PDF-Version dieses Erfahrungsberichts

Transcription

PDF-Version dieses Erfahrungsberichts
191 Tage unter Wombats, Rindern und Kookaburras
Ein Sitz mit ausgeklapptem Tisch vor mir, ein kleines Fenster mit wunderschönem Ausblick neben
mir und meine Gedanken kreisen immer um das selbe Wort: Australia! Für mich, genauso wie für
viele andere ein déjà-vu. Ein Ende und zugleich auch ein Anfang. Freude, Aufregung, Zweifel,
Angst? Irgendwie kann man alles gleichzeitig erleben. Aber was wirklich meine Gedanken
beherrscht sind Erinnerungen. Erinnerungen an meine Familie, Freunde und Abenteuer. An einem
genauso wie am anderen Ende der Welt. Es sind unvergessliche und einmalige Erinnerungen an
mein halbes Jahr in Australien.
Wie alles begann...
Alles begann im verschneiten Brambauer. Wie das kennt ihr nicht? 'Ein idyllisches, ehemaliges
Bergmannsdorf im Ruhrgebiet', wie es der Reiseführer anpreist, mit dem ureigenen BVB (Ballspiel
Verein Brambauer). Für alle, die es immer noch nicht kennen: Mein 'Dorf' liegt in der Nähe von
Dortmund in einer eher landwirtschaftlich geprägten Gegend. Wie kommt es also, dass ein
Mädchen, dass in dieser ländlichen Umgebung aufwächst, das Weite am anderen Ende der Welt
sucht?
Um ehrlich zu sein, weiß ich selbst nicht genau, wann ich als kleines Mädchen anfing, mich für die
große weite Welt zu interessieren, aber sobald ich einen Globus in der Hand halten konnte, gab es
immer ein Fleckchen Erde in den unendlichen Weiten der Ozeane, das abgeschnitten vom Rest der
Welt, zu einem Abenteuer einlud: Australien, der rote Kontinent.
Natürlich ist das andere Ende der Welt zu weit entfernt um 'mal eben rüber' zu fliegen, nur um
Urlaub zu machen. Aber meine Eltern wussten mich zu vertrösten, ein Auslandsjahr in der 11.
Klasse wäre perfekt für mich, und das war noch in der Grundschule. Doch meine Begeisterung für
Australien hielt auch weiterhin an: Gebannt verfolgte ich die Buschfeuer in Australien, sammelte
Kangaroos, Koalas und Wombats und verschlang jedes Buch über mein Traumland.
In der 9. Klasse wurde es dann auch für mich Ernst: Meine Schwester war gerade in ihrem
Auslandsjahr in Finnland, als ich mich endlich für eine Organisation entscheiden musste, um auch
wirklich nach Australien gehen zu können. Eine Organisation aus Deutschland, direkt in Australien
bewerben oder noch etwas anderes? Die Möglichkeiten sind unbegrenzt und sich unter den vielen
Angeboten das passende herauszusuchen ist wirklich nicht einfach. Ich habe mich dann letztendlich
für die deutsche Organisation GLS entschieden, die mich besonders mit ihrer guten Beratung und
der möglichen Schulwahl beeindruckt haben.
Lebe deinen Traum!
Dieser einfache Grundsatz ist nicht immer einfach umzusetzen. Wie jeder Austauschschüler hatte
auch ich mit vielen Problemen zu kämpfen, musste Kompromisse schließen und bin dabei reifer
und unabhängiger geworden.
Da ich in dem bilingualen deutsch-französischem Zweig meiner Schule war und in der 11. Klasse
erst auf 3 Jahre Englischunterricht zurückblicken konnte, war für mich erst einmal die Sprache ein
Problem. Würde ich genug englisch sprechen und verstehen können? Ich war mir nicht sicher, doch
das Interview, das als Aufnahmeprüfung für das Schulprogramm auf englisch durchgeführt wurde,
bereitete mir keine Probleme, also war der Weg nach Australien für mich erst einmal frei.
Das nächste Problem stellte für mich die Schulwahl dar: Würde ich eine tolle Schule finden
können? Von Anfang an stand für mich fest, ich wollte nicht an eine Schule mit hunderten von
anderen Austauschschülern, sondern das richtig echte Australien kennenlernen. Also kamen für
mich die Metropolen Sydney oder Melbourne auf keinen Fall in Frage. Doch im Hinterland der
sunshinecoast, schien eine kleine perfekte Schule auf mich zu warten: Die Maleny State High
School mit etwa 600 Schülern und, passend für mich, eine eigene Schulfarm. Ich musste mir nur
einmal das Schulprofil durchlesen um zu wissen, dass dies meine Traumschule war. Nicht weit vom
Strand, in der Umgebung von Brisbane und doch eine familiäre Atmosphäre in den Glasshouse
Mountains. Maleny schien auch wie geschaffen für mich zu sein.
Natürlich saß ich ungezählte Stunden daran Formulare für die Schulbehörde, die
Unterrichtsbefreiung, die Gastfamilie und das Visum auszufüllen, und mindestens doppelt so viele
Stunden um meinen Weg nach Australien akribisch zu dokumentieren, doch den Spaß an meinem
Auslandsjahr wurde dadurch nicht im mindesten getrübt. Je mehr ich für Australien arbeitete, desto
glücklicher wurde ich.
Ungefähr ein halbes Jahr vor meiner Abreise wurde es dann auch wirklich Ernst für mich, es ging
Schlag auf Schlag: Reisepass, Unterrichtsbefreiung, Visum, Flugticket, Schulplatzzusage und
endlich Ende Oktober: Meine zukünftige Gastfamilie. Es hat mir sehr geholfen, dass ich fast 3
Monate Zeit hatte meine zukünftigen Eltern kennenzulernen. Nach unzähligen Telefonaten und
e-mails war alles bereit für mein Abenteuer Australien.
Letzte Vorbereitungen oder von Vulkanen, Schneechaos und Überflutungen
Einige meinten es wäre die schlechteste Zeit um ins Ausland zu gehen, einige meinten es wäre die
beste. Wie auch immer man es sieht, die letzte Zeit vor meinem Abflug war auf jeden Fall sehr
aufregend, von Naturkatastrophen geprägt und sorgte dafür dass ich am Ende nicht mehr ganz so
nervös sein konnte: Mein ganzes Adrenalin war schon verbraucht.
Nach nur einer Woche kannte jeder Europäer zumindest ein isländisches Wort. Auch wenn sich über
die korrekte Aussprache immer noch die Geister scheiden, wurde der isländische Vulkan doch zum
Schrecken aller, die fliegen wollten. Für mich bedeutete er ein weiteres Hindernis auf meinem Weg
nach Australien. Wochen des Bangens und Hoffens zogen sich hin wie Jahre. Was wenn mein
Flugzeug nach Australien nicht starten konnte? Meine schlimmsten Albträume schienen wahr
geworden zu sein.
Wenn schon Vulkane mich nicht aufhalten konnten, was könnte dann noch zwischen mir und
Australien stehen? Richtig, das weiße etwas von dem ich in Australien nichts hören würde: Schnee.
Kaum hatten sich die Flugzeiten nach der Vulkanasche beruhigt brach das Winterchaos über
Deutschland herein. Nach der ersten weißen Weihnacht seit Jahren kam im Januar die nächste
Schneewelle. Neben den kleineren und größeren Unfällen, die im eisglatten Alltag auf mich
warteten, wurden weitere Flüge gecancelled. Ich war schon soweit, ich hatte mir schon die Seeroute
nach Australien herausgesucht.
Noch bevor sich die Schneelage in Deutschland beruhigt hatte, stellte sich mir die nächste
Naturgewalt in den Weg: Überflutungen in Brisbane. Als ich die ersten Bilder im Fernsehen sah,
war ich maßlos enttäuscht. Ich dachte mein Auslandsjahr wäre schon vorbei bevor es überhaupt
angefangen hatte. Ich schrieb sofort meinen Gasteltern. Gary, mein Gastpapa, hielt mich über
Wochen jeden Tag auf dem laufenden und leitete mich an gute Internetadressen weiter. Beruhigen
konnte mich das allerdings nicht, denn obwohl Gary mir glaubhaft versicherte, dass wir oben in den
Bergen wohnen, war ich doch schockiert, dass die Brücke in Maleny gesperrt wurde. Die Brücke
über die ich ein halbes Jahr lang zur Schule gehen würde. Diese Fotos habe ich zum Glück erst
hinterher gesehen.
Am Ende lief dann aber doch alles gut. Zwar hatte mein Zubringerflug nach Frankfurt wegen Nebel
zwei Stunden Verspätung aber alle Flüge sind gestartet.
Tschüss und Hallo
Natürlich war es nicht einfach seine Familie, seine Freunde und seine Haustiere (in meinem Fall:
ein Pferd, ein Kaninchen und ein paar Hühner) zurückzulassen und ein neues Leben zu beginnen,
doch, man weiß ja, dass es kein Abschied für immer sein wird. Wenn der Koffer einmal gepackt ist,
machen Abschiedsparties, Geschenke und viele gutgemeinte Ratschläge den Abschied doch sehr
erträglich. Und auch wenn bei den vielen letzten Umarmungen und Küsschen sicherlich die ein oder
andere Träne geflossen ist, fühlte ich mich doch fast schon erleichtert endlich loszufliegen. Ich
konnte es gar nicht mehr erwarten endlich nach Australien zu kommen.
Doch natürlich hatte ich noch eine 26 stündige Reise vor mir, bis ich meine Gasteltern endlich in
die Arme würde schließen können. Doch auch diese Zeit wurde nicht zu lang, da ich auf meinem
Gruppenflug viele andere Leute traf, denen es genauso ging wie mir: Aufgeregt, erleichtert, das alte
Leben hinter sich gelassen zu haben, und gespannt auf das neue Leben, das am anderen Ende der
Welt auf uns wartete. Und doch immer die alles entscheidende Frage: Werde ich es schaffen?
Home sweet home
Dort war ich also in meiner kleinen Traumstadt Maleny in meinem neuen Zuhause. Und es war
auch nie etwas anderes für mich. Seit der Sekunde in der ich von der Hauptstraße in meine kleine
Zufahrtsstraße abbog fühlte ich mich wie endlich zuhause angekommen. Das renovierte alte
Queenslander Haus mit dem kleinen Dschungel-Garten und den noch etwas tropisch auf mich
wirkenden Palmen. All das fühlte sich einfach richtig an. Als ob ich schon immer dort hin gehören
wurde und nur im falschen Teil der Welt aufgewachsen war. Ich war sofort Zuhause.
Auch mein Zimmer musste ich nicht erst mit meinen kleinen Mitbringseln schmücken, um mich
wirklich wohl darin zu fühlen. Ich hatte mein großes Bett schon auf den ersten Blick lieb gewonnen
und der Blick aus meinem Fenster konnte mir nicht genug tropische Pflanzen zeigen. Im
Wohnzimmer wartete eine bequeme Couch auf mich in unserem 'Studierzimmer' war auch schon
ein Plätzchen für mich frei und die Veranda schien nur darauf zu warten von mir in Beschlag
genommen zu werden. Es war alles perfekt.
Und meine Gasteltern waren einfach die besten der Welt: Nach meiner ersten australischen Tasse
Tee wurde ich direkt durch die Gegend gefahren. Zum besten Aussichtspunkt über die Glasshouse
Mountains, in die Stadt, um die wichtigsten Leute kennen zu lernen, einmal zur Schule und zu den
versteckten Plätzen der 'sunshinecoast hinterlands'. So hatte ich also erst am Abend Zeit meinen
Koffer auszupacken und ein paar Kleinigkeiten aus Deutschland zu verschenken.
Von einem Jetlag blieb ich zum Glück gänzlich verschont, sodass ich die ersten Tage im Land
meiner Träume komplett genießen konnte. Noch bevor meine Schule am Montag anfing, hatte ich
das Gefühl schon die Hälfte der Leute aus Maleny zu kennen und mehr von Australien gesehen zu
haben als jemals in Deutschland. Ich hatte gar keine Zeit mein 'altes Leben' und meine Freunde und
Familie in Deutschland zu vermissen, obwohl ich mir redlich Mühe gab viele e-mails zu schreiben,
denn natürlich wollten alle daheim wissen, wie es mir so erging am anderen Ende der Welt!
Australia Day
Einen besseren Einstieg in die australische Kultur als den Australia Day kann man sich wohl kaum
wünschen können. Ich hatte das Glück schon nach einer Woche zusammen mit den Australiern
ihren Nationalfeiertag feiern zu dürfen. Und ich war mächtig beeindruckt von den großen Umzügen
und dem sehr patriotischen Benehmen vieler Australier. Meine frischgebackenen Freunde aus der
Schule sorgten dafür, dass ich meine ultimativen Australienerfahrungen nicht verpassen würde.
Ganz oben auf der to-do-list stehen an solchen Feiertagen natürlich die berühmt berüchtigten
Grillabende bekannt als barbies oder bbq und das auch mal bis zu 3 mal täglich. Ein bisschen Strand
darf in Australien genauso wenig fehlen wie ein Mitternachtsschwimmen im Pool. Und auch beim
Cricket spielen danach gab es viel zu lachen, denn auch mit dem schnell aufgebauten Flutlicht war
es nicht einfach den Ball im Dunkeln zu sehen und ihn natürlich mit dem Schläger zu treffen.
Am eigentlichen Australia Day ging es dann natürlich weiter zur Parade in der Stadt mit festlich
geschmücktem Auto und die australischen Fähnchen in der Hand. Egal, ob es darum ging zur
Nationalhymne zu tanzen oder Waltzing Mathilda zu singen oder beim Fahnenzählen auf über 100
Autos zu kommen. Am Australia Day wird es in Australien nie langweilig. Das einzige was den Tag
trübte, war das Wissen um die Geschichte der Aborigines, die am 26. Januar zusammenkommen,
um an die Kolonialgeschichte zu erinnern und diesen Tag eher als 'Invasion Day' oder 'Survival
Day' begehen. Im Gedenken an die dunkle Seite dieses Tages ist es bei einigen Familien üblich bei
Sonnenuntergang eine Schweigeminute einzulegen. Es ist zwar nur eine kleine Geste nach einem
Tag ausgelassenen Feierns, aber für mich genauso wie für meine australischen Freunde war es sehr
wichtig an dieser Schweigeminute teilzunehmen.
Leadership Camp auf Straddy oder australischer Geburtstag am Strand
Aber Australia Day war nicht meine einzige Einführung in die australische Lebenskultur: Kurz nach
Schulbeginn ging es für die 12er auf Stufenfahrt nach Stradbroke Island. Eine bessere Gelegenheit
um alle meine Mitschüler kennen zu lernen hätte ich mir auch anicht wünschen können und dazu
auch noch die Aussicht, meinen 17. Geburtstag am Strand feiern zu können.
Mit 76 bunt gekleideten Stufenkameraden, zwei Bussen, 3 Autos, 6 Lehrern und unserem school
chaplain machten wir uns am Dienstag morgen auf den Weg um ein paar unvergessliche Tage
außerhalb der Schule zu verbringen. Wie auf jeder Klassenfahrt gab es ein wenig Gerangel bei der
Zimmeraufteilung, denn wer gibt sich schon mit einer Schlafcouch zufrieden, wenn man stattdessen
ein Luxusapartment mit zweitem Badezimmer haben kann? Aber nach einigen Stunden waren dann
doch alle zufrieden und wir konnten nach einem erfrischenden Bad im Pool anfangen unsere icebreaker Spiele zu spielen. Schnell war die lange Sommerpause vergessen und auch ich fühlte mich
pudelwohl in meiner Stufe. Natürlich durfte nach dem selbstgemachten Essen eine Trivia night
nicht fehlen, die unter anderem auch einen wichtigen Beitrag zum Häuserwettbewerb (wirklich, wie
bei Harry Potter) leisten würde.
Auch der Mittwoch versprach sehr aufregend zu werden: Sea kayaking und die ersten
Vorbereitungen für die 'house captain' Wahl. Am Abend hatten wir dann nach einem australischen
barbecue ein Talent quest, wobei alle sehr kreativ waren und zumindest versucht haben mit ihrem
Talent zu punkten: Wir haben gelernt, wie man Käsenachos macht (Käse, Mehl, Gewürze, Eier und
ganz wichtig cola für 30 sek in den Kühlschrank), einen super tollen popsong sowie ein Duo mit
klasser Stimme und Gitarre gehört, und natürlich unser Gewinner: Ein absolut geiler song auf der
Gitarre von unserem Musikprofi Adam. Die Richter (also unsere Lehrerinnen) hatten alle Tränen in
den Augen. An meinem Geburtstag, dem Donnerstag, standen morgens Meer, Sonne und sand
boarding auf dem Programm bis es nachmittags ab zu den Beach Olympics ging, die dann
letztendlich den Häuserwettbewerb entscheiden würden. Bis mittags hatten dann auch die Jungen
unserer Stufe die Aufgabe ihr blind date auszufragen. Wie das denn in der 12. Klasse üblich ist,
schafften einige Jungen das besser als andere, aber zumindest hatte vor dem Abendessen jedes
Mädchen eine Einladung bekommen. Und dann war es auch schon Zeit für unseren Tanzabend! Es
war auf jeden Fall ein super toller Geburtstag (okay, ich geb ja zu: Ich hatte schon mal einen
besseren Kuchen, aber dafür nicht mit so viel Spaß gebacken und verbrennen lassen. Erst als ich am
Mittwoch bemerkt habe, dass es etwas verbrannt riecht (der Kuchen war statt eine Stunde zwei
Stunden im Ofen, wie ich später erfahren habe) und ich aus dem Zimmer geworfen wurde, aber na
ja, der Zuckerguss war auf jeden Fall superlecker.
Und am Freitag hieß es dann leider auch schon nach einer letzten Erfrischung im Meer und einem
barbecue am Strand die Fähre zurück nach Hause zu nehmen. Leider musste ich dabei auch die
erste schmerzhafte Bekanntschaft mit australischen Quallen machen: Meine Hand ist ungefähr auf
die doppelte Größe angeschwollen. Aber es gibt ja nicht umsonst lifeguards, die uns dann mit
reichlich Eis und Essig versorgt haben.
Für mich war es auf jeden Fall eine einzigartige Erfahrung: Ich habe noch viel mehr Leute viel
besser kennen gelernt und mein Vorurteil, dass alle Australier nett sind, wurde auf jeden Fall
bestätigt!
School
Nach unserer Stufenfahrt ging nun auch das wirkliche Schulleben los. Doch ich konnte mich
wirklich nicht beschweren. Schule ging nur von 8.55 bis 14.55 Uhr, es gab 8 Stunden pro Tag und
ich hatte eigentlich immer Doppelstunden! Und nicht zu vergessen mein unterrichtsfreier Mittwoch,
den es nur noch an wenigen Schulen in Queensland für die Oberstufenschüler gibt. Natürlich
bedeutete er für die Schüler nur ein Wochenendtag mitten in der Woche, an dem Zeit war zum
Strand zu gehen oder in den Pool zu springen oder sich einfach nur im Café zu treffen.
Natürlich war die Fächerauswahl auch sehr viel größer und vor allen Dingen viel freier als in
Deutschland. Aus einem großartigen Angebot entschied ich mich dann schließlich für Agrar&Viehwirtschaft, Theater, Mathe, Englisch, allgemeine Naturwissenschaften und moderne
Geschichte. Da man in Australien im Vergleich zu Deutschland nur wenige Fächer belegt, kann man
sich viel besser auf jedes einzelne Fach einstellen und es wird natürlich viel intensiver unterrichtet:
5 Wochenstunden pro Fach.
Zuerst hatte ich auch etwas Angst vor meiner Schuluniform. Wie würde es wohl sein, wenn alle das
gleiche anziehen? Meine Sorgen waren allerdings wieder einmal komplett unbegründet. Meine
Schule sah die Uniformkriterien nicht so genau, wie ich das von britischen Schulen kannte. Solange
wir unsere Schulfarbe 'navy blue' trugen, waren auch Jeans, Pullis und Hüte in Ordnung.
Ansonsten war auch der Schulalltag sehr anders als ich das von meiner deutschen Schule gewöhnt
war. Durch die relativ kleine Schüler- und Lehrerzahl gab es ein viel entspannteres und für mich
angenehmeres Arbeitsklima. Auch wenn Schule öfters einmal stressig wurde, war es doch auch
einfacher als in Deutschland, selbst wenn es die ersten Wochen etwas kompliziert war immer auf
Englisch zu schreiben und zu sprechen. Doch als ich erst einmal anfing in Englisch zu denken, viel
es mir plötzlich nur noch schwer e-mails auf deutsch zu verfassen.
Nach der Schule gehen die meisten Schüler noch für zwei oder drei Stunden in die Stadt, wo jeder
seinen Lieblingsplatz im Park hatte oder wenn es wie üblich in Maleny regnete, ging man in das
nächstbeste Café. Oder viele Leute gingen auch arbeiten um ihr Taschengeld aufzubessern bevor
man sich dann abends den Hausaufgaben zuwenden konnte. Ansonsten lief es bei mir nicht anders
als in Deutschland. Am Wochenende traf man sich um zum Strand zu gehen oder zu campen oder
einfach ein bisschen zu feiern.
Aborigine Kultur oder Ostern in Australien
Und schon bald ging es auch auf die Osterferien zu. Ich glaub es war das erste mal in meinem
Leben, dass ich traurig war, keine Schule zu haben. Ich würde zwei Wochen lang meine Freunde
nicht sehen! Aber da die meisten jugendlichen Australier in den Ferien sehr faul sind und kaum das
Haus verlassen, kam mir meine Outbacktour sehr gelegen. Denn schon nach nur einem Tag Ferien
hieß es für mich auf nach Alice Springs, der einzigen Stadt mitten im Outback!
Wir sind zu richtigen Buschmenschen geworden, haben jeden Abend unter den Sternen in swags
geschlafen, haben unser Essen selber über dem Lagerfeuer gekocht und waren 90% des Tages auf
den Beinen. Ich habe schon alle in Deutschland und meine Freunde in Australien mit meinen 1000
Fotos genervt, aber das richtige outback-feeling kann man natürlich nicht mit dem Fotoapparat
festhalten, wenn man nicht schon selber ein Buschtelefon in der Hand hatte.
Neben den einzigartig schönen Landschaften im Kings Canyon, Glen Helen und der West
McDonald Range durfte auch die Aborigine Kultur im Busch nicht fehlen. Zwar waren unsere
Tourführer nur 'angelernte' Aborigines und haben uns die wichtigsten Überlebensmaßnahmen im
Busch gelehrt: Ob es nur darum ging Spuren von Kängurus zu folgen, einen Emu zu jagen, oder
eine der vielen Geschichten der Aborigines aus der Traumzeit zu erzählen und zu verstehen. Im Oak
Valley hatten wir das Glück dann einen echten Aborigine-Führer zu bekommen, der uns viel über
die ursprüngliche Kultur der Aborigines auf einer Wanderung durch das Tal erklärte. Zu dieser Zeit
wussten wir aber natürlich schon alle, dass Bumerangs nicht zurückkommen.
Einmal im Outback darf natürlich auch der Besuch am Uluru und den Katja Tutjas nicht fehlen.
Wenn man sich einmal näher mit der Geschichte dieser australischen Ikonen beschäftigt, ist es nicht
schwer zu verstehen, warum sie für die Aborigines heilige Stätten sind. Und nachdem man einmal
den base walk um Uluru herum und die Klettertour durch das Valley of the Winds gemacht hat,
möchte man auch gar nicht mehr den Uluru besteigen. Es ist nicht nur ein Zeichen von Respekt die
rituellen Pfade der Aborigines zu achten und nicht zu zerstören, sondern es ist auch ein Gedanke an
die Absturzgefahr und die Trauer, die die Aborigines verspüren, wenn jemand an ihren heiligen
Stätten sein Leben verliert.
Neben den außergewöhnlichen Landschaften hat das Outback natürlich auch noch eine einzigartige
Tierwelt zu bieten. Im Herzen des roten Kontinents überleben nur angepasste Tiere: Während man
in Queensland meistens Wallabies beobachten kann, gibt es im Outback fast nur größere Kangaroos.
Natürlich sind diese wilden Tiere eher scheu, aber wenn man Glück hat, kann man in der
Staubwolke der flüchtenden Herde das ein oder andere Kangaroo erkennen. Und auch die andere
Ikone Australiens der Emu fehlt nicht. Allerdings möchte man dem scharfen Schnabel dieser Tiere
selbst nicht zu nahe kommen, doch aus einem 4WD Bus heraus, lassen sich Emus hervorragend
beobachten. Natürlich gibt es auch Raubtiere im Outback. Dingos, der große Schrecken aller
Schaffarmer, viele giftige Schlangen und meiner Meinung nach zählen auch Fliegen zu den
Raubtieren des Outbacks: Ohne Fliegennetz um das Gesicht kann man zwischen 10 Uhr morgens
und 4 Uhr nachmittags nicht den fliegengeschützten Bus verlassen. Dagegen kommen einem die
abendlichen Mückenplagen in Küstennähe überhaupt nicht mehr schlimm vor.
Wer hätte gedacht, dass man in Australien Schlittschuh fahren kann?
Nach meiner einzigartigen Outbackerfahrung ging es zurück in meinen australischen Alltag. Wobei
es immer etwas neues in Australien zu entdecken gab. Ob es nur ein uniform free day war, an dem
sich einige Australier verrückter anziehen als die Kölner am Karneval, ein Wochenende bei meiner
neuen Freundin auf Bribie Island, wir vom Interact Club durch Spendenläufe und Tombolas Geld
für die Opfer der Naturkatastrophen in Japan, Neuseeland und Queensland, sammelten oder ich mit
meinen Freunden die einzigartige ANZAC Parade in Maleny besuchte: Alles kam mir viel
spannender und aufregender vor als in Deutschland. Abgesehen von diesen offensichtlichen
Highlights meines Auslandsaufenthaltes gab es auch einige andere Überraschungen, die ich nicht
erwartet hätte: Einmal entführten mich meine Freunde zum Beispiel nach einem gemütlichen
Vormittag am Strand in die Stadt und erfüllten meine, ihrer Meinung nach, große Sehnsucht nach
Schnee. Bevor ich auf meinen Schlittschuhen stand wollte ich nicht glauben, dass Eislaufbahnen
selbst ihren Weg bis in australische Kleinstädte gefunden hatten. Wenn man also dem Wetter im
australischen Sommer nicht einmal mehr mit swimming-pool oder einer Abkühlung im Ozean
trotzen konnte, ging man nun einmal in Badekleidung in die buchstäbliche Eishalle. Nur Surfbretter
waren zum Leidwesen vieler auf der Eisfläche verboten.
Aber auch die Arbeit in der Schule wurde nicht weniger. Da der zweite Term viel kürzer war als der
erste und trotzdem das gleiche Arbeitspensum bewältigt werden musste, trafen wir uns auch ab und
zu am freien Mittwoch, um zusammen zu lernen. Dafür gingen wir aber auch nach jedem
bestandenen Test in die Stadt feiern. Langeweile oder gar Heimweh nach 3 Monaten am anderen
Ende der Welt konnten also gar nicht aufkommen. Was allerdings die Miene vieler Australier trübte
waren der Regen und die Kälte, die Maleny im Herbst und Winter heimsuchten. Der einzige
Strickladen machte einen erstaunlich guten Umsatz und auch die Holzöfen in den Häusern
verbrauchten mehr Holz als nachgelegt werden konnte. Da die Häuser im eigentlich (sub)tropischen
Queensland nicht sehr gut isoliert sind, machte das kalte Wetter nicht vor der Haustüre halt. Doch
da ich mit reichlich dicken Socken und Wollpullis aus Deutschland versorgt wurde, haben wir alle
den Wintereinbruch in Australien überlebt.
Allein unter Kiwis
Eigentlich war mein Leben am anderen Ende der Welt viel zu schön um wahr zu sein. Es musste
irgendwann etwas passieren, dass meine Idylle zerstören würde. Als dann die letzten
Sonnenstrahlen Mitte Mai noch einmal den Winter vertrieben hatte stand für mich mein
Gastfamilienwechsel für 3 Wochen an. Da mein 32-jähriger Gastbruder in Taiwan heiratete und ich
aus Versicherungsgründen etc. während der Schulzeit nicht mitfliegen konnte, kam ich solange zu
meiner Gastmama auf Probe, die eine andere Austauschschülerin im Juli aufnehmen würde. Zwar
wusste ich schon länger darüber Bescheid, doch der eigentliche Umzug kam dann doch sehr
überraschend. Zuerst stand ich dem Wechsel mit ein wenig gemischten Gefühlen gegenüber, denn
es kam mir immer wie ein kompletter Neuanfang vor. Doch da ich direkt in der Stadt wohnen würde
und natürlich weiterhin meine Freunde sehen würde, machte ich mir keine großen Sorgen. Und
tatsächlich verbrachte ich 3 unvergessliche Wochen mit meiner neuen Gastmama aus Neuseeland.
Außerdem konnte ich schon einmal das Koffer packen üben und natürlich morgens länger schlafen.
Und als meine eigentlichen Gasteltern zurück kamen, fiel mir der Abschied genauso schwer.
Countdown
Kaum war ich wieder Zuhause hatte ich kaum eine freie Minute mehr, denn, wie plötzlich allen
auffiel, war es schon Anfang Juni und am Ende des Monats würde ich zum letzten Mal zur Schule
gehen. Ich versuchte nun nicht nur jeden einzelnen Tag sondern jede einzelne Stunde vollkommen
auszufüllen und doch wurden die Tage immer kürzer und das Ende des Monats rückte immer
schneller näher.
Aber meine Zeit war auch gut gefüllt: Da ich unbedingt Wombats sehen wollte, fuhren meine
Freunde und ich kurzerhand um die Ecke zum Australia Zoo, dem Erbe Steve Irwins, das darauf
wartete von uns erkundet zu werden. Ich war ganz begeistert von den vielen australischen Tieren
und der erstaunlich hohen Besucher- wie auch Tierfreundlichkeit des Zoos. Ohne einem Koala auf
dem Arm, einem Alligator in der Hand und einem Wombat an der Leine kann man den Zoo nicht
verlassen. Aber das Füttern der Kangaroos gehört natürlich ebenso dazu wie die berühmte Wildlife
Warrior Show im Crocoseum, bei dem nicht nur Krokodile sondern auch Wasserschlangen, Vögel
und Elefanten vorgeführt wurden. Alles in allem war es mein tierischster Tag in Australien!
Und dann kam endlich unser langersehntes Fest in unserer kleinen Stadt: Die Maleny Show. An
dem Wochenende liegt nicht nur das ganze sunshinecoast hinterland still, sondern mittlerweile hat
sich auch ein Teil der sunshinecoast der Euphorie der Menschen angeschlossen. Wer an diesem Tag
auch nur einen Kuchen kaufen möchte, muss lange suchen, um dann vielleicht irgendwo einen
offenen Laden zu finden. Obwohl es eigentlich die Maleny agricultural show ist, hat nur ein
geringer Teil der Show mit Landwirtschaft zu tun. Während natürlich die besten Kühe prämiert
werden und Jagdhunde vorgeführt werden, hat ansonsten nicht viel des eigentlichen Ziels überlebt.
In mitten einer bunten Kirmes mit vielen Ausstellungsstücken der in Maleny ansässigen Künstler
finden tagsüber die ein oder anderen Wettbewerbe statt: Holz hacken, Pferde springen oder
Teamspiele: Für jedes Temperament lässt sich ein schönes Wochenende zusammenwürfeln. Doch
erst wenn es abends dunkel wird, finden die wirklichen Highlights auf den Showgrounds statt, Tag
für Tag auf ein neues: das Feuerspringen, die Fackelparade und das umwerfende Feuerwerk am
letzten Tag. Als waschechter Malenyer muss man mindestens einmal mit dabei gewesen sein!
Zu bald musste ich allerdings auch schon ans Abschiednehmen denken. Mitte Juni stand bereits
mein erstes Abschiedsbarbecue im berühmten Kondalilla Falls National Park statt, das, wie leider so
vieles in Maleny, buchstäblich ins Wasser fiel. Deswegen entschieden wir uns auch unser CampingWochenende lieber in eine Abschiedsparty und ein gemütlichen Abend aufzuspalten. Trotzdem
hatten wir bei allen unseren Goodbye-Aktionen sehr viel Spaß obwohl auch reichlich Tränen
geflossen sind. Doch leider gehört das Abschiednehmen ja auch zu jedem Auslandsjahr mit dazu.
Und durch die vielen kleineren und größeren Geschenke werde ich mich zurück in Deutschland
auch immer an meine Freunde erinnern können. Und noch war es ja auch kein Abschied für immer:
Mir stand noch ein ganzer Monat zur Verfügung die große Weite meiner Heimat zu erkunden!
Ab in den Süden oder doch eher das Great Barrier Reef?
Und schon kurz nach Schulschluss ging es für mich auf die große Reise meines Lebens: Zuerst nach
Sydney, denn ohne die Harbour Bridge selbst gesehen zu haben Australien zu verlassen, kommt
einem schier unmöglich vor. Allerdings gefiel mir Sydney nicht so überragend wie ich erwartet
hatte. Es war eigentlich nur eine mit Touristen übervölkerte Großstadt, die sich rühmte die erste
Stadt Australiens zu sein. Doch natürlich habe ich meinen Aufenthalt dort unten trotzdem genossen.
Neben der gemütlichen Bootsrundfahrt mit einem einzigartigen Blick auf das Opera House, waren
meine Highlights eindeutig die schwebende monorail und die botanischen Gärten, in denen das
government house versteckt ist.
Doch schon bald ging es für die ultimative Aussie-Erfahrung ab in die country-music Kleinstadt
Tamworth. Auf einer großen Fahrt hatte ich die Möglichkeit eine echte Jillaroo zu werden: Da ich
sowieso eine begeisterte Reiterin bin, war dies für mich das größte Glück auf Erden. Da ich schon
viel auf meiner Schulfarm über Rinder gelernt hatte, konnte ich gleich bei den meisten Arbeiten
zupacken. Nach 5 Tagen im Sattel war es dann kein Problem mehr eine Kuh mit dem Lasso
einzufangen, über dem Lagerfeuer Tee zu kochen oder einen Baum zu fällen. Alles was man im
australischen Busch zu Pferd wissen musste, lernten wir an unserem weit entlegenen Örtchen.
Danach ging es für mich noch einmal kurz nach Hause, um meinen Koffer mit gewaschener
Wäsche aufzubessern. Doch lange blieb ich nicht in Maleny, denn schon startete das Fraser Island
Abenteuer. Die größte Sandinsel der Welt wartete nur darauf in einem 4WD Bus erkundet zu
werden. Egal, ob eine der berühmten Süßwasserquellen und Seen, Central Station oder die
pinnacles, genug Naturerlebnisse hat Fraser allemal zu bieten. Und für die abenteuerlustigen, sollte
man erwähnen das es nur im Resort geteerte Straßen gibt, ansonsten heißt es ab auf die Sandpiste
am Strand!
Nach meinen Naturerlebnissen auf der Insel, ging es für mich wieder ab in die Stadt: Dieses mal
war es die 'echte' Hauptstadt Canberra. Im Gegensatz zu Sydney fühlte man sich dort wie in einem
kleinen Dorf, statt in einer Großstadt! Da Canberra ja eine geplante Hauptstadt ist, wurde alles
übersichtlich und in Laufnähe eingerichtet. So ist es sehr einfach die besten Stellen Canberras
aufzuzählen: Allen voran steht das ANZAC memorial mit dem angeschlossenen Museum. Da ich
ohnehin schon von der ANZAC-Tradition Australiens beeindruckt war, kam mir dieses
Kriegsdenkmal, das größer als meine gesamte Schule war, noch viel bedeutender vor. Und die
Anschaulichkeit des Museums überraschte mich ebenso wie die große Anzahl an australischen
Touristen. Neben dem ANZAC memorial war auch das parliament house sehr beeindruckend: Die
reichverzierten Säle waren mindestens genauso gut gestaltet wie die informative Geschichte des
Gebäudes und der Hauptstadt.
Von Canberra ging es direkt weiter nach Melbourne: Wer kennt sie nicht: Die alten trams vor
Flinder street station. Und tatsächlich: Wir wurden direkt von einer solchen begrüßt. Und auch dem
Vorurteil als Multikulti-Hauptstadt wird Melbourne mehr als gerecht: Wenn es eine Nationalität auf
der Welt gibt, die kein Restaurant in Melbourne betätigt, dann würde mich das schon stark wundern.
Neben den fast schon legendären botanischen Gärten mit dem ANZAC-memorial direkt gegenüber,
gehörte auch dieses mal das government house zu meinen unumschränkten Favoriten! Aber auch
der kleine Eifelturm und die Wasserfront-city hinterließen einen bemerkenswerten Eindruck bei
mir! Allerdings darf man einmal in Melbourne auch die Great Ocean Road mit den 12 Aposteln,
Cape Paton, Apollo Bay, London Arch und die Bay of Martyrs. Wenn mich jemand danach fragt ,
nenne ich immer diese Straße den schönsten Ort Australiens!
Schon viel zu schnell ging es auf nach Adelaide. Ausnahmsweise teilte ich die Ansicht der meisten
Australier: Das Gerücht, Adelaide sei nur durch Zufall Hauptstadt geworden, da es gewissermaßen
das größte Dorf der Umgebung ist. Und tatsächlich: Alle touristischen Attraktionen liegen an einer
Straße und sind schnell und doch gründlich erkundet. Aber den wahren Zauber Adelaides macht
auch nicht die Stadt selbst sondern viel mehr ihre Umgebung aus. Viktor Harbour zum Beispiel
spiegelt die fast schon europäisch wirkende Seite Australiens wieder: Steilküsten und kleine
Felsenseen, wenn man doch einmal Heimweh nach der Nordsee bekommt, braucht man nur einmal
den Kontinent zu überqueren und nicht gleich die ganze Welt. Und auch von Adelaide aus bietet
sich ein geradezu einzigartiges Naturparadies an: Kangaroo Island, die zweitgrößte Insel Australiens
mit mehr als doppelt so vielen Rindern als Menschen. Und aufgrund der vielen Schafe auch gerne
das Zealand Australiens genannt. Berühmt wurde die Insel nicht etwa durch Kangaroos sondern viel
mehr für ihre Seehunde: Mit den Seehunden auf dem Strand zu laufen und sie unter dem Admiral's
Arch zu beobachten stellt einen wunderbaren Abschied von Südaustralien da.
Und natürlich kann man auch nicht aus Australien ausreisen ohne am Great Barrier Reef
geschnorchelt zu haben. Dazu muss man allerdings nicht den gesamten Weg nach Cairns fahren,
denn auch auf halbem Weg bieten sich wunderbare Gelegenheiten in Agnes Water. Das Gefühl mit
den bunten Fischen im Korallenriff zu schwimmen lässt sich nicht mit der Kamera einfangen und
auch nur schwer mit Worten beschreiben. Es ist einfach einzigartig schön! Neben den
Regenwäldern, hat die Gegend auch noch eine ungewöhnliche Vergangenheit zu bieten: In town of
1770 ist, wie der Name schon andeutet, Leutnant Cook auf seinem Weg die Ostküste von Botany
Bay herauf gelandet. Und in einen großen Baum ritzten alle Seefahrer, die die gefährliche Reise
über den Ozean überlebt hatten, ihren Namen der noch fast 200 Jahre überleben sollte. Heutzutage
steht ein großer Gedenkstein an dieser Stelle.
Nach all diesen abenteuerlichen Reisen ging es nun endlich wieder mit Geschenken, Erinnerungen
und vielen Fotos beladen zurück nach Maleny. Es war eindeutig noch immer meine Lieblingsstadt
Australiens. Es war schön wieder alle meine Freunde zu sehen, obwohl es nur für einige Tage sein
würde bis für mich der endgültige Flug nach Hause ging. Es war unbegreiflich schön wieder zu
Hause zu sein und so als ob ich nie weg gewesen wäre. Ich ging mit meinen Freunden in die Schule
und erfuhr schnell alles wichtige, was im Juli geschehen war. Ich fühlte mich einfach nur geborgen,
bis es daran ging meinen Koffer zu packen. Für mich war es unmöglich eine ganze Welt in ein paar
Koffer und Pakete zu stecken. Es musste einiges zurückbleiben. Doch zum Glück wiegen
Erinnerungen nichts!
Auf dem Weg zurück und danach?
Also hieß es nun für mich heute die letzten Dinge in den Koffer und ins Handgepäck zu packen die
letzten e-mails zu schreiben und noch ein paar letzte Schnappschüsse zu schießen. Von meinen
Freunden sowie von meinen anderen Gasteltern hatte ich mich bereits verabschiedet, so blieb mir
nur noch übrig einmal meiner gesamten neuen Heimat ade zu sagen. Allerdings nicht für immer, das
stand bereits fest als ich nun auch meiner Gastmama am Flughafen tschüss sagen musste.
Auf ein Neues also: Natürlich war mein Koffer viel zu schwer und auch mein Handgepäck
überstieg die Gewichtsgrenze um mehr als das Doppelte, doch genauso wie auf dem Hinweg hatte
ich Glück und musste nicht für Übergepäck bezahlen. Am Flughafen vergeudete ich keine Zeit
sondern nutzte meine letzte Stunde auf australischem Boden redlich aus. Und schon ging es ab in
den Flieger und auf dem Weg zurück nach Deutschland.
Und genau hier sitze ich nun auch 20 Stunden später, okay, mittlerweile habe ich auch schon
meinen Aufenthalt in Singapore gut überstanden und bin nun fast schon in Europa wieder
angekommen. So langsam werde ich auch aufgeregt alle in Deutschland wieder zu sehen. Wie es
wohl sein wird nach einem halben Jahr? Ob ich nicht doch in den nächsten Flieger zurück steigen
sollte? Ich weiß es nicht. Doch eines weiß ich ganz sicher: Mein Auslandsjahr am anderen Ende der
Welt war unvergesslich und Australien wird immer das sein, was es schon immer in meinen
Träumen war: Meine neue Heimat!