Überschwemmte Sonnenschein

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Überschwemmte Sonnenschein
Mittwoch, 11. April 2012
Mit Fake-Lippen
gegen Falten
Wer schön sein will, muss leiden. An
dieser alten Weisheit führt anscheinend kein Weg vorbei. Entweder legt
man sich beim Schönheitschirurgen
unters Messer und bezahlt viel Geld,
oder man formt sich sein Gesicht mühsam selber: mit dem Face-SlimmerTrainingsmundstück. Drei Minuten
pro Tag setzt man sich das Silikonkau­
tschukteil in den Mund und sagt «aaa»,
«eee», «iii».
Spricht man täglich alle Vokale mit
den Gummilippen im Gesicht aus,
werde man bald jugendlicher und dynamischer aussehen, versprechen die
Hersteller, denn dabei würden die zwölf
wichtigsten Gesichtsmuskeln ausgiebig trainiert. In Japan soll diese Vokaltrainingsmethode ein Renner sein, dabei gibt es doch aus der Ostschweiz ein
noch bewährteres Rezept: Eine Bekannte vom Bodensee schwört darauf,
jeden Morgen zehn Minuten lang «o-xo-x-o-x» zu sagen – ohne Fremdkörper
im Gesicht. Und siehe da: Ihr Hals sieht
zwanzig Jahre jünger aus als der Rest
ihres Körpers.
In einem ist das japanische Mundstück jedoch unschlagbar: Trägt man
es den ganzen Tag, erfüllt es nämlich
gleich zwei Zwecke: Falten haben aufgrund des 24-Stunden-Trainings keine
Chance, und man hat zudem die tollsten Schlauchbootlippen der Welt. Da
würden sogar Donatella Versace und
Chiara Ohoven eifersüchtig, die derzeit
zu den bekanntesten Vertreterinnen
der Gross-Lippen gehören. (cmi)
Journal
Queen ehrt Schwiegertochter
Camilla mit hoher Auszeichnung
London Die britische Königin Elizabeth
II. hat ihrer Schwiegertochter Camilla
zu deren Hochzeitstag eine besondere
Auszeichnung verliehen. Wie der Buckingham-Palast mitteilte, wurde die
64-jährige Herzogin von Cornwall zur
Dame Grand Cross ernannt. Das ist die
höchste Stufe für Frauen im sogenannten Victoria-Orden, der 1896 von der
britischen Monarchin Victoria gestiftet
wurde. Auszeichnungen, die unter diesen Orden fallen, werden von der
Queen an Menschen verliehen, die ihr
oder der Monarchie auf persönliche
Weise gedient haben.
Zoom 37
Per Velo durch Australien (III) Sydney–Mackay
Überschwemmte Sonnenschein-Küste
In Queensland hat die Monsun-
saison später als normal eingesetzt. Als Reisende sieht
man sich so plötzlich in grossen Wassermassen gefangen.
von CLAUDIA UND BRUNO BÜCHI
Von Sydney aus fährt man meist dem
Pacific Highway entlang nach Norden, ab
Brisbane folgt man dann durch Queensland hindurch dem Bruce Highway.
Auch als Velofahrer lassen sich diese
beiden Hauptverkehrsachsen kaum
umgehen, und so findet man sich öfter
im dichten Verkehr der Ostküste wieder. Sind diese Hauptverkehrsachsen
überschwemmt, heisst es abwarten.
Endlich mal absteigen: Abendstimmung beim Myall Lake.
Surfevents und Nationalparks
Um als Velofahrer schadlos aus
Sydney herauszukommen, bedient man
sich am besten der Fähren. Die erste
brachte uns direkt nach Manly, dem
nach Bondi zweitbekanntesten Strand
der Umgebung. Dort fand denn auch
gerade ein grosser Surfcontest statt
und die Stadt hatte sich in ein Mekka
von Wellensuchenden, hippen Surfern,
durchtrainierten Professionals und Verkäufern verwandelt, die Quicksilverund Billabong-Shirts anboten. Die weltweit ganz grossen Namen der Szene
wie Kelly Slater hatten sich unterdessen in Coolangatta an der Grenze zwischen New South Wales und Queensland (die Grenze verläuft mitten durch
die Städte Tweed Heads und Coolan­
gatta) versammelt, wir sollten dort
Tage später auch noch vorbeikommen.
Unter Zuhilfenahme einiger weiterer
Fährfahrten gelangt man via Nelson
Bay nach Tea Gardens, von wo aus man
in die wunderschönen und wenig befahrenen Nationalparks entlang der
Küste gelangt. Besonders gut gefielen
uns Myall Lakes und der Booti Booti
National Park. Man findet dort kilometerlange, einsame Sandstrände, Seen
und Wälder, durch die interessante
Wanderwege führen. Mit etwas Glück
sieht man am Strand auch Delfine. Wer
zuvor der australischen Airforce beim
Training zuschauen möchte oder sich
für alte Militärflug-zeuge interessiert,
ist in Williamstown richtig aufgehoben.
Auf unserem Weg nach Norden fielen
uns dann die Ortschaften Sawtell, Lennox Head und Byron Bay auf. Sawtell
verführt Gäste mit einem wunderschönen Strand, einer schön herausgeputzten Einkaufsstrasse und mit einem
Aussichtspunkt, von dem aus man die
umliegenden Buchten und das Hinterland erspähen kann. Lennox Head ist
noch kleiner, aber auch sehr sauber,
und für Surfanfänger bietet es ideale
Bedingungen, die wir ebenfalls ausnutzten und die ersten Stehaufversuche in den Wellen unternahmen. ­Byron
Bay schliesslich ist auch heute noch ein
wenig ein Hippiezentrum. In den Shops
werden Bilder alter VW-Busse feilgeboten, die man auch oft und in Originalgrösse auf den Strassen sieht. Als nicht
ganz so schön empfanden wir dafür die
bekannte Stadt Coffs Harbour, durch
die sich ein enormer Verkehr quält –
und das Ganze noch durch kilometerlange Baustellen. Wir umfuhren die
Gegend nördlich davon deshalb grossräumig und etwas im Landesinnern,
was aber immer bedeutet, dass man die
«Great Dividing Range» rauf- oder runtermuss. Auf dem Fahrrad merkt man
Bild Bruno und Claudia Büchi
diese Höhenunterschiede ganz besonders gut. In dieser Gegend waren die
Unterkünfte wieder günstiger. Wer dort
sparen möchte, kann sich gerade in den
kleineren Ortschaften im Dorfpub einquartieren. Neben günstigen Zimmern
werden einem auch preiswerte Menüs
serviert. Oft darf man sogar hinter dem
Haus sein Zelt aufschlagen, etwas, was
man sich in der Schweiz bei einem
­Hotel kaum trauen würde zu fragen.
Regen an der Sunshine Coast
An der Gold Coast gelangt man via
Surfers Paradise dann nach Brisbane,
der Hauptstadt Queenslands. Vorab besuchten wir aber eine Kollegin in Toowoomba. Diese Stadt wurde im letzten
Jahr stark überflutet, und wir wussten
noch nicht, wie bald wir uns live mit
diesem Phänomen auseinandersetzen
sollten. In Brisbane sollte man neben
dem Stadtzentrum sicher auch «South
Bank» besuchen. Von den «Street Beaches» und den Pools direkt am Brisbane River hat man eine schöne Aussicht auf die Hochhäuser. Auch von
oben lohnt sich ein Blick auf die Stadt
hinunter. Am besten gelingt dies vom
Hausberg, dem Mount Coottha, aus.
Nördlich von Brisbane ragen die sehenswerten Glass House Mountains wie
grosse Termitenhügel aus der Land-
schaft. In dieser Gegend setzte dann
der Regen ein, und dieser sollte für die
nächsten vier Tage nicht mehr auf­
hören. Wir waren «gefangen», weil der
Bruce Highway an mehreren Stellen
gesperrt war, unzählige Strassen waren überflutet und gerade mit dem Bike
natürlich nicht passierbar, Boote waren
im Hafen wegen des starken Windes
gekentert, und im Fernsehen verfolgten wir Rettungsaktionen aus den umliegenden Ortschaften. Im benachbarten Gympie war sogar ein Todesopfer
zu beklagen. Die schönen Seiten von
Noosa Heads, wo wir waren, zeigten
sich so erst Tage später. Dann war in
Gympie auch schon fast nichts mehr zu
sehen, und man hätte meinen können,
es sei nichts geschehen. Den nächsten
wirklich schönen Tag nutzten wir für
einen Ausflug nach Fraser Island, der
in jedes Ostküstenpaket gehört. Die
grösste Sandinsel der Welt bietet Dünen, die über 200 Meter hoch sind, 250
Kilometer Strand, Schiffswracks, eine
interessante Geschichte und im Innern
über 100 glasklare Seen, die zum Bade
laden und von Eukalyptuswäldern umgeben sind. Nicht ohne Grund gehört
Fraser Island deshalb seit 1992 zum
Unesco-Weltkulturerbe. Die nächsten
rund 800 Kilometer bis nach Mackay
­hinauf absolvierten wir in Tagesetappen von jeweils über 100 Kilometer, um
die Zeit wettzumachen, die wir wegen
den Unwettern verloren hatten. Oft fuhren wir auch hierbei im Regen. In Bundaberg sorgt der Besuch der Destillerie
und des Ingwer-Bier-Museums für Abwechslung und Trockenheit. In Mackay
sitzen wir nun wieder fest, es haben
sich erneut monsunartige Regenfälle
und Stürme angekündigt, die Strassen
sind wieder geschlossen.
Claudia und Bruno
Büchi pedalen in
­Australien für einen
­guten Zweck insgesamt
8000 Kilometer weit.
Mitten in der Gischt — die schönsten Leuchttürme in kalten Meeresfluten
Neue «Pickeltouren» in der
Stadt Zürich
Zürich Spezielle, von Jugendlichen
­ onzipierte Stadtführungen sind die
k
«Pickeltouren» in der Stadt Zürich. Ab
dem 18. April finden sie wieder statt,
wie das Zürcher Sozialdepartement am
Dienstag mitteilte. «Heisser Scheiss»
und «Mittendrin» sind die vielversprechenden Titel von zwei der Touren im
diesjährigen Programm. Erstere führt
in die Studios des Fernsehsenders Joiz
und informiert über die Rolle der Sozialen Medien für das Fernsehen heute.
Die andere bietet einen Einblick ins
­legendäre Langstrassenquartier. Insgesamt werden bis Mitte Juli 15 teils
neue, teils bewährte Touren durchgeführt. Dazu gibt es Ende Juni eine digitale Schatzsuche. «Pickeltouren – junge
Stadtführungen durch Zürich» ist laut
Mitteilung bisher das schweizweit einzige Projekt, bei dem Jugendliche
Stadtführungen entwickeln und erarbeiten.
In Zeiten der Satelliten- und Funknavigation verlieren Leuchttürme in der
Schifffahrt immer mehr an Bedeutung. Damit sie nicht in Vergessenheit
­geraten, zeigt Jürgen Tronicke in seinem neuen Buch die schönsten
­Exemplare Englands, Wales’ und der Kanalinseln. Über 350 Leuchttürme
hat er schon besucht. Und jeder hat seine eigene Geschichte.
Im Bild: Longship-Leuchtturm in der Brandung. (dbu)
Jürgen Tronicke: Wächter an rauen Küsten, Koehlers Verlagsgesellschaft,
Hamburg 2012.
Bild pd