Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich

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Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
Ideen sind etwas wert
Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
Bedeutung der Kreativwirtschaft
für Österreich
a) Einleitung
Kulturelle, gesellschaftliche und psychologische Aspekte
der Musik
Musik gibt es, seit es Menschen gibt, sie ist seit jeher Bestandteil des Menschseins.
Rhythmus, Harmonie und Melodie lösen Emotionen aus und können uns Menschen in
ihren Bann ziehen. Musik berührt Geist und Seele, sie wühlt uns auf und beruhigt uns.
Was Worte alleine nicht sagen können, bringt seit jeher die Musik zum Ausdruck: große
Freude, unfassbare Trauer, Siegestaumel und Liebesschmerz. Bedeutende Momente
und große Gefühle in unserem Leben werden von Musik begleitet. Für viele Menschen
sind Erinnerungen untrennbar mit Musik verbunden: Kinderlieder, die erste selbst
gekaufte Single, ein schöner Urlaub mit Freunden, die erste Liebe, eine Hochzeit oder
ein tolles Konzert. Vor allem auch für Schüler ist Musik Unterhaltung, ein wichtiger
Bestandteil in der Freizeit und für viele auch Ausdruck ihrer Lebensphilosophie.
Für Österreich und seine Stellung in der Welt hat Musik seit Jahrhunderten große kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung. Oper, Operette und klassische Musik begeistern
und begleiten unverändert das Leben sehr vieler Menschen aller Altersgruppen, ob am
Stehplatz oder in der Festloge. Mozart, Schubert, die Wiener Philharmoniker und das
Neujahrskonzert sind untrennbar mit unserem Land verbunden.
Musik ist heute aber den Festen, den Ball- und Konzertsälen, den Kirchen und den
Hausmusik-Abenden entwachsen und hat das tägliche Leben erobert. Sie ist durch
Radio, CD- und MP3-Player, Fernsehen und Internet allgegenwärtig und überall abrufbar. Sie dient nicht nur zur Untermalung. Sie hilft Menschen bei der Einordnung ihres
Gegenübers und ist somit ein wichtiges Werkzeug der nonverbalen Kommunikation:
„Sage mir, was du hörst, und ich sage dir, wer du bist.“
Musik hat deshalb besonders bei Jugendlichen einen hohen Stellenwert. Wer „in“ ist,
der weiß auch, wer die Charts anführt und welche Gruppen und welcher Musikstil gerade im Trend liegen. Der Musikgeschmack ist allerdings weit gestreut und beschränkt
sich bei weitem nicht auf diese Musikrichtungen und auch nicht nur auf Stars der
Gegenwart. Surfer und Snowboarder haben ihre eigene Musik ebenso wie die Hörer
von Popsendern und die Zuseher von Viva, MTV oder GoTV.
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Was die Österreicher/innen am
liebsten in der Freizeit tun:
1
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57
45
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20
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Fernsehen
(fast) täglich
Musik
nebenbei
hören
Ausruhen
mit der
Familie
sein
Lesen
mehrmals/Woche
9
vor dem
Wandern/
Musik
Computer aufmerksam Spazieren
sitzen
hören
mehrmals/Monat
seltener
Freunde
treffen
mehrmals/Jahr
nie
Was den Österreicher/innen an
ihrer Musik wichtig ist
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55
42
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39
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26
dazu
entspannen
können
hervorragende
Musiker
sehr wichtig
Text, der
anspricht
Gefühle
ausleben
können
Rhythmus
zum Tanzen
nachpfeifen/ verbindet mit
nachsingen Freunden
Persönlichkeit
ausdrücken
unwichtig
Quelle: Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Studie „Wozu Musik?“ 2010.
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Die Studie „Wozu Musik?“ von der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
zeigt, dass Musik im Leben der Österreicher/innen eine zentrale Rolle spielt. 85% der
Bevölkerung bezeichnen Musik als unverzichtbaren Teil ihres Lebens. In der Freizeit
wird insgesamt öfter aufmerksam Musik gehört als Sport betrieben und jede(r) Zweite
ist musikalisch aktiv.
Die mit Abstand wichtigste Funktion der Musik wird von den Österreicher/innen in
ihrem Erholungswert gesehen. Für mehr als die Hälfte ist es sehr wichtig, dass sie sich
zu Musik entspannen können. Die Qualität der musikalischen Darbietung wird ebenfalls
sehr hoch bewertet. So ist es für 41% sehr wichtig, dass die Musik von hervorragenden
Musikern gesungen oder gespielt wird. Auch ansprechende Texte und die Möglichkeit,
zur Musik seine Gefühle auszuleben, werden positiv bewertet. Der Wunsch nach
Ausdruck der Persönlichkeit ist vor allem bei unter Dreißigjährigen besonders wichtig.
Und dass Musik mit den Freunden verbindet, ist umso wichtiger, je jünger man ist.
Quelle: Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Studie „Wozu Musik?
Musikalische Verhaltensweisen, Vorlieben und Einstellungen der Österreicher/innen“
2010, Projektleiter: Dr. Michael Huber
Die Erhebung erfolgte durch mehr als 1.000 persönliche Interviews.
Das Interesse und die Reaktionen, die Musik hervorruft, werden in verschiedensten
Bereichen genutzt: um Kinder in den Schlaf zu wiegen, um Freude bei Siegen im Sport
auszudrücken oder um die Spannung in einem Film bei den Zusehern zu steigern. Auch
im Gesundheitsbereich wird Musik eingesetzt. Eigens ausgebildete Therapeuten nützen
ihre Wirkung im Rahmen der Musiktherapie. Musik wird aber auch genutzt, um
Produkten in der Werbung eine Identität zu geben oder um unsere Kauflust in
Geschäften anzuregen. Sie ist auch in wirtschaftlicher Hinsicht ein wesentlicher Faktor
unserer Gesellschaft.
Die Kreativität, die dem Entstehen von Musik zu Grunde liegt, fordert Talent,
Konzentration, Einsatz, Arbeit sowie Freude an der Musik und der Komposition. Nicht
zufällig werden Komponisten aus vergangenen Jahrhunderten verehrt, sind Elvis,
Stones und Beatles immer noch für viele Idole – oft kopiert und doch nicht erreicht –
und sind Madonna, Robbie Williams, Shakira, Pink, Lady Gaga, David Guetta oder
Christina Stürmer Idole für viele Jugendliche. Musiker und auch alle anderen Künstler
schaffen ein Produkt, das sowohl einen ideellen, durchaus aber auch einen finanziellen
Wert hat. Es ist geistiges Eigentum.
Ludwig Hirsch zum Thema Schutz des Geistigen Eigentums: „Wer etwas findet, das ein
anderer nicht verloren hat, ist ein Dieb. Ich habe weder meine Musik, meine Texte, noch
meine Kreativität verloren.“
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Einige Zitate zum Thema „Musik“:
„Musik ist wie ein alter Freund, der keine Fragen stellt."
Nelly Furtado
„Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen
unmöglich ist.“
Victor Hugo
„Ich betrachte die Musik als die Wurzel aller übrigen Künste.“
Heinrich von Kleist
„Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“
Friedrich Nietzsche
„Musik ist der vollkommene Typus der Kunst: sie verrät nie ihr letztes Geheimnis.“
Oscar Wilde
„In ,Hoffnung‘ gibt es eine Passage, wo ich darüber singe, dass die Musik das Schönste
auf der Welt ist. Mit ganz simplen Worten, fast schon kitschig, aber einfach die
Wahrheit. Das sind Stellen, die man vielleicht sogar versteht, wenn man die Sprache
nicht spricht, die sich rein über die Musik erschließen.“
Jan Delay
Bedeutung des Films in der Gesellschaft
„Film ist 24mal in der Sekunde die Wahrheit.“
(Jean-Luc Godard)
Keine andere Kunstform hat das 20. Jahrhundert so geprägt wie die Kunstrichtung
Film. Erstmals war es möglich, Fotos in bewegte Bilder zu übersetzen und mit Sprache,
Musik und Schnitt in eine Komposition zu bringen. In den Kindertagen des Films war
Europa noch Vorreiter des jungen Mediums – man denke nur an den österreichischen
Monumentalfilm „Sodom und Gomorra“ aus dem Jahr 1922. Die Vorreiterrolle im
Monumentalfilm – heute wohl Blockbuster-Film – wurde bald von den USA übernommen. Heute ist der US-Film in Europa mit über 75 Prozent Marktanteil dominant.
Angesichts dieser Dominanz ist die Feststellung des französischen Schauspielers
Gerard Depardieu berechtigt: „Die Filmindustrie ist Kern unserer Kultur und unserer
Werte. Die Bilder des Films und des Fernsehens sind der Spiegel, in dem wir uns
betrachten und das Fenster, durch welches wir das Leben der anderen sehen. Die
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Frage, die wir uns daher stellen müssen lautet: Werden wir diese Bilder in Zukunft
selbst herstellen, oder werden wir nur als passive Betrachter daneben stehen, die sich
die Bilder anschauen, die andere für sie produziert haben?“
Für diese Dominanz gibt es mehrere Gründe:
k Film ist teuer und daher in einem großen einheitlichen Wirtschafts- und Sprachraum
kostengünstiger und wirtschaftlicher zu produzieren. Der US-Wirtschaftsraum verfügt
über entsprechende Finanzierungssysteme.
k Ein weiterer Grund ist der amerikanische „Way of Life“, der gerade durch US-Film und
Musik im Nachkriegseuropa den europäischen Lebensstil nachhaltig geprägt hat.
Das Erfolgsmodell des US-Films ist zu einem nicht unwesentlichen Teil durch das vom
Nationalsozialismus verursachte Zwangsexil österreichischer Kreativer beeinflusst –
ein „Aderlass“, von dem sich der österreichische Film erst im letzten Viertel des 20.
Jahrhunderts lösen konnte. Viele große Namen der amerikanischen Filmgeschichte
kamen aus Österreich: Billy Wilder, Erich von Strohheim, Otto Preminger, Fred
Zinnemann, Eric Pleskow etc.
Die heimische Filmlandschaft hat sich seit Gründung der Filmförderung 1981 zu einem
auf der ganzen Welt anerkannten „Österreichischen Filmwunder“ entwickelt – das
Portfolio reicht inzwischen von Publikumshits wie Niki Lists „Müllers Büro“ in den
Achtzigerjahren, über Komödien wie „Indien“ und „Hinterholz 8“ in den Neunzigern bis
zu den Werken des neuen Jahrhunderts von Regisseure/innen wie Michael Haneke,
Ulrich Seidl, Barbara Albert und anderen (Mehr zu diesem Thema im Internet unter
www.afc.at und www.filminstitut.at).
Ein Beispiel: Michael Haneke konnte seit den Anfangsjahren der österreichischen
Filmförderung mit anspruchsvollen Arthouse-Filmen – z.B. „Bennys Video“ (1991),
„Funny Games“ (1997; 2001 als US-Version wiederverfilmt), der Verfilmung des Elfriede
Jelinek-Romans „Die Klavierspielerin“ (lockte in Österreich über 100.000 Besucher,
international aber mehr als 2 Mio. Besucher in die Kinos) – reüssieren. Zuletzt hat er
mit „Das weisse Band“ (2009) sowohl künstlerisch (Oscar-Nominierung, Europäischer
Filmpreis u.a.) als auch kommerziell (weit über 150.000 Besucher allein in Österreich)
neue Maßstäbe gesetzt. Dies beweist die Nachhaltigkeit der österreichischen
Filmförderung.
Allerdings ist die Filmwirtschaft genauso im Umbruch wie die Musikwirtschaft. Die
klassischen Medien Kino, Fernsehen, Video- bzw. DVD-Verleih werden immer mehr
durch Online-Angebote, audiovisuelle Formate für Mobiltelefone und andere
Innovationen ergänzt. Ob damit die Entwicklung weg vom „Blockbuster“ hin zu individuellen, das regionale und kulturelle Umfeld des Sehers berücksichtigenden Filmen
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gehen wird, wird sich zeigen. Der nachhaltige Erfolg heimischer Dokumentarfilme –
z.B. „We Feed The World“ (2005) und „Plastic Planet“ (2009) – zeigt, dass sich die
Zuschauer auch im Kino mit anspruchsvollen Themen beschäftigen wollen. Von der
Dynamik dieser neuen Märkte kann auch die kleine, aber flexible und innovative österreichische Filmindustrie profitieren.
Gleichzeitig macht die digitale Revolution auch vor dem Kino nicht halt: Digitale
Projektion, vor allem aber 3D, eröffnen nicht nur neue optische Welten, sondern auch
ökonomische Potenziale. Dies gilt nicht nur für den Kinofilm (man denke an den Einsatz
von 3D bei Unterrichts-/ Bildungsfilmen).
„Kulturpolitisch ist gerade Film ein Imageproduzent erster Ordnung. Ein kleines Land
wie Österreich, das nicht im Zentrum internationaler Aufmerksamkeit steht, braucht
eine adäquate Positionierung, die heute vorrangig über audiovisuellen Inhalt erreichbar ist, der von Geschichte, Lebensumständen, Denkweisen und Befindlichkeit eines
Landes erzählt.“
Danny Krausz, Produzent (DOR-Film)
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b) Wertschöpfung für Österreich
Musik und Wirtschaft
In unserem Kulturraum haben künstlerische Kreativität, berufliche und private künstlerische Betätigung sowie Unternehmen und Institutionen, die Kunstwerke aufführen
oder Kunsterziehung und Ausbildung betreiben, einen hohen Stellenwert.
„Die Kunst lebt nicht vom Brot allein“ ist ein alter Ausspruch, der bereits auf den direkten Zusammenhang zwischen Kunst und Wirtschaft hinweist: Die Ausübung der Kunst
erfordert wirtschaftliche Grundlagen und entsprechende Rahmenbedingungen, ohne
die kreative Leistungen bzw. die Verbreitung dieser Leistungen zum Teil nicht möglich
sind. Durch Aktivitäten in der Kreation und der Verbreitung von Kunstwerken werden
beträchtliche wirtschaftliche Effekte, wie z.B. Beschäftigung, Einkommen, Investitionen
und Steueraufkommen, ausgelöst.
Laut der Studie „Die Musikwirtschaft Österreichs - Strukturen, Chancen und wirtschaftliche Bedeutung“ von Univ.-Prof. Dkfm. Dr. Fritz Scheuch erwirtschaftete die österreichische Musikwirtschaft in den erfassten Erhebungsbereichen insgesamt eine
Wertschöpfung von 2,175 Milliarden Euro (Erhebungsjahr 1998).
Dies entspricht einem Anteil von 1,25% am (mehrwertsteuerbereinigten)
Bruttoinlandsprodukt. In der Musikwirtschaft waren im Erhebungsjahr 42.537
Personen beschäftigt. Mit diesen Zahlen ist der Bereich Musikwirtschaft aus gesamtwirtschaftlicher Sicht unter Berücksichtigung von Beschäftigung und Wertschöpfung
bedeutender als z.B. die Textilwirtschaft, die Papierindustrie, die chemische Industrie,
die Kunststoffindustrie und die Produktion von Kraftfahrzeugen und
Kraftfahrzeugteilen in Österreich. Aber auch im Vergleich zu bedeutenden
Dienstleistungssektoren zeigt sich, dass die Musikwirtschaft hinsichtlich
Wertschöpfung z.B. den Bereichen Hotels, Gasthöfe und Pensionen gleichwertig ist
(Details siehe Kapitel f). Musik ist also nicht nur ein Kulturfaktor, Musik ist auch ein
bedeutender Wirtschaftsfaktor.
Beiträge zur Wertschöpfung:
Musikwirtschaft
Unterschiede
in
der
Beim Vergleich der relativen Wertschöpfungsbeiträge innerhalb der Musikwirtschaft
zeigt sich die überragende Bedeutung leistungsfähiger Vertriebssysteme. Im direkten
Vergleich zwischen Produktion und Vertrieb werden 78% der Wertschöpfung im
Vertrieb und 22% in der Produktion erwirtschaftet.
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Zur Produktion zählen Musikautoren, ausübende Künstler, Tonstudios,
Musikproduzenten, Tonträgerindustrie, Musikverlage und Agenturen. Zum Vertrieb
werden Bühne und Aufführung, Tonträgerhandel, Online-Vertrieb und Presswerke,
anteiliger Handel mit Geräten der Unterhaltungselektronik, Rundfunk und TV, anteilige
Filmproduktion und -aufführung und Verwertungsgesellschaften gezählt.
Wirtschaftspolitisch gesehen sind allerdings Kreation und Produktion in der Wertekette
der Musikwirtschaft die zentralen Auslöser für alle weiteren wirtschaftlichen Effekte.
Inhaltlich, insbesondere hinsichtlich des Anteils an populärer Musik, werden dabei
auch die Weichen für das daraus resultierende nationale und internationale
Geschäftsvolumen gestellt. Werden in diesen Vergleich auch die Bereiche Ausbildung
und Musikinstrumentenherstellung und -handel einbezogen, ergibt sich hinsichtlich der
Wertschöpfung ein Anteil von 16% für Musikkreation und Produktion, 57% für
Distribution, 20% für Ausbildung und 7% für Musikinstrumente. In diesem Vergleich ist
mit 20% insbesondere die relative Größe des Tätigkeitsfeldes Ausbildung sichtbar, das
auch 25% der Beschäftigten aufweist. In der Produktion sind 42%, in der Distribution
27% und im Bereich Musikinstrumente 6% der Beschäftigten tätig.
Produktion und Distribution von Musik in Österreich
Beschäftigte
Produktion
Distribution
18.100
11.400
29.500
%
61
39
100
Wertschöpfung
in Mio. EUR
345
1.233
1.578
%
22
78
100
Struktur der gesamten Musikwirtschaft in Österreich
Beschäftigte
Produktion
Distribution
Ausbildung
Musikinstrumente
Beschäftigte in Öst.
BIP (MwSt.-bereinigt)
%
18.100
11.400
10.650
2.380
42.530
%
42
27
25
6
100
Wertschöpfung
in Mio. EUR
345
1.233
448
149
2.175
%
16
57
20
7
100
3.888.300
1,09%
173.993,3
1,25%
Quelle: Scheuch, o. Univ. Prof. Dkfm. Dr. Fritz: Die Musikwirtschaft Österreichs.
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Film und Wirtschaft
„Filmemachen ist eines der größten und sichersten Geschäfte, die ich kenne. Aber nur
für das Finanzamt.“
Carlo Ponti, italienischer Filmproduzent
Die österreichische Filmindustrie ist bei Cineasten und inzwischen auch beim breiten
Publikum sehr anerkannt. In den letzen Jahren konnte im österreichischen Kino der
Anteil der Besucher österreichischer Filme verdreifacht werden; er liegt aber mit knapp
unter 10% noch immer unter jenem vergleichbarer Länder (2008 in Deutschland z.B.
26,6%; zum Vergleich das unerreichte „Filmland Frankreich“ mit 45,4% 2008).
Film ist allerdings nicht nur Kinofilm. Die nachfolgende Grafik zeigt die verschiedenen
Filmarten und ihre Bedeutung in Österreich:
Arten des Films und ihr
Stellenwert in Österreich 2008
12,9
4,8
4,4
23,2
54,7
64
Fernsehfilme
Sonstige Filme
Wirtschafts-, Image- und Bildungsfilme
Kinofilme
Werbefilme
Quelle: Filmwirtschaftsbericht 2009 / Filminstitut
Die folgenden Ausführungen beziehen sich aber vorwiegend auf den fiktionalen und
dokumentarischen Kino- und Fernsehfilm, da dieser in historischer und ästhetischer
Hinsicht das Leitmedium bildet.
Die Film- und Fernsehwirtschaft ist weltweit eine Branche mit hoher Wertschöpfung
und qualifizierten Arbeitsplätzen. In diesem Bereich werden EU-weit Wachstumsraten
von ca. 20% prognostiziert, die also weit über denen in anderen Branchen liegen.
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Die nachfolgende Tabelle zeigt einen Vergleich der Besucherzahlen österreichischer
Filme:
TOP 20 DER ÖSTERREICHISCHEN FILME
NACH BESUCHERZAHLEN
Rang Titel
Produktion
Regie
Besuche
1
2
3
4
Dor Film
Dor Film
Wega Film
Harald Sicheritz
Harald Sicheritz
Niki List
617.558
441.017
441.000
Bonus Film
Dor Film
Dor Film
MR Film
Dor Film
Dor Film
Köpf Film
Dor Film
Allegro Film
Allegro Film
Josef Aichholzer
MR Film
Dor Film
Kurt Ockermüller
Joseph Vilsmaier
Wolfgang Murnberger
Harald Sicheritz
Wolfgang Murnberger
Paul Harather
Peter Hajek
Wolfgang Murnberger
Erwin Wagenhofer
Erwin Wagenhofer
Stefan Ruzowitzky
Harald Sicheritz
Sherry Hormann
372.539
307.276
278.790
272.849
230.361
223.680
210.000
205.424
201.826
197.228
190.380
187.542
179.797
Dor Film
Scheiderbauer
Film
Stefan Ruzowitzky
174.002
Harald Sicheritz
173.658
Star Film
Reinhard Schwabentitzky 156.594
MR Film
Thomas Roth
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
Hinterholz 8
Poppitz
Müllers Büro
Echte Wiener – Die
Sackbauer-Saga
Schlafes Bruder
Der Knochenmann
MA 2412 - Der Film
Komm, süßer Tod
Indien
Sei zärtlich Pinguin
Silentium
We Feed the World
Let’s make Money
Die Fälscher
Wanted
Wüstenblume
Hexe Lilli – Der Drache
und das magische Buch
Freispiel
Eine fast perfekte
Scheidung
Falco – Verdammt wir
leben noch!
154.980
Quelle: www.filminstitut.at
Aktuelle Zahlen zum österreichischen Film – aber auch zur europäischen
Filmlandschaft – finden Interessierte auf der Seite des österreichischen Filminstituts,
der größten bundesweiten Filmförderung Österreichs, unter http://www.filminstitut.at/
de/filmwirtschaftsberichte/ im Filmwirtschaftsbericht. Dazu gehören beispielsweise
die Besucherzahlen österreichischer und internationaler Filme.
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Umsätze der Filmwirtschaft 2008
nach Bereichen (in %)
1,7
20,1
17,9
5,9
7,8
7,5
Kino- und TV-Film
Werbefilm
Wirtschafts- und Bildungsfilm
Kino
39,1
Nachbearbeitung und
sonstige Filmtechnik
Filmverleih und vertrieb
Videotheken
Quelle: Statistik Austria
Wie die Grafik zeigt, fällt in Österreich ein hoher Anteil auf den Fernsehfilm. Die
Vergabe von Fernsehsendern an die Filmproduktion sind in ganz Europa ein wesentlicher Teil des „Filmkuchens“. Nachdem in Österreich privates Fernsehen erst nach 2000
zögerlich Fuß fassen konnte, ist der ORF in der Produktionsvergabe noch immer
führend. Im Schnitt der letzten Jahre vergab der Österreichische Rundfunk rund 90
Mio. Euro an die österreichische Filmproduktion für die Erstellung von
Fernsehspielfilmen und Dokumentationen, Reportagen usw. Im Übrigen ist der ORF
über das Film-Fernseh-Abkommen an der Produktion österreichischer Kinofilme fördernd beteiligt.
Obgleich die Kinofilmproduktion in der öffentlichen Wahrnehmung wohl die meistbeachtete Sparte ist, machten Kinofilme in den letzten Jahren nur zwischen 10% und
zuletzt 17,9% des gesamten Jahresproduktionswertes aus. Das entspricht im
Jahresschnitt der letzten 10 Jahre etwa 15 bis 30 Kinolangfilmen pro Jahr (Spielfilm
und Dokumentarfilm).
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Ideen sind etwas wert
Staatliche Filmförderung
Mitte der 50er-Jahre entstand – ausgehend von Italien, Frankreich und Großbritannien
– in vielen Ländern Europas die staatliche Filmförderung. Das Ziel dieser Initiative war,
dem Eindringen amerikanischer Filme auf europäischen Märkten entgegenzuwirken.
Ohne Filmförderung gäbe es keinen europäischen Spielfilm.
Dabei spielten neben wirtschaftlichen auch kulturelle Motive eine Rolle. Das Medium
Film wurde und wird als Mittel künstlerischen Ausdrucks, kultureller Bildung und sozialer Kommunikation beurteilt. Film ist dazu geeignet, „nationale Kultur“ im Ausland zu
repräsentieren.
Mit der staatlichen Filmförderung erkennt der Staat die wirtschaftliche, industrielle
und kulturelle Bedeutung des Films als eine im öffentlichen Interesse liegende
Kunstform an. In Österreich besteht seit 1981 eine kontinuierliche Förderung auf der
Grundlage des Filmförderungsgesetzes. Daneben gibt es regionale Förderungen (z.B.
den Wiener Filmfonds, der budgetär nahezu so groß ist wie der Etat des Österreichischen Filminstituts), Förderungen von Fernsehfilmproduktionen etc. Das
Gesamtvolumen der Fördermittel für Film beträgt inzwischen rund 45 Mio. Euro pro
Jahr. Wiewohl das nach einer hohen staatlichen Förderung klingen mag, ist die Existenz
einer prosperierenden Filmwirtschaft in ganz Europa von staatlicher Förderung einerseits und von der Vergabe und Koproduktion von bzw. mit Fernsehsendern anderseits,
abhängig. De facto ist die österreichische Filmförderung im EU-Vergleich eher gering.
International wird daher zur Kenntnis genommen, dass es der österreichischen
Filmwirtschaft – trotz tendenzieller Unterdotierung, im EU-Vergleich geringen
Durchschnitts-Filmbudgets* und eines kleinen Inlandsmarktes – gelungen ist, eine
Filmsprache zu entwickeln, die auch international Anerkennung findet. Von Cineasten
und bei Festivals wird diese Entwicklung als „österreichisches Filmwunder“ bezeichnet.
*Nach wie vor liegt das Durchschnittsbudget eines rein nationalen Österreichischen
Films (keine internationale Koproduktion, nur Mittel aus Österreich) bei etwa 2 Mio.
Euro. In Deutschland ist das Durchschnittsbudget etwa doppelt, in Frankreich drei- bis
viermal so hoch.
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Ideen sind etwas wert
Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
Film in Europa
Die österreichische Filmwirtschaft ist im europäischen Vergleich eher klein. So werden
in ganz Europa im Jahr rund 800 Filme hergestellt. Der Marktanteil europäischer Filme
lag in der Europäischen Union 2005 insgesamt bei rund 25%. Dabei sind aber jene
Filme nicht eingerechnet, die zwar überwiegend in Europa produziert, aber teilweise
von US-Firmen finanziert werden. Beispiele hierfür sind „Harry Potter“ oder „Charlie
And The Chocolate Factory“.
Anteil nationaler
Filme in den EU-Ländern
(Land Marktanteil nationaler Filme 2008)
65
60
60
55
50
45
45,4
40
35
30
33
31
25
29,3
26,6
20
23,2
22,4
15
17,9
10
13,3
Schweiz
UK
3
Türkei
2,5
Portugal
Norwegen
Niederlande
Italien
Frankreich
Finnland
Deutschland
Dänemark
Belgien
Österreich
6,6
0,9
0
Spanien
10
Irland
5
Quelle: Europäische Audiovisuelle Informationsstelle
Weitere Informationen zum Filmmarkt sind im Internet unter folgenden Adressen zu
finden:
Lumiere
http://lumiere.obs.coe.int
Corda
http://corda.obs.coe.int/web/search_aid.php
IRIS Merlin
http://merlin.obs.coe.int/search.php
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Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
Ideen sind etwas wert
c) Kreativwirtschaft im Wandel – Entwicklung des Tonträgers
und des Films im Zeitalter des Internet
Entwicklung des Tonträgers
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Musikbranche von starken Veränderungen
geprägt. Diese wurden ausgelöst durch neue Technologien, neue Musikstile und durch
Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Grafik auf S. 16 beschreibt
diesen Wandel.
Musik zum Downloaden:
Legale Online-Shops und illegales Filesharing
Die Musikwirtschaft durchlebte in der letzten Dekade einen turbulenten
Strukturwandel. Digitalisierung, Datenkomprimierung und das Internet haben die
gesamte Branche unter enormen Veränderungsdruck gesetzt. Die Musikwirtschaft hat
in den letzten Jahren massiv in neue digitale Musikangebote und Vertriebswege investiert. War es vor einigen Jahren noch üblich, Musikaufnahmen in nur wenigen
Formaten wie CD oder Vinyl-Schallplatte zu vertreiben, so werden Songs und Alben
heute in vielen zusätzlichen Variationen angeboten: Vom Download einzelner Songs
oder kompletter Alben bis zu Musik-Abos und Streamingangeboten, vom Klingelton bis
zur Konzertaufnahme auf USB-Sticks, die sofort nach dem Konzert erhältlich sind.
Wie rasant sich die Entwicklung beim Verkauf von Musik über Internet und Handy entwickelt hat, zeigen folgende Zahlen: In Österreich startete im Jahr 2003 mit den
„aonMusicDownloads“ der erste österreichische Online-Shop. Damals wurden rund
50.000 Songs angeboten. Im Jahr 2010 gibt es bereits mehr als 20 legale OnlineMusikshops. Das Download-Angebot ist auf mehr als 11 Millionen Titel gestiegen und
bereits 600.000 Musikkonsumenten nutzen legale Download-Shops zum Musikeinkauf.
Die Umsätze mit Musikdownloads erreichten knapp 16 Mio. Euro, im Vergleich zum
Jahr 2009 bedeutet dies eine Steigerung von 38%.
Diese positive Entwicklung ist allerdings nur die eine Seite der Medaille. Illegale
Angebote auf Filesharing-Plattformen wirken sich negativ auf diese Marktentwicklung
aus: von nicht wenigen Usern wird Geistiges Eigentum immer noch ignoriert und geltendes Urheberrecht verletzt. Dadurch entstehen große Verluste. Allein in Österreich
beträgt der jährliche Schaden durch Online-Musikpiraterie etwa 15 Millionen Euro.
Illegale Musikangebote richten aber auch nachhaltigen Schaden an, denn die
Einnahmen von heute finanzieren die Musik von morgen. Ohne ausreichende
Einnahmen aus dem Verkauf von Musik fehlt das Geld, das in neue Künstler investiert
werden könnte. Auch Jobs in der Kreativwirtschaft sind gefährdet. Es trifft jeden, der
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Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
mit Musik seinen Lebensunterhalt bestreitet – Komponisten und Textautoren,
Interpreten, Musiker und Labels, Tonstudios, Techniker, Händler u. a. m.
Laut der Studie "Building a Digital Economy" aus dem Jahr 2010 musste die
Kreativwirtschaft der EU (Film, TV-Serien, Musik und Software) 2008 aufgrund von OnlinePiraterie Umsatzeinbußen von 10 Milliarden Euro sowie den Verlust von mehr als 185.000
Arbeitsplätzen hinnehmen. Bis 2015 droht laut dieser Studie der Verlust von 1,2 Millionen
Arbeitsplätzen. Auch wenn das ein Worst-Case-Szenario ist, der Schaden ist enorm.
Quelle: “Aufbau einer digitalen Wirtschaft: die Bedeutung der Sicherung von Arbeitsplätzen in der
Kreativwirtschaft der Europäischen Union”, erstellt von TERA-Consultants, Leiter der Studie: Patrice
Geoffron, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Paris-Dauphin. Auftraggeber:
Internationale Handelskammer (ICC)
Internet- und Handy-Musikshops in Österreich
A1:
Amazon:
DG Webshop:
Finetunes:
iTunes Music Store:
Jamba:
Ladezone:
Last.fm:
Musicbox:
Musicload:
Mycokemusic:
Nokia Comes with Music:
Nokia Music Store:
Preiser:
Simfy:
SMS.at:
Soulseduction:
Telering:
T-Mobile:
TunesBag:
Weltbild:
Zed:
3MusicStore:
7digital:
www.ideensindetwaswert.at
http://a1.net/a1music
http://amazon.at/mp3
http://deutschegrammophon.com
http://finetunes.net
http://iTunes.com/at
http://jamba.at
http://ladezone.at
http://lastfm.at
http://musicbox.de
http://musicload.at
http://mycokemusic.at
http://comeswithmusic.com/austria
http://music.nokia.at
http://preiserrecords.at
http://simfy.de
http://sms.at/fun/mp3_klingeltoene
http://soulseduction.com
http://handyfun.telering.at
http://t-zones.at/at/08t_musik
http://tunesbag.com
http://weltbild-downloads.at
http://zed.at
http://drei.at/music
http://at.7digital.com
15
Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
Technologie
Schallplatte setzt sich gegenüber
Ideen sind etwas wert
Musikgenres
und – stile
Rechtlicher
Rahmen
1909: US-Copyright Act.
1901: Erste Aufnahme eines
Opernstars (Schaljapin) auf
Schallplatte.
1920: Erster kommerzieller
1914: Gründung der ASCAP.
1917: Erste Jazz- Aufnahme der
Original Dixieland Jazz Band
1920: Erste Blues- Aufnahme mit
Mamie Smith.
1925: Erster Einsatz des elektri-
1927: US- Radio Act.
1922: Erste originäre JazzAufnahme im New Orleans Stil.
1923: Erste „Hillbilly“- Aufnahme
mit John Carson.
1934: US- Federal
Communications Act.
1939: Gründung der BMI.
1934: Beginn der Swing-Ära.
1948: Vinyl-Platte und Einsatz des
1947: Die US Federal
Communications Commission
(FCC) öffnet Rundfunkmarkt.
1944: Erste Bebop-Aufnahme.
1945: Rhythm & Blues.
1954: Transistorradio.
1958: Beginn der Stereophonie.
1959: Beginn der Payola-Hearings 1954: Rock’n’Roll stürmt die USin den USA.
Charts.
1955: Hard Bop.
1958: Beginn des Folk-MusikBooms und der Free-Jazz
Bewegung.
1960: Soul Music.
1963: Kompakt-Audio Kassette.
1966: Dolby-A Noise Reduction.
1961: Rom-Konvention.
1967: Gründung der World
Intellectual Property Rights
Organisation (WIPO).
1975: Erstes Musikvideo.
1978: Laser Disc.
1979: Walkman.
1971: Vertrag gegen die unautorisierte Vervielfältigung von
Tonträgern.
1900 dem Zylinder als
Tonträgerstandard durch.
–
1910 1904: Erste doppelseitig bespielte
Schallplatte.
1911 Rundfunk in den USA.
–
1920
1921 schen Aufnahmeverfahrens.
–
1927: Erster Tonfilm und erste
1930 Jukebox.
1931 1934: High Fidelity. 1935:
Markteinführung des
–
Magnetophones
in Deutschland.
1940
1941 Magnetophones in den USA.
–
1949: Top-40 Hitparaden in den
1950 USA.
1951
–
1960
1961
–
1970
1971
–
1980
1962: Durchbruch der Beatles
1963: Durchbruch der Rolling
Stones und Reggae-Boom.
1965: Folk-Rock.
1966: Psychedelic Rock.
1968: Klassik-Rock.
1969: Hard-Rock und Heavy Metal
1970: Jazz-Rock.
1971: Funk.
1973: Art Rock.
1976: Punk Rock.
1976: USCopyright Act.
1978: Durchbruch der Disco Musik.
1979: Erste House Party in
Chicago und erste Rap-Aufnahme.
1981: Start von MTV.
1982: Beginn der World Music
Bewegung.
1981 1982: Compact Disc (CD).
–
1985: CD-Rom.
1990
1986: Acid House.
1988: Techno Music.
1987: Digital Audio Tape (DAT).
1992: MP3.
1991
1995: DVD.
–
2000 2000: SACD (Super Audio CD).
2003: Erster Downloadshop in
2001 Österreich.
–
2010: Über 20 Downloadshops,
2010 11 Mio. Titel online verfügbar
1996: WIPO Copyright Übereinkommen.
Elektro, Drum’n’Bass.
1998: US-Digital Millennium
Copyright Act.
2003: Umsetzung EUCopyrightrichtlinie in Österreich.
kein neuer Musikstil – Bewährte
Stile neu interpretiert
Quelle: Peter Tschmuck, Kreativität und Innovation in der Musikindustrie, 2003.
Ab 2001 Ergänzungen durch ISEW
16
www.ideensindetwaswert.at
Ideen sind etwas wert
Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
Geschichte(n) des Films
Technologie
und Wirtschaft
Gesellschaft
Künstlerische
Entwicklung
Die europäische
Gesellschaft des 19.
Jahrhunderts ist in rapide steigendem Ausmaß
von einer „Kultur des
Schauens“ geprägt
(Fotografie, Guckkasten,
Panorama, Kaufhaus, ...)
und wird ab 1850 immer
stärker von einer
Mobilisierung des Blicks
erfasst (Umzüge,
Eisenbahn,
Vergnügungsparks, ...).
Der Brite Eadweard
Muybridge mit seinen
Serienfotografien (ab
1872) und der Franzose
Etienne-Jules Marey mit
seinen
Bewegungsstudien und
„Chronofotografien“ (ab
1882) legen ästhetisch
sehr einflussreiche und
innovative Bildwelten vor,
die das Kino bereits
„embryonal“ in sich tragen.
Die Populärkultur der
„Belle Epoque“ akzeptiert
das neue Medium Film
sofort. In Europa und vor
allem in den USA ist das
Kino zunächst v.a. ein
Medium der Proletarier
und Einwanderer – eine
kurzweilige und aufregende Form, sich miteinander zu verständigen
und einen Platz in der
Das Filmmaterial kann
Gesellschaft zu erobern
vorläufig nur Schwarz– jenseits der bürgerliWeiß-Bilder wiedergeben. chen Kultur-Codes.
Diverse ausgefeilte
1895 Methoden der nachträg- Ab 1908: Versuch des
lichen Färbung des
Bürgertums, mit
–
1913 Zelluloid (z.B. Hand- oder „Kunstfilmen“ – d.h. mit
Schablonen-Kolorierung, der Verfilmung „wertvolVirage etc.) ermöglichen ler“ literarischer und
aber schon ab 1904
historischer Vorlagen
bunte Wunderwelten auf bzw. mit dem Einsatz von
der Leinwand.
Theater-Stars – das Kino
„salonfähig“ zu machen.
Viele kleine Filmfirmen
beteiligen sich an einem
expandierenden Markt.
Französische
Produzenten dominieren
weltweit.
Die frühesten Filme von
Lumière (Arbeiter verlassen die Fabrik) und anderer Produzenten sind
kurz und dokumentarisch: ungeschnittene
Blicke auf Orte und
Ereignisse.
Vor
1895
Die Camera Obscura
(seit dem 16. Jh.) und die
Laterna Magica (seit
dem 17. Jh.) sind die
Haupt-Vorläufer für alle
späteren Entwicklungen
im Bereich der Projektion
bewegter Bilder.
1891: Thomas A. Edison
patentiert das
„Kinetoskop“ (eine Art
Guckkasten-Kino) und
setzt es ab 1894 kommerziell ein.
28.12.1895: Auguste und
Louis Lumière veranstalten in Paris die erste
öffentlich-kommerzielle
Kinovorstellung mit
ihrem
„Cinématographe“, der
gleichzeitig
Aufnahmegerät
(Kamera) und
Projektionsapparat ist.
Beginn einer starken
Monopolisierung der
Filmwirtschaft in den
USA: aus vielen kleinen
Firmen entstehen wenige, bis heute dominante
„Major Studios“ (Warner
1914 Bros., Universal,
Paramount usw.), die
–
sich den Markt „unterein1929 ander ausmachen“
Ab 1924: Filmkrise in
Europa nach dem Ende
der Inflation; die USFirmen werden auch
international dominant.
1914-1918: Erster
Weltkrieg – Film und
Kino werden erstmals
großflächig als
Propagandamedium, im
„Kriegsdienst“ eingesetzt.
1917: Oktoberrevolution
in Russland – der Film
wird in der neuen kommunistischen
Gesellschaft der
Sowjetunion zur „wichtigsten aller Künste“
(Lenin).
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Österreich
Der Erfinder und
Geometrie-Professor
Simon Stampfer (1833)
und der Zauberkünstler
Ludwig Döbler (1847)
legen in Österreich wichtige Vorstufen des
Mediums Film vor:
„Sehmaschinen“ für
bewegte Bilder.
20.3.1896: Erste öffentliche Kino-Vorführung der
Brüder Lumière in Österreich (Wien 1,
Kärntnerstr. / Krugerstr.)
Gleichzeitig entstehen
durch Kameraleute der
Lumières die frühesten
Filmbilder in und von
Ab 1902 wird der Schnitt Österreich (Le Ring).
„entdeckt“: Die Montage
– das Aneinanderfügen
Ab 1906: Erste österverschiedener
reichische
Einstellungen zu kurzen
Filmproduktion – die
„Geschichten“ – wird
Firma Saturn dreht porsehr populär und in
nografische
England und den USA
„Herrenabend-Filme“.
(D.W. Griffith) vorangetrieben.
Ab 1910: regelmäßige
Filmproduktion in Öster1900-09: Der
reich.
Zauberkünstler George
Méliès und die Firma
Pathé entwickeln zahlreiche innovative
Trickverfahren und wenden sie v.a. im Genre des
fantastischen Films
(Reise zum Mond) an.
1910: Die Dänin Asta
Nielsen wird als erster
Filmstar gefeiert. Das
skandinavische Kino
blüht auf.
1914/15: Historische
Epen (Cabiria, Birth of a
Nation) leiten den Übergang zum Langfilm als
„typisches“ Filmformat
ein.
Blüte der SlapstickKomödie in Europa und
den USA (Max Linder,
Charlie Chaplin, Buster
Keaton).
Der Typus „Filmkünstler“
nach heutiger Definition
(= der Regisseur, dessen
„Vision“ den Film prägt)
1914-18: Mit KriegsPropagandafilmen
erobert der Produzent
Sascha Kolowrat
(„Sascha-Film“) die
führende Position in der
Filmindustrie.
Heimische Vorläufer (Der
Mandarin, 1918) und
Mitläufer (Orlacs Hände,
1924) des expressionistischen Films in
Deutschland.
Mit historischen
Spektakeln (Sodom und
17
Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
In den Berliner UFAStudios arbeiten innovative Techniker und
Künstler eng zusammen;
die politisch-wirtschaftliche Ausrichtung der UFA
ist konservativ und nationalistisch.
1920er Jahre: Die sozialen und politischen
Umbrüche nach dem
Krieg, der Zug in die
Großstädte und die in
Europa und in den USA
weitgehend durchgesetzte Industrialisierung lassen eine breite „Kultur
Entwicklung der Tonfilm- der Moderne“ entstehen.
Technologie in
Auf dem Gebiet der
Deutschland und in den Künste sind die
USA. 1926: erster
Bewegungen der
Tonfilm (Don Juan);
Avantgarde prägend, im
1927: erster abendfüllen- Alltagsleben spielen
der Sprech-Film (The Jazz Massenmedien wie Film
Singer).
und Zeitungen die Rolle
von „sanften
Modernisierern“.
1927-1930: Diverse
Tonfilmverfahren ringen
um Vorherrschaft. Frühe
Tonfilme müssen große
technische Probleme
bewältigen (unflexible
Geräte). Durch rasche
Beendigung der
Stummfilmproduktion
wird das Publikum aber
auf den Tonfilm „eingeschworen“.
Weltweite Popularität
von Musikfilmen: Sie
führen eingängig die
„neue Welt des Hörens“
vor und bauen auf
bekannten Stoffen
1930 (Musicals, Operetten)
auf.
Die Weltwirtschaftskrise
Anfang der 30er Jahre
macht das
Unterhaltungskino zum
beliebtesten „Fluchtort“.
Die Filmindustrie bedient
die Illusionen von
Millionen
Arbeitssuchenden.
Versuche einer kritischen, „linken“
Filmproduktion können
sich kaum mehr durchsetzen.
Ab 1939: Ausbreitung
des Farbfilms, zunächst
in den USA, dann auch
1940 in Deutschland
–
(Münchhausen), GB (The
1949 Red Shoes) und der SU
(Iwan der Schreckliche).
1939-1945: Zweiter
Weltkrieg. Der Kampf
zwischen freier Welt undden faschistischen
Staaten wird auch in der
Kultur ausgefochten.
Das Kino im Dienst der
Propaganda verschmilzt
Ideen sind etwas wert
setzt sich durch. Nicht
Buch & Schauspiel, sondern Kamera- und
Montage-Arbeit sind entscheidend. 1923-1928
Reifezeit des stummen
Spielfilms (Nosferatu,
Greed, Panzerkreuzer
Potjomkin, The Crowd,
Die Mutter).
Aus Alt-Österreich stammende Regisseure (z.B.
Erich v. Stroheim, Fritz
Lang, Josef von
Sternberg) sind als
Emigranten im Ausland
sehr erfolgreich.
Ab 1922: Entwicklung
des kreativen
Dokumentarfilms, v.a.
durch Dziga Vertov (SU),
Robert Flaherty (USA).
In Paris und Berlin wird
der Film ab 1919 von der
Kunst-Avantgarde entdeckt; „reine“, abstrakte,
surrealistische Filme entstehen (Man Ray, Hans
Richter, Luis Bunuel).
1930/31: Innovativer, z.T.
bewusst kontrastierender
Umgang mit Bild und
Ton – v.a. in Europa (Fritz
Lang: M, René Clair:
Unter den Dächern von
Paris, Jean Renoir: La
Chienne, Dziga Vertov:
Enthusiasmus).
Hollywood etabliert den
„klassischen Illusionsstil“
und die aktionsbetonte
Erzählform, die bis heute
wirksam sind. Genres
wie Horror (Dracula),
Musical (42nd Street),
Gangsterfilm (Scarface),
romantische Komödie (It
Happened One Night),
Western (Stagecoach)
usw. festigen sich.
Im Verlauf des
Jahrzehnts setzen sich in
vielen Ländern Europas
faschistische bzw. totalitäre Regimes fest. Das
–
Kino wird wichtiger Teil
1939 1935: Becky Sharp –
der öffentlichen
Premiere des ersten
Ideologie-Produktion, d.h.
Technicolor-Langfilms
zum „Systemerhalter“.
Die japanische
nach dem Drei-StreifenFilmindustrie blüht auf.
Verfahren
Ab 1934: Auf ähnliche,
Vom Westen unbemerkt,
(„Bonbonfarben”). Walt
aber weit progressivere
hat sich ein großes
Disneys und Max
Art nützt US-Präsident
Studiosystem mit vielen
Fleischers populäre
Franklin D. Roosevelt den Meisterregisseuren etaZeichentrickfilme verstär- Film als Motor der USbliert (Kenji Mizoguchi,
ken den Trend zur „künst- Politik („New Deal“).
Yasujiro Ozu).
lichen“ Farbe.
1935-39: „Poetischer
1936: Versuchsfernsehen
Realismus“ – pessimiin Berlin zu den
stisch-romantische Filme
Olympischen Spielen.
in Frankreich, zumeist
1939: NBC strahlt die
mit Jean Gabin in der
erste US-Fernsehsendung
Hauptrolle (Hafen im
aus.
Nebel, Die große
Illusion).
18
Gomorra, 1922) zielt
Produzent Kolowrat auf
den Weltmarkt.
Kurz vor dem
Kriegseintritt der USA
und Frankreichs entstehen dort die ersten
Meisterwerke der
Kinomoderne, die sich
mit der modernen
Literatur misst – Die
Ab 1933: Die Filme von
Willi Forst etablieren die
Gattung des „Wiener
Films“ mit weltweitem
Erfolg. Bedeutendste
Filme: Maskerade und
Vorstadtvarieté (Werner
Hochbaum).
Große Popularität der
Wiener Stars im deutschen Sprachraum (Hans
Moser, Paula Wessely,
Paul Hörbiger).
Ab 1933: Wochenschau
des Austrofaschismus,
Österreich in Bild u. Ton
Ab 1935: De-FactoArbeitsverbot für jüdische Filmschaffende.
Billy Wilder, Fred
Zinnemann, Otto
Preminger im Exil.
In der „Ostmark“ des
NS-Staates fungiert ab
1939 die Wien-Film als
ein Hauptstudio. Österr.
Filmschaffende produzieren nostalgische
Unterhaltung und
Propaganda (Heimkehr
www.ideensindetwaswert.at
Ideen sind etwas wert
1945-49: Langsamer
Wiederaufbau der
europäischen
Filmproduktion; z.T. unter
dem Einfluss der USA.
1947: Versuch der
Entflechtung des monopolistischen HollywoodSystems: Den Studios
wird per Gesetz der
gleichzeitige Besitz von
Kino-, Verleih- und
Produktionsfirmen verboten.
1947-1949: Höhepunkt
des Kinobesuchs in den
USA (und weltweit);
zugleich Ausbreitung des
Fernsehens in den USA.
1952-1954: Filme im 3DVerfahren (3D = dreidimensional) sollen eine
neue, spektakuläre
Raumerfahrung ermöglichen. Dieses kurzlebige
Verfahren, v.a. in den
USA angewendet, bleibt
künstlerisch unbefriedigend und ist zu anfällig
für technische
Gebrechen.
Die Filmindustrie erlebt
den Aufstieg des
Fernsehens als ökonomi1950 sche Bedrohung. In den
50er Jahren werden
–
Spielfilme deshalb nicht
1959 an TV-Sender verkauft –
man will sich die
Konkurrenz „vom Leibe
halten“.
1953: Das extrem breite
Kinoformat
CinemaScope, eine weitere Gegenmaßnahme
gegen das Fernsehen,
wird in den USA (Das
Gewand) und dann weltweit ein durchschlagender Erfolg.
1959/60: Die
Entwicklung von 16mm1960 Kameras mit
–
Synchronton-Aufnahme
1969 revolutioniert die
Filmtechnik, erleichtert
Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
fiktionale und dokumentarische Methoden im
Sinne emotionaler Überwältigung; Widersprüche
werden zumeist ausgeblendet.
Ab 1947: Die Ex-Alliierten
USA und SU werden zu
Gegnern im
Weltmaßstab, der „Kalte
Krieg“ nimmt auch die
Kunst und die
Unterhaltung in
„Geiselhaft“. In der SU
frönt das Kino eifrig dem
Stalin-Kult, im Westen
gibt der
Antikommunismus den
Ton an. US-Senator Joe
McCarthy beginnt seine
“Hexenjagd” auf angebliche Kommunisten in
Hollywood, die bis Mitte
der 50er Jahre viele
Karrieren zerstört.
Die rasch expandierende
Kultur- und
Freizeitindustrie in den
USA, ab 1957 auch in
West-Europa, geht mit
einem starken Wandel
der Lebensarten einher:
Beginn des Rückzugs an
die Stadtränder und ins
Eigenheim.
Das Kino erreicht – und
überschreitet – den
Gipfel seiner sozialen
Macht; Fernsehen passt
bald besser zum neuen
„Leben im Kokon“. In
Europa geht der
Kinobesuch ab 1958
zurück.
Das Kino wird tendenziell zum Medium der
Jugendkultur und an den
neuen Teenager-Markt
angebunden (Rock’n’Roll,
Blüte der Autokinos,
„rebellische“ Posen). Elvis
Presley wird Filmstar,
James Dean und Marlon
Brando sind Kultfiguren.
Film gewinnt erstmals
eine Leitfunktion im kulturellen Leben Europas
und der USA. Die führenden Intellektuellen und
Philosophen sind eng mit
www.ideensindetwaswert.at
Spielregel (Renoir, 1939)
und Ciitizen Kane (Orson
Welles, 1941). Ihr
Umgang mit Raumtiefe
und Zeit wirkt nach.
Ab 1943/44:
„Neorealismus“ – das
italienische Kino der
Befreiung wendet sich
radikal vom Illusionsfilm
ab und vertraut auf den
Alltag (in Ruinen), auf
Geschichten einfacher
Leute, auf
Laiendarsteller: Luchino
Visconti (Ossessione),
Roberto Rossellini (Rom,
offene Stadt), Vittorio De
Sica (Fahrraddiebe).
mit Paula Wessely) für
das „Dritte Reich“.
1946-1950: Einzelne zaghafte Versuche einer filmischen Erneuerung
(Sturmjahre, Der Prozess,
Der Engel mit der
Posaune); die
Filmschaffenden der 30er
Jahre und der NS-Ära
arbeiten nach 1945 aber
fast bruchlos weiter.
Ab 1943: Der amerikanische „Film Noir“,
geprägt von deutschen
und österr. Exilanten und
der harten US-KrimiLiteratur, zeichnet dunkle
Bilder des modernen
Menschen: Einsamkeit,
Entfremdung, Paranoia.
1950-55: „Neue“
Filmländer, die z.T. lange
Traditionen haben, werden vom Westen entdeckt: Mexiko (Luis
Bunuel: Los Olivados),
Brasilien (O Cangaceiro),
Indien (Satyajit Ray: Die
Apu-Trilogie) und Japan:
(Ozu, Mizoguchi, Akira
Kurosawa: Rashomon,
Die sieben Samurai).
Der europäische
Kunstfilm etabliert eine
anspruchsvolle, hochkulturelle, „erwachsene“
Form der Rezeption:
Federico Fellini (La
Strada), Ingmar
Bergman (Wilde
Erdbeeren), Max Ophüls
(Lola Montez),
Michelangelo Antonioni
(L’Avventura).
Unterhaltungskino und
„Austria Wochenschau“
sind intensiv am Aufbau
einer neuen „ÖsterreichIdentität“ beteiligt.
Kommerzielle Blüte des
Trivialfilms: Komödien,
Heimatfilme, Stoffe der
K.u.K.-Ära (Sissi).
1952: Gründung der
Filmakademie Wien;
1955: Einführung des
Fernsehens; Gründung
des Österreichischen
Filmarchivs
1955-1960:
Unabhängige
Filmemacher wie Peter
Kubelka, Kurt Kren und
Ferry Radax schaffen
Meisterwerke des
Experimentalfilms.
Künstlerischer
Höhepunkt der RegieMeister Hollywoods: psychologische Thriller
(Alfred Hitchcock), kritische Melodramen (D.
Sirk), Zeit-Satiren (H.
Hawks, B. Wilder), „historisch-kritische“ Western
(John Ford).
1959-1965: Die „Neue
Welle“ in Paris. ExFilmkritiker wie Jean-Luc
Godard (Außer Atem),
Francois Truffaut (Jules
und Jim) u.a. erneuern
Ökonomischer Abstieg,
künstlerische Stagnation
des Kinofilms: Die Zahl
der Produktionen sinkt
bis 1969 gegen Null.
19
Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
die Kinoproduktion für
Außenseiter und beeinflusst vor allem den
Dokumentarfilm
(„Cinéma vérité“, „Direct
Cinema“) und die jungen
Spielfilm-Bewegungen
Europas.
der Filmkultur verwoben
(Susan Sontag, Roland
Barthes, Umberto Eco,
Gilles Deleuze).
Die Reflexion der Medien
wird eng mit politischen
Debatten verknüpft
(Vietnamkrieg).
Auch als Vorführformat
bringt die Verbreitung
von 16mm eine
Demokratisierung der
Filmkultur mit sich: alternative, politisch engagierte und subkulturelle
Spielstätten können leichter errichtet werden.
Ab 1967: Der
„Welterfolg“ der
Jugendkultur führt zu
einer Lockerung der
Lebensstile und damit
auch der Filmzensur.
Sexualität, Drogenkultur
und Rockmusik beeinflussen das Kino. In den USA
und in West- und
Osteuropa erwacht
Hoffnung auf eine radikale Veränderung der
sozialen Verhältnisse und
kulturellen Formen.
Ab 1962: Krise der
Hollywood-Studios: altmodische „Großfilme“
scheitern an der
Kinokasse. Die Jugend
läuft zur Popmusik über.
Filmklassiker kommen
wieder in Umlauf: TVSender und Filmmuseen
erzeugen ein breiteres
Bewusstsein von der
Geschichte des Films und
einen neuen Markt für
alte Filme.
Ende der 60er Jahre: In
den USA verbreitet sich
das Farbfernsehen.
Die frühen VideoFormate (SONY) werden
auch für Künstler und
Medienaktivisten
zugänglich.
1971-1974: Die wirtschaftliche Krise der
Hollywood-Studios wird
durch neue Modelle des
Vertriebs und des
Marketing bewältigt.
1975: Beginn der
„Blockbuster“-Ära
(Steven Spielberg: Der
weiße Hai, George
Lucas: Krieg der Sterne).
Große Filme starten nun
1970 eher im Sommer, in 1000
oder mehr Kinos gleich–
zeitig und begleitet von
1979 starker TV-Werbung.
Das Schmalfilm-Medium
Super 8 findet massenhafte Verbreitung im
Amateurbereich.
Das Modell „Kinocenter”
setzt sich in den USA, ab
Ende der 70er Jahre
auch in Europa, gegenüber dem „Ein-Saal-Kino“
durch.
20
1968: Der
Studentenbewegung
dient Film als
Kampfmittel gegen jene
„Gesellschaft des
Spektakels“ (Guy
Debord), die das Kino
selbst miterzeugt hat.
Auch die vom
Kolonialismus befreiten
Länder in Südamerika,
Asien und Afrika versuchen, Film zur Bildung
einer neuen Identität und
Politik zu nutzen.
Ideen sind etwas wert
das Kino von Grund auf:
Dreh auf den Straßen,
billige Produktion, wilde
Montage und Kamera,
popkulturelle
Querverweise. Das USKino wird ironisch-lustvoll
zitiert. Filmemacher werden „Autoren“ und
Intellektuelle.
1959/60: Junge
Filmleute in New York
rufen nach dem französischen Vorbild ein „New
American Cinema“ aus
(John Cassavetes:
Shadows).
Blüte des USUndergrounds (Kenneth
Anger, Stan Brakhage,
Jonas Mekas) und des
US-Dokumentarfilms
(„Direct Cinema“,
Richard Leacock).
1964: Gründung des
Österreichischen
Filmmuseums in der
Albertina.
1967: RundfunkVolksbegehren, der ORF
wird unabhängiger von
der Politik.
1964-69: „Expanded
Cinema“ und experimentelle Undergroundfilme
im Umfeld des Wiener
Aktionismus erregen
Skandale und internationale Wirkung; Gründung
der branchen-unabhängigen „Austria Filmmakers’
Coop“ (Kren, Ernst
Schmidt jr., Hans
Scheugl, Valie Export,
Peter Weibel, Gottfried
Schlemmer).
Ab 1961: Junge Ideen
und neue Stilmittel verdrängen in Europa den
alten, behäbigen StudioFilmbetrieb. Neuer
Deutscher Film (Rainer
W. Fassbinder, A. Kluge),
britisches Free Cinema,
kurzer Film-Frühling in
Osteuropa (R. Polanski,
M. Forman), Neues Kino
in Italien (Pier Paolo
Pasolini, Bernardo
Bertolucci).
Ab 1963: Sozialpolitisch
zugespitztes Kino in
Brasilien (Glauber Rocha,
„Cinema novo“) als
Mittel des Volkes im
Kampf um Demokratie.
Im reformistischen
Zeitgeist der 70er Jahre
werden Kino und
Fernsehen – v.a. in
Europa – als aufklärerische Medien verstanden.
Staatliche Filmförderung
hat sich fast überall etabliert.
Wirtschaftskrise,
Vietnam-Krieg, massives
Misstrauen gegenüber
der Politik in den USA
(Präsident Nixon tritt
1974 zurück) – auch das
Kino wird von dieser
„anti-autoritären“
Stimmung erfasst.
“New Hollywood“: Ende
der 60er Jahre bereits
angekündigt (Bonnie &
Clyde), vollzieht sich um
1970 ein
Generationswechsel:
Hollywood greift
Einflüsse aus Europa
bzw. dem Underground
auf. Aus dem B-Picture„Stall“ von Roger
Corman kommen neue
Regie-Stars: Francis Ford
Coppola (Der Pate),
Martin Scorsese (Taxi
Driver).
Die „Post-68“-Generation
in Frankreich (Jean
Eustache, M, Pialat,
Breite Diskussion über
Chantal Akerman) und in
Gewalt und Pornografie
der BRD (Fassbinder, W.
im Kino, entlang künstle- Wenders) feiert künstleririscher Filme (Uhrwerk
sche Erfolge mit kargen,
Orange, Die 120 Tage
sehr persönlichen
von Sodom) und der
„Autorenfilmen“, die den
neuen Porno-Welle (Deep Konflikt Individuum /
Throat).
Gesellschaft betonen.
Ab 1973: Beginn einer
staatlich-systematischen
Förderung des künstlerischen Films durch eine
Experten-Jury
(„Filmbeirat“).
1976-79: Erste künstlerische Erfolge des „Neuen
Österreichischen Films“
(Unsichtbare Gegner,
Langsamer Sommer,
Kassbach, Wienfilm
1896-1976,
Schwitzkasten).
Ab 1975: Großes Echo
bei Kritik und Publikum
für die realistischen
Fernsehfilme und Serien
des ORF (Alpensaga,
Kottan ermittelt, TVFilme von Axel Corti,
Michael Haneke, Fritz
Lehner, Käthe Kratz).
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Ideen sind etwas wert
Öffentlich-rechtliche TVAnstalten in Europa
(ORF, ZDF, RAI u.v.a.)
werden zu entscheidenden Co-Finanziers einer
anspruchsvollen
Filmkultur, die sich oft
nur mehr im TV, nicht im
Kino artikuliert.
Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
Im Zuge der
Frauenbewegung wird
erstmals systematisch
ein feministisches Kino
gefordert und praktiziert.
Der neue Horrorfilm
(Zombie, Texas Chainsaw
Massacre) zeigt Gewalt
und Körperlichkeit ganz
direkt und wird im
Mainstream skandalisiert.
Durchsetzung des HomeVideo-Mediums (Filme
auf VHS). Viele kleinere
US-Firmen steigen in die
Filmproduktion ein, da
der neue Videomarkt
große, zusätzliche
Verwertungsmöglichkeite
n bietet.
In der Ära von USPräsident Ronald Reagan
(1981-1989) ist der
öffentliche Diskurs – und
damit auch das Kino – in
den USA stark konservativ geprägt. Militärische
Aufrüstung, Abbau der
Sozialnetze und AntiKommunismus fallen
Beginn der technischen
zusammen. Filmhelden
Revolution auf dem
wie Rambo prägen diese
Gebiet der Spezialeffekte Ära.
(Sound Design, erster
Vorwärtsbewegungen
Einsatz von Computer(technologischer
und Videotechnologie für Fortschritt) und
besondere Bild-Effekte).
Rückwärtsbewegungen
Das Kino der „Special
(nostalgische „HeimatEffects“ wird zur komSuche“) fallen zusammerziell dominanten
men.
1980 Form (Science Fiction,
Fantasy).
Weder in den USA noch
–
in Europa reagiert das
1989 1981: Gründung von
Kino in besonderer
MTV (Music Television) in Weise auf die konservatiUSA. Die rasche
ve Wende, die auch
Entwicklung der
Deutschland und
Videoclips und des
Großbritannien
Musikfernsehens bringt
bestimmt.
neue ökonomische
Querverbindungen zwiDie EU wirbt für eine verschen Film- und Popstärkte europäische
Industrie. Die Ästhetik
Filmpolitik: EU- Filme solder Videoclips prägt den len die Grenzen innerMainstream-Spielfilm.
halb Europas überwinden, um ein
Übergang zum
Gegengewicht zu
Privatfernsehen in
Hollywood bilden zu könEuropa,
nen.
Kommerzialisierung und
Neuordnung der
Filmfinanzierung durch
Fernsehsender.
Ab 1992: Digital-Ton im
Kino.
Ab 1993: Durchsetzung
digitaler Bildbearbeitung
für Kinospielfilme
(Jurassic Park). CGI
(Computer generated
1990 images) werden zum
–
Standard in der
1999 Mainstream-Produktion.
1995: Toy Story, produziert vom Pixar-Studio, ist
der erste ausschließlich
am Computer „gedrehte“
Langfilm.
1970-76: Letzte Blüte des
großen, „opernhaften“
italienischen Films (Tod
in Venedig, Amarcord,
1900).
„Fall der Mauer“: Nach
dem Abdanken der kommunistischen Regimes in
Osteuropa (1989-1991)
endet der Kalte Krieg.
Aus der „Zwei-FrontenWelt“ schält sich eine
einzige (militärische)
Weltmacht hervor: die
USA.
Die wirtschaftlich-kulturelle Dominanz der USA
prägt auch die globale
Filmbranche und den
gesamten EntertainmentSektor.
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Langsame Ermattung
des europäischen
„Autorenfilms“. Die letzte
Welle künstlerischer
Erfolge kommt aus
Osteuropa (Andrej
Tarkowskij: Stalker, Elem
Kllimov: Komm und sieh’,
Emir Kusturica, Krzysztof
Kieslowski)
Ab 1982:
„Postmodernes“ Kino in
Europa (P. Almodovar,
P.Greenaway, Lars von
Trier) und in den USA
(Blade Runner, Back to
the Future, Steven
Spielberg, David Lynch,
Coen Brothers).
1981: Einrichtung des
Österreichischen
Filminstituts laut
Filmförderungsgesetz.
Anstieg der Produktion
auf jährlich ca. 15 Filme,
darunter sind auch
große Kassenerfolge
(Der Schüler Gerber, Exit,
Müllers Büro).
Kritische Aufarbeitung
der NS-Ära, v.a. im
Umfeld der WaldheimDebatte: Welcome in
Vienna (Axel Corti), Die
Ausgesperrten (Franz
Novotny), Heidenlöcher
(Wolfram Paulus).
1987: Nominierung von
38 (Wolfgang Glück) für
den Oscar.
Blüte der „Film-Essays“:
Der Film spricht mit der
Stimme des Regisseurs
(Chris Marker: Sans
Etablierung einer eigensoleil, Harun Farocki, J.-L. ständigen Tradition des
Godard).
Dokumentarfilms (Ruth
Beckermann, Ulrich
In den politisch isolierten Seidl).
Ländern Iran (Abbas
Kiarostami, Mohsen
Makhmalbaf) und
Taiwan (Hou HsiaoHsien, Edward Yang) entsteht ein starkes, autonomes Autorenkino.
1984-89: Erfolge des
„Independent Films”. USRegisseure Jim
Jarmusch, Spike Lee, A.
Ferrara, S. Soderbergh
drehen unabhängig von
Hollywood.
Das junge ostasiatische
Kino setzt sich weltweit
durch – vom Genrefilm
bis zum Kunstkino (Wong
Kar-wai). Japanische
Horror- und
Samuraifilme (Takeshi
Kitano), chinesisches
Action-Kino (John Woo,
Tsui Hark) dienen als frische, unverbrauchte
Vorbilder und werden
vom US-Kino importiert
bzw. als Stil übernommen (Tiger & Dragon,
Face off, Kill Bill).
990/91: Gründung des
Verleihs „Sixpack Film“
und internationaler
Durchbruch der „Dritten
Generation“ der FilmAvantgarde (Martin
Arnold, Lisl Ponger, Mara
Mattuschka, Peter
Tscherkassky u.a.)
Ab 1993: Das neue
Genre „Kabarett-Film“
mit Stars wie Josef
Hader und Roland
Düringer feiert
Kassenerfolge.
21
Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
1994: Der Welterfolg von
Pulp Fiction (Quentin
Tarantino) lässt die
Grenze zwischen
Independent- und MajorStudio-Filmen wieder verschwinden. Die
Hollywood-Studios bauen
nun eigene „Indie“Abteilungen auf und verpflichten die besten
Talente (David Fincher, P.
Th. Anderson, Alexander
Payne, Steven
Soderbergh u.a.).
1995: Einführung und
rasche Durchsetzung der
DVD als neuer
Homevideo-Standard für
Filme.
Mitte der 90er Jahre:
Multiplex-Kinos setzen
sich weltweit durch
1999: Erste digitale
Kinoprojektion von
Mainstream-Filmen (Star
Wars: Episode 1)
Starke Beschleunigung
der Digitalisierung in
allen Bereichen der
Medienindustrie
(Aufnahme,
Postproduktion,
Distribution).
Die geringe
Kontrollierbarkeit digitaler „Flüsse“ via
Highspeed-Internet
bringt Filme aller Art auf
den PC („DownloadPiraterie“ und entsprechende
Gegenkampagnen der
Filmwirtschaft). Das
Internetportal „YouTube“
wird zu einem gewalti2000 gen Motor für die
Herstellung nicht-indu–
strieller, privater (Kurz2010 )Filme und den Konsum
von Laufbildern aller Art.
Ideen sind etwas wert
Beschleunigte
Globalisierung: Die
großen Entwicklungen in
Bezug auf Wirtschaft,
Arbeit und Lebensstile
verlaufen weltweit tendenziell gleichzeitig.
Grundlage dafür ist u.a.
die Durchsetzung von PC
und Internet als zentrale
Arbeits- und
Kommunikationsmittel.
1995: Die dänische
Filmbewegung „Dogma
95“ (Lars von Trier u.a.)
fordert – in Analogie zur
„Neuen Welle“ von 1960
– die ungekünstelte,
quasi-dokumentarische
Zuwendung zur Realität
(Das Fest, Idioten).
Ab 2001: Die USRegierung (George W.
Bush) ruft infolge der
islamistischen Attentate
vom 11.9.2001 einen globalen „War on Terror“
aus, der auch die Politik
der Bilder bestimmt:
Handy-Videos vom
Einsturz des World Trade
Center, Bilder von
Folterungen durch USSoldaten (Guantanamo
Bay) oder das visuelle
Regime der Kriegs- und
Überwachungskameras
prägen das Antlitz der
„Nullerjahre“.
Dokumentarfilme zu politischen und sozialen
Fragen treten erstmals
im Kino-Mainstream auf
(Michael Moore u.a.). Im
US-Spielfilm bleiben
Politik und Krieg rare
Sujets. 2009/10 wird
erstmals ein Film über
den Irakkrieg weithin
gefeiert (The Hurt Locker
von Kathryn Bigelow).
Innovatives Kino wird
geprägt von IndividualKünstlern, die unabhänDas „neoliberale“ Modell gig von Hollywood (aber
dominiert weltweit Politik auch von ihrer lokalen
und Wirtschaft, auch in
Branche) alle 2-3 Jahre
Staaten, die sozialdemo- einen neuen Film vorlekratisch regiert sind. Der gen, so wie „GroßWirtschaftsboom der
Schriftsteller“ ein neues
Clinton-Ära suggeriert
Buch: z.B. Nanni Moretti
ein potenziell „endloses
(I), David Cronenberg
Wachstum“; die
(CAN), Claire Denis,
Medienindustrie ist Teil
Olivier Assayas (F), die
dieses Booms.
Brüder Dardenne
(Belgien), Mike Leigh
(GB), Abbas Kiarostami
(Iran), Wong Kar-wai
(HK) u.a. Die
Künstlergruppe oder
„Bewegung“ ist eine seltene Form geworden.
Ab 2000:
Wiedererstarken des
deutschen Autorenfilms:
die „Berliner Schule“
(Christian Petzold: Die
innere Sicherheit, Yella;
„Anti-Amerikanismus“ als Maren Ade: Alle andeweit verbreitete Haltung ren; Valeska Grisebach:
in Europa,
Sehnsucht; u.a.)
Lateinamerika, Asien. In
einigen Ländern –
Die wesentlichen USFrankreich, Korea, Japan, Filmemacher der Dekade
Skandinavien – gelingt
erschaffen schillernde
Das Animationsfilmes, der Dominanz
Welten, in denen die
Studio Pixar, gegründet
Hollywoods eine eigenRealitätsebenen durchvon John Lasseter, hebt
ständige Filmbranche
einander geraten, voller
das Modell
und lokale Kinoerfolge
Bezüge zur Popkultur
„Familienfilm“ auf ein
entgegen zu setzen (z.T.
(Wes Anderson, Spike
neues künstlerisches
per Gesetz, durch
Jonze / Charlie
Niveau (Die Monster AG, Quotenregeln für einhei- Kaufman, Todd Haynes,
The Incredibles,
mische Filme).
Christopher Nolan u.a.)
Ratatouille, Wall-E, Oben
u.a.) und bleibt auch
Die Ära Obama in den
Gespaltene
nach der Übernahme
USA (ab 2008/09)
Weltkinematografie
durch Disney sehr autobeginnt mit der
2010: Die im Kino erfolgnom.
Akzeptanz einer multipo- reichen „Filme mit
laren Welt. Globale
Niveau“ und die tatsächNeue Blockbuster-Ära:
Wirtschaftskrise ab
lich innovativen Werke
Auf Basis von Comics,
2008: das
driften immer weiter ausPC-Spielen, Büchern ent- „Erfolgsmodell“ des
einander. Bedeutende
22
Ab 1995: FilmakademieAbsolventInnen (Barbara
Albert, Jessica Hausner
u.a.) definieren in ihren
Kurzfilmen einen neuen
Realismus.
Ab 1998: Internationale
Erfolge für junge
Autorenfilme (Stefan
Ruzowitzky: Die
Siebtelbauern; B.Albert:
Nordrand) und kreative
Dokumentarfilme
(Nikolaus Geyrhalter,
Michael Glawogger).
Ab 2000: Verjüngung
der
Produzentenlandschaft
(z.B. „Coop 99“) und
Anstieg der Produktion.
Ab 2001: Weltweite
Akzeptanz für die österreichische Schule eines
ernsten, ästhetisch
anspruchsvollen Kinos
(Michael Haneke: Die
Klavierspielerin, Caché;
Ulrich Seidl: Hundstage,
Import Export).
2002: Kurzfilm-OscarNominierung für Fast
Film (Virgil Widrich).
2006-2010: Erfolgsserie
des österreichischen
Films. Preise für Darwins
Nightmare (H. Sauper;
Doku-OscarNominierung), Die
Fälscher (Ruzowitzky;
Oscar), Revanche (Götz
Spielmann; Oscar-Nom.),
Das weiße Band
(Haneke; Goldene Palme,
Oscar-Nominierung) und
große Kassenschlager
(Die Fälscher, Komm
süßer Tod, Hexe Lilli,
Echte Wiener u.a.)
Ausbau der öffentlichen
Filmförderung bei gleichzeitiger Krise der ORF(Film-)Finanzen.
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Ideen sind etwas wert
stehen serienförmige
„Epen“, die ein globales
Publikum anpeilen
(Spiderman, Harry
Potter, Pirates of the
Caribbean, Herr der
Ringe).
2009/10: Dank des
Welterfolgs von Avatar
(J. Cameron) und Alice in
Wonderland (T. Burton)
setzt sich „Digital 3D“
als neue Gewinnformel
der Filmindustrie durch:
Während die Einnahmen
aus Home-Video (DVD)
sinken, steigen die
Kinoeinnahmen.
Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
Finanzkapitalismus wird
erschüttert
(Verstaatlichungen).
Auch die Filmproduktion
geht leicht zurück, im
Kino bleibt der
Eskapismus jedoch dominant.
Das bewegte Bild ist
nahezu allgegenwärtig
und „grenzenlos“ geworden (Konvergenz der
Medien)
neue Regisseure kommen
in der Mehrzahl aus
„kleinen“ (d.h. im Westen
kaum bekannten)
Filmländern; sie erringen
viele Hauptpreise bei
Festivals, aber nur kleine
Kinoeinsätze: Cristi Puiu,
Cristian Mungiu
(Rumänien), Pedro Costa
(Portugal), Lucrezia
Martel (Argentinien), Jia
Zhangke (China),
Apichatpong
Weerasethakul
(Thailand), Lee Changdong (Südkorea), Jafar
Panahi (Iran) u.a.
Filmwirtschaft im Wandel
(Digitalisierung und neue Verwertungsplattformen)
Vom „Film Online“ zum Handy-TV
Die Entwicklung der digitalen Medien hat auch die Filmwirtschaft verändert.
Filesharing, Videopiraterie, DVD-Raubkopien, Handy-TV etc. stellen die Film-Branche im
21. Jahrhundert laufend vor neue Herausforderungen. Kopierschutzmaßnahmen – insbesondere die digitale Rechteverwaltung, das so genannte Digital Right Management
(DRM) – soll teuer produzierten „Audiovisuellen Content“ vor Diebstahl schützen.
Letztendlich bietet aber nur das Rechtsbewusstsein der Konsumenten einen wirklichen
Schutz: Das Bewusstsein, dass „teure“ Filmproduktionen nur möglich sind, wenn die fertigen Filme auch legal ausgewertet werden können – sowohl in „traditionellen“
Verwertungsformen wie Kino, DVD und TV (die sogenannten Verwertungsfenster), als
auch im immer wichtiger werdenden Online-Bereich.
Auch in der EU denkt man unter dem Titel „Film Online“ über Lösungsmöglichkeiten
nach: Urheberrechtliche Maßnahmen zur Pirateriebekämpfung, neue, legale
Filmangebote, (Stichwort: digitale Filmbibliotheken) und ein erleichterter, leistbarer
Rechteerwerb bestimmen die derzeitigen Überlegungen. Der Prozess gegen die
Betreiber der Plattform Pirate Bay, die nachfolgende Gründung von sogenannten
„Piratenparteien“ und die Diskussion um Grundrechte wie Datenschutz, freier Zugang
zur Wissensgesellschaft, „Consumerism“ oder „free copyright“–movement haben weltweit eine Diskussion entfacht, wie generell mit gesellschaftlichen Veränderungen durch
das Internet umgegangen werden soll. Auch Web 2.0 und user-generated-content
(USG) auf Plattformen wie YouTube stellen geltende Urheberrechtsmodelle in Frage
und unterteilen das Medienverhalten in die bisherigen Formen von Filmproduktion und
Filmnutzung und in vom User/Konsumenten selbst geschaffene Inhalte.
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23
Ideen sind etwas wert
Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
Wird user-generated-content aber wirklich die Antwort auf die künftigen Bedürfnisse der
Konsumenten sein, oder benötigen die neuen Verwertungsformen nicht sogar noch
mehr professionelle und daher teuer zu produzierende filmische Inhalte? Fakt ist: Film ist
ein teures Geschäft. Nach wie vor kann ein US Film leicht über 100 Millionen Dollar
kosten („Avatar“ kostete – ohne Werbung – nahezu das Dreifache), ein europäischer
Film immerhin ca. 10 Millionen Euro (internationale europäische Koproduktion). Umso
notwendiger erscheint es daher, dass der Aufbau von legalen Online-Filmangeboten –
wie z.B. Spotify oder iTunes im Musikbereich – vorangetrieben wird.
Gerade der europäische Film könnte die neuen digitalen Verwertungskanäle im Hinblick
auf die Dominanz von US-Filmen gut gebrauchen. Durch die Gratisnutzung auf diversen
Plattformen á la Pirate Bay gestalten sich die notwendigen Investitionen in funktionierende legale Plattformen wirtschaftlich so unergiebig, dass die Entwicklung stockt. Auch die
noch nicht so weit entwickelten Breitbandnetze führen dazu, dass legale OnlineFilmangebote (in Österreich z.B. die Plattform In2Movies www.in2movies.at) aktuell
noch nicht so leicht verfügbar sind wie im Musik-Onlinebereich.
Eine effiziente Rechtsdurchsetzung – vor allem gegen jene, die sich gewerbsmäßig durch
die Verletzung von Urheberrechten bereichern („Piraterie“ wäre in diesem
Zusammenhang ein zu romantischer Begriff) – ist dabei eine Grundvoraussetzung. Das
in Frankreich und Großbritannien entwickelte und umgesetzte Modell der „Three Strikes“
bei Urheberrechtsverletzungen (Information, mehrmalige Mahnung und terminlich
begrenztes Kappen der Internet-Verbindung) wird europaweit kritisch und kontroversiell
diskutiert. Eines ist sicher: Ohne Kooperation mit den Internetfirmen zum Schutz des
Urheberrechts wird es zukünftig ebenso wenig gehen, wie ohne Information der Nutzer
bzw. den geeigneten Mitteln zur Rechtsdurchsetzung.
d) Kreativwirtschaft und Arbeitsmarkt
Arbeitsplätze in der Musikwirtschaft
Der Sektor Musik aus wirtschaftlicher Perspektive umfasst einerseits Betriebe und andererseits musikalisch tätige Personen wie Musiklehrer, Sänger, Musiker, Komponisten usw.,
die individuell oder im Rahmen umfassend tätiger Institutionen arbeiten (z.B.
Musikprofessoren in Schulen). Diese sind entweder im Kernbereich der Kreation
(Komponisten, Textautoren, Sänger, Musiker) oder in der Organisation und technischen
Realisierung von musikalischen Produktionen tätig (Produzenten, Tonträgerhersteller,
Tonstudios etc.). Neben Kreation und Produktion erwirtschaften auch Branchenbereiche
und Institutionen Beiträge zur Wertschöpfung, die der Distribution musikalischer Werke
dienen (CD- und DVD-Presswerke, Tonträgerhandel, Bühnen, Aufführungsbetriebe,
Festspielorganisationen, Rundfunk etc.).
24
Zur Musikwirtschaft zählen weiters Betriebe, die für musikalische Betätigung erforderliche Güter herstellen und vertreiben (Musikinstrumente, technisches Equipment) oder die
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Ideen sind etwas wert
Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
die Nutzung von Musik technisch möglich machen (Unterhaltungselektronik). Schließlich
umfasst der Sektor auch die Tätigkeit so genannter Verwertungsgesellschaften, die die
Rechte von Urhebern, Labels und Künstlern wahrnehmen.
Im Rahmen dieses Projektes werden laufend Exkursionsziele angeboten, um einige der
Berufe in der Musikbranche näher kennen zu lernen.
Nähere Informationen unter www.ideensindetwaswert.at.
Eine österreichische Studie fasst die Arbeitsbereiche der
Musikwirtschaft wie folgt zusammen:
(Quelle: Scheuch, o. Univ. Prof. Dkfm. Dr. Fritz: Die Musikwirtschaft Österreichs.):
Produktion
Primäre Produktion
- Musikautoren (Komponisten und Texter)
- Ausübende Künstler
- Tonstudios
Sekundäre Produktion (verbundene Dienstleister)
- Tonträgerindustrie
- Musikverlage
- Agenturen
Ausbildung
- Kindergärten
- Volksschulen
- Hauptschulen
- AHS
- Musikgymnasien
- Musikschulen
- Konservatorien
- Musikhochschulen
- Pädagogische Akademien und Lehrerbildungsanstalten
Instrumentenherstellung und -handel
Distribution
Bühne und Aufführung
- Musiktheater
- Festspiele
- Konzertveranstaltungsbetriebe
- Aufführungsbetriebe (z.B. Discotheken, Restaurants, Bars)
Tonträger
- CD-Presswerke
- Tonträgerhandel
- Onlinevertrieb
Handel mit Geräten der Unterhaltungselektronik
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Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
Ideen sind etwas wert
Rundfunk und TV
- Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
- Privatradio
- Kabelgesellschaften
Filmproduktion, -verleih und -aufführung Verwertungsgesellschaften
Arbeitsplätze in der Filmwirtschaft
Die Herstellung eines Films ist in der Regel ein komplexer Prozess, der den Einsatz zahlreicher Spezialisten erfordert. Der Gesamteindruck, den ein Film beim Zuschauer hinterlässt,
ergibt sich aus dem Zusammenwirken vieler Menschen. Aus wirtschaftlicher Perspektive
umfasst der Sektor Film zahlreiche gewerbliche Betriebe – von der gewerblichen
Filmproduktion bis zu den Atelierbetrieben, Kopieranstalten, Tonstudios, Verleih- und
Vertriebsunternehmen, technischen Zulieferbetrieben (z.B. Presswerke), spezialisierten Hardund Software Unternehmen (z.B. die Software für den digitalen Schnitt: Avid, Final Cut) etc.
In der österreichischen Filmproduktion (Spiel- und Dokumentarfilme) sind im Durchschnitt
2.450 ganzjährige Arbeitsplätze vorhanden. Zusätzlich dazu gibt es den erweiterten Kreis
der filmdienstleistenden Unternehmen, wie z.B. Kopierwerke, Postproduktionseinrichtungen
und andere mit weiteren 2.210 Arbeitsplätzen. Indirekt sorgt die Film- und
Fernsehproduktion weiters für Beschäftigung in zahlreichen anderen Branchen – von der
Hotel und Gastronomie über das Transportgewerbe bis hin zur Investitionsgüterindustrie
(siehe Grafik).
Insgesamt erwirtschaftet die österreichische Filmwirtschaft einen Umsatz von über 1
Milliarde Euro pro Jahr und schafft rund 5.000 Arbeitsplätze. In dieser Zahl ist der ORF mit
seinen rund 4.000 Mitarbeitern nicht enthalten.
Arbeitsplätze in der Filmbranche
Vertrieb und
angrenzende Branchen
Fernsehproduktion
Mitarbeiter von Filmprojekten
Agenten
Autoren
Casting
Vermieter
Catering
Telekommunikationsindustrie
Merchhandising
Staff
(projektbezogen):
Ausstatter
Kameramänner
Beleuchter
Regisseure
Schauspieler
Stunts
Produktionsunternehmen
Tourismus
Hotels
Banken +
Finanzdienstleister
Rundfunk- und
Fernsehanstalten
Location
Studios
Kinos
Agencies
Komponisten
Visual
Effects
Special
Effects
Orchester
Sound
Technologieunternehmen
Post-Produktion
Forschung
Technische
Dienstleister
Quelle: Paul & collegen
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Ideen sind etwas wert
Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
e) Umsatz – Entwicklung des Musikmarktes in Österreich
Die folgende Grafik zeigt, dass sich der Umsatz des Musikmarktes in Österreich nach
einem Jahrzehnt des Wachstums seit 2001 rückläufig entwickelt hat. Im Jahr 2010 gab es ein
Umsatzminus von 1,6%.
Zum Gesamtumsatz werden folgende Produkte gezählt:
k
k
k
k
k
k
k
k
CD
CD-Single (2-Track und Maxi)
Musikkassette
Vinyl (LP und Single)
Musik-DVD
VHS (bis 2006)
Internet- und Handy-Downloads (ab 2005)
Merchandising-Produkte, z.B. Künstler T-Shirts (ab 2009)
Umsatz Musikmarkt
Österreich 1990 – 2009
(in Mio. Euro)
300 Mio.
286
273
h
200 Mio.
184
216
221
h
h
310
316
302
312
h
h
h
x
h
303
x
314
h
283
x
260
x
250
x
234
230
216
x
x
x
201
x
185
x
h
182
x
100 Mio.
0
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
Quelle: IFPI Austria
f) Musikwirtschaft im Vergleich mit anderen Wirtschaftsbereichen
Vergleich der Beschäftigtenzahlen von
ausgewählten Wirtschaftsbereichen
in Österreich
Quelle: Scheuch, o. Univ. Prof. Dkfm. Dr. Fritz: Die Musikwirtschaft Österreichs.
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Bedeutung der Kreativwirtschaft für Österreich
Ideen sind etwas wert
g) Beschäftigungswachstum im Branchenvergleich 2004 – 2007
Im Jahr 2007 zählten mehr als 10% der österreichischen Unternehmen zur
Kreativwirtschaft, rund 4% aller unselbstständig Beschäftigten der gesamten
Wirtschaft waren in der Kreativwirtschaft tätig. Das durchschnittliche jährliche
Beschäftigungswachstum betrug 5%. Es ist damit doppelt so hoch wie in der österreichischen Wirtschaft insgesamt. Die Betriebe erwirtschafteten fast 5% der
Bruttowertschöpfung. Insgesamt nimmt die wirtschaftliche Bedeutung der
Kreativwirtschaft in Österreich zu.
Creative Industries
Sachgütererzeugung
Bauwesen
Handel
Beherbungswesen
Verkehr/Nachrichtenübermittlung
Kredit-/
Versicherungswesen
Unternehmensdienstleistungen
Öffentliche
Verwaltung
Unterrichtswesen
Gesundheits- und
Sozialwesen
Persönliche
Dienstleistungen
Wirtschaft
Insgesamt
-1,0 - 0,5
0
0,5
1,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
4,0
4,5
5,0
Durchschnittliche jährliche Wachstumsrate der selbstständigen, freien und unselbstständigen
MitarbeiterInnen in %
Quelle: Statistik Austria: Arbeitsmarktstatistik 2007, Mikroensus-Arbeitskräfteerhebung; ZEW:
Befragung Kreativwirtschaft Österreich 2008 – Berechnung des ZEW
Dritter österreichischer Kreativwirtschaftsbericht 2008
28
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