Schickt mehr Süsses – Null Bock auf Landluft - BJF
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Schickt mehr Süsses – Null Bock auf Landluft - BJF
Bundesverband Jugend und Film e.V. Kennedyallee 105a D-60596 Frankfurt am Main Tel. 069 - 631 27 23 Fax 069 - 631 29 22 E-Mail: mail@BJF.info Internet: www.BJF.info BJF-Film-Arbeitshilfen Mit seinen Arbeitshilfen gibt der Bundesverband Jugend und Film e.V. (BJF) Anregungen für kreative und kommunikative Filmvorführungen in der Schule und in der außerschulischen Jugendarbeit. Wir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Erfahrungen beim Einsatz dieses Films und vielleicht auch weitere Tipps zur Arbeit mit dem Film mitteilen. Die Arbeitshilfen werden dadurch laufend ergänzt. Schickt mehr Süsses – Null Bock auf Landluft Send mere slik Dänemark/ Schweden/ 2001 Buch & Regie: Caecilia Holbek Trier Kamera: Morten Bruus Schnitt: Kasper Leick Musik: Joachim Holbek Produktion: Crone Film, Migma Film, Dänisches und Schwedisches Filminstitut Darsteller: Bodil Udsen, Per Oscarsson, Ninna Assentoft Rasmussen, Marie Katrine Rasch, Bodil Jørgensen, Claus Strandberg u.a. 76 Min., Spielfilm, Farbe, dtF FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung BJF-Altersempfehlung: ab 8 Jahren BJF-Bestellnummern: 2 910 710 (16mm) 2 930 710 (DVD) Stichworte: Alter, Freundschaft, Heimat, Mädchen, Umwelt Inhalt Die etwa 12-jährige Anjelica und ihre jüngere Schwester Lone sollen die Sommerferien auf dem Bauernhof von Rasmus und Hortensia verbringen, einem alten Ehepaar, bei dem schon Nina, ihre Mutter, früher oft in den Ferien war. Die Schwestern sind nicht begeistert. Viel lieber möchten sie mit ihren Eltern nach New York fahren. Sie ringen ihrer Mutter das Versprechen ab, in der letzten Woche nachkommen zu dürfen, wenn sie sich bei Rasmus und Hortensia gut benehmen. Auf dem Bauernhof gefällt es den beiden Stadtkindern überhaupt nicht: Alles ist alt, es riecht komisch, die Tiere erschrecken sie, die deftige Hausmannskost ist nicht nach ihrem Geschmack, ganz zu schweigen von der warmen, frischen Kuhmilch, die ihnen Hortensia am Abend immer bringt. Und Hortensias altmodische Gute-Nacht-Lieder sind unendlich traurig. Obwohl sich die Mädchen Mühe geben, finden sie keinen Zugang zu Hortensia und Rasmus. Das ist auch nicht leicht. Das alte, kinderlose Paar ist eher verschlossen. Sie möchten die Mädchen gut versorgen, können sich aber nicht in sie hineinversetzen. Zudem belastet sie eine große Sorge: Ihr Hof ist von Rasmus' jüngerem Vetter Knud nur gepachtet. Der Pachtvertrag läuft aus und Knud, der mit seiner energischen Frau Lissi auf dem Nachbarhof eine große Schweinezucht betreibt, möchte an seiner Stelle einen modernen Stall für seinen Sohn Ole bauen. Für Hortensia und Rasmus bliebe dann nur das Altersheim. Rasmus ist zu stolz, um Knud zu bitten, auf dem Hof bleiben zu können. Nur Ole versteht, dass es für die beiden Alten schwer sein muss, ihr Zuhause zu verlassen. Was er seinen Eltern noch nicht eingestanden hat: Er will nicht Schweine züchten, sondern Mechaniker werden. Trotz Rasmus’ Verbot besuchen Anjelica und Lone Knuds Hof. Sie möchten heraus finden, was hinter dem Streit zwischen Rasmus und seinem Vetter steckt. Als Lone sich verspricht und ihr Ausflug herauskommt, ist Rasmus verärgert. Anjelicas und Lones Versuch, ihn wieder zu versöhnen, macht alles nur noch schlimmer. In ihrer kindlichen Unbedarftheit wiederholen sie vor ihm Lissis Argumente, dass die beiden „Tattergreise längst ins Alterseim gehören. Die Situation wendet sich erst, als Lone in einer Gewitternacht nach einem Streit mit Anjelica davonläuft. Rasmus und Anjelica finden sie schließlich im Altersheim, das in der Nähe des Hofes liegt. Dort sehen die Kinder mit eigenen Augen, dass dessen Bewohner nicht glücklich sind. 1 Jetzt können sie verstehen, dass Hortensia und Rasmus dort nicht hinmöchten. Damit ist das Eis gebrochen und die Schwestern fangen an, Spaß am Landleben mit Hortensia und Rasmus zu finden. Um das alte Paar von seinem Kummer abzulenken, richten sie ihm ein ausgelassenes Fest zu Ehren ihres 55. Hochzeitstages aus, auf dem sie Rasmus und Hortensia feierlich als ihre Großeltern adoptieren. Die fröhlichen Momente währen nur kurz. Die Baugenehmigung für den Stall ist da und Knud will so schnell wie möglich mit den Vorbereitungen beginnen. Anjelica und Lone versuchen nun sogar selbst, den Hof zu retten. Ihr Plan misslingt allerdings. Einmal mehr scheint ihre gute Absicht die Situation zu verschlimmern. Doch ihre Anteilnahme und Traurigkeit geben Rasmus die Kraft zum Handeln. Er geht mit den Mädchen zu Knud und bittet, ja verlangt, dass er und Hortensia auf ihrem Hof bleiben können. Als schließlich Ole gesteht, dass er den Stall gar nicht will, gibt Knud nach. Rasmus’ und Hortensias Zuhause ist gerettet und Anjelica und Lone freuen sich auf viele weitere Ferien bei ihren neuen Großeltern. Filmbesprechung Der Film beginnt mit Anjelicas Erzählerstimme, die uns in die Geschichte jenes Sommers einführt, eine Geschichte, in der am Anfang alle alles falsch gemacht haben und am Ende trotzdem alles gut wurde. Es ist die Geschichte einer Begegnung von Menschen, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Es ist nicht nur eine Begegnung zweier unterschiedlicher Generationen, die der Großeltern und der Enkel. Vielmehr treffen mit den beiden ungleichen Paaren, Anjelica und Lone auf der einen und Hortensia und Rasmus auf der anderen Seite, zwei völlig konträre Welten aufeinander. Der Konflikt zwischen ihnen entsteht dadurch, dass keine Seite mit der Welt der anderen Erfahrung hat und nicht weiß, wie sie ihr begegnen soll. Anjelica und Lone haben keine Großeltern und noch nie mit alten Menschen zusammengelebt. Als Stadtkindern ist ihnen das Leben auf dem Land, die Nähe zu Tieren und der Natur fremd. Umgekehrt haben Hortensia und Rasmus den Kontakt zur jüngsten Generation verloren. Sie sind kinder- und damit enkellos und glauben, dass sie nichts von Kindern verstehen. Am Anfang gelingt es ihnen nicht, sich in die Gefühlslage der beiden Mädchen hineinzuversetzen. Die filmische Erzählung nimmt sich Zeit, um die Lebenswelten der beiden ungleichen Paare vorzustellen. Anjelica und Lone sind in der Großstadt Kopenhagen aufgewachsen. Ihr Vater ist Fotograf und arbeitet, wie wir erfahren, auch für Modezeitschriften. Sein Beruf führt ihn in so aufregende Orte wie New York. Dieses Umfeld hat die Schwestern geprägt. Sie sind richtige Großstadtkinder, stehen auf „Fashion" und Popmusik, spielen mit Gameboy und Walkman. Die alte Dachstube, in der sie auf dem Bauernhof schlafen, versuchen sie mit Accessoires aus ihrer Welt, mit Postern und Parfüm, ihrem Geschmack gemäßer zu gestalten. In einer Szene des Films inszenieren sie ein Foto Shooting und Anjelica spielt einmal gekonnt eine LorealWerbung nach. Dabei sind sie nicht oberflächlich. Sie sind selbstbewusste Mädchen, die sich durchaus auch mit den Geschehnissen auf dem Bauernhof auseinander setzen. Das wird in den Briefen deutlich, die Anjelica an ihre Mutter schreibt. Die etwa 12jährige Anjelica hat die Rolle der vernünftigen älteren Schwester. Sie übernimmt Verantwortung für Lone, hält sie dazu an, sich ordentlich zu benehmen, tröstet sie aber auch, wenn die kleine Schwester sich fürchtet oder traurig ist. Lone dürfte knapp sechs Jahre alt sein. Offensichtlich geht sie noch nicht zur Schule, sie kann gerade mal ihren Namen in noch ungelenken Druckbuchstaben schreiben. Sie handelt, ganz Kind, impulsiv und äußert ihre Gedanken und Gefühle spontan. Das führt zu Beginn ihres Zusammenlebens mit Hortensia und Rasmus an einigen Stellen zu Betroffenheiten - etwa wenn Lone unbedarft anmerkt, dass Hortensia und Rasmus doch jetzt noch Kinder bekommen könnten. Die Welt von Hortensia und Rasmus wirkt wie in einer Zeitkapsel aus der Vergangenheit bewahrt. Das alte Paar führt sein Leben so, wie sie es seit 55 Jahren gelebt haben. Die beiden haben eine enge Verbindung zur Natur - die Geräusche der Nacht, der alles verändernde Nebel, ein starkes Gewitter sind für sie ganz selbstverständliche Bestandteile ihres Alltags. Zu Beginn kommt es ihnen nicht einmal in den Sinn, dass die Kinder damit Schwierigkeiten haben könnten. Mit ihren Tieren gehen sie respektvoll um, ohne dass das Verhältnis zu ihnen romantisiert würde. Es sind Nutztiere und in einer Szene sehen wir auch, wie Hortensia ein frisch geschlachtetes Huhn ausnimmt. Auf ihrem Hof gibt es keinen modernen Komfort wie etwa auch nur ein Badezimmer, das „stille Örtchen" ist ein Plumpsklo außerhalb des Hauses. Tiefkühlware oder Kekse aus der Packung gibt es hier nicht. Das Essen ist deftige Hausmannskost, die Milch wird frisch von der Kuh getrunken. Alles ist alt und auch ein bisschen heruntergekommen, denn dieses Leben mit der Verantwortung für einen Hof ist für die beiden Alten sicherlich nicht mehr leicht. Aber sie ziehen es dem Altersheim vor. Die beiden wirken zu Beginn eher verschlossen. Ein Gefühl von Trauer, das bei Rasmus an Verbitterung grenzt, und Einsamkeit liegt über ihnen. Es ist Ausdruck ihrer Situation, des drohenden Verlustes ihres Zuhauses, dem sie sich machtlos ausgeliefert fühlen. Den scheinbar so vernünftigen Argumenten Knuds, dass der Fortschritt nicht aufzuhalten sei, können sie nichts entgegensetzen. Obwohl sich Anjelica und Lone alle Mühe geben, dass das Zusammenleben klappt - denn immerhin dürfen sie dann die letzte Ferienwoche in New York verbrin- 2 gen -, sind die Schwierigkeiten einfach zu groß. Es ist gut nachvollziehbar, dass Anjelica und Lone das Leben auf dem alten Bauernhof zuerst nicht gefällt, es ist zu fremd, zu anders. Und es ist aus ihrer Perspektive heraus verständlich, dass sie angesichts der Traurigkeit und Einsamkeit der beiden Alten überlegen, ob sie in einem Altersheim zusammen mit anderen alten Menschen nicht fröhlicher wären. Das ändert sich erst, als sie die Verhältnisse im Altersheim mit eigenen Augen sehen können. Die Ereignisse in der Gewitternacht bewirken auch in Hortensia und Rasmus eine Veränderung. Vorher haben sie versucht, die Kinder gut zu versorgen, jetzt aber scheinen sie zum ersten Mal nachzuempfinden, wie die Kinder sich fühlen. Auf beiden Seiten beginnt nun Verständnis füreinander zu wachsen. Dadurch wird ein Zusammenleben möglich, das beide Generationen bereichert: Anjelica und Lone beginnen, das Leben auf dem Bauernhof zu genießen, das ihnen viele Möglichkeiten schenkt, Neues zu erfahren und selbst etwas zu schaffen. Stolz schreibt Anjelica an ihre Mutter, dass sie richtig tüchtig geworden sind. Nur die frisch gemolkene Kuhmilch schmeckt noch immer nicht. Aber Rasmus und Hortensia lernen auch dazu und stellen ihnen gekaufte Milch im Tetrapack hin. Umgekehrt bringen die Mädchen wieder Freude in Hortensias und Rasmus' Leben, die dadurch aus ihrer emotionalen Erstarrung aufwachen. Einer der schönsten Momente ist das liebevoll ausgerichtete, fröhliche Fest, das Anjelica und Lone dem alten Paar zu ihrem Hochzeitstag bereiten, der für Hortensia zuerst kein Anlass zum Feiern war. Der zweite zentrale Konflikt dreht sich um den drohenden Verlust von Hortensias und Rasmus' Hof. Der Bauernhof des alten Paares entspricht einer traditionellen bäuerlichen Lebensweise, wie sie heute kaum noch existiert. Hortensia und Rasmus haben nur wenige, aber unterschiedliche Tiere: eine Kuh, ein Schwein, Federvieh und einen Hund. Das alte Ehepaar hat eine enge Beziehung zu jedem von ihnen, was sich darin zeigt, dass sie alle einen Namen haben und Hortensia beispielsweise zu jedem Huhn auch ein paar charakteristische Eigenschaften nennen kann. Anjelica und Lone erfahren etwas über den Nutzen der einzelnen Tiere: Sie sehen Hortensia beim Melken zu und sind ein bisschen angeekelt, dass das die Milch ist, die sie abends vorgesetzt bekommen - und helfen beim Einsammeln der Eier. Rasmus und Hortensia haben vermutlich auch Ackerbau betrieben, worüber im Film selbst aber nichts erzählt wird. Deutlich wird, dass der Hof etwas verwahrlost ist. Ökonomisch sinnvoll ist eine so betriebene Landwirtschaft nicht. Dennoch steht ihr Leben sinnbildlich für eine bäuerliche Existenz, die sich in enger Verbindung zur Natur und den Tieren weiß, mit und von denen sie lebt. Als extremer Kontrast fungiert Knuds Hof. Landwirtschaftsbetriebe sind heute in der Regel hochspezialisiert. Knud züchtet in Massenhaltung ausschließlich Schweine. Rasmus hat für seinen Vetter nicht viel übrig. Er nennt ihn Schweine-Knud und seinen Hof eine Fabrik. Anjelica und Lone sind, als sie den Hof heimlich besuchen, auch entsetzt darüber, wie die Schweine dort gehalten werden. Der Film geht auf die komplexe Problematik der industriellen Schweinezucht nicht näher ein, was die Geschichte überfrachten würde. Deutlich wird aber eine Kritik an einem eng verstandenen Verständnis von Fortschritt. Sicherlich, die Lebensweise auf dem alten Bauernhof ist heute so nicht mehr rentabel, aber sie enthält zentrale ökologische Aspekte - wie den respektvollen Umgang mit Tier und Natur -, die zu bewahren wichtig sind und beispielsweise in den Bemühungen um eine alternative Landwirtschaft wieder aufgegriffen wurden. Anjelica und Lone helfen Hortensia und Rasmus letztlich, ihren Hof zu behalten. Interessanterweise ist es ausschließlich die Generation der Enkel - sind es Anjelica, Lone, aber auch Ole, der seinen Eltern endlich sagt, dass er keine Schweine züchten will -, die sich für Hortensia und Rasmus einsetzt. Die mittlere Generation, hier vor allem dargestellt durch Knud und Lissi, bringt wenig Verständnis für den Wunsch des alten Paares auf, seinen Lebensabend so zu verbringen, wie es sein ganzes bisheriges Leben auch gelebt hat. Zuerst wollen Anjelica und Lone auf eigene Faust etwas unternehmen. Ihr Plan misslingt allerdings: Auf der Suche nach Ole auf Knuds Hof lassen sie versehentlich die Ferkel frei. Der Film bleibt hier realistisch: In einer solchen Situation haben Kinder wenig Handlungsmöglichkeiten. Wodurch sie schließlich helfen, ist, dass sie Hortensias und Rasmus' Trauer teilen. Dadurch fühlt sich Rasmus in seinen Gefühlen so bestärkt dass er Knud endlich etwas entgegensetzen kann. Ihr alter Hof und ihr Leben haben eine Existenzberechtigung, wenn die Kinder, die jüngste Generation, hinter ihnen stehen. Filmarbeit „Schickt mehr Süßes“ bearbeitet das Thema Generationen und erzählt berührend davon, wie Fremdheit zwischen ihnen überwunden werden kann. Verständnis und Respekt sind die Schlüsselbegriffe, durch die das Zusammenleben bereichert wird. Die beiden Kinder, Anjelica und Lone, gelangen zu dieser Erkenntnis durch ihre eigene Erfahrung. Der preisgekrönte Kinderfilm ist damit auch eine Geschichte darüber, wie 3 Konflikte überwunden und Isolation und Einsamkeit aufgelöst werden können, und regt dazu an, sich die Beziehung zu den eigenen Großeltern - oder WahlGroßeltern - zu vergegenwärtigen und positiv zu beleben. Die Großeltern sind auch ein unmittelbarer, lebendiger Zugang zu einem Verständnis von Zeit und Geschichte, auch wenn sicherlich die wenigsten Großeltern einen traditionellen Lebensstil so konserviert haben wie Hortensia und Rasmus. Der Konflikt um den Bauernhof kann auch ein Einstieg sein, um weiterführend mit den Themen Tiere, Verhältnis Mensch-Tier, Haltung von Nutztieren und Herkunft unserer Lebensmittel zu arbeiten. rationen treffend in Szene: Anjelica und Lone haben sich im Zug verkleidet und geschminkt; sie sind ausgesprochen poppig zurechtgemacht. Das alte Ehepaar hat offensichtlich seine guten Kleider angezogen, die altmodisch sind und in denen sie etwas steif wirken. Bereits als Einstimmung auf den Film und das Thema können sich die Schüler(innen) mit den beiden Paaren anhand von Einzelbildern auseinander setzen. Vorschläge zur Einstimmung „Zwei ungleiche Paare. Bildbetrachtung. Szenisches Spiel. Geschichten erfinden. Besondere Eintrittskarte: eine kleine Süßigkeit Die Übungen, die Alternativen darstellen, umfassen folgende Inhalte und Ziele: Bildbetrachtung und Bildsprache, Erfassen von Inhalten und Aussagen, Hineinversetzen in andere Menschen, mündliches und schriftliches Erzählen (Geschichten erfinden), Anregen der Fantasie. Als Einstimmung fördern sie zudem die bewusste und konzentrierte Wahrnehmung während der Filmrezeption. Zwei ungleiche Paare - Eine Übung zur Einstimmung Gleich das erste Zusammentreffen, beim Abholen am Bahnhof, setzt die Unterschiede zwischen den Gene- Bildbetrachtung Die Bildbetrachtung kann in Einzel- oder Gruppenarbeit durchgeführt werden. Die Schüler(innen) erhal- Arbeitsblatt „Zwei ungleiche Paare" Die beiden Fotos stammen aus einer Filmszene. In dieser Szene treffen sich die beiden ungleichen Paare zum ersten Mal. Betrachtet zuerst jedes Foto einzeln und beantwortet die folgenden Fragen für jedes Foto in Stichpunkten: o Was ist auf diesem Bild zu sehen? ..................................................................................... o Wer könnten die Personen sein? ..................................................................................... o Wie alt sind sie eurer Meinung nach? ..................................................................................... o Wo leben sie wohl? ..................................................................................... o In was für einer Situation könnte das Foto aufgenommen sein? ..................................................................................... o Was fühlen die Personen? Woran kann man das erkennen? ..................................................................................... o Was denken sie wohl über das andere Paar? ..................................................................................... o Was passiert eurer Meinung nach, wenn diese beiden Paare sich begegnen? ..................................................................................... 4 ten eine Kopie des Arbeitsblattes „Zwei ungleiche Paare". Die Fragestellungen werden einzeln oder in der Gruppe bearbeitet, die Ergebnisse anschließend vorgestellt. Geschichten erfinden Die auf dem Arbeitsblatt gestellte Frage, wie die Begegnung der beiden Paare wohl verlaufen wird, kann auch zu dem Arbeitsauftrag führen, sich eine Geschichte mit den beiden Paaren auszudenken. Auch dies kann in Einzelarbeit geschehen oder mit der ganzen Klasse bzw. Gruppe umgesetzt werden. Interessant ist die Frage: Gehen die Kinder davon aus, dass die beiden Paare sich verstehen werden oder dass es einen Konflikt zwischen ihnen geben wird? Dieser Aspekt kann anschließend besprochen werden. Alternativ kann sich an die Bearbeitung der o.g. Aufgabenstellung auch das szenische Spiel anschließen. Szenisches Spiel Die Bilder werden nachgestellt und daraus wird eine Szene entwickelt. Die Alternative eignet sich insbesondere für jüngere Kinder, die noch nicht so gut lesen und schreiben können. Die Bilder werden zunächst gemeinsam besprochen, dazu wird nur die Information gegeben, dass die beiden Paare sich in der Szene, aus der die Bilder stammen, zum ersten Mal begegnen: o Was ist auf jedem Bild zu sehen? Beschreibt die dargestellten Personen genau (Alter, Geschlecht, Kleidung etc.)! o Uberlegt euch, wo sie wohl herkommen und wie sie leben. o Was tun sie? In was für einer Situation ist das Bild wohl aufgenommen worden? o Was fühlt jede Person wohl? Woran kann man das erkennen? Die Szene wird nun nachgestellt. Die Schüler(innen), die in die Rollen der vier Personen geschlüpft sind, bekommen etwas Zeit, um sich in ihre jeweilige Figur hineinzufühlen und deren Empfindungen durch Gestik, Mimik und Körperhaltung auszudrücken. Das Bild muss dazu nicht minutiös kopiert werden, wichtig ist, dass die zuvor herausgearbeiteten Emotionen der Figuren transportiert werden. Zwei Schüler(innen) können die Regie übernehmen und Feedback geben oder die ganze Klasse/Gruppe übernimmt diese Aufgabe. Dann werden sie zu ihren Empfindungen befragt: o Was fühlt die Figur, in deren Rolle sie geschlüpft sind, in diesem Moment? o Was denkt sie gerade? o Was denkt sie über das andere Paar? o Wie wird diese erste Begegnung weitergehen? Die Schüler(innen) entwickeln die Szene im Spiel weiter. Die entstandene kleine Geschichte wird besprochen. Die Übung kann mit anderen Schüler(inne)n wiederholt werden. Dabei ist der Hinweis vielleicht hilfreich, dass die Szene eine andere Wendung nehmen soll. So entstehen aus ein und derselben Ausgangssituation unterschiedliche Geschichten, die verdeutlichen, dass die Personen ihr Verhalten verändern müssen, damit die Ereignisse einen anderen Verlauf nehmen können. Begegnung der Generationen Collage und Filmgespräch Das zentrale Filmthema wird durch den folgenden methodischen Vorschlag aufgearbeitet, der sehr variabel entsprechend dem Alter der Schüler(innen) und ihrer Fähigkeit zu lesen und zu schreiben einsetzbar ist. In der Auseinandersetzung mit ihrem Filmerleben sollen die Schüler(innen) erkennen, dass Anjelica und Lone einerseits sowie Hortensia und Rasmus andererseits aus unterschiedlichen Welten kommen. Sie sollen die Gründe für die Konflikte zwischen den Generationen erfassen und verstehen, wodurch diese gelöst werden. Sie beschreiben, wie das Leben aller dadurch bereichert wird, und arbeiten heraus, wodurch Anjelica und Lone Hortensia und Rasmus geholfen haben, ihren Hof zu retten. In einem ersten Schritt erarbeiten die Schüler(innen) eine Beschreibung der Welt der Kinder und der Alten. Dazu wird ein Bogen Papier in der Mitte geteilt. Links wird festgehalten, was zu der Welt von Anjelica und Lone, rechts, was zu der Welt von Hortensia und Rasmus gehört. Dies geschieht entweder schriftlich in Stichpunkten oder die wichtigsten Dinge werden skizziert. Diese schriftlichen bzw. gezeichneten Collagen können in Einzel- oder Gruppenarbeit oder gemeinsam mit der ganzen Klasse erstellt werden. Bei Gruppen- bzw. Arbeit im Plenum kann großformatiges Packpapier Verwendung finden, eine Kopie des Fotos von Anjelica und Lone sowie von Hortensia und Rasmus kann die Welt der jeweiligen Generation markieren. Drumherum schreiben/zeichnen die Schüler(innen), was in die jeweilige Welt gehört. Die Anleitung für diese Aufgabe kann den Kindern schriftlich als Arbeitsblatt gegeben werden: Arbeitsanleitung für „Welt der Kinder" und „Welt der Alten" Beschreibt die Welt von Anjelica und Lone sowie die Welt von Hortensia und Rasmus! Denkt an alles, was ihr im Film über das Leben von Anjelica und Lone und über das Leben von Hortensia und Rasmus erfahren habt. Schreibt es auf die entsprechende Seite. 5 o o o o o Wo leben sie? Wie leben sie? Was ist für sie wichtig? Was für Dinge gehören zu ihnen? Welche anderen Menschen gehören in die Welt von Anjelica und Lone? o Welche anderen Menschen gebören in die Welt von Hortensia und Rasmus? o Wie empfindest du die Welt der Kinder und die Welt der Alten? Schreibt keine langen Sätze! Findet Wörter oder kurze Sätze! Sucht nach ausdrucksstarken Wörtern! Nachdem die beiden Welten auf diese Art und Weise erfasst sind, erhalten die Schüler(innen) das zugehörige Arbeitsblatt, das als Kopiervorlage aufbereitet ist (s.S. 8). Mit jüngeren Kindern, die noch nicht selbst lesen oder schreiben können, werden die Fragen im gemeinsamen Gespräch erarbeitet. Abschließend kann die Frage erörtert werden, wodurch Anjelica und Lone Hortensia und Rasmus geholfen haben, ihren Hof zu retten. Diese Frage ist vor allem für jüngere Kinder möglicherweise nicht so leicht zu beantworten, da sie auf einen komplexen psychologischen Vorgang zielt. Im Film wird mehrfach gesagt, dass Rasmus zu stolz ist, um seinen Vetter Knud darum zu bitten, auf dem Hof bleiben zu können. Es wird aber spürbar, dass seinem Schweigen weniger Stolz zugrunde liegt als vielmehr ein Gefühl der Hilflosigkeit. Es sind die Trauer der Kinder und ihre Tränen, die damit seine Gefühle teilen und zugleich spiegeln, die ihm die Kraft zum Handeln geben. Ihre Traurigkeit ist der Grund, den er auch Knud gegenüber nennt, als er von ihm verlangt, auf dem Hof bleiben zu können. Die entsprechenden Szenen können in der Erarbeitung der Frage gemeinsam rekapituliert werden: Wann rafft sich Rasmus auf, um zu Knud zu gehen? Dies geschieht am Ende der Szene, in der Anjelica und Lone zu Hortensia und Rasmus in die Küche kommen und ihren missglückten Plan beichten, bei dem versehentlich die Schweine entwischt sind. Sie sind beide in Tränen aufgelöst und sagen, dass sie doch nur helfen wollten, weil sie es so ungerecht finden, dass das alte Paar von seinem Hof soll. In der folgenden Szene in Knuds und Lissis Küche kommentiert Lissi ironisch, Rasmus habe sich mit Anjelica und Lone Verstärkung mitgebracht. Inwieweit sind die beiden Mädchen wirklich Verstärkung für Ihn? Die Generation der eigenen Großeltern Porträts und„Wissensschätze" Der Dialog zwischen den Generationen ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Wo vor nicht einmal 50 Jahren die Beziehungen zwischen den Generationen durch fest gefügte, tradierte Verhaltensmuster strukturiert waren, ist heute im Zuge gesellschaftlicher Veränderungsprozesse eine relative Offenheit, wenn nicht gar Beliebigkeit getreten. Schon allein die geforderte Mobilität, um ein markantes Merkmal gesellschaftlichen Wandels herauszugreifen, beeinflusst die Beziehungen zwischen den Generationen. Häufig leben Großeltern und Enkel nicht mehr am gleichen Ort. Der Film regt weiterführend an, mit den Kindern über ihr eigenes Verhältnis zu den Großeltern ins Gespräch zu kommen: Haben sie regelmäßig Kontakt zu ihnen? Was unternehmen sie gemeinsam? Was zeichnet ihre Beziehung zueinander aus? Wie bereichern diese Kontakte das eigene Leben? Wie, glauben die Kinder, bereichern sie das Leben ihrer Großeltern oder „ErsatzGroßeltern"? Das Ziel der folgenden Übung ist es, den Dialog zwischen den Generationen zu befördern, die Erfahrungswelt der Großelterngeneration kennen zu lernen und zu begreifen, dass jede Generation spezifisches Wissen und Kompetenzen erwirbt, von denen die anderen profitieren können. Die Schüler(innen) wählen eine Person aus ihrem Umfeld, die der älteren Generation angehört. Dies muss nicht unbedingt ein eigener Großelternteil sein. Besonders interessant wäre es, wenn noch Urgroßeltern leben oder ein anderer Mensch dieser Generation. Die Aufgabe ist es, ein besonderes Wissen zu erwerben, das dieser Mensch in sich trägt, wie ein Schatz, der aus der Vergangenheit geborgen wird. Als ersten Schritt sollten die Schüler(innen) die Lebenswelt dieses Menschen kennen lernen und diese dann beschreiben, in Stichpunkten oder mit Mitteln der Collage. Ein intensives Gespräch mit dem gewählten Menschen ist dafür Voraussetzung. Dafür können die Schüler(innen) auch Fragen an die Hand bekommen. Diese sollten, neben allgemein bedeutsamen Informationen, vor allem auf Positives zielen: o Was für einen Beruf hat er? o Was für besondere Interessen hat er? Womit hat er sich gern beschäftigt? o Was war ihm im Leben wichtig? o Woran hat er besondere Freude? Als Kind und als Erwachsener? o Was von seinem Wissen würde er gerne Kindern heute weitergeben? Die Kinder sollten aus dem, was sie erfahren haben, selbst auswählen, worüber sie gerne mehr wissen möchten. Das können beispielsweise das Selbstbasteln einfacher Spielzeuge sein, spezielle Kenntnisse über alte Bräuche, eines der schönen Lieder, wie sie 6 Hortensia immer gesungen hat, usw. Die Wissensschätze werden in der Klasse zusammengetragen und vorgestellt. Leben auf dem Bauernhof früher und heute Weiterführende Hinweise Weiterführend kann der Film anregen zur Beschäftigung mit den Themen Leben auf dem Bauernhof, Tiere, Nutztiere. Bei den Gesprächen über Hortensias und Rasmus' Hof im Film sollte den Schüler(inne)n durchaus vermittelt werden, dass dies ein Blick in die Vergangenheit ist, um keine falschen, romantisierenden Vorstellungen aufzubauen. o Wer von den Schüler(inne)n war schon einmal auf einem Bauernhof? o Wie sah es dort aus, wie bei Rasmus und Hortensia oder eher wie bei Knud? Hinweis: Im Erleben der Kinder wird das emotionale Hauptthema des Films im Vordergrund stehen, das sich um die Beziehung der Kinder und der Alten und die Rettung des Hofes dreht. Bevor man sich den genannten weiterführenden Fragestellungen zuwendet , muss deshalb zuerst dieses Filmerleben den notwendigen Raum in der Nachbereitung erhalten. Hinweis: „Schickt mehr Süßes" ist als didaktisch aufbereitete DVD verfügbar, die weitere Vorschläge und Materialien für den Unterricht enthält. Bezug: Bundesverband Jugend und Film e.V. Tel. 069 - 631 27 23 www.BJF.info oder Matthias-Film gGmbH Tel. 0711-243456 www.matthias-film.de Kennen die Kinder keine Bauernhöfe aus eigenem Erleben, so ist die Frage spannend , welche Vorstellungen sie darüber haben und woher diese Vorstellungen kommen. Eine Exkursion zu einem Bauernhof kann sich anschließen ebenso wie eine Bearbeitung der Frage, wo eigentlich unsere Lebensmittel herkommen. Arbeitshilfe: MPZ - Medienpädagogisches Zentrum Brandenburg. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung. 7 Arbeitsblatt zu „Welt der Kinder" und „Welt der Alten" Nachdem ihr die Welt von Anielica und Lone und von Hortensia und Rasmus beschrieben habt, beantwortet die folgenden Fragen in Stichpunkten: Wenn ihr euch die beiden Welten betrachtet, findet ihr es dann verständlich, dass sich die Kinder und das alte Paar zuerst nicht verstanden haben? ...................................................................................................................................................................................... o Begründet eure Meinung: ................................................................................................................................... ...................................................................................................................................................................................... o Wodurch hat sich das Verhältnis zwischen den Mädchen und Hortensla und Rasmus verändert? ...................................................................................................................................................................................... o Was haben Anjelica und Lone dabei Wichtiges über das alte Ehepaar gelernt? ...................................................................................................................................................................................... o Was haben Hortensia und Rasmus dabei Wichtiges über die Kinder gelernt? ...................................................................................................................................................................................... o Welche Fähigkeit war notwendig, damit sich das Verhältnis zwischen ihnen verändern konnte? ...................................................................................................................................................................................... o Wie haben Anielica und Lone das Leben von Hortensia und Rasmus bereichert? ...................................................................................................................................................................................... o Wie haben Hortensia und Rasmus das Leben von Anjelica und Lone bereichert? ...................................................................................................................................................................................... ...................................................................................................................................................................................... 8