Deutsch perfekt im Unterricht Spezial
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Deutsch perfekt im Unterricht Spezial
Übungen und Ideen für den DaF-Unterricht SPEZIAL MINUTEN AKTIVITÄTEN 80 Grammatik: Negation H ZUM TEXT SEITE Anders einkaufen 3/2015 30 - 32 3/2015 60 Sprechen: Flirten Liebe gesucht 45 - 60 Grammatik: Perfekt; Schreiben: Wasser, Wind und deins! 80 - 90 Lesen, Wortschatz: Reiten die Welt Glück auf vier 5/2015 deins! 60 - 75 Sprechen: Musiker Beinen Deutsch-Boom in 8/2015 9/2015 den Charts Autoreifen aus 60 - 64 10/2015 Pflanzen 28 - 32 34 - 38 H den eigenen Tagesablauf beschreiben H H 60 - 75 Wortschatz, Schreiben: Erfindungen auf Stufe A2 des GER H auf Stufe B1 des GER auf den Stufen B2 bis C2 des GER GER = Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen Deutsch perfekt im Unterricht ist ein kostenloser Service für Deutsch-perfekt-Abonnenten in Lehrberufen. Deutsch perfekt erhalten Sie im Sammelbezug für Ihre Kursteilnehmer mit einem besonders attraktiven Mengenrabatt. Informationen: Spotlight Verlag GmbH, Abteilung Schulmedien Postfach 1565, 82144 Planegg/Deutschland Tel. + 49 (0) 89/8 56 81 - 150 Deutsch perfekt im Unterricht erscheint Fax: + 49 (0) 89/8 56 81 - 159 monatlich und bezieht sich auf die jeweils E-Mail: lehrer@spotlight-verlag.de aktuelle Ausgabe von Deutsch perfekt. www.deutsch-perfekt.com mit Kopiervorlage(n) H Hausaufgabe TN = Teilnehmer S = Schüler © 2016 Spotlight Verlag, auch für alle genannten Mitarbeiter herausgeber und verlagsleiter dr. wolfgang stock chefredakteur jörg walser autor dr. martin fischer redaktion barbara duckstein (in elternzeit), katharina heydenreich, claudia may (in elternzeit), cornelia osterbrauck, judith rothenbusch (bildredaktion), janina schalkhausser, anna schmid, sabine weiser redaktionelle mitarbeit anne wichmann gestaltung georg lechner anzeigenleitung axel zettler fotos blende 11 fotografen (s. 1); jendrik Schröder (S. 2); kus-projekt (s. 5); istock/thinkstock (s. 6) druck rotaplan, 93057 regensburg Liebe Kursleiterinnen und Kursleiter, liebe Lehrerinnen und Lehrer, uns ist es wichtig, es Ihnen so einfach wie möglich zu machen, Deutsch perfekt als aktuelles Medium in Ihrem Unterricht ein setzen zu können. Zu jeder Ausgabe Ihres Sprachmagazins bieten wir Ihnen deswegen das kostenlose Deutsch perfekt im Unterricht an. Es soll Ihnen die Unterrichtsvorbereitung er leichtern und interessante Anregungen für Ihre Berufspraxis geben. Mit Deutsch perfekt bedie nen wir unterschiedliche Zielgruppen: Lerner mit A2-Kenntnissen ebenso wie Fortgeschrittene auf B2 oder gar C1. Erwachsene Lerner, aber auch Schüler, für die wir die Heftbeilage deins! entwickelt haben. Und natürlich: DaF- und DaZ-Profis wie Sie, die Deutsch perfekt deshalb auch problemlos in den unter schiedlichsten Gruppen einsetzen können. In dieser Sonderausgabe von Deutsch perfekt im Unterricht präsentieren wir Ihnen einen Querschnitt unseres Schaffens. Probieren Sie es aus – ich wünsche Ihnen viel Freude damit! Jörg Walser Chefredakteur SPEZIAL Anders einkaufen Grammatik: Negation Niveau: B1 Minuten: 80 Material: Text „Kommt nicht in die Tüte”, Kopiervorlage (unten) > Fragen Sie zur Vorentlastung: „Kann man Reis, Nudeln oder Milch ohne Verpackung verkaufen?“ Erstellen Sie aus den Antworten der TN ein Tafelbild: Produkte, die man gut ohne Verpackung verkaufen bzw. kaufen könnte, und andere, bei denen es nicht möglich ist. > Die TN lesen den Text still und vergleichen den Inhalt im Anschluss mit ihren Vermutungen. An welche Probleme hatten sie vielleicht gar nicht gedacht? Würden sie auch gern in diesem Laden einkaufen oder nicht? > Wiederholen Sie mit den TN die Negation mit „nicht“ und „kein“. Sammeln Sie Beispiele an der Tafel. (Mit „nicht“ kann man Sätze oder Satzteile verneinen. Es steht dabei möglichst weit am Satzende. Mit „kein/keine“ negiert man ein Nomen.) > Erinnern Sie auch an andere Möglichkeiten der Negation mit „ohne“ oder mit der Vorsilbe „un-“, und sammeln Sie Beispiele an der Tafel. Teilen Sie dann die Kopiervorlage aus, und lassen Sie die TN die Aufgabe 1 lösen. > Bitten Sie die TN, den Text „Anders einkaufen“ noch einmal aufmerksam zu lesen und Sätze mit verschiedenen Formen der Negation herauszusuchen. Die TN können dabei allein, in Paaren oder Gruppen arbeiten. Vergleichen Sie das Ergebnis der Suche mit allen gemeinsam und kommentieren Sie die verschiedenen Möglichkeiten, etwas zu negieren. > Hausaufgabe: Die TN lösen Aufgabe 2 der Kopiervorlage und überprüfen damit, ob sie das Prinzip verstanden haben. In der nächsten Stunde Kontrolle im Plenum. Übungen zum Einkaufswortschatz finden Sie in Deutsch perfekt 3/2015 auf Seite 39, Hörtexte und Übungen auf Deutsch perfekt Audio 3/2015, Track 12, 17 - 19. Kopiervorlage Anders einkaufen 1. Verbinden Sie: Welche Ausdrücke bedeuten das Gleiche? 1.unverpackt 2. nicht sehr groß 3. nicht einmal zwei Tage 4. nicht alle 5. nicht sofort a)klein b) nur manche c) weniger als zwei Tage d) mit der Zeit e) nicht verpackt 2. Ergänzen Sie: „nicht“ oder „kein/keine“? Im Supermarkt „original unverpackt“ in Berlin gibt es fast ______________ (1) Verpackungen. Das Angebot ist ______________ (2) sehr groß, weil manche Waren ______________ (3) ohne Verpackung geliefert werden können. Toilettenpapier oder Sojamilch kann man dort zum Beispiel ______________ (4) kaufen. Aber wer ______________ (5) Flasche dabei hat, bekommt eine im Laden. Als Milena Glimbovski und Sara Wolf mit ihrem Projekt begannen, hatten sie an viele Aufgaben gar ______________ (6) gedacht. Außerdem hatten sie ______________ (7) genug Geld. Doch das war ______________ (8) Problem: Viele Leute haben ihnen geholfen. Lösung: 1. 1. e; 2. a; 3. c; 4. b; 5. d 2. 1. keine; 2. nicht; 3. nicht; 4. nicht; 5. keine; 6. nicht; 7. nicht; 8. kein 2 SPEZIAL Liebe gesucht Sprechen: Flirten Niveau: Minuten: Material: B1 60 Text „Liebe gesucht“, Kopiervorlage (unten) > Schreiben Sie das Wort „Flirt“ an die Tafel, und lassen Sie es von den TN definieren. Fragen Sie dann: „Wer von euch/ Ihnen flirtet gern?“ Je nach den Herkunftsländern Ihrer TN können Sie auch fragen, ob Flirten dort gebräuchlich ist oder eher nicht. Schließlich fragen Sie, was die TN in dieser Hinsicht von den Deutschen denken. > Die TN lesen den Text der Seiten 34 - 38 (ohne die grauen Kästen) und kommentieren den Inhalt dann gemeinsam im Plenum. Klären Sie auch unbekanntes Vokabular. > Mit den Karten der Kopiervorlage bereiten die TN in Paaren Flirtstrategien vor. Sie sprechen darüber, welche Sätze sie gut finden, welche nicht und wie sie reagieren würden. Geben Sie maximal zehn Minuten Zeit. Bieten Sie sich selbst als Partner an, falls die Zahl der TN ungerade ist. > Mischen Sie dann die Partner: Niemand arbeitet mit dem Partner der ersten Runde zusammen! Die neuen Paare lernen sich kennen und „flirten“ miteinander. Sie entscheiden selbst, wer beginnt und wer jeweils eine weibliche oder männliche Rolle spielen möchte. Je weiter die Rolle von der Realität entfernt ist, desto leichter wird ihnen das Spiel fallen. > Die TN können die Redemittel der Rollenkarten natürlich durch eigene Sätze ergänzen. Auf jeden Fall gilt, was die Flirttrainerin Helli Schümmer im Interview sagt: „Nimm das Flirten nicht zu ernst, sieh es als Spiel.“ Kopiervorlage Liebe gesucht 3 In Zug, Bus oder U-Bahn Im Café Entschuldigung, weißt du, wie spät es ist? Ist der Platz noch frei? Warst du schon mal in Hamburg? Fährst du durch, oder musst du irgendwo umsteigen? Darf ich mich zu dir setzen? Ist bei dir noch frei, oder wartest du auf jemanden? Hallo, wir sind doch im gleichen Seminar! Hast du Lust/Zeit, einen Kaffee mit mir zu trinken? Komplimente machen Sich verabreden Du hast sehr schöne Augen. Du siehst heute wirklich klasse aus! Das Kleid steht dir wirklich gut! Dieses Hemd steht dir echt gut. Dein Lachen ist wunderbar. Hast du heute Abend schon was vor? Hast du schon den neuen Film mit … gesehen? Ich würde dich gern zum Essen einladen! Ich gehe zu einer Party – willst du mitkommen? Ich kenne eine super Bar. Wollen wir mal zusammen hingehen? Sich näherkommen Sagen, dass man jemanden mag Darf ich dich nach Hause begleiten? Willst du noch auf einen Kaffee mit reinkommen? Ich würde dich gern wiedersehen! Kann ich dich bald mal anrufen? Lass uns doch bald mal wieder etwas ausmachen. Ich würde mich freuen! Schön, dich zu sehen. Ich fühle mich wohl bei dir. Ich liebe dich! Ich habe dich lieb. Ich habe dich gern. Ich bin froh, dass es dich gibt. Negativ reagieren Positiv reagieren Tut mir leid, ich habe keine Zeit. Ich muss los, tschüss! Meinst du mich? d Lass mich in Ruhe meinen Kaffee trinken! Tut mir leid, aber ich bin nicht interessiert. Findest du?! Das ist aber nett von dir. Ja, gern! Natürlich, ich komme gern mit. Ich wollte dich auch schon lange ansprechen. SPEZIAL Wasser, Wind und die Welt Grammatik: Perfekt; Schreiben: den eigenen Tagesablauf beschreiben Niveau: A2 Minuten: 45 - 60 Material: Text „Wasser, Wind und die Welt“, Kopien von Kopiervorlage (Seite 5) > Zeigen Sie den S zuerst nur die Doppelseite 2 - 3 von deins!, und fragen Sie: „Was kann man auf so einem Schiff machen?“ Wahrscheinlich wird kaum jemand auf die Idee kommen, dass man dort auch zur Schule gehen kann. Sie geben dies als Information und machen so auf den Text neugierig. > Die S lesen den Text, der durch Zwischenüberschriften in sieben Abschnitte und drei Kästen gegliedert ist. Je nach Anzahl der S können alle den gesamten Text lesen oder auch jeweils eine kleine Gruppe je einen der Abschnitte, den sie dann für die Klasse zusammenfasst. Alle gemeinsam kommentieren, was auf dem Schiff anders ist als in einer normalen Schule. > Im Text berichten die Schüler darüber, was sie den Tag über auf dem Schulschiff machen. Teilen Sie den S die Kopiervorlage aus, auf der Verbformen im Perfekt aus dem Text ergänzt werden müssen. Die S lösen die Aufgabe. Kontrolle im Plenum. > Hausaufgabe: Die S schreiben zehn Sätze zum Thema „Was habe ich heute gemacht?“. > Erweiterung: Sehr zu empfehlen, wenn es um Schule in anderer Form bzw. in anderen Ländern geht, ist der Film Auf dem Schulweg von Pascal Plisson (Frankreich, 2013). Glück auf vier Beinen Lesen, Wortschatz: Reiten Niveau: A2 Minuten: 80 - 90 Material: Text „Glück auf vier Beinen“, große Bögen Papier, Kopien von Kopiervorlage (Seite 6), evtl. Wörterbücher > Der Text besteht aus acht Textabschnitten, fünf Themenkästen und einem Interview. Teilen Sie die Klasse je > > > > > 4 nach Größe in Gruppen von zwei oder mehr S ein. Jede Gruppe liest 1 - 2 Abschnitte und benutzt dabei ein Wörterbuch. Im Plenum trägt jede Gruppe den Inhalt ihres Abschnitts vor. Bilden Sie anschließend neue Gruppen. Die S ordnen die Wörter aus dem Text nach Sachgebieten, z. B. „das Pferd“, „der Sport“, „der Stall“ und notieren die Wörter auf den Papierbögen. Dabei können sie auch Zeichnungen zur Veranschaulichung erstellen. Im Anschluss daran werden die einzelnen Poster aufgehängt und im Plenum kommentiert. Teilen Sie die Kopiervorlage aus, und geben Sie den S zehn Minuten Zeit, Informationen über eine Sportart zu sammeln, in der sie aktiv sind oder die sie besonders interessiert. Wer möchte, stellt danach seine Sportart zuerst pantomimisch dar, und die Mitschüler raten, um welche Disziplin es sich handelt. Danach stellen alle Fragen zu der Sportart, und der „Experte“ antwortet. Wenn Sie die ausgefüllten Steckbriefe kopieren und zusammenstellen, erhalten die S eine Übersicht zu den verschiedenen Sportarten. Variante: Steht nicht ausreichend Zeit zur Verfügung, füllen die S die Kopiervorlage zu Hause aus und stellen sie in der nächsten Stunde vor. Hausaufgabe: Als Hausaufgabe schreiben die S einen kurzen Aufsatz über einen Sport, den sie gemacht haben, noch machen oder den sie interessant finden. SPEZIAL Kopiervorlage Wasser, Wind und die Welt 1. Lies die Regel zum Perfekt: Für die meisten Verben funktioniert das Perfekt mit „haben“. Mit „sein“ funktionieren im Perfekt Verben wie „kommen“ oder „gehen“, die bedeuten, dass etwas oder jemand von einem Ort an einen anderen geht oder fährt. Auch das Verb „werden“ funktioniert im Perfekt mit „sein“. 2. Ergänze jetzt die Verben im Perfekt in der passenden Form: „haben“ oder „sein“ und Partizip II. Achtung bei unregelmäßigen Formen. 1. Alle Schüler auf der Thor Heyerdahl waren seekrank, erzählt Sammy: „Wir _______________ Zwieback _______________ (bekommen) und viel _______________ (schlafen).“ 2. „Aber dann _______________ sich die Schüler an das Schiff _______________ (gewöhnen) und auch das Heimweh _______________ _______________ (aufhören)“, erzählt Tobias. 3. Aber er _______________ seine Freundin _______________ (vermissen), denn er _______________ sie vorher jede Woche _______________ (sehen). 4. Jannik Rathke _______________ auf dem Schiff Sørlandet über das Meer _______________ (reisen). 5. Eine Firma _______________ seine Reise _______________ (organisieren); sie _______________ in Kanada _______________ (beginnen). 6. Von dort _______________ das Schiff über den Atlantik, in die Karibik und nach Frankreich und Norwegen _______________ (fahren). 7. Auf dem Schiff _______________ er _______________ (lernen), mit vielen Menschen zusammenzuleben, wenig Platz zu haben und zusammenzuarbeiten. 8. Aber nicht alle Leute _______________ auf dem Schiff gleich viel _______________ (helfen). 9. Die Reise _______________ ihn _______________ (verändern): Er _______________ zufriedener _______________ (werden). 2. 1. haben … bekommen, geschlafen; 2. haben … gewöhnt, hat aufgehört; 3. hat … vermisst, hat … gesehen; 4. ist … gereist; 5. hat … organisiert, hat … begonnen; 6. ist … gefahren; 7. hat … gelernt; 8. haben … geholfen; 9. hat … verändert, ist … geworden 5 SPEZIAL Kopiervorlage Glück auf vier Beinen SPORT: Man macht diesen Sport allein zu zweit in der Gruppe ____________ drinnen draußen im Wasser ____________ Was man dazu braucht: Was man macht: / Wie man gewinnt: Was man nicht machen darf/soll: So lange dauert es: ____ Minuten Was man sonst noch wissen muss: Bekannte Sportler in diesem Sport: 6 so lange, wie man will SPEZIAL Deutsch-Boom in den Charts Sprechen: Musiker Niveau: B2 - C2 Minuten: 60 - 75 Material: Text „Deutsch-Boom in den Charts“, evtl. Internetanschluss bzw. Wiedergabemöglichkeit von Musik der im Text genannten Interpreten > Beginnen Sie mit der Frage: „Wer von Ihnen hört deutsche Musik?“ Je nach Alter und Zusammensetzung des Kurses kann es hier sehr große Unterschiede geben. Sammeln Sie die Antworten zunächst ungeordnet an der > > > > Tafel, und bitten Sie dann die TN, die genannten Interpreten selbst in musikalische Kategorien einzuordnen, was nicht immer ganz einfach ist. Lassen Sie die TN nun die Texte der Seiten 60 - 64 lesen. Sprechen Sie anschließend gemeinsam im Plenum über den Inhalt und die wichtigsten Aussagen des Textes. Wenn Sie die Möglichkeit dazu haben, spielen Sie Stücke von einigen der vorgestellten Musiker an. Fragen Sie dann: „Hört die Autorin gerne die Lieder von Helene Fischer?“ Um diese Frage beantworten zu können, lesen sich die TN ggf. noch einmal den zweiten und dritten Absatz des Fließtextes auf S. 64 durch: Bestimmte Begriffe lassen die Meinung der Autorin erkennen (z. B. seicht, Herzschmerz-Arien, Marketingmaschinerie). Nehmen Sie ihre Kritik zum Anlass für eine Diskussion im Kurs darüber, wie kommerziell ein Musiker sein darf, kann oder sogar sein muss, um bestehen zu können. Erweiterung: Besprechen Sie bei Interesse oder auf Vorschlag der TN Texte ausgewählter Interpreten. Hausaufgabe: Jeder TN schreibt, je nach Vorliebe, einen romantischen Liedtext, eine Rockballade, einen Schlager (auch ironisch), einen Rap usw. Musikalisch Begabte können ihren Text natürlich auch vertonen! Autoreifen aus Pflanzen Wortschatz, Schreiben: Erfindungen ny 3 L öwenzahn kennt in Deutschland jedes Kind: Die Pflanze wächst an jedem Wegrand, im April blüht sie gelb. Ein paar Wochen später, wenn sich die Samen ent- in ma ativ e Seite Ma Made in Germany de in Ger ov D e eu M a d n tsch n lands i wickelt haben, trägt der Wind die „Pusteblume“ über Wiesen und Felder. Aus den Blättern kann man Salat machen, aus der Blüte stellen Bienen Löwenzahnhonig her. Dass aus den Wurzeln bald Autoreifen entstehen sollen, ist neu, aber schon fast Realität. Seit mehr als sechs Jahren forschen Dirk Prüfer und sein Kollege Christian Schulze Gronover an der Außenstelle des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie (IME) in Münster daran, wie man aus Löwenzahn Naturkautschuk herstellen kann. In ihrem Die Fraunhofer-Gesellschaft ist die größte Organisation ihrer Art in Europa. Labor in dem roten Backsteingebäude der Universität, in der Nähe des Münsteraner Schlosses, wird gerade geerntet: Eine Mitarbeiterin schneidet sorgfältig die Wurzeln der Löwenzahnpflanze ab und gefriert sie In ein paar Jahren könnte Naturkautschuk aus in Europa typischen Pflanzen normal sein. Am Fraunhofer-Institut in Münster wird daran gearbeitet – es ist eines von vielen Erfolgsbeispielen, wie Fraunhofer-Forscher in Kooperation mit der Wirtschaft innovative Ideen entwickeln. Carolin Jenkner hat das Kautschuk-Labor besucht. 28 10/15 FOTO: DIRK MAHLER/FRAUNHOFER Grünes Labor Christian Schulze Gronover (links) und Dirk Prüfer von Fraunhofer mit Carla Recker von Continental in Münster Autoreifen aus Pflanzen in flüssigem Stickstoff, eine tägliche Routinearbeit im Labor. Schon vor fast 100 Jahren haben Forscher versucht, aus Löwenzahn Kautschuk herzustellen. Aber die Versuche haben nie wirklich geklappt. Für die Wirtschaft ist es aber sehr wichtig, endlich Alterna- % Die Fraunhofer-Gesellschaft Die Fraunhofer-Gesellschaft ist mit ihren 66 Instituten und Forschungseinrichtungen in Deutschland die größte Organisation für angewandte Forschung in Europa. Ihren Namen hat sie von dem Münchener Joseph von Fraunhofer (1787 - 1826), der Wissenschaftler, Erfinder und Unternehmer war. Seine Idee, die Forschung für die Wirtschaft und für die Menschen konkret anwendbar zu machen, ist noch immer das Prinzip der Gesellschaft. 1949 wurde sie gegründet, am Anfang mit nur drei Mitarbeitern. Inzwischen arbeiten 24 000 Mitarbeiter für sie. Zusammen kommen sie auf ein Forschungsvolumen von zwei Milliarden Euro im Jahr. Zu 30 Prozent werden die Institute staatlich finanziert. Die übrigen 70 10/15 Prozent bekommen sie durch Aufträge von Firmen und durch öffentlich finanzierte Forschungsprojekte. Das ermöglicht auch kleinen Unternehmen ohne eigene Forschungsabteilung, innovative Ideen zu entwickeln. Im Zentrum der Forschung stehen die Bedürfnisse des Menschen in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit, Kommunikation, Mobilität, Energie und Umwelt. Die meisten Mitarbeiter arbeiten im Bereich Ingenieur- und Naturwissenschaften. Die Gesellschaft gehört zu den wichtigsten Patentanmeldern in Deutschland. So haben die Institute im Jahr 2014 zum Beispiel 831 Erfindungen gemacht. Im Durchschnitt registriert Fraunhofer mehr als zwei Patentanmeldungen pro Werktag. die Art, -en der Wegrand, ¿er der Samen, - hier: Kategorie äußerer Teil eines Weges ≈ harte, kleine Frucht, die eine Pflanze produziert und aus der neue Pflanzen derselben Art wachsen können die Pusteblume, runde, grauweiße Löwen-n zahnblume nach der Blüte, deren Samen Kinder gerne in die Luft pusten (pusten m hier: mit dem Mund auf etwas blasen) die Biene, -n Insekt, das Honig produziert die W¢rzel, -n Teil einer Pflanze, der unter der Erde wächst die Außenstelle, Abteilung einer Institution, -n die außerhalb der Zentrale liegt die [ngewandte Forschung im Bereich ÖkoloÖkologie gie, deren Ergebnisse für die Praxis nützlich sein sollen das B„ckstein- Gebäude aus roten, gebranngebäude, ten Steinen s¶rgfältig sehr genau gefrieren bei sehr niedriger Temperatur konservieren fl•ssig wie Wasser; ↔ fest der St“ckstoff farbloses Gas, das nicht riecht; N2 Diesen Text können Sie mit einem Premium-Abo hören: www.deutsch-perfekt.com/service die F¶rschungs- Institution, an der geforscht wird einrichtung, -en die „ngewandte Forschung, deren Ergebnisse für die F¶rschung Praxis nützlich sein sollen der UnternehBesitzer und oft auch Leiter einer Firma mer, „nwendbar geeignet für die Benutzung im konkreten Fall das F¶rschungs- Betrag, der für Forschung ausgegeben volumen wird das Bed•rfnis, ≈ Wunsch -se die Naturwissen- z. B. Chemie, Biologie, Physik schaften der Pat¡ntInstitution oder Firma, die ein Patent anmelder, anmeldet (das Pat¡nt, -e Recht, eine Erfindung als Einziger zu verkaufen) der W¡rktag, -e Montag bis Samstag Niveau: B2 - C2 Minuten: 60 - 75 Material: Text „Autoreifen aus Pflanzen“ 29 > Die TN lesen den Haupttext der Seiten 28 - 32 und besprechen anschließend gemeinsam im Plenum > > > > 7 den Inhalt. Dann lesen zwei oder drei TN jeweils einen der sechs Kurztexte zu weiteren Erfindungen und zur Fraunhofer-Gesellschaft. Sie fassen den Inhalt „ihres“ Textes anschließend kurz für die anderen TN zusammen. Nun schließt sich ein Meinungsaustausch im Plenum an. Fragen Sie die TN: „Welche Erfindungen kannten Sie schon?“, „Welche Erfindung halten Sie für besonders wichtig? Warum?“ Bitten Sie die TN, allein oder zu zweit Wörter aus den Texten zu Assoziogrammen zusammenzustellen. Geben Sie dazu mögliche Oberbegriffe oder Kategorien vor: Aktivitäten, Verfahren, Techniken, wissenschaftliche Ausdrücke, Wortschatz der Ökologie, der Wirtschaft usw. Die TN finden sich zu Gruppen zusammen, um ihre Assoziogramme zu vergleichen und zu ergänzen. Die TN können die Assoziogramme auch auf einem Poster oder auf Folie präsentieren. Der auf diese Weise systematisierte Wortschatz dient den TN als Hilfe beim Verfassen eigener Texte. Hausaufgabe: Jeder TN schreibt einen Text über eine Erfindung, die er für erforderlich bzw. sinnvoll hält, und nutzt dabei den Wortschatz der zuvor erarbeiteten Assoziogramme. M Kommt nicht in die Tüte Ein kleiner Supermarkt in Berlin versucht das Unmögliche. Er verkauft Lebensmittel nur noch ohne Wegwerfverpackung. Barbara Kerbel wollte wissen: Funktioniert die Idee? ilena Glimbovski muss kurz lachen, als sie an der Kasse den Wunsch des Kunden hört. Er hat eine wiederverwendbare Glasflasche gekauft – und braucht nun eine Tüte für den Transport. „Man kann sich nicht sofort ganz umstellen“, sagt der Mann entschuldigend und lacht auch. Glimbovski gibt ihm eine Tüte – selbstverständlich aus Papier. Tüten aus Papier und Stofftaschen in verschiedenen Größen: Das sind die Ausnahmen. Plastiktüten, Folien, Kunststoffverpackungen, Wegwerfdosen: Das alles gibt es nicht im „original unverpackt“. Der kleine Laden in Berlin-Kreuzberg ist nämlich der erste Supermarkt ohne Verpackung in Berlin. Im September 2014 hat Glimbovski mit ihrer Partnerin Sara Wolf das Geschäft eröffnet. Seit dieser Zeit hat sie kaum eine ruhige Minute. „Es kommt mir vor, als sei es erst gestern gewesen“, sagt sie und lacht. „Die Resonanz hat uns völlig überwältigt.“ Ein Laden ganz ohne Verpackung?! So, wie es aussieht, war die ganze Welt neugierig. Schon vor der Eröffnung kamen Journalisten von überall her in die Wiener Straße, um sich die Idee erklären zu lassen. Und seit der Eröffnung kommen die Kunden – sehr viele Kunden. Vor allem am Samstag ist der Laden oft extrem voll. K¶mmt n“cht “n die Tüte wiederverwendbar 30 zum ersten Mal öffnen hier: Ich meine, dass es erst gestern gewesen ist. hier: Reaktion; Interesse komplett; ganz hier: so, dass man intensive Emotionen fühlt 3/15 FOTO: JENDRIK SCHRÖDER s“ch ¢mstellen die Ausnahme, -n die Folie, -n die K¢nststoffverpackung, -en erœffnen ]s k¶mmt mir vor, „ls sei es erst g¡stern gewesen. die Reson„nz, -en vœllig überwæltigt Wortspiel mit: Das kommt nicht in die Tüte! ≈ m Das machen wir nicht! / Das lehnen wir ab! so, dass man etwas ein zweites Mal verwenden kann hier: anders denken; sich ändern ↔ Regel hier: sehr dünnes Material aus Plastik Verpackung, z. B. aus Plastik, Nylon … Anders einkaufen An diesem grauen, kalten Montagnachmittag ist es ruhig. Draußen prasselt der Regen auf die Straßen. Drinnen hat Glimbovski den Lautsprecher ihres iPhones laut gestellt. Musik ist in dem Raum mit den glänzend gemusterten Kacheln zu hören. Alle paar Minuten geht die Tür auf, und ein Kunde schaut herein. Viele kommen zum ersten Mal und sind vor allem neugierig. Er hat über den Laden gelesen und will sich die Idee mal anschauen, sagt ein Mann auf Englisch. Er macht einen kurzen Rundgang, lobt die Idee und geht, ohne etwas zu kaufen. Eine junge Frau füllt sich Flüssigwaschmittel aus einem großen Kanister in eine Flasche, die sie mitgebracht hat. Eine andere blättert im Bücherregal durch Bücher über vegane Ernährung und ein Leben ohne Plastik. Wer im Supermarkt ohne Verpackung einkaufen will, muss sich vorbereiten. Am besten, man bringt Dosen, Gläser und Flaschen zum Füllen von zu Hause mit. Vor dem Einkaufen stellt man diese auf die Waage. Das Gewicht der Verpackung wird auf ein kleines Schild gedruckt – und der Verkäufer an der Kasse weiß später, wie viel Gramm er von der gewogenen Ware abziehen muss. Wer keine Behälter dabei hat, kann im Laden kleine Stoffund Papiertüten, Gläser und Flaschen zum Füllen kaufen. Sind die Behälter gewogen, kann der Einkauf beginnen. Alle Waren stecken in großen Behältern aus Glas oder Metall. Aus denen kann sich jeder so viel nehmen, wie er braucht. Das Angebot ist nicht sehr groß. Aber es gibt von allem etwas und von vielem auch Varianten: neun Sorten Reis, mehr als zehn Sorten Nudeln, rund 20 Gewürze in runden Gläsern, alle Arten Nüsse, bunte Süßigkeiten, Sojasoße, Essig, Öl, Kaffeebohnen, Eier, Weißwein – und Wodka, der aus Berlin kommt. Es gibt Cremes in großen Behältern, Seifenstücke, Bambuszahnbürsten, Spülmittel, Waschpulver und Putzmittel. Im vorderen Teil des Ladens gibt es eine Theke mit frischem Obst und Gemüse, Brot und Backwaren und einen Kühlschrank mit Joghurt und Tofu in Pfandgläsern. Jeden Samstag baut ein Berliner Käsehersteller eine kleine Käsetheke auf. Mehr als 3/15 350 Produkte sind schon im Warenangebot – und das meiste ist bio. In den nächsten Monaten soll das Angebot mit bis zu 600 Produkten größer werden. Milena Glimbovski steht mit aufgeklapptem Laptop hinter dem Tresen. Ruhig erklärt sie jedem Kunden, wie der Einkauf im „original unverpackt“ funktioniert. Während sie das tut, schreibt die 24-Jährige an ihrem Computer. Sie muss zurzeit so viele Dinge gleichzeitig erledigen, dass sie für Interviews eigentlich gar keine Zeit mehr hat: am Dienstplan arbeiten, Stellenbewerbungen lesen, Ware bestellen, nach neuen Produkten für das Warenangebot suchen, mit Leuten sprechen, die sich für Franchise interessieren. Ein eigener Laden ist sehr viel Arbeit – das merken sie und ihre Partnerin nun im Alltag. Aber die beiden haben ein festes Ziel: Ihre Idee soll Nachahmer finden. Früher hat sich Glimbovski oft geärgert, wenn sie einkaufen war. „Ich bin immer in den normalen Supermarkt gegangen, weil der gleich bei mir nebenan war“, erzählt sie. „Alles dort gab es nur verpackt, das meiste in Plastik. Aber auch im Bioladen ist vieles schon fertig abgepackt.“ Jahrelang ärgerte sie sich über den vielen Müll – und dachte über eine Idee nach: Es müsste einen Laden ganz ohne Verpackung geben. An einem Abend im Herbst 2012 saß Glimbovski mit ihrer Freundin Sara Wolf zusammen, sie tranken Wein. Beide kannten sich von der Arbeit in einer Werbeagentur: Glimbovski arbeitete als Grafikerin, Wolf in der Geschäftsentwicklung. Glimbovski erzählte von ihrer Idee – und ihre Freundin fand sie toll. Sie entschieden: Wir machen uns mit dieser Idee selbstständig. Zwei Jahre dauerte die Planung. An viele Fragen und Aufgaben hatten sie vorher gar nicht gedacht. „Gut, dass wir nicht aus der Lebensmittelbranche kamen“, sagt Glimbovski und lacht. Das hätte sie vielleicht abgeschreckt. „So haben wir uns eingearbeitet und einen Schritt nach dem anderen abgearbeitet.“ Schnell sammelten sie ein Team um sich. Eine Angestellte % pr„sseln glænzend gem¢stert die K„chel, -n „lle paar Minuten das Fl•ssigwaschmittel, der Kan“ster, blættern ≈ Laute machen wie sehr schnelles Klopfen so, dass es glatt ist und das Licht reflektiert mit einer Kombination von Formen und Farben kleines, flaches Stück, meistens aus Keramik oder Stein, an der Wand oder am Fußboden ≈ in einem Intervall von wenigen Minuten Waschmittel ähnlich wie Wasser ≈ kleiner Container eine Seite nach der anderen kurz ansehen die Waage, -n Gerät, das das Gewicht anzeigt „bziehen hier: durch Rechnen wegnehmen der Behælter, z. B. Dose, Flasche, Container die K„ffeebohne/Kaf- kleine, harte Frucht des Kaffeefeebohne, -n baums die B„mbuszahnbürs- kleiner Gegenstand zum Zähnete, -n putzen aus Bambus das W„schpulver, trockene Waschmittelsubstanz die Theke, -n hier: ≈ Tisch, wo Waren verkauft werden das Pf„ndglas, ¿er Glas, für das man beim Kauf eine Extrageldsumme bezahlt. Man bekommt sie zurück, wenn man das Glas zurückgibt. aufbauen hier: an einen speziellen Platz stellen bio ökologisch hergestellt aufgeklappt hier: so, dass der Bildschirm in vertikaler Position ist der Tresen, hier: Tisch, an dem auch die Kasse steht der Dienstplan, ¿e Plan, der zeigt, wer wann arbeitet f¡st hier: ≈ genau der Nachahmer, Person, die eine Sache oder Person kopiert „bgepackt in spezieller Menge verpackt m•sste Konj. II von: müssen die W¡rbeagentur, -en Firma, die für andere Firmen die Werbung macht die Geschæftsenthier: Planung, wie die wirtschaftwicklung lichen Aktivitäten einer Firma sein oder werden sollen hætte … „bgeschreckt Konj. II der Vergangenheit von: abschrecken = hier: die Motivation für eine Sache nehmen s“ch einarbeiten verstehen, was das Wichtigste in einem speziellen Arbeitsbereich ist der Schr“tt, -e hier: eine Aktion in einer Reihenfolge von Aktionen „barbeiten hier: eine Sache nach der anderen erledigen Keine Verpackung – das heißt für die Produkte auch: kein Marketing. 31 Sara Wolf und Milena Glimbovski (rechts) Beim Wein entschieden sie, sich mit einem Laden selbstständig zu machen Eine Übung zu diesem Text finden Sie auf Seite 44. entw¡rfen die [nforderung, -en die M¡sse, -n der W¡ttbewerb, -e die Gr•nderin, -nen die Geschæftsidee, -n der Sp¡nder, - etwas Neues zeichnen oder planen hier: Regel; Norm hier: Ausstellung, auf der neue Produkte vorgestellt werden ≈ Suche nach den Besten Frau, die etwas startet 32 Manche Produkte sucht man im Warenangebot bis jetzt ohne Erfolg. Es gibt zum Beispiel kein Toilettenpapier, keinen Quark und keine Sojamilch. Denn nicht alle Waren können ohne Verpackung geliefert werden. Und nicht alle Lieferanten nehmen nötige Transportverpackungen zurück. In Fällen dieser Art überlegt sich das Team von „original unverpackt“ schon einmal kreative Lösungen. „Zum Beispiel der Essig, den kriegen wir in so kleinen Plastikkanistern“, sagt Milena Glimbovski. Aus denen bastelt einer der Verkäufer Lampen. 2 Diesen Text können Sie mit einem Premium-Abo hören: www.deutsch-perfekt.com/service Der Kampf gegen den Müll 453 Kilogramm: So viel Hausmüll hat jeder Deutsche im Jahr 2013 im Durchschnitt weggeworfen. Das zeigen Daten des Statistischen Bundesamtes. Weniger als die Hälfte dieser Abfälle wird recycelt – der meiste Müll wird verbrannt. Reste unseres Mülls werden in die ganze Welt gebracht. Bilder von Müllinseln in den Ozeanen schockieren viele Menschen. Immer mehr wollen daran etwas ändern und Müll vermeiden. Die Gründerinnen von „original unverpackt“ liegen mit ihrer Idee voll im Trend. Einkaufen ohne Verpackung – das gibt es nicht nur in Berlin. Das erste Geschäft dieser Art eröffnete 2007 in England. In Berlin gab es schon vor „original unverpackt“ kleinere Geschäfte, die so wenig Verpackungen wie möglich verwenden. In Kiel hat die Französin Marie Delaperrière Anfang 2014 ihr Geschäft „unverpackt“ eröffnet. Und in Wien bietet „Lunzers Maß-Greißlerei“ Waren nach Maß und ohne Verpackung an. das Stat“stische B¢ndesamt verbr¡nnen vermeiden die Gr•nderin, -nen v¶ll “m Tr¡nd liegen erœffnen nach Maß Administration für ganz Deutschland, die Statistiken publiziert durch Feuer kaputt machen hier: nicht machen Frau, die etwas startet m sehr modern sein zum ersten Mal öffnen hier: in der Menge genau passend für den Kunden FOTO: KATHARINA MASSMANN hier: Idee, wie man etwas verkaufen kann Person, die etwas schenkt, um anderen zu helfen kn„pp hier: zu wenig aufrufen offiziell bitten, dass viele Leute ... tun streichen hier: Farbe auf eine Wand malen der M„rkennaName eines bekannten me, -n Produkts der Schr“ftzug, ¿e in charakteristischer Art geschriebenes Wort der |nhaltsstoff, -e Substanz, die in einem Produkt ist der Samen, ≈ harte, kleine Frucht, die eine Pflanze produziert und aus der neue Pflanzen derselben Art wachsen können der Qu„rk weiches Nahrungsmittel aus saurer Milch der Liefer„nt, -en Firma, die etwas liefert der F„ll, ¿e hier: Beispiel kümmerte sich um den Einkauf der Waren. Designstudenten entwarfen das Logo und das Corporate Design des Ladens. Glimbovski und Wolf erledigten alle Arbeiten, die nicht Teil des Marketings waren. Sie suchten Verkaufsräume. Sie kümmerten sich um Verträge, Versicherungen, die Finanzierung und die Anforderungen des Gesundheitsamtes. Sie präsentierten ihre Idee immer wieder auf Messen und anderen Veranstaltungen. Sie gewannen ein paar Wettbewerbe. Und sie blieben über Facebook und Twitter in Kontakt mit ihren Unterstützern – in kürzester Zeit kamen fast 40 000 Facebook-Freunde zusammen. Der Erfolg des Ladens ist auch eine typische Internet-Erfolgsgeschichte. Im Frühling 2014 stellten die Gründerinnen ihre Geschäftsidee im Netz auf eine Crowdfunding-Plattform. 20 000 Euro mussten sie mindestens sammeln, um beginnen zu können, 45 000 Euro war ihr Ziel. Die Resonanz war groß: Die 20 000 Euro waren nach nicht einmal zwei Tagen gesammelt, wenige Tage später waren 45 000 Euro auf dem Konto. Insgesamt gaben die Spender im Netz mehr als 100 000 Euro. Außerdem kam Startkapital von zwei privaten Investoren. Das Netz half den Gründerinnen aber nicht nur beim Geldsammeln. Als sie endlich einen Laden gefunden hatten und die Zeit knapp wurde, riefen sie über Facebook und Twitter zur Mithilfe auf. Und wirklich: Spätabends kamen spontan Helfer vorbei, um beim Streichen zu helfen. In dem 100 Quadratmeter großen Laden ist schnell deutlich zu sehen, was im Vergleich zu anderen Geschäften fehlt: Es gibt keine Markennamen, keine Werbung, keine bunten Schriftzüge. Keine Verpackung – das heißt für die Produkte auch: kein Marketing. Hersteller, Inhaltsstoffe und Preis stehen auf einfachen Schildern an oder neben den Behältern. Die Preise sind ungefähr so hoch wie in Bioläden. Manche Produkte, zum Beispiel Gewürze und die zurzeit sehr populären Chia-Samen, sind aber viel billiger als in anderen Geschäften. „Da merkt man, dass die Kosten für die Verpackung fehlen“, sagt Glimbovski. 3/15 Liebe gesucht Als „flirtfreie Zone“ beschreiben manche Deutschland. Aber ganz so schlimm ist es nicht. Was stimmt: Die Deutschen sind auf der Suche nach der Liebe oft vorsichtig und langsam. Marcel Burkhardt und Viola Granow haben gefragt, welche kulturellen Unterschiede es zu anderen Nationen gibt. Und: Wie geht eigentlich Flirt-Deutsch? D flirtfrei fr¡ch der Typ, -en Ig“tt! get„rnt ohne Flirts ≈ lustig, aber auch provokativ hier: m Mann m hier: ≈ Das riecht nicht gut! hier: so, dass man es ehrlich nicht zeigen möchte læcheln hier: freundlich lachen s“ch trauen keine Angst haben, etwas zu tun „nsprechen hier: versuchen, Kontakt zu bekommen aus dem Bauch m spontan; intuitiv; ohne heraus Nachdenken l¶cker hier: unkompliziert; nicht formell einfach hier: spontan s¡lbst hier: ≈ auch der Kart¶ffel≈ große Tasche aus stabilem sack, ¿e Stoff oder Plastik zum Transport für Kartoffeln; gemeint ist hier: m d weite, nicht elegante Kleidung garantiert hier: sicher auffordern hier: bitten die [bfuhr, -en hier: Ablehnung; deutliches Nein offensiv hier: so, dass man als Erster anspricht Tja … hier: ≈ Also … der W¡lt Bester der Welt meister, beschæftigen hier: ein wichtiges Thema sein für 34 ie Deutschen flirten diskret? Wer Carolina Oviedo-Salcedos Geschichte von ihrem ersten Flirt mit einem deutschen Mann hört, könnte auch sagen: Deutsche können dabei ziemlich frech sein. Da macht also die junge Kolumbianerin, neu in Saarbrücken, eine Zigarettenpause. Plötzlich geht dieser Typ direkt zu ihr und fragt: „Igitt, was rauchst du denn da?“ Ein schlecht getarnter Flirtversuch. „Ich war schockiert!“, sagt die 27-Jährige. Einen Augenblick schaut sie ernst. Dann muss sie lachen. Oviedo-Salcedo ist zum Interview in ein nettes Café in Mainz gekommen. „In Kolumbien wäre das der perfekte Ort zum Flirten“, sagt sie. Hier schauen zwar ein paar der Männer zu ihr herüber, einer lächelt. Aber mehr passiert nicht. „Das ist in Deutschland so: Die Männer brauchen sehr lange, bis sie sich trauen, Frauen anzusprechen. In Kolumbien kommt man viel schneller in Kontakt“, sagt Oviedo-Salcedo. „Die Männer dort flirten aus dem Bauch heraus – ungeplant, spontan und locker. Sie sprechen dich einfach auf der Straße an. Selbst wenn du einen Kartoffelsack trägst, bekommst du garantiert Komplimente. In Deutschland kannst du lange warten!“ Seit sieben Jahren lebt Oviedo-Salcedo in Deutschland. Die Kultur unterschiede kennt sie deshalb gut. Natürlich, sagt sie, hat sie in dieser Zeit auch mit vielen Deutschen geflirtet. Aber nirgends war es für sie wirklich einfach. Nicht einmal auf Partys war es so, wie sie es aus ihrer Heimat kennt. „Dort fordern dich die Jungs sofort zum Tanz auf, um mit dir in Kontakt zu kommen. Während des Tanzens unterhältst du dich. Wenn es nicht passt, trennst du dich nach einem Lied wieder. Wenn beide Spaß haben, geht es einfach weiter.“ In Deutschland, so Carolinas Erfahrung, schauen die jungen Männer erst mal lange und machen sonst nichts. „Vielleicht fragt dich nach Stunden mal einer, ob er dich auf ein Getränk einladen kann“, sagt sie. Oder die etwas kompliziertere Variante: „Es kommt einer, der sagt, dass sein Freund dich gerne kennenlernen möchte.“ Die Kolumbianerin findet das seltsam. Warum so kompliziert? Vielleicht, meint sie, sind Deutsche vorsichtiger, „weil sie Angst vor einer Abfuhr haben.“ Aber Oviedo-Salcedo findet: Sie könnten beim Flirten gern offensiver sein. Tja, die Deutschen. Fußball-Welt meister sind sie. Im Export ihrer Produkte sind sie international auch auf den ersten Plätzen. Nur vom Titel des Flirt-Weltmeisters sind sie weit entfernt. Und das beschäftigt sie. Auf jeden Fall ist das An gebot von Flirt-Kursen sehr groß. Es geht % 3/15 FOTO: ISTOCK/THINKSTOCK Deutsch für die Liebe 3/15 35 Wie spreche ich in Deutschland jemanden an, den ich interessant finde? Und wie sage ich ihr, dass ich sie mag? Oder ihm, dass ich gern mehr Zeit mit ihm verbringen möchte? Du lachst so schön! Du bist wunderschön. Ich finde es toll, dass du immer so fröhlich bist. Ich mag dich. Du hast sehr schöne Augen. Dein Lachen ist wunderbar. Im Café Sich näherkommen Darf ich mich zu dir setzen? Ist bei dir noch frei, oder wartest du auf jemanden? Hallo, wir sind doch im gleichen Seminar! Hast du Lust/Zeit, einen Kaffee mit mir zu trinken? Ich habe dich schon öfter hier gesehen. Wie heißt du eigentlich? Darf ich dich nach Hause begleiten? Willst du noch auf einen Kaffee mit reinkommen? Ich würde dich gerne wiedersehen! Kann ich deine Handynummer haben? Darf ich dich bald mal anrufen? Lass uns doch bald mal wieder etwas ausmachen. Ich würde mich freuen! Darf ich dir meine Nummer geben? Ich würde mich freuen, dich bald wiederzusehen! Unterwegs mit Zug, Bus oder U-Bahn Entschuldigung, kannst du mir vielleicht sagen, wie spät es ist? Ist der Platz noch frei? Wo geht es denn hin? Fährst du durch oder musst du irgendwo umsteigen? Warst du schon mal in Hamburg? Hast du einen Tipp, was man sich in Erfurt auf jeden Fall ansehen sollte? Es sagen Ich liebe dich! Ich habe dich lieb. Ich habe dich gern. Ich bin froh, dass es dich gibt. Ich bin so glücklich mit dir. Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Sich verabreden Das geht gar nicht! Hast du heute Abend schon was vor? Hast du schon den neuen Film mit Brad Pitt gesehen? Wollen wir ihn zusammen anschauen? Ich würde dich gern zum Essen einladen! Ich bin zu einer Party eingeladen – hast du Lust, mitzukommen? Ich kenne eine super Bar. Wollen wir mal zusammen hingehen? Wollen wir zusammen Mittagspause machen? Zu dir oder zu mir? Sind deine Eltern etwa Terroristen? Du bist so eine Bombe! Mein Freund möchte dich gerne kennenlernen. Komplimente machen Schön, dich zu sehen. Ich fühle mich wohl bei dir. Du siehst heute wirklich klasse aus! Das Kleid steht dir wirklich super! Deine Frisur ist wirklich toll! 36 „nsprechen das Seminar, -e d¢rchfahren s“ch wohlfühlen stehen die Frisur, -en w¢nderschön begleiten ausmachen lieb haben s“ch vorstellen kœnnen ¡twa hier: versuchen, Kontakt zu bekommen Kurs bis zur letzten Station fahren, ohne aus- oder umzusteigen sich gut fühlen hier: gut aussehen bei Art, die Haare zu tragen sehr schön hier: mitgehen hier: sich verabreden mögen hier: eine Idee haben, wie etwas sein kann hier: vielleicht FOTO: ISTOCK/THINKSTOCK Den richtigen Satz im richtigen Moment vom „CasanovaCoaching“ bis zur „Flirtuniversity“. Vor allem männliche Flirt-Trainer versprechen viel: „Flirten lernen kann jeder!“ Der Interessent kann zum Beispiel wählen zwischen „Romantik-Flirt“ und „Business-Flirt“ („Wenn Sie beruflich mehr wollen: mehr Umsatz, mehr Ver trauen, mehr Sympathie.“). Eine der wenigen weiblichen Flirt-Trainer ist Helli Schümmer. Sie macht Frauen und Männer fit für den Flirt. International sind die Deutschen ja eigentlich für eine deut liche und direkte Kommunikation bekannt. Warum funktioniert das beim Flirten nicht? „Die Deutschen sind sehr sicherheitsbewusst, es geht um Kontrolle und Selbstkontrolle. Deshalb tun sich viele mit einem ergebnisoffenen Thema wie dem Flirten schwer“, sagt Schümmer. In ihren Kursen versucht sie deshalb vor allem, beim Flirten die Risikobereitschaft der Leute zu erhöhen. Außerdem den Mut, Gefühle zu äußern und spontan aus der Situation heraus zu handeln. Oft trifft der Interess¡nt, -en der }msatz, ¿e s“cherheitsbewusst ¡s geht ¢m … s“ch schwer tun ergebnisoffen die Risikobereitschaft erhöhen der Mut äußern h„ndeln Person, die sich für etwas interessiert Summe aller Verkäufe in einer speziellen Zeit so, dass man Sicherheit wichtig findet hier: das Wichtigste ist … große Probleme haben so, dass man ohne geplantes Ziel oder Ergebnis in ein Treffen geht ≈ Absicht, etwas zu riskieren höher machen hier: Energie; Kraft; ↔ Angst sagen tun; machen 3/15 Deutsch für die Liebe Liebes-Deutsch Einen Flirt beginnen jemanden „ngraben/„nbaggern/ m d versuchen, das sexuelle „nmachen/aufreißen/klarmachen Interesse einer anderen Person zu bekommen Mehr als ein Flirt Zwei im Café Haben sie sich das Richtige zu sagen? Schümmer junge Frauen und Männer, die zwar in sozialen Netzwerken im Internet perfekt flirten. „Aber wenn sie dann dem Menschen gegenüberstehen, bekommen sie den Mund nicht mehr auf“, erzählt sie. „Ich glaube, dass einfach viele nicht darin geübt sind, in einem Gesicht zu lesen, Tonlagen zu erkennen oder bestimmte Gesten zu verstehen.“ Für die Betroffenen ist das wirklich ein Problem. Für Schümmer und ihre Kollegen ist es gut fürs Geschäft. Ihren Schülern gibt sie als wichtigsten Tipp mit auf den Weg: „Zeig dich im Flirt, wie du wirklich bist – und nimm das Flirten nicht zu ernst, sieh es als Spiel.“ Ein schönes, leichtes Spiel, dessen Konsequenzen offen sind. So versteht es auch der Franzose Frédéric Trinques, der mit seiner deutschen Frau in Freiburg lebt. Er sagt: „Flirten ist wie Champagner – ein bisschen Alkohol, aber nicht so, dass man sich den Kopf zudröhnt.“ Einfach Freude % am Moment des Spiels haben. das soziale N¡tzwerk, -e Internetportal, das die Möglichkeit anbietet, Informationen über sich selbst im Internet zu publizieren und Kontakte mit anderen zu haben einfach hier: wirklich die Tonlage, -n hier: ≈ Art, zu sprechen best“mmte (-r/-s) hier: spezielle (-r/-s) der/die Betr¶ffene, -n Person, die einen Nachteil hat gut fürs Geschæft sein gut verdienen mit ¡rnst nehmen hier: auf jeden Fall als Beginn einer großen Liebe sehen s“ch zudröhnen m hier: Alkohol trinken, bis man betrunken ist einfach hier: nichts anderes als 3/15 s“ch verg¢cken m beginnen, zu lieben für jemanden schwærmen toll finden jemanden heiß/sch„rf/gut f“nden m d sexuell attraktiv finden verr•ckt nach jemandem seinm sexuelles Interesse an jemandem haben k•ssen/m knutschen intensiv küssen r¢mmachen m d sich küssen und die Hände auf den Körper des anderen legen verliebt/m verkn„llt/ … (ein bisschen) lieben m versch¶ssen sein “n … ]s h„t gef¢nkt! m Sie haben sich verliebt. jemandem den K¶pf verdrehen machen, dass jemand beginnt, einen zu lieben Redensarten für Flirt und Liebe Schm¡tterlinge “m Bauch haben m positives, nervöses Gefühl im Bauch haben auf W¶lke sieben schweben m sehr glücklich sein, weil man verliebt ist Süßholz r„speln m (fast) zu viele Komplimente machen ein H¡rz erobern / m jemanden Erfolg haben, sodass sich jemand ¢m den F“nger w“ckeln verliebt Wenn es nicht passt … jemandem die k„lte Sch¢lter zeigen m ablehnen; ignorieren jemandem einen K¶rb geben / kein Interesse zeigen m jemanden „bblitzen l„ssen jemanden „bschießen m den Kontakt beenden jemanden vers¡tzen / m nicht zu einer Verabredung jemanden s“tzen l„ssen kommen und den anderen warten lassen Worte für Beziehungen m “n f¡sten Händen sein / in einer Beziehung sein vergeben sein / m m“t jemandem zus„mmen sein / “n einer f¡sten Beziehung sein / einen f¡sten P„rtner haben / einen Freund haben etwas „m Laufen h„ben m eine (sexuelle,) nicht zu ernste Beziehung haben 37 „Sei beim Flirten, wie du wirklich bist“ Helli Schümmer macht an der „Flirtuniversity“ Frauen und Männer fit für den Flirt. 38 das Flirten schneller, direkter“, sagt sie. „Die Deutschen dagegen flirten ganz vorsichtig. Das gefällt mir. Denn man weiß so, dass es ihnen ernst ist.“ Die junge Frau, die als Au-pair-Mädchen nach Deutschland kam und nun hier studiert, hat nur gute Erfahrungen in Deutschland gemacht. Auch Carolina Oviedo-Salcedo sieht in der deutschen Art zu flirten einen Vorteil: Viele Beziehungen dauern länger als in Kolumbien, weil sie Vertrautheit und Freundschaft als Basis haben, meint sie. Eine Art persönlichen Beweis für ihre Theorie hat sie auch. Der Typ, der sie damals so frech in ihrer Zigarettenpause ansprach, war dann doch ziemlich nett. Es hat nach dem ersten „Flirt“ gar nicht so lange gedauert, bis eine Freundschaft daraus wuchs und die beiden schließlich für drei Jahre ein Paar wurden. 2 Wie ist es bei Männern? Es gibt Männer, die nicht besonders auf sich achten, aber meinen, dass sie jede haben können. Sie wollen eine Frau als Trophäe. Da muss ich ihnen sagen, dass es darum gar nicht geht und sie erst mal ein bisschen in die Realität zurückholen. Wie sieht das Flirt-Training aus? Ich möchte den Leuten vor allem beibringen: „Sei beim Flirten, wie du wirklich bist!“ Denn wer sich verstellt, kann den Fisch vielleicht angeln, verliert ihn aber auch schnell wieder. Ich sage: Es gibt für jeden Charakter den passenden Partner. Wir gehen mit den Teilnehmern auch nach draußen und machen den Praxistest an Orten, wo viele Menschen sind. Unsere Leute sollen dann diejenigen ansprechen, die ihnen sympathisch sind. Vorher fragen wir sie noch: „Was willst du jetzt sagen?“ Und dann geht’s los. Haben Sie eigentlich Angst, dass populäre Dating-Apps wie „Tinder“ Ihnen das Geschäft kaputt machen? Wer kann wirklich einen Menschen nach einem Foto bewerten? Für mich ist das keine Konkurrenz, denn nur im direkten zwischenmenschlichen Kontakt kann es echte Treffer geben. g¡lten „ls … die Leichtigkeit von: leicht = hier: unkompliziert; ohne Probleme implizieren bedeuten; gleichzeitig meinen die Stufe, -n hier: eine von mehreren Phasen der L¢stmolch, -e m Mann, der nur sexuelle Kontakte zu Frauen sucht betr„chten „ls … hier: meinen, dass … ist dabei/dabei hier: ≈ und das, obwohl „nbaggern m d versuchen, das sexuelle Interesse einer anderen Person zu bekommen überf¶rdern zu viel wollen von dagegen hier: aber die Vertrautheit von: vertraut = so, dass man jemanden sehr gut kennt der Beweis, -e von: beweisen = hier: zeigen, dass eine Vermutung richtig ist nach Meinung vieler … sein gener¡ll hier: ≈ normalerweise klar hier: deutlich kommunizieren sprechen m•sste Konj. II von: müssen eher hier: ≈ mehr einfach hier: nur verspielt hier: unkompliziert; ohne Sorgen ¡s geht ¢m … das Thema ist … beibringen hier: sagen; zeigen s“ch verst¡llen sich anders zeigen, als man ist „ngeln mit einem speziellen Gerät Fische aus dem Wasser holen diejenigen „nsprechen hier: ≈ die Personen hier: versuchen, Kontakt zu be kommen das Geschæft hier: der Grund sein, kap¢tt m„chen warum man nicht mehr gut verdient bewerten hier: sagen, ob jemand nett oder unsympathisch ist die Konkurr¡nz hier: andere Firma, die den gleichen Service anbietet ¡cht hier: so, dass sie in der Realität passieren der Tr¡ffer, hier: Erfolg 3/15 FOTOS: 123RTF/J. PSZCZOLKA; PRIVAT Aus seinen 22 Jahren in Deutschland weiß Trinques aber auch, dass das viele Deutsche anders sehen. „Deutsche Frauen nehmen Flirt-Situationen sehr ernst und überlegen gleich, was daraus wird.“ Ihnen fehlt da die Leichtigkeit der Französinnen. „Für Franzosen ist Flirten wie ein Gesellschaftsspiel“, sagt der Lehrer. „Natürlich will ich zeigen, dass ich mich mit der Person, mit der ich flirte, besonders gut verstehe – es impliziert aber nicht, dass ich weiter gehen möchte. Das verstehen viele Deutsche nicht, weil sie denken, dass das Flirten die erste Stufe einer Beziehung ist.“ In Deutschland ist seine Art zu flirten früher deshalb auch oft falsch interpretiert worden, sagt Trinques mit einem Lächeln: „Weil ich selbst so gerne flirte, wurde ich oft als Lustmolch betrachtet. Dabei wollte ich niemanden anbaggern.“ Dass spontanes Flirten einen deutschen Gesprächspartner überfordern kann, diese Erfahrung hat auch Carolina Oviedo-Salcedo schon einmal gemacht: Während ihrer Zeit in Saarbrücken hat sie einmal einen Mann angesprochen, der ihr gefiel. „Ich glaube, das war ihm zu viel, zu spontan. Hier braucht ja alles seine Zeit, man plant, regelt und überlegt lange.“ Das gefällt nicht jedem, Olga Fachinger aber mag es. „In meiner alten Heimat Transnistrien geht Die Deutschen gelten generell als klar kommunizierende Menschen: Das müsste doch beim Flirten ein Vorteil sein – oder nicht? Beim Artikulieren von Gefühlen sind sie eher vorsichtig. Dahinter sehe ich oft die Angst, verletzt zu werden. In anderen Kulturen ist das Flirten einfach verspielter, leichter. Bei uns fragen sich die Frauen ja schon, ob es okay ist, wenn sie sich von dem Mann zum Kaffee einladen lassen. Viele Frauen stehen super im Job, sind emanzipiert, aber beim Flirt blockiert. Vielen muss ich auch sagen, wie toll sie eigentlich sind, weil sie das selbst nicht so sehen. 2 5/15 Seit Oktober reisen Tobias, Sammy, Charlotte, Marie und ein paar andere mit dem Schiff Thor Heyerdahl um die Welt. Es ist ein ganz spezielles Auslandsjahr: Sie wohnen auf dem Schiff und gehen dort zur Schule. Anna Schmid haben sie von ihrem Leben an Bord erzählt. G estern hat die Thor Heyerdahl auf den Bermudas angelegt. Heute ist Zeit für einen Tag an Land. Tobias, Sammy, Charlotte, Marie, ihr Lehrer Peter und andere sitzen vor einem Geschäft. Drinnen gibt es Souvenirs. Was die Schüler aus Deutschland nicht kennen: Auf den Bermudas gibt es überall freies WLAN. Das nutzen sie jetzt, um mit Deutschland zu skypen. Dort haben die Menschen schon Feierabend. Auf den Bermudas ist es aber noch früh am Tag, gleich gibt es Mittagessen. Besonders gut ist die Internetverbindung nicht, die Kamera am Laptop bleibt deshalb aus. „ngelegt n¢tzen Part. II von: anlegen = hier: ankommen und das Schiff an einer Stelle so stabil machen, dass es nicht wegschwimmt ≈ benutzen TITELFOTO UND FOTO: KUS-PROJEKT Das Schiff Sechs Monate lang reisen die Schüler mit der Thor Heyerdahl durch die Welt 5/15 3 Unterricht Wieder zu Hause Von August 2013 bis Mai 2014 ist Jannik Rathke auf dem Schiff Sørlandet über das Meer gereist. Organisiert hat seine Reise ein kommerzieller Anbieter: Stepin aus Bonn. Janniks Reise hat in Kanada begonnen. Von dort ist das Schiff über den Atlantik zu den Azoren, nach Portugal, zu den Kanaren und Kapverden, danach in die Karibik und am Ende nach Frankreich und Norwegen gefahren. Dreimal ist er über den Atlantik gefahren. Heute geht der 18-Jährige in der Nähe von Kiel in die 12. Klasse. Was hast du auf dem Schiff gelernt? An Bord schlafen 40 Leute in einem Raum. Mit so vielen Menschen zusammenzuleben und so wenig Platz zu haben, war eine neue Erfahrung. Ich habe Teamwork gelernt. Wir mussten miteinander reden, um Probleme zu lösen. Welche Probleme gab es? Es gab Leute, die wollten segeln und um die Welt reisen. Und es gab Leute, die wollten um die Welt reisen und zur Schule gehen. Die haben nicht so viel geholfen. Wie war es, als du zurück in der Schule warst? Das war nicht schwer. Ich bin im Unterricht wieder gut mitgekommen. Und Englisch kann ich jetzt viel besser sprechen. Hat dich die Reise auch persönlich verändert? Ich glaube, ich bin genügsamer geworden. Denn auf dem Schiff war 4 5/15 alles rationiert. Auch das Essen. Und ich bin abgehärtet. Schmutzige Duschen in einer Jugendherberge zum Beispiel sind kein Problem für mich. Was vermisst du? Meine Hängematte! Ich würde so gerne mal wieder auf einem Schiff schaukeln. Und die Sterne. Auch das Segeln vermisse ich. Nach meinem Abitur will ich 2016 noch einmal eine Reise auf einem Schiff machen. mitein„nder reden gab segeln (bewegen gut m“tkom men verændern genügsam rationiert „bgehärtet verm“ssen die Hænge matte, -n schaukeln der St¡rn, -e das Abitur einer mit dem anderen sprechen Prät. von: geben mit einem Schiff fahren: Es hat ein großes Stück Stoff; der Wind bewegt das Schiff. hier: machen, dass es fährt) hier: den Unterricht gut verstehen und gute Noten bekommen hier: anders machen mit wenig zufrieden hier: so, dass jeder täglich nur eine kleine Menge bekommt hier: ≈ so, dass einem nicht sofort schlecht wird, wenn man etwas Schmutziges sieht traurig sein, weil jemand oder etwas nicht da ist ≈ langes Stück Stoff: Man hängt es z. B. zwischen zwei Bäume, um darin zu liegen. hier: ≈ durch Wind und das Fahren hin und her gehen hier: helle Stelle: Man sieht sie wie Hunderte andere nachts über unserem Planeten. Prüfung am Ende vom Gymnasium „Schule macht jetzt mehr Spaß“, sagt Sammy. „Wir lernen, was ein Epiphyte ist – und stehen im Dschungel neben der Pflanze. Das ist viel interessanter als in der Schule zu Hause“, sagt der 16-Jährige aus Fürth (Bayern). Es gibt viele Geschichten von verschwundenen Schiffen im Bermuda-Dreieck. Aber Angst, dass das mit der Thor Heyerdahl passiert, hat Sammy nicht. „Das ist heute ja nicht mehr so schlimm. Man kennt ja die gefährlichen Orte“, sagt er. Woher er das weiß? Ein Schüler hat ein Referat über das Bermuda-Dreieck gehalten. Wie gut die Schüler den Unterricht vor Ort finden, merkt auch ihr Lehrer Peter Hartkopf. Eigentlich arbeitet der 63-Jährige an einem Gymnasium in der Nähe von Stuttgart. Dort unterrichtet er Englisch und Physik. Auf dem Schiff sind seine Fächer aber Mathematik und Physik. Viele Schüler mögen sie nicht. Aber auf dem Schiff ist das plötzlich die Gesch“chte, -n verschw¢nden hier: Erzählung Part. II von: verschwinden = hier: nicht mehr zu finden sein das Bermuda-Dreieck Zone zwischen Bermuda, Florida und Puerto Rico ja hier: denn ein Referat h„lten ≈ eine Präsentation in der Schule machen vor {rt hier: außerhalb der Schule, z. B. in der Natur das F„ch, ¿er hier: spezieller Unterricht, z. B. Mathematik, Biologie, Musik anders. „Die Schüler sehen, warum sie das lernen. Wenn sie den Kurs des Schiffs berechnen wollen, brauchen sie Sinus und Kosinus. Sie verstehen das dann leichter.“ Arbeit Die 34 Schüler auf der Thor Heyerdahl reisen sechs Monate mit dem Schiff durch die Welt. Die Reise gehört zum pädagogischen Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“ an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Segeln können müssen die Schüler vorher nicht. Lehrer, Projektleiter und eine Segelcrew begleiten sie. Die Reise kostet 2770 Euro pro Monat. Es gibt auch Stipendien. Auch kommerzielle Anbieter bieten Reisen mit dem Schiff an. Wer mit der Organisation Stepin reist, ist auf dem Schiff mit Schülern aus der ganzen Welt zusammen. Das Programm kostet 26 400 Euro für vier Monate. gehören zu das Segel, (segeln ≈ ein Teil sein von großes Stück Stoff auf einem Segelschiff mit einem Schiff fahren: Es hat ein großes Stück Stoff; der Wind bewegt das Schiff. (bewegen hier: machen, dass es fährt) der Proj¡ktleiter, Chef von einem Projekt begleiten hier: mitfahren; dabei sein das Stip¡ndium, Stip¡ndien hier: ≈ Geld für Schüler aus armen Familien: So können sie ohne finanzielle Probleme mitfahren. der K¢rs, -e ber¡chnen mehrere ver„ntwortlich sein für FOTO: KUS-PROJEKT An einem Tag auf der Thor Heyerdahl gibt es nicht nur Schule. Ordnung ist sehr wichtig. Alle Schüler müssen ihre Zimmer aufräumen oder die Toilette putzen. Manche müssen das natürlich auch zu Hause. Was dort aber sicher keiner tun muss: auf ein Schiff aufpassen. Wache gehen heißt das. „Es gibt mehrere Wachen am Tag. Eine beginnt morgens um acht. Sie dauert drei Stunden. Neun Schüler und zwei Erwachsene sind dann für das Schiff verantwortlich“, erzählen Charlotte und Marie. Die beiden kommen aus Ludwigsburg und Karlsruhe (beide Baden-Württemberg) und gehen wie die anderen Schüler auf der Die Programme hier: ≈ Koordinaten für den Weg: So soll das Schiff fahren. hier: ≈ kalkulieren mehr als zwei ≈ sich kümmern um Unterricht an Bord Plötzlich macht auch Physik Spaß 5/15 5 Thor Heyerdahl in die zehnte Klasse. „Wir steuern das Schiff, kontrollieren die Maschinen und sehen, ob andere Schiffe da sind. Alles muss sicher sein. Danach putzen wir noch eine Stunde. Dann gibt es Mittagessen.“ Nach dem Essen haben die Schüler ein paar Stunden Freizeit. Nach der Kaffeepause lernt jeder bis zum Abendessen um 18 Uhr. Von 20 bis 23 Uhr müssen die Schüler wieder Wache gehen. Um 23 Uhr ist Zeit fürs Bett. Jeden zweiten Tag haben sie Unterricht auf dem Schiff und müssen nicht Wache gehen. Krankheit Auch für den Körper ist die Reise nicht immer einfach: Wenn ein Schiff schaukelt, wird vielen Passagieren schlecht. Sie werden seekrank. Alle Schüler auf der Thor Heyerdahl waren seekrank, erzählt Sammy: „Als wir auf dem Nord-OstseeKanal waren, fing es an zu schaukeln. Da war fast jeder von uns seekrank. Wir haben Zwieback bekommen und viel geschlafen.“ Jetzt haben sich die Schüler aber an das Schiff gewöhnt, erzählt er. „Nur, wenn wir länger an Land waren, merken wir das an Bord. Aber es ist nicht mehr so schlimm.“ Kleidung Zurück auf dem Schiff kann es ungemütlich werden. Charlotte erzählt, dass sie und Marie sich auf den Bermudas Wolle kaufen wollen. „Wir wollen uns Mützen stricken. Der Wind auf steuern schaukeln f“ng … „n der Zwieback, ¿e hier: den gewählten Weg fahren hier: ≈ nach oben und unten gehen Prät. von: anfangen ≈ Gebackenes: Ein Stück ist trocken, dick, hart und schmeckt ein bisschen süß. s“ch gewöh nen „n ¢ngemütlich die M•tze, -n str“cken etwas oft tun oder sehen, bis man es normal findet ≈ kalt ≈ Ding aus weichem Material: Man trägt es auf dem Kopf. mit zwei langen Metallteilen etwas aus Wolle herstellen Zwischenstopp in Panama Die Schüler lernen Menschen in mehreren Ländern kennen nem du mit ei xt kannst Diesen Te n: re hö bo vice Premium-A -perfekt.com/ser tsch www.deu ann ei Wochen. D e Schüler dr di n be ach ei N bl auf Kuba ste Stopp. as der näch Stopps: Auch ud m er den B n er ahl e’s auf de zurück üb eise wieder ist St. Georg o r H e y e rd R h e T di r die ht e t ge d de n schon d dann en D ie R o u te ein paar Tage n Azoren, un de f au p op der h ein St ler an Bord Atlantik: Noc hen die Schü ge en) se ei in Kiel. st st r O ol de leswig-H den NordReise wie In Kiel (Sch ht es durch ge s a. d arbeiten ff au ri rt ne do Te Sie leben un hl. Von nn nach da : Personen: d er hi un d Thor Heyerda n an -e Engl hiff. s Meer! die M„nnschaft, auf einem Sc Falmouth in nn: Über da : Es hat ein Kanal nach heißt es da Schiff fahren d bewegt n m nd he ne La oc ei W it an m ei dr Win he r lt oc de W ge f; r of se St ne k hl geln Nach ei großes Stüc Thor Heyerda Panama se aft auf der Karibik. In das Schiff. e hrt) di : el Die Mannsch Zi n, dass es fä lantik. Das Dschungel hier: mache At im n n kommen. de pe an m er an m lang üb (bewegen hen. Sie ca Ort: Dort will oc en : W rn er ei hi le , dr r en sichtigen Schüle astfamili el, -e enlernen; be bleiben die t, leben in G f das Zi hier: ≈ kenn ad or St D am m ne na ei n Pa ei chen in entd¡cken mehr als zw und entdecke ch und besu hule Spanis it mehreren sc m ehrere – ch m ra se Sp au r H in eine zurück nach ach geht es Indianer. Dan 6 5/15 Bei jedem Wetter Auch abends müssen Schüler auf das Schiff aufpassen Familie dem Schiff kann ganz schön kühl werden.“ Besonders wichtig auf dem Schiff ist das Ölzeug: eine Hose und eine Jacke aus speziellem Material gegen Wind und Regen. Ein anderes wichtiges Kleidungsstück hat Tobias vergessen: seine Trainingshose. „Die trägt jeder hier unter dem Ölzeug – und im Unterricht“, erzählt der 16-Jährige, der aus der Nähe von Köln kommt. Jeder Schüler hat ein eigenes Bett und wohnt mit einem, drei oder fünf anderen zusammen. „Unsere Betten sind sehr gemütlich. Ein Problem sind die Wellen. Wegen ihnen fallen wir manchmal aus dem Bett“, berichten Charlotte und Marie. Die Schüler schlafen auch nicht immer in ihren Betten: Bei gutem Wetter können sie an Deck schlafen. „Vor allem in der Karibik ist das viel schöner. Man kann die ganze Zeit die Sterne sehen“, erzählen die Mädchen. „Es gibt Momente, da braucht man Zeit allein“, sagt Sammy. „Dann kann man sich in sein Bett zurückziehen. Aber eigentlich ist es schön, dass immer jemand da ist.“ g„nz schön gemütlich die W¡lle, -n ber“chten „n D¡ck vor „llem der St¡rn, -e s“ch zur•ckziehen das Heimweh verm“ssen FOTOS: KUS-PROJEKT (2) Zusammenwohnen Trotzdem sind die Schüler manchmal traurig, weil ihre Familien nicht da sind: Dann haben sie Heimweh. „Es gibt immer wieder Phasen, in denen man mehr an zu Hause denkt“, sagt Tobias. „Aber ich habe mich an den Alltag auf der Thor Heyerdahl gewöhnt, und das Heimweh hat aufgehört. Die anderen Schüler sind jetzt wie eine Familie für mich. Am meisten vermisse ich meine Freundin. Ich habe sie jede Woche gesehen. Jetzt sehe ich sie sechseinhalb Monate nicht. Daran musste ich mich gewöhnen. Andere Sachen in Deutschland vermisse ich nicht. Das schlechte Wetter zum Beispiel.“ m ziemlich hier: warm; so, dass man dort gerne lange bleibt ≈ Form von Wasser (z. B. bei Wind) hier: erzählen draußen, ganz oben auf einem Schiff ≈ speziell hier: helle Stelle: Man sieht sie wie Hunderte andere nachts über unserem Planeten. hier: weggehen, weil man allein sein will intensiver Wunsch, in die Heimat zurückzugehen traurig sein, weil jemand oder etwas nicht da ist 5/15 7 Beste Freunde Frederike Staak und ihr Pferd Caitoki 2 8/15 Frederike Staack und Lukas Vetter haben ein großes Hobby: Reiten. Immer, wenn sie Zeit haben, kommen S pider ist schön. Das Pferd ist dunkelbraun, hat wache Augen und eine majestätische Statur. Aber Spider mag es nicht, wenn ihn jemand an den Ohren berührt. Also will er auch nicht, dass Reitschüler Lukas Vetter ihm das Zaumzeug über den Kopf und die Ohren zieht. Er wirft den Kopf nach oben und will aus dem Stall laufen. Kein Problem für Lukas. Der Schüler ist ganz ruhig. Er bringt Spider in die Box und spricht leise mit ihm. So funktioniert es. Spider akzeptiert. Sofort vergisst das Pferd, was war. Langsam geht es mit Lukas nach draußen. Spider ist viel größer als Lukas. Aber Lukas hat keine Angst vor ihm. Er kennt Pferde gut – und Spider ist sein Liebling. reiten das Pferd, -e ziehen über nach oben w¡rfen der St„ll, ¿e zu tun haben m“t bevor r“chtig Lieblingspferde. Anna Schmid über einen speziellen Sport. Voltigieren „Eigentlich habe ich schon immer mit Pferden zu tun“, sagt der 17-Jährige. Wann genau er mit seinem Hobby angefangen hat, weiß er nicht mehr. Seit acht Jahren lernt er reiten. Vorher hat er voltigiert: Bei diesem Sport machen die Schüler Akrobatik auf dem Pferd. So lernen sie das Tier kennen. Viele Reiter voltigieren erst, bevor sie richtig reiten lernen. Englisch und elegant Nicht in jedem Land reiten die Menschen gleich. In Deutschland ist der Englische Stil besonders populär. Manchmal heißt er auch Europäischer Reitstil. Er ist eigentlich eine Tradition aus der Armee. Typisch ist ein niedriger Sattel. Der Reiter muss sein Pferd immer weiter motivieren. Er braucht eine gute körperliche Fitness. Wie der Reiter auf dem Pferd sitzt, ist bei der Dressur besonders wichtig. Es soll elegant aussehen. der S„ttel, ¿ hier: ≈ Sitz: Man legt ihn auf den Rücken eines Pferdes. motivieren hier: machen, dass das Pferd Lust bekommt, das zu tun, was der Reiter will die Dressur hier kurz für: Dressurreiten = Disziplin im Reitsport: Das Pferd muss schnell auf Kommandos reagieren und gymnastische Übungen machen. TITELFOTO: HEMERA/THINKSTOCK; FOTOS: PRIVAT; ISTOCK/THINKSTOCK w„ch majestätisch die Statur berühren das Zaumzeug, -e auf einem Tier sitzen und sich von ihm tragen lassen Tier: Man kann auf ihm sitzen und sich tragen lassen (s. Foto). Kleines Pferd = Pony hier: interessiert; ≈ intelligent ≈ groß ≈ Form und Aussehen vom Körper hier: die Hand legen an ≈ Konstruktion aus dünnen, langen Stücken aus einem stabilen Material für den Kopf von Pferden: Der Reiter sagt dem Pferd damit, ob es nach rechts oder links gehen soll. ≈ legen über hier: schnell den Kopf nach oben tun (großer) Raum für Tiere hier: ≈ sich interessieren für; auch: Kontakt haben mit in der Zeit vorher hier: wirklich sie in ihre Reitvereine. Dort stehen ihre 8/15 3 Keine Zeit nach der Schule Ein eigenes Pferd hat Abiturient Lukas nicht. Wenn um 17 Uhr die Schule aus ist, ist keine Zeit mehr für eins. Hausaufgaben gibt es ja auch noch. Das haben seine Eltern gesagt, erzählt er. Also reitet er auf Schulpferden. Sie gehören Lukas’ Verein, dem Reitverein Würmtal in der Nähe von München. Auf ihnen haben er und die anderen Reitschüler Unterricht. Immer, wenn er Zeit hat, kommt er in den Reitverein. Spaß und Arbeit In Lukas’ Reitverein können die Reiter in zwei Reithallen üben. Dort bleiben sie auch bei schlechtem Wetter trocken. Aber vor jeder Reitstunde müssen die Schüler arbeiten: Sie putzen ihre Pferde. Dann bekommen die Tiere Sattel und Zaumzeug, und die Reitstunde kann beginnen. Nach dem Unterricht steht wieder Arbeit auf dem Programm: Die Schüler müsder Abituri¡nt, Person: Sie macht gerade das Abitur sen Sattel und Zaumzeug sauber machen. Die Pferde haben -en oder hat es vor kurzer Zeit gemacht. (das Abitur Prüfung am Ende des Gymnasiums) einen eigenen Waschplatz. Die Reiter können sie dort nach die Reithalle, sehr großer, hoher Raum: Darin kann dem Reiten mit Wasser abduschen. „Das gefällt den meisten -n man reiten. der S„ttel, ¿ hier: ≈ Sitz: Man legt ihn auf den Rücken Pferden gut, wenn es heiß ist“, erzählt Lukas. „bduschen Lukas Vetter mit seinem Lieblingspferd Spider Ein eigenes Tier hat er nicht 4 8/15 von einem Pferd. ≈ duschen Ein stressiger Job Lukas geht durch den Stall vorbei an Sisko, Elegance und Whiskey. Die Namen der Pferde stehen an den Türen der Boxen. Ihr Job als Schulpferd ist stressig: Die Tiere lernen immer wieder neue Reiter kennen. Und jeder Reiter ist anders. Welcher Schüler welches Pferd für die Reitstunde bekommt, entscheidet der Reitlehrer. „Er will, dass die Paare zusammenbleiben“, sagt Lukas. Deshalb reitet er meistens auf Spider oder auf Bacardi, seinem anderen Lieblingspferd. Pferd und Reiter sollen sich so gut wie möglich kennen. Beim Westernreiten ist der Sattel groß, schwer und komfortabel. Westernreiten ist nämlich der traditionelle Reitstil der amerikanischen Cowboys. Für sie war ein komfortabler Sattel wichtig: Denn sie sind jeden Tag viele Stunden geritten. Beim Westernreiten bekommt das Pferd jedes Kommando nur einmal. Der Reiter muss es nicht immer motivieren. Das spart Kraft. Auch typisch: Westernreiter halten die Zügel in einer Hand. Die andere brauchen die Cowboys nämlich für das Lasso. der S„ttel, ¿ motivieren Sicher ist wichtig Mit den Pferden durch den Wald reiten dürfen die Reitschüler in Lukas’ Verein trotzdem nicht. Denn Sicherheit ist wichtig. Draußen ist es gefährlich: Es gibt viel Verkehr, und Pferde erschrecken schnell. So passieren leicht Unfälle. Deshalb muss der Reiter sein Pferd draußen genau kennen: Er muss wissen, wovor es Angst hat und wie er dann reagieren muss. Und egal, ob in der Reithalle oder draußen: Alle Reiter tragen immer einen Helm. Kr„ft sparen der Zügel, - entscheiden das Paar, -e erschr¡cken leicht der H¡lm, -e hier: ≈ Sitz: Man legt ihn auf den Rücken eines Pferdes. hier: machen, dass das Pferd Lust be kommt, das zu tun, was der Reiter will weniger Energie brauchen ≈ lange, dünne Stücke: Man macht sie stabil an den Kopf eines Pferdes. Der Reiter hält die Enden in den Händen und sagt dem Pferd so, ob es nach rechts oder links gehen soll. hier: ≈ wählen; sagen hier: Reiter und Pferd plötzlich Angst bekommen hier: schnell spezielles Kleidungsstück aus hartem Material: Es soll helfen, dass bei einem Unfall der Kopf nicht verletzt wird. Olympia Viel Zeit und viel Geld Die drei olympischen Disziplinen im Reiten sind Dressur, Springen und Vielseitigkeit. In diesen Disziplinen gibt es keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen: Sie reiten in den gleichen Turnieren. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London waren die Deutschen in einer Disziplin besonders gut: Sie haben eine Goldmedaille im Vielseitigkeitsreiten gewonnen. Und der Reiter Michael Jung hat mit seinem Pferd Sam in dieser Disziplin nicht nur in der Gruppe, sondern auch allein eine Goldmedaille gewonnen. Viele Reiter träumen von einem eigenen Pferd. Aber das braucht viel Zeit. Eine Stunde am Tag sollen Reiter darauf reiten. Das Putzen vor und nach dem Reiten dauert circa eine halbe Stunde. Und wer kümmert sich um das Pferd, wenn der Reiter im Urlaub ist? Auch daran müssen Pferdebesitzer denken. Manchmal übernehmen die Stallbesitzer ein paar Arbeiten: Sie bringen die Tiere nach draußen und füttern sie. Vor allem in der Stadt ist Reiten teuer. Die Miete für eine Box kostet schnell ein paar Hundert Euro im Monat. In der Nähe von großen Städten sind Preise zwischen 300 und 500 Euro normal. Auf dem die Dressur FOTO: ANNA SCHMID Wie ein Cowboy hier kurz für: Dressurreiten = Disziplin im Reitsport: Das Pferd muss schnell auf Kommandos reagieren und gymnastische Übungen machen. spr“ngen hier: ≈ schnell durch die Luft über etwas laufen die Vielseitigkeit hier: Kombination aus verschiedenen Disziplinen die G¶ldmedaille, -n ≈ beste Medaille Land ist es oft viel weniger. Aber auch da müssen Pferdebesitzer den Schmied, den Tierarzt und die Versicherung bezahlen. Billiger ist eine Reitbeteiligung: Gegen eine kleine Gebühr können Hobby-Reiter auf dem Pferd eines anderen reiten. der Pferde besitzer, übernehmen der St„llbesitzer, f•ttern vor „llem der Schmied, -e (der Huf, -e Person: Ihr gehört ein Pferd. hier: machen Person: Ihr gehört ein (großer) Raum für Tiere (zu) essen geben ≈ speziell hier: Person: Sie macht beruflich schweres Metall auf die Hufe von Pferden. harter, unterster Teil vom Fuß, z. B. bei Pferden oder Rindern) 8/15 5 Frederike Staack auf einem Turnier Die braune Terra ist ihr neues Pferd Mit Caitoki nach oben Springreiterin Frederike Staack aus Lasbek (Schleswig-Holstein) ist 18 und geht in die 12. Klasse. Nächstes Jahr möchte sie Abitur machen. Aber ihr Herz gehört dem Reitsport. Im Mai hat sie mit ihrem Pferd Caitoki in Warendorf (Nordrhein-Westfalen) den wichtigen „Preis der Besten“ gewonnen. Warum macht dir der Sport so viel Spaß? Ich bin sehr ambitioniert – und ich war schon immer am liebsten im Stall bei den Pferden. Ich mag es, dass Pferd und Reiter ein Team sind. Das ist eine schöne Verbindung. 6 8/15 Möchtest du nach dem Abitur das Reiten zum Beruf machen? Erfolg hat auch viel mit Glück zu tun. Es gibt viele gute Reiter. Und der Sport kostet Geld. Als Profi brauche ich viele gute Sponsoren. Nach dem Abitur gehe ich erst mal nach Wellington in Neuseeland. Dort gibt es viele sehr gute Ställe, in denen ich reiten kann. Dann studiere ich vielleicht BWL. Oft hört man: Mädchen finden Pferde irgendwann nicht mehr interessant. Jungs werden wichtiger. Hast du das auch gehört? Ja, meine Mutter hat das früher auch gesagt. Ich habe einen Freund. Aber für meine Pferde habe ich viel mehr Zeit. Freund und Pferd kann man nicht tauschen! die Spr“ng reiterin, -nen (spr“ngen Frau: Sie reitet auf einem Pferd und springt mit ihm (s. Foto). hier: ≈ schnell durch die Luft über etwas laufen) das Abitur Prüfung am Ende des Gymnasiums der Preis, hier: Ding oder Geld: Ein -e Gewinner bekommt es. der St„ll, ¿e (großer) Raum für Tiere der Erf¶lg positives Resultat; hier auch: Gewinnen bei Turnieren zu tun hier: nicht möglich sein ohne haben m“t der Profi, -s hier kurz für: professionelle Reiterin die BWL kurz für: Betriebswirtschafts lehre = hier: Studium der Organisation und des Managements einer Firma “rgendw„nn ≈ zu einer Zeit: Man weiß nicht, genau wann. die J¢ngs m Jungen Pl. tauschen hier: ≈ den Freund an die Stelle vom Pferd und das Pferd an die Stelle vom Freund tun FOTOS: PRIVAT; STOCKBYTE, ISTOCK (2)/THINKSTOCK Kannst du dich an dein erstes Pferd erinnern? Ich war sechs oder sieben. Mein Opa hat mir ein Pony gekauft. Später haben meine Eltern sich dann auch ein Pferd gekauft: Calippo. Als das Pony krank wurde, bin ich auf Calippo geritten. Auf ihm habe ich mit dem Springen angefangen. Ich bin dann sehr schnell sehr gut geworden. Wer ist wichtiger: Pferd oder Reiter? Ohne ein gutes Pferd hat man keine Chance. Es hilft aber auch nichts, sich nur ein gutes Pferd zu kaufen. Ein guter Reiter ist genauso wichtig. Ein Sport nur für Mädchen? Pause Meistens sind Mädchen die größeren Pferdefans. In seinem Stall ist Lukas der einzige Junge in seinem Alter. Dumme Kommentare gibt es deshalb aber nicht, sagt er. Und seine Freunde finden sein Hobby auch okay. Komische Blicke gibt es nur manchmal, wenn er mit dem Fahrrad zum Reiten fährt. „Aber das geht auch den Mädchen so“, sagt er. Menschen in Reithosen auf dem Fahrrad sieht man eben nicht jeden Tag. In den letzten Monaten war die Schule für Lukas ein bisschen wichtiger als die Pferde: Er hat sein Abitur gemacht. Jetzt will er im Ausland reisen, jobben und Sprachen lernen. Dann kann er erst mal nicht so viel reiten. Aber später will er sich vielleicht ein eigenes Pferd kaufen. Die Schule ist ja jetzt für immer vorbei. Keine Angst! Polizeipferde sind zum Beispiel bei Fußballspielen und auf Protesten dabei. Die meisten Menschen haben Respekt vor ihnen. Sympathisch sind die Tiere auch. Und hoch oben auf dem Pferd sehen Polizisten gut, was in der Menge pas- siert. Weil Polizeipferde nicht nervös sein dürfen, machen diesen Job nur kastrierte Pferde. Sie sind ruhiger. Polizeipferde brauchen nicht nur den passenden Charakter. Sie müssen auch groß sein. Teil ihrer Ausbildung ist auch der Kontakt mit lauten Geräuschen und optischen Reizen – zum einzige (-r/-s) eben Beispiel Feuerwerk. Wenn sie das kennen, haben sie davor später keine Angst mehr. Resp¡kt haben vor hier: ≈ vorsichtig sein, weil man nicht weiß, was passieren kann das GeEin Geräusch kann räusch, -e man hören. der Reiz, -e hier: Sache oder Ding: Sie oder es hat einen Effekt auf das Auge. hier: es gibt keinen anderen hier: ≈ wirklich das Feuerwerk, -e Zeigen einer Komposition von kleinen Lichtern in vielen schönen Farben am Nachthimmel (der H“mmel ≈ Luftraum über unserem Planeten: Dort sieht man die Sonne und Wolken.) Elegant soll es aussehen In Deutschland ist der Englische Stil populär 8/15 7 Deutsch, deutscher, Charts Musikfans hören in Deutschland immer öfter deutsche Texte. Das ist neu: Noch vor Kurzem war Englisch die Standardsprache in Pop, Rock und Hip-Hop. Nina Schönmeier wollte wissen: Was ist da passiert? 60 9/15 Deutsch-Boom in den Charts Viele der bekannten deutschsprachigen Sänger sind Kinder von Migranten. M uttersprache hat die deutsche Pop ikone Sarah Connor ihr im Mai ver öffentlichtes Album genannt. Es lan dete nach kurzer Zeit auf Platz drei der deutschen Charts. Sarah Connor war mit englischen Popsongs weltweit bekannt geworden. Jetzt wechselt sie ins Deutsche. Warum? „Ich habe das erste Mal gemerkt, dass es eben auch auf Deutsch mich richtig treffen kann, wenn ich das Gefühl habe, es ist meine eigene Geschichte“, sagt sie. Tatsächlich ist deutschsprachige Musik in Deutschland zurzeit so beliebt wie noch nie. Im Juni waren die Top Ten kom plett deutschsprachig – zum ersten Mal in der Geschichte der deutschen Charts, also seit 1962. Hits gelangen zum Beispiel der Schlagersängerin Helene Fischer, dem Rapper KC Rebell und dem Popsänger Andreas Bourani. Für Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrats, hängt die Ent wicklung damit zusammen, dass es einen neuen Umgang mit der deutschen Spra che gibt. Die Charts sind zwar nur eine Momentaufnahme. Trotzdem zeigen sie einen Trend, sagt der Professor. l„nden auf der Pl„tz, ¿e tr¡ffen 9/15 der B¢ndes verband der }msatz, ¿e der L¢ftballon, -s die W¡lle, -n streichen en¶rm aufholen der German“st, -en Organisation für ganz Deutschland Summe aller Verkäufe in einem Jahr ≈ Ball mit dünner Haut aus elastischem Materi al, der mit Luft gefüllt ist hier: Trend in der Musik hier: wegmachen; nicht mehr benutzen sehr stark hier: besser werden; gleich gut werden wie auf Englisch singende Musiker Person, die sich systematisch mit der deutschen Sprache und Literatur beschäftigt 61 FOTO: SANDRA LUDEWIG Sängerin Helene Fischer Zurzeit hat keine andere so viel Erfolg wie sie hier: erreichen hier: Position hier: ≈ machen, dass man starke Emotionen bekommt die Schlagersän- Frau, die Lieder mit einfachem Text singt gerin, -nen der General hier: ≈ Manager einer Organisation sekretär, -e der Deutsche Organisation für die Interessen aller deutschen Musikrat Musikvereine und –organisationen der }mgang hier: Art, etwas zu benutzen die Mom¡ntauf- hier: zusammenfassendes Bild der aktuell nahme, -n beliebtesten Musik in Deutschland Dieser Trend verstärkt sich seit Jahren. 2014 kamen laut Bundesverband Musikin dustrie 17 der 25 erfolgreichsten Alben aus Deutschland. Der Umsatz aus nationaler Popmusik stieg um 16 Prozent im Vergleich zu 2013. In den 80er-Jahren war Deutsch als Musiksprache schon einmal sehr beliebt. Damals hatten Musiker wie Nena („99 Luft ballons“) in ihrer Muttersprache Erfolg. Die Medien schrieben damals bald von einer Neuen Deutschen Welle. Und jetzt? Gibt es eine neue Neue Deutsche Welle? „Das Wort Welle können wir jetzt strei chen. Die Deutschen haben in den letz ten zehn, 20 Jahren enorm aufgeholt“, sagt der Songwriter Heinz Rudolf Kunze. Der studierte Germanist weiß, wovon er spricht: Er arbeitet seit 1981 als Musiker % Unheilig WasPop-Rock Aktuelles Album Gipfelstürmer Live Größter Hit „Geboren um zu leben“ Tim Bendzko WasPop Aktuelles Album Am seidenen Faden Größter Hit„Nur noch kurz die Welt retten“ Der Lockenkopf Tim Bendzko will eigentlich Fußballspieler werden. Er geht auf ein Sportgymnasium und spielt für einen Fußballverein. Erst 2009 entdeckt ihn die Band Söhne Mannheims bei einem Talentwettbewerb. Andreas Bourani WasPop/Soul Aktuelles Album Hey Größter Hit „Auf uns“ Schon als Schüler nimmt Andreas Bourani Gesangsunterricht. Am Anfang singt er nur auf kleinen Bühnen. 2010 bekommt er einen 62 Sein Hit „Nur noch kurz die Welt retten“ hält sich viele Wochen in den Charts. „Ich wusste einfach, dass ich so erfolgreich sein werde“, sagt der 30-Jährige. „m seidenen Faden (hængen) der L¶cken kopf, ¿e (l¶ckig der Tal¡ntwettbewerb, -e s“ch h„lten “n so (sein), dass bald etwas Schlimmes oder Unangenehmes passieren kann hier: junger Mann mit lockigen Haaren ≈ so, dass sich Haare rund formen) ≈ Suche nach dem besten Talent Am Anfang ist die Band wegen der düsteren Atmosphäre ihrer Musik vor allem in der Wave- und Gothic-Szene bekannt. Der Sänger und Songschreiber Der Graf spielt mit seinen Musikern auf allen wichtigen Festivals der Szene. Mit dem 2010 erschienenen Studioalbum Große Freiheit gelingt der erste große Erfolg. In Deutschland, Österreich und der Schweiz verkauft es sich mehr als zwei Millionen Mal. der G“pfelstürmer, düster die Szene der Graf, -en ≈ Bergsteiger; aber auch: Person, die sich ein schwieriges Ziel gewählt hat und dieses trotz Schwierigkeiten erreicht hier: traurig hier: alle Wave- und Gothic-Fans und -Musiker früher aristokratischer Beamter; hier: gewählter Name hier: bleiben in Plattenvertrag bei Universal Music. Sein zweites Album Hey erreicht mit mehr als 250 000 verkauften Exemplaren Platinstatus. Der 31-Jährige ist Jurymitglied bei verschiedenen Castingshows, wie zum Beispiel The Voice of Germany 2015. der Ges„ngsunterricht der Pl„ttenvertrag, ¿e Unterricht im Singen Vertrag für die Produktion eines Albums und singt schon immer auf Deutsch. Für seine Musik hat Kunze viele Preise bekom men. „Wir suchen in Deutschland nach einer neuen kulturellen Identität, das zeigt sich in der Liebe zur Musik“, glaubt Henning Wehland von den Söhnen Mann heims. Deutsch werde immer die Herzens sprache seiner Band bleiben. Nach der Neuen Deutschen Welle blieb Deutsch lange Zeit einigen Stars vorbe halten – den Songwritern Herbert Grö nemeyer und Udo Lindenberg oder der Punkband Die Toten Hosen. Sie bereite ten den Weg für die Musiker, die in den 90ern und Anfang der 2000er-Jahre die Charts eroberten: zum Beispiel die HipHop-Band Die Fantastischen Vier oder die Popmusiker Söhne Mannheims. die H¡rzens sprache, -n … vorbehalten bleiben den Weg be reiten für … erobern hier: Sprache, die der Band am wichtigsten ist; Sprache, in der die Band am besten Gefühle mitteilen kann ohne Ausnahme bestimmt sein für … alles tun, um … den Erfolg möglich zu machen hier: auf die ersten Positionen kommen 9/15 Deutsch-Boom in den Charts FOTOS: KAI STUHT; ERIC WEISS; MATHIAS BOTHOR; UNIVERSAL MUSIC; VITALI GELVICH Santiano Was Aktuelles Album Volksmusik/Folk Von Liebe, Tod und Freiheit Größter Hit„Santiano“ Bei einer Party kommen Hans-Timm Hinrichsen, Pete Sage, Björn Both, Axel Stosberg und Andreas Fahnert aus Flensburg (Schleswig-Holstein) auf die Idee, zusammen Seemannslieder zu singen. Das Debütalbum Bis ans Ende der Welt wird sofort die Nummer eins der Charts und verkauft sich mehr als eine Million Mal. Der Erfolg kommt für die Norddeutschen so überraschend wie ein Unwetter auf dem Meer. das Seemanns- Lied, das ein Mann singt, der auf lied, -er einem Schiff arbeitet das }nwetter, - sehr schlechtes Wetter, meistens mit Sturm und Regen Während Deutschen davor kaum inter nationale Erfolge gelangen, wurden damals einige von ihnen trotz der Sprach barriere zum Exportschlager. Die Hardro cker von Rammstein hielten sich wochen lang in den Top 20 – zum Beispiel in den USA, in Großbritannien, in Frankreich und Dänemark. Die Teenie-Popband Tokio Hotel mit ihrem exzentrischen Sänger Bill Kaulitz wurde unter anderem in Frank reich, Israel und Lateinamerika berühmt. Ihr erstes Album Schrei verkaufte sich weltweit 1,5 Millionen Mal. Zu Beginn seiner Karriere galt Heinz Rudolf Kunze noch als Exot: „Als ich anfing, fragten mich Radioredakteure ständig nach dem Grund dafür. Ich sagte ihnen, Bob Dylan singt ja auch nicht Kisuaheli.“ Der Liedermacher war einer der ersten, 9/15 die eine Radioquote für deutschsprachige Musik forderten. Eine Quote von 40 Pro zent gilt im Nachbarland Frankreich. In Deutschland sind bisher nur zehn Prozent der Top 100 im Radio deutschsprachig. Dabei ist die Vielfalt an musikalischen Stilen so groß wie noch nie: Neben dem typischen Schlager hat sich auch deutscher Pop und Hip-Hop etabliert. Es existiert sogar Gangsta-Rap wie in den USA. Ein Phänomen dabei: Viele der heute bekannten Sänger sind Kinder von Migran ten, was auch ihre Musik beeinflusst. Der Song Zuhause von Adel Tawil, Sohn eines Ägypters und einer Tunesierin, plädiert für Toleranz: „Komm wir bring’ die Welt zum Leuchten, egal woher du kommst. Zuhau se ist da, wo deine Freunde sind. Hier ist die Liebe umsonst“, ist der Refrain. % ASD WasHip-Hop Aktuelles Album Blockbasta Größter Hit „Hey du“ Der Rapper Afrob (38) und sein Kollege Samy Deluxe (37) veröffentlichen als ASD 2003 eines der bisher erfolgreichsten deutschen Hip-Hop-Alben. Wer hätte das gedacht hält sich über 13 Wochen in den Top 100. Zwölf Jahre lang verfolgen sie danach ihre Solokarrieren, Samy Deluxe produziert fünf eigene Alben. Im November gehen sie mit ihrem gemeinsamen Album Blockbasta auf Tour. Blockbasta eigentlich: Blockbuster s“ch h„lten “n hier: bleiben in verf¶lgen hier: versuchen, wirklich zu machen; ver suchen, zu realisieren der Exp¶rtschlager, s“ch h„lten “n der Radioredakteur, -e franz. stændig der Liedermacher, die Vielfalt s“ch etablieren plädieren für br“ng‘ … z¢m Leuchten der Refrain franz. hier: Musiker, der auch im Ausland Erfolg hat hier: bleiben in ≈ Journalist bei einer Radio station dauernd; immer ≈ Musiker, der Lieder zu ak tuellen Themen selbst schreibt und singt hier: viele Varianten hier: einen sicheren Platz finden hier: offiziell sagen, was man unterstützt und wichtig findet von: zum Leuchten bringen = durch Licht hell machen; hier auch: durch Verschiedenartig keit der Menschen lebenswert machen Teil eines Liedes, der am Ende jeder Strophe wiederholt wird 63 einspielen der R¢sslanddeutsche, -n Wirtz WasRock Aktuelles Album Auf die Plätze, fertig, los! Größter Hit„Ne Weile her“ Daniel Wirtz hat schon mit 15 Jahren seine erste eigene Band, Sub7even. Schnell schließen die Indierocker einen Plattenvertrag mit BMG. Die Band singt auf Englisch. Aber Daniel Wirtz will keine kommerzielle Musik mehr machen und lieber in seiner Muttersprache singen: „Deutsch sollte es sein, tief und ehrlich, zwischen Melancholie und Wahnsinn“, sagt er über seine Entscheidung. ‘ne Weile her eine Weile her sein = vor längerer Zeit gewesen sein der Pl„ttenver- Vertrag für die Produktion eines Albums trag, ¿e tief hier: so, dass intensive Gefühle mit geteilt werden der Wahnsinn psychische Störung 64 Revolverheld WasRock Aktuelles Album Immer in Bewegung Größter Hit „Halt dich an mir fest“ Die Bandmitglieder um Sänger Johannes Strate lernen sich in einem Kurs für Popmusik in Hamburg kennen. Revolverheld, die bis 2004 Tsunamikiller heißen, Die Musiker experimentieren mit Spra che: Sie singen nicht nur auf Deutsch, son dern auch auf Englisch. Vor einigen Jahren spielte Tawil ein Lied auf Arabisch ein. Ein Kind von Migranten ist auch die 31-Jährige Helene Fischer, die zurzeit erfolgreichste deutsche Sängerin. Ihre Eltern sind Russlanddeutsche, sie wurde in Sibirien geboren. Allein ihr Album Farbenspiel verkaufte sich mehr als zwei Mil lionen Mal. Berlin, Hamburg, Gelsenkir chen – die hübsche Sängerin füllt mit ihrer perfekt einstudierten Show und ihren Herzschmerz-Arien ganze Fußballstadien. Etwa 900 000 Fans werden bei ihrer dies jährigen Tournee erwartet. Warum wollen so viele Deutsche ihre seichten Texte hören und ihre bun ten Shows sehen? Ein Grund: Hinter der Sängerin steht eine gut funktionierende Marketingmaschinerie. Fischer ließ ihren Namen schon 2010 als Marke registrieren. Sie warb seitdem für Volkswagen, Tchibo und andere Firmen. Inzwischen gibt es die Helene-Fischer-Armbanduhr, eine Mode kollektion und den Teddybären Helene. Die Deutschen lieben Musik, nicht nur ihre eigene, und geben dafür mehr Geld aus als andere Nationen. Das kommt der haben vier Alben produziert. Alle waren kommerziell erfolgreich. „Wir haben immer hart gearbeitet. Unser Erfolg ist auch das Ergebnis dieser Arbeit“, sagt Strate. Besonders mögen die Fans ihre Live-Auftritte. der Rev¶lver- Mann, der schnell und oft einen Revolver held, -en benutzt der Auftritt, von: auftreten = hier: vor Publikum spielen -e heimischen Musikbranche zugute. Die Bundesrepublik ist nach Japan und den USA der drittgrößte Musikmarkt der Welt – und er wächst. 2014 wurden dort CDs, Downloads, Streaming-Angebote und Schallplatten im Wert von 1,48 Milliarden Euro verkauft. Noch eine Besonderheit: CDs und Schallplatten machen auch im digitalen Zeitalter drei Viertel des Umsatzes aus. Und: Die Deutschen sind ihren Musikern treu. Während sie bei internationalen Künstlern oft nur eine Single downloaden, besorgen sie sich bei deutschen Stars häu fig gleich das ganze Album. So haben auch weniger massentaugli che Musiker eine Chance, zum Beispiel die neue Generation von Liedermachern. Die musikalische Begleitung ist minimal, ihre Texte haben ihre Gefühlswelt zum Thema oder kritisieren gesellschaftliche Zustände. Aber nicht alle folgen dem Deutsch trend. Till Lindemann ist der Sänger von Rammstein – der Band, die mit deutsch sprachigen Songs international so erfolg reich war wie kaum eine andere. Jetzt wollte er seine Fans mit seinem neuen Soloalbum überraschen. Es heißt Skills in Pills. Lindemann singt auf Englisch. 2 9/15 FOTOS: WWW.WIRTZMUSIK.DE; TIM KRAMER hier: Lied im Studio speichern hier: Immigrant aus Deutschland, dessen Familie vor langer Zeit nach Russland immigriert ist allein hier: nur einstudieren intensiv lernen die H¡rzm d Lied, mit einfachem schmerz-Arie, -n Text, der die Traurigkeit wegen einer unglücklichen Liebe zum Thema hat seicht d hier: nicht sehr schwierig; ≈ langweilig die M„rketing- d hier: Marketingsystem maschinerie, -n die [rmbanduhr, Uhr, die man am Arm trägt -en zugutekommen von Vorteil sein für heimisch hier: in den deutschsprachigen Ländern die Sch„llplatte, hier: flaches, rundes, -n schwarzes Stück aus einer Plastikart (z. B. Vinyl) mit Musik ausmachen hier: betragen digital so, dass fast alles in Com putern gespeichert ist und Computer benutzt werden das Zeitalter, - ≈ Epoche; Zeit m„ssentauglich so, dass es einer großen Zahl von Menschen gefällt die Generation, hier: Personen, die zur -en gleichen Zeit aktiv sind die Begleitung hier: Melodie, die ein oder mehrere Instrumente spielen r y3 in Ge n ma ativ e Seite Ma de in ov D e eu M a d n tsch n lands i Autoreifen aus Pflanzen In ein paar Jahren könnte Naturkautschuk aus in Europa typischen Pflanzen normal sein. Am Fraunhofer-Institut in Münster wird daran gearbeitet – es ist eines von vielen Erfolgsbeispielen, wie Fraunhofer-Forscher in Kooperation mit der Wirtschaft innovative Ideen entwickeln. Carolin Jenkner hat das Kautschuk-Labor besucht. 28 10/15 Made in Germany L öwenzahn kennt in Deutschland jedes Kind: Die Pflanze wächst an jedem Wegrand, im April blüht sie gelb. Ein paar Wochen später, wenn sich die Samen entwickelt haben, trägt der Wind die „Pusteblume“ über Wiesen und Felder. Aus den Blättern kann man Salat machen, aus der Blüte stellen Bienen Löwenzahnhonig her. Dass aus den Wurzeln bald Autoreifen entstehen sollen, ist neu, aber schon fast Realität. Seit mehr als sechs Jahren forschen Dirk Prüfer und sein Kollege Christian Schulze Gronover an der Außenstelle des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie (IME) in Münster daran, wie man aus Löwenzahn Naturkautschuk herstellen kann. In ihrem die Art, -en der Wegrand, ¿er der Samen, - ≈ harte, kleine Frucht, die eine Pflanze produziert und aus der neue Pflanzen derselben Art wachsen können die Pusteblume, runde, grauweiße Löwen-n zahnblume nach der Blüte, deren Samen Kinder gerne in die Luft pusten (pusten m hier: mit dem Mund auf etwas blasen) die Biene, -n Insekt, das Honig produziert die W¢rzel, -n Teil einer Pflanze, der unter der Erde wächst die Außenstelle, Abteilung einer Institution, -n die außerhalb der Zentrale liegt die [ngewandte Forschung im Bereich ÖkoloÖkologie gie, deren Ergebnisse für die Praxis nützlich sein sollen das B„ckstein- Gebäude aus roten, gebranngebäude, ten Steinen s¶rgfältig sehr genau gefrieren bei sehr niedriger Temperatur konservieren fl•ssig wie Wasser; ↔ fest der St“ckstoff farbloses Gas, das nicht riecht; N2 Die Fraunhofer-Gesellschaft ist die größte Organisation ihrer Art in Europa. FOTO: DIRK MAHLER/FRAUNHOFER Grünes Labor Christian Schulze Gronover (links) und Dirk Prüfer von Fraunhofer mit Carla Recker von Continental in Münster Labor in dem roten Backsteingebäude der Universität, in der Nähe des Münsteraner Schlosses, wird gerade geerntet: Eine Mitarbeiterin schneidet sorgfältig die Wurzeln der Löwenzahnpflanze ab und gefriert sie in flüssigem Stickstoff, eine tägliche Routinearbeit im Labor. Schon vor fast 100 Jahren haben Forscher versucht, aus Löwenzahn Kautschuk herzustellen. Aber die Versuche haben nie wirklich geklappt. Für die Wirtschaft ist es aber sehr wichtig, endlich Alterna- % Die Fraunhofer-Gesellschaft Die Fraunhofer-Gesellschaft ist mit ihren 66 Instituten und Forschungseinrichtungen in Deutschland die größte Organisation für angewandte Forschung in Europa. Ihren Namen hat sie von dem Münchener Joseph von Fraunhofer (1787 - 1826), der Wissenschaftler, Erfinder und Unternehmer war. Seine Idee, die Forschung für die Wirtschaft und für die Menschen konkret anwendbar zu machen, ist noch immer das Prinzip der Gesellschaft. 1949 wurde sie gegründet, am Anfang mit nur drei Mitarbeitern. Inzwischen arbeiten 24 000 Mitarbeiter für sie. Zusammen kommen sie auf ein Forschungsvolumen von zwei Milliarden Euro im Jahr. Zu 30 Prozent werden die Institute staatlich finanziert. Die übrigen 70 10/15 Prozent bekommen sie durch Aufträge von Firmen und durch öffentlich finanzierte Forschungsprojekte. Das ermöglicht auch kleinen Unternehmen ohne eigene Forschungsabteilung, innovative Ideen zu entwickeln. Im Zentrum der Forschung stehen die Bedürfnisse des Menschen in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit, Kommunikation, Mobilität, Energie und Umwelt. Die meisten Mitarbeiter arbeiten im Bereich Ingenieur- und Naturwissenschaften. Die Gesellschaft gehört zu den wichtigsten Patentanmeldern in Deutschland. So haben die Institute im Jahr 2014 zum Beispiel 831 Erfindungen gemacht. Im Durchschnitt registriert Fraunhofer mehr als zwei Patentanmeldungen pro Werktag. hier: Kategorie äußerer Teil eines Weges Diesen Text können Sie mit einem Premium-Abo hören: www.deutsch-perfekt.com/service die F¶rschungseinrichtung, -en die „ngewandte F¶rschung der Unternehmer, „nwendbar Institution, an der geforscht wird Forschung, deren Ergebnisse für die Praxis nützlich sein sollen Besitzer und oft auch Leiter einer Firma geeignet für die Benutzung im konkreten Fall das F¶rschungs- Betrag, der für Forschung ausgegeben volumen wird das Bed•rfnis, ≈ Wunsch -se die Naturwissen- z. B. Chemie, Biologie, Physik schaften der Pat¡nt Institution oder Firma, die ein Patent anmelder, anmeldet (das Pat¡nt, -e Recht, eine Erfindung als Einziger zu verkaufen) der W¡rktag, -e Montag bis Samstag 29 tiven zur konventionellen Herstellung von Kautschuk zu finden. 40 000 Produkte des täglichen Lebens, zum Beispiel Matratzen, Klebestreifen oder eben Autoreifen, enthalten Naturkautschuk. Und der wird im Moment hauptsächlich aus dem Gummibaum, botanisch Hevea brasiliensis, hergestellt, einer Pflanzenart der Subtropen. Die Kautschukherstellung aus dem Gummibaum ist aber problematisch: Zum einen gibt es zunehmend Probleme mit Schadpilzen, zum anderen steigt die Nachfrage so stark, dass tropische Wälder gerodet und in Agrarland umgewandelt die Matr„tze, -n der Klebestreifen, - Teil des Bettes aus weichem Material, auf dem man liegt langes, dünnes Stück aus Plastik, mit dem man eine Sache auf eine andere kleben kann der Schadpilz, sehr kleiner Organismus, der -e auf Pflanzen wächst und sie krank macht roden Bäume wegmachen ¢mwandeln ändern schw„nken hier: sich verändern; nicht stabil bleiben die Kautschuk- Markt, auf dem Kautschuk gebörse, -n und verkauft wird zusätzlich hier: noch eine die Kautschuk- Pflanze, aus der man Kautschuk quelle, -n herstellen kann etablieren hier: bekannt machen und nutzen betreiben machen die [nwen≈ Benutzung im konkreten Fall dung, -en die Z•chtung, hier: Herstellung einer -en bestimmten Pflanzenart der Rohstoff, -e Substanz aus der Natur, die von der Industrie verwendet wird (z. B. Erdöl, Gold, Wasser) naturgemäß natürlich n¢tzbar hier: so, dass man daraus Kautschuk herstellen kann LED noch heller und effizienter LED-Lampen gibt es inzwischen in fast jedem Haushalt. Aber auch die sehr umweltfreundliche und stromsparende LED-Technik hat einen Nachteil: Bei Stromschwankungen kann es sein, dass LEDs nicht so gut funktionieren oder sogar kaputtgehen. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik in Freiburg (Baden-Württemberg) haben eine Lösung dafür gefunden: eine Technik, die aus dem Wechselstrom aus der Steckdose Gleichstrom mit reduzierter Spannung macht. Die Forscher benutzen Transistoren auf Basis von Galliumnitrid. Die LEDs werden damit noch effizienter, heller und energiesparender. effizi¡nt die Stromschwankung, -en die [ngewandte F¡stkörperphysik die Sp„nnung (ökonomisch) sinnvoll und nützlich Änderung in der Intensität des Stroms Forschung im Bereich Festkörperphysik, deren Ergebnisse für die Praxis nützlich sein sollen hier: ≈ elektrisches Potenzial werden. Und für die Wirtschaft sind die stark schwankenden Preise an der Kautschukbörse ein Problem. So überrascht es nicht, dass der Reifenhersteller Continental und das Fraunhofer-Institut IME seit Jahren gemeinsam an einer Alternative forschen: „Wir wollen eine zusätzliche Kautschukquelle etablieren“, erklärt Christian Schulze Gronover. Das Projekt steht als positives Beispiel für die angewandte Forschung der Fraunhofer-Institute, die ihre Forschung in enger Kooperation mit der Wirtschaft betreiben und immer eine konkrete Anwendung im Blick haben. Es gibt eine klare Arbeitsteilung: Während die Biologen im IME für die Züchtung und Analyse und für das Verfahren zur Extraktion des Kautschuks zuständig sind, entwickelt Continental in seinem Labor aus dem Rohstoff das fertige Produkt, in diesem Fall Autoreifen. Das ist naturgemäß ein langer Prozess mit anfänglichen Schwierigkeiten. Im IME-Labor in Münster stand man zuerst vor dem Problem, immer die falsche Pflanze bekommen zu haben. Denn der Löwenzahn vom Wegrand in Deutschland enthält zu wenig Naturkautschuk, um ihn wirklich für die Industrie nutzbar zu machen. „Wir haben erst 2010 MP3 MP3 ist in aller Ohren: über den MP3-Player oder über Audiodateien im Internet. Aber was genau haben die Forscher des Fraunhofer-Institutes für Integrierte Schaltungen im bayerischen Erlangen da vor 20 Jahren entwickelt? Das MP3Verfahren codiert und speichert Musik. Im Vergleich zum Original benötigt eine MP3-Datei nur rund zehn Prozent des Speicherplatzes. So kann Musik schnell über das Internet übertragen und auf MP3-Playern gespeichert werden. Eine international populäre Innovation, an der Fraunhofer über die Patentrechte jährlich hohe Millionenbeträge verdient. “n „ller Ohren sein die Sch„ltung, -en das Pat¡ntrecht, -e 30 Wortspiel mit: m in aller Munde sein = aktuell sein ≈ Reihenfolge oder Ordnung elektrischer Verbin dungen Recht, eine Erfindung als Einziger zu verkaufen 10/15 Made in Germany Ein Scanner gegen Briefbomben Bis jetzt ist es kompliziert, Briefe auf unerwünschte Inhaltsstoffe wie Sprengstoff oder Drogen zu untersuchen. Die Lösung könnte ein neuer Terahertz-Scanner sein. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Physikalische Messtechnik in Kaiserslautern (RheinlandPfalz) und der Firma Hübner in Kassel (Hessen) haben das System T-Cognition entwickelt. Es entdeckt gefährliche Inhalte, ohne dass die Post geöffnet werden muss. Ein Gerät, das schon bald in Ministerien und Gefängnissen stehen könnte. der Spr¡ngstoff das Gefængnis, -se 10/15 Substanz, die mit Feuer und Lärm kaputtgeht; ≈ Bombe Gebäude, in das kriminelle Personen geschlossen werden Vom Löwenzahn zum Reifen Die Pflanze und eines der Produkte, das daraus gemacht werden kann dem Kautschuk aus dem Gummibaum hat“, sagt Schulze Gronover. Das kann der Reifenhersteller Continental bestätigen. Die erste Testserie mit Autoreifen aus Löwenzahn-Kautschuk ist gelungen. In Testfahrten auf der Straße war der Reifen auf Löwenzahnbasis genauso sicher wie konventionelle Reifen – aber nachhaltiger. „Bis zu 40 Prozent eines Autoreifens bestehen aus Naturkautschuk“, erklärt Alexander Bahlmann von Continental. Den großen Bedarf will der Reifenhersteller in Zukunft teilweise durch Löwenzahn decken. „Unser Ziel ist es, in fünf bis zehn Jahren damit in Serie zu gehen“, sagt Bahlmann. Voraussetzung dafür ist, dass der Ertrag dann genauso hoch ist wie beim Gummibaum. Für Continental bietet der Löwenzahn-Kautschuk auch die Möglichkeit, Rohstoffe regional einzukaufen. Die Pflanze wächst auch gut auf Flächen, die für den Anbau von Nahrungsmitteln ungeeignet sind. Davon gibt es in einigen deutschen Regionen sehr viele, zum Beispiel in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. So kann der CO2-Ausstoß bei der Logistik reduziert werden. Die Firma % FOTOS: ISTOCK/THINKSTOCK (2); CONTINENTAL die richtige Sorte des russischen Löwenzahns bekommen“, erzählt Schulze Gronover. „Die Herausforderung besteht nun neben der Analyse darin, ihn so zu züchten, dass er genug Ertrag bringt, nämlich genauso viel wie der Gummibaum.“ Schulze Gronover und seine Kollegen vertrauen dabei auf natürliche Verfahren ohne Gentechnik. Durch gezielte Zucht haben sie den Kautschukgehalt innerhalb von kurzer Zeit schon verdoppelt, sodass eine industrielle Verwendung in wenigen Jahren denkbar ist. Im Gewächshaus des Instituts zeigt der Forscher die Löwenzahnpflanzen, die genau in einer Reihe hintereinander gepflanzt sind. Die Blätter sind ein bisschen schmaler als die des deutschen Löwenzahns, die Blüten ein bisschen kleiner. Aber den Forschern ist es gelungen, aus der Wurzel Naturkautschuk herzustellen. In einem umweltverträglichen Verfahren wird der Kautschuk mit Wasser von den anderen Substanzen getrennt. Das genaue Verfahren ist aber geheim. So bleibt die Tür dorthin verschlossen. Fest steht aber, dass der Löwenzahn-Kautschuk mit dem Gummibaum konkurrieren kann: „Es hat sich gezeigt, dass der Kautschuk gut verwertbar ist und äquivalente Eigenschaften zu die Herausfor- schwierige Aufgabe, die man derung, -en spannend findet der Ertrag, ¿e bestimmte Menge, die produziert wird die Gentech- ≈ Methode, bei der Gene künst nik lich anders gemacht werden der KautMenge an Kautschuk, die in der schukgehalt Pflanze enthalten ist das Gewæchs- Glashaus, in dem Pflanzen haus, ¿er unter sehr guten Bedingungen wachsen können ¢mweltvergut für die Umwelt träglich konkurrieren hier: genauso gut sein verwertbar hier: so, dass man ihn gut als Material verwenden kann die EigenCharakteristikum schaft, -en nachhaltig hier: so, dass etwas keine ne gativen Effekte für die Menschen und die Ökologie hat den Bed„rf die Menge besorgen, die man d¡cken braucht teilweise nicht komplett “n Serie gehen in großer Zahl gleiche Exemplare herstellen der [nbau von: anbauen = Pflanzen pflegen und ihre Früchte sammeln der Ausstoß Abgabe in die Luft 31 Weltrekord-Solarzelle Eine Solarzelle mit einem Wirkungsgrad von 44,7 Prozent – das ist Weltrekord. 44,7 Prozent Wirkungsgrad, das heißt: 44,7 Prozent der gesamten Energie im Sonnenspektrum werden zu elektrischer Energie. Erreicht hat diesen Rekord das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg (BadenWürttemberg) in Kooperation mit weiteren Institutionen. Seine Solarzelle basiert auf einer neuen Struktur mit vier Teilsolarzellen. Nach etwas mehr als drei Jahren Forschung konnten die Wissenschaftler den Rekord feiern. die Solarzelle, -n Proteine aus Lupinen Die Lupine kann in Zukunft ein wichtiger Grundstoff für unser Essen sein. Das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising (Bayern) hat die Samen der Pflanze so verändert, dass man daraus proteinreiche Zutaten für Lebensmittel herstellen kann – ohne unangenehmen Geschmack. Seit ein paar Jahren gibt es schon ein Eis aus Lupinen auf dem Markt. Für die Forschung hat das Institut 2014 den Deutschen Zukunftspreis gewonnen. die Verfahrenstechnik, -en der Samen, - (die Art, -en die Zutat, -en Technik, die sich mit speziellen Technologien (z. B. Recyclingprozessen) beschäftigt, um die Umwelt zu schützen ≈ harte, kleine Frucht, die eine Pflanze produziert und aus der neue Pflanzen derselben Art wachsen können hier: Kategorie) hier: Substanz, die zur Herstellung eines Lebensmittels nötig ist elektrisches Bauteil, mit dem man aus Sonnenlicht Strom produzieren kann der W“rkungs- Relation zwischen benutzter grad Energie und der Energie, die man bekommt basieren auf als Basis haben wird ein bisschen unabhängiger von den schwankenden Preisen an der Kautschukbörse. Für die Forschung am russischen Löwenzahn und die Entwicklung der Anwendung haben Dirk Prüfer, Christian Schulze Gronover und die zuständige Wissenschaftlerin von Continental in diesem Jahr den wichtigen Joseph-von-Fraunhofer-Preis gewonnen. Aber damit ist die Forschung am Löwenzahn noch lange nicht beendet: Schulze Gronover und seine Kollegen von der IME-Außenstelle in Münster haben auch andere Inhaltsstoffe gefunden, die für die Industrie nützlich sein können. „Der russische Löwenzahn enthält Inulin, einen Polymerzucker“, erklärt Schulze Gronover. „Inulin wird zum Beispiel in probiotischem Joghurt verwendet oder um eine Textur in Lebensmitteln zu schaffen, die man sonst nur durch Fette erreicht.“ Diese Eigenschaften der Pflanze erforscht das Fraunhofer-Institut in Zusammenarbeit mit anderen Firmen aus der Nahrungsmittel- und Latex-Branche. Das Erfolgsrezept von Fraunhofer heißt: Kompetenzen bündeln, Forschen in Kooperation mit der Wirtschaft. Und eins scheint schon jetzt klar zu sein: Der Löwenzahn scheint eine nachhaltige Alternative zum Gummibaum zu sein. Die Ernte kann nach ein paar Wochen erfolgen, während der Kautschukbaum zum ersten Mal nach sieben Jahren erntereif ist. Sicher wird nicht der ganze Weltbedarf an Naturkautschuk durch Löwenzahn gedeckt werden können, aber er macht die Industrienationen ein bisschen unabhängiger von Importen. Und so wird es uns nicht wundern, wenn der Löwenzahn bald nicht nur auf Weiden und an Wegrändern wächst, sondern auch großflächig in Deutschland angebaut wird. 2 sch„ffen die Kompet¡nz, -en b•ndeln erf¶lgen die Weide, -n hier: entstehen lassen hier: Fachwissen hier: zusammenfassen; zusammenbringen passieren Wiese, auf der Tiere im Sommer fressen FOTOS: FRAUNHOFER INSTITUT (2) 32 10/15