haben sich globale Rohstoffhandelszentren in Genf, Zug und Lugano gebildet. Ziel des Kapitels ist es, den Rohstoffhandelsplatz Schweiz vorzustellen und – so weit wie möglich – die hier ansässige Branche näher zu beleuchten. Zuerst wird versucht die wichtigsten Fragen bezüglich Grösse sowie nationaler und internationaler Relevanz des Sektors zu beantworten. In einem zweiten Teil wird der Frage nachgegangen, weshalb so viele im Rohstoffhandel und der -verarbeitung tätige Unternehmen sich in der Schweiz – einem rohstoffarmen Binnenstaat – niedergelassen haben. Vor- und Nachteile des Standortes werden ausgearbeitet und es wird versucht eine Prognose über die zukünftige Entwicklung des Schweizerischen Rohstoffhandels zu geben. 3.1 Rohstoffdrehscheibe Schweiz – Fakten und Zahlen 3.1.1 Anzahl und Tätigkeitsbereiche der in der Schweiz niedergelassenen Rohstofffirmen2 Die Frage, wie viele Rohstoffhändler und –unternehmen in der Schweiz niedergelassen sind, lässt sich nur schwer beantworten. Gemäss der Allgemeinen Systematik der Wirtschaftszweige (kurz: NOGA) des Bundesamtes für Statistik werden Rohstofffirmen unter dem Bereich „Grosshandel“ erfasst, ohne die genauere Art der Tätigkeit zu präzisieren. Folglich kann über die Anzahl der in der Schweiz tätigen Rohstofffirmen grösstenteils nur spekuliert werden. Branchenverbände, wie die Geneva Trade and Shipping Association (GTSA) und die Lugano Commodity Trading Association (LCTA) geben nur Näherungswerte an. Demnach sind im Kanton Genf ungefähr 400 Firmen direkt im Rohstoffhandel und –transport tätig (GTSA, 2012) und in Lugano ca. 70 Firmen (LCTA, 2012). Informationen über die Anzahl der im Kanton Zug niedergelassenen Rohstofffirmen konnten weder gefunden werden, noch wusste die Wirtschaftsdirektion des Kantons die genaue Zahl. 2 Der Begriff „Rohstofffirma“ wird im folgenden gleichbedeutend mit Rohstoffhändler und Rohstoffunternehmen benutzt. Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 11 Betrachtet man die Rohstofffirmen in der Schweiz, so stellt man schnell fest, dass sie das gesamte Rohstoffportfolio abdecken, nämlich Erdöl und Erdölprodukte, Agrarprodukte (soft commodities) und Bergbauprodukte. Interessant ist, dass die Unternehmen im Gegensatz zu früher nicht mehr primär im Handel, sondern verstärkt auch in der Förderung tätig sind (siehe z.B. Xstrata und Glencore). 3.1.2 Relevanz des Rohstoffhandels für die Schweiz Obwohl der Rohstoffsektor in der Schweizer Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird, spielt er eine gewichtige Rolle für das Land. Im Ranking der Handelszeitung der 500 grössten Firmen des Landes im Jahre 2011 (siehe Abbildung 4) befinden sich vier Rohstofffirmen unter den ersten zehn und sieben unter den ersten 25 Positionen (Köchli, 2011). Abb. 4: Die 50 grössten Schweizer Firmen (Quelle: Handelszeitung) Gleichzeitig ist es allerdings schwierig die gesamte Relevanz der Rohstoffbranche für die Schweizerische Volkswirtschaft adäquat zu messen und darzustellen. Warum ist dies so? Erstens handelt es sich beim Rohstoffhandel um Transithandelsgeschäfte, was bedeutet, dass die Rohstoffe von Schweizer Unternehmen eingekauft und direkt und unverändert an Abnehmer im Ausland weiterverkauft werden. Folglich berühren die gehandelten Rohwaren nie Schweizer Boden (ausser Gold) und werden so auch nicht in die Statistik der Eidgenössischen Zollverwaltung aufgenommen. Beispielsweise erfasste die Importstatistik 2007 die Einfuhr von 313'000 Tonnen Zucker, wohingegen die GTSA darstellte, dass 15 Mio. Tonnen Zucker alleine über Genf gehandelt wurden. Zu dieser ersten Problematik kommt hinzu, dass die meisten Rohstofffirmen, mit Ausnahme von Glencore, nicht an der Börse kotiert sind und somit nicht dazu angehalten sind Zahlen zu veröffentlichen (Etzensperger & Maurer, 2008, S. 26). 12 Trotz der limitierten Statistiken lässt sich ein ungefähres Bild über die Bedeutung des Rohstoffsektors zeichnen. Daten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) belegen, dass der Transithandel in den letzten zehn Jahren rasant angestiegen ist (siehe Abbildung 5). Abb. 5: Entwicklung Transithandel 1950 bis 2010 (Quelle: SNB, in: Erklärung von Bern, 2011) Gleichzeitig muss bemerkt werden, dass in 2009 94 Prozent dieses Handels Rohstoffhandel war, davon der grösste Teil in Energieträgern (73 Prozent, siehe Abbildung 6). Daraus folgt, dass der Rohstoffsektor im letzten Jahrzehnt überaus stark gewachsen ist (Erklärung von Bern, 2011, S. 38-40) Abb. 6: Warengruppenanteile am Transithandel 2009 (Quelle SNB, in: Erklärung von Bern, 2011) In 2010 betrug der Anteil des Rohstoffhandels am Bruttoinlandsprodukt (BIP) ca. drei Prozent. Dies ist mehr, als die Tourismusbranche mit ca. 145'000 Beschäftigten (NZZ am Sonntag, 2010) und in etwa so viel, wie die Maschinenindustrie mit ca. 95'000 Beschäftigten beitragen (Erklärung von Bern, 2011, S. 40). Der einzige Unterschied ist, dass in der Rohstoffbranche ungefähr zehnmal weniger Menschen beschäftigt sind. In der Genferseeregion spricht man von rund 9'500 Personen (NZZ am Sonntag, 2010). Dafür ist Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 13 der Sektor um so umsatzstärker. Ein Blick auf Abbildung 4 genügt, um die enormen Umsatzsteigerungen der Rohstofffirmen im Vergleich zum Vorjahr festzustellen. Über die Gesamtumsätze der Unternehmen besteht Unklarheit. Die SNB gibt diesen im Jahr 2009 mit 480 Mrd. Franken an (Erklärung von Bern, 2011, S. 40). Das Handelsvolumen beträgt gemäss Berichten der NZZ allein für die Region Genf 800 Mrd. Franken (NZZ am Sonntag, 2010). Von Bedeutung für die Volkswirtschaft der Schweiz sind neben den reinen Rohstofffirmen auch deren Dienstleister, wie z.B. auf Rohstofffinanzierung spezialisierte Banken, Versicherungen, Beratungsunternehmen sowie Sicherheits-, Logistik- und Speditionsfirmen. 3.1.3. Globale Relevanz der Schweizer Rohstoffdrehscheibe Die Schweiz hat sich vor allem in den letzten zehn Jahren zu einer globalen Rohstoffdrehscheibe entwickelt. Es wird geschätzt, dass die Eidgenossenschaft einen Anteil von 15 bis 25 Prozent am globalen Rohstoffhandel hält (Erklärung von Bern, 2011, S. 40). Vor allem die Genferseeregion nimmt dabei eine weltweit führende Position ein und wird sogar als „neue Welthauptstadt des Erdöls“ bezeichnet (NZZ am Sonntag, 2010). Die Statistiken, welche von der GTSA erhoben wurden und deshalb mit Vorsicht zu geniessen sind, sprechen allerdings eine relativ eindeutige Sprache: Etwa 35 Prozent des globalen Erdölhandels werden in der Genferseeregion abgewickelt (siehe Abbildung 7). Genf hat sich auch als Rohstoffdrehscheibe für Erdöl aus der ehemaligen Sowjetunion etabliert. Gemäss Schätzungen werden 75 bis 85 Prozent des russischen Erdöls über Genf gehandelt, was zu einer starken Präsenz russischer Erdölfirmen in der Region, wie z.B. Gunvor und Litasco, geführt hat (NZZ am Sonntag, 2010). Darüber hinaus wird jeweils die Hälfte (und ein Zehntel davon in Winterthur durch Volcafé) des weltweiten Kaffee- und Zuckerhandels in Genf getätigt. Auch im Handel mit Getreide, Reis und Ölsaaten belegt die Rhonestadt den ersten Rang (siehe Abbildung 7). Abb. 7: Rohwarenhandelsplatz Genfersee-Region (Quelle: GTSA, in: NZZ am Sonntag) 14 Gemäss GTSA ist Genf global führend im Handel mit Baumwolle, sowie die Nummer eins in der Rohstoffhandelsfinanzierung und Warenprüfung. 22 Prozent der weltweiten Rohstoffbewegungen werden durch in Genf basierten Transportfirmen getätigt (GTSA, 2012). Dies unterstreicht nicht nur die Wichtigkeit der Region im Rohstoffhandel, sondern auch in den dazu gehörenden Dienstleistungsbranchen. Statistiken über die globale Relevanz des Rohstoffhandelsplatzes Zug lassen sich kaum finden, jedoch muss davon ausgegangen werden, dass die dort angesiedelten Firmen vor allem im Handel mit mineralischen Rohstoffen, aber auch Energieträgern bedeutende Marktanteile haben. 3.2 Rohstoffdrehscheibe Schweiz – Vor- und Nachteile 3.2.1 Vorteile des Standortes Schweiz für Rohstofffirmen In diesem Abschnitt werden die Vorteile des Standortes Schweiz für die Rohstoffbranche ausgearbeitet. Dabei erfolgt eine Aufteilung in hard und soft facts. Primär wird argumentiert, dass viele Rohstofffirmen sich auf Grund der niedrigen Steuersätze in der Schweiz niederlassen. Dies kann zum Teil bestätigt werden. Betrachten wir den BAK Taxation Index 2011 für Unternehmen (siehe Abbildung 8), welcher die effektive Durchschnittsteuerbelastung ausgewählter (ökonomischer) Hauptstädte in der EU, Norwegen, Asien und den USA mit der ausgewählter Schweizer Kantone vergleicht, so kann festgestellt werden, dass der Kanton Zug mit 13 Prozent eine im internationalen Vergleich niedrige effektive Durchschnittsteuerbelastung aufweist. In den zwei anderen Rohstoffhandelszentren, dem Tessin und Genf, ist diese mit 18,3 bzw. 21,5 Prozent zwar höher als in Zug, aber ähnlich hoch bzw. niedriger als in vielen anderen (wirtschaftlichen) Hauptstädten (ZEW/BAKBASEL, 2011). Abb. 8: BAK Taxation Index 2011 für Unternehmen (Quelle: ZEW/BAKBASEL) Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 15 Als weiterer wichtiger Indikator wird die Besteuerung hochqualifizierter Arbeitnehmer herangezogen, welche gemäss BAKBASEL die effektive Steuerbelastung einer alleinstehenden, hochqualifizierten Arbeitskraft mit einem verfügbaren Einkommen von mindestens 100'000 EUR darstellt (ZEW/BAKBASEL, 2011, S. 8). Abbildung 9 zeigt uns, dass schweizweit hochqualifizierte Arbeitnehmer steuerlich am niedrigsten in Zug belastet werden, was international nur durch Singapur und Hong Kong unterboten wird. Die effektive Steuerbelastung im Tessin und in Genf ist mit 34,4 Prozent etwa 10 Prozent höher als in Zug, befindet sich international jedoch im Mittelfeld. Abb. 9: BAK Taxation Index auf den Einsatz hochqualifizierter Arbeitskräfte (Quelle: ZEW/BAKBASEL) Auch der steuerliche Status, den eine Gesellschaft in der Schweiz haben kann, trägt massgeblich zur Steuererleichterung bzw. –befreiung bei. Holdinggesellschaften sind von der Gewinnsteuer befreit und Domizilgesellschaften müssen Einkünfte aus dem Ausland nicht versteuern. Der Status der sogenannten gemischten Gesellschaft – ein ausländisches Unternehmen welches hauptsächlich im Ausland tätig ist, aber eine Niederlassung in der Schweiz hat (in Zug müssen 80 Prozent der Tätigkeit im Ausland erfolgen) – führt zu einer Besteuerung ausländischer Gewinne zwischen 5 und 25 Prozent (abhängig von der Mitarbeiteranzahl), wobei in der Schweiz getätigte Einkünfte normal besteuert werden (Erklärung von Bern, 2011, S. 289-290). Die niedrige Besteuerung juristischer und natürlicher Personen, sowie der steuergünstige Status einer Gesellschaft führen dazu, dass viele Rohstofffirmen ihren Sitz in die Schweiz verlagern. Dies sind jedoch nicht die einzigen Gründe. 16 Für den Standort Genf spricht, dass sich ein natürliches Cluster an mit der Rohstoffbranche zusammenarbeitenden Unternehmen gebildet hat. Hierzu gehören auf Rohstofffinanzierung spezialisierte Banken, wie die Genfer Niederlassung der BNP Paribas; Reedereien, wie die Mediterranean Shipping Company, der zweitgrösste Container Carrier der Welt (MSC, 2012); Beratungsunternehmen; und mit der Société Générale de Surveillance der weltweit grösste Warenprüfkonzern. Auch im Kanton Zug spielen mit der Rohstoffbranche kooperierende Dienstleistungsunternehmen eine Rolle, jedoch ist gemäss Zug Commodity Association (ZCA) die geographische Nähe zu Finanzierungsmöglichkeiten und Schiffseigentümern in der Schweiz eher sekundär (Fasser, 2012). Mehrere Quellen, wie die ZCA, die Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zug, sowie ein Bericht der Credit Suisse, nennen als weiteren Vorteil das hohe Ausbildungs- und Weiterbildungsniveau in der Schweiz. Dieses wird fortlaufend in Kooperation mit den Rohstoffbranchenverbänden in Zug und Genf ausgebaut. In Genf beispielsweise gibt es mehrere von der GTSA lancierte Ausbildungsprogramme. Das elaborierteste davon ist der Master in International Trading, Commodity Finance and Shipping, welcher in Zusammenarbeit mit der Universität Genf angeboten wird (GTSA, 2012). Auch die ZCA bietet zusammen mit dem Institut für Finanzdienstleistungen Zug Weiterbildungsprogramme an (ZCA, 2012). In unseren Interviews mit der ZCA und der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zug wurden weiterhin die in der Schweiz hohe politische, wirtschaftliche und rechtsstaatliche Stabilität und Sicherheit angeführt, sowie die günstige Lage des Landes in einer Zeitzone zwischen Asien und Amerika, was die Kommunikation mit den wichtigen Rohstoffhandelszentren auf beiden Kontinenten merklich vereinfacht. Die Geographie der Schweiz spielt auch eine Rolle in der Verkehrserreichbarkeit der Rohstoffhandelsplätze Genf und Zug. Die Rhonestadt verfügt über einen internationalen Flughafen und Zug ist per Zug direkt mit dem Flughafen Zürich verbunden. Als weiche Standortvorteile (soft facts) kann man die Mehrsprachigkeit der Schweiz anführen, welche kulturelle und sprachliche Barrieren vermindert. Darüber hinaus sprechen die hohe Lebensqualität und persönliche Sicherheit für eine Verlagerung des Unternehmenssitzes in die Schweiz (Fasser, 2012). Im Mercer Quality of Living Survey 2011 wird Zürich auf Platz zwei und Genf auf Platz acht der lebenswertesten Städte der Welt gesetzt. Bezüglich persönlicher Sicherheit rangiert die Stadt an der Limmat vor Genf (Platz zwei und sechs) (Mercer, 2011). Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 17 3.2.2 Nachteile des Standortes Schweiz für Rohstofffirmen Im folgenden Abschnitt werden die Nachteile des Standortes Schweiz dargestellt, um anschliessend zu schlussfolgern, ob dieser für Rohstofffirmen immer noch attraktiv ist. Ein grosses Problem ist, dass die Mieten in der Schweiz ausserordentlich hoch sind. Dies gilt für Privatwohnungen in gleichem Masse wie für Geschäftsräumlichkeiten. Gemäss einer Studie des Beratungsunternehmens ECA International sind die Mieten für Expatriates weltweit in Genf am fünft- und in Zürich am zwölftteuersten. In Europa sind nur die Preise in London und Moskau teurer als in Genf (ECA International, 2012). Wohn- und vor allem Geschäftsräumlichkeiten sind besonders in der Rhonestadt, die auf Grund ihrer kleinen Fläche und des direkt angrenzenden französischen Umlandes nicht in die Breite wachsen kann, extrem knapp gesät und dementsprechend teuer. Die Leerstandsquote für Mietwohnungen betrug im Jahr 2008 ca. 0,2 Prozent des Gesamtbestandes (Fahrländer & Matter, 2009, S. 59). Bezüglich verfügbarer Büroflächen ist die Situation im Kanton ähnlich: nur ein Prozent stand im Jahre 2010 leer (Credit Suisse, 2011, S. 37). Wohnungsbau- und Infrastrukturprojekte werden in Genf dringend benötigt. Die Verteuerung und Verknappung von Wohn- und Geschäftsraum ist ähnlich problematisch in Zug, wenn auch nicht in gleichem Ausmasse wie am Ende des Genfersees (Fasser, 2012). Über die hohen Mietkosten hinaus werden häufig die hohen Lebenshaltungskosten im Land als Nachteil für den Standort Schweiz angesehen. Gemäss einer Studie der UBS ist das Preisniveau für den Warenkorb einer durchschnittlichen westeuropäischen Familie in Zürich und Genf weltweit am zweit- bzw. vierthöchsten. Jedoch muss dagegengehalten werden, dass die zwei grössten Städte der Schweiz international das zweit- (Zürich) bzw. dritthöchste (Genf) Lohnniveau aufweisen können. In Anbetracht dessen relativieren sich die hohen Lebenshaltungskosten und Arbeitnehmer in Zürich und Genf befinden sich in Punkto Binnenkaufkraft auf den Plätzen eins und sieben (UBS, 2009, S. 8-10). Herr Martin Fasser, Präsident der ZCA, nannte noch weitere potentielle Nachteile der Schweiz als Standort für die Rohstoffbranche, wie z.B. die Schwierigkeit Arbeitsbewilligungen für Nicht-EU-Ausländer zu beschaffen. Personen aus Drittstaaten, sprich nicht aus der EU/EFTA kommend, werden erst zugelassen, „wenn auf dem inländischen Arbeitsmarkt und auf den Arbeitsmärkten der EU/EFTA-Länder keine Personen mit Vorrang zur Verfügung stehen“ (Bundesamt für Migration, 2012). Für global agierende und international zusammengesetzte Rohstofffirmen kann dies eine Schwierigkeit darstellen. 18 Obwohl das hohe Ausbildungsniveau in der Schweiz als Vorteil genannt wird, bemängeln Vertreter der Rohstofffirmen, dass mehr branchenspezifisches Know-how benötigt wird. Vor allem Absolventen aus dem angelsächsischen Raum hätten bessere Kenntnisse über die Rohstoffbranche als einheimische und würden folglich bevorzugt werden (Fasser, 2012). Dem versucht man durch oben genannte, von den Branchenverbänden initiierte Ausbildungsprogramme in Genf und Zug entgegenzuwirken und eine auf den Standort zugeschnittene Ausbildung zu schaffen. Erstaunlicherweise wurde auch die passive Politik als Standortnachteil der Schweiz genannt. Hier wird jedoch nicht für eine stärkere Regulierung der Branche plädiert, sondern eher dafür, diese bei Differenzen mit der EU, den USA oder anderen entscheidenden Spielern besser zu verteidigen und nicht allzu schnell auf Forderungen eines möglicherweise stärkeren Gegenspielers einzugehen (Fasser, 2012). Schlussendlich wird die kritische Rolle der Schweizerischen Zivilgesellschaft und der hier ansässigen Medien als Nachteil gesehen. Diese trügen massgeblich zum negativen Ansehen der Branche im Land bei (Fasser, 2012). Um die hier vertretenen Rohstofffirmen in ein besseres Licht zu rücken, wurde deshalb auch auf Initiative des Kantons Zug die ZCA gegründet. Nach folgender Analyse kann festgestellt werden, dass die Vorteile des Standortes Schweiz gegenüber den Nachteilen für die Rohstofffirmen überwiegen. Es ist anzunehmen, dass der Rohstoffhandelsplatz Schweiz für ausländische Firmen und solche, die bereits ihren Sitz hier haben, hoch attraktiv bleibt. Des Weiteren wird seitens der ZCA vermutet, dass mögliche Regulierungen international und nicht durch einen Alleingang der Schweiz durchgeführt werden. Falls die Rahmenbedingungen beispielsweise europaweit strenger würden, würde der Schweizer Firmensitz weiterhin beibehalten werden. Trotz allem besteht gemäss Zuger Wirtschaftsdirektion ein erhöhtes Risiko, dass branchenrelevante Firmen ihren Sitz in der Schweiz aufgeben. Um dies zu verhindern wird versucht der Branche so weit wie möglich entgegenzukommen (z.B. Gründung der ZCA auf Wunsch des Kantons). Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 19 4 Institutionen Der Rohstoffhandel in der Schweiz zeigt sich als ein sehr komplexes Themengebiet, weit über die Grenzen der Eidgenossenschaft hinaus. Die Branche ist schwer greifbar und zu überschauen, und lässt sich somit nur ansatzweise steuern, regulieren und mit einem strategischen Ziel entwickeln. Insbesondere die vielen beteiligten Akteure am Rohstoffhandelsplatz Schweiz, darunter Rohstoffunternehmen und ihre Verbände, Bund, Kantone, NGOs, Medien und Konsumenten, bringen unterschiedlichste Eigeninteressen ein und verfolgen stark divergierende Ziele. Vor diesem Hintergrund scheint besonders das Zusammenspiel der unterschiedlichen Institutionen und Big Player am „RohstoffVerhandlungstisch Schweiz“ von grosser Bedeutung, Thematik um verstehen Handlungsvorschläge die und für eine gesunde Zukunft erarbeiten zu können. Im Folgenden werden die unterschiedlichen vorgestellt Akteure und ihre Eigeninteressen aufgezeigt. Die Gegenüberstellung soll ein Abb. umfassendes Bild vom aktuellen 10: Institutionengeflecht in der Schweiz. (Eigene Darstellung) Zustand in der Schweiz zeichnen und gleichfalls positive, wie negative Aspekte aufzeigen. 4.1 Unternehmen Fakten Die wohl wichtigsten Akteure am Rohstoffhandelsplatz Schweiz sind die Rohstoffunternehmen selber, deren blosse wirtschaftliche Kennzahlen das Schwergewicht der Branche skizzieren: So sind, wie in Abbildung 4 zu erkennen, fünf der zwölf umsatzstärksten Firmen der Schweiz Rohstoffunternehmen (nach Berechnungen der Erklärung von Bern sogar sieben Firmen). Zwischen 1998 und 2012 haben sich die Nettoeinnahmen der Rohstoffbranche verfünfzehnfacht. Das Jahreshandelsvolumen an Öl würde den nationalen Verbrauch der Schweiz für 75 Jahre decken, was den enormen Transithandel ohne eigentlichen Transitverkehr durch die Schweiz skizziert. Auch die volkswirtschaftliche Relevanz vor dem Hintergrund weniger Arbeitnehmer in der Branche ist enorm: Der Rohstoffhandel 20 erwirtschaftete einen Anteil von zwei Prozent am BIP der Schweiz im Jahr 2008 (FässlerOsterwalder, 2011; swissinfo, 2011; Erklärung von Bern, 2011, S. 18-41). Unternehmensformen Die Unternehmen der Rohstoffbranche (Glencore International, 2011; Erklärung von Bern, 2011, S. 158) lassen sich in zwei Kategorien einteilen: (1) Rohstoffhändler und (2) - Rohstoffunternehmen. Rohstoffhändler betreiben lediglich den Ankauf, Handel und Verkauf von Rohstoffen – wie der Name schon sagt – und sind vom Standort her extrem flexibel, weil meist Gründung: 1974 Sitz: Baar, ZG Umsatz (2011): 186,15 Mrd. US-Dollar Mitarbeiter (2011): 58.000 weltweit grösstes Rohstoffunternehmen Börsengang (IPO): 2011 (Börsengang erwirtschaftete mehr Wert als das jährliche BIP der 96 ärmsten Länder der Welt zusammen) nur auf gute Infrastruktur, Know-how und eine gute Geschäftsumgebung angewiesen. Abbau und Produktion der Rohstoffe, sowie deren Verarbeitung fallen dabei nicht in die Wertschöpfungskette der Unternehmen (vgl. 2.), weshalb sich entsprechende Firmen für soziale Standards bei der Produktion oder Verarbeitung von Rohstoffen nur bedingt verantwortlich fühlen (Fasser, 2012; Etzensperger & Maurer, 2008; Erklärung von Bern, 2011, S. 42-53;). Satte Gewinne (Xstrata, 2011) - erzielen Rohstoffhändler trotz der immer Gründung: 1926 Sitz: Zug, ZG Umsatz (2011): 33,877 Mrd. US-Dollar Mitarbeiter (2011): 38.561 Bergbauunternehmen Hauptaktionär: Glencore Börsengang (IPO): 2002 geringeren Margen dank extrem grosser Handelsvolumina. Durch die zunehmende Konsolidierung der Abnehmermärkte geraten die Rohstoffmargen mehr und mehr unter Druck, weshalb hohe Gewinne zunehmend nur mit noch grösseren Umsatzzahlen zu erreichen sind. Ein klassischer Rohstoffhändler dieser Art ist Vitol (Etzensperger & Maurer, 2008; NZZ am Sonntag, 2010). Rohstoffunternehmen hingegen sind vertikal integrierte Firmen, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette operieren und somit auch für Produktion und Verarbeitung von Rohstoffen zuständig sind. So besitzen klassische Rohstoffunternehmen wie Glencore oder Cargill auch Minen, Erdölfelder bzw. entsprechende Konzessionen zum Abbau der kostbaren Stoffe. Besonders Rohstoffunternehmen sind von z.T. sehr verschachtelten und verworrenen Unternehmensstrukturen geprägt, deren Beteiligungen an Tochterunternehmen und ausgelagerten Firmen nicht immer klar erkennbar sind. Die komplizierten Strukturen sind einerseits Ausfluss der internationalen Aktivitäten der Unternehmen in einer Vielzahl von Ländern mit unterschiedlichsten rechtlichen Gegebenheiten. Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 21 Andererseits wird entsprechenden Unternehmen vorgeworfen, sie würden gezielt Intransparenz pflegen, um rechtliche Grauzonen, Sonderregelungen und steuerliche Vorteile auf globaler Ebene auszunutzen (Vitol, 2011) - Gründung: 1966 Sitz: Genf, GE (& Rotterdam) Umsatz (2011): 297 Mrd. US-Dollar Rohstoffhändler, v.a. Erdöl (Etzensperger & Maurer, 2008; Erklärung von Bern, 2011, S. 126-158). Unternehmensfelder Eine weitere wichtige Unterscheidung zwischen den Unternehmen im Rohstoffbusiness betrifft das Produkteportfolio. Egal ob Rohstoffhändler oder vertikal integrierter Konzern, die Unternehmen legen ihre Schwerpunkte auf eine oder mehrere der folgenden Kategorien: (1) Energie-Rohstoffe, (2) Mineralische Rohstoffe und (3) Agrarrohstoffe. Energie-Rohstoffe umfassen Erdöl, Erdgas und Kohle. Mineralische Rohstoffe umfassen u.a. Eisen, Edelmetalle, Industrieminerale und Edelsteine. Agrar-Rohstoffe, die einzig nachwachsenden Rohstoffe, umfassen u.a. Getreide, Kaffee, Kakao, Zucker und Baumwolle. Tabelle 7 zeigt eine grobe Übersicht über die Geschäftsaktivitäten der wichtigsten Player am Rohstoffhandelsplatz Schweiz: Unternehmensformen Unternehmensfelder Nicht erneuerbare Rohstoffe Energie-Rohstoffe Mineralische Erneuerbare Rohstoffe Agrar-Rohstoffe Rohstoffe Rohstoffunternehmen Glencore Glencore Glencore (vertikal integriert) Cargill Cargill Cargill Dreyfus Dreyfus Dreyfus Xstrata Xstrata Bunge Rohstoffhändler Trafigura Trafigura Vitol Vitol Mercuria Gunvor Litasco Tab. 7: Geschäftsaktivitäten der wichtigsten Player am Handelsplatz Schweiz. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an jeweilige Firmenpublikationen) 22 Unternehmensverbände Der enorme Zuwachs der Branche in der Schweiz, der Zuzug von neuen Rohstofffirmen und die Präsenz der Thematik in Politik und Medien hat zur Herausbildung von Unternehmensverbänden in den zentralen Rohstoffclustern Genf, Zug und Lugano geführt. Die GTSA vertritt seit 2006 die Interessen der Branche am Standort Genf und zählte im Jahr 2010 bereits über 60 Mitglieder. Die Luganer LCTA (seit 2010) und die Zuger ZCA (seit 2012) sind hingegen noch sehr junge Verbände, die erst wenig in Erscheinung getreten sind. Ziel aller Verbände ist neben der gezielten Vertretung und Durchsetzung von Interessen gegenüber Politik, Gesellschaft und Medien, auch eine gezielte (korrigierende) Kommunikationsstrategie und Recruitingfunktion, die sich durch mit Universitäten gemeinsam lancierten Ausbildungsprogrammen ausdrückt (z.B. Master in International Trading, Commodity Finance and Shipping der GTSA an der Universität Genf) (Fasser, 2012; GTSA, 2012; LCTA). Zwar treten die Verbände durch Online-Auftritte und positive Rückmeldungen zu Interviewanfragen offen und zugänglich in Erscheinung (so erlebt), dennoch geben sich die Organisationen in punkto Mitgliederfragen oder gezielten Kommunikations- und Lobbyingstrategien extrem verschwiegen – ganz im Sinne der Branche, so der Eindruck nach umfangreicher Recherche und Diskussion der Rohstoffunternehmen. 4.2 Bund Zentraler Hebel: Wirtschaftspolitik Der Bund hat als mächtigster Akteur auf nationaler Ebene besonderen Einfluss auf die Gestaltung des Rohstoffhandelsplatzes Schweiz und setzt durch Gesetzesentwürfe, Regulierungen und die nationalen Gerichte klare Richtlinien, nach denen sich die Akteure zu verhalten haben. Dies trifft insofern jedoch nicht hundertprozentig zu, als dass eine Vielzahl von Rohstoffhändlern über besagte Beteiligungen im Ausland verfügen, ihre Geschäftspraktiken vollziehen und und dann Wertschöpfungsketten über den unter Handelsplatz fremdländischen Schweiz laufen Regelungen lassen. Dieser Grundmechanismus im Rohstoffhandel ist ein immanentes Phänomen der Branche und führt zu Konflikten an einer Vielzahl von Punkten (Etzensperger & Maurer, 2008). Abgesehen von den „nationalen Spielregeln“, die der Bund setzen kann, verfügt er insbesondere durch die Wirtschaftspolitik über einen weiteren zentralen Hebel der konkret das wirtschaftliche Umfeld im Land und indirekt auch die Standortvorteile in den Kantonen mitbestimmt. Das Eidgenössische Volkswirtschaftsdepartment bzw. das untergeordnete Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) zeichnet hierbei verantwortlich für die Ausarbeitung einer strategischen Wirtschaftspolitik (SECO, 2008). An dieser Stelle sei darauf verwiesen, dass sich das vorliegende Research Paper auch als Input und Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 23 mögliche Handlungsempfehlung für das SECO versteht, um eine für alle Akteure, insbesondere die Zivilgesellschaft, kompromissvolle und zukunftsweisende Strategie zu erarbeiten (siehe 5.). Beitrag & Nutzen Der Bund ist nicht nur ein isolierter, regulierender Akteur, sondern er steht in ständigem Austausch mit der im Land anwesenden Wirtschaft. So bietet der Bund einerseits einen enormen Beitrag zum erfolgreichen unternehmerischen Handeln für Rohstofffirmen und profitiert andererseits von der Branche. Der Beitrag seitens des Bundes besteht insbesondere in den Standortvorteilen. Er bietet einerseits sogenannte (1) hard facts, wie niedrige Steuern, hochqualifizierte Arbeitskräfte, eine hohe Dichte an branchengleichen Unternehmen und hohe politische, wirtschaftliche und rechtsstaatliche Stabilität. Andererseits bietet er sogenannte (2) soft facts wie Mehrsprachigkeit, eine hohe Lebensqualität und persönliche Sicherheit welche zusammen einen enormen Standortvorteil ausmachen (siehe 3.2) (Michel, 2012). Der Nutzen der anwesenden Rohstoffbranche für den Bund besteht insbesondere in (1) finanziell gesunden Kantonen, (2) wirtschaftsstarken Regionen und (3) der strategischen Bedeutung, die der Schweiz aus dem Handelsplatz erwächst (Michel, 2012). Rohstoffunternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz führen auf kantonaler Ebene ihre Steuern ab. Nicht zuletzt die niedrigen Steuersätze für juristische wie natürliche Personen (d.h. für Unternehmen ebenso, wie für gut verdienende Manager und Trader) sind Grund für die Anwesenheit der mobilen und standortflexiblen Konzernzentralen von Glencore & Co. Von den kantonalen Steuern profitiert der Bund insofern, als dass er für finanziell gesunde Kantone keine Ausgleichszahlungen übernehmen muss (Michel, 2012). Auch haben sich die Rohstoffcluster Genf, Zug und Lugano zu wirtschaftsstarken Regionen entwickelt, die sich neben dem traditionell starken Finanzsektor (in Genf und Lugano) bzw. dem Maschinenbau oder der Pharmaindustrie (in Zug) ein weiteres wirtschaftliches Standbein zur Sicherung von Arbeitsplätzen und einer hohen Lebensqualität zugelegt haben. Nicht zuletzt die strategische Bedeutung, die die Schweiz durch den herausragenden Rohstoffhandelsplatz erfährt, hat für den Bund positiven Nutzen. Die Anwesenheit global operierender Rohstoffunternehmen sowie mögliche strategische Verbindungen zwischen 24 Global Playern und öffentlichem Sektor ermöglichen trotz G20- und EU-Abstinenz einen nicht unerheblichen internationalen Einfluss. Auch das Image der Marke Schweiz (durch Präsenz Schweiz im Auftrag des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) gezielt vermarktet) kann von der strategischen Bedeutung des Landes profitieren (Fässler-Osterwalder, 2011; SECO, 2010, S. 121-131; Erklärung von Bern, 2011). Dennoch kann die enge Verbindung und zunehmende Abhängigkeit vom Rohstoffsektor zum Erhalt des internationalen Einflusses auch einen hohen Preis haben, nämlich jenen des immensen Reputationsschadens im Fall von Skandalen im Rohstoffsektor (siehe auch 5.). Auch darf der Bund nicht Handlanger für fragliche Unternehmenspraktiken werden, sondern muss diese durch Anlegen von hohen Standards diskutieren und sanktionieren. Chancen & Gefahren Auf nationaler Ebene kristallisieren sich Chancen und Gefahren durch den anwesenden Rohstoffsektor und die branchenspezifischen Eigenschaften, wie z.B. die globale Tätigkeit bei nationaler/lokaler Verankerung heraus. Zu den Chancen zählt vor allem das (1) enorme Wirtschaftswachstum der Branche in den vergangenen und kommenden Jahren. Der Rohstoffsektor gilt als hoffnungsvolle Branche, handelt er doch die Materialien, aus denen (siehe China, Indien und Brasilien) die Zukunft gebaut wird. Nicht zuletzt die westlichen Konsumgesellschaften sind bei jedem Kauf eines neuen iPhones von Metallen aus Minen in Asien und Afrika hochgradig abhängig. Auch zu den Chancen zählt der (2) politische Einfluss auf internationaler Ebene, den die Schweiz als Rohstoffhandelsplatz mit dauerhaftem Standortvorteil erzielen könnte. Hierfür bedarf es jedoch einer klaren Strategie, um eben jene Vorteile auszubauen und zu festigen sowie im gleichen Zuge möglichen Reputationsschäden oder drohendem politischen Druck von aussen zuvorzukommen (Etzensperger & Maurer, 2008; Erklärung von Bern, 2011; SECO, 2010). Beide Szenarien lassen sich denn auch als klare Gefahren für den Bund analysieren. Der (1) Schaden, den die Marke Schweiz im Falle eines Skandals in der Rohstoffbranche zu erleiden hätte, wäre sicherlich nicht unerheblich (nicht zuletzt vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse in der Finanzwelt und dem dadurch bereits angekratzten Image). Dies umso mehr, als sich das politische Klima im Ausland (siehe Dodd-Frank Initiative in den USA) und die öffentliche Meinung durch zunehmende Berichterstattung und NGO-Tätigkeit bereits am wenden ist. Der (2) wachsende politische Druck von aussen – sollte er auch Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 25 momentan noch auf sich warten lassen – lässt sich somit als weiteres Gefahrenpotenzial für den Bund analysieren. 4.3 Kantone Zentraler Hebel: Steuerpolitik Kantone und Bund sitzen am „gemeinsamen Rohstoff-Verhandlungstisch“ grundsätzlich dicht nebeneinander. Dennoch vertreten beide Institutionen geringfügig verschiedene Interessen, deren Analyse umso wichtiger scheint. Auch die Kantone setzen mit der kantonalen Politik und Gesetzgebung Richtlinien für das unternehmerische Handeln der Unternehmen. Hierbei ist insbesondere die Steuerpolitik, deren Hoheit bei den Kantonen liegt, der zentrale Hebel zur Bestimmung des wirtschaftlichen Umfeldes. Während der Kanton Zug im Schweizerischen Vergleich eher niedrige Steuersätze aufweist, sind diese in anderen Kantonen noch niedriger (siehe Abbildungen 8 & 9). Dazu kommt, dass in Genf und im Tessin die Steuern landesweit zu den höchsten gehören (siehe Abbildungen 8 & 9). Folglich kann die Höhe der Steuersätze nicht allein als ausschlaggebend für die Ansiedlung von Rohstofffirmen angesehen werden (Michel, 2012). Beitrag & Nutzen Beitrag und Nutzen der Kantone ähneln sich stark mit denen auf nationaler Ebene (siehe 4.2). Hinzu kommen jedoch rechtliche Sonderregelungen, wie das in Zug angewandte Holding-Prinzip, welches Firmen Sitz in der Schweiz erlaubt, ohne hier jedoch den Grossteil des Unternehmensgewinns zu erzielen. Er wird hier lediglich in Form von Steuern abgeführt. So besteht der Hauptunterschied zwischen Kantonen und Bund vor allem im lokalen, standortverbundenen Aspekt, welcher besonders bei den lokalen Chancen und Gefahren seine Unterschiede zeigt. Chancen & Gefahren Die Chancen für die Kantone bestehen im (1) grossen Potential, noch mehr Rohstoffunternehmen anzuziehen, insbesondere deshalb, weil Branchencluster durch die dichte Ansiedlung von Know-how immer eine Sogwirkung nach aussen haben. Die Gefahren hingegen zeigen sich schon jetzt in Form von (1) stark gestiegenen Preisen für Immobilien, Konsumgüter und Dienstleistungen, sowie beim (2) Raummangel für Grundstücke und Wohnraum. Auch ein (3) drohender Reputationsschaden durch skandalöses Geschäftsgebaren in Rohstoffunternehmen, würde besonders beim lokalen Image negativ einschlagen (Fässler-Osterwalder, 2011). 26 Wie bereits erwähnt, stehen sich Bund und Kantone naturgemäss sehr nahe. Dennoch tut sich zwischen nationaler und kantonaler Ebene eine unterschiedliche Interessenslage auf. So wird hier anhand der Kantone die häufig kommentierte Diskrepanz zwischen globalisierter Wirtschaft und nicht-globalisierter Politik und Rechtssysteme offensichtlich. Unternehmenssteuern werden nicht nur national abgeführt (wobei die Lasten der Geschäftspraktiken global getragen werden müssen), sondern sie werden sogar lokal bei den Kantonen erhoben. Das heisst: kantonale Steuern stehen globalen Lasten gegenüber. Dieses bizarr anmutende und in Zeiten der Globalisierung womöglich überholte Modell der Gewinn-Lasten-Verteilung wirft Fragen auf und bringt die Kantone nicht zuletzt in eine ambivalente Position. Bemüht, die Unternehmen bei Laune und somit am Standort zu halten, müssen sie einerseits in Standortvorteile investieren und diese festigen, und andererseits darauf hoffen, mit nur schwachen Regulierungen seitens des Bundes konfrontiert zu werden. Denn: die Abwanderung der hochmobilen Global Player ist eine omnipräsente Gefahr. 4.4 Nichtregierungsorganisationen Eine zentrale Rolle bei der Analyse des Rohstoffhandelsplatzes Schweiz spielen die Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Vermehrt weisen viele dieser Organisationen auf Missstände im Rohstoffsektor hin. Kritisiert werden insbesondere Menschenrechtsverletzungen, Schädigung der Umwelt, Steuervermeidungspraktiken und die Intransparenz der Rohstoffbranche. Den Nichtregierungsorganisationen gelingt es dabei, das Interesse der Öffentlichkeit zunehmend auf die Rohstoffhandelsfirmen zu lenken und politischen Druck aufzubauen. In diesem Abschnitt werden deshalb die wichtigsten Organisationen und Initiativen sowie ihre Forderungen vorgestellt. 4.4.1 Erklärung von Bern Die Erklärung von Bern (EvB) ist eine Nichtregierungsorganisation, die 1968 mit dem Ziel, die Globalisierung gerechter zu gestalten, gegründet wurde und mittlerweile rund 20‘000 Mitglieder zählt (Erklärung von Bern). Die EvB hat sich in den letzten Jahren mit dem Rohstoffhandel beschäftigt und ihre Erkenntnisse 2011 in Buchform veröffentlicht. Damit will die Organisation bei der Öffentlichkeit und politischen Entscheidungsträgern ein Bewusstsein für die von ihr definierten Problematiken hervorrufen. Im Buch prangert die EvB unter anderem Menschenrechtsverletzungen3, Steuervermeidungspraktiken5 an. Die Publikation Umweltverschmutzung4 mit dem Titel „Rohstoff: und Das gefährlichste Geschäft der Schweiz“ beleuchtet den Rohstoffhandelsplatz Schweiz und 3 Erklärung von Bern, 2011, S. 300f. 4 Erklärung von Bern, 2011, S. 188f. 5 Erklärung von Bern, 2011, S. 266f. Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 27 stellt Forderungen zur Vermeidung der in Kapitel 2 beschriebenen Externalitäten sowohl an die Schweizerische Politik wie auch an die hier ansässigen Rohstoffunternehmen. Zu den im Buch erklärten Forderungen gehören folgende: Forderungen an Rohstoffunternehmen (Erklärung von Bern, 2011, S. 394) o Einführung einer Human Rights Due Diligence o Durchsetzung der Beachtung lokaler Gesetze und internationaler Standards bei Mutterkonzern und Tochtergesellschaften o Sicherstellen von fairen Anteilen der Förderländer an den Rohstofferträgen. Konkret: Verzicht auf Bilanzierungstricks und aggressive Steuervermeidung Forderungen an die Politik (Erklärung von Bern, 2011, S. 395) o Einführung einer Pflicht zur länderweisen Aufschlüsselung von Angaben über Mitarbeitende, Umsatz, Gewinn, Finanzierung und Steuerzahlungen (Country-byCountry Reporting) o Abschaffung der kantonalen Steuerprivilegien für Holding-, Domizil- und gemischte Gesellschaften o Einführung einer Pflicht zur Offenlegung der Besitzverhältnisse in den kantonalen Handelsregistern o Anwendung des Geldwäschereigesetzes auf Rohstoffhandelsfirmen 4.4.2 Recht ohne Grenzen Recht ohne Grenzen ist keine Organisation, sondern eine Kampagne von rund 50 Organisationen mit dem Ziel, multinationale Unternehmen mit Sitz in der Schweiz zur weltweiten Respektierung von Menschenrechten und Umwelt zu verpflichten (Recht ohne Grenzen [b]). An der Initiative sind neben der EvB u.a. auch Amnesty International, Terre des Hommes, Helvetas und Greenpeace beteiligt. Ihr Ziel wollen die Organisationen mit konkreten politischen Forderungen im Rahmen der Einreichung einer Petition erreichen. Im Petitionstext fordern sie folgendes (Recht ohne Grenzen [a]): o Aufhebung der juristischen Trennung zwischen Mutterkonzernen und Tochterfirmen o Einführung einer Sorgfaltspflicht für die strategische und operative Führung von international tätigen Unternehmen o Ermöglichen des Zugangs zu einer unabhängigen Justiz für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen 4.4.3 Swissaid Auch die Hilfsorganisation Swissaid ist an der „Recht ohne Grenzen“-Kampagne beteiligt. Neben anderen entwicklungspolitischen Zielen hat sich die Organisation den Kampf gegen den „Ressourcenfluch“ vorgenommen und engagiert sich dafür, dass das Geld aus der 28 Rohstoffförderung in Entwicklungsländern zur Armutsbekämpfung verwendet wird (Swissaid). Swissaid ist der Ansicht, dass grössere Transparenz eine wichtige Voraussetzung für Verbesserungen der Lage in Rohstoffförderländern darstellt und unterstützt deshalb die Extractive Industries Transparency Initiative, welcher sich Staaten, Unternehmen und Organisationen auf freiwilliger Basis anschliessen können (Swissaid). Swissaid arbeitet zu diesem Zweck mit zahlreichen anderen NGOs sowie staatlichen Organisationen – insbesondere der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) – zusammen. 4.5 Medien Die Medien beeinflussen durch ihre Berichterstattung wesentlich die öffentliche Meinung gegenüber dem Rohstoffsektor und seinen Problematiken, weshalb sie gerade für die im letzten Abschnitt betrachteten NGOs ein Mittel darstellen, um politischen Druck aufbauen zu können. Gerade in den letzten Monaten wuchs das Medieninteresse an den Rohstoffunternehmen in der Schweiz. Dafür gibt es mehrere Gründe. Für Schlagzeilen sorgen beispielsweise die jährlichen Rekordgewinne der Branche6, die Vorwürfe der NGOs wegen Menschenrechtsverletzungen, Umweltverschmutzung und anderen Problematiken7 sowie die Ansiedlung neuer Rohstofffirmen in der Schweiz8. Im Fokus stehen insbesondere Glencore und Xstrata aufgrund ihrer Fusionspläne9 und dem letztjährigen Börsengang von Glencore10. „Wer an die Börse geht, steht im Rampenlicht“, hielt die NZZ am Sonntag am 17. April 2011 fest. Aufgrund von Glencores Börsengang muss das Unternehmen, wie auch die übrige Rohstoffbranche, zukünftig mit verstärkter Medienaufmerksamkeit rechnen. Die bisherige Berichterstattung war indessen von mehrheitlich kritischen Kommentaren gezeichnet. Als Beispiele können folgende genannt werden: • SonntagsZeitung vom 12. Februar 2012 (Soukup, 2012): „Das Rohstoffgeschäft ist ein tödliches Geschäft.“ • Bilanz vom 21. Oktober 2011 (Wyss, 2011): „Aus dem Too big to fail-Problem, das die Schweiz mit ihren Grossbanken hat, könnte dereinst ein Too dirty to tolerate-Problem mit den Handelsriesen entstehen.“ • Neue Zürcher Zeitung vom 1. März 2012 zum Buch der EvB (Anliker, 2012): „Die aus fundierten Recherchen hervorgehenden Fakten rechtfertigen diese Haltung.“ 6 Siehe bspw. Handelszeitung, 5. März 2012 7 Siehe bspw. swissinfo, 12. März 2012 8 Siehe bspw. swissinfo, 18. März 2011 9 Siehe bspw. Neue Zürcher Zeitung, 7. Februar 2012 10 Siehe bspw. Neue Zürcher Zeitung, 14. April 2011 Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 29 Nur vereinzelt sind Berichte zu finden, die der Rohstoffbranche wohlwollend gegenüberstehen.11 Die Rohstoffbranche reagiert mittlerweile auf das wachsende mediale Interesse. Sie hat sich vorgenommen, ihre Kommunikation zu intensivieren, vermehrt mit den Medien zu interagieren und ihre Sichtweise darzulegen. So will beispielsweise Glencore nun jährlich einen Bericht zu Themen der Nachhaltigkeit veröffentlichen (NZZ am Sonntag, 2011) und die Zuger Rohstoffunternehmen haben für Anfragen von Medien und anderen Anspruchsgruppen einen Branchenverband zur gemeinsamen Kommunikation und Interessenvertretung gegründet (ZCA, 2012). 4.6 Konsumenten / Öffentlichkeit Die Schweizer Bevölkerung nutzt die Produkte der Rohstoffunternehmen auf sehr vielfältige Art und Weise, wie in Kapitel 2.3 dargelegt wurde. Die von den grossen Rohstoffhandelsfirmen gehandelten Rohstoffe finden Anwendung in zahlreichen Produkten, die von vielen Menschen täglich genutzt werden. Dies hat zwei zentrale Folgen. Zum einen entsteht dadurch eine grosse Abhängigkeit der Volkswirtschaft von den Rohstoffunternehmen. Andererseits führt die vielfältige Nutzung der Rohstoffe gleichzeitig zu einem geringen Bewusstsein bei Konsumenten darüber, welche Bestandteile in den konsumierten Produkten vorhanden sind, woher diese kommen und wie der Wertschöpfungsprozess abläuft. Trotz der Ballung von grossen Rohstofffirmen in der Schweiz und der enormen wirtschaftlichen Bedeutung dieser Branche, ist die Wahrnehmung des Rohstoffsektors in der Öffentlichkeit bisher niedrig (Etzensperger & Maurer, 2008, S. 25-26). Laut Etzensperger und Maurer (2008, S. 26) kommt das daher, dass „die Aktivitäten der Rohstoffbranche von der offiziellen Statistik unvollständig erfasst werden“. Die meisten Handelsfirmen sind nicht börsenkotiert und veröffentlichen deshalb fast keine Zahlen (Etzensperger & Maurer, 2008, S. 26). Ausserdem beruht der Rohstoffhandel stark auf Beziehungen und Vertrauen, was mit Publizität schwer vereinbar ist (Etzensperger & Maurer, 2008, S. 26). Aufgrund der geringen Publizität sind die Rohstofffirmen trotz hoher Handelsvolumina relativ unbekannt. Allerdings hat die extensivere und mehrheitlich negative Berichterstattung der Medien in den letzten Monaten zu einer eher kritischen öffentlichen Meinung den Rohstoffunternehmen gegenüber geführt. 11 Siehe bspw. Die Weltwoche, 8. Dezember 2012 30 5 Schlussfolgerungen In den vorangegangenen Kapiteln wurde aufgezeigt, wie sich die Schweiz als Rohstoffhandelsplatz etabliert hat, sowie welche Charakteristiken die Konzentration von zahlreichen im Rohstoffsektor tätigen internationalen Grossfirmen in den Zentren Zug, Genf und Lugano erklären lassen. Die damit zusammenhängenden Herausforderungen wurden daraufhin anhand der verschiedenen involvierten Institutionen und deren sich oft diametral gegenüberstehenden Ansprüchen verdeutlicht. Aus dieser Darlegung sowie den gewonnenen Erkenntnissen aus den geführten Interviews mit Vertretern von Bund (SECO), Kanton (Zug und Genf) respektive der Rohstoffbranche (ZCA und GTSA), sollen nun einige zentrale Schlussfolgerungen eruiert werden. Anhand dieser Punkte sollen daraufhin mögliche Risiken für die Schweiz aufgezeigt werden. 5.1 Komplexität Die Analyse der Branche hat vor allem eines gezeigt: beim Thema Rohstoff - respektive Rohstoffhandelsplatz Schweiz - handelt es sich um eine extrem differenzierte und komplexe Thematik. Hierzu trägt einerseits die mangelnde Datenlage in Bezug auf hier ansässige Firmen bei, die mit dem Rohstoffgeschäft in Verbindung stehen. Dies erschwert es grundsätzlich, ein umfassendes Bild der Branche aufzeichnen zu können. Andererseits wird das Thema schwer fassbar, da innerhalb des Sektors komplizierte Abläufe und Strukturen herrschen. Ein zusammenhängendes Verständnis für die Thematik zu erhalten, scheint auch für involvierte Personen nicht einfach (Fasser, 2012). Es besteht daher der Verdacht, dass übergreifende Kenntnisse von den sich abspielenden Mechanismen nur bedingt bestehen. Hochkomplexe Unternehmensstrukturen sowie die Verflechtung und Interdependenz der Akteure im globalen Rohstoffhandelssystem tragen weiter zur Komplexitätssteigerung bei. 5.2 Mangelnde Kommunikation & Intransparenz Ein auffälliges Merkmal der Branche ist, dass von Unternehmensseite her grundsätzlich wenig mit der Öffentlichkeit kommuniziert wurde respektive wird. In der Vergangenheit zeichneten sich gerade Firmen im Rohstoffsektor durch Verschwiegenheit und Zurückhaltung aus. Neben der wachsenden Kritik aus NGO-Kreisen hat vor allem der Börsengang und die damit einhergehende Verpflichtung, Jahresberichte offenzulegen, bei Unternehmen wie Xstrata oder Glencore in den letzten Jahren ein gewisses Mass an Transparenz geschaffen. Dazu zählt auch das kürzlich ausgestrahlte Interview mit dem CEO von Glencore, Ivan Glasenberg, der damit zum ersten Mal überhaupt öffentlich Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 31 Stellung bezüglich möglicher Kinderarbeit im Kongo bezog12. Trotz Öffnungstendenzen ist der Informationszugang zur Branche nach wie vor schwer. Zu dieser mangelnden Kommunikation seitens der Unternehmen muss noch die grundsätzlich fehlende Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren gezählt werden. Gerade die Interviews haben offenbart, dass oft kein direkter Austausch zwischen den verschiedenen Parteien stattfindet. Es scheint, dass damit die verhärteten Fronten einen konstruktiven Dialog und Problemlösungsprozess massgeblich erschweren. 5.3 Ambivalente Politik der Schweiz Auf Bundesebene ist im Bezug auf die Rohstoffthematik eine eher ambivalente Politik zu beobachten. Einerseits werden Entwicklungszusammenarbeit globale im Rahmen Initiativen wie der die wirtschaftlichen Extractive Industries Transparency Initiative (EITI) aktiv unterstützt13. Die EITI setzt sich für mehr Transparenz bei Zahlungsströmen aus Bergbaukonzessionen ein. Andererseits findet sich auf parlamentarischer und damit nationaler Ebene noch wenig Massnahmen im Bereich Rohstoffhandelsplatz Schweiz Bereitschaft, konkrete einzuleiten. Die kürzliche Ablehnung14 des von Nationalrätin Fässler eingereichten Postulats ist ein Zeichen dafür. Mit diesem Postulat wäre der Bundesrat aufgefordert worden, eine erstmalige Untersuchung "zur Rolle der Schweiz als Sitzstaat von Rohstoff-Handelsfirmen"15 durchzuführen. Dabei hätte gemäss der Aussage des Bundesrates das Ziel darin bestanden, "allfällige Missstände aufzuzeigen, deren Korrekturen einzuleiten und ungerechtfertigten Anwürfen gegen die Firmen vorzubeugen"16. Mit der Ablehnung wurde somit eine umfassende Analyse in die unbekannte Zukunft verschoben. Ähnlich verhält es sich mit möglichen Initiativen wie dem Country-by-Country Reporting (CBCR). Hierbei würden Firmen dazu aufgefordert, länderspezifische Finanzberichte auszuweisen. Der Bundesrat erachtet "die bestehenden Regeln als hinreichende Grundlage für ein transparentes Verhältnis zwischen den Steuerbehörden und ihren Steuerpflichtigen", wie aus einem 2010 abgegebenen Communiqué zu entnehmen ist17. Dies ist als eher passiv einzustufen, zumal die USA mit dem Dodd-Frank Act im Jahre 2010 Schritte in Richtung CBCR eingeleitet 12 Vgl. 10vor10 vom 16. 4. 2012 unter www.videoportal.sf.tv/video?id=41f0a2b9-‐45ce-‐41af-‐8196-‐103890823afc 13 Vgl. das Communiqué vom SECO: http://www.seco.admin.ch/aktuell/00277/01164/01980/index.html?lang=de&msg-‐id=27332 14 Das Postulat wurde in der Frühjahrssession 2012 vom NR mit 98 zu 93 Stimmen abgelehnt. 15 Vgl. Postulat Fässler/11.3803 unter www.parlament.ch/d/suche/seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20113803 16 ibid. 17 Vgl. Antwort des BR auf Interpellation Simoneschi-‐Cortesi /10.3364: www.parlament.ch/D/Suche/Seiten/geschaefte.aspx?gesch_id=20103364 32 haben18. Nach Inkrafttreten müssen an den US-Börsen kotierte Firmen im Bergbausektor offenlegen, wie viel sie für den Abbau von mineralischen Rohstoffen an Regierungen zahlen. Das Offenlegen der Zahlungsströme muss dabei auf Länder- und Projektbasis geschehen. Auch die EU führte 2010 bereits eine Konsultation in Bezug auf die Machbarkeit der CBCR-Einführung durch. Wie stark hier ansässige Firmen von solchen Reformen betroffen sind, ist momentan noch schwer abzuschätzen. Dass ausländische Firmen aber einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Schweizer Firmen in naher Zukunft anklagen könnten, kann als ein durchaus reelles Szenario eingestuft werden. 5.4 Risiken für die Schweiz? Aufgrund dieser Punkte muss gezwungenermassen die Frage aufgeworfen werden, inwiefern die hiesige Konzentration von Rohstofffirmen ein Risiko für die Schweiz darstellen könnte. Damit soll die im Titel der Arbeit aufgeworfene Frage beantwortet werden. Die Autoren sehen vor allem drei Szenarien als möglich: 5.4.1 Reputationsschaden Wie im dritten Kapitel aufgezeigt werden konnte, bietet die Schweiz ideale Rahmenbedingungen für die Niederlassung von Rohstofffirmen. Dies ist grundsätzlich positiv zu werten und zeigt, dass die herrschenden Konditionen im weltweiten Wettbewerb zu überzeugen vermögen. Die Imagefrage stellt sich hierbei vor allem in Zusammenhang mit den zahlreichen Negativschlagzeilen über hier ansässige Firmen, welche zunehmend die Titelblätter von Tageszeitungen dominieren. Es ist zu befürchten, dass damit das gute Image der Schweiz durch die kontroversen Praktiken von Rohstofffirmen in Mitleidenschaft gezogen würde. Nach der heftig geführten Debatte mit all ihren Auswüchsen um das Schweizer Bankgeheimnis, stünde die Schweiz erneut im Zentrum einer heiklen Diskussion. 5.4.2 Druck vom Ausland Die obige Darstellung hat gezeigt, dass im Ausland konkrete Bestrebungen in Gange sind, um Rohstofffirmen dazu zu bringen, länderspezifische Bilanzen auszuweisen und vor allem Zahlungen an Regierungsstellen zu deklarieren. Es darf davon ausgegangen werden, dass die Bereitstellung solcher Daten mit einem beachtlichen Mehraufwand verbunden ist. Von Firmenseite wird darauf hingewiesen, dass durch solche Regelungen unweigerlich ein Wettbewerbsnachteil entsteht (EU Kommission, 2011). Ausländische Firmen, die unter diesen Restriktionen zu operieren haben, könnten damit zunehmend Druck auf ihre eigenen Regierungen ausüben, damit diese solche Richtlinien auch in anderen Ländern sprich der Schweiz - durchzusetzen versuchen. Eine passive Haltung in dieser Hinsicht 18 Vgl. Art. 1504 SEC. http://www.sec.gov/about/laws/wallstreetreform-‐cpa.pdf Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 33 birgt somit die Gefahr, bei einem aufkommenden externen Druck nicht mehr im Ausgestaltungsprozess allfälliger Regelungen mitwirken zu können und schlussendlich externe Standards übernehmen zu müssen. Diese Entwicklungen können schliesslich zu einer allgemeinen Anspannung und Verschlechterung im Bezug auf die partnerschaftlichen Beziehungen mit dem Ausland führen. Gerade in einer durch wirtschaftliche Interdependenzen geprägten Zeit, ist das Abstimmen von Politiken über die Grenzen hinaus elementar. Nationale Alleingänge dürften, je länger sie stattfinden, umso mehr negative Auswirkungen mit sich bringen. Dieser Gefahr würde sich die Schweiz vermehrt aussetzen, betreibt sie weiterhin eine eher passive Politik im Umgang mit hier ansässigen Rohstofffirmen. 5.4.3 Abzug von Firmen ins Ausland Die schlechte wirtschaftliche Lage und die maroden Haushalte vieler Staaten auf Grund der Finanzkrise können den eben beschriebenen Punkt weiter verstärken. Staaten sind gerade in dieser Zeit auf Steuereinnahmen durch wirtschaftlich potente Unternehmen angewiesen. In den Augen der Autoren ist es daher nicht auszuschliessen, dass Regierungen ihre in der Schweiz ansässigen Firmen zurück in das Heimatland locken oder gegebenenfalls in ihr Land abwerben wollen. Grundsätzlich sei eine Firmensitzverlegung relativ schnell zu bewerkstelligen (ZCA, 2012). Solchen möglichen Bestrebungen sollte gerade mit einer aktiven Politik entgegengetreten werden. 34 6 Handlungsoptionen Ausgehend von den eben beschriebenen Risikobereichen soll nun nachfolgend für die Akteure Unternehmen, Konsument sowie Bund respektive Kanton die in den Augen der Autoren zentralen Handlungsoptionen aufgezeigt werden 6.1 Unternehmen Die Kritik um die kontroversen Praktiken und Milliardengewinne haben die Rohstofffirmen in den Mittelpunkt der Debatte gerückt. Aus Sicht der Autoren ist es daher zentral, den in der Öffentlichkeit weit verbreiteten und vorwiegend negativen Urteilen mit einer offenen und direkten Kommunikation entgegenzutreten. Es soll der unmittelbare Austausch mit allen involvierten Parteien - also NGOs gleichsam wie den Bundes- und Kantonsstellen verstärkt und proaktiv gefördert werden. Das lang behütete Paradigma der Diskretion als oberste Maxime sollte zugunsten einer ehrlichen Public Relations-Arbeit weichen. Dazu würde sich beispielsweise ein "Rohstoff-Dialog-Forum" als nützliches Instrument erweisen. Ein konstruktives Diskussionsportal zwischen den zahlreichen Akteuren und weniger ein Austausch unter Gleichgesinnten ist damit zwingend anzustreben. Grundsätzlich kann damit eine Win-Win-Situation erzielt werden. Firmen können ihre Probleme in Zusammenhang mit der Förderung kommunizieren und Kritiker ihre Anliegen oder Bedenken anbringen. Um auf mehr Verständnis in der Öffentlichkeit zu stossen, sollten die im Rohstoffhandel tätigen Firmen zudem bereit sein, ihre Beteiligungsstrukturen und groben Finanzströme an Regierungen offenzulegen. Die Schaffung von Transparenz ist ein fundamentaler Punkt in der Minimierung von Kritik und ein wichtiger Schritt in Richtung Komplexitätsreduktion. Nur damit wird das Geschäft für Aussenstehende greifbar und bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar. Ohne solche Reformen wird die Legitimitätsfrage stets die Debatte dominieren und negative Kritik kaum verschwinden. Gerade die Wichtigkeit von Rohstoffen im Alltag ist ein Grund dafür, dass auch die breite Masse über deren Produktion im Klaren ist und damit für die Thematik sensibilisiert wird. 6.2 Konsumenten In der breiten Masse ist das Bewusstsein für die Branche sicherlich zu wenig ausgeprägt. Die Komplexität führt dazu, dass ein vertieftes Verständnis nur schwer zu erreichen ist. Dennoch kann von den Konsumenten verlangt werden, dass vermehrt ein Interesse für die Thematik geschaffen wird. Schliesslich sind Rohstoffe ein zentraler Bestandteil aller Produkte. Damit kommt der Beziehung zwischen Konsument und Unternehmen, wenn auch Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 35 nur indirekt als Händler, eine zentrale Rolle zu. Nach dem Motto "Wer bohrt nach meinem Öl?" haben Nutzer die Möglichkeit, auf Unternehmen Einfluss zu nehmen. Ein grosser öffentlicher Druck kann verantwortungsvolles Wirtschaften vermehrt einfordern. Gerade der allgemeine Trend zu einem bewussteren Lebensstil kann hierbei eine interessante Rolle spielen. 6.3 Bund / Kantone Auf nationaler Ebene wurde aufgrund der Recherchen deutlich, dass eine umfassende Datenlage im Bezug auf hier ansässige Rohstofffirmen nicht vorhanden ist. Gleiches gilt für die Kantonsebene. So können Kantonsvertreter keine detaillierten Informationen bezüglich der Anzahl der im Rohstoffbereich tätigen Firmen ausweisen (Michel, 2012). Auch die Angaben der Branchenverbände sind nicht abschliessend, da nur offizielle Mitglieder in der Statistik ausgewiesen werden. Ob der Brisanz des Themas soll somit eine detaillierte Rohstoff-Branchenübersicht erstellt werden. Es ist für die Autoren zentral, dass der Bund auf nationaler Ebene Geld für ein umfassendes Forschungs-, Umfrage- und Statistikprojekt bereitstellt. Auch beim Aufbau eines Rohstoffforums soll der Bund federführend mitwirken. International soll der Bund proaktiv globale Regulierungen oder Standards fördern und unterstützen. Das Beispiel der EITI Initiative zeigt, dass die Schweiz durchaus Ansehen in internationalen Beratermandaten geniesst. Dank diesem Engagement kann einerseits ein aktiver Beitrag an die internationale Gemeinschaft geleistet werden und andererseits frühzeitig in der Aufsetzung von Regulierungen mitgewirkt werden. Weiter sehen die Autoren eine Möglichkeit für die Schweiz, ihre Dienste im Bereich der Unterstützung für ressourcenreiche Staaten bei den Kontraktverhandlungen mit Grossunternehmen anzubieten. Damit kann die Schweiz weiter Einfluss auf internationaler Ebene ausüben und einen ehrlichen Beitrag an eine Verbesserung der Situation für Förderländer leisten. 36 7 Fazit Anhand einer umfassenden Kontextanalyse wurden in der vorliegenden Arbeit die Implikationen des Rohstoffhandelsplatzes Schweiz untersucht, Risiken für die Schweiz als Standort vieler grosser Rohstoffunternehmen ermittelt und mögliche Handlungsoptionen erarbeitet. Die im zweiten Kapitel erörterte Wertschöpfungskette von Rohstoffen zeigte einige vorhandene Problematiken, insbesondere bei der Förderung der Rohstoffe auf. Neben Vorwürfen von Menschenrechtsverletzungen, beispielsweise wegen Kinderarbeit, sind auch Umweltverschmutzung und steuerliche Fragen zentral. Die Schweiz als wichtige Drehscheibe für den internationalen Rohstoffhandel wurde im dritten Kapitel analysiert. Als zentrale Standortfaktoren, welche die Schweiz für Rohstofffirmen attraktiv machen, können nicht nur die steuerlichen Vorzüge genannt werden, sondern auch die Verfügbarkeit hoch qualifizierter Arbeitskräfte, die politische, wirtschaftliche und rechtsstaatliche Stabilität, das hervorragend ausgebaute Verkehrsnetz und die hohe Lebensqualität. Allerdings können die Rahmenbedingungen in der Schweiz noch verbessert werden, durch die Senkung der Lebenshaltungskosten oder die Bereitstellung von mehr branchenspezifischem Know-how. Das vierte Kapitel befasste sich mit den für den Rohstoffhandelsplatz Schweiz relevanten Akteuren, ihren Interessen und ihrem Einfluss auf den Handelsplatz. Dabei wurde die Komplexität dieser Branche deutlich. Auf Grund der komplexen Markt- und Unternehmensstrukturen und der geringen Transparenz, findet die Kommunikation zwischen den verschiedenen involvierten Akteuren eher oberflächlich statt. Gleichzeitig wächst der Druck seitens der Medien und NGOs, die Transparenz zu erhöhen und die Branche stärker zu regulieren. Aus den Betrachtungen konnte im vierten Kapitel folgendes geschlossen werden: Die Komplexität der Thematik führt dazu, dass übergreifende Kenntnisse auf allen Ebenen nur bedingt vorhanden sind. Der bisher mangelnde Austausch zwischen den beteiligten Akteuren und das Fehlen von Kommunikationsstrategien, zumindest gegen aussen, haben eine Verhärtung der Fronten zur Folge. Die Schweizerische Politik verhält sich der Problematik gegenüber bisher eher passiv, während in den USA bereits der Dodd-Frank Act erlassen wurde und die EU ebenfalls weitergehende Regulierungen plant. Daraus lassen sich die drei wichtigsten Risiken für die Schweiz im Zusammenhang mit dem Rohstoffsektor ableiten: Ein Reputationsschaden, ähnlich demjenigen im Zuge der Bankenkrise; politischer Druck aus der EU und den USA, der zu einer Verschlechterung der Rohstoffhandelsplatz Schweiz | 37 Beziehungen führen könnte; der Abzug von volkswirtschaftlich bedeutenden Firmen ins Ausland bei zu weit gehenden Regulierungsmassnahmen. Im sechsten Kapitel wurden deshalb Handlungsoptionen erarbeitet, die helfen, diese Risiken einzudämmen. Auf staatlicher Seite scheinen insbesondere die proaktive Beteiligung an internationalen Entwicklungen, die Auseinandersetzung mit den Problematiken der Rohstoffbranche und die Förderung eines offenen und konstruktiven Dialogs von Bedeutung. Damit kann verhindert werden, dass die Schweiz der Untätigkeit bezichtigt wird. Seitens der Unternehmen ist insbesondere wichtig, sich dem Dialog nicht mehr zu verschliessen und die Kommunikation gegen aussen zu intensivieren. Die Unternehmen müssen sich auf mehr Öffentlichkeit und politischen Druck einstellen. Zukünftig wird es deshalb unablässig sein, mehr Transparenz im Rohstoffsektor zu schaffen, um die Komplexität zu reduzieren, auf einer adäquaten praxisnahen Ebene kommunizieren zu können und dadurch Legitimität zu schaffen. Die vorliegende Arbeit hatte zum Ziel, den Rohstoffhandelsplatz Schweiz mit all seinen Facetten zu beleuchten und allfällige Risiken zu eruieren. Mit den abgegebenen Schlussfolgerungen und Handlungsoptionen sind einzelne Lösungsansätze präsentiert worden. Damit soll aber kein Abschluss gefunden sein. Vielmehr soll die Arbeit als Ausgangspunkt für weitere vertiefte Analysen dienen. Diese sind nötig, um der Thematik gerecht zu werden. Denn die Faszination um die Förderung der immensen Ressourcen, die von der Weltbevölkerung benötigt werden, wird nicht nachlassen. Die Debatte um Rohstoffe wird auch in Zukunft ein brisantes Thema sein und die Gesellschaften vor grosse Herausforderungen stellen. Die Forderung der Autoren, dass sich gerade die Schweiz mit ihrer internationalen Bedeutung in diesem Sektor frühzeitig der Thematik annehmen soll, darf daher als durchaus legitim betrachtet werden. 38 Literaturverzeichnis Anliker, N. (2012). Das Rohstoffgeschäft am Pranger. Neue Zürcher Zeitung, S. 9. Baur, A. (8. Dezember 2011). Wirtschaftswunder in den Anden. Die Weltwoche, S. 44 Bundesamt für Migration. (2012). Themen. Abgerufen am 7. Mai 2012 von Grundlagen zur Arbeitsmarktzulassung von ausländischen Personen: http://www.bfm.admin.ch/ content/bfm/de/home/themen/arbeit/nicht-eu_efta-angehoerige/grundlagen _zur_arbeitsmarktzulassung.html CAFOD. (2006). Unearth Justice: counting the Cost of Gold. CAFOD. London: CAFOD. 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Wie werden die Beziehungen der ZCA zur Geneva Trade and Shipping Association (GTSA) sein? Hat die ZCA das Ziel ausschliesslich den Zuger Rohstoffsektor zu vertreten oder werden Sie sich bei Belangen von nationaler Bedeutung für den Rohstoffhandelsplatz Schweiz auch mit dem Branchenverband aus Genf zusammentun? - Begreift sich das ZCA ausschliesslich als Lobbying-Organisation oder besteht auch ein Interesse an der Kommunikation mit verschiedenen Stakeholdern, beispielsweise zivilgesellschaftlichen Organisationen? - 2) Standort Schweiz / Zug - - - Zug ist im Vergleich zu internationalen Metropolen klein. Wie schaffen Sie es dennoch, diese Big Players zu halten, sprich, welche Vor- und Nachteile bietet die Schweizallgemein und Zug insbesondere als Standort für Rohstoffunternehmen? Welche Vor- und Nachteile bietet insb. der Kanton Zug als Standort für Rohstoffunternehmen? Werden Zug und die Schweiz als Standorte für die Rohstoffbranche aus Ihrer Sicht zukünftig an Attraktivität gewinnen oder verlieren? Wie könnten die wirtschaftlichen, politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für die Zuger Rohstoffbranche noch verbessert werden? Gibt es momentan Faktoren, die Rohstoffunternehmen dazu veranlassen können Ihren Hauptsitz aus der Schweiz auszulagern? Wie wichtig ist die geographische Nähe von Finanzinstituten für die Rohstoffunternehmen? Gibt es realistische Faktoren, die Rohstoffunternehmen aus der Schweiz vertreiben könnten? 3) Problembereiche und Verbesserungsmöglichkeiten - Mit welchen branchenspezifischen Problemen sind die Zuger Rohstoffunternehmen konfrontiert? Wie wird versucht, ihnen vorzubeugen? Können Sie den Vorwurf, die Präsenz solcher Firmen in der Schweiz sei für das Landrufschädigend, nachvollziehen? Wie gehen Sie mit der Kritik um, dass in diesem Business wenig Transparenz herrscht? Versuchen Sie hier mit der Gründung der ZCA entgegenzusteuern? Rechnen Sie mit neuen Regulierungsmassnahmen in Zug und/oder auf nationaler Ebene? Wenn ja, mit welchen (z.B. im Zuge der lancierten Kampagne Recht ohne Grenzen)? Welche Auswirkungen hätten diese für die Zuger Rohstoffbranche? Welche Konsequenzen würden daraus erfolgen? Wie sehen Sie die sich anbahnende Fusion zwischen Glencore und Xstrata für die Zuger Rohstoffbranche? Mögliche Folgen? Rohstoffhandelsplatz Schweiz | V 4) Zusammenarbeit Kanton/Bund - Wie sehen Sie die sich anbahnende Fusion zwischen Glencore und Xstrata für die ZugerRohstoffbranche? Mögliche Folgen? Wie arbeiten Sie mit den lokalen und nationalen Behörden zusammen? 5) Internationale soziale Verantwortung - - Der internationale Rohstoffhandel hat Einfluss auf die Lebensqualität von vielen Menschen auf der ganzen Welt. Ist soziale Verantwortung für die Mitglieder des ZCA relevant? Die Schweizer Rohstofffirmen landen immer mehr im Fokus der Presse. Schaden die negativen Berichte dem Geschäft? B) RR M. Michel, Vorsteher Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zug 1) Handelsplatz Zug - Wie viele Rohstofffirmen haben ihren Sitz in Zug? - Was bietet ihnen Zug als Standort im nationalen und internationalen Vergleich bzw. wie wird die Ansiedlung der Rohstofffirmen im Kanton gefördert? Gibt es Sonderregelungen und Privilegien für besonders relevante Firmen? Beispiele? - Welchen Regulierungen unterstehen diese Firmen? - Wie erklären Sie sich die Clusterbildung der Rohstoffbranche in Zug (und Genf/Tessin/ Winterthur)? - Sind es ähnliche Faktoren, wie in Genf die zur Clusterbildung in Zug führen (Auf Rohstofffinanzierung spezialisierte Banken, Reedereien/Schiffsbroker, Kontroll- und Warenprüfungsfirmen wie SGS, andere Handelsfirmen)? - Findet diesbezüglich ein Austausch mit anderen Kantonen und dem Bund statt? In welcher Form? - Welchen Nutzen hat der Kanton Zug vom Rohstoff-Cluster? - Wie sehen Sie die sich anbahnende Fusion zwischen Glencore und Xstrata für das Rohstoff-Cluster Zug? Konsequenzen? 2) Auswirkungen - Was sind die negativen Auswirkungen auf das Zuger Gesellschaftsleben/Immobilienpreise etc.? -> Probleme, Implikationen, Massnahmen. Positive Auswirkungen? - Besteht aus Ihrer Sicht die Gefahr eines Wegzugs aus Zug oder sogar der Schweiz bei gewissen Firmen? - Welche Nachteile würden dem Kanton in einem solchen Fall entstehen? - Was wird getan, um Wegzüge zu verhindern? - Gibt es direkte Kontakte zwischen den kantonalen Behörden und den Rohstofffirmen? Wie sehen diese aus? - Gibt es politischen Druck, an den Rahmenbedingungen für Rohstoffunternehmen etwas zu ändern? Wenn ja, woher kommt er? Welche Motivation steckt dahinter? - Könnten die Geschäftspraktiken der Rohstofffirmen den Ruf von Zug und der Schweiz beinträchtigen? VI C) Questions to the Canton of Geneva (Département des affaires régionales, de l'économie et de la santé) 1) Facts: Trading Hub Geneva - How many commodity enterprises are located in Geneva? - Which advantages offers the Canton of Geneva for the commodity business comparing to other national and international locations? - Do commodity enterprises get support, privileges or certain advantages to settle in Geneva? Does exist a certain settlement strategy from the Canton of Geneva? - Which regulations are applied to the commodity business? - Is the Canton of Geneva in direct contact with other cantons or Berne? Which type of exchange/dialogue is this? 2) Impact: Trading Hub Geneva - What are the benefits of the commodity business for Geneva? - Which are the negative (and positive) impacts of the commodity business for the city/society/life of Geneva? - Is the move-out of commodity businesses out of Geneva/Switzerland a real threat? Does the Canton of Geneva work against this threat? - Does exist political pressure to set stronger/stricter regulations for commodity businesses? Who pressures? - Does the way how commodity enterprises operate could threaten the reputation of the brand "Switzerland" or "Geneva"? D) Questions to the Geneva Trade and Shipping Association (GTSA) 1) - Facts: Geneva Trade and Shipping Association What are the main tasks for the GTSA? What are the GTSA member's benefits? Can you name some members? What type of dialogue/cooperation do you follow with local and national authorities? Do you already have contact with the new-established Zug Commodity Association (ZCA)? 2) Facts: Trading Hub Geneva - What are the advantages/disadvantages of the region of Geneva for commodity businesses? - How could the environment of Geneva be improved for commodity businesses? - Is the move-out of commodity businesses out of Geneva/Switzerland a possible scenario? 3) Facts: Commodity Businesses in Geneva - Is social responsibility an issue for all members of the GTSA? Does the GTSA follow/pressure this issue in companies to improve social responsibility? - Do businesses in Geneva expect new/stronger/stricter regulations from the national government of Switzerland in the future? - What is the GTSA's strategy against negative press communication about commodity businesses? Has such communication a negative impact for businesses in Geneva and/or the reputation of the Canton of Geneva? Rohstoffhandelsplatz Schweiz | VII