Hof–Berichterstattung: Zu Gast bei Gloria von Thurn und Taxis

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Hof–Berichterstattung: Zu Gast bei Gloria von Thurn und Taxis
SENIORENZEITSCHRIFT
DER DUSSMANN-GRUPPE
Winter |Frühling 2008/2009
MAGAZIN
Respektvoller Umgang: Leben in Erinnerungen
Bezahlbare Qualität: Was die Pflege kostet
Anregende Übungen: Fit in fünf Minuten
Hof–Beri
cht
Zu Gast b erstattung:
von Thur ei Gloria
n und Tax
is
Jörg Braesecke,
Vorsitzender der Geschäftsführung Kursana,
Mitglied des Vorstandes
der Dussmann-Gruppe
Inhalt
04
Fürstliche Kaffeetafel
Für drei Bewohnerinnen der Residenz Regensburg erfüllte sich ein Wunschtraum: Sie waren
zu Gast bei Gloria von Thurn und Taxis
08
Stil und Etikette
Wie wichtig ist gutes Benehmen?
Darüber diskutierten Bewohner aus Hamburg
09
Volkskrankheit Diabetes
Von „Altersdiabetes“ ist jeder Dritte über 60
betroffen – doch es gibt wirksame Hilfe
10
Reise ins Unbekannte
Eine Reportage aus einem geschützten
Wohnbereich für demenziell Erkrankte
13
Deutschlands kleinster Schwimm-Club
Schwimmen ist unser Lebenselixier, sagen
sechs Senioren aus Bad Lauterberg
14
Wie Liebe jung bleibt
Sie sind etwas ganz Besonderes: Ehepaare,
die über 65 Jahre verheiratet sind
16
Seit ich nicht mehr laufen kann
Gisela Bartz, 87: „Mit dem Rollstuhl habe ich
mir ein Stück Freiheit zurückerobert“
Liebe Leserin, lieber Leser,
liebevolle Pflege kostet Kraft. Umso wichtiger sind die
Erholungspausen. Gönnen Sie sich eine Auszeit und
einen Urlaub – um danach mit neuem Schwung ihre
Mutter oder ihren Vater zu pflegen. Seit der Novellierung des Pflegesetzes im Sommer 2008 haben Sie
nach sechs Betreuungsmonaten einen Anspruch auf
so genannte Verhinderungspflege. Wir von Kursana
unterstützen Sie dabei, diesen Anspruch umzusetzen.
In allen unseren Häusern gibt es Plätze für das vorübergehende Wohnen und die vorübergehende Betreuung.
Menschen in der Pflegestufe 1 sind bei uns ebenso
gut aufgehoben wie Schwerstpflegebedürftige.
Unsere Häuser sind auf die unterschiedlichen Bedürfnisse eingestellt. Für viele ältere Menschen ist ein
solches Probewohnen bei uns eine angenehme Abwechslung. Sie genießen die Kontakte mit anderen Senioren, freuen sich über unsere Veranstaltungen und
Serviceangebote. Und nicht wenige nutzen diese Zeit
als fundierte Entscheidungshilfe, bevor sie ganz in die
Senioreneinrichtung einziehen.
Ich finde es richtig, so eine wichtige Entscheidung gut
zu überdenken. Ich weiß aus persönlicher Erfahrung,
wie schwer sich Familien damit tun. Meine Großmutter
wird im nächsten Oktober 83 Jahre alt. Ich kann ihr aus
tiefster Überzeugung unsere Kursana Häuser empfehlen.
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Titelseite: Kursana Seniorinnen waren zu Besuch bei Gloria Fürstin
von Thurn und Taxis, Ehefrau des 1990 verstorbenen Fürsten
Johannes von Thurn und Taxis, Mutter des Fürsten Albert II. sowie
der Prinzessinnen Maria-Theresia und Elisabeth – und eine der
zehn erfolgreichsten Unternehmerinnen weltweit
Inhalt
04
18
Ältesten-Rat
Auch mit über 100 Jahren aktiv –
Beispiele geben zwei Kursana Bewohner
20
Was kostet die Pflege?
Kein Buch mit sieben Siegeln:
Die Pflegekosten bei Kursana unter der Lupe
22
Lieblingsmöbel
Lieb gewonnene Erinnerungsstücke sind mit
in die neue Wohnung gezogen
10
24
Den letzten Weg in Würde gehen
Über die Zusammenarbeit mit Hospizvereinen
und die Ausbildung in der Palliativpflege
26
„Einmal Schlafmütze, immer Schlafmütze“
Der Schweizer Psychologe Daniel Gassmann
ist Schlafstörungen auf die Spur gekommen
28
STREIFLICHTER
Die neue Rubrik stellt einen Ausschnitt aus der
Vielfalt an Veranstaltungen, Engagements und
Besonderheiten der 108 Kursana Häuser vor
30
Die Geschichte von Denise und Andy
Im Domizil Forst lebt ein Liebespaar – sie 24,
er 21 Jahre jung – das anders ist als andere
32
Fit in fünf Minuten
Das Herz-Kreislauf-System anzuregen und die
Muskulatur zu fördern, ist keine Frage des Alters
34
Rätseln & Gewinnen
13
14
Fürstliche Kaffeetafel
Wenige hundert Meter Luftlinie und doch eine scheinbar unüberwindbare Distanz:
von der Kursana Residenz ins Schloss zu Gloria von Thurn und Taxis. Für drei
Regensburger Damen erfüllte sich ein Herzenswunsch – eine Einladung zur Fürstin.
Über die Gegensprechanlage an der
Schranke nennt der Fahrer sein Anliegen: „Dies ist die Seniorengruppe
der Kursana Residenz. Wir haben
eine Einladung von der Fürstin.“
Außenstehende haben keinen Zu-
tritt, sagt er, während der Kleinbus Sorgfältig haben sich die drei Dapassieren darf und die Wagenräder men zurechtgemacht, den Friseur
über den Kies knirschen.
besucht und geplant, welche Kleidung und welchen Schmuck sie
Im Restaurant der Kursana Residenz heute tragen werden: nicht zu viel
gab es tagelang kaum ein anderes – und nicht zu wenig. Jedes Detail
Thema als den Besuch
im Fürstenschloss.
„Eine sympathische Prominente zum Anfassen“, sagten Maria Schulte, Erika Lautenschlager
und Edith Schmidt (von l. nach r.) über Gloria von Thurn und Taxis (r.)
4
Wünsch Dir was!
Der Fürstenhut als Wappen der Fürstenfamilie von Thurn und Taxis – trotz ihrer blaublütigen
Herkunft zeigte sich die Fürstin ihren Gästen als eine bodenständige Frau mit Lebenserfahrung
Fürstin Gloria von Thurn
und Taxis
muss stimmen, wenn der lang ge- haben wir uns kennengelernt. Ihrer
hegte Wunsch endlich in Erfüllung Familie gehörte das Grundstück.“
geht.
Knapp 20 Jahre sind vergangen, die
Erika Lautenschlager ist aufgeregt. Wohnung ist verkauft, die Tochter ist
„Ob sie sich wohl an mich erinnern weggezogen, die Enkel sind erwachkann?“ Die Bewohnerin der Kur- sen. Seit zwei Jahren wohnt Erika
sana Residenz nimmt sich fest vor, Lautenschlager in der Kursana Resisie zu fragen.
denz Regens„Ob sie sich an mich
Sie – das ist
burg. In ihrem
Gloria Fürstin
neuen Zuhause
erinnern kann?“
von Thurn und
versorgt sie
Taxis, geborene Maria Gloria Gräfin sich vollständig selbst. Wenn das
von Schönburg zu Glauchau und einmal nicht mehr klappen sollte,
Waldenburg, Ehefrau des 1990 ver- „habe ich im Haus viele helfende
storbenen Fürsten Johannes von Hände“, sagt sie. Tochter und EnThurn und Taxis, Mutter des Fürs- keln will sie auf keinen Fall eine
ten Albert II. sowie der Prinzessin- Last sein.
nen Maria-Theresia und Elisabeth
– und milliardenschwere Unterneh- Erika Lautenschlager steigt als erste
merin, laut „Business Week“ eine aus dem Wagen. Sie ist nicht allein.
der zehn erfolgreichsten weltweit. „Toll hat sie ausgesehen, unsere
Gloria, damals waren die ZeitunErika Lautenschlager hat die Fürs- gen voll von ihren Bildern.“ Edith
tin schon einmal getroffen – damals Schmidt schwärmt über die Fürstin
in den „wilden Jahren“ von Gloria, in ihren wilden Jahren. „Wir hatten
als die Presse sie „die Punk-Prin- doch alle unsere Jugend“, verteidigt
zessin“ nannte. „Ich hatte für meine Maria Schulte sie. Die Dritte im
Tochter eine Eigentumswohnung Bunde ist mit 85 Lebens- sowie
hier in Regensburg gekauft“, erzählt sieben Kursana Jahren sozusagen
die 82-Jährige, „beim Richtfest die Stubenälteste und in ihrem
Mit 20 heiratet sie einen der reichsten
Junggesellen Deutschlands, den 54-jährigen Milliardär Johannes von Thurn und
Taxis. Mit 30 ist sie seine Witwe und
Mutter von drei kleinen Kindern. Mit
einer Aufgabe, die ihr weder zugedacht
war noch zugetraut wurde. Aus der
schrillen „Punk-Prinzessin“ wurde binnen
kurzer Frist eine erfolgreiche Managerin.
Ihre Kindheit erlebt sie mit ihrer Familie
in Somalia. Der Vater arbeitete dort als
Journalist und Entwicklungshelfer. Als
Teenager kehrt sie nach Deutschland
zurück. Die junge Adlige trifft Johannes
von Thurn und Taxis. Aus dem „alten
spinnerten Onkel“, wie sie einmal sagte,
wurde die große Liebe. Er braucht einen
Erben. Sie heiraten. Glorias drittes Kind
ist Erbprinz Albert. Die junge Mutter lebt
in einem Schloss, umgeben von Bediensteten. Sie stürzt sich ins Jet-Set-Leben,
genießt das Aufsehen. „Es ist ja so einfach, sich in den Mittelpunkt einer oberflächlichen Gesellschaft zu spielen“, sagt
sie heute. Doch der Fürst ist krank. Gloria
arbeitet sich in Betriebswirtschaft ein.
Kurz vor seinem Tode erteilt er seiner Frau
Generalvollmacht, die Geschäfte bis zur
Übernahme durch den Erbprinzen zu lenken. Das tut sie bis heute. Albert II. lässt
dankbar „die Mama“ machen.
5
Schloss St. Emmeram
Der Stammsitz des Fürstenhauses ist
eines der berühmtesten Schlösser weltweit – und eines der größten. Die Fürsten
von Thurn und Taxis besaßen im Deutschen Reich seit 1615 das Monopol im
Postwesen („Erbgeneralpostmeisteramt“).
1748 verlegten sie ihre Residenz von
Frankfurt am Main nach Regensburg.
Seit 1812 residiert die Familie auf Schloss
Emmeram, das vorher ein Teil des Klosters
St. Emmeram war. Das Schloss umfasst
mehrere Gebäudekomplexe aus verschiedenen Bauzeiten. Im gotischen Kreuzgang
liegt die neugotische Gruftkapelle der
Familie. An der Südwestecke des Schlosses befindet sich das dreigeschossige,
quadratische Emmeramtor aus dem
14. Jahrhundert. Im fürstlichen Marstallgebäude ist heute das Kutschenmuseum
untergebracht. Besonders sehenswert:
der 190 Quadratmeter große Ballsaal.
Ein weiteres Schmuckstück ist der Asamsaal mit dem Deckenfresko aus dem Jahr
1737. Die schlosseigene Bibliothek umfasst etwa 12.000 bibliophile Bände aus
der Hofbibliothek.
Ein Erinnerungsbild aus einem der prachtvollen Marmor-Treppenhäuser, deren Innenausstattung der römischen Antike nachempfunden ist
6
kirschroten Hosenanzug flott anzu- Seite die Fürstin wohl kommt, ist sie
schauen. In der Residenz kümmert auf einmal da. Schlicht, sportlichsie sich um die
elegant, mit ei„viel zu vielen“
nem Lächeln
„Ihr Mut ist bewundernswert“ reicht sie allen
Bücher der Bibliothek und isst
die Hand. „Wie
mittags immer mit Begleitung im schön, Sie zu treffen“, sagt Edith
Kursana Restaurant. Ihr sehbehin- Schmidt und ihre Augen blitzen vor
derter Tischnachbar speist nämlich Freude. Als Erika Lautenschlager die
nicht gerne alleine. „Ich helfe ihm ein Fürstin auf ihr erstes Kennenlerbisschen und bringe ihn zu Tisch.“
nen anspricht, ist sie gleich enttarnt. „Sie kommen aber nicht aus
Für die drei Damen geht in Schloss Regensburg“, ertappt die Fürstin die
St. Emmeram heute ein Herzens- vor vielen Jahren aus Mannheim Zuwunsch in Erfüllung. Willy Wetter, gezogene, kann sich aber an das
der Direktor der Residenz in Regens- Richtfest nicht mehr erinnern.
burg, berichtete der Redaktion des
Kursana Magazins von dem Traum Dafür sind die Damen zum Erstauder Seniorinnen und regte an, ein nen der Fürstin bestens informiert
Treffen mit der Fürstin zu arrangie- über das Leben der fürstlichen Faren. Aus der Bitte an „Ihre Durch- milie. „Ihr Mut ist bewundernswert“,
laucht“ wurde ein Termin. Mitten in lobt Maria Schulte angesichts der
ihren vielen Verpflichtungen um Rennfahrerambitionen von Fürst
die Regensburger Schlossfestspiele Albert II. ihre mütterliche Gelassenund kurz vor der Vorstellung ihres heit. Alle drei lesen Illustrierte und
gemeinsamen Buches mit Joachim wissen auch von manchen wirtKardinal Meisner wird Gloria von schaftlichen Belangen des fürstliThurn und Taxis die drei Seniorin- chen Hauses. „Sie haben so viele
nen treffen. Jetzt gleich.
Herausforderungen wunderbar bewältigt“, greift Edith Schmidt die
In einem stillen Parkwinkel ist die Stimmung auf. „Danke, Sie sind
Kaffeetafel aufgebaut. Hier wird sehr nett zu mir“, entgegnet die
Platz genommen, und während die Fürstin und klappt das SahnekännDamen darüber rätseln, von welcher chen zu, bevor eine Biene in der
Wünsch Dir was!
Zu so einem Anlass muss die Garderobe stimmen:
Erika Lautenschlager, Maria Schulte und Edith Schmidt
(v. l. n. r. ) freuten sich auf ihren Besuch im nahe
gelegenen Fürstenschloss, dem UNESCO-Welterbe
St. Emmeram
Kaffeemilch abtauchen kann. „Ich letzt.“ Maria Schulte findet manche
war mit 20 Mutter, gleichzeitig woll- Benimmregel überholt. Die Fürstin
te ich in Discos gehen“, erinnert sie von Thurn und Taxis überlegt: „Nein,
sich. „Mit den
gute Manieren
Jahren und der „Ein unvergesslicher Tag und sind attraktiv,
V e r a n t w o r - ein wunderschönes Erlebnis“ und ich bedautung, die ich
re, dass sie in
heute trage, bin ich nachdenklicher den letzten 50 Jahren abgelöst wurund ernster geworden.“
den durch diese amerikanisierte
Turnschuhgesellschaft. Es fällt so
Doch schon bei der nächsten Frage positiv auf, wenn jemand die Tür
muss sie lachen. Das Gespräch ist aufhält oder ein Kompliment macht.
auf das Thema Manieren gekom- Was ich grauenhaft finde, sind Leumen. „Haben Sie sich je daneben te, die Kaugummi kauen.“
benommen?“, fragt Edith Schmidt.
„Oft!“, lacht Gloria, „selbst merkt Ins Schwärmen kommt sie, wenn sie
man es nur leider meist erst zu- nach ihren Kindern gefragt wird.
Albert, 25, hat gerade sein Studium
beendet. Er lehnte dort jegliche
Sonderbehandlung ab und war erbost, wenn er mit „Durchlaucht“ angesprochen wurde. „Ich bin der Albert“, habe er sich seinen Kommilitonen vorgestellt.
Später schwärmt die Fürstin von den
Schlossfestspielen. Am Abend wird
sie Liza Minelli applaudieren. Viel zu
schnell ist dann die Zeit vorbei. Als
ihr Gloria von Thurn und Taxis zum
Abschied die Hand reicht, war es
nicht nur für Maria Schulte „ein unvergesslicher Tag und ein wunderschönes Erlebnis“.
Wunschträume
werden wahr
Haben auch Sie einen ganz besonderen Wunschtraum?
Einen Wunsch, der Ihnen so ungewöhnlich erscheint,
dass seine Erfüllung in weite Ferne gerückt ist? Kursana könnte ihn wahr machen: im Rahmen der Aktion
„Wünsch dir was!“ Schreiben Sie uns und schildern
Sie uns Ihren Traum.
„Danke, Sie sind sehr nett zu mir“: Gute Manieren und Höflichkeit sind
ihr wichtig, das durften ihre Gäste hautnah erleben – diese schätzten
an Gloria von Thurn und Taxis vor allem ihre humorvolle Art
7
Guter Ton
Stil und Etikette
Drei Bewohner der Kursana Residenz Hamburg setzten sich zusammen und
diskutierten, wie wichtig das „richtige Benehmen“ in ihrem Leben ist.
Im Clubraum treffen sich: Inge Berger, Jahrgang 1925, Jürgen Günther,
Jahrgang 1924 und Edith Rose, Jahrgang 1915 (Foto, v. r. n. l. ). Sie legen – wie die anderen Bewohner der
Residenz – auch im Alltag großen
Wert auf Etikette.
Jürgen Günther: Meine Damen, gut
sehen Sie aus. Setzen Sie sich bitte,
und lassen Sie uns über gutes Benehmen plaudern.
Edith Rose: Etwas, worauf wir großen Wert legen. Einer Dame in den
Mantel zu helfen, ihr den Stuhl bereitzustellen, ein freundlicher Gruß.
Aber auch für einen älteren Menschen im Bus einen Platz frei zu
machen oder die Tür aufzuhalten –
das sind kleine Lichter im täglichen
Miteinander.
Inge Berger: Scheinbare Alltäglichkeiten. Aber auf diese Dinge kommt
es gerade an.
Jürgen Günther: „Étiquette“ stammt
8
übrigens aus dem französischen Königshof. Es waren Notizzettel, auf
denen die Rangfolge der am Hof zugelassenen Personen stand. Heute
verstehen wir darunter gute Umgangsformen.
Inge Berger: Sie machen das Miteinander angenehmer, zeigen, dass
man sich gegenseitig achtet.
Edith Rose: Aber den abgespreizten
Finger beim Trinken, das Messerbänkchen und den Handkuss – das
halte ich für etwas übertrieben. Mir
ist der gute Ton im Alltag wichtig.
Sich einen „Guten Morgen“ oder einen „Guten Abend“ zu wünschen,
gehört zum Wohlfühlen dazu.
Jürgen Günther: Höflichkeit sollte
selbstverständlich sein. Darf ich den
Damen noch Kaffee nachschenken?
Edith Rose: Das machen Sie ganz
hervorragend. Diese Liebenswürdigkeit weiß ich zu schätzen.
Inge Berger: Gute Umgangsformen,
stilvolles Wohnen – das ist mir
wichtig. Auf ostpreußischen Gutshöfen zum Beispiel pflegten Familien
einen sehr bewussten Lebensstil...
Edith Rose:... mit der Situation heute ist das natürlich nicht mehr vergleichbar. Aber auch in der Residenz achten wir auf uns und lassen
uns nicht gehen.
Jürgen Günther: Natürlich nicht!
Nicht selten finde ich es auch angebracht, mich drei Mal am Tag umzukleiden. Zum Sport, zum Mittagessen, zum Klassikabend.
Edith Rose: Angebracht ist auch,
einen höflichen Abstand zu wahren.
Das betrifft zum Beispiel das „Sie“
unter uns.
Inge Berger: Das „Sie“ zeugt von
gegenseitigem Respekt.
Jürgen Günther: Wurde zu unserer
Zeit mehr Wert darauf gelegt?
Inge Berger: Nun, heute geht es
tatsächlich legerer zu.
Edith Rose: An guten Manieren darf
es trotzdem nicht mangeln.
Richtig Ernähren
Die Weltgesundheitsorganisation teilt den Diabetes (Zuckerkrankheit) in zwei Haupttypen. Fällt die körpereigene Insulinproduktion ganz aus, weil die entsprechenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört sind, spricht man von Diabetes Typ I.
Die Betroffenen müssen sich ihr Leben lang Insulin spritzen.
Beim Diabetes Typ II besteht eine so genannte Insulinresistenz:
Die Zellen, die den Blutzucker aufnehmen sollen, sprechen
kaum auf Insulin an. Zum Ausgleich wird mehr produziert, was
die Bauchspeicheldrüse aber auf Dauer nicht verarbeiten kann.
Dieser Diabetes-Typ tritt vor allem im fortgeschrittenen Alter
auf – daher „Altersdiabetes”.
Gesunde Ernährung und – altersgerechter – Sport sind das beste
Mittel, um Altersdiabetes vorzubeugen
Volkskrankheit Diabetes
Diabetes Typ II heißt nicht von ungefähr „Altersdiabetes“ – jeder Dritte jenseits der
60 ist betroffen. Doch es gibt wirksame Hilfe und Vorbeugung.
Experten nennen ihn auch den „stil- Zu viel und zu fettes Essen, überlen Killer”. Denn der Altersdiabetes mäßiger Konsum von Süßigkeiten
kommt schleichend, und die Betrof- und Bewegungsmangel führen zu
fenen sind anfangs völlig beschwer- Übergewicht – der Hauptursache
defrei. Sechs Millionen Menschen von Altersdiabetes. In leichteren Fälsind nach Schätzungen der Deut- len helfen Sport und eine Diät. Anschen Diabetes-Gesellschaft er- dernfalls ist eine Behandlung mit
krankt. Jeder zweite Erkrankte weiß Medikamenten nötig. Für alle Eres nicht. Die Inkrankten gilt:
Süßes ist nicht mehr
sulinresistenz
Gesunde und
wird meist bei
abwechslungsgrundsätzlich verboten
Routineunterreiche Ernähsuchungen entdeckt. Bleibt sie un- rung ist besonders wichtig – auch
behandelt, kann das schlimme Fol- wenn der Genuss von Süßem nicht
gen haben: absterbende Füße, Au- mehr grundsätzlich verboten ist. Exgenschäden, Schädigungen der Nie- perten empfehlen, viel zu trinken,
re oder Depressionen. Sogar einen dabei gilt Mineralwasser als der besSchlaganfall kann der dauerhaft er- te Durstlöscher. Bier, Schnaps und
höhte Blutzuckerwert verursachen. Liköre sind problematisch, doch ein
Gläschen trockener Wein darf sein.
Täglich eine halbe Stunde Gymnastik (siehe Seite 32/33) unterstützt
den Körper wirkungsvoll.
Für Diabetiker ist es besonders ratsam, regelmäßig zu KrebsvorsorgeUntersuchungen zu gehen. Denn die
Betroffenen haben nicht nur häufiger Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch ein höheres Tumor-Risiko. So kommt etwa
Dickdarmkrebs um 30 Prozent und
Krebs der Bauchspeicheldrüse sogar um fast 70 Prozent häufiger vor
als bei gesunden Menschen.
Weitere Informationen:
Deutsche Diabetes-Gesellschaft
Telefon: 02 34 . 97 88 9 - 0
9
Körperkontakt und Zuwendung erreichen Menschen mit demenziellen Veränderungen auch in ihrer
Welt. Altenpflegerin Katrin Woweries (r.) kann mit ihren unterschiedlichen Stimmungen umgehen
Eine Reise ins Unbekannte
In einem geschützten Wohnbereich für Menschen mit Demenz gelten eigene Regeln.
Jeder Tag ist anders – einen davon hat unsere Reporterin
im Kursana Domizil Eisenhüttenstadt miterlebt.
„Wer möchte mir helfen?“, ruft
Wohnbereichsleiterin Susanne Boy,
48, und legt einen großen Packen
frisch gewaschener Handtücher auf
den Küchentisch. Sofort greifen die
alten Damen, die um den Tisch sitzen, danach. Sie beginnen zu falten.
Jeder Handgriff sitzt, besonders bei
10
Inge Schulz*, 77. „Schon alle Hand- Wohnküche versammelt. Neben eitücher weg?“, fragt sie enttäuscht ner modernen Küchenzeile gibt es
hier allerhand Dekoratives. In einer
nach ein paar Minuten.
Ecke ist eine Nostalgie-Küche aufEs ist ein früher Montagmorgen. gebaut – mit altem Kohleherd, KafIm Demenzbereich haben sich gut feemühle und Vorratsdosen aus
ein Dutzend der insgesamt 18 Be- Porzellan. „Diese Stücke wecken Erwohner in der geräumigen, hellen innerungen“, sagt Susanne Boy.
Einfühlsam betreuen
Dasselbe gilt für das „Wohnzimmer“ im Stil einer guten Stube. Es
liegt am hinteren Ende des Wohnbereichs und wird auch zu besonderen Anlässen genutzt.
Heute Vormittag ist so ein Anlass.
Ergotherapeutin Elke Ewald, 50, lädt
wie jede Woche zur Musiktherapie.
Luise Hamann sitzt kerzengerade
am äußeren Rand eines Sofas im
Wohnzimmer. „Ich brauch’ Platz!“,
sagt sie in scharfem Ton zu ihrer
Nachbarin und rückt von ihr ab.
„Stimmungsschwankungen und Aggressionen erleben wir häufig“,
sagt die Ergotherapeutin. Ohne sich
aus der Ruhe bringen zu lassen,
stimmt sie die „Vogelhochzeit“ an
und begleitet den Gesang auf der
Gitarre. Viele stimmen ein.
sofort offenkundig. Verstecken und
überspielen gehört zu den typischen
Verhaltensweisen“, sagt Elke Ewald.
„Dann werden die Menschen leise,
ziehen sich in sich zurück.“
Vom Volkslied leitet Elke Ewald zum
Gespräch über. „Erinnern Sie sich So wie Ilse Lechner, 81. Die ehemanoch an Ihre Hochzeit?“ „Das war lige Sekretärin sitzt meist schweiam 28. Mai“, ruft Luise Hamann, gend in der Runde. Bei einer Gedächtnisübung
jetzt wieder
fröhlich, ohne „Die Menschen werden leise, zum Thema Pilzu zögern. Das
ziehen sich in sich zurück“ ze kommt endlich ein Wort
Jahr weiß die
87-Jährige nicht mehr. Orientierung über ihre Lippen: „Birkenpilz“. Elke
in Raum und Zeit nehmen immer Ewald freut sich: „Nur ein einziges
mehr ab, je weiter die Krankheit Wort. Aber für sie war das ein
fortschreitet. „Doch das wird nicht schöner und wertvoller Moment.“
Vertraute Fähigkeiten bleiben erhalten und spenden Lebensfreude. Die Aufgabe, eine Uhr zu
zeichnen (Mitte), ist jedoch bei fortgeschrittener Erkrankung nicht zu lösen
Leben mit dem Vergessen
Etwa 1,2 Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer
Demenzerkrankung wie zum Beispiel Alzheimer; bei den über
80-Jährigen ist jeder Fünfte betroffen, bei den über 90-Jährigen
jeder Dritte. Wörtlich übersetzt bedeutet Demenz „Der Geist ist
weg“ – die Betroffenen verlieren ihr Gedächtnis, entwickeln zum
Teil Sprachstörungen, Konzentrations- und Orientierungsschwächen. Der Verlauf ist schleichend, die Krankheit nach wie vor
nicht heilbar. Spezielle Therapien helfen den Erkrankten jedoch,
den Kontakt zur Realität zu halten. Kursana Pflegeeinrichtungen
gelten dabei bundesweit als beispielhaft. Mehrere Kursana
Häuser – so die Residenzen in Bad Pyrmont, Hamburg und
Refrath – bieten Tagesclubs auch für demenziell Erkrankte von
außerhalb an, um so die betreuenden Angehörigen zu entlasten. In der Gruppe erleben die Senioren gemeinsam einen
strukturierten Tagesablauf. Zeitungslesen, das Sprechen über
Tagesereignisse, gemeinsames Essen oder Ausflüge gehören
ebenso zum Programm wie Therapien, die vorhandene Fähigkeiten trainieren: Bei den 10-Minuten-Aktivierungen zum
Beispiel gibt es ein breites Spektrum vom Gedächtnistraining
über leichte Gymnastik bis hin zum Reaktionstraining.
11
Gerda Freiwald, 87, wird unruhig. bleiben.“ Bewohnerin Luise Hamann
Sie rollt ihren Rollstuhl auf den freut sich indessen: Ihre Enkel hätGang. „Ich muss nach Hause zu ten sie für den Abend zum Grillen
meinen Kindern! Die sind doch eingeladen, erzählt sie. „Wann werde ich geholt?“,
allein in der
„Ich
muss
nach
Hause
fragt sie wieWohnung“, ruft
der und wieder.
sie. Die Altenzu meinen Kindern“
Die Antwort dapflegerin Katrin Woweries, 40, umarmt die auf- rauf vergisst die Seniorin sofort.
gelöste Frau. „Das ist schon in Ord- Gerda Freiwald lässt sich mit dem
nung, ich hab da eben angerufen.“ Rollstuhl in den Garten schieben,
Gerda Freiwald lächelt, dankbar der zum Wohnbereich gehört. Am
tätschelt sie der Pflegerin den Arm. Hochbeet bricht sie einen Lavendel„Viele brauchen Körperkontakt. Na- zweig ab. Zerreibt ihn zwischen den
türlich würde ich nie jemanden Fingern und atmet den Duft ein.
umarmen, der das nicht will“, sagt „Das ist Lavendel, der riecht gut“,
sagt sie.
die Pflegerin.
Um 15 Uhr ist die Kaffeetafel gedeckt. „In zwei Stunden bin ich mit
dem Flugzeug nach Kanada geflogen. Ganz alleine. Da haben sich
meine Kinder aber gewundert“, erzählt Hedwig Körner. Keiner widerspricht. Petra Schlegel, Direktorin
in Eisenhüttenstadt und ehemalige
Pflegedienstleiterin, sagt warum:
„Es ist wichtig, sie in ihrer eigenen
Welt zu bestätigen, damit sie in
ihrem emotionalen Gleichgewicht
Abendessen. Genüsslich isst Hedwig Körner eingelegte Bohnen mit
den Fingern. Ihr Lieblingsgericht.
Später seufzt sie tief: „Das war viel
Aufregung heute.“ „Was denn?“, will
Katrin Woweries wissen. „Na, mit
dem Flug!“ „Das haben Sie ja gut
überstanden. Und jetzt können Sie
schlafen“. „Ja, das ist schön“, sagt
die alte Dame und lässt sich als
Letzte im Rollstuhl aus der Wohnküche in ihr Zimmer rollen.
Hobbys – wie beispielsweise Sticken – sind wichtig. Dabei haben die demenziell erkrankten
Senioren positive Erlebnisse, erleben sich als selbstbestimmt und wertgeschätzt
„ ... die Erinnerung zurückgeben“
Angela Klose, Pflegedienstleiterin im Kursana Domizil Eisenhüttenstadt
Im Umgang mit demenziell Erkrankten gibt es den Begriff „Validation“.
Der an Demenz Erkrankte lebt in
seiner eigenen Realität, die gilt es
zu respektieren. Wir holen im übertragenen Sinn den Menschen dort
ab, wo er steht: Wenn mir ein Bewohner sagt, unter seinem Bett sei
ein Löwe, dann komme ich eben
und hole den Löwen.
Wie wichtig ist die persönliche
Biografie, die Lebensgeschichte?
Enorm wichtig. Deshalb ist es gut,
wenn Angehörige mit uns zusammen arbeiten. Dann ergeben manche Äußerungen einen Sinn, und
wir können vieles besser verstehen.
Was ist Ihr Ziel?
Den Menschen ihre Erinnerungen
zurückzugeben, sie das Gefühl von
Kompetenz spüren zu lassen, ihr
Selbstbewusstsein zu stärken.
* Alle Namen der Senioren sind geändert
Fit halten
Deutschlands kleinster
Schwimm-Club
Schwimmen gehört für viele ältere Menschen zum Leben.
Das Kursana Domizil Bad Lauterberg hat für seine Bewohner
eine Möglichkeit gefunden, auch weiter ihrem Hobby nachzugehen.
Es ist Dienstag. Der Bus des Domizils steht vor dem Haupteingang.
Zwei Plätze sind bereits besetzt,
dann kommt Hermann Strauch, 90,
er ist der Dritte. Mehr sind heute
nicht dabei. Die Fahrt geht etwa
einen Kilometer weit, in die Klinik
für Orthopädie. Dort werden die
Senioren, bis auf eine Ausnahme,
aber nicht behandelt. Nein, sie nutzen seit mehr als vier Jahren das
Therapiebad der Klinik, um ihrem
liebsten Hobby nachzugehen – dem
Schwimmen.
Die Gruppe hat seit einem halben sana Direktorin Renate SpringbornJahr sogar einen richtigen Namen. Aschoff auf die Suche begeben –
„Wir heißen
und hatte Er„Schwimmen ist eine herjetzt ‚Kleinster
folg. „Ich erSchwimm-Club
fuhr, dass das
vorragende Therapie“
Deutschlands’“,
Therapiebad
erklärt die 90-jährige Brunhilde am frühen Nachmittag nicht geSchaper. Ihr Sohn habe diese Be- nutzt wird“, berichtet sie. Schnell
zeichnung aus der Taufe gehoben, habe man sich mit der Leitung der
als er von der Freizeitbeschäftigung Klinik geeinigt.
seiner Mutter erfuhr. Brunhilde
Schaper wartet bereits in der Klinik. „Anfangs waren wir zu dritt“, erinSie wird nach einem Beinbruch nert sich Hermann Strauch. Jetzt
hier stationär betreut. Ins Wasser seien – je nach Tagesform – bis zu
darf sie zwar nicht, doch: „Ich will sechs Bewohner des Bad Lauterbei meinen Freunden sein!“ Sie er- berger Domizils mit von der Partie.
zählt von den Anfängen. Mehrere Etwa eine Stunde lang steht ihnen
Bewohner hätten sich nach einer das Becken zur Verfügung. Diese
Möglichkeit zu Zeit nutzen sie zum Schwimmen
schwimmen ge- oder um unter Anleitung von Jeasehnt. Schließ- nette Hoffmann Wassergymnastik
lich sei das ein zu betreiben. Die Direktorin schaut
Leben lang ihr dem regen Treiben im Wasser zu:
Hobby gewesen. „Schwimmen ist eine hervorragenDaraufhin ha- de Therapie, den Körper bis ins
be sich Kur- hohe Alter fit zu halten.“
Erlafried Jütte, 87, Betreuerin Jeanette Hoffmann, Gerhard
Büttner, 83, und der 90-jährige Hermann Strauch (v.l.)
fühlen sich im Wasser pudelwohl
13
Wie Liebe jung bleibt
Sie sind etwas ganz Besonderes: Ehepaare, die schon 60 oder 65 Ehejahre
miteinander verbracht haben. Im Kursana Domizil Bremen feierte jetzt
das Ehepaar llse und Roland Weiße seine Eiserne Hochzeit.
14
unsere häuserGemeinsam alt werden
Durch das offene Fenster ihres Dop- Heute schätzen beide die Annehmpelzimmers dringt das Rauschen lichkeiten und die Unterstützung im
der Bäume. Schwarz-Weiß-Fotos Domizil. Und die neuen Freizeitaktizeigen ein junvitäten, die sie
„Liebe kann nicht wachsen, jung halten: „Im
ges Brautpaar.
Roland Weiße,
letzten Jahr hasie muss sofort da sein“
93, erzählt von
ben wir zusamdem Moment, als „seine Ilse“ 1943 men mit Kindern ein Theaterstück
zum ersten Mal vor ihm stand: geprobt und aufgeführt. Ein Weih„Mein Gott, dachte ich sofort, das nachtsmärchen, ich habe den Josef
wird meine Frau.“ „Besonders seine gespielt“, sagt Roland Weiße und
strahlend blauen Augen gefielen seine Frau fügt hinzu: „Auf so etwas
mir“, sagt Ilse Weiße, 89, „die gin- wären wir doch zuhause nie gekomgen durch und durch.“ „Liebe kann men. Hier gibt es Abwechslung.“
nicht wachsen, sie muss sofort da
sein“, bekräftigt ihr Ehemann.
Diese Abwechslung gehört mit zum
Rezept ihrer langen Ehe. Am wichDiese Liebe hat die Jahre überdau- tigsten jedoch: „Wir sind gerne zuert: die Kriegsjahre, die Nachkriegs- sammen und brauchen einander.
jahre in ihrer beider Heimatstadt Wichtig ist nur, dass es über einen
Dessau, die Übersiedlung in den Streit nie Morgen werden darf“,
Westen, das Heranwachsen der sagt Ilse Weiße. Während sich ihr
beiden Söhne
Mann gemüt„Wir
sind
gerne
zusammen
– der eine Arzt,
lich im Korbder andere Insessel zurückund brauchen einander“
genieur – das
lehnt und einer
Leben als technischer Angestellter Oper von Wagner lauscht, macht
und dann als Pensionär in Bremen- sie sich auf den Weg zur SpielVegesack. Vor drei Jahren, nach ei- stunde mit den Kindergartenkinnem Krankenhausaufenthalt von dern. „Für meinen Mann ist das GeIlse Weiße, zog das sonst noch vita- wusel manchmal zu viel, aber ich
le Ehepaar gemeinsam ins Kursana lasse mir das nicht entgehen.“ Die
Domizil im Bremer Norden. „Damals nächste Theateraufführung ist übrifühlte ich mich zu rüstig für so ei- gens schon geplant. Im 66. Jahr
nen Umzug“, erinnert sich der Se- ihrer Ehe-Gemeinsamkeit.
nior an die Zeit der Eingewöhnung.
„Ich tat es meiner Frau zuliebe.“
„Gemeinsame Erinnerungen sind manchmal
die besten Friedensstifter“, wusste Marcel
Proust. Ilse und Roland Weiße lassen es über
einen Streit nie Morgen werden. Ihr Zuhause
seit drei Jahren: das Kursana Domizil Bremen
Lang lebe die Liebe
Eine Garantie für eine lange und glückliche
Partnerschaft gibt es nicht. Ihr „Erfolgsrezept“ scheint einige Zutaten aber unbedingt zu benötigen: Respekt und Achtung
voreinander, Wertschätzung des Partners,
ihn so zu akzeptieren, wie er ist, Gemeinsamkeiten, viel miteinander reden – und
Liebe. Laut dem Deutschen Institut für
Wirtschaftsforschung leben über die Hälfte
der erwachsenen Deutschen mit ihrem
Ehe-Partner zusammen. Zudem gab es –
auch aufgrund der demografischen Entwicklung – noch nie so viele Paare in ihrer
zweiten Lebenshälfte, deren Ehe bereits
mehr als 30 Jahre andauert. Liebe kennt
eben kein Alter.
15
„Seit ich nicht mehr
Gisela Bartz, 87, kann nicht mehr
laufen und entdeckt die Welt
jetzt wieder mit einem
Elektro-Rollstuhl.
Die Gewissheit, auf einen Rollstuhl angewiesen zu sein,
traf Gisela Bartz hart. „Ja, das war ganz schwer“,
erklärt sie. Seit zehn Jahren lebt die Witwe in der
Kursana Residenz Refrath und hatte zuletzt immer mehr Schwierigkeiten zu laufen. Knie
und Hüftgelenke sind kaputt, dazu kam eine
Polyneuropathie, eine Nervenkrankheit, die
ihr langsam das Gefühl in den Beinen und
der Hand nahm. Seit 2007 benutzt Gisela
Bartz schon einen Rollator, an dem sie sich
mit Schmerzen bewegte. Dann verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand und ein
paar Monate lang kam sie nur aus dem
Haus, wenn ihre Kinder sie in einen Rollstuhl setzten und schoben. Die Lösung: ein
Elektro-Rollstuhl. Ein Arzt musste bestätigen, dass sie in der Lage ist, ihn zu bedienen. „Klar kann ich das – als alte Autofahrerin. Im Kopf bin ich ja noch klar“, lächelt die 87-Jährige.
Es kostete sie Überwindung, sich im
Frühjahr dieses Jahres erstmals in den
Rollstuhl zu setzen. „Wer macht das
schon gern? Damit zeige ich, was ich
nicht mehr kann“, sagt sie nachdenklich. Bei der ersten Fahrt ging
die Tochter noch nebenher. Doch
Gisela Bartz lernte schnell, das wendige Gefährt per Schalthebel gefühlvoll zu steuern. Es reagiert auf die
kleinste Handbewegung und hat zwei
Geschwindigkeitsstufen. „Endlich
kann ich wieder in den Ort fahren,
um Einkäufe zu erledigen oder ein
bisschen frische Luft zu schnappen.“
16
Mobil bleiben
laufen kann“
Kursana Domizil Vaihingen
Bei ihren Ausflügen ist sie immer In der Kursana Residenz Refrath ist
wieder überrascht und gerührt von Gisela Bartz eine von drei Bewohder Hilfsbereitschaft, die sie er- nern, die einen elektrischen Rollfährt. „Es gibt immer Menschen, stuhl fahren. Und überall im Haus
die mir Türen
hinzukommen,
aufmachen und
gehört mit zum
„Im
Kopf
bin
ich
ja
noch
klar“
mir im SuperKursana Prinmarkt Dinge
zip, sagt Direkanreichen.“ Manchmal halfen Gise- tor Winfried Oepen, der das Haus
la Bartz auch schon Passanten aus seit seiner Eröffnung vor 15 Jahren
der Patsche, wenn sie sich an Stel- leitet: „Mit der Entscheidung, in die
len festgefahren hatte, die für sie Residenz zu ziehen, trifft man Vorals Rollstuhlfahrerin unpassierbar sorge für ein unbeschwertes Leben.
waren. Ein Weg, der von Bauarbei- Die Bewohner bewahren sich ihre
ten blockiert ist, ein abgesenkter Selbstständigkeit und ihre persönBürgersteig oder eine Treppe, all lichen Freiräume – immer mit der
das kann unterGewissheit,
„Ich habe mir ein Stück
wegs ein Prodass wir sie
blem werden.
unterstützen.“
Freiheit zurückerobert“
„Anfangs war
Gisela Bartz
ich tollkühner“, berichtet sie, „jetzt stimmt dem zu: „Im Haus erreiche
fahre ich nur noch da entlang, wo ich alles“, sagt sie. „Mit dem Rollich genau weiß, wie die Straßen- stuhl habe ich mir ein Stück Freiverhältnisse sind.“
heit zurückerobert.“
Rollstuhl zu fahren bedeutet für Gisela Bartz, 87, auch ein Stück Freiheit: Sie kann ohne fremde Hilfe
jedes Ziel inner- und außerhalb der Kursana Residenz Refrath (r.) in Bergisch Gladbach erreichen
Barrierefrei
Sicheres Wohnen auch mit körperlichen
Handicaps gehört bei allen Kursana
Häusern zu den Grundlagen. Absolut
barrierefrei ging im Februar 2008 zum
Beispiel das neue Kursana Domizil
Vaihingen in Baden-Württemberg an den
Start – eines von sechs neuen Häusern
in dem Jahr. „Barrierefreiheit bedeutet,
dass die Bewohner alle Räume erreichen
können, auch wenn sie auf Rollstuhl
oder Rollator angewiesen sind“, erklärt
Direktorin Silvia Wöhrle. Im Haus gibt es
keinerlei Bodenerhebungen oder Stolperfallen, weder auf dem Weg vom Bad ins
Zimmer, noch auf dem Weg vom Zimmer
in den Flur oder in die Veranstaltungsund Aufenthaltsräume. Alle Türrahmen
haben eine ausreichende Breite, und alle
drei schwellenfreien Etagen sind miteinander über einen Aufzug verbunden.
Ältesten-Rat
Welchen Wert haben Erinnerungen?
„Erinnerungen sind ein Schatz, für den man dankbar sein kann.
Ich habe sehr lebendige Erinnerungen. Das ist wie Kino im Kopf.
Wenn ich an den wunderbaren Kachelofen im Haus meines
Großvaters denke, habe ich genau vor Augen, wie wir Kinder uns
dort versteckten und lauschten.“
Luise Stüber, 103, lebt seit elf Jahren im Kursana Domizil Nienhagen
bei Celle. Die gebürtige Schweizerin war Winzer-Frau in RheinlandPfalz und zog im Alter zu ihrer Tochter nach Niedersachsen. Bewegung ist ihr wichtig: „Fast täglich mache ich bei der Gymnastik mit.“
Müssen Lesungen belehrend sein?
„Ich will nicht belehren, sondern unterhalten. Literatur bedeutet
mir nach wie vor viel. Da kann der Kopf auf Wanderschaft gehen,
auch wenn die Beine nicht mehr wollen. Ich freue mich, wenn
meine Lesungen bei den anderen Bewohnern gut ankommen.“
Erich Blass ist 103 Jahre alt, lebt in der Kursana Residenz Wedel
und hält Lesungen von Shakespeare bis Walser. Mit seiner ausdrucksvollen Stimme zieht der frühere Industriekaufmann und Laienschauspieler regelmäßig die Zuhörer in den Bann der Literatur.
Was kostet die Pflege?
Kein Buch mit sieben Siegeln: Bei den Kursana Domizilen kann jeder klar nachvollziehen, welche Kosten auf Pflegebedürftige zukommen. Die wichtigsten Grundregeln.
Beispielrechnung für das monatliche Heimentgelt
für einen Bewohner der Pflegestufe 1 im Doppelzimmer
Anteil Heimentgelt
1. Pflegevergütung
Anteil Pflegekasse
1.023 Euro
(Aufwand für pflegerische Tätigkeiten
und Pflegesachkosten)
1.240 Euro
2. Unterkunft und Verpflegung
(Unterkunft 387,50 €/Verpflegung 139,50 €)
527 Euro
Heimentgelt gesamt
2.232 Euro
(31 Tage)
Eigenanteil
1.209 Euro
3. Investitionskostenanteil
(für Kosten des Gebäudes,
Instandhaltung etc.)
(ggf. Übernahme durch Sozialamt)
465 Euro
Unterschieden werden drei Pflegestufen. Stufe 1 ist für erheblich Pflegebedürftige definiert.
Der Hilfebedarf für die Grundpflege und die hauswirtschaftliche Versorgung muss pro Tag
mindestens 1,5 Stunden betragen
Das Heimentgelt setzt sich aus drei
Teilen zusammen: der Pflegevergütung, den Kosten für Unterkunft und
Verpflegung sowie dem Investitionskostenanteil – das heißt den Kosten
für das Gebäude, dessen Ausstattung und Miet- und Leasingkosten.
Die Pflegevergütung – die Kosten,
die für Pflegesachkosten und Pflegepersonal anfallen – macht dabei den
Löwenanteil aus. Die Pflegekassen
zahlen feste Beträge zu diesem Teil
20
des Heimentgelts hinzu, die aller- ge bekommt. Ohne Pflegestufe gibt
dings nicht alles abdecken. Voraus- es keinen Zuschuss. In der Stufe 1
setzung für die Zuzahlung: Der Be- werden – Stand Oktober 2008 –
wohner muss seine Pflegebedürf- 1.023 Euro monatlich gezahlt, in
tigkeit vom Medizinischen Dienst Stufe 2 gibt es 1.279 Euro und in
der KrankenStufe 3 sind es
kassen (MDK) „In jedem Bundesland gelten 1.470 Euro Zuprüfen lassen.
schuss. Für eiandere Regeln“
Der MDK teilt
nen Härtefall
die Pflegebedürftigkeit in Stufen ein. gibt es 1.750 Euro von der PflegeDavon hängt wiederum ab, wie viel kasse. Dieser Anteil an der PflegeGeld der Einzelne aus dem Topf der vergütung steht also als pauschaPflegekasse für die stationäre Pfle- ler Zuschuss fest.
Bezahlbare qualität
Verbesserungen für Kranke und für Pflegende brachte das neue Pflegegesetz: Die Leistungen
sind angehoben, das Begutachtungsverfahren beschleunigt. Kursana Experte Jens Bartels (r.)
begrüßt auch die verstärkte Qualitätsprüfung
Der Eigenanteil, der für Pflegevergütung, für Unterkunft und Verpflegung sowie für die Investitionskosten vom Bewohner selbst zu zahlen
ist, ist je nach Bundesland unterschiedlich. Kursana schließt für jedes Haus einzeln eine Pflegesatzvereinbarung mit den Pflegekassen
und dem Sozialhilfeträger ab. Der Eigenanteil bei der Pflegestufe 1 inklusive Investitionskostenanteil beginnt
zum Beispiel bei 653 Euro im Domizil Torgelow in Mecklenburg-Vorpommern. Im Mittel bewegt er sich
zwischen 850 und 1.300 Euro.
Bewohner, die den Eigenanteil nicht
aus ihrer Rente und ihrem Vermögen finanzieren können, haben Anspruch auf Unterstützung durch das
Sozialamt. Das Amt zahlt jedoch nie
den vollständigen Eigenanteil, sondern immer nur den Betrag, der
übrig bleibt, wenn Anteile, die Angehörige ersten Grades leisten können, und eigene Einkünfte wie die
Rente schon abgezogen sind.
Weitere Informationen erteilen die
Kursana Häuser (s. Seite 35) – auch
über zusätzliche Angebote wie Telefon im Zimmer, Fußpflege etc., die
über das (fast) „All-Inklusive-Paket“
der stationären Pflege hinausgehen.
Demenziell Erkrankten wird geholfen
Jens Bartels, Leiter des Pflegesatzwesens bei Kursana, über die
Neuerungen im Pflegegesetz
Was hat sich durch das neue Gesetz geändert?
Bei der stationären Pflege sind die Beträge in der Pflegestufe 3 auf
1.470 Euro angehoben worden. Auch die Erstattung in der Kurzzeitpflege
steigt auf diesen Betrag. In der ambulanten Pflege hat der Gesetzgeber die
Leistungen in allen drei Pflegestufen erhöht. Wir begrüßen diese Entwicklung sehr, denn ursprünglich plante die Politik drastische Kürzungen
der Zuschüsse im stationären Bereich. Das hätte Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen mit einem höheren Eigenanteil belastet.
Wer profitiert am meisten von der Reform?
Die demenziell erkrankten Menschen. Einerseits erhalten die Betroffenen in der häuslichen Pflege einen erheblich höheren Betrag für besondere Betreuungsleistungen wie zum Beispiel in unseren Tagesclubs. Jeder
Einzelne bekommt dafür 100 Euro pro Monat von seiner Pflegekasse,
unter bestimmten Voraussetzungen sogar 200 Euro. Zum Vergleich:
Früher waren es nur 460 Euro im ganzen Jahr. Andererseits berücksichtigt
die Pflegeversicherung neuerdings den besonderen Aufwand für Betreuung und Begleitung von demenziell Erkrankten auch in der stationären
Pflege. Die Einrichtungen können hierfür zusätzliche Mitarbeiter beschäftigen, so dass mehr Zeit zur Verfügung steht. Die Kosten übernimmt vollständig die Pflegekasse; der Demenzkranke muss nichts dazuzahlen.
Wie ändert sich die Kontrolle der Einrichtungen?
Sie wird verstärkt. Der MDK prüft alle Einrichtungen; die Prüfergebnisse
sollen veröffentlicht werden. Ungeklärt ist allerdings noch, wie die Prüfberichte vergleichbar und übersichtlich darzustellen sind. Kursana begrüßt die künftig häufigeren und unangemeldeten Kontrollen bei allen Betreibern. Wir werden bereits jetzt öfter kontrolliert, als das Gesetz vorsieht
und wenden sehr viel Arbeit und Geld für die Qualitätssicherung auf.
21
Lieblingsmöbel
Es muss nicht immer etwas Großes sein, das Bewohner beim Einzug
in ihre neue Kursana Heimat mitnehmen. Auf die Bedeutung kommt es an.
„Dieser Zierschrank war das Gesellenstück meines
Großonkels. Er wanderte in die USA aus und hinterließ
mir diesen Schrank als Andenken. Ich war damals
noch eine junge Frau. Später hat das Vertiko prima in
mein „Häusle“ in Ulm gepasst. Als es in die Jahre
kam, habe ich es restauriert und bemalt. Dabei hatte
ich so viel Spaß, dass ich den gleichen Spaß wieder
fühle, wenn ich es heute anschaue.“
Lore Drusenthal, 88, wohnt im Kursana Domizil
Aalen. Die dreifache Mutter und gelernte Verkäuferin
ist viel gereist und machte unter anderem einen
Malkurs in der Toskana.
„Ich habe mir meine Nähmaschine mitgenommen, weil Nähen mein Hobby ist. Früher
war ich sehr viel fülliger, nahm durch eine
Krankheit aber rapide ab. Als meine Hosen
nicht mehr passten, schritt ich zur Tat und
änderte sie an der Nähmaschine selbst. Hier
im Domizil ändere ich inzwischen auch Kleidung für andere Bewohner. Ich brauche eine
Beschäftigung.“
Der gebürtige Stuttgarter Erich Widmer, 83, ist
ehemaliger Polizeibeamter mit einem Faible für
Technik und mit handwerklichem Geschick. Der
zweifache Familienvater wohnt mit seiner Ehefrau seit 2007 im Kursana Domizil LeinfeldenEchterdingen.
22
Individuell Wohnen
„Ich liebe Chippendale. Den Sessel, die Kommode, den Couch- und Beistelltisch in diesem
Möbelstil haben mein Mann und ich uns gekauft, als wir noch in unserem Geschäftshaus
wohnten. Wir hatten ein Autogeschäft in Weiden.
Die Möbel erinnern mich an diese glückliche Zeit.
Komme ich in mein Zimmer, fühle ich mich zuhause. Ich habe auch eine kleine Bar: Gästen will man
ja auch etwas anbieten können.“
Elisabeth Möstel, 85, wohnt in ihrem Geburtsort
Weiden im Kursana Domizil. Die zweifache Mutter
ist viel gereist. Sie trifft sich oft mit Familienangehörigen, auch mit ihren beiden Brüdern und ihrer
Schwester. Sie ist kulturell interessiert, liebt den
Tanz und besucht regelmäßig den Gottesdienst.
„Diesen Tisch haben meine Frau und ich zur Hochzeit
bekommen. Es war das Geschenk meiner Eltern und damals im Jahr 1954 ein hochmodernes Möbelstück. Wir
haben dem Tisch immer einen Ehrenplatz gegeben. Bei
allen Umzügen ist er mitgekommen. Er ist eine Erinnerung an einen schönen Tag und schafft eine Verbindung
zu meiner Frau. Wenn meine Tochter zu Besuch kommt,
stellt sie oft Blumen darauf.“
Hermann Blindenhöfer, 80, wohnt im Kursana Domizil
Donzdorf. Er stammt aus Muhr am See. Der Vater von
zwei Kindern war 52 Jahre lang verheiratet. Seine Frau
starb 2006.
„Wenn ich morgens aufwache, schaue ich als erstes
auf ein gedrechseltes Regal. Und dann genieße ich
den Anblick all meiner Lieblingsmöbel, die so viele
alte Erinnerungen wachrufen. Da ist ein Löwentischchen, und da der Schreibtisch meines verstorbenen
Mannes. Wir liebten beide das Gedrechselte. Das
Regal war unsere erste gemeinsame Anschaffung.
Der Stuhl ist noch von meinem Vater, er war Lehrer.
Ich halte Andenken sehr hoch.“
Lore Dümmler, 69, wurde in Dresden geboren und ist
vierfache Mutter. In ihr neues Zuhause nahm sie acht
Möbelstücke mit.
23
Den letzten Weg in
Würde gehen
Manchmal sitzt sie einfach am Bett und streichelt eine Hand. Manchmal kommen
lange, intensive Gespräche zustande. Margit Rosenthal begleitet Sterbende.
„Für einen Sterbenden braucht man beitet im Rosenhospiz e.V., das sich
Zeit – die bringe ich mit.“ Margit um schwerkranke Kinder und JuRosenthal sitzt am Bett, redet leise gendliche kümmert. Aber nicht nur.
mit dem Menschen oder liest ihm Margit Rosenthal besucht auch die
vor. Auch wenn
Kursana Domi„ ... denn niemand soll
der sich nicht
zile Stralendorf
mehr mitteilen
und Rastow,
einsam sterben“
kann, ist sie
um sich um
überzeugt, dass ihre Anwesenheit sterbende Menschen zu kümmern.
wahrgenommen wird. Die Schwe- Sie hilft vor allem aus, wenn Angerinerin ist Sterbebegleiterin. Sie ar- hörige weit weg wohnen und nicht
24
regelmäßig bei Mutter oder Vater
sein können.
„Niemand soll einsam sterben“,
sagt Margit Rosenthal – und achtet
zum Beispiel darauf, dass die Zimmertür auch einmal offen steht, damit die Geräusche des Hauses in
den Raum dringen können. „Da ist
Leben in der Bude“, sagt sie, „und
das ist richtig so.“
Begleiteter Abschied
„Ich komme nie unvorbereitet“, er- verschämt oder heimlich“, erklärt
klärt die Hospizhelferin. Dazu ge- Direktorin Heidemarie Brown. Ein
hört, dass sie vom Pflegepersonal Aushang verkündet den Tod eines
in die Lebensgeschichte des Ster- Bewohners. Eine Kerze und ein
benden eingeweiht wird. „Ich möch- Kreuz am Bett schaffen eine Atmosphäre von Würte etwas über
„ ... bewusst mit dem Tod
de und Resdie Biografie
pekt. Im Domiund den Krankauseinandersetzen“
zil Stralendorf
heitsverlauf erfahren“, erklärt die 63-Jährige, die liegt ein Kondolenzbuch aus, Gedurch den frühen Unfalltod ihres spräche werden angeboten. Auch
ersten Mannes mit Tod und Trauer die Zusammenarbeit mit dem Hosin Berührung kam. So kann sie, pizverein gehört dazu.
wenn es noch möglich ist, mit dem
Sterbenden Gespräche führen oder Gleiches geschieht in vielen Kursana
mit dessen Angehörigen. „Einmal Häusern. Eine Zusammenarbeit mit
haben wir sogar gemeinsam mit An- Hospizvereinen gibt es zum Beispiel
gehörigen ein Kaffeetrinken im Zim- im Domizil Berlin-Lichtenberg und in
mer einer Dame abgehalten. Das der Residenz Bad Pyrmont. In Celle
Palliativpflege
Mit der Palliativpflege soll es unheilbar
kranken Menschen ermöglicht werden,
in ihrer letzten Lebensphase ein – so
weit es geht – beschwerde- und schmerzfreies Dasein zu führen. Dabei spielt
nicht nur die medizinische Versorgung
eine Rolle, auch der persönliche Beistand
und eine einfühlsame Pflege sowie psychologische, soziale und seelsorgerische
Hilfe sind sehr wichtig. Die Bausteine der
Palliativpflege werden in den Fortbildungen der „Palliativ-Care“ gelehrt. Kursana
gilt bundesweit als Vorreiter auf diesem
Gebiet.
Margit Rosenthal begleitet Sterbende, auch in Stralendorf, durch alle Phasen – vom Nichtwahrhabenwollen über Zorn, inneres Feilschen um mehr Zeit bis zur Akzeptanz des nahenden Todes
hatte diese sich so gewünscht“, erzählt sie von einem besonderen
Abschied. Meist aber bemüht sie
sich, einfach da zu sein, Zeit zu haben, vielleicht dem Sterbenden die
Lippen zu befeuchten, wenn dieser
das nicht mehr alleine kann und zu
signalisieren: Du bist nicht allein.
Auch das Domizil hat seine Rituale
für einen würdevollen Abschied.
„Wir wollen uns bewusst mit dem
Tod auseinandersetzen und nicht
sorgt Direktorin Anke Nickel dafür,
dass ihre Mitarbeiter in „PalliativCare“ ausgebildet werden. „Wir
müssen unseren Wissensstand erweitern“, sagt sie. In der Hamburger
Residenz setzt sich ein Arbeitskreis
mit Palliativpflege und Sterbebegleitung auseinander. Direktorin Bärbel
Eickhoff: „Eine Bewohnerin hat einmal gesagt: Es wäre schön, wenn jemand bei meinem Sterben am Bett
sitzt – aber bitte einer, der mir in
dieser Stunde hilft.“
Sterbebegleitung
Die Sterbebegleitung durch meist ehrenamtliche Helfer versteht sich als Teil der
Umsorgung eines Schwerkranken und
Sterbenden. Die Sterbebegleiter kümmern
sich häufig nicht nur um den sterbenden
Menschen, sondern auch um seine Angehörigen. Dann bieten sie Hilfe bei der
Trauerarbeit nach dem Tod an.
Weitere Informationen:
www.hospiz.net und www.hospize.de
25
„Einmal Schlafmütze,
immer Schlafmütze“
Kommt die „senile Bettflucht“ unweigerlich? „Nein!“, meint Daniel Gassmann.
Der Psychologe erläutert, warum ältere Menschen nicht viel weniger schlafen als junge.
Es heißt doch, im Alter schläft
man weniger ...
Das ist ein weit verbreiteter Irrtum.
Das Schlafbedürfnis ist individuell
ausgeprägt und vermutlich in den
Genen festgelegt. Nach dem derzeitigen Stand der Forschung wird eine
‚Schlafmütze‘ ihr Leben lang eine
‚Schlafmütze‘ bleiben. Studien zeigen, dass Senioren gerade mal eine
halbe Stunde am Tag weniger schlafen als junge Erwachsene.
ihre Lebensgewohnheiten deutlich
verändert haben, ohne das zu berücksichtigen. Senioren gönnen sich
häufig Auszeiten. Hier mal eine Siesta, dort mal ein Nickerchen – da
kommen schnell ein paar Stunden
Schlaf am Tag zusammen.
Gibt es darüber hinaus Gewohnheiten, die den Eindruck eines
„schlechten Schlafes“ erzeugen?
Ja. Senioren gehen häufig früher zu
Bett. Sie glauben, am gesellschaftWieso klagen dann so viele Seni- lichen Leben nicht mehr teilnehmen
oren über Schlafbeschwerden?
zu können und flüchten sich in den
Sie nehmen ihren nächtlichen Schlaf. Doch Körper und Geist wolSchlaf als ‚schlecht‘ wahr, weil sie len auch im Alter noch gefordert
26
werden. Abschalten ist oft schwierig, wenn man am Tag zu wenig unternommen hat.
Es liegen also tatsächlich keine
biologischen Ursachen für die so
genannte „senile Bettflucht“ vor?
Jein. Wir haben eine innere Uhr.
Auch die ist genetisch festgelegt.
Sie tickt im Alter etwas anders. Von
Natur aus hat der Tag für uns nicht
24, sondern 25 Stunden. Danach
bestimmt unser Körper unsere Müdigkeitsphasen. In diesem Zyklus
stellt sich die Frage: Sind Sie Eule
oder Lerche? Nachteulen kommen
abends nicht rein und morgens
Experten im Gespräch
Was raten Sie den anderen Patienten, die fest von ihren Schlafstörungen überzeugt sind?
Sie sollten sich notieren, wann und
wie lange sie schlafen. Insgesamt
sechs bis acht Stunden täglich sind
normal. Fühlt sich jemand trotzdem
noch kaputt, rate ich: die Nickerchen verkürzen. 20 Minuten am
Stück reichen. Danach ist ein Spaziergang empfehlenswert. Bewegen
Sie sich, machen Sie, wenn mögGibt es Krankheiten, die man an lich, Gymnastik und halten Sie sich
Schlaflosigkeit erkennt?
auch geistig fit. Lesen Sie ein guIm Prinzip kann jede Krankheit den tes Buch.
Schlaf stören. Aber es gibt spezifisch körperliche Schlafstörungen. Spielt die Ernährung bei SchlafEtwa das Schlafapnoe-Syndrom. störungen eine Rolle?
Dieses wird durch Atemstillstände Ja. Wer mit seinem Schlafbedürfwährend des Schlafs verursacht. Er- nis unzufrieden ist, sollte wenig eskrankte leiden an heftiger Tagesmü- sen und am besten gar keinen Alkodigkeit. Hinzu kommen Kopfschmer- hol trinken. Und nach Möglichkeit
keine Schlafmittel nehmen.
zen beim Erwachen.
nicht raus aus dem Bett. Im Gegensatz zu den Frühaufstehern werden
bei ihnen Botenstoffe, die der wache
Mensch benötigt, spät ausgeschüttet. Bei der „Lerche“ ist das genau
umgekehrt. Nun tendiert der Zyklus unserer inneren Uhr, je älter wir
werden, immer mehr von 25 Stunden weg und hin zu 23 Stunden.
Tendenziell werden wir also immer
mehr zur Lerche.
Gute Nacht! Tipps zum Einschlafen
Für eine gute Nacht und um besser in den Schlaf
zu kommen, sollten Sie ...
Der promovierte Psychologe und Psychotherapeut Daniel Gassmann, 40, arbeitet
am Berner Zentrum für Schlafmedizin und
doziert an der Universität Bern. Er ist Autor
des Buches „Gut schlafen“.
Schlafstörungen
Ein Viertel aller Menschen leidet zumindest
gelegentlich an Schlafstörungen. Davon
sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Man unterscheidet Ein- und Durchschlafstörungen sowie die Tagesschläfrigkeit. Beide Arten müssen sich aber
nicht ausschließen. Die Ursache für Schlafstörungen sind häufig psychische und
chronische Krankheiten. Ursache können
aber auch spezifisch körperliche Erkrankungen wie das Schlafapnoe-Syndrom
und ruhelose Beine sein. Jeder Zehnte verursacht seine Schlafstörungen
durch zu viel Alkohol.
... Ihre Ernährung anpassen.
Nehmen Sie zwei bis drei Stunden vor dem Schlafengehen keine schweren Mahlzeiten mehr ein.
Heiße Milch mit Honig oder ein Stück Schokolade
können dagegen sogar hilfreich sein – sie enthalten
einen Stoff, der zur Schlafregulation benötigt wird.
... abschalten.
Das Flimmern des Bildschirms hält Ihr Gehirn wach.
Gönnen Sie sich und Ihrem Körper deshalb eine Pause ... sich ein Zu-Bett-geh-Ritual zulegen.
nach dem Fernsehen, bevor Sie ins Bett gehen.
Bestimmte Handlungen, die Sie in immer der gleichen
Reihenfolge direkt vor dem Schlafengehen erledigen.
... sich entspannen.
So stimmen Sie sich auch unterbewusst auf die nächtEin kurzer Spaziergang, ein warmes Bad, ruhige Musik liche Ruhephase ein.
oder das Blättern in einem Buch helfen, den Tag abzuschließen.
... sich an regelmäßige Schlafenszeiten halten.
Weichen Sie nach Möglichkeit höchstens eine halbe
... auf Medikamenten-Einschlafhilfen verzichten.
Stunde von Ihren Aufsteh- und Zu-Bett-geh-Zeiten ab
Mit Tabletten bekämpfen Sie nur die Symptome. Zur – auch am Wochenende. Ihr Körper gewöhnt sich an
Verbesserung Ihres Schlafes ist es oft wichtiger, die diesen Rhythmus und findet leichter Ruhe.
Schlafumgebung zu überprüfen und zu verändern.
27
Streiflichter
Die neue Rubrik des Kursana Magazins stellt einen kleinen Ausschnitt
aus der Vielfalt an Veranstaltungen, Engagements und Besonderheiten
der inzwischen 108 Kursana Häuser vor.
Kursana Domizil Aalen
mein Traum, in die Lüfte zu steigen
und dann unbeschwert die Welt von
oben zu bestaunen“, meinte Martha
Walter hinterher. Sie war mit 91 Jahren die Älteste des zusammen 307
Jahre zählenden Seniorenquartetts.
Kursana Domizil Wittenberg
Eine Weiterbildung zur SeniorenErnährungsexpertin absolvierte Daniela Weber vom Domizil Wittenberg. Immer häufiger passiert es,
dass neue Bewohner mit starkem
Untergewicht in die Pflegeeinrichtungen einziehen. „Eigener Herd ist
nicht immer Goldes wert, sondern
bleibt bei vielen alleinstehenden
alten Menschen kalt“, weiß Wittenbergs Direktorin Karola Niederhausen. Mit dem, was die Waage bei
Bewohnerin Elvira Klärig anzeigt, ist
Daniela Weber (links) zufrieden.
Glück im Spiel hatten vier Bewohner aus dem Domizil Aalen. Beim
wöchentlichen Bingo-Nachmittag
gewannen sie den vom Direktor
Rudolf Wiedmann organisierten Jahres-Hauptpreis: einen Flug im Ultraleichtflieger über die Ostalb. „Das
war schon das ganze Leben lang
28
Kursana Domizil Siegen
Wenn Elisabeth Schmalz zu ihrem
Manuskript greift und sich räuspert,
wird es still im Saal. „Bin ich auch
laut genug, damit mich alle hören?“, fragt die 102-jährige Seniorin,
wenn sie im Domizil Siegen selbst
verfasste Gedichte und Geschichten
vorliest. Sie unterhält damit ihre Mitbewohner während wöchentlicher
Bastelnachmittage oder bei Festen.
Eine Brille braucht die älteste Bewohnerin des Domizils dazu nach
wie vor nicht.
Kursana Domizil Zwickau
Eine ungewöhnliche Werbeidee des
Domizils Zwickau knattert über die
Straßen von Sachsen: ein originalgetreu restaurierter und mit dem
Streiflichter
Kursana Logo versehener Trabant Kursana Domizil Lingen
P 601, Jahrgang 1975. Seinen ersten großen Auftritt hatte der kleine
Zweitakter auf der „Sachsen Classic
2008“. Im Kursana Domizil wohnen
viele ehemalige Beschäftigte des
einstigen Trabiwerks „Sachsenring“.
Kursana Domizile Diedorf und
Bobingen
Eine „Kursana Lady“ mit Namen
„DieBo“ gehört zu den neuesten Attraktionen von Augsburg. Die Domizile Diedorf und Bobingen hatten die Patenschaft für eine Nashornplastik übernommen und sie
mit viel Geduld und Kreativität in
einen rot-orangen Sympathieträger
verwandelt. Nach der Ausstellung
auf dem Augsburger Rathausplatz
findet „DieBo“ sein Gehege in den
beiden Domizilen.
plizierte Parcours zu absolvieren“,
erläutert Therapeutin Sandra Köhler.
„Das Ziel ist die allgemeine Kräftigung und das Training des Gleichgewichtssinnes.“ Die Idee mit den vorbeugenden Übungen hat Burkhard
Herrmann mitgebracht, der seit dem
Frühling Direktor des Domizils ist.
„Bilder bringen Freude und Farbe
ins Haus“, sagt John Cyrannek, Direktor im Domizil Lingen. Er stellte
die Räume des Hauses für eine
Kunstausstellung von Viertklässlern
der nahen Grundschule Baccum zur
Verfügung. Inspiriert durch Franz
Marc und seine „Blauen Pferde“,
waren farbenfrohe, kreative Bilder
der kleinen Künstler zu sehen – mit
Titeln wie „Die bunte Katze“ (Foto) Kursana Domizil Berlin-Lichtenberg
oder „Das rote Schwein“.
Tierisch was los ist im Domizil BerKursana Residenz Fürth
lin-Lichtenberg. Vier Mal in der Woche kommen Therapiehunde zum
Streicheln vorbei. Und wer zwischendurch noch Lust auf ein bisschen Fellkontakt hat, für den gibt
es noch „Frodo“ (im Bild mit Bewohnerin Ingeborg Foth, 79), den
Hund von Pflegedienstleiterin Elisabeth Mirow.
Zur traditionellen Oldtimer-Rallye
trafen sich rund 30 Bewohner der
Residenz Fürth Ende September –
allerdings nicht als Chauffeure, sondern hochherrschaftlich als Fahrgäste im Fond. Die begehrteste Mitfahrgelegenheit war ein Rolls Royce
Silver Shadow aus den 60er Jahren.
Ziel der Rallye: das Oldtimermuseum „Ofenwerk“ in Nürnberg.
Kursana Domizil Meerane
Im Domizil Meerane – und in anderen Häusern – steht „Sturzprophy- Weitere Berichte & Reportagen aus
laxe“ auf dem Therapieprogramm. den Kursana Häusern finden Sie
„Dabei geht es nicht darum, kom- unter www. kursana.de
29
Die Geschichte von
Denise und Andy
Eine ganz normale Liebesgeschichte, und doch ist sie anders, weil die beiden Akteure
anders sind. Denise und Andy brauchen Hilfe und zuweilen auch Anleitung, um die
Alltäglichkeiten des Lebens in den Griff zu bekommen.
Ein Fläschchen Sekt der Marke
„Liebeszauber“ hat Andy für den
Abend kalt gestellt, um seine Denise damit zu überraschen. Ganz
romantisch feiern sie so den Einzug in ihre gemeinsame Wohnung.
Das Ziel ihrer Träume.
30
Denise Lippe und Andy Klauer leben im Kursana Domizil Forst – im
Bereich des geschützten Wohnens
für geistig behinderte Erwachsene.
Andy, 21, hat sein Leben in Kinderund Jugendheimen verbracht, bis
er nach Forst kommt. Ein aufge-
schlossener, höflicher junger Mann,
aktiv im Heimbeirat und beim Technischen Hilfswerk. Denise, 24, eine
lebhafte Blondine, lebte ebenfalls im
Heim, bevor sie 2004 in die Werkstatt für Behinderte nach Forst
kommt. Sie montiert dort Lampen,
Zusammen Leben
Andy pflegt die Grünanlagen. So Im Sommer dieses Jahres erfüllt
sehen sich die beiden immer nur sich dann der Traum: der Umzug in
kurz. Doch das genügt. „Es war die gemeinsame Wohnung. Und, so
wie ein magnetisches Feld. Wir wur- schätzt Brigitte Nakonz, die Direkden voneinander angezogen“, sagt torin des Domizils, ein, es hat sich
Andy. Irgendwann kommen sie ins positiv ausgewirkt. Zum ersten Mal
Gespräch. Und
haben beide ei„Wir wurden
die Schmetterne richtige Falinge im Bauch
milie. Sie übervoneinander angezogen“
beginnen zu
nehmen Verfliegen. Mit weiblicher List for- antwortung füreinander, reden viel
ciert Denise das Ganze. Eine Grill- miteinander. Auch anderen gegenparty mit Freunden wird organisiert, über seien sie aufgeschlossener,
dann sprühen endlich die Funken Stimmungsschwankungen viel selzwischen den beiden.
tener. Trotzdem fühlen sich Andy
und Denise sicherer, wenn drei Mal
in der Woche ihre Betreuerin nach
dem Rechten schaut.
Inzwischen sind die Beiden schon
gut eingespielt, wie ein Ehepaar.
Er wäscht ab und kocht ab und an.
Schinkenröllchen mit Käse überbacken sind seine Spezialität. In ihrer Drei-Zimmer-Wohnung hat übrigens jeder sein eigenes Zimmer. Um
sich zurückziehen zu können – falls
sie sich mal streiten. Falls. Aber das
ist noch nicht vorgekommen.
Von der jungen Liebe bis zur „gestandenen“ Beziehung: Denise und Andy leben zusammen wie
jedes „normale“ andere Paar auch. Ihre Verliebtheit haben sie sich im Alltag erhalten
„ ... eine möglichst große Selbstständigkeit“
Fragen an Brigitte Nakonz, Direktorin des Kursana werkstatt in Forst und werden in ihrem Zuhause prakDomizils Forst
tisch rund um die Uhr betreut.
Was ist das Besondere an der Einrichtung?
Hier werden geistig behinderte Erwachsene betreut.
Diese Einrichtung ist in verschiedene Wohnformen,
entsprechend dem Hilfebedarf und den Bedürfnissen
der Bewohner, aufgeteilt.
Wie sieht das im Einzelnen aus?
Es gibt drei verschiedene Wohnformen. Das „Haus
Rosenbrunnen“ war die erste Einrichtung im Land Brandenburg, die sich speziell um ältere geistig Behinderte kümmert; es wurde 2003 eröffnet. Die Bewohner
von „Haus Mühlgraben“ arbeiten in der Behinderten-
Denise und Andy leben aber in einem ganz normalen Wohnhaus in direkter Nachbarschaft mit Nichtbehinderten zusammen ...
Das ist die dritte Wohnform im „Haus Wasserturm“.
Acht Drei-Zimmer-Wohnungen haben wir dort gemietet,
in denen jeweils zwei Bewohner leben. Wir versuchen,
sie zu einer möglichst großen Selbstständigkeit zu
führen. Auch die „normalen“ Bürger verlieren ihre
Scheu bei der Begegnung mit Behinderten. Natürlich
begleiten und betreuen hier ebenfalls Mitarbeiter von
uns die Bewohner. Sie bieten ihre Hilfe an und unterstützen sie.
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Fit in fünf Minuten
Nur wenige Minuten reichen aus, um das Herz-Kreislauf-System anzuregen oder
die Muskulatur zu fördern. Und: Wohldosierte Fitnessübungen sind keine Frage
des Alters. In allen Kursana Häusern gibt es dazu Anregungen.
Kursleiterin Cornelia Schildmann
„Arme hoch ... schwingen ... und
immer den Stand der Füße kontrollieren.“ Wenn Kursleiterin Cornelia
Schildmann ihre Übungen vorgibt,
ist Josefine Urselmann engagiert
bei der Sache. Die 90-Jährige verpasst seit ihrem Einzug in die Residenz Krefeld im vergangenen Jahr
kaum eine der für jeden Mittwoch Ebenso einfach durchzuführen ist
vorgesehenen Gymnastikstunden. die Koordinations-Übung von Juliana
„Richtig atmen und entspannen.“ Pansow, Ergotherapeutin im Domizil
Cornelia Schildmann arbeitet als Bad Klosterlausnitz: „Im Wechsel
ausgebildete Physiotherapeutin die rechte Hand an das linke Ohr
gern mit Bälund die linke
„Mit
jeder
Form
von
len: „Das PrelHand an das
len des Balls Bewegung lässt sich Gutes tun“ rechte Ohr. Ein
mit der Faust
Klassiker, aber
oder dem Unterarm zum Gegen- ungeheuer wirkungsvoll.“ Das gilt
über fördert Reaktion und Koordina- auch für Rollstuhlfahrer, wie Britta
tion. Schultern, Nacken und Hände Grunert vom Domizil Berlin-Lichwerden angenehm warm. Und Spaß tenberg betont: „Ich lasse meine
macht es auch.“ Zur Lockerung der Gruppe gezielt um Hindernisse
Gelenke werden die Füße leicht herumfahren, dabei üben wir kleinach vorn gestreckt – sie kreisen, ne Drehungen, so dass die Koorwährend die Zehenspitzen abwech- dination und viele Muskelpartien in
selnd nach vorn und hinten kippen. Schuss bleiben.“ Speziell für den
Wichtiger Bestandteil der Übungs- Oberkörper macht sie Greifübungen
stunde sind auch kurze Ausruh- mit einem Igelball, die neben den
phasen mit bewusst gesenktem Armen auch die Sensibilität der
Kopf – „das ist eine ideale Form der Finger aktivieren: „Mit jeder Form
Entspannung mit einem geringem von Bewegung lässt sich etwas
Aufwand.“
Gutes tun.“
Reaktion und Koordination
In der Gruppe wird sich gegenseitig der Ball im Sitzen und möglichst
präzise zugeworfen oder geprellt. Nach dem Fangen geht es sofort
weiter zum nächsten Kursteilnehmer. Nach einer Minute ist Pause.
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Gepflegt beweglich
Muskulatur
und Ausdauer
Im Wechsel wird mit dem Ball in den ausgestreckten
Armen ein Bogen nachgezeichnet. Dabei sollen die
Augen konzentriert dem Ball folgen. Zwei Mal in jede
Richtung, danach Pause.
Schultern
und Nacken
Der Oberkörper sowie die hoch geschwungenen
Arme drehen sich gleichmäßig in beide Richtungen
unter vernehmbarem Ein- und Ausatmen. Nach
einer Minute erfolgt eine Pause.
Immer an die Entspannungsphasen denken!
Muskulatur und Rücken
Der Ball wird vom Boden aufgehoben und anschließend mit ausgestreckten Armen nach oben hochgehalten - und wieder zurück. Drei
Mal in jede Richtung, dann Pause.
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Rätseln & Gewinnen
Kennen Sie des Rätsels Lösung?
Dann schicken Sie eine Postkarte an:
Kursana Magazin, Friedrich-Ebert-Straße 1,
51429 Bergisch Gladbach.
Mit etwas Glück gewinnen Sie ein Vierteljahr lang jeden Monat einen Blumenstrauß.
Herzlichen Glückwunsch! Frau Agnes Schmidt aus
Oder: Geben Sie Ihre Postkarte einfach an der Re- Hamburg ist die Gewinnerin der letzten Ausgabe.
zeption einer Kursana Residenz oder eines Kursana Das Lösungswort lautete „Kunstkenner“.
Domizils ab. Einsendeschluss ist der 28. Februar 2009.
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‚Hamlet‘
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9
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