Tropenkrankheiten in Deutschland
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Tropenkrankheiten in Deutschland
Tropenkrankheiten in Deutschland Immer öfter werden wir mit ihnen konfrontiert, sei es, weil der Reisetourismus mit Hund zugenommen hat, oder weil Tierschutzorganisationen und Touristen in den letzten Jahren vermehrt Hunde aus südlichen Ländern importierten- die Reisekrankheiten. Sie werfen viele Fragen auf, noch nicht alle kann man beantworten. Hiermit gebe ich jedem Interessierten Informationen in die Hand, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben, aber hoffentlich einen Überblick geben. Leishmaniose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2 Die Leishmaniose- Symptome beim Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2 Die Labordiagnostik der Leishmaniose beim Hund . . . . . . . . . . . . . . .3 Leishmaniose-Therapie beim Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3 Glucantime und Ketoconazole: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3 Allopurinol und Levamisole: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4 Schutz vor Sandmückenstichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4 Babesiose (Piroplasmose) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4 Symptome der Babesiose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5 Labordiagnose der Babesiose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5 Therapie der Babesiose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5 Prophylaxe der Babesiose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5 Ehrlichiose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6 Symptome der Ehrlichiose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6 Diagnose der Ehrlichiose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6 Therapie der Ehrlichiose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6 Prophylaxe der Ehrlichiose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6 Hepatozoonose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7 Symptome der Hepatozoonose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7 Diagnose der Hepatozoonose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7 Therapie der Hepatozoonose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7 Prophylaxe der Hepatozoonose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7 Dirofilariose (Herzwurmerkrankung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7 Symptome der Dirofilariose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8 Diagnose der Herzwurmerkrankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8 Therapie der Herzwurmerkrankung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9 Prophylaktische Maßnahmen bei der Herzwurmerkrankung . . . . . . .9 Tierschutzgedanken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10 Leishmaniose Lange Zeit wurde sie als tropenmedizinische Infektionskrankheit betrachtet. Die Infektionsrate von Hunden ist aber besonders im Mittelmeerraum stellenweise sehr hoch (z.B. bis 42% in Andalusien, bis 80% auf Sizilien, ca.25% in Süd-Griechenland) In Deutschland haben wir es v.a. mit importierten Leishmaniosen zu tun, aber in der letzten Zeit wurden v.a. in Süd-Deutschland die ersten Sandmücken entdeckt. Diese Sandmücken (Phlebotomen) sind die Überträger der Leishmanien. Leishmanien wiederum sind einzellige Parasiten, die sich in weißen Blutkörperchen, speziell den Makrophagen vermehren. Im europäischen Mittelmeerraum wird die Leishmaniose hauptsächlich durch Leishmania infantum bei Mensch und Tier (auch Hund) hervorgerufen. Das heißt, der Hund dient als Erregerreservoir für Infektionen des Menschen. Es können Schmierinfektionen mit Sekreten von Ulcera und Fisteln unter Umständen direkt, also ohne Zwischenwirt , zu Infektionen führen. Besonders gefährdet sind allerdings Kinder und immunsupprimierte Erwachsene (v.a. HIV- Patienten). Weltweit unterscheidet man drei Leishmanioseformen: die Hautleishmaniose, die innere Leishmaniose und die Schleimhautleishmaniose. Der bereits erwähnte wichtigste Erreger der in Deutschland vorstelligen Hunde, L. infantum, ruft die innere oder viszerale Leishmaniose hervor. Die Leishmaniose- Symptome beim Hund Als Erstes ist anzumerken, dass zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung 3-7 Monate, evtl. sogar Jahre vergehen. Erste unspezifische Symptome können z.B. Durchfall, Lahmheit, Appetitlosigkeit begleitet von schleichendem Gewichtsverlust sein. Spezifischer ist das Ausfransen der Ohren, also leichtes und mehrfaches Einreißen der Ohrränder. Das ist häufig begleitet von Schuppenbildung, erst auf den Ohren, dann auch am Kopf, schließlich am gesamten Körper. Am häufigsten können Hautläsionen auftreten. Z.B. offene, kleine, meist kreisrunde, schlecht heilende Hautwunden an der Innenseite der Ohren. Hunde aus Griechenland haben häufig trockene Verkrustungen am Kopf, Hunde aus Süd- Spanien eher offene Wunden an den Beinen, besonders im Bereich der Gelenke, aber auch an den Pfoten. Es kann zu Entzündungen im Krallenbereich und als Folge zu übermäßigem Krallenwachstum kommen. Gleichzeitig oder unabhängig davon wird Haarausfall beobachtet. Bei spanischen und italienischen Hunden ist eine “Brillenbildung? (Haarausfall um die Augen herum) signifikant, bei griechischen Hunden kann sich das auf den ganzen Körper erstrecken. Hin und wieder fällt eine Verkümmerung der Gesichtsmuskulatur auf. Schaut man dem Hund von vorn über die Augen auf den Kopf, so fällt eine Ungleichheit der Gesichtsmuskulatur auf. Häufig sind mehrere Lymphknoten angeschwollen. Weiterhin sind Augenläsionen beschrieben worden. Die Häufigste ist die Blepharitis (Entzündung der Augenlider) im Zusammenhang mit den Hautläsionen im Gesicht. Es können aber z.B. auch Keratokonjunktivituis (Entzündung von Hornhaut und Bindehaut) beidseits und Uveitis (Entzündung der inneren Augenstrukturen) beidseits vorkommen. Tierhilfe Süden e.V.: Tipps · Tropenkrankheiten in Deutschland Seite 2 Etwa 5-10% aller Leishmaniose- infizierten Hunde leiden unter Epistaxis (Nasenbluten) Auffällig ist häufig eine Anämie (Blutarmut). Häufig haben die Hunde Fieber, oft sind Milz und/ oder Leber vergrößert. Die Todesursache Leishmaniose infizierter Hunde ist oft ein im Krankheitsverlauf fortschreitendes Nierenversagen. Da fast kein infizierter Hund mehrere spezifische Symptome zeigt, manche sogar nur recht unspezifisch krank sind oder gesund erscheinen, ist die Labordiagnostik wichtig. Die Labordiagnostik der Leishmaniose beim Hund Im Labor erfolgt der Nachweis meist durch serologischen Antikörpernachweis aus Blutserum. Dafür gibt es verschiedene Verfahren (z.B. indirekte Immunfluoreszens, ELISA). Die Sensitivität solcher Tests ist bei klinisch diagnostizierten Fällen hoch (>95%), liegt bei asymptomatisch (ohne sichtbare Krankheitszeichen) infizierten Hunden aber nur bei 50% (falsch negativ). Zu falsch positiven Ergebnissen (einem leicht erhöhten Titer) kann es auch bei nicht Leishmaniose infizierten Hunden kommen, wenn andere parasitäre Importkrankheiten (Babesien, Trypanosomen, evtl. Ehrlichien) vorliegen. Deshalb sollte der direkte Erregernachweis (mikroskopisch oder durch Kultur) versucht werden. Hierzu ist Punktionsmaterial des Sternal- oder Hüftmarks oder von Lymphknoten nötig. Der mikroskopische Nachweis von Leishmanien in den Makrophagen funktioniert auch bei asymptomatisch infizierten Hunden gut, und ist im positiven Fall beweisend. Als relativ sicher gilt das molekulare Nachweisverfahren mittels PCR (Polymerase Chain Reaction) aus Knochenmark. Hierbei wird die Erbsubstanz einer einzelnen Leishmanie herausgefiltert. Allerdings ist die PCR bei Hunden zur Zeit in bis zu 20 % der Fälle falsch negativ. Der Grund dafür liegt häufig in unkorrekter Probenahme des Punktats. Die PCR kann auch mit Blut versucht werden, jedoch ist dann darauf zu achten, dass die Blutentnahme zwischen 22.00 und 24.00 Uhr stattfindet (!)- dies ist die Hauptstechzeit der Sandmücken, zur gleichen Zeit proliferieren Leishmanien ins Blut. An dieser Stelle schon mal angemerkt: Wer weiterführende Fragen zur Labordiagnostik oder überhaupt zum Thema Sandmücken und Leishmanien hat informiere sich bitte bei Herrn T.J.Naucke (http://www.phlebotomus.com). Er ist Parasitologe in Bonn und führt den mikroskopischen und kulturellen Nachweis der Leishmanien auch selbst durch. Leishmaniose-Therapie beim Hund Es gibt im Prinzip keine allgemeingültige Therapieempfehlung und das aus folgendem Grund: Der erwähnte Erreger Leishmania infantum hat leider mehrere verschiedene “Unterstämme?. So gibt es z.B. in Griechenland einen anderen “Unterstamm?, als in Spanien. So ist es derzeit auffällig, dass gute Therapieerfolge , die in einem Land mit einem Medikament erzielt wurden, nicht unbedingt gleiche Erfolge in anderen Regionen zeigen. Im Moment gibt es im Wesentlichen 2 Therapievarianten: Glucantime und Ketoconazole: Diese eignet sich bei jungen Hunden, welche sich in Griechenland mit dem Stamm L. infantum MON-1 infiziert haben. Tierhilfe Süden e.V.: Tipps · Tropenkrankheiten in Deutschland Seite 3 Allopurinol und Levamisole: Auch diese Kombinationtherapie zeigt Erfolg bei oben genanntem Stamm. Bei Hunden aus Süd- Spanien liegt die Erfolgsquote aber nur bei ca. 50%. Der Erfolg hängt vom Immunstatus des Hundes ab, und mit welchem Leishmania infantum- Stamm der Hund infiziert ist. Schutz vor Sandmückenstichen Im Wesentlichen sind folgende Dinge zu beachte, wenn sie mit ihrem Hund in endemische Gebiete fahren: Es sind die Flugzeiten von Sandmücken zu beachten. Der höchste Prozentsatz infizierter Sandmücken ist Mitte August bis Ende September zu erwarten. Außerdem fliegen diese Mücken relativ genau von einer Stunde nach Sonnenuntergang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang. Während der Sandmückenflugzeit sollen Hunde nicht im Freien schlafen, auch nicht im PKW. Am Urlaubsort sollten Fenster und Türen mit feinmaschiger Moskitogaze bespannt sein, evtl. auch das Bett. Diese Moskitogaze kann man gegebenenfalls mit Insektenabwehrmitteln imprägnieren. (Z.B.Autan, synth. Pyrethroide). In Griechenland wird von der Fa. Tafarm Anti- Phlebotome for dogs vertrieben. Dieses schützt kurzzeitig (ca. 4h) vor Sandmückenstichen. Die derzeit wirkungsvollste Schutzmaßnahme für reisebegleitende Hunde ist das Tragen des Protectorband Scalibor (Intervet). Dieses Halsband schützt 6 Monate vor Sandmückenstichen und wirkt auch gegen Zecken und Flöhe. Das Halsband muß jedoch bereits 2 Wochen vor Reiseantritt angelegt werden. Auch Importhunden aus der mediterranen Region sollte Scalibor Protectorband in Deutschland angelegt werden!! Der Grund hierfür ist: wenn deutsche Zecken und Mücken diese Hunde stechen, können sie sich mit den Erregern der “Reisekrankheiten? infizieren und diese auf andere Tiere und Menschen weitergeben. So werden diese Krankheiten auch in Deutschland bald endemisch. Das Scalibor Protectorband ist in Tierarztpraxen erhältlich. Es wurde übrigens auch bei Katzen bereits Leishmaniose diagnostiziert, allerdings nur sehr vereinzelt, weshalb Näheres zu Symptomen, Therapie u.s.w. nicht bekannt ist. Babesiose (Piroplasmose) Diese Erkrankung tritt ebenfalls in tropischen und subtropischen Gebieten, z.B. Mittelmeerraum auf, aber es liegen auch in Deutschland (Süden) und Luxemburg endemische Gebiete vor. Babesien sind ebenfalls einzellige Parasiten, sie leben allerdings in den roten Blutkörperchen, den Erythrozyten. Überträger sind verschiedene Zeckenarten. Die Babesiose der Hunde wird hervorgerufen durch Babesia canis. Diese Babesie wird v.a. von der Zeckenart Dermacentor reticulatus, seltener durch die eingeschleppte braune Hundezecke Rhipicephalus sanguineus übertragen. Bei humanpathogenen Arten (in Europa Babesia divergens) ist meist die Zeckengattung Ixodes rhicinus (der Holzbock) Überträger. Über die Babesiose beim Menschen (wegen entsprechender Symptome auch “die kleine Schwester der Malaria? genannt) kann man u.a. unter www.dieterhassler.de <http://www.dieterhassler.de/> mehr nachlesen. Tierhilfe Süden e.V.: Tipps · Tropenkrankheiten in Deutschland Seite 4 Symptome der Babesiose Die Inkubationszeit beträgt 10 Tage bis 3 Wochen. Der akute Krankheitsverlauf ist charakterisiert durch intravaskuläre Hämolyse, d.h. die Erythrozyten werden zerstört und es kommt zur Blutarmut. Symptome können sein: Mattigkeit, Schwäche, Fieber (bis 42°C) , blasse bis gelbliche Schleimhäute, rot bis grünbrauner Harn sowie Nierenversagen. Daneben sind chronische Verläufe beschrieben, bei denen intermittierendes Fieber und Verlust an Körperkondition die Hauptsymptome darstellen. Kennzeichen eines atypischen Verlaufs sind Ascites (Flüssigkeitsansammlung im Bauch), asymmetrische periphere Ödeme, ulcerative Stomatitis, ZNS-Störungen. Es können aber auch respiratorische Symptome, Verdauungs- und Kreislaufstörungen auftreten. Sehr oft haben die Tiere vergrößerte Lymphknoten und eine vergrößerte Milz. Die Babesiose wird häufig von einer Ehrlichiose begleitet! Labordiagnose der Babesiose Auch hier gilt: Der direkte Babesien-Nachweis ist sicherer. Er erfolgt im Giemsa- gefärbten Blutausstrich, am besten mit Kapillarblut. Der Nachweis in venösem Blut erfolgt am effektivsten mit Hilfe verschiedener Anreicherungsverfahren. Serologisch kann eine Infektion durch den Nachweis von Antikörpern mittels eines indirekten Immunfluoreszenz-Tests festgestellt werden. Therapie der Babesiose Eingesetzt wird Imidocarb (z.B. Imizol- in Deutschland nicht zugelassen) Zumindestens für Menschen gilt, dass selbst nach scheinbar erfolgreicher Therapie der Erreger ohne klinische Symptome über Monate bis Jahre persistieren kann, was v.a. Konsequenzen für die Verwendung von Blutprodukten haben sollte. Prophylaxe der Babesiose Die Impfung mit der inaktiven Vakzine Pirodog ist in Deutschland nicht zugelassen, der Impfstoff ist sehr teuer und der Impfschutz nicht absolut (auch wieder wegen verschiedener “Unterstämme?) Die Grundimmunisierung ist deshalb nur empfehlenswert in endemischen Gebieten. Es kann vor Reiseantritt einmalig Imizol injiziert werden. Das Wesentlichste ist aber auch hier, die Zecken abzuwehren. Z.B. dauert es 36- 48 h bis in einer blutsaugenden Zecke die Babesien herangereift sind, erst dann ist der Speichel infektiös. Also tägliches Absammeln aller Zecken verhindert das Gröbste, am Besten ist aber die Zeckenprophylaxe mit dem Ungezieferhalsband Scalibor. Die Babesiose der Katze ist selten, obwohl verschiedene Babesia- Spezies in Afrika und Asien Katzen infizieren. Katzen entwickeln nach einer Infektion zwar ähnliche, aber wesentlich schwächere Symptome als Hunde. Tierhilfe Süden e.V.: Tipps · Tropenkrankheiten in Deutschland Seite 5 Ehrlichiose Auch für diese eher “tropische? Erkrankung gibt es bereits endemische Gebiete in Deutschland, v.a. in den Flussniederungen. Überträger sind, wie bei den Babesien, v.a. Zecken (Rhipizephalus sanguineus, Ixodes ricinus). Bei den Ehrlichien handelt es sich um Rickettsien, die ebenfalls intrazellulär, v.a. in den Monozyten, Granulozyten oder Thrombozyten vorkommen. Der Erreger der Hunde- Ehrlichiose heißt Ehrlichia canis. Dieser Erreger ist auch für Menschen pathogen, er ruft das “Mediterranean Spotted Fever? hervor. Symptome der Ehrlichiose Die Inkubationszeit beträgt 8-20 Tage. Es kommt relativ häufig zu Doppelinfektionen mit Babesien! Bestimmte Rassen (Deutscher Schäferhund) und jüngere Tiere erkranken schwerer. Die akute Phase ist oft mild, es können auftreten: Fieberschübe bis 41°C, Abgeschlagenheit, eitriger Nasen- und Augenausfluß, Krampfanfälle und Paralysen der Hinterhand. Es kann eine subklinische Phase folgen, während der man kaum Symptome sieht und die bis zu Jahren anhalten kann. Die chronische Phase zeichnet sich in einer Vielzahl der Fälle z.B. durch inneren Blutungen, die sich in Form von blassen Schleimhäuten und Melaena (fast schwarzer, weil mit Blut durchsetzter Kot) aus. Diagnose der Ehrlichiose Die Ehrlichien sind als Morula- ähnliche Strukturen im Giemsa gefärbten Blutausstrich sichtbar. Wenn es gelingt sie auf diese Weise zu sehen, ist eine Infektion beweisbar. Als sicherer Nachweis gilt auch hierbei die PCR (Polymerase Chain Reaction) aus peripherem Blut. Therapie der Ehrlichiose Wenn eine Ehrlichiose frühzeitig diagnostiziert wird ist eine Therapie relativ einfach und im Allgemeinen auch effektiv. Eine späte Diagnose zieht schwere Gesundheitsschäden nach sich, oder verläuft tödlich. Behandeln tut man mit den Antibiotika Tetracycline oder Doxycyclin über 14 Tage und evtl. kurzzeitiger Gabe von Prednisolon. Prophylaxe der Ehrlichiose Sie besteht aus der Zeckenprophylaxe, z.B. mit dem Scalibor- Halsband. Es wird aus verschiedenen Ländern der Erde berichtet, dass Katzen z.B. mit fiebrigen Erkrankungen auf Ehrlichia-Arten reagieren, aber genauer identifizieren konnte man sie noch nicht. In Schweden wurde mit der PCR eine feline Ehrlichia- Art identifiziert, die mit dem humanen granulozytären Ehrlichioseerreger (HGE) identisch ist. Tierhilfe Süden e.V.: Tipps · Tropenkrankheiten in Deutschland Seite 6 Hepatozoonose Wo wir schon mal bei Zecken sind, ist an dieser Stelle die Hepatozoonose zu erwähnen, die bislang in Deutschland als sehr seltene Erkrankung galt. Heute stellt die Erkrankung ein grosses Problem im europäisch- mediterranen Raum dar. In der Region Malaga ist Hepatozoonose die häufigste Erkrankung, die bei Hunden diagnostiziert wird (per. Mitt. Histolab. 2000). Bei den Erregern handelt es sich um einzellige Parasiten, die sich (wie die Leishmanien) in den weißen Blutkörperchen befinden. Beim Hund heißt der Erreger Hepatozoon canis, er wird v.a. übertragen durch Verzehr der Zecke Rhipicephalus sanguineus. Möglicherweise können die Parasiten aber auch von der Muttermilch auf die Welpen übertragen werden. Auf jeden Fall sind nun auch sowohl der genannte Erreger, als auch die genannte Zecke für Deutschland nachgewiesen. Symptome der Hepatozoonose Über die Inkubationszeit habe ich leider keine Angaben. Symptome treten v.a. bei massivem Befall auf, dabei sind immungeschwächte und junge Hunde besonders gefährdet. Die Erkrankung kann z.B. mit Fieber, Erbrechen, Abmagerung und Blutarmut einhergehen. Spezifischer ist, dass es aufgrund von Schädigung der Muskelzellen durch gewisse Parasitenstadien zu Muskelschmerzen kommt. Daher lahmen die Tiere oft, v.a. mit der Hinterhand. Die Prognose ist ungewiß, da sich einige Hunde spontan erholen, andere aber verenden. Oft gibt es Parallelinfektionen mit Babesiose/ Leishmaniose. Diagnose der Hepatozoonose In gefärbten Blutausstrichen sieht man (wenn man Glück hat) die Parasiten in den Blutzellen. In Muskelbiopsien aus krankhaft veränderten Bereichen kann man Zysten und bestimmte Parasitenstadien (die Makroschizonten) nachweisen. Eventuell sieht man auf einem Röntgenbild periostale (Knochenhaut-) Reaktionen an den Muskelansätzen von Axialskelett und Gliedmaßen. Therapie der Hepatozoonose Für eine Therapie stehen derzeit keine spezifisch wirksamen Medikamente zur Verfügung. Daher besteht die Behandlung v.a. aus symptomatischen Maßnahmen. Prophylaxe der Hepatozoonose Siehe Ehrlichiose Berichten zufolge infizieren Hepatozoon- Arten sowohl Haus- als auch freilebende Katzen. Die auftretenden Symptome müssen allerdings noch näher charakterisiert werden. Dirofilariose (Herzwurmerkrankung) Dieser Parasit gehört zu den Nematoden und für den Hund von Bedeutung ist (neben DirofilaTierhilfe Süden e.V.: Tipps · Tropenkrankheiten in Deutschland Seite 7 ria repens zu einem geringen Grad) Dirofilaria immitis. Die Verbreitung erstreckt sich auf tropische und subtropische Gebiete einschließlich der Mittelmeerregion. So sind einer epidemiologischen Feldstudie zufolge auf Teneriffa z.B. 22,6% der Hunde infiziert. Als Erreger werden bis zu 70 Arten von Stechmücken verantwortlich gemacht. Welpen können sich auch intrauterin anstecken. D. immitis hat als Endwirt nicht nur den Hund, sondern z.B. auch Haus- und Wildkatzen, Frettchen oder Füchse. Der Mensch und eine Reihe anderer Säugetiere dienen als Fehlwirte, in denen der Lebenszyklus des Parasiten nicht beendet wird. Klinisch manifeste Infektionen kommen beim Menschen selten vor. Weltweit sind 150 klinische Fälle beim Menschen bekannt. In Deutschland sind 2 Fälle von pulmonalen D. immitis- Infektionen bekannt- beide Patienten hatten einen Urlaubsaufenthalt in Korsika. Symptome der Dirofilariose Zum besseren Verständnis kommen wir nicht um den Entwicklungszyklus des Parasiten herum. Nachdem sich in der Stechmücke die Mikrofilarien (L1) zu infektiösen Larven (L3) entwickelt haben, treten diese bei Stechen der Mücke in das Unterhautgewebe des Wirtes ein. Innerhalb von 70-110 Tagen werden sie zu Viertlarven (L4) ,wandern in den Brustraum des Wirtes, häuten sich dort zu jungen Würmern (L5), gelangen in den Blutkreislauf und durch diesen in die Lunge. Nach weiteren 3 Monaten (mindestens 190 Tage nach Eintritt) entwickeln sich die jungen zu erwachsenen Würmern, welche wieder neue Mikrofilarien produzieren. Die durchschnittliche Überlebensdauer von erwachsenen Würmern beträgt bis zu 5 Jahren beim Hund und bis zu 2,5 Jahren bei der Katze. Aufgrund dieses Ansiedlungsbereiches kommt es vorrangig zu Lungenproblemen. Die Würmer führen z.B. zur Thrombembolie der A.pulmonalis (“verstopfen? die Pulmonalarterie) und zur Pneumonie. Hierdurch steigt der pulmonale Druck und da das Herz dagegen “anarbeiten? muß, kommt es zu entsprechenden pathologischen Veränderungen des Herzens (Corpulmonale). Dadurch staut sich vor dem Herz das venöse Blut aus dem Körperkreislauf und es kommt zu Ascites (Flüssigkeitzsansammlung in der Bauchhöhle) und Lebervergrößerung (Stauungsleber). Durch Ablagerung von Immunkomplexen in der Niere können auch in diesem Organ Erkrankungen entstehen (Glomerulonephritis, Amyloidnephrose). In seltenen Fällen wickeln sich einzelne Würmer um die Herzklappe zwischen rechter Herzkammer und Vorhof. Bei massivem Befall können sie in die rechte Kammer/Vorhof migrieren, selten auch in die Vena cava. Diese führen dann zum sogenannten Vena cava-Syndrom mit intravasaler Hämolyse bis zum Schock. Noch seltener kommen adulte Stadien in der vorderen Augenkammer, Haut oder ZNS vor. Diagnose der Herzwurmerkrankung Zunächst sieht man klinische Zeichen einer Rechtsherzbelastung mit typischen Veränderungen der Pulmonalarterie im Röntgenbild und kann auskultatorisch und anhand einiger Laborbefunde die typischen Symptome sicher stellen. Sicherheit bringt natürlich, wie immer, die Würmer (bzw. Mikrofilarien) selbst zu finden. Bei einer großen Anzahl sind die Mikrofilarien oft in einem direkten Blutausstrich oder in einem Ausstrich der Leukozytenschicht sichtbar. D.immitis- Mikrofilarien bei Welpen mit einem LeTierhilfe Süden e.V.: Tipps · Tropenkrankheiten in Deutschland Seite 8 bensalter von unter 7 Monaten sind stets intrauterin erworben. Fällt der Mikrofilarientest negativ aus, schließt dies eine Infektion nicht aus. Okkulte Infektionen (d.h. Infektionen mit adulten Würmern ohne Mikrofilarien) treten bei bis zu 20 –30% der infizierten Hunde auf. Dieses ist z.B. der Fall, wenn ein infizierter Hund Herzwurmprophylaktika erhält, die führen innerhalb einer Zeitspanne eines halben Jahres zu einer teilweisen Abtötung der Mikrofilarien. Adulte Würmer werden hierbei nicht getötet. Weitere Ursachen für okkulte Infektionen können z.B. sein: Überempfindlichkeitsreaktion gegen Mikrofilarien, Infektionen mit nur männlichen oder nur weiblichen Würmern, sterile adulte Würmer. Es ist sinnvoll, falls man Mikrofilarien findet eine Mikrofilarienisolation durchzuführen. D.h. man überprüft, um welche Dirofilarien- Art es sich handelt. Es kommen bei Hunden in Europa 5 unbescheidete Mikrofilarienarten vor, aber nur D.immitis ist hochpathogen (D.repens ist nur schwach pathogen). Eine schnelle und verlässliche Methode zur Differenzierung von Mikrofilarien ist die histochemische Untersuchung mit einer Sauren- Phosphatasen- Färbung. Um eine okkulte Infektion zu diagnostizieren stehen eine Reihe D.immitis-Antigen-ELISA_s zur Verfügung. Obwohl diese generell hochsensitiv und hochspezifisch sind, können männliche Würmer, nichtgravide weibliche Würmer und auch eine Infektion mit nur geringer Anzahl gravider weiblicher Würmer nur schwer oder nicht erkannt werden. Monoklonale Antikörper aus Mäusen im Testsystem können in seltenen Fällen mit Antikörpern von Hunden, die für Mausantigene sensibilisiert sind, reagieren und so zu einem falsch positivem Testergebnis führen. Therapie der Herzwurmerkrankung Für die Behandlung der adulten Würmer steht als Mittel der Wahl das Arsenpräparat Melarsamine Dihydrochlorid zur Verfügung. Nach der Therapie treten regelmäßig thromboembolische Komplikationen auf, insbesondere bei hoher Wurmbelastung. Gegen Mikrofilarien setzt man v.a. Ivermectin ein. Einige Hunderassen (Collies und Bobtails) vertragen dieses nicht, da wäre Levamisol die Alternative. Als eine Komplikation nach mikrofilarizider Therapie kann eine anaphylaktische Reaktion gegen freigesetztes Mikrofilarienantigen auftreten (v.a.bei hoher Mikrofilariendichte). Deshalb sollte vorher die Mikrofilariendichte bestimmt und die Ivermectindosis über mehrere Tage verteilt verabreicht werden. Zur Vermeidung der erwähnten thromboembolischen Komplikationen bei der adultiziden Therapie leitet man (je nach Schwere des Falles) 1-2 Wochen vor der Therapie eine Vorbehandlung mit Acetylsalicylsäure oder Heparin ein. Bei komplizierten Fällen, wie bestehender Lungengefäßthrombose, Vena-cava-Syndrom o.a. sind intensivmedizinische Maßnahmen, evtl. OP nötig. Prophylaktische Maßnahmen bei der Herzwurmerkrankung In endemischen Gebieten ist eine Chemoprophylaxe mit Ivermectin angebracht, das 1x im Monat unter die Haut gespritzt wird. Ansonsten gelten auch hier die Maßnahmen zum Schutz gegen Mücken, die bei der Leishmaniose beschrieben stehen. Die Katze ist ein ungeeignetes Reservoir für D.immitis. Die Infektionsrate ist deutlich niedriger als bei Hunden in gleichen Endemiegebieten. Nur etwa 50% der infizierten Katzen entwickeln Tierhilfe Süden e.V.: Tipps · Tropenkrankheiten in Deutschland Seite 9 patente Infektionen. Aberrante Infektionen mit ektopen Lokalisationen adulter Würmer insbesondere im ZNS treten bei Katzen häufig auf. Nicht selten kommt es zum plötzlichen Tod infolge Lungenarterienthrombembolie, Neuropathien u.a.. Die Diagnose ist ungewöhnlich schwierig, die beschriebenen Methoden sind hier oft nicht spezifisch genug. Aufgrund der geringen Lebensfähigkeit von adulten Würmern bei Katzen sind Infektionen oft selbstlimitierend. Das ist auch ganz gut, weil Katzen weder Arsenpräparate noch Acetysalicylsäure vertragen. Ivermectin ist allerdings gut verträglich. Tierschutzgedanken Ich habe unter http://www.parasitus.com interessante Gedanken zum Thema Tierschutz gefunden, die ich an dieser Stelle nicht vorenthalten will. Da heißt es: Das Wegfangen und Töten eines Hundes aus einer Nische, die ihn ernährt, stellt eine gefährliche und unsinnige Massnahme dar. Unsinnig- der frei gewordene Lebensraum wird in Kürze wieder von einem anderen Tier besetzt, das sich wiederum weitervermehrt. Gefährlich- wenn der Hund nicht mehr da ist, an wem sollen die Tausenden Zecken Blut saugen, die dort an den Wegrändern lauern (Ehrlichiose, Hepatozoonose, Babesiose, Borreliose !) Und an wem sollen die Mücken Blut saugen, die so zahlreich um Marbella herumfliegen (Leishmaniose und Dirofilarien !). Der Tourismus hat ja genau in dieser Region dazubeigetragen, dass auch Schafe, Ziegen, sonstiges Vieh und Schweine als Schutzschild für den Menschen vor Erkrankungen verlorengingen. ... Die Vorliebe für die Sandmückenarten in Marbella ihrem zoophilen Blutsaugverhalten zu folgen fällt offensichtlich in Kürze- durch Tötung streunender Hunde- ganz weg, was bleibt ist der Mensch. Das Beste ist, die Straßenhunde einzufangen, zu kastrieren, zu markieren, mit einem Scaliborhalsband zu versehen und wieder auf ihren Platz auf die Straße zu setzen. Somit bleiben sie als “Schutzschild? für Menschen erhalten, sind aber selbst durch das Halsband geschützt. Der Wirkstoff (Deltamethrin) führt dazu, dass die Sandmücken orientierungslos werden und nach 15 –120 Minuten sterben. Birgit Tierhilfe Süden e.V.: Tipps · Tropenkrankheiten in Deutschland Seite 10