„GoEast“ (2007)
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„GoEast“ (2007)
GEMEINSAME ARBEITSHILFE DES BDKJ UND DER SOLIDARITÄTSAKTION RENOVABIS JUGEND IN OST UND WEST GESTALTET ZUKUNFT. INHALT AUS DEM DIESE PUBLIKATION WURDE GEFÖRDERT AUS MITTELN DES KINDER- UND JUGENDPLANS DES BUNDES (KJP) www.bdkj.de www.renovabis.de ERSTER TEIL Persönliche Erfahrungen von jungen Deutschen mit Europas Osten 4 Grauer Alltag? Von wegen! Junge Leute aus dem Osten Europas stellen sich und ihr Leben vor 17 Weichenstellung in Europa 27 MOE-Engagement aus kirchlicher Sicht, Tränen wegen Dragan – oder: Europa wächst! ZWEITER TEIL Wie motiviere ich Gruppen? – So! 42 32 Unmittelbare Begegnung! Die „Ost-Erweiterung“ der EU eingeordnet durch Renovabis 36 Wichtige Europäische Daten 1989 bis 2007 37 Schule aus! … Was dann? 47 Informationen für Jugendliche und Gruppenleiter 49 Aufgaben und Ziele Internationaler Jugendarbeit 55 Spielend Europas Osten besser kennen lernen 57 DRITTER TEIL Länderskizzen 69 Buchempfehlungen 84 Zeitungs-Schlagzeilen 1989 bis 2004 38 Filmtipps 88 Osteuropa-Landkarte 40 Kontaktadressen 90 LIEBE JUGENDLICHE, LIEBE GRUPPEN Foto: Renovabis „Go East“, der Titel dieser Arbeitshilfe, wirkt auf den ersten Blick irreführend. Wir werben mit einem englischen Slogan dafür, nach Osten aufzubrechen, die „engen Grenzen“ unserer nach Westen gerichteten Denkweise zu überwinden, uns eine neue Welt zu eröffnen. Und diese ist alles andere als grau. Der Alltag in den Gesellschaften Mittel- und Osteuropas präsentiert sich bunt, die Menschen atmen trotz aller Schwierigkeiten in den Staaten, die sich in einem tiefgreifenden geistigen, sozialen und wirtschaftlichen Umbruch befinden, frische und freie Luft. Vielleicht können wir gerade mit dem Titel „Go East“ Jugendliche und junge Erwachsene aus Deutschland einladen, sich geistig und tatsächlich auf den Weg nach Osten zu begeben. Die Sprachbarriere lässt sich leicht überwinden – auch durch das Englische, das Ost und West verbindet … also doch Go East! Wir wünschen uns aber auch, dass gleichzeitig junge Leute aus Mittel- und Osteuropa den Wunsch verspüren: „Na Zapad – aaд – nach Westen“. Pater Dietger Demuth CSsR Hauptgeschäftsführer von Renovabis Für ein verstärktes Engagement der kirchlichen Jugendarbeit in Mittel-, Ost- und Südosteuropa WEIT WEG UND DOCH GANZ NAH Foto: BDKJ Die Welt sei klein geworden, heißt es, ja, sie sei ein Dorf. Oft stimmt das. Und dann wieder liegen Welten zwischen Menschen, die fast in Nachbarschaft leben. Sie wissen kaum voneinander und haben sich darum (noch) nie wertzuschätzen gelernt. Das gilt weithin auch für die Jugend in Europa, genauer zwischen Westeuropa hier und Mittel- und Osteuropa dort. Dabei ist es hohe Zeit, den Blick verstärkt nach Osten zu richten, denn von dort wächst gerade den jungen Menschen eine Wirklichkeit zu, die ihr Leben deutlich mitbestimmen wird. Hier bieten sich Anknüpfungspunkte, wenn es gelingt, Interesse zu wecken für ,die anderen‘, ein Interesse, das die Begegnung nicht scheut. Miteinander reden, einander kennenlernen, voneinander lernen, neue Erfahrungen machen und sich vom Reichtum der anderen beschenken lassen – auch in der kirchlichen Jugendarbeit, in der Spiritualität, in der Glaubenspraxis –, machen aus einem Europa der Politik und der Wirtschaft ein menschlich-lebendiges und damit zukunftsfähiges Europa. Das ist eine wesentliche Aufgabe für junge Christinnen und Christen. Unser gemeinsamer Glaube und die Universalität unserer Kirche bieten dafür eine gute Basis. Bischof Dr. Franz-Josef Bode Vorsitzender der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz Foto: BDKJ LEITERINNEN, LIEBE GRUPPENLEITER, mit dem Beitritt von Rumänien und Bulgarien gehören seit 2007 zwei weitere Länder des Ostens zur Europäischen Union. 2004 sind bereits viele unserer östlichen Nachbarländer der EU beigetreten. Aber mal ganz ehrlich, wer von uns war schon einmal in diesen Ländern? Wer kennt sie wirklich und könnte sie auch auf einer Landkarte richtig einordnen? Wenn es um Urlaub, Schüler- oder Jugendaustausch geht, richtet sich unser Blick meist immer noch gen Westen oder Süden. Dabei hat der Osten Europas für junge Leute eine Menge zu bieten: Natur pur, eine spannende Kulturszene und die große Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Menschen. Damit Europa wirklich zusammenwachsen kann, müssen die Menschen im Osten wie im Westen mehr voneinander wissen und sich gegenseitig kennen lernen. Tragen wir mit unserer Jugendarbeit mit dazu bei, dass sich Jugendliche aus Ost und West näher kommen! Dirk Tänzler BDKJ-Bundesvorsitzender 3 ERSTER TEIL JUNGE DEUTSCHE ÜBER IHRE ERFAHRUNGEN MIT EUROPAS OSTEN Als Zivildienstleistender im Ausland UNGE E R FA H R E L IE V T IA N H A LEBEN S E BA S T IE S E IN D , T L E M GESAM A B E N. D E RT H N Ä VER N MEIN JAHR IN DER TSCHECHISCHEN REPUBLIK Sebastian Kraft: Von Null auf Hundert als Pastoralassistent „Was? Du gehst nach Tschechien? Fällt Dir denn mit dem Abitur in der Tasche nichts Besseres ein? Geh’ doch nach Amerika, Spanien, Italien oder Australien! Aber warum ausgerechnet in den Osten?“ Ungefähr so prasselte es auf mich ein, als ich meinen Freunden offenbarte, als Zivildienstleistender in die tschechische Pfarrgemeinde Jablonec nad Nisou (Gablonz an der Neiße) zu gehen. „Du bekommst ja nicht mal ein Viertel meines Zivildienstgehaltes!“ Doch bekanntlich gibt es im Leben Dinge, die mit Geld nicht zu bezahlen sind. Vor allem die Herzlichkeit und Fürsorge der Menschen, mit der sie mich am 1. August 2003 in meiner neuen Heimat, dem Pfarrhaus von Jablonec nad Nisou (50 000 Einwohner – im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien) empfingen und schneller als erwartet in die Pfarreifamilie integrierten. Quasi von Null auf Hundert wurde ich „Pastoralassistent“ in einer großen Stadtpfarrei und bekam zusammen mit meinem neuen Kollegen Matus – einem slowakischen Seminaristen, der im Laufe des Jahres mein bester Freund werden sollte – allerhand Verantwortung in der Pfarrei übertragen: Organisation der Jugendarbeit, Fahrdienste für den Dekan ins In- und Ausland (Deutschland/Slowakei), Organisation von Jugendbegegnungen (vor allem aus Sachsen) oder die Betreuung von Sudetendeutschen (was von der Stadtführung über Gräbersuche bis zur Ahnenforschung ging). 4 Und fast ganz nebenbei lernte ich eine Sprache, die mir am Anfang unaussprechlich schien und heute so vertraut ist wie meine Muttersprache. V.I.P.-Sheet Sebastian Kraft Geboren am 22. April 1984 in Erlangen 2003: Abitur am Gymnasium Fridericianum Erlangen August 2003 bis Oktober 2004: Zivildienstleistender des „Anderen Dienstes im Ausland“ in Jablonec nad Nisou/Tschechische Republik Seit Oktober 2004 Student an der Universität Regensburg: Politikwissenschaften und Geschichte (Schwerpunkt Osteuropa) mit Zusatzausbildung in slawischen Sprachen; als freier Journalist für verschiedene Printmedien tätig Es ist vor allem die Spontaneität und Unkompliziertheit, die mich an der tschechischen und der slowakischen Kultur so fasziniert. Detailgenaue Planungen sind Träume der Deutschen, pingelige Bürokratien ebenfalls. Dass ich nach drei Monaten Aufenthalt und noch holprigen Sprachkenntnissen per Handschlag in den Lehrerstand erhoben wurde und in der katholischen Grundschule Deutschunterricht geben durfte, ist nur eines von vielen unglaublichen Ereignissen, die ich wähEngagement Katholische Jugendarbeit rend meines Auslandsjahrs erleben durfte. Vor alOberministrant und Verantwortlicher für die lem aber habe ich eine zentrale Lebenserfahrung Jugendarbeit in der Pfarrei Langensendelmitgenommen: Geld ist nicht das erstrebenswerbach teste Lebensziel. Viele meiner (slowakischen) Mitarbeit auf BDKJ-Dekanatsebene und im Freunde sind mit einem Gehalt glücklich und zuDiözesanarbeitskreis für Ministranten Öffentlichkeitsarbeit für das Projekt „Zivilfrieden, was manch ein Schüler hierzulande als dienst in Jablonec nad Nisou“ und KoordiTaschengeld bekommt. Dafür besitzen sie Tugennation der deutsch-tschechisch-slowakiden, die wirklich wichtig sind: Hilfsbereitschaft, schen Begegnung am Weltjugendtag Dankbarkeit und Nächstenliebe. 2005 im Erzbistum Bamberg Junge Menschen in der Tschechischen Republik Wastel.Kraft@centrum.cz haben einen tiefen Glauben und auch in schwierigen Situationen viel Gottvertrauen; Zweifeln oder Kritisieren findet man selten. Die Bereitschaft und Hingabe, mit der viele meiner Altersgenossen ihr nicht immer einfaches Leben tragen, hat mich sehr beeindruckt. Fotos: privat Sebastian Kraft (links) mit Geistlichen der Pfarrei Jablonec nad Nisou (Zweiter von links) und weiteren befreundeten Priestern aus der Slowakischen Republik 5 Einem meiner Freunde, die mich im Sommer 2004 besucht haben, rutschte der Satz „hätte ich das gewusst, hätte ich mich auch beworben“ raus. Spontan kamen mir da die Worte Gorbatschows in den Sinn: „Wer zu spät kommt, den…“. mehr: www.erzbistum-bamberg.de (Rubrik: Jugend – Zivildienst im Ausland): „Die Bilanz: Zwölf Monate Tschechische Republik“ (unter Aktuell); „Europa – nur ein Traum? Ein Abend in einer tschechischen Kneipe“ (unter Allgemein – Tschechen und Slowaken); „Als Jagr den Pfosten traf – Eishockey-WM in Prag“ (unter Tagebuch, 6. Mai 2004). Freunde fürs Leben: Matus und Sebastian (links) INFO-BOX: Das Projekt „Anderer Zivildienst im Ausland“ in Jablonec nad Nisou 9 9 9 9 9 6 Schirmherr: Erzdiözese Bamberg (Referat für Zivildienstseelsorge) begründet 1997 von Zivildienstseelsorger Klaus Achatzy und dem damaligen Diözesanjugendseelsorger Roland Huth Jablonec nad Nisou: 50 000 Einwohner, Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien, Diözese Litoměřice (Leitmeritz), ehemaliges Sudetenland; atheistischste Gegend der Tschechischen Republik; Pfarrgemeinde besteht zu 2/3 aus Tschechen und zu 1/3 aus Slowaken Seit 1997 leistete jedes Jahr ein Jugendlicher aus der Erzdiözese Bamberg seinen Zivildienst als Friedensdienst und Brückenbauer zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken in Jablonec nad Nisou ab, insgesamt bereits sechs Jugendlichen mit großem Erfolg für beide Seiten Weiterführende Infos unter www.erzbistum-bamberg.de (Rubrik: Jugend – Zivildienst im Ausland) bzw. direkter Kontakt: Erzbischöfliches Jugendamt Bamberg, Klaus Achatzy, Referent für Zivildienstseelsorge, Kleberstraße 28, 96047 Bamberg, 0951-8688-34 Foto: privat Mittendrin dabei: Jeannine (damals 19 Jahre, mit BerlinSweatshirt) half 2005 mit im Leitungsteam der großen Jugendbegegnung aus Anlass des XX. Weltjugendtages in Köln. Das Team war deutsch-polnischtschechisch-slowakisch besetzt. JEANN INE IS T NICH MEHR T DAVO N LOS G E KO MMEN . ES BEGANN MIT EINEM SCHÜLERAUSTAUSCH… Weil meine Familie zu den Spätaussiedlern gehört, die in den 80-er Jahren aus Schlesien nach Gelsenkirchen umgesiedelt sind, bin ich zu Hause mit Polnisch als zweiter Muttersprache aufgewachsen. Obwohl ich somit zweisprachig aufwuchs, habe ich meine Sprachkenntnisse außerhalb der Familie nie angewendet, so dass sie bald verkümmert sind und mir eigentlich gar nicht richtig klar war, dass ich überhaupt Polnisch sprechen konnte. Als meine Jahrgangsstufe die Möglichkeit hatte, an einem Austauschprogramm mit einem Lyceum (Gymnasium) in Allenstein/Olsztyn in Polen teilzunehmen, ließ ich mich jedoch nicht lange überreden, mitzukommen. Mit insgesamt zwölf deutschen Teilnehmern empfingen wir vom Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium unsere Gäste vom Zweiten Lyceum in Allenstein im Mai 2001 in Gelsenkirchen und traten im September den Gegenbesuch bei unseren Partnern an. Wir hatten alle schon recht hohe Erwartungen, und die wurden dann noch weit übertroffen: Unsere polnischen Gastfamilien empfingen uns mit einer sensationellen Gastfreundschaft – es gab Lunchpakete mit bis zu acht Brötchen für einen Tag. Das SightseeingProgramm hatte so einige Highlights zu bieten (Danzig, Marienburg, Warschau) und so langsam wurde mir bewusst, dass ich ja doch ein kleines bisschen Polnisch kann. 7 Bereits bei der Rückfahrt von Allenstein stand für mich fest: Ich komme wieder! Und ziemlich genau ein Jahr später war es soweit: Meine Schule hatte sich darum bemüht, mir einen Individualaustausch zu ermöglichen, sodass ich für einen ganzen Monat nach Allenstein fahren konnte. Im Gegenzug verbrachte ein Schüler des Zweiten Lyceums aus Olsztyn einen Monat in Gelsenkirchen an unserer Schule. Während meines einmonatigen Aufenthaltes in Allenstein lernte ich durch meinen Austauschpartner die Jugendgruppe „Ermis bei der Allensteiner Gesellschaft der deutschen Minderheit“ kennen und nahm an vielen ihrer Veranstaltungen in Allenstein teil. Sehr schnell fand ich dort gute Freunde, so dass ich eigentlich gar nicht wieder weg wollte. Doch die „Ermis“ erzählten mir von ihrer deutschen Partnergruppe, der Gemeinschaft Junges Ermland, mit der sie auch häufig gemeinsame Veranstaltungen organisierten. Und so fuhr ich, zunächst nur mit der Absicht, die Ermis wieder zu sehen, zu einem Treffen der Gemeinschaft Junges Ermland in Deutschland …und bin seit dem nicht mehr wieder davon losgekommen. Foto: privat Denn auch dort traf ich viele verschiedene interessante Jugendliche, die sich ebenso wie ich für Osteuropa interessieren. So fand ich auch meinen Weg in den Dachverband der Gemeinschaft Junges Ermland, die Aktion West-Ost im BDKJ, die zwar hauptsächlich polnisch-tschechisch-deutsche Jugendarbeit macht, jedoch auch andere Kontakte pflegt. Litauische, rumänische und ukrainische Gruppen sind bei der Aktion West-Ost inzwischen ebenso gut bekannt, sodass auch ich – neben Polen – noch viele andere mittel- und osteuropäische Länder bereisen konnte. Ich habe auch schon an der Organisation einiger Jugendbegegnungen mitgearbeitet. Mittlerweile kann ich mir ein Leben ohne internationale Jugendbegegnungen kaum mehr vorstellen. Wo sonst hat man die Möglichkeit, so interessante und vielseitige Menschen kennenzulernen? – Und was meine Faszination für den Osten angeht: Es gibt noch viele osteuropäische Länder, die ich gerne besuchen will, aber vor allem möchte ich nach meinem Abitur im Rahmen eines Freiwilligendienstes für ein ganzes Jahr nach Allenstein gehen. Dann kann ich meine Sprachkenntnisse noch weiter ausbauen und dieses wunderschöne Land noch näher Jeannine mit ihrer polnischen Gastgeberin kennen lernen. Natürlich werde ich dann von polniunterwegs in der Hauptstadt Warschau. scher Seite aus an Jugendbegegnungen mitarbeiten und dort neue Erfahrungen sammeln. Und alles begann mit einem harmlosen Schüleraustausch… 8 Annedore (rechts) im Gespräch mit Jugendlichen aus Bosnien und Deutschland Fotos: privat ÖCHTE ORE M N ANNED B O S N IE Z E IT IN D IE S E . M IS S E N N IC H T DER OSTEN HAT ’NE MENGE ZU BIETEN… Annedore Wilmes brach mit 17 Jahren erstmals zu einem Friedenscamp nach Bosnien auf „Bosnien? Warum um Himmels willen musst du unbedingt nach Bosnien gehen? Gibt’s denn für dich nichts Spannendes in Frankreich oder England?” Hm. Ich konnte die Bedenken meiner Eltern in Bezug auf meinen Freiwilligendienst verstehen. Die Assoziationen waren klar: Pulverfass Balkan, Bomben auf Sarajevo, Landminen, eine total fremde Mentalität und dazu mit Bosnisch eine Sprache, die man nirgendwo sonst auf unserer Erde spricht. Das alles stimmte. Einerseits. Andererseits bedeutete „Bosnien” für mich längst mehr. V.I.P.-Sheet Annedore Wilmes Geboren 1982, lebt in Bayreuth, studiert Kulturwissenschaften Engagement Katholische Jugendarbeit vor dem Studium intensive Gemeindearbeit; seit 1999 Engagement auf dem ‚Internationalen Friedensweg des Jugendhauses Hardehausen‘; Vorbereitung XX. Weltjugendtag in Köln Wenn ich „Bosnien” hörte, dachte ich an zwei vorangegangene Sommerworkcamps im Norden Bosniens. Ich dachte an Vidovice, das Dorf, in dem wir gearbeitet hatten. Ich sah die Gesichter von Mato, Berislav, Josip und Jelena aus Vidovice und von Ida, Ines und Lorena aus Sarajevo vor mir. Ich sah die Freudentränen einer alten Frau, an deren Haus wir gearbeitet hatten. Und in meinen Ohren klangen Lieder in einer fremden und faszinierenden Sprache, die ich bald lernen würde… Als ich mit 17 Jahren zum ersten Mal mit einer Gruppe Jugendlicher zu einem Friedenscamp Jugendliche aus Deutschland und anderen Ländern arbeiten im „Workcamp Vidovice“ zusammen. 9 nach Bosnien aufbrach, hätte ich nicht im Traum daran gedacht, drei Jahre später für ein halbes Jahr dorthin zu gehen. Dieser erste Schritt war groß genug für den Anfang. Zwei Wochen lang habe ich zusammen mit Jugendlichen aus Deutschland, Tschechien und Bosnien in Vidovice gelebt und gearbeitet. In der sengenden Hitze des bosnischen Sommers haben wir geholfen, zerbombte und zerschossene Häuser, besonders die von alten Menschen, wieder aufzubauen. Mit den Kindern des Dorfes haben wir nachmittags gemalt, gebastelt und gespielt, und am Ende des Workcamps gab es ein großes „Koncert Mira”, ein Friedenskonzert, zu dem über 2000 Besucher kamen. Die Erfahrung dieser Zeit möchte ich nicht missen Ob seltsam oder „logisch” – nach den zwei Wochen in Bosnien hatte ich immer den Eindruck, mehr bekommen als gegeben zu haben. Nach dem Abi habe ich dann sechs Monate lang freiwillig in einem Kindergarten in Sarajevo gearbeitet. Ich wollte den Alltag der Menschen dieses Landes auf eine tiefere Weise teilen und verstehen, als es im Rahmen eines Sommercamps möglich war. Trotz oder auch gerade wegen vieler Herausforderungen, die sich mir in diesen sechs Monaten stellten (Missverständnisse bei der Arbeit, sprachliche Barrieren, Frustration, Mentalitätsunterschiede) – ich möchte die Erfahrung dieser Zeit nicht missen. Ich habe eine Menge gelernt. Andauernde Freundschaften sind entstanden; ich bin Menschen begegnet, die meine Entscheidung für den „vergessenen” Südosten Europas tief berührt hat. Sie haben mich an ihrem Leben teilhaben lassen und erst dadurch konnte mein Einsatz fruchtbar werden. Deutsche Jugendliche halfen im „Workcamp Vidovice“ mit. Unsere Bilder zeigen (von oben) Christian, Daniel und Anne, Conny und Dennis. 10 Z T D IE SCHÄT AC H IM ND H E IT U HAFT OFFEN R E IT S C E B S H IL F EBER. GASTG S E IN E R Von Sozialarbeiterin Jurate erfuhr Achim viel über die Arbeit im Kinderheim Fotos: privat NACH DER SCHULE ’MAL ETWAS PRAKTISCHES Achim Arnold ging zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) nach Litauen Jetzt sitze ich im Zug und alles geht ganz schnell. Das Abitur – erst vier Wochen her – ist schon in weiter Ferne. Litauen wartet auf mich. Nächster Halt: Berlin. Schon im Berlin-Warschau-Express lerne ich die ersten Litauer kennen. Wir teilen unseren Proviant und schlagen die lange Fahrzeit gemeinsam tot, unterhalten uns prächtig. Ach ja, sie können kaum Deutsch, kein Englisch und ich, kein Litauisch. Es funktioniert trotzdem! Ein toller Start. Go East! Hätte mir das jemand noch ein halbes Jahr bevor ich tatsächlich nach Litauen gefahren bin gesagt: Ich weiß nicht, was ich hätte denken sollen. Nur durch Zufall hatte die Vergabestelle für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) beim BDKJ Köln erfahren, dass ich als Ersatz für den Zivildienst ein Jahr im Ausland verbringen wollte. Der Anruf kam also mehr als überraschend. Eigentlich wusste ich bis dahin nichts über Litauen. Abgesehen davon, dass es zu den Baltischen Staaten gehört, diese als erste unabhängig von der UdSSR wurden und es dort gute Basketballer gibt. Trotzdem musste ich nicht lange überlegen. Ein Jahr im Ausland: Das war schon lange mein Wunsch. Alles war sehr kurzfristig und spontan, was sich in meinem Leben in Litauen fortgesetzt hat. Offenheit und Hilfsbereitschaft Das eine Jahr ist wie im Flug vergangen und ich habe viele schöne Momente erlebt und für mich wichtige Erfahrungen gemacht. Was ich besonders zu schätzen gelernt habe, sind die Offenheit und die Hilfsbereitschaft, mit der mir begegnet wurde. Das war nicht nur während meiner Arbeit im Kinderheim oder in meiner „host organisation“ so, sondern auch im täglichen Leben. Vor allem junge Menschen sind sehr am Erfahrungsaustausch mit gleichaltrigen Ausländern interessiert und so entstanden tatsächlich Freundschaften nur durch das Fragen nach dem Weg. 11 Vaida, die „Studentenvertreterin“, ist ein gutes Beispiel dafür. Sie hat mir aus einer hilflosen Lage beim Bestellen an der Käsetheke geholfen und kurzentschlossen übersetzt. Dass junge Menschen aus „dem Westen“ in litauischen Kinderheimen arbeiten, fand sie spannend, wollte mehr wissen und zwei Tage später war ich zum Essen und Feiern im Studentenwohnheim eingeladen. Bestens organisiert: Lina kümmerte sich als personifizierte „host organisation“ um alles Spendenparty für „mein“ Kinderheim Aus der netten Bekanntschaft entstand eine Idee und in der Woche vor Weihnachten veranstaltete die „Studentenvereinigung“ eine Party im viertgrößten Club der Stadt und spendete den Erlös an das Kinderheim, in dem ich arbeitete. Sicher war es nicht immer einfach, sich in einer anderen Kultur zu bewegen, und man war nicht immer einer Meinung. Doch Freundschaften mit Litauerinnen und Litauern wie Vaida, Studenten im Litauisch-Deutschen Theaterworkshop, Nachbarn, Arbeitskollegen und vielen mehr, haben überwogen. Ich kann sagen, dass ich mit die schönste Zeit in Litauen erlebt habe, und so ist es kein Zufall, dass der Kontakt nicht abreißt und ich mich freue, schon sehr bald einige Freunde wiederzutreffen. Erst gestern habe ich Tickets für ein Wiedersehen gebucht. 12 Auf dem Weg zum Friedhof: Während des Workcamps haben Jugendliche aus Polen und Deutschland das Gräberfeld – als Versöhnungsdienst beider Völker – gemeinsam gepflegt Erfahrungen von Birgit Eiberle in Jodlowno/Polen Eigentlich wollte ich mit Kolping im Sommer 2003 drei Wochen nach Italien zu einem Workcamp fahren; dieses wurde allerdings abgesagt. In der gleichen Zeit war ein Camp in Polen (Jodlowno) angeboten. So hab’ ich mich entschieden nach Jodlowno mitzufahren. Was als Notlösung für meinen Sommerurlaub angefangen hatte, wurde zu drei wunderschönen Wochen. Fotos: privat MEIN WORKCAMP H AT B IR G IT WA S T S IC H E AU T R ZUGET L IE UND V NEUES E N. E R FA H R Jodlowno ist ein kleiner Ort, etwa 20 Kilometer von Danzig entfernt. Dort haben wir gemeinsam mit einer Gruppe Jugendlicher aus Polen gewohnt, gegessen, einen Friedhof gerichtet, bei der Kartoffelernte geholfen, Fußball- und Volleyball gespielt, Gottesdienste mitgestaltet und vor allem Ausflüge gemacht und gemeinsam gefeiert.Polen ist ein sehr gastfreundliches und schönes Land, mit einer interessanten Geschichte, vielen Sehenswürdigkeiten, einer schönen Seenlandschaft und natürlich auch der Ostsee. An der See waren wir drei Tage im Ferienhaus in Rewa. Einige Polen in der Gegend sprechen Deutsch und die meisten jungen Polen sprechen gut Englisch, was die Verständigung sehr leicht macht. In den drei Wochen in Polen habe ich sehr gute Freunde gefunden, die ich Silvester 2003 in Danzig wieder besucht habe, um gemeinsam zu feiern. Letzten Sommer war ich Leiterin bei den internationalen Jugendwochen in Oberwesel am Rhein, wo meine Freunde aus Polen dann zwei Wochen mit mir in Deutschland waren. Meine polnische Freundin Ula ist danach noch zwei Wochen zu mir zu Besuch gekommen und ich hab’ ihr meine Heimat gezeigt. 2005 bin ich im Sommer wieder drei Wochen nach Jodlowno gefahren, damals allerdings nicht als Teilnehmerin sondern als Leiterin. Ich reise bis heute in der Hoffnung, dass noch viele Jugendliche ebenso schöne Erfahrungen in Polen machen wie ich. Freundinnen am SolidarnośćDenkmal in der Danziger LeninWerft: Ula aus Polen (links), Stefanie (rechts, aus Deutschland) und Birgit mehr: Kolping-Jugendgemeinschaftsdienste, 0221/20 70 11 15, www.kolping.de/jgd V.I.P.-Sheet Birgit Eiberle Geboren 1982, genannt Biggy, lebt in Baltringen/Landkreis Biberach, Chemielaborantin Engagement Katholische Jugendarbeit Leiterin bei den internationalen Jugendwochen in Oberwesel, Kolping-JugendWorkcamps in Polen bigbiggy@gmx.net 13 DIENST AM MENSCHEN Jonas Dräger betreute ein Jahr lang als Freiwilliger der Initiative Christen für Europa (ICE) ehemalige KZ-Häftlinge in Krakau In seinen Augen leuchtet es, die ganze Größe und Tiefe seiner Menschlichkeit offenbart sich im kurzen Glitzern. Das graue, kärglich verputzte Zimmer wird von seinem Lachen erfüllt. Es ist tonlos, der nahezu zahnlose Mund öffnet sich weit, die Falten häufen sich, verwerfen sich in diesem Moment. Die Linien seines Gesichts sind seine Geschichte und werden zu einem Ganzen, zeigen seine persönliche Freude. Es ist der sechste Dezember. Zum Nikolaustag habe ich Herrn B. vorsichtig einen Mistelzweig über sein Bett gehängt. Seit mehreren Monaten besuche ich ihn drei Mal die Woche, sitze an seinem Bett, halte seine durch Rheuma verkrampfte Hand, höre ihm zu, lese ihm vor. Herr M. ist 83 Jahre alt, sein Körper ist ans Bett gefesselt und seine Gedanken sind eingesperrt hinter Stäben aus Erinnerungen und Gegenwartsängsten. An diesem Tag haben wir dieses Gefängnis für einen Moment aufgehoben. Er ist nun plötzlich frei, kann sich freuen über den Kuss, den ich ihm auf die trockene Haut seiner Stirn gegeben habe. Er ist frei, für einen Moment kann er vergessen – vergessen – wie es im Konzentrationslager und im Gulag war, so frei, dass er auch vergessen kann, dass er fast gelähmt im Bett liegt. Sein Lebensmut ist für einen Moment wieder zurückgekehrt. Vergessen sein Leiden und seine Zweifel, präsent dagegen seine Größe, seine Würde, seine guten Tage. B. strahlt aus, was ihn so besonders macht: Sein Drang, selbst noch in diesem Zustand zu leben und zu denken. Mit mir zu diskutieren, welche Rolle Talleyrand zu seiner Zeit gespielt hat und welchen Einfluss Metternich hatte. AU C H JONAS IST AK TIV G E WO RDEN UND WURD E REIC H BESCH E N K T. Dieser Moment ist eine der wichtigsten Erinnerungen, die ich aus meinem Jahr in Krakau mitgenommen habe. Viele Bilder sind unauslöschlich in mein Herz eingebrannt, viele Geschichten kann ich nicht mehr vergessen. Ich habe mit zehn anderen Freiwilligen des ICE ein Jahr lang ehemalige KZ-Häftlinge betreut. So lässt sich ein Polen kennen lernen, was sich kaum einem Besucher erschließt. Neben den alltäglichen Situationen beim Einkaufen auf dem Markt und in den großen Supermärkten, in der Straßenbahn und in der Stadt, bekamen wir einen tiefen Einblick in Teile der polnischen Gesellschaft. Polen ist ein Land der Widersprüche – mein Grund nach Polen zu gehen, hat sich in der Rückschau um viele weitere Gründe erweitert. Eigentlich wollte ich nur in dem Projekt den ehemaligen KZ-Häftlingen dienen; und das Projekt hätte überall sein können. Nun aber bin ich glücklich, eine persönliche Tabula Rasa mit Inhalt gefüllt zu haben. Polen ist für mich nicht mehr ein Land unter vielen im Osten Europas, sondern ein immens wichtiges Stück von mir in Mittelosteuropa. Polen ist in höchstem Maße anziehend, es ist dynamisch und sucht. Für mich ist Polen aber nicht denkbar ohne die Menschen, die ich dort traf. 14 Jonas Dräger im Gespräch mit Herrn B. aus Krakau Fotos: oecklfilmtv Täglich begegne ich den Gesichtern wieder, sehe ihr Lachen, ihr Weinen, ihre Sorgen, ihre Hoffnungen. Mit den Menschen, die ich in Polen erleben durfte, lebt Polen in mir. Die ehemaligen KZ-Häftlinge, die ich betreute, waren mehr Mensch, als ich mir je vorstellte, dass es ein Mensch sein könnte. Viele Augen und ihre Blicke haben sich tief in mir eingebrannt. Ich vergesse nicht, was ihre Augen widerspiegelten. Diese Augen haben alles ausgelotet, was ein Mensch erleben und erfühlen kann. Unermessliches Leid, ungeheure Angst, Schmerz, und unbeschreibliche Verzweiflung und Schrecken, seelische Qualen, die niemand von uns Nachgeborenen in Europa mehr ermessen kann. Auf der anderen Seite aber auch unbegrenzte Freude, überdauernde Hoffnung, erlösende Freude, Lebenslust und Lebensdurst. Und alle Grauzonen dazwischen – auch sie sind ihnen fühlbar gemacht worden. Herr B., der zweite ehemalige KZ-Häftling, den ich regelmäßig betreute, ist bis ins hohe Alter hinein Architekt gewesen. Seine Künstlernatur hat er nie abgelegt. Die Konzentrationslager, in denen er war, haben ihn nicht gebrochen – er ist sogar in der Lage, zu verzeihen. Jedoch spricht er mit großem Bedauern über diese Zeit. Ihn treibt ein Bedauern um, dass sich nicht in erster Linie aus seiner Opferrolle speist, sondern eher aus dem Unverständnis, dass Menschen zu solchen Untaten fähig sind. Herr B., der Kunst so sehr schätzt, kann immer noch nicht ermessen, wie gerade die Deutschen, „die doch Schiller, Goethe, Beethoven hervorgebracht haben“, sich so an der Menschheit vergreifen konnten. Wenn ich ihm, wie jedes Mal, aus Goethes Werken vorlas, sprach er nicht selten den deutschen Text mit. Hochgebildet, wie er ist, erlebte er jeden Reim als Triumph, jedes Gedicht als einzigartigen Schöpfungsakt. Herr B. spricht noch immer vier Sprachen fließend, früher waren es sogar noch wesentlich mehr. Sein Durst nach Bildung ist unermesslich. Wie ein Mensch wie er die Verbrechen, die an ihm und seinen Mitmenschen verübt wurden, erlebt hat, ist kaum zu erahnen. Noch immer bleibt es unfassbar, wie er erleben musste, dass die Frau des Lageraufsehers Menschen nach ihrer Haut aussuchte. Die wurden dann erschossen und aus ihrer Haut Leder gemacht. Leder, welches dazu benutzt wurde, Lampenschirme zu beziehen – oder Bücher einzubinden. 15 Dieses Jahr hat mich sehr bewegt. Vieles in mir wurde neu, vieles in Frage gestellt. Ich habe den Tod kennen gelernt, habe viel zu viele der mir lieb gewordenen Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet. Ich habe verstanden, dass der Tod uns nicht allein, sondern mit Gott zurück lässt. Herrn M. war es vergönnt, die letzten Schritte, auf die er so lange gewartet hatte, endlich gehen zu können. Ich habe ihm in der Todesstunde die Hand gehalten, und nun war er gegangen. Noch nie habe ich in einem Jahr so viel gelernt. Ich habe gelernt, wie viel ein Mensch wirklich wert ist. Als ich nach Polen gegangen bin hatte ich hauptsächlich zwei Motivationen: Ich wollte Gott an den Menschen dienen. Und ich wollte ehemalige KZ-Häftlinge treffen, ihre Geschichten hören und später davon erzählen. Ich wollte mich anrühren lassen, dass ich voller Wut aufstehen könnte, wenn es notwendig werden würde, um von unserer jüngsten Vergangenheit zu erzählen. Authentisch, mit Beispielen und mit Betroffenheit. Nun bin ich zurück, studiere, und in allem, was ich sage, sprechen die unzählbaren Momente mit, die ich im „mittleren Osten Europas“ erlebt habe. Wenn man mich fragt, ob sich dieses Jahr gelohnt hat, weiß ich eine keine richtige Antwort. Ich kann das Jahr nicht abwägen und nicht bewerten. Was aber geblieben ist, ist Liebe. Mir wurde von den Polen viel Liebe entgegengebracht, und ich habe auch meine Liebe gegeben. Ich vergesse nicht, welche Geschichten mir im Krankenhaus und bei den Schützlingen daheim erzählt worden sind und wie viel Vertrauen mir entgegengebracht wurde. Mein Dienst im FSJ hat mir gezeigt, dass man oft viel reicher beschenkt wird, als man gibt. ZITIERT: Wolfgang Thierse (Stellv. Bundestagspräsident, SPD-MdB, Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) Das Video „Erinnern und Versöhnen“ von Sigrid Sünkler und Dieter Oeckl eignet sich dafür, dieses Thema im Schulunterricht oder bei Themenabenden in Pfarrei oder Verband anzustoßen. Der 30-Minuten-Film ist gegen Versandkosten erhältlich bei der Solidaritätsaktion Renovabis. Bestelladresse: info@renovabis.de oder 콯 0 81 61 / 53 09-49, Fax -44 16 „Diese Vergangenheit ist nicht zu Ende. Sie lebt weiter im Schicksal von Menschen – sie lebt weiter im Gedächtnis. Und aus ihr kommt die Verpflichtung zu Versöhnungsarbeit in die Zukunft hinein. Erst wenn Menschen begreifen, dass das, was sie erfahren haben an Unglück, an Leid, an Verbrechen, nicht vergeblich gewesen ist, sondern dass daraus etwas entsteht für Gegenwart und Zukunft – bezogen auf konkrete Menschen, dann ermöglicht das Begegnung, Erinnern, ein In-die-Zukunft-Denken. Wenn das Renovabis weiterhin tut, ... dann ist das ein Beitrag für eine versöhnte Zukunft in Europa.“ Krassimira aus Burgas GRAUER ALLTAG? – VON WEGEN! Milen tanzt gern Nikolina mit Hut Was ist für junge Leute im Osten Europas angesagt, was ist hipp, wofür interessieren sie sich? Dawid, alias hat im Jahr 2005 „Lucky Boy“, ist einmal nachgefragt. Viele e-Mails schwirrten durch das Web, damit wir auf den folgenden Seiten mit einem kurzen Flash junge Leute aus unserer näheren und entfernteren mittel-, ost- und südosteuropäischen Nachbarschaft vorstellen können. Eines kam bei allen Mails rüber: Die jungen Leute lassen sich nicht unterkriegen. sehr kommunikativ Monika aus Olsztyn/Polen beim Seminar ICH HEISSE EMMY, BIN 21 JAHRE ALT UND KOMME AUS DER STADT BURGAS AN DER SCHWARZMEERKÜSTE BULGARIENS. Alina (rechts) aus Blaj/Rumänien Ich bereite mich für das Studium vor und habe meinen Internationalen Freiwilligendienst abgeschlossen. Zur Zeit „arbeite“ ich an mir selbst, da ich in meinem Alltag auf eine sehr hohe Arbeitslosigkeit stoße: Jugendarbeitslosigkeit. Aber es geht nicht nur um die bezahlte Arbeit, sondern auch um die freiwillige, ehrenamtliche Arbeit, die genau so wichtig ist. Ich bemerke, dass auch bei den Nichtregierungsorganisationen nichts läuft, wo man sich sinnvoll für etwas oder jemanden engagieren kann, wenn man gerade einmal Zeit hat. Meine Freunde haben kaum Zeit, an sich selber zu arbeiten oder für ihre Umgebung, so wie ich es für wichtig halte. Sie studieren, lernen oder arbeiten so viel, dass sie kaum etwas anderes verfolgen als das Ziel, eines Tages Geld zu verdienen. Ja, wir wissen alle, dass Geld nicht das Wichtigste im Leben ist. Aber wenn du so aufgewachsen bist, dass deine Familie dir kaum irgendwelche Chancen für die Entwicklung in deinem Leben gegeben hat und du immer nur Armut gesehen hast, dann kannst du einfach nicht anders denken. Alle jungen Menschen wollen erstmal ihr Leben im Griff haben und sich danach um etwas anderes kümmern. Das ist doch logisch! 17 Foto: privat Ich habe großes Interesse am Schreiben und an der Literatur, auch an der Kunst in allen ihren Formen und kreativen Dingen im Allgemeinen. Deshalb mag ich die Jugendarbeit, und ganz besonders Jugendseminare, weil es dort um originelle Methoden geht, um neue Ideen, die bei uns kaum bekannt sind. Das ist eine kreative Art zu lernen, was wir in der Schule nicht lernen wollen, weil alles immer nur theoretisch und unpersönlich gelehrt wird. Ich engagiere mich in unserem Verein für Demokratische Bildung FAR, der „Leuchtturm“ heißt, und auch genau dasselbe für viele Kids in unserer Stadt bedeutet. Wir kennen keinen anderen Verein, der bereit ist, irgendetwas für uns zu organisieren und uns die Freiheit zu geben, unsere Zeit so zu gestalten, wie wir es wollen. Die Schule organisiert manchmal etwas für die Kids, aber da hat nur der Lehrer das letzte Wort. Bei unseren Jugendseminaren können wir manches bestimmen, und darüber reden und spielen, was wir für wichtig in unserem politischen und sozialen Leben halten. Meine anderen Interessen an Kunst und kreativen Ideen erlebe ich in unserer neugegründeten Live-Rollenspiel-Gruppe. Es ist eine ganz neue Initiative, die Menschen mit ähnlichen Interessen an Kunst, Fantasy, Theater, Geschichte und Musik zusammen bringt. Wir organisieren Live-Rollenspiele überall in Bulgarien, in Kooperation mit anderen Fantasy Clubs in Sofia, Plovdiv und BurDEN GEGEN gas. Meine Position ist „Botschafter“: ich verteile STROM MEN Nachrichten und halte die Kommunikation am S C H W IM Laufen. Ich möchte gern sehen, dass mehr Jugendliche in Bulgarien ihr Bewusstsein so erweitern, dass sie anfangen, sich selber durch Eigeninitiative zu helfen. Denn wir können nicht mehr erwarten, dass uns die Lehrer oder Eltern helfen. Unsere Eltern kennen ein anderes Bulgarien, ein Land aus alten kommunistischen Zeiten, und sie können nicht richtig das neue Bulgarien verstehen, das jetzt in die Europäische Union aufgenommen worden ist. Natürlich haben wir alle Angst vor dieser großen Tür. Wir wissen ja, dass die Europäer uns nicht helfen können, wenn wir es selbst nicht tun. Und manche von uns erwarten viel Hoffnung von dieser Tür. Andere aber sind viel zu skeptisch, um zu glauben, dass die Europäer sich überhaupt für uns interessieren, obwohl wir doch ebenso Europäer sind. Ich wünsche mir, dass unser ganzes Land an seine eigenen Kräfte und an seine Werte zu glauben beginnt. Und ich wünsche mir, dass es mehr solche Vereine wie FAR in unserer Stadt gibt, und in anderen Städten, die sich vernetzen und zusammen arbeiten, wie ich es in Deutschland gesehen habe. Ich wünsche mir das nicht, weil ich denke, dass Deutschland viel „cooler“ ist als Bulgarien, sondern weil ich sehe, das dies ein sinnvolles Modell ist, Jugendliche zu motivieren. Ich versuche selbst so zu leben: mit politisch-sozialem und kulturellem Engagement. Alles in der Hoffnung, dass ich mehr junge Leute treffe, die etwas für ihr Land und ihre Mitmenschen anfangen wollen. 18 ICH HEISSE NIKOLINA TUKA, BIN 18 JAHRE ALT UND KOMME AUS SARAJEVO IN BOSNIEN UND HERZEGOWINA. Foto: privat Ich gehe noch zur Schule, ich besuche die dritte Klasse eines Gymnasiums in Sarajevo; ins Deutsche übersetzt ist das die 12. Klasse. Ich habe drei Jahre in Deutschland gelebt (von 1995 bis 1998). Jetzt lebe ich wieder in Sarajevo, wo ich auch geboren worden bin. Ich möchte Journalistin werden, reisen, Menschen treffen und neue Sachen entdecken. Normal für meinen Alltag ist: Zur Schule gehen, mich mit Freunden treffen, tanzen und versuchen, das Evangelium ins Leben umzusetzen. Meine Freizeit verbringe ich meistens mit Freunden. Ich tanze sehr gerne und darum gehe ich auch oft in Clubs, wo ich tanzen kann; wir haben auch eine Tanzgruppe. Wichtig für mich ist, meiner Familie, meinen Freunden und Gott jeden Augenblick meines Lebens zu nützen, optimistisch zu sein, offenen Herzens ins Leben zu gehen. Liebe ist wichtig, ohne Liebe gibt es nichts. Wichtig ist auch, Spaß zu haben und glückliche Menschen um sich herum zu sehen… Ich vermisse mehr Freude, denn ich sehe so oft traurige Menschen. Ich vermisse mehr Glauben, denn die meisten jungen Leute kennen das nicht und wissen nicht, wie schön das Leben mit Gott ist. Ich vermisse Menschen, die lachen. …Ich wünsche mir, dass alle so glücklich sind wie ich. Was ich ’mal sagen wollte: Wer nicht strahlt, wird niemals ein Stern… ICH HEISSE ÁRON ERNYEI UND BIN 23 JAHRE ALT. ICH HABE ZWEI GESCHWISTER UND LEBE MIT MEINEN ELTERN IN BUDAPEST, DER HAUPTSTADT UNGARNS. Foto: privat Ich studiere an der Technischen Universität und möchte Bauingenieur werden. Ich bin in der katholischen Jugendarbeit tätig. Weil die Musik sowohl in meinem Leben als auch in der Jugendpastoral meiner Meinung nach eine große Rolle hat, spiele ich in einem katholischen symphonischen Orchester und in einer Pop-Band. Außerdem helfe ich gerne beim Organisieren großer christlicher Veranstaltungen. Ernyei Áron vagyok, 23 éves. Két testvérem van, a szüleimmel élek. Budapesten, Magyarország fővárosában, annak is a központjában lakom, tanulok, és tevékenykedem a katolikus ifjúsági életben. A Budapesti Műszaki Egyetemre járok, az építőmérnöki karra, és mivel a zene mind az én életemben, mind véleményem szerint a katolikus ifjúság-pasztorációban fontos szerepet tölt be, játszom egy keresztény szimfonikus és egy pop zenekarban is. Ezen kívül kiveszem a részem rendezvények szervezéséből is. 19 DAWID BOJAROWSKI – ALIAS „PKP-RIDER“ ODER „LUCKY BOY“ UND AUCH „DEJWU“: ICH LEBE IM POLNISCHEN OLSZTYN. Foto: privat Ich bin 20 (18 + MwSt), und studiere Germanistik an der Universität Ermland-Masuren in Allenstein. Neben meinem Studium bin ich seit 2000 in meiner Freizeit bei der Jugendgruppe „Ermis“ aktiv, das ist die Jugendorganisation der Allensteiner Gesellschaft der deutschen Minderheit in Olsztyn; neulich bin ich auch deren Sprecher geworden. Diese Arbeit bereitet mir viel Spaß; am meisten gefallen mir die internationalen Projekte. Außer Deutsch lerne ich auch Englisch, Latein, Französisch und bald auch Russisch. Sprachen lernen ist für mich ein Vergnügen und ich freue mich, wenn ich mein erlerntes Wissen gebrauchen kann. Steigende Bedürfnisse benötigen auch finanzielle Mittel. Um diese zu bekommen, arbeite ich, gebe Nachhilfe in Deutsch und befasse mich mit Übersetzen. Ich bin kontaktfreudig, spontan und fröhlich. Ich mag essen, reisen, lesen – den „kleinen Maulwurf“. – „Dilemma Kaffee oder Tee?“, „Ins Kino oder zum Film?“, Freuden, Leben, Liebe, Wasser, Sprache. Fünfjähriger Entwicklungsplan meiner Person: Krakau, USA, Europa, guter Job, glückliches Leben an der Seite meiner geliebten Frau und intellektuelle Revolution in der Kulturwelt :-) ICH HEISSE KRASSIMIRA PEEVA UND KOMME AUS DER AN DER BULGARISCHEN SCHWARZMEERKÜSTE LIEGENDEN STADT BURGAS. Obwohl mein Alltag hauptsächlich vom Lernen bestimmt wird, habe ich viele außerschulische Engagements. Die Freizeit, die selten zu finden ist, widme ich entweder dem Bücherlesen oder dem Surfen im Internet. Manchmal muss ich auch für meinen jüngeren Bruder sorgen. Musik höre ich mit großem Vergnügen, habe allerdings im Unterschied zu meinen Altersgenossen eine Vorliebe für die klassische Musik. Ich träume immer davon, Jura zu studieren, vielleicht in Deutschland. 20 Foto: privat Mam 20* lat (*18 + VAT), na co dzień studiuję filologię germańską w Olsztynie. Poza studiami aktywnie i chętnie udzielam się w grupie ERMIS od 2000r., od niedawna w roli przewodniczącego grupy. Praca z młodzieżą wciąga; najbardziej podobają mi się projekty z udziałem międzynarodowych uczestników (zwiększona intensywność doznań!). Poza niemczyzną zgłębiam tajniki języka angielskiego, łacińskiego, francuskiego a wkrótce może rosyjskiego. Uczenie się języków sprawia mi niewymowną przyjemność oraz dużo satysfakcji, zwłaszcza gdy mogę nabyte umiejętności wykorzystać w praktyce. Rosnące potrzeby wymagają dodatkowych środków. Aby je uzyskać pracuję, udzielam korepetycji i zajmuję się tłumaczeniami. Jestem kontaktowy, spontaniczny i wesoły. Lubię jeść, podróżować, czytać, krecika. – Dylematy kawa czy herbata? Do kina czy na film? Radości życie, miłość, woda, język 5-letni plan rozwoju osobistego Kraków, USA, Europa, dobra praca, szczęśliwe życie u boku ukochanej i rewolucja intelektualna w świecie kultury:-) Wie viele junge Bulgaren bin ich im Ausland, um meine Ausbildung abzuschließen. Hier, weit von dem Sonnenschein über den Meereswellen, läuft mein Alltag hin und her auf der Suche nach neuen Horizonten und trifft andere Gesichter des Lebens. Ich studiere in Saarbrücken Betriebswirtschaftslehre. Ich habe in Deutschland auch ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert. In den Bonner Unikliniken war ich in der Orthopädie und in der Klinikseelsorge tätig. Meine Hobbys und Freizeitbeschäftigungen: Kommunizieren, Tanzen, Bücher lesen. In meiner Heimat arbeite ich mit im Verein für demokratische Bildung FAR. Was ich mir wünsche? Mehr Menschlichkeit und Wärme… Vergesst nie, dass ihr erst mal Menschen seid, öffnet eure Augen und Seelen für die menschliche Natur. WIR HEISSEN ANAMARIA UND LARISA AUS ARAD IN RUMÄNIEN. Foto: privat Ich bin Anamaria Gengler und bin 21 Jahre alt. Normal für meinen Alltag ist es, zur Arbeit zu gehen. In meiner Freizeit gehe ich gerne tanzen. Falls noch Zeit bleibt, schaue ich gern Talkshows im Fernsehen an. Wichtig für mich ist es, eine Familie zu gründen und ein eigenes Haus zu haben. Ich vermisse meine besten Freunde aus dem Gymnasium und mehr Freizeit. Ich möchte meine Arbeitsstelle behalten. Und: Frieden auf der Erde! Ich heisse Larisa Nasui, bin 16 Jahre alt. Ich gehe zur Schule. In meiner Freizeit treffe ich mich mit meinen Freunden und höre Musik. Ich vermisse meine Kindergartenzeit, als ich noch nicht lernen musste. Ich wünsche mir ein schönes Auto und einen kleinen Hund. Ich möchte Übersetzerin werden. Was ich schon immer sagen wollte: Die Menschen auf der ganzen Welt sollten sich untereinander verstehen und ein gutes Leben ohne Kriege führen können. ICH HEISSE EMANUELA BORIĆ, ODER KURZ: EMA, BIN 20 JAHRE ALT UND KOMME AUS SARAJEVO. Seit dem letzten Wintersemester studiere ich Pädagogik, was mir sehr gut gefällt. Die Themen sind interessant und meine Kommilitonen total nett. Oft gehen wir nach den Vorlesungen zusammen in eines der unzähligen Cafés der Stadt bosnischen Kaffee trinken. In meiner Pfarrei engagiere ich mich in der Jugendarbeit. Das macht mir riesigen Spaß. Gemeinsam mit einigen älteren Jugendlichen erarbeite ich mit kleineren Kindern Performances oder Theaterstücke etwa für Weihnachten. Mein nächstes großes Ziel ist es, mein Studium erfolgreich zu beenden. Danach möchte ich gerne mit Kindern arbeiten – am liebsten für den Frieden… Foto: privat Foto: privat HALLO! ICH HEISSE MILEN VALCHANOV, BIN 23 JAHRE ALT UND KOMME AUS DER BULGARISCHEN STADT BURGAS AM SCHWARZEN MEER. 21 ICH HEISSE DUMITRU MARIUS LUPUSCA UND KOMME AUS ARAD IN RUMÄNIEN. Foto: privat Ich bin 20 Jahre alt. In meinem Alltag ist es normal, an die Uni zu gehen und zu Hause zu arbeiten. In meiner Freizeit gehe ich mit meinen Freunden ins Kino oder eine Limonade trinken. Wichtig für mich ist meine Familie. Ich vermisse meine Schwester, die in Spanien lebt. Mein Berufswunsch wäre Webdesigner. ICH BIN MONIKA KAMIŃSKA (24 JAHRE) AUS OLSZTYN IN POLEN. Foto: privat Meine Heimat ist das Ermland, eine geschichtsträchtige Region im Nordosten Polens. Ich habe im letzten Jahr mein Bio-Studium erfolgreich abgeschlossen und suche jetzt nach Möglichkeiten, in das Erwachsenenleben einzutreten. Seit sieben Jahren bin ich in der Jugendgruppe „Ermis“ bei der Allensteiner Gesellschaft der deutschen Minderheit aktiv. Wir sind eine Gruppe junger Leute, die ihre Aufgabe darin sehen, Begegnungsarbeit zwischen Jugendlichen aus Deutschland und Polen zu leisten. Abgesehen von vielen kleinen lokalen Begegnungen war bis jetzt meine größte Aufgabe, die deutsch-polnisch-tschechische Sommer-Jugend-Begegnung in Trzebieszowice und die deutsch-polnische Kanutour mit vorzubereiten und zu leiten. Normaler Alltag ist es für mich, mit meiner lustigen Familie – vier Geschwister (!) – unter einem Dach zu leben. Meine Hobbys sind Umweltschutz, Biologie, Gitarre spielen, Origami. Außerdem habe ich sehr viel Freude daran, mit jungen Menschen zusammen zu arbeiten und in diesem Bereich sehe ich auch meine Zukunft. Ich wünsche mir und der ganzen Welt, dass alle Arbeit finden können und das friedliche Verständigung zwischen den Men- MEIN NAME IST ALINA MARIA BARSAN (25). ICH LEBE IN BLAJ, RUMÄNIEN. Foto: privat Von Beruf bin ich Lehrerin an einer Sonderschule und koordiniere außerdem ein Projekt des Kolpingwerks. Dieses Projekt nennt sich „Puzzle-Club“ und ist für Roma-Kinder eingerichtet worden. Das Projekt wird vom Kolpingwerk der Diözese Alba-Fagaras durchgeführt; Hauptziel ist eine bessere soziale Integration der Roma-Kinder. Weil ich zwei Jobs habe, ist mein Stundenplan jeden Tag äußerst gedrängt. Aber ich mag das so. Für mich ist es besonders wichtig, dass mir mein Job Freude bereitet und ich auch mit den Leuten, mit denen ich zu tun habe, gut auskomme. Manchmal vermisse ich allerdings meine Freunde. Auch wünschte ich mir, ich hätte mehr Freizeit, um mich mit ihnen zum Lesen oder auch zum Bergsteigen zu treffen. Globalisierung und EU-Erweiterung sind im Moment ständige Diskussionsthemen. Meiner Meinung nach hat die Globalisierung zwei Seiten: Einerseits kann sie den internationalen Handel, den Kultur- und Informationsaustausch erleichtern – andererseits könnte die Globalisierung auch negative Auswirkungen auf die Menschen in den armen Staaten oder Entwicklungsländern haben. Zur EU-Erweiterung meine ich, dass der Beitritt eines Landes zur EU für beide sehr wichtig ist, sowohl für das beitretende Land als auch für die übrigen EU-Staaten. 22 Foto: Korneliusz Konsek LENA KARABYKO HEISSE ICH, BIN 17 JAHRE UND LEBE IN MEINER GEBURTSSTADT BARANOWICZI, WEISSRUSSLAND. Die Gestaltung meines Tagesablaufs hängt davon ab, wen ich treffe oder besuche, von lustigen Situationen und Ereignissen und manchmal von meiner Stimmung. Ich besuche die elfte Klasse der allgemeinbildenden Schule. Ich nehme am Vormittagsunterricht teil, deshalb bin ich gezwungen, sehr früh aufzustehen. Manchmal haben wir sogar vor dem Unterrichtsbeginn Zusatzstunden, deshalb muss ich in aller Herrgottsfrühe aufstehen! Nach der Schule gehe ich mit Freunden spazieren, zu Hause höre ich Musik, manchmal singe ich sogar, lese Bücher und ab und zu zeichne ich. Am liebsten lese ich illustrierte Bücher. Vor kurzem fand ich Gefallen am Geschichtsunterricht. Ich entdeckte nämlich bei meiner Großmutter Bücher aus dem Jahr 1976 und versuche nun, allmählich mein Wissen über die Geschichte zu erweitern. Abends, nach dem Unterricht im polnischen Klub, wo ich zusätzlich Polnisch lerne, sehe ich gerne fern, am liebsten Komödien. Ich singe auch im Kirchenchor. Die meiste Zeit des Tages verbringe ich mit Lernen, aber ich versuche auch, mir die Zeit für Erholung und Freunde zu nehmen. Was ist wichtig für mich? Das ist nicht leicht zu beantworten. Friede auf der Erde und Wohlergehen meiner ganzen Familie. Wichtig ist, dass sie mich lieben und verstehen. Denn das Leben mit Menschen, die dich nicht verstehen, ist schrecklich. Für mich ist es wichtig, dass mich die Menschen so nehmen, wie ich bin, und dass um mich herum nur gute, verständnisvolle und glückliche Menschen sind. Ich gebe mich nicht oft Träumen hin, aber mein sehnlichster Wunsch ist, nach dem Tod allen meinen Liebsten im Himmel zu begegnen. Ich wünsche mir, dass es auf der Erde keine Bosheit und keine schlechten Gefühle gibt und dass Gerechtigkeit herrscht. Ich möchte der Welt und jedem einzelnen Menschen sagen, dass es nichts Wichtigeres und Wertvolleres gibt als das Leben eines Menschen. Deshalb sollten wir vernünftig und mit Würde leben. Übersetzung aus dem Russischen: Leona Lohr 23 HALLIHALLO, ICH HEISSE DOVILE VARANAUSKAITE UND LEBE IN KAUNAS, LITAUEN. Foto: privat Ich bin 20 Jahre alt und studiere Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Vilnius bei uns in Kaunas. Weil ich Studiengebühren zu bezahlen habe, arbeite ich ein wenig und engagiere mich zusätzlich freiwillig in der Jugendorganisation „A. C. Patria“ – und das inzwischen schon seit drei Jahren. Jemand hat gesagt, es sei hart zu leben in Litauen und ging ins Ausland. Aber ich bin zufrieden mit meinem Leben hier. ICH HEISSE ZSÓFIA KAMMERER, LEBE IN DUNABOGDÁNY, UNGARN. Ich habe ein Projekt „Die Neuen kommen!“ durchgeführt. Dieses Programm hilft vorerst Jugendlichen die EU zu verstehen. Das geschah in Workshops und durch Referate von EU-Experten. „Zu Hause“ bedeutet für mich meine engere Umgebung, also mein Dorf, wo ich tätig bin. Mit meinem Projekt wird Europa tatsächlich zu Hause erlebt; die Interessierten müssen nicht in die nächste Stadt fahren, um Informationen zu holen. ICH BIN OVIDIU NEICONI. MEINE HEIMATSTADT LUGOJ LIEGT IM WESTEN RUMÄNIENS. Foto: privat Nachdem ich im letzten Jahr das griechisch-katholische Seminar abgeschlossen habe, bin ich nun Student am griechisch-katholischen Theologischen Institut von Blaj. Mein Stundenplan hängt von den Fächern ab, die ich belegen muss; er beginnt immer um 6 Uhr morgens und endet um 22 Uhr. Auch außerhalb der Studien lebe ich im Institut und verbringe nur die Ferien bei meiner Familie in Lugoj. Besondere Freude macht es mir, mit anderen 19-, 20-Jährigen zusammen zu sein. Auch nehme ich an fast allem teil, was Blaj und Lugoj an geistigem Leben zu bieten haben. Im Oktober habe ich ein Seminar des Kolpingwerks besucht und bin seither Mitglied der Kolpingjugend. Mitglied bin ich auch im Chor des Instituts, denn ich singe sehr gerne. Vor Weihnachten haben wir Konzerte in den Städten und Dörfern rund um Blaj gegeben. Ich freue mich auch, fremde Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund kennenzulernen. Wenn ich einmal Priester bin, möchte ich mich besonders mit den jungen Menschen beschäftigen. Hoffentlich habe ich dann die Möglichkeit, mit ihnen zusammenzuarbeiten und sie zu ermutigen, sich ihre Zukunft so zu gestalten, wie sie sie sich erträumen. „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“, denke ich – solange wir den Glauben an Gott haben und uns selbst etwas zutrauen. Über den Globalisierungsprozess könnte man vieles sagen. Das Ganze ist für einige Völker ein Segen, für andere eher ein Fluch. Solange zwischen den Besonderheiten eines Volkes und den internationalen Veränderungen das Gleichgewicht gewahrt bleibt, kann Globalisierung nicht zerstörerisch wirken. Aber ich fürchte, dass wir noch nicht wissen, wo die Grenze zu ziehen ist. Aus diesem Grund werden Debatten über die Globalisierung noch lange notwendig sein. 24 Foto: Thomas Schumann TOMASZ STEPHAN (23) IST MEIN NAME. ICH STAMME AUS RADZNYŃ PODLASKI BEI LUBLIN, POLEN. Ich habe einen Teil meines Linguistik-Studiums absolviert und könnte sowohl als Dolmetscher wie auch als Deutschlehrer arbeiten, aber ich will noch weiter an die Uni. Für den Weltjugendtag habe ich mir eine Auszeit genommen und in Köln in der Geschäftsstelle mitgeholfen. Damit hatte ich schon in Polen begonnen und für die polnischen Verantwortlichen übersetzt. Zuhause im Bistum Siedlce engagiere ich mich in der Licht-Leben-Bewegung seit vier Jahren für die Evangelisierung der Jugend. Ich bin glücklich, wünsche mir finanzielle Stabilität und Sicherheit, die Liebe Gottes, die meiner Verlobten und der ganzen Familie. ICH HEISSE ANNA STA‚SIEK, 27 JAHRE, AUS WARSCHAU, POLEN. Foto: Thomas Schumann Ich lebte einige Monate in Köln, denn ich war Langzeitfreiwillige im Büro des XX. Weltjugendtages. Das hat mir viel Spaß gemacht. Ich habe, obwohl ich in der Schule nicht Deutsch lernen konnte, aus persönlichen Interessen am Goethe-Institut Deutsch gelernt. Meine Muttersprache habe ich im Polonistik-Studium mit Ziel Promotion vertieft. Das nützte mir natürlich im Weltjugendtags-Team viel. Ansonsten treibe ich Sport, gehe zum Klettern und Wandern und widme ich meiner Freizeit den Pfadfindern. Dort arbeite ich im Obersten Rat mit und pflege die Auslandskontakte. Der Glaube prägt mein Leben, an ihm orientiert sich mein Werteverständnis über Familie, Freunde und auch die Arbeit. Ich denke, ich bevorzuge eine Familie und Kinder gegenüber einer wissenschaftlichen Karriere; forschen kann ich doch auch zuhause. Was ich vermisse: mehr gegenseitiges Vertrauen in Kirche und Welt. ICH BIN JOANNA JANECKA, 25 JAHRE, AUS ZIELONA GÓRA, POLEN. Der Blick über die Grenzen schärft das Verständnis und die Toleranz gegenüber anderen Kulturen, Religionen, Gesellschaftsformen, Lebensweisen und politischen Ansichten. Nichts ist wichtiger als ein Dialog zwischen jungen Menschen. Ihre Gespräche sind fruchtbarer als die meisten Treffen zwischen Politikern und Diplomaten. In jedem Land gibt es Vorurteile über die Nachbarländer. Erst wenn man die Nachbarn näher kennen lernt, kann man sie besser verstehen. Ich war am 1. Mai 2004 an der deutsch-polnischen Grenze in Slubice/Frankfurt (Oder), um dort die Erweiterung der Europäischen Union mitzufeiern: Für mich war das ein einzigartiges und zugleich rührendes Ereignis, den EU-Beitritt Polens mit jungen Menschen aus Deutschland und Frankreich an der nicht mehr existierenden Grenze miterleben zu können. 25 ICH HEISSE DANIELA SAFARÍKOVÁ, BIN 25 JAHRE, UND KOMME AUS ŠUMPERK IN DER TSCHECHISCHEN REPUBLIK. Dániel Doszpod, 24 Jahre, aus dem ungarischen Szeged liebt die Kunstform des Sprayens. Beim internationalen Renovabis-Jugendworkshop „Vision Europa“ im Herbst 2004 gestaltete er das überdimensionale Signet. Der Sprayer, der sich in der christlichen Arbeiterjugend engagiert, ist sich nicht so sicher, ob die Länder Mittel- und Osteuropas nicht viel zu früh beigetreten sind. Allerdings: „Ein großer Teil unserer Jugend hat es nur ganz oberflächlich gemerkt, dass der Beitritt überhaupt stattgefunden hat. Die Möglichkeiten der Europäischen Union sind eher für diejenigen, die Geld haben, weil etwa ausländische Stipendien meistens nur nachträglich finanziert werden. Ich glaube, dass die Jugendlichen sich daran gewöhnen werden, ,Europäer‘ zu sein, aber ob sie das gern sind oder nicht, bleibt immer noch die Frage.“ Foto: Thomas Schumann Normal ist es für mich, in meinem Alltag an die Universität zu gehen und dort den ganzen Tag zu verbringen. Man muss aber auch ab und zu etwas verdienen, was für mich heisst, Englisch an der Schule für Fremdsprachen zu unterrichten. In meiner Freizeit liebe ich Sport und Bewegung, etwa Wanderungen in der Natur – aber auch Treffen mit meinen Freunden. Ich bin Pfadfinderin und treffe mich mit jüngeren Freundinnen, denen ich etwas von mir selbst schenken kann. Wichtig ist für mich mein Freund und meine Familie, die meine größte Unterstützung sind. Ich vermisse in der Kirche gute Priester, die in der Realität leben und die mit ihrem Leben zeigen, wie uns Gott liebt. Ich wünsche mir, dass ich befähigt werde, am Ende meines Lebens zu sagen: Ich habe alles gemacht, was ich konnte, um die Welt um mich herum zu verbessern. HALLO, MICHAEL POP (21 JAHRE) IST MEIN NAME. ICH KOMME AUS TARGU MUREŞ IN RUMÄNIEN In der Partei, in der ich Mitglied bin – bei den Liberalen – habe ich immer versucht, sowohl das, was ich gelernt habe auch anderen beizubringen, als auch andere dazu zu bringen, sich eigene Gedanken/Ideen zu machen und diese Gedanken sogar zu verwirklichen. Nur so können wir fortschreiten. Fortschritt heißt „Gemeinschaft“. Die Gemeinschaft fängt in der Familie an; sie hört dann auf, wenn alle in einer Gemeinschaft sind. Wenn wir in einer kleinen Gemeinschaft gut sind, sind wir auch in einer großen gut. Das muss man aber wollen und lernen. Ich will. Ich weiß, dass mein Wort, meine Gedanken und meine Taten nur dann gut sein können, wenn ich zuerst von anderen lerne und mit anderen Ideen austausche. 26 WEICHENSTELLUNG IN EUROPA Eva Feldmann-Wojtachnia* über das „Europa ohne Grenzen“, seine historische Chance und die politische Herausforderung Siehe auch Seite 37 Karte: © Renovabis/Stiefel Zum 1. Mai 2004 erweiterten Polen, Litauen, Lettland, Estland, Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Slowenien – also acht ehemals sozialistische Staaten Mittel- und Osteuropas – zusammen mit Malta und Zypern die Europäische Union auf zunächst 25 Mitglieder; im Januar 2007 kamen Bulgarien und Rumänien hinzu. Dies ist in der Geschichte Europas ein Schritt von historischer Auswirkung, der mit dem Fall der Berliner Mauer möglich wurde. Den „Ostblock“ gibt es nicht mehr. Inzwischen ist eine neue Generation herangewachsen, für die ein Europa ohne Grenzen selbstverständlich ist. Für diese jungen Menschen bedeutet Europa in erster Linie mehr Freiheit beim Reisen und der Realisierung von eigenen Plänen, keine geschlossenen Grenzen und die Chance, internationaler zu denken. Mit nun nahezu 500 Millionen Einwohnern ist die Europäische Union sozial, kulturell und ökonomisch vielfältiger als je zuvor. Als Raum der Sicherheit, des Friedens und einer hohen Wirtschaftsentwicklung ergeben sich für die Zukunft von Europa neben den zahlreichen Chancen auch eine Vielzahl von gesellschaftspolitischen Herausforderungen und Schwierigkeiten. Dennoch ist Europa weit mehr als nur ein politischer Begriff und hat – neben der geographischen – auch eine kulturelle und eine historische Dimension, die nicht an den Grenzen der neuen, größeren Europäischen Union enden. So nah und so fern… Wo liegt Europa eigentlich? Nicht nur Europas Grenzen sind offensichtlich nicht eindeutig, auch die Mitte lässt sich nicht ohne Weiteres bestimmen: Denn von Deutschland bis zur Ukraine beanspruchen mehr als ein Dutzend Orte für sich, genau im Zentrum Europas zu * wissenschaftliche Mitarbeiterin der „Forschungsgruppe Jugend und Europa“ am Centrum für angewandte Politikforschung, München 27 liegen. Wenn auch französische Vermessungen per Satellit ergaben, dass die geographische Mitte Europas unweit des Dörfchens Purnuskes in Litauen bei 25º 19´ Länge und 54º 54´ Breite liegt, so werden bereits neue, zuverlässigere Vermessungsrichtlinien ausgearbeitet. Nicht nur die Perspektive auf Europa hat sich mit der Erweiterung der Europäischen Union verschoben, wobei das alte Ost-West Schema die Wirklichkeit nicht mehr ausreichend beschreiben kann. Durch die Öffnung der Grenzen ist Europa zusammengerückt. Per Internet ist es ohnehin möglich, auf direktem Wege „online“ Kontakte zu pflegen. Auch die tatsächlichen Entfernungen in Europa wirken jetzt kürzer, die Verbindungen sind viel besser geworden. Nach Tschechien, Ungarn, in die Slowakei, nach Polen, Litauen, Lettland, Estland oder nach Slowenien kann man oftmals bequemer und günstiger reisen als in die alten Länder der Europäischen Union. Schließlich ist Berlin nur 582 Straßenkilometer von Warschau, von Paris hingegen 1061 km, also fast doppelt so weit entfernt. Neuer Anfang 1989 Nach den Freiheitsrevolutionen in Mittel- und Osteuropa und dem Fall der Berliner Mauer wurde die Landkarte Europas neu gezeichnet. So hat Polen beispielsweise alle seine früheren Nachbarn verloren. Die ehemalige Tschechoslowakei zerfiel in zwei Staaten: Tschechien und die Slowakei. Die ehemalige UdSSR existiert nicht mehr; die Russische Föderation hat ihre Nachfolge angetreten und es sind die souveränen Staaten Ukraine, Weißrussland, Moldova, Litauen, Estland, Lettland entstanden. Auch die DDR existiert seit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten nicht mehr; sie ist der Bundesrepublik am 3. Oktober 1990 beigetreten. In lebhafter Erinnerung bleiben die Bilder der Massenflucht von DDR-Bürgern im Sommer 1989 in die Botschaften der Bundesrepublik in Budapest, Prag und Warschau, nachdem Ungarn als erstes Land den „Eisernen Vorhang“ nach Österreich öffnete. Die Ereignisse überstürzten sich: Am Runden Tisch in Warschau, wo erstmals Kommunisten und Oppositionelle gemeinsam über die weitere Zukunft diskutierten, wurde das Ende des alten Systems beschlossen. Dies hatte eine ungeahnte Signalwirkung für alle Staaten Mittel- und Osteuropas. Schritte auf dem Weg zur EU-Erweiterung Alle Länder des ehemaligen „Ostblocks“ sahen sich vor der politischen Wende 1989 zu Unrecht in dieser geopolitischen Lage. Daher waren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ihre vorrangigen Ziele auf der einen Seite der Kampf um die Selbstbestimmung und die Wiederentdeckung einer eigenen nationalen Identität, auf der anderen Seite hingegen die Einbindung in die europäischen und transatlantischen Wirtschafts- und Sicherheitsstrukturen. 28 Foto: Thomas Schumann Nach der Auflösung des Warschauer Paktes und der Sowjetunion im Jahre 1991 hat die Europäische Gemeinschaft begonnen, durch die sogenannten „Europaabkommen“ den beitrittswilligen Staaten Mittel- und Osteuropas eine Mitgliedschaft in Aussicht zu stellen. So stellte zwar der Nationalstaat ein wichtiges Leitbild der jungen Demokratien dar, die Europäische Union (EU) wurde jedoch als der wesentliche Bezugsrahmen zur europäischen Integration angesehen. Schlüsselbegriffe der Transformation, die nunmehr weitgehend abgeschlossen ist, waren daher 9 die Garantie der Menschenrechte 9 für eine demokratisch-freiheitliche Grundordnung 9 für eine unabhängig kontrollierte Rechtsstaatlichkeit 9 für eine freie Marktwirtschaft. Als Voraussetzung für die Mitgliedschaft wurde 1993 der Beschluss über die Erfüllung der sogenannten „Kopenhagener Kriterien“ gefasst. Hier wurden als Voraussetzung für die Mitgliedschaft drei Kriterien definiert: die Stabilität des politischen, demokratisch verfassten Systems als politisches Kriterium. Hinzu kam das wirtschaftliche Kriterium, über eine funktionsfähige Marktwirtschaft zu verfügen, die dem offenen Wettbewerb Stand halten kann. Eine weitere, notwendige Bedingung zur Aufnahme in die Europäische Union ist schließlich die Erfüllung des Aquis-Kriteriums als rechtliches Kriterium, was die Übernahme des gemeinsamen Rechtsstandes und der entsprechenden Pflichten der Europäischen Union – also dem sogenannten „acquis communitaire“ – in das eigene nationale Recht meint. Diese Eckpfeiler zur Aufnahme in die europäischen Strukturen sind als Grundwerte in der Satzung des Europarats verankert und wurden für Gesamteuropa bereits 1990 durch die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) in der „Pariser Charta für ein neues Europa“ formuliert. Gemeinsam Zukunft gestalten Im Zuge der Erweiterung der Europäischen Union stellen sich eine Reihe von spannenden Fragen grundsätzlicher Natur: Wie kann eine Demokratie mit an die 500 Millionen Menschen und über vierzig Sprachen überhaupt funktionieren? Wie kann einerseits eine einheitliche europäische Politik vorangebracht und gleichzeitig die Eigenständigkeit jedes Mitgliedsstaates gewahrt bleiben? Wie können die großen wirtschaftlichen und sozialen Unterscheide in der neuen, größeren Europäischen Union überwunden werden? Im Kern geht es bei diesen Fragen darum, wie zwei Riesenschritte in der europäischen Geschichte gleichzeitig und für alle gewinnbringend realisiert werden können: 9 einerseits die Vergrößerung der Europäischen Union auf insgesamt 27 Mitgliedsstaaten und 9 andererseits die Vertiefung der Zusammenarbeit dieser Staaten 29 Foto: Aktion West-Ost Seit den Römischen Verträgen (1957), dem Gründungsakt der späteren Europäischen Union, wurden im Laufe der Jahre weitere Mitglieder aufgenommen und zunehmend neue gemeinsame Aufgaben definiert. Die immer komplexer werdenden Strukturen führten die Staats– und Regierungschefs im Dezember 2001 im belgischen Schloss Laeken zu dem Entschluss, einen „Konvent“ als Gremium der euro- Vor dem Rathaus der rumänischen Stadt Arad winken Monika päischen Gesellschaft einzu- Suchodolska und Janusz Kaminski aus dem polnischen Olsztyn/ berufen. Er wurde mit der Auf- Allenstein mit Europafahnen. Sie nahmen an einer deutschpolnisch-ungarisch-rumänischen Jugendbegegnung teil. gabe beauftragt, sich Gedanken über die zukünftige Ausgestaltung der Europäischen Union zu machen und einen Vorschlag für einen Verfassungsvertrag auszuarbeiten. Heute ist die Europäische Union weitaus mehr als die ursprüngliche Schaffung eines gemeinsamen Marktes. Sie besitzt in vielerlei Hinsicht Staatsqualität, ohne den Anspruch zu verfolgen, ein „Über-Staat“ oder Bundesstaat sein zu wollen. Deshalb wurde es wichtig, mit einer Verfassung dem bisherigen enormen Integrationsprozess Rechnung zu tragen. Die Verfassung fasst daher alle bisherigen Verträge in einem Werk zusammen und schreibt die Ziele und Werte der Europäischen Union für alle Mitgliedsstaaten grundsätzlicher fest, als dies durch Einzelabkommen möglich ist. Sicherheit, Freiheit und Identität Das Jahr 1989 hatte die außenpolitischen Standorte und auch die geopolitische Lage völlig verändert. Erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg bot sich die Chance zur friedlichen und partnerschaftlichen Neugestaltung der europäischen Beziehungen und der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Anbindung. Historisch gewachsene, traditionelle Handelsräume konnten wieder aufleben, wie zum Beispiel die Ostseeregion. Obgleich in Mitteleuropa die Grenzen geöffnet wurden, hatte sich Mitte der 90er Jahre der blutige Nationalitätenkonflikt in Jugoslawien zu einem jahrelangen, erbitterten Krieg verschärft. Vor diesem Hintergrund, aber auch angesichts zunehmend perfider Bedrohung durch den internationalen Terrorismus wird seit dem 11. September 2001 und besonders nach den Anschlägen vom 11. März 2004 in Madrid der Bedarf an einem neuen sicherheitspolitischen Konzept für Europa deutlicher als je zuvor. Auch wenn 1999 Polen, Ungarn und Tschechien als volle Mitglieder der NATO beigetreten sind und 2004 mit Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, der Slowakei und Slowenien sieben weitere mittel- und osteuropäische Staaten folgten, löst dies nicht automatisch die Frage nach europäischer Sicherheit. Für die Regierungen in Mittel- und Osteuropa ist die Integration in westliche Strukturen zugleich mit einer NATO-Mitgliedschaft als Rückversicherung verknüpft. Um in Europa Stabilität in wirtschaftlicher und militärischer Hinsicht auch von 30 innen heraus zu garantieren, wird der Ausbau der europäischen Sicherheitsstrukturen und der europäischen Kapazitäten im Bereich der militärischen und zivilen Krisenintervention und Prävention vorangetrieben. Die Formulierung einer klaren Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU zur Wahrung der demokratischen Werte ist dabei ein wichtiges Grundmotiv der europäischen Identität. Fazit: Europa ist kein Ort, sondern eine Idee Waren auch Geschwindigkeit und Entwicklung der Transformation in den Ländern Mittelund Osteuropas unterschiedlich sind, so hat sich doch überall für die Menschen der Lebensalltag entscheidend verändert. Jeder Einzelne – ob jung oder alt – hatte sich politisch, wirtschaftlich und sozial neu zu orientieren. Frühere Leitbilder mussten ebenso über Bord geworfen werden wie unrentable Wirtschaftsformen oder veraltete bürokratische Abläufe. In jeder Hinsicht kam es im Zuge des Beitritts zur Europäischen Union zu enormen Veränderungen, die von den Menschen mit erstaunlichem Optimismus und mit sehr großem Engagement getragen werden. Die Außengrenze der EU hat sich mit der Erweiterung der Europäischen Union von der Elbe an den Bug verschoben, verläuft jedoch immer noch mitten durch Europa. Daran wird sich so schnell auch bei zukünftigen Erweiterungsrunden nichts ändern können. Mit Polen, Estland und Litauen als neuen Mitgliedern ist die EU in eine direkte Nachbarschaft mit Russland, Weißrussland und der Ukraine getreten. Die Herausforderung für alle Beteiligten in Ost und West liegt nun darin, dennoch partnerschaftlich über diese neuen Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten und das „Risiko“ einer friedlichen Neuordnung Europas zu wagen. Hierbei ist es entscheidend, Europa in der vollen Tragweite des Begriffs nicht nur als politischen Raum, sondern als kontinentale Wertegemeinschaft und gemeinsames Friedensprojekt anzusehen – eine Idee, die es sich mit zu gestalten lohnt. ZITIERT: Michael Steinbrecher Was denken Sie: Können Jugendliche etwas mit dem Bibelzitat „Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben“ anfangen? Wie stehen Sie selbst zu dem Vers, der die Solidarität der katholischen Kirche in Deutschland mit den Jugendlichen im Osten Europas zum Ausdruck bringt? „Ich hoffe ‚JA‘, denn wie sagte unser ehemaliger Bundespräsident Johannes Rau im Mai 2004: ‚Heute, da soviel von Zukunft die Rede ist, ist so wenig Zuversicht zu spüren, so wenig Selbstvertrauen und so wenig Vertrauen in die Zukunft‘. ZDF Gerade Johannes Rau hat mit seinen Worten viele junge Leute erreicht. Alles, was helfen kann, diese Zuversicht und das Vertrauen zu stärken, ist willkommen. Warum nicht also auch dieses Bibelzitat.“ 31 Mittel- und Osteuropa MOE-ENGAGEMENT AUS KIRCHLICHER SICHT Jugendseelsorger Meinolf Wacker vom „Jugendhaus Hardehausen“ berichtet am Beispiel der Partnerschaft mit Sarajevo Fotos: Jugendaus Hardehausen TRÄNEN WEGEN DRAGAN ODER: EUROPA WÄCHST! Mein Handy klingelt. Eine SMS nimmt mir fast den Atem. Sie bringt mir eine schwere Botschaft. „Hast du schon gehört, dass Dragan heute Morgen zwischen Sarajevo und Zenica bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist?“ Mir schießen die Tränen in die Augen. In wenigen Minuten packe ich alles Nötige zusammen und bin schon auf dem Weg nach Sarajevo. 1500 Kilometer… Warum musste auch das noch geschehen? Im Krieg kam sein Vater bei einem Granatangriff ums Leben. Eine seine Schwestern erkrankte durch den Krieg psychisch so schwer, dass sie zeitlebens Hilfe brauchen Meinolf Wacker nennt ihn seinen bosniwird. Er selber musste immer kämpfen, um in den schen Bruder: Dragan, der plötzlich aus schwierigen Nachkriegsverhältnissen seine Familie dem Leben gerissen worden ist und sich durchzubringen. Aber er hatte immer Ideen und verlor nie den Mut. Seine kleine Tochter wurde mit einem Herzfehler geboren. Dann brannte sein Haus ab – mit der Autowerkstatt, die ihm seinen Broterwerb sicherte. Das brachte ihn an den Rand dessen, was er noch tragen konnte. Aber er gab nicht auf… Dragan ist tot. Ich konnte es nicht fassen. In Sarajevo angekommen, nahm ich sie alle in den Arm. Seine Frau, seine Mutter, seine Schwestern… Wir weinten. – Dass mir Osteuropa einmal so nahe kommen würde: Ich hätte es nie gedacht. Alles hatte begonnen mit der Frage, die Kardinal Lehmann am Weihnachtsfest im Mainzer Dom 1995 kurz nach dem Balkankrieg gestellt hatte: „Könnte die Wunde des 32 Sarajevo Balkan nicht eine Herausforderung für deutsche Jugendliche sein?“ So waren wir aufgebrochen – mit vielen jungen Menschen, zunächst nur aus Deutschland, dann aus vielen Ländern Europas und darüber hinaus. Wir hatten Häuser wieder aufgebaut. Zunächst in einem kleinen nordbosnischen Dorf, später dann in Sarajevo. Wunde des Balkan als Herausforderung für deutsche Jugendliche Beim Bauen waren viele Freundschaften junger Menschen über alle Grenzen hinweg entstanden. Es war nicht nur beim Bauen geblieben. Wir hatten Friedenskonzerte veranJugendliche Freiwillige beim Aufbau von Häusern in Bosnien. 33 staltet, zu denen über 1500 Menschen kamen, hatten kleine Kunstobjekte mit Jugendlichen gefertigt und aufgestellt. Wir hatten Tanzperformances mit jungen Leuten zur Friedensthematik entwickelt und mitten im Herzen von Sarajevo aufgeführt, später dann sogar in verschiedenen deutschen und belgischen Städten… All’ das ging mir jetzt durch den Kopf. Dragan hatte ich erst im Jahr 2000 über seine Schwester kennen gelernt. Er war ein von seinen Charakterzügen her „kantiger Knochen“, ein Mann, der den Krieg in Sarajevo durchlitten hatte, der aber immer zur Hilfe bereit war. Als ich zur Vorbereitung der ersten Aufbaucamps während eines Winters in Sarajevo war und über Nacht über einen halben Meter Schnee gefallen waren, hatte er am nächsten Morgen schon meinen Wagen frei geschaufelt. Er half, wo er konnte. Einem alten Mann reparierte er seinen Golf, obwohl der keinen Pfennig bezahlen konnte. Einem anderen armen Schlucker besorgte er vier gebrauchte Winterreifen. Obwohl er selber das Geld so sehr gebraucht hätte, nahm er nichts. Und immer wieder – das erfuhr ich erst nach seinem Tod – hatte er sich nach mir erkundigt: „Wie geht es Meinolf? Wann kommt er wieder? Dann müssen wir wieder einen Abend Barbecue machen!“ Er baute Brücken, wo er nur konnte. Und wenn gar nichts mehr ging, dann gab’s einen Kaffee oder Slivovic und eine Zigarette. Zu seiner Beerdigung kamen mehr als 800 Menschen. Orthodoxe Serben, katholische Kroaten und Muslime: Er hatte ihnen allen geholfen. Jetzt standen sie vereint an seinem Grab, mitten an einer großen Kreuzung im Herzen von Sarajevo – dieser Wunde des Balkan. Viele weinten. Ich stand bei einigen jungen Bosniern. Sie waren zu einem Freiwilligen Sozialen Jahr bei uns im Jugendhaus Hardehausen gewesen. Sie gaben mir Grüße mit für all’ die vielen deutschen Jugendlichen, die bei den Baucamps in Sarajevo gewesen waren und vor allem für die, die ihrerseits ein FSJ in Sarajevo verbracht hatten. „Grüß Annedore! Maria ist immer noch so glücklich, dass sie ein halbes Jahr zusammen im Kindergarten in Sarajevo gearbeitet haben!“ – „Und grüß’ Stefan. Unglaublich, dass der seine Diplomarbeit über Gemeinsam unterwegs in den bosnischen Bergen: Jugendliche aus Deutschland und dem Balkanstaat. 34 die Völkerverständigung hier auf dem Balkan geschrieben hat. Der kommt auch nicht mehr von uns los, spricht ja auch schon fließend unsere Sprache!“ – „Und mach’ Judith und Anne Mut, dass sie nächstes Jahr wirklich für ein Jahr hier zu uns kommen!“ Ich spürte in diesen Augenblicken, wie trotz aller Trauer das Leben weiter ging und wie wir an der Lebensbotschaft Dragans – überall wo es nur geht, einander gut zu sein und füreinander zu leben – anknüpften. Unbekannte fremde Menschen hatten ein Gesicht bekommen Das letzte Mal gesehen hatten wir uns im Emanuela Borić mit dem Frühjahr des Jahres, als wir das Weltjugend- Weltjugendtagskreuz unterwegs tagskreuz von Albanien kommend nach Sa- in ihrer bosnisch-herzegowinischen Heimat rajevo gebracht hatten. Dragan kam, als wir das Kreuz in die Kirche seines Stadtviertels brachten. Wir hatten gemeinsam bei dem Kreuz gestanden, nicht viel gesagt, denn das Leid, das er in seinem Leben durchgetragen hatte und durchtrug, war so offensichtlich. Er hatte bei dem Kreuz fest meine Hand gedrückt. Ausdruck seiner Dankbarkeit, dass ich meine Schultern mit unter den Balken seines Lebenskreuzes und seiner Stadt geschoben hatte… In diesen Augenblicken hatte ich gespürt, wie nah mir persönlich „der Osten“ gekommen war. Er war nicht mehr der fremde Landstrich mit unbekannten fremden Menschen. Er hatte in diesem Land Bosnien mit seiner schweren Vergangenheit ein Gesicht bekommen, mehr noch, war mir unter die Haut gegangen, mehr noch, er war mir – um ein Bild von Papst Johannes Paul II. zu gebrauchen – wie zu einem Lungenflügel geworden, auf dem ich zu atmen begonnen hatte… Dragan war mir zum Bruder geworden, auf den ich bedingungslos setzen konnte. Auf der Heimfahrt durch die Nacht hab’ ich unter Tränen mit ihm „gesprochen“. In aller Trauer empfand ich eine tiefe Freude, ihn kennen gelernt zu haben und zu kennen. Ich verstand: Europa wird, wenn wir nicht mehr sagen: Dragan ist tot – sondern: Mein Bruder ist tot. Ich hatte einen Bruder verloren, der mich gelehrt hat, wie wir eine Geschwisterlichkeit über alle Grenzen leben können. Diesem Lebenszeugnis versuchen wir zu folgen – mit vielen jungen Menschen auf unserem Friedensweg. Seine Heimat ist zu meiner Heimat geworden! Europa wird, wenn ich am Grab meines bosnischen Bruders genauso weine, wie am Grab meines eigenen. 35 Eingeordnet: Die „Ost-Erweiterung“ der EU im Hinblick auf den „Jugendaustausch Ost-West“ durch die Aktion Renovabis UNMITTELBARE BEGEGNUNG! Auszug aus dem Originaldokument* Die mit der neuen Situation verbundenen Herausforderungen ließen 1993 Renovabis als „Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa“ entstehen. Renovabis will Antwort der katholischen Kirche im wiedervereinigten Deutschland auf die große und unverhoffte Wende in Europa sein. 9 Das Prinzip der Solidarität steht für das Eintreten des Stärkeren für den Schwächeren im Dienst am Gemeinwohl im größeren Horizont des zusammenwachsenden Europas. 9 Zentral ist der partnerschaftliche Ansatz von Renovabis: Solidaritätsaktion mit den Menschen im Osten, nicht nur für diese. Damit war von Anfang an der Anspruch vorgegeben, zusammen mit den Partnern in den östlichen Nachbarländern gemeinsam an der Zivilgesellschaft des Europa von morgen zu bauen. Auch in Deutschland ist die Aktion partnerschaftlich ausgerichtet in ihrem Bemühen um das Initiieren und Begleiten von Partnergruppen als Beitrag zum Dialog und Austausch der Gaben zwischen Ost und West. 9 Von Anfang an wurde abgeleitet, Solidarität und Partnerschaft in der Dimension des gesamten Europa zu denken und zu leben, d.h. namentlich auch im Zusammenwirken in Mittel- und Osteuropa selbst. Seit 1993 handelt Renovabis nach diesen Prinzipien. In 28 Ländern wurden und werden Partner in Mittel- und Osteuropa bei ihren Projekten unterstützt (bis 2007 mehr als 14.000) und Partnerschaften zwischen West und Ost, zwischen Pfarrgemeinden, Verbänden und Eine-Welt-Initiativen, aufgebaut. Durch die Förderung solcher Partnerschaften wurden zahlreiche Begegnungen ermöglicht, durch die der schwierige Prozess des Zusammenwachsens eine personale Dimension gewinnen konnte. Zu diesen persönlichen Verbindungen – meist getragen von Pfarreien und anderen engagierten Gruppen – traten bald vielfältige Formen der Kooperation von Verbänden, Organisationen und Bewegungen. Renovabis darf sich die Verengung des Europabegriffs nicht zu eigen machen, der Europa mit der EU bzw. ihrer jeweiligen aktuellen Ausdehnung und wahrnehmbaren Aufnahmefähigkeit identifiziert. In diesem Sinne darf der Beitritt der mittel- und osteuropäischen Staaten zur Europäischen Union nie als eine „Erweiterung“ (West-) Europas missverstanden werden; vielmehr kann es immer nur um eine als fortschreitender Prozess begriffene Integration von West und Ost in Europa gehen. Gelingende Nachbarschaft und Partnerschaft zwischen Ost und West in Europa lebt auch aus der unmittelbaren Begegnung. Die nachhaltige Überwindung alter Grenzen und Gräben auf unserem Kontinent setzt die Bereitschaft zu jenem offenen Dialog voraus, der eingefahrene Denkmuster aufbrechen und neue Wege dahin ebnen kann, die Nachbarn mit ihrer Geschichte zu verstehen. Partnerschaften zwischen Gruppen auf beiden Seiten bieten einen Ort, miteinander zu sprechen, Fremdheit zu überwinden und so voneinander zu lernen. Die Erfahrungen aus den gemeinsam zurückgelegten Wegstrecken solcher Initiativen sind tragfähige und deshalb unverzichtbare Bausteine für das „gemeinsame Haus Europa“. 36 * Aus dem Positionspapier „Für eine Integration von West und Ost in Europa – Die Bedeutung der ‚Ost-Erweiterung‘ der Europäischen Union für Renovabis“, verabschiedet durch den Renovabis-Aktionsausschuss am 6. März 2002; zweite überarbeitete, aktualisierte Fassung zum 1. Mai 2004; ©Renovabis 2003/4 www.renovabis.de Konstitutiv für die neue Aktion waren vor allem drei Elemente: der Gedanke der Grenzen überwindenden Solidarität, der partnerschaftliche Ansatz und der Bezug auf Europa. WICHTIGE EUROPÄISCHE DATEN 21. November 1995 1989 BIS 2007 Abkommen von Dayton unter Schirmherschaft 4. Juni 1989 Erste halbfreie Wahlen zum Sejm und Senat nach Gesprächen am „Runden Tisch“ in Polen Sommer 1989 der USA regelt Zukunft Bosnien-Herzegowinas (Zweiteilung des Landes, gemeinsame Hauptstadt Sarajevo) 21. Januar 1997 Massenflucht von DDR-Bürgern in Deutsche Botschaften in Budapest, Prag und Warschau Deutsch-tschechische Erklärung über die gegenseitigen Beziehungen und deren künftige Entwicklung 9. November 1989 8. Juli 1997 Öffnung der Berliner Mauer NATO-Gipfel in Madrid; Verhandlungspartner zum Beitritt sind Polen, Ungarn und Tschechien 25. Dezember 1989 Erschießung von Nicolae und Elena Ceauşescu (einziger prominenter Ostblockführer, der im Verlauf der „Wende“ hingerichtet wurde) 3. Oktober 1990 Vereinigung beider deutscher Staaten 17. Juni 1991 Deutsch-polnischer Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit 1. Juli 1991 Auflösung des Warschauer Pakts August bis September 1991 Unabhängigkeitserklärungen u.a. von Estland, Lettland, der Ukraine, Weißrussland, Moldova 21. Dezember 1991 Auflösung der UdSSR, Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) durch Russland, Weißrussland, Ukraine und andere Staaten 16. Dezember 1991 Vertreter der EU, der damaligen ČSFR, Polens und Ungarns unterzeichnen Europaabkommen Juni 1993 Europäischer Rat von Kopenhagen legt Bedingungen für den Beitritt zur EU vor 16. Juli 1997 Benennung der Verhandlungspartner Polen, Ungarn, Tschechien, Slowenien, Estland und Zypern durch die EU-Kommission März 1998 Eröffnung der EU-Beitrittsverhandlungen 12. März 1999 NATO-Beitritt von Polen, Tschechien und Ungarn Dezember 1999 Europäischer Rat von Helsinki: institutionelle Voraussetzungen für den Beitritt neuer Mitgliedsstaaten werden geschaffen Februar 2000 Aufnahme der Beitrittsverhandlungen mit Bulgarien, Lettland, Litauen, Rumänien, der Slowakei und Malta 1. Mai 2004 Osterweiterung der Europäischen Gemeinschaft. Neben Zypern und Malta EU-Beitritt von Polen, Tschechien, Estland, Lettland, Litauen, Ungarn, Slowakei und Slowenien Januar 2005 EU-Parlament nimmt Kontakt mit der Ukraine auf wegen einer künftig möglichen Aufnahme März 2005 Januar bis Mai 1994 EU-Beitrittsverhandlungen mit Kroatien beginnen NATO-Konzept „Partnerschaft für den Frieden“ wird u.a. von Rumänien, Litauen, Polen, Estland, Ungarn, Tschechien und Russland angenommen Mai/Juni 2005 1. April 1994 bis 2. Juni 1996 EU-Beitrittsanträge von Ungarn, Polen, Rumänien, Bulgarien, Lettland, Estland, Litauen, Slowakei, Tschechien und Slowenien INFO ZEITTAFEL EU-Krise: Der Verfassungsentwurf für die Europäische Union wird in Frankreich und in den Niederlanden abgelehnt 1. Januar 2007 Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft um Rumänien und Bulgarien 37 INFO ZEITUNGS-SCHLAGZEILEN 1989 BIS 2004 e Zeitung Süddeutsch ber 1989 em vom 27. Dez Die Zeit v om 20. Juli 19 90 Süddeutsche Zeitung vom 13. Septem ber 1990 Süddeutsche Zeitu ng vom 4. Septem Zeitung Süddeutsche er 1990 ob kt O vom 2./3. Die Zeit vom er 1995 10. Novemb Die Zeit vom 10. Novem ber 1995 ber 1990 38 Kleine subjektive Auswahl ohne Anspruch auf politisch-zeitgeschichtliche Gewichtung oder gar Vollständigkeit, bestimmt zur Anregung und für weitere Medien-Recherche. INFO www.bdkj.de und www.renovabis.de Die Zeit vom 12. Januar 1996 Die Zeit vom 2. Februar 19 96 m 10. Mai Die Zeit vo Süddeutsche Zeitung 1996 vom 17. Januar 1997 1 Die Welt vom 20. April 200 Die Welt vom 8. Mai 2001 che Süddeuts m vo g n u it Ze 4 0 0 8. Juni 2 Frankfurter Rundschau vom 9./10. Juni 2004 39 www.bdkj.de und www.renovabis.de OSTEUROPA-LANDKARTE Mittel-, Ost- und Südosteuropa zum Kopieren und Vergrößern . Tallinn ESTLAND Riga Ostsee . LETTLAND LITAUEN . Vilnius RUSS. . Minsk POLEN WEISSRUSSLAND . Warschau DEUTSCHLAND . Kiew Prag . TSCHECHIEN . SLOWAKEI . Bratislava . . UNGARN SLOWENIEN Ljubljana KROATIEN Chişinău RUMÄNIEN Zagreb . . . . . . Belgrad Sarajevo . Bukarest SERBIEN BOSNIEN U. HERZEGOWINA Podgorica © Renovabis 1995–2007 . MOLDOVA Budapest BULGARIEN Sofia MONTENEGRO Skopje ALBANIEN MAKEDONIEN 40 Tirana GEO www.renovabis.de RUSSLAND . Moskau Russland in seiner ganzen geografischen Ausdehnung und im maßstabsgetreuen Vergleich zu Deutschland. UKRAINE Kaspisches Meer Schwarzes Meer . GEORGIEN Tiflis . ARMENIEN Eriwan Baku . ASERBAIDSCHAN 41 ZWEITER TEIL AUS DER PRAXIS: VÖLKERVERBINDENDE JUGENDARBEIT WIE MOTIVIERE ICH GRUPPEN? – SO! Erfahrungen von Ortrun Herzog und Heidrun Fincke am Beispiel eines Austauschs mit Tschechien Als die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG), Dombezirk Regensburg, vor 15 Jahren mit dem Kontakt zu tschechischen Pfadfindern in Pilsen begann, hielten uns Viele für verrückt. Ein Land, das jahrzehntelang von der westlichen Welt abgeschnitten war, total weltfremd und unterentwickelt schien, könne doch kein Partner für einen Jugendaustausch sein. Die Kritiker haben sich getäuscht – auch heute noch stehen wir in engen Kontakt zueinander und können jetzt anderen interessierten Gruppen unsere Erfahrungen weitergeben. Eigene Visionen haben Wenn sich jemand auf einen Austausch mit östlichen Ländern einlassen will, so muss ihm klar sein, dass es viel Zeit und Kraft, viel Optimismus und Mut, besonders auch ehrliches Interesse an Land und Leuten erfordert, um eine Partnerschaft beginnen zu können. Die Kultur und das Leben in unseren östlichen Nachbarländern unterscheiden sich oft deutlich von unseren eigenen Gewohnheiten. Viele Dinge kommen uns bei oberflächlicher Betrachtung fremd und unbekannt vor. Um einen lebhaften Kontakt aufzubauen, ist es gut, sich auf eben diese Lebenssituationen einzulassen. Vorurteilsfrei Bekanntschaft zu schließen bringt schnell das Vertrauen des Gegenübers ein. So ist eine gute Grundlage für eine spätere Zusammenarbeit gelegt. 42 Einen der größten Fehler, den man im Kontakt zu den östlichen Nachbarn machen kann, ist der, sich als reicher „Besser-Wessi“ zu präsentieren. In den über zehn Jahren seit Ende des „Kalten Krieges“ haben sich auch unsere Nachbarn weiterentwickelt. Wir sind nicht mehr die lang erwarteten und ersehnten Geldgeber. Auch wenn die Länder immer noch „ärmer“ sind als Deutschland, so verfügen sie dennoch über einen gewissen Wohlstand, den die dort lebenden Menschen auch zeigen möchten. Auch wir Pfadfinder mussten erst lernen, dass wir uns von den Pilsenern ruhig ’mal zum Essen oder auf einen Besuch in der Brauerei einladen lassen können. Es war schön, unsere Freunde zu beschenken, doch jetzt ist es an uns, auch Geschenke anzunehmen. Um einen lebendigen Austausch zu erlangen, ist es außerdem nötig, nicht an hier gelernte Muster festzuhalten, sondern sich auf neue Dinge einzulassen. Offenheit und ein gewisses Maß an Flexibilität ist nötig, um über unvorhersehbare Ereignisse entscheiden zu können. Dies ist besonders im Bezug auf Anträge zu beachten. Fotos: privat Die Kontaktaufnahme Erster Schritt zum Austausch ist die Kontaktaufnahme. Leiter von beiden Seiten sind nun aufgefordert, sich in Verbindung zu setzten und Vorbereitungstreffen mit deutschen sich gegenseitig „abzuklopfen“ – d.h., heund tschechischen Organisatoren; rauszufinden, wie weit sich der Partner auf eine BeHeidrun Fincke: Zweite von links ziehung einlassen will. Für beide Seiten gilt: Es darf sich niemand dazu gezwungen sehen, den Kontakt intensiver als beabsichtigt führen zu müssen. Wenn jemand gerade am Anfang Wert darauf legt, zuerst einen guten Kontakt zu den ausländischen Leitern aufzunehmen, so ist dies genauso richtig wie sofortige Besuche von Jugendgruppen der jeweiligen Partner. Motivation der Jugendlichen für Europas Osten Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass es leicht ist, Jugendliche für eine Reise nach England, Frankreich, Italien oder Skandinavien zu gewinnen. Diese europäischen Länder zeugen von Wohlstand, angenehmen Bedingungen und „Verwandtschaft“ mit dem eigenen Land. Kommt die Sprache jedoch auf östliche Länder, wird schnell die Nase gerümpft oder abfällige Bemerkungen machen die Runde. Wenn wir ganz ehrlich sind, wer hat nicht schon selbst bei sich gedacht: Länder wie Polen oder die Tschechische Republik sind eigentlich nur bekannt durch verfallene Häuser, dreckige und kaputte Straßen, billige Einkaufswaren (besonders Zigaretten), Diebstahl oder ewig lange Rotlicht-Milieus ent- 43 lang der Grenzen. Doch wer sich auf das Wagnis „östliches Europa“ einlassen will, dessen Mühe wird auch belohnt werden. Wo finden wir z.B. in Deutschland noch kilometerweise unberührte Natur, Wälder, in denen man sich tagelang herumtreiben kann, ohne auf einen Wildschützer, Wanderer oder Förster zu treffen? Wo ist es für uns noch möglich, mit Zelt und Rucksack aufzubrechen, sein Lager dort aufzuschlagen, wo man nach einem anstrengenden Tag rasten möchte, das Wasser aus den Quellen zu trinken und den Geräuschen der Tiere um sich herum zu lauschen, ohne von Auto- oder Fluggeräuschen abgelenkt zu sein? Ja, vielleicht beschreiben wir diese Gegend etwas zu idyllisch – aber eben solche Erlebnisse wurden uns geschenkt, als wir mit einer Gruppe Gleichaltriger im Böhmerwald unterwegs waren. Polen und die Tschechische Republik sind Länder, in denen Abenteuer wahr werden können, wenn man sich darauf einlässt. Aber nicht nur in der freien Natur, auch in Dörfern und Städten können Abenteuer erlebt werden. Wir erinnern uns an die ersten Übernachtungen in Gastfamilien, wenn wir Pfadfinder einen Austausch machten. Natürlich waren die Wohnungen anders als zu Hause, auch das Essen oder die Waschgelegenheiten wirkten anfangs sehr ärmlich auf uns. Jetzt, im Nachhinein, denken wir jedoch immer mit einem Lächeln an Situationen, die uns gerade in der Anfangszeit widerfuhren – z.B. wurde uns von einer Gastfamilie voller Stolz gezeigt, dass sie ARD und ZDF empfangen können; 1995 noch eine Seltenheit in der Tschechischen Republik! Egal welche Stärke eine Gruppe oder Schulklasse aufweist, die Unterbringung in Gastfamilien halten Erlebnisse bereit, an die sich jeder gerne erinnern wird – ganz gleich, ob als Gastgeber oder Besucher. Gemeinsames Arbeiten an einem Projekt Arbeiten verbindet, schafft Gemeinschaft, regt zum Unterhalten an. Dies alles erlebten auch wir Pfadfinder. Miteinander renovierten wir deutschen und tschechischen Jugendliche einen ehemals deutschen Friedhof in der jetzigen Tschechischen Republik. Anfangs stand das Arbeiten im Vordergrund; dann kamen Fragen auf, warum mitten in Tschechien deutsche Gräber sind. Diese Fragen stellten sich die Jugendlichen beider Seiten. So wurde es auch möglich, über die Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg zu sprechen, die für die Kriegsgenerationen beider Seiten nicht leicht war. Gemeinsam mit Zeitzeugen kamen wir Pfadfinder uns über die Geschichte näher, sodass nach der anfänglichen Abenteuerlust echte Begegnung stattfand. Aus diesem ersten Projekt wurde ein weiteres geboren, eine gemeinsame Radtour zwischen den Partnerstädten. Wir Leiter wollten die Partnerstädte Pilsen und Regensburg für alle Begeisterten (er)fahrbar machen. Waren die bisherigen Aktionen für die Gruppen ausgelegt, so war die Radtour auch als UnterstütGrenzen überwinden: Eine DPSG-Radtour zwischen Regensburg und Pilsen kam gut an 44 JUGENDAUSTAUSCH: TIPPS ZUM EINSTIEG UND DRANBLEIBEN Merkzettel von Ortrun und Heidrun 9 Die Sensibilität, mit der ich auf die Leute zugehe 9 Die Partner wertschätzen 9 Gastgeschenke weiter mitbringen, auch wenn die ersten nicht die besten waren (Bohnenkaffee …) 9 Über Missgeschicke gemeinsam lachen 9 In den Gruppen reflektieren – unser Verhalten und das Verhalten des Partners 9 Nonverbale Kommunikation fördern, ohne Worte spielen (z.B. durch Theater-Workshops, „UNO“-spielen) 9 Ich kann immer von anderen etwas lernen!!! 9 Auf sich selber schauen und dabei den anderen nicht aus den Augen verlieren 9 Bleibende Werte schaffen 9 Immer versuchen, in Kontakt zu bleiben 9 Die Partner nach ihren Möglichkeiten einbeziehen Wenn mir der Kontakt wichtig ist, kann ich mich auch mehr einsetzen, um das Ganze nicht einschlafen zu lassen. Nachfragen – am Ball bleiben – Pläne schmieden – Zeichen setzen – Bäume pflanzen – die Beteiligten werden sich an den Baum erinnern und ihn auch nach Jahren besuchen! 45 zung für die damals noch kleine Zahl der katholischen Pfadfinder in der tschechischen Republik gedacht. Um „öffentlich“ zu werden, luden wir Politiker, interessierte Erwachsene und Ehemalige ein. Über Jahre hinweg gut funktionierende Zusammenarbeit Unsere Zusammenarbeit funktionierte gut über das Netz der Erwachsenen bei uns in Deutschland und in der Tschechischen Republik über gemeinsame Erlebnisse, Abenteuer und Hilfen. Viele Kinder und Jugendliche konnten eingebunden werden, die über die Jahre an genannten und weiteren Aktionen teilgenommen haben. Aus den anfangs Fremden sind mittlerweile Freunde geworden, die sich auf die gegenseitigen Besuche freuen oder auch außerhalb der pfadfinderischen Aktionen die Freunde in den Partnerstädten aufsuchen. Nach gut zehn Jahren war die Friedhofsaktion im Großen und Ganzen abgeschlossen. Wir Pfadfinder hatten vermessen, gerodet, Mauern aufgesetzt, Kreuze entrostet, Grabsteine aufgerichtet. Über die Gräber waren wir in historische Gespräche verwickelt worden. Aber eines Tages gab es keine Arbeit mehr in unserem Sinn. – Einmal jährlich eine Zusammenkunft ohne das Ziel der Anfangsjahre; die Beteiligung fing zu bröckeln an. Wir sind auf der Suche nach einer neuen gemeinsamen Aufgabe, die uns Pfadfindern entspricht. Ideen sind schon da, z.B. bei Sanierungsarbeiten an einem Schloss oder einer Kirche zu helfen. Verabschiedung in Regensburg mit Fritz Reil, Bezirkskurat (links), Oberbürgermeister Hans Schaidinger (Zweiter von links), Heidrun Fincke (Zweite von rechts) Die Intensität der Begegnungen schlief etwas ein. Die Leiter wurden erwachsen, viele heirateten, Kinder wurden geboren. Die Wertigkeit des privaten Lebensumfeldes hat sich geändert. Aus den Augen haben wir uns dennoch nicht verloren! 1989 war die erste Begegnung – 2005 bestand unsere Partnerschaft noch immer. Sie hatte sich mit neuem Leben gefüllt. Die „Macher“ der ersten Jahre sind in die zweite Reihe getreten und blicken wohlwollend auf die nachgewachsene Generation von Leitern. Der „Mut zur Lücke“ hat sich gelohnt. Die Jungen haben neue Ideen, es ist viel selbstverständlicher, sich zu treffen, Pläne zu schmieden, in verschiedenen Sprachen zu sprechen, gemeinsame Aktionen durchzuführen. Die Angst vor Verletzlichkeit der anderen ist abgefallen. Begegnungen finden statt, gemeinsam. Ein Team hat sich auf beiden Seiten gebildet, das unbedingt an der Partnerschaft festhalten und arbeiten will. Und das Schöne ist, wir haben angefangen, weil wir unsere Nachbarn kennen lernen wollten, das fremde Land auf der anderen Seite. Und gefunden haben wir Freunde – neben Abenteuer und Geschichte. Und scheinbar haben wir es nicht verkehrt gemacht, denn die nächste Generation wird weitermachen, unterstützt von vielen Eltern, Politikern, Mandatsträgern und Sponsoren. mehr: heidrun.fincke@gmx.de 46 Fotos: Aktion West-Ost SCHULE AUS! …WAS DANN? Karin Ziaja weiß: Der Osten hat viel zu bieten! Für alle Leser zunächst eine Warnung: Der internationale Jugendaustausch kann zu einer Droge werden. Es gibt viele Menschen, die – einmal damit angefangen – immer wieder gerne ins Ausland gehen und dabei insbesondere nach Mittelosteuropa – denn der Osten hat viel zu bieten! Genauso unterschiedlich wie Mittelosteuropa und die Erfahrungen, die man dort machen kann, sind die Wege, die man wählen kann, um einen kurzen oder längerfristigen Aufenthalt in den Ländern Mittelosteuropas in Angriff zu nehmen. Den Einstieg in einen Jugendaustausch kann eine internationale Jugendbegegnung (siehe auch Seiten 49f und 55f) darstellen, die von einem Träger in Deiner Umgebung bereits organisiert wird. Da kannst Du nachfragen: Gibt es einen Schüleraustausch an meiner Schule? Hat meine Stadt eine Städtepartnerschaft? Finden in diesem Rahmen internationale Begegnungen statt? Arbeitet meine Pfarrgemeinde zusammen mit einer Gruppe im Ausland? Gibt es einen Jugendverband in meiner Pfarrgemeinde, auf Dekanats- oder Diözesan-Ebene, der internationale Partnerschaften pflegt? Neben den Kontakten, die Du in Deiner Umgebung suchen kannst, gibt es mehrere bundesweite Träger internationaler Jugendbegegnungen. Im Bund der Karin Ziaja von der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ist es vor allem die Aktion-West-Ost und Aktion West-Ost die Junge Aktion der Ackermanngemeinde, die regelmäßig Jugendbegegnungen mit Mittel- und Osteuropa anbieten. Schwerpunktländer sind dabei Polen und Tschechien sowie Litauen und die Ukraine. Weitere Ansprechpartner sind die Bundesgeschäftsstellen der größeren katholischen Jugendverbände wie Katholische Landjugendbewegung (KLJB), Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), Katholische Junge Gemeinde (KJG), Kolping-Jugend, Christliche ArbeiterInnenjugend (CAJ). Viele dieser katholischen Jugendverbände haben internationale Zusammenschlüsse, wie MIJARC (Internationale Katholische Land- und Bauernjugendbewegung), die FIMCAP als internationaler Zusammenschluss katholischer Pfarrjugendgruppen und die internationalen Kontakte der Kolpingjugend. JECI-MIEC ist ein europäischer katholischer mehr: TEIL DREI „Informationen und Kontakte“, Seiten 90/91 Schüler- und Studentenverband. Wer hat den Überblick? Übergeordnete Ansprechpartner für den Jugendaustausch sind die Koordinierungsstellen, die Förderzuschüsse für die Durchführung der Veranstaltungen vergeben. Sie haben oft auch einen Überblick, wer in Deiner Region internationale Jugendbegegnungen anbietet. Für deutsch-tschechischen Austausch ist dies die Koordinierungsstelle TANDEM in Regensburg, für deutsch-polnischen Jugendaustausch das Deutsch-Polnische Jugend- 47 werk (DPJW), für den Austausch mit Russland die Stiftung deutsch-russischer Jugendaustauch, für multilateralen Jugendaustausch die „Nationalagentur Jugend“ in Bonn. Workcamps (siehe auch Seite 53) sind eine andere Form, seine Ferien mit Gleichaltrigen zu verbringen und sich dabei nicht nur mit einem Thema zu beschäftigen, sondern auch handwerklich bei einem Projekt mit anzupacken. Workcamps dauern in der Regel ein bis vier Wochen und finden meistens in den Sommermonaten statt. Man arbeitet in der Regel gegen Kost und Logis. Eine Sonderform sind Arbeitseinsätze in Gedenkstätten. Eine besondere Form von freiwilliger Mithilfe bietet die Organisation „Freiwillige Helfer auf ökologischen Höfen“. Biologisch wirtschaftende Höfe nehmen gerne Helfer für einige Tage mehr: alle Websites zu diesem Thema in TEIL DREI, Seite 90 bis zu mehreren Wochen auf. Gleich ein ganzes Jahr…? Freiwilligendienste! Wer mit kurzen Auslandaufenthalten gute Erfahrungen gemacht hat und bereit ist, mehrere Monate oder gleich ein ganzes Jahr in einem Projekt oder einer sozialen Einrichtung im Ausland mitzuarbeiten, dem stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung. Alternativ zum Zivildienst können junge Männer einen ADIA (Anderen Dienst im Ausland) leisten; ebenso ist es möglich, ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland (FSJ-A) zu verbringen. Die Europäische Union fördert Europäische Freiwilligendienste (EVS), über die man (bis 25 Jahre) zwölf Monate im Ausland verbringen kann. Hierfür muss man eine Entsendeorganisation mehr: alle Anbieter in TEIL DREI, Seite 90 in seinem Heimatland finden. Die internationale katholische Friedensbewegung Pax Christi engagiert sich für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung, zwischen verfeindeten Völkern und Gruppen. Dabei bietet Pax Christi auch Freiwilligendienste als Friedensdienste an. Schwerpunkt ist der Einsatz in ehemaligen Krisengebieten. Eine weitere Möglichkeit, wie man einen Aufenthalt selbst organisieren kann, ist es, Tagungs- und Bildungshäuser sowie Kulturinstitutionen in Mittel- und Osteuropa selbst anzusprechen. Einen Teil seines Studiums im Ausland verbringen?! Wer bereits mit dem Studium angefangen hat, kann über das Programm ERASMUS an den jeweiligen Partner-Unis seiner Universität ein oder zwei Auslandssemester verbringen. Hier helfen die Fakultäten oder Akademischen Auslandsämter weiter. Speziell für einen Studienaufenthalt in Polen vergibt die Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) mehrmonatige Studienstipendien. In Stadtgruppen betreut der Verein zudem die ausländischen Studierenden in Deutschland. Ein Praktikum in Mittel- und Osteuropa machen? Wer nicht direkt ein ganzes Jahr in unsere östlichen Nachbarländer gehen möchte, hat die Möglichkeit zu einem Praktikum. Für Berufsschüler oder Azubis bietet TANDEM in Tschechien Hospitanzen an. Praktika oder Stipendienprogramme in ganz MOE bietet mehr: alle Anbieter in TEIL DREI, Seite 90 auch die Robert-Bosch-Stiftung an. Vielleicht bist Du nun erschlagen, von den vielen Möglichkeiten, mit etwas Einsatz und wenig Geld ins spannende mittel- und osteuropäische Ausland zu gehen. Aber es lohnt sich! Wenn Du weißt, welches Land Dich besonders interessiert oder welche Form des Engagements Du ausprobieren möchtest, dann solltest Du ’mal einen Abend durch das Internet surfen und die Welt der internationalen Kontakte durchkämmen. 48 Informationen für Jugendliche und Gruppenleiter APPETIZER UND TIPPS FÜR DEN EINSTIEG von Joachim Sauer empfiehlt drei praktische Schritte, die es grundsätzlich zu beachten gilt, wenn Jugendliche einen Austausch – auch über die Schule – mit jungen Leuten in Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropa (MOE/SOE) beginnen wollen. Erster Schritt: Entwickeln einer Grundidee Drei Fragen Foto: Aktion West-Ost Es sind meistens bestimmte Umstände – persönliche Erlebnisse oder zufällige Begegnungen –, die dazu führen, dass wir uns für ein Land und seine Menschen besonders interessieren und dort nun tätig werden wollen. Trotz aller Anfangseuphorie sollte jedoch jeder aus der Gruppe, der sich in Mittel- und Osteuropa engagieren will, drei Grundfragen für sich selbst vorher beantwortet haben: 1. Wer trägt die Arbeit und „brennt“ in den nächsten drei bis fünf Jahren für die Idee oder Vision dieses Projekts? 2. Wie viel Zeit will ich selbst für dieses Projekt investieren? 3. Welche Leute will ich damit erreichen? Zweiter Schritt: Motivation des eigenen Umfelds Foto: Aktion West-Ost Wer kennt die Situation nicht aus eigener Erfahrung: Ich habe eine tolle Idee und möchte sie rasch umsetzen, doch mein Umfeld reagiert zunächst zurückhaltend und skeptisch darauf. So wird es zunächst vielen ergehen, die vor Ort in ihrer Pfarrgemeinde, Schule oder Jugendgruppe dafür werben, einen Jugend- oder Schüleraustausch mit Mittel- und Osteuropa zu beginnen. Die Antworten der Kritiker dürften uns allen schon jetzt in den Ohren klingen: „Was sollen wir denn noch alles machen? Die Mittel sind eh knapp… …Gibt es eigentlich nichts Wichtigeres zu tun?“ Daher kommt es am Anfang einer solchen Arbeit stets darauf an, das eigene Umfeld zu motivieren. Dabei wird es ratsam sein, zunächst einem kleineren Personenkreis die Idee zu vermitteln und weiter zu entwickeln, bevor sie in ein offizielles Gremium eingebracht wird. Argumente für eine verstärkte Zusammenarbeit mit Mittelund Osteuropa liefert auch der folgende Artikel „Aufgaben und Ziele internationaler Jugendarbeit“ (Seite 55/56). 49 Dritter Schritt: Klärung von weiteren Grundfragen Nachdem ich mein Umfeld von meiner Grundidee für die Zusammenarbeit mit einem bestimmten Land in Mittel- und Osteuropa überzeugt habe, gilt es nun, einen geeigneten ausländischen 9Partner zu finden, die 9Zielgruppe festzulegen und sich über die 9Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren. 9 Partner So informiert Ihr Euch über Kontakte zu MOE-Partnern Verbandliche Jugendgruppen wenden sich direkt an die jeweiligen Mitgliedsverbände des BDKJ. Pfarrjugendgruppen können sich an das Referat für internationale Arbeit bei der BDKJ-Bundesstelle und auch an die Renovabis-Partnerschafts- und Bildungsarbeit wenden. Darüber hinaus gibt es für den Jugendaustausch mit Polen und Tschechien jeweils eine Partnerbörse beim Deutsch-Polnischen Jugendwerk (DPJW) in Potsdam bzw. bei TANDEM, dem Koordinierungszentrum deutsch-tschechischer Jugendaustausch in Regensburg. Für Schulen empfiehlt es sich, bestehende Städtepartnerschaftskontakte der Kommune zu nutzen. Außerdem hilft der Pädagogische Austauschdienst (PAD) in Bonn weiter. Wer eine Partnerschule in Polen oder in Tschechien sucht, kann sich an das DPJW oder an TANDEM wenden. 9 9 9 Förderung Jugend- und Schüleraustausch wird auch finanziell unterstützt Informationen über die Förderung von internationalen Jugendbegegnungen sind über das Jugendhaus Düsseldorf, der Bundeszentrale für die katholische Jugendarbeit in Deutschland, erhältlich. Hinweise zur Förderung des Schüleraustauschs geben neben dem PAD auch die für den internationalen Austausch zuständigen Schulministerien bzw. Bezirksregierungen in den Ländern. Zu den einzelnen Adressen und Websites der genannten Einrichtungen siehe DRITTER TEIL, Seiten 90/91 Ein ausländischer Partner in Mittel-, Ost- und Südosteuropa ist gefunden. Doch wie geht es weiter? Beide Seiten brennen darauf, etwas gemeinsam zu unternehmen. Doch wie gehe ich vor, damit aus der Idee auch tatsächlich ein konkretes Projekt wird? Go East gibt Euch einige Tipps und Hinweise an die Hand, wie sich eine Jugendbegegnung, ein Schüleraustausch, ein Workcamp oder ein internationaler Freiwilligendienst in der Praxis erfolgreich und dauerhaft gestalten lassen. 9 Planung Planung einer internationalen MOE-Jugendbegegnung Eine internationale Jugendbegegnung dauert in der Regel etwa ein bis drei Wochen und steht erfahrungsgemäß meist am Anfang einer Zusammenarbeit mit einem ausländischen Partner. Zu einer guten Begegnung gehört eine umfassende Vor- und Nachbereitung. Sie dient dazu, die Jugendlichen bereits möglichst frühzeitig an der aktiven Planung und Umsetzung von Inhalt und Programm der Begegnung zu beteiligen. Außerdem lässt sich anschließend das gemeinsam Erfahrene und Gelernte in der Gruppe auswerten und für das weitere Handeln der Jugendlichen fruchtbar machen. Bei der Vorbereitung und Durchführung einer internationalen Jugendbegegnung geht es stets um inhaltliche und organisatorisch-technische Planungen, die zeitlich parallel zueinander stattfinden. 9 50 Acht Merkpunkte zur Planung und Gestaltung einer internationalen Jugendbegegnung 1. Absprache im Vorfeld mit MOE-Partner über Ziele und Inhalte Zu Beginn jeder Begegnung steht zunächst die Verständigung über die Ziele mit dem ausländischen Partner (auf maximal zwei bis drei Ziele beschränken!). Außerdem werden mit ihm die groben Programminhalte festgelegt. Sofern möglich, sollte dieser Schritt auch schon zusammen mit den teilnehmenden Jugendlichen erfolgen. 2. Klärung der organisatorisch-technischen Fragen Hierzu gehören vor allem folgende Aufgaben (Check-Liste): 9 Finanzierung/Fundraising Voranmeldung für eine Förderung aus dem Kinder- und Jugendplan des Bundes beim Jugendhaus Düsseldorf (in der Regel bis Dezember des Vorjahres), abhängig von Thema und Inhalt der Maßnahme Prüfung weiterer Förderungsmöglichkeiten, etwa bei privaten Stiftungen 9 Transportmittel 9 Versicherung 9 Dolmetscher/sprachliche Verständigung 9 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 9 Unterbringung im Gastland 9 Besichtigungen und inhaltliches Programm (ggf. Referenten einladen) 9 Einladung der gastgebenden Seite; ggf. Visa besorgen 3. Entwicklung eines schlüssigen Programms mit gemeinsamem Thema Oberstes Ziel einer internationalen Jugendbegegnung ist das interkulturelle Lernen. Das Thema ist oft eine gute Basis für den Jugendaustausch. Je eindeutiger die Idee, je eindeutiger das Thema und das Interesse der Teilnehmer/innen, desto Erfolg versprechender der Austausch im Sinne des interkulturellen Lernens. Gleichzeitig soll das Programm aber auch dem Spaß- und Erlebnisbedarf der Jugendlichen Rechnung tragen. Daher ist es sinnvoll, eine Jugendbegegnung thematisch festzulegen und das ganze Programm darum herum aufzubauen. Das Thema ist der rote Faden, der alle Programmelemente miteinander verbindet. 4. Festlegung von konkreten Themen und Zielen für die Begegnung Bei der Suche nach einem gemeinsamen Thema bietet es sich an, entweder direkt den Lebensalltag der Jugendlichen zu vergleichen oder ein konkretes Thema zu bearbeiten. Zur Lebenswelt von Jugendlichen gehören Schule, Familie, Hobbys, Berufsfelder und Freizeitgestaltung. Bei den Fachthemen bieten sich z.B. an: Ausbildung, Umwelt, Drogen, Jungen und Mädchen, Kirchliche Jugendarbeit, Kirche und Gesellschaft, Natur, Medien, Wirtschaft, Europa, Globalisierung. Die Ziele sollten dabei im Hinblick auf das ausgewählte Thema möglichst konkret sein. Das Programmkonzept bildet schließlich auch die Grundlage für die Beantragung von öffentlichen oder privaten Fördergeldern. 51 Fortsetzung: noch vier von acht Merkpunkten 5. Festlegung von obligatorischen und flexiblen Programmpunkten Ein Grundprinzip bei der Programmgestaltung ist die Orientierung an den Interessen und Bedürfnissen der Teilnehmer/innen. Die Jugendlichen sollen sich bereits im Vorfeld einer Jugendbegegnung auf bestimmte Programmpunkte verständigen, die für alle in der Gruppe bedeutsam und damit auch obligatorisch sind. Dennoch sollte ein Begegnungsprogramm nicht zu dicht geplant werden. Es muss noch genügend Raum für spontane Dinge und informelle Begegnungen geben. Denn dort lernt man in der Regel am meisten! 6. Vor- und Nachbereitung Zu den Grundsätzen einer guten Jugendbegegnung gehört eine Vor- und Nachbereitung. Die Vorbereitung muss das Kennenlernen des Landes und der Kultur mit einbeziehen. Sie ist eine unabdingbare Voraussetzung, um Jugendliche an der Planung aktiv zu beteiligen. Daher finden mehrere Vortreffen sowohl mit der Gruppe als auch im Leitungsteam statt. Eine Nachbereitung, die zu Folge-Aktivitäten anregen soll, muss inhaltlich bereits in der Vorbereitung angelegt ein. 7. Auswertung und Reflexion Die Auswertung und Reflexion steht nicht nur am Ende einer Jugendbegegnung. Vielmehr ist sie ein unverzichtbares Steuerungsprinzip, das bereits während einer internationalen Jugendbegegnung durchgängig anzuwenden ist. Das Instrument der Zwischenauswertung ist die Basis für eine kontinuierliche und umfassende Teilnehmerbeteiligung. Sie ermöglicht, rechtzeitig und adäquat auf die Wünsche und Bedürfnisse der Teilnehmer reagieren zu können. Die Auswertung gehört auch zur Nachbereitung. Sie hat vor allem das Ziel, das Erfahrene und Gelernte in den Alltag der Jugendlichen zu integrieren und für ihr weiteres Handeln fruchtbar zu machen. Foto: Aktion West-Ost 8. Hin- und Rückbegegnung möglichst zeitnah gestalten Das Prinzip der Gegenseitigkeit stellt ein wichtiges Element in der internationalen Jugendbegegnung dar. Die Jugendlichen lernen dabei aus eigener Anschauung heraus sowohl die Rolle des Gastes, als auch die des Gastgebers kennen. Daher ist es wünschenswert, wenn – sofern die finanziellen Rahmenbedingungen dies erlauben – die Hin- und Rückbegegnung zwischen ein- und derselben Jugendgruppe möglichst noch im selben Jahr stattfindet. Daher empfiehlt es sich, die Jugendbegegnung bereits als Hin- und Rückbegegnung auszuschreiben und die deutschen Jugendlichen damit zu verpflichten, auch die Gastgeberrolle aktiv wahrzunehmen. Zumindest aber sollte ein Jugendaustausch jedes Jahr stattfinden und möglichst abwechselnd durchgeführt werden. 52 183 52 Ablauf einer internationalen Jugendbegegnung Die Idee g und Einladun suche Gegenbe ng und Auswertu itung Nachbere ie Rückreise D egegnung im tt B findet sta Gastland andere ren Partner motivie mit MOE- en abstimm Abfahrt ! und Werbungung Vorbereit tel Fördermit en beantrag Schüleraustausch Die für internationale Jugendbegegnungen beschriebenen Planungsschritte lassen sich auch auf den Schulbereich übertragen. Was die Möglichkeiten zur Gestaltung und Förderung von Schulpartnerschaften mit Mittel-, Ost- und Südosteuropa (MOE/SOE) sowie mit den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion angeht, sind entsprechende Informationen bei der zuständigen Bezirksregierung / Mittelbehörde, beim zuständigen Kultusministerium / bei der zuständigen Senatsverwaltung oder beim Pädagogischen Ausmehr: www.kmk.org/pad/moe.htm tauschdienst (PAD) erhältlich. 9 Workcamps Eine andere Form der internationalen Jugendarbeit stellen „Workcamps“ dar. Im Unterschied zu einer internationalen Begegnung bieten Workcamps die Möglichkeit, nicht nur Jugendlichen aus anderen Ländern zu begegnen, sondern gemeinsam mit den Menschen vor Ort an einem sozialen oder ökologischen Projekt zu arbeiten und mit ihnen den Alltag zu teilen. Ein Workcamp dauert in der Regel etwa zwei bis sechs Wochen und kann in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden. Dabei kann die Durchführung eines Workcamps zum einen das Ergebnis einer internationalen Jugendbegegnung sein. Zum anderen können interessierte Jugendliche aber auch individuell an Workcamps in Mittel- und Osteuropa teilnehmen, die von den verschiedenen Jugendgemeinschaftsdiensten vor allem während der Sommerferien angeboten werden. Bei diesen Workcamps handelt es sich meist um Begegnungen von jungen Menschen mehr: www.workcamps.kolping.de aus unterschiedlichen Ländern. 9 Freiwilligendienste: Internationaler Dialog und soziales Engagement In den letzten zehn bis 15 Jahren haben die internationalen Freiwilligendienste insgesamt an Bedeutung gewonnen, weil sich bei ihnen internationaler Austausch und Zusammenarbeit sinnvoll mit sozialem Engagement verbinden lässt. Dies gilt auch für die 53 Zusammenarbeit mit Mittel- und Osteuropa. Die Freiwilligen gehen überwiegend für eine Dauer von sechs bis zwölf Monaten ins Ausland. Die meisten Freiwilligendienste finden innerhalb einer bestehenden Partnerschaft statt. Wenn die Partner bereit und in der Lage sind, die zusätzlichen Impulse, die sich aus der interkulturellen Zusammenarbeit im Rahmen von Freiwilligendiensten ergeben, für die Partnerschaft zu nutzen und auszuwerten, kann ein Freiwilligendienst sich stärkend für die Partnerschaft auswirken und einen entscheidenden Beitrag für das interkulturelle Lernen auf beiden Seiten leisten. Für den Freiwilligen selbst bietet der Dienst eine Vielzahl von Lernmöglichkeiten: er lernt nicht nur eine andere Sprache, sondern muss sich in einer zunächst fremden Kultur allein zu recht finden. Darüber hinaus engagiert er sich in einem sozialen Projekt, in dem er häufig auch Verantwortung für andere Menschen übernehmen muss. Der internationale Freiwilligendienst ist also ein Lerndienst, der zur Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen positiv beiträgt. Voraussetzungen für einen erfolgreichen MOE-Freiwilligenaustausch 9 Einbindung des Dienstes in die bestehende Begegnungs- und Partnerschaftsarbeit 9 Klare Abstimmung mit dem ausländischen Partner über Zielsetzung, Tätigkeitsfelder und Rahmenbedingungen des Einsatzes vor Beginn des Dienstes 9 Vorbereitung des Freiwilligen auf Land, Sprache und Kultur des Einsatzlandes 9 Qualifizierte Betreuung des Freiwilligen vor und während seines Dienstes 9 Unterstützung des Teams vor Ort bei ihrer Freiwilligenbetreuung 9 9 Regelmäßiger Informationsaustausch und feste Kommunikationsstrukturen zwischen den Partnern, um Konflikte und Krisen beim Freiwilligeneinsatz zu vermeiden 9 Freiwilligendienst als Lerndienst für junge Menschen und damit kein Fachkräftedienst oder vollwertiger Arbeitsplatzersatz 9 Nachbereitende Begleitung des Freiwilligen und Angebot zur weiteren Mitarbeit im Kontext seiner Freiwilligentätigkeit oder der bestehenden Partnerschaftsarbeit Bildungs- und Jugendprogramme der Europäischen Union Neue Möglichkeiten für die Gestaltung des internationalen Jugend- oder Schüleraustauschs bieten auch die Bildungs- und Jugendprogramme der Europäischen Union. Am „EU-Programm Jugend“, das unter anderem den multilateralen Jugendaustausch und den Europäischen Freiwilligendienst fördert, nehmen auch alle neuen EU-Länder und die künftigen Beitrittsstaaten als Programmländer teil. Was die Förderung der Schulpartnerschaften in Europa angeht, bietet die Europäische Union mit ihrem „Comenius-Programm“ die Möglichkeit, dass sich Schulen europaweit vernetzen und zusammenarbeiten können. Zusammenfassung Die internationale Jugendbegegnung steht meist am Anfang einer internationalen Zusammenarbeit. Die Beispiele der jungen Deutschen, die im vorliegenden Heft über ihre Erfahrungen im Osten Europas berichten, zeigen, dass die internationale Arbeit sehr vielfältig sein kann und ihre Formen – ob Jugend- oder Schüleraustausch, Workcamp oder Freiwilligendienst – nicht im Gegensatz zueinander stehen, sondern sich im Laufe einer bestehenden Partnerschaft sogar miteinander kombinieren lassen. Der Freiwillige, der bei der ausländischen Partnerorganisation tätig ist, hat zugleich die Aufgabe, sich um den gemeinsamen Jugendaustausch zu kümmern. Damit trägt er sowohl zur Stabilisierung als auch zur Weiterentwicklung der bestehenden Partnerschaft bei. mehr: www.webforum-jugend.de / www.kmk.org/pad/home.htm / siehe auch TEIL DREI, Seiten 84 bis 91 54 MOE-Zusammenarbeit als Beispiel AUFGABEN UND ZIELE INTERNATIONALER JUGENDARBEIT Einige Argumente von Joachim Sauer In Zeiten knapper Kassen ist es besonders schwierig, etwas Neues zu beginnen. Dies gilt umso mehr bei der internationalen Jugendarbeit, weil der Aufwand an Zeit und Geld meistens hoch und die Bedeutung dieser Arbeit für Außenstehende nicht auf Anhieb erkennbar ist. Ist diese Arbeit also purer Luxus? Mitnichten. Angesichts von Globalisierung und Europäisierung kommt der internationalen Jugendzusammenarbeit aus Sicht des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sogar eine immer größere Bedeutung zu, und zwar sowohl in pädagogischer, pastoraler als auch in politischer Hinsicht. Denn die internationale Zusammenarbeit von Jugendlichen ist 9 in pädagogischer Hinsicht wertvoll, weil sie jungen Menschen für ihre Persönlichkeitsentwicklung ein ideales Lernfeld bietet, um interkulturelle Kompetenzen zu erwerben – eine Schlüsselqualifikation, die junge Menschen benötigen, um sich in einer immer multinationaler werdenden Umwelt auch künftig noch zurecht zu finden. 9 in pastoraler Hinsicht sinnvoll, weil junge Menschen in der internationalen Begegnung einerseits Kirche in ihrer ganzen Vielfalt und Breite erleben, durch den „Austausch der Gaben“ eine spirituelle Bereicherung erfahren und dadurch wichtige Impulse für die eigene Lebensgestaltung und Glaubenspraxis gewinnen können. Weltoffenheit und christliche Gastfreundschaft wird zudem auf lebendigem Wege vermittelt. Andererseits bildet der Glaube ein verbindendes Element für das gemeinsame Handeln von jungen Christen bei ihrer gemeinsamen Verantwortung für die Gestaltung der Welt und die Bewahrung der Menschenwürde und des Friedens. 9 in politischer Hinsicht notwendig, um christlichen Wertvorstellungen in unseren Gesellschaften auch in Zukunft Geltung zu verschaffen. Dazu gehört das Engagement für weltweite Gerechtigkeit, die Solidarität mit den Not Leidenden, der Einsatz für Partizipation und Menschenrechte sowie für ein Miteinander der Menschen, das Benachteiligung und Diskriminierung überwindet. Internationale Jugendarbeit leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Konflikt- und Gewaltprävention. Diese politischen, pädagogischen und spirituellen Aspekte werden in der konkreten Arbeit der katholischen Jugendverbände vor Ort in zahlreicher und vielfältiger Weise in Gruppenstunden und Projekten vermittelt. Darüber hinaus gehören einige Mitgliedsverbände des BDKJ internationalen katholischen Zusammenschlüssen an, die eine kontinuierliche Zusammenarbeit der Jugend auf europäischer und Weltebene ermöglichen. 55 Argumente für mehr Zusammenarbeit mit MOE/SOE! Der EU-Beitritt von acht ostmitteleuropäischen Staaten im Mai 2004 und zwei weiteren im Januar 2007 markiert das Ende einer jahrzehntelangen Spaltung des europäischen Kontinents in Ost und West. Für mehr Austausch und Zusammenarbeit innerhalb Europas und insbesondere mit Mittel-, Ost- und Südosteuropa sprechen daher folgende Gründe: Europäische Bürgergesellschaft von unten gestalten und die Ost-West-Spaltung in den Köpfen überwinden Europa wächst politisch und wirtschaftlich immer mehr zusammen, doch wo bleiben seine Bürger? Damit Europa nicht nur von Politikern oder Wirtschaftsführern gestaltet wird, sondern ein Europa der Bürger wird, müssen die Menschen in Europa mehr voneinander wissen, sich kennen lernen und sich begegnen. Der Aufbau einer europäischen Zivil- und Bürgergesellschaft ist dabei nur von unten möglich – zwischen Pfarrgemeinden, Jugendgruppen und Vereinen. Es kommt darauf an, dass Ost und West in den Köpfen der Menschen zusammenwachsen. Der Austausch zwischen Ost und West darf sich nicht auf die Länder der EU beschränken, wenn es keine erneute Teilung Europas geben soll. 9 Ost-West-Erfahrungen in der kirchlichen Jugendarbeit austauschen Es werden innerhalb der EU immer mehr Fragen, die unser Alltagsleben betreffen, auf europäischer Ebene beraten und entschieden. Dies gilt auch für den Jugendbereich. Kirchliche Jugendarbeit darf nicht abseits stehen bleiben, wenn die katholische Jugend in Europa politisch Gewicht haben soll. Daher muss sich die Jugendpastoral auf den verschiedenen Feldern, auf denen sie tätig ist (z.B. Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit, Jugendbildung usw.), stärker vernetzen und inhaltlich austauschen – und zwar in Ost und West. 9 Versöhnung und Verständigung: Aus der Geschichte lernen Die Schaffung von Frieden, Freiheit und Wohlstand gehörten nach dem Zweiten Weltkrieg zu den wesentlichen Leitideen des europäischen Integrationsprozesses. Die Kenntnis und Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte sind auch weiterhin eine wichtige Voraussetzung für die Annäherung und Verständigung zwischen den Menschen in Europa. Das Wissen um die Verbrechen des Nationalsozialismus in den Ländern Mittelund Osteuropas gehört hierzu ebenso wie die inhaltliche Auseinandersetzung mit den „friedlichen Revolutionen von 1989“ in den Ländern Mittel- und Osteuropas und der Einsatz der dort lebenden Menschen für Freiheit und Demokratie. Das Lernen aus der Geschichte ist somit eine wichtige Aufgabe in der Zusammenarbeit mit den MOE-Ländern. 9 Gemeinsam Verantwortung für die Eine Welt übernehmen Die Europäer haben auch Verantwortung für Frieden und Gerechtigkeit in anderen Teilen der Welt. Auch wenn die MOE-Länder nicht über den wirtschaftlichen Reichtum Deutschlands verfügen, nehmen auch dort Menschen aus ihrem Glauben heraus ihre Mitverantwortung für die Gestaltung der Welt aktiv wahr und sind an einem Austausch und einer engen inhaltlichen Zusammenarbeit interessiert. Das Engagement für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt bietet sich daher für eine künftige Ost-West-Zusammenarbeit von Jugendgruppen an. Ziel einer verstärkten Zusammenarbeit in Europa muss es sein, als katholische Jugend die Jugend-, Entwicklungs- und Europapolitik gemeinsam zu beeinflussen und an einer zukunftsfähigen, gerechten und friedvollen Gesellschaft mitzuwirken. 9 56 SPIELEND EUROPAS OSTEN BESSER KENNEN LERNEN DAMIT BEGEGNUNG Claudia Gawrich stellt GELINGT! Spiele und Methoden zum interkulturellen Lernen vor Auf den nächsten Seiten stellt Spiele und Methoden zur Planung und Durchführung von internationalen Jugendbegegnungen vor. Diese Spiele sind entsprechend der Phasen von Jugendbegegnungen geordnet und erleichtern die Vorbereitung, das Kennenlernen, die inhaltliche Auseinandersetzung mit einem Thema und die Reflexion. regt dazu an, internationale Jugendbegegnungen methodisch abwechslungsreich zu gestalten und so das interkulturelle Lernen zu fördern. Viel Spaß mit diesen Vorschlägen! BALD GEHT’S LOS … Die Vorbereitung Ziel: Zeit: Material: Vorbereitung auf Thema, Partnergruppe und Gastland 1 bis 2 Vorbereitungstreffen/Gruppenstunden diverses Von großer Bedeutung ist die Vorbereitung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die internationale Jugendbegegnung. Neben der Beschäftigung mit dem Thema der Begegnung und der Erarbeitung von landeskundlichen Kenntnissen ist es besonders wichtig, bei den Jugendlichen Neugier auf die Teilnehmer aus anderen Ländern und ihren kulturellen Hintergrund zu wecken. Dies kann mit verschiedenen Methoden der interkulturellen Sensibilisierung geschehen, wie sie auf den folgenden Seiten beschrieben werden. Grundsätzlich ist es erfolgversprechender, von den Erfahrungen und Interessen der Jugendlichen auszugehen und sie auf dieser Grundlage eigene Fragestellungen oder inhaltliche Inputs entwickeln zu lassen. Denn wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Gefühl bekommen, dass sie das Programm mitgestalten können, sind sie eher bereit, selbst Verantwortung zu übernehmen. So können Erwartungen und Wünsche abgefragt werden oder einzelne Programmteile vorab von den Jugendlichen selbst konzipiert werden. 57 SPIELEND EUROPAS OSTEN KENNEN LERNEN Sinnvoll ist es, wenn die Jugendlichen überlegen, wie sie für Teilnehmer aus anderen Ländern ihre eigene Lebenssituation darstellen möchten. Was ist besonders charakteristisch für die Stadt oder Region, aus der die Gruppe kommt? Was prägt das eigene Leben derzeit besonders? Dazu können Rollenspiele oder Lieder vorbereitet werden. Familienfotos oder ein Bildband von der Stadt, in der man lebt, verdeutlichen die eigene Lebenssituation und lokale Spezialitäten vermitteln einen Eindruck von der Kultur eines Landes. ZU BEGINN – AM ANFANG DER BEGEGNUNG Wo sind wir? »Haus-Spiel« Ziel: Zeit: Material: Kennenlernen des Begegnungsortes (Haus und Umgebung) 1,5 bis 2 Stunden Papier, Stifte, vorbereitete Fragen und Aufgaben, weitere Materialien je nach Aufgabenstellung Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen die Möglichkeit haben, sich mit dem Haus und der Umgebung, in der sie einige Tage verbringen werden, vertraut zu machen. Ein Haus-Spiel erleichtert die Orientierung. Das Leitungsteam bereitet dazu im ganzen Haus verschiedene Stationen mit Fragen und Aufgaben vor, die in Kleingruppen gelöst werden. Bei der Fragestellung sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Vor allem interaktive Aufgaben wie Suchaufgaben, Liedtexte dichten oder Geschichten erzählen tragen dazu bei, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer miteinander ins Gespräch kommen und erste Kontakte knüpfen. Zum Schluss können die Lieder, Bilder und Gedichte in der ganzen Gruppe präsentiert werden. Die Gruppe mit dem besten Ergebnis erhält einen Preis. Ein paar Beispielfragen: 9 Wieviele Fensterrahmen seht ihr auf dem Weg zur nächsten Station? 9 Erzählt eine Geschichte weiter, die mit „Glücklicherweise bekam er…“ beginnt. 9 Zeichnet das Portrait eines Mitgliedes Eurer Gruppe. Wir stellen uns vor. »Ping-Pong« Ziel: Zeit: Material: Kennenlernen der Namen 5 bis 10 Minuten nicht erforderlich Foto: Aktion West-Ost/BDKJ 58 METHODEN ZUM INTERKULTURELLEN LERNEN Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sitzen im Kreis, einer steht in der Mitte. Jeder merkt sich den Namen seines rechten und linken Nachbarn. Der Teilnehmer aus der Mitte wendet sich an einen Jugendlichen: Wenn er „Ping“ sagt, muss der Name des linken Nachbarn genannt werden; bei „Pong“ der Name des rechten Nachbarn. Reagiert jemand nicht schnell genug, muss er selbst in die Mitte gehen. Bei „Ping-Pong“ wechseln alle ihren Platz und das Spiel beginnt von vorn. »Vier-Ecken-Spiel« Ziel: Zeit: Material: Hintergrund und Erwartungen der TeilnehmerInnen kennen lernen ca. 25 Minuten Fragen, Blätter mit den Antwortmöglichkeiten Das Leitungsteam bereitet Fragen zu Herkunftsort, Vorlieben, Familie, Beruf etc. vor. Die Teilnehmer gruppieren sich entsprechend der Antworten jeweils in einer Ecke. So können Hintergrund, Motivation und Interessen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen – für alle sichtbar – abgelesen werden. Ein paar Beispielfragen: 9 Was ist meine Lieblingsfarbe? 9 Welches Tier wäre ich gerne? 9 Woher komme ich? 9 Wie oft war ich bereits im Ausland? 9 Was interessiert mich an dem Treffen? rot, blau, gelb, grün Adler, Bär, Elefant, Kamel Nord-, Süd,- Ost-, Westeuropa 0, 1–4, 5–10, mehr als 10x z.B. Leute, Thema, Ort, Begegnung »Europa im Duett« Ziel: Zeit: Material: Intensiveres Kennenlernen der TeilnehmerInnen, Einstieg zu Europa ca. 30 Minuten nicht erforderlich Die TeilnehmerInnen sitzen im Kreis und ordnen sich in Zweiergruppen zu. Sie erhalten einen Bogen mit Fragen, die etwas mit ihrem Lebenslauf, ihren Hobbys, ihrer Motivation an der Jugendbegegnung teilzunehmen aber auch mit Ost- und West-Europa zu tun haben. Ein paar Beispielfragen: 9 Wie heißt Du? 9 Aus welchem Land kommst Du? 9 Welche europäischen Länder hast Du schon einmal bereist? 9 Fühlst Du Dich als Europäer oder Europäerin? 9 Was erwartest Du von dieser Begegnung? Die Teilnehmer interviewen sich gegenseitig, wobei jeder dafür etwa zehn Minuten Zeit hat. Im Anschluss daran kommen alle wieder zusammen und jeder stellt seinen Gesprächspartner im Plenum vor. Dies sollte jedoch nur bei kleineren Gruppen geschehen, da die Vorstellung in großen Gruppen zu viel Zeit in Anspruch nimmt. 59 SPIELEND EUROPAS OSTEN KENNEN LERNEN Kontakt und Bewegung Ziel: Zeit: Material: Kontakt, Bewegung und Spaß, „energizer“ ca. 10 bis 15 Minuten nicht erforderlich Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen stehen im Kreis. Sie schließen die Augen, heben die Arme und gehen mit erhobenen Händen nach vorne. Dabei versuchen sie, die Hände von jemand anderem zu ergreifen. Wenn dies geschehen ist, öffnen alle die Augen, schauen sich um und versuchen das entstandene Knäuel zu entwirren. Dabei müssen alle die Möglichkeiten nutzen, die sich ihnen selbst bieten, aber auch mit anderen kooperieren. Im Normalfall gelingt es, zu einem Kreis zurückzukommen, in dem sich alle an den Händen halten und gegenüberstehen. Das Spiel ist sehr dynamisch und macht viel Spaß. »Adler, Giraffe, Elefant« Ziel: Zeit: Material: Kontakt, Bewegung und Spaß, „energizer“ 15 bis 20 Minuten nicht erforderlich Alle stehen in einem Kreis. Ein Teilnehmer ist in der Mitte und erzählt, dass die Gruppe nun einen Ausflug in den Zoo unternimmt. Der Zoowärter – die Person in der Kreismitte – besucht die Tiere. Er zeigt mit dem Finger auf einen Jugendlichen und ruft einen der drei Tiernamen: „Adler“, „Giraffe“ oder „Elefant“. Wird „Adler!“ gerufen, so schaut derjenige, auf den gezeigt wird, starr in die Runde und bewegt seinen Kopf nach links und rechts. Der linke und der rechte Nachbar vervollständigen das Bild und stellen jeweils mit einem Arm eine Schwinge dar. Wird „Giraffe!“ gerufen, streckt derjenige, auf den gezeigt wird, sich in die Höhe und simuliert mit erhobenen Händen einen Giraffenkopf. Die Nachbarn stellen sich breitbeinig dahinter und bilden so die Beine der Giraffe. Wird „Elefant!“ gerufen, simuliert derjenige, auf den gezeigt wird, mit beiden Armen einen Rüssel und die Nachbarn stellen mit ihren zum Kreis geformten Armen die Ohren des Elefanten dar. Wer eine falsche Haltung einnimmt oder zu langsam reagiert, löst die Person in der Mitte ab. Sprache »Gemeinsame Sprachwurzeln entdecken« Ziel: Zeit: Material: 60 Sprachen spielerisch kennen lernen ca. 20 Minuten Papier, Stifte Foto: INVIA »Gordischer Knoten« METHODEN ZUM INTERKULTURELLEN LERNEN Mit dem Spiel können Gemeinsamkeiten in verschiedenen Sprachen entdeckt werden. Die Jugendlichen sammeln in sprachlich gemischten Kleingruppen Wörter, die in der eigenen und der Sprache ihrer Partnergruppe/n ähnlich sind. Hier ein paar Beispiele aus dem deutsch-polnischen Kontext: Bürgermeister – burmistrz oder Rathaus – ratusz. Die Sammlungen werden in der Großgruppe vorgestellt. Auf dieser Grundlage können historische Gemeinsamkeiten und Unterschiede besprochen werden: Wieso gibt es ähnliche Wörter in beiden Sprachen? Was sind die Hintergründe dafür? »Die Sprache der anderen lernen« Ziel: Zeit: Material: Sprachen spielerisch kennen lernen ca. 25 Minuten nicht erforderlich In sprachlich gemischten Kleingruppen bringen sich die Jugendlichen gegenseitig Begrüßungen, Sätze, Gedicht- oder Liedstrophen bei. Anschließend werden diese im Plenum vorgetragen. Wer die neue Sprache am besten gelernt hat, wird belohnt. »Schiffe versenken international« Ziel: Zeit: Material: Sprachen spielerisch kennen lernen ca. 30 bis 45 Minuten Papier, Stifte Mit dem Spiel „Schiffe versenken“ können Jugendliche das Alphabet und die Zahlen anderer Sprachen lernen. Dazu tun sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in sprachlich gemischten Zweiergruppen zusammen. Jeder bringt dem Partner das Alphabet und die Zahlen der eigenen Sprache bei. Dann wird „Schiffe versenken“ gespielt, indem jeder in der Fremdsprache Buchstaben und Zahlen benennt. Weitere Tipps zur Sprachanimation: www.dpjw.org und www.tandem-org.de und www.dija.de ZUR SACHE: FRAGEN – THEMEN – DISKUSSIONEN »Bist Du Europäer/Europäerin?« © www.jugendfuereuropa.de/fortbildung/methodenbox Ziel: Zeit: Material: Stimmungsbild der TeilnehmerInnen zu ihrer Europa-Einstellung 10 bis 15 Minuten Papier, Stifte Dieses Spiel eignet sich als Hinführung zum Europa-Thema am Beginn einer Veranstaltung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden dazu angeregt, über ihre persönliche Einstellung zu Europa nachzudenken. Zuerst wird die Frage gestellt: „Siehst Du Dich als Europäer/Europäerin?“ Wer diese Frage mit „Ja“ beantworten möchte, steht auf, wer „Nein“ sagen will, bleibt sitzen. Im sich anschließenden Gespräch sollten die Jugendlichen ihre 61 SPIELEND EUROPAS OSTEN KENNEN LERNEN Position kurz begründen. Auf dieser Grundlage können Fragen nach der geographischen Größe Europas oder nach den Kriterien für die Zugehörigkeit zu Europa diskutiert werden. Zum Schluss einer Begegnung kann die gleiche Frage noch einmal gestellt und die Ergebnisse beider Stimmungbilder miteinander verglichen werden. »Europa zeichnen« Ziel: Zeit: Material: Europas Geographie kennen lernen 30 bis 40 Minuten Papier (A3 oder größer), Stifte Die TeilnehmerInnen malen in kleinen Gruppen die Länder West- und Osteuropas auf ein großes Blatt Papier. Anschließend werden die Karten aufgehängt und alle klären gemeinsam, ob alle Länder vorhanden sind, in Umriss und Größe richtig gezeichnet und angeordnet wurden. Daran wird deutlich, welche Länder stark im Bewusstsein der Teilnehmer oder vergessen sind oder welche Länder eine größere Bedeutung haben als andere. Weitergehend können Fragen nach den Grenzen Europas oder danach, welche Länder zu Mittel-, Ost- oder Südosteuropa gehören, besprochen werden. »Um die Wette puzzeln« Ziel: Zeit: Material: Europas Geographie kennen lernen 20 Minuten Europa-Puzzle, Stoppuhr Auf den Seiten 40/41 dieses Heftes findet Ihr eine grobe Kartenskizze von Europas Osten. Ihr könnt Euch aber auch bei Renovabis eine farbige A3-LANDKARTE von Mittel- und Osteuropa anfordern: Bestell-Nr. 7 424 06 kostenlos Von der Karte gibt es außerdem ein PUZZLE (108 Teile, 270 x 370 mm), Bestell-Nr. 8 912 07 Preis 2,50 € Telefon 0241/479 86 200 info@eine-welt-mvg.de Bildet Kleingruppen von bis zu sechs Personen, die ein Europa-Puzzle gemeinsam zusammensetzen sollen. Die Gruppen puzzeln um die Wette, wobei die Zeit gestoppt wird. Anschließend können noch Fragen zur Karte gestellt werden: z.B. „Wie heißt die Hauptstadt von Moldova?“ Die Gruppe, die am schnellsten antwortet, gewinnt. »Osteuropa-Quiz« Ziel: Zeit: Material: Vermittlung von Informationen über Europa 30 bis 60 Minuten Fragebögen, Papier, Stifte Das Leitungsteam bereitet Fragebögen und zu jeder Frage mehrere Antwortmöglichkeiten vor. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen bilden mehrere Gruppen, die gegeneinander antreten. Das Leitungsteam liest die Fragen laut vor, die Gruppen müssen sich für eine Antwort entscheiden. Für jede richtige Antwort erhalten sie einen Punkt. 62 METHODEN ZUM INTERKULTURELLEN LERNEN Ein paar Beispielfragen: 9 Durch welche Länder fließt die Donau nicht? Rumänien, Kroatien / Tschechien 9 Zu welchem Land gehört Kaliningrad? Russland / Polen, Litauen 9 In welchem osteuropäischen Land herrschte zur Zeit des Kommunismus Polen, Ungarn / Albanien offizielles Religionsverbot? »Kaffeefahrt« © www.jugendfuereuropa.de/fortbildung/methodenbox Ziel: Zeit: Material: kreative Annäherung an das Thema Europa 30 bis 40 Minuten Papier, Stifte, evt. Bastelmaterialien, Verkleidung Die Stühle im Raum werden wie in einem Reisebus angeordnet. Dann bilden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Kleingruppen, die eine Präsentation zu Europa erstellen und dabei Europa wie bei einer Werbeveranstaltung auf einer Kaffeefahrt verkaufen sollen. Die Jugendlichen überlegen zunächst, was ihnen an West- und Ost-Europa besonders interessant oder wissenswert erscheint. Auf dieser Grundlage entwickeln sie eine Präsentation, die sie den „Busreisenden“ vorführen. Schließlich wird besprochen, was die Vorführungen über Europa aussagen, welche Unterschiede es bei den Präsentationen gab etc. »Die Presse in Ost und West« Ziel: Zeit: Material: Vergleich der Aufbereitung von Themen in verschiedenen Ländern 1 bis 2 Stunden aktuelle Zeitungen aus den verschiedenen Ländern, Papier, Stifte Die TeilnehmerInnen sollen aus ihrem Land aktuelle Zeitungen und Zeitschriften mitbringen. In Kleingruppen kann verglichen werden, welche Themen in den Zeitungen beschrieben werden und in welcher Form dies geschieht. Die Kleingruppen diskutieren, welchen Stellenwert die Themen in den Ländern haben und welche Hintergründe dies hat. Abschließend werden die Ergebnisse im Plenum vorgestellt und verglichen. »Reportagen selber machen« (Radio, Film, Zeitung) Ziel: Zeit: Material: Themen erarbeiten und als Reportage darstellen 1 bis mehrere Tage Studio oder Redaktion mit technischer Ausrüstung, Papier, Stifte Foto: Thomas Schumann Das gemeinsame Erarbeiten einer Reportage und ihre technische Umsetzung als Radiosendung, als Film oder als Zeitungsartikel ermöglicht die intensive Auseinandersetzung mit einem Thema und fördert den gruppendynamischen Prozess. Die Reportage wird am besten mit professioneller Unterstützung durch Zeitungs-, Radio- oder Fernseh-Journalisten erstellt. Zu Beginn sollte die Entscheidung für ein Thema sowie die Entwicklung eines Ablaufplanes stehen. In der Umsetzung lernen die Jugendlichen, wie man Themen recherchiert und Interviews führt, wie sich Redaktionsarbeit gestaltet, wie eine Moderation abläuft und wie die Technik zu bedienen ist. Am Schluss des Projektes kann das Ergebnis in einem lokalen Radio- oder Fernsehsender oder einer Zeitung publiziert werden. 63 SPIELEND EUROPAS OSTEN KENNEN LERNEN Ziel: Zeit: Material: Erstellung von Skulpturen, Bildern etc. mindestens ab 3 Stunden Werkzeug, Materialien wie Farbe, Leinwand, Ytong-Steine, o.ä. Malen, Bildhauerei, Töpfern, die Arbeit mit Ytong- und Specksteinen oder andere künstlerische Ausdrucksformen ermöglichen eine kreative Annäherung an ein Thema. Dabei können die Jugendlichen vielfältige Talente entfalten und sind nicht unbedingt auf die sprachliche Verständigung angewiesen. Sie erstellen – eventuell unter Anleitung eines Künstlers – unterschiedliche Kunstwerke. Dies kann unter ein Motto gestellt werden „Wie sieht mein persönliches Europa-Symbol aus?" oder „Was bedeutet europäische Kultur für mich?“ Die fertigen Kunstwerke können abschließend in einer Ausstellung gezeigt werden »Die Bretter, die die Welt bedeuten« – (improvisiertes) Theater spielen © Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar www.ejbweimar.de Ziel: Zeit: Material: Theaterstücke entwickeln, einstudieren und aufführen 1 bis 2 Tage oder länger Kleidung, Kulissenmaterialien Das Theaterspiel bietet die Möglichkeit, ganzheitlich mit Körper, Stimme und allen Sinnen zu arbeiten. Wenn es als kulturpädagogische Methode eingesetzt wird, sollen nicht bloß vorhandene Stücke nachgespielt und Texte auswendig gelernt werden. Vielmehr geht es darum, Fragestellungen, die Jugendliche in ihrem Leben berühren, aufzugreifen und in ein Stück umzusetzen. Die Themenpalette kann sehr breit sein: Kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten, Rechtsextremismus, Minderheiten, Ausgrenzung, Liebe, Gewalt oder auch „Europa wächst zusammen – aber wie?“. Es geht darum, sich ganzheitlich einem Thema anzunähern und mit kreativen Mitteln Antworten zu finden oder Positionen zu entwickeln. Zum Abschluss eines Theaterworkshops kann Foto: Thomas Schumann das fertige Stück auf der Bühne oder als Straßentheater aufgeführt werden. »Planspiel« Ziel: Zeit: Material: Vermittlung von politischen Entscheidungsprozessen 1 bis 2 Tage oder länger diverses Handlungsorientierte Planspiele simulieren politische Planungs-, Verhandlungs- und Entscheidungsprozesse. Sie ermöglichen einen erfahrungssorientierten Zugang zu komplexen Themenfeldern wie etwa „Europa in der Krise“, „Europa neu gestalten“ oder „Konflikt- 64 Foto: Thomas Schumann »Kunst und Kultur« METHODEN ZUM INTERKULTURELLEN LERNEN lösung für einen Bürgerkrieg“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer übernehmen die Rollen von Entscheidungsträgern, entwickeln Positionen und Argumente und versuchen, diese in den Verhandlungen angemessen zu vertreten. Dabei werden die soziale und kommunikative Kompetenz der Teilnehmer geschult, ihre Kreativität gefördert und Erfolgserlebnisse vermittelt. Weil die Anleitungen für Planspiele vergleichsweise umfangreich sind, wird hier auf weiterführende Literatur verwiesen: Planspiel: Europa neu gestalten, © Stefan Rappenglück, Centrum für angewandte Politikwissenschaften, Zu Planspielmethode: Centrum für angewandte Politikwissenschaften, „Forschungsgruppe Jugend und Europa“; www.fgje.de »Zeitzeugen-Gespräche« Ziel: Zeit: Material: Geschichte authentisch erfahren 2 bis 4 Stunden thematisch, Fragen vorbereiten Zeitzeugen-Gespräche bieten auf sehr einFoto: Ulrich Pfeuffer drucksvolle Art und Weise die Möglichkeit, sich mit historischen Themen möglichst authentisch auseinander zu setzen. Sie müssen jedoch gut vorbereitet werden. Die Jugendlichen sollten sich im Vorfeld intensiv mit der Thematik auseinandersetzen und Informationen über die historische Situation, von der die Zeitzeugen berichten, gesammelt haben. Vor dem Gespräch werden Fragen, die die Teilnehmer und Teilnehmerinnen besonders interessieren, zusammentragen. Ebenso sollten sie dafür sensibilisiert sein, dass die Gespräche für die Zeitzeugen nicht immer einfach sind, da diese sich oft an leidvolle Erfahrungen erinnern. Literatur: „Fragt uns, wir sind die letzten“ – 70-seitige Broschüre mit Beschreibungen von Überlebenden der Konzentrationslager in Texten und Bildern, Hg.: Maximilian-Kolbe-Werk, Freiburg; info@Maximilian-Kolbe-Werk.de »Besuch von Lernorten wie Museum, Gedenkstätte, Soziale Einrichtung oder Parlament« Ziel: Zeit: Material: Fach-Informationen als Impulse für die Gruppenarbeit sammeln 2 bis 4 Stunden Fragen zum Thema vorbereiten Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen kann durch den Besuch unterschiedlicher Lernorte unterstützt werden. Ein Museums- oder Gedenkstättenbesuch stellt intensivere Bezüge zu einem Thema her als bloße Zeitlungslektüre oder Diskussion. Dies gilt ebenso für Sozial- oder Umwelteinrichtungen, Parlamente oder Redaktionen. Die Gespräche mit Vertretern der Institutionen vermitteln Informationen aus erster Hand, die für die thematische Arbeit einer Gruppe wertvolle Impulse geben können. 65 SPIELEND EUROPAS OSTEN KENNEN LERNEN »Auf Europas Spuren« © www.jugendfuereuropa.de/fortbildung/methodenbox Ziel: Zeit: Material: Erkundung kultureller und historischer Einflüsse am Begegnungsort 3 bis 4 Stunden Papier, Stifte, Flip-Charts, Kameras, evt. Videokamera, Kassettenrekorder, ggf. Material zur Gestaltung einer Dokumentation oder Ausstellung In Gruppen mit maximal sechs Personen überlegen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, welche ost- und westeuropäischen Spuren sich an ihrem Begegnungsort finden lassen. Dies können etwa in Tschechien Erinnerungen an die deutsche Bevölkerung oder im Ruhrgebiet Hinweise auf polnische Einwanderer sein. Die Gruppe soll sich überlegen, an welchen Stellen sie nach europäischen Spuren suchen kann: Gebäude und Denkmäler, Restaurants und Kneipen, Musik (Straßenmusiker, Musik an öffentlichen Plätzen), Medien (fremdsprachige Zeitungen, Fernsehen), Sprache (fremdsprachige Wörter). Im nächsten Schritt untersucht die Gruppe etwa zwei Stunden lang den Begegnungsort auf europäische Spuren. Dann kommen alle wieder zusammen, um ihre Ergebnisse zu präsentieren und zu erläutern. Eventuell kann eine Ausstellung der Spuren entwickelt werden, die im Ort gezeigt wird. Im Anschluss an die Präsentation sollten die Ergebnisse diskutiert werden. Ein paar Beispielfragen: 9 Was hat Euch überrascht oder besonders beeindruckt? 9 Konntet Ihr dabei gewisse Trends entdecken? 9 Gab es nur Spuren aus europäischen Ländern oder auch welche aus nichteuropäischen Ländern? 9 Was bedeutet es, dass es soviele Spuren aus anderen Ländern und Kulturen in unserer Umgebung gibt? ZUM SCHLUSS – AUSWERTUNG UND REFLEXION »Blitzlicht« Ziel: Zeit: Material: Reflexion von Veranstaltungsteilen oder des gesamten Seminars 10 bis 20 Minuten nicht erforderlich Alle TeilnehmerInnen benennen reihum, was ihnen besonders gut gefallen hat oder was sie weniger gut fanden. Die Statements werden nicht kommentiert. »Wir stellen uns« Ziel: Zeit: Material: Reflexion von Veranstaltungsteilen oder des gesamten Seminars 20 Minuten nicht erforderlich Weitere Links: www.ikkompetenz.thueringen.de/ www.jugendfuereuropa.de/fortbildung/methodenbox 66 METHODEN ZUM INTERKULTURELLEN LERNEN Diese Methode kann nach einzelnen Programmteilen oder zum Abschluss einer Begegnung durchgeführt werden. Dabei stellen sich alle TeilnehmerInnen im Raum auf. Jeder macht ein Statement wie z.B. „Das Zeitzeugengespräch war sehr eindrucksvoll.“ oder „Die Stadtrallye hat großen Spaß gemacht.“ Dabei stellt sich jeder, der damit einverstanden ist in die Nähe der Person. Alle, die die Aussage ablehnen, bleiben weiter entfernt. Daraus ergibt sich ein aktuelles Meinungsbild. Variation: Alle stellen sich – unkommentiert – entsprechend ihrer tatsächlichen Beziehungen zu den anderen Gruppenmitliedern auf. So lassen sich – für alle sichtbar – gruppendynamische Entwicklungen verfolgen. Ziel: Zeit: Material: Foto: Thomas Schumann »Kurven zeichnen« Reflexion zur Zufriedenheit der Teilnehmer 20 Minuten vorbereitetes Plakat mit Koordinaten, Stifte Auf einem Plakat ist ein Koordinatensystem in Form eines Kreuzes eingezeichnet. Auf der Horizontalen werden die einzelnen Teile des Programms benannt. Auf der Vertikalen sind Noten von –3 bis +3 notiert. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer benoten jeden Programmpunkt einzeln danach, wie er ihnen gefallen hat. Somit ergibt sich für jeden einzeln eine Bewertungskurve, aber ebenso ein Gesamt-Meinungsbild. Abschließend schauen sich alle die Kurve gemeinsam an und besprechen die Wertungen – insbesondere dann, wenn die Kurven an einer Stelle sehr weit ausschlagen oder auseinanderlaufen. »Obsternte« © www.dija.de: dort Modul „Interkulturelles Lernen" anklicken Ziel: Zeit: Material: Reflexion zu Zufriedenheit und Lernergebnissen 20 bis 30 Minuten großes Papier, Stifte, farbige Pappkarten Auf dem Papier ist ein großer Baum eingezeichnet. Ebenso kann die Reflexion auch an einer Zimmerpflanze oder einem Baum auf dem Gelände durchgeführt werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten verschiedenfarbige Karten. Rote Karten symbolisieren die „reifen Früchte“, das heißt die Erkenntnisse und positiven Erfahrungen, die jeder von der Begegnung mitnimmt. Die grünen Karten stellen die „Knospen“ dar. Hier notieren alle Wünsche und Erwartungen, die noch offengeblieben sind. Auf den braunen Karten, dem „Fallobst“, werden die Dinge vermerkt, die aus Sicht der Teilnehmer negativ waren und nicht wieder vorkommen sollten. Jeder hängt seine Karten in den Baum, wobei die Früchte oben, die Knospen in die Mitte der Baumkrone und das Fallobst am Boden angeordnet werden. Die Karten werden vorgelesen und – falls notwendig – erläutert. Weitere Hinweise: www.ikkompetenz.thueringen.de/Fremdheitserfahrung/simulation 67 Em Am 1. Un friede herrscht auf der G H7 Völ kern, Em D7 Em Er de, Kriege und Streit bei den Am Em und Un terdrückung und Fesseln G C E7 Em H7 zwingen so vie le zum A Schweigen! Refr. Friede soll mit euch sein, H7 GOTTESDIENSTBAUSTEINE D D Friede für al D7 le Zeit! G Nicht so, wie ihn die Welt euch gibt, Gott sel ber wird es 2. In jedem Menschen selbst herrschen Unrast und Unruh’ ohn’ Ende, selbst wenn wir ständig versuchen, Friede für alle zu schaffen. Refrain 3. Lass’ uns in deiner Hand finden, was du für alle verheißen, Herr, fülle unser Verlangen, gib’ du uns selber den Frieden. Refrain Text und Musik: Zofia Jasnota (Polen) Polnisches Friedenslied sein. GEBETE UND LIEDER Pfingstnovenen Geistliche Lieder aus Mittel- und Osteuropa Die Tradition des NeunTage-Gebetes zum Heiligen Geist hat die Pfingstaktion Renovabis wiederbelebt. 2005 ist mit dem Titel „Hoffnung und Zukunft ist Gott“ die zehnte Novene erschienen. Papst Johannes Paul II. widmete der deutschen Jugend und der Jugend der Welt darin sein Geleitwort. Autor dieser Novene „auf dem Weg zum Weltjugendtag 2005“ war dessen Generalsekretär, der heutige Kölner Weihbischof Prälat Dr. Heiner Koch. Auch die Renovabis-Novenen anderer Jahre sind empfehlenswert. 2004 hat Benediktinerpater Anselm Grün zum Thema „Heimat finden in Gott“ Gedanken an die Hand gegeben. Bestell-Nummer 1 810 04, 1 810 05, 1 810 07; Tel. 0241/479 86 200, info@eine-welt-mvg.de Liederlinks Lieder aus Deutschland mit Übersetzung in andere Sprachen: Singt dem Herrn alle Völker und Rassen, Nr. 213 Damit aus Fremden Freunde werden, Nr. 250 Komm Herr, segne uns, Nr. 195 Die genannten Lieder stammen aus dem internationalen ökumenischen Liederbuch »Thuma Mina«, das im Strube-Verlag, München, erschienen ist. Sie sind dort in Originalsprache und in deutscher Übertragung abgedruckt. Die angegebenen Nummern beziehen sich auf dieses Liederbuch. Prayerlinks Von der Taizé-Website kann man Lieder runterladen: www.taize.fr/de_rubrique39.html Vater Unser IN VIELEN SPRACHEN DER WELT www.christusrex.org/www1/pater/index.html (ansonsten: www.christusrex.org) Gegrüßet seist du Maria www.udayton.edu/mary/resources/flhm.html 68 Kyrie eleison – Ukraine, Nr. 35 Ciagty niepokój na swiecie – Unfriede herrscht auf der Erde – Polen, Nr. 248 Veri me vsetci vjedineho – Wir glauben all’ an einen Gott – Slowakei, Nr. 96 Nekdo me vede za ruku – Es führt mich eine gute Hand – Tschechien, Nr. 220 Halleluja – Ukraine, Nr. 58 Halleluja – Russland, Nr. 59 Ein anderes Liederbuch heißt „Let’s sing“. Das International Spiritual Songbook haben die Verlage HERDER und Haus Altenberg aus Anlass des Weltjugendtags für die EUREGIO herausgegeben (8,90 €). DRITTER TEIL GEO INFORMATIONEN, KONTAKTE UND LÄNDER-SKIZZEN Albanien, Bulgarien, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Makedonien, Montenegro, Slowenien, Serbien, Rumänien Seiten 69 bis 73 Ungarn, Slowakei, Tschechien, Polen Seiten 74 und 75 Weißrussland/Belarus, Moldova, Russland, Ukraine Seiten 76 bis 78 Estland, Lettland, Litauen Seiten 78 und 79 Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan Seiten 80 bis 82 Armenien, Aserbaidschan, Georgien Seiten 82 und 83 Basisinformationen auch unter www.auswaertiges-amt.de/de/laenderinfos/index_html unter www.odci.gov/cia/publications/factbook unter www.osteuropa-infoseite.de und unter www.renovabis.de/projekte/laenderinfos/shtml Albanien Einwohner Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprache Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend 3,15 Millionen; Fläche 28.748 km2 Tirana (offiziell ca. 500.000 Einwohner, tatsächlich jedoch ca. 1 Mio. Einwohner) Shkodrë, Durres, Elbasan, Gjirokastër Lek (125 Lek entspr. 1 Euro) Albanisch (Shqip) 67% muslimisch, 20% griechisch-orthodox, 13% katholisch rund 95% Albaner, rund 3% Griechen, rund 2% andere, u.a. Makedonier und Roma Ein-Kammer-Parlament (140 Sitze); faktisch 2-ParteienDemokratie (Demokratische Partei, Sozialist. Partei) Problemfelder sind Migration (Binnen- und Außen-), Korruption, mafiose Strukturen in Politik und Wirtschaft, hohe Arbeitslosigkeit (offiziell 14%, tatsächlich jedoch wohl mehr als 30%), geringe Investitionsrate. Altersdurchschnitt 26 Jahre, „jüngste“ Bevölkerung Europas Jugendarbeitslosigkeit keine detaillierten Angaben (allgemeine Arbeitslosigkeit bis zu 38%, regional bis zu 70%) mehr: www.albanien.ch | www.albanian.com/main/ Montenegro Serbien Pult .. Shkodre .. Sape .. Rheshen .. Mittel- Lezhe meer Tirana .. Durres Makedonien Elbasan Fier .. ALBANIEN Vlore .. Gjirokaster Erzdiözese Diözese Apost. Administratur Griechenland © Renovabis grundgelegt von der „Forschungsgruppe Jugend und Europa“ am Centrum für angewandte Politikwissenschaften (CaP) der Ludwig-Maximilian-Universität, München (1999) – neun Länder ; überarbeitet, ergänzt und aktualisiert durch das Referat „Internationale Arbeit und europäische Jugendpolitik“ des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ-Bundesstelle), Düsseldorf, und die Osteuropa-Solidaritätsaktion Renovabis, Freising (2005) MOE-LÄNDER Mittel-, Ost- und Südosteuropa IM KURZPROFIL* ESTLAND FINNLAND e LETTLAND Ostsee RUSSLAND 28 MOE-LÄNDER IM KURZPROFIL LITAUEN RUSS. WEISSRUSSLAND DEUTSCHLAND POLEN TSCHECHIEN UKRAINE SLOWAKEI MOLDOVA UNGARN SLOWENIEN KROATIEN RUMÄNIEN BOSNIEN u. SERBIEN HERZEGOWINA BULGARIEN Schwarzes Meer MAKEDONIEN Rumänien Bulgarien Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend Bulgarien ist seit Januar 2007 Mitglied der EU. knapp 8 Mio Serbien 110.994 km2 BULGARIEN Schwarzes Sofia (ca. 1,1 Mio. Einwohner) Burgas Meer Urbanisierung 71% Sofia Plovdiv Burgas, Vidin, Varna, Stara Zagora, Makedonien Kurdzhali, Ruse, Pleven, Plovdiv Türkei Griechenland Lew; Sprache Bulgarisch rund 85% bulgarisch-orthodox, 12% sunnitisch-muslimisch, 1% schiitisch-muslimisch rund 84% Bulgaren, etwa 10% Türken, rund 5% Roma, 1% Sonstige Ein-Kammer-Parlament (240 Sitze); Parlamentarische Demokratie Mit dem Beitritt zur EU 2007 werden große Hoffnungen verknüpft; Wachstumsimpulse konzentrieren sich auf die Hauptstadtregion Sofia, Entwicklungsdefizite auf dem flachen Land (Infrastruktur, Schulen, medizinische Versorgung); Problemfelder: Migration, Korruption, hohe Arbeitslosigkeit (ca. 30%) © Renovabis ALBANIEN Mit 1,8% Anteil an Heimkindern hat Bulgarien den höchsten Heimkinderanteil Europas; weitere Probleme: Drogenkonsum und hohe Jugendarbeitslosigkeit: 35,6% aller Jugendlichen (das sind 13,6% aller Erwerbstätigen*); allgemeine Arbeitslosenquote: 19%. Als Folge der hohen Arbeitslosigkeit wird ein „Brain Drain“ beobachtet: junge und gut qualifizierte Menschen verlassen das Land und streben nach einem besseren Leben in Westeuropa. mehr: www.botschaft-bulgarien.de Bosnien und Herzegowina Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprache Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend Kroatien ca. 4,1 Millionen 51.129 km2 Banja Luka Sarajevo (rund 383.000 Einwohner) Mostar, Zenica, Tuzla, Bihać, Banja Luka Serbien BOSNIEN u. Konvertible Mark (BAM) 1,95 BAM HERZEGOWINA entspr. 1 Euro Bosnisch, Kroatisch, Serbisch Sarajevo Rund 45% muslimisch, 40% orthodox, gut 10% katholisch rund 48% Bosniaken, 37% Serben, 14% Kroaten Mostar-Duvno MonteMittelmeer Komplizierte Parlaments- und negro Verwaltungsstruktur (Gesamtstaat, 2 EntiTrebinje-Mrkan Erzdiözese täten, Kantone, Kommunen) mit einer Vielzahl von Zuständigkeiten; Republik Diözese unübersichtliche Verwaltungs- und Rechtsstrukturen behindern den Wiederaufbau des Landes und Ansätze zur wirtschaftlichen Entwicklung; Problemfelder: Antagonismen zwischen verschiedenen Verwaltungsstrukturen, ungeklärte rechtliche Zuständigkeiten, mafiöse Strukturen in Politik und Wirtschaft, Migration (insbesondere junge Menschen), hohe Arbeitslosigkeit Jugendarbeitslosigkeit unbekannt – allgemeine Arbeitslosenrate rund 40% In Bosnien hat das Erzbistum Sarajewo mit Unterstützung von Renovabis seit 1994 „Schulen für Europa“ zur Erziehung zu Frieden und Versöhnung etabliert. Dort drücken muslimische Bosniaken, orthodoxe Serben und katholische Kroaten in sechs Zentren mit 14 Schulen gemeinsam die Schulbank. Das Konzept, Vorurteile abzubauen und Respekt voreinander zu erlernen, hat inzwischen im ganzen Land Schule gemacht und wird geachtet. mehr: www.oscebih.org/oscebih_eng.asp 70 * Jugendarbeitslosenquoten 2003 ermittelt vom Institut der Deutschen Wirtschaft, Köln, aus Daten der Europäischen Kommission, von Eurostat und OECD MONTENEGRO © Renovabis ITALIEN GEO MITTEL-, OST- UND SÜDOSTEUROPA Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprache Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend Varaždin Ungarn Slowenien ca. 4,4 Millionen Križevci 56.542 km2 Zagreb Zagreb (rund 690.000 Einwohner) Požega RijekaDjakavo Senj Osijek, Vukovar, Karlovac, Rijeka, Zadar, PorečPula Sibenik, Split, Pula, Dubrovnik Krk Kuna (HRK); 7,27 HRK entspr. 1 Euro KROATIEN Bosnien und Kroatisch, Serbisch, Ungarisch und Herzegowina Italienisch Zadar Adriatisches rund 77% katholisch, 11% orthodox, Šibenik Meer 1% protestantisch, 1% muslimisch, Split-Makarska 5% ohne Bekenntnis, sonstige 5% Hvar ca. 90% Kroaten, ca. 5% Serben, Erzdiözese ca. 1% Bosnier, 4% Sonstige Diözese Dubrovnik Griech.-kath. Eparchie Ein-Kammer-Parlament (Sabor), 152 Abgeordnete, 8 Sitze für ethnische Minderheiten, 4 für Auslandskroaten; Republik Mit der Erreichung europäischer Standards als Voraussetzung zum erhofften EU-Beitritt weitet sich die Schere zwischen Transformationsgewinnern und Verlierern immer mehr. Wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist nach dem Ende des Kosovo-Krieges wieder der Tourismus (hauptsächlich an der Adria-Küste), wohingegen die Industrie immer noch an zu langsamen Privatisierungsbemühungen krankt. Problemfelder: Privatisierung, Migration, Korruption. © Renovabis Kroatien Jugendarbeitslosigkeit unbekannt – allgemeine Arbeitslosenrate gut 15% mehr: www.dzs.hr | http://de.mfa.hr/ Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprache Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend Serbien Bulgarien ca. 2 Millionen 2 Skopje 25.713 km Skopje (rund 444.000 Einwohner) MAKEDONIEN Tetovo, Kumanovo, Prilep, Bitola Denar Prilep Makedonisch, Albanisch und Türkisch Ohrid rund zwei Drittel sind orthodoxe Christen, rund 30% muslimisch Griechenland Albanien rund 64% Makedonier, 25% Albaner, 4% Türken, ca. 3% Sinti und Roma, 2% Serben, 2% Sonstige Ein-Kammer-Parlament mit 120 Sitzen Makedonien war die am wenigsten entwickelte Teilrepublik des ehemaligen Jugoslawiens; der Wegfall der Transferzahlungen aus Belgrad traf den kleinen Balkanstaat drastisch. Nur durch Budgetzuschüsse, die das kleine Land als „Musterknabe“ und durch Wohlverhalten während der Kriege auf dem Balkan erkaufte, konnte die Funktion von Regierung und Verwaltung aufrechterhalten werden. Die drohende Abspaltung albanisch-sprachiger Landesteile konnte durch Zugeständnisse an die albanische Minderheit verhindert werden. Die ehemals in Makedonien existierende Mittelklasse sinkt zunehmend ökonomisch ab. Eine kleine, vielfach in mafiöse Strukturen verwickelte Gruppe profitiert von der derzeitigen Situation. Problemfelder sind mangelnde Absatzmöglichkeiten für landwirtschaftliche Produkte, Korruption, Verwicklung von Politik und Wirtschaft in mafiöse Strukturen. Jugendarbeitslosigkeit unbekannt – allgemeine Arbeitslosenrate rund 32% mehr: www.macedoniaontheweb.com | www.macedonia.info/ 71 © Renovabis Makedonien ESTLAND FINNLAND e LETTLAND Ostsee RUSSLAND 28 MOE-LÄNDER IM KURZPROFIL LITAUEN RUSS. WEISSRUSSLAND DEUTSCHLAND POLEN TSCHECHIEN UKRAINE SLOWAKEI MOLDOVA UNGARN SLOWENIEN KROATIEN RUMÄNIEN BOSNIEN u. SERBIEN HERZEGOWINA BULGARIEN Schwarzes Meer MAKEDONIEN Montenegro Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprache Religion Ethnische Gruppe Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend unabhängig seit 3. Juni 2006 nach Auflösung des Staatenbundes mit Serbien Erzdiözese Diözese Serbien Bosnien und 620.000 Herzegowina 13.812 km2 MONTENEGRO Podgorica (vormals Titograd) 260.000 Einwohner Bar, Niksic, Cetinje (bis 1918 Sitz des Podgorica Königs), Kotor Kotor Euro (seit 1998 war in Montenegro bereits die DM eingeführt worden), ohne Mitglied bei der EuropäiAlbanien Bar schen Zentralbank zu sein. Adriatisches Meer Montenegrinisch (sowohl in kyrillischer als auch lateinischer Schrift), Albanisch, Kroatisch 75% serbisch-orthodox, 15% muslimisch, 3,5% römisch-katholisch 43% Montenegriner, 32% Serben, 13,7% Bosniaken, 7,1% Albaner, 1% Kroaten, Roma und andere Ein-Kammer-Parlament (75 Sitze); Republik Seit der Einführung der DM als Landeswährung und damit Aufgabe des serbischen Dinars (als gemeinsamer Währung des Staatenbundes) hatte sich die wirtschaftliche Entwicklung des Landes in eigenen Bahnen vollzogen. Verlierer der wirtschaftlichen Transformation sind vor allem Rentner und Staatsbedienstete. Lediglich im Tourismus entlang der adriatischen Küste werden Impulse für wirtschaftliches Wachstum gesehen. Problemfelder sind v.a. Korruption, Schwarzmarkt und Mafia. © Renovabis ALBANIEN Jugendarbeitslosigkeit unbekannt – allgemeine Arbeislosenrate rund 22% mehr: www.vlada.cg.yu/eng/mininos | www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/laender/montenegro.html Slowenien Einwohner Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprachen Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend Slowenien ist seit Mai 2004 Mitglied der EU. Österreich Ungarn 1,96 Mio.; Fläche 20.273 km2 Ljubljana (266.000 Einwohner) Maribor, Kranj, Novo Mesto SLOWENIEN Euro Italien Kroatien Slowenisch, Serbisch/Kroatisch, Ljubljana Ungarisch und Italienisch Adriatisches rund 58% katholisch, 4% orthodox, Meer 3% muslimisch, kleine Gruppen ev.-luth., mind. 20% konfessionslos knapp 90% Slowenen, rund 3% Kroaten, rund 2% Serben, rund 5% Sonstige Zwei-Kammer-Parlament (Abgeordnetenhaus 90 Sitze, Nationalrat 40 Sitze); Republik Slowenien ist als einziger aus dem ehemaligen Jugoslawien hervorgegangener Staat bisher Mitglied der EU (seit 1. Mai 2004). Slowenien konnte seine aus Jugoslawien stammende industrielle Infrastruktur den Bedingungen der Marktwirtschaft anpassen und zudem an alte Handelsbeziehungen in die nun unabhängigen Balkanländer anknüpfen und diese ausbauen. Verlierer der Transformation sind insbesondere Rentner, weil der Aufbau neuer Sozialsysteme mit den wirtschaftlichen Veränderungen nicht standhalten konnte. Problemfelder sind ein relativ inflexibler Arbeitsmarkt sowie die schleppende Privatisierung von Betrieben. © Renovabis MONTENEGRO Jugendarbeitslosigkeit 15,9% aller Jugendlichen (das sind 6,5% aller Erwerbstätigen*); allgemeine Arbeitslosenquote: 6%. Lebensgefühl Die Sprache spielt in Slowenien eine wichtige Rolle und trotzdem sprechen die meisten eine Fremdsprache – Englisch, Deutsch oder Italienisch. Nur einige der zahlreichen Freizeitbeschäftigungen: Rudern, Segeln, Windsurfen, Angeln im See oder in Gebirgsflüssen, Kajak- und Kanufahrten, Rafting. • Die katholische Jugendarbeit ist sich im Aufbau. Fast 75% der Klientel entstammt der Arbeiterschicht. Innerhalb der gesamtstaatlichen Plattform MOM (Medškofijski odbor za mladino) organisiert sich Jugendarbeit zusammen mit der slowenischen Bischofskonferenz. SEBASTIAN KRAFT mehr: www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/laender/slowenien.html | www.rkc.si/mom (nur slowenisch) 72 * Jugendarbeitslosenquoten 2003 ermittelt vom Institut der Deutschen Wirtschaft, Köln, aus Daten der Europäischen Kommission, von Eurostat und OECD ITALIEN GEO MITTEL-, OST- UND SÜDOSTEUROPA Ungarn Subotica Serbien Landeswährung Sprache Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend Rumänien Kroatien Novi Sad ca. 9,4 Millionen Zrenjanin 88.361 km2 (zu Djakovo) Belgrad (rund 1,7 Mio. Einwohner) Novi Sad, Niš, Kragujevac, Priština Belgrad (Kosovo – UNMIK) neuer Dinar (90 CSD entspr. 1 Euro) Bor Bosnien und Valjevo Euro in der unter UN-Verwaltung Herzegowina stehenden Provinz Kosovo SERBIEN Serbisch, Albanisch, Ungarisch, Kroatisch, Slowenisch, Makedonisch Niš 85% serbisch-orthodox, 5% römischMontenegro Priština katholisch, 3% muslimisch, 1% protestanBulgaPodgorica Provinz tisch, 6% ohne Angabe rien Kosovo UN-Hoheit Kotor Serben (größte ethnische Gruppe), Albaner Prizren Bar (Kosovo), Ungarn, Kroaten (Vojvodina), Albanien Makedonien Adriatisches Bulgaren, Rumänen, Montenegriner Meer Ein-Kammer-Parlament (Narodna Skupstina), 240 Abgeordnete; Republik Durch die kriegerischen Auseinandersetzungen ist die wirtschaftliche Leistungskraft des Landes auf dem Stand von 1990; Problemfelder sind Korruption, Zusammenarbeit mit dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag, immer noch mafiöse Strukturen in Wirtschaft und Politik, hohe Arbeitslosigkeit und Migration gut ausgebildeter junger Menschen; nicht zuletzt die ungelöste Statusfrage des Kosovo behindert die Integration Serbiens in die internationale Gemeinschaft. © Renovabis Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Erzdiözese Diözese Jugendarbeitslosigkeit unbekannt – allgemeine Arbeitslosenrate rund 22% mehr: www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/laender/serbien.html | www.serbien-und-montenegro.de Ukraine Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprache Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend Iaşi Moldova Ungarn ca. 21,6 Millionen Cluj 2 237.500 km Bukarest (rund 2,1 Mio Einwohner) Constanca, Timişoara, Iaşi Timişoara RUMÄNIEN Leu Rumänisch, (Ungarisch, Deutsch) Bucureşti (Bukarest) 87% orthodox, 6,8% protestantisch, 5,6% katholisch, davon ca. 1% griechischSerbien Schwarzes katholisch (Unierte) Meer Bulgarien rund 89% Rumänen, rund 7% Ungarn, 2,5% Roma, 1,5% andere Ethnien (z.B. Deutsche, Serben, Kroaten, Russen und Türken) Republik Bruttosozialprodukt 2004: 2.730 Euro pro Kopf/Jahr; dies entspricht 58,9 Mrd. Euro. Die Angaben für die Arbeitslosenquote schwanken für 2006 zwischen 8 und 5%, wobei in Rumänien nur die tatsächlich Arbeitssuchenden als Arbeitslose registriert werden. © Renovabis Rumänien Rumänien ist seit Januar 2007 Mitglied der EU. Jugendarbeitslosigkeit 22,21% aller Jugendlichen (das sind 6,6% aller Erwerbstätigen*); allgemeine Arbeitslosenquote: 7%. mehr: www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/laender/rumaenien.html www.siebenbuerger.de | www.fifoost.org/rumaenien.html 73 ESTLAND FINNLAND e LETTLAND Ostsee RUSSLAND 28 MOE-LÄNDER IM KURZPROFIL LITAUEN RUSS. WEISSRUSSLAND DEUTSCHLAND POLEN TSCHECHIEN UKRAINE SLOWAKEI MOLDOVA UNGARN SLOWENIEN KROATIEN RUMÄNIEN BOSNIEN u. SERBIEN HERZEGOWINA ALBANIEN BULGARIEN Schwarzes Meer MAKEDONIEN Slowakei Ungarn Ungarn ist seit Mai 2004 Mitglied der EU. Einwohner Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend Ukraine Österreich 10.047.000, Fläche 93.030 km2 Budapest Budapest (mehr als 1,7 Mio.) Debrecen, Miskolc, Szeged, Pécs UNGARN Forint; Sprache Ungarisch Slowenien rund 65% katholisch, 20% evangelisch-calvinistisch, 5% evangeSerbien Kroatien lisch-lutherisch, rund 7% Sonstige 90% Ungarn/Magyaren, rund 4% Roma, 3% Deutsche, 2% Serben, 1% Sonstige Nationalversammlung, Parlamentarische Republik seit 1989 Bruttosozialprodukt je Einwohner (2005): rund 8.742 Euro pro Kopf/Jahr; dies entspricht rund 87,83 Mrd. Euro. Die Arbeitslosigkeit betrug 2004 knapp 6%. Rumänien Ungarn ist ein echter Geheimtipp! Durch seine reiche, vielfältige Tradition, aber auch durch seine Kaffeehauskultur und Gastfreundlichkeit vermittelt es den Flair der Neuen Welt. – Wegen der Beliebtheit bei Eltern und Schülern gibt es viele kirchliche Privatschulen; mehr als 60% davon sind katholisch. Zu den Jugendproblemen gehören akute Wohnungsnot und steigende Jugendarbeitslosigkeit: 13,1% aller Jugendlichen (das sind 5,8% aller Erwerbstätigen*); allgemeine Arbeitslosenquote: 6%. • Die katholische Jugendarbeit ist klar struktruriert. Es gibt eine Jugendsektion der ungarischen Bischofskonferenz, wo alle Fäden zusammenlaufen und mittlerweile in einigen Diözesen (Szombathely, Szeged, Eger) auch Laien hauptamtlich angestellt sind. In den meisten Diözesen ist die Jugendarbeit priesterorientiert. Konfessionelle Verbände und charismatische Bewegungen bemühen sich um die Jugendlichen. Im Bildungsbereich verfügt die katholische Kirche über ein breites Netz. Außerdem engagiert sich der Katholische Jugend- und Erwachsenenbildungsverband (KIFE), der die Gesellschaftslehre der Kirche vermitteln will. SEBASTIAN KRAFT © Renovabis * Jugendarbeitslosenquoten 2003 ermittelt vom Institut der Deutschen Wirtschaft, Köln, aus Daten der Europäischen Kommission, von Eurostat und OECD MONTENEGRO mehr: www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/laender/ungarn.html | www.ungarische-botschaft.de | www.katolikus.net (ungarisch) Slowakei Einwohner Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprache Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend Die Slowakei ist seit Mai 2004 Mitglied der EU. Polen 5,44 Mio.; Fläche 48.845 km2 Tschechien Bratislava (ca. 430.000 Einw.) Prešov, Kosiče, Nitra Košice Slowakische Krone (37 Kronen Ukraine SLOWAKEI Österentsprechen 1 Euro) Trnava Nitra reich Slowakisch, Ungarisch und Bratislava Tschechisch Ungarn (Pressburg) 68,9% römisch-katholisch, 10,8% protestantisch, 4,1% griech.katholisch, 3,2% andere und 13% konfessionslos 85,8% Slowaken, 9,7% Ungarn, 1,7% Roma, 1% Ruthenen/Ukrainer, 1,8% Sonstige Ein-Kammer-Parlament (150 Sitze), Parlamentarische Republik Starker wirtschaftlicher Schub zwischen 2001–2004, hohe Attraktivität des Standortes u.a. für Automobilhersteller. Durch wirtschaftsliberale Politik jedoch auch vermehrt Verlierer dieser Entwicklung (ca. 15% Arbeitslosigkeit). Starke regionale Unterschiede. Das Zusammenleben mit den Minderheiten verläuft nicht immer ohne Spannungen. © Renovabis ITALIEN Die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen leben noch bei den Eltern. Unternehmer zu werden gehört zum Traumberuf vieler Jugendlicher. Dagegen hat etwa der Beruf des Arztes oder Lehrers bei Jugendlichen bedeutend an Popularität eingebüßt. Hauptprobleme sind – gemäß einer Befragung des Slowakischen Jugendrats aus 2003: Kriminalität, Drogen, Mafia und Jugendarbeitslosigkeit: 32,9% aller Jugendlichen (das sind 17,1% aller Erwerbstätigen*); allgemeine Arbeitslosenquote: 18,5%. • In der Slowakei haben die konfessionellen Jugendorganisationen nach 1990 ihre Tätgikeit wieder aufgenommen; schrittweise entwickelten sich Strukturen heraus. Basis sind Jugendgruppen in den Pfarreien unter der Leitung von Priestern oder älteren Jugendlichen. Die katholische Jugendgemeinsschaft ZKSM (Združenie krest’ankských společenstiev mladeže) hat in Zusammenarbeit mit der slowakischen Bischofskonferenz ein Netzwerk aufgebaut. Die deutsche KJG hat die Kindergruppenarbeit begleitet und den größten Verein „ERKO“ für 11- bis 15-jährige Kinder und Jugendliche mit entwickelt. Außerdem organisieren die Salesianer christliche Jugendarbeit. SEBASTIAN KRAFT 74 mehr: www.slowakei-net.de | www.vlada.gov.sk/english | www.kbs.sk | slowakisch: www.domka.sk (Salesianer) | www.zksm.sk | www.erko.sk GEO MITTEL-, OST- UND SÜDOSTEUROPA Einwohner Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprache Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend Polen Tschechien ist seit Mai 2004 Mitglied der EU. 10,2 Mio.; Fläche 78.866 km2 BÖHMEN Praha Praha/Prag (knapp 1,2 Mio.) Brno (Brünn), Plzeň (Pilsen), Ostrava Plzeň TSCHECHIEN Ostrava (Ostrau) MÄHREN Tschechische Krone (28 Kronen Brno entsprechen ca. 1 Euro) Deutschland Tschechisch Slowakei rund 26,8% katholisch, Österreich 2,1% protestantisch, 3,3% Sonstige, 68% konfessionslos rund 94% Tschechen, 3% Slowaken, knapp 1% Polen, 0,5% Deutsche, 0,3% Roma, 0,2% Ungarn Zwei-Kammer-Parlament bestehend aus Senat (81 Sitze) und Abgeordnetenkammer (200 Sitze), Parlamentarische Republik Eines der wirtschaftlich stabilsten und prosperierendsten Länder in MOE, mit regional stark unterschiedlicher Entwicklung (Prag – Ušti nad Labem). Dennoch ist gerade die Jugendarbeitslosigkeit relativ hoch. Auch bei der Integration von Minderheiten (z.B. Roma) gibt es gewisse Defizite. © Renovabis Tschechien „Ahoj!“ – dieses Wort begegnet einem dort täglich. Es ist allerdings kein Seemannsgruß, sondern heißt einfach: „Hallo!“ und „Tschüs“ auf Tschechisch. Ein Drittel der tschechischen Bevölkerung ist unter 25 Jahren. Typische Probleme sind: Drogenkonsum, Jugendkriminalität und Jugendarbeitslosigkeit: 18,1% aller Jugendlichen (das sind 7,8% aller Erwerbstätigen*); allgemeine Arbeitslosenquote: 7,5%. • Die Jugendarbeit der katholischen Kirche wird als Teil der Arbeit der Tschechischen Bischofskonferenz angesehen. Sie ist personell wie inhaltlich sehr eng mit der charismatischen Fokolar-Bewegung verbunden. Die jungen Gläubigen selbst treffen sich auf Diözesan- oder Landesebene in so genannten Jugendforen, um ihre Ansichten zu zentralen Kirchenfragen zu formulieren und sie mit ihren Bischöfen zu diskutieren. SEBASTIAN KRAFT mehr: www.tschechien-portal.info | www.cirkev.cz | www.tandem-org.de | www.mfa.cz/berlin | http://mladez.cirkev.cz Einwohner Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend Russland Ostsee Polen ist seit Mai 2004 Mitglied der EU. km2 Litauen Gdańsk ca. 36 Mio.; Fläche 312.685 Szczecin Warszawa/Warschau (2,4 Mio.) WeißKraków (Krakau), Lódź (Lodz), Warszawa russland Gdańsk (Danzig), Wrocław (BresDeutschland lau), Poznań (Posen) POLEN Złoty; Sprache Polnisch Lublin mehr als 90% katholisch, 1,4% orthodox, 7,9% Sonstige Tschechien Kraków rund 96,7% Polen, 1,3% Deutsche, Ukraine 0,8% Ukrainer, 0,5% Weißrussen Slowakei Zwei-Kammer-Parlament (Unterhaus Sejm: 460 Abgeordnete; Senat: 100 Senatoren); Parlamentarische Republik Bruttosozialprodukt je Einwohner (2003): rund 4120 Euro pro Kopf/Jahr; dies entspricht rund 160 Mrd. Euro, Polen ist seit Mai 2004 Mitglied der EU Polen hat eine sehr junge Bevölkerung: 28% sind unter 20 Jahre alt! Hautprobleme unter Jugendlichen: Wachsender Drogenkonsum, Jugendarbeitslosigkeit: 41,1% aller Jugendlichen (das sind 19,2% aller Erwerbstätigen*); allgemeine Arbeitslosenquote: 18%. Bessere Perspektiven haben Jugendliche in den vier Metropolen Warschau, Posen, Breslau und Krakau. Generell waren Ende 2001 jedoch in den Städten (44,6%) mehr Jugendliche arbeitslos als auf dem Land (36,8%), große regionale Unterschiede. • Die katholische Jugendarbeit verfügt über sehr wenige nationalen Strukturen; die vielen einzelnen Verbände und geistlich-charismatischen Bewegungen sind eigenständig organisiert und kaum vernetzt. Das Herzstück der katholischen Jugendarbeit sind weiterhin die Pfarreien. Insgesamt gibt es drei Bereiche: die OASEBewegung, die Studentenseelsorge und die verschiedenen Verbände und geistlichen Bewegungen. SEBASTIAN KRAFT mehr: www.dpjw.org | www.berlin.polemb.net/ | www.deutsches-polen-institut.de | www.zhr.pl | www.schdw.org.pl polnisch: www.ksm.org.pl | www.lednica2000.pl 75 © Renovabis Polen ESTLAND FINNLAND e LETTLAND Ostsee RUSSLAND 28 MOE-LÄNDER IM KURZPROFIL LITAUEN RUSS. WEISSRUSSLAND DEUTSCHLAND POLEN TSCHECHIEN UKRAINE SLOWAKEI MOLDOVA UNGARN SLOWENIEN KROATIEN RUMÄNIEN BOSNIEN u. SERBIEN HERZEGOWINA ALBANIEN BULGARIEN Schwarzes Meer MAKEDONIEN Weißrussland/Belarus Einwohner Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprache Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend Lettland Russland ca. 10 Millionen; Fläche 207.595 km2 Witebsk Litauen Minsk (ca. 1,7 Mio. Einw.) Grodno, Mogilew, Witebsk, Gomel, Pinsk Weißrussischer Rubel Mogilew Minsk Weißrussisch und Russisch (Verkehrssprache) 80% orthodox; 20% römisch-katholisch Grodno rund 80% Weißrussen, 12% Russen, rund 4% Polen WEISSRUSSLAND Polen, rund 2% Ukrainer, rund 2% Sonstige Gomel Repräsentantenhaus: 110 Abgeordnete, Pinsk Rat der Republik: 64 Deputierte; Präsidialrepublik Bruttosozialprodukt je Einwohner (2003): Ukraine knapp 1.215 Euro pro Kopf/Jahr; dies entspricht rund 12,15 Mrd. Euro. Die Arbeitslosigkeit betrug 2004 nach offiziellen Angaben angeblich weniger als 3%. Die Monatslöhne in Belarus liegen zwischen 50 und 300 Euro. Rentner und Arbeiter der Kolchosen müssen in der Regel mit weniger als 50 Euro auskommen. Die Tschernobyl-Reaktorkatastrophe führte 1986 zur Verstrahlung von mehr als 25% der land- und forstwirtschaftlichen Anbaufläche, insbesondere im fruchtbaren Südosten der Republik. Durch Armut und Korruption gelangen bis heute immer wieder verstrahlte Nahrungsmittel in den Handel. Die Zahl der Erkrankungen an Leukämie, Schilddrüsenkrebs und Immunschwäche ist überdurchschnittlich hoch. © Renovabis MONTENEGRO Von den jugendlichen Subkulturen machen Hip-Hop (es finden Rap-Parties in Musikclubs, Graffiti- und BreakdanceFestivals) und die militärhistorische Bewegung (Ritterclubs) am meisten von sich reden; auch die interessante Rockmusikszene ist nennenswert. Gesundheitsfolgen des Reaktorunglücks von Tschernobyl 1986, das den Südwesten des Landes radiaktiv verseucht hat, wirken sich bis heute aus. Aufgrund der diktatorischen Verhältnisse unter Präsident Alexander Lukaschenko befindet sich das Land in einem Zustand der wirtschaftlichen Stagnation und politischen Unterdrückung. Es bietet damit jungen Menschen zur Zeit wenig berufliche Perspektiven. Die Jugendarbeitslosenquote ist nicht zuverlässig dokumentiert; die allgemeine Arbeitslosigkeit beträgt angeblich nur 3%. mehr: www.ibb-d.de/belarus.html | www.wostok.de/archiv/1-02/index/index.html www.belarus-botschaft.de | www.belarusnews.de | http://dmoz.org/Regional/Europe/Belarus | www.catholic.by Moldova/Moldawien Einwohner Hauptstadt Landeswährung Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Transnistrien Jugend Dnjestr 4.446.455 (Juli 2004); Fläche 33.800 km2 Chişinău; Weitere Städte Balti, Bender, Comrat Leu; Sprache Moldawisch, Bulgarisch, Gagausisch, Russisch rund 98% orthodox, 2% Sonstige 64% Moldawier, 17% Ukrainer, 13% Russen, 5% Gagausen Parlamentarische Republik Bruttosozialprodukt je Einwohner (2004): knapp 450 Euro pro Kopf/ Jahr; dies entspricht rund 2 Mrd. Euro. Die Arbeitslosigkeit betrug 2004 nach offiziellen Angaben rund 8%. Der durchschnittliche Monatslohn beträgt derzeit im Februar 2003 rund 30 Euro (465 Leu). Um die wichtigsten Lebenskosten zu decken, wären mindestens 100 Euro nötig. Transnistrien MOLDOVA Chişinău Rumänien Tiraspol Comrat Ukraine Gagausien Die im Osten des Dnjestr-Flusses innerhalb des Staatsgebietes der Republik Moldova gelegene Provinz Transnistrien grenzt sich vom Mutterland ab und pflegt als eigener „Staat“ eine komunistische Regierungs- und Wirtschaftsform nach dem Vorbild der überkommenen Sowjetunion (nicht anerkannt von den Vereinten Nationen). Jugendarbeitslosigkeit keine Angabe – allgemeine Arbeitslosenrate rund 8% Lebensgefühl An erster Stelle steht für viele Moldawier ein Studium für ihre Kinder zu ermöglichen. Viele Bürger der Republik Moldova – zwischen 600.000 und einer Million – haben ihr Land ganz oder zeitweilig verlassen, um im Ausland zu arbeiten. mehr: www.wostok.de/archiv/1-04/index/index.html | www.welt-in-zahlen.de 76 © Renovabis ITALIEN GEO MITTEL-, OST- UND SÜDOSTEUROPA Russland Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprache Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend 143.420.309 (Juli 2005) ca. 17 Mio. km2; längste Entfernung zwischen West- und Ostgrenze ca. 9.000 km, von Nord nach Süd ca. 4.000 km – 11 Zeitzonen Moskau (ca. 10,4 Mio. Einwohner) Sankt Petersburg, Nižhnij Nowgorod, Nowosibirsk, Jekaterinburg, Irkutsk, Wolgograd Rubel Russisch (amtl.) und die Sprachen der Volksgruppen 33–40% orthodox; 10–13% muslimisch, 0,7% buddhistisch, 0,7% protestantisch, 0,2% katholisch, ca. 50% ohne Angaben rund 80% Russen, 3,8% Tartaren, 3% Ukrainer, mehr als 100 andere Volksgruppen Zwei-Kammer-Parlament (Staatsduma und Föderationsrat); Föderale Präsidialrepublik Bruttosozialprodukt je Einwohner (2005): knapp 9.630 Euro pro Kopf/Jahr; dies entspricht knapp 1,4 Billionen Euro. Die Steigerung der Durchschnittslöhne lag bei 12%; die Inflation verzeichnete 12,9%. 2005 war das siebente Jahr eines konstanten Wirtschaftswachstums, das durchschnittlich bei 6,4% liegt. Die Arbeitslosigkeit wurde vom Staat mit 7,6% angegeben. Das Volkseinkommen ist ungleich verteilt: 17,8% der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. Bei der genannten Arbeitslosenquote bedeutet dies, dass mindestens 10% der Beschäftigten unter der Armutsgrenze leben. 2002 gab es in Russland über 35,1 Mio. junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren. 76% der Jugendlichen leben in Städten. Über die Jugendarbeitslosigkeit lassen sich keine verlässlichen Aussagen treffen – die allgemeine Arbeitslosigkeit wurde 2003 auf 8% geschätzt; im europäischen Teil und in den Städten ist sie geringer als im asiatischen Teil und in ländlichen Gegenden. mehr: www.russland.de | www.austausch.org/links/index.shtml | www.russlandanalysen.de | www.russische-botschaft.de Barentsee RUSSLAND Estland Lettland Nowosibirsk Moskau WeißIrkutsk Saratow russland Ukraine Kasachstan Moldova Mongolei Schwarzes Kaspisches China Meer Meer Usbekistan Kirgistan Turkmenistan Tadschikistan Nordkorea © Renovabis Finnland Japan 77 ESTLAND FINNLAND e LETTLAND Ostsee RUSSLAND 28 MOE-LÄNDER IM KURZPROFIL LITAUEN RUSS. WEISSRUSSLAND DEUTSCHLAND POLEN TSCHECHIEN UKRAINE SLOWAKEI MOLDOVA UNGARN SLOWENIEN KROATIEN RUMÄNIEN BOSNIEN u. SERBIEN HERZEGOWINA ALBANIEN BULGARIEN Schwarzes Meer MAKEDONIEN Weißrussland Ukraine Russland Polen Einwohner Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprache Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend Zhytomyr 48 Mio.; Fläche 603.700 km2 Kiew Kiew (ca. 2,6 Millionen Einw.) Charkiw Lwiw, Charkiw, Donezk, Slowakei Lwiw UKRAINE Odessa Donezk Ungarn Hrivna Moldova Ukrainisch, Russisch und Odessa Sprachen der Minderheiten Rumänien 30 bis 40% orthodox, Schwarzes Simferopol rund 12% katholisch Meer (10% griechisch-katholisch und 2% römisch-katholisch), bis 15% protestantisch, rund 5% Sonstige; rund ein Drittel ohne Angaben zur Religion rund 78% Ukrainer, rund 17% Russen, Minderheiten von Weißrussen, Polen, Bulgaren, Krim-Tataren und Juden Republik Bruttosozialprodukt je Einwohner (2005): rund 1075 Euro pro Kopf/Jahr; dies entspricht rund 51 Mrd. Euro. Die Arbeitslosigkeit betrug 2005 knapp 3,5% (Quelle: www.Welt-in-Zahlen.de). Die Arbeitslosenquote verändert sich saisonal und aus unterschiedlichsten – auch willkürlichen – Gründen. © Renovabis MONTENEGRO „Orange“-farbene Schals sind seit dem Spätherbst 2004 auch bei jungen Leuten sehr beliebt. Die Schals stehen für die erfolgreiche Bürgerbewegung, die sich in einem wochenlangen Protest für eine unabhängige demokratische Ukraine einsetzte. – Die Bevölkerungszahl der Ukraine nimmt rapide ab: Geburtenrückgang, ansteigende Sterberaten und Auswanderung. Weitere Probleme: zunehmender Drogen-Konsum, wachsende AIDS-Infektionsrate durch Drogen und Prostitution, Menschenhandel und Schmuggel, gesundheitliche Folgen des Reaktorunglücks von Tschernobyl, auch gemäßigte Jugendarbeitslosigkeit: Ein Viertel aller Arbeitslosen ist jünger als 25 Jahre. Höhere Bildung wird von einem wachsenden Anteil junger Leute angestrebt. mehr: www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/laender/ukraine.html Ostsee Estland Estland ist seit Mai 2004 Mitglied der EU. Einwohner Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprachen Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend Tallinn Narva 1,32 Mio.; Fläche 45.226 km2 ESTLAND PeipusTallinn (rund 400.000 Einwohner) see Pärnu Valga, Tartu, Narva, Pärnu, Haapsalu Russland Tartu Estnische Krone (15 Kronen entsprechen Pleskauer 1 Euro) Ostsee See Estnisch (offizielle Staatssprache), RusLettland sisch, Ukrainisch, Weißrussisch, Finnisch 13,6% ev.-lutherisch, 12,8% orthodox, einige andere Konfessionen, Mehrzahl konfessionslos rund 68% Esten, 26% Russen, 2% Ukrainer, knapp 2% Weißrussen, rund 1% Finnen, gut 1% Sonstige Ein-Kammer-Parlament (101 Sitze); Parlamentarische Republik Florierende Wirtschaft – allerdings strukturschwache Regionen im Osten des Landes. Die Integration der russisch-sprachigen Bevölkerungsteile kommt nur schleppend voran. Jugendliche bis 29 Jahre haben einen Anteil von 38,5 % an der Gesamtbevölkerung (2003) – große Tradition von Jugendchören und Tanzgruppen. Angelehnt an die Sängerfeste begann 1988 die „singende Revolution“ in Estland und damit die politische Loslösung von der Sowjetunion; Hauptprobleme: Alkoholmissbrauch, Jugendarbeitslosigkeit: 22,9% aller Jugendlichen (das sind 10,1% aller Erwerbstätigen*); allgemeine Arbeitslosenquote: 12%. • Von den 13 Priestern Estlands aus insgesamt acht Nationen ist nur einer Este und keiner für Jugendseelsorge zuständig. Katholische Jugendorganisationen wurden seit 1991 noch nicht gegründet, Jugendtreffen finden aber sporadisch statt. SEBASTIAN KRAFT mehr: www.online.ee | www.balticsea-youth.org | www.ostseejugendbuero.de 78 © Renovabis * Jugendarbeitslosenquoten 2003 ermittelt vom Institut der Deutschen Wirtschaft, Köln, aus Daten der Europäischen Kommission, von Eurostat und OECD ITALIEN GEO MITTEL-, OST- UND SÜDOSTEUROPA Einwohner Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprachen Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend Ostsee Estland Russland 2,27 Mio.; Fläche 64.589 km2 Valmiera Riga (ca. 815.000 Einwohner) Riga Daugavpils, Liepaja Lats (1 Lat entspricht 1,4 Euro) Rezekne LETTLAND Lettisch, Russisch Liepaja rund 38% ev.-lutherisch, 35% katholisch, 15% orthodox, 12% Sonstige Daugavpils Litauen 57,7% Letten, 29,6% Russen, 4,1% Weißrussen, 2,7% Ukrainer, Weißrussland 2,5% Polen, 3,4% Sonstige Ein-Kammer-Parlament (100 Sitze); Parlamentarische Republik Obwohl zahlreiche positive Entwicklungen wahrnehmbar sind und die lettische Wirtschaft deutlich wächst, gehört Lettland zu den ärmsten Ländern der EU. Probleme gibt es mit der Integration der großen russisch-sprachigen Minderheit (Sprachenstreit). Ein zunehmendes Problem stellt auch die Arbeitsmigration junger Letten ins Ausland dar. © Renovabis Lettland Lettland ist seit Mai 2004 Mitglied der EU. In allen Schulen und Jugendzentren gibt es AGs für Musik, Tanz und Chöre. Traditionelle Gesang- und Tanzfeste der Letten wurden ins Verzeichnis der Erbschaft der Weltkultur eingetragen. Volkslieder sind das wichtigste Symbol für die Selbstidentifikation der Nation. Situation der Jugend: 15- bis 29-Jährige stellen 20,5% der Gesamtbevölkerung. Hauptprobleme: Zunehmendes Stadt-Land-Gefälle: Die Jugend wandert ab, in die Städte und oft gleich in den Westen; steigender Drogen- und Alkoholmissbrauch; Jugendarbeitslosigkeit: 17,6% aller Jugendlichen (das sind 10,5% aller Erwerbstätigen*); allgemeine Arbeitslosenquote: 13%. • Es gibt ein Jugend-Koordinationszentrum in Riga, wo alle Fäden zusammenlaufen. Ein Kooperationsnetzwerk soll entstehen, regelmäßig nationale Jugendtage werden veranstaltet. Auch Ordensgemeinschaften (Marianisten, Jesuiten, Dominikaner, Kapuziner) engagieren sich in der Jugendarbeit. SEBASTIAN KRAFT mehr: www.mk.gov.lv | www.catholic.lv | www.balticsea-youth.org | www.ostseejugendbuero.de | www.catholic.lv/jd Litauen ist seit Mai 2004 Mitglied der EU. Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprachen Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Jugend Lettland knapp 3,5 Mllionen Telšiai Šiauliai 65.301 km2 · Vilnius (ca. 543.000 Einwohner) Paneve·žys Ostsee Klaipeda Urbanisierung 72% Utena Taurage· Kaunas, Utena, Klaipe·da, Šiauliai, LITAUEN Marijampole Litas Kaunas Vilnius Litauisch, Polnisch, Russisch (zu Russland) Weiß81% katholisch, 4% protestantisch russland Marijampole rund 80% Litauer, 8,7% Russen, 7% Polen, 1,5% Weißrussen, 1% Polen Ukrainer, 0,3% Deutsche Ein-Kammer-Parlament (Seimas), 141 Abgeordnete; Parlamentarische Demokratie, ausgeprägte präsidiale Elemente Bruttosozialprodukt je Einwohner (2001): knapp 3015 Euro pro Kopf/Jahr; dies entspricht knapp 10,5 Milliarden Euro. Seit 2001 hat die Wirtschaftskraft des baltischen Landes weiter zugelegt. In Litauen gibt es eine aktive HipHop- und Graffiti-Szene (weitere Infos: www.tb2cru.tk), Anteil der jugendlichen Bevölkerung: knapp 20%. Deren Abwanderung ins Ausland – am liebsten nach Großbritannien – hat in den letzten Jahren zugenommen. Gründe: Fehlende berufliche Perspektiven. Hauptprobleme: Armut, soziale Ausgrenzung, Drogenund Alkoholkonsum, Jugendarbeitslosigkeit: 27,2% aller Jugendlichen (das sind 12,7% aller Erwerbstätigen*); allgemeine Arbeitslosenquote: 13,8%. • Jede der sieben litauschen Diözesen hat ihr eigenes Jugendzentrum. Es gibt keine „Dachorganisation“ im überregionalen, nationalen Sinn. Die Fäden laufen vor allem in den Jugendzentren in Vilnius und Kaunas zusammen; Vilnius pflegt auch gute Kontakte zu deutschen Diözesen. SEBASTIAN KRAFT mehr: www.litauen.org | www.litauen-info.de | www.ostseejugendbuero.de | http://de.urm.lt | www.vajc.lt (auch englisch) 79 © Renovabis Litauen ESTLAND FINNLAND e LETTLAND Ostsee RUSSLAND 28 MOE-LÄNDER IM KURZPROFIL LITAUEN RUSS. WEISSRUSSLAND DEUTSCHLAND POLEN TSCHECHIEN UKRAINE SLOWAKEI MOLDOVA UNGARN SLOWENIEN KROATIEN RUMÄNIEN BOSNIEN u. SERBIEN HERZEGOWINA ALBANIEN BULGARIEN Schwarzes Meer MAKEDONIEN Kasachstan Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprachen Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Russland Russland 15.185 844 Astana 2.717.300 km2 Oral Astana Karaganda (313.000 Einw.) Atyrau Karaganda, Oral, Almaty AralTenge See Kasachisch, China Almaty Kaspisches Russisch Schymkent Meer 55% musliUsbekistan misch (SunniTurkmenistan ten), 45% Christen (meist russisch-orthodox, außerdem: armenisch-apostolisch, griechisch-orthodox, georgisch-orthodox, evangelisch-lutherisch, katholisch) 53,4% Kasachen, 30% Russen, 3,7% Ukrainer, 2,5% Usbeken, 2,4% Deutsche, 1,7% Tataren, 1,4% Uiguren, 4,9% Sonstige Zwei-Kammer-Parlament mit eingeschränkten Kompetenzen, Präsidialrepublik Bruttosozialprodukt je Einwohner (2004): ca. 2200 Euro pro Kopf/Jahr; dies entspricht ca. 33,4 Millionen Euro. Erwerbstätigkeit 2002: Landwirtschaft 20%, Industrie 30%, Dienstleistung 54,6%; Arbeitslosenquote 2005: 7,6% KASACHSTAN © Renovabis MONTENEGRO mehr: www.wikipedia.org/wiki/kasachstan | www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/laender/kasachstan.html Kirgistan Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprachen Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Kasachstan 5.146.281 Bischkek Yssykköl 199.900 km2 Karakol Bischkek (736.000 Einw.) KIRGISTAN Varym Varym, Chatyr-Tash, Karakol Usbekistan Som Kirgisisch, Russisch 80% muslimisch (Sunniten), China 17% russisch-orthodox, Sarytasch 3% Sonstige Tadschkistan 52% Kirgisen, 22% Russen, 13% Usbeken, 13% Sonstige Zwei-Kammer-Parlament; Präsidialrepublik Bruttosozialprodukt je Einwohner (2005): ca. 370 Euro pro Kopf/Jahr; dies entspricht ca. 1,9 Millionen Euro. Erwerbstätigkeit 1999: Landwirtschaft 38,7%, Industrie 22,9%, Dienstleistung 38,4%; Arbeitslosenquote 1999: ca. 7,2% mehr: www.wikipedia.org/wiki/kirgistan | www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/laender/kirgistan.html | www.kirgisische-republik.de Unter diesen weiteren Internet-Adressen finden Sie für alle Länder umfassende Informationen und weiterführende Links: Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland Bundesagentur für Arbeit (Internationaler Service) Collegium Carolinum in München (Schwerpunkte Slowakei, Tschechien) 80 www.auswaertiges-amt.de www.europaserviceba.de www.collegium-carolinum.de © Renovabis ITALIEN GEO MITTEL-, OST- UND SÜDOSTEUROPA Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprachen Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Usbekistan Kudschand 7.320.815 Kirgistan 143.100 km2 Pandschakent Duschanbe (575.900 Einw.) China Khorog, Khujand TADSCHIKISTAN Somoni Duschanbe Tadschikisch, Russisch, Usbekisch Murghob Kulob 85% muslimisch (Mehrheit SunniKhorog ten), 1% russisch-orthodox, 14% Sonstige und Nichtgläubige Afghanistan 68,4% Tadschiken, 24,8 Usbeken, Pakistan 3,2% Russen, 3,6 Sonstige Parlament mit 63 Mitgliedern; Präsidialrepublik Bruttosozialprodukt je Einwohner (2003): ca. 245 Euro pro Kopf/Jahr; dies entspricht ca. 1,8 Milliarden Euro. Erwerbstätigkeit 2002: Landwirtschaft 67,2%, Industrie 9,6%, Dienstleistung 23,1%; Arbeitslosenquote 2005: ca. 50% © Renovabis Tadschikistan mehr: www.wikipedia.org/wiki/tadschikistan | www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/laender/tadschikistan.html Kasachstan Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprachen Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Kasachstan Daschhoguz 5.420.920 Usbekistan Türkmenbaschy 488.100 km2 Aschgabad (605.000 Einw.) TURKMENISTAN Kaspisches Türkmenbaschy, Daschhoguz, Türkmenabad Meer Mary Aschgabad Manat Mary Turkmenisch, Russisch, Iran Usbekisch Afghanistan 87% muslimisch, 11% russischorthodox, 2% Sonstige 77% Turkmenen, 9,2% Usbeken, 6,7% Russen, 2% Kasachen, 1,1% Tataren, 0,8% Armenier, 0,5% Ukrainer, Sonstige Parlament mit 50 Mitgliedern, Direktwahl des Staatsoberhauptes; Präsidialrepublik Bruttosozialprodukt je Einwohner (2003): ca. 590 Euro pro Kopf/Jahr; dies entspricht ca. 3,2 Milliarden Euro. Erwerbstätigkeit 2002: Landwirtschaft 26%, Industrie 40%, Dienstleistung 33%; Arbeitslosenquote 2005: ca. 60% © Renovabis Turkmenistan mehr: www.wikipedia.org/wiki/turkmenistan | www.cia.gov/cia/publications/factbook/geos www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/laender/turkmenistan.html Weitere Internet-Adressen: Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde Deutsches Kulturforum östliches Europa in Potsdam Deutsches Polen-Institut in Darmstadt Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder Fachverlag für Literatur zu Mittel- und Osteuropa Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen www.dgo-online.org www.kulturforum-ome.de www.deutsches-polen-institut.de www.euv-frankfurt-o.de www.fibre-verlag.de www.forschungsstelle.uni-bremen.de 81 ESTLAND FINNLAND e LETTLAND Ostsee RUSSLAND 28 MOE-LÄNDER IM KURZPROFIL LITAUEN RUSS. WEISSRUSSLAND DEUTSCHLAND POLEN TSCHECHIEN UKRAINE SLOWAKEI MOLDOVA UNGARN SLOWENIEN KROATIEN RUMÄNIEN BOSNIEN u. SERBIEN HERZEGOWINA ALBANIEN BULGARIEN Schwarzes Meer MAKEDONIEN Kasachstan Usbekistan Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprachen Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales AralSee Kasachstan 2.100.000 USBEKISTAN 447.400 km2 Nukus Taschkent (2,2 Mio. Einw.) Samarkant, Buchara, Urgentsch Taschkent Urgentsch, Nukus, Fergana Sum Buchara Fergana Usbekisch, Russisch, Turkmenistan Samarkant Tadschikistan Tadschikisch 88% sunnitisch-muslimisch, 9% russisch-orthodox, 3% Christen: armenischapostolisch, katholisch und evangelisch-lutherisch 74% Usbeken, 5,5% Russen, 5% Tadschiken, 4,2% Kasachen, 2% Karakalpaken, 1% Koreaner, einige Uigurendeutsche, Mescheten, Aserbaidschaner, Türken Zwei-Kammer-Parlament; Präsidialrepublik Bruttosozialprodukt je Einwohner (2001): ca. 4285 Euro pro Kopf/Jahr; dies entspricht ca. 9 Milliarden Euro. Erwerbstätigkeit 2000: Landwirtschaft 34,3%, Industrie 30,3%, Dienstleistung 45,4%; Arbeitslosenquote 2004: ca. 13,1% © Renovabis MONTENEGRO mehr: www.wikipedia.org/wiki/usbekistan | www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/laender/usbekistan.html Georgien Armenien Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprachen Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales 3 Millionen Alawerdi 29.800 km2 Banadsor Jerewan (1,25 Mio. Einw.) Gjumri Gjumri, Alawerdi, Banadsor, Kapan Arerbaidschan Dram ARMENIEN Armenisch, Russisch, Kurdisch, Iranisch Jerewan 80% Armenisch-Apostolische Christen (Gregorianer); 125.000 Armenische Katholiken Türkei 93% Armenier, 4% Kurden, 2% Russen, 1% Aseris, Sonstige ArerbaiParlament mit 131 Mitgliedern, DirektKapan dschan wahl des Staatsoberhauptes – Verfassung von 1995; Präsidialrepublik Iran Bruttosozialprodukt je Einwohner (2003): ca. 830 Euro pro Kopf/Jahr; dies entspricht ca. 2,5 Millionen Euro. Erwerbstätigkeit 2002: Landwirtschaft 45%, Industrie 25%, Dienstleistung 30%; Arbeitslosenquote 2003: ca. 30% mehr: www.wikipedia.org/wiki/armenien | www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/laender/armenien.html Weitere Internet-Adressen: Forschungsverbund Ost- und Südosteuropa München Herder-Institut Marburg Russlandinformationen der Forschungsstelle Osteuropa der Uni Bremen Stiftung Wissenschaft u. Politik. Dt. Inst. f. Internationale Politik u. Sicherheit 82 www.forost.de www.historicum.net www.russlandanalysen.de www.swp-berlin.org © Renovabis ITALIEN GEO MITTEL-, OST- UND SÜDOSTEUROPA Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprachen Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales Russland Georgien Kaspisches 7.911.974 Meer 86.600 km2 Giantscha Baku (1,8 Mio. Einw.) Gänkä, Mingechaus, ASERBAIDSCHAN Baku Quaba, Sumpayit Armenien Manat BergKarabach Aserbaidschanisch, Russisch, Armenisch, Türkisch 93,4% muslimisch, 2,5% russisch-orthodox, 2,3% armenisch-orthodox Iran 93,4% Aseris, 2,6% Armenier, 2,2% Dagestaner, 1,8% Russen Nationalversammlung mit 125 Mitgliedern – Verfassung von 1995; Präsidialrepublik Bruttosozialprodukt je Einwohner (2005): ca. 1.224 Euro pro Kopf/Jahr; dies entspricht ca. 9,67 Millionen Euro. Erwerbstätigkeit 2001: Landwirtschaft 41%, Industrie 7%, Dienstleistung 52%; Arbeitslosenquote 2005: ca. 1,2% © Renovabis Aserbaidschan mehr: www.wikipedia.org/wiki/aserbaidschan | www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/laender/aserbaidschan.html Suchumi Georgien Religion Ethnische Gruppen Politisches System Wirtschaft u. Soziales 4.677.401 (2005) Kutaisi 69.700 km2 Schwarzes GEORGIEN Tiflis (ca. 1,1 Mio. Einw.) Meer Batumi Tblisi Kutaisi, Suchumi, Batumi (Tiflis) Lari Georgisch, Abchasisch, Türkei Armenien Aserbaidschan Russisch, Ossetisch 80% georgisch-orthodox, 5000 katholisch 85% Georgier, 6,5% Asyrer, 5,7% Armenier, 1,5% Russen, 2,5% Sonstige Parlament mit 235 Mitgliedern – Verfassung von 1995; Präsidialrepublik Bruttosozialprodukt je Einwohner (2003): knapp 2.780 Euro pro Kopf/Jahr; dies entspricht ca. 13 Millionen Euro. Erwerbstätigkeit 2005: Landwirtschaft 16%, Industrie 26,8%, Dienstleistung 57,2%; Arbeitslosenquote 2005: ca. 8% © Renovabis Einwohner Fläche Hauptstadt Weitere Städte Landeswährung Sprachen Russland mehr: www.wikipedia.org/wiki/georgien | www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/laender/georgien.html Weitere Internet-Adressen: Studienkreis für Tourismus (entwicklungsbezogene Länderinformationen) Südosteuropa-Gesellschaft (Einrichtung des Auswärtigen Amtes) Südostinstitut München (Schwerpunkte Ungarn und Rumänien) Ukraine-Internetplattform Vereinte Nationen (Informationen zur Entwicklung in Europa) www.sympathiemagazin.de www.suedosteuropagesellschaft.com www.suedost-institut.de www.forumnetukraine.org www.developmentandtransition.net 83 INFO BÜCHER- UND FILMTIPPS INFORMIEREN UND SCHMÖKERN Grundlagen internationaler/interkultureller Jugendarbeit Forschungsgruppe Jugend und Europa (Hg.): Das junge Europa – Plädoyer für eine wirksame Jugendpartizipation. Schriftenreihe/Band 8, München 2004 Friesenhahn, Günter: Praxishandbuch Internationale Jugendarbeit. Schwalbach 2001. -Umfassendes Praxishandbuch, vor allem für die Vorbereitung geeignet, viele Texte finden sich im Internet unter: www.dija.de/ikl Harles, Lothar; Wirtz, Peter (Hg.): Lernen über Grenzen. Politische Bildung als internationale Jugendarbeit. – Schwalbach/Ts. 2003 – aus der Seminar- und Fortbildungsarbeit der AKSB entstanden – www.aksb.de/Downloads/LernenGrenz.pdf Internationaler Jugendaustausch- und Besucherdienst der Bundesrepublik Deutschland: Kinder- und Jugendpolitik, Kinder- und Jugendhilfe in der Bundesrepublik Deutschland. Strukturen – Institutionen – Organisationen, Bonn 2003 – mehr: www.IJAB.de Thomas, Alexander: Kultur als Orientierungssystem und Kulturstandards als Bauteile, in: IMIS – Beiträge, 1999, als Heft 10 erhältlich unter www.imis.uni-osnabrueck.de/pdffiles/imis10.pdf Wagner, Wolfgang: Fremde Kulturen wahrnehmen. Hg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Erfurt 1997 Wagner, Wolfgang: Kulturschock Deutschland. Hamburg 1996. Interkulturelles Lernen / Internationale Begegnung - Praxistipps und Materialien Bayerischer Jugendring (Hg.): Handreichung für den internationalen Jugendaustausch. Arbeitshilfe für ehrenamtliche Neueinsteiger/innen. Inhalte: Zuschussmöglichkeiten, Kalkulation, Wissenswertes zur Planung, Jugendschutz und Versicherung. Zu bestellen über www.bjr.de Becker, Helle / Małgorzata Ławrowska: Praxistipps Deutsch-Polnischer Jugendaustausch. Ein Leitfaden für die Planung, Durchführung und Förderung deutsch-polnischer Projekte des Allgemeinen Jugendaustauschs, Potsdam 2000, 127 Seiten (über DPJW) BDKJ – Bundesvorstand (Hg.): Bridging the world. Grundlagen und Vielfalt der internationalen Jugendarbeit im BDKJ. Die Publikation informiert über die Geschichte, die verschiedenen Ausrichtungen und Formen der internationalen Jugendarbeit im BDKJ und benennt wesentliche Kriterien und Qualitätsmerkmale sowie Handlungsperspektiven zur weiteren Gestaltung dieses Arbeitsfeldes kirchlicher Jugendarbeit (mit ausführlichem Darstellungsteil zur internationalen Arbeit der Mitglieds- und Diözesanverbände des BDKJ), Düsseldorf 2005 84 BÜCHER- UND FILMTIPPS BDKJ – Bundesvorstand (Hg.): ABC internationale Jugendarbeit. Eine Arbeitshilfe zur internationalen Jugendarbeit. – Düsseldorf 2001; bestellung@jugendhaus-duesseldorf.de BDKJ – Bundesvorstand (Hg.): MITEINANDER – SPOLEČNĚ. Arbeitshilfe für deutschtschechische Jugendbegegnungen, Düsseldorf 2000 Europäische Kommission; Europarat (Hg.): Interkulturelles Lernen. Brüssel 2003; mehr: www.training-youth.net/INTEGRATION/TY/Publications/tkits/tkit4/german/tkit4_german.pdf European Youth Centre all different – all equal (alle anders – alle gleich), DOMINO-Methodenhandbuch und EDUCATION PACK. Straßburg 1995 / 1996 (Neuauflage 2006). Englischsprachige Methodenbücher zum interkulturellen Lernen in Jugend- und Erwachsenengruppen als Download auf den Seiten des Europarats www.coe.int (siehe Youth / Index A-Z) unter den folgenden beiden Internetadressen zu finden: www.coe.int/T/E/human%5Frights/Ecri/3%2DEducational%5Fresources/Domino/ und www.coe.int/T/E/human%5Frights/Ecri/3%2DEducational%5Fresources/Education%5FPack/ Europa kocht zusammen. Ein deutsch-polnisches Kochbuch / Europa gotuje razem Polska-niemiecko ksia˛z·ka kucharska. Zweisprachiges Kochbuch mit 42 Rezepten aus beiden Ländern, als Ergebnis einer deutsch-polnischen Jugendbegegnung, hrsg. vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk (DPJW)/ Polsko-Niemiecka Wspólpraca Mlodziezy (PNWM), Potsdam / Warszawa 2004 Frost, Friederike / Matthias Barel-kowski: Auf nach Polen. Vorbereitung einer deutsch-polnischen Jugendbegegnung, Praxishilfe von der Partnersuche bis zur Vorbereitung, Potsdam 2002, (über DPJW) Kehr, Ralf: Versuch’s auf Polnisch. Sprachführer für den deutsch-polnischen Jugendaustausch, Potsdam 2002, 92 Seiten, ISBN 83-87092-37-1 (über DPJW) Knapp, Radek: Gebrauchsanweisung für Polen. München, Piper Verlag, 2005. 154 Seiten. ISBN 3-49227536-2. Knapps „Gebrauchsanweisung für Polen“ ist der jüngste Band in der Reihe des Piper-Verlags „Gebrauchsanweisung für ...“. Ironisch und einfühlsam gleichzeitig lotst Radek Knapp den Leser immer weiter in die Geheimnisse seines Landes, so dass es den Leser am Ende erst recht reizt, (wieder) einmal hinzufahren. Radek Knapps „Gebrauchsanweisung für Polen“ wendet sich an Polen-Fans und alle, die es werden wollen. Besonders geeignet für den Einstieg in die Arbeit mit Polen! Erschienen ist in der PiperReihe bereits ein Band über Tschechien. Das Buch gibt es auch als Hör-CD, gelesen von Marietta Slomka (ZDF- heute journal). Losche, Helga: Interkulturelle Kommunikation – Sammlung praktischer Spiele und Übungen, Alling, 1995. Müller, Ingrid / Iwona Kotelnicka: Polen live. Von deutschen Lehrern und Schülern gesehen. Potsdam, 1999, ISBN 83-87092-21-5 (über DPJW) Nick, Peter: Farbe ins Spiel bringen. Neuss 1995 85 INFO BÜCHER- UND FILMTIPPS OST-WEST. Europäische Perspektiven. Fachzeitschrift, hg. von Renovabis und Zentralkomitee der deutschen Katholiken, Freising/Bonn; OWEP 1/2005: „Jugend in Mittel- und Osteuropa“; Bestellfax: 06131/928626; www.owep.de Zwischen Hoffnung und Resignation. Jugend in Mittel- und Osteuropa. Dokumentationsband zum 8. Internationalen Kongress Renovabis. Bestell-Nr. 3 518 05, über MVG, Telefon 0241/ 479 86 200, Fax 0241/479 86 745, e-Mail: renovabis@eine-welt-mvg.de Rademacher, Helmut/Wilhelm, Maria: Spiele und Übungen zum interkulturellen Lernen. Berlin 1991 Renovabis: Vernetzt – Informationen und Ideen für die Partnerschaftsarbeit mit Mittel- und Osteuropa. Bestell-Nr. 3 527 06, über MVG, Tel. 0241/479 86 200, Fax 0241/479 86 745, e-Mail: renovabis@eine-welt-mvg.de Sauer, Joachim / Scholten, Alfons / Zaunseder, Bernhard: Global Games. 70 Spiele und Übungen zum interkulturellen Lernen. Unkomplizierte interkulturelle Lernspiele zur Vorbereitung und zur Durchführung von internationalen Begegnungen. Kurze gute Einführung in das Thema interkulturelle Begegnung. www.jugendhaus-duesseldorf.de/shop/ Aktion West-Ost e.V. (Hg.): Eurogames. 100 Spiele und Übungen für internationale Jugendbegegnungen, 100 Karten im Ringbuch, bei www.aktion-west-ost.de Scholten, Alfons: Ratgeber für Leitungsteams – Internationale Begegnung, Neuss 2001. Übersichtliches Praxishandbuch, u.a. mit einem Arbeitsheft zur Vorbereitung auf die Zusammenarbeit mit der Partnerleitung. www.ruesthaus.de/produkt/?pn=3172314000&rf=49 Schroll-Machl, Sylvia: Die Deutschen – Wir Deutsche. Fremdwahrnehmung und Selbstsicht im Berufsleben. Göttingen 2002. Fundiertes Buch zu zentralen deutschen Kulturstandards (Wertschätzung von Strukturen und Regeln, internalisierte Kontrolle, Direktheit der Kommunikation, Zeitplanung) und ihren interkulturellen Folgen - www.schroll-machl.de (Download-Artikel zu deutsch-amerikanischer Begegnung) Internationaler Schüleraustausch Bayerischer Jugendring (Hg.): Up and away. Handbuch internationaler Jugendaustausch. Umfassendes Nachschlagewerk für einen Schulaufenthalt im Ausland. Das „Handbuch Schüleraustausch“ bietet auf über 60 Seiten Nützliches, Praktisches und Wissenswertes für künftige Austauschschüler/innen sowie eine umfassende Bibliographie, 2003, www.bjr.de Bayerischer Jugendring (Hrsg.): Deutsch-tschechische Begegnung. Praxishandbuch für Schulen und Jugendarbeit. Ausgabe 02/2004, www.bjr.de 86 BÜCHER- UND FILMTIPPS Kirche in Europa Krieger, Walter (Hg. u.a.): Was ist christlich an Europa. Topos-Verlag Kevelaer 2004, zu bestellen bei www.toposplus.de. Gastfreundschaft - Biblische und theologische Grundlagen Kath. Bibelwerk e.V. (Hrsg.): Themenheft Gastfreundschaft, Bibel heute Nr. 160, 2004. Missio Österreich (Hg.): Fremd sein – Gast sein. Lerngemeinschaft Kirche. = Werkmappe Weltkirche Nr. 131 – 2004. Biblische, theologische und pädagogische Beiträge, incl. Spiele und Übungen, zum Thema. In Auszügen downloadbar unter: www.missio.at/service/download.html?65 Pieper, Werner (Hrsg.): Willkommen! Gastfreundschaft Weltweit. Löhrbach 1993. Stäbler, Martin (Hrsg.): Gastfreundschaft. Eine Handreichung für die Gestaltung von ökumenischen Besuchsprogrammen in Deutschland, Unkel 1999. Gemeindepraxis Balzer, Matthias / Bernhard W. Zaunseder (Hrsg.): Let’s sing. International Spiritual Song Book, mehrsprachig, hrsg. von Neues Liederbuch für internationale Begegnungen mit einer Zusammenstellung der wichtigsten und schönsten neuen geistlichen Songs für junge Leute, 192 Seiten, Verlag Haus Altenberg / Herder Verlag, Freiburg i.Br., 2004 Evangelisches Missionswerk Hamburg (Hg.): Thuma Mina. Internationales Ökumenisches Liederbuch. – Basel, München, Berlin 1995 (mit vielen Liedern, die in mehreren Sprachen singbar sind) Fürstenberg, Gregor von/Nagler, Norbert/Vellguth, Klaus: Zukunftsfähige Gemeinde. Ein Werkbuch mit Impulsen aus den Jungen Kirchen, München 2003 Scheidler, Monika: Interkulturelles lernen in der Gemeinde. Ostfildern, 2002 Belletristik Cosic, Bora: Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution. Aus dem Serbischen von Mirjana und Klaus Wittmann. 2002, Suhrkamp. 120 Seiten, ISBN 978-3-518-39922-4. „Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution“, heute ein Klassiker der europäischen Literatur, war ein Kultbuch in Jugoslawien. Aus der Perspektive eines Kindes – unschuldig bis zur Idiotie – wird in kaum zu überbietender Knappheit vorgeführt, wie Krieg, Faschismus und Kommunismus den Mikrokosmos einer heruntergekommenen Familie in Belgrad der vierziger Jahre heimsuchen. Hier hält man Lenins Schrift ,Ein Schritt vor, zwei zurück‘ für ein Tango-Lehrbuch, diskutiert über Zwerge in Einmachgläsern und geht in Deckung, wenn die Partisanen den Freund von gestern zum Feind erklären. Die unheimliche Lakonie des Erzählers, der irrsinnige Witz und melancholische Humor des Buches machen es zu einem Meisterwerk der Subversion. Bartoszewski, Wl-adysl-aw: Es lohnt sich, anständig zu sein. Meine Erinnerungen. Herder, Freiburg, 1995 Kundera, Milan: Das Buch vom Lachen und Vergessen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main, 1994 Morsbach, Petra: Plötzlich ist es Abend. btb-Taschenbuch, Goldmann Verlag, Frankfurt/Main, 1997i 87 INFO BÜCHER- UND FILMTIPPS Filme 2 im Verleih der: www.landesfilmdienste.de · www.avmedienkatalog.de (Bayern) „Alles ist erleuchtet“ – Spielfilm, USA, 2005. Ein Amerikaner mit manischer Sammelleidenschaft reist in die Ukraine, um die Wurzeln seiner Vorfahren zu ergründen. In Odessa lernt er einen Einheimischen sowie dessen grantelnden Großvater kennen. Zu dritt begeben sie sich auf eine Reise in die europäische Vergangenheit. Auf der Suche nach der verlorenen Heimat – Kurzfilm, Deutschland 2003. Wo liegt eigentlich Wroclaw? Noch heute kennt man in Deutschland die 600 000-Einwohnermetropole vornehmlich als Breslau. Bis zum Zweiten Weltkrieg lebten hier mehr als eine halbe Million Deutsche. Nach 1945 wurden sie vertrieben. Die heutigen Bewohner stammen zum größten Teil aus polnischen Familien, die auf Stalins Befehl ihre Heimat in Ostpolen verlassen mussten. Auch sie sind Vertriebene. Born in the U.S.S.R. – Dokumentation über junge Aussiedler in Deutschland. Kurzfilm, Deutschland, 1997. Der Film lässt die sechzehnjährige Julia und den gleichaltrigen Wadim zu Wort kommen, die als Aussiedler noch nicht lange in Deutschland leben. Die zurückgelassene Heimat in Russland und Kasachstan ist in ihren Köpfen und Herzen noch gegenwärtig. Die Balkanroute – Frauenhandel in Osteuropa. Preisgekrönte ZDF/ Renovabis-Doku von Ulrike Baur, Deutschland 2002 (als DVD erhältlich), Best.-Nr. 6 206 02, 0241/479 86 200, Fax 0241/47986-745, e-Mail: info@eine-welt-mvg.de Die Blindgänger – Spielfilm, Deutschland, 2004. Ein 13-jähriges Mädchen und seine Freundin leben in einem Internat für Blinde. Beide lieben die Musik. Ihre Versuche, in einer Band von „Guckis“ mitzuwirken, scheitern. Die Mädchen lassen sich jedoch nicht entmutigen, sondern treten zusammen mit einem jungen Russlanddeutschen auf, um für diesen das Geld für die Heimreise nach Kasachstan zu verdienen. Die Mitte – von Stanisl-aw Mucha, Deutschland 2004. Wo befindet sich die geografische Mitte Europas? Dutzende Orte in einem Radius von 2000 Kilometern erheben Anspruch darauf, diese Mitte zu sein. Der polnische Regisseur fährt los, die Mitte zu finden, und macht zahlreiche skurrile, witzige und tragikomische Erfahrungen. Ein kurzer Film über die Liebe – von Krzysztof Kieslowski, Polen 1988 (als Video erhältlich). Der 19-jährige Postangestellte Tomek verliebt sich in eine viel ältere Nachbarin, die er heimlich beobachtetet. Diese Konstellation nutzt der Regisseur auch dazu, den sozialistischen Alltag darzustellen – ebenso die Frage nach dem Sinn des Lebens. Der Film ist der erste der Reihe „Dekalog“, bei der sich Kieslowski mit den Zehn Geboten beschäftigt. 88 BÜCHER- UND FILMTIPPS Europa zwischen Ost und West – Die Geschichte Europas nach 1945. Kurzfilm, Deutschland, 1992. Der europäische Integrationsprozess wird geschildert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wollte man ein vereintes Europa. Doch der sich verschärfende Gegensatz von USA und UdSSR führte zur Spaltung Europas in Ost und West. Die Idee eines „Gesamteuropa“ kommt nun wieder in den Blick. Glaubenslotsen – Mit und für Nowosibirsk Renovabis-Dokumentation in Zusammenarbeit mit der AV-Medienzentrale des Bistums Augsburg von Karl F. Bauer, Deutschland 2007, DVD zum Entleihen und Bestellen. Sozial- und Pastoralarbeit in der sibirischen Diözese „Verklärung des Herrn“. Bestell-Nr. 6 207 07, 0241/479 86 200, Fax 0241/47986-745, e-Mail: info@eine-welt-mvg.de „Ich brauche keine Angst vor den Toten zu haben“ – Dokumentation über Anna Ptuschko, eine ehemalige Zwangsarbeiterin. Kurzfilm, Deutschland, 2003. Zwischen 1939 und 1945 hatte das Naziregime mehr als acht Millionen Zivilisten als Zwangsarbeiter eingesetzt. Fast drei Millionen waren als sogenannte Ostarbeiter in den besetzten Gebieten der Sowjetunion gewaltsam rekrutiert und verschleppt worden. Die Frauen waren zwischen 16 und 22 Jahre alt. Kolya – Tschechien, 1996. Die klassische Geschichte von der unkontrollierbaren Macht der Gefühle: Einem überzeugtem Junggesellen wird plötzlich und gegen seinen Willen ein Kind aufgedrängt. Das Besondere: Ort und Zeit der Handlung: Prag 1988/89, „Samtene Revolution“ und Ende des Sozialismus. Korczak – Spielfilm, Polen, 1990. Der Film schildert das Leben und Wirken des polnisch-jüdischen Kinderarztes, Schriftstellers und Pädagogen Janusz Korczak, der in Warschau vor dem Krieg ein Heim für jüdische Waisenkinder leitete und nach dem Überfall deutscher Truppen auf Polen ins Ghetto umziehen musste. Dort sorgte er unter schwierigsten Bedingungen liebevoll für die 200 Kinder. Freunde mit guten Beziehungen wollten Korczak die Flucht ins Ausland ermöglichen, doch er ließ die Waisenkinder nicht allein. Lichter – von Hans Christian Schmid, Deutschland, 2003. Zwei Orte, zwei Länder, in der Mitte ein Fluss. Die Oder trennt nicht nur das deutsche Frankfurt vom polnischen Sl-ubice, sondern auch Welten. Hier versuchen viele Menschen, egal ob arm oder reich, von Ost nach West zu gelangen – und stoßen an ihre Grenzen. Swetlana – Spielfilm, Deutschland, 1999. – Ein Film über das Erwachsenwerden, über die Suche nach Heimat, Freundschaft und Liebe. Gemeinsam mit ihrer Familie ist die 16-jährige Swetlana von Kasachstan nach Duisburg gezogen. Die fremde Umgebung in Deutschland, die Ressentiments, die sie als Russlanddeutsche erfährt, verunsichern sie ebenso wie die Fremdheit, die sie sich selbst gegenüber fühlt. Vom Terror zu Glasnost – Die Geschichte der UdSSR nach 1945. Kurzfilm, D, 1992. Es wird Einblick gegeben in die politische Geschichte der Sowjetunion von ihrem Aufstieg zur Supermacht bis zu ihrem Zerfall. 89 @ KONTAKTE UND LINKS INFORMATIONEN UND TIPPS ZU … | … allgemeinen Jugend-/Europathemen: Bundesministerium für Familie … und Jugend, www.bmfsfj.de Deutscher Bundesjugendring, www.dbjr.de; ERYICA – European Youth Information and Councelling Agency – Zusammenschluss der Jugendinformationsangebote auf Europa-Ebene: www.alli.fi/euro/eryica/index.html Europäisches Informationszentrum, e-Mail: info@eu-infozentrum-berlin.de Europarat, e-Mail: point_i@coe.fr Europäisches Jugendportal der EU http://europa.eu.int/youth | | | … Sprache: Verein „MitOst“, www.mitost.de … Terminen, News, Veranstaltungen, Web-Listen: mehr als 3.000 Osteuropa-Interessierte haben sich als „Junge Osteuropa Experten“ vernetzt: www.joe-list.de | … internationaler Jugendarbeit: www.ijab.de, www.dija.de Forschungsgruppe Jugend und Europa am Centrum f. angew. Politikforschung (CAP), www.cap.uni-muenchen.de | … Förderung von internationaler Jugendarbeit aus den Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes, des DPJW und von TANDEM über: www.jugendhaus-duesseldorf.de EU-Förderung für multilaterale Jugendbegegnungen und Europäischer Freiwilligendienst: www.webforum-jugend.de COMENIUS-Programm der Europäischen Union (COMENIUS 1: Schulpartnerschaften): Pädagogischer Austauschdienst (PAD), 0228/501-367, www.kmk-pad.org KOOPERATION EINE WELT – Katholischer Fonds für weltkirchliche und entwicklungsbezogene Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, www.katholischer-fonds.de | | | … zivilgesellschaftlichem Engagement: Arbeitskreis Internationale Gemeinschaftsdienste in Deutschland e.V., 0711 / 64 91-128 Bundesarbeitsgemeinschaft Internationale Soziale Dienste, e-Mail: ikw@kolping.de Informationen über den Kontakt zu Partnern aus Kirchen und Gesellschaft in 28 mittel- und osteuropäischen Ländern: Renovabis pflegt ihn seit 1993 und fördert den Austausch mit den Menschen dort. Partnerschaften, Tagungen, Kongresse www.renovabis.de; außerdem: Zeitschrift „OST-WEST. Europäische Perspektiven“, www.renovabis.de/owep und www.owep.de | | … Schüler- und Jugendaustausch/Gastfamilien-Aufenthalten: AFS (American Field Service) Interkulturelle Begegnungen e.V., 040/399 222-0, info-germany@afs.org, www.afs.de | | … Workcamps: www.workcamps.kolping.de SCI (Service Civil International), www.sci-d.de Internationale Jugendgemeinschaftsdienste, www.ijgd.de „Freiwillige Helfer auf ökologischen Höfen e.V.“, www.wwoof.de Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., www.volksbund.de | … Freiwilligen-, Versöhnungs- u. Friedensdiensten: Übersicht katholischer Dienste: www.freiwilliges-jahr.de ICE Initiative Christen für Europa, www.freiwilligendienst.de IN VIA Katholische Mädchensozialarbeit Deutscher Verband e.V., www.invia.caritas.de (auch Au-Pair-Auf-enthalte) Maximilian-Kolbe-Werk e.V., www.maximilian-kolbe-werk.de Verein Horizont e.V., www.horizont.org Internationale katholische Frie-densbewegung pax christi, www.paxchristi.de Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, Internet: www.friedensdienst.de/agdf.html Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V., www.asf-ev.de | | | | | | | … aktuellen Angeboten für weltweite Friedenseinsätze: www.oneworld-jobs.org | … Studienaufenthalten und Praktika: Internetportal der Europäischen Union, www.europa.eu.int Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa (GFPS) e. V., www.gfps.org Praktikumsbörse: Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin, www.fu-berlin.de Theodor-Heuss-Kolleg (auch Stipendien), www.theodor-heuss-kolleg.de Robert-Bosch-Stiftung (Stipendien), www.bosch-stiftung.de InWEnt gGmbH (vormals Carl-Duisberg-Gesellschaft e.V), www.inwent.org | | | | … deutsch-polnischem Jugendaustausch: www.dpjw.org … deutsch-russischem Jugendaustausch: www.stiftung-drja.de … deutsch-tschechischem Jugendaustausch auch DIALOG-Mailing-Liste, www.bruecke-most-stiftung.de, www. tandem-org.de | … Jugendreisediensten: Katholisches Ferienwerk Köln, e-Mail: info@ferienwerk-koeln.de Bundesarbeitsgemeinschaft Katholisches Jugendreisen, e-Mail: jugendreisen@jugendhaus-duesseldorf.de Gemeinnützige Bundeszentrale Jugendreisedienste / Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendferiendienste e.V., e-Mail: buero@bej.de Das Reisenetz e.V. / transfer e.V., e-Mail: transfer.koeln@t-online.de | 90 | INFO KONTAKTE UND LINKS Bund der Deutschen Katholischen Jugend Carl-Mosterts-Platz 1, 40477 Düsseldorf 0211 / 46 93-0, Fax: -120 E-Mail: info@bdkj.de www.bdkj.de DER UND SEINE MITGLIEDSVERBÄNDE Mitgliedsverbände des BDKJ: .BdSJ Bund der St. Sebastianus-Schützenjugend, 0 21 57/35 95, e-Mail: hans.puschmann@t-online.de www.caj.de | | .CAJ Christliche Arbeiterjugend , 02 01/62 10 65, 0 21 31/46 99 0, www.dpsg.de DPSG Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg GCL-JM Gemeinschaft Christlichen Lebens – Jungen und Männer / Mädchen und Frauen, 08 21/31 99-8 04, www.j-gcl.org www.kjg.de | www.kljb.org | KJG Katholische Junge Gemeinde 0 21 31/56 89-0, KLJB Katholische Landjugendbewegung Deutschlands e.V., 0 22 24/94 65-0, | , 02 21/2 07 01-1 67, Kolpingjugend Kolpingwerk Deutschland www.kolping.de | KSJ Heliand – Katholische Studierende Jugend – KSJ-Heliand-Mädchen- kreis/KSJ - ND – Katholische Studierende Jugend – KSJ Bund Neudeutschland, 02 21/94 20 18-0, 02 14/4 03 92-0, www.psg| PSG – Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg Quickborn-Arbeitskreis e.V., c/o Sabine Löbbert-Sudmann | 00 43/224/272748, www.quickborn-ak.de | UNITAS Verband der wissenschaftlichen katholischen www.ksj.de bundesverband.de UNITAS e.V., 0 21 31/27 17 25, www.unitas.org Studentenvereine Assoziierte Mitgliedsverbände: Aktion West-Ost im BDKJ Arbeitsgemeinschaft für europäische Friedensfragen, 02 11/46 93-195; www.aktion-west-ost.de geschäftsstelle, 02 11/9 48 36-18, www.djk-sportjugend.de | DJK Sportjugend – DJK-Bundes. Weitere Kontaktadressen: Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke www.aksb.de, veranstaltet Maßnahmen der politischen Bildung im MOE-Bereich | Deutsch-Polnisches Jugendwerk, www.dpjw.org auch: …/kontaktboerse Veranstalter von Begegnungsmaßnahmen, Praktika, Fach- und anderen Programmen für junge Menschen aus Deutschland und Polen | Zentrum für Dialog und Versöhnung in Auschwitz/Polen www.centrum-dialogu.oswiesim.pl (Leiter: P. Manfred Deselaers), Tagungshaus und Veranstalter von Jugendbegegnungen und Gedenkstättenseminaren | DeutschFranzösisches Jugendwerk, www.dfjw.org, fördert auch trinationale Jugendbegegnungen, insbesondere mit MOE | Junge Aktion der Ackermanngemeinde, www.junge-aktion.de | TANDEM-Koordinierungszentrum deutsch-tschechischer Jugendaustausch, www.tandem-org.de besonders: www.tandem-org.de/kontaktboerse/display/index_d.php3 | Stiftung deutsch-russischer Jugendaustausch, www.stiftung-drja.de wird vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Bundesstelle, und von Renovabis, der Solidari tätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa, herausgegeben © BDKJ/Renovabis, 2. aktualisierte und überarbeitete Neuauflage März 2007 Redaktion: Joachim Sauer, Thomas Schumann (verantw.) Gestaltung: Thomas Schumann, Margret Russer (Titel) Satz: Vollnhals, Neustadt Herstellung und Vertrieb: MVG-Vertriebsgesellschaft, Postfach 101545, 52015 Aachen, Fax 0241 / 479 86 45, 0241 / 479 86 200 Bestell-Nummer 1 806 07 Umweltfreundlich gedruckt auf Cyclus Print, einem 100 %igem Recyclingpapier Abschreiben und Ab-Scannen erwünscht! Die Texte und Grafiken aus GoEast können gerne mit Quellenangabe in andere Publikationen übernommen werden. Redaktionelle Bearbeitungen unterliegen der Abstimmung mit der Redaktion. Wegen der Urheberrechte von Fremdautoren ist in jedem Fall eine Rücksprache mit der Redaktion, 08161/53 09-49/-35, nötig. Belegexemplare erbeten. GoEast gibt’s auch im Internet: GoEastONLINE bei www.bdkj.de und www.renovabis.de BDKJ – Bund der Deutschen Katholischen Jugend, Carl-Mosterts-Platz 1, 40477 Düsseldorf, 0211 / 46 93-0, Fax: 0211 / 46 93-120, e-Mail: info@bdkj.de, www.bdkj.de Solidaritätsaktion Renovabis, Domberg 27, 85354 Freising, 08161 / 53 09 0, Fax 08161 / 53 09 44, e-Mail info@renovabis.de, www.renovabis.de Spendenkonto 94 PAX-BANK eG · BLZ 370 601 93 LIGABANK eG · BLZ 750 903 00 | | | | | | Foto: Thomas Schumann DEN GEGEN STROM MEN S C H W IM ES M†SSEN NICHT IMMER PAUSCHALREISEN SEIN. JUNGE LEUTE BRECHEN IN DEN OSTEN EUROPAS AUF UND BERICHTEN †BER IHRE ERLEBNISSE, ERFAHRUNGEN UND NEUE FREUNDSCHAFTEN. ANNEDORE, BIRGIT, ACHIM, JEANNINE UND SEBASTIAN HABEN SICH ETWAS ZUGETRAUT UND WOLLEN NUN ÈDEN OSTENÇ NICHT MEHR MISSEN. www.renovabis.de www.bdkj.de