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Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie Elektronischer Sonderdruck für J. Hörer Ein Service von Springer Medizin Z Herz- Thorax- Gefäßchir 2010 · 24:115–121 · DOI 10.1007/s00398-010-0768-z © Springer-Verlag 2010 zur nichtkommerziellen Nutzung auf der privaten Homepage und Institutssite des Autors J. Hörer · U. Stierle · T. Hanke · J.J. Takkenberg · A.J.J.C. Bogers · W. Hemmer · J.G. Rein · M. Hübler · R. Hetzer · H.H. Sievers · R. Lange Die Ross-Operation bei Kindern Ergebnisse aus dem Europäischen Ross-Register Stand der Wissenschaft Z Herz- Thorax- Gefäßchir 2010 · 24:115–121 DOI 10.1007/s00398-010-0768-z Online publiziert: 6. März 2010 © Springer-Verlag 2010 J. Hörer1 · U. Stierle2 · T. Hanke2 · J.J. Takkenberg3 · A.J.J.C. Bogers3 · W. Hemmer4 · J.G. Rein4 · M. Hübler5 · R. Hetzer5 · H.H. Sievers2 · R. Lange1 1 Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, Deutsches Herzzentrum München an der Technischen Universität München 2 Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck 3 Department of Cardiothoracic Surgery, Erasmus University Medical Center, Rotterdam 4 Sana Herzchirurgische Klinik Stuttgart 5 German Heart Center Berlin Die Ross-Operation bei Kindern Ergebnisse aus dem Europäischen Ross-Register Zum Ersatz der Aortenklappe bei Kindern ist der pulmonale Autograft wahrscheinlich am besten geeignet. Die Hämodynamik des Autograft ist hervorragend, das Risiko einer Endokarditis niedrig, und eine Antikoagulation nicht notwendig [9, 17, 23, 30]. Zusätzlich bietet der Autograft gegenüber allen anderen Prothesen den Vorteil des Mitwachsens [7, 30]. Zur Rekonstruktion der Verbindung zwischen rechtem Ventrikel und Pulmonalarterie wird im Rahmen der Ross-Operation ein Homograft implantiert. Hierin besteht ein wesentlicher Nachteil dieser Operationstechnik, denn dieses Homograft muss im Lauf der Zeit zwangsläufig gewechselt werden. Neueren Berichten zufolge kann auch die Haltbarkeit des Autograft begrenzt sein und eine erneute Operation angesichts einer Insuffizienz des Autograft notwendig werden. Vereinzelt wurde über eine überproportionale Größenzunahme des Autograft verglichen mit dem Körperwachstum berichtet [7, 25, 30]. Ein möglicher Zusammenhang zwischen den Dimensionen des Autograft und der Insuffizienz konnte bislang jedoch nicht geklärt werden. Ein Ziel der vorliegenden Studie war es daher, mittels serieller echokardiographischer Untersuchungen die Entwicklung von Au- tograftdimensionen und Autograftinsuffizienz zu beschreiben. Mit echokardiographischen Untersuchungen sollte auch die Entwicklung des Gradienten über das Homograft evaluiert werden. Schließlich sollten mögliche Einflussfaktoren für die klinisch relevanten Endpunkte – Reoperationen von Auto- und Homograft – analysiert werden. Patienten und Methoden Studienpopulation Die Daten aus dem Europäischen RossRegister wurden analysiert. Die Studienpopulation bestand aus 152 Kindern, bei denen zwischen Oktober 1988 und Oktober 2004 eine Ross-Operation im Alter von unter 16 Jahren durchgeführt wurde. Die Operationen wurden an vier Kliniken in Deutschland und an einer Klinik in Holland durchgeführt. . Tab. 1 bietet einen Überblick über die Charakteristika der Studienpopulation. Vorgehen bei der Ross-Operation In . Tab. 2 sind die chirurgischen Details der Ross-Operation aufgelistet. Die chirurgische Technik war dem Operateur überlassen [3, 6, 28]. Verstärkungen des Anulus wurden hauptsächlich mit Polyethylenterephthalat Streifen durchgeführt. Klinische Nachuntersuchung Alle Kinder, die nach der Ross-Operation aus den Kliniken entlassen werden konnten, wurden in ein jährliches Nachuntersuchungsprogramm eingeschlossen. Die Untersuchungen führten erfahrene Kinderkardiologen der entsprechenden Ambulanzen durch. Als Endpunkte wurden der Vitalstatus sowie die erste erneute Operation oder Intervention von Autograft oder Homograft definiert. Die Nachuntersuchungsdaten bezüglich der Endpunkte waren bis zum Jahr 2005 bei 96,7% und bis zum Jahr 2006 bei 77,6% der Patienten vollständig. Die mittlere Nachuntersuchungszeit betrug 6,1±4,2 Jahre. Echokardiograpie Die Dimensionen des Autograft wurden wie von Roman et al. [26] beschrieben an Anulus, Sinus und sinutubulärem Übergang gemessen. Die z-Werte berechneten sich aus den gemessenen und den Normalwerten auf der Basis der Körperoberfläche gemäß den Formeln von Daubeney Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 2 · 2010 | 115 Stand der Wissenschaft Tab. 1 Charakteristika der Studienpopulation Medianes Alter (Minimum – Maximum) Geschlecht männlich Medianes Gewicht Komplexer Herzfehler Voroperationen vor der Ross-Operation Ätiologie der Aortenklappenerkrankung - kongenital - rheumatisch - kalzifizierende Degeneration - myxomatöse Degeneration - Endokarditis Führende Indikation für die Ross-Operation - kombiniertes Aortenklappenvitium - Aortenklappeninsuffizienz - Aortenklappenstenose Morphologie der Aortenklappe - unikuspid - bikuspid - trikuspid Medianer z-Wert des Anulus (Minimum – Maximum) Notfalloperation Maschinelle Beatmung vor der Ross-Operation fehlend 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 6 99 0 0 n=152 10,1 Jahre (54 Tage – 15 Jahre) 109 (71,7%) 30,0 (3,0–85) kg 29 (19,1%) 83 (54,6%) 129 (84,9%) 1 (0,7%) 2 (1,3%) 10 (6,6%) 12 (7,9%) 85 (55,9%) 36 (23,7%) 31 (20,4%) 7 (4,9%) 97 (67,4%) 40 (27,8%) 1,4 (−5–6) 3 (2,0%) 3 (2,0%) Tab. 2 Chirurgische Details der Ross-Operation Autograftimplantation - Wurzelersatz - Subcoronare Implantation - „miniroot“ - Erweiterung des Aortenanulus - Resektion im linksventrikulären Auslass - Konno-Prozedur - Reduktion des Aortenanulus - Verstärkung des sinutubulären Übergangs Homograftimplantation - Homograft - pulmonaler vs. aortaler Homograft - Kryokonservierung - medianes Spenderalter (Minimum – Maximum) - Geschlechtsinkompatibilität - Blutgruppeninkompatibilität - Xenograft - medianer Klappendurchmesser (Minimum – Maximum) - medianer z-Wert der Klappe (Minimum – Maximum) - Implantation am schlagenden Herzen Zusätzliche Eingriffe - Bypassoperation der Koronargefäße - Mitralklappenersatz - Rekonstruktion der Aorta ascendens Mediane Perfusionszeit (Minimum – Maximum) Mediane Ischämiezeit (Minimum – Maximum) Kreislaufstillstand 116 | Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 2 · 2010 fehlend 0 0 0 0 0 0 0 0 0 10 8 24 19 51 0 0 0 0 0 0 0 2 1 0 n=152 146 (96,1%) 5 (3,3%) 1 (0,7%) 21 (13,8%) 16 (10,5%) 9 (5,9%) 7 (4, 6) 33 (21,7%) 144 (94,7%) 122 vs. 12 132 (91,7%) 37,0 (<1–66) Jahre 57 (42,9%) 56 (54,4%) 8 (5,3%) 23,0 (10–29) mm 2,2 (−3,1–+8,7) 48 (31,6%) 2 (1,1%) 4 (2,2%) 12 (6,7%) 163 (110–465) min 124 (90–240) min 2 (1,3%) et al. [5]. Autograft- und Homograftinsuffizienz wurden mittels Pulswellen- und Farbdoppler untersucht und in 6 Grade eingeteilt (0 = keine Insuffizienz, 0,5 = triviale, 1 = geringgradige, 2 = mittelgradige, 3 = hochgradige und 4 = höchstgradige Insuffizienz). Die maximale Flussbeschleunigung über dem Homograft wurde mittels kontinuierlicher Dopplerflussmessung bestimmt und der Gradient über dem rechtsventrikulären Ausflusstrakt mit der modifizierten Bernoulli-Formel berechnet. Für alle Berechnungen zogen wir die mittleren Gradienten heran. Hinsichtlich der Dimensionen des Autograft konnten 129 Messungen von 48 Patienten ausgewertet und die Autograftinsuffizienz anhand von 403 Messungen bei 135 Patienten untersucht werden. Homograftinsuffizienz und Homograftgradient bestimmten wir anhand von 398 Messungen bei 116 Patienten. Statistische Auswertung Häufigkeiten werden als absolute Anzahl und in Prozent, kontinuierliche Daten als Median mit Minimum und Maximum oder als Mittelwert mit Standardabweichung angegeben. Mit der KaplanMeier-Methode wurden die Wahrscheinlichkeiten der Ereignisfreiheit bestimmt, und diese wurden mit dem Log-RankTest verglichen. Für die multivariate Analyse potenzieller Risikofaktoren für die Endpunkte setzten wir die Cox-Regression ein. Die Auswertungen wurden mit SPSS 16.0 für Windows (SPSS Inc, Chicago, IL) durchgeführt. Die echokardiographischen Daten wurden mit einem hierarchischen Multilevelmodell ausgewertet (MLWin 2.0, Centre for Multilevel Modeling, London, UK). Dieses Modell bietet eine Regressionsgerade, definiert durch den Schnittpunkt der Geraden mit der y-Achse und der Steigung der Geraden. Der Schnittpunkt mit der y-Achse entspricht dem Wert unmittelbar nach der Operation. Die Steigung entspricht der jährlichen Veränderung [32]. Die Entwicklung der Autograft- und Homograftinsuffizienz konnte am besten mit einem linearen Modell beschrieben werden. Für die Beschreibung des Homograftgradienten eignete sich am besten ein Modell mit einem linearen Anstieg innerhalb den Zusammenfassung · Abstract ersten beiden Jahre, gefolgt von einem gleichbleibenden Wert über die verbliebene Nachuntersuchungszeit. Z Herz- Thorax- Gefäßchir 2010 · 24:115–121 DOI 10.1007/s00398-010-0768-z © Springer-Verlag 2010 Ergebnisse Die Ross-Operation bei Kindern. Ergebnisse aus dem Europäischen Ross-Register Überleben Vier Kinder (2,6%) verstarben perioperativ. Nach der Krankenhausentlassung verstarben sechs Kinder an einer kardialen Ursache und eines an einer Sepsis. Die Überlebenswahrscheinlichkeit betrug 90,4±3,1% nach 10 Jahren (. Abb. 1). Entwicklung der Autograftdurchmesser Unmittelbar nach Implantation des Autograft sind die z-Werte im Bereich aller drei gemessenen Durchmesser des Autografts größer als bei gesunden Kindern: Anulus 1,5±0,4 (p<0,001), Sinus 2,5±0,4 (p<0,001) und sinutubulärer Übergang 2,6±0,9 (p<0,001). Die mittleren z-Werte des Sinus und des sinutubulären Übergangs nehmen mit der Zeit zu: Sinus 0,5±0,1 z-Werte/Jahr (p<0,001) und sinutubulärer Übergang 0,7±0,2 z-Werte/Jahr (p<0,001). Im Bereich des Anulus wurde kein signifikanter Anstieg der z-Werte beobachtet (p=0,59). . Abb. 2 zeigt den Plot der Regressionsgeraden und die entsprechenden Gleichungen. Entwicklung der Autograftinsuffizienz Unmittelbar nach Implantation des Autograft betrug die Insuffizienz 0,69±0,02 Grade. Die Autograftinsuffizienz nahm mit der Zeit wenig, aber signifikant zu (0,07±0,02 Grade/Jahr; p<0,001, . Abb. 3). J. Hörer · U. Stierle · T. Hanke · J.J. Takkenberg · A.J.J.C. Bogers · W. Hemmer · J.G. Rein · M. Hübler · R. Hetzer · H.H. Sievers · R. Lange Zusammenfassung Hintergrund. Ziel dieser Arbeit ist, es die Haltbarkeit von Auto- und Homograft nach einer Ross-Operation bei Kindern zu untersuchen. Patienten und Methoden. Die Daten von 152 Kindern, die zum Zeitpunkt der RossOperation jünger als 16 Jahre waren, wurden mittels Cox-Regression und hierarchischer Multilevelanalyse ausgewertet. Ergebnisse. Die mittleren z-Werte des sinutubulären Übergangs des Autograft und die Autograftinsuffizienz nahmen mit der Zeit zu (0,7±0,2 z-Werte/Jahr; p<0,001 und 0,07±0,02 Grade/Jahr; p<0,001). Die Autograftinsuffizienz steigerte sich mit zunehmendem Durchmesser des sinutubulären Übergangs (p=0,028). Der mittlere Gradient über den Homograft nahm in den ersten 2 Jahren jährlich um 4,2 mmHg zu (p<0,001). Die Freiheit von Reoperationen des Autograft betrug nach 10 Jahren 95,2±2,7%, die des Homograft 79,6±6,1%. Eine längere Nachuntersuchungszeit war ein Risikofaktor für Reoperationen des Autograft (p=0,036), die Implantation eines Aortenhomograft ein Risikofaktor für Reoperationen des Homograft (p=0,013). Schlussfolgerung. Autograftinsuffizienz und Homograftstenosen sind die Probleme nach einer Ross-Operation bei Kindern. Ursache der Autograftinsuffizienz ist eine Dilatation des sinutubulären Übergangs. Die Entwicklung des Gradienten über den Homograft ist verglichen mit Aortenhomografts bei Pulmonalishomografts geringer. Schlüsselwörter Kongenital · Aortenklappenerkrankung · Ross-Operation · Homograft · Autograft The Ross operation in children. Results from the European Ross Registry Abstract Objectives. To determine the durability of autografts and homografts after Ross operations in children. Patients and methods. The data of 152 children <16 years were analyzed using the Cox proportional hazards model and hierarchical multilevel modeling. Results. Autograft regurgitation increased with sinotubular junction diameter (p=0.028). The homograft gradient increased within the first 2 years (4.2 mmHg/ year, p<0.001). Freedom from autograft and homograft reintervention at 10 years was 95.5±2.7% and 79.6±6.1%, respectively. Lon- ger follow-up time was a risk factor for autograft reintervention (p=0.036). Use of an aortic homograft was a risk factor for conduit reintervention (p=0.013). Conclusions. Reinterventions are necessary for autograft regurgitation and homograft stenosis. Increasing sinotubular junction diameters explain autograft regurgitation. Using pulmonary homografts delays the development of a homograft gradient. Keywords Congenital · Aortic valve disease · Ross operation · Homograft · Autograft Beziehung zwischen Autograftinsuffizienz und Autograftdurchmesser Die Autograftinsuffizienz nahm mit zunehmenden z-Wert des sinutubulären Übergangs signifikant zu (p=0,028). Dieser Effekt konnte für Anulus und Sinus nicht gezeigt werden (p=0,025 und 0,40; . Abb. 4). Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 2 · 2010 | 117 Stand der Wissenschaft 100 Überleben [%] 80 60 40 Patienten: 152 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 a 80 0 23 8 Abb. 1 9 Überlebenswahrscheinlichkeit nach Ross-Operation 5 10 15 Zeit nach der Ross-Operation [Jahre] Anulus f(t) = (1,5± 0,4) + (0,1± 0,1) x t 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Zeit nach der Ross-Operation [Jahre] b 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 z-Wert z-Wert 0 z-Wert 20 Sinus f(t) = (2,5± 0,4) + (0,5± 0,1) x t 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Zeit nach der Ross-Operation [Jahre] c STJ f(t) = (2,6± 0,9) + (0,7± 0,2) x t 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Zeit nach der Ross-Operation [Jahre] Reoperationen und Interventionen des Homograft Autograftinsuffizienz [Grad] 2.0 1.8 1.6 1.4 1.2 1.0 0.8 AR f(t) = (0,69±0,05) + (0,06±0,02) x t 0.6 0.4 0.2 0 Abb. 2 9 Plot der z-Werte des Autograft gegen die Nachuntersuchungszeit: a Anulus, b Sinus c sinutubulärer Übergang. STJ sinutubulärer Übergang t Zeit 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Zeit nach der Ross-Operation [Jahre] 10 Abb. 3 9 Plot der Auto graftinsuffizienz gegen die Nachunter suchungszeit. AR Autograftinsuffizienz t Zeit Bei 16 Patienten wurde der Homograft zum Teil mehrmals gewechselt, bei drei Patienten interventionell dilatiert. Bei zwei Patienten wurde er zunächst dilatiert und dann gewechselt. Die Indikation zur Intervention oder Operation bestand bei allen diesen Patienten in einer signifikanten Stenose. Die Freiheit von der ersten Reoperation oder Intervention des Homograft betrug 79,6±6,1% nach 10 Jahren (. Abb. 6b). Entwicklung des Homograftgradienten rationen betrug 77,5±6,1% nach 10 Jahren (. Abb. 6a). Risikofaktoren für Reoperationen des Autograft Unmittelbar nach Implantation des Homograft betrug der mittlere Gradient 5,0±0,1 mmHg. Der mittlere Gradient über den Homograft nahm in den ersten 2 Jahren um 4,2 mmHg/Jahr zu (p<0,001; . Abb. 5). Reoperationen des Autograft Eine längere Nachuntersuchungszeit war ein Risikofaktor für Reoperationen des Autograft (p=0,036). Die präoperativen Faktoren Endokaditis (p=0,061) und Aortenklappeninsuffizienz (p=0,061) zeigten diesbezüglich einen Trend (. Tab. 3). Reoperationen Während der Nachuntersuchungszeit wurden 22 Patienten erneut operiert. Die Freiheit von kardialen Reope- 118 | Sechs Patienten benötigten eine Reoperation des Autograft, ein Patient eine Reoperation von Auto- und Homograft während derselben Operation. Bei sechs Patienten wurde wegen einer Insuffizienz die Autograftklappe ersetzt und bei einem Patient musste sie wegen einer Endokarditis rekonstruiert werden. Die Freiheit von Reoperationen des Autograft betrug 95,5±2,7% nach 10 Jahren (. Abb. 6b). Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 2 · 2010 Risikofaktoren für Reoperationen und Interventionen des Homograft Reoperationen oder Reinterventionen sind bei Aortenhomografts mehr als Sinutubulärer Übergang 15 10 10 10 5 5 5 0 -5 -10 z-Wert Sinus 15 z-Wert z-Wert Annulus 15 0 -5 -5 0 a 0.5 1 Autograftinsuffizienz [Grad] -10 2 b 0 0 0.5 1 Autograftinsuffizienz [Grad] -10 2 0 c 0.5 1 Autograftinsuffizienz [Grad] 2 a 100 80 60 40 20 Patienten 152 75 19 6 0 5 10 15 0 Zeit nach der Ross-Operation [Jahre] dreimal wahrscheinlicher als bei Pulmo nalishomografts (Hazardwert 3,6; p=0,013, . Tab. 3). Diskussion Autograftinsuffizienz und Homograftstenosen sind die Probleme nach einer Ross-Operation bei Kindern Die Analyse der Daten aus dem Europäischen Ross-Register zeigt bereits über einen mittleren Beobachtungszeitraum von 16 14 12 10 8 HG (t) = 4,97±0,92 + 4,15±0,74 x t 6 4 2 0 6 2 4 Zeit nach der Ross-Operation [Jahre] 0 Freiheit von Reoperationen [%] Abb. 6 7 a Kumulative Freiheit von Reoperationen von Auto- und/ oder Homograft. b Freiheit von Reoperationen des Autograft (durchgezogene Linie); Freiheit von Reoperationen/Reinterventionen des Homograft (gestrichelte Linie) Freiheit von Reoperationen [%] Abb. 5 7 Plot des mittleren Homograft gradienten gegen die Nachuntersuchungszeit. HG Homograft gradient t Zeit Mittlerer Homograftgradient [mmHg] Abb. 4 8 Boxplot der z-Werte in Patientengruppen mit unterschiedlichen Schweregraden der Autograftinsuffizienz: a Anulus, b Sinus, c sinutubulärer Übergang. Horizontale Linie = Median, Kästchen = Werte zwischen erstem und drittem Quartil, Minimum und Maximum = vertikale Linie b 8 100 80 60 Patienten 40 Autograft 152 81 23 8 20 Homograft 152 75 19 6 0 0 5 10 15 Zeit nach der Ross-Operation [Jahre] 6 Jahren die Limitationen der Ross-Operation bei Kindern: Die Haltbarkeit des Autograft ist in den ersten 10 Jahren zwar hervorragend, im weiteren Verlauf nimmt die Insuffizienz der Autograftklappe aber infolge einer Dilatation des sinutubulären Übergangs zu. Daher sind erneute Operationen des Autografts nach 10 Jahren häufiger. Demgegenüber misst man schon früh nach der Implantation einen zunehmenden Gradienten über das Homograft. Dies ist auch die Ursache für erneute Operationen bereits innerhalb den ersten 10 Jahre nach Ross-Operation, ins- besondere bei Kindern mit einem Aortenhomograft [14]. Gleich häufiges Auftreten von Autograftinsuffizienz und Homograftstenosen im Langzeitverlauf Für die höhere Inzidenz von Reoperationen des Homograft verglichen mit der des Autograft fanden Takkenberg et al. bereits Bestätigungen durch eine Metaanalyse pädiatrischer Ross-Kollektive [31]. Dieser Analyse zufolge liegt die In- Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 2 · 2010 | 119 Stand der Wissenschaft Tab. 3 Risikofaktoren für Reoperationen des Autograft sowie Reinterventionen/ Reoperation des Homograft Faktor Univariat p Multivariat p Risikofaktoren für Reoperationen des Autograft Endokarditis 0,061 Aortenklappen 0,061 0,091 insuffizienz Längere Nachunter 0,036 suchungszeit Risikofaktoren für Reinterventionen und Reoperation des Homograft Aortenhomograft 0,013 0,022 Kleinerer Graftdurch0,074 messer zidenz struktureller und nicht struktureller Klappendegeneration des Homograft zwischen 0,7 und 4,9% pro Jahr und die des Autograft zwischen 0,2 und 2,8% pro Jahr. Allerdings war in vier von zehn untersuchten Studien die Inzidenz von Degenerationen des Autograft höher ver glichen mit der des Homograft [8, 12, 27, 29]. Im Europäischen Ross-Register findet man nach 15 Jahren keinen Unterschied mehr zwischen der Freiheit von Reoperation des Autograft verglichen mit der des Homograft. Reoperationen des Homograft sind demzufolge bereits früh nach der Ross-Operation und in kontinuierlicher Weise notwendig; Reoperationen des Autografts erst nach etwa einer Dekade, dann jedoch deutlich häufiger. Ein weiterer Hinweis hierfür ist auch der Risikofaktor „längere Nachuntersuchungszeit“ für Reoperationen des Autograft. Autograftinsuffizienz ist Folge einer Dilatation des sinutubulären Übergangs Es ist bereits bekannt, dass der Autograft mit der Zeit dilatiert und die Autograftklappe insuffizient werden kann [7, 12, 24, 34]. Die Daten aus dem Europäischen Ross-Register sprechen dafür, dass die Dilatation des sinutubulären Übergangs die Ursache der Autograftinsuffizienz ist [13]. Um die Haltbarkeit des Autografts zu verbessern, muss diese Dilatation entsprechend verhindert werden. Bei Erwachsenen gelingt dies mit der subkoronaren Technik oder mit zusätzlichen stabilisierenden Maßnahmen 120 | Hazardwert (95% Konfidenzintervall) 4,6 (0,8–27,6) 3,6 (1,2–12,6) bei einem kompletten Wurzelersatz [11, 28]. Die subkoronare Technik kann jedoch bei kleinen Kindern nicht angewendet werden, insbesondere nicht bei Kindern mit zu kleinem nativem linksventri kulärem Ausflusstrakt. Bei dieser Pathologie muss eine Ross-Konno-Operation durchgeführt werden [15]. Auch mit der routinemäßigen Anwendung einer Reduktionsplastik im Bereich des Anu lus konnten Steward et al. Reoperationen auf Grund von Autograftdilatationen nicht verhindern [29]. Die Verwendung von zirkulären Verstärkungstechniken mit Hilfe von Rohrprothesen oder auch Filzstreifen ist bei kleinen Kindern nicht sinnvoll, da dadurch ebenfalls das erwünschte proportionale Wachstum des Autografts verhindert wird. Im Europäischen Ross-Register konnten wir keinen Einfluss von subkoronarer, Technik des Wurzelersatzes oder zusätzlichen Techniken der Stabilisierung des Autograft auf die Freiheit von Reoperationen nachweisen [14]. Risikofaktor für die Autograftinsuffizienz ist eine Aorteninsuffizienz vor der Ross-Operation Es besteht Konsens, dass die präoperative Aorteninsuffizienz einen bedeutenden Risikofaktor für Reoperationen des Autograft darstellt [7, 19, 24]. Die Daten aus dem Europäischen Ross-Register bestätigen dies: das Risiko für eine erneute Operation des Autograft ist bei Kindern, bei denen auf Grund einer Aorteninsuffizienz ein Ross-Operation durchgeführt wurde, etwa um den Faktor 4 erhöht Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 2 · 2010 verglichen mit Kindern, die wegen einer Aortenstenose oder einem kombinierten Aortenvitium operiert wurden. Zur Behandlung der Autograftinsuffizienz wurde bislang in den meisten Fällen die Autograftklappe oder der komplette Autograft ersetzt. Da die Insuffizienz die Folge einer Dilatation der Neoaortenwurzel ist und die Taschen des Autograft meist intakt sind, kann eine Autograftinsuffizienz auch mit klappenerhaltenden Techniken behandelt werden [20]. Stenosen sind die Indikationen für Reoperationen des Homograft Die Ursache hierfür liegt – besonders bei Kindern – im fehlenden Wachstum des Homograft und in dessen Degeneration und Kalzifizierung [16, 33]. Bei Stenosen des Homografts ist aber nicht notwendigerweise eine Reoperation erforderlich. Mittels Ballonvalvuloplastie können Gradienten vorübergehend gesenkt werden. Auch die Implantation einer kathetergestützten Klappe kann eine sinnvolle Behandlungsoption darstellen [21]. Pulmonalishomograft Conduit der Wahl Als Risikofaktoren für Stenosen des Homografts sind kleine Homografts, junges Empfängeralter, heterotope Implantation und Aortenhomografts bekannt [4, 10, 18, 22, 33]. Die meisten dieser Risikofaktoren sind voneinander abhängig. Zum Beispiel ist bei der Korrektur eines Trunkus arteriosus communis im Neugeborenenalter eine heterotope Implantation eines kleinen Graft notwendig. Bei der Ross-Operation wird der Homograft in orthotoper Position implantiert. Hieraus erklären sich möglicherweise die besseren Ergebnisse bezüglich der Haltbarkeit von Homografts bei Ross-Patienten [2, 22]. Ein Effekt des Empfängeralters auf die Freiheit von Homograftreinterventionen konnte im vorliegenden Kollektiv nicht nachgewiesen werden, wohl aber ein Trend bezüglich häufigerer Reinterventionen bei kleineren Grafts. Wie bereits beschrieben zeigte ein Aortenhomograft schlechtere Ergebnisse verglichen mit einem Pulmonalishomograft [16, 22]. Daher sollten wenn möglich Pulmonalishomografts verwendet werden, bis sich Alternativen wie die bovine Jugularvene auch im Langzeitverlauf als gleichwertig erwiesen haben [1]. Fazit für die Praxis Autograftinsuffizienz und Homograftstenosen sind die Probleme nach einer Ross-Operation bei Kindern. Ursache der Autograftinsuffizienz ist eine Dilatation des sinutubulären Übergangs, die jedoch zumindest bei kleinen Kindern nicht vermieden werden kann. Die Entwicklung des Gradienten über den Homograft kann durch die Implantation eines Pulmonalishomograft verzögert werden. Korrespondenzadresse PD Dr. J. Hörer Klinik für Herz- und Gefäß chirurgie, Deutsches Herz zentrum München an der Technischen Universität München Lazarettstr. 36, 80636 München hoerer@dhm.mhn.de PD Dr. J. Hörer, Jahrgang 1973, absolvierte von 1993 bis 2001 das Studium der Humanmedizin an der Universität des Saarlandes und wurde im Jahr 2001 promoviert (DFG-Stipendium). Von 2001 bis 2008 unterzog er sich der Weiterbildung im Fach Herz chirurgie. 2008 erfolgte die Habilitation. Seit 2009 ist Hörer Oberarzt für Chirurgie kongenitaler Herzfehler. Danksagung. Die Autoren bedanken sich bei Herrn Derek R. Robinson, MA MSc DPhil CStat, Department of Mathematics, School of Science and Technology, University of Sussex, Brighton, United Kingdom, für die statistische Auswertung der seriellen echokardiographischen Daten und bei Frau Katrin Meyer für ihr hervorragendes Datenmanagement und ihre Unterstützung im Studiensekretariat der Registerstelle an der Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. Interessenkonflikt. Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Literatur 1. Boethig D, Breymann T (2004) Contegra pulmonary valved conduits cause no relevant hemolysis. J Card Surg 19:420–425 2. Boethig D, Goerler H, Westhoff-Bleck M et al (2007) Evaluation of 188 consecutive homografts implanted in pulmonary position after 20 years. Eur J Cardiothorac Surg 32:133–142 3. Bohm JO, Botha CA, Rein JG, Roser D (2001) Technical evolution of the Ross operation: midterm results in 186 patients. Ann Thorac Surg 71:S340–S343 4. 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