In Afghanistan vieles geschafft

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In Afghanistan vieles geschafft
D 8512
50. Jahrgang
Nr. 29
NACHRICHTEN
In Afghanistan vieles geschafft
Feierliches Gelöbnis
Junge Rekruten haben bereits
zum 16. Mal ihr Feierliches
Gelöbnis zum 20. Juli in Berlin
abgelegt.
Seite 3
EINSATZ
Hot Blade
In Portugal läuft derzeit die
größte europäische Hubschrauberübung „Hot Blade“ mit sechs
verschiedenen Nationen. Seite 8
MILITÄRGESCHICHTE
Die Urkatastrophe
Der Beginn des Ersten Weltkrieges
markiert den wahrscheinlich
größten Bruch in der Weltgeschichte.
Seiten 6/7 und 9
SPORT
Historisches Gefecht
Die Mannschaft der deutschen
Säbelfechter hat erstmals in ihrer
Geschichte die Goldmedaille bei
einer WM gewonnen. Seite 10
DIE BUNDESWEHR IM INTERNET
www.bundeswehr.de
www.bmvg.de
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Ministerin informiert sich am Hindukusch über Vorbereitungen auf mögliche ISAF-Folgemission.
von Robert Lehmann
Mazar-e Scharif/Kabul. Verteidigungsministerin Ursula von
der Leyen hat in der vergangenen
Woche die deutschen Soldaten in
Afghanistan besucht. Auf ihrer
zweitägigen Reise machte sie
in Mazar-e Scharif und Kabul
­
Station.
Am vergangenen Donnerstag
traf von der Leyen in Kabul mit
dem afghanischen Präsidenten
Hamid Karsai sowie ihren
Amtskollegen Bismillah Khan
Mohammadi zusammen. Karsai
habe sich im Zuge der kompletten
Neuauszählung der Stimmen zur
Präsidentschaftswahl zur Verantwortung Afghanistans im Wahlprozess bekannt. Er sei willens,
den Prozess zu einem guten Ende
zu führen, sagte die Ministerin
nach dem Treffen. Der afghanische Präsident habe zugesagt, dass er den Rücktransport der Wahlurnen durch die
afghanischen Sicherheitskräfte
unterstütze, wenn auch eine
Begleitung durch die Vereinten
Nationen sichergestellt sei. „Das
ist ein Schritt in die richtige Richtung“, betonte von der Leyen.
Im ISAF-Hauptquartier informierte sich die Ministerin über
den aktuellen Sachstand zur
möglichen ISAF-Folgemission
Resolute Support (RSM). Im
Gespräch mit dem Oberbefehlshaber der ISAF-Truppen, US-General Joseph F. Dunford, ging es
vor allem um die Gestaltung der
Ausbildungs-, Beratungs- und
Unterstützungsmission. Voraussetzung für den Einsatz ist allerdings die Unterzeichnung eines
Sicherheitsabkommens zwischen
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MINISTERIUM
Montag, 28. Juli 2014
Im Kreise der Soldaten: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen stellt sich zum Gruppenfoto
im Camp Marmal in Mazar-e Scharif.
den Vereinigten Staaten und
Afghanistan.
Der scheidende Präsident
Karsai hat die Unterzeichnung
seinem Nachfolger überlassen,
der nun erst nach der Neuauszählung der Stimmen ermittelt
wird. Die Verzögerungen können
laut Ministerin zwar Probleme
auf der Zeitlinie verursachen, die
Planungen der internationalen
Gemeinschaft seien aber trotzdem auf einem guten Weg. Beim
NATO-Gipfel in Wales, den von
der Leyen im Ausblick erwähnte,
ist das weitere Engagement des
Bündnisses in Afghanistan ein
Schwerpunktthema. Die Planungen der NATO für Resolute Support schreiten voran. Auch im
Rahmen dieser Folgemission ist
Deutschland grundsätzlich bereit,
als sogenannte Rahmennation im
Norden Afghanistans weiterhin
eine besondere Verantwortung zu
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Ärztlicher Blick: Professionell betrachtet Ursula von der Leyen
im Regional Military Hospital im Camp Shaheen ein Röntgenbild.
übernehmen. Vor ihrem Rückflug
nach Deutschland zeigte sich die
Ministerin zuversichtlich, „dass
wir vorankommen“.
Den Mittwochabend hatte von
der Leyen im Camp Marmal in
Mazar-e Scharif mit deutschen
Soldaten verbracht. In ihrer
Ansprache dankte sie den bisher insgesamt 138 000 deutschen
Soldaten, die in den vergangenen Jahren in Afghanistan im
Einsatz waren. Die Bundeswehr
habe sich in dieser Zeit verändert,
so von der Leyen. „Wir haben
Erfahrungen gesammelt. Gute
Erfahrungen, die wir nicht vergessen dürfen, die wir weitertragen müssen in den Alltag hinein.
Aber auch bittere Erfahrungen“,
sagte die Ministerin vor den im
Atrium versammelten Soldaten.
Zuvor hatte sie der Gefallenen
am Ehrenhain im Camp gedacht.
„Gerade für all diejenigen, die
sich eingebracht haben, angesichts der Verluste, die wir auch
gehabt haben, sage ich Ihnen
mit ganz tiefer Überzeugung:
Die Mission war richtig und ist
richtig.“
In ihrer emotionalen Ansprache erinnerte die Ministerin
abschließend an die über neun
Millionen Kinder und Jugendlichen, die in Afghanistan jeden
Tag zur Schule gehen können.
Das wäre unter den Taliban niemals möglich gewesen, erklärte
von der Leyen und würdigte das
Engagement der Soldaten: „Das
ist eines von den vielen Dingen,
die Sie bewirken, auf die Sie stolz
sein können.“
Weiterer Programmpunkt:
Der Unterstützungsverband in
Mazar-e Scharif präsentierte am
Mittwoch seine Leistungsfähigkeit. Der neue multinationale
Verband vereint alle Kompetenzen, die zur Erfüllung einer künftigen Ausbildungs-, Beratungsund Unterstützungsmission im
Norden Afghanistans erforderlich
werden können.
Nach ihrer Ankunft im Camp
Marmal am Mittwochmorgen
war von der Leyen in das etwa
20 Kilometer westlich der Provinzhauptstadt gelegene Camp
Shaheen gereist. Nach einem
Gespräch mit dem Kommandierenden General des 209. Korps
der afghanischen Armee (ANA),
Generalmajor Zalmai Wesa,
besichtigte von der Leyen dort
das Regional Military Hospital
der afghanischen Armee. Seit
2008 werden verwundete Soldaten der ANA, aber auch afghanische Zivilisten, dort behandelt.
Von der Leyen sagte, Afghanistan sei einen weiten Weg
gegangen. „Gemeinsam mit den
internationalen Partnern sind
wir jetzt im Übergang von der
ISAF-Mission in eine neue Mission der Unterstützung, des Trainings und der Ausbildung.“
Der Beitrag „Afghanistan“ unter
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2
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INTERN
28. Juli 2014
ZITAT
EDITORIAL
„Es ist schon schade, dass außer Apfelschorle
momentan nichts drin ist.“
Eine Reise nach Afghanistan ist
nicht irgendeine Reise. Die Verteidigungsministerin hat in der
vergangenen Woche die Bundeswehr am Hindukusch besucht.
Neben ihren politischen Unterredungen und Informationsgesprächen zur Lage hat Ursula von der
Leyen einmal mehr den direkten
Kontakt zu den Soldaten im Einsatz gesucht (S.1).
Aufmunternde Worte, ein
Moment der Aufmerksamkeit
auch für das eine oder andere
Problem – Gesten wie diese sind
wichtige Signale an die Truppe.
Gerade diese besondere Beachtung haben unsere Soldaten am
Hindukusch verdient. Denn sie
haben – trotz manchem traurigen
Rückschlag –vieles bewirkt. So
können Kinder und Jugendliche
in Afghanistan jeden Tag zur
Schule gehen und junge Männer
und Frauen ihr Studium aufnehmen.
Erfolge wie diese stimmen
zuversichtlich für die mögliche
ISAF-Folgemission Resolute
Support. Jedenfalls haben die
Afghanen die weitere Aufmerksamkeit und Unterstützung der
westlichen Staatengemeinschaft
verdient.
Neben dem Bericht über die Reise
der Ministerin nach Afghanistan
richten wir in dieser Ausgabe
Formel-1 Rennfahrer Sebastian Vettel, nachdem er in Hockenheim
nur den vierten Platz belegt hatte.
KALENDERBLATT
Vor 30 Jahren: Am 31. Juli 1984 wird von nun an in der Bundesrepublik Deutschland das Nichtanlegen des Sicherheitsgurtes im Auto
mit einem Bußgeld von vierzig D-Mark geahndet.
Vor 65 Jahren: Am 3. August 1949 ist mit der Hinterlegung der
Ratifizierungsurkunde im Londoner Außenministerium die offizielle
Gründung des Europarates durch seine zehn Gründungsmitglieder
abgeschlossen.
Vor 50 Jahren: Am 31. Juli 1964 funkt die US-amerikanische Mondsonde „Ranger VII“ zum ersten Mal Bilder des Mondes zur Erde.
Vor 75 Jahren: Am 30. Juli 1939 wird in Belgien der Albert-Kanal
eröffnet. Die künstliche Wasserstraße verbindet die Städte Lüttich
und Antwerpen.
Vor 145 Jahren: Am 2. August 1869 führt der Chirurg Gustav Simon
in Heidelberg die erste Nierenoperation der Welt durch.
Vor 170 Jahren: Am 31. Juli 1844 wird auf dem Gelände der ehemaligen königlichen Fasanerie im Tiergarten der erste zoologische
Garten Deutschlands eröffnet.
Vor 245 Jahren: Am 2. August 1769 entdecken der spanische Armeekapitän Gaspar de Portola und der Franziskaner Juan Crespi beim Einrichten einer Verbindung zwischen San Diego und San Fransisco jenen
Ort, an dem die spätere Millionenstadt Los Angeles entsteht.
(eb)
den Blick auf
die deutsche
Geschichte.
Mit dem eindrucksvollen
Feierlichen
Gelöbnis junger Rekruten auf dem
Paradeplatz des Berliner Bendlerblocks am 20. Juli ist einmal
mehr deutlich geworden, dass die
Bundeswehr in der Tradition
des Widerstandes gegen die
NS-Herrschaft steht (S.3).
Ein weiteres historisches Datum
beleuchten wir mit dem Ausbruch
des Ersten Weltkrieges vor 100
Jahren, genau am 28. Juli 1914
(S.6/7). Diese Urkatastrophe des
20. Jahrhunderts, die aus Willkür,
Misstrauen, Angst und Aggression erwuchs, muss uns eine
Mahnung für die Zukunft sein.
Bei allem gebotenem Ernst allerdings soll darüber hinaus auch in
dieser Ausgabe mit dem Sport
das unterhaltsame Element nicht
zu kurz kommen. So berichten
wir über die deutschen Säbelfechter, die historisches Gold
geholt haben (S.10). Herzlichen
Glückwunsch!
Jörg Fleischer
Redakteur Politik
Foto: Hot Blade/Forca Aérea Portuguesa
BILD DER WOCHE
Landeoperation: Bei der multinationalen Übung „Hot Blade“ setzt ein britischer Hubschrauber „Puma MK2“ Infanteristen ab.
28. Juli 2014 MINISTERIUM / HINTERGRUND Geloben und Erinnern
Foto: Wilke/RedBw
von Frank Bötel
In der Tradition des Widerstandes: Insgesamt 435 Rekruten aus unterschiedlichen Verbänden sind
am 20. Juli zum Feierlichen Gelöbnis auf dem Paradeplatz des Berliner Bendlerblocks angetreten.
deren Maß.“ Die Männer und
Frauen des Widerstandes hätten
erkannt: „Nicht der blinde Gehorsam, nicht das Nichtstun, nicht
das Abwarten war das Gebot der
Stunde, sondern das Widerstehen, das Handeln, die Tat“, so
die Ministerin.
In seiner ganzen Persönlichkeit
schlägt der Gastredner des Feierlichen Gelöbnisses die Brücke
zwischen dem 20. Juli 1944
und dem des Jahres 2014. Der
älteste Sohn des Hitler-Attentäters, Berthold Schenk Graf von
Stauffenberg, der 1956 freiwillig Soldat der Bundeswehr wird,
der er dann 38 Jahre angehört,
erklärt den angetretenen jungen
Soldaten, welche Bedeutung der
militärische Widerstand gegen
die NS-Diktatur für die Bundeswehr noch heute hat: „Die Soldaten, die sich gegen Hitler verschworen haben, waren es, die
die Ehre der Armee, ja unseres
Volkes, gerettet haben. Und ich
zweifle, ob ohne sie eine Bundeswehr hätte geschaffen werden können, wie wir sie kennen
und auf die wir stolz sind“, so
der Generalmajor a. D. „Deshalb
gedenken wir ihrer heute.“
Das alles mag in den jungen
Soldaten noch nachhallen, als sie
schließlich ihr Feierliches Gelöbnis ablegen. Sie tun dies vor rund
1800 Gästen und via TV-Übertragung vor der gesamten deutschen Öffentlichkeit. Denn das
Gelöbnis – das 16. anlässlich
eines 20. Julis in Berlin – ist mehr
als ein militärisches Ritual: Es ist
das Treuebekenntnis einer Armee
in der Demokratie.
Große Attraktivität der Ausbildung
Ministerin auf Sommerreise bei Sanitätsakademie – höhere Bedeutung durch Neuausrichtung.
München. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat bei
ihrem Besuch der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München
das Skalpell selbst in die Hand
genommen. Die größte Ausbildungseinrichtung des Sanitätsdienstes war eine weitere Station
auf ihrer Sommerreise.
Im Lehrgang „Notfallmedizin“, der exemplarisch für eine
Vielzahl von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten des Sanitätsdienstes steht, legte Ministerin von der Leyen bei einem
simulierten Luftröhrenschnitt
selbst Hand an. Sie zeigte sich
überzeugt vom Konzept der
hochmodernen Ausbildung „in
kleinen Gruppen am Objekt“.
Dabei würden die Erfahrungen
aus dem Einsatz in die Ausbildung an der Sanitätsakademie einfließen, betonte von der
Leyen.
Foto: Langer/Bundeswehr
von Uwe Henning und Florian
Manthey
Teamwork: Die Ministerin ist von der Kleingruppenausbildung
an der Sanitätsakademie überzeugt.
„Die Sanitätsakademie hat
durch die Neuausrichtung der
Bundeswehr deutlich an Bedeutung und Kompetenz gewonnen.
Das wollen wir weiter ausbauen
und stärken“, so die Ministerin.
Im Zuge der Neuausrichtung wird
die Sanitätsakademie von einer
Ausbildungseinrichtung zum
sanitätsdienstlichen Kompetenzzentrum für Ausbildung und
Lehre, wehrmedizinische Forschung und Fähigkeitsentwicklung ausgebaut. Wissenschaft
und Forschung, Konzeption und
Weiterentwicklung sollen in der
neuen Akademie noch besser mit
der Ausbildung und Lehre verzahnt werden.
Der universitäre Anspruch und
die Anrechenbarkeit einiger Ausbildungsgänge im zivilen Bereich
3
Zeit der Bearbeitung
deutlich reduziert
Junge Rekruten legen bereits zum 16. Mal ihr Gelöbnis am 20. Juli in Berlin ab.
Berlin. Am 20. Juli 1944 versuchen entschlossene Offiziere,
Hitler zu töten und dem NSRegime ein Ende zu machen. Sie
bezahlen dafür mit ihrem Leben.
70 Jahre später spricht der älteste
Sohn des Hitler-Attentäters
unweit der Zentrale der Verschwörer zu jungen Soldaten
der Bundeswehr. Die Streitkräfte
der Bundesrepublik Deutschland
stehen in der Tradition des militärischen Widerstandes.
Es ist heiß auf dem Paradeplatz
des Berliner Bendlerblocks, auf
dem am vorvergangenen Sonntag
gegen 19 Uhr die 435 Rekruten
aus unterschiedlichen Verbänden der Bundeswehr angetreten
sind, um ihr Feierliches Gelöbnis abzulegen. Sie geloben, „der
Bundesrepublik Deutschland treu
zu dienen und das Recht und die
Freiheit des deutschen Volkes
tapfer zu verteidigen“.
Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen betont in
ihrer Gelöbnisansprache: „Oberst
Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Mitstreiter
sind eingestanden gegen die
Auswüchse einer menschenverachtenden Diktatur – für das
Recht und die Freiheit, gegen
Willkür und Tyrannei. Sie taten
dies, obwohl ihr Feind übermächtig erschien. Sie verkörpern damit
Tapferkeit in einem ganz beson-
aktuell sprechen für eine große Attraktivität der Ausbildungseinrichtung.
Musterbeispiele sind die Lehrgänge für Notfallmedizin oder
die staatlich anerkannte Desinfektorenausbildung.
Als größte Ausbildungseinrichtung des Sanitätsdienstes der
Bundeswehr will die Akademie
auch in Zukunft vor allem durch
attraktive Lehr-, Lern- und Unterkunftsumgebung punkten.
Die Sommerreise steht im
Zeichen der Agenda „Bundeswehr
in Führung – Aktiv. Attraktiv.
Anders.“ Eines der großen Themenfelder ist dabei die Balance
von Familie und Dienst, worauf
der Sanitätsdienst der Bundeswehr
wegen seines hohen Frauenanteils
traditionell viel Wert legt. In diesem Zusammenhang sind jedoch
neu an der Sanitätsakademie die
fünf Eltern-Kind-Unterkünfte
für Lehrgangsteilnehmerinnen
und -teilnehmer. Diese wurden
bereits im Mai dieses Jahres fertiggestellt.
Stuttgart. Der Parlamentarische
Staatssekretär Markus Grübel hat
am vorvergangenen Donnerstag
das Bundesamt für zentrale
Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) am Dienstsitz Stuttgart besucht. In der
ehemaligen Beihilfestelle Stuttgart informierte er sich über die
Umsetzung der Maßnahmen, um
die Bearbeitungszeiten in der
Beihilfeberechnung zu reduzieren. „Ich freue mich, dass die
Maßnahmen zur Reduzierung der
Bearbeitungszeiten in der Beihilfebearbeitung so gut greifen, dass
die üblichen Bearbeitungszeiten
von neun bis 15 Werktagen schon
seit mehreren Monaten wieder
erreicht werden“, so Grübel. Sein
besonderer Dank galt den Mitarbeitern der ehemaligen Beihilfestelle Stuttgart. Ihrem großartigen
Engagement sei es zu verdanken, dass die Situation dauerhaft
und nachhaltig verbessert werden
konnte. Der Präsident des BADV,
Florian Scheurle, informierte den
Staatssekretär, der von Vertretern des Deutschen BundeswehrVerbandes und des Bundes der
Beamten der Deutschen Bundeswehr begleitet wurde, über die
getroffenen Maßnahmen. (eb)
Wieker wirbt um
Unterstützung
Berlin. Der Ausbruch des Ersten
Weltkrieges im Sommer 1914 gilt
als die Urkatastrophe der europäischen Geschichte. Ganze Jahrgänge verbluten bis 1918. Allein
2,6 Millionen deutsche Gefallene
beider Weltkriege ruhen im Ausland. Darauf hat der ranghöchste
Soldat der Bundeswehr, General
Volker Wieker, in seinem ersten
Generalinspekteurbrief 2014 hingewiesen. „Es ist eine generationsübergreifende humanitäre
Verpflichtung, diesen Gefallenen auch im fernen Ausland würdige Ruhestätten zu geben und
diese zu erhalten“, fährt Wieker
fort und wirbt dafür, den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge dabei zu unterstützen. Dieser eingetragene Verein finanziert
sich überwiegend aus Spenden.
Er widmet sich im Auftrag der
Bundesregierung der Aufgabe,
die Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland zu erfassen,
zu erhalten und zu pflegen. Der
Volksbund betreut Angehörige
in Fragen der Kriegsgräberfürsorge. Er berät öffentliche und
private Stellen, zudem unterstützt
er die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kriegsgräberfürsorge und fördert die
Begegnung. Wer spenden will,
kann dieses beispielsweise bei den
­jährlichen Straßensammlungen
durch Bundeswehrsoldaten, aber
auch online tun.
(bö)
Tote bei Gefechten
in Afghanistan
Kabul. In Afghanistan sind am
vergangenen Montag bei Kämpfen zwischen Sicherheitskräften und Extremisten mehr als
70 Menschen getötet worden.
Afghanische Truppen gingen
bei Einsätzen gegen Talibankämpfer in den Provinzen Khost,
Kandahar, Helmand und Parwan
vor. Dabei kamen nach Regierungsangaben 31 Taliban ums
Leben. In der Provinz Helmand
kamen bei einem Selbstmordattentat mindestens ein Zivilist und
ein Polizist ums Leben. Bei einem
weiteren Bombenanschlag starben
laut afghanischem Verteidigungsministerium drei Soldaten. Zudem
kamen seit Freitag acht Polizisten und 28 Taliban-Kämpfer bei
Gefechten in Nordafghanistan zu
Tode. Etwa 300 Extremisten
hatten Polizei-Kontrollpunkte
angegriffen.
(eb)
Flüchtlinge sterben
im Mittelmeer
Valetta. Im Mittelmeer sind
am vergangenen Montag erneut
30 Flüchtlinge aus Afrika ums
Leben gekommen. Einsatzkräfte
entdeckten insgesamt 29 Leichen
im Frachtraum eines hölzernen
Schiffs, wie die Behörden in
Malta mitteilten. Nach Angaben
der italienischen Rettungskräfte
kam zudem ein Baby ums Leben.
Vermutlich hatten die Opfer giftige Abgase aus dem Motor eingeatmet. Das völlig überladene
Schiff war etwa 150 Kilometer
vor Lampedusa von einem
dänischen Handelsschiff entdeckt worden. 566 Passagiere
überlebten. Wegen des ruhigen
Sommerwetters hat die Zahl
der Bootsflüchtlinge erheblich
zugenommen.
(bfi)
Iran hält sich an
Interimsabkommen
Wien. Der Iran hat die Hälfte
seines Bestands an 20-prozentig angereichertem Uran nach
Angaben der Internationalen
Atomenergiebehörde (IAEA)
unschädlich gemacht. Die Anreicherung sei auf fünf Prozent verringert, die andere Hälfte des Vorrats in unbedenkliches Uran-Oxid
umgewandelt worden, heißt es in
einem neuen Bericht der Organisation in Wien. Teheran habe
damit eine wichtige Bedingung
des Interimsabkommens erfüllt,
das im November mit der sogenannten 5+1-Gruppe der fünf
UN-Vetomächte und Deutschlands geschlossen worden war.
Dem IAEA-Bericht zufolge hat
der Iran auch darauf verzichtet,
in seinen Atomanlagen weiteres
Uran auf mehr als fünf Prozent
anzureichern.
(mk/ao)
POLITIK/HINTERGRUND
28. Juli 2014
Trauer und Chaos
Zusätzlich zu den Unruhen in der Ostukraine kommt es in Kiew zu einer Regierungskrise.
Moskau/Kiew. Im Zuge
des Konflikts in der Ukraine
ist die Regierungskoalition
­zerbrochen. Ministerpräsident
Arseni Jazenjuk erklärte am
vergangenen Donnerstag seinen
Rücktritt. Zuvor hatten mehrere
Regierungsparteien ihren Rückzug verkündet, Parlamentspräsident Turtschinow verkündete den
Bruch der Mehrparteienkoalition.
Nach dem wahrscheinlichen
Abschuss von Flug MH17 über
der Ostukraine hat sich der Konflikt zwischen der Ukraine und
prorussischen Separatisten fortgesetzt. So wurden nach Angaben
des ukrainischen Militärs am
vergangenen Mittwoch zwei
Kampfflugzeuge der Armee von
prorussischen Separatisten abgeschossen. Das teilten die Regierung in Kiew und die Aufständischen übereinstimmend mit.
Anlässlich der Tragödie rund um
Flug MH17 gedachten die Niederlande am vergangenen Mittwoch
mit einem nationalen Trauertag
den Opfern der Katastrophe. Nach
der Landung zweier Militärflugzeuge mit den sterblichen Überresten der Absturzopfer auf dem
Flughafen Eindhoven, kamen der
niederländische Regierungschef
Mark Rutte und das niederlän-
Foto: dpa/pa
aktuell Tragödie: In Eindhoven treffen die Särge mit den Opfern des Absturzes von MH17 ein.
dische Königspaar mit den Hinterbliebenen zu einer Trauerfeier
zusammen. Fahnen an öffentlichen Gebäuden wurden auf Halbmast gesetzt.
Die besonders schwer von der
Tragödie um Flug MH17 betroffenen Niederlande übernahmen
unterdessen die Leitung der
Ermittlungen zum Absturz. Das
sei auf Bitten der Regierung in
Kiew geschehen, erklärte die niederländische Regierung am vergangenen Dienstag. Die Identifikation weiterer Leichen kann
sich noch über einige Monate
hinziehen.
Die prorussischen Separatisten
übergaben am vergangenen
Dienstag den Flugdatenschreiber und den Stimmenrekorder an
die Ermittler. Die Geräte waren
nur geringfügig beschädigt.
Unterdessen werden international verstärkt Fragen nach
der Rolle Russlands im Zusammenhang mit dem wahrscheinlichen Abschuss des Fluges MH17
gestellt. Prorussische Separatisten in der Ostukraine sind dringend verdächtig, die Boeing 777
möglicherweise versehentlich mit
einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen zu haben.
Unterdessen denkt die Europäische Union über Wirtschaftssank-
tionen gegen Russland nach. Die
EU-Kommission will „schnell“
Gesetzesvorlagen dafür ausarbeiten. Diese sollen dann von den
EU-Botschaftern bei einem Treffen am Dienstag in Brüssel beraten werden, wie ein Sprecher der
EU-Kommission am vergangenen Freitag sagte.
Die geplanten Sanktionen
betreffen den Zugang Russlands
zu europäischen Finanzmärkten
sowie den Handel mit Rüstungsgütern, Schlüsseltechnologien
vor allem für den Energiesektor
und mit Gütern, die neben einem
zivilen auch einen militärischen
Nutzen haben.
(cfm/mk)
Immer schlimmer und schlimmer
Weltweit Sorge um die Eskalation des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern in Gaza.
Gaza/Berlin. Bei einem israelischen Granatenangriff auf eine
Schule der Vereinten Nationen
im Gazastreifen sind am vergangenen Donnerstag mindestens 15
Menschen ums Leben gekommen, darunter Frauen und Kinder.
In dem Gebäude des UN-Hilfswerkes für Palästinenser sollen
Flüchtlinge Schutz vor Kämpfen
gesucht haben. Der Generalsekretär der UNO, Ban Ki Moon verurteilte den israelischen Angriff.
Dem massiven Vorstoß der
israelischen Armee auf Gaza in
den vergangenen Tagen waren
schwere Raketenangriffe der
Hamas auf Israel vorausgegangen. Diese haben auf Teile der
israelischen Bevölkerung traumatisierende Wirkung.
Ein Schock für Israel bedeutet auch, dass viele internationale
Fluglinien den Ben-Gurion-Airport aus Sicherheitsgründen vorläufig nicht anfliegen. Dieses
Luftdrehkreuz gilt in Israel als
das Tor zur Welt. Im fast völlig verwaisten Flughafen zeigt
sich, wie hart das Land durch
den Konflikt getroffen ist. Fluggesellschaften wie die Lufthansa-Gruppe und US-Airlines stell-
Foto: dpa/pa
4
Bodenoffensive: Israelische Panzer rücken in Richtung Gaza vor.
ten ihre Flüge nach Tel Aviv
vorübergehend ein. Dies wegen
Anschlaggefahr im Anflug auf
den Ben Gurion-Flughafen durch
Boden-Luft-Raketen der Hamas,
wovon eine in den vergangenen
Tagen in der Nähe des Airports
eingeschlagen war.
In Gaza ist im Zuge der israelischen Bodenoffensive, mit der
die israelische Armee das unterirdische Tunnelsystem der Hamas
aushebt, die Not der Bevölkerung groß. Aus Angst rannten
viele Palästinenser einfach los,
barfuß und noch im Schlafanzug, Hauptsache weg. Tausende
haben im Verlauf der vergange-
nen Woche nach fortwährendem
israelischen Beschuss auf GazaStadt ihre Häuser verlassen, um
irgendwo Schutz zu finden.
Die Zahl der Todesopfer auf
beiden Seiten stieg seit Beginn
der Militäroffensive auf mehr als
720. Darunter soll sich eine siebenköpfige Familie mit deutscher
Staatsangehörigkeit befinden.
Wie die UNO mitteilte, waren
mehr als 100 000 Menschen in
dem schmalen Landstrich vor
den Kämpfen auf der Flucht. Der
UN-Sicherheitsrat forderte erneut
eine Waffenruhe zwischen den
Konfliktparteien.
Im Zuge seiner Nahost-Pen-
deldiplomatie hat US-Außenminister John Kerry am vergangenen Mittwoch in Israel Gespräche
zur Beendigung des Gaza-Konflikts aufgenommen. Kerry will
in Kürze einen Vorschlag für eine
Waffenruhe in der umkämpften
Region im Gaza-Streifen vorlegen.
Als Reaktion auf den
Gaza-Konflikt war es in den vergangenen Tagen in europäischen
Hauptstädten sowie in mehreren deutschen Städten, darunter
Berlin, Frankfurt und Essen, zu
Kundgebungen gegen die israelische Militäroffensive gekommen.
Die Proteste nahmen allerdings
zum Teil antisemitische Züge an.
Bundespräsident Joachim
Gauck und Bundeskanzlerin
Angela Merkel verurteilten nachdrücklich antisemitische Parolen bei diesen Demonstrationen.
„Diese Ausbrüche und Äußerungen sind ein Angriff auf Freiheit
und Toleranz und der Versuch,
unsere freiheitliche und demokratische Grundordnung zu erschüttern“, sagte ein Regierungssprecher in Berlin. Die gesamte
Bundesregierung verurteile dies
auf das Schärfste.
(eb/bt)
28. Juli 2014 EINSATZ aktuell 5
Ohne Techniker geht es nicht
von Thorsten Weber
Holloman. Mehr als 8 000 Kilometer von Deutschland entfernt
bildet das Fliegerische Ausbildungszentrum der Luftwaffe
junge Luftfahrzeugführer und
Waffensystemoffiziere, zukünftige Fluglehrer und Waffenlehrer
aus. Für diesen Zweck sind auf
der Air Force Base New Mexico
dauerhaft 14 deutsche „Tornado“
Kampfflugzeuge stationiert. Seit
vier Wochen steht die Technische Gruppe unter der Führung
von Oberstleutnant Thorsten
Weber. In aktuell schildert er
seine Eindrücke in einem ersten
Erfahrungsbericht:
„Combat Air Power Starts
Here!“ lese ich jeden Morgen
auf dem Weg zur Holloman Air
Force Base. Mit fast 500 deutschen Soldaten sowie zivilen
Nah dran: Oberstleutnant Weber bei der praktischen Arbeit.
Mitarbeitern sorgen wir dafür,
dass die geforderte Anzahl an
Kampfflugzeugen für den täglichen Ausbildungsbetrieb zur
Verfügung steht. Die Wartung
und Instandsetzung der „Tornado“ Kampfjets stellt an unsere
Techniker hohe Anforderungen.
Wir sind dabei ausschließlich auf
die Versorgung mit Ersatzteilen
aus Deutschland angewiesen.
Wichtig ist es, dass die logistischen Schaltstellen der Streitkräftebasis, des Bundesamtes
für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und die
Kommandobehörden der Luftwaffe reibungslos zusammenarbeiten. Nur so können wir unsere
Kampfjets einsatzbereit halten.
Ansonsten unterscheidet sich
der Betrieb der Technischen
Gruppe in den USA kaum von
denen im Inland. Lediglich die
Temperaturen von über 40°C
im Sommer stellen Fitness und
körperliche Leistungsfähigkeit
meiner Soldaten auf den Prüfstand. Nur wer körperlich fit ist,
kann bei den extremen Wetterverhältnissen sauber und konzentriert arbeiten. Flugsicherheit
ist unser höchstes Gebot. Davon
darf niemals abgewichen werden.
Die gefühlten 300 Sonnentage
im Jahr bieten eine optimale
Grundlage für die Freizeitgestaltung. Wandern, Radfahren,
Mountainbiken und Jogging
sind Standard. Der Sternenhimmel hat mich zudem dazu
gebracht, ein Hobby aus mei-
Foto (2): Schlawin/Bundeswehr
Oberstleutnant Weber ist seit kurzem Kommandeur der Holloman Air Force Base und schildert seine ersten Eindrücke.
Lang bewährt: Im Tiefflug ist der „Tornado“ in seinem Element.
ner Jugend wieder zu beleben
- die Astronomie.
Überraschenderweise kommen auch Wintersportler nicht
zu kurz, da es ein nahegelegenes Skigebiet gibt. Ferner sorgen
zahlreiche Sport- und Einkaufsmöglichkeiten auf dem Flugplatz,
eine deutsche Schule in Alamogordo sowie die Militärseelsorge
für die Zufriedenheit aller.
Wir werden zudem bei sämtlichen Aktivitäten optimal unterstützt, sei es bei der Haussuche,
der Einrichtung des Kontos oder
der Gestellung von Kochtöpfen
für die ersten Tage. Auch die Stadt
Alamogordo, in der fast alle deutschen Familien wohnen, hilft mit
einem umfangreichen Bildungsangebot für alle Altersklassen vom
Highschool-Abschluss bis hin zum
universitären Post-Graduate. Ich
habe bisher keinen Standort ken-
nengelernt, an dem unsere Familien so eng mit dem Beruf unserer Männer und Frauen verbunden
waren wie hier in Holloman.
Der Standort ist eine gute
Ausgangsbasis, um den Südwesten und damit die Nationalparks der USA zu bereisen.
Die Zeit, bis unsere Container
hier aufgeschlagen sind, haben
meine Frau Astrid und ich auch
zu einem Kurztrip über die historische Route 66 genutzt. Da
wir Tür an Tür mit den Amerikanern wohnen und arbeiten, ergeben sich viele Gelegenheiten den
„American Way of Life“ kennenzulernen, sei es in der Freizeit beim BBQ oder im täglichen
Dienstbetrieb auf dem Flugplatz.
Für mich als Kommandeur
gibt es in den nächsten drei Jahren noch viel zu erfahren und zu
­
entdecken.
In der Verantwortung der Afghanen
Mazar-e Sharif. Kürzlich haben
sich die deutschen Sanitätsoffiziere des 34. deutschen ISAFKontingents von ihren afghanischen Partnern im Militärkrankenhaus im Camp Shaheen in
Mazar-e Sharif verabschiedet.
Sie verlassen Afghanistan in der
Überzeugung, dass das Krankenhaus künftig einen wichtigen
Beitrag für die medizinische
Versorgung der afghanischen
Streitkräfte leisten kann.
Neben der medizinischen Versorgung der ISAF-Soldaten engagierte sich der Sanitätsdienst zudem
in der Aus- und Weiterbildung der
afghanischen Partner. Durch zahlreiche Schulungen, insbesondere
im Einsatzlazarett des Camp Marmal sowie im Regionalen Militärkrankenhaus in Mazar-e Sharif,
konnte die militärische Gesundheitsversorgung in Nordafghanistan vorangebracht werden.
Unter Leitung der Oberstärzte
Johannes B. und Thomas H. wurden die Themengebiete Pflege,
Innere Medizin, Radiologie,
Labor und Mikrobiologie sowie
Sterilisation als grundlegende
Fähigkeiten eines funktionierenden Krankenhauses geschult. Die
Ausbildung wurde von einsatzerfahrenen Unteroffizieren durchgeführt.
Neben der praktischen Ausbildung der afghanischen Sanitäter
war der Erfahrungsaustausch mit
dem medizinischen Führungspersonal ein wichtiger Bestandteil des Schulungskonzeptes.
So fand im Juni im Camp Marmal eine internationale „Best
Practice Conference“ statt. Im
Fokus stand dabei der Themenkomplex „Überwachung und
Management militärisch relevanter ­Infektionskrankheiten“.
Der medizinische Berater des
Foto: Richter/Bundeswehr
Die medizinische Versorgung werden künftig die afghanischen Soldaten selbst übernehmen.
Partner: Gemeinsam haben deutsche und afghanische Soldaten
die sanitätsdienstliche Versorgung in Afghanistan vorangebracht.
ISAF-Hauptquartieres, Generalarzt Bernd M., betonte in seinem Vortrag die Bedeutung der
internationalen Zusammenar-
beit für die Eindämmung ansteckender Krankheiten. Insgesamt
konnten rund 44 000 afghanische Soldaten in Erster Hilfe
geschult werden. Weitere 16 000
des 209. Afghan National Army
(ANA) Korps wurden als Ersthelfer im Gefecht ausgebildet.
Diese Fähigkeiten führten dazu,
dass die Verluste der afghanischen Armee bei militärischen
Operationen beträchtlich reduziert werden konnten.
„Die Fortschritte der letzten
Jahre sind bemerkenswert. Ich
bin absolut überzeugt davon,
dass das Regionale Militärkrankenhaus auch künftig einen
substantiellen Beitrag für die
medizinische Versorgung der
afghanischen Sicherheitskräfte
leisten kann und dabei weiterhin für einige Bereiche in ganz
Afghanistan eine Vorreiterrolle
übernehmen wird“, so Oberstarzt H.. Die gute Zusammenarbeit soll mit der „Resolute
Support Mission“ fortgesetzt
werden.
(iwi)
6
aktuell MILITÄRGESCHICHTE
aktuell 7
Misstrauen, Angst und Aggression im Sommer 1914
Mit der österreichisch-ungarischen Kriegserklärung an Serbien hat am 28. Juli 1914 der Erste Weltkrieg begonnen.
Foto (5): ullstein
von Markus Pöhlmann und Oberstleutnant Christian Stachelbeck,
wissenschaftliche Mitarbeiter am
Zentrum für Militärgeschichte und
Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam.
Deutschlands Gegner im Krieg (v.l.): Großbritannien, Russland, Frankreich und das neutrale Belgien.
Geschichte. Am frühen Morgen
des 29. Juli 1914 beschossen
Kriegsschiffe der österreichischungarischen Donauflottille die
Festung der serbischen Hauptstadt Belgrad. Damit war eine
Krise eskaliert, die einen Monat
zuvor begonnen hatte. Am
28. Juni waren der Thronfolger der
Doppelmonarchie und seine Frau
in Sarajewo dem Mordanschlag
einer bosnisch-serbischen Terrororganisation zum Opfer gefallen.
Für die Regierung in Wien
stand schnell fest, dass staatliche
Stellen in Belgrad in das Attentat verwickelt sein mussten. Sie
sah damit einen Vorwand gegeben, um gegen den verfeindeten
Nachbarn militärisch vorzugehen. Am 23. Juli stellte sie der serbischen Regierung ein Ultimatum,
das weitreichende Forderungen im
Hinblick auf die Aufklärung des
Mordes in Serbien enthielt. Nach
Konsultation mit seiner russischen
Schutzmacht kam die serbische
Regierung dem Ultimatum nur
teilweise nach. Gestützt auf die
Treuezusage des deutschen Bündnispartners erfolgte daraufhin die
Kriegserklärung aus Wien.
Dieser Schritt sollte bis Ende
August 1913 weitere Kriegserklärungen zur Folge haben. Er
An die Front: Die Generalmobilmachung in Russland brachte eine ganze Generation unter Waffen.
sollte den europäischen Kontinent in einen Konflikt stürzen,
der schließlich in einen globalen Krieg mit fast 15 Millionen
Toten mündete. Kein Wunder
also, dass die sogenannte Julikrise von 1914 die Historiker seit
nunmehr 100 Jahren beschäftigt.
Die Bündnisse
verändern sich
Dabei wird man die tieferen
Ursachen für den Krieg im Zustand
Ein Weltkrieg aus der Mikroperspektive
Foto: MHM
Dresden. Was passierte
1914? Ultimaten, Mobilmachungen und schließlich
Kriegserklärungen leiteten
eine gewaltsame Auseinandersetzung mit katastrophalem Ausgang ein. Millionen
Männer bestiegen Züge, die
sie an die Fronten brachten. Viele von ihnen waren
fest davon überzeugt, spätestens Weihnachten 1914
wieder siegreich zu Hause
zu sein. Doch der Erste
Weltkrieg dauerte bis 1918. Millionen von Menschen
verloren darin ihre Gesundheit, ihren Verstand oder
ihr Leben. Der Keim für den Zweiten Weltkrieg wurde
gelegt.
Im Fokus der neuen Ausstellung des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr, „14 – Menschen –
Krieg“, steht nicht die Nacherzählung der politischen
oder militärischen Geschichte des Krieges. Sie stellt
stattdessen Lebenswege und Schicksale von Menschen
vor. Die Basis für den mentalitätsgeschichtlichen Ansatz
der Ausstellung liefert die Kooperation mit den Partnern
der Dokumentarfilmserie „14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs“ (ARTE, Das Erste, NDR, SWR, WDR,
ORF, NTR/VPRO). Erstmals in einer dokumentarischen
­
Der „Kilianstollen“ stürzte 1918 durch drei Zufallstreffer
der französischen Artillerie ein und wurde damit zum
Grab für 21 deutsche Soldaten. Das Stellungssystem
wurde zusammen mit dem von französischen Archäologen geborgenen Inventar für die Ausstellung rekonstruiert. Es vermittelt einen Eindruck davon, wie sich
Soldaten in Klaustrophobie erzeugender Enge „einrichteten“ und sich vor gegnerischen Geschossen zu
schützen versuchten.
Über 600 Exponate werden auf rund 1300 Quadratmetern in einer einmaligen Raumdramaturgie inszeniert.
Für die Sonderausstellung arbeitete das Militärhistorische
Museum der Bundeswehr eng mit französischen, belgischen und niederländischen Museen und zahlreichen
öffentlichen und privaten Sammlungen und Archiven
in Österreich, der Schweiz und Deutschland zusammen.
Die zweibändige Begleitpublikation ist als Aufsatzund Katalogband im Sandsteinverlag erschienen. Sie umfasst
rund 800 Seiten und beinhaltet
Beiträge von Autoren verschiedener Nationalitäten.
Auch die Magazine Y. und if
behandeln das Thema „Erster
Weltkrieg“ jeweils in einer
­aktuellen Spezialausgabe.
des europäischen Mächtesystems suchen müssen. Dieses
war bestimmt von zwei rivalisierenden Gruppierungen. Das
Deutsche Reich, ÖsterreichUngarn und Italien bildeten seit
1882 den „Dreibund“. Frankreich, Russland und Großbritannien hatten sich 1907 zur
„Triple Entente“ zusammengeschlossen. Keines dieser Bündnisse war ursprünglich auf die
Zersprengung der gegnerischen
Koalition angelegt gewesen. Tatsächlich ging es um imperialen
Interessenausgleich und militärische Defensivabsprachen. Im
ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts begann sich jedoch die
„Geschäftsgrundlage“ zu verändern. Die Allianzen entwickelten sich zu Instrumenten einer
stark symbolisch aufgeladenen
und durch provokante Rüstungsprogramme untermauerten
Machtpolitik. Eine Abfolge von
regionalen Krisen in Nordafrika
und auf dem Balkan verschärfte
das gegenseitige Misstrauen.
Staaten, die außerhalb der Bündnisse standen oder deren Vertragstreue fraglich war, wurden
­heftig umworben.
Deutschland agiert
unberechenbar
In dieser Situation bot das
Attentat den Vorwand, die europäische Mächtekonstellation
über den Ansatz diplomatischer
Hebel oder gar über einen lokal
begrenzten Krieg zu verändern.
Dabei war die Position in allen
beteiligten Großmächten nicht
einheitlich und keineswegs endgültig. So haben die Historiker
Gerhard Hirschfeld und Gerd
Krumeich darauf hingewiesen,
dass mit Blick auf die deutsche
Politik in der Julikrise nicht von
einem „zielbewussten Steuern
in Richtung auf einen europäischen Krieg oder gar einen Weltkrieg“ die Rede sein könne. Sie
habe sich „zu unentschlossen,
zu widersprüchlich, ja teilweise
‚panisch‘“ präsentiert. Insofern
lässt sich der Kriegsbeginn nur
schwerlich als deutscher „Griff
nach der Weltmacht“, so Fritz
Fischer, deuten. Gleichwohl lag
gerade in der Unberechenbarkeit
der deutschen Politik eine erhebliche Gefahr.
Mobilmachung löst
Kettenreaktion aus
Mit der Kriegserklärung vom
28. Juli war der Weg in den kontinentalen Krieg vorgezeichnet. Denn als Russland seinen
Anspruch als Schutzmacht der
slawischen Völker geltend machte
und am 30. Juli die Generalmobilmachung gegen Österreich
begann, trat für Frankreich beziehungsweise das Deutsche Reich
de facto der Bündnisfall ein. Die
folgenden Tage dienten nur noch
dazu, sich der Bündnistreue der
Allianzpartner zu versichern und
eine diplomatische Situation
herbeizuführen, die der Gegenseite das Odium der Kriegserklärung zufallen ließ. Am 1. August
erklärte Italien als Bündnispartner
der Mittelmächte seine Neutralität, zwei Tage darauf folgte Rumänien. Die größte Bedeutung aber
sollte dem Kriegseintritt Großbritanniens zukommen, dessen
Haltung bis zuletzt unklar blieb.
Architekten des Krieges: Der Plan von Moltke (l.) baute auf dem seines Vorgängers Schlieffen (r.) auf.
Militärische Pläne
überflügeln Politik
Die Entwicklung lief auch
deshalb auf einen europäischen
Krieg hinaus, weil die militärischen Entscheidungsträger jetzt
einen „point of no return“ passiert zu haben glaubten. Sie sahen
sich zur Auslösung der Mobilmachung gezwungen. Ab jetzt
ging es nur noch um die möglichst rasche Umsetzung der
Aufmarschpläne, die längst in
den Schubladen lagen. Das extremste Beispiel dafür, wie stark
sich die politischen Entscheidungsträger ihrer Handlungsfreiheit beraubt hatten, war der deutsche Schlieffen- beziehungsweise
Moltkeplan. Dieser sah für jeden
Kriegsfall eine einzige militärische Option vor. Die Masse
des Heeres sollte zunächst den
Angriff gegen Frankreich führen – unter Verletzung der belgischen Neutralität – und sich
schließlich gegen das Russische
Reich wenden.
ihren Konflikt auf einem globalen Kriegsschauplatz aus.
Ein Krieg kommt
selten allein
Insgesamt handelte es sich bei
der Julikrise um eine der komplexesten Krisen der Neuzeit überhaupt. Sie war das Ergebnis einer
Militarisierung der Außenpolitik
und der Dynamik ihrer Bündnissysteme. Dazu kam das Fehlen
von Institutionen, die als ehrliche Makler akzeptiert worden
wären. Im deutschen Fall verband sich ein diffuses Bedürfnis nach „Weltgeltung“ mit
einem politischen System, das
eine effektive Koordination von
Politik und Streitkräften nicht
gewährleisten konnte. Dies förderte schließlich nur Misstrauen,
Angst und Aggression, was sich
im August 1914 in bislang ungekannten militärischen Dimensionen entlud.
Entscheidungshilfe
für Großbritannien
Auch wenn eine Entscheidung
Großbritanniens zugunsten der
Entente rückblickend als sehr
wahrscheinlich gelten kann, hat
der deutsche Überfall auf Belgien der Regierung in London
diese Entscheidung dann doch
wieder relativ leicht gemacht.
Mit ihrer Erklärung des Kriegszustandes gegen Deutschland
und Österreich am 4. August war
aus dem Krieg in Europa letztlich ein Krieg der europäischen
Mächte geworden. Diese trugen
Das erste Blut: Auf der Uniform des Thronfolgers Franz Ferdinand
sind die zwei tödlichen Einschüsse zu sehen.
8
aktuell BUNDESWEHR
28. Juli 2014
Die Mischung stimmt
von Norbert Stäblein
Ovar/Sao Jacinto/Lamego.
Für die Fallschirmjäger der
4. Kompanie des Fallschirmjägerbataillons 263 aus Zweibrücken ist es fast Routine: Sie
üben die Zusammenarbeit mit
den Kameraden aus Portugal
und den Niederlanden, zwischen
Bodentruppen und Fliegern.
In der Kaserne des 2. Bataillons Paratroops in Sao Jacinto
­landen „Chinook“-Hubschrauber der Niederländer und nehmen
gemischte deutsch-portugiesische
­
Züge für eine Mission innerhalb
der Übung „Hot Blade“ auf.
Die Flieger und die Infanteristen trainieren das Einhalten von
Absprachen und Verfahren, um
Sicherheit für zukünftige gemeinsame Missionen zu erlangen.
Kompaniechef, Hauptmann
Thomas Gohritz, ist optimistisch: „Der Mix ist richtig gut“,
kommentiert er die Zusammenarbeit der Nationen. „Wir tauschen
in jeder Operation immer eine
Gruppe aus.“ Dadurch lernten
sich alle Beteiligten kennen und
verbesserten interne und multinationale Abläufe.
Gohritz erläutert weiter, dass
sich auch die portugiesischen
„F-16“-Jetpiloten einbringen.
„Sie haben uns erklärt, welche
Eintragungen sie in Plänen benötigen, um uns besser unterstützen
zu können.“
Die 3. Kompanie Spezialisierte
Kräfte des Heeres mit Erweiterter Grundbefähigung (SpezlKrH
EGB) „kämpft“ derweil im Landesinneren. Sie übt mit portugiesischen Special Operation Forces
(SOF) - Kameraden gemeinsame
Direct Action Operationen wie
zum Beispiel einnehmen und
eventuell zerstören von Objekten oder die Befreiung von Personen. „Wegen der gemeinsamen
Denkweise liefen das Crosstraining und die Operationsplanung
von Anfang an“, teilt Kompaniechef Hagedorn mit. Zusammen stellten sie sich auf ständig wechselnde Gegebenheiten
Foto (4): Hot Blade/Forca Aérea Portuguesa
In Portugal läuft die größte europäische Hubschrauberübung „Hot Blade“ mit sechs verschiedenen Nationen.
Mit dabei in Portugal: Das österreichische Bundesheer beteiligt
sich mit vier Hubschraubern vom Typ „Augusta Bell 212“.
wie Austausch der Hubschrauber
oder andere Zeiten ein. „Es war
gut, dass wir in der Vorwoche
Zeit für das gemeinsame Training
hatten“, fasst er zusammen. Das
vereinfache vieles in der stressigen Phase der Auftragserfüllung.
„Hot Blade“ ist im Schwerpunkt
die größte europäische Hubschrauberübung in diesem Jahr.
Dazu eingeladen hat die European Defence Agency.
Die Division Schnelle Kräfte
übt in diesem Jahr erstmals mit
Teilen der Luftlandebrigade 26
aus Saarlouis darunter die Fall-
schirmjäger der 3. und 4. Kompanie des Fallschirmjägerbataillons 263 aus Zweibrücken, und
dem Transporthubschrauberregiment 30 aus Niederstetten,
verstärkt durch eine Besatzung des Regimentes 10 aus
Faßberg. Während der Übung
sind die deutschen Infanteristen der niederländischen 11. Air
Manoeuvre Brigade unterstellt.
Um die Mischung zu komplettieren üben sie alle zusammen mit
dem 11. Infanterie-Bataillon und
Fallschirmjägern aus Portugal.
Das gemeinsame Üben ist
wichtig, weil mit der Aufstellung der Division Schnelle Kräfte
eine gemischte Truppe geschaffen wird, in der sich Deutsche
und Niederländer gemeinsam auf
mögliche zukünftige Operationen
vorbereiten. In Portugal wird aus
dieser Zusammenstellung eine
internationale, in der noch Österreicher, Belgier und Briten dazukommen. Der Beweis einer funktionierenden Kooperation für die
europäische Zukunft.
Gemeinsames Training bei Hitze und Staub: Bei der Übung werden die Teams regelmäßig gemischt, für Piloten und Infanteristen eine ganz besondere Herausforderung.
Stadtoberhaupt in Uniform
Wilhelmshaven. Der Marinestützpunkt Wilhelmshaven ist
bis zum 27. August jeden Mittwoch von 12.30 Uhr bis 15.30
Uhr für Besucher geöffnet. Dabei
wird den Gästen wöchentlich ein
abwechslungsreiches Programm
geboten.Während einer Hafenrundfahrt auf einer Barkasse können erste Seemeilen gesammelt
und bei Schiffsbesichtigungen
Eindrücke vom Leben an Bord
von Fregatten gewonnen werden. Darüber hinaus erhalten die
Besucher einen Einblick in die
verschiedenen ­Arbeitsbereiche
des größten Stützpunktes der
Deutschen Marine. Beispielsweise informieren Soldaten der
Tauchergruppe über ihre tägliche
Arbeit im Hafen. Die Bundeswehrfeuerwehr und das Fachsanitätszentrum demonstrieren ebenfalls ihre Fähigkeiten.
(eb)
Oberbürgermeister Andreas Wagner leistet eine Reserveübung in „seiner“ Stadt.
Wilhelmshaven. Der Wilhelmshavener Oberbürgermeister Andreas Wagner absolviert
derzeit eine mehrtägige Reserveübung in der Einsatzflottille 2
in der Stadt, der er als Oberhaupt
vorsteht.
Diese eher unübliche Konstellation sieht er als Glücksfall: „Die
Marine ist ein ganz erheblicher
Standortfaktor. Und ich repräsentiere als Verwaltungschef der
Stadt sehr viele Schnittstellen der
Marine, sei es Wohnen, Wirtschaft, Gesellschaftliches oder
eben Verwaltung“, so der Oberbürgermeister. „Hier bin ich ganz
nah an den Sorgen und Nöten der
nahezu 10 000 aktiven und ganz
vieler ehemaliger Soldaten unserer Stadt.“ Dazu gehöre eben auch
das regelmäßige Hineinhören.
Zu Beginn seiner Reservedienstleistung ist Wagner zum
Korvettenkapitän der Reserve
befördert worden. In diesem
Dienstgrad leitet er als Stabsoffizier das Zentralbüro der Einsatzflottille 2 in Abwesenheit
des eigentlichen Dienstposteninhabers. Ihm und seinem Team
obliegt somit die Steuerung der
Stabsarbeit in der Flottille. Das
Zentralbüro übernimmt die Aufgaben des Schnittstellen-Managements zwischen den einzelnen Führungsgrundgebieten,
Geschwaderstäben und unterstellten Bereichen.
Bereits seit 2007 ist der studierte
Betriebswirt in der Einsatzflottille
2 beordert. „Ich freue mich, dass
Korvettenkapitän Wagner auch
in seinem sehr arbeitsintensiven
Foto: Bundeswehr
Im Sommer die Marine hautnah erleben
Bürgernah: Andreas Wagner hat ein offenes Ohr für die Soldaten.
Amt des Oberbürgermeisters seinen Einsatz für die Marine bringt.
Als Verwaltungschef einer großen Stadt ist er geradezu prädes-
tiniert für seinen Dienstposten“,
so Wagners derzeitiger Vorgesetzter Kapitän zur See Michael
Budde.
(eb)
28. Juli 2014 INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE „Belebung durch Figuren“
Foto: ullstein
von Eberhard Kliem, Fregattenkapitän a.D., Deutsche Gesellschaft für Schifffahrts- und
Marinegeschichte.
Mannschaftsleistung: Das Zusammenwirken der Matrosen steht für Schwormstädt im Fokus.
„Lecksegelziehen auf einem
havarierten deutschen Torpedobootszerstörer während der Seeschlacht vor dem Skagerrak“ dar.
Das mit dem Datum 8.VI.1916
signierte Bild zeigt, wie auf
einem offensichtlich im Bug
getroffenen Torpedoboot die
Besatzung den Wassereinbruch
durch ein Lecksegel stoppen will.
Gleiches gilt für die Darstellung
der Kommandobrücke eines Torpedobootes während einer nächt-
lichen Aufklärungsfahrt, signiert
1915. 1916 erschien in der „Leipziger Illustrierten Zeitung“ ein
Temperagemälde mit dem Titel
„In der Zentrale eines Ubootes
während der Fahrt unter Wasser.“
Dass Schwormstädt aber auch
durchaus ein Gesamtpanorama
gelungen darstellen konnte, zeigt
sein Temperagemälde aus dem
Jahr 1915 vom Stapellauf des
Schlachtkreuzers „Hindenburg“
­
in Wilhelmshaven, veröffent-
licht in einem kleinen Buch
des Deutschen Schifffahrtsmuseum Bremerhaven. Auch
hier ist die Lust an der Darstellung menschlichen Handels sichtbar. Die Flutwelle des ins Wasser rauschenden Schiffs lässt
die Zuschauer am Rande fluchtartig auseinanderstreben. 1918
endet die Arbeit von Schwormstädt als Marinemaler. Als
Illustrator für große Reedereien
bleibt er weiterhin im Geschäft.
Im Westen was Neues
Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr baut einen Teil eines Stollensystems auf.
Dresden. Im Süd-Elsass wird
bei Aspach eine Umgehungsstraße gebaut. Als die Arbeiter im
Jahr 2007 bei einer Sondierungsgrabung westlich der Stadt Altkirch auf einen Schützengraben
mit in die Erde laufender Treppe
stießen, war den Archäologen des
Pôle d’Archéologie Interdépartemental Rhénan (PAIR) schnell
klar, dass sie den deutschen „Kilianstollen“ entdeckt hatten: eine
rund 125 Meter lange Stollenanlage mit Platz für bis zu 500 Soldaten. In Fachkreisen wird dieser
Fund mittlerweile als „französisches Pompeji“ bewertet.
Nach den beweglichen Operationen zu Beginn des Ersten Weltkriegs entwickelte sich an der
Westfront zwischen dem Kanal
und den Alpen schon Ende 1914
ein Stellungs- und Grabenkrieg.
So entstand die feste Front im
Elsass und in Lothringen. Eines
der dortigen Stellungssysteme
Foto: Ulke/MHM
von Sebastian Bangert, Militärhistorisches Museum der Bundeswehr Dresden.
Kernelement: Das rekonstruierte Kilianstollen-System in Dresden.
wurde „Kilianstollen“ genannt.
Die Soldaten standen sich in Gräben auf Grasnarbenhöhe gegenüber und lebten in unterirdischen
Stollen. Klein waren diese unterirdischen Räume und nur minimalistisch eingerichtet. Ein paar
Bänke und Feldbetten verengten
den ohnehin schon schmalen
Durchgang der Tunnel. Die Höhe
von gerade 1,80 Meter reichte
kaum, um aufrecht zu stehen.
Im linken Teil des Stollens war
im Jahr 1918 die 6. Kompanie
des Reserve-Infanterie-Regi-
ments Nr. 94 eingesetzt. In der
Regimentschronik steht beschrieben, was am 18. März passierte:
„Von der 6. Kompanie hatte sich
der größte Teil der Befaßung von
C2 in den Stollen geflüchtet, der
mit einer 3,5 bis 6 Meter starken
Erddecke für schußsicher galt.
Gegen 1.30 Uhr nachm. erhielt
der linke Teil des Stollens, bei
dem die Erddecke am schwächsten war, kurz hintereinander drei
Treffer, wodurch der Stollen
auf etwa 60 Meter Länge eingedrückt wurde.“ Dabei wurden
9
Mehr als ein
Ausstellungskatalog
Der Marinemaler Felix Schwormstädt stellt den Soldaten des Ersten Weltkriegs in den Fokus.
Geschichte. Der Marinemaler
Felix Schwormstädt (1870 –
1938) war einer der ganz wenigen so genannten „Kriegsmaler“
des Ersten Weltkriegs, der durch
das Reichsmarineamt die offizielle Erlaubnis zum „Betreten der
Festung Wilhelmshaven“ erhielt.
Als ausgebildeter Illustrator legte
Schwormstädt im Unterschied zu
den traditionellen Marinemalern
großen Wert auf die Darstellung
der Menschen und ihres Einsatzes
an Bord der Schiffe. „Belebung
durch Figuren“ ist sein künstlerisches Credo.
Seine Bilder zeigen die Marinesoldaten am Torpedorohr, vor
den Kesseln, im Geschützturm
und auf der Brücke im Gefecht.
Alle Funktionen und Dienstgrade
werden gleichermaßen dargestellt
und stets ist die Darstellung der
Gemeinschaftsleistung mehrerer Soldaten der Mittelpunkt.
Manchmal in Farbe, aber oft auch
als Grisaille in grau /schwarz vermitteln diese Zeichnungen immer
den Eindruck größter Anspannung und Konzentration.
Ein Beispiel stellt eine wohl
nach der Skagerrakschlacht
erstellte Grisaille mit dem Titel
aktuell 34 deutsche Soldaten lebendig
begraben. Damals konnten nur
13 der Leichen geborgen werden.
Der Stollenteil wurde mit Beton
versiegelt. Die Gegenstände, die
die Archäologen bei den Ausgrabungen 2011 in diesem versiegelten Teil gefunden haben, sind
mitunter ausgezeichnet erhalten.
Alles lag noch an seinem Platz.
Die sterblichen Überreste der 21
verbliebenen Soldaten wurden im
Juli 2013 auf dem Soldatenfriedhof Illfurth beigesetzt.
Das Militärhistorische Museum
der Bundeswehr in Dresden
(MHM) zeigt in der Sonderausstellung „14-Menschen-Krieg“
zum Ersten Weltkrieg eine
Rekonstruktion mit Originalteilen dieses Stellungssystems.
Vitrinen sind in den Schützengraben eingelassen und gewähren im begehbaren Stollen tiefe
Einblicke in das Leben der Soldaten im Grabenkrieg vor 100
Jahren. Die Sonderausstellung
in Dresden wird am Freitag dieser Woche eröffnet und läuft bis
in den März 2015.
Buch. Die
Sonderausstellung „Die
Flotte schläft
im Hafen ein“
wurde anhand
der Tagebücher der beiden Matrosen Richard Stumpf
und Carl Richard Linke zusammengestellt. Sie spiegelt den Ersten Weltkrieg aus der Perspektive
einfacher Mannschaftsdienstgrade an Bord der Kaiserlichen
Hochseeflotte. Dem Deutschen
Marinemuseum ist damit in
Kooperation mit dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr ein musealer „Coup“
gelungen. Das gilt in gleichem
Maße für den dazugehörigen
Katalog. Dieser stellt nicht nur
die wesentlichen Exponate der
Ausstellung in Bild und Text vor,
sondern leitet diesen dokumentarischen Abschnitt auch mit einem
umfangreichen „Essay-Teil“ ein.
Renommierte Wissenschaftler
ordnen die Ausstellung in ihren
historischen Kontext ein. Der
Katalog wächst damit über ein
bloßes Begleitmedium der Ausstellung hinaus. Er ist mit seinem
wissenschaftlichen Teil vielmehr
auch ein Kompendium zur deutschen Seekrieg- und Menschenführung im Ersten Weltkrieg. Es
stellt die deutschen Seemachtambitionen wissenschaftlich fundiert
in Kontrast mit den Lebens- und
Arbeitsverhältnissen an Bord der
Großkampfschiffe der Kaiserlichen Marine.
(gan)
Huck, Stephan; Pieken, Gorch;
Rogg, Matthias (Hrsg.): „Die
Flotte schläft im Hafen ein.
Kriegsalltag 1914-1918 in
­Matrosen-Tagebüchern“;
Sandstein Verlag; Dresden
2014; 236 Seiten; 18 Euro;
ISBN 978-3-95498-095-6.
Neue Ausgabe der
Militärgeschichte
Potsdam. Die
zweite Ausgabe der Zeitschrift Militärgeschichte.
Zeitschrift für
Historische
Bildung. für
das laufende Jahr ist erschienen.
Die Themen lauten „ÖsterreichUngarn und die Illusion vom ‚kleinen‘ Krieg“, „August 1914 im
Tagebuch der Literatur“, „Alkohol- und Drogenmissbrauch
in der Wehrmacht im Zweiten
Weltkrieg“ und „Propagandaprinzen zur See“.
(eb)
Die Ausgabe 2/2014 der „Militärgeschichte“ ist online unter
www.zmsbw.de abrufbar.
aktuell Doppeltes Silber für
Hausding
Wasserspringen. Der Wassersprung-Weltmeister Stabsunteroffizier (FA) Patrick Hausding
hat mit seinem Partner Stabsunteroffizier (FA) Stephan Feck
beim Weltcup in Shanghai am
vorvergangenen Donnerstag
seine zweite Silbermedaille
gewonnen. Das Duo landete hinter Yue Lin und Yuan Cao aus
China beim Synchron-Wettbewerb vom Drei-Meter-Brett auf
Platz zwei. Der Abstand auf die
Drittplatzierten Russen Evgeni
Kuznetsov und Ilia Zakharov
betrug winzige 0,06 Wertungspunkte. Tags zuvor hatten sich
Hausding und Hauptfeldwebel
Sascha Klein den Chinesen vom
Zehn-Meter-Turm geschlagen
geben müssen.
(jö/eb)
SPORT
28. Juli 2014
Historisches Gold
Die deutschen Säbelfechter sind zum ersten Mal Mannschaftsweltmeister.
Kasan. Als das Gefecht vorbei
war, gab es bei den deutschen
Säbelfechtern kein Halten mehr.
Nicolas Limbach sank jubelnd
auf die Knie, seine Teamkollegen Hauptgefreiter Maximilian
Hartung, Stabsunteroffizier (FA)
Benedikt Wagner und Hauptgefreiter Matyas Szabo begruben
ihn Sekunden später unter sich.
Nach vielen vergeblichen Versuchen schrieb die Mannschaft
durch ein 45:41 gegen Olympiasieger Südkorea Geschichte:
Noch nie stand ein deutsches
Säbelteam bei einer Weltmeisterschaft ganz oben auf dem Podest.
„Weltmeister? Hört sich ziemlich
gut an“, sagte Hartung.
Seit Jahren versuchte sich das
Gold beim Eislaufen Quartett bei einer WM an einer
Medaille. Nach Platz vier bei
im Hochsommer
der WM 2011 gab es im VorEisschnelllauf. Fast einer klei- jahr Rang fünf. Genauso wie
nen Familienfeier glich die 2012 bei Olympia. Ihr Vorhaben
Konkurrenz bei den Männern schien sich zu einer unendlichen
der Eisschnellläufer am Frei- Geschichte zu entwickeln. Am
tag vorvergangener Woche bei Montag gab es für die auch privat
der Deutschen Meisterschaft miteinander befreundeten Fechter
im Massenstart. Hauptgefreiter das goldene Happy End.
Patrick Beckert gewann in Inzell
Weder ließen sie sich im Halbsouverän vor seinem jüngeren finale von dem bis dato amtierenBruder Pedro. Stabsunteroffizier den Weltmeister Russland noch
Beckert ließ seine Fangemeinde im Finale vom Olympiasieger
wissen, „dass die Beckert-­ von ihrem Weg abbringen. Zu
Brothers erstmals zusammen den schwierigen Gegnern kamen
beim Wettkampf auf dem Eis noch gesundheitliche Probleme:
standen“. Und dann gleich Gold Limbach kämpfte mit leichtem
und Silber im Massenstart. Mit Schüttelfrost, Hartung mit einem
bemerkenswerter Sprintstärke Magen-Darm-Infekt. „Heute
entschied Obergefreiter Willi
Koschel alle Zwischenwertungen
für sich. Am Ende glitt er jedoch
knapp am Treppchen vorbei. Bei
den Frauen erreichte Stabsunteroffizier (FA) Bente Kraus den
Stabsunteroffizier
zweiten Platz hinter Routinier
Claudia Pechstein. Stabsunteroffizier (FA) Isabell Ost verpasste
das Podest mit Platz vier. (dob)
Foto: dpa/pa
10 Touché: Benedikt Wagner (r.) leistet seinen Teil im Mannschaftsgefecht gegen Kim Jung-hwan.
Morgen hatte sich alles gegen
uns verschworen“, sagte Limbach nach dem Halbfinale.
Daher löste das deutsche Quartett die „Pflichtaufgaben“ mit
leichten Problemen. Einem 45:35
gegen China folgte ein 45:41
gegen die USA. Lange Zeit lagen
die Deutschen zurück. Erst in den
letzten drei Gefechten drehten
Wagner und Hartung den zwischenzeitlichen Sechs-PunkteRückstand um. Limbach sicherte
dann das Halbfinale.
Nach dem Halbfinale gegen
Gastgeber Russland war die
Freude im deutschen Team
dann riesengroß. Auf der Planche lagen sich die vier Fechter
nach dem 45:40 in den Armen.
Die lang ersehnte Medaille war
damit bereits sicher. Weder
von den lautstarken russischen
Zuschauern, dem stark besetzten Gegner, noch von strittigen
Entscheidungen ließen sich die
Deutschen beeindrucken. Nur
zwei von neun Teilgefechten
verloren sie. Am Ende musste
selbst das Publikum den Siegern
applaudieren. „Das ist, wie bei
der Fußball-WM gegen Brasilien
zu gewinnen“, sagte Bundestrainer Vilmos Szabo. Und genauso
wie den deutschen Fußballern
gelang seinem Team später der
große Coup.
Im Finale gerieten die Deutschen schnell ins Hintertreffen.
10:17 stand es zwischenzeitlich,
ehe Wagner und Limbach Treffer
für Treffer aufholten. Die Führung beim 25:24 brachten sie bis
ins Ziel. Limbach setzte dann
den entscheidenden 45. Treffer.
Erstmals seit Peter Joppich 2010
gibt es damit wieder deutsche
Fecht-Weltmeister.
(kd/eb)
Drei Tage – drei Turniere
(FA) Christina Schwanitz holt an einem Wochenende drei Medaillen.
Foto: imago
Mountainbike. Olympiasiegerin Sabine Spitz hat bei den
deutschen Mountainbike-Meisterschaften erstmals seit sechs
Jahren den Titel im olympischen Cross Country verpasst.
Die 42-Jährige musste sich am
vorvergangenen Wochenende in
Bad Säckingen Oberfeldwebel
Adelheid Morath geschlagen
geben. Der dritte Platz ging an
Obergefreiter Helen Grobert.
„Ich bin überglücklich. Ich
wusste, dass ich in guter Form
bin und wollte einfach meinen
Rhythmus fahren“, sagte Morath.
Spitz rutschte auf der vom Regen
aufgeweichten Piste zweimal weg
und hatte im Duell mit Morath
letztlich klar das Nachsehen. (re)
Foto (2): dpa/pa
Über Stock und
Stein mit dem Bike
Dreimal Edelmetall: Sowohl in Monaco (links), als auch in Gotha (Mitte) und London (rechts) holte Schwanitz Medaillen.
Monaco/Gotha/London.
Kugelstoß-Vizeweltmeisterin
Stabsunteroffizier (FA) Christina
Schwanitz hat das vorvergangene
Wochenende besonders erfolgreich abgeschlossen. An drei
Tagen absolvierte sie drei internationale Wettkämpfe in drei
europäischen Ländern und holte
drei Medaillen, davon zweimal
Gold.
Den Auftakt machte am Freitag
das Diamond-League-Meeting
in Monaco, wo sie Platz zwei
belegte. Die Athletin von der
LV Erzgebirge musste sich mit
19,54 Metern einmal mehr nur
der übermächtigen Neuseeländerin Valerie Adams geschlagen
geben, die mit 20,38 Metern acht
Zentimeter unter ihrer Jahresweltbestleistung blieb.
Im thüringischen Gotha
konnte sich Schwanitz tags darauf vor der malerischen Kulisse
des Westgartens von Schloss
Friedenstein steigern. Die
Sportsoldatin der Sportfördergruppe Frankenberg setzte sich
mit 19,69 Metern deutlich gegen
die Mannheimerin Shanice Craft
durch, die mit ihrem besten Stoß
unter 18 Metern blieb.
Den letzten Akt bildeten
am Sonntag die Anniversary
Games in London. Hier gelang
Schwanitz der Doppelpack. Die
28-Jährige siegte mit einer Weite
von 19,92 Metern, hatte sich im
Vergleich zum Vortag also wieder verbessern können. Angesichts ihrer Rückenprobleme zu
Saisonbeginn sind diese Erfolge
besonders erfreulich. (sid/eb)
28. Juli 2014 VERMISCHTES Heavy Metal in 3D
aktuell 11
Keine Furcht vor
Herausforderungen
Foto: ICS Festival Service GmbH
In dieser Woche startet das „Wacken Open Air 2014“ Festival – der Film dazu läuft schon.
Rocken bis der Arzt kommt: Das Festival in Wacken hat sich mittlerweile zu einem der weltweit größten seiner Art entwickelt.
Wacken. Auf einer Wiese im
schleswig-holsteinischen Dorf
Wacken stehen 75 000 MetalFans und stimmen wie ein bombastischer Chor in die Musik
ein, die von der Bühne in die
Weite des Publikumsraums
hallt. Der Nachthimmel ist
hell erleuchtet von Pyrotechnik
und Hunderten von Scheinwerfern. Nicht weit entfernt stehen ein paar Kühe, finden es
vielleicht etwas laut, wundern
sich aber nicht mehr – denn die
Fans kommen jetzt schon seit
fast 25 Jahren in ihren kleinen
Ort am nördlichsten Rand der
Republik.
Am Donnerstag dieser
Woche erwartet das „Wacken
Open Air“ (W:O:A) zum 25. Mal
seine Besucher mit „four days
of music, mud and magic“. Nur
eines ist in diesem Jahr anders.
Das größte Heavy Metal Festi-
val der Welt findet in diesem
Jahr nicht nur in Wacken statt –
das „W:O:A“ kann man 2014
überall erleben. Am vergangenen Donnerstag startete
„WACKEN 3D“ in den deutschen Kinos.
„WACKEN 3D“ soll ein Festivalfilm sein, wie es ihn noch
nicht gegeben hat, über ein Festival, das es, so der Veranstalter, sonst nirgendwo gibt. Ein
Kinoerlebnis, das den Zuschauer
per 3D und Surround-Sound
mitten ins Geschehen holt. Der
Film bietet allen, die noch nie
einen Fuß ins „Holy Wacken
Land“ gesetzt haben, die Möglichkeit eine Reise in das faszinierende Paralleluniversum der
W:O:A-Community anzutreten.
Für „WACKEN 3D“ haben
Regisseur Norbert Heitker und
sein Team das komplette Festivalgeschehen in stereosko-
pischem, „echtem“ 3D gefilmt.
Entstanden ist dabei ein Trip
durch „Wacken“, das man nun
in seiner ganzen Vielfalt, Stimmung und musikalischen Wucht
im Kino erleben, sehen und
hören kann. Dank des exklusiven Zugangs des Filmteams ist
der Zuschauer mit „WACKEN
3D“ direkt dran an den Bands,
den Musikern und natürlich den
Fans.
Man steht mit „Deep Purple“
vor ihrem Auftritt auf der
Bühne, sieht wie sich der Vorhang öffnet und gleitet in der
untergehenden Sonne zu den
ersten Takten von „Smoke
on the Water“ über ein schier
endloses Meer von Menschen.
Man erlebt Alice Cooper,
„Motörhead“ und „Rammstein“
und spürt, dass Wacken auch
für sie alles andere als Alltag
ist. Man begleitet junge Bands,
die den „Metal Battle“ gewinnen wollen und auch schon
bald zu den Großen gehören
könnten. Man erlebt Fans, die
aus Taiwan, den USA, Indien
und Deutschland anreisen, geht
mit ihnen in die Zeltstädte und
erlebt, wie sie das Freibad von
Wacken zur erweiterten Partyzone erklären.
Letztlich ist man ganz einfach fasziniert von der Euphorie der Festivalbesucher. Trotz
ihres oft martialischen Aussehens feiern sie seit nunmehr
25 Jahren in diesem kleinen
Dorf in Schleswig-Holstein
miteinander und mit den nicht
mal 2000 Einwohnern eine
Woche im Jahr friedlich und
ausgelassen.
(ics/eb)
Alle Informationen zum
diesjährigen Festival unter
www.wacken.com
Ein Pionier und Vorbild
Mülheim an der Ruhr. Im Alter
von 94 Jahren ist der ALDI-Mitbegründer Karl Albrecht gestorben, einer der letzten Firmenpatriarchen der Nachkriegszeit.
Albrecht starb bereits am vorvergangenen Mittwoch, wie das
Handelsunternehmen ALDISüd am darauf folgenden Montag in Mülheim an der Ruhr mitteilte. Das Unternehmen würdigte
Albrecht als „gerechten und stets
berechenbaren Unternehmer“.
Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung starb
Albrecht nach kurzem Leiden in
seiner Villa in Essen im Kreis
der Familie. Er wurde am Montag vergangener Woche im kleinen Kreis beigesetzt. Laut Manager Magazin war Karl Albrecht
zuletzt mit Abstand der reichste
Deutsche. Das Magazin schätzte
sein Vermögen auf 17,8 Milliarden Euro.
Foto: dpa/pa
Vier Jahre nach seinem Bruder Theo ist nun auch Karl Albrecht verstorben.
Einzigartig: Das offizielle Bild.
Der im Februar 1920 geborene
und im Essener Norden aufgewachsene Karl Albrecht gründete
den Discount-Riesen zusammen
mit seinem vor vier Jahren verstorbenen Bruder Theo in den
Jahren des Wirtschaftswunders
nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Brüder übernahmen 1946
das elterliche Feinkostgeschäft in
Essen und bauten dies von 1948
an zu einem rasch wachsenden
Filialbetrieb von mehr als dreihundert Läden aus.
In den 1960er Jahren teilten die
Geschwister das Unternehmen
unter sich auf. Karl Albrecht
leitete ALDI-Süd mit Geschäften im Süden und Südwesten,
sein Bruder Theo stand an der
Spitze von ALDI-Nord mit Filialen im Norden und der Mitte
Deutschlands. Weiterhin traten
beide Unternehmensteile aber
als ein Akteur in der Branche
auf.
Dem ­Lebensmitteleinzelhandel
in Deutschland brachten die
Gebrüder Albrecht in den 1960er
Jahren mit der Einführung des
Discount-Systems eine bahnbrechende Neuerung. Zum Konzept
von ALDI gehört eine begrenzte
Produktpalette mit Artikeln des
täglichen Bedarfs. Die Kostenvorteile gibt ALDI in Form
niedriger Preise an die Kunden
weiter. Seit den 1960er Jahren
expandierte die ALDI-Gruppe
auch international. Heute ist sie
in zahlreichen Staaten auf drei
Kontinenten tätig und erzielt
den größeren Teil des Umsatzes außerhalb Deutschlands. Laut
ALDI-Süd wird das Firmenvermögen von zwei Stiftungen
­
kontrolliert.
Wie sein Bruder Theo lebte
auch Karl Albrecht sehr zurückgezogen. Auf öffentliche Aufmerksamkeit legte er keinen
Wert. ALDI-Süd sagte über
den Unternehmer, er habe eine
„Firmenkultur
­
gegenseitigen
Respekts“ geschaffen, „seine
Überzeugung und seine christlichen Werte“ gelebt und sei „Vorbild“ gewesen.
(rh/ck)
Buch. Triathlon ist ein faszinierender Sport, der immer
beliebter wird. Allein beim
größten Triathlon der Welt,
dem ITU World Triathlon
Hamburg, gingen in diesem
Jahr rund 10 000 Athleten an
den Start. Allerdings ist diese
Sportart durch die Kombination aus Schwimmen, Radfahren und Laufen besonders
anspruchsvoll. Darum fragt
sich fast jeder Einsteiger,
wie man die drei Disziplinen im Training unter einen
Hut kriegt, ob man auch ohne
Rennrad an den Start gehen
kann oder wie man eine Wechselzone einrichtet.
„Du kannst Triathlon!“
gibt einen detaillierten Einblick in die Welt des Triathlonsports und ist für jeden
Einsteiger eine wertvolle
Orientierungshilfe, um sich
in dieser komplexen Sportart
zu behaupten. Autor Stephan
Goldmann, der auf zehn Jahre
Erfahrung als aktiver Triathlet
­
zurückblicken
kann, schildert
­
praxisnah und mit vielen
Beispielen, was Anfänger
wirklich brauchen und was
nicht, um eine JedermannDistanz erfolgreich beenden
zu können. Dazu gehört natürlich auch gezieltes Training.
Nach allgemeinen Grundlagen
zum Training werden in drei
Kapiteln die Teildisziplinen
beleuchtet. Dabei konzentriert
sich Goldmann jeweils auf die
entscheidenden Aspekte Technik der Ausführung, Material und Trainingsspezifika.
Anschließend gibt er noch
Hinweise zum übergreifenden Athletiktraining eines
Triathleten. Mit dem integrierten Zehn-Wochen-Plan
­
können sich Triathlon-Einsteiger basierend auf diesen
Kapiteln optimal auf ihren
ersten Start vorbereiten. (eb)
Stephan Goldmann: „Du
kannst Triathlon! Dein Guide
zum erfolgreichen Triathlon-Finish“; spomedis Verlag;
Hamburg 2014; 208 Seiten;
16,95 Euro; ISBN: 978-3936376-18-0.
aktuell Ausgewählte
­
Medienbeiträge
29. Juli, 22:05 Uhr, MDR:
Honeckers Geheime Kriege –
Militärhilfe für die Dritte Welt
Auch die DDR hat bei den Stellvertreterkriegen der Supermächte
mitgemischt, Militärkader
aus befreundeten Ländern und
Kämpfer von Befreiungsbewegungen ausgebildet. Sie exportierte Waffen in Krisengebiete
und stellte selbst welche her, um
sie gewinnbringend zu verkaufen. Die Dokumentation schildert
die Geschichte dieser „geheimen
Solidarität“. Sie erzählt mit Zeitzeugen aus aller Welt, wie die
DDR sich von Israel bis Afrika
engagierte. Entstanden ist ein
Film, der das Selbstbild der
DDR dekonstruiert, ein friedliebender Staat, gar ein „Friedensstaat“, gewesen zu sein.
Youtube-Video der Woche:
Jedes Jahr treffen sich die Vertreter
aller „grünen“ Truppengattungen
im Mutterhaus der Infanterie.
Gebirgsjäger, Fallschirmjäger
und Jägertruppe stellen ihr Können vor den zahlreichen Besuchern unter Beweis. Zusätzlich
dazu bot der Tag der Infanterie
in Hammelburg Reservisten die
Möglichkeit, ihr Können auf der
Schießbahn zu zeigen.
(eb)
Der Beitrag „Tag der Infanterie
2014“ unter www.youtube.com/
bundeswehr.
VERMISCHTES
28. Juli 2014
Soldat und Lebensretter
Hauptfeldwebel Benjamin Preller wird für seinen selbstlosen Einsatz von Diplomaten geehrt.
Istanbul. Es ist ein
hochsommerlicher
Sonntag Anfang
Juli, den Hauptfeldwebel Benjamin Preller und seine Frau am
Pool ihrer Wohnanlage verbringen.
Plötzlich bemerkt
er, wie ein Vater
­verzweifelt versucht, seine bereits
am Boden des Pools
liegende vierjährige
Tochter zu retten.
Ohne Zeit zu verlieren, springt Preller
ins Wasser und eilt
dem völlig verzweifelten Franzosen zu Hilfe. Nachdem der Hauptfeldwebel das
Kind aus dem Becken gezogen hat, beginnt er sofort mit
den Wiederbelebungsmaßnahmen. Nach langen zwei Minuten führen Druckmassage und
Beatmung endlich zum erhofften Erfolg.
Die kleine Französin wird
danach zur weiteren Behandlung
in ein Istanbuler Krankenhaus
gebracht. Ihr Leben verdankt das
Mädchen jedoch dem deutschen
Soldaten. Für ihn eine Selbstverständlichkeit: „Ich habe nur
getan, was viele andere sicher
auch getan hätten.“
Was ist Ihr höchstes Gut?
Meine kleine Familie.
Was ist Ihre größte Errungenschaft?
Ein Leben gerettet zu haben.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Die Gabe, alle Sprachen sprechen zu können.
Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?
Meine Mutter, die trotz aller Härten im Leben immer etwas positiv
bewegte.
Was treibt Sie an?
Das Gefühl, etwas Positives bewirken zu können oder zu dürfen.
Foto: privat
12 Der Luftwaffensoldat leistet seinen Dienst am Bosporus
beim Deutschen Anteil des Air
Operations Coodination Center
im Headquarter NATO Rapid
Deployable Corps Turkey. Er lebt
hier mit seiner ganzen Familie.
Bei einem Empfang am französischen Nationalfeiertag dankte
die Generalkonsulin Frankreichs
dem Lebensretter persönlich.
Zum Tag der Deutschen Einheit
ist Preller jetzt sogar beim deutschen Botschafter eingeladen.
Am wichtigsten ist jedoch für
ihn, dass das Mädchen mittlerweile wieder gesund bei seinen
Eltern ist.
(sat)
Was können Sie besonders gut kochen?
French Toast und Omelette.
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Polizei.
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?
Zu Eiscreme.
Wo möchten Sie am liebsten leben?
In Deutschland.
Was ist Ihre Lieblingstugend?
Pünktlichkeit.
Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Jeder einzelne Kamerad, der täglich mit seinem Leben unsere demokratische Grundordnung verteidigt.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Zünde lieber ein Licht an, als dich über die Dunkelheit zu beschweren.