gesamte Rezension lesen

Transcription

gesamte Rezension lesen
Sims-O-Vibe - Chris Vega
Der gute Matthias Simoner (Christina Stürmer Band und wie auch ich stolzer Music Man Endorser) hat ein
Pedal gebaut. Nicht nur dass....er hat es mir auch zum Testen geschickt. Ich bin davon so begeistert, dass
ich dazu glatt einen Testbericht schreiben musste. Für die Gitarristen unter Euch..seht selbst :
Wein , VIBE und Gesang.
Testbericht des „Sims-o-Vibe“ von Matthias Simoner (Christina Stürmer Band)
By Chris Vega
Wir schreiben das Jahr 2012….unendliche Weiten..unendliche Möglichkeiten. Gerade im Gitarrensektor
wird alles kleiner, kompakter, schneller, billiger und jeder bastelt an der gitarristischen, eierlegenden Wollmilchsau.. Multieffekte gehören mittlerweile schon beinahe zum „veralteten“ Standard.
Oftmals stehen nichtmal mehr Amps oder Racks auf der Bühne. Plug in´s werden zur Tagesordnung.
Vorbei die Zeit von Kühlschrankhohen Racks, 4 x12er Wände und Full Stacks.
Christoph Kemper revolutioniert den Amp-Markt mit dem „Kemper Profiling Amp“ was für mich persönlich
sowas wie das Napster für die drei großen Marshall, Mesa und Fender war…
Ein junger Recke macht es sich trotz dieser Entwicklungen zur Aufgabe, einen geliebten, beinahe verloren
geglaubten Sound wieder in aller Munde zu bringen. Analog und zum drauftreten. Ganz einfach !!!
Matthias Simoner, bekannt als erster Gitarrist des Queen Musicals „We Will Rock you“ und seit 2009 fester,
unverzichtbarer Bestandteil der Christina Stürmer Band war es einfach leid, schlechte Uni-Vibe sounds
zu hören und hat kurz entschlossen mit zwei Bekannten ein eigenes Pedal konzipiert und schlussendlich
gebaut.
Wenn ich an Uni-Vibe Sounds denke, denk ich natürlich unweigerlich an Jimi Hendrix und danach David
Gilmour. Natürlich auch an meine persönlichen Helden Steve Lukather und Michael Landau.
Großartige Univibe Sounds hört man bei Steve Lukather zb. bei dem Meisterwerk „Tears of my own shame“
von dem selbstbetitelten Album „Luke“ , oder beinahe durchgängig auf Michael Landaus Musikgewordenem
LSD Trip „The Star spangled Banner“. Beide sind erklärtermaßen riesige Hendrix Fans und dementpsrechend oft hört man den Uni-Vibe Sound auf allerlei Werken der L.A. Session Größen.
Für die Flitzefinger unter Euch, die ein Uni-Vibe bzw ein Vibe als Gitarreneffekt noch nie bewusst gehört
oder gar getestet haben: Bei dem Vibe (Uni Vibe ist indes ein eingetragener, geschützter Name der Firma
Dunlop) handelt es sich grob gesagt um einen Phaser der sowohl Chorus als auch Vibrato Sounds für Gitarren generiert. Das ursprüngliche Uni-Vibe wurde nicht selten auch für Orgeln benutzt um den guten alten
Leslie Sound zu erzeugen.
Zurück zum Sims-o-vibe. Optisch mutet das Ding schon sehr Vintage-mäßig an. Großes Blechgehäuse mit
den guten alten, Ofen-dreh-Potis Auf Wunsch gibt es das Sims-o-Vibe auch im hübschen Tweed Design. Mir jedoch hat Matthias nur die
etwas „trostlose“ Testversion in Metalloptik überlassen..nun, ich will mal nicht so kleinlich sein ;)
Getestet wird das gute Stück über ein Marshall JVM 410 Topteil, sowie eine 1 x 12“ Marshall Box.
Als Gitarren hab ich ein paar Schätzchen bereitgestellt.
1 x Music Man Luke 2
1 x Music Man Reflex
1 x Fender Telecaster
Das Sims-o-vibe verfügt grundsätzlich über zwei Funktionen. Per Toggle-Switch kann man von Vibrato auf
Chorus schalten. Einwirken kann man noch auf die Parameter „Intensity“ , „Speed“ und „Volume“. Eben diese erklären sich durch den Namen eigentlich alleine, aber ich wills trotzdem kurz erklären. Intensity regelt
die „Präsenz“ des Effekts, Speed die Geschwindigkeit des Vibratos oder auch des Chorus und Volume die
Lautstärke des Effekts im Verhältnis zum Original Signal.
Ich starte also nun im Clean Sound mit der Telecaster im Vibrato Mode. Alle Schalter stehen auf 12 Uhr. Ich
drehe einfach mal alle Regler auf 3 Uhr und siehe da..schon werden mir Tito & Tarantula ähnliche Klänge um die Ohren gejagt. Tierisch gut, wie ich finde. Besonders zum Tragen kommt der Vibrato Effekt bei
Arpeggios oder insbesondere bei krummen 7er Chords etc. Wenn man den Speed Regler noch etwas mehr
aufdreht „eiert“ der Sound schön vor sich hin und man kann richtig schön kaputte Sachen damit spielen.
Interessante info : In der Vibrato-Stellung wird der Effektsound NICHT mit dem Originalsignal gemischt.
Anders bei der Chorusstellung…
Nachdem ich ne gute Weile rumge „eier“t habe will ich es aber n bisel genauer wissen.
Die Vibrato Funktion macht mich schonmal tierisch an. Aber der typische (uni) Vibe Sound hat sich noch
nicht wirklich eingestellt. Zack! Gitarre gewechselt. Meine gute alte Luke muss her. Amp umgeschaltet auf Crunch und los geht’s.
Alle Regler zurück auf 12 und den Toggle Switch umgestellt auf Chorus.
Ein warmer, dezenter, leicht schwebender Chorus wabert nun durch meine kleine 1 x 12er und erfüllt mein
Herz mit Freude Tatsächlich ist der Sound in dieser Poti Stellung (alles auf 12) garnicht so besonders
auffällig wahrnehmbar. Wenn man jedoch den Effekt ausschaltet, merkt man es sofort. Der Sound klingt
plötzlich wieder „eindimensionaler“.
Ich fasse mich nun etwas kürzer und beschränke mich auf die Highlights:
Nachdem ich mit mehreren Varianten experimentiert habe, habe ich den FÜR MICH optimalen Sound gefunden. Intensity Regler voll auf, Speed bei etwa 1 Uhr und Volume bei ca. 3 Uhr.
Was sich mir nun darbietet lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Insbesondere auf die Halspickup Stellung der Luke reagiert dieses Setup äußerst wohlwollend.
Sofort stimme ich den Hendrix Klassiker „Little Wing“ an und komme aus dem Grinsen nicht mehr raus. Insbesondere im Bass-bereich und bei starkem Attack schmatzt der Sound regelrecht vor sich hin ohne
dabei seine bissige Transparenz zu verlieren. Das Sims-o-Vibe reagiert sehr empfindlich auf dynamisches
Spiel und insbesondere für mein Spiel, das bislang mit hartem, perkussivem Attack daherkommt ist es eine
wahre Freude. Persönlich würde ich schon eine Singlecoil Gitarre empfehlen, wenn man den den guten alten 60er und
70er Univibe Sound erzielen will. Aber auch die Reflex macht mit Ihren Zwei Humbuckern und mit cleanen Arpeggios einen schlanken Fuß.
Letztlich handelt es sich hierbei wie so oft im Leben um reine Geschmackssache.
Auch bei High Gain Sounds verliert das Sims-o-vibe nicht an Transparenz und Durchsetzungsvermögen.
Powerchords sind jetzt vielleicht nicht unbedingt dafür geeignet, aber sobald man mal ein paar offene
Akkorde „rotzt“ hat der Sound durchaus seine Reize. Für mich im High-Gain- Betrieb aber jedoch mehr im
Solo Bereich. Singende Bendings bekommen noch mehr „Tiefe“ und selbst Turbosechstolenbeihundertzwanzigpropellerfräsen – Gehacke matscht nicht und bleibt akkurat ( wenn mans denn spielen kann ;) )
Nun die Frage: BRAUCHT man ein Vibe heutzutage? Nun, bis gestern hätte ich Nein gesagt. Nach dem
Test des Sims-o-vibe hat sich meine Meinung da schon deutlich geändert. Natürlich ist es mit Effekten immer so eine Sache. Die geschmackvolle Dosierung ist das A und O. Ferner spielt es auch eine Rolle, welchen Stil man selbst bevorzugt. Es gibt natürlich für nichts eine Faustregel, dass ist ja das tolle an der Musik, jedoch sehe ich persönlich das „Sims-o-Vibe“ mehr im Pop Rock
angesiedelt als zB. im Trashmetal An dieser Stelle bleibt Matthias nur zu wünschen, dass möglichst viele Gitarristen auf das Sims-o-Vibe aufmerksam werden und es für mindestens genauso unverzichtbar halten wie ich es tue Das Sims-o-vibe wird in akribischer Handarbeit gefertigt und NUR auf Bestellung gebaut. Bestellen könnt
Ihr hier: http://www.ampete.com/produkte/vertrieb/sims-o-vibe
Wer heutzutage wieder mehr Lust hat auf geile Vintage Sounds, die Analog vor einem auf dem Boden liegen und nicht als Plug –in auf dem Laptop oder gar dem Smartphone, der wird seine helle Freude an dem
Sims-o-Vibe haben !!!
C.Vega