Eine Entdeckung von ganz außerordentlicher Tragweite
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Eine Entdeckung von ganz außerordentlicher Tragweite
Eine Entdeckung von ganz außerordentlicher Tragweite Erwin Schrödinger (1887–1961). (Mit freundlicher Genehmigung von Ruth Braunizer) Karl von Meyenn Eine Entdeckung von ganz außerordentlicher Tragweite Schrödingers Briefwechsel zur Wellenmechanik und zum Katzenparadoxon 123 Dr. Karl von Meyenn MPI für Physik Werner-Heisenberg-Institut Föhringer Ring 6 80805 München meyenn@mppmu.mpg.de ISBN 978-3-642-04334-5 e-ISBN 978-3-642-04335-2 DOI 10.1007/978-3-642-04335-2 Springer Heidelberg Dordrecht London New York Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2011 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. 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Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Einbandabbildung: Schrödinger, Aufnahme aus den 30er Jahren. (Mit freundlicher Genehmigung von Ruth Braunizer) Einbandentwurf: WMXDesign GmbH, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem Papier Springer ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Editorisches Vorwort Wie die meisten Gelehrten des frühen 20. Jahrhunderts korrespondierte auch Schrödinger häufig mit seinen Freunden und wissenschaftlichen Kollegen. In solchen Briefen wurden vor allem fachliche Probleme behandelt, bevor diese, erst nach gründlicher Abklärung, durch Publikation einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich wurden. Wären uns nicht diese zunächst nur für den kleineren Kreis bestimmten brieflichen Mitteilungen erhalten, müßten wir oft auf die Kenntnis wesentlicher Bestandteile des Entstehungs- und Entwicklungsprozesses wissenschaftlicher Ideen verzichten. Aus diesem Grunde werden – zusammen mit anderen Dokumenten und Aufzeichnungen – besonders auch Briefe von bedeutenden Gelehrten in den wissenschaftlichen Archiven und weiteren dafür bestimmten Einrichtungen gesammelt und sorgfältig aufbewahrt. Auf diese Weise sollen sie der historischen Forschung dienstbar gemacht werden. Viele von Schrödingers Briefen sind verschollen. Das betrifft besonders solche aus den frühen Jahren, als er noch im engeren Wiener Kreis in bescheidener akademischer Stellung wirkte. Je bekannter er dann im Laufe seiner wissenschaftlichen Laufbahn wurde, um so mehr Spuren sind hinterblieben. Besonders aber aus der Entstehungszeit der Wellenmechanik und der daran anknüpfenden Entwicklung hat sich eine größere Menge seiner Korrespondenz erhalten. Davon soll jetzt eine Auswahl von insgesamt 294 mit 34 Partnern ausgetauschten Briefen hier vorgelegt werden. Ein Teil dieser Briefe befindet sich – zusammen mit Büchern und anderen Teilen seiner Hinterlassenschaft – im Hause von Schrödingers Tochter Ruth Braunizer im nahe bei Insbruck gelegenen Alpbach, wo Schrödinger sich während seiner letzten fünf Lebensjahre häufig aufgehalten hat. Weitere Handschriften, Aufzeichnungen und insbesondere auch Schrödingers zahlreiche Notizbücher werden in der Zentralbibliothek für Physik in Wien aufbewahrt. Der übrige Nachlaß des Gelehrten ist aber – wie auch bei den meisten seiner anderen Zeitgenossen – infolge eines durch die ungünstigen Zeitumstände bedingten Wanderlebens in weiten Teilen der Welt verstreut. v vi Editorisches Vorwort Um die noch vorhandenen Quellen zur Geschichte der Quantenphysik für die historische Forschung zu lokalisieren und sicherzustellen, wurde Anfang der 60er Jahre ein groß angelegtes Projekt unter der Leitung des amerikanisches Physikhistorikers Thomas S. Kuhn unternommen.1 Kuhn und seine Mitarbeiter stellten zunächst eine Liste von etwa 280 Forschern zusammen, die während der Zeit von der Jahrhundertwende bis in die frühen 30er Jahre aktiv in der Quantenphysik tätig waren. Dann wurde Kontakt mit den bedeutendsten Institutionen, Forschungszentren und noch lebenden Forscherpersönlichkeiten aufgenommen, um Informationen über Ereignisse und Personen einzuziehen und noch existierende Quellen ausfindig zu machen. Das gefundene Quellenmaterial wurde gesichtet, inventarisiert und entsprechend seiner historischen Bedeutung z. T. auch verfilmt. Es wurden rund 175 Interviews mit etwa 95 an der Quantenforschung beteiligten Personen durchgeführt. Auf diese Weise hoffte man, das überlieferte Quellenmaterial leichter in seinen historischen Kontext einordnen zu können. Weil Schrödinger bereits im Januar 1961 in Wien verstorben war, konnte an seiner Stelle nur noch seine Frau Annemarie befragt werden. T. S. Kuhn und seine Mitarbeiter John L. Heilbron, Paul Forman und Lini Allen haben das Ergebnis ihrer Nachforschungen in einem Katalog (bei Hinweisen mit SHQP abgekürzt) zusammengestellt. Dieser wurde 1967 unter dem Titel Sources for History of Quantum Physics. An Inventory and Report veröffentlicht. Spätere Nachträge zu diesen Verzeichnissen (Inventory of Additions) wurden durch die Office for History of Science and Technology der University of California in Berkeley herausgegeben. Die zahlreichen historischen und biographischen Studien, die seitdem zur Geschichte der Quantentheorie erschienen sind, beruhen weitgehend auf dem hierdurch zugänglich gemachten Quellenmaterial. Schrödingers Nachlaß nimmt in diesem Inventory and Report – neben denen von Bohr und Kramers – einen zentralen Platz ein. Außer den Briefen, die sich noch in seinem Besitz befanden, gehören dazu vor allem auch zahlreiche Manuskripte und Notizbücher, die Schrödinger sorgfältig aufbewahrt hatte. Von allen Materialien aus der Zeit vor 1928 wurden Mikrofilmaufnahmen hergestellt.2 Von späteren Unterlagen konnten wegen ihres ungewöhnlichen Umfangs (ca. 10 000 Seiten!) z. T. nur noch Listen angefertigt werden. Natürlich weist der Katalog auch auf weiteres Quellenmaterial hin, das in anderen nicht österreichischen Archiven gesichtet wurde. Ein Verzeichnis des in dem Katalog der SHQP aufgeführten Schrödingerschen Quellenmaterials ist mit den entsprechenden Hinweisen im Literaturverzeichnis des Anhangs enthalten. 1 Parallel zu diesem Unternehmen, das sich vor allem mit der Durchforschung der europäischen Zentren der Quantenphysik befaßte, wurde vom American Institute of Physics ein weiteres Projekt unter der Leitung von W. James King organisiert, um entsprechende historische Materialien zur neueren Physikgeschichte in den USA zu sichern und zu inventarisieren (vgl. den Bericht in Physics Today, Januar 1962, S. 44, 46 und 48). 2 Eine Ausnahme bilden die etwa 5000 Seiten umfassenden 106 Notizbücher aus Schrödingers Studienzeit von 1905 bis 1911. Editorisches Vorwort vii Von Schrödingers umfangreichen Briefwechsel wurde bisher nur ein ganz kleiner Teil veröffentlicht. Es handelt sich um eine Sammlung von 21 Briefen zur Wellenmechanik, die er mit Planck, Einstein und Lorentz austauschte und die sich damals in den Händen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften befand. Schrödingers ehemaliger Kollege Karl Przibram hat sie (z. T. wesentlich gekürzt) im Jahre 1963 herausgegeben. Auszüge aus einzelnen Briefen wurden außerdem in einer größeren Zahl von wissenschaftshistorischen Untersuchungen verwendet.3 Eine umfassendere Edition seines inhaltsreichen Briefwechsels ist aber bisher noch nicht zustande gekommen. Eine Veröffentlichung von Schrödingers gesamten Briefwechsel, – wie etwa Albert Einsteins Korrespondenz im Rahmen seiner Collected Papers oder die Wissenschaftlichen Briefwechsel von Wolfgang Pauli und Arnold Sommerfeld4 – konnte im Rahmen unserer Möglichkeiten nicht angestrebt werden. Trotz der in den SHQP aufgeführten Quellenverzeichnisse ist der Umfang und Inhalt von Schrödingers gesamten nachgelassenen Papieren bisher nur in Umrissen bekannt. Eine wesentlich darüber hinausgehende Bestandsaufnahme, die mit ausgedehnten Nachforschungen verbunden wäre, muß der Zukunft vorbehalten bleiben. Wir haben uns hier auf eine engere Auswahl aus dem uns zugänglichen Briefmaterial beschränkt. Es wurden zwei thematisch zusammengehörige Gebiete ausgewählt, die Schrödingers wissenschaftliche Hauptleistung dokumentieren: die Entstehung der Wellenmechanik und sein Beitrag zur Interpretationsfrage (Schrödingers Katze). In einigen Briefen, die den hier gesteckten Rahmen wesentlich überschreiten, mußten Kürzungen vorgenommen werden. (Insbesondere handelt es sich um 8 Briefe [246†,247†,248†,262†,263†,267†,271† und 272†], die sich mit Einsteins einheitlicher Feldtheorie und anderen nicht zu unserem Thema gehörigen Gegenständen befassen. Von dem Schreiben [064†] an Einstein liegt nur ein unvollkommenes Fragment vor.) Um den Zusammenhang zwischen Schrödingers Leben und seiner wissenschaftlichen Laufbahn herzustellen, wurde versucht, die durch die Briefe nicht erfaßten Stationen seiner Entwicklung durch kürzere eingeschaltete Kommentare zu überbrücken. Bei der Gliederung der einzelnen Kapitel haben wir eine von Schrödinger selbst in seiner Lebensbeschreibung5 vorgeschlagene Periodisierung seines Lebens gewählt. Auch der Titel des Buches wurde durch eine von Schrödinger (in seinem Schreiben [046†] an Planck) vorgenommene Formulierung nahegelegt. Für die Entstehung der vorliegenden Briefedition gebührt vor allem Daniel Wyler, dem heutigen Inhaber von Schrödingers Lehrstuhl für Theoretische Physik an der Universität Zürich besonderer Dank. Er setzte sich für eine Unterstützung des Editionsvorhabens durch den Schweizerischen Nationalfonds und durch die naturEin (mit einem Pfeil 7! angezeigter) Hinweis auf die wichtigsten Publikationen über einen bestimmten Forscher findet man unter dem Namen desselben im Literaturverzeiches. 4 Die entsprechenden Briefeditionen von Einstein [1987ff.] Pauli [1979–2005] und Sommerfeld [2000 und 2004] sind im Literaturverzeichnis aufgeführt. 5 Vgl. Schrödinger [1985, S. 35f.]. 3 viii Editorisches Vorwort wissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich ein und hat die notwendigen Voraussetzungen für seine Durchführung geschaffen. Besonders wichtig war der Zugang zu Schrödingers Alpbacher und Wiener Nachlaß, welche die meisten der hier abgedruckten Briefe enthalten.6 Während zahlreicher Besuche bei der Tochter in Alpbach durfte ich die umfangreichen Sammlungen von Schrödingers Papieren und Schriften dort einsehen und Kopien für die vorliegende Briefedition anfertigen. Bei der Suche nach den Erben oder der entsprechenden Nachlaßverwalter, welche über die Rechte der hier abgedruckten Briefe, Dokumente und Aufnahmen verfügen, wurde ich besonders durch meine Freunde und Kollegen David C. Cassidy (Hofstra University), Michael Eckert (Deutsches Museum, München), Dieter Hoffmann (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin), Andreas Kleinert (Halle a. d. Saale), Jost Lemmerich (Berlin), Tilman Sauer (Einstein Papers Project, Pasadena) und Robert Schulmann (Washington, D. C.) unterstützt. Im Züricher Stadtarchiv konnte ich die Akten der Verhandlungen studieren, die mit Schrödingers Züricher Berufung einhergingen. Die Wissenschaftshistorischen Sammlungen der ETH-Zürich, das Archiv der Universität in Wien und die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin (Born-Nachlaß) wurden ebenfalls bei der Materialsuche herangezogen. Während der vielen Jahre, die ich an der Zusammenstellung und Bearbeitung dieser Briefe arbeitete, wurde ich durch Wolfgang Kerber, den ehemaligen Leiter der Österreichischen Zentralbibliothek für Physik in Wien und seine zahlreichen Mitarbeiter unterstützt und mit Informationen, Briefen und Abbildungen versorgt. Die Hofrätin Auguste Dick übernahm die Übertragung einiger in Kurzschrift aufgezeichneter Texte und Frau Marianne Willi half bei der Transkription der z. T. noch in deutscher Schrift abgefaßten Handschriften. Wolf Beiglböck hat sich als Vertreter des Verlages über viele Jahre hinweg für das Entstehen und die Fortsetzung des vorliegenden Werkes eingesetzt. Für eine sorgfältige Drucklegung und übersichtliche Textgestaltung sowie die Zusammenstellung der umfangreichen Register sorgte die le-tex publishing services GmbH in Leipzig. Außer den genannten sei auch allen nicht erwähnten Personen und Institutionen gedankt, welche an der Entstehung dieses Briefwerkes beteiligt waren. 6 Die Herkunft der einzelnen Briefvorlagen wird im alphabetischen Briefverzeichnis am Schluß des Bandes angegeben. Nachweis der Abdruckgenehmigungen [01] Briefe von Schrödinger an einen seiner Korrespondenten und Bilder (Umschlagbild, Frontispiz und Abb. Nr. 7, 27, 33 und 40): Mit freundlicher Genehmigung von Ruth Braunizer, Alpbach, Tirol Briefe von den Korrespondenten und Bildern: [02] American Institute of Physics, Niels Bohr Library, Abb. Nr. 35 [03] Bruno Bertotti: Mit Erlaubnis von B. Bertotti, Pavia, Italien [04] Niels Bohr: Mit Erlaubnis des Niels Bohr Archive, Kopenhagen [05] Max Born: Mit Erlaubnis des Churchill Archive Centre, Cambridge, UK [06] David Dennison: Mit Erlaubnis von David S. Dennison, Hanover, NH, USA [07] Albert Einstein: Mit Genehmigung von Princeton University Press, Princeton, NJ,USA [08] Hans Kramers: Mit Genehmigung von Matine Kramers, Den Haag, Niederlande [09] Max von Laue: Mit Genehmigung von Christian Matthaei, Frankfurt a. M. [10] Fritz London und Abb. Nr. 26: Mit Genehmigung von Frank London, Durham, NC, USA [11] Max-Planck-Institut für Physik, Werner-Heisenberg-Institut, München, Abb. Nr. 13, 21 und 25 [12] MIT Museum, Mass. USA, Abb. Nr. 17 [13] Wolfgang Pauli und Abb. Nr. 28: Mit Genehmigung des Pauli Committee, CERN, Genf [14] Max Planck und Abb. Nr. 28: Mit Genehmigung der Erbengemeinschaft Dr. Max Planck [15] Arnold Sommerfeld: Mit Genehmigung von Monika Baier, München [16] Hans Thirring: Mit Genehmigung von Walter Thirring, Wien [17] Edward Teller: Mit Genehmigung von Paul und Wendy Teller, Co-Trusty Edward Teller Estate [18] Gregor Wentzel: Mit Genehmigung von Donat G. Wentzel, Hemstead, NY, USA [19] Hermann Weyl: Mit Genehmigung der ETH-Bibliothek, Zürich ix x Nachweis der Abdruckgenehmigungen [20] Wilhelm Wien und Abb. Nr. 10, 11 und 22: Mit Genehmigung des Archivs, Deutsches Museum, München [21] Zentralbibliothek für Physik, Universität Wien, Abb. Nr. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 8, 9, 15, 20, 23, 24, 29, 30, 31, 32, 34, 36, 37, 38, 39 und 41 [22] Die Naturwissenschaften (1918, 1923, 1928 und 1929), Abb. Nr. 12, 14, 18 und 19 [23] Karl von Meyenn, Abb. Nr. 16 Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . xvii I Wiener Studienjahre: 1906–1910 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1 Besuch des akademischen Gymnasiums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 Physikstudium an der Wiener Universität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 Besuchte Vorlesungsveranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 4 Das alte physikalische Institut in der Türkenstraße . . . . . . . . . . . . . . 7 5 Schrödingers curriculum vitae . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 6 Auf Boltzmanns Spuren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 7 Berührungen mit Ernst Mach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 8 Das Exnersche Institut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 II Aushilfsassistent im Exnerschen Institut: 1911–1920 – Dynamische und statistische Gesetzmäßigkeiten in der Molekularphysik . . . . . . . . 9 Radioaktive Zerfälle und Schweidlersche Schwankungen . . . . . . . . 10 Röntgenstrahlinterferenzen und Molekulartheorie der festen Körper 11 Brownsche Molekularbewegung und Ehrenhafts Subelektronen . . . 12 Paradoxien der Lichtquanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Statistische Gesetze in der Strahlungstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Neue Perspektiven. Czernowitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III Jena-Stuttgart-Breslau-Zürich: 1920–1922 – Auseinandersetzungen mit der Bohr-Sommerfeldschen Atomtheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Abschied von Wien. Jena und Stuttgart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Würfelatome, Ellipsenvereine und Tauchbahnen . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Breslau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Züricher Dienstantritt. Eine bemerkenswerte Eigenschaft der Quantenbahnen . . . . . . . . . . . 19 Eine ungewöhnliche Antrittsrede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 20 23 27 30 32 36 39 39 42 48 51 55 xi xii Inhaltsverzeichnis 20 Die Bohr-Kramers-Slatersche Strahlungstheorie. Krise der älteren Quantentheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 IV Erste Wanderzeit. Zürich: 1921–1925 – Vorbereitende Jahre – Briefe [001†–033†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 21 Frühe Beiträge zur Festkörperphysik. Diamagnetismus der Metallelektronen. Eine Theorie des Schmelzens. Dia- und Paramagnetismus der Gase [001†, 002†] . . . . . . . . . . . . . . 64 22 Auseinandersetzungen mit der Bohrschen Atomtheorie [003†] . . . . 73 23 Tauchbahnen und Periodensystem der Elemente [004†] . . . . . . . . . . 76 24 Ende des Herumzigeunerns [005†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 25 Professor für theoretische Physik an der Universität Zürich [006†] 80 26 Liegekur in Arosa und erste Züricher Erfahrungen [007†, 008†] . . . 85 27 Züricher Kollegen [009†, 010†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 28 Entartete Gase [011†, 012†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 29 Zur Quantentheorie der Dispersion [013†–024†] . . . . . . . . . . . . . . . 103 30 Der Comptoneffekt. Ein Ruf nach Innsbruck [025†–033†] . . . . . . . 129 V Erste Wanderzeit. Zürich: 1926 – Quantisierung als Eigenwertproblem – Briefe [034†–071†] . . . . . . . . . 151 31 Zerfließende Wellenpakete [034†–036†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153 32 Der Farbenartikel für das „grüne“ Handbuch. Wiederholung des Michelson-Experiments [037†–040†] . . . . . . . . . 160 33 Linienintensitäten [041†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 34 Das Ende der Ganzheitsmystik [042†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 35 Quantisierung als Eigenwertproblem. Erste Mitteilung [043†, 044†]176 36 Ein Buch der mathematischen Physik [045†–053†] . . . . . . . . . . . . . 183 37 Die Herkunft der Ultragammastrahlung [054†, 055†] . . . . . . . . . . . . 201 38 Abhandlungen zur Wellenmechanik [056†, 057†] . . . . . . . . . . . . . . . 205 39 Borns Amerika Reise [058†–061†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 40 Das Teetassenphänomen [062†–064†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 41 Züricher Mitarbeiter [065†, 066†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218 42 Walter Heitler [067†–071†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223 VI Erste Wanderzeit. Zürich: 1926 – Gespensterfelder und Materiewellen – Briefe [072†–125†] . . . . . . . . . 233 43 Eine Einladung nach Berlin mit Folgen [072†, 073†] . . . . . . . . . . . . 235 44 Magnetische Woche. Bekanntschaft mit Max von Laue [074†, 075†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246 45 Züricher „Lokalaberglaube“. Die relativistische Wellengleichung [076†–078†] . . . . . . . . . . . . . . . 251 46 Molekülrotationen. Lichtquantenhypothese [079†, 080†] . . . . . . . . . 268 47 Die Schwingungsauffassung [081†, 082†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 Inhaltsverzeichnis 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 VII xiii Oskar Kleins Anwendungen der Schwingungsgleichung [083†, 084†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 292 Besuch in München [085†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 Innerer Aufbau der Sterne [086†–088†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298 In Mittenwald bei Wien [089†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301 Vortragsreisen [090†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304 Besuch bei Bohr [091†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307 Janos Kudar [092†–096†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309 Die hydrodynamische Interpretation von Madelung [097†–099†] . . 316 Exner und die alte österreichische Schule der Physik [100†–102†] 319 Borns statistische Deutung [103†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 326 Die Unschärfebeziehung [104†–109†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332 Gespensterfelder und Wahrscheinlichkeitsamplituden [110†–113†] 346 Elektronentheorie der Metalle [114†, 115†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 354 Die Rockefeller Foundation [116†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 358 Laues Ambitionen [117†, 118†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361 Weyls Eichmaß [119†–125†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 364 Erste Wanderzeit. Zürich: 1927 – Matrizier contra Wellenmechaniker – Briefe [126†–161†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 377 64 Die Amerika-Reise [126†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 378 65 Der fünfte Solvay Kongreß [127†, 128†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381 66 Amerikanische Reisebekanntschaften [129†, 130†] . . . . . . . . . . . . . 387 67 Linus Paulings Besuch in Zürich [131†–134†] . . . . . . . . . . . . . . . . . 390 68 Matrizier und Wellenmechaniker [135†–139†] . . . . . . . . . . . . . . . . . 396 69 Johannes Stark [140†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 406 70 Die Transformationstheorie [141†–144†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 407 71 Entdeckungsgeschichte der Materiewellen [145†] . . . . . . . . . . . . . . 414 72 Vorbereitungen für die fünfte Solvaykonferenz [146†–161†] . . . . . 417 VIII Lehr- und Lernzeit. Berlin: 1927–1933 – Briefe – [162†–194†] . . . . . . 441 73 Berliner Eindrücke. Erste Kontaktaufnahme mit den neuen Kollegen [162†–169†] . . . . 442 74 Komplementarität und Individualität. Reduktion der Wellenpakete [170†–175†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455 75 Gruppentheorie und Quantenmechanik [176†–180†] . . . . . . . . . . . . 465 76 Die Stiftung der goldenen Planck-Medaille [181†] . . . . . . . . . . . . . . 477 77 Janos Kudars Beiträge zur Theorie des Betazerfalls [182†–188†] . . 478 78 Ewalds kristallographischen Strukturberichte [189†, 190†] . . . . . . . 492 79 Ehrenfests Erkundigungsfragen [191†, 192†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . 497 80 Ehrenfests Depressionszustände [193†, 194†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . 501 xiv Inhaltsverzeichnis IX Zweite Wanderzeit. Romantisches Intermezzo. Oxford und Graz: 1933–1938 – Briefe [195†–229†] . . . . . . . . . . . . . . . . 509 81 Niederlegung der Berliner Professur [195†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 510 82 Ehrenfests tragisches Ende [196†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 512 83 Die Nobelpreisverleihung [197†–199†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 516 84 Am Magdalen College in Oxford [200†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 521 85 Eine Einladung nach Princeton. Weitere Perspektiven [201†–204†] 524 86 Pläne zu einer Berufung nach Princeton [205†, 206†] . . . . . . . . . . . 534 87 Das Einstein-Podolsky-Rosen Paradoxon [207†, 208†] . . . . . . . . . . 540 88 Arnold Berliners Entlassung [209†–218†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 546 89 Das Katzenparadoxon [219†, 220†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 568 90 Gloria in excelsis deo! [221†, 222†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 572 91 Fritz Londons Schwierigkeiten [223†–226†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 578 92 In Graz. Der Philosoph Ernst Cassirer [227†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . 587 93 Sir Arthur Stanley Eddington [228†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 591 94 Eddingtons kosmologische Spekulationen [229†] . . . . . . . . . . . . . . . 595 X Genter Gastprofessur und „langes Exil“. Gent und Dublin 1938–1956 – Briefe [230†–279†] . . . . . . . . . . . . . . . . . 599 95 Wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ entlassen. Emigrantensorgen [230†–232†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 601 96 Das Verhältnis zu Ernst Mach [233†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608 97 Die Verleihung der Max Planck-Medaille an Born [234†] . . . . . . . . 612 98 Individualität–Dualismus–Komplementarität. Die Herkunft der Sterne [235†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 614 99 Was ist Leben? [236†–242†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 623 100 Einsteins unitäre Feldtheorie [243†, 244†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 636 101 Determinismus-Debatten [245†–248†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 644 102 Borns Anteil an der Entwicklung der Quantenmechanik [249†] . . . 655 103 Are There Quantum Jumps? [250†, 251†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 657 104 Was ist ein Elementarteilchen? [252†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 662 105 Die Entstehung der Wellenmechanik als Vorbild für die künftige Forschung [253†–268†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 663 106 Besuche in Alpbach [269†–279†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 688 XI Die letzten Jahre. Wien und Alpbach: 1956–1961 – Briefe [280†–294†] . . . . . . . . . . . . . . 711 107 Ordinarius ad personam der Universität Wien [280†–283†] . . . . . . . 711 108 Die Besonderheit des Weltbilds der Naturwissenschaft [284†, 285†]719 109 Bruno Bertotti [286†–292†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 723 110 Das Ende [293†, 294†] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 738 XII Zeittafel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 745 XIII Briefverzeichnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 761 Inhaltsverzeichnis xv XIV Schriftenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 775 Personenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 881 Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 897 Abkürzungsverzeichnis ˛/ Hinweise auf Archive, Sammlungen oder Werke, in denen Teile der Schrödinger-Korrespondenz enthalten sind BAK BCW BWI DAS DMM DSB EAL EAP ETH LAA LWP MPG PBW PLC RIW Ges. Abh. SHQP SNA SPK ZBW Bohr-Archiv, Kopenhagen N. Bohr Collected Works {Bohr [1972–2008]} E. Schrödinger Briefe zur Wellenmechanik. {Przibram [1963]} Institut for Advanced Studies, Dublin Deutsches Museum, München Dictionary of Scientific Biography {Gillispie [1970–1980]} Ehrenfest-Archiv, Boerhaave-Museum Leiden Einstein-Duplicate-Archive, Princeton ETH-Bibliothek, Zürich Lorentz-Archiv, Amsterdam W. Wien Aus dem Leben und Wirken eines Physikers. {Wien [1930]} Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin W. Pauli Wissenschaftlicher Briefwechsel {Pauli [1979–2005} Pauli Letter Collection, CERN, Genf Institut für Radiumforschung und Kernphysik, Wien E. Schrödinger Gesammelte Abhandlungen {Schrödinger [1984]} Sources for History of Quantum Physics {Kuhn et al. [1967]} Schrödinger-Nachlaß, Alpbach Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin Zentralbibliothek für Physik, Wien xvii xviii Abkürzungsverzeichnis ˇ/ Beschreibung und Charakterisierung der Briefe engl franz MF MS MSD PK Stenogr. Teleg. Übers. unvollst. Englisch Französisch Mikrofilm Maschinenschrift Maschinenschriftliche Durchschrift Postkarte Stenogramm Telegramm Übersetzung unvollständig / Zeitschriften und Referenzwerke Acta Phys. Austr. AIHS AJP AHES Ann. Math. Ann. Sci. Ann. Phys. Arch. Néerl. Sci. BJHS BJPS BMFRS DKD. Vid. Selsk. DSB Erg. exakt. Naturw. Göttinger Nachr. HSPS Jahresber. DMV JRE JSHS J. Hist. Ideas J. Franklin Inst. J. Phil. Sci. Naturwiss. PBW Phil. Mag. Phys. Bl. Phys. Rev. Physik. Z. Acta Physica Austriaca Archives Internationales d’ Histoire des Sciences American Journal of Physics Archive for History of Exact Sciences Annals of Mathematics, Princeton Annales of Science Annalen der Physik Archives néerlandaises des sciences exactes et naturelles British Journal for the History of Science British Journal for the Philosophy of Science Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society Det Kongelige Danske Videnskabernes Selskabs, matematisk-fysiske Skrifter Dictionary of Scientific Biography 15 Bände; New York 1970–1980 Ergebnisse der exakten Naturwissenschaften Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen Historical Studies in the Physical Sciences Jahresberichte der Deutschen Mathematikervereinigung Jahrbuch der Radioaktivität und Elektronik Japanese Studies in the History of Science Journal for the History of Ideas Journal of the Franklin Institute Journal of the Philosophy of Science Die Naturwissenschaften W. Paulis Wissenschaftlicher Briefwechsel Philosophical Magazine Physikalische Blätter Physical Review Physikalische Zeitschrift Abkürzungsverzeichnis Proc. Cambr. Phil. Soc. Proc. Nat. Acad. Sci. Proc. Roy. Soc. Quart. Rev. Psych. Phil. RSIF Rev. Mod. Phys. SBAW Schrödinger, Ges. Abh. SPAW SHPS Stud. Phil. Sci. Verh. DPG VNGZ Wiener Ber. Z. angew. Chemie Z. Phys. xix Proceedings of the Cambridge Philosophical Society Proceedings of the National Academy of Science, U.S.A. Proceedings of the Royal Society Quarterly Review of Psychology and Philosophy Rendiconti de la Sociedad Italiana de Fisica Reviews of Modern Physics Sitzungsberichte der königlich-bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München E. Schrödinger, Gesammelte Abhandlungen Sitzungsberichte der königlich-preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Studies in History and Philosophy of Science Studies in the Philosophy of Science Verhandlungen der Deutschen Physikalischen Gesellschaft Vierteljahrschrift der Naturforschenden Gesellschaft Zürich Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse (Wien) Zeitschrift für angewandte Chemie Zeitschrift für Physik ı/ Von Schrödinger benutzte Abkürzungen und Bezeichnungen H. P. KEP KUM Hamiltonsche partielle Differentialgleichung E. Schrödinger Korrespondenz, betreffend das Einstein-Paradoxon E. Schrödinger Korrespondenz zur Undulationsmechanik Kapitel I Wiener Studienjahre: 1906–1910 1 Besuch des akademischen Gymnasiums 1 2 Physikstudium an der Wiener Universität 3 3 Besuchte Vorlesungsveranstaltungen 6 4 Das alte physikalische Institut in der Türkenstraße 7 5 Schrödingers curriculum vitae 9 6 Auf Boltzmanns Spuren 10 7 Berührungen mit Ernst Mach 13 8 Das Exnersche Institut 15 Die Möglichkeit einer mechanischen Erklärung der ganzen Natur ist nicht bewiesen, ja, daß wir dieses Ziel vollkommen erreichen werden, kaum denkbar. Doch ist ebenso bewiesen, daß wir darin nicht noch vielleicht große Fortschritte machen werden, und daraus noch vielfachen neuen Nutzen ziehen können. Niemand kann weiter davon entfernt sein, als die Vertreter der heutigen theoretischen Physik, zu behaupten, daß man sicher wisse, daß die in derselben herausgebildeten Denkformen sich ewig als die passendsten erweisen werden. Niemand kann weiter davon entfernt sein, Versuchen andere Denkformen auszubilden, etwas in den Weg stellen . . . zu wollen. Boltzmann (1896, S. 71) 1 Besuch des akademischen Gymnasiums Als Schrödinger sich zum Wintersemester 1906/07 als ordentlicher Hörer der philosophischen Fakultät der Universität Wien matrikulierte, ging ihm bereits der Ruf eines Wunderschülers voraus. Auf fast allen Gebieten des Wissens vermochte er zu glänzen und sein ursprünglicher Wunsch war es, Dichter zu werden. Seine literarische Begabung und insbesondere auch seine andauernde Verehrung für den österreichischen Dichter Franz Grillparzer haben in seinen Schriften ihre Spuren hinterlassen. Von seinen Gedichten und Epigrammen, die er laufend produzierte, hat er später einmal eine Auswahl veröffentlicht.1 1 Schrödinger [1949]. K. von Meyenn, Eine Entdeckung von ganz außerordentlicher Tragweite. DOI 10.1007/978-3-642-04335-2, © Springer 2011 1 2 I Wiener Studienjahre: 1906–1910 Abb. 1 Schrödinger vor Beginn seines Studiums mit seinen Eltern und mütterlichen Verwandten (Aufnahme aus dem Jahre 1904). Im Vordergrund sitzend der Großvater Hofrat Alexander Bauer (1836–1921) mit seinen beiden Töchtern, Minnie (Emély) Bamberger (geb. 1874, mit Baby Helga) und Schrödingers Mutter Georgina Bauer (1867–1921). Dahinter stehend der Vater Rudolf (1857– 1919) mit Erwin, der Tante Rhoda Bauer-Arzberger (geb. 1864) mit ihrem Mann Hans Arzberger sowie Max Bamberger, Tante Minnies Mann Doch unter dem Einfluß seines Vaters Rudolf, der eine Wachstuchfabrik besaß und neben seinen beruflichen Aufgaben auch vielseitigen wissenschaftlichen Interessen nachging, wurden frühzeitig seine naturwissenschaftlichen Neigungen geweckt. „Meine Kindheit und Jugend (1887 bis etwa 1910, auch darüber hinaus) stand vor allem unter dem Einfluß meines Vaters,“ erinnerte er sich später,2 „keinem ausgeklügelt pädagogischen, sondern dem natürlichen. Dies wurde äußerlich gefördert einmal dadurch, daß er verhältnismäßig viel daheim war, mehr als die meisten Männer, die im Erwerbsleben stehen, dann aber auch weil ich viel daheim war.“ Unter des Vaters Anregung befaßte sich der Gymnasiast auch mit der damals noch „mit Verbot belegten“ Darwinschen Abstammungslehre. Auch dieses Interesse sollte in seinen Vorträgen über den Ursprung des Lebens, die er im Februar 1943 am Dubliner Trinity College hielt, wieder aufleben.3 Als er diese Vorlesungen infolge des damit erregten Interesses im folgenden Jahr auch als Buch erscheinen ließ, 2 Schrödingers autobiographische Aufzeichnungen sind in einem von Auguste Dick zusammengestellten und kommentierten Bändchen Mein Leben. Meine Weltansicht [1985, S. 23f.] herausgegeben. Dort findet man auch die im Nachlaß aufbewahrte Autobiographie, aus der hier zitiert wird. 3 Schrödinger [1944]. Siehe auch den Hinweis zum Brief [236†]. Physikstudium an der Wiener Universität 3 war – trotz anfänglicher Skepsis4 – eine bedeutsame Entwicklung angestoßen. In einem Schreiben vom 12. August 1953 an Schrödinger hat Francis Crick die Bedeutung des Buches für die Entdeckung der Doppelhelix hervorgehoben: “Watson and I were once discussing how we came to enter the field of molecular biology, and we discovered that we had both been influenced by your little book, What is Life?” Einen starken Eindruck hinterließ auch ein längerer Englandaufenthalt des Elfjährigen bei seinen Verwandten in Leamington. Dort lebte eine Tante seiner Mutter mit ihren „etwa sechs Angora-Katzen. Eines der Tiere war aber ein gewöhnlicher Hauskater und offenbar von nächtlichen Ausflügen übel zugerichtet.“ Dies scheint auch das Urbild von Schrödingers Katze zu sein, die später so große Berühmtheit erlangte. Als Schrödinger im Sommer 1906 seine Schulzeit mit der Maturitätsprüfung am Akademischen Gymnasium beendete, wurde ihm die „Reife zur Universität mit Auszeichnung“ zuerkannt. Später, am 29. März 1953, als dieses Gymnasium eine Festschrift zum 400jährigen Jubiläum veranstaltete, sandte Schrödinger aus Dublin folgendes Dankschreiben an den Schuldirektor:5 „Ihrer Anstalt, deren Schüler ich von 1898 bis 1906 war, verdanke ich vier Dinge, die ich kaum zu numerieren wage, weil sie alle gleich wichtig sind: 1. 2. 3. 4. den Grundstock meines Lebenswissens die Anregung des Interesses auf allen Gebieten daß ich gelernt habe, wie man lernt den Geist unbedingter Toleranz gegen alles, das ehrlich gemeint ist, auch wenn es vom eigenen Denken, Fühlen und Glauben abweicht. Wie gerne möchte ich all Ihren Schülern einen vollen Eindruck davon geben, was die Einführung in die Antike und die Erlernung der alten Sprachen im späteren Leben für mich bedeutet hat und noch bedeutet, obwohl sie für mein engeres Fachgebiet – die theoretische Physik – gar nicht notwendig zu sein scheinen. Es ist eine Erweiterung des Lebensraums, ohne die ich mich arm fühlen würde. Es gibt einem das Gefühl der Einheit mit den großen Denkern des Altertums, von Thales und Demokrit bis zu Archimedes und Ptolemäus. . . . Und wenn ich Boethius lese, . . . dann weiß ich, was ich am Akademischen Gymnasium gehabt habe.“ 2 Physikstudium an der Wiener Universität Anfangs noch unsicher, welchen Beruf er wählen sollte, „erkannte ich rasch, daß Dichten kein Brotberuf war; hingegen konnte ich als Wissenschaftler Karriere ma4 Nachdem Einstein das Büchlein gelesen hatte, teilte er Schrödinger am 20. Mai 1946 seinen Eindruck mit: „Dein Büchlein über das Leben fand ich sehr interessant, überzeugend, soweit es die Gene betrifft, die treffend mit dem Molekül verglichen werden. Aber der Sprung von dieser mikrographisch fingierten Eigenart zu den damit verkoppelten nicht umkehrbaren Abläufen im lebenden Geschöpf bleibt rätselhaft.“ 5 Vgl. G. Kerber et al. [1987, S. 20]. 4 I Wiener Studienjahre: 1906–1910 chen.“6 Er belegte die Fächer, die ihm für das Physikstudium empfohlen worden waren: Die Experimentalphysik hörte er bei dem seit 1865 in Wien lehrenden Victor von Lang (1838–1921). Dieser hatte bereits 1867 ein erstes deutschsprachiges Lehrbuch der theoretischen Physik veröffentlicht.7 Sich später an seinen ehemaligen Lehrer zurückerinnernd, erwähnte Schrödinger, dieser habe stets „beim ,Zusammenbasteln‘ sinnreicher Apparaturen mit einfachsten Mitteln auszukommen“ gewußt. Entsprechend übersetzte er den bekannten lateinischen Spruch simplex sigillum veri (d. h. Einfachheit ist der Stempel der Wahrheit) durch „Siegellack ist das einzig Wahre!“8 Abb. 2 Erwin Schrödinger mit seinen Eltern und dem Pudel Pagatl (Aufnahme aus dem Jahre 1904) 6 G. Kerber et al. [1987, S. 27]. Lang [1867]. Trotz dieser Pionierleistung dürften seine Vorlesungen zur Zeit Schrödingers schon recht antiquiert gewesen sein. Siehe hierzu von Meyenn (1989b). 8 Schrödinger (1929b). 7 Physikstudium an der Wiener Universität 5 Die Infinitesimalrechnung hörte Schrödinger bei dem seit 1894 in Wien lehrenden Zahlentheoretiker Franz Mertens (1840–1927), der dort eine algebraischzahlentheoretische Schule begründet hatte. Noch eindrucksvoller waren Gustav Kohns „ein Jahr synthetisch, ganz ohne Formeln, ein Jahr analytisch“ gehaltenen Vorlesungen über projektive Geometrie.9 Die größte Wirkung auf den angehenden Theoretiker übte aber der seit 1907 zum ordentlichen Professor für theoretische Physik ernannte Fritz Hasenöhrl aus. Mit seinem „vier (!) volle Jahre umfassenden, tiefdurchdachten fünfstündigen Kursus“ behandelte er die gesamte Physik. Außer diesem vor allem durch Mitschriften dokumentierten Vorlesungsbesuch hat Schrödinger noch weitere Kurse belegt, wie aus seinem Curriculum vitae hervorgeht. Auffallend ist das große Übergewicht der mathematischen Vorlesungen, das wohl nicht allein nur durch das reichhaltige Angebot bedingt war, sondern auf eine ausgeprägte theoretische Neigung schließen läßt.10 Von Bedeutung für seine frühe wissenschaftliche Tätigkeit dürften auch die Vorlesungen von Gustav von Escherich gewesen sein, der zusammen mit dem Funktionentheoretiker Hans Hahn (1879–1934) die Monatshefte für Mathematik und Physik herausgab und für den engen Bezug zu den Anwendungen sorgte.11 Besonders wichtig für die Entwicklung der Wellenmechanik erwiesen sich Wilhelm Wirtingers Vorlesungen über die Theorie der Integralgleichungen. Als Schrödinger später bei der Behandlung seiner Eigenwertprobleme mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, sucht er Rat bei seinem ehemaligen Lehrer.12 Von den meisten der von ihm besuchten Vorlesungen hat Schrödinger sorgfältige, z. T. in Kurzschrift angelegte Mitschriften angefertigt. Mit ihrer Hilfe erhält man ein ziemlich genaues Bild seines akademischen Werdegangs.13 In dem folgenden Verzeichnis haben wir aufgrund solcher in Notizbüchern festgehaltener Mitschriften die von Schrödinger besuchten Vorlesungen mit den Lebensdaten der betreffenden Dozenten zusammengestellt. 9 Schrödinger [1985, S. 30]. Einen Eindruck von Kohns mathematischer Denkweise vermittelt sein Bericht über „Spezielle ebene algebraische Kurven“, den er damals für die Encyklopädie der mathematischen Wissenschaften verfaßte. 10 Das rege mathematische Leben dieser Zeit beschreibt der aus Pommern stammende Mathematiker Gerhard Kowalewski (1876–1950) in seinen Lebenserinnerungen Bestand und Wandel [1950]. 11 Von Hahn erschien 1933 in den Wiener Vorträgen ein Aufsatz über „Die Krise der Anschauung“, in dem er versuchte, solche Probleme der modernen Mathematik darzustellen, die der üblichen Anschauung zuwiderlaufen. 12 Wirtingers Antwortkarte vom 10. Juni 1926 befindet sich in der Wiener Zentralbibliothek. 13 Ein Verzeichnis der wichtigsten Handschriften aus Schrödingers Nachlaß befindet sich im Anhang, Kapitel XIVb. 6 I Wiener Studienjahre: 1906–1910 3 Besuchte Vorlesungsveranstaltungen Wintersemester 1906/07 Victor von Lang (1838–1921) Franz Mertens (1840–1927) Experimentalphysik II Differental- und Integralrechnung 4 Notizbücher 7 Notizbücher Sommersemester 1907 Gustav von Escherich (1849–1935) Wahrscheinlichkeitstheorie Gustav Kohn (1859–1921) Synthetische Geometrie Franz Mertens Integralrechnung; Sphärische Geometrie 1 Notizbuch 4 Notizbücher 2 Notizbücher Wintersemester 1907/08 Emanuel Czuber (1851–1925) Gustav von Escherich Gustav Kohn Franz Mertens Julius Hann (1839–1921) Josef von Hepperger (1855–1928) Differentialgeometrie Einleitung in die Funktionentheorie Analytische Geometrie Algebra I Meteorologie Sphärische Astronomie 2 Notizbücher 3 Notizbücher 2 Notizbücher 4 Notizbücher 4 Notizbücher Sommersemester 1908 Franz Mertens Lothar von Schrutka (1881–1945) Josef von Hepperger Algebra II und Wahrscheinlichkeitsrechnung 3 Notizbücher Ausgewählte Kapitel der höheren Algebra Über das Problem der drei Körper 2 Notizbücher Wintersemester 1908/09 Anton Lampa (1868–1938) Zdenko Skraup (1850–1910) Gustav Kohn Wilhelm Wirtinger (1865–1945) Karl Przibram (1878–1973) Akustik Experimentalchemie I Kontinuierliche Gruppen Funktionentheorie I Konstitution der Materie 2 Notizbücher 5 Notizbücher 4 Notizbücher 2 Notizbücher Sommersemester 1909 Zdenko Skraup Wilhelm Wirtinger Experimentalchemie II und Organische Chemie Funktionentheorie II Fritz Hasenöhrl (1874–1915) Gustav von Escherich Josef Nabl Wärmelehre 2 Notizbücher Bestimmte Integrale und Variationsrechnung 2 Notizbücher Differentialgleichungen 3 Notizbücher 4 Notizbücher 2 Notizbücher Wintersemester 1909/10 Sommersemester 1910 Fritz Hasenöhrl Gustav Kohn Wilhelm Wirtinger Optik Algebraische Kurven und Invarianten Mathematische Statistik Das alte physikalische Institut in der Türkenstraße 7 4 Das alte physikalische Institut in der Türkenstraße Das alte physikalische Institut, in dem Schrödinger noch seine Studienzeit verbrachte, bevor im Frühjahr 1913 der Umzug in den in der Boltzmanngasse gelegenen Neubau stattfand, hat Karl Przibram in seinem Beitrag zur Festschrift für Lise Meitner, Otto Hahn und Max von Laue beschrieben:14 Das Haus in der Türkenstraße 3 unterschied sich nicht wesentlich von seinen Nachbarn, von denen das Eckhaus an der Währingerstraße ein Kaffeehaus enthielt, das von den jungen Physikern gerne aufgesucht wurde. Dieses Eckhaus ist einem anspruchsvollerem Neubau gewichen und anstelle des Kaffeehauses befindet sich ein Photograph, in dessen Auslage manchmal die Portraits akademischer Größen prangen. Nr. 3 hat eine recht schmucklose nur durch zwei wenig vorspringende, vom I. zum II. Stock reichende Erker belebte Fassade; es sieht heute nach mannigfachen Wechselfällen äußerlich nicht viel anders aus als damals, nur nach sichtlicher Renovierung nicht ganz so schäbig, und ebenerdig ist jetzt ein Delikatessenladen eingebaut. Als Zinshaus gebaut, umschloß das Gebäude als fast 40jähriges „Provisorium“ die 1875 vom Erdberg im III. Bezirk übersiedelten physikalischen Institute der Universität. Die Innenräume waren nichts weniger als für Laboratorien und Hörsäle geeignet und zu der Zeit, von der hier die Rede ist, recht baufällig, da die Balken, welche die Decken trugen, schon sehr morsch waren. . . . Trat man durch das Haustor ein, so hatte man im Parterre rechts das Musikhistorische Institut unter der Leitung von Guido Adler, links ging es in das Institut von Viktor von Lang, ursprünglich „Physikalisches Kabinett“ benannt, weil der Grundstock der Apparate noch aus der Privatsammlung der Habsburger stammte, später das I. Physikalische Institut. . . . Im Langschen Institut arbeiteten Josef Tuma,15 der durch Demonstration der damals neuen Teslaschen Versuche Aufsehen erregte, und Anton Lampa,16 der eine Zeit lang den Rekord für die kürzesten Hertzschen Wellen hielt. Hier fand auch Felix Ehrenhaft zuerst seine vermeintlichen „Subelektronen“, die ihn in einen lebenslangen Konflikt mit der großen Mehrheit der Physiker stürzte. . . . 17 14 Przibram (1959, S. 1f.) – Weitere Einzelheiten findet man bei Benndorf (1927) und bei Mehra und Rechenberg [1987, S. 68ff.] 15 Josef Tuma (geb. 1866) wurde bereits 1903 zum ordentlichen Professor der Physik an die deutsche Technische Hochschule nach Prag berufen, so daß Schrödinger ihn in Wien nicht mehr kennenlernen konnte. Die damaligen Zustände an den österreichischen Hochschulen sind ebenfalls in den erwähnten Erinnerungen von Gerhard Kowalewxski [1950, S. 221] dargestellt. Über Tuma wird berichtet, er sei in seiner „äußeren Erscheinung ein Ebenbild Gerhard Hauptmanns“ gewesen. Der serbische Elektrotechniker Nicola Tesla erzeugte mit Hilfe hochfrequenter Spannungen prachtvolle Luminiszenzerscheinungen, die er effektvoll in seinen Vorträgen vorzuführen wußte. 16 Auch Anton Lampa (1868–1938) war 1909 als Professor der Physik an die deutsche Universität in Prag berufen worden. Dort spielte er bei der Berufung Einsteins eine wichtige Rolle {vgl. Illy (1979)}. Erst in den zwanziger Jahren, nachdem Schrödinger seine Heimatstadt bereits verlassen hatte, kehrte er wieder an die Universität Wien zurück. 17 Felix Ehrenhaft (1879–1952) war ein Anhänger Machs und wirkte seit 1904 als Assistent und seit 1911 als außerordentlicher Professor am I. Physikalischen Institut. Er war von der Existenz der 8 I Wiener Studienjahre: 1906–1910 Abb. 3 Exners Assistent Egon von Schweidler (1873–1948), Entdecker der nach ihm benannten radioaktiven Schwankungen, im Laboratorium des Physikalischen Institutes der Universität Wien in der Türkenstraße 3, 2. Stock Stieg man die etwas ausgetretenen Treppen zwei Stockwerke höher, so kam man zu dem damals noch von Loschmidts Zeiten her sogenannten „PhysikalischChemischen Institut“, dem späteren II. Physikalischen Institut.18 Hier war das Reich Franz Seraphin Exners, unter dem Lise Meitner ihre Doktordissertation machte.19 Exner hat viel zur Lehre von der atmosphärischen Elektrizität beigetragen durch Konstruktion eines praktischen transportablen Instrumentariums und durch die Anregungen, die er seinen Assistenten Hans Benndorf, Egon von Schweidler und Heinrich Mache sowie einer Anzahl jüngerer Mitarbeiter gegeben hat.20 Gleichzeitig arsog. Subelektronen überzeugt und deswegen in viele Polemiken verwickelt {vgl. Holton (1977) und Bär (1922)}. 18 Josef Loschmidt hatte bekanntlich die Größe der Luftmoleküle berechnet und daraus die heute nach ihm benannte Zahl abgeleitet. Auf seine gegen den II. Hauptsatz der Wärmelehre und den damals befürchteten „Wärmetod“ gerichteten Einwände weist auch Schrödinger in einem seiner Briefe [169†] hin. Boltzmann hat 1895 in einer eindrucksvollen Gedenkrede Loschmidts außerordentlichen Verdienste um die statistische Mechanik gewürdigt. 19 Lise Meitner promovierte 1906 mit einer Arbeit über die Elektrizitätsleitung in inhomogenen Körpern gemäß der Maxwellschen Theorie. Vgl. hierzu Sexl und Hardy [2002]. 20 Das Studium der Luftelektrizität führte Stefan Meyers späteren Assistenten am Institut für Radiumforschung Victor Hess 1912 zur Entdeckung der durchdringenden Höhenstrahlung, die für lange Zeit das bevorzugte Arbeitsgebiet der Wiener Physiker blieb und auch Schrödinger mehrfach beschäftigen sollte. Schrödingers curriculum vitae 9 beitete Exner mit Eduard Haschek an dem großen Tabellenwerk der Linienspektren der Elemente . . . 21 Das Institut für Theoretische Physik befand sich im Stockwerk zwischen dem Langschen und dem Exnerschen Institut. Den Stoff, der in den Physikvorlesungen dargeboten wurde, dürfte sich Schrödinger bereits weitgehend durch Selbsstudium angeeignet haben. Besonders beliebt war das kompendiöse Lehrbuch der Physik und Meteorologie von Müller-Pouillet, dessen 10. Auflage damals gerade erschien.22 In einer Postkarte vom 5. November 1906 wies der junge Student den Verleger dieses Werkes Friedrich Vieweg und Sohn auf einen Fehler hin, der ihm bei der Lektüre aufgefallen war.23 Ein wenig altmodisch wirkte dagegen schon die Neuauflage des Handbuches der Physik von Adolph Winkelmann,24 dem Vorläufer des berühmten blauen Handbuches der Physik von Julius Springer, das in den zwanziger Jahren das führende Standardwerk für die sich rasch entwickelnde Quantenphysik werden sollte, und zu dem auch Schrödinger einen Beitrag über „Spezifische Wärme“ lieferte. Eine Darstellung seines wissenschaftlichen Werdegangs hat Schrödinger im Mai 1913 anläßlich seines Habilitationsgesuches verfaßt. Diesen geben wir hier in extenso wieder.25 5 Schrödingers curriculum vitae Ich, Erwin Schrödinger deutscher Nationalität, bin geboren am 12. August 1887 zu Wien, absolvierte hier das Gymnasium in den Jahren 1889–1906 und wurde im Herbst 1906 an der philosophischen Fakultät der Universität Wien immatrikuliert. Ich hörte daselbst für Mathematik die Herren Professoren Mertens, Escherich, Wirtinger, Kohn und Hahn, für Chemie die Herren Professoren Skraup und Przibram, für Philosophie Herren Dozenten [Wilhelm] Jerusalem, für Astronomie die Herrn Professoren von Hepperger und [Norbert] Herz, für Meteorologie Herrn Professor Hann26 und für Physik die Herren Professoren von Lang, Exner, Hasenöhrl, Meyer, Schweidler, Haschek, etc. Im 1. und 2. Semester arbeitete ich im chemischen Anfängerpraktikum bei Herrn Hofrat Professor Skraup, im 3. Semester im physika21 Der dritte Band dieses umfangreichen Werkes wurde 1912 fertiggestellt. An dem vierbändigen Werk von Müller-Pouillet [1906/14] hatten zahlreiche hervorragende Fachkräfte mitgewirkt und den modernsten Stand der Forschung berücksichtigt. Besonders der in zwei Abteilungen gegliederte vierte Band über Elektrizität und Magnetismus enthielt eine ausführliche Darstellung der sehr aktuellen Forschungen über Radioaktivität (von Walter Kaufmann) und über Erdelektrizität (von Alfred Nippoldt). Für die folgende 11. Auflage des Lehrbuches hat auch Schrödinger einen Beitrag über die „Gesichtsempfindungen“ (1926b) verfaßt. 23 Vgl. Kerber et al. [1987, S. 27]. 24 Winkelmann [1905/09]. 25 Die betreffende Personalakte befindet sich im Archiv der Universität Wien. Dr. Franz Gall danke ich für die freundliche Erlaubnis zur Einsicht. 26 Vgl. den Nachruf auf Julius von Hann in den Naturwissenschaften 10, 49–52 (1922). 22 10 I Wiener Studienjahre: 1906–1910 lischen Praktikum bei Herrn Hofrat Professor Exner, im 4. Semester im Praktikum bei Herrn Professor Haschek und im 5. und 6. Semester im Praktikum für Fortgeschrittene bei Herrn Hofrat Professor Exner. In diesen zwei Semestern vollendete ich meine Dissertation,27 worin ich eine für luftelektrische Messungen wünschenswerte Untersuchung ausführte. Zu Beginn des 8. Semesters bestand ich das Hauptrigorosum aus Physik-Mathematik und das Nebenrigorosum aus Philosophie mit gutem Erfolg und wurde im Mai 1910 promoviert. 1910/11 hatte ich meiner Präsenzdienstpflicht zu genügen. Im Oktober 1911 erhielt ich die Stelle eines Aushilfsassistenten bei Herrn Hofrat Professor Franz Exner am II. physikalischen Institut und leite seither in dieser Eigenschaft das Praktikum für Physiker. Im Winter 1911/12 beschäftigte mich eine luftelektrische Laboratoriumsarbeit, welche jedoch zu keinem Resultat führte. In einer theoretischen Arbeit über den Magnetismus der Metalle lieferte ich sodann einen Beitrag zur Erklärung der Abweichungen von den Curie-Langevinschen Gesetzen.28 Im Sommer und Herbst 1912 arbeitete ich an einer neuen Theorie der Dielektrizität, welche von Debye entworfen war und welche ich auf anisotrope Körper ausdehnte; es ergab sich daraus eine neue Auffassung des Schmelzvorgangs, sowie der piezo- und pyroelektrischen Erscheinungen, die mit der Erfahrung in gutem Einklang steht. Ich lege diese Arbeit als Habilitationsschrift vor.29 Im Winter 1912 lieferte ich einen Beitrag zu dem Problem der atmosphärischen Gamma-Strahlung, das insbesondere durch die Ballonmessungen von V. F. Hess in den Vordergrund des Interesses getreten ist.30 6 Auf Boltzmanns Spuren Als Schrödinger sein Studium an der Universität in Wien aufnahm, war am 5. September 1906 der berühmte Ludwig Boltzmann unter tragischen Umständen in Duino bei Triest aus dem Leben geschieden. Noch lange Zeit nach dieser Tat war die Atmosphäre des Wiener Institutes von dem Geiste dieses großen Gelehrten durchdrungen. Wie stark Schrödinger davon betroffen war, lassen seine frühen Arbeiten erkennen, die sich vorwiegend mit der Anwendung der statistischen Methoden auf die molekularphysikalischen Vorgänge befassen. „Als das Interessanteste in der 27 Schrödinger (1910). Diese und die im Folgenden genannten Beilagen wurden von Schrödinger beigefügt. 28 Schrödinger (1912a). Siehe auch den Kommentar zum Brief [001†]. 29 Schrödinger (1912b). 30 Schrödinger (1912c). Angeregt durch Exners luftelektrische Arbeiten hatte Victor Hess im Jahre 1910 mit der Untersuchung des radioaktiven Gehaltes der Atmosphäre begonnen. Entgegen der allgemeinen Auffassung über einen irdischen Ursprung desselben konnte er mit Hilfe mehrerer Freiballonfahrten zeigen, daß die Ionisation der Luft in großen Höhen beträchtlich zunimmt. Er folgerte die Existenz einer durchdringenden außerterrestrischen Strahlung, die er als Ultragammastrahlung bezeichnete. Seine abenteuerlichen Fahrten erregten großes öffentliches Aufsehen und fanden auch in der Tagespresse ihren Niederschlag. Vgl. hierzu Steinmaurer (1962) und Hess’ Darstellung im Jahrbuch des Österreichischen Aero-Clubs 1912, S. 190ff. Auf Boltzmanns Spuren 11 Abb. 4 Fritz Hasenöhrl (1874–1915), dem Schrödinger seine Ausbildung zum theoretischen Physiker verdankte, wirkte seit dem Wintersemester 1907 als Boltzmanns Nachfolger auf dem Lehrstuhl für Theoretische Physik an der Universität Wien. (Aufnahme ca. aus dem Jahre 1914) Physik“, erklärte er in seiner „autobiographischen Notiz“ für das Nobel-Jahrbuch 1933, „erschien mir eigentlich immer die Boltzmannsche Wahrscheinlichkeitstheorie der Thermodynamik und manche ältere Arbeiten in den Wiener Berichten und neuere in den Berliner Berichten knüpfen daran an.“ Schrödingers Verbundenheit mit Boltzmann ging sogar soweit, daß er noch nach Jahrzehnten gegen dessen einstigen Widersacher Ernst Zermelo eine unbewußte Abneigung empfand.31 In seinen mehr für die Öffentlichkeit bestimmten Erinnerungen, die er noch kurz vor seinem Tode aufzeichnete, heißt es andererseits: Nur wenige Monate bevor ich im Herbst 1906 die Wiener Universität bezog, hatte der große 31 Diesen Umstand erwähnte Schrödinger im November 1957 in einer Notiz zu Freuds Psychopathologie des Alltagslebens. (Manuskript aus dem Wiener Schrödinger-Nachlaß.) 12 I Wiener Studienjahre: 1906–1910 Ludwig Boltzmann in Duino sein trauriges Ende gefunden. Die Antrittsvorlesung seines Schülers und Nachfolgers auf dem Lehrstuhl, Fritz Hasenöhrl, im Herbst 1907 ohne Feierlichkeit in dem primitiven Hörsaal des alten Hauses in der Türkenstraße gehalten, erläuterte uns in knappen, klaren und doch begeisterten Worten den Grundgedanken von Boltzmanns Lebensarbeit. Die Schilderung hat mir einen tiefen intellektuellen Eindruck gemacht, von dem sich mein Denken nie wieder getrennt hat, dem in der Physik nichts wichtiger schien als Boltzmanns Erkenntnis, trotz Planck und Einstein. Übrigens zeigen Einsteins Jugendarbeiten (vor 1905), wie fasziniert auch er davon war, der einzige übrigens, der (durch Umkehrung von Boltzmanns S D k ln W ) einen starken Schritt darüber hinaus getan hat.32 Als Schrödinger dann während seines letzten Studienabschnittes Hasenöhrls fünfstündigen Kursus über Wärmelehre und über Optik besuchte, kamen Boltzmanns Ideen nochmals zur Geltung.33 Hasenöhrl hatte damals gerade seine ersten Versuche zu einer Erweiterung der Quantentheorie unternommen, um zu einem theoretischen Verständnis der Atomspektren vorzudringen.34 In diesen als auch in Karl Przibrams Vorlesungen über die neueren Anschauungen über die Konstitution der Materie dürfte Schrödinger zum ersten Mal näheres über die noch sehr umstrittenen Quanten gehört haben. Wie Schrödinger später berichtete, war es mehr ein Zufall, der ihn nach abgeschlossenem Studium veranlaßte, seine langjährige Assistentenzeit in dem experimentell ausgerichteten II. Physikalischen Institut bei Franz Serafin Exner anzutreten.35 Als österreichischer Maturant konnte man den Militärdienst bis zum Studienabschluß verschieben. Von dieser Möglichkeit machte Schrödinger Gebrauch, so daß er erst nach seiner im Mai 1910 erfolgten Promotion zum aktiven Dienst als Einjährig-Freiwilliger auf eigene Kosten einberufen wurde.36 Als er dann am 30. September des folgenden Jahres als Feuerwerker in die Reserve versetzt wurde, war die ihm erwünschte Assistentenstelle am Institut für theoretische Physik bei Boltzmanns Nachfolger Fritz Hasenöhrl bereits an Hans Thirring vergeben. Wie Schrödinger später bemerkte, mußte er sich deshalb mit einer Anstellung in dem Exnerschen Experimentalinstitut begnügen. Doch solche Aussagen über weit zurückliegende Ereignisse sind mit Vorbehalten aufzunehmen; im frühen 20. Jahrhundert war das Ansehen der theoretischen Physik 32 Schrödinger [1985, S. 15]. Vgl. hierzu auch den Kommentar in The Collected Papers of Albert Einstein, Band 2, S. 139. 33 Ibid., [1985, S. 30]. 34 Hasenöhrl (1911a, b) hatte bereits im September 1911 während der Naturforscherversammlung in Karlsruhe eine Erweiterung der statistischen Mechanik im Sinne der Quantentheorie vorgeschlagen und versucht, auf diese Weise die Balmersche Spektralformel zu gewinnen. Diese Ansätze wurden 1912 von seinem Schüler Karl Ferdinand Herzfeld fortgeführt, indem er – noch vor Bohr – ein bemerkenswertes quantentheoretisches Modell entwarf, das die Balmerssche Wasserstoffserie aussendet. In einem Sonderdruck dieser Veröffentlichung befand sich ein eingelegter Zettel mit Berechnungen, die Schrödinger zu diesem Modell ausgeführt hat {vgl. hierzu von Meyenn (1984, S. 89)}. 35 Vgl. Schrödinger [1985, S. 17]. 36 Vgl. hierzu die Angaben bei Kerber et al. [1987, S. 31f.].