Der Reuterkiez verändert sich, das Gespenst der

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Der Reuterkiez verändert sich, das Gespenst der
Illustration: Marie Bauer
Die Stadtteilzeitung aus dem Reuterkiez
April / Mai 2012
der
Der Reuterkiez verändert sich, das Gespenst
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Gentrifi
am Kollwitzplatz?
Seite 3
Verdrängen reiche Menschen die Ärmeren?
Eine Studie von TOPOS Stadtforschung hat
sich dem Thema angenommen.
Seite 4
Was sagen alteingesessene
Gewerbetreibende zum Wandel
des Reuterkiezes?
2 kurz & neu
3 schwerpunkt
Liebe LeserInnen,
alle reden über den Wandel und das Übel, das er angeblich anrichtet. Bei unseren Umfragen unter alteingesessenen Gewerbe­
treibenden und BewohnerInnen ist herausgekommen, dass von negativen Veränderungen bislang noch nicht die Rede sein
kann. Die zum Teil horrenden Mieterhöhungen beklagen allerdings einige.
Wie der Soziologe Sigmar Gude von TOPOS Stadtforschung in seiner Studie zur Sozialstrukturentwicklung in Nord-Neukölln
herausgefunden hat, werden die Mieten in ganz Berlin weiter steigen. Er rät, „die enormen Aufschläge auf die Mieten, die bei
Neuvermietungen gefordert werden, öffentlich zu machen“. Wichtig sei eine „stärkere Kooperation der Bewohner“, die im
Reuterkiez zum Teil ja schon stattfindet. Die wöchentliche Mieterberatung jeden Dienstag von 16 bis 18 Uhr im Quartiersbüro
ist eine erste Anlaufstelle, wenn Sie sich informieren oder aktiv werden wollen.
Wie immer sind wir gespannt auf Ihre Meinungen zum neuen Reuter. Wir freuen uns auch über Ideen und Themenvorschläge,
gerne per Email: kiezreporter@reuter-quartier.de. Am Dienstag, den 17. April um 18 Uhr laden wir alle, die Lust zum Schreiben,
Fotografieren, Zeichnen haben, zur Offenen Kiezredaktion ins Restaurant Blaue Tische, Friedelstr. 59 ein.
Einen sonnigen Frühling & auf bald im Juni,
die Redaktion
Neues vom Campus Rütli – CR²
DIFU-Seminar zu Besuch
auf dem Campus
Eine Gruppe von 40 Teilnehmern des
DIFU-Seminars „Hand in Hand? –
Chancen und Grenzen quartiersbezogener Bildungskonzepte“ besuchten
am 16. März den Campus Rütli – CR².
Die Teilnehmer aus Politik und Verwaltung interessierten sich besonders für den Stand der Umsetzung des
lokalen Bildungsverbunds Reuterkiez
und des Campus Rütli – CR². Nach
einem Rundgang bei strahlendem
Sonnenschein zu den einzelnen Stationen auf dem Campusgelände, die
Perspektiven für Neukölln
„Bildungsnetzwerke
nachhaltig sichern“
Über die Bedeutung der Arbeit in den
Neuköllner Bildungsverbünden waren
sich alle einig: Sie erhöhen die Chancengleichheit der Kinder und bringen
die AkteurInnen zusammen.
Am 2. März luden die elf Neuköllner Quartiersmanagements zu einem
Fachaustausch mit VertreterInnen
aus der Politik, FachvertreterInnen
und AkteurInnen der Bildungsverbünde in die Mensa der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli
ein. Ephraim Gothe, Staatssekretär
für Bauen und Wohnen, Mark Rackles, Staatssekretär für Bildung, Dr.
Franziska Giffey, Stadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport und
Falko Liecke, Stadtrat für Jugend und
Gesundheit, diskutierten auf dem
Podium über die Zukunft der Neuköllner Bildungsverbünde.
Vor allem in Quartieren mit besonderem Entwicklungsbedarf ist die
Bündelung von Ressourcen und die
Vernetzung von Kitas, Schulen und
Jugendeinrichtungen sehr wichtig,
jeweils von Ilse Wolter, Projektleitung
Campus Rütli – CR² vorgestellt wurden, traf man sich in der Manege zum
anschließenden Gespräch. Hier hatten die Teilnehmer auch die Gelegenheit, mit den anwesenden Fachleuten,
Dr. Josef Kohorst, Koordinator des
lokalen Bildungsverbunds, Frau
Kachur, erweiterte Schulleitung der
Elbe-Grundschule und Frau Sahilli,
Interkulturelle Moderatorin an der
Gemeinschaftsschule, sich über ihre
Arbeitsansätze, Ziele und ihre konkreten Erfahrungen auszutauschen.
Die interessante und sehr lebhafte
Diskussion wurde nach anderthalb
Stunden unterbrochen, weil die Gäste
wieder in ihren Bus steigen muss-
ten. Einzelne Teilnehmer haben sich
schon bei uns gemeldet und wollen
den Erfahrungsaustausch auf anderem Wege fortsetzen.
um Kinder unabhängig von ihrer
Herkunft zu stärken und zu fördern.
Dr. Franziska Giffey nannte als sehr
gute Ansätze den Campus Rütli im
Reuterkiez und den Campus Efeuweg
in der Gropiusstadt. „Nicht die Netzwerke agieren, sondern die Menschen,
die sie mittragen.“ Mark Rackles sagte,
dass mit den Eltern besser kooperiert
werden müsste, da ihre Aufgaben
größer geworden seien. Falko Liecke
schlägt das Dormagener Modell als
Vorbild zur Prävention vor, bei dem
alle Kinder von Geburt an unterstützt
und betreut werden.
Derzeit werden die Bildungsverbünde mit Mitteln aus dem Programm
Soziale Stadt finanziert. Allerdings
stehen die Gelder nur für einen
begrenzten Zeitraum zur Verfügung,
eine dauerhafte Lösung ist das nicht.
Wie also könnte ein erster Schritt
aussehen? „Unser Wunsch ist es, dass
sich die zuständigen Ressorts besser
vernetzen und das vorhandene Wissen anhören“, schlug Ilse Wolter vom
QM Reuterplatz vor.
Zwar sind sich Berliner PolitikerIn­
nen einig, dass die Arbeit der Bildungsverbünde fortgesetzt werden soll, eine
dauerhafte Regelfinanzierung lässt
jedoch noch auf sich warten. Bleibt
zu hoffen, dass sie sich bald einigen
können, bevor die ersten sichtbaren
Erfolge wieder verpuffen. cm
Informationen zum Lokalen Bildungs­
verbund Reuterkiez finden Sie unter
www.reuter-quartier.de/Lokaler-Bildungsverbund-Reuterkiez.1405.0.html
und befindet sich in der Umsetzung.
Interessenten sollten deshalb umgehend Kontakt aufnehmen. mh
Informationen erhalten Sie bei der
Bauaufsicht des Stadtplanungsamtes
http://www.berlin.de/ba-neukoelln/
org/pbv/bauaufsicht.html.
Bauvorhaben am
Maybachufer
Serkan Karadis
Bürgerinitiative gegen
den ALDI-Neubau
Die Quartiersmanagerin Jihane Arnhold ist in die Elternzeit gegangen und
wird seit 1. März durch Serkan Karadis vertreten. Serkan Karadis, 33, ist
im Schillerkiez aufgewachsen und hat
ein Studium zum Diplom-Kaufmann
absolviert. Den Reuterkiez kennt er
gut, hat als Jugendlicher häufiger
das „Haus Wetzlar“ (heute „Manege“)
besucht und nach dem Studium auf
der Albert-Schweitzer-Oberschule als
pädagogische Unterstützung gearbeitet und dabei auf dem Rot-Weiß-Platz
eine Fußball-AG betreut. Begonnen hat
er sein soziales Engagement während
des Studiums, als er in Spandau ein
Straßenfußballprojekt leitete. Serkan
Karadis wird voraussichtlich bis März
nächsten Jahres im Quartiersmanagement Reuterplatz arbeiten. mh
Millionärsstammtisch? Eher nicht, sondern
arbeitende junge Männer in der Tellstraße.
Foto: Mathias Hühn
Bauarbeiten Quartiershalle:
Die Halle nimmt jetzt schon richtig
Gestalt an, wie dem Foto zu entnehmen
ist. Alle freuen sich darauf, im Herbst
endlich die Halle für die unterschiedlichsten Zwecke nutzen zu können.
Wollen Sie Genaueres zum Stand des
Campus-Rütli-Projekts wissen? Hier
können Sie sich persönlich informieren:
Sie haben die Möglichkeit, sich über
den aktuellen Stand der Projekt­
umsetzung in einem persönlichen
Gespräch hier im Quartiersbüro zu
informieren. Die nächste Sprech-
Gegen den Neubau der ALDI-Filiale am
Maybachufer/Ecke Liberdastraße hat
sich eine Anwohnerinitiative gegründet, die Bedenken hinsichtlich der
Auswirkungen auf das Wohnumfeld
hat und Änderungen in den Planungen
anstrebt. Kritikpunkte sind die Größe
des Neubaus, das offene Parkdeck, der
geplante Turm mit Leuchtreklame und
die An- und Abfahrtmöglichkeiten
in der eigentlich verkehrsberuhigten
Zone. Wer Interesse hat, sich an der Initiative zu beteiligen, schreibt bitte eine
Mail an: Initiative5@web.de. Das Bauvorhaben ist durch die zuständige Neuköllner Bauaufsicht bereits genehmigt
TOPOS Studie zu den Veränderungen in Nord-Neukölln
Die neue Quartiershalle entsteht Foto: Ilse Wolter
stunde findet statt am Donnerstag,
den 12. April 2012, 16.00 bis 18.00
Uhr. Die CR²-Sprechstunde findet
jeweils am 1. Donnerstag im Monat
von 16.00 bis 18.00 Uhr statt. Eine
Anmeldung ist nicht notwendig.
Ilse Wolter, QM
Doch keine Gentrifizierung?
G
Gibt es eine Gentrifizierung, also die Verdräng­ung
ärmerer Menschen in Nord-Neukölln? Um Klarheit ins Dunkel zu bringen, hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt im letzten August
Sigmar Gude vom Stadtforschungsinstitut TOPOS damit
beauftragt, die Veränderungen in der Sozialstruktur
Nord-Neuköllns zu untersuchen. Befragt wurden ca. 1800
Haushalte zwischen Hermannplatz und S-Bahn-Ring,
die Hälfte davon migrantischer Herkunft. Besonderes
Augenmerk lag auf den Quartiersmanagementgebieten
Schillerpromenade und Reuterplatz, da hier die stärksten
Verschiebungen vermutet wurden.
Für viele überraschend kam in der Studie heraus, dass
eine klassische Gentrifizierung nicht stattfindet. So würden in frei werdende Wohnungen nicht reiche Menschen
ziehen, sondern Menschen mit höchstens geringfügig
mehr Geld. Eine Ausnahme bilde der Reuterkiez, so Sigmar
Gude, hier seien tatsächlich mehr Menschen mit einem
höheren Einkommen zu verzeichnen. Allerdings liege
die Gegend diesbezüglich immer noch unter dem Berliner Durchschnitt. Der Reuterkiez stelle sich anders als die
Gegend um den Kollwitzplatz im Prenzlauer Berg dar, wo
sehr viele reiche Menschen wohnen würden bzw. immer
noch hinzögen und wo tatsächlich eine Gentrifizierung
stattgefunden habe.
Hauptursache für die Neuköllner Veränderungen, die
in den letzten zwei bis drei Jahren zu beobachten sind, sei
eher das Bevölkerungswachstum in Berlin und in Neukölln sowie der daraus resultierende Bedarf an Wohnungen. Die Neuköllner Bevölkerung sei um 6% gewachsen,
der Leerstand an Wohnungen nehme deutlich ab. Durch
die steigende Nachfrage stiegen auch die Wohnungspreise,
mittlerweile seien sieben bis acht Euro pro Quadratmeter
Nettokalt-Miete keine Seltenheit mehr. Mathias Hühn
Neuer Mann im QM-Team:
„Am besten, es bleibt wie es gerade ist“
Eine türkische Mädchengruppe in den 80er
Jahren. Das Foto entstand im Haus "Wetzlar".
Foto: Birgül Sanal
„Früher haben wir uns zum Start
der Kiezführungen im Klötze
und Schinken in der Bürknerstraße getroffen, weil es kaum
andere Cafés gab.“ Reinhold
Steinle – Stadtführer und Comedian - spricht nicht von 1960,
sondern von 2008. Steinle kennt
sich gut aus im Kiez, er kennt
die kleinen Gewerbebetriebe,
manche Hinterhöfe und interessante Geschichten zu Bewohnern
und sieht den rasanten Wandel:
„Früher war der Kiez eher eine
Gegend, die man gemieden hat, jetzt ist er total hipp. Einen
Mittelweg scheint es leider nicht zu geben.“
Die „dunklere“ Phase des Kiezes aus der Innenperspektive hat Frau Neukrantz erlebt, die ehemalige Leiterin des
Jugendzentrums „Haus Wetzlar“, heute „Manege“, in der
Rütli-Straße. Sie wohnt seit 1961 im Reuterkiez und hat so
einige Jugendmoden an sich vorbei ziehen sehen: Anfang
der 70er die Rocker, die „Tumult gemacht haben“, dann
kamen die Punker und ab Mitte der 80er-Jahre seien die
Zustände „richtig mies“ geworden. Viel Rauschgift habe es
gegeben und schließlich seien die Gangs gekommen. Die
Entwicklung heute sieht sie positiv, das Klima sei friedlicher als früher, durch die neuen Kneipen gebe es eine „ganz
andere Struktur“.
Ähnlich sieht es auch Karsten K. , der sich selbstkritisch
als „Gentrifizierer“ bezeichnet. Er stammt aus dem Süden
Berlins und hat sich eine Eigentumswohnung im Kiez
gekauft. Er fühlt sich wohl hier, aber er befürchtet, dass es
kippen könnte. „Ich ahne, dass das, was ich schön finde,
die kleinen Kneipen und selbstgemachten Läden, verloren
geht. So wie in der Oranienstraße, wo die großen Läden aufgemacht haben.“ Am besten wäre es, so Karsten K. , wenn es
so bliebe, wie es gerade ist. Mathias Hühn
Kiezführungstermine mit Reinhold Steinle unter www.reinhold-steinle.de
5 interview
4 schwerpunkt
Gewerbeentwicklung im Reuterkiez
Interview mit Sigmar Gude von TOPOS Stadtforschung
Würstchen, Wohnzimmer, Hundesalon
Prenzlauer Berg wird nicht kommen
Über 350 Gewerbetriebe gibt es derzeit im Reuterkiez, darunter fallen produzierendes Gewerbe,
Handwerksbetriebe, Dienstleister ebenso wie der Einzel- und Großhandel. Wie nehmen die, die schon
länger im Kiez ansässig sind, den Boom des Kiezes wahr?
Am 12. März stellte der Soziologe Sigmar Gude von TOPOS Stadtforschung die Ergebnisse der
Studie zur Sozialstrukturentwicklung in Nord-Neukölln in der Mensa der Gemeinschaftsschule
auf dem Campus Rütli vor.
Würstchen und Kartoffelsalat
Die „Ankerklause“ auf der Kottbusser Brücke gilt seit
1995 auch tagsüber als beliebte Anlaufstelle. Ursprünglich
war sie vollgestopft mit maritimem Kitsch. Die beiden heutigen Betreiber beschlossen bei der Übernahme, dem Kitsch
noch etwas oben drauf zu setzen. Vor allem das junge Publikum fühlte sich damit wohl und kam in Scharen. Aber
auch Omas, Opas und ältere SpaziergängerInnen kommen
immer wieder gern vorbei, um Würstchen mit Kartoffelsalat zu essen, berichtet Ludger Schallenberg, einer der Inhaber. Tagsüber kommen jetzt zwar mehr TouristInnen, dafür
sind die Umsätze in den Abend- und Nachtstunden nicht
mehr ganz so gut wie früher. „Es ist relativ ursprünglich
geblieben“ sagt Claudia Aumüller, die zweite Inhaberin.
Das Wohnzimmer
Auch das „Sanderstübl“ ist eine echte Institution im Kiez.
1926 eröffnete es zum ersten Mal, und große innenarchitektonische Veränderungen hat es seitdem wahrscheinlich
nicht gegeben. Die derzeitige Inhaberin betreibt die Altberliner Kneipe seit 15 Jahren. „Ich merke nicht viel von der
Veränderung, außer dass sich die Leute über die teuren Mieten und den Lärm der Touristen beschweren“ sagt sie. Das
Stammpublikum hat sie zum großen Teil aus dem „Blauen
Affen“ am Kottbusser Damm mitgebracht. Vor allem die
Älteren wünschen sich eine bekannte Ansprechpartnerin
hinter dem Tresen, weil die Kneipe ihr ausgelagertes Wohnzimmer ist. Im „Sanderstübl“ gibt es jetzt Live-Musik, Theater und Kulturveranstaltungen z.B. im Rahmen von 48
Stunden Neukölln, doch viel Geld bringe das nicht.
Konkurrenz belebt das Geschäft
Wenn in der Pannierstraße ein Fahrradladen nach dem
anderen aus dem Boden schießt, könnte man meinen, dass
diese unmittelbare Konkurrenz schadet. Aber nein, sagt
Thomas Wendlandt, Inhaber des Traditionsladens Radsport Hoffmann. „Die Konkurrenz hat das Geschäft nur
belebt.“ Der Betrieb, der sich auf Fahrräder und Motorroller
spezialisiert hat, ist seit 1970 in der Pannierstraße ansässig.
Thomas Wendlandt hat hier seinen Meister gemacht, 2000
hat er den Laden übernommen. Dank der beiden Geschäftsbereiche kann er flexibel reagieren, wenn es mit dem
Fahrradverkauf mal nicht so gut läuft. Zudem hat er seine
Stammkunden, der Laden liegt zentral und ist gut erreichbar. Mit dem Jungvolk, das sich auf den Straßen tummelt,
ist auch die Kundschaft jünger und internationaler geworden, viele junge Familien sind darunter.
Der Hundesalon
Christel Balfanz war erst Angestellte im „Hundesalon
Exquisit“ am Maybachufer. Nach zwei Jahren machte sie
Nägel mit Köpfen und übernahm den Laden, 41 Jahre ist
das jetzt her. Sie wohnt im selben Haus, weil sie aber so viel
mit dem Laden und ihrem eigenen Hund beschäftigt ist,
bekommt sie nicht viel von der Veränderung im Reuterkiez mit. Manche Leute wollen die Plastik-Hunde aus dem
Schaufenster kaufen, deshalb steht da jetzt ein Schild, dass
sie unverkäuflich seien. Letztlich sei die Kundenanzahl
unverändert, hauptsächlich ältere Stammkunden sind darunter. „Ich habe eine Kundin, die kommt seit 40 Jahren!“
Die Änderungsschneiderei
Dimitria Kiriazoglou hat ihren Schneiderladen mit der
gelben Markise 2004 eröffnet. Die Griechin wohnt ein paar
Häuser weiter, hier im Reuterkiez sind ihre Kinder aufgewachsen. „Die vielen neuen Cafés, Bars und Restaurants ziehen natürlich neue Leute an“, sagt sie. Die Veränderungen in
der Pannierstraße tun ihrem Geschäft gut, insgesamt ist sie
zufrieden. Sogar ihre Stammkundschaft bleibt ihr treu: Die
Leute kommen auch noch, wenn sie schon weggezogen sind.
Claudia Mattern
Die Hunde im Schaufenster des „Hundesalons
Exquisit“ sind unverkäuflich Foto: Claudia Mattern
Änderungsschneiderei, Pannierstr. 39 | Ankerklause, Kottbusser Damm
104 | Hundesalon Exquisit, Maybachufer 3 | Radsport Hoffmann,
Pannierstr. 9 | Sanderstübl, Sanderstr. 11
Die neuen Familien
Verdrängung in der Krippe?
Die Studie von TOPOS hat im wesentlichen bestätigt, was jedem ins Auge
fällt, dass nämlich zunehmend junge,
gut ausgebildete Eltern mit ihren Kindern den Reuterkiez bevölkern. Mit
einher geht die Befürchtung, dass dies,
neben positiven Effekten, auch negative Folgen für die Bildungslandschaft
haben könnte: Die bildungsorientierten Eltern würden ihre Kinder früher als andere in der Kita anmelden,
dadurch die knappen Plätze besetzen
und Kinder aus bildungsfernen Haushalten „verdrängen“. Ginge es aber um
die Schulwahl, suchten sich die bildungsorientierten Eltern für ihre Kinder dann Schulen außerhalb des Kiezes.
Veränderung findet statt
Tatsächlich hat sich in den Kitas
innerhalb der letzten zwei bis drei
Jahren viel getan, besonders im Krip-
penbereich sind zahlreiche Kinder aus
überwiegend deutschen bildungsorientierten Haushalten angemeldet worden, bestätigt Frau Gries, die Leiterin
der Kita „Weserstraße“ des Forums
Soziale Dienste e.V. Bei näherem Hinsehen wird allerdings klar, dass es
hier nicht um Verdrängung im Kleinkindbereich geht. Einen Anspruch
auf einen Krippenplatz haben nur
solche Kinder, bei denen beide Elternteile berufstätig sind. Bei den meisten
Eltern mit Migrationshintergrund sei
dies in der Regel aber nicht der Fall,
so Frau Gries. Gleichwohl existiert
für Eltern mit schlechten deutschen
Sprachkenntnissen die Möglichkeit,
ihr Kind schon mit zwei Jahren in
einer Kita anzumelden. Allerdings
wird diese Möglichkeit kaum wahrgenommen. Eine Ursache hierfür könnte
sein, dass diese Regelung nicht bei
allen Eltern bekannt ist. Anders sieht
die Situation bei den Kindern ab drei
Jahren aus. Laut Gesetz gibt es auch
hier einen Anspruch auf einen KitaPlatz und der Anteil von Kindern mit
Migrationshintergrund ist deutlich
höher, auch, weil die Kitas bevorzugt
Geschwisterkinder aufnehmen.
Knappe Plätze
Frau Mezni, die stellvertretende Leiterin der Kita „Sonnenschein“ in der Pflügerstraße, sieht die Probleme vor allem
in den beschränkten Möglichkeiten
der Kitas. Man könne nicht alle Kinder
aufnehmen, generell würden in Berlin
Plätze und ErzieherInnen fehlen.
Herr Klopp, der Leiter der Kita „Pan“
in der Pannierstraße (ebenfalls Forum
Soziale Dienste e.V.) hat da noch ganz
andere Zeiten in Erinnerung: Zwi-
schen 2005 und 2007 musste Personal
entlassen werden, weil es kaum noch
Kinder im Kiez gab. Seither habe sich
die Situation drastisch verändert, es
würden sich schon schwangere Frauen
um Plätze bemühen. Bei der Entscheidung, welches Kind aufgenommen
werde, sei die Mischung nach Herkunft aber kein wirkliches Kriterium,
wenngleich er sich „fast wieder mehr
Kinder mit Migrationshintergrund“
in der Kita wünscht. Ebenso wie seine
Kolleginnen betont auch Herr Klopp,
dass der Zeitpunkt der Anmeldung
keine große Rolle spiele. Wichtig sei,
dass das Kind in die Struktur der Kita
passe. Hier gelten Kriterien wie ein
ausgewogenes Geschlechter- und
Altersverhältnis und der jeweilige
Entwicklungsstand des Kindes.
Mathias Hühn
Herr Gude, in Ihrer Untersuchung kam her­ die Probleme jetzt und auch in absehaus, dass die meisten Zuzügler nur unwe­ barer Zukunft die Probleme in Nordsentlich höhere Einkommen haben, als Neukölln liegen. Es ziehen eben keine
diejenigen, die schon hier wohnen. Gleich­ Wohlhabenden zu, sondern vorwiezeitig steigen aber die Mietpreise rasant an gend Menschen mit einer für Berliner
und man fragt sich, wer denn in die teuren Verhältnisse unterdurchschnittlichen
Wohnungen zieht. Wie erklärt sich dieser Einkommenssituation. ALG II-Emp(scheinbare) Widerspruch?
fänger sind unter den Zuwanderern
Dies ist leider kein Widerspruch, etwas seltener vertreten. Das hat zwei
sondern die Realität für alle, die zur Gründe. Zum einen haben sie augenZeit umziehen, nicht nur in Neukölln. blicklich auf dem Wohnungsmarkt
kaum Chancen bei der
Wer umziehen will
Neuvermietung.
Insoder muss, muss eine Mieten werden durch
besondere bei privaten
höhere Miete akzeptiedie Knappheit auf dem
Hausverwaltungen werren, als diejenigen zahlen, die schon länger in Wohnungsmarkt überall den Mieter bevorzugt,
bei denen erwartet wird,
ihrer Wohnung leben. in Berlin überdurch­
dass sie langfristig die
Wohnungssuchende schnittlich steigen
Miete selbst bezahlen
mit geringem Einkommen müssen daher eine deutlich können. Solche Bewerber gibt es inzwihöhere Mietbelastung in Kauf nehmen schen auch in Nord-Neukölln genug.
als im Durchschnitt. Die Mietbelastung Dies liegt aber nicht an der besonderen
derjenigen, die nach 2007 zugezogen Attraktivität Nord-Neuköllns, sondern
sind, ist daher mit um 3 Prozentpunkte dass der Wohnungsmarkt inzwischen
höher als die der länger im Gebiet wieder überall eng geworden ist. Ein
Wohnenden. Sie müssen 31% ihres zweiter Grund ist, dass ALG II-EmpNettoeinkommens für die Bruttokalt- fänger wegen der Enge auf dem Wohmiete aufwenden statt 28%. Diejenigen nungsmarkt seltener umziehen. Selbst
der Neuankömmlinge, die ein Einkom- wenn ihre bisherige Wohnung teurer
men bis zum Nord-Neuköllner Durch- geworden ist, eine billigere finden sie
doch nur noch selten. Selbst wenn sie
schnitt haben, zahlen schon fast 35%.
Sie sprechen in Ihrer Studie davon, dass es eine kleinere Wohnung akzeptieren
keine wirkliche Gentrifizierung, also die Ver­ würden, ist die dann häufig noch teudrängung ärmerer Menschen durch wohl­ rer als die alte. Deswegen ziehen die
habende, in Nord-Neukölln gebe. Rainer wenigsten um, die vom Jobcenter zur
Wild vom Berliner Mieterverein sagt über Reduzierung ihrer Wohnkosten aufdie Situation in der Innenstadt: „ALG II- gefordert werden, sondern zahlen aus
Empfänger finden keine Wohnungen mehr. ihren letzten Resten des ‚SchonverWer da nicht von Verdrängung spricht, mögens’ oder gar aus dem Betrag für
ihren Lebensunterhalt den Teil für die
betreibt Schönfärberei.“ Wer hat Recht?
Die Antwort zur vorigen Frage zeigt Miete, die das Jobcenter dann nicht
auch hier, wo nach unserer Meinung mehr übernimmt. Das Hauptproblem
ist also die zusätzliche Verarmung der sich deutlich gewandelt. In Sachen Verände­
betroffenen ALG II-Haushalte, der sie rung sei der Kiez „das Auge des Taifuns“, so
in Zukunft noch seltener durch einen Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky.
Umzug entgehen können.
Welchen Anteil daran haben politische Ein­
Es gibt eine Lesart der Studie, wonach wir griffe wie das Quartiersmanagement?
kurz vor einem schönen Zustand stehen: In Das Quartiersmanagement wird
die „Elendsquartiere“ in Nord-Neukölln zie­ unserer Einschätzung im Hinblick
hen immer mehr gut ausgebildete Menschen, auf die beschriebenen Entwicklunes findet eine Durchmischung statt und die gen überschätzt. Die Mittel, die die
Ghettoisierung wird aufgebrochen. Ist dieser Quartiersmanager haben, sind angeZustand nicht eine kurze Momentaufnahme, sichts der Größe der Gebiete viel zu
bevor alles auf die andere Seite kippt?
begrenzt, als dass derartige AuswirDer größte Teil der Studenten wird kungen überhaupt möglich wären.
(. .) nicht bleiben. Einkommensstärkere Die Quartiersmanager machen eine
werden wegen des engen Wohnungs- sinnvolle, engagierte Arbeit in den
markts in Berlin etwas zunehmen. Sie Gebieten. An der Veränderung der
werden aber auf wenige besonders kommerziellen Angebote im Gebiet
schöne Lagen und schöne Wohnungen hat das QM mit Bestimmtheit den
bei günstigen Mieten beschränkt blei- geringsten Anteil. Hier kamen stattben. Das bedeutet aber für die Miet- dessen zwei andere Entwicklungen
entwicklung keine Entwarnung, denn zusammen: die geringe Nachfrage
nach
Gewerberaum
Mieten werden durch
die Knappheit auf dem An der Veränderung der der vergangenen Jahre
Wohnungsmarkt über- kommerziellen Angebote mit Gewerbemieten,
die auch für junge Neuall in Berlin überdurchim Gebiet hat das QM
gründer
erschwingschnittlich
steigen.
lich waren, sowie die
Bleiben wird aber die mit Bestimmtheit den
Zuwanderung junger
starke Nachfrage von geringsten Anteil.
Leute aufgrund der
Studenten und jungen
Haushalten am Anfang der beruflichen erwähnten Prozesse auf dem Berliner
Laufbahn, die Nord-Neukölln auch Wohnungsmarkt. Die Nähe zu den
deshalb als Wohnstandort in Betracht Kreuzberger Szenegebieten hat die
ziehen, weil sie keine lange Wohnpers- Zuwanderung zudem bereits zu Zeipektive haben. Dabei wird auch wichtig ten verstärkt, als es im Gebiet Reuterbleiben, dass Studenten als Wohnge- platz selbst noch recht wenig eigene
meinschaft meist eine höhere Miete Szeneangebote gegeben hat.
zahlen können als ein normaler NordNeuköllner Familienhaushalt.
Die Fragen stellten Mathias Hühn und
Claudia Mattern
Im Reuterkiez entwickelt sich, vielleicht
exemplarisch für Nord-Neukölln, ein kre­ Die TOPOS-Studie finden Sie unter
atives Kleingewerbe und die Gastronomie, www.reuter-quartier.de/fileadmin/content
es gibt viele Studenten, das Straßenbild hat media/media/Downloads/TOPOS.pdf.
V.l.n.r: Sigmar Gude (TOPOS), Philipp Mühlberg,
Ephraim Gothe (beide Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung und Umwelt), Bezirksbürger­
meister Heinz Buschkowsky, Baustadtrat Thomas
Blesing bei der Präsentation der TOPOS-Studie
am 12. März
7 querbeet
6 nachbarn im kiez
Theater im Keller Berlin
Die Paradiesvögel aus der Weserstraße
Beinah wäre eine Suppenküche daraus geworden. Doch die Eröffnung eines Travestietheaters lag dem
Balletttänzer und Schauspieler Michael Brenncke eindeutig näher.
A
ls am 3. Januar 1987 das Theater im Keller (TIK) eröffnete,
herrschte in Neukölln noch
kulturelle Einöde. Es waren keine
leichten Zeiten, die Nachbarschaft
konnte mit den Paradiesvögeln in
der Weserstraße 211 wenig anfangen.
Stattdessen kamen bald BesucherInnen aus Charlottenburg, Spandau und
anderen Bezirken. Nord-NeuköllnerInnen verirren sich nach wie vor
eher selten.
Michael Brenncke ist gebürtiger
Oberösterreicher und hat gerade sein
50-jähriges Bühnenjubiläum hinter
sich. Wiener Staatsoper, Hamburger Schauspielhaus, München waren
seine Stationen, in Berlin folgte die
Deutsche Staatsoper und das Theater
des Westens. Dort hatte er acht Jahre
lang Operette gesungen.
Später kam er wieder zum Operetten trällern zurück: ein vom Publikum
und der Presse bejubeltes Programm
aus den Anfangsjahren des TIK hieß
„Traumland Operette“, Regie führte
Wolfgang Völz. Überhaupt gingen
große Theaterleute im Theater im Keller ein und aus: Evelyn Künneke, Lotti
Huber, Brigitte Mira. Wenn Michael
Brenncke an die Vorwendezeiten
zurückdenkt, wird er ein bisschen
wehmütig. „Früher war in Berlin ein
Travestietheater neben dem anderen,
im Kudamm-Karree waren es acht
Stück auf einem Haufen.“
Im Gegensatz etwa zum Neuköllner Heimathafen erhält das TIK als
rein privates Theater keine Förderung. Gerade mal 51 Personen passen
in den Raum. Das erklärt auch die
relativ saftigen Eintrittspreise von
27€ für eine Freitags- oder Samstagshow. Die Besucher scheint das nicht
abzuhalten, auch bei der 44€ teuren
VIP-Lounge ist die Nachfrage groß.
„Die Leute gönnen sich auch mal
was, – und das in Neukölln!“ bestätigt
Ludwig Auster-Brenncke, der Partner
von Michael Brenncke.
Er kümmert sich um das Organisatorische und die Buchführung,
Sohn Maik Hoffmann-Brenncke
betreibt die zum Theater gehörende
Bar „Weserkulisse“, wo Konzerte,
Lesungen und andere Veranstaltungen stattfinden. Dass es sich um einen
Familienbetrieb handelt, zeigt alleine
ihr gemeinsamer Nachname. „Ohne
Ludwig und Maik wäre das Theater
nicht das, was es jetzt ist“ sagt der
Intendant. Alle wohnen im gleichen
Haus über dem Theater, auch zwei
Künstler aus dem Ensemble.
Von der Wandlung des Reuterkiezes in einen Szene-Bezirk bekommen
die TIK-Betreiber natürlich einiges
mit. Sie sehen die Sache positiv, je
Michael Brenncke Foto: Claudia Mattern
mehr Cafés, Kneipen, Restaurants,
desto besser. „Das Wochenende ist
der Knaller. Manchmal denke ich, wir
sind hier wie früher am Ku’damm,
das sind ja Menschenmassen.“ Der
Vergleich mit dem Ku’damm fällt oft,
dort hatte Michael Brennckes Vater
ein großes Lokal.
Die aktuelle Show „Diaries“ ist eine
Kreuzung aus Lady Gaga, Nena und
volkstümlichen Gassenhauern. Durch
das Programm geführt von Conferencière Michael präsentieren Dönar
Versace, Olga Wodka, Miss Günstig,
Madame Luca, Alexia, die Russische
und Linda Raatzinger beeindruckende
und mitunter sehr grazile Showeinlagen, ihre Präsenz und Wandlungs-
Herr Zahnlücke
Von Firuze
Herr Zahnlücke glaubte nie an Zahnfeen. Bis ihm an einem Tag, besser gesagt
an einem Abend, ein Zahn abgefallen ist. Herr Zahnlücke legte den Zahn
auf den Tisch.
Er legte sich ins Bett. Nach vier, fünf, sechs Stunden war er durstig und
ging in die Küche, um Wasser zu holen. Plötzlich sah er eine Zahnfee. Die Zahnfee
nahm den Zahn mit und legte eine Münze auf den Tisch. Herr Zahnlücke sagte:
„WARTE !!! – Wer sind Sie?“
Die Zahnfee sagte: „Ich bin die Zahnfee.“
Die Zahnfee flog rasch davon.
Herr Zahnlücke war ohnmächtig geworden und glaubte immer an Zahnfeen.
Thema des Projekts „KinderKiezBuch Neukölln“ waren Ereignisse und Erlebnisse von Kindern aus der
Elbe-Schule, dem Hort der Rixdorfer Grundschule, dem Hort Sonnenkids der Theodor-Storm-Schule und
aus dem Kiosk am Reuterplatz zwischen 5 und 12 Jahren. Unter Anleitung von Projektleiter Hartmut
Lettow entstanden vier Bücher und ein Bildergeschichtenheft. Das Projekt „KinderKiezBuch Neukölln“
wurde vom Quartiersrat befürwortet und mit Mitteln aus dem Programm Soziale Stadt finanziert.
Kinder und Jugendliche, die ebenfalls Geschichten und Bilder veröffentlichen wollen, können sich gerne
bei uns melden: kiezreporter@reuter-quartier.de.
Claudia Mattern
fähigkeit ist enorm. Sicherlich sorgt
auch die Nähe zur Bühne dafür, dass
die Plätze meist ausverkauft sind.
„Hier ist es halt etwas anderes als an
einem straff geführten Staatstheater“ bestätigt Michael Brenncke.
„Dort sieht man die Leute nicht, hier
siehst du sie reingehen, hier siehst du
sie weggehen. Das Theater ist klein,
dadurch ist gleich Kontakt da.“ Hinterher in der Bar kann man sich die
Jungs dann ohne Schminke, Perücken
und Glitzerfummel anschauen.
Ab der nächsten Spielzeit wird es
samstags auch eine Nachtvorstellung
um 22.30 Uhr geben: „cAmP“ wird die
neue Travestieshow heißen, das steht
für schlechten Geschmack auf höchstem Niveau. „Das fanden wir gut, man
darf sich selbst nicht zu ernst nehmen!“
Es bleibt dem Theater im Keller gar
nichts anderes übrig, als die Berliner
Travestietheatertradition weiter zu
pflegen und zu erhalten. Menschen,
die Sinn für Schräges und Schrilles
haben, sind sehr dankbar.
Claudia Mattern
Theater im Keller Berlin, Weserstr. 211,
Tel. 623 1452, www.tikberlin.de. Sänger
und Schauspieler für die Travestieshow sowie
Künstler für die „Weserkulisse“ können sich
gerne melden.
„Mädchen machen Kino“
Nun beginnt das große Kino! Wir drehen, machen Regie, schauspielern,
nehmen Ton und Musik auf, entwickeln Ideen und unsere Filme: Kurz
gesagt wir machen zusammen Super
8-Filme zum Thema Tagebuch – ausgedacht oder real. Du kannst mit Spielfilm, Dokumentarfilm oder Trickfilm
experimentieren und dein eigenes
Genre erfinden. Mach mit, entwickel
deine Ideen und entdecke dabei die
vielfachtechnische Welt des Kinos.
Das Projekt ist offen für alle Mäd-
Lange Tafel Reuterstraße
chen. Wir treffen uns regelmäßig jeden
Montag von 15 bis 17 Uhr im ReachIna
und jeden Dienstag von 16.30 bis 18.30
im Szenenwechsel. Kommt alle und
bringt eure Freundinnen mit!
Minze, Sophie und Leïla
Mädchenladen ReachIna,
Nansenstr. 35, Tel+Fax: (030) 62 98 98 75
http://maedchen-machen-kino.blogspot.de/
Das Projekt wird finanziert über den Berliner
Projektfonds kulturelle Bildung im Zusammenhang mit Mädchenclubs in Neukölln: Szenenwechsel, Schilleria, ReachIna
Pfui! Über Geld redet man nicht, Geld
hat man! Was steckt hinter dem Geld,
welche Träume, von welchem Paradies? Auf Straßen und Plätzen im
Reuterkiez, rund um den Herrmannplatz, die Sonnenallee und die KarlMarx-Straße befragten SchülerInnen
des Albert-Schweitzer-Gymnasiums
und der Gemeinschaftsschule auf
dem Campus Rütli NeuköllnerInnen
und TouristInnen und schrieben daraus Geschichten. Wir sind gespannt,
was wir beim großen Spaghettiessen
am 17. Juni auf der Reuterstraße, Ecke
Weserstraße an der Wäscheleine zu
lesen bekommen. KünstlerInnen, die
teilnehmen wollen, melden sich bitte
unter Tel. 693 9523, www.lange-tafel.
com.
Isabella Mamatis (Regie)
„Lange Tafel Reuterkiez“ im Rahmen von
„48 Stunden Neukölln“ am So, 17. Juni,
17–20 Uhr, Reuterstr. / Ecke Weserstr.
Offener Brief des
Quartiersrates Reuterplatz
Gegendarstellung zum
offenen Brief des Quartiersrates
An den Bezirksstadtrat für Jugend und Gesundheit,
Herrn Falko Liecke
Karl-Marx-Str. 83
12040 Berlin
Von Bezirksstadtrat Falko Liecke
Sehr geehrter Herr Becker, sehr geehrter Herr Bindemann,
Berlin, den 24.03.2012
Sehr geehrter Herr Liecke,
wir wenden uns noch einmal an Sie, um eine schnelle Klärung der Vertragssituation der
Einrichtungen der offenen Jugendhilfe anzumahnen. In einem Antwortschreiben vom
14. Februar auf unseren ersten Brief wurde eine Vertragsverlängerung zumindest bis
zum Jahresende in Aussicht gestellt. Leider ist diese bis zum heutigen Tag nicht erfolgt.
Die Zeit drängt. Für die Träger wird es immer schwieriger, ihr Personal zu halten und
„ihre“ Kinder, Jugendlichen und Eltern im Hinblick auf eine Fortführung der Einrichtun­
gen und Projekte zu beruhigen.
Ein wesentliches Kapital der offenen Jugendhilfe sind kontinuierliche persönliche Bezie­
hungen und Vertrauen. Deshalb brauchen die Einrichtungen verlässliche Rahmenbedin­
gungen, um ihre Arbeit erfolgreich gestalten zu können. § 4 des SGB VIII verlangt eine
partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen öffentlicher und freier Jugendhilfe. Gerne
würden wir erfahren, wie diese Partnerschaft künftig gestaltet und mit Leben erfüllt
werden soll.
Sorge bereitet uns die ungeklärte Situation der Manege. Wir, die Mitglieder des Quartiers­
rates, haben die Mitarbeiter dieser Einrichtung als besonders kooperativ und erfolgreich
im Umgang mit schwierigen Jugendlichen erlebt. Umso mehr wünschen wir uns gerade
an dieser Stelle eine Fortsetzung der Arbeit mit dem Manege-Team.
Wir bitten um eine baldige Stellungnahme.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Becker
mit Befremden habe ich den offenen Brief des Quartiersrates Reuterplatz hinsichtlich der
Zusammenarbeit seitens des Jugendamtes Neukölln mit den freien Trägern der Jugendhilfe
in der Feburar/März Ausgabe des „Reuter“ zur Kenntnis genommen. Mir wird mangelnde
Transparenz und eine fehlende kontinuierliche, vertrauensvolle Zusammenarbeit unterstellt.
Dem habe ich bereits mit Schreiben vom 14. Februar 2012 an den Quartiersrat vehement
widersprochen. Wie bekannt ist, wurde hinsichtlich der Leistungs- und Kooperationsverträge
des Jugendamtes im Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln vom 13. Juli
2011 unter anderem festgelegt, dass für das Jahr 2012 bis zur erneuten Beschlussfassung der
Bezirksverordnetenversammlung keine Verträge geschlossen bzw. verlängert werden dürfen.
Als zuständiger Jugend- und Gesundheitsstadtrat bin ich darüber hinaus gehalten, die Aus­
wirkungen der aktuellen Haushaltssituation mit den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses
zu erörtern. Im Rahmen der Sitzungen des Jugendhilfeausschusses am 19. Januar 2012 und
am 2. Februar 2012 wurde daher hinsichtlich des bestehenden Angebotes eine größtmögliche
Transparenz geschaffen, indem sämtliche Angebote inhaltlich vorgestellt und die aktuellen
Gegebenheiten hinsichtlich einer Finanzierung der freiwilligen Leistungen diskutiert wurden.
Dieser Ausschuss ist öffentlich. Somit bestand für alle Beteiligten mehrfach die Möglichkeit,
sich in die Diskussion einzubringen und bei Unklarheiten Fragen zu stellen. Nach meinem
Wissen hat es ein solches Maß an Auskünften und Informationen in dieser Tiefe und Breite
in der Vergangenheit zu keinem Zeitpunkt gegeben.
Im Ergebnis dieses Prozesses habe ich mit Schreiben vom 16. Februar 2012 alle betroffenen
Träger schriftlich darüber informiert, dass unter dem Vorbehalt einer entsprechenden
Beschlussfassung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in der Sitzung am 22. Februar
2012 der mit den Trägern geschlossene Leistungsvertrag verlängert werden kann. Da die
Entscheidung von der BVV getroffen wurde, werden nunmehr die Leistungsverträge für den
Zeitraum vom 01. Mai 2012 bis 31. Dezember 2012 durch meine Verwaltung vorbereitet – dies
braucht in der Tat etwas Zeit. Dieses Verfahren wurde im Jugendhilfeausschuss mehrfach
vorgestellt und erklärt.
Rolf Bindemann
(für den Quartiersrat Reuterplatz und die AG Bildung)
Zum Interessenbekundungsverfahren für die Jugendeinrichtung „Manege“ auf dem Campus
Rütli wurde ebenfalls zweimal im Jugendhilfeausschuss informiert. In der Sitzung am 19.
April 2012 wird sich der Ausschuss mit diesem Sachverhalt inhaltlich befassen. Der Träger
Fusion e.V. wurde über das beabsichtigte Verfahren bereits im Frühjahr 2011 informiert.
Mir sei der Hinweis gestattet, dass die Art und Weise der Ansprache seitens des Quartiers­
rates irritierend ist, zumal der Vertreter Peter Becker an allen Jugendhilfeausschusssitzungen
teilgenommen hat und zu jeder Zeit alle relevanten Informationen hatte. Ich verstehe auch
nicht, dass sich bisher kein betroffener Träger des Reuterkiezes bei mir gemeldet hat, um
mögliche Fragen oder Unklarheiten zu besprechen.
Ich hege aber die Hoffnung, dass zu einer gelassenen und sachlichen Zusammenarbeit über­
gegangen wird. Auch zukünftig werde ich mein Vorgehen regelmäßig in den Sitzungen des
Jugendhilfeausschusses erörtern und somit ein Höchstmaß an Transparenz sicherstellen.
Mit freundlichen Grüßen,
Falko Liecke
8 kalender
April 2012
8.
So
9.
Mo
12.
Do
14–21h „Speaker Flowers“, Sound-Objekte von Yan Jun
Hörgalerie ohrenhoch, Weichselstr. 49
20h Nuevo Mundo Chamber Orchestra –
Venezolanische Musik für Orchester
Nikodemus-Kirche, Nansenstr. 12/13, Eintritt 12€ /10€
20h „Europe mon amour“
Neuköllner Oper, Karl-Marx-Str. 131–133
Weitere Aufführungstermine unter: www.neukoellneroper.de
Vorbestellung Tel. 6889 0777, tickets@neukoellneroper.de
Eintritt 9 –24 €
20h Premiere „ZWEI KRAWATTEN & Incredible Herrengedeck“
Heimathafen Neukölln, Karl-Marx-Str. 141
Tel. 5682 1333
15.
So
11h Lescure Project
Posaunen-Quartett, Nikodemus-Kirche
Nansenstr. 12/13, Eintritt frei
11–15h Grüner Tisch für Jung und Alt
Kids Garden, zwischen Friedel- und Hobrechtstr.
14–21h „Wunderkammer“ (2010)
Elektroakustische Musik von Alistair MacDonald
Hörgalerie ohrenhoch, Weichselstr. 49 (auch am 22.5.)
19h Veras Kabinett / Mit Frack und Fummel
Travestie und Chanson mit Jezebel Ladouce
Theater im Keller, Weserstr. 211
17.
Di
18h Offenes Treffen der Kiezredaktion
Restaurant Blaue Tische, Friedelstr. 56
Mai 2012
3.
Do
6.
So
20h Octopus-Varieté
Heimathafen Neukölln, Karl-Marx-Str. 141, Tel. 5682 1333
14–21h „Pseudaria“, Dariusz Mazurowski
Hörgalerie ohrenhoch, Weichselstr. 49
(auch am 13.5.)
14.
Mo
19h Quartiersrat Sitzung
Jugendwohnen im Kiez, Zugang über Hobrechtstr. 55
11–15h Grüner Tisch für Jung und Alt
Kids Garden, zwischen Friedel- und Hobrechtstr.
20.
So
14–21h „Mixed Video Pieces“, Dariusz Mazurowski
Hörgalerie ohrenhoch, Weichselstr. 49
(auch am 27.5.)
21.
Mo
22.
Di
19h Quartiersrat Sitzung
Jugendwohnen im Kiez, Zugang über Hobrechtstr. 55
19h Öffentliche Veranstaltung zum Thema „Miete und Hartz IV“
QM Reuterplatz
Juni 2012
1.
Fr
4.
Mo
14–20h Kinder- & Familienfest zusammen mit QM Donaustraße
zwischen Pannierstr. und Weichselstr., Aufbau bis 13 Uhr
19h Quartiersrat Sitzung
Jugendwohnen im Kiez (Zugang über Hobrechtstr. 55)
Wöchentlich
19h Öffentliche Veranstaltung zum Thema „Mietenentwicklung“
QM Reuterplatz
18.
Mi
21.
Sa
23.
Mo
24.
Di
25.
Mi
19.30h Lesung Regina Nössler: Auf engstem Raum (Thriller)
Eintritt 3–5€
Buchkönigin, Hobrechtstr. 65
22h Marie Chain
Theater im Keller, Weserstr. 211
20h 4LAUT – Prophetiae Sibyllarrum
Nikodemus-Kirche, Nansenstr. 12/13, Eintritt 8€ /5€
28.
Sa
29.
So
20–21.30h Kirchenchor
St. Christophorus, Nansenstr. 4
Di
16–17.30h Kreativkunstangebot für Kinder und ihre Eltern
elele-Nachbarschaftszentrum, Hobrechtstr. 55, Tel. 623 6092
16–18h Mieterberatung
QM Reuterplatz, Hobrechtstr. 59
Mi
15–18h Nähkurs für Frauen und Mädchen
16.30–17.30h Yogakurs für Kinder
elele-Nachbarschaftszentrum, Hobrechtstr. 55
18h AG Bildung
Elbe-Schule, Elbestr. 11
20h Konzert „TucsonSongs“
Heimathafen Neukölln, Karl-Marx-Str. 141; Tel. 5682 1333
17–19h Konfliktberatung
QM Reuterplatz, Hobrechtstr. 59
19h AG Wohnumfeld
Restaurant Blaue Tische, Friedelstr. 56
18–20h Tanz-Laboratorium
Ricarda Schuh, Lenaustr. 4 (2.OG)
19h „Ein Abend mit Larry Schuba – Lieder die mein Leben schrieb“
Theater im Keller, Weserstr. 211
26.
Do
Mo
21h Burkhard Ruckert Trio
Jazz aus Berlin
Theater im Keller, Weserstr. 211
22h Fabiana Salerno am Piano
Theater im Keller, Weserstr. 211
19h Mit Frack und Fummel
Travestie und Chanson mit Jezebel Ladouce
Theater im Keller, Weserstr. 211
Mo–Fr
10–18h Ausstellung Jörg Christian Jasper: „New York rush hour“
(bis 20.4.) Galerie Pflüger 68, Pflügerstr. 68
Do–Sa
15–19h Lokalkolorit – Heimatkunde Teil 1
Klaus Bortoluzzi, Denise Sheila Puri, Simone Schwartz
Galerie R31, Reuterstr. 31, www.r31.suchtkunst.de
Fr
Fr–Sa
10–13h Frauen-Frühstück mit Vorträgen jeden 2. Freitag im Monat
elele-Nachbarschaftszentrum, Hobrechtstr. 55, Tel. 623 6092
20h Travestieshow Diaries (zusätzlich am 29.4., 19 Uhr)
Theater im Keller, Weserstr. 211
www.tikberlin.de, Tel. 623 14 52
Impressum
Der Reuter erscheint sechs Mal im Jahr und liegt an vielen Orten im Reuterkiez aus. | Herausgeber: Quartiersmanagement Reuterplatz, Hobrechtstr. 59, 12047 Berlin, info-reuter@quartiersmanagement.de |
Redaktion: Mathias Hühn (mh), Claudia Mattern (cm), kiezreporter@reuter-quartier.de | Autoren dieser Ausgabe: Firuze, Minze, Sophie, Leila, Isabella Mamatis, Ilse Wolter | V.i.S.d.P.: Mathias Hühn, Claudia
Mattern | Layout: Marie Bauer, www.mariebauer.de | Auflage: 3.000 | Druck: Märkische Verlags- und Druck-Gesellschaft mbH Potsdam | Die nächste Ausgabe erscheint Anfang Juni 2012. Redaktionsschluss:
15. Mai 2012
Gefördert durch die EU und das Land Berlin im Rahmen
des Programms „Zukunftsinitiative Stadtteil“ Teilprogramm
„Soziale Stadt“ – Investition in die Zukunft.