Souvenirs, Souvenirs …

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Souvenirs, Souvenirs …
KOLUMNE Andrin SChweizer
Souvenirs, Souvenirs …
endlich: Ein Architekt, ein Geständnis ! Darauf haben wir lange gewartet. Welche Souvenirs sich unser Kolumnist von seinen zahlreichen Reisen mitbringt – das verrät in seiner nachsommerlichen Souvenir-Rückschau
ANDRIN SCHWEIZER.
D
as war´s für die
Ferienzeit: Der
Sommer ­hat sich
schon länger
verabschiedet und
auch die letzten herbstlichen
Städtetripper sind in ihre
Grossraumbüros zurückgekehrt. Die Koffer erwarten im
Estrich oder im Keller ihren
Einsatz im nächsten Jahr. Was
bleibt, sind die Erinnerungen
an romantische Strandspaziergänge, pittoreske Märkte oder
den Stau am Gotthard – und
natürlich die mitgebrachten
Souvenirs. Die hängen ­oder
stehen jetzt in der schweizerischen Wohnstube herum und
wirken etwa so deplatziert wie
weisse Socken in Sandalen.
Bloss: Was soll die obligate
venezianische Karnevals-Maske an der Wand im Flur ? Oder
die hölzerne, kunstvoll geschnitzte Giraffe aus dem
Kenia-Urlaub, die man noch
schnell am Flughafen gekauft
hat, neben dem Ikea-Regal ?
Ein bisschen traurig steht sie
da. Einer meiner absoluten
Favoriten ist das StandardMitbringsel aus dem Thailandurlaub: Der übergrosse Fächer
mit dramatischem Sonnenuntergang hat einen Ehrenplatz
über dem Sofa erhalten. Leider ILLUSTRATION
etwas aus der Mode gekommen ist die etwa Barbie-grosse spanische
Puppe mit dem hübschen Flamenco-Rock
aus Spitze in Pastelltönen.
Da sagt sich mancher: Viel sinnvoller sind
Souvenirs, die nicht nur nutzlos rumstehen und Staub ansetzen, sondern gebraucht oder getragen werden können.
Aber auch dieser gute Vorsatz birgt Gefahren: Soll die Kaffeetasse mit Williams und
Kates Antlitz wirklich jeden Morgen an
den verregneten Kurztrip nach London
erinnern ? Und wer möchte schon ernsthaft mit einem T-Shirt mit der Aufschrift
«I WAS IN MIAMI BITCH» herumlaufen ?
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traumhaus 5 | 2012
ALICE WELLINGER
Wollen sie wirklich
jeden Morgen
von der Kaffeetasse mit
william & Kate
an den Verregneten
London
erinnert WErden ?
Kurztrip nach
Es mag in dem kleinen, lustigen Gift-Shop am Ocean Drive
noch wirklich toll ausgesehen
haben. Aber das lag vielleicht
auch an den zwei (oder waren
es drei ?) Margaritas. Mit
den meisten Souvenirs verhält
es sich in etwa wie mit griechischem Wein. Der ist auch nur
an einem griechischen Strand
geniessbar. Aber bevor hier
der Eindruck entsteht, dass ich
mich grundsätzlich über
Souvenirs lustig mache, ist es
Zeit für ein kleines – für einen
Architekten wohl eher
grosses – Geständnis: Ich bin
ein Fan von Souvenir-Shops.
Mit einer Mischung aus Faszination und Erstaunen, darüber,
was fleissige chinesische
Arbeiterinnen alles herstellen,
wandere ich durch heillos
überfüllte Regale mit absurdem Krimskrams. Trotzdem
hätte man ja doch gern eine
handfeste Urlaubserinnerung
– aber wie lässt die sich mit
dem Anspruch auf ein stylisches Heim vereinbaren ? Es
gibt durchaus Möglichkeiten,
Mitbringsel dekorativ in Szene
zu setzen. Die meisten Dinge
sehen besser aus, wenn sie in
Gruppen auftauchen. Es
macht also Sinn, immer gleiche oder ähnliche Souvenirs
zu kaufen und damit eine
kleine Sammlung aufzubauen. Ich habe
vor ein paar Jahren angefangen, spezielle
Bilder­rahmen von meinen Reisen mitzubringen und habe damit dann jeweils ein
Foto von dieser Reise eingerahmt. Mit der
Zeit ent­stand eine wirklich lustige kleine
Sammlung. Und jeder Urlaub bietet so
auch Gelegenheit zu einer kleinen,
vergnügten Jagd in Souvenirshops oder
Antiquitätenläden nach einer neuen Trophäe für meine private Souvenir-Schau.
ANDRIN SCHWEIZEr ist Architekt ETH mit eigenem
Büro in Zürich. Bekannt wurde er
als Einrichtungsprofi der SF-Sendung «Happy Day».