Leseprobe Nr. 4-2015 Winter
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Leseprobe Nr. 4-2015 Winter
connoisseur circle WINTER 2015 REISEZIELE & LUXUSHOTELS WINTER 2015 D | A | Lux 8,90 € CH 8,90 CHF IM QUALITÄTSTEST MIT GROSSEM INDISCHER OZEAN & EMIRATE SPECIAL 908903 STILVOLL JAPANS KUNST- UND GAUMENKITZEL: Eine Tour für Feinschmecker von Tokio nach Kyoto und Naoshima 04 04 04 DAS GROSSE REISE-ABENTEUER: Papua-Neuguinea beglückt seine Besucher mit nie gesehenen Naturschönheiten 197345 DESIGN-OFFENSIVE AM BOSPORUS: Wo sich die Märchenstadt Istanbul mondän und modern zeigt 4 ABENTEUER ZWISCHEN MEGA-CITY UND TROPENINSEL LUXUSHOTELS UND KÖSTLICHKEITEN IM REICH DER KONTRASTE LUSTVOLL 908903 908903 PANTHERSTAAT IN POLE POSITION GLANZVOLL 197345 197345 Malaysia 4 4 DESTINATION TEST: MALAYSIA – UGANDA – ISTANBUL – PAPUA-NEUGUINEA – ST. BARTHS – JAPAN SPECIALS: FAMILIENURLAUB – EMIRATE – INDISCHER OZEAN – THAILAND THE FINE ART OF TRAVEL ENTREE TRAVEL NEWS Amaneras Hommage an die Natur Ihrem Credo, außergewöhnliche Rückzugsorte mit dem Luxus herausragender Gastfreundschaft und Privatsphäre zu schaffen, wurde die Aman Gruppe mit der Eröffnung des neuen Amanera Resort in der Dominikanischen Republik Ende November einmal mehr gerecht. 25 elegante Casitas schaffen an der grünen Nordküste der Insel eine exklusive Privatsphäre in karibischem Ambiente. Wasser ist ein integraler Bestandteil ihres Designs, weshalb auch 13 der 25 Häuser über einen eigenen, zehn Meter langen Swimmingpool verfügen. Als Rückzugsort bietet der Aman Spa Einzel- und Doppelräume für die Behandlungen und verfolgt einen ganzheitlichen Wellness-Ansatz mit Entspannung und Bewegung. Umgeben von üppigem Dschungel ist das neue Refugium denn auch ein Traum für Naturfans an einem der schönsten Strände des Landes. Angeschlossen ist dem Resort ein 18-Loch-Golfplatz in Küstenlage, der kürzlich komplett renoviert wurde. Er gilt in der westlichen Hemisphäre als Anlage mit den meisten Löchern direkt am Meer. www.amanresorts.com/amanera Urban Retreat am Puls der Zeit REDAKTION: KATJA OHM Properes Schatzkästchen Im westaustralischen Perth, einem Zentrum des Segel- und Wassersports, eröffnete kürzlich Como, The Treasury. Das „Schatzkästchen“ mit 48 Zimmern besteht aus einem Ensemble historischer Gebäude viktorianischen Stils, das nach umfangreicher Renovierung zu einem edlen Quartier umfunktioniert wurde. Solcherart gut durchgelüftet, ist das Flair des 19. Jahrhunderts in seiner besten Art zu spüren – etwa in 10 Ein architektonisches Juwel der Zürcher Nachkriegsmoderne entpuppt sich nach einer Generalrenovierung Anfang Dezember zu neuer Pracht: Das imageträchtige Hotel Atlantis by Giardino öffnet als Urban Retreat mit 95 Zimmern und Suiten seine Pforten am Fuße des grünen Üetliberges – in der gebremsten Urbanität Zürichs. Zwischen den Shoppingtempeln der Bahnhofstraße und Zürichs „grüner Lunge“ lässt sich im Luxus des 5-Sterne-Superior-Hotels perfekt die persönliche Mitte finden. Dafür sorgt das Atlantis allein schon mit einem 25-Meter-Außenpool und einem Indoor Pool sowie einem 1.500 Quadratmeter großen Spa mit Sauna und Dampfbad. In lichtdurchfluteten Räumen werden Treatments mit Aveda und Produkten der Giardino-eigenen Kosmetiklinie dipiù angeboten. Den holistischen Ansatz ergänzen Ayurvedische Gerichte im Restaurant Hide & Seek, und der mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Koch Rolf Fliegauf verwöhnt den Gaumen im Ecco. Die natürliche Strahlkraft des Hauses wird also spätestens beim Dinner auf die Gäste übergegangen sein. www.atlantisbygiardino.ch der Großzügigkeit, mit der die Badezimmer gestaltet wurden. Es drückt sich aber auch im hoteleigenen Spa, dem Como Shambhala Urban Escape mit einem 20-Meter-Pool und raffiniertem Wellnesskonzept aus. Mit Blick auf den Swan River genießen Gäste im Restaurant Wildflower übrigens zeitgemäße Gerichte unter Verwendung bester heimischer Produkte. Jed Gerrard steht für den französischen Einfluss der modernen australischen Küchenlinie. Damit ist Perth, einst Bollwerk gegen eine Besiedlung des australischen Westens durch die Franzosen, um eine kulturelle Facette französischer Provenienz reicher. Gäste des Como, The Treasury werden das zu schätzen wissen. www.comohotels.com 11 ENTREE Urlaub zum Wohlfühlen PROMOTION TRAVEL NEWS Stilvolles Ambiente, gemütliche Suiten und ein gepflegter Service – die Markenzeichen des 5-Sterne-Hotels EUROPÄISCHER HOF in Bad Gastein. Geselligkeit auf der einen Seite, Individualität auf der anderen. Wer hier im Hotel EUROPÄISCHER HOF logiert, hat beides: das Hotelfoyer, ein geräumiges „Wohnzimmer“ mit viel Platz für schöne gemeinschaftliche Stunden, und kleine Inseln der Ruhe, Sitzgruppen, gemütliche Sessel, die einladen, ein gutes Buch zu lesen, einen Cocktail zu genießen oder einfach nur dem Lauf der Zeit zuzuschauen. Die stilvolle Einrichtung wirkt gemütlich, heimelig, inspiriert dazu, in der unberührten Natur direkt vor der Haustür zu entspannen. Auch kulinarisch wartet das Hotel mit zahlreichen Glanzlichtern auf: von vorzüglichen Schmankerln und traditionellen Gerichten des Gasteinertals bis zu herrlichen Neuinterpretationen der internationalen Küche. In der hoteleigenen Gasteiner Therme mit Thermalhallenbad (16 x 7 m, 31° C) wiederum genießt man einfach. Für Sportler hält der Fitnessbereich – neben vielen Outdoormöglichkeiten wie beispielsweise dem eigenen Fahrrad-Fuhrpark für die ganze Familie – zahlreiche Trainingsgeräte bereit. Erfahrene Fachkräfte und Therapeuten helfen, geben genaue Instruktionen und beraten individuell. www.europaeischerhof.at Extreme Wow Spirit Für frischen Wind in der Trenddestination Amsterdam sorgt eine Hotelneueröffnung der Starwood Hotels & Resorts. Attribute wie „trendy“ und „stylish“ darf das W Amsterdam mit seinem auffallenden Design und etwas verspieltem Luxus für sich in Anspruch nehmen. Letzterer drückt sich unter anderem in einem 22 Meter langen Rooftop Pool aus, der auch im Winter beheizt wird und die Dachterrasse zu einem coolen Treffpunkt macht. Wenige Schritte vom Königspalast entfernt, inmitten von Amsterdams Szeneviertel, machen sich in zwei historischen Gebäuden 238 Zimmer und 21 Suiten breit – darunter drei Wow- und zwei Extreme Wow Suiten, Ws Interpretation der Präsidentensuite. Und dann wartet die Hotelnovität noch mit einer praktischen Innovation auf und bietet ein schlüsselfreies Zugangssystem, bei dem die Gäste ihr Smartphone als Zimmerschlüssel nutzen können. Amsterdam, seit Jahren ein „place to be“ in Sachen Mode, Musik und Design, ist damit nicht bloß um ein cooles Lifestyle-Hotel reicher, sondern beweist einmal mehr seinen Erfindungsreichtum in Sachen Gästeservice. www.whotels.com WasserSpiele Um eine schmucke Strandperle reicher ist das beschauliche Städtchen San José del Cabo im mexikanischen Bundesstaat Baja California Sur. Und weil es sich dabei um eine der niederschlagsärmsten Regionen der Welt handelt, hat Architekt Miguel Aragones den Ozean in das Hotelresort geholt. Anstatt der üblichen Grünraumplanung wurden im Mar Adentro also großflächig Wasserspiele inszeniert. Das generös angelegte Projekt umfasst neben Privatresidenzen luxuriöse 3- und 4-Bett Waterfront Villen sowie ein 5-Sterne-Hotel in ... ja, in tatsächlich ultramodernem Design. Jede der 198 in Weiß gehaltenen Suiten inkludiert durchdachte Elemente des Komforts, gewährt ein Maximum an Privatheit und lässt es nicht an Eleganz fehlen. Dazu gehören ein privater Swimmingpool und ein interaktives digitales Panel für individuellen Service. Zwischen Wüste und Meer wurde mit dem Mar Adentro ein Mikrokosmos des Luxus geschaffen, der neue Standards setzen könnte. www.maradentrocabos.com 14 Stilsicher in Heidelberg Deutsche Romantik in perfekter Harmonie mit italienischer Eleganz: Diesen Mix vereinte der florentinische Stararchitekt Michele Bönan zu einem besonderen Hotelerlebnis: dem Boutique Hotel Heidelberg Suites. Direkt am malerischen Neckarufer gelegen, bietet das Hotel Geschäftsreisenden wie Individualurlaubern Suiten auf 5-SterneNiveau. Ebenso überzeugend ist die hauseigene Philosophie, die Eigentümer Peter Hütter gemeinsam mit seiner Schwester Christiane Hütter Bönan als gelebte Gastfreundschaft definiert: Der Gast soll sich nicht wie in einem Hotel fühlen, sondern wie zu Besuch bei guten Freunden. Für dieses „Wohngefühl bei Freunden“ sorgen 26 individuell eingerichtete Suiten, alle mit einem eigenen Schlaf- und Wohnbereich inklusive einer rundum verglasten, 70 Quadratmeter großen Penthouse-Suite, die einen traumhaften Blick auf die historische Kulisse Heidelbergs bietet. Der exquisite private Spa-Bereich überrascht mit einnehmender Gemütlichkeit. Vor dem Boutique Hotel befindet sich übrigens die Anlagestelle der H.S. Patria, die den nostalgischen Charme der 30er-Jahre zum Leben erweckt und ihre Passagiere auf eine kulinarische Entdeckungsreise entführt. www.heidelbergsuites.com Lion Spirit im Salzburger Land Das Hotel Der Löwe im Zentrum von Leogang macht als Treffpunkt der anspruchsvollen Gourmets und exklusiven Wellnessgenießer von sich reden. Die Winterhighlights für die kommende Saison halten, was eine TopWinterdestination verspricht. Einem Termin fiebern die Gastgeber Barbara und Rupert Madreiter vor allem entgegen: Am 8. Januar 2016 präsentieren der vielfach ausgezeichnete Schnapsbrenner Sigi Herzog und die Hoteliers erstmals in ihrer Lions Lounge den „Lion Spirit“ – eine Rarität für Liebhaber edler Destillate, der exklusiv für den Löwen kreiert und gebrannt wurde. Die „Lions Lounge“ ist eine von „Falstaff“ mehrfach ausgezeichnete Bar. Das Hotel „Der Löwe“ gilt als Top-Adresse in den Salzburger Bergen. Mit den sieben neuen „lebe frei“-Suiten legen die Madreiters ihren Gästen Wohnraum vom Feinsten zu Füßen, und das „Leonarium“ ist eine brandneue Welt der Ruhe, Entspannung, Vitalität und Schönheit nur für Erwachsene mit fantastischem Blick über die Dächer von Leogang. Kein Wunder also, dass das hervorragend gelegene Hotel Anlaufstelle für Gäste des Skizirkus im Salzburger Land ist. Selbstverständlich steht auch ein Family Spa zur Verfügung. Besonders zu empfehlen sind noch weitere Highlights im Winter 2016: Von 22. bis 24. Januar 2016 steht das Winter-Jazzfestival 15 „3 Tage Jazz“ in Leogang auf dem Programm. Von 6. bis 30. Januar und von 5. bis 19. März 2016 machen die Skitestwochen von Kästle einen Stop. Die Skifahrer sind eingeladen, auf den sagenhaften 270 Pistenkilometern in Leogang Saalbach Hinterglemm Fieberbrunn kostenlos die Kästle-Premium-Skimodelle zu testen. Wer den Winter liebt, ist hier sowieso gut aufgehoben: Abseits der Pisten legt der Löwe seinen Gästen die Schönheiten der winterlichen Natur zu Füßen. Mittwoch ist der „Tag der Schneeschuhwanderer“ und jeden Donnerstag begleiten staatlich geprüfte Bergführer die Gäste des Genießerhotels zu unvergesslichen Skitouren. www.loewe.at loGBUCH kosmopoliten uganda Von den großen Touristenströmen bislang unentdeckt, zählen Ugandas Naturjuwele zu den gut gehüteten Geheimnissen Afrikas. Komfortable Logdes, oftmals mit spektakulärem Ausblick, sind perfekte Ausgangspunkte für Safaris in den zahlreichen Nationalparks zwischen westafrikanischem Urwald und ostafrikanischer Savanne. TEXT: MICHAEL LANGER Frühstück in der Ndali Lodge mit Blick auf einen der zahlreichen Kraterseen der Region 22 23 KOSMOPOLITEN UGANDA Virunga Vulkanberge früh morgens Fröhliche Menschen beim Wasserholen Chill-out in der Wildwaters Lodge Auf Tuchfühlung mit einer Giraffenherde Schlafender Baumlöwe im Queen Elizabeth National Park Fünf auf einem Motorrad sind keine Seltenheit in Uganda. och einmal nach Uganda! 18 Jahre ist mein letzter Besuch dort her. Dieser faszinierende Kontinent Afrika hat mich seither in so viele Ecken und Winkel gelockt – vor allem zu den klassischen Safarizielen. Uganda hat eine bewegte Vergangenheit, wie so viele andere afrikanische Länder. Unglaublich ist aber sein Erlebnispotenzial! Ein Nachtflug bringt uns über Brüssel nach Entebbe, am Lake Victoria gelegen. Fiebercheck am Airport! Die Sorge und Furcht vor dem Ebolavirus hat im Oktober leider nahezu jeden Winkel der Erde erreicht. Aber danach hallt uns ein herzlicher Empfang entgegen: „Hello, I am George and I welcome you to Uganda, the Pearl of Africa.“ George wird uns die nächsten zwei Wochen begleiten. Wie sich später herausstellt, ein Glücksgriff, denn er ist ein herausragender Botschafter seines Landes und lässt uns immer wieder an seinem Wissen teilhaben. Im Nebensatz wird er uns auf der Reise erzählen, dass er beim legendärsten Spiel der Fußball-WM 2014 live dabei war: Deutschland besiegt Brasilien 7:1. Ob ihm bewusst war, dass er wahrscheinlich der einzige Ugander im weiten Rund war? Uns blieb nur ein beneidenswertes Staunen. Wir verbringen die erste Nacht im Herzen Kampalas im Emin Pasha Hotel, einem Requisit aus der Kolonialzeit. Die Erholung beginnt nicht erst beim Frühstück auf der Gartenterrasse. Ein wunderbares Vogelgezwitscher inklusive! Auf Georges Schleichwegen schlagen wir uns schnell durch das berüchtigte Verkehrschaos der rund 1,7 Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt. Unsere Augen kleben bereits an den Scheiben. Kaum zu glauben: Farbenprächtige Turacos sitzen in den Baumwipfeln direkt neben der Straße! Und am ersten Marktstand verschlingen wir die schmackhaften, zuckersüßen Bananen in Rot, Gelb und Grün. IMPOSANTE WASSERKASKADEN Weiter geht’s durch dieses grüne, fruchtbare und hügelige Land, das so viele Gesichter hat. Sicher ist 5-Sterne-Luxus noch nicht überall vorhanden, was aber durch die unglaublichen Locations mehr als wettgemacht wird. Auch kulinarisch sollten wir immer wieder überrascht werden. Unser nächstes Ziel gibt ein Beispiel: die Murchinson Falls, die wir ganz alleine genießen durften. Eng zwängt sich ihr Wasser durch die umgebenden Felsen, um sich weiter unten wieder auszubreiten und zu beruhigen. Ein gewaltiges Naturschauspiel! Per Fähre setzen wir hinüber zur ehrwür- 24 25 KOSMOPOLITEN UGANDA Ziemlich beste Lage: die Kyaninga Lodge digen Paraa Lodge, die es schon allein durch ihre Lage und Aussicht auf unseren Reiseplan geschafft hat. Am nächsten Morgen sind seltene Rothschild-Giraffen, Kob-Antilopen, Büffel und von der Erde rostbraun gefärbte Elefanten wunderbare und Leben ausstrahlende Farbtupfer. Überwältigt sind wir besonders von der grandiosen Landschaftsvielfalt des Nationalparks. Es dominiert die für Ostafrika typische hügelige Gelbgrassavanne, plötzlich unterbrochen durch Palmenwäldern und Wasserparadiese mit Sümpfen, Inselchen und der Gebirgskulisse des Kongos am Albertsee. Wow! Murchison ist auch ein Hotspot, um den scheuen und ulkigen Schuhschnabelstorch aufzuspüren! Wir finden gleich zwei davon am nächsten Morgen auf unserer Flusspirsch! Die Grenzen zum Kongo scheinen hier fließend und unterschiedlich interpretiert zu werden. Immer wieder driften Kongos Fischer mit ihren Booten in die reichen Fischgründe des Parks. Aber Ugandas Grenzposten sind im Hintergrund präsent. Die für Besucher interessanten Grenzregionen sind seit vielen Jahren sicher zu bereisen. Wir legen die nächste Etappe mit dem Flugzeug zurück und erreichen nach 1,5 Stunden den unberührten Nordosten Ugandas, unweit der Grenzen zum Südsudan und zu Kenia. Auf einem Hügel mit Blick über das Narus River Valley thront die Apoka Safari Lodge. Endlich! Wir sind im Kidepo Valley National Park, diesen unter passionierten Afrikareisenden gut gehüteten Geheimtipp. EINFACH SPRACHLOS 1.442 Quadratkilometer BilderbuchAfrika, die sich gerade einmal 20 SafariConnoisseure teilen, denn eine weitere Lodge gibt es derzeit nicht. Danke, Uganda, für deine Weitsicht und deinen nachhaltigen Umgang mit dieser so grandiosen Flora und Fauna. Ob durch die Dachluken im Safari-Fahrzeug, zu Fuß oder in der PanoramaBadewanne sitzend – wir haben dieses Naturjuwel aus verschiedenen Blickwinkeln kennengelernt. Unvergessen sind unsere Begegnungen mit einem Löwenrudel, mit unterschiedlichen Steppentieren und den mächtigen Elefanten. Und auch zwei der so elegant wirkenden Geparden konnten wir bewundern – sie sind nur in diesem Refugium Ugandas anzutreffen. Mit dem neuen Aerolink „Flugtaxi“ und Komfort 4 x 4 reisen wir weiter in den Süden. Während 8 Stunden wurde unser Gesäß von den holprigen Lehm- und Sandpisten immer wieder geprüft. 26 Die Menschen, denen wir begegnen, sind schüchtern aber neugierig, winken uns zu. Unterwegs sind die Menschen meist zu Fuß, per Fahrrad oder Motorrad. Wir haben bis zu 5 Personen auf einem einzigen Motorrad gezählt. Bananenstauden sind oft schrankhoch auf den Fahrrädern aufgetürmt. Am Fuße der bis zu 5.000 Meter hohen Ruwenzori-Berge liegt die Kyaninga Lodge. Auf Stelzen und aufwändig konstruierten Holzstegen hat man acht Cottages am Rand eines Kratersees miteinander verbunden. Der liegt ruhig und klar, die Sonne widerspiegelnd, unmittelbar unter uns. Wir entschließen uns zu einer Vogelpirsch rund um den See, begleitet von einem Birding Guide – und werden reich belohnt. Am Ende unserer Reise zählen wir auf unserer „Birdlist“ mehr als 200 verschiedene Vogelarten. Früchte verschlingen. Wir können unsere Köpfe kaum noch im 45-Grad-Winkel halten, als sie sich entscheiden, Boden unter den Füßen zu suchen. Plötzlich sind wir Teil der Familie und müssen diesen eleganten Menschenaffen immer wieder ausweichen. Wieder einer dieser AfrikaMomente, die süchtig machen nach mehr. Unser Weg führte uns auch zur Ndali Lodge in der Crater-Lakes-Region. Was für ein Garten Eden! Wir fühlten uns bei unseren Gastgebern Aubrey und Claire sofort wie zu Hause. Aubreys Vater war einer der ersten weißen Siedler Ugandas, und Claire, seine Frau, verließ ihre Wall-Street-Kanzlei für die Liebe und ihre ursprüngliche Heimat. Teil unserer „neuen Familie“ war auch ein schwanzwedelndes Begrüßungskomitee: drei freundliche Vierbeiner, angeführt von einer riesigen schwarzen Dogge. Fortan unsere ständigen Begleiter auf Schritt und Tritt und gute Nachtwächter obendrein. Am Abend wurden wir mit einem leckeren homemade 4-GangMenü verwöhnt. Edle Tropfen und lustige Afrika-Anekdoten lassen einen weiteren Abenteuertag vor prasselndem Kaminfeuer ausklingen. Ob wir wohl etwas länger bleiben können? Natürlich nicht, denn der Queen Elizabeth National Park lockt! Unsere nächste Reiseetappe führt uns zur historischen Mweya Von Europa fliegt man zum Beispiel mit Brussels Airlines über Brüssel oder mit KLM über Amsterdam nach Entebbe, Uganda. Beide Airlines verbinden diese Flugroute mit einem Zwischenstopp in Kigali, Ruanda, sodass flexible OneWay-Kombinationsreisen möglich sind. EU-Bürger erhalten das Touristenvisum gegen eine Gebühr von 100 US-Dollar bei der Einreise am Flughafen in Uganda. Die Rundreise selbst beginnt in der Regel in Entebbe, direkt am riesigen Victoriasee gelegen. Uganda wird am Besten per Kleinflugzeug und Allradfahrzeug bereist. Seit 2014 sind erstmals auch Transferflüge zwischen Lodge, um eine Bootssafari auf dem legendären Kazinga Channel, einem Zufluss des Lake Edward, zu machen. Als wir an den Ufern vorbeitreiben, ist es die unglaubliche Artenvielfalt und Dichte der Vogelwelt, die uns sprachlos macht. Hunderte Kormorane und Pelikane, verschiedene Storcharten, knallgelbe Webervögel, majestätische Seeadler, bunte Malachite Kingfisher und viele andere seltene Vogelarten lösen hunderte Kameraklicks aus. Ein Highlight für jeden Vogelliebhaber! Außerdem bestimmen Hippos, Kaffernbüffel und Elefanten das Geschehen. TRAUMSAFARI MIT GÄNSEHAUTMOMENTEN Tief im abgelegenen Süden des Parks liegt das Ishasha Camp, wo wir am nächsten Tag nur ein Ziel verfolgen: die Suche nach den Baumlöwen! Wir sind erfolgreich und zelebrieren den traditionellen Sundowner vor einer wahrhaft grandiosen Kulisse. Aber das war noch lange nicht alles! Die landschaftlich wohl reizvollste Gegend des Landes erreichen wir im Dreiländereck Uganda – Ruanda – Kongo: malerische Seen und Hügel, so weit der Fernglasblick reicht. Im Hintergrund die majestätischen Vulkane. Unser Heim für die nächsten zwei Nächte wird die spektakuläre Clouds Lodge. Bei klarer Sicht auf die Vulkankette der drei benachbarten Länder ist allein der Blick von der Terrasse ein weiterer Gänsehautmoment. Der Süden Ugandas ist neben dem OstKongo und Ruanda auch die Heimat der knapp 1.000 Berggorillas. Im Bwindi Impenetrable National Park machen wir uns auf die Suche nach der 17 Mitglieder starken Nkuringo-Gruppe. Das Aufspüren ist dank engagierter Ranger und Tracker inzwischen nahezu garantiert. Aber der Weg zum Ziel verlangt im dichten und hügeligen Regenwald gute Kondition. Die Spielregeln sind einfach: mindestens sieben Meter Abstand halten. Aber die Gorillas haben ihre eigenen Regeln. Als wir dem mehr als 200 Kilo schweren Silberrücken samt Großfamilie endlich gegenüberstehen, folgen 60 unbeschreibliche Minuten des Staunens! Es kommt zu kurzen, hautnahen Annäherungsversuchen. Kein Safari-Erlebnis macht süchtiger als dieses. Nach 12 Tagen „Umherziehen“ dann das große Finale: Beine hoch und bei Wasserrauschen und einem Gin & Tonic auf eine gelungene Traumsafari anstoßen! Die Wild Waters Lodge, inmitten des tosenden oberen Nils gelegen, ist einer dieser Orte, wo man Afrika nicht mehr loslassen kann. Wir vier sind uns einig: Uganda ist von nun an neues Mitglied auf unserer AfrikaHotspot-Liste und wir werden schon bald, bald wiederkommen. den wichtigsten Natur- und SafariHighlights möglich. Beste Reisezeit SUDAN Kidepo Valley für die hier beschriebene Safari ist die National Park Trockenzeit von Juni bis September/ Murchinson Mitte Oktober und wieder von Ende Falls National Park Dezember bis März. Ornithologen UGANDA KONGO bevorzugen die grünen afrikanischen Sommermonate (Oktober bis März). Lake Albert Der deutsche Luxusreiseveranstalter Lake Kyoga airtours bietet eine 11-tägige Rundreise Kibale National Park Kampala zu den Higlights Ugandas ex Entebbe ab 11.222 Euro/pp im DZ an. Die Preise gelten 2016 von März-Mai und im Oktober Entebbe (Empfehlung) und November. Weitere Informationen unter Victoriasee Bwindi National Park www.airtours.de TANZANIA PRIMATENKONTAKT HAUTNAH Am nächsten Nachmittag Szenenwechsel. Es geht tief hinein in den Schimpansenurwald des Kibale National Park. Zusammen mit den Mahale Mountains in Tansania, der „place to be“ für nahe Begegnungen mit diesen so faszinierenden Primaten. Nach schweißtreibenden 60 Minuten treffen wir auf einen Trupp hungriger Schimpansen, die hoch in den Baumwipfeln Paraa Safari Lodge CloudsLodge 27 Ishasha Wilderness Camp EXPLORER PAPUA-NEUGUINEA Die über 600 Inseln Papua-Neuguineas gehören zu den letzten Wildnissen der Erde. Bei Kontakten mit der indigenen Bevölkerung, mit Urwäldern, Korallenriffen und Vulkanen können Besucher sich wie Entdecker fühlen, echte Abenteuer – und ein Stück deutsche Geschichte erleben. TEXT UND FOTOS: HELGARD BELOW Eine Top-Location ist das luxuriöse Tawali Resort in der Milne Bay – verspielte Mantarochen vor dem Hausriff inklusive. 46 47 EXPLORER PAPUA-NEUGUINEA I n Formation eines Kriegsgeschwaders gleiten die düsteren Geschöpfe auf uns zu. Überdimensionale Fledermäuse im schwarzen Mantel. Ihre riesigen Mäuler weit geöffnet, als wollten sie uns verschlucken. Doch die meterlangen Flossen schlagen elegant und sanft. Und kurz vor der Kollision, fast Stirn an Stirn mit uns Schnorchlern, drehen sie ab und tauchen eine Armlänge unter uns hindurch. Jeder aus der Fünfergruppe hält da kurz den Atem an und wagt es nicht, sich zu rühren. Weitere Mantarochen, mehr als doppelt so groß wie Menschen, stoßen hinzu. Sie gleiten um uns herum, schlagen Saltos und zeigen dabei ihren weißen Bauch. Dann schließen sie sich zu einer noch größeren Flotte zusammen, die den nächsten Angriff auf uns zu fliegen scheint. Einige schlagen mit den Flossen auf die Wasseroberfläche. Im Strudel von einem Dutzend Mantas scheint das Intakte Unterwasserwelt mit großem Artenreichtum. Rechtes Bild: Der Fischfang erfolgt oftmals noch mit traditionellen Auslegerbooten. 48 49 Meer um uns zu brodeln. Aber sie halten zuverlässig immer ein paar Handbreit Abstand. So lernen wir schnell, den sanften Riesen zu vertrauen. Immer wieder kehren sie zurück, drehen Pirouetten und erscheinen als dunkle Schatten unter uns, als wollten sie uns kennenlernen und uns zuflüstern: „Spielt mit uns!“ Nach einer Stunde Manta-Kontakt zwischen den Inselchen Dekadeka und Gonubarabara hat sich die Welt verändert. Es ist, als wäre die Schallmauer zur Natur durchbrochen, das zerschnittene Band zur Umwelt wieder geflickt. Als wären wir zu paradiesischen Zuständen zurückgekehrt, im Zustand vor der Vertreibung aus „Gottes Paradiesgarten“, vor der Trennung von Mensch und Natur. Mit kindlich-naiver Begeisterung erkunden wir fortan die herrlichen Inseln der Milne Bay über und unter Wasser. EXPLORER PAPUA-NEUGUINEA In traditioneller Bauweise von Handwerkern aus dem Dorf errichtet, sind die vier Wasserbungalows des Nuli Sapi Island Hideaway (Milne Bay). Angeschlossen ist ein kleines Restaurant. Vor den Gästen werden von Einheimischen schon mal kleine Handwerksmärkte mit Muschelketten und Schnitzereien aufgebaut oder der Fischfang des Tages präsentiert. Jugend zwischen traditionellem Bastrock und den Errungenschaften der Moderne auf Fergusson Island (links im Bild: die Autorin) Papua-Neuguinea gilt als letzte Grenze der westlichen Zivilisation. Denn in dem ozeanischen Inselreich zwischen Indonesien und Australien können Besucher ursprüngliche Kulturen, Naturwunder und Abenteuer erleben, wie nirgendwo sonst auf der Welt, und müssen diese mit nur etwa 20.000 Touristen pro Jahr teilen. Das Land ist berühmt für die faszinierenden Masken, Körperbemalungen und Tänze seiner über 800 ethnischen Gruppen. Weniger bekannt sind die exzellenten Tauchgründe im sogenannten Korallendreieck zwischen Salomonen, Neuguinea, Borneo und Philippinen mit einer enormen Unterwasser-Biodiversität. Die im Südosten gelegene Milne Bay Provinz weist einen ausgeprägten Riff- und Fischartenreichtum auf und beheimatet 160 bezaubernde Inseln mit freundlichen Menschen in Hütten-Dörfern, Urwald und Stränden unter Kokospalmen. In der Region East 50 New Britain hingegen rumoren und speien die Vulkane, beschwören nächtliche Masken- und Feuertänze die Dämonen und wird die deutsche Kolonialzeit in einer Geisterstadt wieder lebendig. ZWISCHEN MÖRDERMUSCHEL UND FISCHBALLETT Viele Tauch- und Schnorchelgänge ohne Mantas folgen. Sie führen durch atemberaubende Schluchten mit Gehirnstruktur, monumentalen Rastaköpfen, Engelshaar, Spaghetti-Haufen und hunderten Fingern, die sich uns mit blau bemalten Fingernägeln entgegenstrecken, so vielgestaltig ist das Korallenreich. Zwischen Schwämmen mit riesigem Schlund, Anemonen-Wäldern, blauen See- und fransigen Federsternen tanzen regenbogenfarbene Papageien-, neonbunte Mandarin- und aufgeblasene Kugelfische, Seepferdchen, Wimpelund Kaiserfische ihr tägliches Fischballett. Die bei 51 jedem Tauchgang veränderte Unterwasser-Choreographie sieht zudem den Auftritt von Barrakuda-Schwärmen, Oktopussen, eines Riffhais oder einer Schildkröte vor. Beim Abtrocknen auf immer wieder anderen, makellosen Sandinseln rufen wir uns die Neuentdeckungen euphorisch zu: „Hast Du die Clownfische mit dem Irokesenstreifen gesehen und die Mördermuschel?“ Nach dem Auftauchen ist die Inselwelt nicht weniger überwältigend. Als wir mit einem kleinen Motorboot unser Eiland-Hideaway Nuli Sapi erreichen, ist keiner mehr zu halten. Wie aus der Welt gefallen leuchten die vier Wasserbungalows aus lokalen Hölzern mit Palmblätterdach und weiß-roten Ornamenten im Abendlicht. Einsam in einer wildromantischen Mangroven-Bucht gelegen, durch Stege mit einem kleinen Restaurant verbunden und an das nahe Dorf geschmiegt, aber FOTOS 1 UND 3: PAPUA NEW GUINEA TOURISM AUTHORITY EXPLORER PAPUA-NEUGUINEA umlampe und bei kühlem Bier Geschichten über lokale Bräuche. Zum Beispiel vom Muschelgeld. Die Frauen sägen kleine Plättchen aus den roten und weißen Muscheln Kina und Toea und ziehen sie zu langen Ketten auf. Bis heute dienen diese als Zahlungsmittel bei besonderen Anlässen, zum Beispiel als Brautpreis und bei Beerdigungen. Und die reale Währung des Landes heißt ebenfalls Kina und Toea. Nach einer wellenreichen dreistündigen Seefahrt, streckenweise begleitet von Delfinen, empfangen uns auf Fergusson Island tanzende Kinder. T-Shirts haben sie aus- und Baströcke angezogen, stampfen zum Trommelrhythmus über den Sandboden und imitieren die Tiere des Waldes, wie schon ihre Urväter. Ein wenig scheu posieren sie anschließend mit ihren Lockenmähnen für Fotos. Als Festessen servieren uns die gastfreundlichen Einwohner den Fischfang des Tages mit Yams in Kokossauce, gekocht im Tontopf auf dem Feuer. Einige Jugendliche begleiten uns barfuß zu den Dei-Dei-Quellen, unter ihnen Schubert. „Mein Vater ist ein großer Fan klassischer Musik“, erklärt der lässige Junge seinen ungewöhnlichen Vornamen. Die Quellen sind über 70 Grad heiß, ihre Schwefeldämpfe lassen die Luft kochen. Und das Wasser brüht das Gemüse, das die Kinder in aus Palmwedeln geflochtenen Taschen hineinhängen. Wir kosten eine Art Spargel, Spinat und Süßkartoffeln aus dem Schwefelgebräu – und es schmeckt wunderbar würzig und zart! Neben tiefen blauen Löchern sprudeln kleine Geysire. Schubert versucht sich an einer Geisterbeschwörung. Konzentriert murmelt er ein paar Worte. Und siehe da, die Fontänen scheinen höher zu schäumen als zuvor. „Meine Mutter kann das allerdings viel besser“, verrät Schubert. Der Glaube an Magie ist weitverbreitet in Papua-Neuguinea. RAUCHZEICHEN ZUR WARNUNG 1) Tosende Wasser im Hochland von Papua-Neuguinea. 2) Mit Masken und Feuertänzen beschwören die Baining die Geister der umliegenden Vulkane. 3) Junge Frauen bei einem traditionellen Tanz auf den Trobriand Inseln (Milne Bay Provinz). 4) Typische Bemalung eines Yams-Speichers auf den Trobriand-Inseln. ohne jede andere touristische Infrastruktur auf der Urwald- und Palmeninsel. Die Wände sind so dünn und die glaslosen Fensteröffnungen mit geflochtenen Fensterläden so groß, dass die Natur auch hier immer hautnah fühlbar bleibt. Des Nachts schaukelt der Wind die kleinen Stelzenhäuser, und im Frühlicht flöten und pfeifen Wasservögel und es begeistert der sensationelle Ausblick von Bett und Veranda auf die umliegenden Eilande. GEISTERBESCHWÖRUNG MIT SCHUBERT Kayleigh Colbran mit neuseeländischen Wurzeln führt diese Oase auf Logeia Island, etwa eineinhalb Bootsstunden von der Provinzhauptstadt Alotau entfernt und bestens geeignet für Fluchten aus der modernen Welt. Klimaanlage und WLAN gibt es hier nicht, Solarstrom nur für zwei Lämpchen pro Hütte. Dafür ein Netzwerk aus Menschen, die einen einladen, am Dorfleben teilzunehmen und zu erfahren, wie eine Kokosnuss geköpft und aus Sago-Palmen Stärke hergestellt wird; und nachts einen kühlenden Wind, der die tropischen Temperaturen erträglich macht. „Vor Jahren landete ich mit dem Katamaran auf der Nachbarinsel Samarai, und das schlecht befestigte Boot machte sich los“, berichtet Kayleigh und zupft an ihrem schwarzen Pferdeschwanz. „Der Insulaner Isaiah Mwado rettete damals das Boot, wir freundeten uns an und die Idee eines gemeinsamen Projektes wurde geboren.“ Isaiah stellte das Land, Kayleigh das Geld, und Handwerker aus dem Dorf erbauten die Gästehäuser im traditionellen Stil. Heute beliefern Bauern Fisch und Gemüse. Und Peter, einer der Ältesten, erzählt abends im Licht einer Petrole- 52 Ein Inlandsflug bringt uns mit Zwischenhalt in der Hauptstadt Port Moresby in die Provinz East New Britain am Bismarck-Archipel. Hier spielen die Kräfte aus dem Erdinneren eine größere, verheerende Rolle. Vor Sonnenaufgang brechen wir zum Mount Kombiu auf, den mit 688 Metern höchsten der sechs Vulkane rund um die deutsche Stadtgründung Rabaul. 40 Minuten soll der Aufstieg laut örtlichen Guides dauern. Doch für diese jungen Frauen ohne Uhr, die den steilen Abhang hochhüpfen wie einen Trimm-dich-Pfad, ist Zeit offensichtlich kein Maßstab. In feucht-heißer Luft brauchen wir doppelt so lang wie veranschlagt. Auf dem Gipfel öffnet sich eine bizarre Szenerie aus türkisblauem Pazifik, grauen Lavafeldern, roten Quellen und grün überwucherten Vulkankegeln. Und ganz nah der „Übeltäter“ Mount Tavurvur, schwarz, nackt und roh wie aus der Erdurzeit. Warnend raucht es aus seinem Schlot. 1994 zerstörte er zusammen mit dem Mount Vulcan die Stadt Rabaul. Eine Besteigung ist derzeit auch nicht erlaubt, erst ein Jahr liegt der letzte Ausbruch zurück. Als deutsche Handelsniederlassung Simpsonhafen gegründet, wurde Rabaul 1910 zum Regierungssitz 53 Arbeitspause auf der Mount Hagen Kaffeeplantage COUNTRY MANAGER PAPUA-NEUGUINEA BEI DER WELTBANK, BERICHTET ÜBER IHRE NEUE WAHLHEIMAT rau Stallmeister, Sie kommen aus Warstein im deutschen Sauerland und haben bei der Weltbank schon in Washington, Osttimor und Palästina gearbeitet. Warum haben Sie sich vor gut einem Jahr auf eine Stelle in Papua-Neuguinea beworben? Ich habe drei Jahre lang in Osttimor gearbeitet und hatte die Gelegenheit, in einige Länder im Pazifik zu reisen, unter anderem Papua-Neuguinea. Der Pazifik ist eine faszinierende Region. Als eine Stelle in Papua-Neuguinea ausgeschrieben wurde, war für mich klar, dass ich mich dafür bewerbe. Und wie gefällt es Ihnen in Papua-Neuguinea? Kurz gesagt: super! Mit über 800 Sprachen bietet das Land eine einmalige Vielfalt an Kulturen. Papua-Neuguinea ist einer der botanischen Hotspots der Erde und der Artenreichtum der Vegetation ist immer wieder beeindruckend. Die Landschaft, von hohen Bergen über Savannen, Vulkane und Regenwälder bis zu traumhaften Stränden, ist atemberaubend schön. Und das Klima gefällt mir auch besser als das oft kalte und graue Wetter in Deutschland. Wie verbringen Sie Ihre Freizeit? Ähnlich wie in Washington oder Deutschland. Man trifft sich mit Freunden zum Essen, besucht einen Kunsthandwerksmarkt, geht ins Kino oder tauchen. Letzteres ist an Papuas endlosen Küsten besonders aufregend. Nur ein gutes Warsteiner Bier kann ich hier nicht genießen. Ich mache auch gerne Ausflüge, um mehr von Land und Leuten zu sehen. Die Besuche in den Dörfern geben mir die Gelegenheit, nach den alltäglichen Lebensbedingungen zu fragen und zu schauen, ob die Projekte, die die Weltbank finanziert, auch ihr Ziel erreichen. So frage ich immer wieder, ob die Schulbücher auch in den Schulen ankommen oder wie ein Dorf die Wasserversorgung regelt. Was war bisher Ihr beeindruckendstes Erlebnis? Am schönsten sind die Begegnungen mit den Menschen, denn man wird immer herzlich willkommen geheißen. Die Goroka Masken- und TanzShow im September war sehr beeindruckend, aber eines meiner schönsten Erlebnisse war eine Begegnung mit einer alten Frau beim Besuch kleiner Kaffeebauern im Hochland. Sie hat mich so herzlich umarmt und sich immer wieder für das Projekt bedankt, das wir finanzieren, denn das hat ihr Leben und das vieler Frauen verbessert. Ihre Warmherzigkeit und offene Freude haben mich tief berührt. Was haben Sie in den nächsten Jahren noch vor? Mein Ziel ist es, alle 22 Provinzen des Landes zu besuchen. Bisher habe ich erst acht geschafft, aber ich plane gerade Kurzreisen an den riesigen Murray-See in der Western Province und auf die Vulkaninsel Bougainville. Im März werde ich zusammen mit meinem Bruder, der mich besuchen kommt, eine zweiwöchige Reise zu den Indigenen des Hochlands und auf dem 1.126 Kilometer langen Urwaldfluss Sepik machen. Darauf freue ich mich besonders. EXPLORER PAPUA-NEUGUINEA INDONESIEN Heiße Quellen vor dem aktiven Vulkan Tavurvur und Mount Turanguna (Bild li.). Erinnerungen an die deutsche Kolonialzeit im New Guinea Club & Rabaul Museum (Bild Mitte). Junge mit Kakadu auf Mioko Island (Duke-of-York-Islands) (Bild re.) der Kolonie Deutsch-Neuguinea und entwickelte sich zu einer der größten Städte des Südpazifiks. Der nordöstliche Teil Neuguineas hieß damals Kaiser-Wilhelms-Land, zum Bismarck-Archipel zählten Neu-Pommern mit dem Ort Rabaul, NeuMecklenburg und Neu-Hannover. Aus dieser Ära hielten sich einige deutsche Spuren. Manche Kinder werden Ferdinand, Norbert und Albert gerufen, Lokale heißen Chicken Haus oder Tropical Haus und „raus“, „Tabak“ und „Ruksak“ sind gebräuchliche Worte. Selbst die Kreol- oder Mischsprache Unserdeutsch soll noch gesprochen werden. Aber in der ehemals deutschen Mission Vunapope ist die deutsche Schwester Ronalda weggezogen. Und zwei alte Herren, deren Eltern die Sprache aus dem in der Mission erlernten Deutsch und dem Umgangs-Englisch kreierten, sind gerade verstorben. Keine Chance, eine von nur zwei deutschen Kreolsprachen live zu hören (die zweite, Küchendeutsch, entstand in Namibia). Durch den Zweiten Weltkrieg wurde das Kapitel „Deutsche Südsee“ frühzeitig beendet, Rabaul durch Vulkanausbrüche 1937 zerstört und später wiederaufgebaut. Doch 1994 begruben sechs Meter dicke Lava- und Aschemassen Straßen und Häuser endgültig. Allein das Rabaul Hotel hat in der Geisterstadt überlebt. KINDERGLEICH IM HIMMELREICH Wie die Einheimischen mit diesen Urgewalten umgehen, erfahren wir nach einer Fahrt auf unbeleuchteten Straßen ins nächtliche Bergland. In einem abgelegenen Weiler haben die indigenen Baining mächtige Holzhaufen aufgeschichtet und ein Feuer entzündet. Trommler und Sänger spielen im Feuerschein eine sich wiederholende, archaische Melodie. Da treten aus dem Dunkel zwischen den Hütten wilde Gestalten auf. Einen riesigen weißen Entenschnabel und übergroße Augen tragen sie als Masken vor dem Kopf, der Rücken ist bedeckt mit Palmblättern – wie ein menschengroßer Donald Duck mit grünem Pelz. Einzelne Gestalten lösen sich aus der Menge, treten mit bloßen Füßen ins Feuer, dass die Glut wie zu einem Feuerwerk auseinanderstiebt. Die Figuren tanzen sich in Rage, werden dabei nach dem Glauben der Baining selbst zu Geistern und springen und tanzen ins hoch auflodernde Feuer. So versucht das Naturvolk, wie viele Ethnien Papua-Neuguineas, mit Ritualen die Kräfte der Natur zu beschwören. Einen überraschenden Ausklang findet unsere Reise auf den Duke-of-York-Inseln. Nicht die Kokosplantagen auf deutschen Grundmauern oder der frühere Name Neu-Lauenburg faszinieren uns. Sondern ein gleißender Sandhügel mit ein paar Palmen und Hütten in einer blauen Lagune vor Mioko Island. So perfekt arrangiert und angeleuchtet, als wäre er frisch erschaffen und unberührt dem Garten Eden entsprungen. Eine Kinderhorde planscht auf der Miniaturhalbinsel und buddelt im Sand. Nach unserer Landung begleiten sie uns auf einem Rundgang durch das dahinterliegende Dorf mit Gästehaus, Kirche und Friedhof und zeigen uns ihre Schule. Ein paar Mädchenhände schieben sich dabei schüchtern in unsere Hände. Einige Begriffe des Pidgin-English hören wir heraus: „skul“ für Schule, „haus beten“ für Kirche, doch was bedeutet „waswas“? Irgendwann begreifen wir, dass sie baden wollen. Und dann, dass sie mit uns baden wollen. Die Mütter lachen, als wir uns mit ihnen in die Fluten stürzen, tauchen, springen und prusten wie Kleinkinder. Wie war das noch: „Werdet wie die Kinder, sonst werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen“? Das Himmelreich für Taucher, Naturliebhaber und Kultur-Entdecker liegt nur etwa 18 Flugstunden entfernt in Papua-Neuguinea. Und zum Kind wird man dort auch. 54 ■ An- und Weiterreise: Direktflüge von Frankfurt nach Singapur mit Singapore Airlines, www.singaporeair.com. Von Wien über Zürich mit Swiss, www.swiss.com. Von Singapur aus kann man den Flughafen Jackson’s International Airport der Hauptstadt Port Moresby in sechs Stunden erreichen. Papua-Neuguineas nationale Fluggesellschaft Air Niugini bedient diese Strecke viermal pro Woche, außerdem auch Brisbane, Sydney, Cairns, Hong Kong, Manila und Tokio. www.airniugini.com.pg ■ Verbindung mit einer Australienreise: Die Südspitze Neuguineas ist nur 60 Kilometer von der nördlichsten Spitze des australischen Kontinents entfernt, und ein Flug von Port Moresby nach Cairns dauert knapp 1,5 Stunden. Was liegt also näher, als die beiden Destinationen auf einer Reise zu verbinden? Regelmäßig zwischen Papua-Neuguinea und Australien verkehren Air Niugini (nach Brisbane, Cairns und Sydney), Qantas/Qantas Link und Virgin Australia. ■ Transport im Inland: Mit 562 Flughäfen (ca. 25 davon mit befestigter Landebahn) und nur wenigen Straßen, überwindet man größere Strecken vorzugsweise mit dem Flugzeug. Die meisten Orte sind in einer oder zwei Flugstunden erreichbar. www.airniugini.com.pg ■ Gesundheit: Eine MalariaProphylaxe und Mückenschutz durch dünne, lange Kleidung und Mückensprays werden von Tropenärzten empfohlen. Auch eine gut ausgerüstete Reiseapotheke sollte man dabeihaben, da in entlegenen Regionen nicht immer ein Arzt greifbar ist. ■ Klima: Da Papua-Neuguinea in den Tropen liegt, ist es das ganze Jahr über warm bis heiß und sehr feucht. Durchschnittstemperaturen liegen bei 30 bis 34 °C. Im Hochland wird es nachts etwas kühler (durchschnittlich 25 °C). Die Regenzeit, die während der Sommermonate Dezember bis März stattfindet, variiert ein wenig von Provinz zu Provinz. Die trockensten Monate sind Mai bis Oktober. Da die Luft sehr klar ist, besteht auch an einem bedeckten Tag Sonnenbrandgefahr, vor allem in den Highlands. ■ Pass und Visum: Ein 60-Tage-Touristenvisum kann man bei Einreise am Flughafen „Jackson’s Ariport“ gratis beantragen. Der Reisepass muss zum Einreisezeitpunkt noch mindestens sechs Monate gültig sein. ■ Sicherheit: In ländlichen Gegenden werden Besucher sehr freundlich empfangen und können sich tagsüber sicher und frei bewegen. Abends und nachts ist eine einheimische Begleitung angeraten. Im Hochland kommt es häufiger zu Kämpfen zwischen verfeindeten ethnischen Gruppen, die Touristen aber kaum betreffen. In den Großstädten Port Moresby und Lae sollte man nach Einbruch der Dunkelheit nicht alleine auf die Straße gehen. ■ Tauchen: Im sogenannten Korallendreieck zwischen Salomonen, Neuguinea, Borneo und Philippinen findet man Tauchspots von Weltrang und die weltweit größte Vielfalt tropischer Fisch- und Korallenarten. ■ Unterkünfte und Ausflüge: Das Tawali Tauchresort liegt auf einer Anhöhe im Urwald mit spektakulärer Sicht über das wunderschöne Hausriff, das kristallklare Meer und die Küsten der Milne Bay. Das Resort ist nur per Boot erreichbar, von Alotau aus in etwa eineinhalb Autostunden und 15 Minuten im Motorboot. Die stilvollen Holzvillen auf Stelzen sind durch einen Holzsteg verbunden, haben eine Terrasse mit Meerblick, sind aber so in die Vegetation eingebettet, dass sie vom Ufer aus nicht zu sehen sind. Das Restaurant verfügt über eine Panoramaterrasse. Mit der MV Spirit of Niugini verfügt das Resort über ein gut ausgerüstetes Boot mit Kabinen für mehrtä55 Rabaul NEW BRITAIN PAPUA NEUGUINEA Kokopo Port Moresby ✈ gige Tauchsafaris. Rund um das Resort gibt es auch diverse schnell erreichbare Tauchund Schnorchelspots. www.tawali.com Das Insel-Hideaway Nuli Sapi wurde 2014 als erstes Tourismus-Unternehmen Papua-Neuguineas von LonelyPlanet-Autoren unter die Top 10 der besten Öko-Unterkünfte weltweit gewählt. 2012 eröffnet, liegt es etwa eineinhalb Bootsstunden von Alotau entfernt und offeriert Wasser-Bungalows mit Balkon und Panoramablick auf die Inselwelt. T +675 7324 1726, nulisapi@gmail.com Angeboten werden etwa die Manta-Tagestour mit Grillbuffet auf einer unbewohnten Insel sowie Touren zu den Nachbarinseln Kwato und Samarai, Dorfbesuche auf Logeia-Island und Angelausflüge im traditionellen Ausleger-Kanu. Das Kokopo Beach Bungalow Resort ist das beste Hotel in East New Britain. Die schönen Bungalows und Suiten, das gute und edel im landestypischen Stil eingerichtete Hauswin Outdoor-Restaurant, die Bar und die Treetop-Terrasse liegen direkt am schwarzen Vulkanstrand der Blanche Bay und bieten Ausblicke auf die Silhouetten der Vulkane von Rabaul. www.kbb.com.pg Das Hotel hat fünf ausgebildete Tourguides. Im Angebot ist die Besteigung des Mount Kombiu, ein Besuch der Duke-of-York-Islands und eine Rabaul Tagestour sowie der Baining-Fire-Dance-Abend (ab einer Gruppengröße von zehn Personen). Empfehlenswerte Hotels mit internationalem Standard für einen Zwischenstopp in Port Moresby sind das Grand Papua, www.grandpapuahotel.com.pg Milne Bay Alotau und das Airways Hotel, www.airways.com.pg ■ Touranbieter: Bob Bates von Trans Niugini Tours verbindet seine wundervoll in die Natur eingebetteten, exquisiten Lodges in vielen Regionen des Landes mit Privat-Jets und betreibt auch die MV Sepik Spirit, ein Luxus-Schiff mit neun Kabinen mit Klimaanlage, das in der East Sepik Provinz die Flüsse Karawari, Krosomeri und Sepik befährt. Neben einem Beobachtungs-Oberdeck, auf dem Passagiere vor Insekten geschützt sind, werden auch Ausflüge auf kleinen Jetbooten angeboten. Bei diesen kommen die Passagiere ganz nahe an Tiere und andere Sehenswürdigkeiten heran. www.pngtours.com ■ Rundreisen: Karawane Reisen bietet Individualreisen nach Papua-Neuguinea an. Aufbauend auf einer 9-tägigen Kleingruppenreise als Flug-Safari geht es nach Tari, Karawari, Sepik und Mount Hagen. Die Übernachtungen erfolgen in luxuriösen Ökolodges. www.karawane.de ■ Kreuzfahrten: Hapag Lloyd hat eine 23-tägige „Expedition Indonesien, Papua-Neuguinea und Salomoninseln“ von Bali nach Fidschi vom 21.10. bis 13.11.2016 im Programm. www.hl-kreuzfahrten.de ■ Allgemeine Informationen: www.papuanewguinea.travel