spree #3/2013 als PDF lesen

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spree #3/2013 als PDF lesen
Berlin Oktober 2013
stadtstudenten.de
feat.
Man muss es
einfach überleben
Studentenwohnheime
Raus aus dem
Hamsterrad!
Regelstudienzeit
Nicht Normal!
Travestie in Neukölln
Home Free
The Modern Nomad
WEIRD WORLD
VERRÜCKTE WELT
E NG L
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:: ST UDE N TE N PR E SSE BER LIN # 3 . 2013
3
[ editorial ]
[ guest editorial ]
Wie müssen wir ein Magazin gestalten, so
dass jeder Redakteur stolz auf seinen Beitrag
ist und vor den Nasen seiner Freunde und
Verwandte mit dem Blatt herum wedelt:
„Schau her! Dieser Beitrag, das ist mein (!)
Baby“? Und was braucht es, um ein Magazin
zu sein, bei dem der Leser beim Vorbeigehen
am Zeitungsständer hängen bleibt, wenn er
die
sieht? Nach drei Tagen soll die
vergriffen sein – das ist unser Traum.
„A True Alternative Media“
Das Experiment: Wir brechen alte Traditionen.
Die Redakteure liefern uns nun neben dem
Text auch das Bildmaterial: lieber vor Ort
ein verpixeltes, aber authentisches Handyfoto
gemacht, als die Wahl des kleinstmöglichen
Übels – die Wahl eines Stock-Fotos.
Bisher waren immer nur schöne, junge
Menschen auf dem Cover. Diesmal: Ein
schmieriger, alter Sack (no offense!), der
eine Mischung aus Mafia-Boss und dem
Schrecken einer Schwiegermutter ist.
Hammer!
Und Gastredakteure! Es gibt ein Heft im Heft.
Einfach war die Wahl aus dem Pool der Texte
von sensanostra.com nicht. Mit ihren provokanten Gesellschaftsanalysen schaffte es
Sensa Nostra auch schon auf den Index.
Noch dazu führt kein Weg daran vorbei,
unsere eingerosteten Englisch-Kenntnisse
wieder aufzufrischen. Schließlich leben wir in
einer globalisierten Welt und ein großer Teil
der Studierenden ist nicht deutschsprachig.
Würden wir nur auf Deutsch publizieren,
würden wir diese Leserschaft nie erreichen.
Und bestimmt sind bei den ausländischen
Studenten auch talentierte Redakteur dabei,
die uns eine Außen-Perspektive auf das
Berliner Hochschulleben bieten können, zu
welcher wir als Deutsche gar nicht fähig sind,
weil uns dazu der kulturelle Vergleich fehlt.
Auch darum das englischsprachige Feature
mit Sensa Nostra.
BÄM! Es hat einen riesen Spaß gemacht, die
neue
zu produzieren und richtig, richtig
gut ist sie auch geworden. Viel Spaß beim
Medienkonsum.
Eure
Sensa Nostra is a web-based publication
dedicated to exploring new ways of living,
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[ impressum]
Herausgeber SD Media Services GbR
Florian Diesing, Sebastian Weiß
Reuchlinstraße 10–11,10553 Berlin
Tel.: (030) 36 28 64 32
Konzep, Planung, Organisation Frank Döllinger
Lektorat Jan Lindenau
An dieser Ausgabe wirkten mit
Annemarie Diehr, Christina Schenten,
Jana Kugoth, Jan Lindenau, Kai Gräf,
Kamila Zych, Kirsten Jöhlinger, Maik Siegel,
Mareike Otto, Sensa Nostra
Layout und Satz Claudia Tiersch
Titelfoto
Abgebildet: Michael Brenncke
Fotograf: Richard Klemme-Wolff
spree online www.stadtstudenten.de
spree@stadtstudenten.de
Anzeigen Florian Diesing, Tel.: (030) 36 28 64 30
Druck Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH,
Mörfelden-Walldorf
Druckauflage 30.000
Vertrieb kostenlose Auslage in Berlin und Potsdam:
– PickMe,
– Eigenvertrieb,
– Dinamix Media GmbH
Aktuelle spree Ausgabe (Oktober) Redaktionsschluss: 29. September 2013
Erscheinungsdatum: 16. Oktober 2013
Nächste spree Ausgabe (Dezember/Januar)
Redaktionsschluss: 7. November 2013
Anzeigenschluss: 16. November 2013
Erscheinungsdatum: 5. Dezember 2014
Nachdruck, auch auszugsweise,
nur nach Genehmigung des Verlages.
Bei Verlosungen ist der Rechtsweg ausgeschlossen; bei Mehreinsendungen entscheidet das Los.
Es gelten die Mediadaten vom 1. Januar 2013.
:: ST U DE N TE N PR E SSE BER LIN # 3 . 2013
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[ inhalt ]
Ab 1.000 Freunden bist du jemand
Das Mode-Mekka
6
Raus aus dem Hamsterrad!
8
9
Stolperstein Friedrichstraße
10
18
„Ich bin nicht normal!“
Take it like a man
5
Schöne Grüße aus der Provinz
12
Die ewige Suche nach dem Besseren
„Man muss es einfach überleben“
Einsam, zweisam, dreisam
23
Fröhlich in pink und himmelblau
Home Free – The Modern Nomad
14
16
Eine Alternative für Deutschland
13
20
e
the place to b
for talent.
Berlin.
Beste Aussichten,
nicht nur vom
Fernsehturm.
Auf Erfolg programmiert.
Von Zukunftsbranchen und Karrierechancen: Im
internationalen Wettbewerb hat sich die Hauptstadtregion als einer der attraktivsten Standorte für HighTech- und moderne Dienstleistungsunternehmen
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Bundesländern. Mit der unvergleichlichen Lebensqualität bieten sich hier beste Aussichten für Einsteiger, Fach- und Führungskräfte. Finden auch Sie
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:: ST UDE N TE N PR E SSE BER LIN # 3 . 2013
Ab1.000
5
reunden bist du jemand
Der Kampf um Ruhm und Anerkennung in sozialen Netzwerken
Facebook und Co. senken nachgewiesen die
Lebenszufriedenheit und rufen vorrangig negative Gefühle hervor.
Der Profilierungsdrang online und offline wird schnell zum
Verhängnis, wenn man den Blick für das Wesentliche verliert.
Jahrzehntelang war sie heiß umkämpft.
Jeder wollte sie – so mancher bekam sie.
Wenn sie dann sogar stimmte, fing die
ganze Arbeit an. Sich melden, verabreden,
treffen, kennenlernen. Das Ganze startete
für beide bei null. Heute heißt es in der Regel nicht mehr „Kann ich deine Nummer
haben?“, einschließlich unzähliger Variationen dazu. Üblicherweise brauchen wir
gar keine Kontaktdaten mehr, um mit jemandem in Kontakt zu treten. Alles, was
sich beim Smalltalk in Erfahrung bringen
lässt, reicht, um diese Person bei Facebook
ausfindig zu machen und eine Freundschaftsanfrage zu versenden. Wem das
noch zu aufwändig ist, der macht einfach
ein Foto und hofft auf die mehr oder weniger zuverlässige Gesichtserkennung.
Wir haben so viele Freunde auf Facebook,
dass wir ein neues Wort für die richtigen
brauchen.
Nie war es leichter, neue Freunde zu
finden und sich vor dem Kennenlernen
kennen zu lernen. Und nie war es einfacher, sein eigenes Leben mit so wenig
Aufwand für ein vielzähliges Publikum
in Szene zu setzen. Eine Fülle von Informationen bei denen man gar nicht in der
Lage war, sie persönlich mit einer solchen
Anzahl von Personen zu teilen, kann nun
leicht für alle zugänglich gemacht werden.
Man bekommt eine große Bühne, um ein
biographisches Stück mit sich selbst in der
Hauptrolle zu inszenieren. Der wichtigste
Aspekt dabei sind jedoch die Zuschauer.
Und je mehr man davon hat, desto besser.
Eine Zählung der Freunde meiner 81
Facebook-Freunde ergibt einen Durchschnitt von 216 Freunden pro Nutzer.
Rund 216 realen Personen kann man also
bequem mitteilen, in welchem Club und
vor allem mit wem man sein Wochenende verbracht hat, in welche fernen Länder
man schon wieder gereist ist und was man
überhaupt für eine außergewöhnliche und
besondere Persönlichkeit ist. Offline hätte
man wohl kaum ein solches Publikum erreicht oder jeder Halbbekanntschaft einen Stapel Fotos unter die Nase gehalten.
Eine Studie der Humboldt-Universität und
der TU Darmstadt hat ergeben, dass der
Zugang zu dieser immensen Fülle an positiven Nachrichten und Profilen von vermeintlich erfolgreichen Freunden einen
sozialen Vergleich auslöst und vor allem
Neid bei den Nutzern hervorruft. Ein Drittel der 600 Befragten gab an, bei der Nutzung von Facebook vornehmlich negative
Emotionen zu empfinden. Vor allem passive Nutzer, die hauptsächlich Informationen konsumieren und überwiegend Posts
lesen und Fotos anschauen, statt selbst
aktiv zu kommunizieren, sind häufig von
Eifersuchtsgefühlen gegenüber ihren
Freunden betroffen. Dies führt dazu, dass
sich Nutzer besonders ausgiebig und positiv präsentieren wollen, was wiederum
bei den Konsumenten der Profile Neid hervorruft. So entwickelt sich die sogenannte
Neidspirale, die in Zusammenhang mit einer Senkung der Lebenszufriedenheit von
Facebook-Nutzern gebracht werden konnte. Natürlich stellt jeder in sozialen Netzwerken nur seine Schokoladenseite zur
Schau und mit diesem Gedanken im Hinterkopf sollte man sich die Profile anderer Nutzer anschauen. Andererseits sollte
man sich auch nicht in mehr Schokolade
baden, als man zur Verfügung hat. Es ist
nicht dein Profil, das dich zu einem tollen
Menschen macht – du tust das!
machen Profile mit 200 Freunden und mehr
deutlich. Eine Studie der Indiana University
ergab, dass unser Gehirn bei einer Anzahl
von rund 150 näheren Bekanntschaften
seine Kapazitätsgrenze erreicht. Von daher
ist es schon anatomisch nicht möglich, mit
Hunderten von Menschen wirklich befreundet zu sein. Es ist jedoch Balsam fürs Ego,
sich das glauben zu machen.
Es erinnert mich ein wenig an die Apps,
die man sich herunterlädt, weil sie gerade
interessant aussehen, die man aber nie benutzt und bei denen man sich fragt, wozu
man sie dann eigentlich hat. Für mich ist
Freundschaft etwas, was sich vor allem offline abspielt und soziale Netzwerke sollten
in erster Linie dazu beitragen, den persönlichen Kontakt zu wirklichen Freunden aufrecht zu erhalten. Wenn ich mir anschaue,
mit wie vielen ich über Facebook aktiv und
regelmäßig kommuniziere, dann sind das
etwa 20 Personen. Qualität statt Quantität
lautet die Devise.
Von einer Hand voll echter Freunde hat
man in der Regel auch mehr als von 1.000
oberflächlichen Facebook-Freundschaften,
die es übrigens auch schon ab 0,59 € pro
Anfrage online zu kaufen gibt. Inklusive
Mehrwertsteuer versteht sich.
Mareike Otto

Lass uns meine Inhalte teilen!
Vor allem Jugendliche haben auf sozialen Netzwerken einen Geltungsdrang entwickelt, der zu immer verhängnisvolleren
Bildern und Videos führt, um möglichst
viele Likes und Kommentare zu bekommen.
Zur Steigerung des Selbstwertgefühls trägt
auch eine große Anzahl von FacebookFreunden bei. Welche Entwertung dem
Wort „Freund“ bei Facebook und anderen sozialen Netzwerken widerfahren ist,
Mareike schreibt gerade
ihre Bachelorarbeit in
Historischer Linguistik.
Sie nutzt soziale Netzwerke,
um mit wirklichen Freunden
in Kontakt zu bleiben und
mehrere Freundeskreise an
einen Tisch zu bekommen.
6
STUDENTENLEBEN
:: ST U DE N TE N PR E SSE BER LIN # 3 . 2013
Das Mode-Mekka
Modebegeisterte aus aller Welt strömen an die
Kunsthochschule ESMOD in Kreuzberg.
Wer hier studiert, organisiert Fashionshows,
arbeitet mit Größen der Modebranche zusammen
oder entwirft ein Sommerkleid mithilfe des Internets.
Künstler von der Pike auf
In den Räumen der
ESMOD ist es still.
Viele Studenten
arbeiten auf der
Fashion Week.
In einem Kreuzberger Hinterhof, umgeben von zahlreichen Cafés, versteckt
sich seit 1994 die internationale Kunsthochschule ESMOD Berlin.
Im Inneren der Designerfabrik fällt vor allem eines auf: es gibt nahezu keinen Flur, in dem nicht irgendwelche Arbeiten von Studierenden ausgestellt
sind – ob Portraits in allen Varianten, ausgefallene Outfits an Puppen –
hier wird viel Wert auf Praxis gelegt. Carolin Ermer-Craening, Studies Coordinator an der Hochschule, betont, dass gerade die praktische Ausrichtung eines der Hauptmerkmale der ESMOD ist. Von Beginn an lernen Studierende hier alles, angefangen von Illustration und technischen
Zeichnungen über Schnitt- und Nähtechnik bis zu Marketing und Soziologie, was ein Designer wissen und können muss. So macht die ESMOD
ihrem Namen als „École Superieure des Arts et Techniques de la Mode“
alle Ehre.
Werkstatt für die Kollektionen von Morgen
„Learning by doing“ lautet das Motto. Und das nicht nur in den Räumlichkeiten der Hochschule, sondern manchmal auch direkt Hand in Hand
mit bekannten Marken. Im vergangenen Jahr wurde eine Kooperation mit
Esprit organisiert, bei der die Studenten selbst Kleidungsstücke designen
konnten, die künftig vielleicht in die neue Kollektion aufgenommen werden. Deshalb ist auch Ermer-Graening der Meinung: „Die ESMOD bietet
durch ihr breites Netzwerk eine gute Grundlage für die Studenten, ihre eigenen Kontakte zu knüpfen und den Einstieg zu erleichtern.“
Das Gebäude erinnert derzeit eher an ein verlassenes Modemuseum als
an eine Hochschule, in der man Unterrichtsräume voller Studenten erwartet. „Die Studenten sind jetzt alle auf der Fashion Week“, lacht Frau
Ermer-Graening – wie es sich für angehende Modedesigner eben gehört.
Die Studierenden helfen bei Modeveranstaltungen meist hinter den Kulissen, organisieren Fashionshows mit oder sind für die Recherche zuständig.
Fotos: Natalie Toczek
:: ST UDE N TE N PR E SSE BER LIN # 3 . 2013
Basisdemokratische Kreativität
Vereinzelt sind aber doch noch ein paar Studierende anzutreffen, die an Leuchttischen Skizzen
entwerfen oder ihre Outfits an Puppen zurechtzupfen. Eine von ihnen ist Anita. Die Kanadierin ist
fast am Ende ihres Masters „Sustainability in Fashion“. Dieser Studiengang wird erst seit letztem
Jahr angeboten, in ihm steckt aber schon jetzt viel
Potenzial für die Zukunft, da er sich mit einem heiß
diskutierten Thema beschäftigt.
Heutzutage hört man immer öfter von Modemarken, die auf nachhaltige Produktion setzen.
„Es gibt aber immer Platz für Verbesserungen“,
meint Anita, „und das von beiden Seiten, sowohl
bei Firmen als auch beim Verbraucher.“
Anita zeigt mir das Ergebnis ihres Masterprojekts.
Es ist ein langes Sommerkleid, dessen Stoffdruck
ein wenig an ein peruanisches Webmuster erinnert. „Der Druck entstand durch Crowdsourcing“,
erzählt sie, „Ich habe Designvorschläge verschiedener Personen ins Internet gestellt und am Ende
hat dieses Muster eines Mädchens von den Philippinen gewonnen.“ Sie kann sich gut vorstellen, diese Methode der Mehrheitsentscheidung
auch in Zukunft anzuwenden, um somit noch unbekannten Designern unter die Arme zu greifen.
STUDENTENLEBEN
„Es wäre ja sonst
kein Studium, wär
man nicht ab und
zu überfordert.“
Selbstbewusst zum Knochenjob
Ein anderes Projekt der ESMOD ist die Zusammenarbeit mit dem Naturmodelabel hessnatur.
Das Unternehmen hat den Studierenden einen
Teil der Ware, die sich nicht verkauft hat, zur Verfügung gestellt, damit sie daraus etwas Neues
kreieren, was man wieder zum Verkauf anbieten kann. „Gerade durch solche Projekte versuchen wir den Nachwuchs zu fördern. Wir zeigen
den Studenten Wege auf, indem wir sie auch auf
Wettbewerbe aufmerksam machen oder selbst
als Hochschule daran teilnehmen“, erklärt Studies Coordinator Ermer-Graening. Ihr ist es wichtig, dass gerade auch Lehrkräfte die Studierenden motivieren, denn sie selbst weiß genau, wie
hart das Leben in der Modewelt ist: „Man muss
extrem viel Biss haben“, betont sie. „Das ist ein
24-Stunden-Job.“
Wertvolle Anstrengung
Auch Anita kann ein Lied über den Stress an der
ESMOD singen: „Es wäre ja sonst kein Studium,
wäre man nicht ab und zu überfordert.“ Sie sagt
das jedoch mit einem Lächeln und fügt hinzu:
„Aber das ist es wert.“ Ihr Vater wollte, dass sie
etwas mit Handel studiert, da er überzeugt war,
dass sie mit Mode kein Geld verdienen würde.
Anita hielt jedoch an ihrem Traum fest: Nach einem
Studium in Kanada studierte sie in Finnland und
London, um anschließend an der ESMOD Berlin zu
beginnen. „Jetzt hat mein Vater sich dazu bekehren lassen“, freut sich Anita und wird dabei kräftig von ihren Eltern unterstützt.
Sie selbst will nach dem Master gerne Designerin
bleiben, ihr ist jedoch auch klar, dass man damit
selten das große Geld verdient. Eine Alternative
hat sie auch schon im Auge: „Ich habe schon in
Kanada als Lehrerin in einer Modeschule gearbeitet. Anderen etwas beizubringen macht mir
Spaß, deshalb kann ich mir vorstellen auch später
diesen Beruf auszuüben.“ Aber das nicht mehr
in ihrem Heimatland, Anita möchte hier in Berlin
bleiben. Dafür lernt sie neben Mustern und Konfektionsgrößen weiter fleißig Deutsch.
Kamila Zych
Masterarbeit von Anita Heiberg,
Studentin der ESMOD

Kamila war schon immer
ein kreativer Kopf.
Ihr Besuch bei der ESMOD
hat ihr gezeigt, dass es
sich lohnt, an seinen
Träumen festzuhalten.
Fotos: Kamila Zych
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:: ST U DE N TE N PR E SSE BER LIN # 3 . 2013
STUDENTENLEBEN
Raus aus dem Hamsterrad!
Seit Bologna fordern immer mehr Politiker die Studenten dazu
auf, sich mit dem Studium zu beeilen. Wer die Regelstudienzeit
überschreitet, wird gegeißelt. Geholfen ist damit niemandem
– stattdessen wird unsere Kreativität erstickt.
„Regelstudienzeit“ ist ein sehr hässliches
Wort. Es klingt genauso harmonisch wie „Abwrackprämie“ oder „Humankapital“ und ist in
etwa genauso sinnvoll. Die Wortkombination beinhaltet das sehr deutsche Wort „Regeln“, und
an die hält man sich in diesem Land bekanntlich
besser, soll es keinen Ärger geben. Wer länger
studiert als gedacht, bricht sozusagen die Regeln.
Man wird zum Outlaw, zu einem Sozialschmarotzer sondergleichen, der dem deutschen Staat auf
der Tasche liegt.
Seit der Bologna-Reform sind die Trödler zum
gesellschaftlichen Problem geworden. Dass die
Thematik so dramatisiert wird, merke ich an meiner eigenen Besorgnis, obwohl ich mein Bachelorstudium nur um zwei Semester verlängern
werde und dafür auch noch gute
Gründe (Ausland, Arbeit)
habe. Ich bin mir mit
meiner Verlängerung
keiner
Schuld bewusst,
aber dann pochen die
Gewissensbisse doch, wenn von
Kommilitonen auf Facebook ein „Bachelor, yeah!!!“-Post nach dem anderen auftaucht.
Regelstudienzeit bedeutet
vor allem Uniformität.
Mein Vater hatte mich schon nach dem Ende
des zweiten Semesters gefragt, ob ich denn nicht
bald mit dem Studium fertig sei. Damals konnte
ich darüber nur müde lächeln, inzwischen bricht
mir der Schweiß aus. Immer mehr turbogewöhnte
G8-Abiturienten drängen in die Unis, auf dem internationalen Arbeitsmarkt haben Studenten
oft schon mit 23 Jahren einen Masterabschluss.
Und dann gibt es da ja auch noch diejenigen, die
einem mit gehetztem Gesichtsausdruck auf den
Universitätsfluren begegnen und ihr Bachelorstudium in fünf Semester durchziehen.
Wir sollten uns nicht dem
Effizienzgedanken unserer
Gesellschaft ergeben.
Studium, darunter verstand man früher
einmal die ganzheitliche Bildung
eines Menschen, das Studium generale. Es ging
nicht nur um
das
Da hilft es auch nicht, dass einem die Professoren mit glänzenden Augen von
der guten, alten Zeit erzählen,
als man noch fünf Fächer gleichzeitig
studieren
konnte
und nach acht
Jahren dann alle
Scheine irgendwie beisammen hatte. Stattdessen sieht
man sich einem dreijährigen Stundenplan
gegenüber, der jede Freiheit und Kreativität zu
ersticken scheint. Und darin liegt auch schon
die Krux des Ganzen: Regelstudienzeit bedeutet
vor allem Uniformität. Wer seinen Bachelor nach
drei Jahren in den Händen halten will, hat kaum
eine Chance, auch einmal über den Tellerrand
seines Fachs hinauszuschauen. Und wer ins
Ausland geht, muss mit Verlängerung rechnen
– dass die sogar das Bafög-Amt einkalkuliert,
sollte uns zu denken geben.
Aus der Uni ins Leben
Gerade in Großstädten wie Berlin fühlt
sich das Korsett der Regelstudienzeit besonders eng an. Selten bildet hier die Uni den Lebensmittelpunkt, neben Vorlesungen und Seminaren gibt es oft tausend interessantere
Dinge zu tun – damit ist nicht nur die verführerische Clubszene gemeint, sondern das ganze Spektrum an Aktivitäten, die sich einem
bieten: politisches oder soziales Engagement,
vielleicht das Mitarbeiten in einem Atelier oder
das sehr intensive Nutzen einer Jahreskarte für
die vielen Theater. Aber ist das verschwendete
Zeit? Muss ein Student mit seinem Fach verheiratet sein?
Aneignen
von Wissen in einem
bestimmten Gebiet, sondern
vor allem um das Formen des Menschen zu einem wertvollen Mitglied der Gesellschaft. Dieses Ideal wird von einem standardisierten Studium nicht mehr gefördert,
stattdessen wird es unterdrückt. Wer in der Regelzeit durchkommen will, weiß am Ende vielleicht ganz viel über das Bürgerliche Gesetzbuch
oder Verkehrssysteme – aber ist es nicht genauso wichtig, Verständnis für Demokratie, fremde
Kulturen und soziale Gerechtigkeit entwickelt zu
haben?
Das schlechte Gewissen,
wenn Kommilitonen ein
„Bachelor, yeah!“ posten.
Wir sollten uns nicht dem derzeitigen Effizienzdenken unserer Gesellschaft ergeben, am
wenigsten als Studierende. Nie wieder wird es
eine Zeit geben, in der wir so viele Freiheiten besitzen – wir sollten sie nutzen, anstatt im Hamsterrad zu darben. Maik Siegel

Maik beginnt jetzt sein
siebtes Semester und
konnte glücklicherweise sein schlechtes
Gewissen mit diesem
Kommentar beruhigen.
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STUDENTENLEBEN
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Stolperstein Friedrichstraße
Susanna Zschill ist 28, Berlinerin, studiert Soziale Arbeit und sitzt seit fast zehn Jahren im Rollstuhl. Mit uns
spricht sie über freundliche Schaffner und übermotivierte Helfer, Geldprobleme und bürokratischen Irrsinn.
Susanna, wie Rolli-freundlich ist Berlin?
Im Vergleich zu anderen Städten kann ich sagen: Berlin bemüht sich. Wenn mal eine Bahn
überfüllt ist, baut der Schaffner, wenn nötig,
auch mal eigenhändig Kinderwägen auseinander, um mir Platz zu schaffen. Ich wurde noch
nie stehen gelassen. Außerdem hat fast jeder
Bahnhof einen Fahrstuhl. Es gibt allerdings ein
paar berühmt-berüchtigte Stationen – zum
Beispiel Friedrichstraße – an denen er die meiste Zeit kaputt ist. Notfalls bitte ich dann einen Passanten um Hilfe, auch wenn das vor
allem am Anfang sehr viel Überwindung gekostet hat.
Du studierst an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen (KHSB). Wie war der
Einstieg ins Uni-Leben?
Ich habe von 2005 bis 2008 an der HU studiert.
Das war ein Sprung ins eiskalte Wasser. Ich saß
damals gerade ein Jahr im Rollstuhl und habe
von der HU so gut wie keine Unterstützung bekommen. Die Gebäude – selbst die neueren –
sind für Rolli-Fahrer nur begrenzt zugänglich,
die Hörsäle überfüllt, es gab keine NachteilsAusgleiche wie etwa die bevorzugte Vergabe
von Seminarplätzen.
An der KHSB fühle ich mich jetzt total wohl.
Die Hochschule ist etwas außerhalb im Grünen,
hier kennt jeder jeden und Probleme werden
meistens schnell und unkompliziert gelöst.
Wie reagieren die Berliner, wenn du mal
Hilfe brauchst?
Die meisten sind total freundlich. Manche
übertreiben es allerdings mit der Hilfsbereitschaft: Es passiert schon mal, dass ich mit dem
Rolli hängen bleibe, an einem Bordstein oder
einer Tram-Schiene. Oft wird dann direkt beherzt zugegriffen – das ist ein No-Go! Wenn
ich im selben Moment das Gewicht verlagere,
kann schlimmstenfalls der Rolli umkippen. Und
würdest du einfach angefasst werden wollen –
auch, wenn es nett gemeint ist? Am besten zuerst fragen, wie man helfen kann und erst dann
mit anpacken.
Hast du auch mal eine negative Erfahrung
gemacht?
Vor ein paar Monaten wurde ich beim Überqueren einer grünen Ampel von einem Linksabbieger angefahren und musste ins Krankenhaus. Da ich kein Gefühl in den Beinen habe,
zeigten sich viele Verletzungen erst nach Tagen
– ein großes Problem. Ich vermute, die meisten Autofahrer haben uns Rolli-Fahrer einfach
nicht auf dem Schirm, wir sitzen niedrig und
sind daher schlecht sichtbar.
PHS_StudAbo2_210x74_SpreeKombi:Layout 1
Wie kommen deine Kommilitonen mit deiner
Behinderung zurecht?
Sehr gut. Anfängliche Unsicherheiten legen
sich schnell. Die meisten sehen den Rolli nach
Foto: Christina Schenten
einer Weile gar nicht mehr. Ich habe gelernt,
dass es auch ok ist, den Mund aufzumachen,
wenn ich etwas brauche. Meine Kommilitonen Was wünschst du dir für die Zukunft?
haben keine Probleme mit anzupacken, wenn
Erst mal will ich mein Studium gut abschließen.
doch mal ein paar Stufen im Weg sind.
Ich möchte später mal im Bereich Kinder- und
Jugendschutz arbeiten, am liebsten nicht nur
ein Schreibtischjob. Privat ist mein Traum, eiWie sieht es mit staatlicher Unterstützung aus?
nen Partner zu finden und Kinder zu haben. Vor
Die finanzielle Unterstützung ist ziemlich
allem wünsche ich mir aber mehr Unabhängigschlecht. Schon als nicht-behinderter Student
keit von der Bürokratie – oder dass ich zuminhat man es nicht leicht auf dem Amt – mit Behindest weniger mit ihr kämpfen muss.
derung ist es doppelt so schwer. Niemand fühlt
sich zuständig für einen Studenten im Rollstuhl!
Das Interview führte Christina Schenten
Ich lebe alleine, aber meine Eltern unterstützen
Christina kam auf die Idee zu
mich im Alltag und bekommen dafür 13 Euro
diesem Interview als ein BekannPflegegeld am Tag. Ein Problem ist, dass mein
ter erzählte, er werde für seinen
Anspruch auf Pflegegeld erlischt, wenn ich mehr
Rollstuhl fahrenden Sohn von
als 2500 Euro anspare. Für ein behindertengePrenzlauer Berg nach Charlottenburg umziehen – wegen des
rechtes Auto zu sparen wird damit zum Beispiel
Kopfsteinpflasters! Neuer Blickunmöglich. Diese Grenze gilt übrigens sogar für
winkel auf bekanntes Terrain.
Paare mit Kindern. Das ist absurd.

17.09.2013
13:05 Uhr
Seite 1
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WEIRD WORLD
:: ST U DE N TE N PR E SSE BER LIN # 3 . 2013
„Ich bin nicht normal!“
Mehr als Fummel und Vorurteile: Michael Brenncke ist
der Gründer, Leiter und Hauptdarsteller des einzigen
ständigen Travestietheaters Berlins.
Spiel
K
eine zwei Meter trennt die erste der fünf
Zuschauerreihen von der Bühne. Schwungvoll öffnet sich der tiefrote Vorhang, Diskolicht, dann die ersten Klänge von Madonnas Vogue. Fünf Tänzerinnen nehmen mit
ausladenden Bewegungen die enge Bühne
ein, ihre goldschimmernden Ballkleider und
hochgetürmten Haare schwingen im Takt.
Let your body move to the music. Kurze Irritation; doch, es handelt sich tatsächlich um
Männer – perfekt geschminkt und gestylt.
Die letzten Töne, das Licht erlischt. Als es
wieder angeht, steht Michael Brenncke in
einem bordeauxfarbenen Ballkleid inmitten seiner ‚Mädels’. Die tiefrot geschminkten Lippen und die mit schwarzem Kajal
betonten Augen verleihen seinem Gesicht
weibliche Züge. Im Zusammenspiel mit seiner Hochsteckperücke, aus der sich einzelne weißblonde Locken lösen, lassen Kostüm
und Make-up Brennckes Erscheinung wie
der Illusionen
die einer barocken Hofdame wirken. Die
auffällig funkelnden Schmuckstücke um
Finger, Arm und Hals machen die Verwandlung vollkommen.
Leben
Einige Tage zuvor sitzt Brenncke – Bluejeans, weites T-Shirt, darüber ein kurzärmliges, kariertes Hemd, sportliche, blaue Uhr
und kurzes gegeltes Haar – an einem Fenstertisch der Weserkulisse. Die Bar wird von
seinem Adoptivsohn geführt. Sie ist das Foyer des Theaters im Keller. Noch sind einige
Tische übereinander gestapelt. „Wir hatten
zwei Monate zu.“ In Brennckes österreichischen Akzent – er ist in Steyr aufgewachsen
– mischt sich charmant der Berliner Dialekt.
Die Wochen vor der Premiere der neuen Show
wurden für Proben genutzt, denen Brenncke
als Intendant, einen Teil seiner Schauspieler
als Regisseur, Choreograph und Kostümbildner vorstand. Diese Arbeitsteilung trägt,
neben dem kleinen Theatersaal, ebenso
zur intimen Atmosphäre bei, wie das miteinander vertraute Team – Brennckes Mann,
Ludwig Auster-Brenncke, kümmert sich um
Technik und Administration.
für die Bühne
Für Brenncke, der das ständige Proben
hasst, beginnt mit „En vogue…eine perfekt geschminkte Gesellschaftsstudie“ endlich wieder das Showleben, das er in seinem
Theater seit mehr als sechsundzwanzig Jahren als Travestiekünstler lebt.
Brennckes Bühnenerfahrung reicht weit zurück. Aufgewachsen bei seinen Großeltern
in Oberösterreich, lebt er als Jugendlicher
nach deren Tod bei seiner Mutter in Hamburg. Gegen ihren Willen beginnt er eine
Ausbildung als Balletttänzer, die er nach einer Verletzung abbricht, um sich in München dem Schauspiel zu widmen. Nach Berlin zieht ihn ein Engagement am Theater
des Westens, zunächst als Solo-Pantomime, später als Operettendarsteller.
:: ST UDE N TE N PRE SSE BER LIN # 3 . 2012
Und dann Travestie. Wie kommt man als
Schauspieler auf die Idee, in Frauenkleidern aufzutreten? „Während meiner Zeit
am Theater des Westens gastierten dort die
Garçons terribles aus Paris, die haben ein
Programm aus Männerballett und Travestie
bestritten. Das fand ich faszinierend.“ Als
er dann das Haus in der Weserstraße von
seinen Tanten erbt, fasst Brenncke gemeinsam mit einem damaligen Ballettschüler
den Entschluss: „Schauspieler ist man, Tänzer ist man – machen wir doch einfach eine
Travestieshow.“
sagt Brenncke und erwidert daraufhin –
nicht zum ersten Mal – den Gruß eines Vorbeigehenden. Im Reuterkiez hat er seinen
Platz längst gefunden. Im multikulturellen
Berlin fühlt er sich verwurzelt: „Berlin ist
lieb bekloppt.“
Stört es ihn, der gelernt hat, Vorurteilen mit Humor zu begegnen, dass Travestie und Homosexualität zusammengedacht werden? „Das
wird sich nie ändern. Wer Travestie macht, ist
schwul. Und wenn wir mal ehrlich sind – es
ist ja auch so.“ Tatsächlich eröffnet die Travestiekunst Menschen, deren Neigungen in der
Öffentlichkeit auf Ablehnung stoßen und die
sich im Alltag nicht in den Kleidern des anderen Geschlechts darstellen können oder wollen, einen Raum zum Experimentieren.
Travestie trifft Vorurteile
Diese Entscheidung wirkt umso überraschender, weil Brenncke und seine Show
nicht so recht in das klischeebeladene Bild
passen wollen, das man als Außenstehender von Travestie hat. Aus seiner Bisexualität hat Brenncke zwar nie ein Geheimnis gemacht, dennoch stellt er sie nicht zur Schau.
Auf der Bühne wirkt er fast verlegen, wenn
sich die Scheinwerfer auf ihn richten: „Ich
bin nicht so der Mittelpunktmensch“, gesteht er und hofft, auch einer Feier seines
bevorstehenden siebzigsten Geburtstages
aus dem Weg gehen zu können.
Auseinandersetzungen mit seiner Mutter,
die nie Verständnis für seine sexuelle Orientierung aufbrachte, lehrten ihn früh den
Umgang mit Beleidigungen, denen er auch
in Neukölln ausgesetzt ist. „Ich habe seit
meiner Kindheit ein so dickes Fell, dass es
mir egal ist. Zumindest poltere ich zurück“,
Doch ist Travestie entgegen aller Vorurteile
nicht an eine bestimmte sexuelle Orientierung
gebunden. Schon im antiken Griechenland betrieben Schauspieler eine Art der Verkleidung,
da auch Frauenrollen ausschließlich von Männern gespielt wurden. Mit der Herausbildung
des Berufs der Schauspielerin im 17. Jahrhundert entwickelte sich die männliche Travestie
allmählich zu dem, was sie heute ist – die
parodistische Überzeichnung der weiblichen
Geschlechterrolle.
Gegenwärtig verschwimmt im öffentlichen Bewusstsein die Grenze zwischen Travestie und
Transsexualität. Dabei empfinden sich abseits
der Theaterbühnen längst nicht alle Darsteller
dem anderen Geschlecht zugehörig. Brenncke,
dessen Paraderolle die Performance von Don’t
cry for me Argentina aus dem Musical Evita ist,
sieht die Travestie nüchtern als Profession. „Ich
bin nicht so der Typ, der gerne Fummel trägt.
WEIRD WORLD
Tagsüber könnte ich nicht im Fummel rumlaufen, denn ich fühle mich nicht als Frau. Ich
sehe das als Rolle, die ich spiele.“ Er verzichtet
deshalb auch auf falsche Brüste. Zudem bedient Brenncke ganz bewusst nicht die gängigen Schwulen- und Lesben-Klischees und
verlangt von seinen ausgebildeten Darstellern, die teilweise live singen, viel Professionalität. Wahrscheinlich ist dies das Geheimnis
seines Erfolgs. Die begeisterten Reaktionen
der Zuschauer geben Brenncke auch an diesem Abend jedenfalls Recht.
Am Ende der Vorstellung steht er in einem
schrill funkelnden Kleid auf der Bühne. Er
ist ungeschminkt, stimmt das letzte Lied an:
„Und wenn ein Mann einen Mann liebt, soll
er ihn lieben, wenn er ihn liebt. Denn ich will,
dass es das alles gibt, was es gibt.“
Annemarie Diehr

Fotos: Richard Klemme-Wolff
Neben ihrem Studium der Medienwissenschaften ist Annemarie begeisterte Tänzerin.
Sie hatte sich daher schon immer
gefragt: Wie fühlt es sich an, im
Körper eines Mannes zu tanzen.
Nun traf sie jemanden, bei dem
es umgekehrt war.
Weitere Informationen
www.tik-berlin.de
Theater im Keller
Weserstraße 211 / Ecke Friedelstraße
12047 Neukölln
(030) 623 14 52
11
12
:: ST U DE N TE N PR E SSE BER LIN # 3 . 2013
STUDENTENLEBEN
Schöne Grüße aus der Provinz
Heidelberg ist ein Dorf, und wer kann, geht nach Berlin. Doch das ist auch keine Lösung.
Zumindest nicht für unseren Gastautor.
Fotos: M
icha el
Graup ne
r
Hier und da geht auch mal eine Welt unter
Berlin ist großartig, keine Frage.
Und was immer man gegen die Hauptstadt
vorzubringen versucht, klingt schon beim Hinschreiben furchtbar provinziell. Sicher: Da sind
der Flughafen, die Verkehrsbetriebe, das Stadtschloss. Aber kaputte Schlösser sind nicht das,
woran man sich als Heidelberger stört.
Überhaupt klingt das Leben an der Spree verlockend. Heidelberg kann da nicht mithalten,
mag es auch eine Art Weltdorf sein: Drei Millionen Touristen und die altehrwürdige Universität können nicht darüber hinwegtäuschen,
dass der vielbeschworene „lebendige Geist“
nur noch recht selten durch die Gassen der
Stadt spukt. Ende des Jahres schließt das einzige Blockbuster-Kino, die Museumslandschaft
ist niedliches Eiland, und in der einzigen Kneipenstraße der Stadt wünschen sich Kommunalpolitiker am liebsten ein Alkoholverbot. Heidelberg ist nicht sexy, es ist furchtbar verklemmt.
Stets im Blick der Berufs-Philister
Kürzlich wurde den Cafébetreibern verboten,
vor elf Uhr am Morgen ihre Außentische zu bedienen. Im Hochsommer.
Um zehn vor elf patrouillierten dann die Uniformen vom Ordnungsamt und verteilten Bußgelder an ungehorsame Gastronomen.
Überwachen und Strafen sind ohnehin eine
Spezialität der Stadt. Verboten ist es, im Neckar zu baden. Verboten auch, auf der Uferwiese außerhalb festgelegter Grillzonen zu grillen.
In der Hauptstraße Fahrradfahren: streng verboten. Die Einhaltung dieser Vorschriften zu
gewährleisten bedürfte gar nicht der omnipräsenten Ordnungshüter, denn hinter jedem
Verbotsschild lugt der Zeigefinger eines Heidelberger Spießbürgers hervor. Der Wunsch zu erziehen ist hier sehr ausgeprägt.
Dagegen Berlin: Museumsinsel, Szenekneipen, Hipsterbärte. Hinter jeder Flasche Kindl
verbirgt sich ein Kleinkünstler, der morgen
seinen großen Durchbruch feiert. Selbst, wer
gelegentlich arbeitet, wird toleriert. Kein Wunder, dass die Berlin-Migration unter Studenten
ein Massenphänomen ist. Zur Wahrheit gehört
aber auch: Es gehört nicht viel dazu, in dieser
Stadt keinen 9-to-5-Job zu haben und stattdessen der Kiezpolonaise von einem Viertel ins
nächste zu folgen.
Im Gegenteil: Die Landflucht der meisten Berlin-Migranten entspringt dem Wunsch, der Bedrängnis des Lebensernstes zu entkommen.
Und weil sich der Ort leichter wechseln lässt als
der Kopf, geht man dahin, wo alle atemberaubend cool sind, niemand zu altern scheint und
Spaß ein unendliches Gut ist – ohne zu merken,
dass man damit eine ziemlich naive Form des
Eskapismus betreibt und die vermeintliche Provinz gegen eine Weltläufigkeit eintauscht, die
an dem Tellerrand endet, um den bis ein Uhr
früh die Ringbahn kreist.
Das ist der Grund, weshalb Berlin für mich keine Alternative ist: Mir gefällt es nicht, dass alles immer lustig und locker und fröhlich sein
muss. Ich will nicht, dass man zur einzig relevanten Kategorie der Postmoderne „witzig
oder nicht witzig“ erhebt. Ich will mich wenigstens über irgendetwas aufregen können. Es
reicht doch nicht zu sagen: Die Freundin macht
Schluss, aber easy, dort drüben hat ein neues
Café eröffnet. Nein, ab und zu muss man auch
schwer einstecken, hier und da geht doch auch
mal eine Welt unter. Ich will nicht in einer Stadt
leben, deren einziger kultureller Vorteil es ist,
den Wechselfällen des Lebens gleichgültig den
letzten Schluck Bier entgegenrülpsen zu können. Heidelberg ist schrecklich provinziell. Aber
Berlin? Keine Alternative. Kai Gräf

Kai ist Redakteur der
Heidelberger Studentenzeitung „ruprecht“.
Den Genuss der dortigen
Landluft hat er nun aber
aufgegeben, um für ein
Jahr in London zu studieren.
Servierkräfte gesucht
Die Bayerische Vertretung beim Bund in Berlin-Mitte sucht ab
sofort Aushilfen (w/m) zum Servieren von Speisen und Getränken
bei Tages- und Abendveranstaltungen von Montag bis Freitag.
Wir bieten einen attraktiven Minijob mit flexiblen Arbeitszeiten in
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:: ST UDE N TE N PRE SSE BER LIN # 3 . 2012
WEIRD WORLD
13
Die ewige Suche nach dem Besseren
In unserer Generation gibt es mehr Singles als
je zuvor. Sind Bindungsängste und überhöhte
Ansprüche an potenzielle Partner der Grund?
„Generation Maybe“. Seit dem Artikel von WELT-Redakteur Oliver
Jerges (29) haftet uns 20- bis 30-jährigen dieses Etikett an wie ein
lästiger Kaugummi. „Wir“ seien die Generation der Unentschlossen, schreibt Jerges. Die Generation der Individualisten. Freunde
statt Familie. Immer Gesellschaft, aber keine Verantwortung.
Im Jahre 2011 lebte jeder fünfte Deutsche als Single, meldete das
Bundesamt für Statistik. In Berlin war es sogar fast jeder Dritte.
„Die Zahl der Alleinstehenden ist damit seit 1991 deutlich gestiegen“, resümierte der Präsident des Statistischen Bundesamtes 2012
auf einer Pressekonferenz in Berlin. Das Resultat der Lebenseinstellung unserer Generation?
Eine Generation mit Bindungsangst?
Trauen wir uns nicht, feste Beziehungen einzugehen? „Es gibt heute nicht mehr Menschen mit Bindungsangst als in den Generationen
zuvor“, glaubt Stefanie Stahl, Diplompsychologin und Buchautorin
von Jein! Bindungsängste erkennen und bewältigen. „Allerdings
leben Betroffenen ihre Ängste heute zunehmend öffentlich aus“,
ergänzt sie. Das geschehe nicht immer bewusst. „Menschen mit
Bindungsangst glauben vielfach, dass sie den oder die Richtige
einfach noch nicht gefunden haben.“ Gesellschaftliche Vorgaben
für Beziehungen fallen weg. Eine Generation von Bindungsängstlern seien wir aber nicht.
Foto: Claudia Tiersch
Neue Lebenswirklichkeiten, alte Werte
„Der Wunsch vieler junger Menschen ist noch immer die lebenslange Partnerschaft“, weiß Stephan Goldschmidt von der Evangelischen Kirche in Deutschland. Eine Infratest-Studie aus dem Jahr
2010 zeigt: Für neun von zehn Menschen ab 18 Jahren bleibt der
Wunsch nach einer glücklichen Partnerschaft oder Ehe einer der
wichtigsten Ziele im Leben. Insgesamt unterscheidet uns nicht viel
von der Generation unserer Eltern.
Doch lebenslange Partnerschaften werden seltener. Gründe gibt
es viele: Der Arbeitsmarkt erfordert Flexibilität, die individuellen
Ansprüche an eine Partnerschaft steigen, alte Rollenmuster fallen weg. Für unsere Omas war der persönliche Lebensweg noch
vorgegeben. Wir Frauen von heute können tun und lassen, was
wir wollen.
jung / spontan / gut
Anspruchsvolle Damenwelt
Und da liegt ein Problem. Frauen stellen immer höhere Ansprüche
an ihren Partner. „Insbesondere Akademikerinnen ab Mitte 30 fällt
es schwer, noch einen Partner zu finden“, sagt Psychologin Stahl.
„Männer orientieren sich bei der Partnerwahl tendenziell nach unten, Frauen hingegen nach oben.“ Das belegen die Ergebnisse der
weltweiten Bildungsstudie des Soziologen Hans-Peter Blossfeld
aus dem Jahre 2012. „Bei 55 Prozent weiblicher Studienanfängerinnen und 45 Prozent Studienanfängern, von denen 10 bis 15 Prozent eine Frau mit niedrigerem Bildungsniveau wählen, bleiben nur
noch 30 Prozent Männer für 55 Prozent Frauen auf dem hohen Bildungsniveau“, rechnet Studienleiter Blossfeld in einem Interview
mit der ZEIT vor.
Jana lebt seit sechs
Um diesen Zustand zu
Jahren in Berlin
ändern, müssten Frauen
und studiert
ihre Ansprüche herab„was mit Medien“.
setzen. Bislang bleiben
In dieser Zeit ist sie
treu geblieben –
in vielen Frauenköpfen
sich selbst und der
die alten Rollenmuster
Begeisterung am
jedoch bestehen.
Schreiben.
Jana Kugoth

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ein Jahr vorne sitzen
Konzerte 8 Euro
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:: ST U DE N TE N PR E SSE BER LIN # 3 . 2013
STUDENTENLEBEN
„Man muss es einfach überleben“
Studentenwohnheime in Deutschland und Marokko
Wer bei Studentenwohnheimen nur an Feiern und
Schmutz denkt, war wohl noch nie in einem. Oder
er war nur in einem Studentenwohnheim in einem
einzigen Land.
Aber wo ist eigentlich der Unterschied zwischen
einem Wohnheim in Deutschland und einem in
Marokko? Artem aus Berlin und Sanae aus Rabat
erzählen.
Pro Monat zahlt Sanae 1.315 Dirham Miete, das
sind rund 120 Euro. Für sein Zimmer in einem
Berliner Studentenwohnheim zahlt Artem Gogov
175 Euro pro Monat. Das ist zwar nicht inklusive
Internet, aber dafür hat der 25-jährige Student
sein Zimmer für sich allein.
„Sich ein Zimmer zu teilen, ist in Deutschland
undenkbar“, meint Artem. Seit er 2010 seinen
Master in Osteuropastudien anfing, wohnt er im
Wohnheim „Eichkamp II“, das schon fast im Grunewald liegt. Ursprünglich kommt Artem aber
aus der Ukraine. Dort studierte er Deutsche Philologie und wohnte im Studentenwohnheim in
Odessa. Sein Zimmer dort teilte er sich mit seinem Bruder und einem anderen Studenten.
„Du willst mein Zimmer nicht sehen. Du wirst
schreiend davonlaufen.“ Sanae El Mimouni steht
vor einem weißen Hochglanzgebäude. Es sieht
aus wie ein teures Hotel. Auf der Straße sausen
Autos vorbei und am Eingang sitzen Rezeptionisten. Sanae spricht aber nicht von einem Hotelzimmer, sondern von ihrem Zimmer im Studentenwohnheim „Bayt Maarifa“ in Rabat, der
Hauptstadt Marokkos. Und Sanae mag ihre
Wand nicht.
Sanae ist 26 und macht ihren Doktor in Informatik. Seit Anfang ihres Studiums wohnt sie hier
in Rabat. Immer im gleichen Zimmer und immer
mit dieser dunkelroten Wand, die inzwischen abbröckelt. Das Semester hat gerade wieder angefangen, aber Sanae hat ihre Kleidung noch nicht
ausgepackt. „Ich warte darauf, dass diese Wand
renoviert wird. Ich habe schon so oft nachgefragt, aber es passiert einfach nichts.“
Ursprünglich kommt Sanae aus Nador, einer
kleinen Stadt an der Mittelmeerküste. Als sie
zum Studium nach Rabat zog, kannte sie dort
niemanden. Auch nicht das Mädchen, mit dem
sie sich ihr Zimmer teilen sollte.
Doppelzimmer
Im Wohnheim Bayt Maarifa gibt es zwei Arten
von Zimmern: Einzelzimmer und Doppelzimmer.
Die Bewohner eines Doppelzimmers teilen sich
einen Raum mit Küchenzeile und Bad, im Einzelzimmer hat man alles für sich allein.
Sanae wohnt im Doppelzimmer, denn das ist billiger. Zwei Betten befinden sich darin und zwei
Schreibtische. Neben den Betten stehen kleine
gelbe Nachttische. Einer von denen wird während des Interviews zum Esstisch umgewandelt.
Ich bekomme eine Serviette auf den Schoß gelegt, damit ich mich nicht mit Salat und Olivenöl
bekleckere. Dieses eine Mal finde ich das lustig,
aber wenn ich jeden Tag so essen müsste, wäre
das wohl ziemlich anstrengend.
„Man muss es einfach irgendwie überleben, sich
ein Zimmer zu teilen. Es kann sehr schwierig
sein, aber auch sehr lustig. Wir hatten zum Beispiel mal eine spontane Party bis fünf Uhr morgens“, erklärt Artem. Auch Sanae hat gemischte
Gefühle zum Leben im Doppelzimmer. Sie mag
es gemeinsam zu kochen, aber es war nicht einfach, plötzlich mit jemandem Fremden zusammenzuleben. „Du musst halt erst mal die Gewohnheiten des Anderen kennenlernen.“
Ihr Zimmer muss Sanae aber nicht selber putzen.
Zweimal pro Woche kommt ein Putzdienst. Im
Berliner Studentenwohnheim kommt der auch,
aber er putzt nur die Küche und das Bad. Sein
Zimmer hält Artem selber sauber.
Bewohner-Durchschnitt
In den Wohnheimen des Berliner Studentenwerks wohnen mehr Männer als Frauen. 58 %
der Bewohner haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. Artem ist beides: Mann und
Ausländer. Sanae ist Frau und Marokkanerin
in Marokko, aber entspricht damit auch dem
Durchschnitt in ihrem Wohnheim. Es wohnen
dort zwar auch Frauen aus Tunesien, Mauretanien, dem Senegal, den USA und China, aber die
meisten Bewohner sind Marokkaner. Für Frauen
gibt es mehr Zimmer als für Männer.
„Es ist nicht
einfach,
plötzlich mit
jemand
Fremden zus
ammenzuleben.“
Fotos: Kirsten Jöhlinger
:: ST UDE N TE N PR E SSE BER LIN # 3 . 2013
STUDENTENLEBEN
Fotos: Artem Gogov
Interna�onale Messe für
Sprachen und Kulturen
DIE WELT STEHT OFFEN!
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Wo h n heim
„Es ist nicht ungefährlich, sich eine
Wohnung zu mieten. Vor allem nicht
für Frauen“, sagt Sanae. „Im Wohnheim
gibt es Wachleute. Die passen auf, wer
herein geht. Männer dürfen den Frauenteil nicht betreten. Es gelten strenge Regeln. Man muss zum Beispiel um 23 Uhr
da sein. Danach kommt man nicht
mehr herein. Männer haben aber keine Lust, schon um 23 Uhr da zu sein
und keinen Alkohol und keine Frauen
mitbringen zu dürfen. Also mieten sie
sich öfter eine Wohnung.“
ente n das an
dere
nicht
ko: „Ich weiß
Heim in Marok cht so entwickelt ,
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nd ist ni
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ilen.“
ein Zimmer te
Sanae über das Heim
in Deut schland: „Ic
h glaube,
dass deut sche Stude
ntenheime schön sin
d und wegen
den Studenten geba
ut werden und nicht
wegen des
Geldes. In Deut sch
land teilt man sich
auch die Zimmer.
Vielleicht gibt es Ein
zelzimmer für Dokto
randen.
Ich glaube, dass die
Türen dort auch ab
ends zugemacht
werden, denn es ist
ja ein Studentenwoh
nheim.
Die Kameras gibt es
aber nicht in Deut sch
land.
Vielleicht wohnen Fra
uen und Männer zu
sammen.“
Eine Abendsperre kennt Artem aus
Odessa. Dort musste er vor Mitternacht
im Wohnheim sein. Wer später kam,
musste sich identifizieren. Manchmal
wollten aber Freunde zu Besuch kommen. „Die haben wir mit einem Seil
durch das Küchenfenster im zweiten
Stock hereingeholt.“ In Berlin darf man
kommen, wann man will. Und Artem
hat kein Problem mit seiner Wand. Im
Gegensatz zu Sanaes Wohnheim wurde seines frisch renoviert.
Kirsten Jöhlinger
15. –
Novem 17.
ber 201
3
10 – 18
Uhr
Russisches Haus der
Wissenscha� und Kultur
Friedrichstraße 176–179
10117 Berlin
Französische Straße
Mehr Infos &
Frei�ckets unter
www.expolingua.com
Airport Campus
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Flughafen Berlin Brandenburg
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dem Weg zum BER
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
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Flughafengesellschaft aus Sicht des Human
Resource Management
Weitere Informationen
www.studentenwerk-berlin.de/wohnen
Wohnheime des Studentenwerks:
Kirsten hat nie in einem Studentenwohnheim gewohnt. Sie mag es,
auch alte Leute und Kinder im Haus
zu haben. In Marokko wohnte sie
in einer Wohnung in der alten Medina und traf ihre Nachbarn beim
Wäsche Aufhängen auf dem Dach.
Das Studentenwerk ist ein großer
Betreiber von Studentenwohnheimen in Berlin. Es hat Plätze für 9.500
Studenten.
Das Angebot besteht aus Appartements, Zimmern in WGs (nach Geschlecht getrennt oder gemischt) und
Zimmer auf einem Flur, bei dem Bad
und Küche geteilt werden. 87 % aller
Plätze sind möbliert. Für beeinträchtigte Studenten und Studenten mit Kindern gibt es spezielle Plätze.
Di 14.01.2014 I 18.15 – 20.00 Uhr
Ohne Abfertiger kein Flugverkehr – Ein Blick
hinter die Kulissen der Prozesse des Bodenverkehrsdienstleisters GlobeGround Berlin
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und Anmeldung:
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15
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:: ST U DE N TE N PR E SSE BER LIN # 3 . 2013
WEIRD WORLD
Einsam,
zweisam,
dreisam
In Berlin scheint alles möglich.
Der Hauptstädter stößt selten
an die Grenzen gesellschaftlicher Akzeptanz. Ein Grund,
weshalb junge Menschen aus
der ganzen Welt in die Stadt
kommen. Hetero? Homo? Bi?
Interessiert hier keinen mehr.
Jede Neigung, jeder Fetisch
findet die passende Subkultur.
Zeit, sich richtig auszuprobieren!
Unsere Welt verändert sich rasend schnell.
Gilt das auch für unsere Beziehungsformen?
Illustration: Xenia Smykovskaya
Joana (24) hat schon einige Erfahrungen gesammelt. Mit 14 Jahren war sie zum
ersten Mal mit ihrem damaligen Freund im Bett. Ein Jahr später war Schluss. Die
nächsten vier Jahre hatte sie öfter mal Sex mit einem Kumpel, eine Beziehung
wollten beide nicht. Ernst wurde es, als Joana 18 war. Sie lebte zwei Jahre in einer
festen Beziehung. Als ihr Freund vom Heiraten sprach, ist sie gegangen. Wieder
Single, hat sie nicht auf sexuelle Kontakte verzichtet. Geschlafen hat sie jedoch
mit keinem der Verehrer. „Ich erwarte einfach nicht, dass mir das was gibt“, sagt
sie über One-Night-Stands. Seit fünf Monaten hat sie wieder einen Freund. Joana
kann sich vorstellen, mit ihm dauerhaft zusammenzubleiben.
Gesundheit in besten Händen.
Exklusiver Sex
Sex: ja. Aber nur in einer Beziehung? Siljia Matthiesen leitet am Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg die Studie Sexuelle und soziale Beziehungen von
19- bis 25-Jährigen. Im Rahmen ihrer Studie hat sie junge Menschen
wie Joana befragt. Das Ergebnis: Unverbindlicher Sex außerhalb von
Beziehungen wird von Studierenden weitestgehend ohne moralische
Wertungen und große Aufregungen als selbstverständlich hingenommen. Doch: Wie viel Sex haben Singles wirklich? Mehr als 90 Prozent
aller sexuellen Kontakte fänden innerhalb von Beziehungen statt, erzählt Matthiesen. „Treue und Ehrlichkeit sind die leitenden Werte für
junge Menschen“, so die Studienergebnisse. Was ist los mit der hart
erkämpften sexuellen Freiheit? Wollen wir sie gar nicht?
Serielle Monogamie
Richtig ist, dass mit der Spätmoderne geschlechtsspezifische Benachteiligungen wegfallen, persönliche Entscheidungsspielräume
nehmen zu. Doch wir leben bei Weitem nicht alles, was uns möglich
wäre. Im Gegensatz zu der Generation unserer Eltern haben sich unsere sogenannten Beziehungsbiografien durchaus verändert. Treue
und Exklusivität stehen zwar weiterhin auf Platz eins, beschränken
sich aber auf den aktuellen Partner. Und von denen haben wir im
Laufe unseres Lebens viele. „Serielle Monogamie“ nennt Matthiesen
das. Viele Beziehungen sind kurz, fast immer treu und wechseln sich
mit ebenfalls kurzen Singlephasen ab.
Eins, zwei, oder drei
ERFOLG
IN BESTEN HÄNDEN
Sie haben Fragen? Wir haben die Antworten. Von der Studienplanung bis hin zur Karriereplanung – wir helfen Ihnen stressfrei
durch den Uni-Alltag zu kommen. Persönlich direkt auf dem
Campus oder auf www.aok-on.de/nordost.
AOK Studenten-Service
Ein Beziehungsmodell, wie es Silvio Wirth ablehnt. Wirth betreibt die
Webseite polyamorie.de. „Mit einigen Unterbrechungen lebe ich seit
1994 polyamorös“, erzählt er. Polyamorös leben bedeutet, in Beziehungen mit mehreren Partnern zu leben. Beziehungen mit mehreren
Partnern zu führen. Gleichzeitig. Exklusivität spielt keine Rolle. Wirth schätzt, dass in Deutschland zwischen 10.000 und 30.000 Menschen polyamorös leben. Die Mehrzahl in Großstädten und liberalen
Milieus. „Die gesellschaftliche Akzeptanz nimmt zwar zu, aber wenn
du offen polyamöros lebst, kannst du noch immer kein Außenminister werden“, schränkt er ein. Was auf den ersten Blick nach sexueller
Freizügigkeit und Egotrip aussieht, ist für Wirth alles andere als das.
„Es ist der Versuch von Verbindlichkeit.“ Statt serieller Monogamie,
die mit Verantwortung auf Dauer nichts gemein hat, erhofft Wirth
sich, durch seine Lebensweise die Stabilität der Ehe mit dem Abenteuer der neuen Bekanntschaft kombinieren zu können. Eine Alternative? Vielleicht für all jene, die es wie Wirth schaffen, Eifersucht
als etwas zu sehen, „das man entmachten kann.“ Jana Kugoth

SEX
Take it like a man
LIFESTYLE
Home Free - The Modern Nomad
OCT.
NOV.
ISSUE
#1
18
SENSANOSTRA
spree : : STUDENTEN PRESSE BERLIN #1 / 2013
TAKE IT LIKE A
MN
A
For the average hetero male, anal play is akin to murdering your precious masculinity as if
being entered means you are weakling being preyed upon.
Author of sexcapade blog “Confessions of a Young Pervert” Liam Thomas, explores the widespread phenomena of straight men’s bum holes defensively contracting at the idea of allowing
anything remotely near it.
I
n the many different demographics that I have sat
around and socialised with,
none is more honest and open
than a room full of men discussing sex. I have heard guys casually confess to cheating on their
girlfriends. I know who they last
had sex with, how dirty she was
and sometimes full details of the
act itself. The circle of friends
these stories are told in is almost
like a church confessional box.
The truth very rarely leaves the
room. And if it does it is the
whistle-blower who is considered
to be the guilty party, not the guy
who’s just openly bragged about
sleeping with his other half ’s
best mate.
I know which one of my mates’
missus or fuck buddy likes to be
tied up and spanked and on some
occasions I’ve even seen mobile
phone recorded videos of their
bird’s blowjob skills. No secret is
left uncovered. A lot of people including other fellas may be opposed to this sort of behaviour,
but it’s the way I’ve seen it and
it’s not going to change anytime
soon. However, I have found that
when on the discussion of things
we enjoy during sex there is one
particular act that always divides
the room, and only then it’s if
someone dares mention it. If you
were to ask a group of lads if they
liked a finger in the back door
during sex, you’d most likely be
met with blank stares, and
probably a few remarks about
how it’s either gay or disgusting.
I can’t understand why someone
would think it was gay. I mean, I
“I can’t
understand
why someone
would think
it was gay”
like things up my arse, by
women ! It’s not gay if a woman
does it. In fact, the mentality that
enjoying things in the rear end is
to be considered gay just because
that’s what homosexuals do is
clearly flawed. You might as well
criticise nearly every other bit of
foreplay us straight men enjoy,
because I’m pretty sure the gays
started sucking each other off for
a long time before our ancestors
plucked up the courage to ask
their missus to give it a try. In fact
in the space race that is pushing
filthy sexual boundaries, us
straight blokes are still sending
monkeys into space wondering
how we could possibly one day
get them to return. Whilst gay
fellas have got to the point where
they are building space stations
on mars. But then again it’s no
surprise the gays are having
kinkier sex than us, their straight
up vanilla sex is already anal and
for us heteros it can take months
if not years to talk our women
into bum love, and even then we
only get it on birthdays and
Valentine’s day.
There’s also the argument that
having your bird stick something
in your behind is disgusting. A
mate of mine told me that one
time this bird stuck a finger in
him during foreplay and he nearly
hit the roof, told her to wash her
hands and everything. I wouldn’t
entirely agree with this for a
number of reasons. Yes, the whole
appeal of anal is that it measures
very highly on the filth Richter
scale, so I suppose in that sense it
can be considered filthy and disgusting. But if you can’t be filthy
and disgusting when you’re
having sex, then when can you be
filthy and disgusting ? There is
something about receiving it from
a lady that does feel incredibly
kinky but then it’s also only
natural that fellas would enjoy
anal play. After all, the prostate is
the equivalent of the male g-spot,
and even though I’ve never
achieved it, I’ve heard that the orgasms that can come from massaging it for a while are amazing.
Also personally, and like a few
other blokes I asked, I suffer from
a psychological condition called
‘retarded ejaculation’ where I am
unable to cum during sex. This includes blowies, hand jobs and
during sex itself. In fact I can’t
cum unless I lie there rubbing
myself off for what can be quite a
while. For some ladies this may
sound like a dream, to have a guy
who can go for hours, but you
soon find it grows old when every
spree : : STUDENTEN PRESSE BERLIN #1 / 2013
SENSANOSTRA
spree : : STUDENTEN PRESSE BERLIN #1 / 2013
SENSANOSTRA
single sex session you have ends
with at least 20 minutes of the
single
sex there
session
you havewhilst
ends
guy lying
sweating,
with
at least 20rubs
minutes
of the
he frantically
himself
off
guy
lying
there sweating,
trying
to climax
and by thewhilst
time
he
rubs on
himself
off
he’sfrantically
ready to unload
your tits
trying
climaxhalf
andasleep.
by the But
timeI
you’re to
already
he’s
unload
onfingering
your tits
haveready
foundto
that
an anal
you’re
half
asleep. But
can justalready
give that
jump-start
andI
have
found
that
an anal
fingering
cut down
the
waiting
time
; somecan
just
givelike
thatmagic
jump-start
and
times
even
I can just
cut
down
the waiting
time
; someblow
my load
there and
then
after
times
even like magic I can just
a few rubs.
blow my load there and then after
a few
It’s rubs.
not just fingering that can
be enjoyed in the male-anal play
It’s not just
that
can
spectrum,
but fingering
there’s also
many
be
enjoyed
in the male-anal
play
other
fun activities
like rimming,
spectrum,
but there’s
alsofeeling
many
or even fisting
if you’re
other
activities like
really fun
adventurous,
andrimming,
my peror
even
fisting pegging.
if you’re Now,
feeling
sonal
favourite
in
really
and my
perpretty adventurous,
much every single
one
of
sonal
favourite
pegging. Now,
in
my sexual
relationships
I have
pretty
much
every half.
single
of
been the
dominant
Butone
from
my
have
timesexual
to time,relationships
usually duringI ‘Lady
been
half. But
Week’the(ordominant
‘Anal Week’
as from
I retime
to time,
during ‘Lady
named
it) meusually
and whatever
girl
Week’
Week’
I rethat I’d(or
be ‘Anal
involved
withaswould
named it) me and whatever girl
that I’d be involved with would
have a role reversal. Where she
would strap on an artificial penis
have
roleverbal
reversal.
Where
she
and alla the
abuse,
humiliwould
strap
on fucking
an artificial
penis
ation and
hard
would
be
and
all the
abuse,was
humilisubject
ontoverbal
me. There
one
ation
and
fucking
would
session
in hard
particular
that
was be
so
subject
onto
me. There
waswith
one
sordid that
it actually
ended
session
that other
was soa
the two in
of particular
us giving each
sordid that it actually ended with
the two of us giving each other a
“But to be
honest,
it’s like
“But
to be
every sexual
honest,
it’s like
activity”
every sexual
activity”
filthy
job well done high-five. This
is obviously quite refreshing, confilthy
job Iwell
done99high-five.
sidering
spend
% of myThis
sex
is
lifeobviously
slappingquite
andrefreshing,
insulting conthe
sidering
I spend
99 %with.
of my sex
women I’m
sleeping
life slapping and insulting the
women
sleeping
with.I spoke
There I’m
were
some blokes
to who said they would like to try
There
were
some
blokes
I spoke
it but
didn’t
think
their
girlfriends
to
who said
theyit.
would
like to try
would
be into
Obviously
all
it but didn’t think their girlfriends
would be into it. Obviously all
women are different, but in my
experience the girls have taken
women
are different,
but
in I’ve
my
such a shine
to anal play
that
experience
the girls
have
taken
actually converted
them.
One
girl
such
a shine
to anal
that I’ve
I turned
into
an play
evangelical
actually
them.
One she
girl
rimmer, converted
to the point
where
Ididn’t
turned
into much
an evangelical
really
care for
rimmer,
the pointand
where
she
blowjobstoanymore
would
didn’t
really much
carecould
for
almost demand
that she
blowjobs
and would
lick my arseanymore
in nearly every
single
almost
demand
she could
session we’d
havethat
together.
I relick
my arse
nearly
every
single
member
theingirl
that
first
finsession
we’d
have
together.
I regered me
said
that
she didn’t
member
that
first
expect to the
enjoygirl
it as
much
as finshe
gered
that shepassion
didn’t
did andme
hersaid
developing
expect
to enjoy
it as
as she
for it ended
with
hermuch
buying
me
did
andtoy
herasdeveloping
passion
an anal
a leaving present.
for it ended with her buying me
anBut
analtotoy
a leaving
present.
be as
honest,
it’s like
every
sexual activity : unless it’s someBut to
be honest,
it’s like every
thing
that
you fundamentally
sexual
activity
: unless
it’s somedon’t want
to try,
you never
really
thing
yougoing
fundamentally
know ifthat
you’re
to enjoy it
don’t
try,ityou
never
really
unlesswant
you to
give
a go.
I can
unknow
if you’re
going
enjoy
it
derstand
the taboo
andtowhy
a lot
unless
you males
give itwould
a go. Iconsider
can unof straight
derstand
thedespite
taboo and
whybeing
a lot
it gay and
there
of
straight
maleswith
would
consider
nothing
wrong
being
gay I
it gay and despite there being
nothing wrong with being gay I
19
19
can understand that there still is
an unspoken curiosity that
can
understand
that social
there circles
still is
plagues
a lot of male
an
unspoken
that
when
it comes tocuriosity
homosexuality.
plagues
a lot ofofmale
circles
The majority
mysocial
friends
are
when
it comes
homosexuality.
straight
males,toyet
I can’t name
The
majority
of my
friends
are
any of
them who
have
admitted
straight
yet Iorcan’t
to a gay males,
experience
evenname
conany
of to
them
whoa have
admitted
fessed
having
gay fantasy,
in
to
a gay
experience
or any
evenofconfact,
I can’t
even name
my
fessed
to having
fantasy,
in
male friends
whoa gay
identify
as bifact,
I can’t
even name
of my
sexual.
Whereas
whenany
I look
at
male
friendsfriends
who identify
as bimy female
I can’t really
sexual.
I look
think ofWhereas
any who when
haven’t
had at
my
friends
can’t
really
leastfemale
a drunken
kiss Iwith
another
think
who
had at
bird onofaany
night
out.haven’t
I can’t underleast
drunken
kiss day
withand
another
standa why
in this
age
bird
a night
I can’ttounderthereonstill
doesout.
seems
be a
stand
in this
andbeing
age
stigmawhy
between
ladsday
about
there
seems
to be a
gay, it’sstill
not does
as if it’s
a masculinity
stigma
between
issue. What
canlads
be about
more being
masgay,
it’s than
not asshagging
if it’s a masculinity
culine
another
issue.
bloke ? What can be more masculine than shagging another
bloke
? also that it maybe even
There’s
in some way a threat to the domThere’s
thattells
it maybe
inant
role also
society
them even
they
in
some play
way ainthreat
to the domshould
a relationship.
inant
rolelike
society
tells them they
Because
I mentioned,
anal
should
in a relationship.
play is a play
submissive
act and we’re
Because
I mentioned,
anal
so used tolike
being
the ones sticking
play
is in
a submissive
and
we’re
things
holes that aact
role
reversal
so
toabeing
theforeign
ones sticking
canused
seem
bit too
for our
things
that
role
tastes. in
Butholes
surely
inaan
agereversal
where
can
bit too foreign
for our
guysseem
can ahappily
share the
intastes.
surely
in they
an age
where
timate But
videos
that
made
in
guys
can happily
share
the inconfidence
with their
girlfriends,
timate
videos
that
theytomade
in
we must
also be
closer
a point
confidence
withexperiment
their girlfriends,
where we can
with
we
mustlike
alsotake
be closer
to a point
things
a finger
or a
where
tonguewe
up can
the experiment
arse withoutwith
the
things
like ittake
a finger
stigma that
would
brand or
us a
tongue
up the
arse sexual
without
the
homo. There
is your
orienstigma
that
it would
us a
tation and
there’s
whatbrand
you enjoy
homo.
There
your
sexual
oriensexually,
andiswe
make
ourselves
tation
and there’s
enjoy
more liberated
andwhat
sure you
of our
orisexually,
ourselves
entation and
oncewe
wemake
become
more
more
liberated
andwhat
sure of
oricomfortable
with
weour
enjoy
entation
wewhether
becomewe
more
in our sexonce
lives,
be
comfortable
straight, gay,with
bi orwhat
queer.we enjoy
in our sex lives, whether we be
straight, gay, bi or queer.
JOURNALIST :
LIAM THOMAS
JOURNALIST :
LIAM
THOMAS:
ILLUSTRATOR
AZULDECOBALT
ILLUSTRATOR :
AZULDECOBALT
APRIL 22, 2013
APRIL 22, 2013
20
20
SENSANOSTRA
SENSANOSTRA
spree : : STUDENTEN PRESSE BERLIN #1 / 2013
spree : : STUDENTEN PRESSE BERLIN #1 / 2013
HOME
FREE
What is home? For many people, it’s the place they grew up. The country they come from, couWhat is home? For many people, it’s the place they grew up. The country they come from, coupled with the language they speak. For Leila Bacchiocchi, the concept of ‘home’ is constantly
pled with the language they speak. For Leila Bacchiocchi, the concept of ‘home’ is constantly
evolving. When she was very young, her parents decided they wanted more for her than society
evolving. When she was very young, her parents decided they wanted more for her than society
was providing. The three of them downsized and moved into a van, travelling from place to
was providing. The three of them downsized and moved into a van, travelling from place to
place, changing countries and learning new languages. Leila talks to me about being ‘home-free’
place, changing countries and learning new languages. Leila talks to me about being ‘home-free’
and what that meant for her growing up; the values her parents instilled in her; and her persand what that meant for her growing up; the values her parents instilled in her; and her perspective on the world now.
pective on the world now.
W
W
hen I was two years
hen
I was
twomoved
years
old my
parents
old
mysouth
parents
to the
of moved
France
to the south
France
in the Pyrenees
whereofmy
dad
in
the Pyrenees
where
my dad
bought
an old circus
van which
he
bought
an old
circus The
van which
he
converted
himself.
van was
converted
vanComwas
2,5m widehimself.
and 6mThe
long.
2,5m
andhomes
6m long.
pared wide
to other
it wasComtiny,
pared
to
other
homes
it was
tiny,
but to me it was normal
because
but
to me
washome
normal
the van
wasit my
andbecause
we had
the
van was we
my needed,
home andjust
we in
hada
everything
everything
we
needed,
just
in
smaller version. It had three biga
smaller
version.
It had
three
big
windows
and the
living
space
windows
the
living
space
was mostlyand
built
from
wood
and
was
mostly
built
from
and
bamboo
which
gave
it awood
very cozy
bamboo
which
gave
it
a
very
cozy
feeling. In the winter we used to
feeling.
In the
winter
we used
have a small
wood
burner
oven to
to
have
a small
burneraround
oven toa
heat the
van.wood
We moved
heat
the van.
We south
movedofaround
lot, living
in the
France,a
lot,
in south
the south
of France,
Italyliving
and the
of Spain.
Most
Italy
the south
of Spain.
Most
of theand
places
we stayed
were
in
of
the
places
we
stayed
were
in
the countryside or small villages.
the countryside or small villages.
For electricity we had a small
For electricity
welight
had ainsmall
solar
cell for the
the
solar
cell
for
the
light
in the
evening but only if in the daytime
evening
onlyshine
if in the
daytime
the sun but
would
otherwise
the
suntowould
shinecandles.
otherwise
we had
light with
For
we had to light with candles. For
water, because we always lived in
water,
always
livedfor
in
small because
villageswe
and
stayed
small
andmy
stayed
for
longer villages
in one place,
dad used
longer
mytoilet
dad used
to buildina one
smallplace,
outside
and
to
small
webuild
useda to
getoutside
water toilet
from and
the
we
used to get
fromwere
the
neighbours.
Thewater
winters
neighbours.
werea
hard becauseThe
we winters
didn’t have
hard
because
we and
didn’t
washing
machine
we have
had toa
washing
machine
and
we
wash everything by hand. had
This to
is
wash
hand.
This to
is
one ofeverything
the reasonsbywe
decided
one
the
reasons
decided to
moveofto
the
south we
of Spain—the
move
themuch
south of
Spain—the
winterto is
shorter
and
winter
is much shorter and
warmer there.
warmer there.
My mother was born in a small
My mother
was born
in a small
village
in southern
Germany,
near
village
in southern
Baden Baden.
At theGermany,
age of 26near
she
Baden
At the age
of 26 she
decidedBaden.
she needed
a change
in
decided
she needed
her life and
decidedatochange
go onina
her
life by
andbicycle
decided
go her
on 6a
journey
thattotook
journey
bicycle that
took her 6
months.byStarting
in Germany,
months.
StartingFrance,
in Germany,
passing through
Spain
passing
through
France,reached
Spain
and Portugal,
she finally
and
Portugal,
sheshe
finally
Morocco
where
met reached
my dad
Morocco
where
shefor
met
dad8
and decided
to stay
themy
next
and
decided
to
stay
for
the
next
years. My dad is from Italy, but he8
years.
Myin
dad
is from Italy,
but he
grew up
Switzerland
because
grew
up in moved
Switzerland
his parents
there because
to work
his parents moved there to work
when they where young. At home
when
they where
young. German,
At home
my parents
speak mainly
my
parents
speak
mainly
German,I
which
is also
my first
language.
which
is also
mylanguages
first language.
learned
other
likeI
learned
languages
like
Spanish, other
Italian,
French and
Spanish,
Italian,
French
and
English while we were traveling,
English
we wereit traveling,
and in while
my opinion
is much
and
opinion
it is much
easierintomy
learn
a language
as a
easier
child. to learn a language as a
child.
“I
“I don’t
don’t have
have
the
feeling
the feeling II
belong
belong to
to any
any
country
or
country or
culture
culture in
in
particular.
particular. ””
Because of this history, people
Because
history,are
people
often
ask of
methis
“Where
you
often
me “Where
are you
from?”ask
Indeed
it is a difficult
from?”
it is abecause
difficultI
questionIndeed
to answer
question
don’t haveto
theanswer
feeling Ibecause
belong toI
don’t
have theor
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I belong
to
any country
culture
in parany country or culture in par-
ticular.
ticular.
My parents made the decision
the decision
to My
liveparents
in a vanmade
in order
to avoid
to
live costs
in a van
order to
avoida
rental
and in
because
it was
rental
costseasy
andway
because
it was
good and
to have
oura
good
and
easy
way
to
have
our
home with us wherever we went.
home
wherever
we went.
Beforewith
I wasusborn,
they decided
to
Before
was born,
decided
to
resign Ifrom
a life they
in society
and
resign
from
a
life
in
society
and
live a simple life because they
live
a simple
lifethis
because
they
agreed
that living
way would
agreed
that
living
wayon
would
make it
easy
to this
focus
the
make
totofocus
on the
values it
oneeasy
needs
be happy.
values one needs to be happy.
My parents tried to live a
My parents
tried
to live
simple
and happy
life which
wasa
simple
and
happy
life
which
was
not bound to the roles of society.
not
to the
thereasons
roles ofthey
society.
Thisbound
is one of
deThis
of thesending
reasons they
cidedis one
against
me deto
cided
sending
me by
to
school.against
I was home
schooled
school.
I waswho
hometaught
schooled
my mother,
me by
to
my
whoPerhaps
taughtI me
to
readmother,
and write.
didn’t
read
and
write.
Perhaps
I
didn’t
learn as fast as i would have if I
learn
as fast
i would
have but
if I
had gone
to aasregular
school,
had
gonetototeach
a regular
but
she tried
withschool,
the feeling
she
to teach
the feeling
thattried
learning
isn’twith
an obligation.
that
learning
isn’t
an
obligation.
She got me interested in learning
She
got me interested
learning
by having
me write inletters
to
by
having
write
to
friends
or byme
writing
theletters
shopping
friends or by writing the shopping
spree : : STUDENTEN PRESSE BERLIN #1 / 2013
SENSANOSTRA
spree : : STUDENTEN PRESSE BERLIN #1 / 2013
SENSANOSTRA
list. She tried as much as possible
to involve me in her daily life belist.
She
tried
as much
as children
possible
cause
she
believed
that
to
involve
me inby
her
dailyinstead
life belearned
quicker
doing,
cause
believedthe
thattheory
children
of onlyshelearning
in
learned
doing, instead
books. quicker
I was by
surrounded
by
of
only learning
the lived
theoryand
in
children
where we
books.
I wasfriends.
surrounded
by
always made
It was easy
children
where
wechildren
lived and
to get to know
other
bealways
made
friends.
It was
cause we
always
lived in
smalleasy
vilto
getor
toin
know
other children belages
the countryside.
cause we always lived in small villages
in the countryside.
My orparents
taught me to
become a self-confident, responMy person.
parentsThey
taught
me me
to
sible
showed
become
a
self-confident,
responthat money is not the most imsible
person.
showed
me
portant
thing inThey
life and
that hapthat
money
is not
the most
impiness
doesn’t
follow
material
portant
thingThey
in life
and that
happossessions.
raised
me to
be
piness
doesn’t
followand
material
respectful
to others
to be
possessions.
They
raised
me totold
be
open-minded.
They
always
respectful
to otherstoand
to be
me it is important
be happy
open-minded.
always
told
with the thingsThey
you do
otherwise
me
it is
tothing.
be happy
it may
notimportant
be the right
I am
with
you
very the
gladthings
I grew
updoinotherwise
this way
it
may
not
be
the
right
thing. I for
am
and I thank my parents
very
gladme
I grew
up inofthis
showing
this way
life way
and
and
I thank
parents the
for
educating
me my
to become
showing
menow.
this way of life and
person I am
educating me to become the
person
I am
I never
feltnow.
that I was different
from anyone else as a child, but
that
I was
different
as IInever
grew felt
older
I had
some
confrom
anyone else
a child,
but
frontations
withas my
grandas
I grewwho
olderwished
I had some
parents,
that I conhad
frontations
with
my grandbeen brought up
differently
with
parents,
thatfuture.
I had
prospectswho
for wished
a different
been
up to
differently
with
They brought
wanted me
have a stable
prospects
for a different
future.
childhood—That
means going
to
They
wanted
me working,
to have abuying
stable
school,
studying,
childhood—That
means
going
to
a house and a car…
At last
they
school, studying, working, buying
a house and a car… At last they
accepted that they couldn’t
change us, and I think eventually
accepted
that they
couldn’t
they also learned
from us.
change us, and I think eventually
they
also learned
from
I never
really had
anyus.
negative
experiences with other people
I never
had any
negative
about
howreally
we lived,
only
someexperiences
with other
people
times they couldn’t
understand
about
how
we lived,
only
somewhy we
chose
to live
without
times
they couldn’t
understand
television,
electricity,
eating
why
chose
to live wouldn’t
without
meat,we
or why
my parents
television,
electricity,
eating
send me to school,
but I guess
it
meat,
or
why
my
parents
wouldn’t
is just because it was new for
send
school,
I guess
it
them me
andtothe
way but
we lived
had
is
just because
it was newwith
for
always
been connected
them
and the way we lived had
poverty.
always been connected with
poverty.
“ Each time we
we had
“moved,
Each time
we
to leavewe
everymoved,
had
thing
behind.”
to
leave
everything behind.”
Moving to different places so
many times as a child has conMoving
different
places
so
tributed
toto
having
an open
mind
many
times aasdifferent
a child has
conand having
opinion
tributed
tolifestyles.
having anI believe
open mind
over other
that
and
having
a
different
opinion
travelling increases tolerance
and
over
otherprejudice
lifestyles. Iover
believe
that
reduces
other
travelling
increases
tolerance
and
people, their
cultures
and lifereduces
prejudice
over
other
styles. One negative aspect of
people,
andtolifeliving in their
a van cultures
and moving
so
styles.
One is
negative
of
many places
that eachaspect
time we
living
a van
to so
moved,in we
hadand
to moving
leave everymany
thatstart
each time
we
thing places
behindisand
all over
moved,
leaveI always
everyagain at we
the had
newto
place.
thing behind and start all over
again at the new place. I always
found it hard to leave my friends
behind, especially when I was 8
found
it hard
to leave
my friends
when we
moved
to Spain.
behind, especially when I was 8
when
we age
moved
to ISpain.
At the
of 19
left the van
and the countryside and moved
thetoage
ofa19
I left
the van
to At
town
rent
flat.
I wanted
to
and
the countryside
experience
living as and
partmoved
of soto
town
rentthe
a flat.
I wanted to
ciety
andtohave
opportunity
experience
part ofnew
sogo to school.living
It wasasa whole
ciety
and
have
the
opportunity
to
experience for me—having all the
go
to school. It
whole
new
commodities
of was
a flata can
be very
experience
forI me—having
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JOURNALIST :
KATIE PROBERT
JOURNALIST :
KATIE
PROBERT
ILLUSTRATOR
:
CINDY CHEONG HO YAN
ILLUSTRATOR :
CINDY
CHEONG
HO YAN
SEPTEMBER
27, 2013
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ISSUE #1 FEATURING
Journalists
Katie Probert
Liam Thomas
Illustrators
Cindy Cheong
azulDecobalt
Layout Design
& Graphics
Romain Fontaine
Art Direction
Sanya Manzoor
Co-founders
Marc Poggia
Ilari Kohtamaki
ISSUE #1 FEATURING
Journalists
Katie Probert
Liam Thomas
Illustrators
Cindy Cheong
azulDecobalt
Layout Design
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Romain Fontaine
Art Direction
Sanya Manzoor
Co-founders
Marc Poggia
Ilari Kohtamaki
:: ST UDE N TE N PR E SSE BER LIN # 3 . 2013
KULTUR
Fröhlich in pink
und himmelblau
Hipster aus Neukölln, könnte man denken. Aber halt, die sind nicht verkleidet, die
sind wirklich so. Und der Junge singt tatsächlich Schlager nach und zieht dazu die 80er
Jahre Klamotten von seinem Vater an. Der wäre damals gern ein Discostar gewesen.
Heute ist er einfach nur noch peinlich und kapiert nichts. Gar nichts.
Der Berliner Axel Ranisch, der ‚dicke Schröder‘ aus dem Münsteraner Tatort, macht
auch selber Filme. ‚Immer schön übertreiben‘ könnte sein Motto sein. Schließlich sollen
die Zuschauer auch mal richtig lachen. Und dass er seine Schauspieler dafür manchmal
lächerlich macht, das ist ihm egal – er muß ja auch komische Rollen spielen, damit die
Leute auf ihre Kosten kommen.
Ich fühl mich Disco ist der neue Film von Axel Ranisch, natürlich mit Heiko Pinkowski, dem echten Schlagersänger Christian Steiffen und vielen anderen. Dieses Mal ist
alles besonders schräg und übertrieben, die Kostüme besonders bunt und alle sowieso völlig verrückt. Was soll‘s, jung sein ist schwer. Sich daran erinnern ist lustig. Am
besten kann man sich amüsieren, wenn es nicht die eigene Jugend ist und der peinliche Vater nicht der eigene.
Wie der Regisseur das macht, dass man die Figuren trotzdem lieb gewinnt, obwohl man sie permanent auslacht? Das ist sein Geheimnis, sehr zum Vergnügen der
Zuschauer. Wulf Sörgel

Ich fühl mich Disco (Regie: Axel Ranisch, Mit: Frithjof Gawenda, Heiko Pinkowski,
Christina Grosse) ab 31.10. im Kino, z.B. in Berlin im Central und im Moviemento
Eine Alternative für Deutschland
Was ist von einem Land zu halten, in dem ein Polizist sich in einen Riesenteddy verwandeln muss, um einmal richtig umarmt zu werden? Wer ist diese
Frau, die sich bei zweihundert Sachen auf der Autobahn unangeschnallt auf
dem Beifahrersitz eines SUVs räkelt? Und ist es noch als Spaß zu verstehen,
wenn ein Nerd-Girl in einen Dachauer KZ-Ofen gesperrt wird?
Eine Regisseurin und ihr Autor
Frauke Finsterwalder und Christian Kracht haben mit Finsterworld zunächst
einen sehr intimen Film erstellt, in dessen Charakteren viel von ihnen selber
steckt. Zugleich arbeitet sich hier ein Künstlerehepaar, das sich von Afrika
bis Südostasien durch die Weltgeschichte lebt, gemeinsam an Deutschland
ab, ohne dass es nach Arbeit aussieht. Finsterwalder zeigt dieses Land, wie
es sich kein Film bisher zu zeigen traute und besetzt in der deutschen Kinolandschaft einen Zwischenraum; weder verkopftes Künstlerkino noch kalauernde Komödie. Finsterworld hat den Mut, auf dieses Land mit einem sehr
arroganten Blick zu schauen; eher ästhetisch als realistisch, lieber tragisch
als hoffnungsvoll.
Fünf Handlungsstränge beinhaltet dieser Episodenfilm, die sich manchmal
unaufgeregt nebensächlich, manchmal schicksalshaft dramatisch überschneiden. Es geht um einen liebenden Fußpfleger und einen Schulausflug
ins KZ, ein entrücktes Ehepaar und der Beziehung zwischen Dokumentarfilmerin und Polizist. Bis zum Ende schwebt über all dem ein zurückgezogener
Einsiedler mit seiner Krähe. Die Episoden geben Finsterworld einen zügig
voranmarschierenden Rhythmus, ohne zu zerfasern. Herausragende Schauspielerleistungen und pointierte Dialoge tun ihr Übriges.
Schönheit unterm Schorf
Dass sich jeder zweite Film aus diesem Land gerne auf die Fahnen schreibt,
das wahre Deutschland gefunden zu haben, dafür findet Finsterwalder ein
paar gelungene Anspielungen. Etwa wenn die Dokumentarfilmerin ihre Beobachtungsobjekte mit determinierten Wort-Tsunamis überflutet, anstatt
zuzuhören und etwas wahrnehmen zu können. Keine vorgefertigte Weltanschauung, sondern skurrile Charaktere und Plottwists, die für sich selber
Foto: Alamode Filmverleih
sprechen. Das Darstellungsverfahren von Finsterworld hat sehr viel mit dem
Akt des Fußpflegers Claude gemeinsam, der behutsam die Hornhaut am
Fuß seiner Lieblingsrentnerin abschleift.
Eine Haupterkenntnis des Films lautet: Das heutige Deutschland ist ein ästhetischer Fehlgriff. Ein Land ohne Comichelden und Vorbilder, ein Land mit
einer Sprache, welche die Schrecken der Geschichte in sich trägt und sie
trotzdem nicht erklären kann. Dieser Film macht nicht alles anders: Er holt
seine Zuschauer ab, nur um sie dann in der Dunkelheit stehen zu lassen.
Finsterworld erstellt eine Alternative für Deutschland, arrogant, schön und
brutal. Jan Lindenau

Finsterworld
Kinostart: 17.10.2013
Regie: Frauke Finsterwalder
Mit: Ronald Zehrfeld, Corinna
Harfouch, Carla Juri
Länge: 95 min
Jan muss sich langsam
Gedanken über seine
Bachelorarbeit in Germanistik machen.
„Finsterworld“ hat einer
Idee weiter Futter gegeben: Warum nicht
über Kracht?
23
Christin, Berlin
DAS
LEBEN
LÄUFT
WIE
GEFRITZT!
102,6