Clemens August von Galen, Bischof von Münster

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Clemens August von Galen, Bischof von Münster
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Clemens August Graf von Galen
Der Kardinal aus dem Oldenburger Münsterland
Inhaltsverzeichnis
Porträt des Kardinals von 2005, mit Aufgaben
S. 2
Steinskulptur des Kardinals von 1958, mit Aufgaben
S. 3
Stationen seines Lebens (Übersicht)
S. 4
Auszüge aus der Predigt vom 13. 07. 1941
S. 6
Auszüge aus der Predigt vom 21. 07. 1941
S. 7
Auszüge aus der Predigt vom 03. 08. 1941
S. 8
Reaktionen der NS-Machthaber
S. 9
Aufgaben zu den drei Predigten
S. 11
Aufgaben zu den Predigten mit Erwartungshorizont
S. 12
Aufgaben zum Porträt und zur Skulptur mit Erwartungshorizont
S. 15
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Clemens August Graf von Galen
Der Kardinal aus dem Oldenburger Münsterland
Porträt des Kardinals in der Kirche St. Maria-Goretti in Brockdorf bei Lohne, geschaffen von dem Böseler
Künstler Herbert Bley, Ölgemälde 2005
Aufgaben:
1. Beschreibe kurz die Kleidung, die Gestik und den Gesichtsausdruck des Kardinals!
2. Welche Details kannst Du dem Hintergrund entnehmen?
3. Als was für einen Menschen will der Künstler den Kardinal darstellen? Entspricht das
Deiner Vorstellung vom „Löwen von Münster"
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Clemens August Graf von Galen
Der Kardinal aus dem Oldenburger Münsterland
Steinskulptur des Kardinals vor dem Haupteingang der Pfarrkirche St. Catharina in Dinklage,
geschaffen von dem Künstler Wilhelm Hanebal aus Büderich bei Düsseldorf, 1958, etwa 2,50 m hoch
Aufgaben:
1. Beschreibe kurz die Kleidung, die Gestik und den Gesichtsausdruck der Steinfigur!
2. Als was für einen Menschen will der Künstler den Kardinal darstellen? Entspricht das
Deinen Vorstellungen vom „Löwen von Münster“?
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Clemens August Graf von Galen
Stationen seines Lebens
16. 03. 1878 Geboren auf der Wasserburg Dinklage als elftes von dreizehn Kindern des
Ehepaares Ferdinand Graf von Galen und Elisabeth geb. Reichsgräfin v. Spee.
Der streng gläubige Vater war seit der Zeit des Kulturkampfes aktives Mitglied
der Zentrumspartei und von 1873-1903 Reichstagsabgeordneter des Dritten
Oldenburgischen Wahlkreises. Die Großmutter väterlicherseits war Anna Freiin
v. Ketteler, eine Schwester des Mainzer „Sozialbischofs“ Wilhelm Emmanuel v.
Ketteler
1886 – 1890 Privatunterricht auf Burg Dinklage bei dem späteren Dinklager Schuldirektor
Wilhelm Arens
1890 – 1895 Besuch des Jesuiten-Internats „Stella Matutina“ in Feldkirch/Österreich
1894 – 1896 Besuch des Gymnasium Antonianum in Vechta, da die Reifeprüfung an einem
Jesuiten-Gymnasium in Preußen nicht anerkannt worden wäre. Clemens August
wohnte in dieser Zeit zusammen mit seinem Bruder Franz bei dem geistlichen
Gymnasialprofessor Dr. Bernhard Brägelmann in der „Elmendorffsburg“ (heute
Restaurant) in Vechta; Mitglied der Gymnasialkapelle
1897 – 1903 Studium, zunächst Philosophie und Jura in Fribourg/Schweiz, dann 1898-1903
Theologiestudium in Innsbruck
1903 – 1904 Priesterseminar in Münster, 28. Mai 1904 Priesterweihe, Heimatprimiz in
Dinklage am 01. Juni 1904
1904 – 1906 Domvikar und Sekretär des Weihbischofs Maximilian Gereon Graf v. Galen,
eines Bruders seines Vaters
1906 – 1929 Kaplan, dann Pfarrer an St. Mathias in Berlin; Präses der Berliner
Gesellenvereine (Kolpingvereine)
1929 – 1933 Pfarrer an St. Lamberti in Münster (Stadtkirche am Prinzipalmarkt)
23. 10. 1933 Bischofsweihe im Dom zu Münster. Wappenspruch: „Nec laudibus nec
timore“, von ihm selbst übersetzt im ersten Hirtenbrief: „Nicht Menschenlob,
nicht Menschenfurcht soll uns bewegen!“
26. 03. 1934 Osterhirtenbrief mit scharfer Kritik am „Neuheidentum“ der
Nationalsozialisten, besonders am „Mythus des XX.Jahrhunderts“, einem Buch
des NS-Ideologen Alfred Rosenberg
12. 08. 1934 Predigt auf der Männerwallfahrt in Bethen vor 25000 Teilnehmern zum gleichen
Thema; weitere wichtige Predigten vor Tausenden von Menschen im
Münsterland und am Niederrhein (z. B. Telgte, Xanten)
15. 10. 1934 Vorwort des Bischofs zu den „Studien zum Mythus des XX. Jahrhunderts“, einer
wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Schrift Alfred Rosenbergs. Die
„Studien“ werden im Bistum Münster als Amtliche Beilage zum Kirchlichen
Amtsblatt verteilt.
07. 07. 1935 Gauparteitag der NSDAP in Münster mit Alfred Rosenberg als Redner. Der
Bischof hatte vorher vergeblich schriftlich beim Oberpräsidenten v. Lüninck
dagegen Protest erhoben, da der Auftritt Rosenbergs wegen seiner
christentumsfeindlichen Ansichten eine Provokation für die katholische
Bevölkerung bedeute. Am folgenden Tag
08. 07. 1935 Traditionelle „Brandprozession“ in Münster mit 20000 Teilnehmern (ca. 6000
mehr als im Vorjahr) und Beifallskundgebungen für den Bischof
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25. 11. 1936 Höhepunkt des „Kreuzkampfes“ im Oldenburger Münsterland: Auf einer
Kundgebung in der überfüllten Münsterlandhalle in Cloppenburg muss der
Gauleiter Paul Röver den Erlass, alle Kreuze aus den Schulen zu entfernen,
zurücknehmen. Der Bischof wurde vom Offizial Franz Vorwerk fortlaufend
informiert und veröffentlichte am 27. November einen Hirtenbrief: “Die Kreuze
bleiben in den Schulen: Das soll ein Wort sein...“
Januar 1937 v. Galen nimmt als einer von fünf deutschen Bischöfen teil an Konsultationen,
die Eingang finden in die päpstliche Enzyklika „Mit brennender Sorge“, die am
21. März von den Kanzeln verlesen wird. Die Nationalsozialisten versuchen
vergeblich, die Veröffentlichung zu unterdrücken.
Frühj. 1938 Heftige Konflikte im Oldenburger Münsterland wegen der Auflösung der
katholischen Volksschulen und der Umwandlung in „Gemeinschaftsschulen“. In
Goldenstedt Schulstreik und Einlieferung von 12 Männern in
Konzentrationslager. Verhaftung und Ausweisung von Geistlichen; heftige
Proteste des Offizials
30. 06. 1938 Verhaftung und Ausweisung des Offizials Franz Vorwerk. Massive Proteste
des Bischofs, u.a. in einem Hirtenschreiben vom 30. Juni 1938
01. 06. 1940 Nach längeren Auseinandersetzungen mit den NS-Behörden in Oldenburg und
Berlin über die Zukunft des Offizialats Einführung eines neuen Offizials (Dr.
Johannes Pohlschneider, geb. in Osterfeine, später Bischof von Aachen) durch
den Bischof Clemens August in der Propsteikirche St. Georg in Vechta.
11. 06. 1940 Nach weiteren ergebnislosen Verhandlungen räumt die Gestapo aus
Wilhelmshaven zwangsweise das Offizialatsgebäude an der Bahnhofstraße in
Vechta, und die Staatsregierung in Oldenburg verweigert die vertraglich
festgelegten finanziellen Zuweisungen an das Offizialat. Von Galen protestiert
erneut heftig und versucht vergeblich, die Rechtsposition der Kirche zur Geltung
zu bringen.
13.07. /20. 07./ 03.08. 1941 Die drei „großen Predigten“ des Bischofs zur rechtswidrigen
Auflösung der Klöster, zu den Gewaltmaßnahmen der Gestapo und zur sog.
„Euthanasie“. Die Benediktinerinnen von Vinnenberg bei Warendorf, die am 15.
07. von der Gestapo vertrieben wurden, finden vorübergehend Aufnahme auf der
Burg Dinklage, die inzwischen in den Besitz von Christoph Bernhard von Galen,
einem Neffen des Bischofs, übergegangen war.
10. 10. 1943 Zerstörung eines Teils des Domes und des Bischöflichen Palais durch
Luftangriffe der Alliierten. Der Bischof muss ins Priesterseminar umziehen; am
14. Oktober 1944 wegen der anhaltenden Luftangriffe Evakuierung der
Bistumsleitung nach Sendenhorst, 20 km von Münster entfernt.
12. 04.1945 Erste Fahrt des Bischofs in das von den Amerikanern eroberte Münster; am
folgenden Tag Protest des Bischofs beim Chef der Militärregierung gegen
Übergriffe von einzelnen Soldaten und von polnischen und russischen
Zwangsarbeitern gegen die Zivilbevölkerung. Am 1. Juli 1945 Predigt auf der
Wallfahrt in Telgte, wo er eine Kollektivschuld der Deutschen ablehnt und
erneut gegen Übergriffe protestiert.
18. 02. 1946 Fahrt nach Rom: Ernennung zum Kardinal; anschließend Besuch deutscher
Kriegsgefangener in italienischen Lagern.
16. 03. 1946 Nach der Rückkehr aus Rom triumphaler Empfang des neu ernannten Kardinals
durch 50000 Gläubige auf dem zerbombten Domplatz in Münster
22. 03. 1946 Kardinal Clemens August von Galen stirbt im Franziskus-Hospital zu Münster
an den Folgen eines Blinddarm-Durchbruchs
09. 10. 2005 Seligsprechung im Petersdom zu Rom
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Clemens August Graf von Galen, Bischof von Münster
Auszüge aus der Predigt in der Lambertikirche zu Münster
am 13. 07. 1941
(...)
Noch steht ganz Münster unter dem Eindruck der furchtbaren Verwüstungen, die der äußere
Feind und Kriegsgegner in dieser Woche uns zugefügt hat; da hat gestern zum Schluss dieser
Woche, gestern, am 12. Juli, die Geheime Staatspolizei die beiden Niederlassungen der
Gesellschaft Jesu, des Jesuitenordens, in unserer Stadt ... beschlagnahmt, die Bewohner aus
ihrem Eigentum vertrieben, die Patres und Brüder genötigt, unverzüglich, noch am gestrigen
Tage, nicht nur ihre Häuser, nicht nur unsere Stadt, sondern auch die Provinz Westfalen und
die Rheinprovinz zu verlassen. Und das gleiche harte Los hat man ebenfalls gestern den
Missionsschwestern ... bereitet. Auch ihr Haus wurde beschlagnahmt ... Die Ordenshäuser
und Besitzungen sind samt Inventar zugunsten der Gauleitung Westfalen-Nord enteignet. ...
Weshalb? Man sagte mir: „Aus staatspolitischen Gründen.“ Weitere Gründe wurden nicht
angegeben. Kein Bewohner dieser Klöster ist eines Verbrechens oder Vergehens beschuldigt,
vor Gericht angeklagt oder gar verurteilt. Und wäre einer schuldig, so mag man ihn vor
Gericht stellen! Aber darf man dann auch die Schuldlosen strafen? ...
Wir haben es in den letzten Jahren leider immer wieder beobachten müssen, dass mehr oder
weniger schwere Strafen, meistens Freiheitsstrafen verhängt oder vollzogen wurden, ohne
dass den Bestraften in einem ordnungsgemäßen Gerichtsverfahren eine Schuld nachgewiesen
wäre und ohne dass ihnen Gelegenheit gegeben würde, ihr Recht zu verteidigen, ihre
Schuldlosigkeit nachzuweisen. Wie viele deutsche Menschen schmachten in Polizeihaft, in
Konzentrationslagern, sind aus ihrer Heimat ausgewiesen, die niemals von einem ordentlichen
Gericht verurteilt sind, oder die nach Freispruch vor Gericht oder nach Verbüßung der vom
Gericht verhängten Strafe erneut von der GSTP (Geheime Staatspolizei) gefangengenommen
und in Haft gehalten werden! ...
Meine Christen! Man wird mir vielleicht den Vorwurf machen, mit dieser offenen Sprache
schwäche ich jetzt im Kriege die innere Front des deutschen Volkes. Demgegenüber stelle ich
fest: Nicht ich bin die Ursache einer etwaigen Schwächung der inneren Front, sondern jene,
die ungeachtet der Kriegszeit, ungeachtet der Schreckenswoche schauriger Feindesangriffe,
schuldlose Volksgenossen ohne Gerichtsurteil und Verteidigungsmöglichkeit in harte Strafe
nehmen, unsere Ordensleute, unsere Brüder und Schwestern, ihres Eigentums berauben, auf
die Straße setzen, aus dem Lande jagen. Sie zerstören die Rechtssicherheit, sie untergraben
das Rechtsbewusstsein, sie vernichten das Vertrauen auf unsere Staatsführung.
Und darum erhebe ich im Namen des rechtschaffenen deutschen Volkes, im Namen der
Majestät der Gerechtigkeit und im Interesse des Friedens und der Geschlossenheit der inneren
Front meine Stimme, darum rufe ich laut, als deutscher Mann, als ehrenhafter Staatsbürger,
als Vertreter der christlichen Religion, als katholischer Bischof: Wir fordern Gerechtigkeit!
Zitiert nach H. Portmann, Kardinal von Galen, 14. Aufl. Münster,1976, Anhang S.331 ff.
(Inhaltliche Anmerkung zu Z.6:
Am 05.07.1941 hatte es den ersten größeren Luftangriff auf die Innenstadt von Münster
gegeben, bei dem auch der Dom schwer beschädigt wurde)
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Clemens August Graf von Galen, Bischof von Münster
Auszüge aus der Predigt in der Überwasserkirche zu Münster
am 20.07.1941
(Einleitend berichtet der Bischof , dass die Beschlagnahmung von Klöstern auch in der
vergangenen Woche fortgesetzt worden sei.).
„Ich bin am Montag, dem 14.7., beim Herrn Regierungspräsidenten gewesen und habe um
Schutz für die Freiheit und das Eigentum schuldloser deutscher Männer gebeten. Er hat mir
erklärt, dass die GSTP (Geheime Staatspolizei) eine völlig selbständige Behörde sei, in deren
Maßnahmen er nicht eingreifen könne. (...) Am gleichen Montag habe ich an die
Reichskanzlei des Führers in Berlin ein Telegramm gesandt... Es war vergebens. ...Das
Vorgehen wurde fortgesetzt, und es ist bereits eingetreten, was ich schon lange vorausgesehen
und am vorigen Sonntag gesagt habe: Wir stehen vor den Trümmern der inneren
Volksgemeinschaft, die in diesen Tagen rücksichtslos zerschlagen wurde. (...)
Volksgemeinschaft mit den Männern, die unsere Ordensleute, unsere Brüder und Schwestern
ohne Rechtsgrund, ohne Untersuchung, Verteidigungsmöglichkeit und Gerichtsurteil wie
Freiwild aus dem Lande hetzen? – Nein!!! Mit ihnen und allen dafür Verantwortlichen ist mir
keine Gemeinschaft im Denken und Fühlen möglich. Ich werde sie nicht hassen, ich wünsche
von Herzen, dass sie zur Einsicht kommen, dass sie sich bekehren. (...) So wollen wir nach
dem Gebote des Heilandes beten für alle, die uns verfolgen und verleumden. Aber solange sie
sich nicht ändern, solange sie fortfahren, Unschuldige zu berauben, aus dem Lande zu treiben,
einzukerkern, so lange lehne ich jede Gemeinschaft mit ihnen ab. ...Wir werden ihnen
gehorchen, soweit sie als Vertreter der rechtmäßigen Obrigkeit uns Befehle zu erteilen haben;
aber Gesinnungsgemeinschaft, ein Gefühl innerer Verbundenheit mit diesen
Kirchenverfolgern, mit diesen Klosterstürmern ..., das kann es für uns nicht geben. ...
Gewiss, wir Christen machen keine Revolution. Wir werden wieder treu unsere Pflicht tun im
Gehorsam gegen Gott, aus Liebe zu unserem Volk und Vaterland. (...) Wir kämpfen weiter
gegen den äußeren Feind, (aber) gegen den Feind im Innern, der uns peinigt und schlägt,
können wir nicht mit Waffen kämpfen, da bleibt nur ein Kampfmittel: Starkes, zähes, hartes
Durchhalten. ...
Hart werden! Fest bleiben! Wir sind in diesem Augenblick nicht Hammer, sondern Amboss.
Andere, meist Fremde und Abtrünnige, hämmern auf uns, wollen mit Gewaltanwendung
unser Volk, uns selbst, unsere Jugend, aus der geraden Haltung zu Gott verbiegen. Fragt den
Schmiedemeister und lasst es euch von ihm sagen: Was auf dem Amboss geschmiedet wird,
erhält seine Form nicht nur von dem Hammer, sondern auch vom Amboss. Der Amboss kann
nicht und braucht auch nicht zurückzuschlagen, er muss nur fest, nur hart sein. Wenn er
hinreichend zäh, fest, hart ist, dann hält meistens der Amboss länger als der Hammer. (...)
(Zum Abschluss der Predigt):
Lasset uns beten für unsere Verwandten, Ordensleute, für alle, die ungerecht leiden müssen,
für alle Notleidenden, für unsere Soldaten, für Münster und seine Bewohner, für unser Volk
und Vaterland und für seinen Führer.“
(Zitiert nach H. Portmann, Kardinal von Galen, 14. Auflage Münster 1976, Anhang S.341 ff.)
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Clemens August Graf von Galen, Bischof von Münster
Auszüge aus der Predigt in der Lambertikirche zu Münster
am 03. 08.1941
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„(...)
Seit einigen Monaten hören wir Berichte, dass aus Heil- und Pflegeanstalten für
Geisteskranke auf Anordnung von Berlin Pfleglinge, die schon länger krank sind und
vielleicht unheilbar erscheinen, zwangsweise abgeführt werden. Regelmäßig erhalten dann die
Angehörigen nach kurzer Zeit die Mitteilung, die Leiche sei verbrannt, die Asche könne
abgeliefert werden. Allgemein herrscht der an Sicherheit grenzende Verdacht, dass diese
zahlreichen unerwarteten Todesfälle von Geisteskranken nicht von selbst eintreten, sondern
absichtlich herbeigeführt werden, dass man dabei jener Lehre folgt, die behauptet, man dürfe
sogenanntes „lebensunwertes Leben“ vernichten, also unschuldige Menschen töten, wenn
man meint, ihr Leben sei für Volk und Staat nichts mehr wert. Eine furchtbare Lehre, die die
Ermordung Unschuldiger rechtfertigen will, die die gewaltsame Tötung der nicht mehr
arbeitsfähigen Invaliden, Krüppel, unheilbar Kranken, Altersschwachen grundsätzlich frei
gibt.
Wie ich zuverlässig erfahren habe, werden jetzt auch in den Heil- und Pflegeanstalten der
Provinz Westfalen Listen aufgestellt von solchen Pfleglingen, die als sogenannte
„unproduktive Volksgenossen“ abtransportiert und in kurzer Zeit ums Leben gebracht werden
sollen. Aus der Anstalt Marienthal bei Münster ist im Laufe der Woche der erste Transport
abgegangen.
Deutsche Männer und Frauen! Noch hat Gesetzeskraft der § 211 des Reichsstrafgesetzbuches,
der bestimmt: „Wer vorsätzlich einen Menschen tötet, wird, wenn er die Tötung mit
Überlegung ausgeführt hat, wegen Mordes mit dem Tode bestraft.“ ...
Als ich von dem Vorhaben erfuhr, Kranke aus Marienthal abzutransportieren, um sie zu töten,
habe ich am 28. Juli bei der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Münster und beim Herrn
Polizeipräsidenten in Münster Anzeige erstattet durch eingeschriebenen Brief ... Nachricht
über ein Einschreiten der Staatsanwaltschaft oder der Polizei ist mir nicht zugegangen. ... So
müssen wir damit rechnen, dass die armen, wehrlosen Kranken über kurz oder lang
umgebracht werden. (...)
Arme Menschen, kranke Menschen, unproduktive Menschen meinetwegen! Aber haben sie
damit das Recht auf Leben verwirkt? Hast du, habe ich nur so lange das Recht zu leben,
solange wir produktiv sind, solange wir von anderen als produktiv anerkannt werden? Wenn
man den Grundsatz aufstellt und anwendet, dass man den „unproduktiven“ Mitmenschen
töten darf, dann wehe uns allen, wenn wir alt und altersschwach werden! Wenn man die
unproduktiven Menschen töten darf, dann wehe den Invaliden, die im Produktionsprozess ihre
Kraft, ihre gesunden Knochen eingesetzt, geopfert und eingebüßt haben! Wenn man die
unproduktiven Mitmenschen gewaltsam beseitigen darf, dann wehe unseren braven Soldaten,
die als Schwerkriegsverletzte, als Krüppel, als Invaliden in die Heimat zurückkehren! (...)“
(Zitiert nach H. Portmann, Kardinal von Galen, Münster 14. Aufl. 1976, Anhang S. 351 ff.)
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Reaktionen der NS-Machthaber (1)
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Der Landrat
Cloppenburg, den 6. Oktober 1941
An das Staatsministerium...
Oldenburg
Betrifft: Politischer Lagebericht
Am Sonntag, den 28. v. Mts., ist in den kath. Kirchen im Kreise Cloppenburg ebenso wie in den
sonstigen kath. Kirchen des Landes Oldenburg eine Predigt des Bischofs Graf Galen in Münster vom
3. August d. Js. in Form eines Hirtenbriefes verlesen worden. Ich habe dem Staatsministerium einen
Abdruck mit einem Begleitschreiben übersandt.(...) Ich habe weiter darauf hingewiesen, dass der
Bischof Graf Galen deswegen so gefährlich sei, weil er in weiten Kreisen der Bevölkerung – nicht
nur der katholischen – wegen seiner Herkunft, wegen seines Auftretens und wegen seiner offenbar
unantastbaren Lebensführung respektiert wird.(...)
Wenn ich in meinen Berichten vor Kriegsausbruch die Hirtenbriefe des Bischofs Graf Galen immer
wieder als politisch gefährlich bezeichnet habe, so muss ich die früheren als verhältnismäßig harmlos
gegenüber dem jetzt vorgelesenen bezeichnen. Der Hirtenbrief strotzt, wenn man auch zwischen den
Zeilen zu lesen versteht, von scharfen Angriffen auf allen möglichen Gebieten gegen die NSDAP und
damit den nationalsozialistischen Staat, denen er Lüge, Mord, Unsittlichkeit, Raub, um nur einiges
herauszugreifen, vorwirft.(...)
Das Hauptmotiv dieses Hirtenbriefes ist die „Tötung lebensunwerten Lebens“. Wie raffiniert wird
dieses Thema behandelt! (...) Er behauptet…nicht, dass sich diese Tötung bereits auf schwerverletzte
Frontsoldaten dieses Krieges erstreckt. Er spricht aber von der Möglichkeit, dass eines Tages auch
die Arbeitsinvaliden und die Schwerkriegsverletzten auf diese Weise getötet werden. Allein eine
solche Möglichkeit in aller Öffentlichkeit aufzustellen, ist ein Verbrechen. Man trägt dadurch die
größte Unruhe in das Volk hinein, man lockert den Abwehrwillen gleichermaßen der Front wie
Heimat, kurzum, man führt bereits wieder den berüchtigten Dolchstoss in den Rücken der Front.
Die Verlesung dieses Hirtenbriefes war zeitlich, jedenfalls was das old. Münsterland angeht, vom
Standpunkt des Bischofs aus sehr günstig gewählt. Die Schließung der Klöster hatte in der
katholischen Bevölkerung eine sehr schlechte Stimmung hervorgerufen. Auf diese Stimmung platze
nun die Verlesung des Hirtenbriefes und hatte denn auch ihre 100 %ige Wirkung. (…)
Wenn schon im Frieden, so erst recht im Kriege müssen derartige Hirtenbriefe einer Vorzensur
unterworfen werden. Bei dem geringsten Verstoß dagegen müsste selbst ein Bischof Graf Galen an
die Wand gestellt werden…
gez. Münzebrock.
Zitiert nach: J. Kuropka, Clemens August Graf von Galen. Sein Leben und Wirken in Bildern und
Dokumenten, Cloppenburg 1992, S. 159 f.
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Reaktionen der NS-Machthaber (2)
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Vorlage für Reichsleiter Bormann
Betrifft: Rede des Bischofs von Münster am 3. 8. 1941
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„… Der Vorschlag der Abteilung Propaganda, sofort mit der Aufklärung in der Frage der Euthanasie
zu beginnen, ist meines Erachtens – mindestens für die betroffenen Gebiete – richtig, er reicht aber auf
keinen Fall aus.
Wenn gegen die Lüge des Bischofs, dass die Verwundeten von uns getötet werden, nicht schärfere
Maßnahmen ergriffen werden als eine Aufklärung und eine eventuelle Verhaftung, wird sich diese
Gegenpropaganda auch weiter fortsetzen, ohne dass wir mit Erfolg etwas dagegen erreichen.
Ich schlage dabei vor, dass in diesem Fall die einzigste Maßnahme, die propagandistisch und
strafrechtlich ergriffen werden kann, durchgeführt wird, dass nämlich der Bischof von Münster erhängt
wird. (…)
Nebenbei möchte ich noch darauf aufmerksam machen, dass eine solche Folgerung aus der gemeinen
Haltung des Bischofs die einzigste Möglichkeit bietet, die anderen Bischöfe zu beeinflussen, dass sie
nicht zu eben solchen Handlungen schreiten. Wenn der Bischof überhaupt nicht bestraft wird, oder nur
eine Freiheits- oder Geldstrafe erhält, muss dies geradezu eine Aufforderung an die anderen Bischöfe
bedeuten, nun ebenfalls ihre Angriffe gegen das nationalsozialistische Deutschland und das deutsche
Volk zu aktivisieren(!).
Tiessler
Berlin, den 12. 8. 1941
Zitiert nach: J. Kuropka, Clemens August Graf von Galen, 1992, S. 213
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„Welche Schritte der Führer gegen den Bischof unternehmen wird, muss noch entschieden werden.
Sicherlich wäre Todesstrafe angebracht; mit Rücksicht auf die Kriegsumstände wird der Führer diese
Maßnahme wohl kaum anordnen.“
Aktenvermerk Bormanns für Tiessler vom 13. 8. 1941
Zitiert nach: J. Kuropka, Clemens August Graf von Galen, 1992, S. 214
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„Der Krieg wird sein Ende nehmen, und ich werde meine letzte Lebensaufgabe darin sehen, das
Kirchenproblem noch zu klären. Erst dann wird die deutsche Nation ganz gesichert sein.“
Adolf Hitler laut Tagebuchaufzeichnungen Goebbels`vom 30. 11. 1941
45
Zitiert nach: J. Kuropka, Clemens August Graf von Galen, 1992, S. 214
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Aufgaben zur Predigt vom 13. 07. 1941:
1. Gliedere den Text in 5 Abschnitte und formuliere Überschriften!
2. Ordne die Predigt in den Zusammenhang des 2. Weltkrieges ein! Wo wird in der
Predigt darauf Bezug genommen?
3. Welche Vorgänge und Zustände prangert der Bischof an?
4. Wie rechtfertigt er seine „offene Sprache...jetzt im Kriege“(Z. 28f.) ?
5. Untersuche die Z. 28 – 39 stilistisch und prüfe, ob es sich eher um eine Predigt
oder eine politische Rede handelt!
6. Trage die Z. 28-39 laut vor und verdeutliche dabei die rhetorischen Effekte des
Abschnitts!
7. Man hat v. Galen zum Vorwurf gemacht, erhabe sich nur für die Rechte der
katholischen Kirche eingesetzt, zu anderen Verbrechen der Nationalsozialisten,
besonders aber zum Massenmord an den Juden, habe er geschwiegen. Überprüfe
diese Vorwürfe an den vorliegenden Predigtauszügen!
Aufgaben zur Predigt vom 20. 07. 1941:
1. Berichte kurz, worin der Bischof den Anlass für seine Predigt sieht!
2. v. Galen sagt, die „Volksgemeinschaft“ (ein wichtiges Element der NS-Ideologie)
sei „in diesen Tagen rücksichtslos zerschlagen“ worden (Z. 15). Verdeutliche, was
er meint!
3. Wie stellt der Bischof sein Verhältnis zu den NS-Behörden dar?
4. Erkläre das Bild vom Amboss und dem Hammer! Ergibt sich daraus ein Aufruf
zum Widerstand?
5. Am Ende der Predigt betet der Bischof für „...unser Volk und Vaterland und für
seinen Führer“. Kannst Du das erklären?
Aufgaben zur Predigt vom 03. 08. 1941:
1. Welche Vorgänge greift der Bischof auf? Wie hat er auf diese Vorgänge reagiert?
2. In einem knappen Erlass mit Datum vom 01. 09. 1939 hatte Hitler die Befugnis erteilt,
dass „nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischer Beurteilung
ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann.“ Erkläre an den
erwähnten Vorgängen, was damit gemeint war! Stelle die Vorgänge in den
Zusammenhang der NS-Ideologie!
3. Verdeutliche inhaltlich und stilistisch die Argumentation v. Galens! Erkläre, warum
die Nationalsozialisten sich über diese Predigt besonders empört haben!
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Aufgaben mit Erwartungshorizont
Aufgaben zur Predigt vom 13. 07. 1941:
1. Gliedere den Text in 5 Abschnitte und formuliere Überschriften!
Z. 1-14 Öffentliche Mitteilung über die Beschlagnahmung der Klöster
Z. 15-18 Die Beschlagnahme erfolgt zu Unrecht
Z.19-27 Immer wieder massive Verstöße staatlicher Behörden gegen den
Rechtsstaat: Polizeihaft, Konzentrationslager ohne Gerichtsurteile…
Z. 28-35 Nicht „diese offene Sprache“ gefährdet die innere Front im Kriege,
sondern die Rechtsbrecher!
Z. 36-39: Offener Protest: Wir fordern Gerechtigkeit!
2. Ordne die Predigt in den Zusammenhang des 2. Weltkrieges ein! Wo wird in
der Predigt darauf Bezug genommen?
Seit 22. 06. 1941 Krieg im Osten, noch erfolgreicher Vormarsch gegen die SU,
erste Luftangriffe auf Münster. Z. 1 f.; Z. 28 ff.; Z. 31
3. Welche Vorgänge und Zustände prangert der Bischof an?
Beschlagnahme und Enteignung der Klöster, Vertreibung der Ordensleute,
massive Verletzungen des Rechtsstaates, Verstöße gegen Menschenrechte
4. Wie rechtfertigt er seine „offene Sprache...jetzt im Kriege“(Z. 28f.) ?
Unerträgliche Übergriffe der Gestapo gefährden Rechtssicherheit und innere
Front, nicht die „offenen Worte“!
5. Untersuche die Z. 28 – 39 stilistisch und prüfe, ob es sich eher um eine Predigt
oder eine politische Rede handelt!
Nicht ich...sondern jene..., die...ungeachtet...ungeachtet...in harte Strafe nehmen,
... berauben, auf die Straße setzen, aus dem Lande jagen. Sie zerstören...sie
untergraben..., sie vernichten... ; Kontraste, Anaphern, Parallelisierungen,
inhaltliche Steigerungen
...darum erhebe ich ... im Namen... im Namen... und im Interesse.., darum rufe ich
laut als...als...als...als...; Schlussappell: Wir (=alle!) fordern Gerechtigkeit!
Gerade gegen Ende eindeutig politisch!
6. Trage die Z. 28-39 laut vor und verdeutliche dabei die rhetorischen Effekte
des Abschnitts!
Wichtig sind die Kontrastierungen und die parallelen Kola.
7. Man hat v. Galen zum Vorwurf gemacht, er habe sich nur für die Rechte der
katholischen Kirche eingesetzt, zu anderen Verbrechen der
Nationalsozialisten, besonders aber zum Massenmord an den Juden, habe er
geschwiegen. Überprüfe diese Vorwürfe an den vorliegenden
Predigtauszügen!
Ab Z. 19 ff. löst er sich von dem aktuellen Anlass der Aufhebung der Klöster und
fordert Rechtsstaatlichkeit für alle Bürger ein. Besonders deutlich im letzten
Absatz „... im Namen des rechtschaffenen deutschen Volkes“ etc.
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Aufgaben mit Erwartungshorizont
Aufgaben zur Predigt vom 20. 07. 1941:
1. Berichte kurz, worin der Bischof den Anlass für seine Predigt sieht!
Vergebliche persönliche und schriftliche Interventionen gegen die Beschlagnahme
der Klöster etc.
2. v. Galen sagt, die „Volksgemeinschaft“ (ein wichtiges Element der NSIdeologie) sei „in diesen Tagen rücksichtslos zerschlagen“ worden (Z. 15).
Verdeutliche, was er meint!
v. Galen sieht in dem brutalen und völlig rechtswidrigen Vorgehen der Gestapo
und der Behörden gegen die Klöster eine Zerschlagung der von den
Nationalsozialisten immer wieder eingeforderten „Volksgemeinschaft“, der er nun
auch von seiner Seite nicht mehr Folge leisten kann und will.
3. Wie stellt der Bischof sein Verhältnis zu den NS-Behörden dar?
Zwar noch pflichtgemäßer Gehorsam der rechtmäßigen Obrigkeit gegenüber,
auch Kampf für Volk und Vaterland im Kriege, aber keinerlei
„Gesinnungsgemeinschaft“! „Nach dem Gebot des Heilands“ kein Hass, sondern
Gebet für die Verfolger (Nachfolge der Passion Christi und der Märtyrer).
4. Erkläre das Bild vom Amboss und dem Hammer! Ergibt sich daraus ein
Aufruf zum Widerstand?
Die Christen als Amboss: „Starkes, zähes, hartes Durchhalten“. Aufruf zu
unbeirrbarer Resistenz, jedoch nicht zu aktivem Widerstand („Wir Christen
machen keine Revolution“, Z. 27).
5. Am Ende der Predigt betet der Bischof für „...unser Volk und Vaterland und
für seinen Führer“. Kannst Du das erklären?
Zum Einen: Das Gebet für die kirchliche und die staatliche Obrigkeit war damals
üblich. Zum Anderen: v. Galen selbst zitiert das christliche Gebot, für die
Verfolger zu beten (Z. 20f.).
Ob v. Galen mit der ungewohnten Formulierung „...für unser Volk und Vaterland
und für seinen Führer (statt „... und für unseren Führer“) bewusst eine Distanz
herstellen wollte, sollte diskutiert werden.
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Aufgaben mit Erwartungshorizont:
Aufgaben zur Predigt vom 03. 08. 1941:
1. Welche Vorgänge greift der Bischof auf? Wie hat er auf diese Vorgänge reagiert?
Aufdeckung von Maßnahmen der Nationalsozialisten im Rahmen der geheimen
Euthanasieaktion unter dem Decknamen T 4 im Münsterland. Anzeige des Bischofs bei
den zuständigen Behörden wegen Mordes, jetzt Veröffentlichung der Anzeige, da keine
Antwort ergangen ist.
2. In einem knappen Erlass mit Datum vom 01. 09. 1939 hatte Hitler die Befugnis
erteilt, dass „nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischer
Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann.“
Erkläre an den erwähnten Vorgängen, was damit gemeint war! Stelle die
Vorgänge in den Zusammenhang der NS-Ideologie!
Verfahren zur Vernichtung „lebensunwerten Lebens“ darstellen lassen;
Richtigstellung der Begriffe „Gnadentod“ und auch „Euthanasie“ (= „guter Tod“).
Zusammenhang mit „Rasssenhygiene“ und „Rassenideologie“ erläutern lassen.
3. Verdeutliche inhaltlich und stilistisch die Argumentation v. Galens! Erkläre,
warum die Nationalsozialisten sich über diese Predigt besonders empört haben!
Inhaltlich:
Euthanasie = Mord lt. § 211 StGB, darauf beruhend Anzeige
„Unproduktive Mitmenschen“ = nicht nur Behinderte, sondern auch alle Alten,
Arbeitsinvaliden, Schwerkriegsverletzte, d.h .potentiell „wir alle“!
Stilistisch: bes. letzter Absatz:
Aufzählungen, Parallelismen: „Arme Menschen, kranke Menschen, unproduktive
Menschen...“ „Hast du, habe ich...solange wir...solange wir...“ „wenn man...dann,
wenn man...dann, wenn man...dann..“ „...dann wehe...,dann wehe...,dann wehe...“
„als Schwerkriegsverletzte, als Krüppel, als Invaliden...“ u.v.a.
Rhetorische Fragen, Ausrufe, emphatische Sprache!
Wütende Reaktionen der NS-Machthaber, insbesondere auf das Beispiel der
Schwerkriegsverletzten, in dem sie eine schwere Bedrohung der „inneren Front“,
eine Schwächung des Abwehrwillens und einen „Dolchstoß in den Rücken der Front“
sehen (s. Lagebericht des Cloppenburger Landrats Münzebrock!). Hinrichtungspläne
aus taktischen Überlegungen bis zum Ende des Krieges verschoben.
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Erwartungshorizont zum Porträt und zur Skulptur
Aufgaben zum Porträt von 2005:
1. Beschreibe kurz die Kleidung, die Gestik und den Gesichtsausdruck des Kardinals!
Kleidung: Kleines rotes Scheitelkäppchen (kein Kardinalshut, keine Mitra), auch
„Pileolus“ oder „Kalotte“ genannt;
Violetter Schulterumhang („Mozetta“) mit roten Knöpfen, der höheren Geistlichkeit
vorbehalten, lockerer Faltenwurf;
Bischofskreuz (Brustkreuz) über der Mozetta;
Bischofsring als Symbol der Treue zur Kirche;
Alles bischöfliche Insignien, nicht speziell auf den Kardinalsrang bezogen; auch die
Farbgebung unterscheidet nicht streng zwischen der Bischofsfarbe Violett und der
Kardinalsfarbe Rot.
Weißes Chorhemd (Rochett) mit Rüschen, lange Ärmel mit Spitzen; punktuell scheint
die rote Bischofs-Soutane durch (wohl nicht als Verzierungen zu deuten).
Gestik: Ruhige, würdevolle Haltung, entspannt segnende rechte Hand erhoben, linke
Hand geschlossen.
Gesichtsausdruck: Individuell ausgestaltet, mit offenem Blick, der Zuwendung und
Festigkeit zugleich signalisiert, buschige, graue Augenbrauen, kräftiges graues Haar
rahmt das Gesicht ein, gesunde Gesichtsfarbe, freundlich, gütig, aufmerksam...
2. Welche Details kannst Du dem Hintergrund entnehmen?
Oben rechts der Wahlspruch zur Bischofsweihe: „Nec laudibus nec timore“ („Weder
durch Lob noch durch Furcht“...werde ich mich beeinflussen lassen!);
unten links Burg Dinklage, sein Geburtsort;
Purpurrote Farbgebung als Hinweis auf den Bischofs- bzw. Kardinalsrang.
3. Als was für einen Menschen will der Künstler den Kardinal darstellen? Entspricht das
Deiner Vorstellung vom „Löwen von Münster"
Dargestellt wird der väterliche, gütige, segnende, charakterfeste Oberhirte. Nicht
triumphalistisch, auch kein kämpfender „Löwe von Münster“!
Aufgaben zur Skulptur von 1958:
1. Beschreibe kurz die Kleidung, die Gestik und den Gesichtsausdruck der Steinfigur!
Kleidung: Mitra, Bischofsstab, Brustkreuz als bischöfliche Insignien;
Chormantel, darunter Rochett, beides mit streng linearen Falten.
Gestik: statisch, aufrecht, gerade, fester Griff der linken Hand, rechte Hand erhoben
mit drei gestreckten Fingern zum Segen (auch als Mahnung und Warnung, als
Eideshaltung zu interpretieren?).
Gesichtsausdruck: fest, entschlossen, streng...
3. Als was für einen Menschen will der Künstler den Kardinal darstellen? Entspricht das
Deinen Vorstellungen vom „Löwen von Münster“?
Anders als im Brockdorfer Ölgemälde wir in dieser Steinskulptur der monumentale
(2,50 m hoch, überlebensgroß), der unbeirrbare, Respekt einflößende große
Kirchenfürst dargestellt(„vorkonziliar“?). Auch hier kein kämpfender Löwe, eher der
„Amboss“ der 2. Predigt.