Mobile Helfer" im Lager

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Mobile Helfer" im Lager
This is an online version of the original article ‚Eine Vision nimmt Konturen an‘, authored
by Lea Sommerhaueser and published in Mobile Business
The URL of the online article is: http://www.it-zoom.de/mobile-business/e/mobile-helferim-lager-11913/ (retrieved: 11/9/2015). I created this pdf version to highlight my quotes
06.11.2015 DIGITALISIERUNG IN DER LAGERLOGISTIK
„Mobile Helfer" im Lager
Von: Lea Sommerhäuser
Genau wie alle anderen Bereiche der Lieferkette wird auch die Lagerlogistik von der
Digitalisierung immer stärker beeinflusst. Zu den schon lange im Einsatz befindlichen
klassischen Handterminals gesellen sich plötzlich weitere „mobile Helfer“ wie Datenbrillen
und Drohnen. Und alles wird miteinander vernetzt. Da ist es keinesfalls abwegig, wenn
zukünftig die Waren, Transportbehälter und Beförderungsmittel im Lager ganz von allein
kommunizieren. Doch wo bleibt der Mensch?
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Die Digitalisierung beeinflusst die Lagerlogistik – mobile Helfer wie Datenbrillen und Drohnen unterstützen
Mitarbeiter bei der Arbeit.
In erster Linie bringt Digitalisierung eine deutliche Zunahme von Informationen mit sich. Wer
diese Daten richtig nutzt, aufbereitet und bereitstellt, schafft Transparenz. Entscheidungen, die
auf einem guten und vor allem aktuellen Informationsniveau basieren, werden in Zukunft über
den Erfolg und Misserfolg in Unternehmen entscheiden – das gilt natürlich auch für Logistiker.
Gleichzeitig führt Digitalisierung aber auch zu Veränderungen in den Arbeitsprozessen. Man
nehme das Beispiel der „mobilen Helfer“: Klassische Handterminals werden im Grunde schon
seit einigen Jahren in der Lagerlogistik zur mobilen Datenerfassung eingesetzt, um eine
möglichst papierlose Synchronisation von Material- und Informationsfluss zu bewerkstelligen.
Der Optimierungsgrad ist hier noch lange nicht erschöpft. „Momentan nutzen Mitarbeiter
häufig noch Handhelds, mit denen sie beispielsweise Barcodes einscannen“, berichtet
Philipp Rauschnabel, Assistant Professor für Marketing an der Universität MichiganDearborn, aus der Praxis. „Um diese Geräte zu bedienen, brauchen sie mindestens eine
freie Hand.“ In Zukunft werde es hingegen reichen, ein Produkt nur anzuschauen, und
schon werde es mittels Brille identifiziert und abgelesen.
Doch noch befinden sich die sogenannten Datenbrillen am Beginn ihrer Anpassung an den
Arbeitsalltag. Sie und andere technische Innovationen, die tatsächliche Änderungen in die
Prozessabläufe der Lagerlogistik bringen können, „müssen einen längeren Prozess durchlaufen“,
weiß Jonas Leifhelm, Leiter Sales & Marketing bei der Zetes GmbH. „Alltagstauglichkeit,
Philipp A. Rauschnabel
Assistant Professor of Marketing, The University of Michigan-Dearborn, http://www.philipprauschnabel.com | prausch@umich.edu
Gesundheitsauswirkungen und Integrationsfähigkeit in vorhandene Subsysteme und
Infrastrukturen zeigen sich erst in längeren Zeitspannen und daraus resultierenden Erfahrungen.“
Dennoch ist jetzt schon klar, dass Datenbrillen eine Arbeitserleichterung mit sich bringen. Im
Sichtfeld können z.B. Informationen zu Produkten abgerufen und Arbeitsschritte eingeblendet
werden, etwa wenn ein Gabelstapler im Lager gewartet werden muss. Bei Fragen und Problemen
können Kollegen oder der Vorgesetzte „hinzugeschaltet“ werden. Sie sehen dann sozusagen, was
der Arbeiter sieht, und können aus der Ferne Hilfestellung geben. Außerdem kann man mit einer
Datenbrille jederzeit Fotos machen und alles dokumentieren.
Folgen für die Psyche?
Die Akzeptanz hängt dabei vor allem vom Nutzen ab. Nur wenn sich die Arbeitsbedingungen
durch den Einsatz verbessern und Prozesse optimiert werden können, werden Unternehmen
bereit sein, in Datenbrillen zu investieren. „Ferner hängt die Akzeptanz auch vom Aussehen, der
Ergonomie sowie der Art der Bedienung ab“, weiß Kerim Ispir, geschäftsführender
Gesellschafter der Re’flekt GmbH. Doch was hier technisch möglich ist, muss nicht unbedingt
auch gesundheitskompatibel sein. Schließlich trägt man einen Minicomputer direkt am Kopf.
Hier herrscht bislang Kritik an der Gefahr durch Elektrosmog, auch wenn die Forschung –
zumindest in Bezug auf Mobiltelefone – diese Gefahr als minimal einschätzt. Bei einigen
Modellen, beispielsweise Google Glass, müssen laut Philipp Rauschnabel Mitarbeiter
ständig „nach oben“ schauen, um die eingeblendeten Informationen zu sehen. Zudem
müsse das Auge zwischen dem nahen Prisma und den weiter entfernten Objekten
unterscheiden. Doch ob das für die Augen gefährlich ist, werden wohl erst Langzeitstudien
ans Licht bringen. Zudem ist noch nicht bekannt, ob und – wenn ja – inwieweit sich
holographische virtuelle Objekte auf die Psyche des Menschen auswirken. Schließlich
sehen Datenbrillen-Träger Dinge, die es faktisch nicht gibt.
Wer sich für den Einsatz von Datenbrillen oder generell von mobilen Devices in der Logistik
entscheidet, sollte vor allem darauf achten, dass die Geräte robust und stabil sind. Schließlich
herrscht in Lagerhallen zumeist eine recht raue Umgebung. Darüber hinaus muss ein
Kommissionierer natürlich auch im Freien arbeiten, z.B. wenn die Ware vom Lkw geliefert wird.
„Daher ist es unabdingbar“, betont Mario Gladbach, Channel Sales Manager DACH bei
Honeywell, „dass die Devices wetterfest sind, also wasser- und schneeresistent nach IP67.“ In
Kühllagern wiederum gilt es für die Geräte, die teilweise extremen Temperaturunterschiede
auszuhalten. Um die Produktivität zudem stets hochzuhalten, sollten die mobilen Devices
natürlich ausfallsicher sein und über eine lange Akkulaufzeit verfügen.
Industrie 4.0 und Sicherheit
Das Thema „Datensicherheit“ unterscheidet sich bei den Rugged Devices kaum von der
Diskussion bei anderen mobilen Anwendungen oder Cloud-Diensten. Doch „was gerade bei
Datenbrillen auf uns zukommt, ist die Frage, welchen Einfluss die permanente Verfügbarkeit der
Kamera haben wird“, warnt Kerim Ispir. Schließlich könnten Mitarbeiter denken, dass sie
permanent filmen, was sie gerade arbeiten – und wahrscheinlich ist es auch wirklich so. Sollte
sich hier dann jemand „einhacken“, könnte die Person im Grunde alles live mitverfolgen, was
der Mitarbeiter gerade erlebt. Das verletzt zum einen die Persönlichkeitsrechte der Mitarbeiter,
Philipp A. Rauschnabel
Assistant Professor of Marketing, The University of Michigan-Dearborn, http://www.philipprauschnabel.com | prausch@umich.edu
da ihre Gespräche abgehört werden. Zum anderen könnten auf diesem Wege auch
Firmengeheimnisse nach außen dringen.
Sicherheit ist hier auch deshalb ein großes Thema, weil zugleich eine immer stärkere Vernetzung
der Geräte untereinander stattfindet – Stichwort „Industrie 4.0“. „Die Vorstellung, dass der
Transportbehälter mit dem Eingangstor kommuniziert, ist beileibe keine Utopie mehr, sondern
die nahende Realität“, weiß Mario Gladbach. Bei vielen Prozessen könnte solch eine
Automatisierung von großem Vorteil sein, um noch schneller und effektiver zu arbeiten. Auch
der Einsatz von Drohnen wird bereits in der Praxis erprobt. Die kleinen Fluggeräte könnten
Unternehmen beispielsweise bei der Lagerinventur oder automatischen Kommissionierung
unterstützen. Sicherlich wird mit jedem erfolgreichen Test, der die Sicherheit und
Wirtschaftlichkeit eines solchen Systems unterstreicht, eine baldige Nutzung im professionellen
Einsatz wahrscheinlicher. Dann nähme die einstige Vision scharfe Konturen an. Doch aktuell
gibt es neben der technischen Machbarkeit vor allem noch juristische Hürden zu überwinden.
Das betrifft laut der Experten die Bereiche Luftraum, Genehmigung, Lärmschutz und Unfälle.
Für Transporte auf dem Betriebsgelände in eigens geschaffenen Flugbahnen soll der Einsatz aber
schon denkbar sein.
Die Rolle des Menschen
Generell zielt der Einsatz von Technologien wie Drohnen oder die Machine-to-MachineKommunikation (M2M) darauf ab, dass diese die „einfachsten“ Tätigkeiten im Unternehmen
kostengünstig übernehmen. Laut Jan Walker, Business Development Director bei Datalogic,
gehören z.B. vollautomatisierte Lager in bestimmten Bereichen schon zum Standard. Solch eine
Automatisierung führt gleichzeitig natürlich zu Arbeitsplatzverlusten. Mitarbeiter, die jahrelang
im Lager Kisten hin- und hergeschoben haben, werden plötzlich nicht mehr gebraucht, weil ihre
Aufgaben fortan von den „neuen Technologien“ übernommen werden. Doch genau dies lässt an
anderer Stelle wiederum neue Arbeitsplätze entstehen, denn die neuen Technologien müssen ja
auch von irgendjemandem entwickelt und gewartet werden. Außerdem wird die Vernetzung von
Maschinen, Sensoren, mobilen Geräten und Daten erst durch die Kreativität des Menschen
sinnvoll. Und er ist auch letztlich derjenige, der eingreifen muss, wenn der Inventurdrohne dann
doch mal der Saft ausgeht ... Philipp A. Rauschnabel
Assistant Professor of Marketing, The University of Michigan-Dearborn, http://www.philipprauschnabel.com | prausch@umich.edu