„Trotz allem wird es in der Ukraine vorwärts gehen…“

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„Trotz allem wird es in der Ukraine vorwärts gehen…“
Eine Gemeinschaftspublikation der
Delegation der Deutschen Wirtschaft
und Germany Trade and Invest
Nr. 7-8 (Juli-August) | 2014
NEWS
Ukraine
„Trotz allem wird es
in der Ukraine vorwärts gehen…“
Gegründet 1949 als Ankerwickelei, Reparaturbetrieb für Elektromotoren, Generatoren und Elektroinstallation, wuchs das Familienunternehmen Hahn-Elektrobau GmbH zum weltweit bekannten Hersteller von Transformatoren, Drosseln, Übertragern, Zündelektroniken, Spulen mit Ferritkernen, Wickelgütern und Schaltnetzteiltechnik mit drei Produktionsstätten. Eines der Werke liegt in Novovolynsk (Gebiet Volynien, Ukraine).
Der Delegierte der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine, Alexander Markus, besichtigte die Produktionsanlage und unterhielt sich vor Ort mit dem Geschäftsführer von Hahn-Elektrobau, Klaus Dieter Hahn.
Sehr geehrter Herr Hahn,
es gibt weltweit drei Produk­
tionsstätten der Hahn-Elekt­
robau GmbH, davon nur eine
außerhalb Deutschlands, gera­
de im ukrainischen Volynien.
Dieses Werk wurde im Jahr
2003 aufgebaut. Können Sie
uns verraten, warum Ihre Wahl
damals gerade auf die Ukraine
gefallen war?
Vorgängerin, Frau Karin Rau gesprochen und mich im Telefonat
nach Existenzgründungen in der
Ukraine erkundigt. Es gab neben
diesem ersten Telefonat dann
noch mehrere lange Telefonate
mit Frau Rau. Letztlich kam ich
nach Kiew, lernte das Land und
die Leute kennen, und traf die
Entscheidung für einen neuen
Standort in der Ukraine. Wir haben dies dann zu Hause in der
Familie nochmals besprochen
Ja, Herr Markus, darauf gibt es
und uns dann auf ein neues Werk
eine ganz klare Antwort: Ich war
Der Delegierte der Deutschen Wirtschaft, Alexander Markus, im Gespräch
in der Ukraine festgelegt. Daseinerzeit viel unterwegs, bevor mit dem Geschäftsführer von Hahn-Elektrobau, Klaus Dieter Hahn
mals hatte ich volle Unterstütich mich auf die Ukraine festzung von der Delegation. Herr Dr. Lisnitschenko ist mit mir
gelegt habe. Ich war in Ungarn, Polen, war in Ex-Jugoskreuz und quer durch die Ukraine gefahren, hat mir mögliche
lawien, habe mir Land und Leute und evtl. auch geeignete
Objekte angepriesen, die zur Übernahme standen. Natürlich
Objekte angesehen. So richtig überzeugt war ich von dem,
waren die meist in einem schlechten baulichen Zustand. Dies
was mir gezeigt und angeboten wurde, nicht. Danach habe
hat mich zuerst etwas abgeschreckt vor allen Dingen diese
ich den Radius etwas weiter nach Osten gezogen und bin
auf die Ukraine gekommen. Ich habe bei der Delegation der
riesige große Industriebauten, die für uns einfach zu groß,
à2
waren. Ich wollte aber auch nicht ein solches GeDeutschen Wirtschaft in der Ukraine angerufen, dort mit Ihrer
INHALT
„Trotz allem wird es in der Ukraine vorwärts
gehen…“ .............................................................. 1
Ukraine nach den Wahlen: neue Herausforderungen und Möglichkeiten.................... 4
Millionen Euro für ukrainische Straßen und
Schienenwege..................................................... 6
Anwaltschaft fördert deutsch-ukrainische
Rechts- und Wirtschaftsbeziehungen.......... 8
Bayerisches in der Ukraine.............................. 9
Neues aus den Arbeitskreisen......................... 9
Kurznachrichten...............................................10
Vorankündigungen...........................................11
Vor Ort bei deutschen Firmen
Blick in die Produktionshalle der Hahn-Elektrobau GmbH. Hier werden mit modernen Mehrspindelwickelautomaten Spulen produziert
bäude einkaufen oder anmieten, ich wollte einfach
ß1
ein abgeschlossenes Grundstück für die Hahn-Elektrobau
GmbH haben und dort als einziges Unternehmen drauf sein.
Nun am Ende unserer Rundreise sind wir dann in Novovolynsk
angekommen. Auch hier gab es mehrere Möglichkeiten zum
Erwerb von Industriebauten. Ich habe mich eben dann für
dieses Grundstück entschieden, weil dieses am Rande eines
großen Industriegebietes liegt und wir hier wirklich alleiniger Nutzer sind. Die Firma, die hier vorher tätig war, ging
in Insolvenz und wir konnten das Gebäude ersteigern. Das
Grundstück mussten wir zunächst von der Stadt Novovolynsk
pachten, mittlerweile haben wir dieses aber auch erworben.
gelernt in diesen Jahren, besonders während der Bauphase.
Es war also ein sehr großer Unterschied für mich im Vergleich zu deutschen Bauunternehmen und Bautätigkeiten.
Es ist halt immer wieder spannend, mit welchen einfachen,
ich will schon sagen, mit welch primitiven Hilfsmitteln die
Bauhandwerker arbeiten mussten, und unter welchen Bedingungen. Ich musste natürlich auch viele Kompromisse
machen und habe oft den Kopf geschüttelt, weil vieles für
mich unbegreiflich war. Gut, heute sage ich: Die Halle wurde recht zügig fertig gestellt, und wir konnten Ende 2005
die ersten Mitarbeiter einstellen und ihnen die Technik des
Transformatorenbaus lernen.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie vor zehn
Jahren, als Sie eine Produktion in der Ukraine aufbau­
ten?
Wie groß ist das Werk heute, wieviel Mitarbeiter haben Sie
und wie groß sind die Kapazitäten des Werkes in Novo­
volynsk?
Es war schon ein Kraftakt, nachdem wir dann das Gebäude auf dem jetzigen Grundstück ersteigert haben. Ich hatte Glück und auch durch die Unterstützung der Delegation wiederum einen jungen tüchtigen ukrainischen Mann
zu finden, der eine gute Ausbildung hatte und der mich
von Anfang an hier unterstützt hat. Dieser Mitarbeiter, Herr
Viktor Melnyk, ist heute Direktor in unserem Werk in Novovolynsk. Wir haben dann zusammen das Gebäude ersteigert, haben angefangen eine Halle zu renovieren, bei der
die Bausubstanz noch einigermaßen gut war; zumindest das
Betonstahlgerüst war absolut in Ordnung. Wir haben dieses Gerüst total ausgekernt; angefangen vom Dach bis zum
Hallenboden wurde alles neu eingebaut. Ich habe sehr viel
Wir haben hier in Novovolynsk eine gesamte Grundstücksfläche von etwa 25.000 m² und aktuell ca. 300 Mitarbeiter, mit
denen wir im Dreischichtsystem arbeiten, genauso wie wir das
auch in den beiden deutschen Werken machen. Wir sind hier
voll ausgelastet und bemühen uns, weitere Mitarbeiter für unser Werk zu finden und zu qualifizieren. Wir haben sehr viele
Mitarbeiter beschäftigt, die hier in Novovolynsk die Technische Schule besucht und sich damit schon einmal eine Basis
für die Elektrotechnik erarbeitet haben. Eine ganze Reihe von
Mitarbeitern haben wir auch in regelmäßigen Abständen in
unser deutsches Hauptwerk in Hungen eingeladen, um sie dort
weiter zu qualifizieren, im technischen Bereich und natürlich
auch im Qualitätsbereich.
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Vor Ort bei deutschen Firmen
Inwieweit beeinflusst die aktuelle politische Lage in der Uk­
raine das Geschäft von Hahn-Elektrobau und insbesondere
die Produktion hier vor Ort?
Die aktuelle politische Lage belastet unsere Produktion in
Novovolynsk nicht. Natürlich sind unsere Mitarbeiter schon
immer wieder beunruhigt, weil diese auch Verwandte in der
Ostukraine haben und da macht man sich natürlich Gedanken, wie es da drüben weitergeht. Bei uns hier vor Ort und
auch in der gesamten Westukraine – soweit ich das von deutschen Geschäftspartnern dann immer wieder höre – ist aber
alles ruhig. Wir können ungestört arbeiten.
Haben Sie weitere Expansionspläne?
Automatische Prüfplätze für die hundertprozentige Endprüfung
Vollautomatische Vakuumvergussanlage für den Transformatorenverguss
Nennen Sie bitte drei Unterschiede, durch die sich Ihre ukrai­
nischen Mitarbeiter von deutschen Mitarbeitern auszeichnen?
Was von Anfang an die ukrainischen Mitarbeiter lernen mussten – und auch heute noch müssen – ist einfach, dass in unserem Unternehmen Ordnung gehalten werden muss. Denn
nur in einem Werk, wo Ordnung und Sauberkeit herrscht,
können qualitativ hochwertige elektrotechnische Produkte
hergestellt werden. Aber ich kann sagen, dass die Mitarbeiter
sehr schnell lernen, auch bereit sind zu lernen. Viele grundsätzliche Sachen sind hier in der Ukraine nicht so vorhanden,
wie bei uns in Deutschland, aber ansonsten sind die Mitarbeiter immer wieder bereit dazu zu lernen, sind wissbegierig und vor allen Dingen auch einsatzbereit, wenn es darum
geht, Mehrstunden zu arbeiten. Es finden sich immer wieder
Mitarbeiter freiwillig, die Zusatzstunden arbeiten, um zugesagte Liefertermine einhalten zu können.
In welche Länder werden die Produkte der Firma Hahn aus
Novovolynsk exportiert?
Unsere Produkte werden zunächst im Moment noch komplett
nach Deutschland an unser Hauptwerk geschickt, durchlaufen dort nochmals eine hundertprozentige-Prüfung bevor wir
diese an unsere weltweiten Kunden verteilen/verschicken. Dies
sind Kunden aus Westeuropa als auch Kunden aus der Ukraine,
aus Weißrussland, aus Russland, aus Polen und Rumänien, aus
Australien, aus Israel und Ägypten, genauso wie aus Amerika
und Kanada, d. h. also Hahn-Produkte sind weltweit gefragt
und bekannt.
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Ja, natürlich haben wir weitere Expansionspläne. Wir brauchen unbedingt zusätzliche Produktions- und Lagerflächen.
Dazu arbeiten wir mit einer deutschen Firma zusammen, die
ein ukrainisches Tochterunternehmen in der Nähe von Lemberg hat. Es sind bereits Pläne vorhanden, wie wir weitere
Hallenabschnitte bauen wollen. Geplant sind bis zu 6.000 m²
zusätzlichen Produktionsflächen, die nach und nach erstellt
werden sollen, aber – auch dies muss man ganz klar sagen
– durch die aktuelle politische Situation in der Ukraine haben wir dies erstmal auf Eis gelegt und warten darauf, dass
sich die Lage möglichst schnell stabilisiert, weil wir einfach
Platz brauchen. Dazu werden die noch vorhandenen alten
Hallen abgetragen. Wir werden dann natürlich auch zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Ich gehe davon aus, dass zu den
vorhandenen 300 Mitarbeitern mindestens nochmals 200 dazukommen, denn wir werden dann auch weitere vollautomatische Maschinen hier nach Novovolynsk bringen. Wir werden
Produkte hierher verlagern, bei denen viel manuelle Arbeit in
der Produktion anfällt, die man aber auch nicht automatisieren kann.
Welche Maßnahmen sind, Ihrer Meinung nach, von der neu­
en Regierung zu treffen, damit das Investitionsklima in der
Ukraine nachhaltig verbessert wird?
Da gibt es natürlich für eine neue Regierung/neue Verwaltung
viel zu tun, und eine Menge Ansatzpunkte, die meiner Meinung
nach zu verbessern sind. In Deutschland beschweren wir uns ja
schon immer über den Bürokratismus, aber das was ich hier
lernen musste, übersteigt das, worüber wir uns in Deutschland
beklagen, um ein Vielfaches. In diesem Bereich gibt es sicher
viel zu tun. Als wir hierher gekommen sind, im Jahr 2003, war
am Ortseingang von Novovolynsk noch ein Schild, dass es sich
hier um eine Sonderwirtschaftzone handelt. Dies wurde dann
jedoch sehr schnell außer Kraft gesetzt. Meiner Meinung nach,
sollten da wirklich wieder Anreize geschaffen werden, um ausländische Investoren ins Land zu holen. Das Steuerrecht ist für
mich auch ein undurchschaubarer Dschungel an Vorschriften,
den man wirklich nur mit Unterstützung eines guten Wirtschaftsprüfers verstehen kann. Trotz allem sind wir optimistisch, dass es in der Ukraine vorwärts geht, wenn nun endlich
die Unruhen im Osten beigelegt sind. Wir hoffen, dass auch
dann in der Ukraine und den Nachbarländern ein wirtschaftliches Wachstum entsteht und wir dann von hier aus auch direkt
dorthin exportieren können.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hahn!
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Ukraine nach den Wahlen:
neue Herausforderungen und Möglichkeiten
Mit dem eindeutigen Votum des ukrainischen Volkes bei den Präsidentschaftswahlen am 25. Mai 2014 hat
das Land einen weiteren Schritt in Richtung Rückkehr zur Stabilität gemacht. Bei der letzten Veranstaltung
der Delegation der Deutschen Wirtschaft am 18. März kam die Anregung, nach den Wahlen einen weiteren
Gedankenaustausch zur aktuellen Situation in der Ukraine durchzuführen. Wir kamen dieser Anregung nach
und luden am 17.06.2014 zahlreiche Gäste zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Ukraine nach den Wahlen“
ein. Viele Personen des öffentlichen Lebens, politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger fanden sich
daraufhin in den gastfreundlichen Räumlichkeiten der Deutschen Botschaft in der Ukraine in Kiew ein.
Die Begrüßung sowie Moderation übernahm der Delegierte
Alexander Markus persönlich. Der Hauptaugenmerk der Veranstaltung lag dabei auf der Verdeutlichung der besonderen Situation in der Ukraine hinsichtlich der kürzlich erfolgten Wahlen,
des Verlusts der Krim, der militärischen Auseinandersetzungen
im Osten des Landes und der gegenwärtig schwierigen ökonomischen Lage für deutsche Unternehmen, deren Tochtergesellschaften und Filialen im Land agieren.
Als Keynote-Speaker fungierte der frischgewählte Oberbürgermeister der Hauptstadt, Herr Dr. Witalij Klitschko. Besonders
erfreulich war, dass er, knapp eine Woche im Amt, trotz vollbepackten Terminkalenders nicht nur die Veranstaltung besuchte, sondern auch noch frei und – als Zeichen seiner besonderen
Verbundenheit mit Deutschland – auf Deutsch vor versammelten
Gästen vortrug. In seiner emotionalen, sehr offenen Rede skizà5
zierte er einige gewaltige Aufgaben, die nun, nach der
Der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Donezk, Detlev Wolter, sprach über die Entwicklung des Konflikts in der Ostukraine
Die ökonomische Perspektive brachte der Bericht des Herrn Dr. Ricardo Giucci ein
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Als Keynote-Speaker fungierte der Oberbürgermeister Kiew, Herr Dr. Witalij Klitschko (links). Michael Harms, der Vorstandsvorsitzende der AHK Russland (rechts)
Viele politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger fanden sich in den gastfreundlichen Räumlichkeiten der Deutschen Botschaft Kiew
Wahl, auf ihn und sein Team zukommen, und bat den
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Vetretern der Investoren sein jederzeit für Probleme und Vorschläge offenes Ohr an. Die Zuhörer nutzten die Gelegenheit, den
Oberbürgermeister auf einige Missstände aufmerksam zu machen.
Die ökonomische Perspektive brachte hingegen der Bericht des
Herrn Dr. Ricardo Giucci aus der Deutschen Beratergruppe ein,
der in seinem Vortrag die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine darstellte.
Sehr interessant war der Bericht des Herrn Dr. Detlev Wolter, der
sein Amt als Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in
Donezk seit einiger Zeit gezwungenermaßen von Kiew aus ausübt. Er sprach über die Entwicklung des Konflikts, die möglichen
Szenarien der Fortsetzung der Auseinandersetzungen in der Ostukraine und über die Rolle der diplomatischen Vertretungen angesichts der besorgniserregenden Situation.
Im Anschluß an die Vorträge gab es noch Zeit für interessierte
Fragen, so dass sich daraus eine angenehme und doch pointierte
Diskussion entwickelte.
Weitere politische Einblicke, besonders in schwierigen Beziehungen mit dem Nachbarstaat Russland, gewährte die Darstellung des
Herrn Michael Harms, der das Amt des Vorstandsvorsitzenden der
AHK Russland innehat.
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Anschließend bestand im Rahmen eines Empfangs die Gelegenheit, im persönlichen Gespräch einzelne Details zu vertiefen, neue Kontakte zu knüpfen und sich über aktuelle geschäftliche Themen auszutauschen.
Das gesamte Bilderarchiv
der Veranstaltung finden Sie unter
ukraine.ahk.de/events/bildergalerie
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Text: Christian Overhoff, Germany Trade & Invest, Kiew/Bonn
EBWE stellt 200 Mio. Euro zur Verfügung/Regeln für Mautstraßen sollen geändert werden
Millionen Euro für ukrainische
Straßen und Schienenwege
Am 15.4.2014 wurde das Gesetz „Über Änderungen zu einigen Gesetzgebungsakten der Ukraine über die
Vereinfachung des Verfahrens für Businessgründung“ (Registrierungsnummer 2258а) vom ukrainischen Parlament, der Werchowna Rada, verabschiedet. Für das Gesetz stimmten laut staatlicher ukrainischer Nachrichtenagentur Ukrinform 244 von 439 Abgeordneten.
Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE)
hat einen Kredit in Höhe von 200 Mio. Euro für den Straßenbau
in der Ukraine freigegeben. Wie von der Bank Anfang Mai 2014
bekannt gegeben wurde, sind die Gelder insbesondere für die
Sanierung der M05 (Kiew-Odessa), der M01 (Kiew-Tschernihiw),
der N01 (Kiew-Snamjanka) und der R02 (Kiew-Iwankiw) sowie
für eine Umgehungsstraße in Schytomyr vorgesehen. Die Strecke
Tschernihiw-Kiew-Odessa ist Teil des Paneuropäischen Korridors
IX und Lebensader der Ukraine zu ihrem wichtigsten Hafen.
Eine erste Kredittranche in Höhe von 250 Mio. Euro war 2010
freigegeben worden. Das Geld wurde seitdem für die Sanierung
der Autobahn M06 (Kiew-Schytomyr als Abschnitt der Paneuropäischen Korridore III und V) und eines Teilstücks der M07
(Kiew-Kowel) eingesetzt. Mit einem Teil des Darlehens werden
zudem die ersten leistungsbasierten Straßenwartungsverträge in
der Ukraine umgesetzt sowie Projekte zur Verbesserung der Verkehrssicherheit finanziert.
Insgesamt hat die EBWE im Mai eine Investitionssumme von 1
Mrd. Euro für das Jahr 2014 in der Ukraine angekündigt. Die
Modernisierung der Transportinfrastruktur gehört neben den
Reformen von Politik und Wirtschaft zu den Prioritäten der Entwicklungsbank in der Ukraine. Die Freigabe der ersten Gelder
erfolgte, nachdem der Internationale Währungsfonds (IWF) der
Ukraine Ende April einen Kredit über umgerechnet 17 Mrd. US$
für die nächsten zwei Jahre eingeräumt hatte. Die Kreditlinie
öffnet die Tür zu Hilfszusagen anderer Geber über rund 15 Mrd.
$. Darunter befinden sich Gelder der EU, der Weltbank und anderen internationalen Entwicklungsbanken sowie Beiträge von
Kanada, Japan und den USA. Eine erste Auszahlung des IWF
über 3,2 Mrd. $ steht sofort zur Verfügung. Zusätzliche Gelder
für den Wegebau geben neben der EBWE insbesondere die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Weltbank.
Weitere Finanzierungszusagen
für neuen Beskidentunnel
Die EIB hat im Mai 2014 mit der Ukraine einen Kredit- und
Bürgschaftsvertrag im Wert von 55 Mio. Euro für den Bau des
neuen Beskiden-Eisenbahntunnels in den Waldkarpaten unterzeichnet, wie die Bank am 19.5.14 bekannt gab. Der neue
Tunnel hat strategische Bedeutung und wird einen Engpass im
Schienentransport mit der EU beseitigen. Durch den bisher eingleisigen Durchgang laufen rund 40% des Warentransits zwischen
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der Ukraine und Mittel- und Westeuropa. Der Beskidentunnel
ist mit 1,8 km der zweitlängste Eisenbahntunnel in der Ukraine. Nach dem Bau des neuen Tunnels wird sich die Kapazität
von 47 auf 100 Züge pro Tag erhöhen und die Geschwindigkeit
der Bahn durch den Tunnel von 40 auf 60 km/h ansteigen. Im
Herbst 2013 haben die Tunnelbohrarbeiten zur Errichtung des
neuen zweispurigen Beskidentunnels begonnen.
Zur Finanzierung stehen laut ukrainischem Infrastrukturministerium vom 19.5.14 neben den Garantien der EIB über 55 Mio.
Euro weitere Mittel aus einem Kredit der EBWE in Höhe von 36
Mio. $ sowie Gelder der Staatsbahn zur Verfügung. Die Gesamtkosten belaufen sich laut Medienberichten auf umgerechnet 132
Mio. Euro. Nach Angaben des Infrastrukturministeriums führt
das ukrainische Unternehmen Interbudmontasch die Arbeiten als
Generalauftragnehmer durch. Die Inbetriebnahme ist für 2017
geplant. Dieses Projekt stehe im Einklang mit der Absicht der
EIB, ihre Kreditvergabe in der Ukraine um 3 Mrd. Euro in den
kommenden drei Jahren zu steigern, sagte EIB-Vizepräsident
László Baranyay Mitte Mai. Zusammen mit der EBWE stellte die
EIB bereits 2010/11 Kredite über 900 Mio. Euro bereit, die der
Generalüberholung von 350 km Straßen des Transeuropäischen
Korridors dienen.
Die Weltbank hat Ende Mai 2014 drei neue Projekte für die Ukraine im Gesamtwert von 1,48 Mrd. $ verabschiedet. Die Projekte
sind Teil des von der Bank im März verkündeten Hilfspakets im
Wert von 3,5 Mrd. $. Damit sollen unter anderem der öffentliche Dienst, die Wasser-, Wärme- und Stromversorgung sowie
die Kanalisation und die Straßen verbessert werden. Im Frühjahr
2014 beantragte die ukrainische Straßenbaubehörde Ukravtodor
für ein neues Straßenbauvorhaben bei der Weltbank (IBRD) ein
Darlehen in Höhe von 600 Mio. $. Es sieht den Ausbau der M-03
zwischen Poltawa und Charkiw durch den Bau von vier Standardspuren einschließlich Umgehungsstraßen und Brücken vor:
http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/projekte-ausschreibungen,did=1007742.html?view=renderPdf.
Regierungsprogramme zur StraSSeninfrastruktur
Demgegenüber fällt der finanzielle Beitrag des ukrainischen
Staates zur Verbesserung der Straßeninfrastruktur seit langem
überschaubar aus. Vor dem Hintergrund der extrem angespannten Haushaltslage für 2014 hat die neue Übergangsregierung
unter Premier Arsenij Jazenjuk wenig eigenen Spielraum für
6
Investitionen in den Straßenbau. Besonderer Wert soll auf eine
hochwertige Ausführung der Arbeiten (vor allem des Belages)
gelegt werden. Das nötige Bitumen soll im Ausland eingekauft
werden. Künftig sei aber die Schaffung einer lokalen Baustoffproduktion unumgänglich.
sche Unternehmen Elsamex den Auftrag zur Unterhaltung und
dem mautbasierten Betrieb eines Abschnitts der ukrainischen
Fernstraße M06 erhalten. Die Straße hat eine Länge von rund 190
km und führt von der Hauptstadt Kiew nach Tschop. Die Agentur
Reuters meldete, dass sich die Spanier mit ihrem Angebot von
Projekte für das Jahr 2014 im Rahmen des Regierungsprogramms zum Straßenbau
(Stand März 2014)
Investitionssumme (in Mrd.
Griwna)*
Projektbezeichnung
Bau und Rekonstruktion von 138 km öffentlicher Straße von nationaler Bedeutung
3,74
Bau und Rekonstruktion von 32 km öffentlicher Straße von lokaler Bedeutung
0,20
Generalüberholung von 134 km öffentlicher Straße von nationaler Bedeutung
2,28
Reparatur von 1.612 km öffentlicher Straße von nationaler Bedeutung
5,44
Reparatur von 3.408 km öffentlicher Straße von lokaler Bedeutung
3,76
Operative Wartung und kleinere Reparaturen öffentlicher Straßen
5,98
Reparatur von 4.082 km Gemeindestraße
5,00
*) Umrechnungskurs vom 26.5.14: 1 Euro = 16,01 Griwna (UAH), Ukrainische Nationalbank
Quelle: Ukravtodor
Insgesamt enthält das Regierungsprogramm zum Straßenbau für
das Jahr 2014 vorgesehene Mittel in Höhe von 32,21 Mrd. UAH.
Aus dem Staatshaushalt sollen 15,21 Mrd. UAH, einschließlich
Mittel zur Schuldenrückzahlung in Höhe von 9,68 Mrd., kommen.
In den Bau und die Instandhaltung von Straßen sollen direkt 3,25
Mrd fließen. Für gemeinsame Projekte mit internationalen Finanzinstitutionen sollen 2,29 Mrd. aufgewandt werden. Bleibt ein
Defizit zur Finanzierung von 17 Mrd. UAH. Das Kreditportfolio
von Ukravtodor umfasst derzeit rund 37 Mrd. UAH. Dazu gehören
zinsgünstige und langfristige Darlehen internationaler Finanzinstitute, aber auch mittel- und kurzfristige Darlehen ukrainischer
Banken.
Laut dem Regierungsprogramm zur Entwicklung des Straßenwesens 2013 bis 2018 ist der Bau von 2.200 km neuer Straßen nach
«europäischem Standard» und die Instandsetzung von 30.700 km
vorgesehen. Zudem forderte das Ministerkabinett der Ukraine die
Einführung eines automatischen Systems von Lkw-Waagen, um
Straßenschäden durch überschwere Lkw zu verhindern (Resolution Nr. 187 vom 27.2.13).
Vergabe von StraSSenbaukonzessionen
soll an Bedeutung gewinnen
Neben der Nutzung internationaler Kredite nimmt auch in der
Ukraine die Idee Gestalt an, Bau, Betrieb und Unterhalt von Fernstraßen in Form von Konzessionen in die Hände privater Firmen
zu legen. Die ukrainische Straßenbaubehörde Ukravtodor hat
Ende 2013 einen Auftragnehmer für das erste Mautprojekt im
Land gefunden. Im Rahmen einer Ausschreibung hat das spaniNr. 7-8 (Juli-August) | 2014
50,5 Mio. Euro durchsetzen konnten. Finanziert wird das Projekt
mit einem EBWE-Kredit über 58 Mio. Euro.
Das Infrastrukturministerium verweist zudem auf insgesamt vier
geplante Pilotprojekte für Straßenbaukonzessionen von Ukravtodor: die Fernstraßen Krakowez-Lwiw-Brody-Riwne (285 km),
Schtscherbakiwka-Charkiw-Nowomoskowsk (209 km), Ulianiwka-Cherson-Krasnoperekopsk-Simferopol (533 km) und Nowomoskowsk-Saporischschja-Melitiopol-Dschankoj-Simferopol
(475 km). Die staatliche Investitionsagentur hatte bereits 2013
eine Machbarkeitsstudie vorgelegt, welche zu einer weiteren
Konzession für eine Mautstraße in der Ukraine führen könnte:
Eine Straße rund um Kiew soll die Stolitschnoe Schosse und die
Schnellstraße M-03 verbinden. Diese soll 18 km lang sein und
eine 700 Meter langen Brücke über den Dnipro einschließen. Das
Projekt soll 428 Mio. Euro kosten und eine Bauzeit von fünf
Jahren haben.
Ukravtodor plant 2014 eine grundlegende Veränderung des Systems zum Bau mautpflichtiger Straßen durch Konzessionsnehmer.
Bisher sieht das Konzessionsgesetz die Beteiligung von Straßenbauunternehmen vor. Es soll laut Straßenbaubehörde kurzfristig
ein Entwurf vorgelegt werden, wonach sich die Vergabeverfahren
auch an Firmen richten werden, die über die finanziellen Ressourcen verfügen. Das Unternehmen, das den Bau einer Straße
finanziert, solle dann selbst ein Konsortium von Straßenbaufirmen bilden. Das ukrainische Infrastrukturministerium plant laut
Medienberichte zudem die Einführung einer Maut für alle Lkw
über 12 t. Die Mauteinnahmen sollen ausschließlich in die Sanierung des Straßennetzes fließen.
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Frau RA’in Renate Künast, MdB, spricht zum Thema
“Recht als (gesellschaftlicher) Standortvorteil”
Paneldiskussion, v.l.n.r.: RA Hartmut Rank (DAV Ukraine) / RA Prof.
Dr. Lars Kirchhoff (Europainstitut Viadrina) / RA'in Dr. Claudia
Seibel (DAV) / RA'in Renate Künast MdB / Andriy Vyshnevski (ukr.
Justizministerium) / Advokat Andriy Kostin (UBA)
Deutscher Anwaltverein (DAV) in der Ukraine gegründet.
Lösung der Ukraine-Krise mit den Mitteln des Rechts gefordert
Anwaltschaft fördert
deutsch-ukrainische Rechts- und
Wirtschaftsbeziehungen
Kiew/Berlin (DAV). Am 11. Juni 2014 fand die Gründungsfeier des
DAV Ukraine in der deutschen Botschaft in Kiew statt. Angekündigt hatten sich fast 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Anwaltschaft, darunter der stellvertretende ukrainische Justizminister
Ruslan Rjaboschapka. Die Eröffnungsrede zur Rolle des Rechts für
eine Gesellschaft hielt die Vorsitzende des Ausschusses für Recht
und Verbraucherschutz des Deutschen Bundestages, Rechtsanwältin Renate Künast.
Der DAV Ukraine sammelt die Interessen und schafft Raum für
die grenzüberschreitende Kooperation deutscher und ukrainischer
Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte im internationalen Rechtsdienstleistungsverkehr. „Wir diskutieren heute aber auch, wie es
noch besser gelingen kann, die Aktivitäten staatlicher und nichtstaatlicher Akteure zur Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen in der Ukraine zu koordinieren und zu bündeln“, so
Rechtsanwalt Prof. Dr. Wolfgang Ewer, Präsident des DAV. Dazu
wolle die deutsche Anwaltschaft einen Beitrag leisten. Aus Sicht
der Anwaltschaft müsse alles getan werden, um die Ukraine-Krise
mit den Mitteln des Rechts zu lösen. „Recht sorgt für Stabilität
und bildet die Grundlage für prosperierende wirtschaftliche Beziehungen. Es ist damit ein wichtiger Standortfaktor“, so Ewer weiter.
Die Vorsitzende des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz
des Deutschen Bundestages, Rechtsanwältin Renate Künast sah in
der Gründung des DAV Ukraine neue Chancen: „Wenn die außenund innenpolitische Lage des Staates angespannt ist, ist es umso
wichtiger, dass sich die Menschen auf einige rechtsstaatliche und
demokratische Grundwerte verlassen können. Wichtig dabei sind
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ein gutes Rechtssystem und eine unabhängige Justiz. Eine funktionierende Anwaltschaft ist hierfür ein wesentlicher Eckpfeiler. Der
DAV kann dafür einen großen Beitrag leisten.“
„Durch die Förderung grenzüberschreitender anwaltlicher Tätigkeit wollen wir die deutsch-ukrainischen Rechts- und
Wirtschaftsbeziehungen stärken“, hob Rechtsanwalt Wolfram
Rehbock, Vorsitzender des DAV Ukraine, zur Motivation der Vereinsgründung hervor. Zugleich falle der Anwaltschaft bei der
Verwirklichung der Menschen- und Bürgerrechte eine Schlüsselrolle zu. „Alles, was die Ukraine braucht, ist Good Governance
und Rule of Law. Ersteres können wir leider nicht beeinflussen,
letzterem werden wir uns widmen. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage in der Ukraine wollen wir aber vor allem unseren ukrainischen Kolleginnen und Kollegen auch Mut
zusprechen und ihnen als Ansprechpartner zur Seite stehen,“ so
Rehbock weiter.
In den Ländern Brasilien, Frankreich, Großbritannien, Griechenland,
Italien, Polen, Portugal, Spanien und der Türkei haben sich deutsche und deutschsprachige ausländische Rechtsanwältinnen und
Rechtsanwälte in DAV-Auslandsvereinen zusammengeschlossen.
Die Vereine vertreten die beruflichen und wirtschaftlichen Interessen ihrer Mitglieder, fördern die berufliche Kooperation sowie den
Austausch zwischen ihren Mitgliedern und stehen den Mitgliedern
der örtlichen Anwaltvereine in Deutschland als Ansprechpartner im
jeweiligen binationalen Rechtsverkehr zur Verfügung. Als ordentliche Mitglieder gehören sie dem DAV an und profitieren von allen
Leistungen des DAV.
8
Bayerisches in der Ukraine
Neues aus den Arbeitskreisen
Auswärtige Sitzung des
Bayerischer
Nachmittagsschoppen Arbeitskreises Industrie
in Lemberg
Am 12. Juni fand in Lwiw der Bayerische Nachmittagsschoppen statt. Viele Akteure aus Wirtschaft
und Lokalpolitik sind der Einladung des Beauftragten der bayerischen Wirtschaft in der Ukraine, Herrn
Alexander Markus, gefolgt und haben sich am späten
Nachmittag auf dem Außengelände des Hotels „Citadel Inn“ eingefunden.
Am 12. Juni fand die auswärtige Sitzung des Arbeitskreises Industrie der Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine statt.
Mehrere ranghohe Vertreter von Tochtergesellschaften deutscher
Firmen, welche in der Ukraine aktiv tätig sind, fanden sich in den
Tagungsräumen des Hotels „Citadel Inn“ in Lviv ein, um sich in
angenehmer Atmosphäre über aktuelle Themen mit Bezug zur
Industrie in der Ukraine auszutauschen. Vertreten waren sowohl
global player als auch Mittelständer. Auch die Bandbreite der beteiligten Industriezweige war erfreulicherweise groß.
Moderiert wurde die Sitzung vom Delegierten der Deutschen
Wirtschaft in der Ukraine, Herrn Alexander Markus.
Der Oberbürgermeister Lwiw Andrij Sadowij nahm am Bayerischen
Nachmittagsschoppen auch teil
Bereits im Rahmen der vorangegangen Sitzung des Arbeitskreises
Industrie der Delegation der deutschen Wirtschaft in der Ukraine
diskutierten ranghohe Vertreter von Tochtergesellschaften deutscher Firmen in der Ukraine über die aktuellen politischen und
wirtschaftlichen Probleme, neue Lösungsansätze und mögliche
weitere Aktivitäten. Da diese Sitzung direkt vor dem Bayerischen
Treffen stattfand, hatten nicht nur die Mitglieder des Arbeitskreises, sondern auch viele eigens für das Bayerische Treffen
angereiste Gäste eine willkommene Gelegenheit, sich über Geschäftsentwicklung auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Der Oberbürgermeister von der Stadt Lwiw Andrij Sadowij
nahm an der Veranstaltung auch teil.
Das Treffen war durch eine informelle, herzliche Atmosphäre geprägt. Die Gäste genossen typisch bayerische Spezialitäten und
Getränke, auch die musikalische Untermalung wies eindeutig
bayerische Züge auf. Nicht fehlen durfte schließlich auch die ein
oder andere Tracht.
Gerade die bunte Durchmischung der Gäste – Vertreter der Industriefirmen, Beratungsunternehmen und Politik – ermöglichte
eine angeregte, konstruktive Diskussion zwischen den Teilnehmern.
Insbesondere die anhaltende politische und wirtschaftliche Krisensituation und die Verschlechterung der Beziehungen zu Russland, die direkte Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung
haben, waren Gegenstand der lebhaften und offenen Diskussion
zwischen den Teilnehmern. Mehrere Unternehmensvertreter berichteten über Verunsicherung ihrer Kunden in Westeuropa, die
von ihren Zulieferfirmen Notfallpläne für mögliche Produktionsausfälle aufgrund der Krise verlangen. Auch die Teilmobilisierung
der ukrainischen Armee erschwert die Produktion, wenn vereinzelte Arbeiter oder Führungskräfte einberufen werden. Doch gab
es auch vorsichtig optimistische Berichte, die von einer positiven
Geschäftsentwicklung sprachen.
Einig waren sich die Teilnehmer, dass viele gesetzliche Regelungen
unverhältnismäßig sind, die Unternehmen unnötig behindern und
somit nicht zu einer Verbesserung des Investitionsklimas führen. Zu
nennen sind hier etwa die Sanktionen im Zusammenhang mit der
Devisenregelung (sog. 90-Tage-Regelung) und immer wieder auftretende Probleme mit der Mehrwertsteuerrückerstattung. Der Delegierte der Deutschen Wirtschaft berichtete in diesem Zusammenhang über Maßnahmen, die die Delegation unternimmt, um diese
Zustände im Dialog mit der Regierung zu beheben.
Thematisiert wurden im weiteren Verlauf der Diskussion auch
mögliche Maßnahmen, um das Qualifizierungsniveau von Mitarbeitern in der Ukraine zu verbessern und Fachkräfte dauerhaft an
die Unternehmen zu binden.
Für Zustimmung sorgte der Vorschlag, die Sitzungen des Arbeitskreises zukünftig abwechselnd in Kiew und in der Westukraine
abzuhalten, da ja doch ein Großteil der deutschen produzierenden
Firmen gerade in der Westukraine ansässig sei.
Der Termin der nächsten Sitzung wird in Kürze bekannt gegeben.
Nr. 7-8 (Juli-August) | 2014
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Kurznachrichten
Haushalt stieg um 13 Milliarden
Der Staatshaushalt der Ukraine ist gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum
um 13 Milliarden UAH gestiegen. Das
meldet der Pressedienst der Staatskasse.
„Im Januar-Juni 2014 haben der gesamte und spezielle Fonds des Staatshaushalts der Ukraine 175,8 Milliarden
UAH eingenommen, was um 13,1 Milliarden UAH oder 8,1 Prozent mehr als
im entsprechenden Zeitraum 2013 ist“,
meldete man in der Behörde. Insgesamt flossen 152,9 Milliarden UAH zu,
was um 10,5 Milliarden oder 7,4 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des
Vorjahres 2013 ist. Den speziellen Fonds
sind im Zeitraum Januar-Juni 2014 22,9
Milliarden UAH zugeflossen, was um 2,6
Milliarden UAH oder 12,8 Prozent mehr
als im entsprechenden Zeitraum des
Jahres 2013 ist.
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über ein gut kalkuliertes Arbeitsbeschaffungsprogramm für den Donbass
sprechen. Am Programm werden sich die
USA und alle EU-Länder beteiligen“,
sagte Poroschenko. Der Staatschef sagte
weiter, die Wiederaufnahme der Tätigkeit der lokalen Verwaltungen im Donbass sei einer der wichtigsten Schritte
seines Friedensplans. Das betreffe auch
die Wiederaufnahme der Ausstrahlung
der zentralen ukrainischen Radio- und
Fernsehsenders in den Regionen Donezk
und Luhansk als Gegengift zu Informationen aus „anderen Fernsehsendern“.
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Finnland erwägt Investitionen in
ukrainische Wirtschaft
Die Ukraine habe alle Möglichkeiten
dazu, um im Laufe von drei Jahren zu
einem der wichtigsten Player auf dem
Welt-Lebensmittelmarkt zu werden. Das
hat heute der ukrainischer Ministerpräsident Arssenij Jatzenjuk bei der Regierungssitzung erklärt, berichtet der Ukrinform-Korrespondent. „Im Laufe von
drei Jahren können wir nicht nur den
Produktionsumfang wesentlich erhöhen,
sondern auch zu einem der führenden
Länder werden, die den Welt-Lebensmittelmarkt beeinflussen“, – kündigte er
an. Gerade deshalb werde die Entwicklung des Agrar-Industrie-Komplexes
zum ersten Punkt des wirtschaftlichen
Programms der Regierung, so der Ministerpräsident.
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Die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens mit der EU wird ein starker Anreiz für die Beschaffung der finnischen Investitionen in die ukrainische
Wirtschaft. Das erklärte der Premierminister von Finnland, Alexander Stubb,
beim Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko in Brüssel,
informiert die Pressestelle des Staatsoberhauptes. „Der Ministerpräsident von
Finnland begrüßte die erwartete Unterzeichnung des Assoziationsabkommens
zwischen der Ukraine und der EU, was
ein starker Anreiz für den Zufluss von
finnischen Investitionen in die ukrainische Wirtschaft sein wird“, wird in der
Meldung angegeben. Stubb unterstützte
auch die Friedensinitiative von Poroschenko, die die Möglichkeit zur Lösung
der Situation in der Ostukraine öffne.
In diesem Zusammenhang erwähnten
die beiden Politiker die Notwendigkeit
der Ergreifung von allen Maßnahmen,
einschließlich der weiteren Sanktionen,
„falls Russland konkrete Schritte zur
Verringerung der Spannungen in der
Region nicht unternehmen wird.“
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EU und USA werden sich an Arbeitsbeschaffungsprogramm im
Donbass beteiligen
EU gewährte der Ukraine 500
Mio. Euro für Unterstützung des
Budgets
Die USA und die EU-Länder werden sich
an einem Arbeitsbeschaffungsprogramm
im Donbass beteiligen. Der Präsident der
Ukraine Petro Poroschenko erklärte dies
bei einem „Tag des Dialogs“ mit Vertretern der lokalen Selbstverwaltung und
Staatsbehörden. „Ich will hier besonders
Die Europäische Kommission hat der
Ukraine 500 Millionen Euro Finanzhilfe bereitgestellt. Das kündigte die
Europäische Kommission an, berichtet der Ukrinform-Korrespondent aus
Brüssel. „Die Europäische Kommission
hat heute im Namen der EU der Uk-
«Die Ukraine könne 2017 zu einer
führenden Agrarnation werden»
– der Ministerpräsident
Nr. 7-8 (Juli-August) | 2014
raine 500 Millionen Euro bereitgestellt.
Dies ist die erste Tranche des Darlehens im Zuge des neuen Programms
der Finanzhilfe für das Land“, teilte die
EU-Kommission mit. Wie der Vertreter
der Europäischen Kommission Simon
O`Connor erläuterte, seien diese Mittel
für die Ukraine als Hilfe für den Ausgleich des Staatshaushalts bereitgestellt worden, daher muss die ukrainische Regierung selbst entscheiden, nach
welchem Bedarf sie verwendet werden
sollen (insbesondere für die Lösung der
Probleme mit der Bezahlung der Gaslieferungen). Der Vertreter der EU-Kommission erinnerte daran, dass die europäische Seite am 20. Mai der Ukraine
bereits 100 Millionen Euro Finanzhilfe
für die Lösung dringender finanzieller
und wirtschaftlicher Probleme gewährt
habe.
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Staatlicher Statistikdienst sieht
weitere Verschlechterung des BIP
Der Rückgang des realen Bruttoinlandsproduktes der Ukraine habe im I. Quartal
2014 2,1 Prozent im Vergleich zum VI.
Quartal des Vorjahres betragen. Das berichtet der Staatliche Dienst für Statistik
der Ukraine. Das reale BIP der Ukraine (in
ständigen Preisen aus dem Jahre 2007)
blieb im Vergleich zum I. Quartal 2013
nur auf dem Niveau von 98,9 Prozent
(Rückgang um 1,1 Prozent). Das nominale Bruttoinlansprodukt der Ukraine betrug 313,047 Mrd. Hrywnja im I.
Quartal 2014.
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Nationalbank entzog Lizenz der
Brokbisnessbank
Die Nationale Bank der Ukraine hat am
11. Juni der Brokbusinessbank die Lizenz entzogen und die Abwicklung der
Bank eingeleitet. Das teilt die Pressestelle der Nationalbank mit. Die Nationalbank erklärte die Brokbusinessbank
am 28. Februar für insolvent. Der strategische Investor der Bank ist eine Unternehmensgruppe
„Osteuropäisches
Brennstoff- und Energieunternehmen“
des ukrainischen Milliardärs Serhij Kurtschenko. Die Bank steht unter Verdacht
der Geldwäsche in Höhe von mindestens
50 Millionen Hrywnja.
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Inflationsrate in der Ukraine im
Juli bis zu 1 Prozent gesunken
Die Inflationsrate in der Ukraine hat sich
im Juni bis zu 1 Prozent gegen 3,8 Prozent im Mai verlangsamt; in der ersten
Jahreshälfte betrug sie 11,6 Prozent. Das
hat am Montag der Staatliche Dienst für
Statistik mitgeteilt. Wie Ukrinform berichtete, könne die Inflationsrate in der
Ukraine im laufenden Jahr in Anbetracht
der Abwertung der Nationalwährung und
der Steigerung von Tarifen sogar bis auf
17 oder 19 Prozent ansteigen. Das hat der
Vorsitzende der Nationalbank der Ukraine (NBU), Waleria Hontarewa, während
einer durch die Investmentgesellschaft
„Konkord Kapital“ veranstalteten Fernsehübertragung bei einer Investmentkonferenz in London erklärt. Sie erinner-
te daran, dass die Nationalbank zu einer
für das Land neuen Politik eines flexiblen
Wechselkurses und der Inflationstargetierung übergeht. „Man solle nicht die Politik eines flexiblen Wechselkurs mit einer
realen Hrywnja-Konvertierbarkeit, die erst
in einigen Jahren erreicht werden könne,
zu verwechseln; der Übergang zur Politik
einer Inflationstargetierung wird stufenweise im Laufe von ca. 12 Monaten verlaufen“, - betonte die Leiterin des Währungsregulators.
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Nationalbank prognostiziert
wirtschaftliches Wachstum in der
Ukraine schon im nächsten Jahr
In der Nationalbank der Ukraine (NBU) geht
man von einem geringen Wachstum des
Bruttoinlangsproduktes schon im nächsten
Jahr aus. Das hat die Präsidentin der Nationalbank der Ukraine, Walerija Hontarewa,
während einer Live-Schaltung nach London
auf die Konferenz „Europäischer Vektor der
Ukraine: Einfluss auf Business“, erklärt, berichtet der NBU-Pressedienst. „Trotz einer
komplizierten Lage im Osten des Landes
zeigt die ukrainische Wirtschaft ein hinreichend stabiles Niveau gegen Krisenereignisse. Schon im nächsten Jahr erwarten wir
eine Wiederaufnahme des BIP-Wachstums
in einer Höhe von 1-2 Prozent“, - kündigte
Hontarewa an. Ihren Worten nach sei wirtschaftliches Wachstum unter Vorbedingung
der Verbesserung des Investitionsklimas, der
Steigerung der Konkurrenzfähigkeit sowie
von Strukturwandlungen in der Wirtschaft
möglich.
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Vorankündigungen
Unsere aktuellen Termine finden Sie immer in unserem Veranstaltungskalender unter
http://ukraine.ahk.de/home/
Sitzung des Arbeitskreises
Banken und Finanzdienstleistungen
21. Aug. 2014
16.00 Uhr
Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine
Pushkinska 34,
01004 Kiew
Sitzung des Arbeitskreises Bau- und
Immobilienwirtschaft
29. Aug. 2014
10.00 Uhr
Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine
Pushkinska 34,
01004 Kiew
Sitzung des Arbeitskreises
Recht
2. Sept. 2014
8.00 Uhr
Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine
Pushkinska 34,
01004 Kiew
Sitzung des Arbeitskreises Steuern und
Rechnungslegung
2. Sept. 2014
10.00 Uhr
Delegation der Deutschen Wirtschaft in der Ukraine
Pushkinska 34,
01004 Kiew
Oktoberfest der deutschen Wirtschaft
in der Ukraine 2014
23. Sept. 2014
18.00 Uhr
Deutsche Botschaft Kiew
Wul. Bohdana Chmelnytzkoho 25
01901 Kiew
Informationsveranstaltung der Arbeitskreise Recht und Steuern im Rahmen
der Deutschen Wochen 2014
30. Sept. 2014
14.00 Uhr
Deutsche Botschaft Kiew
Wul. Bohdana Chmelnytzkoho 25
01901 Kiew
Bei Veranstaltungen, die wir auf Bitten externer Veranstalter aufgenommen haben, werden diese explizit in der dritten Spalte der
Tabelle genannt. Für die Richtigkeit übernehmen wir keine Gewähr.
IMPRESSUM
Herausgeber:
Delegation der Deutschen
Wirtschaft in der Ukraine
Germany Trade and Invest (gtai)
Nr. 7-8 (Juli-August) | 2014
Kontakt:
Yulianna Goncharova
Öffentlichkeitsarbeit &
Mitgliedermanagement
Delegation der Deutschen
Wirtschaft in der Ukraine
wul. Puschkinska 34
01004 Kiew, Ukraine
Tel.: +38 044 4813399
E-Mail: info@ukraine.ahk.de,
yulianna.honcharova@ukraine.ahk.de
http://ukraine.ahk.de
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Der Newsletter beruht auf Informationen nationaler und ausländischer Nachrichtenagenturen und Medien; zusätzlich auf Meldungen der Delegation und von GTAI.
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