PJ Okt 2013 - Universität Würzburg

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PJ Okt 2013 - Universität Würzburg
長崎
Erfahrungsbericht:
13.10.2013
~
06.12.2013
Praktisches Jahr in
Nagasaki
Katrin Weiß
&
Sebastian F. von der Assen
Inhaltsverzeichnis
Seite
Einleitung
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1. Organisation
a.) Motivation
Sebastian
Katrin
b.) Bewerbung und Vorbereitung
Zeitpunkt
Visum & Gesundheitszeugnis
Flug
Stipendium
Reisen innerhalb Japans
Gastgeschenke
Sprache
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2. Nagasaki
a.) Ankunft
b.) Unterkunft & Miete
c.) Internet & Handy
d.) Elektrische Geräte und Adapter
e.) Kleiderordnung
f.) Geld
g.) Einkaufsmöglichkeiten
h.) Fahrt zum Flughafen
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3. Universität & Krankenhaus
a.) Sebastian
Viszeralchirurgie
HNO
Herzchirurgie
Neurochirurgie
b.) Katrin
Hämatologie
1. Innere Medizin: Neurologie, Endokronologie, Rheumatologie
2. Innere Medizin: Pulmonologie, Nephrologie
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4. Freizeit und Reisen
a.) Sehenswertes in Nagasaki
Atombombenmuseum & Memorial Hall
Brillenbrücke, Einkaufsarkaden & Daiso Kaufhaus
Chinatown & Former Chinese Settlement
Dejima
Glover Garden
Oura
Hypocenter & Peace Park
Urakami Kathedrale
Sanno-Shinto Schrein
Siebold Memorial Museum
Sofukuji Tempel & Straße der Tempel
Inasayama
b.) Reisen in der Region Nagasaki
Gunkanjima oder Battleship Island
Onsen
Unzen und Shimabara-Halbinsel
c.) Reisen auf Kyushu
Einführung: Fahren mit der Bahn
Kumamoto, Aso & Beppu
Kagoshima & Sakurajima
d.) Reise nach Kyoto
5. Schöne und weniger schöne Erlebnisse
6. Fazit
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Einleitung
Wir sind nach 8 Wochen Japan stolz darauf, sagen zu können, dass wir in Nagasaki einen Teil
unseres PJ-Tertials absolvieren durften und nun auf einige Freundschaften in Japan zurückblicken,
die wir so wohl niemals geschlossen hätten. Es war daher nicht nur ein lehrreiches halbes Tertial,
sondern auch von der menschlichen Seite her eine wunderbare Erfahrung und sehr persönlicher
Gewinn für jeden von uns.
Man wächst an seinen Aufgaben und davon gab es einige gleich am Anfang zu meistern. Das beginnt
bei der korrekten Vorstellung vor der versammelten Ärzteschaft auf Japanisch, zieht sich fort mit der
Organisation seines Tagesablaufs, mit der Kommunikation mit seinen japanischen Mitstudenten und
endet bei der Bezahlung seines Tickets in der Straßenbahn. Diese Selbstständigkeit, Organisationsfähigkeit, die Fähigkeit, in den richtigen Momenten zu improvisieren und die Offenheit für alles Neue
und alles Andere wurde wesentlich und nachhaltig durch den Austausch gefördert.
Die Arbeitszeiten hingen von der Station ab. Besonders arbeitsreich war die viszeralchirurgische
Station, als man an OP Tagen schon mal von 07:00 bis 22:30 Uhr Dienst hatte. Doch das sind
Extrembeispiele und dafür mussten wir keinen Wochenenddienst leisten, sodass wir jedes
Wochenende genutzt haben, die Stadt, die Region, Japan und seine Menschen kennenzulernen.
Auf unseren vielen Reisen haben wir einfach zu viele schöne Dinge erlebt und gesehen, als dass wir
sie nur in unserer Erinnerung tragen könnten. Von den Vulkanen Unzen, Sakurajima und Aso, den
heißen Quellen in Beppu, dem Schloss in Kumamoto, den Geishas, Tempeln und Schreinen in der
Weltstadt und Millionenmetropole Kyoto, sowie den unendlichen vielen Sehenswürdigkeiten in
Nagasaki selbst, habe wir einen enormen Fundus an Eindrücken sammeln können, sodass wir uns
entschlossen haben, den Erfahrungsbericht gemeinsam zu verfassen, um andere NagasakiAustauschstudenten an dem teilhaben zu lassen, was uns so sehr beeindruckt hat. Wir wünschen
trotz der über 50 Seiten viel Spaß beim Lesen und hoffen, dass wir die Vorfreude der möglichen
zukünftigen Austauschstudenten wecken können.
Katrin Weiß & Sebastian von der Assen
Januar 2014
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1. Organisation
a.) Motivation - Why are you coming to Japan?
Sebastian F. von der Assen
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enn man seine Zeit in Nagasaki verbringt, wird man als Europäer zwischen den vielen
asiatischen Austauschstudenten mit besonders neugierigen Blicken betrachtet. Da wundert es nicht,
dass die ansonsten etwas zurückhaltenden Japaner diese Neugierde nicht verbergen können und
man immer wieder gefragt wird: Why are you coming to Japan? Mit der Beantwortung dieser Frage
habe ich mich ehrlicherweise am Anfang schwer getan. Nicht weil ich nach Gründen hätte suchen
müssen oder ich um eine Pauschalantwort mit dem besonderen Interesse an der japanischen Kultur
und Gesellschaft verlegen gewesen wäre, sondern weil man im Nachhinein betrachtet die Frage gar
nicht korrekt beantworten konnte. Erst jetzt, nach 8 Wochen intensiver Erfahrung in Nagasaki mit
Japanern kann ich sagen: Ich bin nach Japan gekommen, um euch kennenzulernen. Als
Medizinstudent ist man in vielerlei Hinsicht in einer privilegierten Position. Anders als die vielen
Kreuzfahrtschiffreisenden, die sporadisch und unvorhersehbar die Stadt überfallen, die
Rucksacktouristen, die wir auf unseren Ausflügen trafen oder sonstige Besucher erhält man einen
besonderen Einblick in die Gesellschaft. Man erfährt abseits der medizinischen Diagnosen und
Behandlungsvorgänge von den Sorgen und Nöten der Menschen, von den Alltagsproblemen und
Zielen und Wünschen in der Lebensplanung. Jeder Patient und auch jeder Arzt, der einem begegnet
trägt ein Steinchen zum Mosaik eines Verständnisses des Gesellschaftsbildes bei. Ebenso interessant
war die Frage, was sich hinter dem Vorurteil einer Gesellschaft, die Angst hat, das Gesicht zu
verlieren, verbergen mag, wenn der Arzt in diese Sphäre eindringt und nach den Erkrankungen und
Schwächen fragt. Ich erklärte einem japanischen Arzt aus der Herz-Thorax-Chirurgie einmal auf die
Frage, warum ich denn überhaupt nach Nagasaki komme, um Medizin zu studieren, wo ich doch kein
Japanisch sprechen würde, dass es mir nicht immer darum ginge, jeden Operationsschritt bis ins
Detail genau nachzuvollziehen, welches Gefäß an welcher Stelle genau abgetrennt wird und so fort.
Das steht alles in den Lehrbüchern. Neben der Sprache ist es ebenso wichtig, ein aufmerksamer
Beobachter zu sein. Ich sagte ihm, dass man in den Lehrbüchern keine Hinweise findet über die
Organisation des Operationsteams, über den Umgang der Ärzte untereinander oder mit den OPSchwestern während den Operationen, der Aufgabenteilung zwischen Assistenz- und Oberarzt und
schon gar nichts erfährt man in den Büchern über die Aufgaben eines japanischen Studenten. Das
kann man nur alles selbst vor Ort erleben. Es mag zwar sehr altklug klingen, aber ich bin nach
Nagasaki gekommen, um das zu erleben, was ich dort in den 8 Wochen gelernt und erlebt habe. Es
war eine prägende Zeit. Und dies ist mein Erfahrungsbericht.
Katrin Weiß
V
or unserer Reise nach Japan wusste ich noch nicht sonderlich viel über dieses Land. Bei einer
Sprachreise nach Vancouver, Kanada, hatte ich 2006 viele Japaner und Süd-Koreaner kennen gelernt
und hatte mit ihnen viel Spaß beim gemeinsamen Reisen und Englisch lernen. Zu zwei der dort
kennengelernten Japaner Miho und Kazu besteht bis heute Kontakt. Wir hatten uns damals
versprochen, uns unbedingt irgendwann einmal gegenseitig zu besuchen und das Land des anderen
zu erleben. Ich spielte dann über längere Zeit mit dem Gedanken japanisch zu lernen, hatte sogar
einmal einen Kurs der virtuellen Hochschule Bayerns angefangen. In Ermangelung der Möglichkeit, in
absehbarer Zeit einmal nach Japan reisen zu können und aufgrund der nicht so zahlreich
vorhandenen Sprachkurse wie auch mangels Zeit, schob ich dieses Vorhaben schließlich immer
weiter in die Zukunft. Anfang des Jahres 2013 bestand plötzlich und endlich die Möglichkeit, meine
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japanische Freundin Miho wieder zu sehen, da diese sich für ein Masterstudium in Europa aufhielt und
auf einer Deutschlandreise bei mir vorbeikommen konnte. Wir hatten erneut ein paar wundervolle
Tage zusammen. So war die Begeisterung über die sich überraschend auftuende Möglichkeit für
einen längeren Aufenthalt nach Japan zu fahren groß und wir stürzten uns – wenn auch sehr spät –
umso intensiver in die Bewerbung.
a.) Bewerbung & Vorbereitung
Zeitpunkt
Wir haben uns relativ kurzfristig im März 2013 für einen zweimonatigen Praktikumsblock von Oktober
bis Dezember 2013 beworben, also etwa 7 Monate vor dem geplanten Aufenthalt. Dies war aufgrund
der zur diesem Zeitpunkt niedrigen Nachfrage auch außerhalb der offiziellen Fristen möglich. Die
Einladung zum Bewerbungsgespräch erhielten wir Mitte April, die endgültige Zusage dann erst im
Juni. Ab diesem Moment wurde der Kontakt mit Frau Kusumoto, der Assistentin des koordinierenden
Arztes auf japanischer Seite, intensiver, da noch einige Formalitäten zu klären waren. Frau Kusumoto
war dann auch per E-Mail die erste und von Deutschland aus auch die einzige Person, mit der wir
regen Kontakt hielten.
Visum & Gesundheitszeugnis
Frau Kusumoto regelte die Antragsstellung an der Universität von Nagasaki für uns, sowie
anschließend die Organisation einer Einladung für die japanische
Botschaft, um uns den Visumantrag für ein 1-jähriges Studentenvisum,
welches von der Universität Nagasaki gefordert wird, zu ermöglichen.
Dieses muss man dann in der japanischen Botschaft (z.B. in Frankfurt
oder München) persönlich beantragt werden, wobei man auch einen
Bevollmächtigten vorbeischicken kann. Wir haben die Botschaft in
Frankfurt gewählt, da diese für uns leichter erreichbar war. Auf der
Internetseite der Botschaft erfuhr man, dass es von Visumstellung bis
Visumerteilung etwa 7 Werktage dauert. Organisatorisch schwierig ist,
dass man persönlich erscheinen muss, um den Antrag zu stellen und
erneut persönlich erscheinen muss, um das Visum abzuholen. Die
Öffnungszeiten sind nur werktags und zeitlich relativ eingeschränkt (Mo –
Fr 9:00-12:30 und 14:30 – 16:30).
Kleiner Tipp: Wer in Frankfurt sein Visum beantragt, wird mit einer
traumhaften Aussicht über die Banken- und Messestadt belohnt, da sich das Generalkonsulat der
japanischen Botschaft im 34. Stockwerk des Messeturmes befindet. Die Damen an der Rezeption
sprechen fließend Deutsch. Man wird beim Eintritt in das Generalkonsulat wie bei einer Flugreise
eindringlich untersucht. Also falls ihr zufälligerweise Scheren in eurer Tasche dabei habt, weil ihr eure
Passfotos nicht rechtzeitig zurechtschneiden konntet …äh… lasst sie besser Zuhause und erspart
euch unnötige Aufregung. Frau Kusumoto beantwortet jede Frage zu jedem noch ausstehenden
Dokument sehr ausführlich und ist generell sehr hilfsbereit. Verzweifelt also nicht.
Etwas überraschend und kurzfristig erhielten wir eine Email von Frau Kusumoto, dass für die
Einladung noch ein Gesundheitszeugnis inklusive einer aktuellen Röntgenthorax-Untersuchung nötig
sei. Hierfür gab sie uns aufgrund der universitären Fristen eine knappe Woche Zeit. Mit etwas Glück
konnten wir beide einen sehr kurzfristigen Termin bei unseren Hausärzten inklusive Röntgenaufnahme
ergattern. In meinem Fall musste für das Röntgenbild sogar eine Überweisung zum Facharzt erfolgen
(und war erfreulicherweise am gleichen Tag möglich). Eventuell empfiehlt sich, bereits im Voraus mit
dem Hausarzt Kontakt aufzunehmen, so dass es weniger spannend ist, ob alles innerhalb der so
kurzen Zeit neben laufendem Unibetrieb – bei uns während des Blockpraktikums – funktioniert.
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Flug
In etwa zeitgleich haben wir über eine Suchmaschine nach dem
günstigsten Flug von Frankfurt nach Nagasaki gesucht und schließlich
einen Flug mit Lufthansa mit Umstieg in Tokio (Achtung: mit
Flughafenwechsel in Tokio!) gebucht – Preis für Hin- und Rückflug etwa
1300€ pro Person. Flüge nach Nagasaki sind in der Regel etwas teurer, so
dass es sich anbietet, auch nach Flügen in andere Städte in der Nähe zu
schauen. Man kann zum Beispiel direkt nach Tokio fliegen und
anschließend etwa 8-10 Stunden mit dem Zug (mit Umstieg) nach Nagasaki fahren oder einen Flug
nach Fukuoka (mit dem Zug noch etwa 2 Stunden, ohne Umstieg) wählen. Da wir aufgrund des
gesplitteten Tertials allerdings keine Fehltage haben durften und uns daher nur ein sehr beschränkter
Zeitraum blieb, haben wir uns für die erste Variante entschieden. Wir haben Ende Juni, also knapp 4
Monate vor Abflug, unseren Flug gebucht. Zu diesem Zeitpunkt konnte man bereits täglich eine
Preissteigerung beobachten. Wenn man kann, sollte man den Flug also möglichst noch frühzeitiger
buchen. 6 Monate vor dem Praktikumsbeginn hätte man durchaus auch noch Flüge für unter 1000€
buchen können. Hat man bei Lufthansa gebucht, so fliegt man im Rahmen der Star Alliance, d.h.
zunächst mit Lufthansa nach Tokio und von dort mit der japanischen Fluglinie ANA nach Nagasaki.
Auf dem Rückflug sind wir dann nur noch mit der ANA geflogen. Etwas irreführend, wie wir fanden.
Ebenso sollte man die Gepäckbestimmungen ganz genau im Internet durchlesen. Es gab bei der
Internetbuchung seitens der Lufthansa eine böse Überraschung, bei der zwar für zwei Koffer der
Hinflug gebucht war, der Rückflug jedoch nur noch einen Koffer pro Person vorsah. Auf telefonische
Nachfrage im Servicecenter hieß es, da liege ein Fehler vor, man habe selbstverständlich die
Möglichkeit mit zwei Koffern hin und auch wieder zurück zu fliegen. Auf erneute Nachfrage am
Schalter noch in Frankfurt kannten die Lufthansa-Damen das Problem zwar, jedoch hatten sie außer
dem Ratschlag, sich doch ernsthaft beim Kundendienst zu beschweren, auch keine Lösung. Am Ende
durften wir je 9000 Yen bezahlen. Doch auch diese Gebühren lagen bei unserem Abflug bei der ANA
bei 7000 Yen. Also, bitte die Gepäckaufgabe und den fehlerhaften Internetdienst der Lufthansa
genauestens überprüfen. Sebastian ist mit 2 Koffern à 23 Kg geflogen und Katrin mit einem Koffer. Am
Ende hatte jeder zwei volle Koffer. Plant also lieber für zwei Koffer. Wichtige Anmerkung zur Buchung
im Internet: Viele Kreditkarten, gerade von Studenten, sind auf 500 oder 1000€ limitiert. Vor Buchung
des Fluges sollte man also mit dem Kreditkartenunternehmen Kontakt aufnehmen und darum bitten,
die Limitation für die Flugbuchung zu erhöhen.
Stipendium
Nachdem Frau Dausacker unsere Zusagen an das Dekanat weitergeleitet hat, kümmerte sich Frau
Moll selbst um die Organisation von Stipendien für uns und so konnten wir, trotz der kurzfristigen
Bewerbung noch vor Abflug ein Homberger-Stipendium in Höhe von je 1000 € erhalten. Bei
frühzeitiger Bewerbung seien auch größere Stipendien möglich, wir waren aber bereits glücklich über
diesen Reisezuschuss, der immerhin einen Großteil des Fluges deckte.
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Reisen innerhalb Japans
In den uns vorliegenden Erfahrungsberichten hatten wir gelesen, dass es sinnvoll sein kann, einen
Japan Rail Pass oder Japan Fly Pass zu buchen, da man diesen nur im Ausland kaufen könne. Da
dieser aber für mehrere zusammenhängende Tage gültig ist, wir aber immer nur am Wochenende Zeit
für Reisen hatten, haben wir darauf verzichtet und uns schließlich vor Ort über unsere
Reisemöglichkeiten informiert – den Japan Rail Pass kann man wider Erwarten problemlos auch
innerhalb Japans kaufen! Die Möglichkeiten, ein Auto zu mieten gibt es theoretisch zwar, allerdings
haben wir davon keinen Gebrauch gemacht, zumal man eine Übersetzung, sowie beglaubigte Kopie
des Führerscheins anfordern muss, da der internationale deutsche Führerschein in Japan nicht
anerkannt wird. Da dies alles mit weiteren Kosten und unnötiger Bürokratie verbunden ist, haben wir
davon Abstand genommen. Zumal der öffentliche Nah- und Fernverkehr mit dem Bus oder Zug
hervorragend organisiert sind. Man sollte dringend davon abraten, innerhalb der Stadt auf ein Taxi
zurückzugreifen. Eine 3 minütige Fahrt vom Krankenhaus bis zum Bahnhof hat schon umgerechnet
gute 10 Euro gekostet und abends gibt es nochmals einen 30% Aufschlag.
Gastgeschenke
Es empfiehlt sich, einige Gastgeschenke mitzunehmen, da man recht häufig
eingeladen wird. Beliebte Gastgeschenke sind Frankenwein (insbesondere Frau
Kusumoto freut sich hierüber), Kugelschreiber, aber auch beispielsweise
Überraschungseier. Viele der Ärzte haben kleine Kinder und einige waren längere
Zeit in Amerika oder Europa, so dass manche berichten, ihre Kinder hätten so viel
Gefallen an diesen Ü-Eiern gefunden und es sei sehr schade, dass es diese in Japan
nicht zu kaufen gibt. Eine relativ leichte Freude kann man seinen japanischen
Kollegen mit Postkarten oder Kalendern von Würzburg oder seinem Heimatort machen und einer
kleinen Widmung auf der Rückseite. Das kommt gut an. Sehr wichtig ist in
Japan die Verpackung. Üblicherweise werden Geschenke vom Empfänger erst
aufgepackt, wenn er wieder alleine zu Hause ist. Daher wird oft noch mehr
Wert auf die Verpackung als auf das Geschenk selbst gelegt. Allerdings haben
unsere japanischen Kollegen uns eigentlich ausnahmslos die Freude gemacht,
ihre Geschenke bereits vor unseren Augen aufzupacken.
Sprache
Die japanische Sprache und insbesondere die Schrift sind sehr faszinierend. Allerdings ist sie auch so
komplex, dass es nicht möglich ist, diese innerhalb kurzer Zeit zu erlernen. Niemand erwartet, dass
man als deutscher Austauschstudent japanisch spricht, es erleichtert aber sicherlich die
Verständigung. Als „Eisbrecher“ sollte man sich, auch wenn man sonst wenig Kontakt mit der Sprache
hatte, zumindest einige Floskeln aneignen. Ebenfalls wirkungsvoll ist es, wenn man sich einige
Schriftzeichen inklusive Bedeutung und Aussprache aneignet. Mir (Katrin) gelang es innerhalb der 8
Wochen durch aufmerksames Zuhören und gelegentliches Nachfragen immerhin gut 30 Schriftzeichen
so zu lernen, dass ich auch einige – insbesondere häufigere – Namen lesen konnte. Dadurch ließ sich
auch häufig der Kontakt zu neuen japanischen Kollegen erleichtern und es bereitete den meisten
Freude, dass ich mich für ihre Schrift und Sprache interessierte. Will man aber als Ausländer großen
Eindruck bei den Japanern machen und insbesondere unter den Studenten, so begrüßt man sich bei
enger Freundschaft untereinander mit Otsukaresama desu. Es ist schwierig zu übersetzten, bedeutet
es abhängig von der Situation Hallo, Hy, wie geht´s, Gute Arbeit, Sehe dich später, Tschüss oder Nett
dich zu sehen usw. Man sprich es Otskaresama des aus, ohne Betonung der u-Laute. Im
Jugendjargon hört man oft auch nur ein kurzes Ots. Gegenüber Fremden sollte man allerdings etwa
Vorsicht walten lassen, da die genaue Anwendung dieses Ausdruckes nicht einfach zu erfassen ist
und nicht in allen Kontexten richtig ist.
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2. Nagasaki
a.) Ankunft
Frau Kusumoto holte uns vom Flughafen in Nagasaki ab und brachte uns direkt in das International
Guesthouse Sakamoto, welches direkt etwas oberhalb der Uniklinik liegt. Unsere Ankunft an einem
Sonntagnachmittag war kein Problem, da Frau Kusumoto für uns die Schlüssel organisiert hatte. Sie
führte uns zu unseren Zimmern, erklärte uns die Einrichtung und schilderte uns den Ablauf der
nächsten Tage. Da Montag, der 14.10. ein Feiertag war, konnten wir uns noch etwas erholen, uns den
sehr warmen Temperaturen von fast 27 °C sowie den 7 Stunden Zeitumstellung (Deutsche
Sommerzeit) anpassen und die Gegend erkunden.
b.) Unterkunft & Miete
Die Unterkunft wurde uns von Frau Kusumoto im
Voraus
organisiert.
Das
International
Guesthouse ist sehr günstig, sowohl vom Preis
wie auch von der Lage. In etwa 3 Minuten ist
man an einem Seiteneingang der Klinik, über
den man direkt zu den Büros gelangt. Die Miete
beträgt etwa 60€ im Monat – allerdings zählt
jeder Tag in einem neuen Monat bereits als
neuer Monat. Ist man also von Mitte Oktober bis
Anfang Dezember dort, zahlt man die Miete für 3
Monate (immer noch sehr, sehr günstig!). Dazu kommen dann noch
Nebenkosten von etwa 10€ pro Monat, eine einmalige
Reinigungsgebühr von etwa 100€ und die Miete für Bettdecke, Kissen
Sebastians Zimmer
und Bettwäsche. Diese ist abhängig von der tatsächlichen
Aufenthaltsdauer und beträgt für 2 Monate etwa 30€. Nach Ankunft muss man einmal im International
Office bei Frau Ozaki vorbeigehen. Dort kann man auch die Reinigungsgebühr sowie die Mietgebühr
fürs Bett bezahlen. Die monatliche Miete sowie die Nebenkosten werden ganz bequem im
nächstliegenden Convenience-Store (Kombini-Store), wie dem Lawson, Seven Eleven oder Family
Mart bezahlt. Am einfachsten gelingt die Bezahlung im Krankenhaus eigenen Lawson. Zu beachten ist
hierbei nur, dass diese Kosten generell in bar bezahlt werden müssen.
Die Wohnungen selbst sind zweckmäßig ausgestattet: Man hat etwa 18m² zur Verfügung. Zwei
Schränke, Schreibtisch, Bett, sowie eine Regalwand sind enthalten. Ebenso verfügt jedes Zimmer
über eine kleine Plastiknasszelle inklusive Badewanne. Die Raumtemperatur wird generell über die
Klimaanlage geregelt. (Im Winter kann man damit auch heizen – wie ist aber etwas schwieriger
herauszufinden.) Eine große Küche mit vielen Gaskochern befindet sich auf jedem Stockwerk. Ebenso
Waschmaschinen (Achtung: Jede hat nur eine Kaltwasser Zuleitung!) und Trockner. Die
Gemeinschaftsküche sowie die Gänge werden unter der Woche regelmäßig professionell gereinigt.
Etwa einmal in zwei Monaten hat jeder Mieter an einem Tag (nur Wochenenden oder Feiertage)
„Küchenputzdienst“. Gemeint ist damit allerdings nur, auf dem eigenen Stockwerk die Müllsäcke zu
tauschen und den Müll in die Container vor dem Haus zu bringen. Die sehr spezielle Mülltrennung
(Glas, Plastik und brennbarer Müll) Japans bzw. des Wohnheims wird erfreulicherweise auch in
Englisch von den Mülltüten selbst erklärt. Vor öffentlichen Müllcontainern steht man aber schon
manchmal vor der Frage, welches der japanischen Schriftzeichen jetzt genau den Mülleimer
bezeichnet, für den man Müll hat.
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c.) Internet & Handy
Internet im „International Guest House Sakamoto“ zu bekommen ist sehr umständlich. Man muss es
zunächst bei einem „internet provider“ beantragen, dann dauert es wohl etwa 3 Wochen, bis man das
Internet über ein selbst besorgtes LAN-Kabel verwenden kann. Da wir sowieso nur für 8 Wochen da
waren, haben wir darauf verzichtet. Mit etwas Glück hat einer der anderen Mieter des International
Guest Houses WLAN und stellt es einem zur Mitbenutzung zur Verfügung. Leider war das während
unseres Aufenthaltes nicht der Fall. Im Krankenhaus gibt es WLAN nach Registrierung durch einen
der Ärzte (die IP Adresse des jeweiligen Gerätes muss zunächst registriert werden, dann gibt es eine
Liste mit Passwörtern für die jeweiligen Gebäudeteile und Stockwerke). Alternativ kann man in den
ersten Tagen auch das kostenlose Internet im Starbucks (z.B. im Cocowalk – ein Einkaufszentrum
etwa 15min zu Fuß vom Krankenhaus mit Riesenrad auf dem Dach) nutzen. Hierfür ist allerdings
vorab eine Anmeldung mit Email Adresse über „starbucks japan“ nötig.
Wer ein japanisches Handy nutzen möchte, kann dieses
entweder am Flughafen mieten, oder sich ein altes von einem der
japanischen Studenten ausleihen. Selbst kaufen ist leider
aufgrund des japanischen Gesetzes nicht möglich, wonach nur
Personen mit dauerhaftem Wohnsitz eine Handykarte/Handy
erwerben können. Ob das eigene Handy für den Notfall in Japan
funktioniert, sollte man vorher prüfen. Ich hatte sicherheitshalber
zwei Handys dabei, von denen das eine, trotz „Quadband“ nicht
funktioniert hat. Vermutlich weil es für Prepaid Kunden nicht
vorgesehen war.
d.) Elektrische Geräte und Adapter
Die Stromspannung in Japan ist eine andere (100V, 60Hz) – es
empfiehlt sich alle elektrischen Geräte auf ihre mögliche
Verwendung zu prüfen (Info steht irgendwo auf dem Stecker, die
meisten (neueren) Geräte funktionieren). Adapter kann man entweder am
Flughafen (am besten noch in Tokio) kaufen, oder aber im Yamada Laden, ganz in
der Nähe des Stadiums (etwa 2 Haltestellen vom Krankenhaus entfernt – gut
sichtbar), ein „großer schwarzer Klotz“. Dort erzählen einem die Mitarbeiter zwar,
dass sie den nötigen Adapter nicht hätten – die Beschriftung ist auch tatsächlich
nicht für Deutschland gedacht, dennoch
Yamada-Elektroladen
lässt sich ein Adapter finden, mit dem sich
unsere Geräte problemlos an das
japanische Netz anschließen lassen. In Deutschland kann
man zwar auch versuchen, einen Adapter zu erwerben,
allerdings benötigt man für Nagasaki
bzw. das Wohnheim einen 2-poligen
Stecker. In den Läden in Würzburg, in
denen ich zuvor nach einem Adapter
gesucht hatte, gab es nur 3-polige, die
einem aber nur an sehr wenigen Stellen
weiterhelfen.
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e.) Kleiderordnung
Eine richtige Kleiderordnung gibt es in der Klinik eigentlich nicht. Man sollte unbedingt einen
passenden weißen Kittel mitbringen, denn es wird bereits am ersten Tag erwartet, dass man diesen
dabei hat. Zur Not kann man einen solchen aber auch auf dem Campus der medizinischen Fakultät in
einem kleinen Supermarkt neben der Mensa kaufen. Ansonsten empfiehlt es sich, ordentliche Schuhe
und Hosen dabei zu haben. Manche Ärzte arbeiten allerdings auch in „Lederschuhen“ welche eher
offenen Hausschuhen ähneln. Vor unserem Aufenthalt dachten wir, dass unsere Socken unbedingt
neu oder zumindest lochfrei sein müssten. Im Laufe der Zeit haben wir aber bei manchen meiner
Kollegen, die in offenen Schuhen arbeiteten, festgestellt, dass die Socken bereits mehrere Löcher
hatten. ;-)
f.) Geld
Das Thema Geld ist so eine Sache für sich. Prinzipiell kann man überall – oder zumindest in jeder
größeren Stadt – an Bargeld kommen. Es empfiehlt sich auch immer, genügend Bargeld dabei zu
haben, da Kreditkarten, insbesondere unsere „Übersee-Kreditkarten“ nur selten akzeptiert werden,
außer in den meisten Kombini-Stores. Visa ist in Japan stärker vertreten als Master Card.
Geld abheben geht eigentlich nur mit Kreditkarte. Wo man Geld abheben kann, ist abhängig von
dieser Karte. Mit der deutschen Visa-Karte kann man entweder im seven eleven (7up) oder bei der
Postbank Geld abheben. Mit der deutschen Mastercard geht das nur bei der Postbank. Dies stellt nur
bedingt ein Problem dar, da die Post ganz in der Nähe des Krankenhauses direkt an der Streetcar
Haltestelle „Nagasaki daigaku byoin“ (Nagasaki Universitätsklinik - 長崎大学病院) ist. Allerdings ist der
Geldautomat an die Öffnungszeiten der Post gekoppelt. Generell kann man sagen, dass die
bargeldlose Bezahlung mit Visa erheblich einfacher war als mit MasterCard.
Wichtig zu wissen ist auch, dass der Mindestbetrag, den man abheben muss, sowohl im 7up wie auch
in der Post 10.000 Yen (etwa 75€) sind. Im 7up gibt es nur 10.000 und 5 000 Yen Scheine, in der Post
kann man ab 10.000 Yen auch 1000 Yen Scheine abheben und so quasi jeden Geldbetrag über
10.000 abheben.
Interessant zu wissen ist, dass man 2000 Yen Scheine zwar in Deutschland bekommt, diese aber in
Japan inzwischen überaus selten sind. Bezahlt man damit wird man häufig mit großen, erstaunten
Augen angeschaut. Teilweise wird auch mehrfach geprüft, ob der Schein wirklich echt ist. In Japan
zahlen die Menschen einen 500 Yen Betrag lieber mit einem 10.000 Yen Schein als mit einem 2000
Yen Schein.
Als ich (Katrin) mit meiner Mentorin mal in einem Supermarkt war, habe ich den Geldbetrag mit einem
2000 Yen Schein bezahlt. Sie wirkte beinahe entsetzt. Später haben wir uns darüber unterhalten, dass
ich Bedenken hätte einen kleinen Betrag mit einem 10.000 Yen Schein zu bezahlen. Daraufhin meinte
sie: „Aber nein, das ist hier überhaupt kein Problem! Man zahlt hier auch ganz kleine Beträge häufig
mit einem Zehntausender!“ Als ich ihr erzählte, dass das bei uns eher unerwünscht sei, meinte sie:
„Oh, jetzt verstehe ich, warum man mich in Europa unfreundlich angeschaut hat, als ich 2€ mit einem
100€ Schein bezahlen wollte!“ ;-)
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g.) Einkaufsmöglichkeiten
Essen und Trinken ist in Japan relativ teuer. Auf
Empfehlung eines früheren Austauschstudenten haben wir
uns vor Ort im 100 Yen-Shop (je nach Wechselkurs etwa
0,80€ Shop) mit Besteck und Tellern eingedeckt sowie in
einem Supermarkt nahe der Universität Topf und Pfanne
gekauft. Wir haben dann regelmäßig gekocht und uns
dabei meist auf Reis und Gemüse beschränkt. Für einen
Japaner
übrigens
kein richtiges Essen:
Für meine Kollegen
dort gehört immer
mindestens ein Stück Fleisch oder Fisch zu einem „richtigen“
Essen. Wenn ich erzählt habe, was es bei uns zu Abend gab,
dann kam oft die erstaunte Nachfrage: „Okay, Reis und Gemüse
– und was habt ihr gegessen?“ Es gibt so gut wie alles im 100
Yen-Shop, den man am besten mit der Roten Linie-3 oder
Blauen Linie-1 erreicht und bis zur Haltestelle Sumiyoshi-12 fährt.
Man überquert die Straße in Fahrtrichtung links und steht genau
vor dem Eingang der gleichnamigen Einkaufspassage
Sumiyoshi. Man geht an den Gemüsehändlern vorbei und geht in
einen großen Supermarkt auf der linken Seite. Im ersten Stock
befindet sich der 100 Yen Shop. Im Erdgeschoss kann man eine große Auswahl an Obst und Gemüse
kaufen, sowie sehr gutes Sushi, zahllose Bento-Boxen oder gutes Fleisch. Im 100 Yen-Shop kann
man auch günstig Geschirr kaufen, das auch tatsächlich gut 8 Wochen durchhält. Ein anderer, viel
größerer Daiso-100 Yen Shop findet sich in den Einkaufsarkaden in der Nähe Chinatowns und wird
weiter unten beschrieben. Wer in der Nähe schön shoppen oder Lebensmittel einkaufen gehen
möchte, kann dies bis 21 Uhr im nur 10 min. zu Fuß entfernten Cocowalk erledigen. Schon am
zweiten Tag haben wir je eine 500Yen Fahrt mit dem Riesenrad unternommen, welches im 4. Stock
des Einkaufszentrums angegliedert ist, zusammen mit einer Spielhalle für Jung und Alt. Den Cocowalk
sollte man sich auch deshalb gut merken, da man von dort aus mit dem Bus zum Flughafen Nagasaki
oder auch nach Kyoto gelangt. Zudem ist die Bahnhaltestelle „Urakami“ in unmittelbarer Nähe. Ein
etwas kleinerer Supermarkt, der aber alles an Lebensmitteln hat, was man im Laufe der Zeit benötigt,
befindet sich auch unmittelbar unterhalb der Klinik.
h.) Fahrt zum Flughafen
Da unser Flug am Freitagabend ging und wir daher schon zur Mittagszeit zum Flughafen aufbrechen
mussten, fand sich leider keiner, der uns mit dem Auto zum Flughafen bringen konnte. Daher sind wir
mit dem „Airport-Bus“ ab dem Cocowalk zum Flughafen gefahren. Der Bus fährt alle 20 bis 30
Minuten, benötigt etwa 1 Stunde und kostet ungefähr 6€ pro Person (inkl. beliebig vieler
Gepäckstücke). Den Fahrplan gibt es im Internet auch auf Englisch einzusehen. Um zum Cocowalk zu
kommen, kann man entweder ein Taxi bestellen (etwa 10€), mit der Streetcar fahren oder eben zu
Fuß gehen. Nagasaki besitzt, wie einige Städte auf Kyushu eine Art Straßenbahn. Außerhalb Kyushus
sei es eine Rarität. Das Schienennetz ist sehr gut ausgebaut und leicht verständlich. Die Fahrt in
Nagasaki kostet pauschal 120 Yen, die man immer passgenau beim Aussteigen an der Fahrertür zu
zahlen hat. Am anderen Ende des Wagons steht immer ein Geldwechselautomat in der Bahn, sodass
man keine Probleme haben sollte, zumal touristenfreundliche Abbildungen den Bezahlprozess in einer
bunten Bilderreihe darstellen. Die Fahrt mit dem Bus innerhalb der Stadt sollte auch kein Problem
darstellen, allerdings sind die Buspläne hauptsächlich auf Japanisch und so haben wir Busreisen nur
für Fernreisen unternommen. Taxifahrten sollte man, außer wenn von der Klinik gesponsort, eher
vermeiden, da die Kosten eher noch höher sind als bei uns.
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3. Universität & Krankenhaus
a.) Sebastian
Viszeralchirurgie
(3 Wochen)
Der (aller-) erste Tag
Am ersten Tag wurde man von Mr. Tanaka, den ich danach nicht
wieder gesehen habe vom Admission-Office nahe der UniversitätsBibliothek abgeholt. Herr Tanaka kam recht pünktlich um 07:00 Uhr.
Seine eifrigen japanischen Worte habe ich vorerst nicht verstanden,
aber ich sollte kurz auf ihn warten. Dann kam er mit meinem
Ausweis, der Codekarte für die gesicherten Türen und Aufzüge,
sowie einem Diensttelephon zurück und wir machten uns auf den
Weg zur Klinik. Wir plauderten etwas und kamen flüchtig ins
Gespräch. Er brachte mich sogleich in die 11. Etage, um mich dem
Chef der Studienabteilung vorzustellen. Hier verließ mich Mr. Tanaka und ich kam auch hier schnell
ins Gespräch. Er teilte mir noch meinen Schreibtisch zu und ich konnte mich dort umkleiden.
Allerdings setzte er irgendwie voraus, dass ich einen Coat dabei habe. In der Zeit im Krankenhaus
hatte ich immer meine eigene Kleidung, wie Hose, Hemd, Schuhe und Kittel dabei. Arbeitskleidung für
Studenten gäbe es anscheinend auch, aber wir habe nie davon Gebrauch gemacht. Der Herr stellte
mich dann Herrn Professor Eguchi vor, der einige Zeit in
Groningen/Niederlande und in den USA verbracht hatte.
Er ist ein ganz, wie ich nun behaupten darf, untypischer
Japaner, der offen auf die Leute zugeht und
interessanterweise gerne sein Holländisch unter Beweis
stellen möchte. Wir haben uns freundlicherweise auf
Englisch geeinigt und hier und da verabschiedete er sich
auf Deutsch. Bei der Morgenbesprechung um 7:30 Uhr
kamen
alle
Mitarbeiter
der
Chirurgie-Abteilung
zusammen. Es stellten sich die japanischen Studenten
vor und mir schlug das Herz etwas höher. Dann durfte
auch ich mich vor fast vierzig Leuten in dem dafür nicht ausgelegten Konferenzraum vorstellen. Der
gegenseitige Respekt ist enorm. Ohayo gozaimasu. Watashi wa Sebastian von der Assen desu.
Doitsu-jin desu. Dann musste ich wechseln. I´m an exchange student from Germany. Ich gebrauchte
zwar viel mehr Worte als die japanischen Studenten, aber alle Anwesenden verneigten sich und
klatschten in die Hände. Ein tolles Gefühl, dem ich mit einem breiten warmen Grinsen begegnete.
Dann ging die Konferenz los und sofort waren zwei Ärzte um mich herum, um mir alles auf Englisch zu
übersetzen. Man erzählte mir, wie sich der Ablauf
strukturierte.
Zuerst
werden
die
Pre-OPs
(Vorbesprechungen der kommenden Operationen)
besprochen, dann die bereits stattgefundenen OPs.
Dabei wurde schnell die Verteilung der Aufgaben klar. Es
gibt einzelne OP-Teams, die sich auf eine OP, bzw. auf
ein Organ spezialisiert haben. Ich wurde eher zufällig
dem „Leber-Team“ zugeteilt, da ich Herrn Eguchi bei
meiner ersten Begegnung auf die Frage, was mich denn
besonders an der Chirurgie reizen würde, hektisch-nervös
„…liver and pancreas surgery…“ hervorbrachte.
11
Dabei stellt die Gruppe den Patienten anhand der
Krankheitsgeschichte
vor,
zeigt
Laborwerte,
ein
standardmäßig angefertigtes EKG, sowie durchgeführte
Ultraschalluntersuchung oder Röntgen-, CT- oder MRT-Bilder.
Die Besonderheit dabei war, dass sämtliche OP-Schritte in
einer Art Briefing einzeln durchgesprochen wurden, sowie
detaillierte Zeichnungen des voraussichtlichen OP-Feldes
angefertigt wurden und auf die kleinen Meisterwerke wurde
offensichtlich auch großer Wert gelegt. Danach folgte die
ebenso umfassende Post-OP-Besprechung im selben Raum.
Anschließend ging es auf die Station. Das Krankenhaus besteht aus zwei großen Komplexen, sodass
man nicht jeden beliebigen Fahrstuhl verwenden kann, was in den ersten Tagen zur perfekten
Verwirrung geführt hatte. Lustigerweise verirren sich auch langjährige Mitarbeiter noch gelegentlich im
Wirrwarr der Gänge, Stockwerke, Gebäude und Aufzüge.
Ein Krankenhauskomplex beinhaltet die Forschungs- und Verwaltungsabteilung und der andere Teil
die Patientenbetten und Untersuchungsräumlichkeiten. Sich in diesem Gewirr von Treppen und Türen
und Fahrstühlen zurecht zu finden, braucht seine Zeit. Auf Station werden einem schnell die großen
Dimensionen bewusst. In den breiten Fluren konnte man problemlos zwei Betten parallel
vorbeischieben. Das Stationszimmer hatte nie geahnte Ausmaße und im Zentrum befanden sich die
Arbeitsplätze mit den stets in Rosa gekleideten Nurses. Nicht nur die waren rosa, sondern auch die
vielen teuren Littmann Stethoskope, die Patientenhemden, die OP-Kleidung der Schwestern samt
Kopfhaube, die Vorhänge in den Patientenzimmern und die Bleischürzen im OP waren ebenfalls rosa
mit niedlichen Häschen oder Pandas darauf. Die einzelnen Etagen unterteilen sich in einen Ostflügel
東, der orange eingefärbt war und in einen Westflügel 西, der grün als Erkennungsfarbe hatte. Der
absolut höfliche Umgang und der Geduld der Mitarbeiter ist es zu verdanken, dass man sich nie
alleine gelassen fühlt und ermuntert wird, Fragen zu stellen. Ich dachte, dass wir sogleich in den OP
gingen, aber ich wurde darauf hingewiesen, dass die OP-Tage der Montag, Mittwoch und Freitag sind.
An den anderen Tagen erfolgen „Schreibtischarbeit“ und die Patientenaufnahme sowie -entlassungen.
Am Dienstag war also ein OP-freier Tag, dennoch wurde es durch die Frühvisite um 10:00 und die
Spätvisite um 16:00 Uhr nicht langweilig. Die vielen neuen Eindrücke in Kombination mit dem Jetlag
begannen einen im Laufe des Tages zu erschlagen, so dass man gegen 18:30 Uhr gehen konnte.
OP-Tag
Ich war mir noch nicht ganz sicher, was mich an diesem ersten
Tag im OP erwarten würde. Ich wusste, dass wir eine
Lebendlebertransplantation durchführen würden. Zu meiner
Überraschung stand ich auf dem OP-Plan. Zwischen all den
Katakana, Hiragana und Kanji erspähte ich ein paar lateinische
Lettern. Es war deutlich Sebastian zu lesen. Der Plan war sehr
strukturiert und zeigte den kompletten OP-Ablauf einschließlich
der postoperativen Versorgung. Gestartet wurde in zwei OPSälen. Der Donor (Spender) war die Ehefrau eines Patienten mit
Hepatocellulären Karzinom (HCC) und ethyltoxischer Leberzirrhose. Das eine Team operierte den
Spender und das andere Team operierte den Empfänger (Rezipienten). Ich wurde dem Empfänger
zugeteilt, zusammen mit Professor Eguchi und 4 weiteren Operateuren. Die Teams holten den
Patienten aus seinem Zimmer ab und auf halber Strecke zum OP trafen wir auf das andere Team,
sodass sich ein eindrucksvolles Grüppchen zusammenfand, um die vorausgehenden Patienten zum
Saal zu begleiten. Es war eine sehr bezeichnende Szene, die mir immer wieder verdeutlicht, welche
tiefe Wertschätzung die Japaner untereinander eint. Die Operation war insofern etwas Besonderes,
als dass Lebertransplantationen von gehirntoten Spendern in Japan sehr selten sind. Einer der
Oberärzte malte mir eine Zahl von ca. 50 Lebertransplantationen pro Jahr auf meinen Schreibblock. In
Korea sind es schon über 200 pro Jahr.
12
Die Operation begann ca. um 08:00 Uhr. Wir betraten das Labyrinth aus Gängen und wechselten zu
allererst – genau - die Schuhe. Ich wechselte zuerst die Krankenhauslaufschuhe und zog die OPSchuhe an. Dann folgte erst die übliche Umkleide und der Wechsel der Arztkittel zur OP-Kleidung
bestehend aus Hose und Hemd. Alternativ kann man auch OP-Socken anziehen, jedoch habe ich nie
davon Gebrauch gemacht und auch nicht jeder Chirurg wechselte seine Socken. Die Wertsachen, wie
die unzählbaren Smartphones und Tablet-PCs wurden anschließend verwahrt. Danach folgten die
OP-Haube und die Maske, die mir jedoch meine Nase mit einem kräftigen Zug an den Mund presste.
Jetzt erst konnte ich den ausladenden OP-Komplex betreten und die rund 13 Operationssäle genauer
betrachten. Vorbei ging es an sehr geräumigen Waschstraßen und Aufenthaltsräumen. Es war doch
alles etwas größer, als ich es bisher erlebt hatte. Die Operationssäle werden allesamt überwacht und
sind untereinander mit einem Funksystem verbunden. Auffällig war auch hier der gegenseitige
Respekt, kein wortloses Aneinandervorbeirennen oder schlechtgelaunte Mienen. Wie im Alltag, so
dominiert auch hier meist die Farbe rosa oder pink. Vor allem die OP-Schwestern trugen rosa Hauben,
rosa Kleidung und pinkfarbene Schuhe. Vor dem Schnitt sollte sich jeder Beteiligte nochmal mit
seinem Namen vorstellen: Watashi-wa Sebastian desu. Erst jetzt wurde begonnen. Am Kopf des
Operationsfeldes war Prof. Eguchi, ihm gegenüber und jeweils daneben die anderen Operateure.
Einer der Studenten wurde nach vorne gerufen und durfte überraschenderweise den ersten Schnitt
mit dem Skalpell machen. Prof. Eguchi assistierte dem nervösen Studenten dabei. Ich empfand dies
als große Ehre, wie ich es Prof. Eguchi mitteilte und dass dies in Deutschland in den allermeisten
Fällen ungewöhnlich sei. Als diese Nachricht dem Studenten überbracht (also übersetzt) wurde und er
ein in meinen Augen „ehrenvolles“ Werk getan hatte, glänzten seine Augen deutlich. Auffällig war die
absolut saubere und konzentrierte Arbeitsweise während der Operation. Nahezu keinerlei Blutstropfen
verließen das Operationsfeld, ständig hielt einer der Operateure den Sauger in die Wunde. So eine
saubere Operation hatte ich zuvor nicht gesehen. Die Studenten hatten derweil die Möglichkeit auf
einem der drei Monitore das Geschehen zu verfolgen oder sie konnten in den ausliegenden und reich
bebilderten Operationsanleitungen der Ärzte blättern. Es waren didaktisch einwandfreie Bücher, die
rund 10.000 Yen (derzeit etwa 75€) gekostet hatten. Zu jedem Operationsgebiet gab es eine
Ausgabe. Diesmal lag die kan-zo Transplantation aus. In 45 Schritten zum Erfolg. Jeder einzelne OPSchritt wurde mit zahlreichen Texten und viel besser verständlichen, idealisierten Zeichnungen
abgebildet. Die Assistenzärzte waren zunächst nicht am OP-Feld, sondern sollten am Ende die
Operationswunde zunähen und bedienten die Kamera über dem OP-Feld. Jede Operation wurde
aufgezeichnet. Jeder wichtiger Teilschritt wurde zudem auf unzähligen Fotobildern dokumentiert,
weshalb die Operation an unzähligen Stellen extra für Dokumentationszwecke unterbrochen wurde.
Daneben wurden die Operationsschritte nochmals in einer Art timetable oder Fahrplan festgehalten
und die jeweiligen abgeschlossenen Stufen der Operation mit einem Häkchen versehen. Danach
wurde ich an das OP-Feld gerufen und stand in dritter Reihe, wo ich leider absolut gar nichts gesehen
habe. Aber man sagte mir „Don´t worry“, das sei hier eben so. Die chirurgische Handreinigung
bestand aus drei Phasen. Mit einem Pedal bediente man eine Art Blasebalg und pumpte mit Fußkraft
eine rötliche seifenartige Masse auf seinen Arm. Das ganze wurde dann unter dem Wasserhahn
abgewaschen und dann wurde bis zum Unterarm eingeseift und zum Schluss die Hand. Zum
Abschluss spendete ein Automat trockene Tücher, man rubbelte sich trocken, nahm ein wenig
Desinfektionsmittel, den sog. alcohol, wird von der netten Schwester angekleidet und geht in den OP.
Der Saal war geräumiger, als ich es bisher aus deutschen Krankenhäusern kannte. Es waren im Laufe
der OP ziemlich genau 22 Menschen im Saal, die allesamt durcheinander redeten und die Bon Jovi
Musik aus der bereitgestellten CD-Anlage erstaunten mich umso mehr. Doch alle Beteiligten waren
weiterhin konzentriert. Es gab keine lauten, bösen Worte unter den Operateuren und auch die OPSchwestern nahmen die Anweisungen gelassen und sehr aufmerksam hin. Die OP dauerte noch viele
Stunden und um 19 Uhr gab es einen „Brake“. Das Abendessen wurde bereitgestellt und Prof. Eguchi
lud mich ein, bevor wir im zweiten Teil der OP die Leber einsetzten und die Portalvene durchtrennten.
Im Aufenthaltsraum gab es Hotto Motto Chicken mit Reis und Gemüse. Hotto Motto ist die japanische
Antwort auf KFC oder McDonalds, nur irgendwie gesünder. Anbei lief ein Baseballspiel im Fernsehen
und einige Ärzte fieberten engagiert mit. Nachdem der zweite Teil der Operation lief, folgten einige
teaching lessons. Dabei durften wir als Studenten die zirrhotische Leber im Situs tasten, bei der
Präparation der Gefäße der Spenderleber habe wir uns die Anatomie nochmals vergegenwärtigt und
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wurden nach einer weiteren kurzen Pause von Prof. Eguchi auf den OP-Boden gerufen, wo er uns
einige chirurgische Knoten zeigte. So kam ich immer besser mit den japanischen Studenten in Kontakt
und wir hatten viel Spaß dabei, als wir vor lauter Müdigkeit unsere Finger selbst zusammenknoteten.
Um 22:30 Uhr, nach über 14 Stunden habe ich den OP-Saal und auch das Krankenhaus verlassen
und bin im International Guest House kraftlos in meinem Bett zusammengebrochen. Aber mit einem
breiten Lächeln auf dem Gesicht.
Sebastian und
die Empfangsdamen der Chirurgie
ENT-Department
(2 Wochen)
Grundsätzlich: Ich habe mich immer am Freitag vor dem
Wechsel in ein neues Department bei den Sekretärinnen des
jeweiligen Departments gemeldet, mich vorgestellt und mir
nochmals die Anfangszeiten bestätigen lassen, die mir Frau
Kusumoto teilweise schon vor unserem Japan-Austausch
mitgeteilt hat. Sehr angenehm war, dass die 11. Etage des
Outpatient
Buildings
komplett in Chirurgischer
Hand war. Nur die
Prof. Takahashi und Sebastian
Herzchirurgie befand sich
im 10. Stock. So konnte man bequem ein paar Türen weiter
gehen und sich kurz bei den Leuten melden. Das wäre zwar
nicht nötig gewesen, da an der PIN-Wand bereits die
kopierten Austauschdokumente hingen mit dem Verweis, dass
ich komme, aber alle fanden es sehr gut und haben sich
gefreut. Nach drei Wochen Viszeralchirurgie hatte man sich
schon derart an die Gesichter jeden Morgen gewöhnt, dass
ich nur schwer Abschied nehmen konnte und mit gemischten Gefühlen das ENT (Ear Nose Throat)
oder HNO-Department besuchte. Was wird mich dort erwarten? Um es kurz zu machen: Ich war nicht
nur angenehm überrascht, sondern hochgradig begeistert, so dass ich mich sogar geärgert hatte,
nicht eine Woche mehr dort verbringen zu können. Der Professor und damit Chef der HNO sprach ein
amerikanisches Englisch mit einer überraschend angenehmen Stimme, die ihn sehr sympathisch
machte. Man wird immer gefragt, was man machen möchte und ist eigentlich relativ frei in seinen
Entscheidungen.
Viele verstehen das System aus Deutschland mit den Tertialen nicht und nahmen generell an, man
möchte unbedingt Chirurg werden. Ich erklärte immer ehrlich, dass man vielleicht kein Chirurg werden
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möchte, aber hier in Japan die einmalige Gelegenheit hätte, anstatt zweigleisig Viszeralchirurgie und
Unfallchirurgie, multidisziplinär ein viel breiteres Chirurgiespektrum abzudecken. Und das stimmte
auch und es war auch deutlich vielfältiger und spannender. Erfreut erklärte er mir, dass man eng mit
Würzburg auf dem Feld der Cochlea Implantate arbeitete, umso erstaunter war er, als ich ihm erklärte,
dass ich leider noch keine Gelegenheit hatte, eine OP dieser Art direkt zu verfolgen. Etwas erstaunt
darüber schmunzelte er etwas, aber versprach mir, dass ich Gelegenheit hätte, eine solche OP zu
sehen. Ich war angetan von seiner freundlichen Art und Weise. Er übergab mich in die Hände seines
Stellvertreters, Dr. Kaneko. Ein schmal gebauter, sehr freundlicher Herr, der sich um mich kümmerte
und mich mit etwas versorgte, was ich im Laufe der Zeit mehrfach als very good und best organisation
lobte: Ein Wochenplan! Wow, jetzt weiß ich wenigstens wo ich wann, warum sein muss. Die ENTLeute bezeichnen sich selbst als „Spätstarter“, sodass ich erst um 9:00 Uhr anwesend sein musste
und gegen 15:00 Uhr bereits fertig war. Lobenswert sollen aber nicht die studentenfreundlichen
Hospitationszeiten sein, sondern die Vielfalt an Möglichkeiten, die für mich vorgesehen waren. Neben
dem Chef und seinem Stellvertreter gab es noch andere in seinem Team, die mich sehr freundlich
begrüßten. Das ENT Department unterteilt sich in zwei Teams: das Ear-Team und das Larynx-Team.
Am wohlsten fühlte ich mich unter den Ohren-Leuten.
Zunächst durften die Studenten, sowie alle übrigen ENT-Ärzte mit auf die Visite des Professors. Es
handelte sich dabei um die Voruntersuchung zu den bevorstehenden Operationen. Auf zwei Sesseln
wurden in einem gut ausgestatteten Raum Patienten empfangen und untersucht. Dabei erklärten die
beistehenden Ärzte immer, was der Patient gerade hatte. Einer der ENT-Ärzte war ein kräftiger,
lustiger Kerl, der gerade Deutsch lernte und versuchte, hier und dort ein Wort einzubringen. Ein
anderer konnte nur gebrochen Englisch sprechen, doch auch er war sehr bemüht, den Studenten und
auch mir etwas bei zubringen. Das Highlight war eine Pharyngoskopie, die wir gegenseitig
durchführen durften.
Danach hielt der Professor für die japanischen Studenten einen
einstündigen Vortrag und wechselte gleich am Anfang auf
Englisch, wofür ich mich unterwürfig mehrfach verbeugte und
bedankte. Am Ende durfte jeder an einem echten Schädelmodell
ein Cochlea-Implantat einführen. Es war ein fast unmögliches
Unterfangen und man begriff sofort die ausgesprochene
Fingerfertigkeit und Erfahrung die ein solcher Eingriff
voraussetzte.
Eines Tages kam Mr. Kaneko auf mich zu, wegen einer Patientenvorstellung, die ich im Team dem
Professor präsentieren sollte. Ich teilte mir die Arbeit mit den anderen japanischen Studenten, die
allerdings lediglich den vorgefertigten Diagnostik- und Anamneseteil
vorzulesen hatten, den der Arzt schon angefertigt hatte. Das lief
auch auf anderen Abteilungen so. Zwar dürfen die japanischen
Studenten mal einen Patienten betreuen und bei den
unregelmäßigen Visiten vorstellen, bei der Vorstellung in der
Teambesprechung
mittags
wurden
vorgefertigte
Anamnesen und Diagnoseblöcke nur vor-, bzw. abgelesen.
Leider haben sich die Kollegen nicht richtig abgesprochen,
sodass ich einen zusätzlichen Patienten alleine vorstellen
sollte. Gewiss, es war ein einfacher Fall, einer Otitis media,
allerdings präsentierte ich dies auf die herkömmliche Art mit
PD Dr. Kaneko und Sebastian
selbstverfassten Texten und Recherchen mit Hilfe des Internets
oder der gut ausgestatteten Bibliothek. Man wird während dieser
Patientenvorstellung aber sehr gut betreut. Eine nette Ärztin aus den
Ear-Team nahm sich fast 2 h Zeit, mir die japanischen Krankenunterlagen ins Englische zu
übersetzen. Dies lag aber vor allem daran, dass die Dame noch nicht so gut Englisch sprach, so dass
man sprachlich improvisieren musste. In diesen Situationen machte der Austausch mit den Japanern
am meisten Spaß. Man lernte gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen. Man war gezwungen, mit sehr
einfachen Worten komplexe Sachverhalte in einer anderen Sprache zu erklären, bzw. aus den
einzelnen Worten große Zusammenhänge auf Englisch zu formulieren. Gelang dies, so freuten wir
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uns beide. Schlussendlich habe ich in einem gut akzeptierten Vortrag die Patienten vorstellen können
und obendrein noch für einen Lacher gesorgt, als ich dem Professor auf sein Nachfragen sehr rasch
die gewünschte Antwort präsentieren können. Etwas erschrocken fragte er auf Englisch, woher ich
das denn wisse. Ich antwortete nur, dass das Team mir das doch im Vorfeld gut erklärt hätte. Ich habe
diese Station sehr gemocht und vermisse sie noch heute.
An einem anderen Tag nahm mich Dr. Kaneko mit auf
seine 2 stündige Sprechstunde. In dieser Zeit nahm er sich
unglaublich viel Zeit für die Untersuchung der Patienten.
Sein Untersuchungszimmer war sehr umfangreich
ausgestattet und besonders stolz war er auf seine
Hochgeschwindigkeitskamera, die er selbst noch
zusätzlich modifiziert hatte. Die Patienten wurden wie in
Deutschland aus dem Vorraum hereingebeten und
Voruntersuchungen
zu
bevorstehenden
OPs
im
Pharynxbereich oder Nachkontrollen durchgeführt. Dabei
wurde ich immer ausgiebig vorgestellt und hörte den
Ausführungen von Dr. Kaneko zu und bewunderte die
Funktionsweise der Hochgeschwindigkeitskamera, die
Prof. Kanda und Sebastian
Bewegungen der Stimmbänder verlangsamt wiedergeben
konnte, so dass Störungen dokumentiert werden konnten.
Fast genauso viel Zeit, wie für das Patientengespräch und die klinische Untersuchung verbrachte der
Arzt allerdings damit, seine Befunde im Computer festzuhalten. So wurden innerhalb der 2 Stunden
lediglich 5 Patienten versorgt. Anschließend wollte Dr. Kaneko mir noch die anderen Räumlichkeiten
der HNO zeigen, allerdings hat er sich das ein und andere Mal in den Gängen geirrt und die falsche
Tür aufgestoßen, sodass er mich bat, doch lieber nach Hause zu gehen. Ich habe Dr. Kaneko sehr
gemocht.
Eine der spannendsten Begegnungen hatte ich eines Tages in der HNO-Klinik. Es stellte sich ein Prof.
Kanda vor, von der Kanda-HNO-Klinik. Er lud mich zu sich in seine HNO Klinik ein und bot mir an, ihm
bei der nächsten Cochlea-Implantation zu assistieren. Er war sehr neugierig und erkundigte sich über
viele Details über Deutschland und die Ausbildung zum HNO-Arzt, die ich ihm aber nicht alle erklären
konnte. Und wirklich, bei seiner nächsten OP durfte ich assistieren. Rein zufällig waren auch
Fotographen im OP um diese interkulturelle Zusammenkunft zu dokumentieren. Ich empfand eine
große Wertschätzung. Eine Wertschätzung, die ich in Deutschland als Student noch nicht erlebt habe.
In jene Tagen fühlte ich mich sehr wohl und war froh Teil des Austauschprogramms sein zu können.
Cochlea-Implantation mit Prof. Kanda (ganz rechts) und das OP-Team
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Heart-Surgery
(2 Wochen)
Eigentlich hatte ich mich riesig auf die
Herzchirurgie gefreut und war schon gespannt,
welche OP ich als erstes miterleben dürfte.
Zudem war ich gespannt, inwieweit ich mich
nach
den
vergangenen
Wochen
Viszeralchirurgie und HNO in das Team würde
einbringen können. Ich wurde sehr nett begrüßt
von Prof. Aishi, einem der anerkanntesten
Herzchirurgen Japans. Er betreute die
Studenten auf die klassische Art und Weise.
Jeden Morgen gab es eine Vorlesung zu einem
Prof. Aishi und Sebastian
bestimmten Thema, wie Herzklappenfehler,
während der Bypass-Operation
angeborene und erworbene Herzfehler, sowie
Myokardinfarkt. Man musste sehr aufmerksam zuhören, er erklärte erst auf Japanisch und dann in
einem sehr gut verständlichen Englisch. Am darauffolgenden Tag wurde eine Prüfung zu dem
gestrigen Vortragsthema geschrieben. Es handelte sich um Multiple-Choice-Fragen, der japanischen
Variante des 2. Staatsexamens. Als Doitsu-jin musste ich diese „Tortur“ in den Augen eines jeden
Studenten nicht mitkreuzen. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass diese Tests tatsächlich benotet wurden.
Ebenso wie die von der Station ausgehändigten DIN A4 Notizbögen, in denen man die Informationen
zu den in der Woche operierten Patienten festhalten sollte. Zusätzlich sollte man Zuhause noch
patientenbezogen etwas nachlesen und zu dem jeweiligen Patienten und seiner Krankheit im
Notizbuch ergänzen. Am Ende der Woche wurden diese Hefte eingesammelt und überflogen. Für jede
Seite, die beschrieben war, erntete man ein „very good“ und ein Häkchen.
Hier beginnt mein „leider“. Im OP wird man weniger stark eingebunden, wie in der Viszeralchirurgie
und das Team war weniger interessiert an einem als in der HNO. Insgesamt fühlte ich mich die ersten
Tage eher unwohl. Neben dem netten Professor und seinem
Stellvertreter, einem Oberarzt, der in Dresden 3 Jahre lang
operativ tätig war und daher relativ gut Deutsch, wie auch
Englisch sprach, gab es noch weitere Ärzte, deren
Fremdsprachenkenntnisse eher gering waren. Irgendwie fand
ich zu ihnen nie den richtigen „Draht“. In den OPs bemühte
ich mich zwar mit einfachen englischen Worten, doch mit
jedem Wort Englisch stieg das Unbehagen. Schließlich ließ
man nur noch die japanischen Studenten Englisch reden und
forderte sie auf, die Ausführungen in den OPs zu übersetzen.
Man machte sich nicht mehr die Mühe, mir auf meine Fragen
zu antworten und wenn dann nur auf Japanisch.
Ich will mich jedoch auf das Positive in dieser Zeit erinnern. Der Arzt, der Deutsch konnte, leitete einen
Nahtkurs und wir versuchten Anastomosen zu vernähen. In diesen rund 60 min. habe ich mich wieder
fröhlicher stimmen können und ich stellte den Studenten die Frage, die ich dem Arzt beim ersten
Treffen aufgegeben hatte: Wie viele Frankfurts gibt es in Deutschland? Der Arzt war über die Antwort
3 so erstaunt, dass er es den Studenten sogar als Hausaufgabe mitgegeben hatte. In diesem
Nahtkurs versuchte er immer auf Deutsch zu antworten, wenn ich Englisch mit ihm redete. Es war ein
herrliches Babylon, in das ich da geraten bin ;-)
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Zum guten Ton gehören in Japan
„Welcome Parties“, d.h. die Neuen, und
seien es auch nur Studenten, werden zu
einem guten Essen eingeladen. Meine
Willkommensfeier musste man bis auf den
vorletzten
Tag
meiner
Anwesenheit
verschieben. Es kamen wirklich alle des
Herzchirurgie-Teams und sogar der
Professor. Mit jedem Glas Bier und jedem
Sake öffneten sich die Herzchirurgen mehr
und mehr, bis wir mit lauthalsem Lachen
das kleine Restaurant unweit der Klinik in
den kleinen Straßen Nagasakis verlassen
haben. Es war ein glanzvoller Abschied
ehrlicherweise
durchwachsener
zwei
Wochen Herzchirurgie. Vor allem wegen
den netten japanischen Studenten habe ich
nie den Spass und die Freude ganz verloren.
Welcome Party, neben mir nette der
Arzt (Brille) mit Deutschkenntnissen
Brainsurgery
(1 Woche)
Eine Woche Neurochirurgie? Und dann nicht
mal eine ganze Woche, da wir bereits am
Freitag zum Flughafen mussten. Also 4 Tage
Neurochirurgie? Macht das überhaupt Sinn?
Lernt man da was? Die Frage nach dem
„Was hast du heute gelernt?“ beantworte ich
mir selbst immer mit: Ich muss nicht immer
etwas lernen. Ich bin glücklich, dem Team
zugehörig zu sein und genieße jeden Tag,
den ich am Universitätskrankenhaus in
Nagasaki verbringen darf. Natürlich macht es
Sinn,
in
einer
solch
spezialisierten
Fachdisziplin für ein paar Tage zu
hospitieren. So war man einerseits sehr frei
in der Wahl seiner OPs, die man im
Tagesverlauf besuchen wollte und war trotzdem im Team integriert. Am ersten Tag begrüßte mich in
einem herrlich deutlichen Englisch mit leichtem Amerikanischen Akzent der Facharzt namens Yoshi.
Sein eigentlicher Name war etwas länger und schwieriger für mich auszusprechen, daher wählte er
diesen Namen. Das ist auch unter den Studenten so. Ich wählte anstatt des Zungenbrechers
Sebastian die durchaus gebräuchliche Abkürzung Sebi. Die Japaner konstruierten daraus einen sehr
spannenden Buchstabensalat. Es dauerte zwar nur wenige Sekunden, aber als ich begriffen hatte,
dass mit dem Wort an der OP-Tafel Saby ich gemeint war, empfand ich als sehr lustig und auch die
Japaner konnten darüber lachen.
Apropos Lachen: Man führte mich in den OP, um mich dem
Professor der Neurochirurgie vorzustellen. Aber ich solle
mich vorsehen, er sei bekannt für seine Witzchen. Ich
betrete den Saal mit meinem Betreuer Yoshi und sehe auch
schon die Chirurgen bei der Arbeit. Sehr konzentriert
und mit OP-Brillen versuchten sie kleinste
Hirngefäße zu vernähen. Vor lauter neuer
Eindrücke und positiver Anspannung bemerkte
Mikrochirurgie-Teaching
18
ich leider nicht den hageren, älteren Kerl, der im
Hintergrund die Kabel aus dem Weg räumte und
auf Verlangen der Chirurgen Knöpfe auf dem
Touchscreen drückte. I´m the guy who cares about
the cables and I support the surgeons, sagte er.
Nice to meet you, I am Sebastian from Germany,
entgegnete ich langsam in möglichst einfachem
Englisch. Mit viel mehr Interesse blickte ich weiter
gen OP-Feld. Als kurz darauf der OP-Saal lachte,
bin ich natürlich in die Falle getappt. Der „Cable
Guy“ war natürlich der Professor, der im
Hintergrund blieb, um sicherzustellen, dass seine
Ärzte auch korrekt arbeiteten. Er konnte ihnen so
bei Problemen oder Fragen als „Back up“ zur Seite stehen. So lernte man sich kennen und später hat
er immer ein paar Späßchen gemacht, dabei immer eine leichtes Schmunzeln auf den Lippen. Dies
war mit Abstand die lustigste Station auf der ich gewesen bin. Dies hat zur Folge gehabt, dass man
sich schnell wohl gefühlt hatte, die Integration fiel ungemein leichter als in der Herzchirurgie.
Besonders beeindruckt war ich eines Tages, als Yoshi mir anbot,
bei einem Patienten eine Magensonde zu legen. Etwas zittrig führte
ich die Sonde nach genauer Instruktion ein und kontrollierte die
Lage nochmals mit dem Stethoskop. Wenn ich mir sicher sei, dann
soll ich sagen, dass alles richtig liege. Ich war beeindruckt von der
Verantwortung, die man mit zugetragen hatte und auch von der
sehr netten und ausführlichen Anleitung. So habe ich mir mein
Praktisches Jahr vorgestellt.
Yoshi, Sebastian & Prof. Nagata
19
b.) Katrin
Hämatologie
(4 Wochen)
Überblick
In der Hämatologie habe ich meine ersten 4 Wochen
Katrin und Prof. Myazaki
verbracht. Das war eine sehr gute Entscheidung, da
gerade Prof. Myazaki bereits sehr viel Erfahrung mit
ausländischen Studenten hat. Er war selbst einige Jahre in
Amerika und spricht daher auch sehr gut Englisch. Ein
weiterer Vorteil war, dass mein kompletter Stundenplan
bereits einige Wochen im Voraus festgelegt worden war.
Dieser sah neben der 5 stündigen Visite einmal
wöchentlich, sowohl Stunden in der hämatologischen
Ambulanz, jeden Tag einige Stunden auf Station, Anwesenheit bei Knochenmarkspunktionen,
Ganzkörperbestrahlung und anderen Untersuchungen, sowie etwa 3 Stunden Einzelunterricht pro
Woche (auf Englisch) über eines der vielen hämatologischen Krankheitsbilder vor. Da Professor
Myazaki zusätzlich Lehrstuhlinhaber des Atombombeninstitutes ist, erhielt ich zusätzlich 3 Stunden
Unterricht über die Folgen der Atombombe. Desweiteren wurde erwartet, dass ich im Rahmen der
Ärztekonferenzen jede Woche einen Patienten vorstelle und zusätzlich einen „Report“, also eine
Krankengeschichte, über einen Patienten schreibe, den ich während der 4 Wochen jeden Tag
eigenständig visitiert habe. Zu jeder Visite begleitete mich einer der Ärzte, um für mich und den
Patienten zu übersetzen. Besonders spannend war, dass ich dadurch ein Krankheitsbild näher
kennenlernen konnte, welches in Nagasaki endemisch, in Deutschland hingegen eine Rarität ist: Die
Adult T-Zell Lymphoma Leukämie (ATL). Diese Sonderform des Lymphoms wird durch das Humane
T-Zell Virus 1 (HTLV-1) ausgelöst. In der Umgebung von Nagasaki sind 60 - 80% der Menschen
Träger dieses Virus. Es wird zumeist durch Stillen übertragen und führt in etwa 5% der Infektionen zur
ATL-Erkrankung. Da diese eine schlechte Prognose hat, stellt die Erkrankung in Nagasaki und in ganz
Japan ein großes Problem dar, so dass Screeninguntersuchungen der Schwangeren bereits vom
Staat übernommen werden und betroffenen Frauen empfohlen wird, auf das Stillen zu verzichten.
Leider scheinen die Maßnahmen bisher wenig erfolgreich, da das Stillen in Japan einen sehr großen
Stellenwert hat und die Langzeitfolgen von vielen jungen Familien nicht wirklich verstanden oder
erfasst werden. In der Hämatologie waren mir 2 Ärzte als Mentoren zugeteilt, ein Facharzt (Dr. Ando)
und eine junge Assistenzärztin (Dr. Kamijo). Diese nahmen ihre Aufgaben sehr ernst. So nahm die
junge Assistenzärztin mich in ihrer Mittagpause einfach mal mit, um mir einen Supermarkt in der Nähe
zu zeigen und mir auch die teilweise für uns exotischen Lebensmittel und deren Zubereitung zu
erklären. Der Facharzt hingegen lud Sebastian und mich ein, einen Ausflug durch Dejima und das
frühere China Town (siehe unter Sehenswürdigkeiten in Nagasaki) mit seiner Familie zu unternehmen.
Während meiner Zeit in der Hämatologie stellte ich fest, dass jede Woche ein anderes Grüppchen,
bestehend aus 3 japanischen Studenten, Unterricht auf Station erhielt. Da mein Stundenplan sich aber
größtenteils von den Anderen unterschied, kam ich nur mit zwei dieser Grüppchen in Kontakt und
auch jeweils nur für kurze Zeit. Am letzten Tag wurde sowohl mir, wie auch den japanischen
Studenten ein Kuchenessen spendiert, zu dem mich der zuständige Facharzt (Dr. Imaizumi) mit den
Worten einlud: „Es ist eine so gute Übung für die Studenten, endlich mal Englisch zu sprechen. Das ist
so wichtig für uns, aber es gibt so selten Gelegenheit dazu.“ Rasch aufgefallen ist mir der große
Andrang an Pharmavertretern. Etwa 60 Vertreter stehen pro Tag, verteilt in 3 Schichten auf den
Gängen vor den internistischen Abteilungen. Alle zwei Wochen gibt es einen Fortbildungsabend
inklusive großem Buffet in einem teuren Hotel in Nagasaki, welcher von den Pharmafirmen finanziert
wird. Wir hatten die einmalige Gelegenheit, bei einem solchen Abend dabei zu sein! In der letzten
Woche wurde von Prof. Myazaki und meinen Mentoren schließlich ein Abschiedsessen organisiert, zu
dem auch Sebastian eingeladen wurde.
20
Willkommensfeiern
Sehr gefreut hat mich, dass ich bereits in der ersten Woche zu einem Willkommens- (für mich) und
gleichzeitig Abschieds-Dinner (einer Ärztin) eingeladen wurde, zu der so gut wie alle Ärzte der
Hämatologie kamen. Hierbei wurde mir der kulturelle Unterschied deutlich bewusst und dass sowohl
ich, wie auch die japanischen Kollegen eine gewisse Unsicherheit im Umgang mit der anderen EssKultur hatten. Das Abendessen fand bei einem japanischen Italiener statt und jeder hatte sowohl
Essstäbchen wie auch Messer und Gabel vor sich liegen. Je mehr ich mich bemühte, mit Essstäbchen
zu essen, desto mehr bemühten sie die Japaner mit Messer und Gabel zu essen. Bei gutem Wein und
bereits von Anfang an guter Stimmung wurde das Essen so zu einem sehr lustigen Erlebnis, bei dem
„beide Seiten“ mehr und mehr die Scheu voreinander verloren. Interessant fand ich auch den
Hauptanlass des Abendessen: Eine schwangere Ärztin verabschiedete sich von ihren Kollegen, da sie
in Mutterschutz ging. Sehr erstaunt hat mich hier der Kommentar des Chefarztes, der lächelnd
erklärte, sie möge gerne wieder kommen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich immer gehört, dass für
Frauen in Japan die Karriere in dem Moment beendet war, in dem sie Kinder bekamen. Für manche
Frauen sei dies sogar bereits bei der Hochzeit der Fall. Allerdings war die Stellvertretung des
Chefarztes eine Frau, deren beiden Kinder bereits 15 und 17 Jahre alt waren. Offenbar gab es doch
eine Möglichkeit für Frauen Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Andererseits erlebte ich in
der Zeit auch, dass eine Arzthelferin aus dem Beruf ausschied, da sie heiratete. Dies wurde mir von
ihren Freundinnen wie selbstverständlich erklärt. In Gesprächen mit japanischen Studenten kamen
häufig die Begriffe „Work-Life-Balance“ und „Lebensqualität“ zur Sprache. Sie erklärten mir, dies sei
ein zunehmend wichtiger Faktor und immer mehr eines der Hauptgesprächsthemen unter jungen
Leuten, insbesondere unter jungen Ärzten.
Abschiedsfeier von Katrin mit Prof. Myazaki, Dr.
Ando und Dr. Kamijo
21
1. Internal Medicine: Neurologie, Endokrinologie, Rheumatologie
(2 Wochen)
Für die folgenden zwei Wochen war geplant, dass ich in der Rheumatologie sein sollte. Vor Ort stellte
sich dann heraus, dass die Rheumatologie zusammen mit Neurologie und Endokrinologie zum first
internal medicine department gehört. Ich bekam einen Übersichtsstundenplan, den ich teilweise auch
mit 6 japanischen Studenten teilte. So hatten manche Tage einen Schwerpunkt in der Rheumatologie
inklusive Gelenkultraschall zur Verlaufskontrolle bei Rheuma und Lippenbiopsien bei Verdacht auf
Sjögren-Syndrom, andererseits hatte ich aber auch die Möglichkeit, Untersuchungen in der Neurologie
wie zum Beispiel die Elektrophysiologische Untersuchung oder in der Endokrinologie, wie zum
Beispiel die Ultraschall geführte Feinnadelbiopsie von Schilddrüsenknoten zu erleben. Zusätzlich
bestand die Möglichkeit, mit den Studenten an verschiedenen Skillslab Übungen aus allen drei
Fächern teilzunehmen. Auf meine Bitte wurde mir auch ein Patient mit einer Rheumatologischen
Erkrankung (Adult-Onset-Still-Syndrom) zugeteilt, den ich regelmäßig mit einer, als Übersetzerin
mitkommenden Ärztin besuchte, über den ich einen Bericht verfasste und am letzten Tag im Rahmen
der Studentenkonferenz vorstellte.
Da in der Universitätsklinik von Nagasaki die Forschung gleichzeitig neben dem Klinikalltag im
Bürogebäude abläuft, hatte ich auch die Chance, einen kleinen Einblick in die Forschungslabors zu
erhalten und auch eine RNA-Isolierung mit dem mir als Mentor zugeordneten Rheumatologen (Dr.
Iwamoto) durchzuführen. Auch in dieser Abteilung war es bisweilen sprachlich schwierig. Manchen
Ärzten fiel es sehr schwer, Englisch zu sprechen, wohingegen andere fließend und problemlos
sprechen und verstehen konnten. So habe ich überraschend eine sehr lehrreiche Klinische Konferenz
über die aktuell stationären neurologischen Patienten erleben können, bei der eine hervorragend
Englisch sprechende Ärztin mir neben der direkten Übersetzung zusätzlich noch weiterführende
Inhalte zu mir bis zu diesem Zeitpunkt noch unbekannte Erkrankungen geben konnte. Andererseits
erlebte ich es auch einmal im Studentenunterricht, dass der vortragende Arzt kein Wort englisch
sprechen konnte und mir daher eine Studentin übersetzen musste – wer bereits in der Neurologie die
Vorlesung zum Elektromyogramm gehört hat, kann sich vorstellen, wie absurd die Veranstaltung in
einer Fremdsprache ist, wenn der Dozent „unverständliches Zeug brabbelt“ und zwischendurch immer
wieder ohne erkennbaren Zusammenhang die Geräusche von Automotoren nachahmt.
Glücklicherweise wusste ich bereits, was er damit vermitteln wollte und so konnte ich das ganze
gelassen beobachten, ohne vor Lachen unter dem Tisch liegen zu müssen (was ohne das Vorwissen
sicherlich leicht passiert wäre).
Diese beiden Wochen waren für mich interessant und lehrreich, insbesondere auch, da ich etwas
mehr Einblick in das Fach Neurologie erhalten konnte, was in Deutschland leider im Rahmen des
Inneren-Tertials normalerweise nicht möglich ist. Auch der Einblick in die Rheumatologie war vielfältig
und faszinierend. Neben dem großen Teil an Patienten, die unter rheumatoider Arthritis leiden gab es
einige mit insbesondere in Deutschland selteneren Erkrankungen wie der Mikroskopischen
Polyangiitis, auch in schwerster Ausprägungsform inklusive schwerer Lungenblutung, Kollagenosen,
Adult Onset Still Disease, und einigen weiteren. Der Uniklinik werden zudem Patienten mit unklaren
Symptomen bzw. Syndromen aus den umliegenden Kliniken zugewiesen, so dass man die Möglichkeit
hat, viele spannende Krankheitsbilder näher kennen zu lernen.
Erschreckend fand ich, wie wenig die einzelnen subspezialisierten Ärzte über die Krankheitsbilder der
anderen Abteilungen wussten. Dies liegt sicherlich auch am Ausbildungssystem der Fachärzte in
Japan: Nach 2 Jahren zweimonatlicher Rotation durch verschiedene medizinische Abteilungen
können sie direkt in einer Abteilung ihrer Wahl beginnen und dort sowohl die Ausbildung zum
allgemeinen Internisten (ca. 2 Jahre) und anschließend die zum spezialisierten Facharzt (je nach
Gebiet 2-5 Jahre) absolvieren. Umso bewundernswerter fand ich es, dass der Chefarzt der Abteilung
sich in allen drei Fachgebieten relativ gut auskannte.
Eine weitere Besonderheit war, dass ich in diesen zwei Wochen in näheren Kontakt mit einigen
japanischen Studenten kam, mit denen ich auch im Laufe der letzten beiden Wochen noch einiges
unternehmen konnte.
22
2. Internal Medicine: Pulmonologie, Nephrologie
(2 Wochen)
Meine letzten beiden Wochen habe ich im second internal medicine Department verbracht. Hier durfte
ich eine Woche in der Pulmonologie, die zweite Woche dann in der Nephrologie verbringen. In der
Pulmonologie war ich erneut einem Facharzt (Dr. Hara) zugeordnet. Man muss dazu sagen, dass die
Pulmonologie in Nagasaki in drei Unterbereiche aufgeteilt ist: Immunologie, Infektiologie und
Onkologie. Im Laufe der Woche hatte ich so erneut die Möglichkeit, die Bandbreite eines Faches
kennenzulernen. Ich durfte sowohl stationäre wie ambulante Patienten untersuchen und durch den
Schwerpunkt meines Facharztes insbesondere etwas über die immunologischen Erkrankungen
(interstitielle Pneumonien) der Lunge lernen. Zusätzlich konnte ich mehrfach bei
ultraschallgesteuerten Bronchoskopien mit Tumorbiopsien (EBUS = Endobronchialer Ultraschall)
anwesend sein. Diese Technik wurde in Japan entwickelt und ist in Deutschland noch nicht sonderlich
verbreitet, so dass ich den Untersuchungen mit starkem Interesse folgte. Desweiteren hatte ich dabei
die Möglichkeit, zu erleben, welche Sicherheitsmaßnahmen bei einer Bronchoskopie bei einem
Patienten mit Verdacht auf Tuberkulose durchgeführt werden. Außerdem erhielt ich eine Einführung in
die verschiedenen Beatmungstechniken, denn Beatmungspatienten, die der Pulmonologie angehören
liegen häufig nicht auf der Intensivstation, sondern in speziellen Intensivzimmern auf der Station. Mein
persönliches Highlight in dieser Woche war, dass ich am Bronchoskopiesimulator selbst unter
Anleitung eine komplette Bronchoskopie durchführen durfte. Ein sehr spannendes Erlebnis, da auch
das Gefühl beim „Bronchoskopieren“ und die Reaktionen des Patienten auf die Untersuchung simuliert
wurden. Die zweite und letzte Woche verbrachte ich in der Nephrologie. Der mir zugeteilte Facharzt
hatte den Schwerpunkt Dialyse und so konnte ich täglich etwas über die verschiedenen
Dialyseverfahren und die Besonderheiten im Umgang mit Dialysepatienten lernen. Auch in dieser
Woche sah ich sowohl stationäre wie auch ambulante Patienten, hatte die Möglichkeit, etwas über die
aktuelle Forschung des Instituts zu erfahren und diese auch zu erleben, konnte bei einer
Nierenbiopsie zusehen und einige der vielen nephrologischen Krankheitsbilder näher kennen lernen.
Persönliches Highlight dieser Woche war der Besuch einer Privatklinik für Dialyse in Nagasaki. Wir
haben in den acht Wochen schnell bemerkt, dass so gut wie jeder Arzt, der eine Vollzeitstelle an der
Universitätsklinik hat, nebenher noch einen halben bis ganzen Tag pro Woche an einer anderen, in
der Regel privaten Klinik, teilweise auch auf entfernt gelegenen Inseln oder in anderen Städten, tätig
ist. Dies sei nötig, da das Gehalt der „Teilzeitstelle“ monatlich genauso viel abwerfe wie das Gehalt
der Vollzeitstelle an der Uniklinik. In der Privatklinik wurde mir durch den Klinikleiter ebenfalls ein
vielseitiges Programm organisiert! Ich durfte bei der minimalinvasiven Aufweitung einer Shuntstenose
zusehen, die Fußwunden eines Diabetikers beurteilen und bekam durch den Klinikleiter zusätzlich
noch eine private Führung durch die Klinik, inklusive Visite schwieriger Patienten. Die Klinik hat der
Klinikleiter zusammen mit seinem Vater mit sehr viel Detailliebe aufgebaut hat. Die Dialyseklinik
verfügt über 8 Stockwerke von denen das oberste als Seniorenresidenz, zwei Stockwerke als
Dialysezentrum für ambulante Patienten, drei Stockwerke für Zimmer und Dialyseräume für stationäre
Patienten und technisches Gerät, ein Stockwerk für das Personal und ein Stockwerk für Verwaltung
und Empfang der Patienten dienten. Sehr erstaunt hat mich, dass ein offenbar so reicher und
wichtiger Mann immer noch die Zeit und das Interesse daran hatte, einen unwichtigen ausländischen
Studenten ausgiebig durch seine Klinik zu führen und auch mit mir Patientenfälle zu besprechen.
Ebenso erstaunt hat mich, dass er selbst noch beim Starten der Dialysemaschinen mitgeholfen hat.
23
Resümee Klinikerfahrung
Insgesamt waren die Arbeitszeiten in jedem Bereich der Inneren relativ moderat. Meistens fing ich erst
um 9 Uhr an – dafür ging es in der Regel bis 17 Uhr und an manchen Abenden sogar bis 21 Uhr. Es
ist schwierig, alle Erfahrungen kurz zusammen zu fassen oder ein pauschales Urteil zu fällen. Daher
nur beispielhaft zwei Erlebnisse, die die Bandbreite des Lernerfolges aufzeigen: Ich stellte einmal am
Patientenbett die Frage, welche Medikamente konkret man bei diesem Patienten auf keinen Fall
anwenden dürfte. Als Antwort bekam ich auch nach mehreren Nachfragen zurück, dass es ja generell
viele unterschiedliche Medikamente gäbe und diese unterschiedlich verstoffwechselt würden. Trotz
Wörterbuch und einfacher Sprache kann die Kommunikation teilweise sehr, sehr mühsam werden. Ein
Gegenbeispiel ist die Konferenz, auf der ich in etwa so viel gelernt habe wie in 4 Vorlesungen in
Deutschland, da eine sehr gut sprechende, engagierte Ärztin neben mir saß, alles wesentliche
übersetzt hat und darüber hinaus noch weitere Erklärungen einfließen hat lassen.
24
4. Freizeit und Reisen
a.) Sehenswertes in Nagasaki
Atombombenmuseum & Memorial Hall
A
m 9. August, drei Tage nach der Zerstörung Hiroshimas im
Jahre 1945 zerstörte die Atombombe Fat Man den Stadtkern
Nagasakis vollständig. Ursprünglich hatten die damaligen
amerikanischen Streitkräfte nach schlechtem Wetter über dem
urprünglichen Ziel Nagasaki als Alternativziel ausgewählt und dabei
geplant die Munitionsfabriken und Werften von Mitsubishi im Hafen
Nagasakis zu zerstören, doch leider, auch durch
schlechtes Wetter (Nebel und Wind) bedingt,
gelangte die Bombe viel weiter nördlich ins
Stadtzentrum und tötete ca. 70.000 Menschen
unmittelbar. Bis heute sind es über 200.000
Tote, wie man sich an einer Zähltafel in der
Memorial Hall eindrucksvoll vergewissern
kann.
Das Museum liegt nur 5 min. Fußmarsch von Universitätskrankenhaus entfernt
und ist ein weithin sichtbarer, hoher, moderner Bau aus Glas und Beton. In einem
Rundgang kann man das Museum in einer guten Stunde besichtigen. Man sieht
zunächst noch ein Standbild von Nagasaki am Morgen vor dem Atombombenabwurf und gelangt
vorbei an Bildern von der Unbeschwertheit in jenen Tagen zu einer riesigen abgedunkelten Halle. Ein
Brummen und ein heller Lichtblitz erhellen den Raum und man wird von dem nachempfundenen
Ausmaß der Zerstörung tief getroffen. Originaltrümmerteile sind als Mahnmahle aufgebahrt, Vitrinen
zeigen weitere Fundstücke und Fernseher in allen Ecken des Raumes liefern die Schreckensbilder
menschlichen Leides, die uns immer in Erinnerung bleiben werden. Eine alte und stark zerstörte Uhr
zeigt noch die Detonationszeit 11:02 Uhr an. Nach dieser emotionalen Aufladung werden dann die
geschichtlichen Abläufe die zum Abwurf der Atombombe führten, dargestellt, eine Nachbildung von
Fat Man ist zum Begreifen aufgestellt und viele Bilderserien skizzieren persönliche Schicksale. Es gibt
Informationen über die Zeit nach dem Bombenabwurf, sowie über die 3 Zerstörungskräfte der Bombe
(Hitze, Wind und Strahlung), die sehr eindrucksvoll dargestellt sind, mit vielen Beispielen aus der
damaligen Zeit, wie beispielsweise eingeschmolzene Dachziegel. Für Medizinstudenten ganz
interessant ist die Ausstellung über die direkten und indirekten Folgen der Strahlung und die
Wirkungsweise der einzelnen Strahlenqualitäten. Im weiteren Rundgang kann man sich noch
ausführliche Filme ansehen, erfährt etwas über die Friedensbewegungen in der Welt und über den
Uranabbau bis hin zur Geschichte von der Entdeckung der Kernfusion. Ich empfand das Museum als
sehr eindrucksvoll und es sollte auf keiner Nagasaki-Reise fehlen. Es ist ein Museum zum Begehen
und Erleben. Alles ist auch in Englisch ausgeschrieben. Der Eintritt kostet nur 200 Yen, wer die
freundlichen Kassierer überzeugen kann, dass man ein Student ist, zahlt sogar nur 100 Yen.
Vom Atombomben-Museum gelangt man über unterirdische Zugänge zur Memorial
Hall. In deren Zentrum stehen beleuchtete Glasstehlen, die auf eine weitere
riesige, schmale Glasstehle hin ausgerichtet sind. Dort liegen in Listen die Namen
aller bisherigen Opfer der Katastrophe. Hier kann man in stiller Andacht verweilen.
Der Eintritt ist frei. Versteht sich Nagasaki als Stadt des Friedens und predigt die
Vernichtung aller Atomwaffen in der Welt, so mag es aufmerksame NagasakiBesucher wundern, dass im Hafen Nagasakis weiterhin Kriegsschiffe zur Reparatur
vor Anker liegen.
25
Brillenbrücke, Einkaufsarkaden & Daiso 100 Yen Kaufhaus
M
an nimmt
die Straßenbahnhaltestelle
Hamaguchi-
Machi-19 an der Hauptstraße, nur 5 min. Fußmarsch von der
Klinik entfernt. Dort steigt man in die Blaue Linie 1 und lässt
sich bis Nishihamano-Machi-32 fahren. Auf der linken Seite
in Fahrtrichtung liegt der Nakashima River. Den läuft man
noch etwa 10 Minuten Flussaufwärts, vorbei an vielen
kleineren Steinbrücken, die von Autos befahren werden
dürfen. Dort wo sich die meisten Menschen aufhalten und die
wenigsten Autos fahren, wird man die Brillenbrücke
identifizieren können. Etwas unspektakulär zwischen den
anderen Steinbrücken gelegen, die sich den Fluss wie eine Perlenkette entlangziehen, wurde 1643
die älteste Steinbogenbrücke Japans errichtet. Man kann auf und ab laufen, ein paar Fotos machen
und sich einbilden, in dem Flusslauf darunter die Brücke spiegeln zu sehen, um die Namensgebung
zu rechtfertigen. Am interessantesten sind jedoch Spaziergänge unterhalb der Brücke den Fluss
entlang. Man kann ruhig die sehr steile und teilweise rutschige Steintreppe zum Flussbett nehmen und
dann eine Stunde unter den vielen anderen Brücken hindurch wandern, die verschiedenfarbigen KoiFische betrachten, die nach Futter bettelnd einen im Wasser verfolgen und an einigen Stellen eine
Rast für eine Mahlzeit einlegen. Ich empfehle auf jeden Fall einen Spaziergang unterhalb der Brücken.
Wer genug von Steinbrücken hat, kann eine Shoppingtour unternehmen in
den Einkaufsarkaden Hamano-Machi-Arcade gegenüber der Haltestelle
Kanko-Dori-33, zu erreichen über die Blaue Linie 1, oder zu Fuß. Dort findet
man auch den größten 100 Yen Shop Daiso. Fast schon kein Geheimtipp
mehr, aber der größte Laden seiner Art in Nagasaki. Die Firma Daiso aus
Tokio bietet auf fast 6 Etagen ein komplettes Kaufhaus mit vielen nützlichen
bis sinnlosen Dingen für lediglich 100 Yen. Man kann sich hier mit Geschirr,
Besteck, Töpfen, Pfannen, Tupperware und anderen Küchenutensilien
günstig eindecken, sowie Schreibwaren und Blöcke. Wir haben den Laden
jedenfalls nie mit leeren Händen verlassen, auch wenn wir es immer fest
vorhatten, selbst nicht am allerletzten Abend. Man findet auch hier viele Kleinigkeiten und Souvenirs
für die Daheimgebliebenen. In selbiger Passage findet man bei genauem Hinsehen noch einen
weiteren großen 100 Yen Shop, der nicht so offensichtlich gekennzeichnet ist. Nur versteckt findet
man zwischen den japanischen Schriftzeichen den Aufdruck 100 Yen. Auch hier findet man auf bis zu
4 Etagen allerlei Waren, v.a. aber Drogerie-Artikel, wie Zahncremes, Zahnpasta, Badezusätze,
Handtücher oder ähnliches. Man sollte hier günstig zugreifen, ehe man in den vielen in der Stadt
verteilten Convenience-Stores wie Family Mart, Seven Eleven oder Lawson zu einem vergleichsweise
deutlich höheren Preis einkaufen geht.
In der überdachten Einkaufspassage kann man aber auch z.B. Koffer oder kleine Rolltaschen kaufen,
falls die Mitbringsel nach Hause das Fluggewicht des mitgebrachten Koffers deutlich übersteigen
sollten. Für die westliche Welt bietet die Einkaufspassage noch einen McDonalds, Burger King und
einen KFC, jeweils mit geringen Anpassungen an die japanische Küche. (Im Subways gibt es
beispielsweise Shrimps im Angebot). Die Japaner reden gerne von der Verwestlichung der
Gesellschaft. Letztendlich bieten die Einkaufsarkaden mit ihren vielen kleinen und großen Geschäften
ein deutlich breiteres Produktspektrum als die vor 5 Jahren errichtete Einkaufsmall Coco-Walk und zu
deutlich günstigeren Preisen. Die Lage, unweit von Chinatown, Glover Garden, der Brillenbrücke und
Dejima ist zudem ein guter Grund auf der Rückkehr seiner Sightseeing-Tour mal dort
vorbeizuschauen. Außerdem findet sich dort auch sehr leckeres Sushi zum Mitnehmen, falls man
noch nach einem schnellen Abendessen sucht.
26
Chinatown & Chinese Settlement
D
ie älteste und eine der größten Chinatowns Japans befindet sich in
Nagasaki. Aufgrund der geographischen Nähe zu China und anderen
asiatischen Ländern wie Südkorea oder Taiwan haben sich hier schon
im 15. Jahrhundert Chinesen niedergelassen. Das Viertel des heutigen
„Chinatowns“ ist vielmehr eine lange, aber enge Fußgängerzone mit
zwei sich kreuzenden Gässchen. Alles ist dem Klischee entsprechend
mit zahllosen Lampions ausgestattet, rote Querbalken und goldene
Drachen dominieren die Gebäudeoptik und hier und da hört man etwas
chinesisch. In den Abendstunden beginnen die Laternen und Drachen
zu leuchten und emsiges Treiben belebt das Viertel mehr als am Tage.
Es ist eine kunterbunte Flaniermeile mit vielen chinesischen Geschäften
und der wohl größten Dichte an chinesischen Restaurants in ganz
Nagasaki in allen Preiskategorien. Man kann an der Straßenecke eine Kugel Eis für 120 Yen kaufen in
Blütenoptik oder bei einer alten Frau zwischen all dem Rauch und Qualm an ihrem Stand für 400 Yen
irgendetwas aus Fleisch mit frittierter Panade zu sich nehmen oder in einem feinen Restaurant für
mehrere 1000 Yen ein komplettes
Buffet verköstigen. Zu dieser
Gelegenheit wurden wir von
einer Familie eines Arztes
der
Hämatologie
eingeladen. Wir warteten
gespannt, bis der
erste mit dem Essen
anfing, damit wir
wussten, was man
mit
Stäbchen
essen konnte und
was
mit
den
Händen, welche
Soßen man mit
welchem Fleisch
oder Gemüse zu
kombinieren
hatte oder welche
Kombinationen
Erstaunen
auslösten
oder
hinter
welcher
Panade sich der
nächste Oktopusarm
verbarg. Das Essen
war ein Erlebnis. Wir
haben diesen Besuch
Ausflug nach Dejima und Chinatown
mit
Dr.
Andos
Familie
heute immer noch als pure
Freude,
sowohl
geschmacklich,
als
auch
menschlich in Erinnerung. Am
besten nimmt man die Blaue Linie 1 von Hamaguchi-Machi-19 bis zu Tsuki-Machi-31. Von dort läuft
man entgegen der Fahrtrichtung über die kleine Brücke und sieht
schon die großen roten Tore, die den Eingang kennzeichnen. Kleiner
Tipp: Unweit von Chinatown befindet sich etwas nach hinten versetzt
ein Feuerwerksverkauf mit allerlei Wunderkerzen für 20 bis 300 Yen.
Geht man nun einige hundert Meter am Nagasaki Bus Terminal
vorbei, vorbei am Minato-Park und ein wenig bergauf, gelangt man
durch unscheinbare, versteckte Gassen in eine andere Welt. Die
Häuser werden kleiner, wirken älter und der Straßenbelag wandelt
sich von Asphalt zu groben, beschlagenen Steinen. Man steht nun in
Mitten der alten chinesischen Siedlung, in der heute aber kaum noch
Chinesen wohnen. Der Rundgang ist eine nette Abwechslung zu der
Dauerbeschallung und der Hektik im Stadtzentrum. Im Rahmen einer
(rein japanischen) Führung beginnend in Dejima mit der Ärztefamilie,
die für uns übersetzte, haben wir einen Einblick von den gemütlichen
Seiten Nagasakis bekommen.
27
Dejima
E
ine Insel mitten in Nagasaki? Wo? Hier etwa? Ich
blicke mich um und sehe ringsherum nur das
Gebäudewirrwarr, zahllose Autos und schon gar kein
Meer. Natürlich nicht. Nicht jetzt zumindest, denn
Dejima war eine ab 1636 aufgeschüttete künstliche,
fächerförmige Insel vor der Bucht von Nagasaki,
verbunden nur über eine kleine Brücke mit dem
Festland und der Stadt. Es war der einzige Ort, an
dem die Europäer mit Japan Handel treiben durften.
Heute, fast 380 Jahre später, ist Nagasaki größer
geworden
und
hat
sich
im
Zuge
von
Neulandgewinnung immer weiter auf das Meer hin
ausgebreitet, sodass die damalige Insel heute in mitten der Stadt liegt. Dejima war auch die erste
Station von Philipp Franz von Siebold, einem der Mitbegründer westlicher Medizin in Japan,
wenngleich sein naturwissenschaftliches Schaffen, insbesondere in der Botanik wesentlich höher
einzuschätzen sind.
Die ursprünglichen Wohnhäuser auf Dejima sind längst abgerissen, jedoch hat man die Insel mit
originalgetreuen Nachbauten für den Tourismus wiederentdeckt und einen Graben angelegt, um die
Ausdehnung den Besuchern zu verdeutlichen. Diese natürliche Abgrenzung wird nachts zudem in
blauen Farben erstrahlt. Für die Zukunft geplant ist wohl auch die Insel wieder in einen möglichst
ursprünglichen
Zustand
zu
versetzen. Dafür sollen einige
Häuser weichen, was derzeit
noch heftig diskutiert wird.
Man kann Dejima als eine Art
Freiluftmuseum begreifen und
sich
Wohnräume
der
ehemaligen
Ostindischen
Kompanie, Kirchen und Gärten
genau anschauen. Im Zentrum
Dejimas ist ein 5 x 10 m großes
Modell der Originalinsel zu bestaunen. Über die Blaue
Linie 1 gelangt man von unserem Startpunkt, der Haltstelle Hamaguchi-Machi-19 direkt vor den
Haupteingang Dejima-30.
28
Glover Garden
S
chon der Weg zu Glover Garden ist ein
kleines Erlebnis. Man kann eine längere
Route einplanen und sich die westlich
geprägten Holzhäuser reicher europäischer
Händler ansehen, indem man mit der
Grünen Linie 5 bis zu Station Ishibashi-5
fährt. Nördlich davon liegen am Hollander
Slope die Western-Style Houses. Geht man
in südlicher Richtung gelangt man in Richtung Glover Garden. Sehr zu empfehlen ist die Glover Sky
Road, eine Art kostenfreie Seilbahn hinauf zu Glover Garden. Wer sich allerdings die Mühe macht, die
Strecke auf der Wendeltreppe direkt daneben hinauf zu Fuß zurückzulegen, der wird wesentlich
länger benötigen. Dies liegt allerdings nicht an der Beschwerlichkeit des Weges als vielmehr an den
verschiedenen Zwischenplateaus von denen man aus die
Häuserwüste von der Glover Sky
rückwärtige Seite der dicht besiedelten Berghänge Nagasakis
Road aus betrachtet
betrachten kann. Atemberaubend und viele Fotos wert.
Thomas Blake Glover war ein schottischer Industrieller, der
zusammen mit den Brüdern Mitsubishi (ja, die heute u.a.
günstige Autos produzieren) die Industrialisierung in Nagasaki
einläutete. Er ließ u.a. die ersten westlichen Häuser errichten,
die man ebenso besichtigen kann wie seine Residenz in einer
hübschen Parkanlage auf dem Hügel im Minami-yamate
District. Weitere Verdienste Glovers sind die Begründung des
Kohlebergbaus in Japan mit seiner Firma Glover & Co., die wiederum von Mitsubishi aufgekauft wurde
und deren Vorsitz er einige Jahre Inne hatte, sowie die Konstruktion der ersten Dampflokomotive
Japans Iron Duke, die erste Bierbrauerei Japan Kirin Brewery & Co., sowie die erste moderne
Schiffswerft in Japan Glover & Kosuge Ship Repair Yard.
Ausblick von der Mitsubishi-Villa auf den Hafen
Das Gelände ist in einer der besten Lage Nagasakis und wenn man möchte, so eine Art Altstadt mit
wunderbar erhaltenen Herrschaftshäusern bedeutender Industrieller und einer der schönsten
Aussichtspunkte der Stadt. Jedes Haus kann begangen werden und jeder Besucher darf sich die
vollmöblierten Räume ansehen. Auch die verwinkelte Glover-Residenz, kurz als Glover-House
bezeichnet kann betreten werden. Ein riesiger Koi-Teich vor der Mitsubishi-Villa mit dem
Industriehafen und dem International Cruise Ship Terminal im Hintergrund vervollständigen das
eindrucksvolle Ensemble. Die Anlage und die Region um Glover Garden ist auch Schauplatz Puccinis
weltberühmter Oper Madame Butterfly. Für rund 600 Yen lohnt sich der Eintritt, allein der Ausblick bei
Nacht ist nicht weniger beeindruckend wie die Aussicht von Inasayama. Man sollte allerdings
genügend Zeit bis zum Sonnenuntergang einplanen, da der Garten zeitnah zum Sonnenuntergang
schließt.
29
Oura Kirche
M
öchte man den gesamten Hügel mit
allen Sehenswürdigkeiten im Minamiyamate District erleben, sollte man mit
der Grünen Linie 5 bis zur Station
Ouratenshudo-Shita-50 fahren. Von
dort geht man über den kleinen
Fluss, vorbei am ANA Crowne Plaza
Hotel und trifft auf die enge Straße
den Hügel hinauf. Spätestens dort
trifft man auf viele europäische oder
amerikanische Touristen. Der Weg ist dicht gesäumt mit
Souvenirgeschäften und Läden, die einem kleine Verköstigungen
anbieten, und man hat die Möglichkeit, den traditionellen Kuchen
aus Nagasaki in verschiedenen Variationen zu kaufen. Bei unserem
erstmaligen Besuch Ende Oktober 2013 trafen wir zufällig auf eine
Art Drachenfestival, vermutlich im Rahmen der immer im Herbst
stattfindenden chinesischen Feiern, bei dem zwei Gruppen unter
ohrenbetäubender Musik mit abschließendem Feuerwerk jeweils eine fast 10m lange Drachenfigur zu
psychedelischen Klängen auf und ab bewegten. Dieses Erlebnis wird immer in unserer Erinnerung
verweilen.
Haben wir die Straßen passiert, steht sie auch schon vor uns.
Die älteste Holzkirche Japans, die Oura-Church. Der Eintritt
kostet seltsamerweise etwas, aber ca. 200 Yen für eine sehr
hübsche, in weiß getauchte, katholische Kirche nebst einem
Palmenhain zeichneten ein Lächeln in unsere Gesichter. Die
eintreffenden Lichtstrahlen verwandeln durch die bunten
Drachenfest am Fuße der Oura-Kirche
Glasfenster den Innenraum der Kirche in ein
buntes Farbenmeer. Blickt man zurück, so kann
man bis auf das Meer schauen. Wer sich aber
die 200 Yen sparen möchte, der kann auch am
nicht
allzu
hohen
Gitter
wundervolle
Erinnerungsfotos machen. Am besten man
kommt abends her, wenn die Kirche im
schwarzen Nachthimmel reinweiß angestrahlt
wird.
Wer jetzt noch Kraft und Lust hat, kann die Oura
passieren und den Weg weiter den Hügel
aufwärts folgen, ebenfalls vorbei an vielen Souvenirläden, die meist in der Hand von Chinesen sind.
Oben angekommen kann man dann bequem den Glover Garden besuchen oder die Abendsonne
sehen, sowie das Nachtpanorama der hell erleuchteten Stadt genießen.
30
Hypocenter & Peace Park
M
it der Roten Linie 3 oder der Blauen Linie 1 fährt man bis zur Station
Matsuyama-Machi-19 und ist schon direkt am Eingang zum Atomic Bomb
Hypocenter. Auch zu Fuß kann man den Weg von der Klinik aus gemütlich
zurücklegen. Das Hypocenter ist ein weitläufiger Platz, dessen Zentrum
eine 10m hohe Stehle einnimmt und exakt die Stelle markiert, an der am
9. August 1945 um 11:02 in 500m Höhe die zweite Atombombe explodiert
ist. Daneben stehen als Mahnmal die letzten Originalteile der ebenfalls
zerstörten, aber mittlerweile leicht verändert wiedererrichteten UrakamiKirche. Der schlichte Platz mit den Kirchentrümmern lädt nach unserem
Dafürhalten eher zum Nachdenken ein, als der Peace Park mit seinen
Monumentalbauten.
Nur wenige Minuten zu Fuß gen Norden grenzt schon der Peace Park mit seiner charakteristischen
Peace Statue. Auf dem Boden der ehemaligen Strafvollzugsanstalt, die in ihren Grundmauern noch
flüchtig zu erkennen ist, wurde der Friedenspark angelegt Doch
leider sind fast alle Flächen asphaltiert, so dass wir eher negativ,
denn positiv überrascht waren. Die imposante Figur steht im
Zentrum des Parks. Sie streckt die rechte Hand gen Himmel mit
ausgestrecktem Zeigefinger, um warnend und mahnend an die
Gefahr, die von Atomwaffen ausgeht, zu erinnern. Die ausgestreckte
linke Hand symbolisiert den Frieden und die geschlossenen Augen
zum Gebet predigen für die Ruhe der Seelen der Opfer.
31
Urakami Kathedrale
V
om Peace Park gelangt man nach 10 Minuten
Fußweg in östlicher Richtung zur Urakami-Cathedral.
Nach fast 30 jähriger Bauzeit als größtes christliches
Bauwerk Asiens errichtet, wurde das Gotteshaus
nach nur 20 Jahren völlig zerstört. Es lag nur 500m
entfernt von Zündungsort der Atombombe. Erst im
Jahre 1959 wurde die Kathedrale wieder aufgebaut.
Die originalen Trümmerteile wurden verworfen und
nicht wie etwa beim Wiederaufbau der Frauenkirche
zu Dresden in das neue Gebäude integriert. Nur ein
großes Trümmerteil des Haupttores und einige
Steinfiguren wurden erhalten. Die
Tortrümmer steht jetzt direkt neben dem Hypocenter und die Figuren stehen
auf dem Vorplatz der neuerrichteten Urakami-Kathedrale. Wie im Falle der
Oura-Kirche, lohnt auch hier ein Besuch in den Abendstunden. Im Dunkel
der Nacht zeichnet sich perfekt die Silhouette der aufwendig
ausgeleuchteten Kathedrale ab, die schon von weitem hin sichtbar ist. Im
Innenraum etwas schlicht gehalten, sollte man sich die hübsche Kathedrale
auf jeden Fall ansehen. Kleiner Tipp: Auf dem Weg zur Urakami-Kathedrale
kommt an einer Filiale von California Pizza vorbei. Wir haben uns
ehrlichweise an unserem ersten Abend je eine Pizza gegönnt und waren von
der japanischen Interpretation einer amerikanischen Pizza geschmacklich
überrascht. Die 1300 Yen kann man ruhig mal investieren.
Sanno-Shinto Schrein
W
ill man die Spuren des Atombombenabwurfs in unmittelbarer Nähe erleben,
so kann man sich die zerstörten Grundmauern der Haupttore der Nagasaki
Medical School auf dem Weg von der Klinik zur Bibliothek ansehen, die dort
unverändert stehen oder etwa auch das ehemalige „Guesthouse“ der Universität
auf dem medizinischen Campus. Es wird heute sogar noch an Studenten
vermietet. Ein weiterer kurzweiliger Spaziergang führt von der Sanno-ShintoStreet direkt unterhalb der Klinik in Richtung Coco-Walk. Man kommt vorbei an
einen Bäcker, der sein Handwerk in Europa gelernt hat und auf dessen Tür auf Deutsch Bäckerei &
Konditorei zu lesen ist. Er bietet nach europäischer Rezeptur belgische Waffeln, schweizer Brot,
deutsche Brezeln und französisches Baguette sowie weitere für japanische Verhältnisse exotische
Leckereien an. Wir haben nirgendwo so gutes und auch sehr teures Schwarzbrot gegessen wie in
diesem Laden. Die Baguettes sind preiswert sowie empfehlenswert und erfreulicherweise kein
Softbrotimitat wie die meisten im Coco-Walk erhältlichen. Ein Hinweisschild weist uns den Weg scharf
gen Norden zu gehen und man steht vor einer riesigen Treppe an deren Ende das einbeinige Torii
steht. Es steht im zerstörten Zustand als Mahnmal unverändert an selbiger Stelle, wie vor dem
Atombombenabwurf. Die übrigen Trümmerteile liegen abgegrenzt geordnet daneben. Dem Weg kann
man folgen und gelangt zum Schrein, dessen Eingangsbereich von zwei riesigen Kampferbäumen
flankiert wird. Diese Bäume werden sehr verehrt, da auch sie den Atombombenabwurf überstanden
haben. Nachdem die Bäume durch die Schockwelle und die Hitze der Atombombe völlig entlaubt und
fast abgebrannt waren, blühten sie wundersamer weise wieder auf, was viele Menschen als Zeichen
ansahen, ihr Leben wieder zu ordnen und die Stadt aufzubauen. Der Schrein selbst beeindruckt dann
weniger, aber die imposanten Bäume lohnen den kurzen Weg.
32
Siebold Memorial Museum
Das Siebold-Museum liegt etwas versteckt im Osten
Nagasakis. Am besten man nimmt die Rote Linie- 3
von Hamaguchi-Machi-20 oder Daigaku-Byoin-Mae21 und fährt fast 20 Stationen weiter ca. 30 min. mit
dem Streetcar nach Shin Nakagawa-Machi-41.
Das 1989 eröffnete Museum wurde Siebolds
früherem
Haus
im
holländischen
Leiden
nachempfunden und steht auf dem Gelände seiner
ehemaligen Klinik und Lehrzentrums. Man betritt das
Gelände der Klinik durch die Originaleisengitter und
wird empfangen von einer imposanten Büste des Würzburger Forschers
und Mediziners. Etwas weiter oberhalb ist das Museum gelegen. Es ist ein
hübsches Backstein-Imitat-Häuschen und bietet auf 2 Etagen viele
Ausstellungsstücke zum Leben und Wirken Siebolds in Nagasaki und
ganz Japan. Einige Dokumente und Briefe Siebolds sind heute als Nationale Schätze Japans
eingestuft. Den Museumsführer gibt es
umsonst und er ist zu unserem
Erstaunen in perfektem Deutsch
verfasst worden. Der Eintritt kostet nur
100 Yen, geöffnet ist von 09:00-17:00
Uhr, wobei montags Ruhetag ist.
Philipp Franz von Siebold stammte aus einer angesehenen Medizinerfamilie und wurde 1796 in
Würzburg geboren. Seine Interessen lagen allerdings nicht nur in der Medizin, sondern im Sinne eines
Leibniz in der Vielzahl unterschiedlicher Naturwissenschaften und der Völkerkunde. Im Jahre 1822
ging er als Arzt und Naturkundler der niederländisch-ostindischen Armee nach Japan und erreichte
1823 erstmals Nagasaki auf der künstlichen Insel Dejima. Nagasaki war der einzige Hafen Japans, in
dem der Westen Handel treiben durfte. Mit der Zeit gewann er das Vertrauen der Menschen vor Ort
erlaubte, Dejima zu verlassen und eine
und gewann an Einfluss, der es ihm
Schule westlicher Medizin zu errichten,
an dessen Stelle heute das Museum
steht. Die vielen Kulturgegenstände,
die
Siebolds
umfangreiche
Japansammlung begründen, trug er
im Rahmen seiner medizinischen
Tätigkeit
zusammen.
Im
Einvernehmen
wurden
die
Behandlungen mit diversen Kunst-,
Kriegsgegenständen oder sonstigen
kulturellen Artefakten beglichen.
Seine Schüler unterrichtete er auch in
Naturkunde, sodass auch eine
Vielzahl von bisher für den Westen
unbekannten Tier- und Pflanzenarten
durch
seine
Schüler
zusammengetragen
wurden.
Die
Ausfuhr dieser Gegenstände war
strengstens untersagt.
Auf weiteren
Reisen durfte Siebold als einer der
wenigen Europäer bis ins Landesinnere nach Edo (Tokio) vorstoßen. Im Jahre 1828 endete seine
Dienstzeit in Japan. Die wertvolle Sammlung japanischer Kunstgegenstände wurde nach japanischem
Recht illegal verladen, jedoch fiel der Inhalt der Ladung auf, als das Schiff, welches Siebold nach
Europa bringen sollte zu Reparatur an der japanischen Küste verweilte. Man sprach fortan von der
Siebold-Affäre, in deren Folge enge Freunde und Bekannte verhaftet wurden. Siebold selbst gesteht
Schuld ein und wurde 1829 von Japan bis zu seinem Tode verbannt. Erst 1830 konnte er Japan
verlassen. In Europa widmete er sich ganz der Auswertung seiner Sammlungen und veröffentlichte
seine v.a. naturwissenschaftlichen Werke. So verwundert es nicht, dass Siebolds bedeutendste Werke
ethnologische (Nippon) und botanische Studien (Flora Japonica) sind. Siebold gilt als Begründer der
Japanologie der westlichen Welt. Weniger bedeutsam wird in der Literatur sein Einfluss auf die
Überbringung der westlichen Medizin bewertet, was einem auch die Ärzte in der Klinik bestätigen.
Philip Franz von Siebold verstarb 1866 in München.
33
Sofukuji Tempel & Straße der Tempel
Eigentlich begegnet man überall in Japan an beinahe jeder
Ecke Tempeln, Pagoden und Schreinen. Eine besonders hohe
Dichte an Tempeln in Nagasaki findet man am besten im
Südosten der Stadt. Hier ziehen sich über 10 Tempelanlagen
entlang einer schmalen Straße, die man auch als Straße der
Tempel bezeichnet. Man beginnt bei dem bekanntesten
Tempel Nagasakis, dem Sofukuji Tempel. Über die Endstation
der Blauen Linie 1 oder Gelben Linie 4 Shokakuji-Shita-35
gelangt man die Straße in östlicher Richtung folgend zum
Tempel. Dieser wurde von chinesischen Migranten 1629
erbaut und ist das älteste noch existierende Bauwerk in Nagasaki. Kennzeichen des Tempels ist seine
von weitem sichtbare rote Farbe und das charakteristische Eingangstor, das Daiippomon. Der Eintritt
kostet etwa 300 Yen. Man sollte unbedingt hinter dem Tempel die
Treppen zum Friedhof hinaufsteigen und die einmalige Aussicht
auf die Stadt genießen.
Der Tempel wird von den in Japan lebenden Chinesen bei
besonderen Festtagen besucht und ist Zentrum des ZenBuddhismus. Schon im Eingangsbereich des Tempels entdeckt
man eine Karte, auf der wie auf einer Perlenkette weitere
Tempelanlagen eingezeichnet sind: Daikoji, Daionji, Kotaiji
Choshoji, Enmeiji, Kofukuji, Joanji, Sanpoji, Jinsoji und so weiter.
Die Straße wird flankiert von hohen Mauern und zwischen einzelnen Abschnitten geben sie den
Eingang zu den Tempeln frei. Bei einigen ist der Eintritt frei andere verlangen wiederum etwas Eintritt.
Wir sind die Straße etwa 2 Stunden entlang gelaufen und haben uns mit Außenportraits begnügt, da
man hier einen vollen Tag hätte investieren können.
Aussicht über dem Sofukuji-Tempel
34
Inasayama
Der Mount Inasa oder Inasayama erhebt
sich kuriose 333m über Nagasaki. Der
„Hügel“ wirbt vielversprechend mit einer
Nachtaussicht, die 10 Millionen Dollar wert
sei und die drittschönste Aussicht der Welt
habe, nach Monaco und Hongkong. Das
Komitee zur Abstimmung über die
schönsten Nachtansichten der Welt fand
übrigens ins Nagasaki statt.
Die Lage ist ideal, auf halber Strecke der
Stadt, etwas westlich außerhalb des
Gebäudemeeres gelegen, kann man dort
perfekt Nagasaki der gesamten Länge nach
bewundern. Der Blick reicht bei klarer Sicht
von den vielen kleinen vorgelagerten Inseln
weit hinter der 2006 fertiggestellten, 480m Spannweite umfassenden und bis zu 170m hohen Megami
Bridge bis zum Flughafen bei Omura.
Man kann mit der Roten Linie 3 oder Blauen Linie 1 zu Station TakaraMachi-25 fahren, geht über die Inasa-bashi Bridge und folgt den blauen
Hinweisschildern Ropeway. Wir sind an einem milden Oktoberabend bei
toller Sicht mit der Seilbahn hinaufgefahren. Das Hin- und
Rückfahrtticket kostet 1200 Yen. Die Seilbahn fährt von 09:00-22:00 Uhr
im 15-20 min. Takt. Noch in den frühen Abendstunden konnten wir mit
jedem Meter, den wir an Höhe gewonnen haben, uns mehr davon
überzeugen, wie extrem zugebaut die Stadt eigentlich ist und dass die Häuser sich scheinbar endlos
über den Horizont ziehen. Ich stellte mir ernsthaft die Frage, ob Nagasaki nicht doch mehr als 440.000
Einwohner zählt und negierte in meinen Gedanken die Feststellung der Einwohner und japanischen
Hinzugezogenen, dass Nagasaki eigentlich bloß Countryside sei. Für deutsche Verhältnisse
zumindest. In Hinblick auf unsere Erkundungstouren in und um Kumamoto, Beppu, Oita, Kagoshima
und Kyoto allerdings konnte ich verstehen, dass man Nagasaki eher zu den kleineren und
gemütlicheren Städten Japans zählt.
Oben am Inasayama angekommen, läuft man noch ein paar Schritte zum Hauptaussichtspunkt,
allerdings kommt man aufgrund der atemberaubenden Aussicht nicht weit. Oben auf der
Aussichtsplattform sollte man sich rechtzeitig positionieren, denn sonst wird man vor nerviger
Kamerastative und Menschenmassen nicht viel sehen können. Deshalb unser Tipp: schon vor
Sonnenuntergang sich oben einfinden und den Sonnenuntergang genießen. Ist die Nacht erstmal
hereingebrochen, funkelt und glitzert die Stadt in vielen Farben und erleuchtet den Nachthimmel bis
an den Horizont und noch weiter. Besonders eindrucksvoll ist es, wenn wieder einmal ein
Kreuzfahrtschiff der Nagasaki-Wochenendtouristen eintrifft, da es ebenfalls von Heck bis Bug
erstrahlt. Wir waren fest davon überzeugt, dass es eine der schönsten Nachtansichten war, die wir je
gesehen hatten.
35
b.) Reisen in der Region Nagasaki
Gunkanjima oder Battleship Island
W
ir
trafen
eines
Tages
überraschend einen Studenten
namens Gaku, der ebenfalls als
Austauschstudent in Würzburg war
und der sehr engagiert und
hilfsbereit
uns
irgendetwas
Besonderes zeigen wollte, da er
von den Studenten in Würzburg
ebenfalls
viel
Unterstützung
erfahren hatte. Etwas, wo man als
normaler Tourist ohne Japanisch Kenntnisse nur selten hinkommt. So etwas war Gunkanjima. Im
Englischen heißt es Battleship Island, weil die Silhouette mit den
Gebäuden an ein Kriegsschiff erinnert. Man findet den wenig
ausgeschilderten Zugang zu den Fähren zu Gunkanjima etwas
versteckt nahe dem International Cruise Ship Terminal. Dazu fährt
man mit der Blauen Linie 1 bis Tsuki-Machi-31 und wechselt in die
Grüne Linie 5 gen Hafen bis zu Ourakaigan-Dori-48. Auf der
Rückseite der Haltestelle direkt am Hafenbecken sieht man endlich
ein Hinweisschild zu den Fähren. Mit fast 4500 Yen war es der
teuerste Spaß, den wir uns in Nagasaki selbst geleistet haben,
allerdings sollte dies auch eine einmalige Erfahrung werden. Man fährt etwa 30min. zur Insel. Dabei
durchfährt man das Hafenbecken, sieht die unzähligen Containerschiffe, die riesigen Werften von
Mitsubishi, die Kriegsmarine und gelangt unter der Megami-Brücke hindurch auf das offene Meer. Wer
jetzt zurückschaut, genießt ein weiteres eindrucksvolles NagasakiPanorama mit der Stahlhängebrücke im Vordergrund eingebettet von
den Hügeln der vulkanisch geprägten Landschaft.
Die Insel selbst war von den 50-70er Jahren ein bedeutendes
Kohleabbaugebiet und bot Platz für
über 5000 Kumpel.
Krankenhäuser, Schulen, Gymnasien, Sportanlagen und vieles mehr
bot die völlig zugebaute Insel den hier lebenden und arbeitenden
Menschen. Mit dem Zusammenbruch der Kohleindustrie wurde die
Insel Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts plötzlich völlig entvölkert und alle Gebäude wurden
der salzigen See überlassen. Das Ergebnis ist die nun leer stehende Geisterstadt auf Gunkanjima, die
man an ausgewiesenen Stellen betreten darf. Zwar sind es eigentlich nur heruntergekommene und
baufällige Baracken, die man zu sehen bekommt, aber das
Zusammenwirken
der
einzelnen
verlassenen
Gebäudeteile auf der Insel hat ihren Reiz. Das sahen
wohl auch andere Menschen so, so dass
Gunkanjima
in
die
Liste
der
UNESCO
Weltkulturerbe 2014 aufgenommen werden soll.
Die baufälligen Wohnblöcke erinnerten mich an
Szenen aus dem Film Inception. In Wahrheit
wurden aber hier Teile des James Bond Films
Skyfall abgedreht. Es war ein teures, aber
einprägsames Vergnügen, das uns mit unseren
japanischen Freunden viel Spaß bereit hat. Arigato
gozaimasu Gaku!
36
Onsen
Nagasaki und die gesamte Insel Kyushu sind
vulkanisch besonders aktiv. Auf ihr befinden sich die
drei aktivsten Vulkane Japans: Aso, Sakurajima und
der Unzen. Dabei wird das Grundwasser durch die
vulkanische Aktivität erhitzt und durch Bohrungen und
Leitungen an die Oberfläche befördert. Zwar finden
sich die heißen Quellen überall in Japan, doch in
besonders hoher Dichte auf Kyushu. Das berühmteste
Onsen ist in Beppu (siehe Bericht) unweit des Asos.
Man sollte bei der Aussprache in Gesprächen mit
unseren japanischen Freunden allerdings darauf
achten, dass man genau beschreibt, was man meint. Frage wie: Where do we find the Onsen? Kann
in einer verwirrenden Diskussion enden, in der man das Onsen meint, der Gesprächspartner aber vom
Vulkan Unzen ausgeht. Am besten man fügt hinter Onsen auch noch gleich Hot Spa an, dann wissen
alle Bescheid.
Eigentlich hatte man fest vor, beim Besuch der Aso-Region ein Onsen zu besuchen, doch die schöne
Natur und die Wanderlust hielten uns davon ab. An einem der letzten Abende resümierten wir unsere
bisherigen Erlebnisse: Wir haben alle drei großen Vulkane Kyushus gesehen, die Tempel und
Geishas Kyotos, die Hochhauswüsten Osakas, sämtliche Sehenswürdigkeiten Nagasakis, das
Schloss von Kumamoto und sogar den Fuji aus dem Flugzeug, aber ein klassisches Onsen hat uns
gefehlt.
Also beschlossen wir, am letzten Abend doch noch ein Onsen zu besuchen. Stellte sich nur die Frage,
welches und wie hinkommen. Dazu haben wir die Internetseite Google mit dem Wort Onsen Nagasaki
bemüht
und
glücklicherweise
eine
sehr
hilfreiche
Website
gefunden:
http://champagneproject.com/blog/onsen-review-yasuragi-iojima-nagasaki-japan. Man erfährt von
einem schönen Onsen auf einer Insel vor Nagasaki, zu dem regelmäßig Fähren, inzwischen sogar
Busse fahren. Auf der Internetseite sind auch die Abfahrtszeiten der Fähre aufgelistet. Am nützlichsten
empfand ich jedoch diese Website: http://onsensoaker.blogspot.ch/2010/04/yasuragi-ioujimanagasaki-city-nagasaki.html, auf der das Onsen – inklusive eindrucksvoller Bilder (siehe hier) sowie
der Weg dorthin genau beschrieben wird. Wir haben uns genau nach dieser Beschreibung orientiert
und einen unglaublich entspannten Abend erlebt.
Ioujima ist wie Gunkanjima eine Insel etwa 20 min
mit der Fähre von Nagasaki entfernt und ebenfalls
ein ehemaliges Kohleabbaugebiet. Nun dient die
kleine Insel als unmittelbarer Erholungsort für die
Einwohner Nagasakis. Man fährt mit der Blauen
Linie 1 von unserem Startpunkt Hamaguchi-Machi19 oder Daigaku Byoin-Mae-20 bis zur Station
Ohato-29 am gleichnamigen Ohato Pier. Von der
Haltestelle geht man noch etwas in südlicher
Richtung bis zur ersten Kreuzung, vorbei am großen
YouMe Kaufhaus und dann nach rechts in Richtung
der kleinen Bogenbrücke. Nun geht man immer
geradeaus am Hafenbecken entlang und sieht in
der Ferne schon den hässlichen Beton-Glas-Terminal des Ohato Piers. Beim Kauf der Tickets
benötigten wir allerdings Hilfe, da hier nun keine lateinischen Lettern
mehr zu finden waren. Im Prinzip war es aber ganz einfach. Wir
haben uns den nächstbesten Japaner geschnappt, ihm gesagt, wo
wir hin wollen und wie wir das Hin-und Rückfahrtticket lösen
können. Ein Druck auf das Knöpfchen des Automaten und die 1200
Yen sind bezahlt. Nun merkt man sich noch sein Pier, auf dem die
37
Fähre ablegt und die Zeiten neben der Pier-Nummer an der Abfahrtstafel über den Ticketautomaten.
Man muss allerdings auch sagen, dass wir erst gegen 19:30 Uhr losgefahren sind, sodass die sonst
sehr höflich-hilfsbereiten Damen und Herren an den Ticketschaltern nicht mehr anwesend waren.
Entweder man lässt sich auf ein interkulturelles Erlebnis zur besten Abendzeit ein oder man geht den
sicheren Weg und kauft sich die Tickets am Tage.
Nun sind wir bei Nacht von Pier 6 mit der Fähre abgelegt und wären die Fensterscheiben etwas
besser gepflegt gewesen, hätte man eine grandiose Nachtaussicht auf den Hafen und die hell
ausgeleuchtete Megami-Brücke gehabt. Nach 20 min. erreichten wir die Anlegestelle. Im Nachhinein
wussten wir, dass der Weg zum Onsen in Sichtweite lag, aber leider war der 5 min. Fußweg derart
schlecht ausgeleuchtet, dass wir zunächst im Kreise gingen, ehe uns der Herr der uns zuvor beim
Ticketkauf geholfen hatte mit seiner Frau in seinem Auto mit nahm und uns zum Onsen fuhr. Ich bin
immer noch sehr erstaunt über die Hilfsbereitschaft der Japaner.
Das Onsen ist in einer Hotelanlage, durch die man hindurch geht, da das Bad erst im Innenhof des
Hotels gelegen war. Man zahlte etwa 1000 Yen für den Eintritt und 200 Yen für die Ausleihe eines
großen und kleinen Handtuchs. Organisiert man den Ausflug etwas besser (also zur Öffnungszeit der
Ticketschalter), kann man ein Roundticket und den Onseneintritt für ca. 1000 yen zusammen erhalten.
Doch für unsere Spontanität zahlen wir eben etwa mehr. Von jetzt an trennten sich die Wege von
Katrin und mir. Jeder ging in seinen Umkleidebereich (Männer und
Frauen getrennt) und von dort in seinen Spa-Bereich. Dieser SpaBereich wechselte aber täglich, so dass beide Geschlechter, bei
einem längeren Inselaufenthalt in den Genuss der anderen SpaHälfte kamen. Zunächst duscht und wäscht man sich sitzend vor
einem der vielen Spiegel. Schaum, Pflegespülung, Fön und sonstige
Badutensilien waren ausreichend vorhanden. Meine Spa-Hälfte
bestand aus einigen Wasserfontänen die von der Decke herab auf ein kleines Höckerchen prasselten,
aus zwei riesigen halbierten Holzfässern mit Thermalwasser und zwei großen Becken, sowie einer
geräumigen Sauna. Ich beachtete zunächst die bereits anwesenden Japaner, wie man am besten in
die Fässer steigen sollte oder wo das kleine Handtuch abgelegt werden konnte und schon schritt ich
in das warme Nass. Nach einem Bruchteil einer Nanosekunde stürzte ich aber schon wieder aus dem
Wasser. Zunächst dachte ich an eine Verbrennung und suchte meinen Körper nach Blasen ab, aber
da war nichts. Es war einfach ganz schön heiß. Die ausgewiesenen Angaben von 44°C konnte ich
nicht glauben, fühlten sich die teilweise bei uns ausgewiesenen 36°C relativ angenehm warm an.
Nach einigen Versuchen konnte man die Wärme, wenn auch nur immer für einen einstelligen
Minutenzeitraum wirklich genießen. Die Sauna wollte ich meinem Körper aber nicht antun. Dafür
entdeckte ich den Außenbereich und der ist
eine wirkliche Sensation. Man kann sich dort in
einem großen Becken aufhalten oder am
besten eine der drei halbierten kleineren
Holzfässer nutzen und sich neben dem fast
unerträglichen Thermalwasser auch kühleres
Wasser per Ventil nachfließen lassen. Ich
blickte von der Insel in der Nacht auf das hell
erstrahlte Nagasaki in der Ferne in meinem nun
angenehm warmen Fass und über mir war ein
fast klarer Sternenhimmel. Es war der
entspannendste Moment des gesamten
Nagasaki-Aufenthalts. Der krönende Abschluss
eines unvergesslichen und vielgestaltigen Austauschs.
38
Unzen & Shimabara-Halbinsel
Der Vulkan Unzen liegt auf der Shimabara-Halbinsel in
unmittelbarer Nähe von Nagasaki. Durch einen Ausbruch
1991 machte der Vulkan internationale Schlagzeilen:
Aufgrund einer Pyroklastischen Wolke kamen knapp 50
internationale Wissenschaftlicher und Journalisten ums
Leben. Darunter auch die damals weltweit bekanntesten
Vulkanologen: Das französische Ehepaar Katia und
Maurice Krafft sowie der Amerikaner Harry Glicken. Der
Unzen bietet sich für einen Tagesausflug an,
insbesondere,
da
es
schwierig
ist,
günstige
Übernachtungsmöglichkeiten vor Ort zu finden.
Mit dem Bus ist man vom Nagasaki Busbahnhof
(schräg gegenüber des Bahnhofs) innerhalb von
1:40 Stunde in Unzen. Einziger Nachteil: Dieser Bus
fährt von beiden Orten nur dreimal täglich. Man kann
also erst um 9 Uhr losfahren und ist somit
frühestens 10:40 dort. Der letzte Bus zurück nach
Nagasaki fährt bereits um 16:00 ab. Dies erschien
uns sehr schade und wir haben mehrere japanische
Kollegen gefragt, ob es nicht eine bessere Lösung
gäbe. Leider bekamen wir von allen nur die Antwort:
„Warum fahrt ihr nicht mit dem Auto?“ Was für uns
wiederum nicht in Frage kam, da wir uns weder um
einen
international-japanischen
Führerschein
bemüht hatten, noch große Lust hatten, einen Mietwagen zu nehmen. Wir sind bis zur Seilbahn
hinaufgewandert (etwa 2 Stunden) und hatten dann von oben eine super Aussicht. Zu einem Bad in
einem der vielen heißen Quellen – oder wenigstens zu einem Fußbad hatten wir dann allerdings keine
Zeit mehr.
Unzen Vulkan
39
Soeben habe ich eine alternative Verbindung gefunden,
welche einem deutlich mehr Zeit in Unzen gibt. Bei
sprachlichen Bedenken und der konkreten Planung
lohnt es sich, die Kollegen um Hilfe zu bitten – hat man
Unzen Vulkan
ein Papier mit den Verbindungen auf Japanisch dabei,
kann einem eigentlich jeder auf der Straße helfen. Für
die alternative Verbindung recherchiert
man nach der „shimatetsu bus
schedule“
(so
heißt
das
Busunternehmen, das den Ort
Unzen anfährt) – man kommt dann
(zumindest im Januar 2014) auf
eine
Internetseite
(z.B.
http://www.unzenfukiya.com/en/jrbus.html) auf welcher die Busabfahrtszeiten zwischen Unzen und
Nagasaki, Fukuoka oder Isahaya aufgeführt werden. Zwischen Isahaya und Unzen
fährt zwischen 7:15 und 18:45 etwa jede Stunde ein Bus. Von Nagasaki nach Isahaya
und zurück gibt es mehrere Verbindungen pro Stunde mit der Bahn (ebenfalls www.westjr.co.jp).
Insgesamt bleibt die Fahrzeit in etwa gleich, man kann aber früher losfahren und später zurück. Wir
hatten unsere Kollegen auch nach einer Verbindung nach Unzen über Isahaya gefragt, diese meinten
nur, das sei aber sehr umständlich. Im Laufe der Zeit stellten wir fest, dass die wenigsten Japaner
große Erfahrungen mit Reisen im eigenen Land haben und sie somit vieles für nahezu unmöglich
halten – auch wenn man am Ende überhaupt keine Probleme damit hat. Also am besten nicht
verunsichern lassen und gezielt nach den Verbindungen (in diesem Fall also nach Busverbindungen
zwischen Isahaya und Unzen) fragen!
40
c.) Reisen auf Kyushu
Einführung: Fahren mit der Bahn
An den Wochenenden haben wir entweder Nagasaki weiter erkundet,
oder Ausflüge auf Kyushu, der südlichsten Insel Japans, unternommen.
Süd-Japan ist erstaunlich grün, vulkanisch geprägt und wirklich sehr
schön! Da wir nur 7 Wochenenden zur Verfügung hatten, von denen
eines durch einen Feiertag auf 3 Tage verlängert war, und wir unbedingt
auch noch Kyoto erleben wollten, mussten wir uns auf eine kleine
Auswahl aus dem Reiseführer beschränken. Wer mehr Zeit hat, sollte
durchaus noch weitere Ziele auf Kyushu oder in ganz Japan anfahren,
denn davon gibt es noch eine unendliche Anzahl. Wir haben uns bei
unseren Reisen durch den Reiseführer „Japan: Unterwegs in einem Land
zwischen Tradition und Innovation; Christine Liew; Trescher Verlag“
anleiten lassen und haben damit gute Erfahrungen gemacht, da im
Regelfall alles Wichtige im Buch zu finden war. Es gibt aber eine ganze
Reihe weiterer empfehlenswerter Reiseführer, so dass jeder individuell entscheiden sollte, ob man
sich einen zulegen möchte und welcher einem am hilfreichsten erscheint.
Für die Reisen auf Kyushu lohnt es sich einen (Northern) Kyushu Pass
für das Schienennetz zu kaufen. Diese gibt es für 3 oder 5 Tage und
entweder für Nord-Kyushu (bis Kumamoto/Oita, 7000Yen, etwa 60€
für 3 Tage) oder für ganz Kyushu (14 000Yen, etwa 110€ für 3 Tage).
Man kann dann, so oft man innerhalb dieses Zeitraums möchte, mit
allen Zügen
inklusive
Shinkansen
innerhalb des Geltungsbereiches fahren.
Aufgrund des speziellen Visums, durch welches man
länger als 2 Monate im Land bleiben darf, gibt es am Ticketschalter
ein kleines Problem. Der Kyushu Pass ist offiziell nur für KurzzeitTouristen verkäuflich, daher muss man am Schalter seinen Reisepass
und das Visum vorlegen. Da im Visum steht, dass man länger in
Japan bleiben darf, reagiert der Ticketverkäufer zunächst irritiert,
muss dann etwas im Intranet recherchieren und bietet einem schließlich an, ein Ticket für
ausländische Studenten zu kaufen. Dieses Ticket gibt es zu genau den gleichen Konditionen wie den
Kyushu Pass. Einziger Nachteil: sämtliche Informationen auf dem Ticket sind auf Japanisch. Wir
haben uns diese dann durch unsere Kollegen im Krankenhaus übersetzen lassen. Einzige wichtige
Information: Das Ticket gilt nur für die „Non-reserved“ Sitze im Zug. Jeder Zug hat mindestens einen,
im Regelfall 3 oder mehr Wägen, in denen die Sitze alle „Non-reserved“ sind. Man kann bereits am
Bahnhof auf der Anzeigetafel herausfinden welche Wagennummern „Non-reserved bzw. auf
Japanisch: 自“ sind. Die Sitze im Zug werden übrigens bei jeder Fahrt der Fahrrichtung angepasst! ;-)
Die beste englischsprachige Internetseite der japanischen Bahn um genaue Verbindungsdetails
(Abfahrts- und Ankunftsuhrzeit der Züge an den entsprechenden Bahnhöfen, Fahrzeit und ganz
wichtig: Zugnummer) ist interessanter Weise die der Japan Rail West Company (westjr.co.jp). Für
Kyushu gibt es eine eigene Internetseite, welche einem aber nur das Schienennetz, eine Übersicht
über die Züge auf bestimmten Strecken und eben die Infos zum Kyushu-Ticket liefert. Mit den
Informationen Abfahrtszeit und Zugnummer von der westjr-Seite kann man auch an kleinen
Bahnhöfen, an denen die Anzeigetafeln ausschließlich auf Japanisch sind den richtigen Zug finden:
Die Züge fahren immer auf die Minute pünktlich und mit Hilfe der Zugnummer kann man, auch wenn
man sonst nichts lesen kann, immer noch das richtige Gleis finden. Mit Hilfe der Ankunftszeit kann
man auch an kleinen Bahnhöfen aus Zügen aussteigen, in denen es nur mündliche oder keine
Informationen zum nächsten Bahnhof gibt.
41
Kumamoto, Aso & Beppu
Da wir aufgrund eines Feiertags ein
verlängertes Wochenende hatten, haben wir
dieses genutzt um uns einen 3-Tages-NordKyushu-Pass zu kaufen und mit diesem an 3
Tagen 3 verschiedene Orte anzuschauen.
Los ging es am Samstagmorgen mit einem
der regelmäßig verkehrenden ExpressBahnen (Züge fahren nach Fukuoka, der
Bahnhof dort heißt allerdings Hakata-station
- 博多駅) von Nagasaki Bahnhof (Nagasaki
Eki - 長崎駅) aus. (Der Express-Zug hält
allerdings 3 Minuten später auch am
„Urakami-Bahnhof“ (浦上駅) – Achtung, dort
sind die Anzeigen ausschließlich auf
Japanisch – welche näher am Krankenhaus ist und zu der man auch gut laufen kann.) Nach etwa
anderthalb Stunden steigt man in Shin-Tosu (新鳥栖駅) um. Diesen Namen sollte man sich für Dauer
der Fahrt einprägen, da der Zugbegleiter bei der Ticketkontrolle von jedem Fahrgast wissen möchte,
wo er aussteigt. Dies schreibt er sich auf, so kann er später neu zugestiegene Fahrgäste gezielt
kontrollieren. In Shin-Tosu hatten wir etwa 10 Minuten, um vom
Normalzugtrakt zum Shinkansen Gleis zu wechseln. Das ist kein
Problem, da alle Anzeigen
über den Shinkansen auch auf
Englisch erfolgen. Dann ging
es nochmals 22 Minuten, eine,
bezogen
auf
die
Kilometerzahl, etwa ebenso
lange Strecke, von Shin-Tosu
nach Kumamoto - 熊本市. Kumamoto selbst ist eine für
europäischen Geschmack eher hässliche Stadt mit etwa 740 000
Einwohnern. Da wir möglichst viel der Atmosphäre der Stadt erleben wollten haben wir uns zu Fuß auf
den Weg zur Burg von Kumamoto gemacht. Dabei kam man, wie auch in
Nagasaki, an vielen schönen Tempeln und Schreinen, klassischen kleinen
japanischen Häusern, sowie eben auch an eher hässlichen, hohen
Appartementbauten und vielen praktischen Getränkeautomaten vorbei.
Nahe der Burg kamen wir durch einen großen öffentlichen Park und an einem
Baseball-Stadion vorbei. Großer Benefit: Baseball ist eine Art Nationalsport in
Japan, welcher insbesondere von der jüngeren Generation intensiv gespielt
und somit auch schon an den Schulen unterrichtet wird. Wir hatten die
Möglichkeit, kostenlos die Stimmung in einem von ein paar Schulklassen/
Sportvereinen bevölkerten Baseball-Stadion zu genießen und einige Zeit einem
Wettkampfspiel zuzusehen. Für uns war das Baseball-Spiel eine Art Highlight, während für die Schüler
vermutlich wir das Highlight waren. Die Burg von Kumamoto ist eine wirklich schöne, typisch
japanische Burg.
Laut unseren Kollegen im Krankenhaus sei es eine der Schönsten. Für uns war es jedenfalls ein tolles
Erlebnis, diese Burg von außen, wie auch von innen zu erkunden. Man kann die beiden Türme der
Burg zu Fuß erklimmen und hat – klare Sicht vorausgesetzt – eine wundervolle Aussicht über die
entferntere Umgebung. Desweiteren besteht die Möglichkeit, die goldverzierten Räume der
umgebenden „Palast“-Gebäude zu besichtigen. Diese sind mit Tatami-Reis-Matten ausgelegt, so dass
man – ebenfalls typisch für Japan – die Schuhe am Eingang ausziehen muss, bevor man die Räume
auf vorgegebenen Wegen in Socken erkunden darf.
42
Die buntverzierten Wände und Schiebetüren bestehen aus Holz
und speziellem Papier. Dies ist typisch für den japanischen Baustil
und man findet diese spezielle Raumgestaltung auch in Kyoto in
vielen Tempeln und Palästen und wahrscheinlich auch über ganz
Japan verteilt.
Abends ging es dann mit dem Expresszug in Richtung Beppu
nochmals etwas über eine Stunde weiter nach Aso (Kumamoto) Aso-Base-Backpackers
阿蘇市, einer kleinen Stadt mitten auf Kyushu und am Fuße des
Vulkanes Aso. Dort haben wir im „Aso-Base-Backpackers Hostel“ übernachtet. Gebucht haben wir
immer über hostelworld.com. Dieses ist sehr klein, familiär, gemütlich und sehr zu empfehlen. Am
nächsten Tag haben wir dann am wirklich kleinen Bahnhof von Aso einen Bus in die Nähe des
Vulkankraters genommen. Leider hat das Wetter nicht mitgespielt.
Der Aso ist ein wirklich beeindruckender, noch aktiver Vulkan. Dies äußert sich durch qualmen, den
Ausstoß von Schwefeldioxid und gelegentlich
durch die Luft fliegende Steine. Bei schönem
Wetter kann man auch auf den Gipfel
wandern und den Kratersee bewundern. Es
gibt auch ein Aso-Vulkanmuseum. Dieses
sieht auf den ersten Blick sehr klein aus und
Vulkan Aso
hat uns durch seinen Preis (ca. 25€)
abgeschreckt.
Vulkan Aso
Am nächsten Morgen nahmen wir den ersten möglichen Zug
nach Beppu - 別府市. Die Fahrzeit dorthin sind etwa 2 Stunden,
wobei man in den wirklich sehr bequemen und eben immer pünktlichen
Zügen
auch noch eine interessante und schöne Aussicht auf die Landschaft Kyushus haben kann. In Beppu
empfiehlt es sich, den Bus zu nehmen, um zu den „Höllenseen“ zu kommen. Die „Höllenseen“ sind 80
– 100°C heiße Quellen, die unterschiedliche Farben haben. Für etwa 20€ kann man eine Eintrittskarte
zu allen 7 Seen erwerben und diese dann nacheinander besichtigen. Wenn anschließend noch Zeit
bleibt, kann man auch in eines der vielen Onsen (heißes Bad) gehen, für welche Beppu berühmt ist.
Abends ging es dann über Fukuoka innerhalb von
etwa 4.5 Stunden zurück nach Nagasaki. Hier bleibt zu
sagen, dass die Fahrt von Fukuoka nach Nagasaki
unsere einzige unbequeme Zugfahrt blieb. Aufgrund des langen Wochenendes waren so viele
Heimkehrer im Zug, dass wir die komplette Fahrt über im Eingangsbereich gequetscht stehen
mussten.
43
Kagoshima & Sakurajima
Kagoshima - 鹿児島市 liegt ganz im
Süden auf Kyushu. Die Stadt hat ihren
Reiz durch den aktiven Vulkan
Sakurajima, der auf einer Insel in der
Meeresbucht bei Kagoshima liegt.
Dieser qualmt mal stärker, mal
weniger
stark und spuckt
in
regelmäßigen
Abständen
Lava.
Kagoshima wird daher auch als das
Neapel Japans bezeichnet, auch
wenn der Vulkan eher Ähnlichkeiten
mit dem Stromboli hat. Mit dem Zug
kommt man innerhalb von knapp drei
Stunden
von
Nagasaki
nach
Kagoshima-Chuo-eki - 鹿児島中央駅,
das ist der
zentrale SchnellzugBahnhof in Kagoshima. Man fährt erneut anderthalb Stunden von Nagasaki mit dem „Expresszug“
nach Shin-Tosu und steigt dort in den Shinkansen nach Kagoshima-Chuo ein. Nach etwas mehr als
einer Stunde kommt man dort an. Da der 3-Tage Railway Pass auf allen Zügen der JR (Japan
Railway) gültig ist, bietet es sich an, auch in der Stadt mit dem Zug zu fahren, um beispielsweise zum
Hafen zu kommen.
Wir haben uns an einem Wochenende (Samstag und Sonntag) in Ruhe den Vulkan auf der
Vulkaninsel und den Senganen-Garten angeschaut. Auf der Vulkaninsel gibt es auch ein nettes
Informationszentrum mit vielen Informationen, Büchern und auch DVDs über den Vulkan. Mit einem
Island-Sightseeing-Bus kann man eine einstündige Rundfahrt in die Nähe des Vulkans machen, die
sich hauptsächlich wegen der wirklich schönen Aussicht
lohnt. Wer mehr Zeit hat, kann auch ein Bad in einem
Onsen oder auch ein einfaches Fußbad mit Blick auf die
Meeresbucht und Kagoshima-Stadt genießen. Der
Senganen-Landschaftsgarten ist ein alter Samurai-Garten,
der insbesondere durch seine Blumenpracht, sowie durch
die „geborgte Landschaft“ besticht. Er fügt sich wunderbar
in die Landschaft ein, die waldbewachsenen Berghänge,
die Küste, sowie der Vulkan geben dem Garten einen
besonderen Reiz. Wir hatten zusätzlich das Glück einer
Prozession von „Samurai“ beiwohnen zu können.
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Ziemlich direkt neben dem Garten befindet sich die
Glasbläserei der traditionellen Glaskunst von
Kagoshima. Das hergestellte Glas ist eine
Reproduktion des „Satsuma Kiriko“ Schnittglases,
welches ursprünglich in der späten Edo sowie der
frühen Meiji Periode (1868 bis 1912) hergestellt
wurde. Die Glasbläserei kann kostenlos besichtigt
werden und gibt einen Einblick in die Herstellung
dieses sehr teuren Glases.
Außer den genannten Sehenswürdigkeiten gibt es
noch einige mehr. Insbesondere bei klarer Sicht sind
Aussichtspunkte zu empfehlen. In Kagoshima gibt es
nur wenige günstige Hostels. Hier empfiehlt sich eine rechtzeitige Buchung. Wir haben im „Little Asia
Guest House“ gewohnt, welches zwar günstig und gut gelegen, aber leider eher weniger zu
empfehlen ist. Für eine Nacht ist es aber dennoch geeignet.
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Goldener Tempel
d.) Reise nach Kyoto
Da Kyoto als eine der geschichtlich und kulturell bedeutendsten
Städte Japans gilt, haben wir beschlossen, dass ein Besuch in dieser
Stadt während unseres Aufenthaltes nicht fehlen darf. Die Aussage
eigentlich aller unserer Kollegen in Nagasaki, dass Kyoto die
Lieblingsstadt aller Japaner und eine der schönsten Städte sei und
die Tatsache, dass alle unserer Kollegen mindestens einmal dort
waren, hat diesen Plan noch einmal bestätigt. Kyoto liegt im Westen
der japanischen Hauptinsel Honschu, etwa 700km Nord-östlich von
Nagasaki. Von 794 bis 1869 war sie Sitz des kaiserlichen Hofes von
Japan und ist heute noch voller, zum Weltkulturerbe ernannter
Sehenswürdigkeiten (UNESCO-Weltkulturerbe Historisches Kyoto).
Aufgrund der deutlichen Entfernung bieten sich drei Möglichkeiten an,
um von Nagasaki nach Kyoto zu kommen, insbesondere, wenn man
nur ein Wochenende Zeit hat:
- Flugzeug
+ Vorteil: Man ist innerhalb von etwa 3 Stunden vor Ort
- Nachteil: Flug nach Osaka oder Kobe, dann Fahrt mit dem Zug oder Bus nach
Kyoto. Kosten ca. 60.000 Yen (~ 400€)
- Zug
+ Vorteil: Man ist nach 5 Stunden in Kyoto
- Nachteil: Kosten ca. 36.000 Yen (~ 250€), mit Japan Rail Pass West evtl. günstiger
- Nachtbus
+ Vorteil: Kosten nur ca. 21 000 Yen (~ 180€), Nachtfahrt, Schlafen möglich
- Nachteil: Die reine Fahrzeit beträgt bereits über 11 Stunden
Um Kosten und Zeit zu sparen, haben wir uns für den Nachtbus entschieden. Wir
sind am Freitagabend in Nagasaki in den Nachtbus gestiegen und kamen dann
am Samstag gegen 9 Uhr in Kyoto an. Tatsächlich konnte man während der Fahrt
relativ gut schlafen, da nur drei Sitze pro Reihe im Bus sind und diese in etwa den
Sitzen in der Business-Class im Flugzeug entsprechen. Gegen 22:30 hält der Bus
nochmals auf einem Parkplatz, so dass alle Gäste vor dem Schlafen nochmals
auf Toilette und Zähneputzen können. Es gibt allerdings auch immer eine Toilette
im Bus (Achtung: auch im Bus gibt es spezielle Toilettenschuhe!).
In Kyoto haben wir eine kleine Auswahl uns besonders interessierender Tempel
und Schreine angeschaut, sowie das Gion-Viertel, welches bekannt für seine
Geishas ist, und nebenbei die Atmosphäre in der Stadt genossen. Es ist wirklich
ein Erlebnis durch die engen Gassen Kyotos zu laufen, mit vielen kleinen,
maximal zweistöckigen Gebäuden, von denen viele traditionelle Restaurants
beherbergen.
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Ein bisschen könnte man sagen, Kyoto sei das „München“ Japans. Nirgends
sonst haben wir so viele Japaner in traditioneller Bekleidung gesehen, die
wie selbstverständlich durch die Stadt laufen, wie hier. Interessant ist es
auch, durch die ausgedehnten Einkaufspassagen mit integrierten
Marktständen zu wandern. Neben den teils exotischen Waren, wie
beispielsweise ganze getrocknete Tintenfische oder Riesenkürbissen,
kann man hier auch verschiedenste Mitbringsel erwerben.
Die beliebteste Reisezeit der Japaner
für eine Fahrt nach Kyoto ist der
Herbst, wenn die Bäume bereits rot
sind. Trotz des erwarteten großen
Andrangs haben wir noch relativ kurzfristig
sowohl den Platz im Nachtbus bekommen, wie auch ein
Doppelzimmer in einem günstigen, aber zentral gelegenen Hostel
(„Guest House Renjishi
Kabuki“, 3500 Yen, etwa
25€ pro Person und Nacht).
Wie viele der japanischen Hostels und insbesondere der Hostels
in Kyoto, war auch unseres im japanischen Stil – das heißt:
Schuhe ausziehen am Eingang, Hausschlappen werden gestellt.
Die Böden sind größtenteils aus Tatami-Reismatten, die Betten
eher unbequem, das Gebäude ist relativ klein und beengt, dafür
aber zweckmäßig ausgestattet (jedes Hostel hat zumindest einen
heiß-wasser-Spender für die Instant Nudel Suppe). Für uns waren die Nächte in den Hostels immer
ein besonderes Erlebnis, man hatte jedes Mal das Gefühl, noch etwas tiefer in das Land und die
Kultur einzutauchen. Am Sonntagabend stiegen wir wieder in den Nachtbus und kamen am Montag
früh gegen 8 Uhr wieder in Nagasaki an. Früh genug also, um gegen 9 Uhr pünktlich wieder in der
Klinik aufzutauchen.
Um
einen Nachtbus vom Nagasaki Busbahnhof (長崎県) nach Kyoto (京都県)zu buchen, sollte man
entweder japanisch können, oder jemanden fragen, der diese Sprache beherrscht: Die wichtigsten
Seiten hierzu sind nur auf Japanisch vorhanden. Wurde einem gezeigt, wie man eine dieser Seiten
richtig benutzen kann, ist man mit etwas Übung rasch dazu in der Lage, auch andere Ziele zu
recherchieren. Hierfür muss man nur herausfinden, wie die jeweilige Stadt auf Japanisch geschrieben
wird. Eine Kollegin zeigte uns die Internetseite secure.j-bus.co.jp auf der man den von uns
beschriebenen Nachtbus buchen kann oder sich auch einfach nur über Preise und Abfahrtszeiten
informiert. Wir haben die Seite mit dem genauen Fahrplan dann einfach ausgedruckt und sind damit
zum Busbahnhof bzw. zum Cocowalk gegangen, um dort unsere Bustickets zu kaufen. Dabei kann
man auch gleich die Sitze reservieren und mit etwas Glück auch selbst auswählen, wo im Bus man
sitzen möchte. Aufgrund der nahen Lage zum Krankenhaus empfiehlt sich als Abfahrtsort das
Einkaufszentrum „Cocowalk“ - ココウォーク, in welchem der Nachtbus (wie auch der Flughafenbus)
ebenfalls hält.
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5. Schöne und weniger schöne Erlebnisse
Das schönste Erlebnis war natürlich überhaupt die Möglichkeit, an diesem Austauschprogramm
teilnehmen zu können. Während des Nagasaki-Aufenthaltes hat man einige besonders schöne Dinge
gesehen und erlebt, sowie auch Tiefpunkte erfahren müssen. Einige Erlebnisse möchten wir mit
unseren Nachfolgern gerne teilen:
a.) Das war nicht so schön…
Mülleimer?
Es gehört wohl zu den größten Geheimnissen, warum auf der einen Seite Waren dreifach verpackt
werden, aber andererseits der dadurch produzierte Plastikabfall wenig Möglichkeiten findet,
abgeworfen zu werden. Es gibt schlichtweg keine öffentlichen Mülleimer. Im Krankenhaus findet man
noch nicht mal Müllbehälter auf den Toiletten und in den Straßen ebenso wenig. So war man auf
einigen Ausflügen mit Bergen von Müll unterwegs, die wir erst in unserer Wohnanlage entsorgen
konnten
Miete im International Guesthouse
Man sollte sich im Klaren sein, dass man die komplette Monatsmiete zahlen darf, selbst wenn man nur
einen Tag in diesem Monat verbleibt. So durften wir für den Zeitraum volle drei Monate Miete zahlen.
Zwar ist der Mietpreis insgesamt sehr niedrig mit rund 70-80 Euro pro Monat inkl. Nebenkosten, aber
für die zweite Hälfte des Oktobers, den vollen November und einer Woche im Dezember drei Mieten
zu verlangen, sorgten für ein klärendes Gespräch im International Office und einer Rücksprache mit
Frau Kusumoto, die versprach, dies zukünftig besser zu kommunizieren.
Taifun
Einen Taifun in Nagasaki zu erleben ist eine interessante Angelegenheit. Meist gibt es sehr viel
Regen, oft auch sehr viel Wind. Ein Spaziergang während eines Taifuns lohnt sich nur, wenn man
unbedingt bis auf die Haut nass werden möchte und keine Angst vor fliegenden Ästen hat. Je
nachdem, auf welcher Seite des Gebäudes man wohnt, bekommt man vom Wind nichts mit, oder man
hat große Bedenken, dass die Äste die Fensterscheiben des eigenen Zimmers zerschlagen und
macht unter Umständen nachts kein Auge mehr zu.
Meine Ohren!
Was am Anfang noch ein spaßiger Kulturunterschied war, sorgte am Ende für große Vorfreude wieder
in Europa zu sein zu können. Überall in Nagasaki piept es, tönen schrille Werbejingles oder schallen
Werbebotschaften auf den Straßen, in den Zügen, in den Straßenbahnbahnen und Parkanlagen.
Mitunter konnte man sich im Kaufhaus kaum von Angesicht zu Angesicht austauschen, aufgrund der
sehr lauten Werbebotschaften. Ein Geschäft hat dieses Prinzip pervertiert. In jedem Gang lief eine
andere Musik, leider derart laut, dass man kaum die eine oder andere künstlerische Darbietung
verstehen konnte. Das war nicht nur in Nagasaki der Fall, sondern durchweg auf allen Destinationen
unserer Erkundungsreisen. Nach dieser Dauerbeschallung merkt man plötzlich, wie ruhig es auf
deutschen Straßen eigentlich zugeht.
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„Dienstgenauigkeit“
Ist ein Japaner im Dienst, also steht er beispielsweise mit einem „Lichtschwert“ bewaffnet am
Zebrastreifen, um den Verkehr zu regeln, so kann man leider keinerlei Entgegenkommen erwarten.
Selbst wenn man als Frau mit 2 großen Koffern unterwegs ist, wird der „Verkehrswächter“ nicht einen
Millimeter zurückweichen, damit man besser vorbeikommt. Hat man dann auch noch Schwierigkeiten
mit den Koffern wieder auf den Gehweg zu kommen, so stehen die arbeitenden, pflichtbewussten
Japaner regungslos an Ort und Stelle und regeln den Verkehr. An dieser Stelle zeigt sich kein Funken
der sonst weit verbreiteten Hilfsbereitschaft, da die „Dienstgenauigkeit“ offenbar mehr zählt.
b.) Das hat mir besonders gefallen…
Hello!
Es waren erst 3 Wochen vergangen und ich war in den kleinsten Straßen Nagasaki unterwegs, als ein
großer schwarzer Van vorbeifuhr und die freundliche Person am Steuer das Fenster herunterkurbelte
und mich auf Englisch grüßte: „Hello Sebastian, nice to see you!“ Und schon war die Gestalt
verschwunden. Bis heute weiß ich nicht, wer mich da gegrüßt hat, aber es hat mich sehr beeindruckt
irgendwo in Japan zu sein und plötzlich grüßt dich jemand, der dich anscheinend kennt.
Thank you ENT
Mr. Kaneko von der HNO habe ich bereits mehrfach lobenswert erwähnt. Aber hier nochmals: Man
bekommt einen detaillierten Wochenplan, wird sehr gut betreut mit einer guten Mischung aus Praxis,
OP-Zeit und Teaching. Eine sehr gute Arbeitsatmosphäre.
Hilfsbereitschaft
In den Reiseführern hat man viel über die fast schon bedingungslose Freundlichkeit der Japaner
gelesen, aber die Erfahrung selbst zu machen, war atemberaubend. Wir suchten verzweifelt den
Eingang zu einer Busstation im Cocowalk, als wir eine Dame hinter einer Art Lotto-Kiosk ansprachen.
Ohne Zögern kam sie lächelnd hinter ihrem Stand hervor, zog den Rollladen herunter, schloss den
Laden trotz Kundschaft davor ab und ging mit uns auf die Hauptstraße, um uns genau zu unserem
gesuchten Ort zu führen. Erstaunlich.
Who ist who?
Am lustigsten empfand ich die Frage, die einem jeder japanische Student einmal stellen wird. Naja, es
waren eher die männlichen Studenten und man sollte sich dafür etwas vorbereiten oder man ist ein
eingefleischter Fußballfan. Man möchte zu jeder Zeit gerne wissen, welcher japanische Fußballspieler
gerade in der Bundesliga aktiv ist. Ich weiß allerdings nicht, ob es nur suggestive Fragen waren oder
nicht, aber diese Musterung haben wir bestanden. Die Erklärung, dass man sich nun mal überhaupt
nicht für Fußball interessiere (eindeutig Katrin), sorgte allerdings ebenfalls für Gelächter, da doch „alle
Deutschen Fußball lieben“.
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6. Fazit
Nach 8 Wochen Japan war man selbstverständlich wieder froh, Zuhause zu sein. Aber nach dieser
intensiven Erfahrung blieb auch ein wenig Wehmut hängen und die Erinnerung an ein grandioses
Land mit einer schier unerschöpflichen Quelle der Freundlichkeit. Auf unseren Reisen sind uns so
viele Menschen begegnet und viele haben wir als Freunde gewonnen.
Es ging nicht primär darum zu verstehen, sondern vielmehr um ein genaues, aktives Zuhören und
Hinsehen. Wer sich trotz sprachlicher Barrieren nicht verunsichern lässt und mit etwas sozialem
Feingefühl sich auf eine sehr harmonische und spannende Gesellschaft einlässt, der wird positiv
überrascht werden, wenn sich für einen selbst während des Austauschs die beteiligten Personen mehr
und mehr öffnen. Wir haben während unseres Aufenthaltes sehr viel Wertschätzung und Dankbarkeit
erfahren, dass wir sicherlich ein zweites Mal nach Japan kommen werden.
Wir hoffen, dass wir mit unserem Erfahrungsbericht etwas dazu beigetragen konnten, dass sich auch
in Zukunft weitere Medizinstudenten finden werden, um diesen unglaublich einmaligen Austausch zu
einem einmaligen Erlebnis zwischen Deutschen und Japanern zu machen. Wir sind sehr froh Teil
dieses Austauschprogramms gewesen zu sein und bedanken uns bei allen beteiligten Personen sehr
herzlich. Ebenso bedanken wir uns für die Bewilligung des Stipendiums, ohne dessen finanzielle Hilfe
die Realisierung dieser großartigen Erfahrung sicherlich in dieser Form nicht möglich gewesen wäre.
Arigato gozaimashite, Nagasaki
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