Wechseljahre – eine Chance für die Lust

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27.12.2011 | GND | Bewertung:
Wechseljahre – eine Chance für die Lust
„Wir sind nicht mehr jung, aber alt sind wir auch nicht. ... Wir haben Ehen hinter uns,
oder diverse Lebensabschnittsgefährten. ... Wir haben gelernt: Was uns nicht
umbringt, macht uns stark. Aber ausgerechnet was die Liebe angeht, trauen wir uns
nicht genug zu. Ab hier wird es schwierig, sagen viele von uns. „Falsch“, schreibt
Monika von Ramin in ihrem Buch „Bis jetzt haben wir nur geübt“. Denn in den
Wechseljahren wird es erst richtig interessant für Liebe, Partnerschaft und Sexualität.
Allerdings können auch Probleme auftreten. Und damit beschäftigt sich unsere
Kolumnistin Dr. Beatrice Wagner heute.
Viele Frauen treten ungefähr mit Einsetzen
der Menopause in ein neues unbekanntes
Gebiet ein. Die Zahl 50 veranlasst sie zum
Nachdenken, ob sie bis zum Ende des
Lebens weiterhin nur funktionieren oder
von jetzt an intensiv leben möchten. Die
Entscheidung, sich nicht mehr mit zu
vielen Kompromissen zufrieden zu geben,
verleiht innere Selbststärke. Diese
Kolumnistin Dr. Beatrice Wagner (Sexualtherapeutin,
Autorin und Lehrbeauftragte für Medizinische
Psychologie an der LMU in München)
Quelle: Dr. Beatrice Wagner / privat
brauchen wir, um die sexuelle Lust
lebenslang lebendig zu halten.
Eine der häufigsten Entwicklungen, die
sich mit den Wechseljahren einstellt,
betrifft die weibliche Potenz. Damit ist gemeint, wie viel Erfüllung, Spaß und Befriedigung eine Frau beim
Sex erlebt, wie häufig sie Lust verspürt und wie leicht sie einen Orgasmus bekommt. Leider jedoch können
sich dabei die hormonellen Veränderungen, die der Wechsel mit sich bringt, bemerkbar machen. Schauen
wir uns doch kurz einmal an, was im weiblichen Körper passiert. Die Ursache der Veränderungen liegt in
den Eierstöcken. Diese beginnen durchschnittlich zwischen dem 49. und 52. Lebensjahr ihre
Hormonproduktion einzustellen. Zuerst ist das Progesteron betroffen, das Gelbkörperhormon.
Unregelmäßige Zyklen, die schon ab dem 45. Lebensjahr einsetzen können, wie auch Gewichtsprobleme
und leicht depressive Verstimmungen sind Hauptmerkmale hierfür. Die zweite Phase zeigt sich durch eine
nachlassende Östrogenproduktion. Dies spiegelt sich in den klassischen Symptomen wie Hitzewallungen
und Schlaflosigkeit wider, aber auch in einem Trockenheitsgefühl in der Scheide. Hierfür gibt es eine
einfache Lösung: Eine vaginale Feuchtigkeitscreme, etwa auf Basis der ungefährlichen Hyaluronsäure,
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kann die Trockenheitsgefühle korrigieren. Laut Hirnforschung ändern sich mit diesem Hilfsmittel auch
die Signale für sich selbst: Die eigenen sensitiven Rezeptoren nehmen wahr, dass die Vagina feucht ist.
Das Gehirn interpretiert dies als Gefühl der Lust und verstärkt daraufhin die Lustreaktionen. Denn laut
Emotionstheorien gibt es eine Rückkopplung. Eine Frau ist nicht nur deshalb feucht, weil sie erotische
Phantasien hat und erregt ist. Sie sind auch erregt, weil sie spürt, dass sie feucht ist.
Die letzte Phase des Klimakteriums nun ist durch einen Mangel an männlichen Hormonen
gekennzeichnet: Androgene regen den Stoffwechsel an, stärken das Bindegewebe, sind für die Psyche und
für die Lust verantwortlich. Und deshalb haben die Wechseljahre oftmals auch einen Verlust der Lust zur
Folge. Dies zeigt sich nicht nur daran, dass die Häufigkeit der sexuellen Aktivitäten abnimmt, sondern
auch, dass zum Beispiel vormals erotische Szenarien und Phantasien nun ihre Wirkung einbüßen. Das
neue Gefühl der Lustlosigkeit wird als Verlust empfunden. Wenn der sehr schmerzhaft und stark
ausgeprägt ist, sollten Sie einmal mit Ihrem Frauenarzt darüber sprechen. Er oder sie kann Ihren
Testosteronspiegel messen und danach entscheiden, ob es sinnvoll ist, für kurze Zeit einmal männliche
Hormone zu sich zu nehmen, womit die Lust dann meist sehr schnell wiederkehrt.
Androgene werden allerdings bei der Frau nicht nur in den Eierstöcken, sondern in gleich hohem Maße
auch in den Nebennieren produziert. Viele gesunde Frauen leiden deswegen trotz der Wechseljahre nicht
unter Lustverlust. Allerdings dauert es jenseits der 50 oftmals länger, bis die Erregung spürbar wird. Sie
wissen schon, dieses gewisse lustvolle „Ziehen“, welche wiederum eine wundervolle Kaskade an erotischen
Phantasien in Gang setzt. Aufgrund von verschiedensten Gründen verzögert sich auch die
Feuchtigkeitsbildung und verändert sich die Durchblutung des Kitzlers. Dies beeinträchtigt die Sexualität:
Es besteht die Gefahr, dass eine Frau befürchtet, nicht mehr genügend feucht zu werden oder keinen
Orgasmus zu bekommen. Diese Angst beeinflusst natürlich die Entscheidung: „Will ich heute überhaupt
mit meinem Partner ins Bett?“ So gefragt, lautet die Antwort wahrscheinlich: „Schatz, mir ist heute nicht
danach.“ Auf diese Weise wird die Sexualität reduziert, ohne dass es dafür einen zwingenden Grund geben
müsste.
Denn oftmals ist es einfach wichtig, sich genügend Zeit zu geben. Oftmals kommt die Lust, nur eben nicht
mehr so spontan und schnell wie in jüngeren Jahren. Hilfreich ist es auch, wenn sich Frauen eine genaue
Vorstellung davon machen, was sie unter einer schönen erfüllenden Sexualität verstehen und mutig
versuchen, sich ihre Wünsche zu erfüllen. Dies kann mit oder auch ohne den Partner geschehen. Den Weg
ohne Partner ging Claudia am Tag nach ihrem 50sten Geburtstag, indem sie sich sagte: „Ich habe keine
Zeit mehr zu verlieren. Meine Beziehung macht mich unzufrieden, der Sex passt nicht, die Liebe stimmt
auch nicht so ganz. Ich bin lieber alleine, als mich mit faulen Kompromissen zufriedenzugeben.“
Daraufhin wagte sie den mutigen Trennungsschritt. Sie musste übrigens nicht lange alleine bleiben, denn
über eine Kontaktbörse im Internet fand sie bald darauf ihren jetzigen Freund, mit dem sie nach fast
einem Jahr immer noch auf Wolke sieben schwebt. „Was wir die ganze Zeit machen, nun ja, wir kennen
uns ja noch nicht so lange“, antworte sie schmunzelt auf die Frage nach ihrer Freizeitbeschäftigung.
Den gemeinsamen Weg zusammen mit ihrem Partner will derzeit Diana gehen. „Mein Mann und ich, wir
machen seit vielen Jahren dieselbe Nummer. Es langweilt“, beklagte sie sich. Ihr Problem: Ihr Mann war
sexuell weniger erfahren, als sie sich kennenlernten, aber sie würde ihn gerne einmal auf neue Ideen
bringen. Doch ihre Angst: Möglicherweise hält er sie für untreu, wenn sie ihm ihre sexuellen Wünsche
erzählt. Wir einigten uns auf die Lösung, dass Diana ihm aus einem Sexratgeber vorliest, und die beiden
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dann über dieses Buch sprechen. So kommen die beiden auf ungefährliche Weise ins Gespräch.
Und auch das ist ein neuer lustvoller Weg, zu dem Sie mit zunehmender Erfahrung mehr Mut haben: Sie
tasten sich an Ihre Tabus heran. Ihre Tabus ein bisschen zu überschreiten, erweitert Ihren sexuellen
Spielraum. Und wenn beide Partner dies machen, öffnet Sie für sich und den Partner ein großes
gemeinsames Feld an neuen Möglichkeiten. Das führt zu Spannung und ganz neuer Erotik im Bett.
Diesen Text finden Sie im Internet unter folgender Adresse:
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