Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus ist entscheidend Die
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Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus ist entscheidend Die
Elternabend der Mittelstufe zur Suchtprävention Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus ist entscheidend Die Suchtprävention beginnt im Alltag EHRENDINGEN (ap) - Die Sucht hat viele Gesichter und macht selbst vor Kindern nicht Halt. Die bekanntesten sind gewiss Alkohol, Tabak und Drogen. Schulleitung und Lehrerschaft luden Eltern ein, sich Gedanken zur frühen Suchtprävention zu machen. Suchtprävention – jetzt schon? Viele Kinder machen schon in früher Jugend Bekanntschaft mit Suchtmitteln und Eltern wissen oft nicht, wie sie sich verhalten sollen. Schulleitung und Lehrkräfte der Primar- / Mittelstufe hatten sich zum Thema Gedanken gemacht und dazu den Suchtexperten Marc Bachofen von der Suchtpräventionsstelle Aarau eingeladen. Dass dieses Thema viele Eltern von Heranwachsenden interessierte, zeigte sich an der hohen Besucherzahl bei diesem Informationsabend. Primarstufenleiterin Ursula Kaspar übernahm in Abwesenheit des Schulleiters Samuel Schölly die Begrüssung. Gemeinsam mit den Lehrpersonen Matthias Fuchs, Regula Binder und Hanni Waldburger hatte sie diesen Abend vorbereitet. Begrüssen konnte sie auch Schulpflegemitglied Walter Weibel, wie verschiedene Lehrkräfte der Mittel-/ Oberstufe der Schule Ehrendingen. Zu frühe Bekanntschaft mit Drogen Das alte Sprichwort: „Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland“, wird seine Bedeutung wohl nie verlieren, denn die Erwachsenen sind die Vorbilder der Kinder. Das Verhalten der Kinder widerspiegle oft nur deren Umgang mit Suchtmitteln. „Eine Zigarette, ein Schluck Alkohol, was ist schon dabei, Kinder und Jugendliche müssen doch Erfahrungen sammeln, wir haben das alles doch auch gemacht!“ So und ähnlich werde das Problem Suchtmittel noch oft von den Erwachsenen bagatellisiert. Für die meisten der jungen Menschen sei der Konsum auch nur ein vorübergehendes Experimentieren, für einige aber der Anfang einer Suchtkarriere, so Ursula Kaspar. Geborgenheit und Selbstsicherheit „Die Schule nimmt ihre Verantwortung in dieser Beziehung durchaus wahr, doch die eigentliche Suchtprävention muss im Elternhaus stattfinden“, betonte sie. Die Forschung zeige, dass positive Bindungen an Erwachsene und gesellschaftliche Institutionen wichtige Schutzfaktoren zur Verhinderung späterer Drogenabhängigkeit sein können. „Wir gehen heute der Frage nach, wo im Alltag unserer Kinder Konflikte entstehen, wo können wir ihr Wohlbefinden stärken? Wo müssen wir in der Schule und Sie als Eltern deutliche Grenzen setzen und was müssen wir tun, damit unsere Kinder möglichst wenig auf Suchtverhalten ausweichen?“ Damit dies gelänge, sei eine gute Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus notwendig. Alles über den Begriff Drogen Referent Psychologe Marc Bachofen stellte erst kurz den AVS, den Aargauischen Verein für Suchthilfe vor, welcher politisch und konfessionell neutral und gratis jedem Kantonsbewohner zur Verfügung steht. „Prävention heisst für uns, aktiv tätig werden, bevor die Sucht entsteht“, betonte er. „Doch was ist überhaupt Sucht und was sind Drogen? Was fällt hier unter Genuss, was ist Missbrauch oder gar schon Sucht und wo liegen die Unterschiede und Grenzen?“, wollte er von den Anwesenden wissen. „Was sind die Ursachen von Sucht, wie kann Prävention aussehen und welches sind die Risikofaktoren?“ Er forderte alle auf, sich mit dem Stuhlnachbarn über all das Gedanken zu machen, die er später zusammen mit dem Lehrerteam beantworten wollte. Für einige Minuten wurde es ziemlich laut im Vereinszimmer des Schulhauses Dorf. Natürlich gab Marc Bachofen auf gewisse Fragen auch selber Antwort. „Drogen nennt man jene pflanzlichen oder chemischen Wirkstoffe, die auf das Zentralnervensystem wirken und zu Bewusstseins – und Erlebniszuständen führen, die vom so genannten Normalzustand abweichen“, erklärte er. Da diese auf die Psyche wirkten, nene man sie heute psychoaktive Substanzen und nicht mehr Drogen. Dabei zählte er mit Alkohol, Tabak, Koffein, Medikamente und Zucker auch gleich die legalen Suchtmittel auf, die aber mehr Gesundheitskosten verursachen würden als illegale Drogen wie Canabis, Heroin und Morphium, Kokain und Crack, LSD und Designerdrogen. „Ob legal oder illegal spielt für die Gefährlichkeit keine Rolle, das sind politische Entscheide. Es gab Zeiten, da war Kaffee und Schokolade verboten, heute streitet man sich über das Suchtpotenzial von Haschisch und viele Fachleute halten Alkohol für viel gefährlicher als „Gras“, trotzdem ist er nicht verboten!“ Verhaltenssüchte – auch Drogen? „Der Konsum geschieht meist zur Ablenkung und Entspannung, zur Stressbewältigung oder Leistungssteigerung, als Trostpflaster oder zur Schmerzbekämpfung. Hier ist nicht die Substanz das Problem, sondern der Umgang damit!“ Doch wo beginne hier der Missbrauch und wo die Sucht, stellte er wieder eine Frage in den Raum. Es gäbe auch eine ganze Reihe von „Verhaltenssüchten“. Dazu zähle man Fernsehen, Arbeiten, Kaufen, Spielen, Essstörungen, das Internet oder auch Putzen. Die Erwähnung vom Letzteren rief im Publikum einige Heiterkeit hervor. „Sie lachen, aber das ist für Betroffene ein ernsthaftes Problem, das ohne fachliche Hilfe nicht gelöst werden kann“, erklärte Marc Bachofen. Sobald ein Verhalten über das „Normale“ hinausgehe, würden nicht nur Betroffene darunter leiden, sondern auch das Umfeld. Oft werde dabei einem Problem ausgewichen und damit ein neues geschaffen. Zur Sucht werde der Konsum oder ein Verhalten erst, wenn dieser oder dieses nicht mehr kontrolliert werden könne, wenn daraus eine körperliche Abhängigkeit mit Entzugserscheinungen entstehe. Suchtprävention heute „Doch wie halten wir nun unsere Kinder von diesem Schicksal fern?“ Die Prävention bestehe darin, einzugreifen, bevor die Sucht entstehen könne. „Dies heisst, dem Kind Geborgenheit und Liebe zu vermitteln, im genug Freiraum zu lassen aber auch Grenzen zu setzen, ihm realistisches Vorbild zu sein, ihm aber auch seine Träume lassen, sein Selbstwertgefühl zu stärken, damit es auch einmal Nein sagen kann.“ Daneben brauche es Freundschaften und ein gutes Umfeld, Bewegung und gesunde Ernährung, Verständnis und Lebensziele. „Lernen, sich selber wahrzunehmen und Einfühlungsvermögen entwickeln, den Umgang mit Stress und negativen Emotionen lernen, kritisches Denken und Standfestigkeit üben und mit der Umwelt kommunizieren.“ Dies alles gälte aber nicht nur für Kinder, betonte er lächelnd. „Selbstbewusste, liebevolle Eltern geben dem Kind den besten Rückhalt.“ Die Fragen aus dem Publikum beschäftigten sich vor allem mit Situationen aus dem Alltag: Wie reagieren, wenn man Jugendliche beim Drogenmissbrauch erwischt, wo setzt die Prävention beim Experimentieren an, werden heute in der Schule noch abschreckende Bilder zum Drogenmissbrauch gezeigt und wird den Jugendlichen der Zugang zu Rauschmitteln nicht zu leicht gemacht? Die Lehrpersonen notierten sich die noch offenen Fragen und versprachen, ein anderes Mal darauf zurück zu kommen. Suchtbekämpfung beginnt im Alltag Marc Bachofen schloss seine Betrachtungen: „Schutzfaktoren, persönliche und aus dem Umfeld, helfen Sucht zu verhindern. Schutzfaktoren begegnen uns im Alltag oder können im Alltag vermittelt werden. Fazit: Suchtbekämpfung beginnt im Alltag!“ Weitere Informationen zum Thema unter www.suchthilfe-avs.ch oder für den Bezirk Baden www.beratungszentrum-baden.ch