Ausgabe zwei als pdf-Download

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Ausgabe zwei als pdf-Download
Das Studentenmagazin
Mai/Juni 13
Ausgabe #2
www.kaepselemagazin.de
Gratis
Mehr Recht
zur
Mitsprache?
Die neue Verfasste
Studierendenschaft
Seite 28
Nach dem Studium
hinter den Herd
Die Imbissmacher von
Erna & Co. im Porträt
Seite 46
Ausland:
Ein Campus wie
ein Dorf
Leben und studieren
In Singapur
Seite 58
Schon Fan?
Nein?
Jetzt aber!
www.facebook.com/kaepselemagazin
Liebe Leserin,
lieber Leser,
wir haben auf unsere Erstausgabe
so manches Feedback bekommen. Das freut uns. Und es freute
uns besonders, weil die meisten
Rückmeldungen positiv waren.
Eine nicht ganz so positive, verpackt in einen Sack voll sonstigem Lob, betraf
unser Editorial. Da sagte uns ein befreundeter Herausgeber und TypografieExperte sinngemäß, wir seien wohl bescheuert, einen so langen und so klein
gedruckten Text zu präsentieren. Weil: dieses „Edit-Bla-bla liest eh niemand“.
Wir haben uns, kritikfähig wir wie sind, diesen Rat zu Herzen genommen,
diesen Text kürzer gehalten und beim Anklicken der Schriftgröße einen Tick
weiter nach unten gescrollt. Vielleicht habt ihr das gar nicht gemerkt, weil
ihr diese Seite übersprungen habt – was, wenn ihr es getan habt, unnötig ist
zu erwähnen: ihr lest es ja sowieso nicht. Aber ihr, die dies hier lest (und
zwar noch immer, nach diesen Zeichen und Zeilen völligen Blödsinns!), die es
gemerkt habt (zumindest jetzt, da wir euch darüber aufgeklärt haben), sollt
belohnt werden. Schickt uns eine Facebook-Nachricht oder eine E-Mail an
redaktion@kaepselemagazin.de mit dem Betreff „Editorial“ und freut euch
auf eine sommerliche Überraschung.
Die Rechnung schicken wir dann unserem Ratgeber.
Was es sonst noch zu dieser Ausgabe zu erfahren gilt: wir haben uns für euch
mit der Verfassten Studierendenschaft auseinandergesetzt, jenem neuen
alten Mitbestimmungsinstrument, das Einzug hält in Baden-Württembergs
Hochschulen. Wir haben für euch Maultaschen gegessen und Filme geschaut,
Bücher gelesen und mit Menschen gesprochen, die etwas zu sagen haben oder
wenigstens redlich so tun, als ob.
Aber lest selbst: wahrscheinlich tut ihr das sowieso schon längst.
Generated by CamScanner
Viel Spaß wünschen
Das Studentenmagazin
03
06
Der blanke Horror: Wenn
Studenten Filme drehen,
geht es durchaus schon
mal blutig zu.
56
Ein großes Abenteuer:
Richard Bruskowski
erlebte Asien nicht nur
an der Hochschule.
26
Eine Frau mit Visionen:
Marina Weisband will
die Demokratie an das
Internetzeitalter anpassen.
04
Aus den Hochschulen
06 Der Kuss des Killers
36
Gewaltprävention an der Uni
Regisseur Lucien Förstner spricht über seinen
Kinofilm
Tübingen erhält eine Stiftungsprofessur
Die Uni hat mit Budgetgrenzen zu kämpfen
Oscar W. Gabriel über seinen Alltag in Trier
10Professorenschwund in Hohenheim
28Die neue VS kommt Was die Verfasste Studierendenschaft alles kann
38 Professor im Ruhestand
48Die Brückenbauer
Die PH Ludwigsburg fördert den christlichislamischen Dialog
Aus dem Leben
22 Wie man richtig smalltalkt
56Studieren im Ausland
Dominic Hand gibt Kurse an der VHS
Richard hat ein Semester in Singapur verbracht
18Wie ist es eigentlich ...
60Termintipps ... eine Prinzessin zu heiraten?
Was geht in diesem Monat?
44Essen auf Rädern
Zwei Absolventen gründen einen
Maultaschenimbiss
Aus deR Reihe
13 Unnützes Stuttgart Wissen
Was du wirklich nicht über die Landeshauptstadt
erfahren musst
14Der Politikpendler
33 Mäuschen in der Falle
Eine Kurzgeschichte von Marc Bensch
42Filme des Monats
Ingo Rust: von der Uni ins Ministerium
Die neuesten Tipps und der Liebling der
Redaktion
26
54Die Käpsele Release-Party Bücher des Monats Der neueste Tipp und der Liebling der Redaktion
Diese Bands feiern mit uns
05
US-Schauspielerin Kristina Klebe
hat Blut an ihren Armen.
Der Kuss des Killers
Popcornkino statt Festivals: Lucien Förstner,
Sylvia Günther und Steven Weber haben an
der Lazi-Akademie der European School of Film
and Desgn in Esslingen studiert. Ihr Diplomfilm
„Bela Kiss: Prologue“ lief deutschlandweit in den
Kinos. Regisseur Förstner erzählt im Interview,
wie es dazu kam.
Von Markus Brinkmann
06
Lucien, ist Filmemachen für dich eher Beruf
oder Hobby?
den Weg finden, wie man seine Vision auch
umsetzen kann.
Ich würde ganz klar sagen: Beruf. Im Moment
vermarkten wir „Bela Kiss: Prologue“ international. Parallel dazu arbeiten wir bereits
an unserem zweiten Spielfilmprojekt und
bieten mit unserer Firma die Produktion und
Realisierung von Werbe- und Imagefilmen an.
Warum habt ihr einen Horror-Film gedreht?
Warum sind deine Mitstreiter und du das
Risiko eingegangen und habt einen Spielfilm
gedreht, statt eines Kurzfilms?
Wir waren uns sicher, dass der Sprung von
Kurzfilmen zu Langfilmen relativ schwer ist.
Wir wollten einen kommerziellen Film für ein
großes Publikum machen. Das funktioniert mit
Kurzfilmen nicht. Die werden meist nur auf
Festivals gezeigt.
Ihr habt an der Lazi
studiert. Habt ihr da alles
gelernt, was ihr für euren
Debütfilm gebraucht habt?
Wir alle drei mögen Mainstream-Filme.
Ursprünglich wollten wir einen Film über
einen fiktiven Serienmörder drehen. Also
habe ich in einem Lexikon recherchiert. Dabei
bin ich über den ungarischen Serienmörder
Bela Kiss gestolpert. Den anderen hat die
Idee gefallen. Allerdings war klar, dass die
Geschichte auch das Genre mit sich bringt.
Leider hatten wir damit keine Chance mehr,
irgendwelche Förderungen zu erhalten.
Warum?
Horrorfilme werden eben nicht gefördert.
Wir wollten einen
kommerziellen Film für
ein großes Publikum
machen, keinen Trash.”
Natürlich kann das Studium
nicht
alles
abdecken,
was auf einen zukommt.
Filmemachen ist Learning
by Doing. Es ist unmöglich,
die Studenten auf alles vollständig vorzubereiten. Natürlich haben wir
gelernt, zu drehen, zu schneiden, auch
die Theorie im künstlerischen Bereich.
Aber nirgendwo lernt man so viel wie beim
Selbermachen.
Zum Beispiel?
Oh, das waren viele Sachen. Nichts ist beim
Filmdreh so wichtig wie der gute Umgang
mit dem Team. Als Regisseur muss man klare
Anweisungen geben. Man muss der Crew
sagen, wie man das Bild oder die Szene haben
möchte. Dazu muss man aber selbst genau
wissen, wie muss ich was drehen. Das kann
man nicht im Studium lernen.
Wie schafft man das sonst?
Dazu braucht man Visionen. Man muss selbst
Im Film spielen renommierte Schauspieler aus
den USA wie Kristina
Klebe und Rudolf Martin
mit. Wie seid ihr an die
gekommen?
Wir
kannten
deren
deutsche
Agenten.
Allerdings waren unsere
Voraussetzungen denkbar
schlecht. Wir mussten sie
davon überzeugen, dass sie einen Monat
auf Rückstellung arbeiten. Unser großer
Vorteil war, dass bereits klar war, in welchen
Locations wir drehen werden. Wir haben
Testaufnahmen gemacht, bei denen wir die
Stimmung und den Look des Films zeigen
wollten. Das waren atmosphärische Bilder,
bei denen man auch schon die Qualität sehen
konnte. Und noch etwas konnte man sehen:
Unser Film sollte kein Trash werden. Das hat
sicher dazu beigetragen, sie zu überzeugen.
Wo kam das Equipment her?
Einen Bruchteil davon haben wir von Lazi
bekommen. Den Rest haben wir bei der
Firma Cinegate in München geliehen. Das ist
aber gang und gäbe im Filmgewerbe. Dort
haben wir einen 7,5-Tonner voller Equipment
bekommen.
07
Ihr habt hauptsächlich an zwei Locations
gedreht. Im Film kann man aber viel mehr
sehen. Wie sind die weiteren Szenen entstanden?
Wir haben bei den Szenen, in denen es
darum ging, die Geschichte von Bela Kiss zu
erzählen, mit Bluescreen gearbeitet. Unser
Problem war: je mehr Locations, desto teurer
der Film. Also haben wir bereits im Drehbuch
darauf geachtet, die Kosten möglichst gering
zu halten.
Wie lange habt ihr für den Dreh gebraucht?
Von der ersten Idee bis der Film schließlich
im Kino kam, waren es drei Jahre und acht
Monate.
Wie war es, den eigenen Film schließlich im
Kino zu sehen?
Das war ein tolles Gefühl, nach so langer Zeit
und so viel Arbeit endlich sein fertiges Werk
vor Augen zu haben.
Als der Film dann in den Kinos war, gab es
auch schlechte Kritiken. Tut so was weh?
Eine schlechte Kritik tut mehr weh, als
eine gute wieder gutmachen kann. Aber
die Fachzeitschriften haben uns eigentlich
extrem gute Kritiken gegeben. Trotzdem muss
ich sagen, dass einige negative Anmerkungen
berechtigt sind. Der Film hat Schwächen – und
das ist völlig in Ordnung. Es war ja schließlich
ein Debüt. Bei mancher Kritik hatte ich aber
das Gefühl, dass sie persönlich gemeint ist.
Natürlich ist unser Film Geschmackssache,
und er gefällt nicht jedem. Aber dafür, dass
es mein erster Film war, bin ich zufrieden
mit der Resonanz. In Deutschland ist das mit
den Kritiken generell schwierig. Ich habe
das Gefühl, dass man grundsätzlich
schlechtere Kritiken bekommt,
wenn man Mainstream dreht.
Wie geht’s jetzt weiter?
Wir suchen neue Themen und
neue Ideen. Aber wir wollen für
den nächsten Film nicht mehr
auf Rückstellung drehen. Und ich
glaube, das schaffen wir auch. Jetzt
haben wir ja bewiesen, dass wir
Filme drehen können, die funktionieren. Die Branche nimmt uns jetzt
ernst.
Hast du noch weitere Tipps für
deine Mitstudenten?
Für mich war es wichtig, Mitstreiter
zu haben. Alleine hätte ich das nie
geschafft. Einen Film zu drehen
ist ein langer Weg. Man braucht
jemanden, der einen neu motivieren kann. Außerdem ist es wichtig,
sich einfach dran zu setzen und es
zu machen. Viele sagen immer, dass
sie einen Film selber drehen wollen,
aber machen es nie. Es ist ein langer
Lernprozess, aber man muss immer
dranbleiben und nicht nur reden.
08
Du suchst
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Wir haben ihn!
Unser Korrektor (Berufserfahrung bei überregionalen
Tageszeitungen) liest deine Abschlussarbeiten,
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Die Sparfüchse
setzen auf
den Nachwuchs
Der Befehl zum harten Schnitt kam im April 2012. Auf
Anweisung des Wissenschaftsministeriums sollte die
Universität Hohenheim bei ihren Professorengehältern
sparen – mit sofortiger Wirkung. Die Uni machte aus
der Not eine Tugend.
Von Katrin Bohnenberger
10
A
m Anfang stand ein Ende: mitten
im Prozess platzten wegen der plötzlichen
Sparzwänge die Berufungsverfahren von
zehn neuen Professoren, kurz darauf ging in
Thorsten Quandt einer der drittmittelstärksten Forscher nach Münster, weil ihm die Uni
Hohenheim kein konkurrenzfähiges BleibeAngebot machen konnte. Auch die weiteren
Folgen der vom Wissenschaftsministerium
geforderten Sparmaßnahmen waren drastisch. Vor gut einem Jahr wurde die Universität
Hohenheim aufgefordert, die Zahlung neuer,
unbefristeter Leistungszulagen an Professoren
sofort zu unterlassen. Grund: das notorische
Überziehen des Personalbudgets in den Jahren
zuvor. Für den Rektor Stephan Dabbert, zum
Zeitpunkt der Forderungen gerade einmal drei
Wochen im Amt, war der Sparkurs eine der
ersten Amtshandlungen.
Grundsätzlich erhalten Universitäten in
Baden-Württemberg einen „Vergaberahmen“
vom Wissenschaftsministerium. Mit diesem
individuell festgelegten Budget bezahlen sie
ihre Professoren. Möchte eine Universität
einem Professor ein gutes Angebot machen,
kann sie ihm beispielsweise eine gute
Ausstattung oder Mitarbeiter in Aussicht stellen. Diese kann sie nach eigenem Ermessen
bezahlen. Beim Dauergehalt dürfen die
Universitäten jedoch nicht mehr ausgeben,
als in den individuellen Vergaberahmen geregelt ist. Denn je höher das Dauergehalt eines
Professors, desto höher seine Pension. Der
Vergaberahmen bremst die Kosten, für die
das Land später in Form von Rentenzahlungen
aufkommen muss.
Doch
gerade
die
unbefristeten
Leistungszulagen sind wesentlich, um gute
Professoren zu rekrutieren. Durch das
Überziehen des Vergaberahmens für die
Professorengehälter über mehrere Jahre hinweg hatte sich in Hohenheim ein Minus von
rund 400.000 Euro angesammelt, sieht die
Schuld aber nicht bei sich alleine. „Es hat
sich gezeigt, dass bei der Berechnung des
Vergaberahmens ein Fehler zum Nachteil
der Universität unterlaufen ist. Inzwischen
wurde er vom Ministerium korrigiert“, sagt
der Sprecher Florian Klebs. Außerdem sei die
Altersstruktur der Professoren in Hohenheim
ungünstig. „Es gibt noch viele mit alten
Verträgen. Sie bekommen mit steigendem
Alter automatisch mehr Geld – ohne dass
deswegen das Budget vom Land erhöht wird.“
Ein weiterer Grund seien die Gehälter der
Professoren, die mit mehr als 65 Jahren an der
Uni bleiben. Sie bekommen als Bonus einen
Zuschlag von zehn Prozent. Das Land wünsche explizit, dass die Unis ihre etablierten
Forscher in diesem Alter weiter beschäftigten. Eine Erhöhung des Budgets habe es für
deren Bezahlung bis vor kurzem nicht gegeben. Nach Gesprächen des Rektorats mit dem
Wissenschaftsministerium sei inzwischen aber
auch dieser Gesetzesfehler behoben. „All dies
sind Gründe, aber keine Entschuldigungen.
Die Universität hätte trotzdem darauf achten
müssen, das Budget nicht zu überziehen“,
sagt Klebs.
Als es um die Vergabe
ging, hatten wir Pech mit
unserer Altersstruktur. Sie
war nicht vorteilhaft.“
In der Hochschule ist man froh, dass einige
der Mängel inzwischen korrigiert sind. Gerade
die neuen Zuschläge für Professoren über
65 Jahren seien eine erhebliche Entlastung.
Trotzdem gebe es noch „Webfehler“
im Gesetz. Rektor Dabbert sieht in den
Regelungen des Vergabeverfahrens noch
immer Defizite: Vor rund zehn Jahren habe
das Land Baden-Württemberg die jeweiligen
Gehälterbudgets für die Universitäten dauerhaft beschlossen. Hohenheim wird dabei
unterdurchschnittlich bedacht.
Nach Angaben von Ulrike Bärlin vom
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und
Kunst liegt das an den unterschiedlichen
Situationen der einzelnen Universitäten.
„Es gab unterschiedliche Gehalts- und
Altersstrukturen“, sagt sie. Universitäten, die
zum Berechnungszeitpunkt viele Professoren
mit Alterszuschlägen und viele mit hohen
11
Dauerzulagen beschäftigten, hätten dadurch
automatisch ein höheres Budget erhalten,
erklärt Sprecher Klebs. „Wir hatten damals
Pech, weil unsere Altersstruktur zu diesem
Zeitpunkt für die Berechnung nicht vorteilhaft war.“
Um die laufenden Gehaltsverhandlungen
mit zehn neuen Professoren und Prof.
Dr. Thorsten Quandt vom Lehrstuhl für
Online-Kommunikation nicht zu verlieren, stellte das Rektorat im Frühjahr 2012
ein Angebot: Man könne das Minus durch
Haushaltsumschichtungen ausgleichen. Der
Vorschlag wurde aus rechtlichen Gründen
aber abgelehnt. „Die besoldungs- und insbesondere haushaltsrechtlichen Vorschriften
geben genau vor, welche Mittel zur
Professorenbesoldung herangezogen werden
können. Eine Umschichtung von Sachmitteln
in das Personalbudget für Professoren ist
nicht möglich“, erklärt Bärlin.
Nach den Forderungen hatte die Universität
deshalb einen umfangreichen Sanierungsplan
aufgestellt. Inzwischen zeige er Wirkung. Die
Universität Hohenheim sei in Sachen Gehalt
„wieder konkurrenzfähig“, das Minus plane
man noch in diesem Jahr auszugleichen, sagt
Klebs. Neue, unbefristete Leistungszulagen
sollen in Einzelfällen ab 2014 wieder vergeben
werden, um die renommierten Professoren an
der Hochschule zu halten. Die Besetzung der
Nachfolge Professor Quandts stehe unmittelbar bevor.
Hohenheim setzt
auf junge Wilde
Außerdem habe die Universität ihre
Personalpolitik neu konzipiert. Künftig
konzentriere man sich auf talentierte
Nachwuchswissenschaftler, „die schon von
sich reden machten“. Rektor Dabbert sieht in
ihnen die Zukunft von Forschung und Lehre:
„Wir können jungen Professorinnen und
Professoren ein attraktives Umfeld bieten und
setzen alles daran, sie in ihrer Entwicklung
optimal zu fördern. Ich gehe davon aus, dass
wir in einigen Jahren eine ganze Reihe von
Spitzenwissenschaftlern sehen werden, die
ihr Renommee an der Universität Hohenheim
aufgebaut haben.“
12
Drei Beteiligte: Wissenschaftsministerin
Theresia Bauer, Hohenheims Rektor
Stephan Dabbert und Thorsten Quandt.
Auf dem Campus der Universität Stuttgart
in Vaihingen steht Europas schnellster ziviler „Supercomputer“. Schon seit 1986
nimmt die Uni durch den Studiengang Luftund Raumfahrttechnik in diesem Bereich eine
Führungsposition ein.
Den Berliner Platz kennt man. Aber kaum einer
weiß, dass sich hier drei Plätze aneinander
reihen. Entlang der Breitscheidstraße geht es
zum kleineren Robert-Bosch-Platz – umgeben
von Liederhalle, Kino sowie Literaturhaus – und
weiter zum Platz der Deutschen Einheit vor dem
Hegel- und Schiller-Saal der Liederhalle an der
Holzgartenstraße.
Albert Einsteins Großmutter mütterlicherseits
– Jette Koch – wurde auf dem Cannstatter
Steigfriedhof beigesetzt. Carl von Schiller, der
Sohn des Dichters Friedrich Schiller, liegt auf
dem Fangelsbachfriedhof in S-Süd begraben.
Weitere unnütze Fakten über Stuttgart gibt es im
Internet auf www.u0711w.de. Oder auf Facebook:
www.facebook.com/UnnutzesStuttgartwissen
13
15
Der Politikpendler
Erst Ingenieur, jetzt Staatssekretär. Ingo Rust forschte und
lehrte an der Hochschule Esslingen. Jetzt sitzt er für die
Landesregierung im Ministerium für Finanzen und Wirtschaft.
Von Ben Schieler
Herr Rust, Sie haben vor zwei Jahren Ihren
Teilzeit-Ingenieurjob an der Hochschule
Esslingen zugunsten des politischen Amtes
aufgegeben. Vermissen Sie das Forschen und
Dozieren?
Ja. Ich habe sehr gerne in Forschung und
Lehre gearbeitet, deshalb fehlt mir das
schon ab und zu. Das gilt vor allem für
das Zusammenspiel mit den Studierenden.
Gemeinsam Projekte zu bearbeiten und dabei
am Ende großartige Lösungen zu finden – das
war immer besonders spannend.
Was hat es für Sie auf
sich mit der Faszination
Technik?
Abi an der Wilhelm-Maybach-Schule, einem
technischen Gymnasium in Heilbronn. Danach
wollte ich unbedingt Ingenieur werden und
bei einer unserer großen Automobil- oder
Maschinenbaufirmen arbeiten. Und nach
Esslingen kam ich, weil die Hochschule, die
damals noch FHT Esslingen hieß, deutschlandweit in den Rankings für Maschinenbau
auf Platz 1 war. Mir war klar: ich will zu den
Besten gehören.
Wenn Sie heute an Ihre Zeit dort denken:
was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn?
Die Orte und die Menschen.
Ich denke an meine
Fakultät, an mein Büro und
an meine Kollegen.
Die Begeisterung hat schon
in meiner Kindheit begon- Mir war klar: ich will
Die Politik hat früh Ihr
nen. Technische Dinge
Leben beherrscht. Sie saßen
zu
den
Besten
gehören.
helfen uns, das täglibereits als 21-Jähriger
che Leben einfacher zu Deswegen bin ich nach
im Gemeinderat Ihrer
gestalten, wir können effi- Esslingen gegangen.“
Heimat Abstatt, haben
zienter arbeiten und öffviele Wahlkämpfe auf
nen uns neue Horizonte.
Landes- und Bundesebene
Das finde ich einfach faszinierend.
gemanagt. Blieb da überhaupt noch Zeit für
ein „typisches“ Studentenleben?
Welche technischen Fähigkeiten helfen
Ihnen im Haifischbecken der baden-württemNein. Leider nicht. Ich habe mir mein Studium
bergischen Landespolitik am meisten weiter?
selbst finanzieren müssen und deswegen
nebenher auch noch gejobbt. Da blieb einIn der Politik ist die analytische und strukfach nur noch wenig Zeit. Außerdem musste
turierte Herangehensweise an Probleme, die
ich – ebenfalls aus Kostengründen – pendeln.
man als Ingenieur lernt, sehr, sehr nützlich.
In Esslingen habe ich nie gewohnt.
Außerdem hilft mir, dass ich im Studium
gelernt habe, mit Zahlen umzugehen.
Ingo Rust, geboren 1978 in Heilbronn,
Sie haben 1999 Ihr Maschinenbaustudium mit
wuchs in einem kleinen Bauernhaus in
der Fachrichtung Produktion und Organisation
Abstatt auf und verbrachte dort die ersten
an der Hochschule Esslingen begonnen.
Lebensjahre. Erste politische Erfahrungen
Warum fiel die Wahl darauf?
machte er 1994 als Schülersprecher in der
Realschule Ilsfeld. Am Abend der deutlich
Als Erstes stand für mich die Wahl des
verlorenen Landtagswahl im Jahr 1996 trat
Studienfachs fest. Das war 1997, nach dem
er in die SPD ein.
15
Ohne Information
hältst Du das vielleicht für die ne
Mo
Gemeinsam
eueste
Mode
Alle Menschen haben das Recht auf Information.
m für Pressefreiheit auf reporter-ohne-grenzen.de
Wie ist es eigentlich...
...eine Prinzessin zu heiraten?
Heiraten kann jeder. Eine Königstochter aus
Afrika vor den Traualtar zu bringen, schaffen
nur wenige. Alexander Kohler hat es getan. Er
ist offiziell mit einer Tochter des Königs von
Breman Jamra in Ghana vermählt.
Von Chris Pilz
18
A
us dem Grill steigt Rauch auf, und
einige Hähnchenschenkel brutzeln um die
Wette. Es ist endlich Frühling geworden.
Alexander Kohler (alle Namen geändert)
sitzt am Bierzelttisch unterm Pavillon
und blättert in Prospekten. Die zweijährige Tochter buddelt im Kies am Boden.
„Boah, is das heiß. Das bin ich nicht mehr
gewöhnt“, stöhnt Silvia, ihre Mutter. Sie
ist Afrikanerin, die Tochter des Königs
von Breman Jamra (gesprochen: Breman
Tschamra) in Ghana. Inzwischen lebt
sie mehr als zehn Jahre in Deutschland.
Zwölf Monate lang besuchte sie eine
Sprachschule, jetzt spricht sie fließend
Deutsch. Ihr gefällt es in Augsburg, sie
hat Arbeit und mittlerweile zwei Kinder.
Doch beinahe wäre das alles nie passiert.
Zum ersten Mal sieht Alexander seine
jetzige Ehefrau auf einem winzigen
Foto in einer zerfledderten Zeitschrift.
Das war vor zwölf Jahren im Kentucky
Fried Chicken in der schwäbischen
Fuggerstadt. „I hab des Ding so planlos durchblättert …“, erinnert er sich
genau. Dann entdeckte er die Anzeige.
„Bei dem Bild muss ma ihr doch einfach
schreiben, oder?“, sagt Alexander und
grinst. Warum eine Stammesprinzessin
Partner-Anzeigen im Ausland inseriert?
„Ich habe 17 Geschwister. Mein Papa
Mein Papa hat 18 Kinder
und drei Frauen. Ich
wollte später nie eine von
drei Ehefrauen sein.“
hatte drei Frauen. Ich wollte später nie
eine von drei Ehefrauen sein“, erzählt
Silvia. Zunächst schreiben sich die
beiden nur Briefe, später täglich Mails.
Ein Jahr geht das so, bis der Deutsche
die Afrikanerin nach Bayern einlädt. Sie
sind verliebt, ohne sich je zuvor getroffen zu haben. Der deutsche Staat macht
ihr Vorhaben jedoch zunichte und lehnt
alle Visumanträge ab. Alexander überlegt
19
nicht lange und beschließt, nach Ghana
zu fliegen.
Der König von 10.000 Untertanen
erfährt wenige Wochen vor dem Besuch
von der Romanze seiner Lieblingstochter.
Der Schock folgt später, als die beiden
ihn in ihre Pläne einweihen. Sie möchten
heiraten, so schnell wie möglich, um
in Deutschland eine Familie gründen zu
können.
Beim Treffen mit
dem Onkel gibt’s
bayerisches Bier
Das Stammesoberhaupt ist gegen die
Ehe, doch Silvia bittet um eine Chance.
Ihr Vater ist einverstanden, schickt sie zu
ihrem Onkel, einem Arzt, der in Marburg
studiert hat. Er soll herausfinden, ob
Alexander ein guter Umgang für seine
Tochter ist. „Der hat als Erstes gefragt,
ob Alex raucht“, sagt Silvia kichernd,
und ihr Mann fügt hinzu: „Und dann hat
20
er mir o glei a Bier anboten, weil jemand
aus Bayern braucht auf jeden Fall a
Bier.“ Onkel Doc und der Deutsche verstehen sich auf Anhieb gut, zusammen
schaffen sie es, Silvias Vater zu überzeugen. Dann geht alles ganz schnell. In
Windeseile organisieren sie eine traditionelle Verlobungsfeier in Anwesenheit der
Familie. Sie ist ein Muss in Ghana: kein
Fest, keine Hochzeit.
Dann der Tag der amtlichen Trauung.
Silvia, herausgeputzt im traditionellen Kleid, erschrickt. Ihr zukünftiger
Ehemann will in kurzer, karierter Hose
und olivfarbenem Hemd zum Standesamt
fahren. „Er wollte seine Badehose
anziehen“, beschreibt Silvia den Moment
mit Entsetzen. „Es war a normale kurze
Hose, und außerdem war’s mordsheiß,
und des im Januar. I hab dacht, des ist
net so streng beim Standesamt“, versucht sich Alexander im Nachhinein aus
der Situation herauszureden.
Der Vorfall ist für alle sehr amüsant,
der Braut allerdings ziemlich peinlich.
Drei Wochen nach dem Ja-Wort trennen sich die frisch Vermählten erneut,
Alexander fliegt zurück nach Deutschland.
Erst im Juni 2002 kommt seine Ehefrau
nach.
Kaum im neuen Land angekommen,
bombardieren Alexanders Freunde und
Bekannte die frisch Vermählte mit
Fragen wie „Wohnt ihr bei dir noch in
Strohhütten?“, „Schlaft ihr in Afrika auf
Bäumen?“ oder: „Hattest du im Flugzeug
überhaupt Kleidung an?“ Wegen dieser
Naivität platzt ihrem Mann schon einmal
der Kragen. Silvia hingegen kann darüber
laut lachen: „Die Europäer sehen immer
nur Reportagen über Ureinwohner im
Fernsehen. Sie wissen es nicht besser, also
habe ich es ihnen erklärt.“
Aber auch die schönen Dinge im Leben
lassen nicht lange auf sich warten. Knapp
ein Jahr nach Silvias Ankunft bekommen
die beiden ihr erstes Kind. Sie nennen
ihren Sohn Max und geben ihm, wie es in
Ghana üblich ist, den Zusatznamen Kofi.
Die vor zwei Jahren geborene Schwester
heißt Melissa Efia. Beide afrikanischen
Namen bedeuten übersetzt „an einem
Freitag geboren“.
Die Namensgebung ist ein Kompromiss,
den das deutsch-afrikanische Ehepaar
schließt, um dem Nachwuchs von beiden
Nationalitäten etwas mitzugeben. Auch
die afrikanische Küche hat im Hause
Kohler Einzug gehalten. Alexander ist
verrückt nach einheimischen Suppen.
Grundsätzlich herrscht ein bayerisch-ghanaischer Mix. Silvia liebt Schweinebraten
und Semmelknödel.
Rundum ist den beiden eine schöne
Abwechslung aus deutscher und afrikanischer Kultur gelungen. Sogar Silvias
Familie passt sich langsam an. Ist das
interkulturelle Gespann in Ghana zu Gast,
steht kistenweise Bier parat – mit freundlichen Grüßen der Königsfamilie.
Wie-ist-es-eigentlich.de ist ein Blogprojekt
von Journalismusstudenten. Sie befragen
Menschen, wie sich bestimmte Erlebnisse,
Situationen oder Geschehnisse anfühlen.
Im Internet gibt es eine Sammlung dieser Geschichten. Im Käpsele erscheint
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Spazierengehen
mit dem Elefanten
Dominic Hand kennt sich mit Smalltalk aus. Der Kommunikationstrainer
gibt Kurse für die Duale Hochschule und erzählt im Interview, worauf
man achten muss, um richtig in ein Gespräch zu starten.
Von Christian Ignatzi
Herr Hand, und? Sonst so?
Gut!
gut oder passt es nicht? Und natürlich geht es
auch darum, die ersten Infos auszutauschen,
vor dem Kerngespräch, das zum Beispiel ein
Vorstellungsgespräch sein kann.
Ja? Schön! Und die Kinder?
Ja, denen geht’s auch gut. Wir haben jetzt
eine kleine Tochter, seit vier Monaten. Die ist
jetzt natürlich der Sonnenschein. Ich hatte
noch nie so viel Glück im Leben. Man überlegt
sich immer, ob der richtige Zeitpunkt zum
Kinderkriegen gekommen ist, aber seit sie da
ist, weiß ich es. Ich bin noch nie morgens so
gut gelaunt mit einem Lächeln aufgestanden
wie im Moment. Also: Mir geht’s gut, und
Ihnen?
Mir geht es auch gut, danke! Ich kann nicht
klagen. Sagen Sie, ist das Smalltalk, was wir
gerade machen, oder interessieren wir uns
einfach füreinander?
Beim Smalltalk muss man immer schauen: Wo
verläuft die Grenze? Für viele ist das ja eher
dieses leichte Gespräch, das manchmal sogar
etwas lästig werden kann, wenn ich nicht
weiß, wie soll ich es anfangen. Das, was wir
gerade betreiben, würde ich ganz klar in den
Smalltalk einordnen.
Warum?
Der Smalltalk ist im Grunde dafür da, erst
mal Kontakt aufzubauen, zu fühlen: wie ist
die Atmosphäre zwischen uns beiden? Passt es
Ist es falsch, die Kollegin am Automaten in
der Cafeteria zu fragen, ob sie auch gerade
Kaffee trinkt?
Das kommt einem natürlich in Ruhe betrachtet
blöd vor. Das ist wie im Supermarkt, wenn
man gefragt wird, ob man auch hier einkauft,
und sich dann denkt: Nein, ich führe gerade
meinen Elefanten spazieren.
Klar, der Gesprächspartner weiß ja, dass
man einkauft.
Richtig. Solche rhetorischen Fragen können
aber ein guter Einstieg sein, um das erste Eis
zu brechen. Allerdings darf die zweite Frage
am Kaffeautomaten dann nicht auch so klar
auf der Hand liegen, sonst wird es peinlich.
Was sind denn Themen, die smalltalk-tauglich sind?
Smalltalk orientiert sich immer am
Gesprächspartner, so idealerweise auch die
Themen. Es gibt aber auch Leute, die hassen
das Smalltalken und denken sich: Komm zum
Inhalt, mit allem anderen bleib mir weg. Und
frag mich bitte nicht nach meiner Familie.
Gute Aufhänger für Smalltalk ergeben sich
häufig aus sogenannten CRM-Infos.
Bitte was?
Im
Vertrieb
versucht
man
über
Customer Relationship
Management die
Kundenbeziehung individuell zu gestalten.
Gleiches gilt für Smalltalk-Themen, möchte
man sich hier gut verkaufen. Je individueller die Themen auf meinen Smalltalkpartner
abgestimmt sind, desto besser. Ich erhielt
zum Beispiel mal einen Anruf einer potenziellen Kundin und im Hintergrund hat ein Hund
gebellt. Ich wusste am Ende des Telefonats,
wie der Hund heißt, seine Rasse,
dass
sein Lieblingsspielzeug ein rosa QuietscheFlamingo ist et cetera. So etwas gilt es systematisch abzuspeichern.„Sagen Sie mal, wie
geht’s eigentlich Rufus?“ ist dann der beste
Einstieg in das persönliche Gespräch.
Was sollte man vermeiden?
Also lieber einsteigen mit: Hallo, wie geht’s?
Das empfinden viele als überflüssig. Wenn ich
die Person nicht kenne, was wird dann immer
kommen?
Sagen Sie es mir!
Na ja, die wenigsten werden direkt einen
Seelenstriptease veranstalten wie: Gestern
ist mein Hund gestorben, mein Goldfisch ist
vertrocknet, und im Übrigen: Ich habe unten
links jetzt ‘nen blauen Zehnagel. Smalltalk
führe ich häufig mit Leuten, die ich noch
nicht so gut kenne. Nein, die Standardantwort
ist deshalb meist: Gut.
Das ist doch schön.
Nicht für die Gesprächsbeziehung, da es gerade in
Politik, Geld, Religion, das
Smalltalksituationen eine
sind schwierige, da sehr konVerlegenheitsantwort ist,
trovers-emotionale Themen. Nur die wenigsten
sollte es anders sein.
Generell negativ Behaftetes Menschen werden direkt
Sie sind dann mit der
wie Unglücke, Katastrophen,
ersten Frage am ersten
persönliche Probleme oder einen Seelenstriptease
Punkt, wo das Gespräch
auch nur eine miserable veranstalten.“
ins Stocken kommt, Sie
Anreise. Das färbt die ersten
sich etwas weniger flosMinuten schnell negativ ein.
kelhaftes einfallen lassen müssen. Wichtig ist deshalb, sich, sofern
Nehmen wir an, zwei Männer untermöglich, auch auf Smalltalk vorzubereiten.
halten sich. Einer ist homosexuell, und der
Heterosexuelle fragt ihn nach Frau und
Da steckt ja fast eine Wissenschaft dahinter.
Kindern – ein Fettnäpfchen?
Es gibt zumindest Regeln, die man beachten,
Die Grundregel beim Smalltalk ist: Ich taste
und Fehler, die man nicht machen sollte:
mich voran. Von allgemeineren Themen zu
Erstens sollte man vermeiden, dass das
Konkretem. Wenn ich direkt, ohne jemanden
Gespräch bereits im Einstieg durch floskelzu kennen, nach der Familie frage, dann bin
hafte Fragen ins Stocken gerät, weil so sofort
ich schon relativ tief drin und sehr persönlich.
spürbar wird, dass man offensichtlich keinen wirklichen Draht zueinander findet. Ein
weiterer Fehler ist, Dinge zu fragen, die den
Bin ich also zu Beginn unseres Gesprächs zu
anderen in Bedrängnis bringen, weil sie zu
weit gegangen?
direkt oder schwierig sind.
Ja, man sollte erst in das Gespräch hineinfühlen. Es entwickelt sich ja auch. Man merkt,
Kann man übers Wetter reden?
ob der andere smalltalken will. Wenn er dann
etwas Persönliches preisgibt und über seine
Wenn es draußen außergewöhnlich stürmt
Klausurnoten, Beziehung oder Familie spricht,
und hagelt, dann kann das durchaus ein
dann kann man darauf eingehen.
Grund sein, auch über das Wetter zu reden.
Ansonsten ist es eher ein verlegener Notnagel,
weil es offensichtlich etwas schleppend mit
dem Kontaktaufbau läuft.
Wann sollte man Smalltalk anwenden?
Beispielsweise vor dem eigentlichen
Gespräch, um ein Gefühl zu entwickeln, wie
der andere tickt, sich auf diesen einzustellen oder um geschickt peinliches Schweigen
zu vermeiden. Aber auch um gezielt eine
sympathische Wirkung und Atmosphäre
zu schaffen. Sympathie ist wichtig für
Überzeugung. Oder, um im vermeintlichen
Vorgeplänkel Infos über mich zu platzieren,
die ein gewisses Image aufbauen. Auch ein
Flirt fängt klassisch mit Smalltalk an.
Zur Info:
Der Kurs „Methoden- und Kommunikationskompetenz: Smalltalk – gewusst wie“ findet am 25. Mai an der Volkshochschule
Stuttgart statt, in Kooperation mit der Dualen
Hochschule. Von 9.30 Uhr bis 16.30 Uhr bringt
Dominic Hand den Studenten die Kunst des
Smalltalkens näher. Der Kurs ist zwar bereits
ausgebucht, allerdings ist es möglich, sich
auf die Warteliste setzen zu lassen. Weitere
Informationen dazu gibt es im Internet auf
der Seite www.dhbw-stuttgart.de
Und wie erkennt man nun einen guten
Smalltalker?
Ein guter Smalltalker ist aus meiner Sicht
vor allem jemand, der ein sehr gutes Gefühl
fürs Gegenüber hat. Er verfolgt nie Schema F,
sondern ist in der Lage, sich situativ auf den
anderen einzulassen. Er gibt dem Gegenüber
eine gute Zeit und das Gefühl, dass es ein
interessantes Gespräch war. Und: Der andere
muss den Eindruck bekommen, der gezielte
Smalltalker wendet keine Technik an, verfolgt
keine strategischen Hintergedanken, redet
frei von der Leber weg. Diesen Eindruck zu
erwecken, nennt man in der Rhetorik das
Verhüllen der Kunst.
Cusco - Peru
Vielen Dank, Herr Hand.
Sehr gerne.
Dominic Hand ist 28 Jahre alt und
arbeitet als Trainer für Rhetorik,
Gesprächs- und Verhandlungsführung
und Kommunikation beim Unternehmen
Baber-Consulting. In Tübingen hat er
Rhetorik, Linguistik und Psychologie
studiert. Er ist verlobt und frisch
gebackener, glücklicher Vater seiner
Tochter Karla-Sofie.
Sprachkurse
Spanisch - Quechua
Auslandpraktika
Tandemprogramm
Bildungsurlaub
Ausüge
Salsatanzen
und vieles mehr
ACUPARI
Asociación Cultural Peruano Alemana
www.acupari.de
Buch des Monats
Zwischen
Shitstorm
und Flausch
Um Menschen die Augen zu verdrehen, reicht
oft schon die Erwähnung eines Namens:
etwa Peer Steinbrück, Philipp Rösler, Peter
Ramsauer – oder Marina Weisband. Die
Ex-Bundesgeschäftsführerin der Piratenpartei,
auch nach ihrem Rückzug ins Private noch so
was wie das Covergirl der Politrevolutionäre,
polarisiert intern wie extern,
pendelt zwischen den Extremen
Shitstorm und Flausch. Zuletzt zu
verfolgen war das bei Weisbands
PR-Tour für ihr Buch mit „Ideen für
eine zeitgemäße Demokratie“.
„Wir nennen es Politik“ ist so
etwas wie eine Aufarbeitung des
Strudels, in den die heute 25-Jährige
geriet, als sie sich in einem Zustand
völliger Naivität im Mai 2011 zur
Wahl stellte. Es ist andererseits
aber auch das, was der Titel verspricht: eine Gedankensammlung
für die neue Welt. Es geht ums politische Handeln und Entscheiden in
der nach Mitbestimmung lechzenden Gesellschaft, deren Bürger über das
Netz engmaschig verknüpft sind. Liquide
Demokratie ist eine Antwort auf die neuen
Herausforderungen: jeder darf mitreden,
jeder darf zuhören, jeder darf abstimmen,
und zwar über jede Frage. Wer nicht kann
26
oder will, darf seine Stimme übertragen.
Das Problem bleibt der Mensch und seine
Natur. Oder das, was die westliche Zivilisation
aus seiner Natur gemacht hat. Ist jenes
von Eigeninteresse getriebene Wesen, das
sich wohlfühlt, wenn es sich mokieren darf
oder sich über den Schaden anderer auf die
Schenkel klopft, überhaupt fähig
zum sachlichen Dialog? Weisband
glaubt an die heilende Kraft des
Wandels. Doch voller Offenheit und
Koketterie bittet sie gleich in ihrer
Einleitung, nicht allzu ernst genommen zu werden. Sie sei nur eine
junge Studentin.
„Wir nennen es Politik“ liest sich
zuweilen wie ein Lehrbuch, verständlich, aber banal, was für die
Autorin keine Beleidigung ist, weil
banal für sie heißt, sich der Basis
zu nähern und auf das eigentliche
Ziel zu konzentrieren. Doch egal,
wie man letztlich zu Weisbands
Visionen steht: jeder, der sich
Gedanken über das Gemeinwohl macht, verdient Respekt. (ben)
Marina Weisband, Wir nennen es Politik –
Sachbuch, Klett-Cotta/Tropen, 174 Seiten,
ISBN 978-3-608-50319-7, 16,95 €
Der Liebling der Redaktion
Harry Potter
für Studenten
Kvothe wächst behütet in einer Gruppe
fahrender Gaukler und Schauspieler auf. Doch
als seine Eltern ermordet werden, wird er von
unstillbarer Rache beseelt. Er will nicht nur
die Chandrian finden, die für den Mord verantwortlich sind, sondern auch die Geheimnisse
der Magie kennenlernen, um sie zu besiegen.
Er will lernen, den Wind zu rufen, und geht
deshalb – nach einigen Umwegen – an die
magische Universität in Imre. Dort lernt er
schnell, dass Magie auf universitärem Level
nicht eindrucksvoll, sondern
nur lernintensiv ist. Unter den
Kommilitonen und Dozenten
bekommt der aufbrausende
Kvothe schnell einen zweifelhaften Ruf. Seine Abenteuer
werden noch Jahre später
als Legenden weitererzählt:
Kvothe, der Blutlose, Kvothe,
der Königsmörder, Kvothe, der
mächtigste Zauberer, der so plötzlich verschwand. „Der Name des
Windes“ erzählt die Geschichte
des Aufsteigers als Autobiografie
eines gereiften Helden.
Der
Roman
von
Patrick
Rothfuss ist Fantasy-Literatur, wie sie sein
soll. Leicht zu lesen, aber mit ausgefuchster Handlung, die immer wieder überrascht.
Meisterhaft geschrieben, ohne sich aufzudrängen. Klischeefrei und mit einer wunderschön erzählten High-Fantasy-Welt. Rothfuss
erfindet den Fantasy-Roman nicht neu, aber
schafft es, bekannte Elemente überraschend
zu kombinieren. Er ist bodenständiger als
Terry Pratchetts „Scheibenwelt“ und einfallsreicher als „Tintenherz“.
Rothfuss große Leistung besteht darin, in
seinem Buch eine fantastische
und fremde Welt zu erschaffen
und diese mit alltäglichen
Elementen zu verbinden. Am
meisten Aufmerksamkeit lässt
Langzeitstudent Rothfuss dabei
dem Universitätsalltag zukommen.
So muss Kvothe sich mit wundersamen Dozenten, seinem Hiwi-Job in
der magischen Werkstadt und einem
grummeligen Bibliothekar herumschlagen. Zum Ausgleich gibt’s
Saufgelage, viel Live-Musik und die
ganz große Liebe. Ereignisse, die
auch Studenten an nichtmagischen
Universitäten nachvollziehen können. „Der Name des Windes“ ist wie Harry
Potter für Studenten: erwachsener, innovativer und tiefgründiger. (sad)
Patrick Rothfuss, Der Name des Windes Roman, Klett-Cotta, 863 Seiten, ISBN 9783608938159, 24,95 €
27
Beim Bildungsstreik in Stuttgart ging es auch um mehr Mitbestimmung.
Die Rückkehr des
politischen Mandats
Die Verfasste Studierendenschaft kehrt an
die Universitäten im Land zurück. Nicht jeder
ist davon begeistert. Wir erklären, wie das
Mitbestimmungsmodell funktioniert und wo es
noch Probleme gibt.
Von Christian Ignatzi
28
B
ei der Hochschulgruppe der Stuttgarter
Jusos herrscht gute Laune. Kurz vor den
Semesterferien hatten die Studenten der
Universität Stuttgart ihrer neuen Satzung
zur Verfassten Studierendenschaft mit rund
96 Prozent zugestimmt. Andere Hochschulen
sind noch nicht so weit. Zum Beispiel an der
Universität Tübingen stimmten die Studenten
bis zum 15. Mai über ihre Organisationssatzung
ab. In Stuttgart laufen derweil aber schon die
Vorbereitungen auf Hochtouren – und die
Diskussionen.
Eine neue Chance sei das, sagen
sie bei den Jusos, die die Studenten
wahrnehmen müssten. „Auch auf Druck
der Juso-Hochschulgruppen wurde im
Koalitionsvertrag die Wiedereinführung der
Verfassten Studierendenschaft beschlossen.
Die Urabstimmung über die neue Satzung
war daraus nun die konkrete Folge“, fasst
Raimund Kaiser aus dem Stuttgarter JusoKreisvorstand zusammen.
Er studiert selbst an der Universität Stuttgart
und freut sich, „dass die Studierenden wieder eine starke Stimme bekommen haben
und sich für Verbesserungen bei ihren
Studienbedingungen einsetzen können“.
Die Verfasste Studierendenschaft (VS) gab es
in Baden-Württemberg bis 1977. Sie bezeichnet den Zusammenschluss aller Studenten an
einer Universität. Statt eines losen Verbunds
hat eine VS aber grundlegende Hoheiten wie
Rechtsfähigkeit, Beitrags- und Finanzhoheit,
politisches Mandat und Selbsthilfe und die
Satzungshoheit.
Die VS hat Organe, die wie ein eigenes
Parlament der Studenten funktionieren. Wie
in der Politik finden Wahlen statt, samt
dem dazugehörigen Wahlkampf.
Und an dieser Stelle sehen die
Studenten
Probleme.
„Wir
fürchten, dass die Parteien die
VS durch ihre Hochschulgruppen
instrumentalisieren könnten“,
sagt Dominik Schlechtweg, der
der Projektgruppenleitung angehört, die an der Uni Stuttgart die
VS-Einführung vorbereitet hat.
Schenkt man den Vertretern der
Jungen Union (JU) Glauben, haben
sie das nie vorgehabt. Aus den
Reihen des CDU-Nachwuchses sind
überwiegend kritische Stimmen zu
hören: „Wir waren von Beginn an
gegen die Wiedereinführung einer
Verfassten Studierendenschaft“,
schimpft Benjamin Völkel, der
Kreisvorsitzende der JU. „Wir
haben eine Urwahl über die
Studierendenschaft gefordert“,
sagt er. „Stattdessen wurde sie
einfach eingeführt. Abgestimmt
wurde nun lediglich über die
Verfassung.“ Was die Junge Union
vor allem an der Verfassten
Studierendenschaft störe, sagt er,
seien die „Zwangsmitgliedschaft“
der
Studenten
und
der
„Zwangsmitgliedsbeitrag“ pro
Semester. „Wenn ich privat in
29
einem Sportverein Mitglied sein will, möchte
ich ihn auch frei wählen dürfen“, sagt Völkel.
Scheinheilig sei das, entgegnet JusoMitglied Kaiser: „Die Junge Union hat sich
noch vor nicht allzu langer Zeit für die
Studiengebühren eingesetzt. Die ist mit 500
Euro viel teurer als der Beitrag für die
Verfasste Studierendenschaft.“
An der Uni Stuttgart
finden die ersten
Wahlen statt
Doch der Jungen Union geht es nicht nur
ums Geld. „Auch wenn zehn Euro für manch
einen Studenten viel sein können“, sagt
Völkel. Unnötig seien auch die Dimensionen
der neuen Organisation. „Das
ist jetzt eine übergeordnete
Vertretung für ganz BadenWürttemberg“, sagt er. „So
etwas braucht kein Mensch.“
Seiner Meinung nach würden
die neuen Strukturen einer
aktiven Beteiligung der
Studenten eher im Weg stehen.
Für das Ministerium sei
es einfacher, alles auf ein
Gremium zu straffen und
unter grün-roter Hand an den
Universitäten zusammenzuhalten.
Alles keine Argumente, die
gegen die neuen Strukturen
sprechen, sagen die Jusos.
Schließlich
ist
BadenWürttemberg schon das
15. Bundesland, das die
Verfasste Studierendenschaft
eingeführt
hat.
Besser
als bisherige Strukturen
sei die neue Verfasste
Studierendenschaft durch die
neue Organisationssatzung.
„Sie bringt Finanzhoheit,
Satzungsautonomie und die
Stellung als Körperschaft
öffentlichen
Rechts“,
sagt Raimund Kaiser.
Die
Studenten könnten den
30
Beitrag einsetzen, wofür sie wollten. „Vorher
hat immer der Rektor ein Wort mitzureden
gehabt. Das ist jetzt nicht mehr so“, sagt
Kaiser. Das Geld könne nun etwa für das
Semesterticket oder neue Tutorien eingesetzt
werden. Alles schöne und gute Argumente der
Jusos, sagt Student Dominik Schlechtweg.
„Aber sie haben immer ganz laut nach der
VS geschrien, und beim Ausarbeitungsprozess
waren sie nicht in einer Sitzung.“
Ob sich an der Uni Stuttgart die Wogen
glätten, wird sich wohl erst zeigen, wenn die
neuen Strukturen greifen. Im Mai finden an der
Uni Stuttgart die Wahlen statt. Dort sind die
Studenten schon sehr weit mit der Einführung
der Verfassten Studierendenschaft. „Über die
Höhe der Beträge entscheiden wir dann im
Juni“, sagt Dominik Schlechtweg.
Wir haben uns angeschaut, was
die Verfasste Studierendenschaft
mit sich bringt, welche Vor- und
welche Nachteile sie hat:
Wie ist die Geschichte der VS?
36 Jahre ist es nun her, seit die
Verfasste Studierendenschaft in
Baden-Württemnberg abgeschafft
wurde. Hans Filbinger begründete
das damals angeblich damit, dass
die Sümpfe des Kommunismus an
den Hochschulen im Land trockengelegt werden müssten. Der
Nachfolger AStA hatte immer mit
dem Problem zu kämpfen, keine
eigene Finanzkraft zu haben.
Wie ist die VS rechtlich anzusehen?
Die Verfasste Studierendenschaft
wird eine Körperschaft des
öffentlichen Rechts. Mit ihr wird
die Studentenvertretung zu einer
eigenständigen,
rechtsfähigen
Organisationseinheit innerhalb der
Universität. Bisher war der AStA
nur ein Gremien von vielen. Die VS
kann durch ihren rechtlichen Status
zum Beispiel Verträge schließen
und mit den Verkehrsbetrieben
direkt über das Semesterticket verhandeln.
Die Finanzautonomie:
Bisher musste der AStA sämtliche Ausgaben
durch das Rektorat der jeweiligen Hochschule
genehmigen lassen. Künftig darf die Verfasste
Studierendenschaft selbst über ihre Finanzen
entscheiden. Durch den Semesterbeitrag,
der zwischen fünf und fünfzehn Euro liegen könnte, haben die Studenten außerdem
eine größere Finanzkraft. Die Chance für
eine Förderung studentischer Projekte wird
dadurch größer.
Die Satzungsfreiheit:
Die
einzelnen
Hochschulen
stimmen selbst darüber ab, wie die Verfasste
Studierendenschaft
aufgebaut
ist.
Mögliche Punkte könnten Parlamente,
Vollversammlungen,
Urabstimmungen
oder
Fachschaftskonferenzen
sein.
Während die Uni Stuttgart bereits vor dem
Sommersemester über ihre Satzung abgestimmt hat, befinden sich die Tübinger gerade im
Entscheidungsprozess.
Das politische Mandat:
Die Verfasste Studierendenschaft in BadenWürttemberg wird ein politisches Mandat
besitzen. Das bedeutet, dass sie sich politisch in vollem Umfang für die Belange der
Studenten einsetzen kann. Bisher konnten
sich die Studenten nur über Streiks und
Kundgebungen zu wichtigen hochschulpolitischen Themen äußern.
31
Wie ein Baum
Ein Gastbeitrag von Lucy Schanbacher
AStA Hohenheim
E
ndlich ist sie da - die Verfasste
Studierendenschaft. Und was machen wir? Wir
pflanzen einen Baum. Aber nicht irgendeinen,
sondern einen Gedenkbaum, der wächst und
gedeiht, kräftige Wurzeln austreibt und dieses Mal Hohenheim erhalten bleibt.
Lange haben wir, eure Vertreter in BadenWürttemberg, darauf gewartet. 2013 ist es so weit.
Überall im Land sprießen
die Studierendenparlamente
und
-versammlungen aus dem Boden. Die
Landesregierung hat uns
eine richtige Vertretung
zurückgegeben.
Seit mehr als 30 Jahren
sind die Studierenden vertreten durch eine Senatskommission, den
Allgemeinen Studierenden-Ausschuss (AStA),
der kein Geld besitzen und sich nicht an
die Öffentlichkeit wenden durfte. Und
warum? Aus Angst vor der Übermacht der
Studierenden in den 70ern. Ganz toleriert
haben die Hochschulen diese Beschneidungen
nie: Unabhängige Asten nahmen sich ihre
Rechte einfach und vertraten ihr Klientel
im Halblegalen. Man munkelt, dass die Not
so groß war, dass sich Studierende in stillem
Protest weigerten, ihre offensichtlich kaputten Hosen auszuwechseln, bis die Verfasste
Studierendenschaft kommt.
Doch jetzt wird alles besser, das hoffen wir zumindest. Denn die neuen
Gestaltungsmöglichkeiten müssen auch auf
fruchtbaren Boden fallen. Die Studierenden
müssen nun selbst da verbessern, wo sie
Bedarf sehen, und können sich nicht einfach
schimpfend zurücklehnen, wie so mancher
das gerne hätte. Ganz konkret bedeutet das
in Hohenheim, Beratungsstellen zu finanzieren, die sich Studierende normalerweise nicht
32
leisten können, einen gemütlichen Ort zum
Pausenüberbrücken schaffen und Projekte wie
die Kulturgruppe, die Fahrradwerkstatt oder
das Hochschulradio zu unterstützen.
Durch die Wiedereinführung der VS haben
wir die Chance, uns eine eigene Verfassung
zu geben. Also zu überlegen, wie die
Vertretung möglichst vielen gerecht wird
und trotzdem arbeitsfähig bleibt. Wir haben
wir einen Arbeitskreis
gebildet, der sich mit
Fragen zur Sitzzahl des
Studierendenparlaments,
zur Wahl des UmweltReferats
und
der
Möglichkeit
direktdemokratischer Teilhabe
der
Studierenden
beschäftigt hat.
Das
wurde
dann
Paragraph für Paragraph in eine Satzung
geschrieben. Was sich erst einmal simpel
anhört, hat viel Zeit und Arbeit gekostet. Seit
mehr als zwei Jahren wird geplant, diskutiert und verabschiedet. Auf der baden-württembergischen Landesastenkonferenz haben
wir uns die Köpfe stundenlang heißgeredet,
den Gesetzesentwurf durchgekaut und
Probleme angemerkt, bei den Abgeordneten
der Landesregierung angeklopft und unsere
Standpunkte vertreten. Obwohl es viel Arbeit
war, durften wir bei einem historischen
Prozess mitwirken und sind stolz auf das
Resultat.
Im Januar haben die Hohenheimer
Studierenden über unsere eigene Satzung
abgestimmt. Die Frage war: wollen sie in
Zukunft so vertreten werden oder nicht.
96,5 % haben dafür gestimmt. Nun finden
am 18. und 19. Juni die ersten Wahlen zum
Studierendenparlament statt.
Und dann, dann wird unser Gedenkbaum gepflanzt: die Hohenheimer Schwarzpappel zur
Einführung der Verfassten Studierendenschaft.
Kurzgeschichte
Mäuschen in der Falle
von Marc Bensch
Ihr Name war Galatea. Loverboy89 gefiel
das. Alex - so hieß Loverboy89, wenn er nicht
Loverboy89 war, draußen in der nichtvirtuellen Welt – kannte den Wikipedia-Artikel.
Die Geschichte der Elfenbeinstatue des liebeskranken Königs Pygmalion hatte was. Und
Galatea auch. Sie war nicht wie die anderen
in der Singlecommunity, weder doof und notgeil noch intelligent und frustriert. Sie hatte
Stil, war offen, ohne Schlampe zu sein, und
nachdenklich, ohne zu langweilen. Kurzum:
eine Herausforderung. Sie wollte erobert
werden, ließ ihn zappeln, schnurrte ihn mal
an und ignorierte ihn dann drei Abende.
Kannte man ja von den Frauen. Aber heute
Nacht war sie fällig. Irgendwann waren sie
alle fällig.
Ihm war halt häufig langweilig.
Alex lehnte an der Bar und fixierte die
drei vorgeglühten Teeniemädchen in seinem
Blickfeld. Sie machten ihm Appetit. Aber
Essen gab‘s später. Er griff in das Schälchen
Erdnüsse und schob es sofort wieder weg, weil
die Scheißteile süchtig machten. Von manchen Dingen konnte er nicht die Finger lassen.
Von Maries Dingern - so hieß Galatea, wenn
sie nicht Galatea war - hätte er bei ihrem
ersten Date am liebsten nicht die Finger
gelassen. Doch sie war plötzlich abgehauen.
Daheim fand er eine E-Mail.
„Sorry, musste weg. Meine Schwester. Wir
holen das nach.“
Ihm blieb nur die Erinnerung an ihre zerrissenen Jeans, ihr vielversprechendes Top,
ihren Arsch beim Tanzen, ganz nah an seinem
Schritt. Die Erinnerung an ihre Augen, an das
Blitzen darin. „Ja, ich will es auch“, gurrte
sie, ohne es auszusprechen.
Aber das war genug für ihn in dieser Nacht
in seinem Bett. Alex holte sich einen neuen
Haufen Erdnüsse.
Sein Blick verfolgte gerade das Barmädchen,
da spürte er eine Hand auf seiner Schulter.
„Hallo Alex. Was für eine Überraschung.“
Alex sagte kein Wort. Er überlegte. Panisch.
Wie hieß die noch gleich?
„Hallo Sandra, wirklich eine schöne
Überraschung.“
„Wer hat hier was von schön gesagt?“
Super Timing, Schlampe, dachte er, aus-
33
gerechnet jetzt, ausgerechnet hier musst du
auftauchen.
Sandra gehörte zu den Intelligenten und
Frustrierten. Zu denen, die er erst überzeugen musste, dass sein Pseudonym Loverboy89
nur eine sarkastische simplifizierte Kritik an
der Oberflächlichkeit moderner Zweisamkeit
darstellte, er die Sexfixierung und ungebührliche Kategorisierung der von bohlenscher Witzfiguren beherrschten Medienwelt
karikiere – oder irgendwas in der Art.
Sein Erfolg und die Anstrengung, die er
investieren musste, hingen davon ab, was bei
den Mädchen überwog, denen er auf diese
Tour kam: die Intelligenz oder die Frustration.
Sandras Rollkragenzugeknöpftheit hatte ihn
angeödet. Aber der Alkohol hatte das Problem
gelöst und gleichzeitig ihr Misstrauen vernichtet. Hinterher war Sandras virtuelles Ich
Aphrodite – von wegen Göttin der Liebe, das
war pure Selbstironie – auf seine Ignore-Liste
gekommen. Oder, wie er sie nannte: in die
Hall of Fame, zu den anderen Trophäen.
Alex war wie eine Katze, die eine Maus jagt
– weniger aus Hunger, sondern weil sie Spaß
daran findet, das Mäuschen mit den Pfoten
am Schwanz zu packen, ihm das Gefühl zu
geben, entkommen zu können. Die Katze
zelebriert ihr Ritual bis zum Tod des Opfers.
Dann beginnt eine neue Jagd.
Aphrodite war tot, Sandra leider quicklebendig. „Hast du mir gar nichts zu sagen?“
Alex überlegte. „Du siehst gut aus. Wie
geht’s dir?“
Sie schwieg, er seufzte.
„Erwartest du eine Entschuldigung? Dir hat
es doch auch gefallen.“
Ihre Augen blitzten. War da eben ein
Äderchen explodiert?
Da fiel ihm Marie wieder ein. Er musste
Sandra loswerden. „Hör mal“, sagte er. „Falls
ich deine Gefühle verletzt haben sollte, tut
es mir leid.“
Sandra setzte sich auf den Hocker neben
ihn.
Er fluchte lautlos. Sie merkte es trotzdem.
Dieses Biest.
„Weißt du Alex“, - oh je, sie holte aus,
warum holte sie aus? – „zuerst war ich echt
wütend auf dich. Danach war ich wütend
auf mich. Ich hab’ mich gefragt, wie ausgerechnet ich auf so ‘nen plumpen Scheißkerl
34
wie dich reinfallen konnte. Ich hab’ jede
Selbstachtung verloren. Aber das ist vorbei.
Inzwischen bin ich dir sogar dankbar.“
Alex hörte ihr nur halb zu. Er staunte, wie
sexy Sandra auf einmal aussah. Hatte sie das
eben tatsächlich gesagt?
„Ja, ich bin dir dankbar. Du hast was
bewirkt.“ Sie stellte sich vor ihn hin. „Schau
mich doch an.“
Alex schaute. „Schön, dass ich behilflich
sein konnte. Aber entschuldige mich jetzt
bitte. Ich erwarte jemanden.“
Sandra nahm wieder Platz. Alex fluchte
erneut. Wieder lautlos. Wieder merkte sie
es. Sadistin.
„Keine Angst, ich hau’ schon ab, wenn deine
Verabredung kommt. Du kennst mich doch.
Ich mach’ keinen Ärger.“
In seinem Bauch fing es an zu grollen.
„Und?“, fragte sie. „Wie ist es dir zuletzt
so ergangen?“
Gut. Ich hatte ein paar scharfe Mäuse, die
alle weiter gegangen sind als du. Die viel
mehr mit sich machen ließen und viel mehr
mit mir gemacht haben.
Dachte er sich. Sprach es aber lieber nicht
aus.
Sie ließ ihn ohnehin nicht zu Wort kommen.
„Warum hast du dich nie wieder gemeldet?“
Weil du nervst.
Dachte er sich. Sprach es aber nicht aus.
„Ich mach’ nur Spaß, Loverboy“, flötete
Sandra.
Tat sie das? Er musste die Kontrolle gewinnen.
„Und was machst du hier? Bist du auch
verabredet?“
Sie schaute auf ihr Smartphone. „So was in
der Art“, sagte sie, ohne aufzublicken. „Aber
sag doch mal: was hat dich so sehr an mir
gestört?“
Wenn er jetzt log, würde sie irgendetwas
tun, das ihm nicht gefallen würde. Wütende
Frauen hatten ein Gespür für schmerzhafte
Strafen. „Du warst zu gehemmt. Zu unsicher“, sagte er schließlich. „Als ob du so
eingeschüchtert von der Welt wärst, dass
du vergessen hast, was Spaß bedeutet. Aber
schau dich jetzt an. Ich mein’s ernst: Du
siehst toll aus.“
Sandra schien sich seine Antwort durch den
Kopf gehen zu lassen. Er schöpfte Hoffnung.
Dann lächelte sie bedrohlich. „Und Alex,
wartest du grade wieder auf eine aus dem
Netz?“
Ihr Lächeln wurde breiter. „Dein Blick sagt
alles. An dem solltest du wirklich arbeiten.“
Das war ein Spruch zu viel. „Und wenn
schon? Was willst du jetzt tun?“, fragte er
forsch.
„Alex, versteh das doch: Du kannst nicht so
mit anderen Menschen umspringen. Das kann
böse enden. Irgendwann könnte sich eine
rächen.“
In dem Moment entdeckte er Marie an der
Tür. „Meine Verabredung ist da. Geh jetzt
bitte.“
Sandra erhob sich widerstandslos. Er
bereitete sich schon auf die Eroberung des
Paradieses vor, da legte sie ihre Hand auf
seinen Oberschenkel. „Eine letzte Frage“,
bat sie.
Er nickte.
„Woher kommt eigentlich deine unersättliche Begeisterung für die griechische
Mythologie?“
Alex spürte Schweiß auf seinen Handflächen.
„Wie meinst du das?“, stotterte er.
Marie kam auf sie zu. Falls sie überrascht
war, weil er in ein Gespräch mit einer anderen
verwickelt war, konnte sie das gut verbergen.
„Na ja, ich hab mich halt gewundert.
Aphrodite. Galatea. Heißen deine Eroberungen
alle so?“
Alex biss sich auf die Lippen.
Marie stand jetzt neben ihm. „Hey Süßer,
willst du mich nicht begrüßen?“, fragte sie
unschuldig.
„Wenn du meine Schwester flachlegen
willst, musst du strategischer vorgehen“,
sagte Sandra.
„Ich bin mir sicher, Loverboy weiß schon,
was er tut“, erwiderte Marie.
Alex versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie er innerlich zusammensank. Eine
Niederlage zu kassieren war das eine, sie nicht
wie ein Mann hinzunehmen das andere. Er saß
auf seinem Hocker und blickte der Gefahr und
ihrer kleinen Schwester ins Gesicht.
„Du sagst ja gar nichts mehr“, stellte Sandra
fest. „Ach, ich mag mein Mariechen. Findest
du sie nicht auch toll? Und so – wie nennst du
das? – ungehemmt, wenn’s darauf ankommt.“
Alex suchte die passende Exit-Strategie. Wo
war die Ignore-Option, wenn man sie wirklich
brauchte?
„Ein tolles Schauspiel, Mädels. Mein
Kompliment.“
Er applaudierte. Es gab nichts zu beschönigen. Die Miezen hatten ihn am Schwanz.
„Also gut“, sagte er zu Sandra. „Lässt du
uns nun bitte endlich allein? Ich muss deine
Schwester flachlegen.“
Marie lachte. Sandra schien fassungslos.
„Ach, komm schon“, verteidigte sich Marie
prustend. „Der war gut.“
Sie warf Alex ein Handküsschen zu und
drehte sich um. „Kommst du dann? Die Jungs
warten.“
Sandra blieb kurz alleine zurück. „Lass dir
das eine Lehre sein, Loverboy.“
Alex schaute den beiden nach. Als sie verschwunden waren, trank er sein Glas aus und
fuhr nach Hause. Er zog seinen Schlafanzug an
und setzte sich an den Computer.
Was er jetzt brauchte, war eine neue Maus.
Unter dem Pseudonym Marc Bensch
schreibt Ben Schieler seit 2009
Romane
und
Kurzgeschichten.
Weitere Informationen und Texte auf
www.buchbensch.de
35
Eine Kultur
des
Hinschauens
Die Uni Tübingen erhält
eine Stiftungsprofessur.
„Kriminalprävention
und Risikomanagement“
läuft vorerst über
fünf Jahre.
Von Sanja Döttling
M
an schreibt nicht jeden Tag
Geschichte, sagt Bernd Engler, Rektor der
Uni Tübingen. „Aber die Stiftungsprofessur
ist ein sehr wichtiger Akzent. Die tragischen Umstände des Amoklaufs in
Winnenden haben gezeigt, welch hohe
Dringlichkeit einer Bearbeitung besteht.“
Diese Aufgabe soll die Stiftungsprofessur für
„Kriminalprävention und Risikomanagement“
erfüllen. Engler betont: „Die Thematik
verdient unsere Aufmerksamkeit, denn
wir befinden uns in einem Zustand der
Ratlosigkeit.“ Nach dem Amoklauf sprachen
sich Politiker dafür aus, mehr Geld in die
Forschung zu stecken, um Straftaten zu verhindern, bevor sie geschehen. Das Deutsche
Forum für Kriminalprävention (DFK) trägt die
Professur und finanziert sie in den nächsten
fünf Jahren mit je 200.000 Euro.
Das Projekt ist in der Juristischen Fakultät,
genauer im Institut für Kriminologie,
36
angesiedelt. Das Institut gehört zum Bereich
des Strafrechts. Jörg Kinzig, Professor und
Dekan der Juristischen Fakultät sowie
Direktor des Instituts für Kriminologie, sagt:
„Wir hoffen, durch die neue Professur den
Forschungsbereich ergänzen zu können.“
Das Aufgabenfeld des neuen Professors wird
dabei ein weitläufiges. Kinzig fasst zusammen:
„Es reicht von der Aufklärung im Kindergarten
bis hin zum Terrorismus.“ Da dieses Projekt
von Forschung, Politik und DFK zusammen
initiiert wurde, werden auch unterschiedliche Erwartungen gestellt. Der emeritierte
Leiter des Instituts für Kriminologie, HansJürgen Kerner, sagt: „Der neue Amtsinhaber
muss sorgfältig entscheiden, wo er einen
sichtbaren und nützlichen Schwerpunkt setzen kann. Er darf nicht fragen: Was könnte
funktionieren, sondern: was funktioniert
tatsächlich?“ Kerner sagt weiter, dass „gute
Grundlagenforschung oft höchst praktische
Ergebnisse hervorbringt“. Das würde sich
auch FDP-Politiker Hartfrid Wolff wünschen.
„Wir brauchen eine Politikberatung, die zur
konsistenten Projektentwicklung führt“, findet der Bundestagsabgeordnete der Liberalen.
Wolff setzt sich seit 2005 auf politischer
Ebene für Kriminalprävention ein. „Es ist ein
einmaliger Lehrstuhl, der helfen soll, eine
Präventionsgesellschaft zu erzeugen: eine
Kultur des Hinschauens.“
Die Professur soll interdisziplinär sein,
sich mit anderen Fächern der Universität
vernetzen und andere Kompetenzen miteinbinden. Kinzig ist der Ansicht, die
Bereitschaft, über die Juristerei hinauszuschauen, sei wichtig. Norbert Seitz, Vorstand
der Stiftung DFK und Ministerialdirektor
des Bundesinnenministeriums, sieht das
genauso: „Es geht vor allem darum, das
zusammenzutragen, was unterschiedliche
Wissenschaftsbereiche zur Kriminalprävention
beitragen können.“
Neben dem Institut für Kriminologie sind in
Tübingen auch Forschungen im Bereich der
Pädagogik, Erziehungswissenschaft, Jugendund Schulpsychologie vorstellbar. Das macht
interdisziplinäre Verknüpfungen möglich.
Engler sagt: „Wir können hier viele Felder
kombinieren.“ Neben der Zusammenarbeit
mit anderen Forschungsbereichen soll
auch die internationale Beteiligung an der
Forschung vorangetrieben werden.
Für die Studenten steht der neue Professor
vier Wochenstunden zur Verfügung. „Die
Kriminologie“, sagt Kinzig, „ist sehr interdisziplinär aufgestellt. Wir haben oft Studenten
aus Pädagogik, Psychologie oder Soziologie in
den Veranstaltungen.“ Die Kombination aus
Juristen und sozialen Verhaltensforschern sei
sehr fruchtbar. „Außerdem werden wir versuchen, Studenten in Projekte selbst einzubinden“, ergänzt Kinzig.
Bis jetzt ist die Sitftungsprofessur auf fünf
Jahre begrenzt. Der DFK-Vorstand Seitz ist
überzeugt: „Wenn sich in dieser Zeit nachweist, dass die Professur gebraucht wird,
werden wir woanders Gelder herbekommen.
Ich hoffe, dass es kein Projekt bleibt, sondern
weiterläuft.“ Auch Engler betont: „Die
Professur ist nicht als Eintagsfliege gedacht.“
Im Moment laufen die Vorbereitungen an
der Universität. Das Auswahlverfahren befindet sich in der Endphase, drei Bewerber sind
noch im Rennen. „Wir hoffen, dass es zum
Wintersemester richtig losgehen kann“, sagt
Jura-Dekan Jörg Kinzig.
37
Oscar und die
neue Freiheit
Oscar W. Gabriel geht es gut. Der renommierte
Sozialwissenschaftler ist nach vielen Jahren
an der Universität Stuttgart in den Ruhestand
gegangen und an den Ort zurückgekehrt, an
dem er sich einst das erste Mal verliebt hat.
Wehmut? Fehlanzeige.
Von Philipp Deeg
38
E
s ist nur eine bescheidene Bleibe“,
sagt Oscar W. Gabriel gut gelaunt, als er
sein jetziges Büro im Nebengebäude der
Breitscheidstraße betritt, „aber es genügt.“
Von 1992 an war Gabriel Lehrstuhlinhaber für
Politische Systeme und Politische Soziologie
am Institut für Sozialwissenschaften der
Universität Stuttgart. Zum vergangenen
Wintersemester ist er in den Ruhestand
gegangen. Seitdem ist er nur noch selten
an der Uni, was er nicht als Verlust empfindet: „Es war ja meine Entscheidung, jetzt
schon aufzuhören.“ Nicht, dass Gabriel sich
in Stuttgart nicht wohlgefühlt hätte – bis das
Rektorat unter Wolfram Ressel in den vergangenen Jahren neue Schwerpunkte gesetzt
hat, die wenig Gestaltungsspielraum für die
Sozialwissenschaften lassen. Zwar verstehe
er den Kurs, unterstützen könne er ihn aber
nicht. „Nur den Status quo zu verwalten, ist
meine Sache nicht.“ Also wählte der renommierte Politologe den Ruhestand.
Jetzt lebt er in Trier. Dazu gibt es eine
Vorgeschichte. Gabriel verbrachte die ersten
vier Jahre am Gymnasium in der Stadt an
der Mosel, bis der Vater versetzt wurde. Der
junge Oscar Gabriel war wenig erfreut. „Es
gefiel mir dort, ich war zum ersten Mal verliebt.“ Dennoch war es letztlich der Zufall, der
Gabriel und seine Frau nun in die älteste Stadt
Deutschlands verschlug. Die Immobilienpreise
im Großraum Stuttgart waren dem Ehepaar
zu hoch.
Wohin also sollte es gehen? Vor zwei
Jahren war der Professor zu einem Vortrag
in Trier eingeladen. Er sprach, ein Bild des
Kurfürsten im Rücken, in jenem Barocksaal,
in dem einst Karl Marx sein Abiturzeugnis
erhielt. Seine Ehefrau war mit dabei, drei
Tage lang besichtigten sie die zahlreichen
Sehenswürdigkeiten. „Meine Frau hat sich in
die Stadt verliebt“, sagt Gabriel und schmunzelt. Damit war die Entscheidung gefallen –
die erste Standortentscheidung, die nicht von
der Arbeit bestimmt wurde. Ein Heim hat das
Ehepaar schnell gefunden.
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Was hat sich außer dem Umzug für den
Professor geändert? Wenig und doch viel.
Wenig,
weil
seine
wissenschaftliche
Arbeit nicht weniger geworden ist. Nach
dem Frühstück geht’s an den Schreibtisch.
Noch immer betreut Gabriel Doktoranden.
Gerade erst wurde ihm ein neues Projekt der
Deutschen Forschungsgemeinschaft bewilligt.
Vorlesungen und
Seminare fehlen ihm
nach 40 Jahren nicht
Und doch ist es ein anderes Arbeiten.
Keine Verwaltungssitzungen mehr, keine
Prüfungsabnahmen – alles, was Zeit
kostet, aber unproduktiv ist, entfällt.
Lehrveranstaltungen hat Gabriel, außer
im Online-Master-Studiengang Integrierte
Gerontologie, komplett zurückgefahren.
Obwohl er gern mit den Studenten gearbeitet
hat, fehlen ihm nach 40 Jahren Lehre die
Vorlesungen und Seminare im Moment nicht
sonderlich. Neue Doktoranden lehnt Gabriel
40
nicht pauschal ab. Er nimmt aber keine
Vorhaben an, die ihn nicht interessieren.
Medienanfragen gibt es noch, sie werden
weniger. Es bleibt mehr Zeit zum Lesen. Neue
Projekte sind nun wirklich seine eigenen.
Und das Wichtigste: „Wenn ich mal einen Tag
keine Lust habe zu arbeiten, lasse ich es.“
Am Wochenende meidet er den Schreibtisch
seitdem grundsätzlich.
Private Pläne hat Gabriel auch noch genug.
Vor allem reisen möchte er. Mexiko, Myanmar,
Japan und Australien wollen seine Frau und
er unbedingt noch sehen. Ruhestand? Ruhig
geworden oder gar stehen geblieben ist Oscar
Gabriel noch lange nicht.
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Folterndes Gewissen
Der Dieb der Worte (The Words)
– Drama, Romanze, USA, Start:
23.5.2013. Regie: Brian Klugman
und Lee Sternthal. Mit: Bradley
Cooper, Jeremy Irons, Dennis Quaid,
Olivia Wilde u. a. (96 Minuten)
Achtung, Ironie! Da drehen zwei Amis einen Film über
einen Plagiator, und man wird das Gefühl nicht los,
diese Story schon gelesen oder gesehen zu haben. Die
Grundidee wollen Brian Klugman und Lee Sternthal
2000 in einem Workshop erdacht haben, die Ähnlichkeit
mit dem vier Jahre später erschienen und 2009 verfilmten Roman „Lila, Lila“ von Martin Suter aber ist
frappierend. Grundplot: junger Mann tippt ein altes, fremdes Manuskript ins Reine, das ihn umgehauen hat, seine
nichtsahnende Freundin bekommt es in die Finger,
überredet ihn zur Verlagssuche und verhilft ihm
dadurch zum Megaerfolg. Doch dann taucht der wahre
Autor auf. Was „Der Dieb der Worte“ abhebt, ist, dass
er drei Geschichten erzählt: die des Diebs, die des
Bestohlenen, der durch ein mit warmen Bildern gezeichnetes Nachkriegs-Paris schlendert, und die von Autor
Nummer drei, der die ganze Geschichte erzählt. Über
allem schwebt der bittere Geschmack des Scheiterns und
der Gewissensbisse. Aber Achtung: ist der Kritiker selbst
Schriftsteller, geht jede Objektivität flöten. (ben)
Gewissenloses Foltern
„Zero Dark Thirty“ aus Opfersicht, made in Ludwigsburg.
So lässt sich „Fünf Jahre Leben“ plakativ zusammenfassen.
Im Mittelpunkt: Murat Kurnaz, Deutsch-Türke aus Bremen,
der mit Wissen der deutschen Sicherheitsbehörden und
Regierung fünf Jahre lang nachweislich unschuldig in
Guantánamo Bay festsaß und dort nach allen Regeln
der Kunst gefoltert wurde, auf der Suche nach einer
Wahrheit, die es nicht gab. „Fünf Jahre Leben“ ist das
Duell eines naiven 19-Jährigen, bei dem man nie sicher
ist, ob er nicht vielleicht doch etwas verbirgt, mit dem
Mann, der das herausfinden will und dem jedes Mittel
recht ist. Die Schonungslosigkeit wirkt deswegen so effektiv, weil man davon ausgehen kann, dass die Berichte
authentisch sind: Unmenschlichkeit und Entwürdigung
im Namen des Guten und Gerechten? Der Diplomfilm
von Filmakademie-Absolvent Stefan Schaller, der unter
anderem in Koproduktion mit Ludwigsburg entstand,
dürfte nicht gerade dazu beitragen, mehr Verständnis
für die US-Praktiken herzustellen. Der Psychoterror lässt
auch keinen Zuschauer kalt. (ben)
42
Fünf Jahre Leben – Drama,
Deutschland, Start: 23.5.2013.
Regie: Stefan Schaller. Mit: Sascha
Alexander Gersak, Ben Miles,
Trystan Pütter, John Keogh u. a.
(96 Minuten)
Typischer Revoluzzer
2011, Kairo, inmitten der ägyptischen Revolution:
Der Familienvater Mahmoud wird mit dem falschen
Versprechen von Straßenbauten zu seinem Dorf dazu
überredet, mit einer Gruppe von Reitern gegen
Demonstranten auf dem Tahrir-Platz vorzugehen. Dieses
Ereignis wurde als „Schlacht der Kamele“ bekannt
Mahmoud, der, wie auf einem You-Tube-Video zu erkennen, während dem Ereignis verprügelt wird, hat fortan
damit zu kämpfen, dass seine Kinder gehänselt werden
und er in der Nachbarschaft geächtet ist. DIe Journalistin
Reem will unterdessen über die Armut in den brachliegenden Touristengebieten berichten. Sie lernt Mahmoud
kennen, und die beiden kommen sich näher. Es folgt
der Beginn von zwei Perspektiven im Film. Unnötige,
störende Liebesgeschichten ohne ein erkennbares Ende
verstricken sich mit interessanten Eindrücken der Lage
in Ägypten und den einfachen Menschen dahinter. Oft
holprig, versucht der Film Prosa zu bieten, statt sich auf
das Wesentliche zu konzentrieren. Trotzdem: dank der
politischen Relevanz ein sehenswerter Film. (ci)
Nach der Revolution – Drama,
Frankreich/Ägypten,
Start:
30.5.2013. Regie: Yousry Nasrallah.
Mit: Mena Shalaby, Bassem Samra,
Nahed El Sebai u. a. (122 Minuten)
Der Liebling der Redaktion:
Revolutionärer Typ
Napoleon Dynamite – Komödie,
USA, Start: 18.5.2006. Regie: Jared
Hess. Mit: Jon Heder, Jon Gries,
Aaron Ruell, Efren Ramirez u. a.
(105 Minuten)
Napoleon Dynamite ist ein typischer Nerd: er ist
ein Loser, in der Schule bei Mädchen und Jungs unbeliebt und daheim damit beschäftigt, das Lama seiner
Großmutter zu füttern. Im Zentrum steht Napoleon, eine
Art Antiheld – aber das schert ihn nicht die Bohne. Weil er
Moonboots trägt und eine geheime Ninja-Kampfkunst von
der Regierung ausübt, wird er von allen nur belächelt.
Doch alles ändert sich, als er seinem besten Freund
Pedro bei der Kandidatur zum Schülersprecher hilft.
Napoleon Dynamite ist das Regiedebüt von Jared Hess
und wurde zum Überraschungserfolg. Bei ihm wird aus
dem Nerd Napoleon nicht der Held der Highschool. Die
Darstellung des Schulalltags ist durch einen unbarmherzig
naturalistischen Blick geprägt. Es sind die unterschiedlichen Charaktere, die den Film sehenswert machen. Die
zahlreichen Lacher bezieht der Film nicht aus den platten Witzen, die man schon zigmal in zahlreichen Serien
und Komödien gesehen hat, sondern aus den Figuren
und deren lakonisch-skurrilem Auftreten. Für viele ein
Kultfilm, für andere Zeitverschwendung. (msb)
43
Die Wiwis und
ihre Maultasche
Heißhunger in Kanada. In der Provinz
kann man schon mal auf komische Ideen
kommen. Zwei Schwaben träumten vom
eigenen Imbiss. Das ist ihre Geschichte.
Von Markus Brinkmann
44
Z
wei Flächen sind auf dem Parkplatz in
der Neckarstraße 155 belegt. Ein Wagen steht
darauf. Immer wieder kommen von überall
her Menschen. Es regnet. Trotzdem warten
sieben Hungrige, bis sie endlich an der Reihe
sind. Was aussieht wie ein Currywurst-Stand,
ist der Wagen von Erna & Co. Verkauft werden
statt Wurst und Steak aber Maultaschen,
Linsen, Spätzle und Kartoffelsalat.
Flo und Fred von Erna & Co. stehen
hinter der Theke. Sie öffnen eine Packung
Maultaschen nach der anderen. Die Linsen
dampfen. „Heute ist ein normaler Tag“, sagt
Fred. „Es gibt aber auch Tage, an denen wir
keine Zeit zum Reden hätten.“ Die beiden
ehemaligen Schulfreunde aus Degerloch sind
seit März 2011 mit ihrem Maultaschen-Wagen
rund um Stuttgart unterwegs.
Entstanden ist die Idee für die Fast-FoodMaultaschen in Kanada. „Nach dem Zivi
sind wir dort zusammen durch die Gegend
gefahren“, erzählt Flo. Irgendwann waren
die beiden die Burger, Pommes und Pizzen
leid. An irgendeinem mobilen Essensstand
auf der Straße, irgendwo in Kanada, fragte
Fred schließlich: „Wie geil wäre jetzt eine
Maultasche?“ Geboren war die Idee. Doch bis
es endlich zum eigenen Wagen kam, sollte
noch viel Zeit vergehen.
Zuerst einmal begannen beide mit dem
BWL-Studium. Immer, wenn sie sich trafen,
kam die Idee wieder hoch. Irgendwann sollte
sich der Traum verwirklichen, da waren sich
beide sicher. Am Ende des Studiums stand
schließlich die Frage, wie es weitergehen
sollte. „Ich hatte ein Übernahmeangebot von
Daimler“, verrät Flo. Er hat es abgelehnt.
Maultaschentests
im Versuchslabor
Kinderzimmer
Beide schlossen sich in Freds Kinderzimmer
im Elternhaus ein. Ein halbes Jahr werkelten
sie an der perfekten Maultasche. „Wir wollten
ja, dass sie wie daheim schmeckt“, sagt Fred.
Eines mussten die beiden dabei feststellen.
„Jeder, dem wir von der Idee erzählt haben,
wusste, welches die besten Maultaschen
sind.“ Also probierten sie Rezepte aus, aßen
haufenweise Maultaschen, verfeinerten sie
noch mal und probierten weiter. Nebenbei
tüftelten sie am Auto und erarbeiteten einen
Businessplan. Mit dem Wagen wollten sie die
Fixkosten, die in einem Restaurant durch
Miete angefallen wären, reduzieren. „Wenn
es scheitern sollte, dann würden wir nicht
auf unendlich hohen Schulden sitzenbleiben.“
„Eigentlich ist es eine verrückte Idee“, sagt
Fred. „Die Maultasche ist nämlich komplett
angestaubt.“ Es gebe sie eigentlich nur noch
in alten schwäbischen Restaurants oder beim
Metzger. „Richtig hipp ist dieses schwäbische
Traditionsessen eigentlich nicht mehr.“ Das
wollten sie ändern: „Wir wollen, dass man zu
Hipp ist das schwäbische
Traditionsessen nicht
mehr. Das wollten wir
ändern.“
unserem Stand fahren kann, Maultaschen mitnehmen und wieder gehen.“ Die Idee nennt
sich Food-Trucking und ist ein Trend aus den
Vereinigten Staaten. Spitzenköche servieren
aus dem Imbisswagen Bio- und Gourmetfood.
„Unser Vorteil war, dass wir in diese Ecke
gedrückt wurden“, sagt Fred.
Als die Idee schließlich geboren war, standen die beiden BWLer jedoch vor einem riesigen Problem: „Keiner von uns kann kochen“,
sagt Fred und lacht. Deshalb lassen die
Ernas, so werden die beiden mittlerweile von
ihren Fans genannt, die Maultaschen fremd
produzieren. „Aber streng nach unserem
Rezept.“ Doch dazu mussten sie den richtigen Partner finden. „Wir haben zig Metzger
abgeklappert, weil wir wollten, dass unsere
Maultaschen in Handarbeit hergestellt
werden.“ Irgendwann sind sie im Stuttgarter
Umland auf einen Partner gestoßen, der die
Maultaschen genau so herstellt, wie Flo und
Fred sie haben wollen. Denn: „Der Schwabe
ist maximal anstrengend und versteht bei
45
seinem Nationalgericht keinen Spaß“, sagt
Flo. Im Wagen müssen Flo und Fred die
Maultaschen nur noch aufwärmen und servieren. „Das kann schließlich jeder“, sagt Fred.
Trotzdem finden beide, dass sie am Anfang
massiv überfordert waren. „Wir haben viel
gelernt“, sagt Fred. Das Studium hat beiden
geholfen. „Doch vorbereitet hat es uns
nicht“, sagt Flo. „Kann es auch gar nicht.“
Wer BWL studiert habe, wisse zwar, wo er
Dinge nachschlagen könne. Aber es bleibe
Theorie. „Wir haben viel Lehrgeld bezahlt –
ganz egal, wie clever wir geplant hatten.“
Das Studium habe beiden das Handwerkszeug
mitgegeben. „Ohne hätte ich mich nie
getraut, mich auf dieses Unternehmen einzulassen“, sagt Flo. Bereut haben es beide
nicht. Vielmehr wollen sie ihren Imbiss sogar
vergrößern. Ein Restaurant in der Innenstadt
ist der Plan. Doch das wollen sie nicht
überstürzen. „Wir suchen noch die richtige
Location.“ Der Regen hat mittlerweile auf-
46
gehört. Zwischen den Wolken kommen die
Sonnenstrahlen hervor. Um den Wagen von
Erna und Co. genießen die letzten Gäste ihre
Maultaschen. Fred und Flo packen langsam
zusammen. Am nächsten Tag werden sie wieder woanders stehen.
Weitere Informationen zum Maultascheinimbiss
gibt es im Internet auf www.ernaundco.de.
Käpsele-Redakteur
Markus Brinkmann
arbeitet als Journalist.
Er hat Geschichte
und Politik an der Uni
Stuttgart studiert.
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Die Brückenbauer
50
Die PH Ludwigsburg will wissen, wie der christlichislamische Dialog gelingen kann – und hat Kontakte
nach Istanbul und Rabat geknüpft. Auch die Uni
Tübingen sitzt im Boot. Ziel: Unterschiede zu
verstehen, um Vorurteile abzubauen.
Von Sanja Döttling
51
D
er Austausch von Studenten ist das
Ziel. Doch das auf drei Jahre angelegte Projekt
„Wie der christlich-islamische Dialog gelingen
kann“ der PH Ludwigsburg will mehr – und
hat damit überzeugt. Mit gut 150.000 Euro
unterstützt die Baden-Württemberg Stiftung
im Rahmen ihres Stipendiums BWS plus die
Pädagogische Hochschule als eine von sechs
Einrichtungen, die sich gegen 35 Mitbewerber
durchsetzten. „Die Anträge werden von einem
exter-nen Gutachtergremium ausgewählt.
Dieses spezielle Projekt ist innovativ, baut
neue Partnerschaften auf und hat eben das
gewisse ‚plus‘, das manch andere nicht hatten“, sagt Carolin Renn, die Betreuerin bei BW
International – sehr zur Freude von Siegfried
Zimmer, Professor für evangelische Theologie
und Religionspädagogik an der PH Ludwigsburg.
Er hat die Bewerbungsunterlagen eingereicht.
„Sie wurden zu 100 Prozent gebilligt“, sagt
Zimmer, der nun verantwortlich ist für „eines
der größten Projekte, die die PH Ludwigsburg
macht“.
Auf der Suche nach
Kriterien fürs Gelingen
oder Misslingen
Eingebunden ist das Projekt in eine Forschung,
die sich mit Fragen des christlich-islamischen
Dialogs beschäftigt. Das Forschungsteam an
der PH Ludwigsburg will herausfinden, welche
Kriterien für das Gelingen und Misslingen
interreligiöser Dialoge es gibt. Vor allem soll
natürlich wissenschaftlich herausgefunden
werden, wie der Dialog gelingen kann. „Dank
der BW-Stiftung können wir diesen Ansatz
üppig durchführen“, sagt Zimmer.
Das Projekt „Wie der christlich-islamische
Dialog gelingen kann“ besteht aus vielen
Einzelteilen, die zusammenspielen. In diesem Semester findet ein Seminar an der
PH Ludwigsburg statt, in dem unter dem
Titel „Religion – Kraft des Friedens oder
des Unfriedens?“ gearbeitet und gelernt
wird. Zehn der 45 anwesenden Studenten
sind Muslime, die anderen Christen. Dieses
Seminar steht in einer sechsjährigen Tradition
an der Hochschule. Seit damals das Fach
der islamischen Theologie gegründet wurde,
werden interreligiöse Seminare angeboten.
„Für uns Dozenten dient dieses Seminar auch
als Vorbereitung auf das Symposium mit
gleichem Titel Ende Juni“, erklärt Zimmer.
Die wissenschaftliche Tagung findet vom 24.
bis zum 28. Juni an der PH Ludwigsburg
statt. Teile dieser Tagung werden auch für
die Öffentlichkeit zugänglich sein. Zimmer
erklärt: „Das Symposium gibt unseren
Gästen aus Marokko zum ersten Mal die
Möglichkeit, mit christlichen wissenschaftlichen Theologen zu sprechen. In Marokko
gibt es kaum Christen.“ Das Symposium wird
hauptsächlich von Dozenten getragen, aber
es sind auch acht Studenten von den beteiligten Universitäten anwesend: der MohammedV-Agdal-Universität Rabat und der MarmaraUniversität Istanbul. Für 30 Studenten ist
das Seminar ebenfalls eine Vorbereitung,
Im Senatssaal der Uni Rabat begann der christlich-islamische Dialog.
Drei zentrale Männer: Mohammed Smaili, Lehrstuhlinhaber für Vergleichende Religionswissenschaften an der Uni Rabat,
Abdelmalek Hibaoui vom Zentrum für Islamische Theologie der Uni Tübingen und PH-Projektleiter Siegfried Zimmer.
nämlich auf ihre Studienreise nach Istanbul
Mitte Oktober. Der Austausch soll nicht nur
mit Vorträgen und Seminaren einen Einblick
geben. Zimmer ist wichtig, dass die Studenten
sich persönlich begegnen. „Nur dann können
sie sich richtig kennenlernen“, sagt er. Die
BW-Stiftung übernimmt zwei Drittel aller
Kosten für diese Reise. Nächstes Jahr soll
die Studienreise nach Marokko folgen. Die
Studenten aus Rabat und Istanbul werden
Ludwigsburg im Jahr 2015 besuchen.
2014 wird nicht die erste Reise nach Marokko.
Bereits im vergangenen Jahr reiste Zimmer
mit einer Studentengruppe dorthin. Aus dieser Reise heraus entstand die Kooperation,
die zum Projekt führte. „Unsere Partner aus
Marokko waren nicht nur sehr gastfreundlich,
sondern zeigten auch immer wieder sehr
großes Interesse an einem Austausch“, sagt
Zimmer.
Der christlich-islamische Dialog gewinne
immer mehr an Bedeutung. Projektleiter
Siegfried Zimmer gesteht, dass er bis zu seinem 60. Lebensjahr wenige Berührungspunkte
mit dem Islam hatte. Dann, vor sechs
Jahren, wurde an der PH Ludwigsburg
das Erweiterungsstudium der Islamischen
Religionspädagogik eingeführt, und Zimmer
freundete sich mit den Vertretern des
anderen Glaubens an. „Wir haben angefangen, gemeinsam interreligiöse Seminare
anzubieten“, sagt er. Christen und Muslime
konnten sich persönlich kennen- und schätzen lernen. „Ich weiß, dass sich aus diesem
Seminaren auch Freundschaften entwickelt
haben.“ Die enge Zusammenarbeit legte
den Grundstein für das Projekt. Aber auch
die gesellschaftspolitische Ebene ist Zimmer
wichtig. „Christentum und Islam sind die
größten Weltreligionen, wie sie in Zukunft
miteinander umgehen werden, ist von größter
Bedeutung.“ Er zitiert den Theologen Hans
Küng: „Kein Friede unter den Nationen ohne
Frieden unter den Religionen.“
Für Zimmer sind auch die Medien mitschuld
am Unverständnis, das zwischen den
Das Bild, das die Presse
vom Islam zeichnet, ist
nicht sehr differenziert.“
Weltreligionen herrscht: „Das Bild, das die
Presse vom Islam zeichnet, ist nicht sehr differenziert. Und ansonsten wissen die meisten
einfach nicht viel über die andere Religion.“
Um das zu ändern, ist auch ein einwöchiger
Professorenaustausch mit der Universität in
Rabat vorgesehen, der den Weg ebnen soll
für weitere Studenten-Austauschprogramme.
Im Moment ist eine Tübinger Studentin in
Marokko. Voraussetzung: sehr gute ArabischKenntnisse, wie sie etwa am Zentrum für
51
Gut gelaunt: Abdelmalek Hibaoui, Siegfried Zimmer und Gökcen Tamer-Uzun, die Leiterin des Fachs Islamische
Religionspädagogik an der PH Ludwigsburg.
Islamische Theologie in Tübingen, einem
weiteren Partner, vermittelt werden. Zwei
Jahre Übungszeit befähigen einen, in einem
arabischsprachigen Land zu studieren. Der
dreimonatige Aufenthalt wird mit 2400
Euro unterstützt. Die Fragen, die Zimmer
besonders interessieren, lauten: Wie sieht
die Religionslehrerausbildung in Marokko aus?
Wie wird das Christentum – wenn überhaupt – in Lehrbüchern dargestellt? „Solche
Fragestellungen interessieren uns, weil wir
bis jetzt so gut wie nichts darüber wissen.“
Der Dialog ist
Anlass für mehrere
Doktorarbeiten
Zwei Studenten aus Ludwigsburg und
einer aus Rabat haben sich derweil das
Forschungsthema des christlich-islamischen
Dialogs für ihre Doktorarbeit vorgenommen.
Doktorand Matthias Meier wird nächstes Jahr
im Rahmen seiner Arbeit nach Rabat gehen.
„Mich fasziniert dieser Themenbereich.
Europa und die arabische Welt haben in den
vergangenen Jahren immer nebeneinanderher gelebt, doch der Bereich des Dialogs
wird immer mehr Bedeutung gewinnen.“ Er
glaubt: wer die Kultur der anderen verstehen
will, muss sich mit deren Religion beschäftigen. „Auf ihr basieren Erziehung, Weltbild
und Zukunftspläne.“ Meiers Doktorarbeit
52
wird sich um Fragen des kunstpädagogischen Zugangs zum interreligiösen Lernen
drehen. „Der Schlüssel zu den großen Fragen
des Miteinanders ist immer die Erziehung“,
sagt er, „es geht darum, miteinander positive Erfahrungen zu machen.“ Als Beispiel
nennt er die Kaligraphie-Kunst, die im arabischsprachigen Raum sehr ausgeprägt ist.
„Diese Verehrung der Schrift zeigt, wie
Muslime mit ihrem Glauben umgehen.“
Für Zimmer hat das umfassende Projekt
zum christlich-islamischen Dialog vor allem
ein Ziel: die beiden Weltreligionen zusammenzubringen. „Wir müssen uns zuerst besser
kennenlernen, bevor wir über Unterschiede
diskutieren können“, sagt er.
Käpsele-Autorin Sanja
Döttling studiert
Medienwissenschaft,
allgemeine Rhetorik
und Anglistik/
Amerikanistik an der
Uni Tübingen.
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Nach geraumer Zeit der Brutpflege schießt
die Punkrockband Fox Named King nun mit
neuer Kraft und Tatendrang auf die Bühnen
dieser Republik.
Im Gefolge das Debütalbum „Feiertage“.
Laut, wild und ungehemmt, mit riffsatten
Titeln in deutschsprachigem Pelzgewand,
streifen die Königsfüchse durchs Land.
Angetrieben von einer gesunden Dosis
Renitenz, Ausgelassenheit und einer schiebenden Rhythmussektion im Rücken, lehren sie
uns eins: das Feiern! Die Botschaft ist einfach
und kurz: Gibt’s mal ‘nen schwarzen Tag,
mach ‘nen Feiertag, und du hast ‘nen schönen
Tag! So beschreibt sich die Band selbst, die
zu einem Großteil aus Stuttgarter Studenten
besteht. Pierre, Bassist und Sänger, ist 23
Jahre alt und studiert an der PH Ludwigsburg.
Der 24-jährige Gitarrist Nick studiert auch
an der PH, ist aber mittlerweile an der
Außenstelle in Reutlingen unterwegs. Mirek,
25, ist Grafikdesigner und hat an der HdM
studiert. Simon schließlich, der auch Gitarre
spielt, ist Sozialpädagoge, 27 Jahre alt und
hat in Stuttgart studiert. Heute wohnt er
in Heidelberg, die Bandmitglieder kommen
ursprünglich aus Mosbach. Weit gestreut also.
„Wir treffen uns etwa einmal pro Woche in
unserem alten Mosbacher Proberaum“, sagt
Nick. So oft es eben geht. In den vergange54
nen Wochen haben Fox Named King etwas
öfter geprobt. „Das machen wir nämlich
vor Touren, um das Set gut einzuspielen“,
sagt Nick. Im Mai und Juni promoten die
Rockmusiker ihr neues Album auf Tour, bevor
sie bei der Käpsele-Party auf der Bühne stehen. Im vergangenen November erschien ihr
Debütalbum „Feiertage“ auf dem Berliner
Indielabel BlueCat Music.
Nun wollen sie mit ihrer druckvollen, aber
doch poppigen Musik durchstarten. Doch
woher kommt eigentlich der Name Fox Named
King? „Wir fanden einfach, dass das cool
klingt“, sagt Nick. Etwas tiefgründiger wird
es dann aber doch noch: „Vor unserer ersten
Platte hatten wir diskutiert, wie wir denn
heißen sollen, wir fanden Fox und King beides
gut“, erinnert er sich, „also haben beschlossen beide Namen einfach zu kombinieren.“
Mit einem Fuchs, der König heißt, hat das
nichts zu tun. Mittlerweile haben sich Fox
Named King durchaus einen Namen erspielt.
„Wir sind fast jedes Wochenende irgendwo
auf der Bühne“; erzählt Nick. „Jetzt schauen wir mal, was im Sommer so geht.“ Erste
Festivals sind bereits bestätigt, darunter das
48er in Herrenberg. (ci)
www.foxnamedking.de
www.facebook.com/foxnamedking
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Zeitgeist, das ist die Denk- und Fühlweise
einer Epoche. Zeitgeist ist die Eigenart eines
ganzen Zeitalters. Zeitgeist – das ist Musik mit
Gefühl. So beschreiben die drei Musiker aus
Freiburg im Breisgau ihre Musik, und wer sie
schon einmal live gesehen hat, weiß, dass das
nicht zu viel versprochen ist. „Bei uns treffen
emotionaler Gesang auf druckvollen Bass
und innovative Gitarrenlines auf groovige
Beats“, versucht Frederik Schmid ein wenig
zu erklären, was Zeitgeist eigentlich auf
den Bühnen in der Region Freiburg bisher so
gemacht haben. Der 21 Jahre alte Musiker, der
eigentlich aus Aichtal bei Esslingen kommt,
studiert in Freiburg Anglistik. Eigentlich
wollte er bald für ein Auslandssemester in
die USA reisen. Die Auftritte mit Zeitgeist
machen ihm aber mittlerweile so viel Spaß,
dass daraus nun wohl doch nichts wird. „Jetzt
will ich erst einmal schauen, was mit dieser
Band so geht“, sagt er.
Nach mehreren Auftritten bei Open-StageVeranstaltungen am Studienort in Freiburg,
steht nun der erste größere Auftritt bei
der Käpsele-Releaseparty im Stuttgarter Club
Universum an. Frederik freut sich: „Das ist
immerhin die größte Location, in der wir
bisher spielen durften mit der wahrscheinlich
höchsten besucherzahl.“
Frederik Schmid, Philipp Appel und Tilman
Collmer spielten in mehreren Bands, ehe
im Oktober 2012 mit Zeitgeist neue Wege
beschritten.
Seitdem ist keine Bühne im Freiburger
Umkreis vor ihnen sicher.
Das Besondere: Zeitgeist vermischen
deutschen Rap mit gefühlvollen Balladen und
Psychodelic-Rocksongs mit Singer/SongwriterElementen. Eine Mischung, bei der für jeden
aus einem breitem Publikum etwas dabei ist
– nicht, ohne dabei textlich und musikalisch
den hohen Anspruch zu behalten.
„‘ne ziemlich große Schiene“, sagt die Band
selbst. Und auf dieser Schiene soll es nun
durch Deutschland gehen. Potenzial hat die
Band auf jeden Fall. Die Mischung aus Singer/
Songwriter-Musik, Rap und harten Rocksounds
ist selten. Dazu ein deutschsprachiger, tiefsinniger Gesang. Frederik Schmid weiß mit seiner Stimme umzugehen. Und er weiß genau,
wo er mit seiner Band hin will: „Toll wäre es
somit irghendwann auf ein niveau zu kommen
bei dem man auch mit der band was verdienen kann und regelmäßig spielen kann.“ (ci)
https://www.facebook.com/pages/ZeitgeistFreiburg/314883085276977
55
Studieren am
anderen Ende
der Welt
Richard Bruskowski verließ Stuttgart im Winter. Als
er aus dem Flugzeug stieg, fand er sich in einem
30 Grad warmen Paradies wieder. Nach Monaten
in Bangkok ist der Student wieder zurück an der
DHBW und ist sich sicher: Er würde es wieder tun.
Von Christian Ignatzi
W
enn du aus dem Flugzeug steigst
und den Flughafen verlässt, dann läufst du
erst einmal gegen eine Wand“, erinnert sich
Richard Bruskowski. Klar, in Singapur kann
es schließlich auch im Januar schon einmal
30 Grad warm werden. Am Äquator gibt
es kaum Jahreszeiten, heiß ist es immer.
Im Januar 2012 zog es den heute 27 Jahre
alten Bachelorstudenten im Studiengang
Werbung und Marktkommunikation von
der Hochschule der Medien (HdM) für fünf
Monate ins Ausland. „Die HdM hat eine
Partnerschaft mit der Nanyang Technological
University (NTU), an der ich das Semester
verbrachte“, erzählt Richard.
Ein Auslandssemester hatte er ohnehin
vor, wohin wusste er aber nicht. „Ich habe
dann die Kooperation genutzt, weil ich mich
dann nicht um so viel Bürokratie kümmern
musste“, sagt er und lächelt. Bereut hat
er seine Entscheidung für den asiatischen
Stadtstaat nie. „Das ist dort eine riesige
Multikulti-Gesellschaft“, schwärmt er. Es
In Asien hat sich der Student sichtlich wohlgefühlt.
gebe kaum jemanden, der nicht irgendwann
nach Singapur eingewandert sei. „Manche
Familien kamen vor Hunderten von Jahren
aus China, andere erst vorgestern“, sagt er.
Ein kultureller Austausch, der nicht nur dem
Studium nützt, sondern auch menschlich
für viele Erfahrungen sorgt. Unter anderem
auch im eigenen Zimmer. Die Plätze in den
Wohnheimen sind begrenzt, und das, obwohl
16 Wohnblocks für Studenten den Campus
übersäen. In jedem Block wohnen etwa 500
bis 650 Studenten. „Als Ausländer hat man
bessere Chancen, dort wohnen zu dürfen,
als die Einheimischen“, erklärt Richard. Die
müssten wegen der hohen Nachfrage erst
einmal Punkte sammeln, indem sie sich sozial
engagierten.
Für Richard hat es zu einem halben Zimmer
gereicht, das er sich mit einem Usbeken teilen
musste. „Wir haben uns aber gut verstanden
und noch heute sporadisch Kontakt“, sagt er.
Grundsätzlich muss sogar jeder ein Zimmer
mit einem Kommilitonen teilen. „Das habe
ich gerne gemacht“, erzählt Richard. 150
Euro im Monat hat ihn das Bett auf dem
Campus gekostet. Mehr
als eine Schlafgelegenheit
war es fast nicht. Da
es in Singapur immer
warm ist, besitzen die
Studentenwohnheime nur
außen an den Wohnblöcken
Treppenhäuser, die direkt
zu den Zimmern führen. Eintritt nur über den
Balkon. Gefährlich ist das
nicht, sagt Richard. „Die
Kriminalität ist dort sehr
gering. Man sieht selten
Polizisten.“ Gefährlich,
sagt er, wird es nur,
wenn man selbst kriminell wird. „Wenn man mit Drogen erwischt
wird, droht einem die Todesstrafe.“ Kaum
Kriminalität, günstiger Wohnraum auf dem
Campus – und das, obwohl Singapur zu den
reichsten Orten der Welt gehört. Das klingt
nach einem Paradies. „Ich kann es auch
jedem nur empfehlen“, sagt Richard.
Selbst das Essen ist nicht teuer – und hat
durchaus Flair. „Abends geht man oft in
sogenannte Hawker-Center“, erinnert er sich.
Hawker, das sind Straßenhändler, die mit
kleinen Karren unterwegs sind. Die Regierung
der reichen Singapurer störte das, weshalb sie
ihnen eigene Hallen zur Verfügung stellten,
wo die Hawker mit Strom und Wasser versorgt sind und ihre Waren feilbieten können.
„Dort gibt es kleine Küchen mit Essen aus
ganz Asien“, sagt Richard. Mit fünf Euro
ist man da dabei und bekommt ein ganzes
Abendmenü. In der Mensa auf dem Campus
ist es noch biliger. „Dort bekommt man schon
für 1,50 Euro etwas zu essen.“
Der Campus der NTU – mit einer deutschen
Hochschule lässt er sich nicht vergleichen.
Viel größer ist alles dimensioniert. Neben den
16 Wohnblocks für die Studenten besteht das
Gelände aus mehreren Schulen. „Dort gibt es
nicht eine Universität, sondern Gebäude für
die einzelnen Fakultäten.“ Die Kurse finden
auf Englisch statt. Richard besuchte einen
Kurs an der Hochschule für Kommunikation
und drei Kurse an der Hochschule für Art
und Design. „Vom Ablauf ist das nicht anders
als bei uns in Deutschland“, erinnert er sich.
Richard auf Reisen: Alltag auf den Philippinen
Doch nicht nur der Campus hat es dem
Studenten angetan. Auch das Nachtleben in
Singapur hat schöne Orte zu bieten. „Es gibt
Bars, von denen man einen guten Überblick
über die ganze Stadt hat. Erreichbar sind sie
über die Metro-Züge, die über ein Drehkreuz
erreichbar sind. „Da hält man eine PrepaidKarte hin, und der Fahrpreis wird dann
direkt abgebucht.“ Diese Bahnen sind auch
schuld daran, dass man in Singapur nicht
Kaugummi kauen darf. Das besagt zumindest
eine Legende. „Angeblich hat jemand einmal
einen Kaugummi auf einen Sensor der Tür
geklebt und damit den ganzen Verkehr aufgehalten“, erzählt Richard.
Besonders gerne erinnert er sich aber nicht
nur an das Stadtleben in Singapur, sondern
auch an die Reisen, die er in der vorlesungsfreien Zeit und im letzten Monat unternehmen konnte. In Vietnam fuhr er mit dem Zug
von Ho-Chi-Min-City bis nach Hanoi, und
er besuchte das Mekong-Delta. „Außerdem
habe ich in Kambodscha die Tempel von
Angkor besucht, war auf den Philippinen
mit Walhaien schnorcheln und bin über
Reisterrassen gewandert“, erinnert er sich.
Doch auch beruflich wird ihm die Zeit nutzen:
„Die Projekte, die ich in Singapur gemacht
habe, machen einen nicht unwesentlichen
Teil meines Portfolios aus“; sagt er. Bei ihm
steht nun die Bachelorarbeit an. Eines ist ihm
aber klar: „Ich kann ein Auslandssemester in
Singapur empfehlen.“
59
Termine
Stuttgart
Party
Konzerte
Kultur
After Work Party
Donnerstag, 16.05.
18 Uhr
Boa
Ghost Trains
Mittwoch, 15.05.
20 Uhr
Wilhelmspalais
Die Judenbank
Mittwoch, 15.05.
20.15 Uhr
Theaterhaus
Monkey Business
Freitag, 17.05.
23 Uhr
Schräglage
Love A “Irgendwie”
Freitag, 17.05.
20 Uhr
Jugendhaus West
AuSSer Kontrolle
Freitag, 18.05.
20 Uhr
Boulevärle
Yum Yum
Samstag, 18.05.
22 Uhr
Zwölfzehn
Rockstah
Samstag, 18.05.
20 Uhr
Keller Klub
In jeder Beziehung
Samstag, 18.05.
20 Uhr
Komödie im Marquardt
Backstage Club
Samstag, 18.05.
23 Uhr
Universum
Metalfest
Montag, 20.05.
18.15 Uhr
LKA Longhorn
Himmelsstürmer
Sonntag, 19.05.
18 Uhr
Wortkino
Students @ Perkins Park
Freitag, 24.05.
22 Uhr
Perkins Park
Streetfame
Freitag, 24.05.
20 Uhr
Cue
Sei lieb zu meiner Frau
Sonntag, 19.05.
18 Uhr
Theaterschiff
Village Allstars
Samstag, 25.05.
21 Uhr
Village
Zucchero
Samstag, 25.05.
20 Uhr
Schleyerhalle
Kay Ray
Freitag, 24.05.
20 Uhr
Renitenztheater
I love HipHop
Samstag, 25.05.
21 Uhr
Penthouse
DEPECHE MODE
Montag, 03.06.
19.30 Uhr
Mercedes-Benz-Arena
Cavewoman
Samstag, 25.05.
20.15 Uhr
Theaterhaus
Käpsele-Releaseparty
Freitag, 07.06.
20 Uhr
Universum
MAKESHIFT INNOCENCE
Dienstag, 04.06.
20 Uhr
Keller Klub
HENNI NACHTSHEIM
KAVANIAN
Dienstag, 04.06.
20 Uhr
Theaterhaus
Monday Classic
Montag, 10.06.
22 Uhr
Boa
MAKESHIFT INNOCENCE
Montag, 10.06.
20 Uhr
LKA Longhorn
In my Sixties
Samstag, 08.06.
20 Uhr
Renitenztheater
After Work Party
Donnerstag, 13.06.
22 Uhr
Boa
ERIC CLAPTON
Mittwoch, 12.06.
20 Uhr
Schleyerhalle
Froggy Night
Donnerstag, 13.06.
20 Uhr
Renitenztheater
60
&
RICK
Termine
Tübingen
Party
Konzerte
Kultur
Dark Visions
Samstag, 25.05.
22 Uhr
Club 27
Judy, you’re not yourself
Mittwoch, 15.05.
20.30 Uhr
Epplehaus
Das Ding
Mittwoch, 15.05.
20 Uhr
LTT
6 in the City
Mittwoch, 29.05.
21 Uhr
M-Park-Reutlingen
Alin Coen Band
Mittwoch, 22.05.
20 Uhr
Sudhaus
Homo Faber
Freitag, 17.05.
20 Uhr
Zimmertheater
Mein Prof ist ein DJ
Freitag, 07.06.
20 Uhr
Mensa Morgenstelle
Giuda
Mittwoch, 05.06.
21 Uhr
The Last Resort
Gespenster
Freitag, 31.05.
20 Uhr
Zimmertheater
Salsa-Tanz
Sonntag, 09.06.
21 Uhr
Tanz Atelier
Sommerserenade
Samstag, 08.06.
16.30 Uhr
Evangelisches Stift
Elizaveta Bam
Freitag, 07.06.
20 Uhr
LTT
Termine
Ludwigsburg
Party
Konzerte
Kultur
Mega 70er Party
Sonntag, 19.05.
21 Uhr
Rockfabrik
Voodoo Circle
Mittwoch, 15.05.
20 Uhr
Rockfabrik
Lady Windermeres Fächer
Mittwoch, 15.05.
19.45 Uhr
Pädagogische Hochschule
Ludwigsburger Brautage
Mittwoch, 29.05.
20 Uhr
Rathaushof
StraSSenmusikfestival
Freitag, 17.05.
18 Uhr
Blühendes Barock
Improshow
Samstag 18.05.
20.30 Uhr
Café Midori
Mega 80er Party
Donnerstag, 30.05.
21 Uhr
Rockfabrik
Florian Ostertag
Freitag, 31.05.
20.30 Uhr
Die Luke
Buskultour
Sonntag, 26.05.
18 Uhr
LVL
Intekknation
Samstag, 01.06.
20 Uhr
Four Runners Club
Balkanbeats
Samstag, 01.06.
20.30 Uhr
Die Luke
Verkommenes Ufer
Montag, 27.05.
20 Uhr
Akademie für Darstellende Kunst
Party
Konzerte
Kultur
Urbaniced 111
Freitag, 17.05.
21 Uhr
One
Walter Trout und Band
Mittwoch, 15.05.
20 Uhr
Dieselstraße
Frühlings Erwachen!
Mittwoch, 15.05.
11 Uhr
WLB
Elektro-Pfingstsonntag
Sonntag, 19.05.
21 Uhr
One
SO78
Donnerstag, 16.05.
20 Uhr
Vier Peh
Lysistrata
Donnerstag, 16.05.
19.30 Uhr
WLB
Diesel Disco
Freitag, 24.05.
21 Uhr
Dieselstraße
Renner und Fränk
Samstag, 18.05.
20 Uhr
Altes Rathaus
R.O.O.M.
Samstag, 18.05.
20.30 Uhr
Dieselstraße
Diesel Salsa Party
Montag, 03.06.
21 Uhr
Dieselstraße
Richie Arndt & The Bluenatics
Samstag, 18.05.
20 Uhr
Ba-Lu
Esslingen
62
Offene Bühne
Samstag, 25.05.
20 Uhr
Dieselstraße
Das nächste Käpsele
erscheint am 17. Juni.
Die Themen:
- Plagiate: Was können die
Anti-Schummler-Programme?
- Fernweh: Wie sich die MFG
um Kundschaft brachte.
- Geldnot: Wie Studenten
gegen Armut kämpfen.
Impressum:
Käpsele – Das
Studentenmagazin
Käpsele GbR
Theodor-Heuss-Straße 109
71067 Sindelfingen
redaktion@kaepselemagazin.de
Herausgeber(V.i.S.d.P.):
Markus Brinkmann und
Christian Ignatzi
Anzeigen:
Chris O’Connor
anzeigen@kaepselemagazin.de
Redaktion:
Markus Brinkmann (msb)
Christian Ignatzi (ci)
Ben Schieler (ben)
Autoren:
Katrin Bohnenberger (kbo)
Philipp Deeg (phd)
Sanja Döttling (sad)
Gastautoren:
Chris Pilz
Lucy Schanbacher
Fotografen:
Thomas Wagner (Cover, Seiten
44 und 46 o.)
Ben Schieler (Seiten 03, 33, 38,
40 (u.) und 46 u.)
Chris Pilz (Seiten 19 und 20)
Christian Ignatzi (Seiten 22/23
und 35)
Jörg Hilpert (Seite 28)
Besondere Foto- und
Lizenzhinweise:
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Rothfuss, Covver: Klett-Cotta
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Uni Hohenheim
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Schanbacher
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Verleiher
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Ludwigsburg
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Döttling
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King
Seite 55: Foto © Zeitgeist
Seiten 56-59 Fotos © Richard
Bruskowski
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63
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