PDF - Indiekino Berlin

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A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT Romantischer Vampir-Film D DAS BLAUE ZIMMER Noiresk verschlungen
D HÄRTE Hölle in Neukölln D STRICHE ZIEHEN Punk und Stasi D A BLAST – AUSBRUCH Eine Griechin schmeißt hin
D DER KLEINE TOD „I want you to rate me“ D 10 MILLIARDEN – WIE WERDEN WIR ALLE SATT? Versuch einer Antwort
D COBAIN: MONTAGE OF HECK Homevideos, Mixtapes, Tagebücher D IN MEINEM KOPF EIN UNIVERSUM Ich bin kein
Gemüse! D GRIGRIS‘ GLÜCK Außenseiter im Tschad D NEULAND Integration mit Herrn Zingg D JUDGMENT – GRENZE DER
HOFFNUNG Am Rand Europas D BELLUSCONE – WARUM DIE ITALIENER BERLUSCONI LIEBEN Wir sind alle Freunde hier
MAGAZIN DER UNABHÄNGIGEN BERLINER LICHTSPIELHÄUSER
D 14 D APRIL 2015
indiekinoBERL
DER KLEINE TOD. EINE KOMÖDIE ÜBER SEX. – START AM 9.4.2015
In meinem KOPF
ein UNIVERSUM
„Ein äußerst bewegendes,
brillant gespieltes Meisterwerk
[…] hochgradig emotional.“
Filmthreat.com
AB 9. APRIL IM KINO!
DIE INDIEKINOS D ACUD KINO D B-WARE!LADENKINO D BALI KINO D BUNDES­PLATZ
KINO D EISZEIT KINO D EVA-LICHTSPIELE D FILMKUNST66 D FILMRAUSCHPALAST
D FSK-KINO AM ORANIENPLATZ D HACKESCHE HÖFE KINO D IL KINO D SPUTNIK
KINO AM SÜDSTERN D TILSITER ­LICHTSPIELE D UNION FILMTHEATER D XENON KINO
D ZUKUNFT D FLK FRIEDRICHSHAGEN D FLK HASENHEIDE D FLK INSEL
D FLK POMPEJI D FLK „UMSONST & DRAUSSEN“ IM FILMRAUSCHPALAST
EDITORIAL
Der Frühling beginnt, der Blick geht nach draußen. Ob es damit zu tun
hat, dass im April so viele Dokumentarfilme ins Kino kommen? 24 neue
Filme stellen wir in diesem Magazin vor, über ein Drittel von ihnen können
als Dokumentarfilme durchgehen. Einige der Filme – wie der Essayfilm
SZENARIO, der die penibel genaue Buchführung, die ein mittelständischer
Unternehmer 1970 der Affäre mit seiner Sekretärin angedeihen ließ, präsentiert, oder Rosa von Praunheims eindringlicher Berlinale-Beitrag über
den Neuköllner Ex-Zuhälter Andreas Marquardt HÄRTE – experimentieren
mit dem Genre, spielen mit fiktionalen und dokumentarischen Elementen und lassen die Grenzen verschwimmen. Andere, wie Valentin Thurns
engagiertes Plädoyer für eine nachhaltige Landwirtschaft 10 MILLIARDEN – WIE WERDEN WIR ALLE SATT? oder die schöne Dokumentation
NEULAND, in der die Regisseurin Anna Thommen den Weg von mehreren jungen Flüchtlingen, die eine Integrationsklasse in Basel besuchen,
begleitet, wollen aufklären und verändern. Und wieder andere, wie die
Satire BELLUSCONE – WARUM DIE ITALIENER BERLUSCONI LIEBEN oder
das melancholisch-verschmitzte Porträt des abchasischen Sportministers
und seiner Frau DOMINO EFFEKT finden das Absurde am liebsten in der
Wirklichkeit. Im Fall der Helge Schneider-Doku MÜLHEIM TEXAS sind das
Absurde und die Wirklichkeit ohnehin deckungsgleich.
Wer’s partout zertifiziert fiktional will, ist mit Ana Lily Amirpours atmosphärischem Debut A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT, in dem eine
junge Vampirin im Tschador eine verlorene Stadt heimsucht, dem bunten
Lebensabend-Traum BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL 2 oder der Wiederaufführung des Troma-Klassikers THE TOXIC AVENGER auf jeden Fall auf
der sicheren Seite.
Viel Spaß in der Wirklichkeit und viel Spaß im Kino,
Eure/Ihre INDIEKINO-Redaktion
04MAGAZIN
NEU IM KINO
08TSCHADOR UND SKATEBOARD:
INTERVIEW MIT ANA LILY AMIRPOUR
32KINOHIGHLIGHTS
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38KINOADRESSEN, IMPRESSUM
30WEITER IM KINO
12NOIRESK VERSCHLUNGEN:
DAS BLAUE ZIMMER
14HÖLLE IN NEUKÖLLN:
HÄRTE
20INDIEKINOS: ACUD KINO
31KINDERFILME
39NACHBILD
10 Milliarden – Wie werden
wir alle satt?
Belluscone – Warum die
Italiener Berlusconi lieben
Best Exotic Marigold Hotel 2
Big Eyes
A Blast – Ausbruch
Das blaue Zimmer
Cake
Cobain: Montage of Heck
Domino Effekt
Everyt Thing will be Fine
A Girl Walks Home Alone at
Night
Heute bin ich Samba
Leviathan
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23
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16
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Das Glück an meiner Seite
Grigris’ Glück
Härte
In meinem Kopf ein Universum
Judgment – Grenze der
Hoffnung
Der kleine Tod
Mülheim Texas – Helge
Schneider hier und dort
Neuland
Nirgendland
Striche ziehen
Szenario
The Toxic Avenger (WA)
Eine neue Freundin
APRIL 2015 D
3D
South Sandwich Islands.
Chinstrap penguins (Pygoscelis antarctica) on an iceberg
located between Zavodovski
and Visokoi islands. South
Sandwich Islands. 2009.
SEBASTIÃO SALGADO: GENESIS Nach Vivian Maier
nun Sebastião Salgado. Vom 17.4. bis 16.8.2015 präsentiert C/O Berlin mit Genesis eine
Ausstellung des französisch-brasilianischen Fotografen, der Kinogängern aus Wim Wenders
Dokumentation DAS SALZ DER ERDE bekannt ist. Salgado kam als Autodidakt zur Fotografie, er arbeitet bevorzugt in Schwarzweiß und in selbst ausgewählten, weltweiten Langzeitprojekten. Zwanzig Jahre lang waren seine Themen das Ende des Industriezeitalters und
die globale Migration – nicht nur Flüchtlinge und Vertriebene, sondern auch Zuwanderer in
den Megastädten der Dritten Welt. In Genesis wendet er sich nun erstmals der Natur zu. In
fünf Kapiteln zeigt die Ausstellung Salgados großformatige Bilder von den letzten unberührten Winkeln der Erde: Archaische Vulkanlandschaften, arktische Eismassen, mäandernde
Fluss-Canyons, nebelumhüllte Gebirgsketten, ursprüngliche Regenwälder und endlose
Sanddünen. Wenders Porträt des Fotografen ist übrigens aktuell noch im b-ware!ladenkino
in Friedrichshain und in den Eva Lichtspielen in Wilmersdorf zu sehen. www.co-berlin.org
WEGEN DER GROSSEN NACHFRAGE hat das Bundesplatz Kino die Werkschau Helga Reidemeister über die große politische Dokumentarfilmerin verlängert. Neben
Wiederholungen ist erstmals auch der Film TAXI KABUL (Deutschland
2003) zu sehen, in dem Reidemeister nach Indien, Serbien, Afghanistan
und die USA reist und der internationalen Stimmungslage nach den
Anschlägen vom 11. September 2001 und den darauf folgenden Kriegsankündigungen nachspürt. Sowie SPLITTER (Deutschland 2015), Reidemeisters jüngste Arbeit, die nach Afghanistan führt, in ein zersplittertes
Land, zu Archäologen, die Kunstwerke flicken, Ärzten, die versuchen, Menschen zu helfen und zu einem kleinen Jungen. www.bundesplatz-kino.de
D4
D APRIL 2015
INDIEMAGAZIN
10 JAHRE B-WARE
Am Samstag, den 11. April feiert das b-ware!ladenkino sein 10-jähriges Jubiläum. Bereits am Freitagabend wird reingefeiert: alle Inhaber einer
b-ware!-Mitgliedsmarke erhalten nach Mitternacht freien Eintritt zu allen Vorstellungen plus ein
Freigetränk, alle anderen Zuschauer erhalten ebenfalls ein Freigetränk. Am Samstag gibt’s auch
Freigetränke und dazu ein leckeres Buffet. Zu sehen gibt es knapp ein Dutzend exklusive Previews:
Aus Anlass des Geburtstages zeigt die b-ware-Crew eine Reihe von Filmen aus ihrem Archiv, die
sie eigentlich auf DVD veröffentlichen oder ins Kino bringen wollte, aber dazu leider noch keine
Gelegenheit hatte, da „wir nicht aus dem Schützengraben des x-ten Berliner Gentrifizierungkrieges herausgekommen sind.“ Alle sind herzlich eingeladen, mitzufeiern und auf die nächsten zehn
erfolgreichen, kreativen und friedlichen Jahre anzustoßen! ladenkino.de
FES-GERECHTIGKEITSWOCHE
Bereits zum vierten Mal stellt die Friedrich-Ebert-Stiftung in der Gerechtigkeitswoche vom 20.–23.4. die Frage nach Wegen zu einer gerechteren
Welt. Das diesjährige Motto #
­ JUSTAINABILITY. Wege in sozial-ökologische
Gesellschaften stellt das Verhältnis von Wohlstand und Entwicklung in den
Mittelpunkt. Das Themenspektrum reicht dabei von der Energiewende im
Nahen Osten über den globalen Textilhandel bis zu Altersarmut von Frauen
in Deutschland. In Diskussionen und auf Konferenzen, bei Film, Musik und
Theater skizzieren und debattieren internationale Gäste politische Alternativen zum Status Quo. Am 22.4. um 19 Uhr läuft im Sputnik Kino 740
PARK AVENUE – GELD, MACHT UND DER AMERIKANISCHE TRAUM
(USA 2012, R: Alex Gibney) über die Straße, die von den Villen der Superreichen bis in die South Bronx führt, wo 50% der Bevölkerung Lebensmittelmarken beziehen. PARK AVENUE beleuchtet die extreme Ungleichheit in
den USA und zeigt, wie sie zementiert wird: Durch die Einflussnahme der
Superreichen, durch die Wahlkampffinanzierung und die Pervertierung des
amerikanischen Ideals von Unabhängigkeit und Freiheit. Michael Shank,
amerikanischer TV-, Radio- und Zeitungskommentator diskutiert anschliessend mit dem Publikum über den Film. www.fes.de/gerechtigkeitswoche
AUSSTELLUNG LICHTSPIELE
Vom 12.4. bis zum 13.5. ist im Foyer des Bundesplatz Kinos die
Ausstellung Lichtspiele zu Gast. Die Fotografin und Installations­
künstlerin Bettina Kuntzsch hat Laterna-Magica-Endlosfilme
und Überreste von Stummfilmen eingescannt und daraus Loops
gebaut, die in einer Installation von sechs Monitoren gleichzeitig
gezeigt werden. Die Filme sind zerkratzt, eingerissen, fleckig,
haben sich verzogen, wurden zerschnitten, geklebt, vernäht.
Manche sind nur noch in Fragmenten erhalten. Die Bildschicht
beginnt sich vom Trägermaterial zu lösen, bei einem Film sind nur
noch die Kratzer auf transparentem Material zu sehen. Die Loops,
die Kuntzsch daraus gebaut hat, haben unterschiedliche Längen
und laufen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Durch diesen
einfachen „Zufallsgenerator“ entstehen immer neue Kombina­
tionen von Filmbildern und -geschichten. Zur Eröffnung am 12.4.
zeigt das Kino um 11 Uhr im Rahmen der Berlinfilm-Matinee den
Klassiker BERLIN. DIE SINFONIE DER GROßSTADT (Deutschland 1927, R: Walter Ruttmann). www.element-video.de,
www.bundesplatz-kino.de
APRIL 2015 D
5D
INDIEMAGAZIN
KREUZBERG LIEST –
CRIME TIME „Die GänseZU VERSCHENKEN: ANG LEE TRILOGIE Seit
seinem erfolgreichen vierten Langfilm, der Verfilmung des Jane Austen Klassikers SINN UND SINNLICHKEIT (1995) mit Emma Thompson und Kate Winslet, dreht der in Taiwan geborene und in den
USA arbeitende Regisseur Ang Lee große, oft historische und sehr kluge Hollywood-Dramen, wie
DER EISSTURM (1997), BROKEBACK MOUNTAIN (2005) oder TAKING WOODSTOCK (2009). Einen
Namen hatte Lee sich aber bereits mit seinen ersten drei Filmen PUSHING HANDS (1992), DAS
HOCHZEITSBANKETT (1993) und EAT DRINK MAN WOMAN (1994) gemacht, in denen er äußerst
sensibel Generationenkonflikte und bi-nationale Beziehungen verhandelt. Koch Media bringt Lee’s
Debut-Werk nun als DVD/Bluray-Box heraus. Wir können drei Exemplare an unsere Leserinnen und
Leser verschenken. Schreibt einfach bis zum 15.4. eine Mail an info@indiekino.de. Stichwort Ang
Lee. Bitte vermerkt, ob Ihr eine Bluray oder DVD haben möchtet. Wir verlosen die Boxen unter allen
Einsendungen.
haut ist die Epidermis unserer Zeit“, meinte
schon Alfred Hitchcock. Das sieht auch das
Kreuzberg liest-Team so und hat kriminelle
Lieblingsstücke ausgesucht, um Kinobar-Besuchern den Schlaf zu rauben. Am 1.4. um
20.30 Uhr im Sputnik Kino am Südstern. Mit
Katharina Florian, Jana Kühn und dem Kreuzberg liest-Ensemble. www.salon-kreuzberg.de
… UND ACTION: FINISAGE MIT FREIEM EINTRITT
Am Sonntag, den
26.4. endet die Sonderausstellung für Kinder … und Action! Wie werden Film und Fernsehen gemacht? des Filmmuseums am Potsdamer Platz. Aus diesem Anlass gibt es noch einmal ganztägig freien Eintritt für alle und um 14 Uhr ein buntes Programm mit Gästen
aus der Filmproduktion SCHLOSS EINSTEIN. Um 16 Uhr können dann alle Kinder, die die verschiedenen Berufe-Stationen der Ausstellung mitgemacht und den Ausstellungsausweis „Film Director“ erworben haben, den Film RICO, OSKAR UND DIE TIEFERSCHATTEN
im Kino Arsenal gucken. Der letzte Termin der begleitenden Filmreihe im Bundesplatz Kino findet am Samstag, den 25.4. statt: um
15.45 läuft hier ebenfalls RICO. Zu Gast sind Produzent Philipp Budweg und ein Darsteller des Films. www.deutsche-kinemathek.de
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D APRIL 2015
INDIEMAGAZIN
OPEN SCREENING IN DER
KINOBAR Das Open Screening Testbild im
Sputnik Kino, die monatliche Plattform für Filmemacher*innen und Kurzfilm-Fans, findet regelmäßig statt,
ist aber jedes Mal wieder völlig anders. Es gibt keine
Anmeldung, keine Jury, keine Auswahl. Gezeigt und
geguckt wird alles, was zum Abend mitgebracht wird – bis
der Film zu Ende ist oder das Publikum sein Veto einreicht.
Alle Genres sind erlaubt. Format: DVD, BD, MP4 File mit
H264 Codec und alles, was auf VLC Player abspielbar ist.
Hauptsache, die Werke sind nicht länger als 25 Minuten.
Der Eintritt ist frei. Im April tagt das Testbild am 15.4.,
Filmabgabe bis 20 Uhr, Filmstart um 20.30 Uhr. www.
openscreening.de
GAUMENKINO IM UNION KINO Das Union
nennt es „Kino der 4. Dimension“: Sehen, Hören, Riechen und Schmecken. Beim
Gaumenkino gibt es das passende Menu zum Film und umgekehrt. Am 24.4. ist beides
französisch: Zunächst gibt es Cocktails und ein Drei-Gänge-Menu, moderiert und serviert
von Maître Mario, dann läuft das Edith Piaf-Biopic LA VIE EN ROSE (Frankreich/GB/
Tschechien 2007, R: Olivier Dahan). Für ihre atemberaubende Darstellung der Piaf über
einen Zeitraum von 27 Jahren, vom jungen Mädchen bis zur 50-jährigen schwer kranken
und verlebten Frau, erhielt Marion Cotillard neben ungefähr drei Dutzend anderer renommierter Auszeichnungen den Oskar für die beste Hauptdarstellerin. Die Veranstaltung
beginnt um 19 Uhr. Der VVK läuft bis zum 17.4. www.kino-union.de
INDIEFEATURE
SKATEBOARD FAHREN UND DEN WIND
Interview mit Ana Lily Amirpour
Ana Lily Amipour ist die Regisseurin und Autorin von A GIRL WALKS HOME
ALONE AT NIGHT und seit diesem Debüt einer der Shooting Stars des
unabhängigen amerikanischen Kinos. Ihr nächster Film, THE BAD BATCH
wird von Megan Ellisons Produktionsfirma Annapurna Pictures produziert,
die in den letzten Jahren mit THE MASTER, ZERO DARK THIRTY, SPRING
BREAKERS, FOXCATCHER, HER und anderen Filmen in die erste Reihe der
unabhängigen amerikanischen Filmproduktionen aufgerückt ist. Ana Lily
Amirpour ist als Tochter iranischer Eltern in London geboren und in den
USA aufgewachsen. Tom Dorow hat sich mit der Regisseurin über A GIRL
WALKS HOME ALONE AT NIGHT, die Bedeutung von Musik und romantischen Kannibalismus unterhalten.
INDIEKINO BERLIN: Danke, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview
genommen haben. Ich würde gern mit einer ganz einfachen Frage anfangen. A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT ist ein Vampirfilm und soweit
ich weiß drehen Sie als nächstes einen romantischen Kannibalen-Film.
Woher kommt Ihr Interesse für das Horror-Genre?
Ana Lily Amirpour (lacht): Ein romantischer Kannibalenfilm. Das ist sehr
komisch. Ich weiß nicht, es ist schwierig, solche Sachen genau zu definieren. Ich sehe meinen Film nicht als richtigen Horror. Ich sehe ihn mehr als
ein düsteres Märchen. Es gibt Elemente von Horror und Gewalt und solche Sachen, aber es gibt auch Einsamkeit und Romantik und diese ganz
anderen Sachen. Ich stand sehr auf Horrorfilme, als ich zehn Jahre alt war,
ungefähr vier oder fünf Jahre lang. Aber danach hörte das irgendwie auf.
Keine Ahnung, aber richtiger direkter Horror gibt mir nichts.
Es ist ein romantischer Film, aber mir scheint es auch ein sehr politischer
Film zu sein.
Ja.
Vampire sind traditionell eher erotisch aufgeladene Figuren. In letzter Zeit
gibt es aber mehr Filme, die Vampire ganz anders einsetzen. Wie würden
Sie das GIRL charakterisieren?
Ich kann sie nicht charakterisieren. Ich habe den Film gemacht, und er ist,
was er ist. Wenn zehn Personen die gleiche Person treffen, bekommt man
zehn verschiedene Eindrücke. Es ist komisch zu sehen, dass Leute sagen:
D8
D APRIL 2015
INDIEFEATURE
IM TSCHADOR SPÜREN
„Oh, das ist feministisch!“ oder „Das ist dies oder das…“ Ich weiß es wirklich
nicht. Ich glaube, für mich ist sie einsam. Ich glaube, sie fühlt sie sich nicht so
richtig in Verbindung mit der Welt. Das sind sehr persönliche Dinge für mich.
Hat das etwas mit Ihrer persönlichen Geschichte zu tun? Ihre Eltern sind
aus dem Iran, aber Sie sind in London geboren und in den USA aufgewachsen. Haben Sie enge Beziehungen zur iranischen Community in L.A.?
Eigentlich nicht. Keine enge Beziehung. Ich habe nicht so die Herdenmentalität. Ich bin ein ziemlich isolierter Typ Mensch. In Amerika, ich meine
in L.A. gibt es so viele unterschiedliche Leute. Es gibt viele Iraner, viele
andere, viele von allem. Iraner – ich bin aus der zweiten Auswanderergeneration – haben eine sehr enge Familienkultur. Wir werden mit dieser engmaschigen, zähen Kultur erzogen, also fühlte ich mich einerseits
dem Iranischen immer sehr nahe, und andererseits weit davon entfernt.
Irgendwie in der Mitte, ein Mix. Ich würde nicht sagen: „Ich bin Iranerin!“.
Ich weiß nicht was ich bin. Ich bin wie ein Eintopf.
Der Film ist auch eine Mischung aus verschiedenen Stilen und Genres,
aus iranischen und amerikanischen Elementen…
Ja. Ich finde das auch lustig, weil es so eine Fixierung darauf gibt, Sachen
zu kategorisieren und einzuordnen. Ich kann nicht einsehen, was das mit
Kunst zu tun haben soll. Kunst ist zunächst einmal dazu da, um Kategorien, Ordnungen und Voreingenommenheiten aufzubrechen. Ich hoffe,
dass immer mehr Leute mit unterschiedlichen Hintergründen sich vermischen und losziehen und „weird“ und „freaky“ sind.
Ein Teil der Verbindung zwischen Arash und dem GIRL ist offensichtlich
die Musik. Wie wichtig ist die Musik für Sie und für Ihren Film?
Ich bin verrückt nach Musik. Musik, das ist alles. Wenn ich schreibe, höre
ich Musik. Manchmal lege ich ganze Tracklists zu meinen Charakteren an,
oder darüber, wie sie sich in einem bestimmten Moment fühlen. Ich hatte
viel mehr Musik vorbereitet, als jetzt im Film zu hören ist. Während ich
den Film schrieb, habe ich die Songs für bestimmte Momente herausgesucht. Die Songs waren alle von vornherein geplant. Ich habe vorher mit
den Künstlern gearbeitet und dann die Musik am Set gespielt. Ich habe
allen Schauspielern eine Tracklist gegeben, allen Mitarbeitern, meinem
Kameramann, meinem Production Designer, allen. Das ist toll, denn wenn
man so eine Art surrealistisches Filmemachen betreibt oder so eine abstrakte, abgedrehte Art von Sachen , bringt das alle mit einem bestimmten
Gefühl zusammen. Jedes Mal, wenn ein Song in einer Szene zu hören ist,
haben wir den auch am Set gespielt.
In einer meiner Lieblingsszenen steht das GIRL mit dem Rücken zur
Kamera auf einem Skateboard und bewegt sich ganz langsam an einer
Wand entlang, während ihr Tschador sich sanft bewegt.
Das ist auch meine Lieblingsszene.
Das ist wunderschön. Sie wirkt seltsam übernatürlich, dabei wissen wir
genau, wodurch der Effekt zustande kommt.
Im ersten Schnitt war die Szene eine Minute lang (lacht).
APRIL 2015 D
9D
INDIEFEATURE
Wie ist Ihnen die Idee für diese Szene gekommen?
Ja, ich weiß.
Vor ein paar Jahren habe ich einen Tschador angezogen. Das war ein
Requisit von einem anderen Film und ich fühlte mich … einfach übernatürlich. Ich fühlte mich wie ein Prediger oder wie ein Nadelrochen oder sowas
und das erste, was ich machen wollte, war mein Skateboard fahren und
den Wind im Tschador spüren. Er bewegte sich auf eine bestimmte Art
und ich fahre Skateboard, also schien es mir eine ganz natürliche Sache
zu sein, wenn sie das auch macht. Und dann ist da diese schwarze Form
vor der weißen Wand. Viele Einstellungen sind auf ähnliche Art graphisch.
Ist es auch eine Provokation, oder was ist die Idee dahinter?
Sind Sie eigentlich auch von Graphic Novels beeinflußt?
Ja, ich habe auch selbst eine Graphic Novel über das GIRL gemacht. Zwei
Ausgaben sind schon erschienen und es kommen noch einige. Also, klar,
ich stehe extrem auf Graphic Novels. Ich bin mit dem abgefahreneren
Zeug groß geworden, Charles Burns, Frank Miller. Die intelligenteren
Sachen, nicht das stereotype Marvel-Zeug.
Der Charles Burns-Einfluss ist im Film gut zu erkennen. Noch mal zurück
zum Tschador: Geht es da wirklich nur um persönliche Erfahrung? Was Sie
beschreiben ist ja nicht das, was Leute normalerweise mit dem Tschador
in Verbindung bringen.
D 10
D APRIL 2015
Ich meine, als ich den Tschador angezogen hatte, dachte ich sofort: Das
ist ein Vampir. Das ist ein iranischer Vampir. Das ist das GIRL. Und dann
dachte ich, das ist natürlich eine brillante Verkleidung, denn dass sie zu
solchen Sachen fähig ist, daran würde man als allerletztes denken. Jeder
sieht, was er oder sie sehen will und, klar, es ist ein religiöses Kleidungsstück, also werden die Leute eine Million Schlüsse ziehen, aber für mich
geht es mehr darum, dass die Oberfläche von Menschen niemals das ist,
was sie wirklich sind. Wenn man die oberste Schicht abschält, trägt jeder
seltsame Dinge in sich, Geheimnisse und Dinge, die der Außenseite widersprechen. Es geht mehr darum, dass das, was man sieht, nicht immer das
ist, was man bekommt. Das gilt in gewisser Weise für alle Charaktere.
Oder überhaupt im Leben.
In ihrem Film gibt es viel Böses, Drogen, Öl, Tod und Korruption, Frauen
werden schlecht behandelt. Ist das GIRL eine Art Rächerin?
Naja, sie tötet einen Obdachlosen. Das scheinen alle zu vergessen. Ich
weiß, dass sie andere Menschen getötet hat, Männer und Frauen. Ich
weiß, dass sie auf amokartigen Mordrauschtouren gewesen ist. Sie ist
187 Jahre alt. Ich weiß alles über den Charakter.
Aber das ganze andere Zeug … Ich glaube, Menschen sind einfach
Ameisen. Wir sind mit den Sachen beschäftigt, die wir sehen oder die
wir bauen. Aber wir sind nur Ameisen in dieser größeren Maschine, die
INDIEFEATURE
USA 2014 D 107 min D R: Ana Lily Amirpour D B: Ana Lily Amirpour D K: Lyle Vincent D
S: Alex O’Flinn D D: Mozhan Marnò, Sheila Vand, Arash Marandi, Dominic Rains, Marshall
Manesh, Milad Eghbali D V: Capelight pictures
permanent weiter läuft. Das Öl ist ein Teil dieser korrupten Stadt, die langsam verfällt, und ein Teil dieser größeren Struktur, die immer entscheidet
wie die Dinge laufen in Städten und Gesellschaften. Wir haben nicht wirklich etwas damit zu tun. Die Maschine läuft einfach weiter, egal ob wir einander umbringen, Drogen nehmen, Skateboard fahren oder egal was tun.
Können Sie mir etwas über die Produktion erzählen? Wie haben Sie die
iranischen Schauspieler gefunden und warum haben Sie den Film überhaupt in Farsi gedreht?
Das erste Drehbuch, das ich für den Film geschrieben hatte, war Iranisch.
Ich habe diese ganzen iranischen Schauspieler getroffen, als ich nach L.A.
gezogen bin. So viele gibt es da nicht und ich glaube ich kannte ziemlich schnell alle. Ich kannte Sheila und Mashall und Dominic. Arash habe
ich getroffen, als ich in Berlin lebte. Und die habe ich alle angeschrieben
und zusammengetrommelt. Ich wollte ein iranisches Märchen drehen,
eine iranische Vampirgeschichte machen. Es war alles sehr genau ausgedacht. Ich wusste, dass der Film in Schwarzweiß sein sollte, ich kannte
die Musik, ich wusste, in welcher Stadt ich drehen wollte. Ich wusste alles
ganz genau, und deshalb war es eigentlich ganz leicht, denn entweder
war man dabei oder nicht. Das ist nicht die Sorte Film, zu der man so
eine mittlere Haltung haben kann. Es war sehr leicht zu erkennen, welche
Leute mir dabei helfen konnten, den Film zu machen.
Als ich den Film zuerst gesehen habe und nichts von Ihnen wusste, dachte
ich, der Film wäre ein Kommentar zur Situation der Subkultur im Iran. Hat
das überhaupt irgendetwas mit dem Film zu tun?
Nein, hat es nicht. Ein Film ist offen für Interpretationen, jeder kann denken, was er will, aber MULLHOLLAND DRIVE zeigt einem nicht die Subkultur von L.A., er zeigt einem die Sicht einer Person und ein wenig von
der Einsamkeit und dem Narzissmus in Hollywood. Ich glaube, ein Film
muss Gefühle heraufbeschwören, und Gefühle sind universell, es gibt sie
in jedem Teil der Welt.
Ihr nächster Film, THE BAD BATCH erregt gerade jede Menge Aufmerksamkeit, auch weil Jim Carrey, Keanu Reeves und Jason Momoa (Khal
Drogo in GAME OF THRONES) darin mitspielen werden. Ist es noch zu
früh, über den Film zu reden?
Ich fange in fünf Wochen an zu drehen, ich bin in Pre-Production. Es ist
komisch, darüber zu reden.
A GIRL WALKS HOME ALONE
AT NIGHT
Amerikanisch-iranischer Vampirtraum
Ölpumpen, leere Straßen, eine Grube, in die man die Leichen wirft. Das
ist Sherhabad, „Bad City“. An einer der Straßenecken steht Arash (Arash
Marandi) und sieht aus wie der coole, aufrechte Rocker John in George
Lucas’ AMERICAN GRAFFITI. Er raucht eine Zigarette und wartet, als habe
er Geheimnisvolles vor, dabei sucht er in Wirklichkeit nur seine Katze.
Arashs heroinsüchtiger Vater hat Schulden beim Drogenhändler und
Zuhälter Saeed, der spät nachts die Prostituierte Atti misshandelt. Hinter
Saeed erscheint ein dunkler Schatten, das GIRL (Sheila Vand), die namenlose Vampirin, die nachts die Straßen von Sherhabad heimsucht und die
ihren Tschador offen über ihrem Seemanns-T-Shirt trägt wie einen Hipster-Superhelden-Umhang. Alle werden irgendwann der Vampirin begegnen. Arash kommt ihr am nächsten.
Ana Lily Amirpours Film A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT ist nicht
der erste iranische Vampirfilm, als der er vermarktet wird. Es ist ein ExilFilm, ein amerikanisch-iranischer Traum von einem düsteren Gegen-Iran.
Amirpours Film ist in einer kalifornischen Kleinstadt mit iranisch-amerikanischen Schauspielern auf Farsi gedreht, und man sollte ihn sich in
der Originalfassung mit Untertiteln ansehen. Die deutsch synchronisierte
Fassung nimmt dem Film die Fremdheit, die hier beabsichtigt ist. A GIRL
WALKS HOME ALONE AT NIGHT ist ein Film, der ganz von seiner Atmosphäre getragen wird: dem tagsüber hart kontrastierten Schwarzweiß,
das sich nachts in weichere Abstufungen der Dunkelheit auffächert, dem
Soundtrack von iranischen Gitarrenpopbands zu denen das GIRL allein in
ihrem Zimmer tanzt. Die Ölpumpen pumpen weiter, das GIRL hinterlässt
Leichen, die weiter in die Grube gekippt werden, nur die Musik verheißt
Hoffnung, wenn Arash eine Kassette einschiebt und dazu gemeinsam mit
dem GIRL im Auto mitwippt. D Tom Dorow
Die Gerüchte sagen, es würde ein „romantischer Kannibalenfilm“ …
Start am 23.4.2015
Es ist nicht das, was Sie denken. Aber es wird sehr gewalttätig und auch
sehr romantisch. Wir werden sehen. Wir werden sehen, wie sexy Kannibalen sein können.
+
¢ b-ware!ladenkino
¢ Filmrauschpalast OMU
DF
¢ filmkunst66
¢ Hackesche Höfe Kino OMU
DF
OMU
D Das Gespräch führte Tom Dorow
TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE
At night, the GIRL haunts the streets of
Sherhabad „Bad City“, an apocalyptic oil
mining town. The GIRL has no name,
she wears the tchador like a superhero’s
cape and she takes the souls of men.
Then she meets Arash, a boy who loves
nothing quite as much as his convertible.
APRIL 2015 D
11 D
INDIEFEATURE
Was vom Flirt, der Verlockung eines Sommers, dem Eros übrigbleibt:
Kopfüber stürzt sich Regisseur und Hauptdarsteller Mathieu Amalric in
das Abenteuer eines Seitensprungs, dessen erotische Verlockungen und
dessen Verheißung auf Erlösung aus einer schal gewordenen, bürgerlichen Existenz – eine Amour fou mit einer Femme Fatale, gefolgt vom
bitteren Nachspiel der Ernüchterung. Die Liaison endet nach Mord und
Totschlag und einem Zwischenspiel in den Hinterzimmern der Justiz in
einer vollendeten biografischen Katastrophe.
DAS BLAUE
ZIMMER
Noiresk verschlungen
Auch das Kinopublikum erliegt der Verführung, wenn Amalric seinen Film
wie einen entfesselten erotischen Rausch beginnen lässt. Die Kamera
führt mitten hinein in eine Welt voller Laken, Sonnenstrahlen, Schweiß
und Begehren – sie fragmentiert die Körper im Anschnitt, findet so sinnliche, wie flüchtige ästhetische Eindrücke ausgelebter Liebe wider die
bürgerlichen Wertvorstellungen. Subjektivierung, Ästhetisierung, Verkünstlichung der Leidenschaften, hin zu einer wahrhaftigeren Ekstase des
Begehrens – schön körperlich und verführerisch ist das alles anzusehen,
ohne dass sich der Film dabei je an die Bilderwelten des parfümierten
Softerotik-Kinos preisgibt. DAS BLAUE ZIMMER visualisiert nicht nur den
Reiz einer Affäre, wenn der eigentlich in besten Lebensverhältnissen
stehende, verheiratete Julien sich ganz und gar an die mysteriös verheißungsvolle, ebenfalls verheiratete Esther (Stéphanie Cléau) hingibt; vielmehr lässt sich der Film zunächst über weite Strecken von diesem Reiz
vollkommen infizieren.
D 12
D APRIL 2015
INDIEFEATURE
Doch diese ganz vom Begehren und der Lust affizierte Ästhetik bestimmt
allenfalls die erste Hälfte dieses mit 75 Minuten so knackig wie gesund kurz
gehaltenen Films. Bald tauchen rätselhafte Liebesnotizen auf, schließlich
ist der Tod von Juliens und Esthers Eheleuten zu beklagen. Die Sache landet vor Gericht, dessen Kühle und Rationalität die zweite Hälfte des Films
entschieden prägt. Der flirrend-spätsommerliche Eros weicht der juristischen Verwaltung der Lüste: Wie sah dieses Verhältnis, aus dem unter
geheimnisvollen Bedingungen heraus anscheinend Morde begangen wurden, tatsächlich aus? Liebesberauschte Flüstereien aus dem Bett werden
nochmals aufgesagt, stenografiert und der entsinnlicht-blanken Welt der
Buchstaben zugeführt. Der Poetisierung des Exzesses folgt dessen Ernüchterung durch die Bilanz, auf deren Grundlage schließlich Recht gesprochen
wird. Versachlichung und Versprachlichung, Zurkenntnisnahme und Verschriftlichung: Das körperliche Begehren füllt alsbald die Aktenberge und
kommt in solcher Abstraktion endgültig zum Verschwinden.
DAS BLAUE ZIMMER ist von einigen, sehr einschneidenden ästhetischen
Entscheidungen geprägt. Das Bild präsentiert sich im klassischen, im Kino
heutzutage ungewöhnlich anzusehenden 4:3-Format, die Musik könnte
unterdessen aus einem Hollywood-Melodram alter Schule stammen –
oder womöglich auch aus einem inbrünstig in der Schattenwelt glühenden Film Noir. Schon mit diesen äußeren Parametern nähert sich Mathieu
Amalric in diesem überhitzt-unterkühlten Seitensprung-Gerichtsthriller
dem Terrain des klassischen Hollywoodkinos an. So ist denn auch die
Geschichte vom Mann, der sich und sein Leben an eine Frau, die plötzlich
in sein Leben tritt, verschwendet und sich unversehens in den Fängen der
Justiz wiederfindet, ein klassischer Film-Noir-Stoff, den Amalric allerdings
aus dem Chiaroscuro des Schwarzweiß hebt und über weite Strecken in
die golden leuchtenden Farben des Spätsommers kleidet. Entsprechend
noiresk verschlungen und verschachtelt erzählt Amalric seine Verfilmung
des gleichnamigen Romans von Georges Simenon denn auch: Das offenkundig stattgefundene Verbrechen entzieht sich dem Publikum lange Zeit
ähnlich wie dem erstaunten Julien, der lange Zeit nicht begreifen kann, in
welchem Spinnennetz er sich hier verfangen hat.
Das Gericht wird dabei in einer schlussendlichen resignativen Volte zur
Kathedrale, der Rechtsspruch wird zur Eheschließung, die Handschellen
zu Eheringen: Bis dass der Tod uns scheidet, für immer Dein. Mit seinem
sinnlich-tastenden, ernüchternd-zynischen, auf angenehm niedriger Stufe
brodelndem Arthouse-Thriller hat Mathieu Amalric eines der ersten großen Highlights des noch jungen Kinojahres vorgelegt. D Thomas Groh
Start am 2.4.2015
¢ Filmrauschpalast
¢ filmkunst66 DF
OMU
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Mathieu Amalric, who directs and stars
in the film, throws himself headfirst
into an adulterous adventure – an
Amour fou coupled with Femme Fatale
followed by a bitter epilog and a legal
investigation. A noir based on a novel
by Georges Simenon.
Originaltitel: La chambre bleue D Frankreich 2014 D 75 min D R: Mathieu Amalric D B:
Georges Simenon D K: Christophe Beaucarne D S: François Gédigier D M: Grégoire Hetzel
D D: Mathieu Amalric, Léa Drucker, Laurent Poitrenaux, Stéphanie Cléau, Mona Jaffart D V:
Arsenal Filmverleih / Central Film
APRIL 2015 D
13 D
INDIEFEATURE
Mit sechs Jahren besucht Andreas Marquardt erstmals den Kampfsportunterricht. Das harte Training, das auf eiserne Selbstdisziplin setzt, ist für
ihn Fluchtmöglichkeit und Perspektive zugleich. Die frühen sportlichen
Erfolge fördern auch das männliche Selbstbewusstsein des Jugendlichen,
der seit früher Kindheit den Attacken seines sadistisch-gewalttätigen
Vaters und dem als Liebesbeweis getarnten sexuellen Missbrauch durch
seine Mutter ausgeliefert ist.
Der Sport härtet ihn ab, und zeigt ihm Wege auf, sich zur Wehr zu setzen, doch als er Anfang zwanzig mit der Neuköllner Halbwelt in Berührung kommt, öffnet sich mit dieser neu gewonnenen Kraft auch das Tor
zur dunklen und destruktiven Seite. Der Karateweltmeister wird brutaler Schläger und Geldeintreiber und schließlich zum deutschlandweit
gefürchteten Zuhälter. Die jungen Frauen, die er für seine Zwecke anwirbt
und auf den Strich schickt, bekommen seine jahrelang antrainierte
Gefühlskälte zu spüren, er erniedrigt sie und nutzt sie aus – sein „Hass­
programm gegen Frauen“ nennt Marquardt das heute. Viele Jahre kann
er auf diese Weise seine Machenschaften fortschreitend weiterverfolgen,
HÄRTE
Hölle in Neukölln
wie er mittlerweile selbst verständnislos reflektiert: „Desto brutaler und
unnahbarer ich war, desto mehr sind die Frauen mir hinterhergerannt.“
Zu diesen Frauen gehört auch Marion Erdmann, seine heutige Lebensgefährtin, die sich Marquardt scheinbar bedingungslos und bis zur Selbstaufgabe hingibt. Dass sie heute immer noch mit ihrem einstigen Zuhälter
zusammenlebt, ist auf die Wendung ihrer beiden, bis dahin so aussichtslos zerstörerischen, Lebensgeschichten zurückzuführen, von der Filmemacher Rosa von Praunheim in HÄRTE erzählt.
Nach zwei mehrjährigen Haftstrafen offenbart sich Marquardt dem Psychologen Jürgen Lemke, mit dem er gemeinsam auch seine vielbeachtete Autobiographie HÄRTE – MEIN WEG AUS DEM TEUFELSKREIS DER
GEWALT veröffentlicht. Lemkes Therapie ermöglicht es Marquardt, ein
neues Ventil für seine traumatischen Kindheitserlebnisse zu finden und
die Chance zu nutzen, das Steuer seines Lebens, das bis zu diesem Zeitpunkt unaufhaltsam auf den Abgrund zu lenkt, noch einmal herumzureißen. Er zieht sich aus dem Milieu zurück, bleibt seinem alten Kiez jedoch
treu und setzt sich mit seiner Kampfsportschule, die Marion während seines Gefängnisaufenthalts weitergeführt hat, für sozial benachteiligte Kinder- und Jugendliche ein. Schließlich wird er sogar für sein vorbildliches
Engagement gegen Missbrauch und Gewalt ausgezeichnet, und selbst
Papst Franziskus lädt ihn zur Audienz nach Rom ein.
Ein Stoff mit Happy End also, der wie gemacht ist für die Filmerzählung. Rosa von Praunheim adaptiert die brutal offene und verstörende
Deutschland 2015 D 89 min D R: Rosa von Praunheim D B: Rosa von Praunheim, Nico
Woche, Jürgen Lemke D K: Nicolai Zörn, Elfi Mikesch D S: Rosa von Praunheim D M:
Andreas M. Wolter D D: Hanno Koffler, Luise Heyer, Katy Karrenbauer, Andreas Marquardt,
Marion Erdmann, Rüdiger Götze D V: missingfilms
D 14
D APRIL 2015
Autobiographie in einer Mischung aus dokumentarischem und fiktionalem Erzählen. Darin kontrastiert er die Kommentare Marquards und Erdmanns mit stilisierten und überwiegend im Low-Key-Stil des Noir-Films
ausgeleuchteten Spielszenen. Aufgrund des grandios-eindringlichen
Schauspiels seiner Protagonisten Hanno Koffler (Marquard), Luise Heyer
(Erdmann) und Katy Karrenbauer (Mutter) erreicht seine Verfilmung damit
eine kammerspiel­gleiche Intensität, die für das Werk des Regisseurs bislang einzigartig ist.
Der dokumentarische und der inszenierte Teil stehen dabei rätselhaft
irreal nebeneinander, sind kaum miteinander zu vereinbaren und repräsentieren genau dadurch auch die kaum zu vereinbarenden Lebenswelten
des Andreas Marquardt. Der heute so freimütig und positiv berichtende
Protagonist lässt die Hölle seiner Vergangenheit für Zuhörer wie einen
bösen Traum erscheinen.
Neben einer für sich genommen ohnehin schon spannenden Lebensgeschichte arbeitet Praunheim in HÄRTE die existenziellen Dualismen
des Lebens heraus und offenbart dadurch, dass die Grenzen im Spannungsfeld zwischen Opfer und Täter, Hingabe und Selbstaufgabe, Liebe
und Missbrauch stets durchlässig sind und eines konstanten Abgleichs
bedürfen. Während Andreas Marquardt in seiner neuen Arbeit die Verantwortung der Gesellschaft für den Schutz der Schwächeren in den
Mittelpunkt stellt, ist Praunheims HÄRTE vor allem auch ein Plädoyer für
die zweite Chance, die Möglichkeit zu Resozialisation und Neuanfang, die
jeder Mensch verdient. D Jens Mayer
Ein kluges und bewegendes persönliches Porträt.
Ein Film, der die richtigen Fragen stellt.
FBW-PR ÄDIK AT »BESONDERS WERT VOLL«
Start am 23.4.2015
¢ b-ware!ladenkino
¢ Hackesche Höfe Kino
¢ Sputnik Kino
¢ Xenon Kino
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At six years of age Andreas Marquardt
visited a martial arts class for the first
time. What became of the boy who
was beaten by his father and sexually
abused by his mother was a feared thug
and pimp. Years later Marquardt starts
therapy.
Ab 23. April im Kino
INDIEKRITIKEN
Deutschland 2014 D 96 min D R: Gerd Kroske D B: Gerd Kroske D K: Anne Misselwitz
D S: Karin Gerda Schöning D M: Klaus Janek D V: Salzgeber
STRICHE ZIEHEN
Punk und Stasi
Striche ziehen: Ein Strich gezogen wird 1986 von einer Gruppe von Freunden, allesamt aus der DDR nach Westberlin gekommen, in Schulterhöhe
entlang der Mauer. Die komplette Mauer soll so markiert, durchgestrichen
werden, dazu sind sie mit Malerrolle, Farbeimern und Zelten angerückt. In
der Nähe des Potsdamer Platzes, an einer Stelle auf der die Mauer beidseitig
völlig auf DDR Gebiet liegt, stürzen drei Grenzpolizisten durch eine Tür, verhaften einen der Künstler, der daraufhin in Bautzen landet. Die Kunstaktion
mit bitterem Ende ist eine Grundszene des Films, sein eigentliches Interesse
gilt einer Verwicklung dahinter.
Als zwei an der Aktion beteiligte für eine Ausstellung recherchieren, stellt sich
einer der Mitstreiter, Jürgen Onißeit, Bruder eines weiteren Gruppenmitglieds,
als ehemaliger Zulieferer der Staatssicherheit heraus. Das war 2010, Gespräche hat es zwischen ihm und den anderen seither nicht mehr gegeben. In der
filmischen Nachforschung konzentriert sich Kroske zunächst nicht auf das,
was die anderen als Verrat empfinden müssen. Die Punkszene Weimars, aus
der die Gruppe stammt, wird evoziert, das frühe Engagement, widerständig
bis dadaistisch „Macht aus dem Staat Gurkensalat“ vermessen. Anfang der
Achtziger Jahre. Es gibt die ersten Verhaftungen, und Onißeits Arbeit für die
Stasi beginnt. Krose versucht ihn, so wie die andere Beteiligte zur (semi-)
öffentlichen Reflexion zu bewegen. Um die Markierung einer Schuld, darin ist
der Film ein Verwandter von Annekatrin Henkels ANDERSON, geht es STRICHE ZIEHEN weniger, als darum einen Raum zu öffnen in dem der Komplex
Staatssicherheit in seinen biografischen Dimensionen jenseits der Kategorien gedacht werden kann, die sich die bundesdeutsche Öffentlichkeit post
Wiedervereinigung dafür zurecht gelegt hat. Kroskes Versuch sich als Katalysator in Onißeits Schweigen gegenüber seinen ehemaligen Freunden einzulassen erweist sich dennoch als schwierige Herausforderung. D Sebastian Markt
Start am 23.4.2015
¢ b-ware!ladenkino
¢ Tilsiter Lichtspiele, am 26.4. Filmgespräch mit Gerd Kroske
D 16
D APRIL 2015
1986. Three friends from the East, now
living in West Berlin, plan to cross out
the wall by drawing a line along the
whole construction. One of them is
arrested by a GDR border patrol. Did
one of them snitch? The film searches
for traces of their relationship in the
eighties punk scene in Weimar.
Deutschland/Italien/Niederlande/Griechenland/Bosnien-Herzegowina 2014 D 83 min
D R: Syllas Tzoumerkas D B: Youla Boudali, Syllas Tzoumerkas D K: Pantelis Mantzanas
D S: Kathrin Dietzel D M: Drogatek D D: Aggeliki Papoulia, Efthymis Papadimitriou, Vassilis
Doganis, Maria Filini, Themis Bazaka D V: Real Fiction
A BLAST – AUSBRUCH
Eine Griechin schmeißt hin
Eine junge Frau rast im Auto durch die Nacht, ein Wald brennt. Mit einer
Explosion beginnt und endet der wütende griechische Film A BLAST –
AUSBRUCH von Syllas Tzoumerkas. Dazwischen wird in schnellen ruppigen Episoden aus dem Leben der jungen Frau, Maria, erzählt. Maria, die
von Angeliki Papoulia (DOGTOOTH, ALPS), gespielt wird, ist jung, energiegeladen und optimistisch. Sie will etwas vom Leben: Studieren, Kinder
und Yiannis, den Seemann, den sie liebt. „Ich will, dass wir Kinder haben
und Geld“, sagt sie einmal beim Sex zu Yiannis. Aber das Leben will auch
eine Menge von ihr, von allen Seiten zerrt es an ihr. Yiannis ist immer
auf See und nie zuhause. Die Eltern schaffen es nicht mehr, den kleinen
Laden zu führen und ihre Steuern haben sie schon seit Ewigkeiten nicht
gezahlt. Die etwas einfältige Schwester und ihr rechtsradikaler Unternehmerfreund fühlen sich nicht zuständig, also schmeißt Maria das Jurastudium und hilft. Das Mühlrad der Verpflichtungen dreht sich schneller und
schneller, bis nur noch eine Explosion es aufhalten kann.
A BLAST – AUSBRUCH erzählt in abgehackten Szenen, in denen die
Personen mehr aufeinanderprallen, als dass sie sich begegnen. Marias
Begegnungen mit der Schwester sind hyperaktiv und überdreht, die mit
den Eltern führen immer zum Streit, die mit dem Ehemann sind purer
Sex. Alles ist lose chronologisch aber kaum miteinander verbunden. Keine
Kontinuität, kein Vertrauen, kein Zusammenhalt, nirgends. Um psychologische Glaubwürdigkeit schert sich A BLAST nicht, dennoch erscheint der
Film erschreckend dicht an der Wirklichkeit. Tzoumerkas‘ Film schildert
weniger die persönliche Entwicklung einer Frau als einen rundum desolaten Zustand, den die vorausgehenden Generationen verschuldet haben
und von dem die nachkommenden Generationen nun zermalmt werden.
D Hendrike Bake
Start am 16.4.2015
¢ b-ware!ladenkino
¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU
¢ Hackesche Höfe Kino OMU ,
am 12.4. Premiere um 20 Uhr
OMU
This angry Greek film, A BLAST, uses
the story of a young woman to paint
a gloomy state of affairs created by
one generation, whose debts and
financial troubles are crushing the
next generation.
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INDIEKRITIKEN
USA/Großbritannien 2015 D 120 min D R: John Madden D B: Ol Parker D K: Ben Smithard
D M: Thomas Newman D D: Maggie Smith, Judi Dench, Bill Nighy, David Strathairn, Celia
Imrie, Richard Gere, Dev Patel, Ronald Pickup, Tamsin Greig, Lillete Dubey, Penelope Wilton,
Diana Hardcastle, Tena Desae D V: Twentieth Century Fox
BEST EXOTIC MARIGOLD
HOTEL 2
Saved by Dev Patel
Auf Englisch trägt das BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL 2 den verschmitzten Titel SECOND BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL, was man nicht nur
als das „zweite“ sondern auch als das „zweitbeste“ Exotic Marigold Hotel
lesen kann. Für ein Sequel ist das ein mutiger Name, und tatsächlich ist
der Film alles, was Teil 1 auch schon war – sonnig, verspielt und mit der
Crème de la Crème des englischen Schauspieleradels besetzt – nur eben
nicht ganz so gut. Das BEST EXOTIC ist immer noch ein ziemlich heruntergekommenes Hotel im indischen Jaipur, in dem eine Gruppe exzentrischer
Engländer unter der Aufsicht des hyperaktiven jungen Hotelbesitzers Dev
Patel und seiner ruppigen Mutter Lillete Dubey ihren Lebensabend verbringt. Judy Dench und Bill Nighy sind immer noch charmant und dezent
in einander verliebt und trauen sich nicht, den entscheidenden Schritt
zu gehen, während Celia Imrie und Ronald Pickup es mit den unterschiedlichsten Affären versuchen. Tom Wilkinson, der sich in Teil 1 als
homosexuell outete und seine Jugendliebe wiederfand, fehlt. Dafür zieht
Richard Gere als neuer mysteriöser Gast ein und bringt die Fantasien der
Anwesenden in Schwung. Die unterschiedlichen Handlungsstränge sind
unterschiedlich glaubwürdig und zum Teil ziemlich an den Haaren herbei
gezogen. Das macht aber nichts, denn getragen wird der Film ohnehin
von einer sarkastischen Maggie Smith als zur souveränen Hotelmanagerin
aufgestiegenen Ex-Putzfrau und von Dev Patel, der sich hier als großes
Komödientalent offenbart und sicher demnächst eine rasante Karriere
hinlegen wird. Patel (SLUMDOG MILLIONAIRE) dabei zuzusehen, wie er
in der Rolle des Sonny durch den Film stolpert, immer ein bisschen zu
enthusiastisch, meistens auf dem völlig falschen Dampfer, und mit einem
Lächeln, das Schnee zum Schmelzen bringen kann, ist eine reine Freude.
D Toni Ohms
Start am 2.4.2015
¢ b-ware!ladenkino DF + OMU
ab ca. 16.4.
¢ Bundesplatz Kino DF + OMU
¢ Eva Lichtspiele DF + OMU
¢ Sputnik Kino DF + OMU ab 23.4.
¢ Union Filmtheater DF ab 30.4.
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The BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL is
still a run-down hotel in India’s Jaipur
where a group of eccentric Englanders,
played by the crème de la crème of
British actors spend their twilight
years. A new guest this time round:
Richard Gere.
Originaltitel: The Little Death D Australien 2014 D 95 min D R: Josh Lawson D B: Josh
Lawson D K: Simon Chapman D S: Christian Gazal D M: Michael Yezerski D D: Bojana
Novakovic, Lachy Hulme, Damon Herriman, Josh Lawson, Ben Lawson, Lisa McCune, Patrick
Brammall, Tasneem Roc, Kate Mulvany, Kate Box D V: Weltkino Filmverleih
DER KLEINE TOD.
EINE KOMÖDIE ÜBER SEX.
„I want you to rate me”
„La petite mort“ – zu Deutsch: der kleine Tod – ist eine Bezeichnung der
Franzosen für den Orgasmus. Passenderweise ist das Anfangsbild von
DER KLEINE TOD sehr sinnlich: Von links ragen nackte Frauenfüße in
einer Nahaufnahme ins Bild, an deren Zehen ein Mann lutscht. Der Hang
zu Frauenfüßen ist nur einer der Fetische, die der Episodenfilm anbringt.
Das Regiedebüt des australischen Schauspielers Josh Lawson, der auch
eine der Hauptrollen verkörpert, stellt die sexuellen Vorlieben einiger Pärchen und die damit verbundenen Beziehungsprobleme ins Zentrum. Weit
verbreitete Fantasien wie erotische Rollenspiele treffen auf eher rare Fetische wie die sexuelle Erregung durch den Anblick einer weinenden oder
schlafenden Person. Und mittendrin stapft ein Sexualstraftäter durch die
Nachbarschaft, der bis zuletzt nebulös bleibt.
Mit der Episodenstruktur und dem frivolen Thema erinnert die teils
schwarzhumorige Komödie ein bisschen an WAS SIE SCHON IMMER
ÜBER SEX WISSEN WOLLTEN von Woody Allen, und tatsächlich bietet
DER KLEINE TOD mit seinen charmanten Figuren, den pointierten Dialogen und einigen Überraschungsmomenten gelungene Unterhaltung. Die
fehlgeleitete Kommunikation markiert in jeder der Episoden, die sich mitunter überkreuzen, die Wurzel allen Übels. So offenbart eine Frau ihrem
Liebhaber in der ersten Szene nach einigem Herumdrucksen ihre sexuelle
Fantasie: „I want you to rape me.“ Doch der Mann versteht: „I want you
to rate me.“ Der kurze Dialog bis zur Aufklärung des Missverständnisses
steckt voller Komik und bringt die schiefe Kommunikation, die alle Pärchen auf je eigene Weise belastet, auf den Punkt. Der in punkto Nacktheit
übrigens sehr zurückhaltende Film bietet bis zum verspielten Abspann
einige Höhepunkte, die ihn insbesondere für einen zweisamen Kinoausflug empfehlen. D Christian Horn
Start am 9.4.2015
¢ b-ware!ladenkino
¢ Bundesplatz Kino
DF
DF
+
+
OMU
OMU
The directorial debut of Australian
actor Josh Lawson. A film about the
sexual proclivities of four couples and
their ensuing relationship problems.
Common fantasies like erotic role playing meet obscure sexual fetishes.
APRIL 2015 D
17 D
INDIEKRITIKEN
USA 1985 D 91 min D R: Michael Herz, Lloyd Kaufman D B: Lloyd Kaufman D K: Lloyd Kaufman, James A. Lebovitz D S: Richard W. Haines D D: Mitch Cohen, Andree Maranda, Cindy
Manion, Mark Torgl D V: dropout cinema
THE TOXIC AVENGER (WA)
Tromas Hauptwerk wieder im Kino
Deutschland 2015 D 107 min D R: Valentin Thurn D B: Valentin Thurn, Sebastian Stobbe
D K: Hajo Schomerus D S: Henk Drees D M: Dürbeck & Dohmen D V: Prokino Filmverleih
10 MILLIARDEN –
WIE WERDEN WIR ALLE SATT?
Versuch einer Antwort
Troma war eine Produktionsfirma, die billigste Z-Filme drehte, bei denen
es im Kern darum ging, jedem auf den Schlips zu treten. In den Troma-Produktionen verband sich der Punk-Zeitgeist mit allen möglichen anderen
Zeitgeistern, von denen einige auch damals schon einen ordentlichen Exorzismus verdient gehabt hätten. Titten, Gewalt, rassistische, sexistische
und homophobe Witze (oder Witze über Sexismus, Gewalt, Rassismus
und Homophobie, je nach Perspektive), Splapstick-Splatter und generell
schlechter Geschmack waren Programm, wurden aber zugleich so sehr
auf die Spitze getrieben, dass die Filme als Parodie ihrer selbst und ihres
Genres gesehen werden konnten. In vieler Hinsicht ist vor allem THE
TOXIC AVENGER ein Vorläufer des Mainstream-Kinos von heute. Superhelden-Filme dominieren heute viel mehr als in den achtziger Jahren die
Leinwände. Der selbstironische Fanboy-Humor von Troma-Filmen hat sich
auch in Großproduktionen durchgesetzt, genau wie die Praxis, hemmungslos Gags, Einstellungen und ganze Szenen aus älteren Filmen abzukupfern.
THE TOXIC AVENGER erzählt von einem harmlosen Trottel, der in ein grün
blubberndes Fass mit Atommüll fällt und zum unbesiegbaren Rächer wird.
Wichtiger als der schwachsinnige Plot sind die schwachsinnigen Kameraeinstellungen, die schwachsinnigen Witze, die vom schlechten alten
Schwiegermutter-Scherz bis zu pubertärem Genitalquatsch (gefühlt mindestens alle zwei Minuten) reichen. Es gibt Leute, die finden „TOXIE“ total
super, Kult, etc. Ich persönlich finde alle Troma-Produktionen so vollidiotisch, unerträglich, megadeppert und hirnlos wie 14-jährige Teenager mit
Colaflaschen voller Wodka-Red Bull. TOXIE hat nicht nur die Horrorszene
über Jahrzehnte in den Totalschrott getrieben, seine entsetzlichen Folgen
sind immer noch zu spüren. Wer unbedingt muss, kann sich das ja mal
ansehen. Vielleicht muss man da durch. D Tom Dorow
Start am 2.4.2015
¢ Filmrauschpalast
D 18
OMU
D APRIL 2015
THE TOXIC AVENGER is one of the
most successful films released by the
infamous Troma Entertainment, known
in the 1980s for producing low-budget
B movies.
Vor vier Jahren machte sich Valentin Thurn in TASTE THE WASTE auf die
Suche nach den Ursachen und Folgen der maßlosen Verschwendung von
Nahrungsmitteln in unserer Gesellschaft: unglaubliche 50 Prozent werden nämlich – oft noch vor Ablauf des Verfallsdatums – entsorgt, vernichtet, weggeworfen. In seinem neuen Dokumentarfilm geht Thurn nun
einer verwandten Fragestellung nach. In wenigen Jahren wird die Weltbevölkerung auf 10 Milliarden angewachsen sein. Wird es möglich sein,
genug Essen für all diese Menschen zu produzieren? Um Antworten auf
seine Frage zu finden, reist Thurn um die Welt und besucht Nahrungsmittelproduzenten, Wissenschaftler, Großbauern und Ökoprojekte. Alle
sind sich des Problems bewusst und interessanterweise glauben alle, sie
hätten die Lösung parat. Bei Bayer ist man sich sicher, die Welternährung mit genveränderten Pflanzen sichern zu können, bei der „Kali + Salz
AG“ setzt man auf Chemiedünger und die Professoren Haruhiko Murase
(Osaka) und Mark Post (Maastricht) werkeln in gespenstisch klinischen
Laboren an komplett künstlich erzeugten Nahrungsmitteln. Thurn hört
sich ihre Argumente freundlich an, stellt ihnen aber die Auswirkungen
der industriellen Produktion gegenüber: die Schrecken der Massentierhaltung, die Vernichtung landwirtschaftlicher Flächen durch Futteranbau,
die Abhängigkeit der Kleinbauern von Saatgutlieferanten. Thurns Herz
gehört den regionalen und ökologischen Projekten, wie der Saatgutbank
im indischen Balasore, dem urban gardening Projekt „Growing Power“ von
Ex-Baseball-Star Will Allen oder der Initiative „Incredible Edible“ aus England, die überall im Stadtgebiet Nutzpflanzen für alle anbaut. Thurn ist
überzeugt: auch wenn die Bio- und Selbstversorger-Projekte auf den ersten Blick weniger ertragreich sind, sind sie der einzige Weg, die Ernährung
der Welt zu sichern. D Toni Ohms
Start am 16.4.2015
¢ b-ware!ladenkino
¢ Acud Kino
¢ Eva Lichtspiele
¢ Hackesche Höfe Kino, am 11.4. um
20 Uhr Preview mit Diskussion in
Anwesenheit von Valentin Thurn
¢ Sputnik Kino
In his documentary Valentin Thurn
(TASTE THE WASTE) asks how it is
possible to produce enough food for
the world’s human population, which
in this century will reach 10 billion.
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USA 2014 D 106 min D R: Tim Burton D B: Scott Alexander, Larry Karaszewski D K: Bruno
Delbonnel D S: JC Bond D M: Danny Elfman D D: Danny Huston, Jason Schwartzman,
Christoph Waltz, Amy Adams, Terence Stamp, Krysten Ritter D V: StudioCanal
BIG EYES
Im Land der Alptraumbilder
Die Malerin Margaret Keane ist in den 60er-Jahren in den USA ein Star.
Mit ihren Kinderporträts trifft sie den Massengeschmack, ihre Bilder
hängen in Wohnzimmern und Arztpraxen. Und trotzdem ist sie als Künstlerin völlig unbekannt, denn ihr Mann Walter gibt sich als Schöpfer der
Gemälde aus. „Kunst von Frauen verkauft sich nicht“, ist sein Argument,
und der kommerzielle Erfolg scheint ihm Recht zu geben. Doch das Leben
im Luxus erweist sich für Margaret als Alptraum: während sich Walter im
Rampenlicht sonnt und ein Lügengerüst entwirft, an das er bald selbst
glaubt, führt Margaret ein Schattendasein und malt ein Bild nach dem
anderen – ohne dafür die Anerkennung zu bekommen, nach der sie sich
als Künstlerin so sehr sehnt.
„Nach einer wahren Geschichte“ heißt es zu Beginn von BIG EYES und das
klingt zunächst ganz und gar nicht nach Tim Burton mit seinem Faible für
das Düstere und Groteske. Doch dann sieht man die Gemälde von Margaret Keane: Bilder von Mädchen und Jungen mit „verrückt großen Augen“.
Diese Kinder haben schon zu viel gesehen, sind Aliens oder entstammen
direkt dem Tim Burton-Universum. Darüber hinaus stellt Burton wie in
seinen frühen Filmen eine Künstlerfigur in den Mittelpunkt, für die die
zeitgenössische Kritik nichts als Häme übrig hatte. BIG EYES ist also mehr
ED WOOD als SWEENEY TODD, allerdings mit neuen Gesichtern. Statt
Johnny Depp nun Christoph Waltz, der Walter als diabolischen Charmeur
mit breitem Dauergrinsen gibt und Amy Adams in der Rolle seiner zaghaften Gattin fast erdrückt. Ihre Margaret ist eine Frau, die tut, was der
Mann im Hause sagt, bis sie der Mut der Verzweiflung packt. BIG EYES
erzählt die Emanzipationsgeschichte einer Frau, die um ihre individuelle
und künstlerische Freiheit kämpft – und sei es die Freiheit, morbiden
Kitsch zu malen. D Kirsten Taylor
Start am 23.4.2015
+
¢ b-ware!ladenkino
ab Ende April
¢ Hackesche Höfe Kino OMU
DF
OMU
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In BIG EYES, as in ED WOOD, Tim
Burton focuses once again on a reallife artist reviled by the contemporary
art world.
w w w . m u e l h e i m - t e x a s . d e
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INDIEKINOS
ACUD KINO
INDIEKINOS
INDIEPREMIEREN
ACUD KINO
Alternativ in Mitte
Das Acud Kino ist ein Kind der wilden Nachwendezeit, als in Mitte und
Prenzlauer Berg jeden Tag ein neuer Club eröffnete, ohne Genehmigung,
ohne Notausgänge, ohne Businessplan und ohne Marketing. Als wir am
Dienstag in der Dienstagsbar waren und am Mittwoch in der Mittwochsbar und am Freitag im Eimer. Das Acud gehörte zu den allerersten: Silvester 1989, unmittelbar nach dem Mauerfall, gründete sich mit der „autonomen Galerie Acud“ die Keimzelle des „Künstlerhauses Acud“, das zwei
Jahre später in der Veteranenstraße aufmachen sollte. Im neuen Gebäude
kamen zur Kunst noch Off-Theater, Mädchenclub, DachbodenArtAktion,
Sessioncafe, der Club und eben das Acud Kino hinzu, das zunächst unter
dem Motto „Kino ist das Höchste“ im 4. Stock des Hauses residierte.
Später zog das Kino in die Remise um und wurde auf zwei Säle erweitert
(78 und 35 Plätze). Seit 2013 agiert es als eigenständige Firma.
Im Jahr 2010 stand das Acud Haus dann plötzlich auf der Kippe: zwar
hatte der Verein das Gebäude 2001 erwerben und mit Hilfe von Fördergeldern, Krediten und viel Eigenbeteiligung sanieren können, aber die veränderte Besucherstruktur im Kiez machte den Betreibern zu schaffen. Nach
jahrelangen zähen Verhandlungen konnte mit Hilfe des Vereins „Acud
Macht Neu“ Ende 2013 eine Lösung gefunden werden, die den Bestand
des Hauses als unabhängiger Kulturort bis 2035, also zumindest mal für
die nächsten 20 Jahre, sichert.
Inzwischen ist das Acud eine der letzten Enklaven alternativer Kultur
in Mitte. In den 25 Jahren seines Bestehens hat das Kino den rasanten
Wandel das Stadtbezirks und seiner Bevölkerung erlebt und überlebt.
D 22
D APRIL 2015
Inhaltlich ist sich das Acud Kino treu geblieben. Der Schwerpunkt des
Programms liegt auf dem deutschen und europäischen Arthouse-Kino,
das inzwischen rund 80 Prozent des Angebots ausmacht. Jeden Tag werden sechs unterschiedliche Filme gezeigt, davon ist mindestens einer ein
Dokumentarfilm. Ein besonderes Faible des Acud sind die zahlreichen
Kurzfilmreihen, die hier präsentiert werden. Monatlich gibt es die SHORTS
ATTACK-Reihe mit wechselnden Themen, aber auch die britischen Reihen
BRITISH SHORTS und FUTURE SHORTS. Das polnische Kutzfilmfestival
SHORT WAVES, das litauische Kurzfilmprogramm LITAUEN GOES BERLIN und die Reihe DEUTSCHER KURZFILM UNTERWEGS laufen im Acud
ebenso wie das Kurzfilmfestival INTERFILM. Natürlich nimmt das Kino am
internationalen Kurzfilmtag im Dezember teil.
Eine ganze Reihe von Länder- und Themenfestivals präsentieren sich im
Acud, so das britische BRITSPOTTING, das finnische Festival MOI SUOMI
und das spanische CINESPAÑOL. Zu den größten Leistungen des Acud
gehört aber die Gründung eines eigenen globalisierungskritischen Festivals. Die GLOBALE wurde 2003 gegründet und fand zuletzt 2013 statt.
Als nächster Termin ist der Winter 2015/2016 geplant. Das politische
Engagement des Acud zeigt sich auch in zahlreichen anderen Festivals
und Reihen, von der regelmäßigen Filmreihe in Zusammenarbeit mit der
Cinema for Peace Foundation, über das Filmprogramm zur 1. Alternativen
Rohstoffwoche 2013. Das Acud kooperiert immer wieder auch mit der
Heinrich Böll Stiftung, der Stiftung Nord Süd Brücken, Lobby Control e.V.,
attac, Lateinamerika Nachrichten e.V., FDCL e.V., Terre des Femmes und
der Stiftung Umverteilen.
Woher der kryptische Name des
Kulturhauses Acud kommt, soll
ACUD KINO
übrigens geheim bleiben. Wer es
Veteranenstr. 21, 10119 Berlin
Telefon: 030/44 35 94 98,
wissen möchte, geht am besten
Mail: kino@acud.de, www.acudkino.de
einfach mal im Acud vorbei und
U8, M1 Rosenthaler Platz,
M8/12 Brunnenstr./
fragt nach ...
D Text: H. Bake/T. Dorow, Bilder: Marei Wenzel
Invalidenstr., S1/2 Nordbahnhof
INDIEKRITIKEN
Frankreich/Tschad 2013 D 101 min D R: Mahamat-Saleh Haroun D B: Mahamat-Saleh
Haroun D K: Antoine Héberlé D S: Marie-Hélène Dozo D M: Wasis Diop D D: Youssouf
Djaoro, Cyril Gueï, Souleymane Démé, Anaïs Monory, Marius Yelolo D V: temperclayfilm
GRIGRIS’ GLÜCK
Außenseiter im Tschad
Ein Film Noir aus dem Tschad. Grigris ist der Künstlername des Tänzers
Souleyman, der nachts mit seinen spektakulären Performances die Nachtclubs von N’Djamena begeistert. Dabei sind Souleyman die Folgen von
Polio deutlich anzusehen, aber er kompensiert sie mit Nonchalance und
Kraft. Tagsüber hilft Grigris seiner Mutter, einer Wäscherin und Schneiderin, und seinem Stiefvater, einem Fotografen. Als der Stiefvater krank
wird, kann die Familie die Krankenhausrechnung nicht mehr bezahlen und
Grigris steigt in eine Gang ein, die Benzin über die Grenze schmuggelt.
Als der Gangsterboss Grigris Freundin, die Prostituierte Mimi, beleidigt,
beschließt Grigris, ihn übers Ohr zu hauen, um mit einem Schlag alle Sorgen los zu sein. Mimi und Grigris fliehen in ein abgelegenes Dorf, in dem
sie erstaunliche Solidarität erleben.
Mahamat-Saleh Haroun ist der international bekannteste Filmemacher
des Tschad. Für GRIGRIS’ GLÜCK gewann er in Cannes den Vulkan-Preis
für die beste künstlerische Umsetzung. GRIGRIS zeigt en passant gesellschaftliche Realitäten des Tschad, wie den Umstand dass Benzinschmuggel ein lukratives Geschäft zu sein scheint, obwohl der Tschad selbst Öl
fördert. Souleymane Demes Tanzperformances verbergen seine Behinderung nicht, sondern stellen sie aus, ohne an Eleganz zu verlieren. Einmal
hält Grigris sein gelähmtes Bein in der Hand wie eine Maschinenpistole.
Seine Freundin Mimi sieht aus wie ein Modell, aber als Prostituierte, die
weiße Investoren bedient, ist sie in der Stadt gesellschaftlich geächtet.
Haroun macht Gegensätze deutlich: der Brutalität und Verlogenheit des
islamisch geprägten Stadtlebens, wo Gangster verlangen, dass auf den
Koran geschworen wird, setzt er die schlichte, menschliche Solidarität
der Dorffrauen auf dem Land entgegen – und die sinnliche, körperliche
Erfahrung von Tanz und Sexualität. D Hannes Stein
Start am 9.4.2015
¢ b-ware!ladenkino
¢ Filmrauschpalast OMU
¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU
¢ Hackesche Höfe Kino OMU
OMU
TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE
Grigris is a nightclub dancer in
N’Djamena, the capital of Chad. He
also has a shorter, partly paralyzed
leg, but that doesn’t stop him from
delivering sizzling performances. A film
noir from Tchad with many political
implications.
Originaltitel: You’re Not You D USA 2014 D 102 min D R: George C. Wolfe D B: Shana Feste,
Jordan Roberts D K: Steven Fierberg D S: Jeffrey Wolf D D: Emmy Rossum, Hilary Swank, Ali
Larter, Julian McMahon, Josh Duhamel, Jason Ritter D V: Koch Media
DAS GLÜCK AN MEINER SEITE
Chaotische Pflegebeziehung
Für perfekt hält der erfolgreiche Anwalt seine Frau. Ihr Haus ist toll, die
Gäste makellos, die Party gelungen. Alles scheint unter Kontrolle. Wäre
da nicht dieses unerklärliche Zittern ihrer Hand … Anderthalb Jahre später
ist Kate ein Pflegefall, fortschreitende Muskellähmung. Ihr Mann kümmert
sich rührend um sie und arbeitet sich mit Perfektion und Effizienz in ihren
Fall ein. Kate will jedoch nicht als Patientin gesehen werden. Sie kündigt
der examinierten Krankenschwester und stellt stattdessen die chaotische
Bec ein. Was zunächst Sand im Alltagsgetriebe des professionellen Ehepaars bedeutet, stellt sich bald als seelenrettend heraus. Ein Seitensprung
ihres Liebsten stürzt die Gelähmte in eine tiefe Krise. Nun wird die Pflegebeziehung zur jungen Studentin zusehends lebendiger, herzlicher, aber
aufgrund ihrer großen Verschiedenheit auch für beide herausfordernder.
Bei aller daraus resultierenden Komik leiser als die ZIEMLICH BESTEN
FREUNDE, gelingt dem GLÜCK AN MEINER SEITE zugleich ein realistisches Abbild des Lebens mit der Krankheit und ein Fragen nach dem
Wesentlichen in Beziehungen. Der Originaltitel YOU’RE NOT YOU verweist
auf eine Szene, in der Bec für Kate sprechen soll, sich aber gefühlsbedingt zu eigenen Aussagen hinreißen lässt, so dass Kate sie erinnert: Du
bist gerade nicht Du, Du bist ich! Auch sonst sind beide Frauen oft nicht
sie selbst, sondern bemühen sich, das darzustellen, was andere in ihnen
sehen. Sehr klar, ohne überflüssige Zwischenszenen, arbeitet der Film
heraus, wie letztlich beide lernen, der anderen ihr Eigensein zu lassen
und dabei den Mut finden, mehr von sich zu zeigen. Das ist nicht das Ende
aller Schwierigkeiten, aber, wie Emmy Rossum, die Darstellerin der Bec,
am Ende singt: „at least I am falling forward because of you“ – immerhin
falle ich wegen Dir nach vorne. D Anna Stemmler
Start am 16.4.2015
¢ filmkunst66
¢ Union Filmtheater
DF
DF
Kate, the wife of a successful lawyer,
is suffering from a progressive muscle
paralysis. Her husband cares for her
but Kate doesn’t want to be seen as
a patient. She fires the nurse and
instead hires the chaotic student Bec
who has little experience …
APRIL 2015 D
23 D
INDIEKRITIKEN
Deutschland 2015 D 88 min D R: Andrea Roggon D B: Andrea Roggon D K: Petra Lisson
D S: Natali Barrey, Bernd Euscher, Julia Karg D M: Helge Schneider D D: Helge Schneider
D V: Piffl Medien
MÜLHEIM TEXAS – HELGE
SCHNEIDER HIER UND DORT
USA 2015 D 132 min D R: Brett Morgen D B: Brett Morgen D K: Jim Whitaker, Nicole Hirsch
Whitaker D S: Joe Beshenkovsky, Brett Morgen D M: Jeff Danna D V: Universal Pictures/
Arts Alliance
COBAIN: MONTAGE OF HECK
Homevideos, Mixtapes, Tagebücher
Metaklamauk
In seiner „Guten Tach, auf Wiedersehen“ betitelten „Autobiographie Teil I“
berichtet Helge Schneider von dem einschneidenden Erlebnis seines ersten
Konzertes, im Alter von ca. vier Jahren: „Ich bin der Größte, ganz klar, ich
muss den ersten Preis bekommen. Die anderen, die da auftreten, machen
mehr so Schnulzen. Und zwei mit Gitarre, Junge und Mädchen, singen was
vom Lagerfeuer. Als genau die gewinnen, bricht eine Welt für mich zusammen. Beim nächsten Konzert verspiele ich mich direkt am Anfang und haue
auf die Tasten und sage laut ins Mikrofon: ’Scheißearschloch.’ Ich habe das,
was hinter solchen Aufführungen steckt, schnell durchschaut. Ich will nicht
funktionieren, ich will kreativ sein.“ Von dort ist der Weg nicht weit zum
Jazz, und der Weg dahin geht über Charly, und über ihn sagt Helge: „Alles
was Charly macht ist Jazz. Seine Einzimmerwohnung ist Jazz.“ Alles was
Helge Schneider macht ist auch Jazz. An Andrea Roggons Doku MÜLHEIM
TEXAS lässt sich das schön nachvollziehen. Der Film zeigt Schneider vor
allem bei der Arbeit, bei Vorbereitung und Dreh von 00 SCHNEIDER – IM
WENDEKREIS DER EIDECHSE, beim Proben und Komponieren, beim Mitder-Presse-reden, und nicht zuletzt, auf der Bühne, beim Witze machen,
beim Musik machen ist. Dabei entsteht das Bild einer komödiantischen
Sensibilität, die mit Sprache und Mitteln des Jazz mehr zu tun hat als mit
der Effektivität von Gags. Immer wieder dazwischen Momente eines langen
Interviews, Selbstauskünfte eines klugen Clowns, mal mehr „Ich rebelliere
gegen den Irrsinn der Realität“, mal weniger naheliegend „Wenn ich aus
meinem Gefängnis ausgebrochen bin, bin ich nicht frei, sondern allein.“
Einen vermeintlichen privaten Kontext für an ein Publikum gerichtete Komik
freizulegen, bemüht MÜLHEIM TEXAS sich gar nicht. Eher ist ihm dran gelegen, etwas wie ein Prinzip Helge Schneider zu verdeutlichen. Ein Metaklamauk sozusagen, und ein wunderbarer obendrein. D Sebastian Markt
Start am 23.4.2015
¢ b-ware!ladenkino ab Mai
¢ fsk-Kino am Oranienplatz
¢ Hackesche Höfe Kino
D 24
D APRIL 2015
MÜLHEIM TEXAS shows the famously
quirky comedian and jazz musician
Helge Schneider at work: rehearsing
and composing, talking to the press,
and last but not least performing his
deadpan stand-up routines.
I feel stupid and contagious, here we are now, entertain us. Die griffigen
Refrains und Akkorde von „Nirvana“-Songs kennt wohl jeder, der in den
90er Jahren aufgewachsen ist. Die Grunge-Band um den längst zu einer
Ikone der Popkultur avancierten Kurt Cobain erlebte seit dem 1989er
Debütalbum „Bleach“ einen kometenhaften Aufstieg, der mit Cobains
Selbstmord im Jahr 1994 ein jähes Ende fand. Nach Gus Van Sant (LAST
DAYS) und Nick Broomfield (KURT & COURTNEY) nähert sich nun Regisseur Brett Morgen dem Mythos Kurt Cobain. Den Titel entlehnt COBAIN:
MONTAGE OF HECK einem Mixtape des Protagonisten, was überaus passend ist. Ohne ein Übermaß an Interviewpassagen oder einen omnipräsenten Off-Kommentar arrangiert die in Sundance uraufgeführte Doku
verschiedenste Materialien aus dem Cobain-Archiv zu einem musikalischen Porträt.
MONTAGE OF HECK ist der erste Dokumentarfilm über Kurt Cobain, der
offiziell von den Nachkommen autorisiert wurde. Cobains Tochter Frances Bean ist sogar als Produzentin involviert und gewährte Brett Morgen
den Zugang zu bislang meist unveröffentlichten Dokumenten, die viel
über das Innenleben Cobains aussagen. Neben Demoaufnahmen, Gemälden und Skulpturen erzeugen vor allem Homevideos mit Courtney Love
oder 8mm-Aufnahmen aus der Kindheit eine große Intimität. Ebenfalls
sehr gelungen sind animierte Passagen, die sich auf Tagebucheinträge
des Musikers beziehen. Im Verlauf der chronologisch aufbereiteten Doku
arbeitet Morgen die innere Zerrissenheit Kurt Cobains immer nuancierter
heraus. Äußerlich verehrt und höchst erfolgreich, litt der Musiker unter
Minderwertigkeitsgefühlen, die in seiner Drogensucht kulminierten. Im
Zentrum der facettenreichen Doku steht übrigens jederzeit Kurt Cobain
und nicht die Geschichte seiner Band. D Christian Horn
Start am 9.4.2015
¢ Sputnik Kino
OV
+
OMU
Brett Morgen’s documentary picture –
the only film the Cobain family authorized – paints an intimite portrait of the
Nirvana singer who killed himself at
the height of success.
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INDIEKRITIKEN
IN MEINEM KOPF EIN
UNIVERSUM
Originaltitel: Chce sie zyc D Polen 2013 D 112 min D R: Maciej Pieprzyca D B: Maciej Pieprzyca D K: Paweł Dyllus D S: Krzysztof Szpetmanski D M: Bartosz Chajdecki D D: Dorata
Kolak, Arkadiusz Jakubik, Dawid Ogrodnik, Helena Sujecka, Mikołaj Roznerski D V: MFA+
FilmDistribution
Ich bin kein Gemüse!
Der internationale Titel von IN MEINEM KOPF EIN UNIVERSUM lautet
LIFE FEELS GOOD. Dass das Leben für Mateus oder seine Eltern besonders schön ist, würde man erstmal nicht vermuten, wenn man ihn sieht.
Der Junge, der an einer zerebralen Bewegungsstörung leidet, ist schwer
behindert. Mateus Körper ist wie in sich verkantet. Er kann nicht sprechen und nichts greifen und sich nur in ruckhaften, kaum koordinierten
Bewegungen fortbewegen, indem er über den Fußboden rutscht. Als er
ungefähr sieben Jahre alt ist, diagnostizieren die Mediziner auch eine geistige Behinderung. „Ihr Sohn ist wie ein Gemüse“, sagt die Ärztin. Mateus
und die Zuschauer, die an Mateus‘ Innenleben über einen Off-Kommentar teilhaben, wissen es besser. Mateus macht sich Gedanken, was sein
Vater wohl arbeitet, betrachtet die Sterne und entwickelt in der Pubertät
ein Rating-System für Frauenbrüste. Im Kopf ist Mateus so klar wie seine
Eltern, die Nachbarn und die Ärzte, die über ihn befinden, aber er hat
nicht die geringste Möglichkeit, sich verständlich zu machen.
Im Lauf seines Lebens begegnet Mateus wiederholt einfühlsamen Menschen, die ahnen, dass er seine Umgebung mit wachen Augen wahrnimmt. Seine Vorgartenfreundin Anka gehört dazu und seine Eltern. Sie
reden und scherzen mit ihm, wie mit seinen Geschwistern. Einmal zeigt
der Vater ihm, wie ein Mann mit der Faust auf den Tisch haut, ein anderes
Mal veranstaltet die Familie ein Wettrutschen auf dem Wohnzimmerfußboden. Aber eines Tages ist die Kindheit zu Ende. Anka ist weggezogen
und die älter werdende Mutter schafft die Pflege des Sohnes nicht mehr.
Start am 9.4.2015
¢ b-ware!ladenkino DF + OMU
ab Ende April
¢ Bundesplatz Kino
¢ filmkunst66 DF
¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU
¢ Hackesche Höfe Kino OMU
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When the seriously handicapped
Mateus is about seven-years-old, his
doctor tells his parents that their son
has such severe brain damage that he is
“like a vegetable”. But Mateus is as lucid
as his parents, he just doesn’t have any
way to communicate this to them.
Mateus kommt ins Heim. Dort ist er nur noch einer unter vielen. Wie speziell und anders er ist, bemerkt keiner. Dass er einen eigenen Kopf und
einen eigenen Willen hat, darüber macht sich niemand Gedanken – bis
eines Tages eine Sprachtherapeutin in der Klink auftaucht. Sie ermöglicht
es Mateus, sich mit Hilfe eines Zeichensystems zu verständigen. Nach
26 langen Jahren kann Mateus der Welt zum ersten Mal mitteilen, was
er denkt.
EIN MEINEM KOPF EIN UNIVERSUM, der von einer wahren Geschichte
inspiriert wurde, ist angenehm zurückhaltend, fast schon kühl inszeniert.
Die Kamera hält vorsichtig Abstand und lässt den Personen Raum, Musik
ist sparsam eingesetzt und die Szenen im Heim sind in einer realen Institution gedreht. Auch Mateus selbst ist ein eher lakonischer Beobachter, der meist das Positive einer Situation sieht. So ärgert er sich zwar,
wenn er von der verständnislosen Pflegerin im Liegen gefüttert wird, aber
wenn die Schwester ein schönes Dekolleté hat, das dabei gut zur Geltung
kommt, ist das auch ganz schön. Die Zurückhaltung gibt dem Zuschauer
Gelegenheit, sich selbst im eigenen Tempo in Mateus‘ Situation hinein zu
fühlen, die einerseits natürlich sehr speziell ist, andererseits aber auch
sehr grundsätzlich menschlich.
Anders als in vielen Filmen über Menschen mit Behinderung geht es in IN
MEINEM KOPF EIN UNIVERSUM nicht darum, dass Mateus ein „normales“ Leben führen könnte, oder das er trotz seiner Behinderung außergewöhnliche sportliche oder künstlerische Leistungen vollbringen und damit
ein vollwertiges Mitglied der Leistungsgesellschaft sein kann. Es geht
schlicht darum, dass sich jemand verständigen möchte und das nicht
kann. Mateus Problem ist, wie durch ein Vergrößerungsglas betrachtet,
ein Problem menschlicher Kommunikation, das jeder schon erlebt hat.
Um sich als Teil der Welt zu fühlen, ist es notwendig, wahrgenommen zu
werden und eine Wirkung zu haben. Sprechen (oder schreiben, malen,
zeigen) zu können, ist ein mächtiger Zauber und zu erleben, dass das
Ausgesprochene die Welt verändert, ist ein Wunder. Von diesem Wunder
erzaählt IN MEINEM KOPF EIN UNIVERSUM. D Hendrike Bake
APRIL 2015 D
25 D
Deutschland 2014 D 72 min D R: Helen Simon D B: Helen Simon D K: Carla Muresan
D S: Nina Ergang D M: Konstantin von Sichart D V: Basis-Film Verleih
NIRGENDLAND
Dokumentation einer Tragödie
www.alfilm.de
6. Arabisches
Filmfestival
Berlin
Langsam nähert sich die Kamera dem Einfamilienhaus, die schleichende
Bewegung, die den Blick der Zuschauer lenkt, verheißt nichts Gutes. Auf
den ersten Blick repräsentiert dieses beschauliche Zuhause vielleicht das
perfekte Idyll, doch hinter den Wänden fällt diese Illusion in sich zusammen und offenbart eine ungeheuerliche Familientragödie, die sich durch
Generationen zieht. Tina erzählt zunächst erstaunlich gefasst und reflektiert von ihrem Schicksal, dem Missbrauch durch ihren Vater, dem sie seit
frühester Kindheit schutzlos ausgeliefert war, den sie über sich ergehen
hat lassen und lange verdrängt hat, weil sie ihn nicht wahrhaben und sich
ebenfalls der Illusion von der vollkommenen Familie hingeben wollte. Als
sie selbst Mutter einer Tochter wird, will sie alles besser machen und ist
dabei blind für das Offensichtliche, denn der Täter vergreift sich auch
an seinem Enkelkind. Tinas scheinbar so lebensfrohe Tochter Sabine verschweigt den Missbrauch ebenfalls, flüchtet schließlich in Drogen und
Prostitution. Erst in der Therapie kann sie sich ihrer Mutter anvertrauen.
Beide beschließen, den Teufelskreis zu beenden und ihren Vater und
Großvater vor Gericht zu bringen. Als dieser freigesprochen wird, nimmt
sich Sabine das Leben. Regisseurin Helen Simon konterkariert in ihrem
schwer auszuhaltenden Dokumentarfilm NIRGENDLAND die persönlichen Berichte der Mutter und die nüchtern vorgetragenen Protokolle der
Gerichtsverhandlung. Damit stellt sie zunächst Fragen nach dem Umgang
mit Missbrauch in der eigenen Familie, nach Verantwortung, Verdrängung
und Schuld und lenkt danach den Fokus auf den juristischen Umgang
mit Missbrauchsopfern. Ein Film, der nicht verdaulich ist, nicht verdaulich sein soll, der beschäftigen will und muss, weil wir viel zu häufig wegschauen oder uns vom scheinbaren Idyll täuschen lassen. D Jens Mayer
Start am 2.4.2015
¢ Sputnik Kino
8. – 15. April 2015
In her harrowing documentary feature
Helen Simon depicts a horrific case of
child sex abuse and intergenerational
incest. The film asks questions about
dealing with abuse in one’s own family,
responsibility and guilt and looks at
how the law fails victims of abuse.
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INDIEKRITIKEN
Originaltitel: Belluscone. Una storia siciliana D Italien 2014 D 95 min D R: Franco Maresco
D B: Franco Maresco, Claudia Uzzo D K: Luca Bigazzi, Tommaso Lusena, Irma Vecchio D S:
Franco Maresco D V: Daring House
BELLUSCONE –
WARUM DIE ITALIENER
BERLUSCONI LIEBEN
Wir sind alle Freunde hier
Silvio Berlusconi hat in den siebziger Jahren 20 Milliarden Lire für den Aufbau des Privatfernsehens vom 1981 ermordeten Paten Stefano Bontade
erhalten. Regisseur Franco Maresco gelingt es, den Mafiosi und Politiker
Marcello Dell’Utri zu Aussagen über die Geschichte zu bewegen - aber
im entscheidenden Moment fällt das Tonaufnahmegerät aus. In seinem
mit zahlreichen ironischen Volten versehenen Film BELLUSCONI geht es
daher am Ende weniger um die Fakten der Mafia-Kontakte Berlusconis,
als um die Mafia-Kultur in Sizilien, die Berlusconi weiter frenetisch feiert
und unterstützt. Maresco begegnet dabei zum Beispiel dem „Impressario“
Ciccio Mira, der Straßenfeste mit „neomelodischen“ Sängern – Gangsterschlager im Stil von Helene-Fischer-Trottelpop - vor den Häusern von
Mafiabossen organisiert. Mira ist eine sehr spezielle Nummer. Bei jeder
Frage nach der Mafia ist eine Viertelsekunde bevor er spricht, die Lüge,
die gleich über seine Lippen kommen wird, in den Augen zu sehen. Es
macht Spaß ihm zuzusehen, wie er sich windet, vor sich hin fabuliert, mit
dem ganzen Körper aus- und zurückweicht, wenn ihm Fragen unbequem
sind. Seine Sänger senden unverhohlen Grüße an die „Gäste des Staates“
– die inhaftierten Mafiosi. Auf seinen Straßenfesten finden alle Befragten
die Mafia klasse, aber Mira erzählt nur, das „wir hier alle Freunde sind“
und das Berlusconi „viele Freunde hat“. Mira wirkt so irrsinnig korrupt,
dass ich erst einmal nachsehen musste, ob der Mann überhaupt echt ist.
Er ist echt, und offenbar alle anderen Figuren in diesem furchtbar komischen Film, der einen mit einem ungläubigen Kopfschütteln zurücklässt,
ebenfalls. D Tom Dorow
Start am 23.4.2015
¢ Il Kino
OMU
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Satirist Franco Maresco examines the
culture of the neapolitan-sicilian mafia
and their relationship to Silvio Berlusconi. The characters that Maresco
encounters seem so strange they can
hardly be real. But they are.
Schweiz 2013 D 92 min D R: Anna Thommen D B: Anna Thommen D K: Gabriela Betschart
D S: Andreas Arnheiter, Anna Thommen D M: David Rehorek D D: Ehsanullah Habibi, Nazlije
Aliji, Christian Zingg, Hamidullah Hashimi D V: Rise and Shine Cinema
NEULAND
Integration mit Herrn Zingg
Zwei Jahre lang können junge Flüchtlinge zwischen 16 und 20 Jahren in
der Schweiz eine Integrationsschule besuchen. Dort lernen sie Deutsch
und wie man ein Bewerbungsgespräch führt, finden Freunde und erhalten Hilfe. Am Ende dieser Zeit haben sie, wenn sie Glück haben, eine
Aufenthaltsgenehmigung und einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Die
Dokumentarfilmerin Anna Thommen hat in Basel eine solche Integrationsklasse und ihren Lehrer, Herrn Zingg, zwei Jahre lang begleitet. Herausgekommen ist ein sensibler Film über den Alltag von Zuwanderern und das
Porträt eines Ausnahmelehrers. Mit einem ganz eigenen Humor und einer
Mischung aus Hartnäckigkeit, Optimismus und Gelassenheit widmet sich
Herr Zingg seiner Klasse. Als alle nach den ersten Bewerbungsversuchen
bei Schweizer Firmen ziemlich demoralisiert im Klassenzimmer sitzen,
erzählt er ihnen die Parabel vom kleinen FC Basel, der Manchester United geschlagen hat: „Natürlich sind Sie im Nachteil, aber Sie können es
schaffen!“ Bei jedem anderen würde es wie eine Floskel klingen, aber
Herrn Zingg nimmt man ab, dass er an jeden seiner Schützlinge glaubt.
Helfen kann er dennoch nicht allen. Leichtigkeit und Schwere liegen in
NEULAND, wie auch im Alltag der Schülerinnen und Schüler, dicht beieinander. Einmal zeigen alle mit bunten Bindfäden auf einer Weltkarte,
über welchen Weg sie in die Schweiz gekommen sind. Eshanullah aus
Afghanistan war am längsten unterwegs. Über ein Jahr hat es gedauert,
bis er die Schweiz per Auto, Zug und Schlauchboot erreichte. In einer
der nächsten Szenen sieht man wie er die Ablehnung seines Asylantrags
erhält. In einer anderen Schulstunde übt die Klasse, einen Lebenslauf zu
schreiben. Tugce schreibt Stationen eines Teenagerdaseins an die Tafel
„Sport anfangen“, „Sport fertig“, „Alkohol, Zigaretten“. Als nächstes ist
die Albanerin Nazlije an der Reihe. Sie schreibt „Krieg beginnt“, „Mutter
gestorben“, „Neues Kapitel Schweiz“. D Hendrike Bake
Start am 23.4.2015
¢ b-ware!ladenkino
¢ fsk-Kino am Oranienplatz, am 23.4.
um 18 Uhr Premiere in Anwesenheit
von Anna Thommen
¢ Sputnik Kino
For two years young refugees between
16 and 20 years of age were able to
attend a school in Switzerland to learn
German and gain job seeking and interview skills, the documentary filmmaker
Anna Thommen followed one of these
classes and its teacher, Mr. Zingg.
APRIL 2015 D
27 D
INDIEKRITIKEN
Originaltitel: Sadilishteto D Bulgarien 2014 D 107 min D R: Stephan Komandarev
D B: Stephan Komandarev D K: Krasimir Andonov D S: Nina Altaparmakova D M: Stephan
Valdobrev D D: Predrag Manojlović, Hristo Mutafchiev, Assen Blatechki, Ovanes Torosian,
Harry Anichkin, Meto Jovanovski, Luran Ahmeti D V: farbfilm Verleih
JUDGMENT –
GRENZE DER HOFFNUNG
Originaltitel: Efekt domina D Deutschland/Polen 2014 D 76 min D R: Elwira Niewiera, Piotr
Rosołowski D B: Piotr Rosołowski, Elwira Niewiera D K: Piotr Rosołowski D S: Karoline
Schulz, Andrzej Dąbrowski D M: Maciej Cieślak D V: Real Fiction Filmverleih
DOMINO EFFEKT
Ein Land in der Zwischenzeit
Am Rand Europas
Man könnte es als Ironie der Geschichte verstehen: Früher, in Zeiten des
Kalten Krieges trennte die Grenze zwischen Bulgarien und der Türkei den
Ostblock von den Verheißungen der so genannten freien Welt. Damals
versuchten nicht zuletzt viele DDR-Bürger die Grenze in den Bergen zu
überschreiten, heute geht der Weg in die andere Richtung, versuchen
Flüchtlinge über die EU-Außengrenze zu gelangen. Um diese schöne zentrale Metapher hat Stephan Komandarev seinen neuen Film JUDGMENT –
GRENZE DER HOFFNUNG gebaut.
Hauptfigur ist der schweigsame Mityo (Assen Blatechki), der nahe der
Grenze mit seinem Sohn Vasko (Ovanes Torosian) lebt, in Geldnöte gerät
und sich auf einen Vorschlag des ebenso reichen wie skrupellosen Kapitan (Miki Manojlovic) einlässt. Der war einst Grenzsoldat und verhinderte
auf blutige Weise die Flucht aus dem Ostblock, nun lässt er Flüchtlinge
über die Grenze schleppen, auch wenn er die hilfesuchenden Menschen
zutiefst verachtet. Eigentlich wäre dies reichlich Stoff für einen Film, doch
Komandarev will noch mehr erzählen: Von Familienstreitigkeiten, einem
schwelenden Vater-Sohn-Konflikt, einem ungeklärten Verbrechen in der
Vergangenheit. Das Drehbuch, in dem all diese Themen in kaum mehr
als 100 Minuten untergebracht werden, wirkt dadurch manchmal etwas
überfrachtet und konstruiert.
Besonders gelungen ist JUDGMENT – GRENZE DER HOFFNUNG immer
dann, wenn der Film Momente der Lebenswirklichkeit einfängt: Die Hoffnungslosigkeit der Menschen am Rande Europas, abgeschnitten von der
wirtschaftlichen Entwicklung des Kontinents, die Not der Flüchtlinge,
die zu allem Unglück oft auch noch ausgenutzt werden, aber auch die
Momente der Hilfsbereitschaft, wenn Mityo nicht aus Geldnot, sondern
aus Altruismus handelt. D Michael Meyns
Start am 23.4.2015
,
¢ Hackesche Höfe Kino
am 22.4. Premiere um 20 Uhr mit
Gästen
¢ Sputnik Kino OMU
¢ Zukunft
OMU
D 28
D APRIL 2015
When Mityo, who lives next to the
Bulgarian-Turkish border with his son
Vasko, finds himself short of money,
he turns to a rich and ruthless captain.
The latter was once a border police
officer. Now he is smuggling refugees
across the border.
DOMINO EFFEKT erzählt eine sehr spezielle Homestory. Die Protagonisten sind: der amtierende Sportminister von Abchasien Rafael Ampar und
seine russische Ehefrau, die Opernsängerin Natascha. In der Republik
Abchasien, idyllisch am Schwarzen Meer gelegen, einst Teil Georgiens,
nun nach eigenem Verständnis unabhängig, aber lediglich von vier Staaten weltweit anerkannt, führen sie ein bescheidenes und beschauliches
Leben. Er läutet vor einer Handvoll Zuschauer die neue Fußballsaison ein,
begutachtet die Bewerber für die Sportschule und eröffnet die internationale Domino-Weltmeisterschaft. Sie gibt Gesangsunterricht. Als der
Strom ausfällt, meint sie „Unsere Republik ist noch jung, sie entwickelt
sich erst. Manchmal fällt der Strom aus.“ Nach einer Weile ist sie nicht
mehr so gelassen. Es fällt ihr schwer, Zugang zu den Abchasiern zu finden. Arbeit findet sie auch nicht, niemand will eine Russin anstellen. Das
Verhältnis zu Rafael kriselt. Über die komplizierte persönliche Geschichte
erzählt DOMINO EFFEKT auch eine Menge über das winzige, seit der
Vertreibung der Georgier nur noch 250.000 Einwohner fassende Land,
das hierzulande kaum jemand kennt. Wenn Rafael und Natascha in ihrer
Freizeit am Meer sitzen, liegt vor ihnen ein feiner Kieselstrand und hinter ihnen ragen zerschossene Hochhausruinen in den Himmel, die dort
seit dem Krieg in den 90er Jahren vor sich hin gammeln. Ein absurdes,
schönes, seltsames Bild. Viele Bilder und Szenen im Film sind so und
vermitteln das Gefühl in einer Zeitblase zu sein. Das Gestern geht nicht,
das Morgen kommt nicht. In der Zwischenzeit sieht es aus wie im alten
Kiosk an der Straßenecke, der immer wieder im Bild zu sehen ist. Im Kiosk
sitzen zwei alte Männer und spielen Domino. Sie erzählen, das Domino
nach dem Krieg zum Volkssport wurde, „Es hat unsere Nerven beruhigt.
Und so wurden wir zu Profis“. D Toni Ohms
Start am 9.4.2015
,
¢ Hackesche Höfe Kino
am 8.4. Premiere um 20 Uhr mit
Gästen
OMU
The republic of Abkhazia, idyllically
situated on the Black Sea, is a Georgian splinter state. The country’s sport
minister, Rafael Ampar and his Russian
wife, the opera singer, lead a modest
and quiet life.
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INDIEKRITIKEN
Deutschland/Kanada/Schweden/Frankreich/Norwegen 2015 D 118 min D R: Wim Wenders
D B: Bjørn Olaf Johannessen D K: Benoît Debie D S: Toni Froschhammer D M: Alexandre
Desplat D D: Charlotte Gainsbourg, James Franco, Peter Stormare, Patrick Bauchau, MarieJosée Croze, Rachel McAdams D V: Warner Bros.
SZENARIO
EVERY THING WILL BE FINE
Falsche Bewegungen
Der Schriftsteller Tomas (James Franco) ist ein verschlossener Typ. Bei
einem Unfall mit zwei kleinen Jungen, die vor seinen SUV rodeln, kommt
der jüngere Bruder zu Tode. Tomas trifft keine Schuld, aber er fällt in eine
tiefe Depression, und seine Beziehung geht in die Brüche. Er überwindet
die Krise mit Hilfe der Mutter des Jungen (Charlotte Gainsbourg), wird
beruflich erfolgreich und findet eine neue Familie. Wim Wenders hat mit
EVERY THING WILL BE FINE einen seiner besten Filme gedreht. Hier geht
es weniger um Schuld und Vergebung, als um die Spuren, die eine schwere
Krise hinterlässt und wie sie das Leben verändert. Wenders inszeniert die
Momente, in denen eine plötzlich auftretende Situation den Schrecken in
die Gegenwart zurückholt, mit einer körperlichen Präzision, wie sie vielleicht wirklich nur im 3D-Format möglich ist. In einer Szene sind Tomas,
seine neue Freundin Ann und ihre Tochter auf einem Retro-Rummelplatz.
Ann und Tomas wollen zusammenziehen. Sie sind etwas unsicher, wie
ihre Tochter das aufnimmt. Die will vor allem mit dem Riesenrad fahren.
Nach dem Regen sitzt sie allein in der Gondel vor dem Paar. Ein kleiner
Junge mit einer Spielzeugpistole dreht sich zu ihr um und schießt. Die
Eltern sehen die Gondel des Mädchens unter sich verschwinden, dann
sinkt die Kamera, ihre Perspektive übernehmend, dem Boden entgegen.
Vage droht Unheil, aber die Familie ist schon wieder am Boden, als die
Kamera eine falsche Bewegung aufzeichnet, ein plötzliches Umdrehen,
dann ein Zoom und eine gleichzeitige Kamerafahrt, ähnlich wie in Hitchcocks VERTIGO, aber viel kürzer, präziser, räumlicher, körperlich definierter. Es ist noch ein Unfall passiert, eine Frau wurde verletzt, niemand, den
wir kennen. Genauer habe ich das Fahrstuhlgefühl, das einen erwischt,
wenn Momente einen alten Schrecken beschwören, noch nie inszeniert
gesehen. D Tom Dorow
Start am 2.4.2015
¢ b-ware!ladenkino
ab 16.4.
DF
+
OMU
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Tomas, a reclusive writer, kills a little
boy in an accident. He experiences a
heavy crisis, and his relationship falls
apart. The boy’s mother helps him
overcome his self-doubt. Wim Wender’s
wonderful film deals with the aftermath
of a catastrophic experience.
Ein schwarzer Aktenkoffer wird entpackt, der Inhalt vorgetragen. Im Koffer befinden sich: die pedantisch genauen Aufzeichnungen eines bundesdeutschen Unternehmers namens Hans über die Affäre mit seiner
Sekretärin namens Monika, beide ihrerseits verheiratet, im Herbst/Winter 1970. Der Koffer ist echt, Hans und Monika hat es wirklich gegeben.
Zwischenrufe und statistische Ausführungen haben die Filmemacher hinzugefügt. Einer der erstaunlichsten Beiträge zur „Perspektive Deutsches
Kino“ auf der Berlinale 2014.
Deutschland 2014 D 89 min D R: Philip
Widmann, Karsten Krause D D: GustavPeter Wöhler, Odine Johne, Lisa Arndt,
Kenneth Huber, Cora Frost
¢ Sputnik Kino
CAKE
In einer Golden-Globe nominierten Performance spielt Jennifer Aniston
Claire Simmons, eine Frau die bei einem Autounfall ihre Tochter verloren
hat, und seither an chronischen Schmerzen und bitteren Schuldgefühlen
leidet. Auch Claires Ehe ist an den Folgen des Unfalls zerbrochen, einzig
die Haushälterin steht noch zu ihr. Als eine Frau in ihrer Selbsthilfegruppe
Selbstmord begeht, beginnt Claire, sich obsessiv mit Ninas Geschichte
zu beschäftigen. Um zu verstehen, was Nina veranlasste, ihren Sohn zu
zurück zu lassen, sucht sie die Familie auf …
¢ filmkunst66
DF
USA 2014 D 92 min D R: Daniel Barnz
D D: Sam Worthington, Felicity Huffman,
Jennifer Aniston, Chris Messina, Misty
Upham, William H. Macy, Anna Kendrick,
Lucy Punch, Britt Robertson, Camille Guaty,
Mamie Gummer, Rose Abdoo
APRIL 2015 D
29 D
WEITERINDIEKINO
HEUTE BIN ICH SAMBA
EINE NEUE FREUNDIN
Die neue Komödie des ZIEMLICH BESTE FREUNDE-Teams Éric Toledano
und Olivier Nakache: Zehn Jahre schon lebt der aus dem Senegal stammende Samba (Omar Sy) illegal in Paris. Er schlägt er sich mit Aushilfsjobs
durch und ist aktuell als Tellerwäscher in einem großen Nobelrestaurant
beschäftigt. In dieser Situation begegnet er Alice (Charlotte Gainsbourg),
die von ihrem Hauptjob aktuell eine Auszeit nimmt und sich ehrenamtlich für eine Organisation engagiert, die versucht, Einwanderer vor der
Abschiebung zu bewahren.
Claire und Laura waren beste Freundinnen. Als Laura stirbt, bricht nicht
nur für Lauras Ehemann David eine Welt zusammen, sondern auch für
Claire. Nach Tagen rafft sie sich auf, um David zu besuchen – und überrascht David in Lauras Kleidern. Ohne es recht zu wollen wird Claire
Davids Vertraute. Sie begleitet ihn auf seiner allerersten Shoppingtour in
„full drag“ und genießt die Spannung zwischen Abscheu und erotischer
Anziehung, die sie dabei empfindet. Ihrem Ehemann erzählt sie nichts,
sondern erfindet stattdessen eine neue Freundin: Virginia.
¢ Acud Kino DF
¢ b-ware!ladenkino DF + OMU
¢ Bali Kino DF
¢ Bundesplatz Kino DF + OMU
¢ Sputnik Kino DF + OMU
Frankreich 2014 D 115 min D R: Eric
Toledano, Olivier Nakache D D: Charlotte
Gainsbourg, Tahar Rahim, Omar Sy, Izïa
Higelin
¢ Acud Kino
¢ b-ware!ladenkino DF + OMU
¢ Bundesplatz Kino DF + OMU
¢ Eva Lichtspiele DF + OMU
¢ filmkunst66 DF
¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU
¢ Hackesche Höfe Kino OMU
¢ Xenon Kino OMU
3 HERZEN
CHAPPIE
AFRIKA – DAS
MAGISCHE KÖNIGREICH
CITIZENFOUR
¢ b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino, Eva
Lichtspiele, Union Filmtheater
¢ Bali Kino, Union Filmtheater
ALS WIR TRÄUMTEN
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino
LEVIATHAN
ALTMAN
Regisseur Andrei Petrowitsch Zvyagintsev hat mit LEVIATHAN eine unerbittliche Parabel auf das allmächtige absolutistische Staatsmonster
und den vergeblichen Widerstand des Individuums erschaffen. Der Film
erzählt die Geschichte des kleinen Automechanikers Nikolai, der verbissen gegen den korrupten Bürgermeister kämpft. Mit der Hilfe von Staat,
Kirche und Gesetz will dieser ihn zwangsenteignen und sich das Grundstück an der Barentssee, das Nikolais Familie seit Generationen gehört,
für einen Spottpreis unter den Nagel reißen.
AMERICAN SNIPER
¢ Acud Kino DF
¢ b-ware!ladenkino DF + OMU
¢ Bali Kino DF
¢ Sputnik Kino DF + OMU
¢ Union Filmtheater DF
D 30
D APRIL 2015
¢ Filmrauschpalast
Russland 2014 D 140 min D R: Andrei
Zvyagintsev D D: Vladmir Vdovichenkov,
Roman Madyanov, Elena Lyadova, Aleksey
Serebryakov, Anna Ukolova
Originaltitel: Une nouvelle amie D Frankreich 2013 D 105 min D R: Francois Ozon
D D: Romain Duris, Anaïs Demoustier,
Raphaël Personnaz, Michèle Raingeval,
Jean-Claude Bolle-Reddat
¢ Union Filmtheater
DAS ANDERE ROM –
SACRO GRA
¢ fsk-Kino am Oranienplatz, Hackesche
Höfe Kino
BIRDMAN ODER
(DIE UNVERHOFFTE
MACHT DER AHNUNGSLOSIGKEIT)
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino,
Filmrauschpalast, Hackesche Höfe Kino
¢ Filmrauschpalast
Citizen Four, Acud Kino, Xenon Kino
¢ Acud Kino, Xenon Kino
DAS EWIGE LEBEN
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FIFTY SHADES OF
GREY
¢ Union Filmtheater
FRAU MÜLLER
MUSS WEG
¢ Bali Kino, Union Filmtheater
GUARDIANS OF
THE GALAXY
¢ Filmrauschpalast (OV)
HEUTE BIN ICH
SAMBA
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HONIG IM KOPF
¢ Union Filmtheater
WEITERINDIEKINO/INDIEKINDER
THE IMITATION
GAME
SOMETHING MUST
BREAK
KINDERFILME
A–Z
PÜNKTCHEN UND
ANTON (1953)
KINGSMAN: THE
SECRET SERVICE
STILL ALICE –
MEIN LEBEN OHNE
GESTERN
ASTERIX IM LAND
DER GÖTTER
QUATSCH UND DIE
NASENBÄRBANDE
BAYMAX - RIESIGES
ROBOWABOHU
RICO, OSKAR UND
DIE TIEFERSCHATTEN
¢ Bali Kino
¢ Union Filmtheater
LEVIATHAN
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fsk-Kino am Oranienplatz, Sputnik Kino,
Union Filmtheater
DAS MÄDCHEN
HIRUT
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Eva Lichtspiele, Hackesche Höfe Kino
A MOST VIOLENT
YEAR
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Kino, Union Filmtheater
N – DER WAHN DER
VERNUNFT
¢ b-ware!ladenkino, Hackesche Höfe Kino
NATIONAL GALLERY
¢ Acud Kino
EINE NEUE
FREUNDIN
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fsk-Kino am Oranienplatz, Hackesche
Höfe Kino, Xenon Kino
PEPE MUJICA –
DER PRÄSIDENT
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Höfe Kino
DIE REISE ZUM
SICHERSTEN ORT
DER WELT
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Union
Filmtheater, Hackesche Höfe Kino
RUINED HEART:
ANOTHER LOVE
STORY BETWEEN
A GANGSTER AND
A WHORE
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DAS SALZ DER
ERDE
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SELMA
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TIMBUKTU
¢ Acud Kino
TOD DEN HIPPIES!!
ES LEBE DER PUNK
¢ Hackesche Höfe Kino
TRISTIA – EINE
SCHWARZMEER-ODYSSEE
¢ Acud Kino, Hackesche Höfe Kino
VERFEHLUNG
¢ filmkunst66
VERSTEHEN SIE
DIE BÉLIERS?
¢ Bundesplatz Kino, Union Filmtheater
LA VIE EN ROSE
¢ Union Filmtheater
VIEL GUTES
ERWARTET UNS
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¢ Union Filmtheater
¢ b-ware!ladenkino (3d), filmkunst66,
Union Filmtheater
DER BLAUE TIGER
SPATZENKINO:
MIT HILFE
¢ Acud Kino
¢ Bali Kino
ELLA UND DER
­SUPERSTAR
¢ Acud Kino, Union Filmtheater
FÜNF FREUNDE 4
¢ Bali Kino, Union Filmtheater
HOME – EIN SMEKTAKULÄRER TRIP
¢ b-ware!ladenkino (3D)
KINDERFILM
DES MONATS:
­TROMMELBAUCH
VON MENSCHEN
UND PFERDEN
DER KLEINE DRACHE KOKOSNUSS
WER RETTET WEN?
¢ Acud Kino, Union Filmtheater
WEAK HEART DROP
¢ Acud Kino, Bundesplatz Kino
WHIPLASH
¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater
WILD TALES –
JEDER DREHT MAL
DURCH
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino
DER KLEINE RABE
SOCKE
¢ Sputnik Kino
LAND DER WUNDER
¢ Bali Kino
LOLA AUF DER
­ERBSE
¢ Sputnik Kino
MANOLO UND DAS
BUCH DES LEBENS
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino,
Filmrauschpalast
¢ filmkunst66
ZU ENDE IST ALLES
ERST AM SCHLUSS
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino
¢ Bundesplatz Kino, Union Filmtheater ,
Hackesche Höfe Kino
¢ Acud Kino
SHAUN DAS SCHAF
¢ Hackesche Höfe Kino
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¢ b-ware!ladenkino
BIBI UND TINA VOLL VERHEXT
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Xenon Kino, Alle Termine unter www.
kinderkinobuero.de, Vorbestellungen
unter 030/235 562 51
THE VISITOR
¢ Bundesplatz Kino
PADDINGTON
DIE PINGUINE VON
MADAGASCAR
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¢ Bali Kino, Eva Lichtspiele, Xenon Kino,
alle Termine unter www-spatzenkino.de,
Vorbestellungen unter 030/449 47 50
SPONGEBOB
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… UND ACTION:
RICO, OSKAR UND
DIE TIEFERSCHATTEN
¢ Bundesplatz Kino
WINNETOUS SOHN
¢ b-ware!ladenkino
KINDERKINO IM
INDIEKINO
ACUD KINO
TÄGLICH
B-WARE! LADENKINOTÄGLICH
BALI KINO
DO, FR, SA, SO
BUNDESPLATZ KINO DO, FR, SA, SO
EVA-LICHTSPIELE DO, FR, SA, SO
FILMKUNST66
DO, FR, SA, SO
SPUTNIK KINO
DO, FR, SA, SO
TILSITER LICHTSPIELE DO, FR, SA, SO
UNION FILMTHEATERDO, FR, SA, SO
XENON KINO wechselnde Termine
ZUKUNFT
DO, FR, SA, SO
Eine aktuelle­
Programmübersicht
über alle KinderfilmTermine finden
Sie auf
www.indiekino.de
¢ b-ware!ladenkino
APRIL 2015 D
31 D
FSK-KINO AM ORANIENPLATZ
BUNDESPLATZ KINO
FILMPOLSKA FILMFESTIVAL
D 32
D APRIL 2015
Bereits seit 10 Jahren präsentiert filmPOLSKA polnisches Kino in Berlin.
Im Mittelpunkt stehen dabei immer aktuelle Produktionen, flankiert von
Sonderprogrammen, Filmgesprächen, Praxisworkshops und einer Retrospektive. Die Jubiläumsausgabe eröffnet mit dem lakonischen Roadmovie
IDA von Paweł Pawlikowksi, das in diesem Jahr mit dem Oskar für den besten nicht-englischsprachigen Film ausgezeichnet wurde. Mehr Neues Polnisches Kino ist in der gleichnamigen Reihe zu sehen: In seinem Filmdebüt
HARDKOR DISKO erzählt Krzysztof Skonieczny von einer unmöglichen jungen Liebe in einer Welt der Künstler und Partys, in der schwarzen Komödie
KEBAB I HOROSKOP (KEBAB & HOROSCOPE) von Grzegorz Jaroszuk versuchen ein arbeitsloser Kebab-Verkäufer und ein arbeitsloser Horoskop-Texter
einen Teppichladen zu retten, und in JASKÓŁKA (THE CAGED SWALLOW)
skizziert Bartosz Warwas in Fragmenten und Momentaufnahmen die Suche
INDIEKINOHIGHLIGHTS
Kebab i Horoskop
einer jungen Frau nach innerem Frieden. Auch die 2013 entstandene filmische Walesa-Biographie WAŁĘSA. CZŁOWIEK Z NADZIEI (WALESA. MAN
OF HOPE) von Oscar-Preisträger Andrzej Wajda steht auf dem Programm.
amerikanischer Pilot inmitten des Aufstands drehten, restauriert, koloriert, mit Hilfe von Sprachwissenschaftlern vertont, und zu einer 87-minütigen Dokumentation montiert.
Ein besonderes Festivalhighlight ist die Aufführung von zwei Projekten
des Regisseurs Jan Komasa. Sein Spielfilm MIASTO 44 (WARSCHAU 44),
die bislang teuerste und aufwändigste Produktion der polnischen Filmgeschichte, erzählt in spektakulären Bildern vom Freiheitskampf der Polen
gegen die deutschen Besatzer während des Warschauer Aufstands 1944.
Mindestens ebenso beeindruckend dürfte der Dokumentarfilm POWSTANIE WARSZAWSKIE (WARSAW UPRISING) sein. Mit Hilfe eines Teams
von Experten und modernster Technik wurden neun Stunden Originalfilmaufnahmen, die zwei Soldaten der polnischen Untergrundarmee und ein
Angehenden Filmemachern bietet die Sektion Kinoedukacja wie immer
die Chance, von deutschen oder polnischen Regisseuren zu lernen. Seminarleiter ist diesmal Robert Thalheim (AM ENDE KOMMEN TOURISTEN).
Die diesjährige Retrospektive ist der Regisseurin Agnieszka Holland
gewidmet, die ihre Karriere als Assistentin von Andrzej Wajda begann
und mittlerweile überwiegend in den USA arbeitet. Zu ihren hierzulande
bekanntesten Arbeiten gehören HITLERJUNGE SALOMON (D/F/PL
1990) und THE SECRET GARDEN (USA/GB 1993). www.filmpolska.de
 22. – 29.4.
APRIL 2015 D
33 D
INDIEKINOHIGHLIGHTS
For the Birds
ACUD KINO
SHORTS ATTACK: REALITY CHECK
Tanzende Krieger versus Überwachungsstaat, Rasenmäher versus Sport,
Falschparker treffen auf Faschos und Religionen mischen auf. Die filmische
Überprüfung der Wirklichkeit führt von Deutschland nach Bulgarien, Dänemark, Schweden, Österreich, Finnland, in den Iran und die USA. Sprechblasen
singen, ein altes Volkslied wird brandneu interpretiert, Migranten treffen sich
zum Filmemachen, im Flugzeug gibt es weltanschauliche Turbulenzen und
Mythen ewig gestriger Helden wanken auf den Sockeln. Kurzfilmprogramm.
www.shortsattack.com  1.4. um 21 Uhr
FILMRAUSCHPALAST
FANTASTIC WORLDS
In der Reihe Fantastic Worlds zeigt der Filmrauschpalast im April zwei Klassiker von Ridley Scott. Der Horror-Science-Fiction-Thriller ALIEN - DAS
UNHEIMLICHE WESEN AUS EINER FREMDEN WELT (GB/USA 1979, DF)
mit H.R. Gigers Techno-Monster startete das Alien-Genre und machte erstmals im westlichen Kino eine Frau zur Heldin eines Action Films. Im philosophisch endenden BLADE RUNNER (USA/HK/GB 1982, OmU), inspiriert
von Philip K. Dicks Roman „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“,
verbinden sich Film Noir und Dystopie mit dem Inferno einer futuristischen
und von Syd Mead spektakulär designten Metropole. Beide laufen als Director‘s Cut-Version im 35mm-Scope-Format auf der Panoramabildwand, am
Wochenende auch als Double Feature. www.filmrausch.de
D 34
D APRIL 2015
FILMKUNST66
PREVIEW: HUICHOLES: THE
LAST PEYOTE GUARDIANS
Die Huicholes oder auch Wixárika sind eine der letzten indigenen Kulturen Lateinamerikas. Sie leben in Mexiko in der westlichen Sierra
Madre. HUICHOLES: THE LAST PEYOTE GUARDIANS begleitet den
Schamanen José Luis Ramírez und seine Familie auf ihrer alljährlichen Pilgerreise in die Wirikuta Wüste und zum Cerro Quemado, dem
“Geburtsort der Sonne”. Wirikuta ist für die Huicholes das „Herz der
Welt“, ein heiliger Ort und Lebensraum des Peyote-Kaktus, der eine
zentrale Rolle in ihrer traditionellen Medizin spielt. Dieses Land ist
bedroht: Wirikuta ist reich an Gold, Silber und anderen wertvollen
Mineralien. Im Jahr 2010 erteilte die mexikanische Regierung Baugenehmigungen an mehrere kanadische Bergbauunternehmen in
einem Naturschutzgebiet von 140.000 Hektar Ausdehnung im mexikanischen Bundesstaat San Luis Potosí. In seinem Dokumentarfilm
erzählt Regisseur Hernán Vílchez von der Tradition der Huicholes,
von ihrem Alltag und von ihrem politischen Kampf gegen die Großkonzerne. Zur Preview im filmkunst66 werden der Regisseur Hernán
Vílchez und José Luis Ramírez anwesend sein. www.filmkunst66.de,
www.huicholesfilm.com  15.4. um 20 Uhr
Samaki Mchangani
100% Dakar – More than Art
INDIEKINOHIGHLIGHTS
BUNDESPLATZ KINO
BERLIN-FILM-MATINEE
Immer sonntags um 11 Uhr – und zusätzlich am Karfreitag und Ostermontag –
laufen im Bundesplatz Kino Filme aus und über Berlin. Im April sind das noch
einmal drei Dokumentationen von Helga Reidemeister: DER GEKAUFTE TRAUM
(D 1977, 3.4.) über eine Arbeiterfamilie aus dem Märkischen Viertel, DREOHRT
BERLIN (D 1988, 5.4.) über die gar nicht so unähnlichen Wünsche, Hoffnungen
und Träume beiderseits der Mauer und LICHTER AUS DEM HINTERGRUND
(D 1998, 6.4.) über das Leben der Mauerkinder-Generation. Am 12.4. läuft zur
Eröffnung der Ausstellung Lichtspiele (siehe auch Seite) der Berlin-Film aller
Berlin-Filme: BERLIN. DIE SINFONIE DER GROßSTADT (1927) von Walter Ruttmann, und an den letzten beiden Sonntagen Harald Bergmanns BRINKMANNS
ZORN (2005, 19.4. + 26.4.) über den deutschen Avantgarde-Lyriker Rolf-Dieter
Brinkmann und sein Spätwerk, „eine der größten Beschimpfungen der Gegenwart, die je geschrieben wurden“ (Bergmann). www.bundesplatz-kino.de
 Karfreitag, Ostermontag und immer am Sonntag um 11 Uhr
Brinkmanns Zorn
SPUTNIK KINO
COFFI KINO
Auf das COFFI - Italian Film & Art Festival Berlin, das im Juli zum zweiten
Mal italienisches Kino, Kunst und Kultur nach Berlin bringen wird, kann man
sich jetzt schon mal einstimmen. Im Sputnik Kino zeigt das Festival in der
Reihe Coffi Kino im April, Mai und Juni jeweils einen italienischen Film, im
Anschluss gibt es einen Aperitif und Filmgespräche über den Dächern von
Berlin. Den Auftakt macht im April Jan Henrik Stahlbergs bitterböse Satire BYE
BYE BERLUSCONI!, die 2005 im Panorama der Berlinale zu sehen war. In der
fiktiven Dokumentation, in der Silvio Berlusconi Bürgermeister von Entenhausen ist und statt mit Medien mit Melonen handelt, vermischen sich Realität
und Fiktion aufs Feinste. Zur Diskussion im Anschluss ist die Hauptdarstellerin und Drehbuchautorin Lucia Chiarla anwesend. www.coffi-festival.de,
www.sputnik-kino.de  12.4. um 20 Uhr
HACKESCHE HÖFE KINO
AFRICAVENIR
Die panafrikanische Kulturinitiative AfricAvenir lädt mehrmals im
Monat zu Filmvorführungen und Gesprächen ins Hackesche Höfe
Kino ein. Am 5. April wird 100% DAKAR – MORE THAN ART (Österreich/Senegal 2014, 62 min, OmU, R: Sandra Krampelhuber) gezeigt,
ein Portrait der urbanen Kunst- und Kulturszene in der Hauptstadt
des Senegal. Der Film führt durch eine Stadt, die sich durch eine
enorme kreative Energie auszeichnet, und stellt junge Kunst- und
Kulturschaffende als die „cultural warriors“ ihrer Generation vor:
Modedesigner, Hip Hop Musikerinnen, Graffiti Künstler, Tänzer,
Künstlerinnen und kulturelle Aktivisten. Zu Gast: Sandra Krampelhuber und Sista Fa. Am 15.4. läuft ein Doppelprogramm mit zwei vielfach ausgezeichneten Kurzfilmen von Amil Shivji. SAMAKI MCHANGANI/FISH OF THE LAND (2014, OmeU) beschäftigt sich mit dem
„Africa rising“-Phänomen. Am Tag als Godfreys Mobilfunkunternehmen ans Netz geht - das erste in Tansania – ist er in einen tödlichen
Unfall verwickelt. Der junge, ehrgeizige Unternehmer trifft eine Reihe
von Entscheidungen, die ein ambivalentes Licht auf den Aufschwung
werfen. SHOESHINE (2013, OmeU) spielt in den geschäftigen Straßen von Daressalam und zeigt die Stadt und ihre Bewohner, vom
Lokalpolitiker über die Studenten bis hin zum Teeverkäufer nebenan,
aus der Perspektive eines Schuhputzjungen. Zu Gast: Amil Shivji.
www.africavenir.de
 5.4. um 17 Uhr: 100% DAKAR – MORE THAN ART
 15.4. um 20 Uhr: SAMAKI MCHANGANI & SHOESHINE
APRIL 2015 D
35 D
INDIEKINOHIGHLIGHTS
BUNDESPLATZ KINO
PSYCHE UND FILM
Come Back, Africa
In Zusammenarbeit mit der C.G. Jung-Gesellschaft zeigt das Bundesplatz Kino
einmal im Monat einen Film mit einer psychoanalytischen Einführung. Im April
ist das der Thriller GONE GIRL – DAS PERFEKTE OPFER (USA 2014, R: David
Fincher) nach dem gleichnamigen Roman von Gillian Flynn: Am fünften Hochzeitstag von Amy und Nick Dunn verschwindet Amy spurlos. Zuerst sieht es nach
einer gewaltsamen Entführung aus, dann verdichten sich die Anzeichen, dass
die Entführung vorgetäuscht ist. Aber Nick beharrt auf seiner Unschuld. GONE
GIRL ist ein Film voller falscher Fährten und unglaubwürdiger Zeugen. Mit einer
Einführung von Donat Heusch. www.bundesplatz-kino.de  28.4. um 20.30 Uhr
BALI KINO
DAS EINE UND DAS ANDERE
AFRIKA
Das Bali Kino kontrastiert Perspektiven auf den afrikanischen Kontinent, die unterschiedlicher gar nicht sein könnten. Die Dokumentation AFRIKA – DAS MAGISCHE KÖNIGREICH (GB 2015, R: Patrick
Morris, Neil Nightingale) richtet sich vor allem an Familien und bietet
in bester BBC-Naturfilm-Tradition eindrucksvolle Naturaufnahmen.
Die Entdeckungsreise mit Stationen in sieben unterschiedlichen
Regionen des Kontinents beginnt im geheimnisvollen Regenwald des
zentralafrikanischen Gabun und führt später unter anderem nach
Ruanda, wo mit dem Berggorilla eine der am stärksten bedrohten
Tierarten der Welt zu Hause ist.
Einen politischen Blick auf Afrika werfen die beiden anderen Filme
der kleinen Reihe. In COME BACK, AFRICA (Südafrika/USA 1959,
R: Lionel Rogosin), verlässt der junge Zachariah, ein Zulu, seine
Familie, um in den Goldminen Johannesburgs Arbeit zu finden. Da
er keine Papiere hat, muss er sich mit Nebenjobs durchschlagen.
In der frühen Anklage gegen das Regime der Apartheid ist Miriam
Makeba in einer ihrer ersten Rollen zu sehen. Der Dokumentarfilm
DIE PIROGE/LA PIROGUE (Frankreich/Senegal/Deutschland 2012)
erzählt vom Fischer Baye Laye, der sich widerwillig als Kapitän an­heuern lässt, um eine Gruppe von Migranten über den Atlantik zu
den Kanarischen Inseln zu bringen. Über die Entstehung seines Films
sagt Regisseur Moussa Touré: „Im Senegal hat sich eigentlich aus
jeder Familie jemand mit einem Boot auf den Weg gemacht, um sein
Glück in Europa zu suchen“. www.balikino-berlin.de
 16. – 19.4. um 18 Uhr: AFRIKA - DAS MAGISCHE KÖNIGREICH
 20.4. um 18 Uhr: COME BACK, AFRICA, anschließend Diskussion
 21. + 22.4. um 18 Uhr: DIE PIROGE
ACUD KINO
CINEMA FOR PEACE
­FOUNDATION: E-TEAM
An jedem letzten Donnerstag im Monat – im April ausnahmsweise mal am
vorletzten Donnerstag - präsentiert die Cinema for Peace Foundation einen
Film zu einem aktuellen politischen Thema mit anschließendem Gespräch im
Acud Kino. Diesen Monat läuft der Dokumentarfilm E-TEAM (USA 2014, 88
min, OV (Englisch), R: Katy Chevigny, Ross Kauffman). Das E-Team (Emergency
Team) von Human Rights Watch wird immer dann gerufen, wenn in unzugänglichen Diktaturen Greueltaten begangen werden. Die hochintelligenten Ermittler dokumentieren die Vergehen, sichern Beweise und berichten der Weltöffentlichkeit. E-TEAM begleitet vier Teammitglieder nach Syrien und Libyen wo
Bombensplitter, Einschusslöcher und anonyme Gräber den Verdacht von koordinierten Angriffen durch Bashar al-Assad und den inzwischen verstorbenen
Muammar Gaddafi erhärten.
Im Anschluss an den Film findet ein Gespräch mit Fred Abrahams (Human
Rights Watch) statt. www.cinemaforpeace-foundation.com, www.acudkino.de
 23.4. um 19 Uhr
D 36
D APRIL 2015
Afirka – Das magische Königreich
EVA LICHTSPIELE
DER ALTE DEUTSCHE FILM
Immer mittwochs um 15.45 zeigen die Eva-Lichtspiele historische deutsche Filme aus den 1920er – 1940er Jahren. Die Reihe wird von Martin
Erlenmeier kuratiert, der auch zu jedem Film eine Einführung hält. www.
eva-lichtspiele.de
Ein steinreicher Mann
DIE FROMME LÜGE
HEIMWEH
Pola Negris letzter Film in
Deutschland. Reißerisches Melodram um den Leidensweg einer
bekannten Sängerin, die einen
erwachsenen unehelichen Sohn
hat: einen Hallodri und leidenschaftlichen Rennfahrer ...  1.4.
Gustav Knuth verkörpert sehr
überzeugend einen Fischer, den
Abenteuerlust und Fernweh übermannen... Mit Außenaufnahmen
von New York und der Kurischen
Nehrung.  22.4.
1937, R: Nunzio Malasomma, D: Pola Negri,
Hermann Braun, Herbert Hübner
KRACH IM VORDERHAUS
1941, R: Paul Heidemann, D: Mady Rahl,
Rotraut Richter, Carl-Heinz Schroth
Die Fortsetzung vom HINTERHAUS-Komödien-Kracher. Berliner
Typen, echte Schnauze und
Rotraut Richter singt „Ich bin ein
Berliner Kind“ von Willi Kollo.  8.4.
DIE HERREN VOM
MAXIM
1933, R: Carl Boese, D: Lee Parry, Johannes
Riemann, Oskar Karlweis, Leo Slezak,
Amüsante Tonfilm-Operette mit
vorzüglicher Musik von Oscar
Straus und den Tanzgirls vom
Maxim. Franz Grothe dirigiert das
Orchester Oscar Joost.  15.4.
1937, R: Jürgen von Alten, D: Gustav Knuth,
Carsta Löck, Hilde Seipp, Walter Franck
AB 23. APRIL IM KINO
EIN STEINREICHER
MANN
1932, R: Stefan Szekely, D: Curt Bois, Dolly
Haas, Adele Sandrock, Paul Hörbiger
“Respektlose Komik, ein sicheres
Gespür für Tempo und das unwiderstehliche Gespann Bois und
Haas machen den ‘steinreichen
Mann’ zu einem immer noch
verborgenen Juwel der Filmgeschichte.” (Cinegraph).  29.4.
INTERNATIONALE
HOFER FILMTAGE
DEUTSCHLAND 2014
WARSAW
FILM FESTIVAL
POLEN 2014
HAIFA INTERNATIONAL
FILM FESTIVAL
ISRAEL 2014
JUDGMENT
GRENZE DER HOFFNUNG
PREMIERE AM MI., 22. APRIL UM 20 UHR
IN ANWESENHEIT DES REGISSEURS
IM HACKESCHE HÖFE KINO
WWW.JUDGMENT-FILM.DE
INDIESERVICE
DIE INDIEKINOS
ACUD KINO
MITTE 1
EISZEIT KINO
KREUZBERG 5
Veteranenstr. 21, 10119 Berlin
Telefon: 030/44 35 94 98,
Mail: kino@acud.de,
www.acudkino.de U8, M1 Rosen­
thaler Platz, M8/12 Brunnenstr./
Invalidenstr., S1/2 Nordbahnhof
Zeughofstr. 20, 10997 Berlin
Telefon: 030/611 60 16,
Mail: info@eiszeit-kino.de,
www.eiszeit-kino.de
U1, M29, N1 Görlitzer Bahnhof
B-WARE!
LADENKINO
FRIEDRICHSHAIN
2
Gaertnerstr. 19, 10245 Berlin
Telefon: 030/63 41 31 15
ladenkino.de
S+U-Bahnhof Frankfurter Allee,
Bus 240 Boxhagener Platz, Tram
13 Wühlischstraße
BALI KINO
ZEHLENDORF  3 
Teltower Damm 33, 14169 Berlin
Telefon: 030/811 46 78,
www.balikino-berlin.de
S-Bahnhof Zehlendorf
BUNDESPLATZ-KINO
WILMERSDORF 4
Bundesplatz 14, 10715 Berlin
Telefon: 030/85 40 60 85,
Mail: kino@bundesplatz-kino.de,
www.bundesplatz-kino.de
U9, S 41/42/46, Bus 248/N9
U+S-Bahnhof Bundesplatz
TILSITER
­LICHTSPIELE
FRIEDRICHSHAIN
Segitzdamm 2, 10969 Berlin
Telefon: 030/614 24 64,
Mail: post@fsk-kino.de,
www.fsk-kino.de
U8, Bus M29/140/N8 Moritzplatz, U1 Kottbusser Tor
Richard-Sorge-Str. 25a,
10249 Berlin
Telefon: 030/426 81 29, Mail:
programm@tilsiter-lichtspiele.de,
www.tilsiter-lichtspiele.de
U5 Frankfurter Tor, Weberwiese, M10 Bersarinplatz,
Straßmannstraße
HACKESCHE HÖFE
KINO MITTE 10
EVA-LICHTSPIELE
BERLIN
WILMERSDORF 6
7
Bleibtreustr. 12, 10623 Berlin
Telefon: 030/882 17 53,
Mail: mail@filmkunst66.de,
www.filmkunst66.de
S-Bahnhof Savignyplatz
FILMRAUSCH­PALAST
MOABIT 8
Lehrter Str. 35, 10557 Berlin
Telefon: 030/394 43 44,
Mail: info@filmrausch.de,
www.filmrausch.de
Hauptbahnhof + 10 min Fußweg,
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Filmtexte: Hendrike Bake, Tom Dorow, Thomas Groh, Christian Horn, Carla
MacDougall, Sebatsian Markt, Jens Mayer, Michael Meyns, Toni Ohms,
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Texte Kinohighlights: INDIEKINO BERLIN und Kinos
Grafik: Michael Zettler, Nora Wiesner (Zett Media)
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INDIENACHBILD
Am längsten haben wir in diesem Monat in der Redaktion über einen Film geredet, den wir noch gar nicht gesehen
haben. POWSTANIE WARSZAWSKIE/WARSCHAUER AUFSTAND (Polen 2014, R: Jan Komasa), der im Rahmen von
filmPOLSKA seine deutsche Premiere hat, kündigt sich mit einem Trailer an, der einem den Boden unter den Füßen
wegzieht. Der Film zeigt Originalaufnahmen aus Warschau, 1944 aufgenommen von zwei Kameraleuten der polnischen
Armee und einem amerikanischen Offizier, der aus einem deutschen Gefangenenlager geflohen war. Diese Aufnahmen
wurden digital bearbeitet und koloriert. Es gibt einen musikalischen Soundtrack, aber auch eine intensive Atmosphärentonspur. Mit Hilfe von Experten im Lippenlesen wurde der Film synchronisiert und mit einer Tonspur versehen, in der
jeder Schuss, jede Explosion mit dem Ton von Originalwaffen unterlegt wurde. Der Effekt ist erschütternd. Die Aufnahmen wirken wie moderne Kinofilmbilder, der Sound gibt den Bildern eine unheimliche Präsenz. Die historische Distanz,
die dokumentarische Bilder aus dem zweiten Weltkrieg sonst immer mittransportieren, fällt weg. Das Haus auf dem
Bild oben hat wirklich gebrannt, der Schutt war wirklich einmal eine Küchenwand. Der Film vermittelt mehr als einen
sinnlichen Eindruck davon. Er macht die Vergangenheit gegenwärtig, und lässt ebenso über die Distanz erschrecken,
die wir sonst spüren, wie über die Effizienz mit der die artifiziellen Mittel eine furchtbare Authentizität produzieren.
NACHBILD
VORSCHAU
INDIEKINO IM MAI
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DAS LEBEN SÜSS, FAULHEIT STÄRKT DIE GLIEDER Arbeit nach Wunsch
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