- Kongula

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- Kongula
DAS FILM-MAGAZIN
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MONSTER-FREAKS
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Ralf Lorenz
Kurzes Vorwort
und mehr über mich
Was bin ich...?
Wie später deutlich wird bin ich alles
mögliche, aber kein professioneller Filmer.
Einige schnelle Fakten, um Euch einen
kurzen Eindruck von meinem Werdegang
zu verschaffen:
Im Jahre 1966 wurde ich an einem
Hamburger Halloween-Morgen (das ist der
31. Oktober für alle Kulturbanausen!) in
die Welt gesetzt und versuchte in den
folgenden Jahren gleichzeitig Sprechen,
Laufen und Chaos anrichten zu lernen alles mit recht durchschlagendem Erfolg.
Die folgenden zehn Jahre verliefen
glücklich, aber unspektakulär - bis mich
meine Freundin Carolin eines schönen
Tages mit in das Thalia-Kino schleppte
und ich dort Sindbads siebente Reise
erleben durfte! Von diesem Augenblick
war nichts mehr wie es war: Ich wurde
zum absoluten Phantastik-Film-Fan und
hatte jedes Wochenende meinen
Stammplatz im Thalia (oder Talja, wie der
Hamburger sagt).
Neben dem Kino mußte ich auch leider
zur Schule, wo mich meine künstlerischen
Leistungen immer wieder vor dem totalen
Absturz vom Gymnasium bewahrten.
Meine Einser in Fächern wie Kunst,
Deutsch oder Erdkunde bewahrten mich
aber nicht vor zwei Ehrenrunden in der 9.
und 11. Klasse (ich hasse Mathematik,
Physik und Chemie!).
Bereut habe ich's aber dennoch nicht,
denn durch die Verzögerung bekam ich
nicht nur je eine zusätzilche Ski- und
Surf-Klassenreise und ein recht brauchbares Abi, sondern auch tatsächlich die
Chance, meinen Traumberuf als Retuscheur zu erlernen. Dabei lernte ich die
Grundzüge der Fotographie und - noch
wichtiger - die Kunst der Bildbearbeitung
mit Airbrush. In meinen ersten Berufsjahren habe ich tatsächlich mit dem
Spritzapparat großformatige Fotos von
BMWs oder auch Prominenten bearbeitet
und allem ein "gelecktes" Aussehen
verpasst.
Schon damals faszinierten mich
allerdings die kreativen Möglichkeiten, die
mir die Computer boten. Erste Schritte in
Richtung Multimedia unternahm ich mit der
Gestaltung des Grafik-Adventures
"Xandor" auf dem Atari-ST. Bevor aber an
eine Veröffentliching zu denken war,
spielten Adventures keine Rolle mehr.
Dafür sattelte ich vom Spritzapparat auf
den Apple um und retuschierte nun am
Bildschirm.
Daneben widmete ich mich einer
(inzwischen erloschenen) weiteren
Leidenschaft: Den Heftromanen und dem
Schreiben ebensolcher. Seinerzeit gelang
es mir sogar, weitgehend in Eigenregie,
die in den 1960er Jahren eingestellte Ren
Dhark-Heftromanserie fortzusetzen - mit
Einverständnis des Chefautors Kurt Brand!
Dieses Projekt 99 (da dies die Nummer
des ersten neuen Romans war), lief eine
Weile sehr erfolgreich, bis mich Ärger
hinter den Kulissen aus dem Fandom
trieb...
Die Romane dieser Fortsetzung
erscheinen übrigens noch heute im
Mohlberg-Verlag. Ich hatte auch gemerkt,
dass das Schreiben eine zu einsame
Tätigkeit für mich war und suchte nach
einer neuen kreativen Herausforderung,
die ich mit anderen teilen konnte.
Im Jahre 1995 geschah es dann, dass
aus einer wirren Idee ein Projekt zu reifen
begann: "I Was A Teenage KingKong"! Ein
altes Gorilla-Kostüm brachte mich auf die
Idee, mit Freunden einen verrückten
kleinen Film zu drehen, in dem ein
Riesengorilla eine Großstadt zerlegt. Das
ganze sollte dann auf Partys und im
Offenen Kanal zu sehen sein.
Der Zufall wollte es, dass mein Chef
erfuhr, dass ich zu diesem Projekt und zu
Godzilla zwei Internet-Homepages betreieb
(was Anfang 1996 tatsächlich noch etwas
besonderes war). Dadurch gehöre ich wohl
zu den wenigen Menschen, die dank
Godzilla und eines zotteligen Riesenaffen
ihren Traumjob bekamen
In den folgenden Jahren schlief dann
das "Teenage KingKong"-Projekt etwas
ein, da sich nach und nach das gesamte
Team in alle Winde zerstreute (Bayern,
Australien, Essen, etc.) und ich mit dem
was die Computer- und Video-Technik
möglich machte, nicht mehr zufrieden war.
Ich nutze die Zeit, um Modelle, Requisiten
und Know-How anzusammeln. Und
tatsächlich: Im Jahr 2000 ging es dann
weiter - ohne Team zwar, aber immerhin.
Stück für Stück wurden Szenen gedreht,
die tatsächlich etwas her machten und
nicht mehr nach billigem Video aussahen.
Auch ein neuer Titel reifte heran:
KONGULA - Affengigant des Grauens...
Den vorläufige Höhepunkt markierte
dann aber der 5. Oktober 2003! Denn an
jenem wunderschönen Tag geschah dann
das, was ich zuvor nie wirklich für möglich
gehalten hatte: KONGULA lief tatsächlich
auf der riesigen Leinwand eines wunderschönen echten Kinos! Und das war mit
Sicherheit einer der schönsten Momente
meines Lebens!
Ansonsten gibt es nicht viel zu erzählen
Als notorischer Single habe ich die Zeit für
ein so zeit- und geldraubendes Hobby wie
KONGULA. Ich lebe in einer gemütlichen
55 Quadratmeter Wohnung in Hamburgs
offiziell zweitschönstem Haus, die ich dank
praktischer Teilung in EinzimmerWohnung und Studio unterteilen konnte
und bin gespannt wohin es KONGULA in
den nächsten Jahren teiben wird.
Eines ist jedenfalls schon sicher: Auch in
diesem Oktober wird wieder die große
Leinwand des Metropolis-Kinos erobert!
Impressum
Redaktion
PRANKE, Am Beibert 16a,
53894 Mechernich
Telefon: 02443 / 3108-43
Telefax: 02443 / 3108-44
eMail: pranke@t-online.de
Internet: www.pranke-magazin.de
Herausgeber: Ralf Stockhausen
Autoren: Ralf Stockhausen,
Norbert Franz, Ralf Lorenz
Layout-Konzeption: Ralf Stockhausen
Lektorat: Eleonore Stockhausen
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Kongula - Affengigant des Grauens
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Ralf Lorenz
Der Hamburger Monsterfilm
Kongula - Affengigant des Grauens:
Ein Polyester-Gorilla im Spielzeugladen...
Manch treuer PRANKE-Leser wird sich vielleicht noch erinnern, dass vor ein paar Ausgaben ein
seltsamer kleiner Artikel erschien, der unter dem Titel „I Was A Teenage KingKong“ ein krudes
kleines Geschichtchen über einen Riesengorilla-on-the-Rampage wiedergab. Dieses Fragment dürfte
seinerzeit für einige Verwirrung und Kopfschütteln gesorgt haben, zumal die dazugehörige InternetSite auch seit 1996 nicht mehr aktualisiert wurde.
Im Frühjahr 2003 begannen sich die Schleier dann langsam zu lüften als im Mechagodzilla-Forum ein
Beitrag zu diesem Thema erschien, der einiges klarstellte und dem Kind auch gleich einen neuen
Namen gab. Im Grunde fand damals auch gleich die offizielle Taufe der Reinkarnation des sanft
F
ür diejenigen, die die Homepage
des
Projekts
www.kongula.de
bereits
kennen, werden einige der Dinge die ich
hier über das Projekt schreibe nicht ganz
neu sein; ich werde aber versuchen es
trotzdem für alle so interessant wie
möglich zu gestalten, indem ich einen
Blick hinter die Kulissen der Special Effects-Produktion werfe. Denn gerade
die Effekte sind bei einem Monsterfilm ja nun einmal das A und O und
entscheidend für den Fun-Faktor.
Doch ersteinmal zu dem Projekt an
sich, bevor ich einen Blick hinter die
Kulissen werfe. Zwar gibt es Leute die
mir vorwerfen, ich würde mehr über das
Projekt schreiben als daran zu arbeiten,
aber ich bin halt immer noch der Hoffnung verfallen durch die Informationen,
die ich liefere, andere kreative Menschen für das Projekt zu interessieren.
Und da ohne ein engagiertes Kernteam
ein derart gewaltiges Projekt nicht realisierbar ist, schreibe ich halt darüber um
neue Mitarbeiter zu finden.
Das Projekt, das ich hier vorstellen
möchte, ist nicht mehr und nicht weniger
als der engagierte Versuch, einen
Monsterfilm in Deutschland, genauer
gesagt in Hamburg, zu realisieren, der
letztendlich auf Festivals gezeigt, aber
auch als DVD vertrieben werden soll.
Der Anspruch dabei ist, tatsächlich
einen richtigen Film zu drehen - mit guter
Kameraarbeit, Beleuchtung, Spezial-Ef-
fekten und überzeugenden Darstellern.
Bis all das komplett ist, werden schätzungsweise noch mindestens zwei bis
drei Jahre vergehen und einige tausend
Euro ausgegeben werden – aber ich
denke der Aufwand lohnt sich für diese
einmalige Chance. Übrigens steht zur
Zeit ein Kongula-Club kurz vor der
Gründung, über dessen Mitgliedsbeitrag von 5 Euro pro Monat, das Projekt
mitfinanziert werden soll – näheres dazu
im Forum*.
Noch kurz zu meiner Person, da das
Produktions-Team bislang praktisch nur
aus mir besteht (in Kürze aber wohl um
weitere Personen ergänzt wird). Ich kam
in einem der besten Monsterfilmjahre
(1966) ausgerechnet an Halloween zur
Welt und war dadurch natürlich schon
etwas in dieser Richtung vorbelastet.
Meine Begeisterung für das Phantastische Kino erwachte zu voller Blüte als
ich mit etwa 9 oder 10 Jahren im Hamburger Thalia-Kino die Filme Sindbads
Siebente Reise und King Kong gegen
Godzilla sah - Wahnsinn!!! Ich mutierte
von einem Moment zum anderen zum
wohl weltgrößten Riesenmonsterfilmfan
und verbrachte jeden Samstag- oder
Sonntag-Nachmittag
entweder
im
Thalia-Kino (Die Omma die laut “Eis!
Eis!” skandierend durch den Mittelgang
zuckelte werde ich nie vergessen!) oder
im Monokel um japanische Giganten aufeinander einprügeln, Blechraketen mit
Bunsenbrennern zu den Sternen aufbre-
chen und U-Boote durch die Luft fliegen
zu sehen! Schon damals war mir klar:
“Das will ich auch mal machen!”
Übrigens wird mir noch heute ganz
warm ums Herz wenn ich Jimi Hendrix’
“Hey Joe” höre - bevor nämlich der
Vorhang sich endlich öffnete, das Constantin-Grollen und die Fanfare erklangen und die Leinwand den Weg zu
fremden Welten freigab, wurde im
Thalia-Lichtspieltheater erstmal eine
halbe Stunde lang Jimi Hendrix
gespielt, jahrelang ohne Ausnahme!
Zwar ebbte die Leidenschaft für das
Monster/Trash-Genre zwischenzeitlich
wieder ab – aber diese „ernste Phase“
ging zum Glück bald wieder vorüber.
Das Kino faszinierte mich übrigens
schon immer so sehr, dass ich in den
1970er Jahren begann, mir eine
Sammlung von Sci-Fi- und Monsterkinofilmen in gekürzter Fassung
auf Super8 zuzulegen. Mein eigentlicher Traum aber war, irgendwann einmal einen richtigen Film (vorzugsweise
natürlich einen Godzilla) zu drehen. Leider riefen aber Hollywood oder Toho
nie an – nicht mal Cinecitta meldete
sich...
Und die ersten Versuche, selbst ein
paar Raumschiffe per Super8-Kamera
durchs All gleiten zu lassen, brachten
nicht das gewünschte cineastische
Niveau auf die Leinwand, sodass ich
diese Versuche (auch aus Kostengründen) auf Eis legte und lieber weiter
richtige Filme sammelte.
Dass ich auf kreativem Gebiet nicht
ganz unbegabt bin, zeigte sich
währendessen in der Schule wo meine
Einser in Kunst und Deutsch im krassen
Gegensatz zu meinen Errungenschaften
auf den Gebieten der Mathematik oder
Physik standen... Gestalten und Schreiben waren die Leidenschaften die
mich 15 Jahre Schule (inkl. zweier
Ehrenrunden) halbwegs durchstehen
ließen. Danach folgte die Ausbildung
zum Retuscheur (mit dem Airbrush-Spritzapparat Fotos von BMWs und ähnlichem aufpolieren und zum Strahlen
bringen).
Da ich bereits 1994 im Internet surfte
und auch seit 1995 eigene Homepages
(Godzillas Playground und eben auch
Teenage Kingkong) betrieb, wurde ich
schließlich
1996
zum
InternetBeauftragten unserer Firma – sprich ich
wurde Web- und Multimediadesigner
und bin es bis heute auch geblieben
(wenngleich sich die einst verschmähte
Mathematik doch noch an mir rächte denn inzwischen programmiere ich
auch).
Diesen Jobs hatte ich es dann auch
zu verdanken, dass mein Auge für Bildkomposition und Lichtführung ein wenig
geschult wurde...
Da meine Filmpläne dennoch
unrealisierbar erschienen und mir auch
die dafür nötigen Mitstreiter fehlten, gab
ich mich zunächst ganz meiner anderen
Leidenschaft hin: Dem Schreiben. Ende
der 1980er Jahre war eine alte 98bändige Perry Rhodan- KonkurrenzHeftromanserie namens Ren Dhark
zum zweiten Mal neu aufgelegt worden,
deren Fan ich noch immer irgendwie
war. Ein Fanclub war ins Leben gerufen
worden und schließlich verfasste ich den
ersten Roman einer Fortsetzungsserie
names Projekt 99. Schon damals zeigte
sich, dass ich immer gleich ganz hoch
hinaus wollte – mit Kurzgeschichten gab
ich mich garnicht erst ab (verdammter
Größenwahn!). Diese Serie mit meinen
vier Romanen als Basis wird im
Kleinverlag übrigens noch immer
fortgesetzt, obwohl ich dem übrigen
Team schon vor langer Zeit (mehr oder
weniger im Zorn) den Rücken kehrte...
Doch schließlich klopfte der kleine
Mann im Ohr wieder an und rief mir zu:
Dreh endlich einen Film!
Die Vorarbeiten zu dem was nun der
erste und einzige echte Hamburger
Monsterfilm werden soll, begannen im
Grunde bereits im Jahre 1993 als ich bei
dem Kostümshop Fahnenfleck über
ein
waschechtes
Gorilla-Kostüm
stolperte und einfach nicht widerstehen
konnte, es für schlappe 300 DM
mitzunehmen.
Doch
mehr,
als
damit
bei
Gartenpartys von Freunden die Frauen
Das Rezept für den Hamburger Monsterfilm:
+
Der Lauf der Technik
1994 war dann dann das Jahr, in dem
sich plötzlich ganz neue technische
Möglichkeiten abzuzeichnen begannen.
Den Traum, einmal genügend Geld zu
haben, um in den Toho-Studios einen
eigenen Monsterfilm zu drehen, hatte ich
inzwischen
endgültig
begraben.
Außerdem produzierte die Toho zu
jener Zeit ja schon wieder selbst fleißig
neue Godzilla-Filme.
Doch zurück zur Technik. Die Firma
Fast brachte in jenem Jahr eine
Videobearbeitungskarte
für
PCs
heraus, die in der Lage war, zwei
eingespielte Videosignale miteinander,
oder ein Videosignal mit einem
digitalisierten Foto im Computer zu
mischen und bestimmte Bereiche per
Chromaoder
Luma-Key
auszumaskieren
Wunder
der
Bluescreen-Technik! Zwar konnte der
Commodore Amiga sowas auch, aber
ich mochte den Amiga nicht, der
seinerzeit ja auch schon aus dem letzten
Loch pfiff. Besagte Fast-Karte mußte
also her und ich war kurze Zeit später
1.000 DM ärmer.
Nun stellte sich aber die Frage: Was
damit anstellen...? Am liebsten hätte
ich einen Sci-Fi-Film im Stil von Orion
3000 - Raumfahrt des Grauens
gedreht, doch ich hatte keinen Platz um
die Kulissen aufzubauen. Da die
Bluescreen-Technik mit dieser Karte
noch alles andere als perfekt war, hätten
einkopierte Raumfahrer aber einfach nur
dämlich gewirkt.
Da fiel mir plötzlich mein Gorilla-Kostüm wieder ein und die entscheidende
Idee war da! Ein Titel bildete sich in
meinem Kopf: I Was A Teenage Kingkong!
Die Idee faszinierte mich und ich begann das folgende Jahr zu grübeln, zu
planen, ein potentielles Team zusammenzustellen. Kurzzeitig dachte ich
sogar ernsthaft darüber nach, ein Musical daraus zu machen. 1995 gelang es
mir dann tatsächlich ein drei Minuten
kurzes Video zusammenzutricksen, in
dem wirklich ein riesiger, zottiger Gorilla
he-rumwütet. Das in (mehr oder weniger) stilvollem Schwarzweiß gedrehte
Video (nebenbei wurden so Kopierverluste minimiert und typische Videofarbstiche verhindert) beeindruckte die
Gäste einer Party genügend, um an die
Dreharbeiten mit den Darstellern zu gehen... die dann fulminant ins Wasser fielen...
In meiner Naivität hatte ich nämlich
geglaubt, auf ein Drehbuch verzichten
zu können - dies erwies sich definitiv als
falsch! Unsere improvisierten Szenen
waren zwar sehr witzig, ließen sich aber
nie zu einem auch nur annähernd Filmähnlichen Konglomerat zusammen- schneiden...
+
+
Also wurde ein Drehbuch
entwickelt...
Das Treatment bestand ja bereits und
trashige Dialoge hatte ich schon für
meine Fortsetzung der Ren Dhark-Serie zur Genüge entwickelt. Schon nach
ein paar Wochen hatte ich ein Drehbuch
für ca. 80 Prozent des Films fertig, das
mir damals auch sehr gut gefiel. Von
King Kong, über I Was A Teenage
Frankenstein und Gigant des Grauens
bis Pulp Fiction war wirklich alles drin
was Spaß versprach - inklusive einiger
wirklich (zu) verrückter Handlungsent-
+
mein diktatorischer Regiestil daran
schuld war... Zu jener Zeit entstand
übrigens dann auch gleich die erste Ausgabe
der
offiziellen
TeenkongHomepage, wo die Mitglieder des
damaligen Teams bis heute zu bestaunen sind - dieser dunkle Fleck in ihrer
Vergangenheit wird wohl nie getilgt werden**. Da nun aber kein verwendbares
Darstellerteam mehr verfügbar war,
stand ich erst einmal vor den kümmerlichen Trümmern meines einst so hoffnungsvoll begonnenen Projekts...
Doch Glück im Unglück: Die
Teenkong-Homepage, die für damalige
Verhältnisse ziemlich gut gelungen war,
beschehrte mir überraschend eine neue
berufliche Perspektive als Webdesigner! Dadurch stand ich in den folgenden
Jahren dann aber beruflich so dermaßen
unter Druck, dass ohnehin keine Luft
mehr für Teenkong geblieben wäre.
Das Projekt wurde also erstmal für
unbestimmte Zeit aufs Eis gelegt.
Digitale Wunderwelten
wicklungen.
KONGULA ohne Zottelfell: Ralf Lorenz
Und wieder begannen die ersten Aufnahmen, die schließlich damit endeten
dass praktisch mein gesamtes Team
aus Hamburg auswanderte (ich behaupte aber nach wie vor, dass nicht
Wieder waren es dann die technischen Fortschritte, die mich motivierten, das Projekt erneut aufzunehmen.
Und erneut war es die Firma Fast die
den Ausschlag gab, als sie die legendäre Fast AV-Master-Karte herausbrachte. Diese (auch heute noch)
sensationelle Digitizer-Karte war in der
Lage, Filme in voller PAL-Auflösung in
den Computer einzulesen, wo sie sich
praktisch unbegrenzt bearbeiten ließen.
Mit einer solchen Hardware konnten
also all meine Pläne endlich Wirklichkeit
werden - nur leider konnte ich mir das
1.500 DM teure Prachtstück beim besten Willen nicht leisten...
Wieder kam mir ein glücklicher Zufall
zur Hilfe, denn just zu jenem Zeitpunkt,
Ende 2000, kündigte sich für meine
Firma ein Job an, für den Video in per-
=
fekter Qualität digitalisiert werden
mußte. Kurz und gut: Die AV-Master
wurde angeschafft, der Kunde überlegte
es sich anders und ich konnte die begehrte Karte als Leihgabe in meinen PrivatCompi einbauen.
Erste Tests ließen bereits erahnen
was diese Karte möglich machte. Ich arbeitete mich in die Videosoftware Ulead
MediaStudio ein und schaffte weitere
Festplatten an. Außerdem hatte ich
meine Video8-Kamera eingemottet und
war auf Hi8 umgestiegen. Ich hatte mich
zudem inzwischen entschlossen, erst
einmal auf Szenen mit menschlichen
Darstellern zu verzichten und nur ein
Demovideo mit möglichst beeindruckenden Special-Effects zusammenzustellen. Mittels dieser gedachte ich dann auf
Mitarbeiterfang zu gehen. Mir selbst war
nämlich nur allzudeutlich bewußt, dass
fast jeder der von dem Projekt hörte, erstmal dachte: “Der tickt doch nicht
richtig!” Also mußten eindeutige Beweise für die Realisierbarkeit des Filmprojekts her.
Ende August 2000 schlug dann
schließlich die Stunde der Wahrheit:
Eine 3,5 Meter breite Greenscreen
wurde in meinem Arbeitszimmer montiert, ein Spielzeug-ICE auf einer
Rampe montiert, einen halben Tag lang
die Kamera justiert um eine, zu der zuvor
gefilmten
Live-Eisenbahnbrückenszene, passende Perspektive zu garantieren... und dann stolperte ich über die
so sorgfältig aufgebaute Studiolandschaft und konnte wieder von vorn anfangen...
Am nächsten Tag war es dann aber
endlich soweit: Ich zog mir das Kostüm
über, fraß den Zug und mischte die
Tricksequenz mit den Realaufnahmen
der Eisenbahn-Brücke zusammen. Was
ich dann auf dem Bildschirm sah führte
zu
minutenlangem
hysterischen
Jauchzen. Nun war es endlich ganz
sicher: Teenkong lebt!!!
Um mich selbst etwas unter Druck zu
setzen, lud ich zu einer großen Halloween-Party und kündigte voller Vorfreude
die ersten Szenen aus meinem Film an.
Die folgenden zwei Monate arbeitete ich
dann wie ein Besessener jeden Abend
und jedes Wochenende an dem Film
und konnte tatsächlich acht (meiner Ansicht nach zu lange) Minuten fertigstellen. Die Soundmischung wurde übrigens
erst knapp 30 Minuten vor Partystart fertig - und ich war auch völlig fertig...
Aber die Reaktionen des Publikums
waren dann die ganze Mühe doch wert
und zeigten, dass ich auf dem richtigen
Weg war...
Danach ging es dann aber dennoch
eher im stillen weiter, da ich das ganze
Konzept des Schwarzweißen Drehs
plötzlich in Frage stellte. Mir erschien es
nämlich nicht mehr als sinnvoll den Film
im Schwarzweißen New York der
Außerdem machte es auch wenig Spaß
allein an dem Projekt zu arbeiten, denn
neue Mitarbeiter blieben auch weiterhin
aus. Die erneute Initialzündung ergab
sich dann eigentlich erst, als ich das Projekt im März 2003 im MechagodzillaForum vorstellte und dort auf äußerst
lebhaftes Interesse stieß.
Und am 4. Oktober 2003 gab es dann
endlich den lange erträumten vorläufigen Höhepunkt, als im MetropolisKino in Hamburg nicht nur ein vierminütiger
Rückblick
auf
das
Teenkong-Projekt zu sehen war,
sondern vor allem vier brandneue Minuten – in Farbe und mit Spezial-Effekten, die ich selbst noch zwei Jahre zuvor
für nicht realisierbar gehalten hätte. Das
vom Beamer projizierte Bild war von
genial guter Qualität, die Lacher und
Aaahs und Ooohs saßen an den richtigen Stellen - kurz: Ich war der König
der Welt! Mein Dank gilt nochmals dem
großartigen Publikum, dem hervorragenden Filmvorführer und meinen Darstellern!
Was vor etwa zehn Jahren als eine
fixe Idee für einen kleinen Kurzfilm begann, hat inzwischen Dimensionen angenommen, die ich mir damals nicht in
meinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können... Ich weiß zwar wirklich nicht
wie lange es noch dauert den Film fertigzustellen, aber eines ist ganz sicher:
Zum Aufhören ist es längst zu spät!
Doch nun zu dem versprochenen
Blick hinter die Kulissen:
Barbiepuppen schmecken
nicht...
Die Effekte von
KONGULA
I
ch bin ja schon kurz auf die SpezialEffekte eingegangen. Im Grunde
entstehen diese fast genauso wie
früher in den 1950er Jahren, wobei allerdings statt Rückprojektionen ausschließlichlich
Blue-Screen-Effekte
verwendet werden. Natürlich hat die
Technik sich seit damals stark verändert
– allein schon dadurch dass statt mit
Film mit digitalem Video gearbeitet wird.
Video als Produktionsmittel hat gewaltige Vorteile (vor allem die Kosten
und Flexibilität sprechen eindeutig dafür)
aber auch einige deutliche Nachteile.
Ein Nachteil ist definitiv der häufig künstliche Fernseh-Look, der soviele Aufnahmen, die mit handelsüblichen
Kameras gemacht wurden, verunstaltet.
Zwar gibt es inzwischen Kameras, die
gerade diesen Video-Look vermeiden,
aber die sind für ein Hobbyprojekt, das
ohne Sponsoring und staatliche Unterstützung auskommt, einfach zu teuer.
1.
4.
Um gerade diesen billigen VideoLook zu vermeiden, wollte ich den Film
ja ursprünglich in Schwarzweiß drehen –
und natürlich auch weil Schwarzweiß
eine prima Hommage an Klassiker wie
Tarantula oder Gigant des Grauens
gewesen wäre... Ich merkte aber bald
dass die Aufnahmen nun zwar nicht
mehr wie Videos aussahen, aber eben
auch nicht wie Filme aus den 1950er
Jahren – Autos und Mode hatten sich
doch etwas sehr verändert. Als dann,
dank neuer Programme und besserer
Kameratechnik, sich Möglichkeiten anboten den Videolook auch bei Farbfilmen zu vermeiden, beschloss ich
schließlich den Film doch in Farbe zu
drehen. Den entscheidenden Ausschlag
gab dabei jene Sequenz, in der Kongula
vor strahlend blauem Himmel in einen
Strommast greift und weißblaue Blitze
und rote Funken zucken – es wäre einfach ein Verbrechen gewesen, diese
2.
5.
Szene nur in Schwarzweiß zu zeigen.
Denn dank der nun möglichen Farbfilterung hatte dieser Clip tatsächlich genau
den herrlichen Technicolor-Look alter
Monsterfilme aus den 1960er-Jahren.
Leider waren damit aber auch alle bisher
fertiggestellten Szenen (immerhin knapp
acht Minuten) reif für den Papierkorb...
Der Hauptteil der Arbeiten an Kongulas Spezial-Effekten läuft im Grunde
folgendermaßen ab: Zunächst wird eine
Szene mit mir im Riesengorilla-Kostüm
vor einem blauen oder schwarzen
Hintergrund aufgenommen. Vor schwarz
wird gefilmt, wenn eine Nachtszene gedreht wird, bei der Kongula vor dem
schwarzen Nachthimmel zu sehen sein
soll. Dabei ist wichtig, dass die Bodenscheinwerfer so ausgerichtet werden,
dass sich von hinten ein leichter Lichtglanz auf dem Fell zeigt, da man sonst
nur Hände, Bauch und Gesicht in einer
grossen schwarzen Masse sehen
würde. Blau (oder auch weiß für LumaKey-Effekte) wird dagegen verwendet,
wenn der Hintergrund der Sequenz gegen eine andere gefilmte Sequenz ausgetauscht werden soll, z. B. wenn
Kongula durch die Hafenanlagen von
Hamburg stampfen soll. Bei diesem
Blue-Screen-Effekt wird der blaue Farbanteil des Bildes entfernt und durch ein
beliebiges Bild oder Video ersetzt.
Genauso arbeitet man übrigens in Hollywood oder bei der Toho bis heute.
Diese Aufnahmen werden dann in
den Computer eingelesen und mithilfe
eines Programms namens Adobe After
Effects© manipuliert (ich benutze aus
Kostengründen noch die veraltete Version 5). After Effects ist in der Lage,
Videomaterial praktisch grenzenlos zu
beeinflussen, und dies auf einem Niveau
an das auch recht gute Videoschnittprogramme, wie Premiere oder MediaStudio,
nicht
im
entferntesten
herankommen. Ist die gefilmte Szene
auch nur einigermaßen gelungen, so
kann After Effects sie mithilfe diverser
Filter und Ebeneneffekte in großes Kino
verwandeln! Um aufwändige, akribische,
stundenlange Handarbeit kommt man
aber auch mit diesem genialen Programm nicht herum. Wer das Bildbearbeitungsprogramm Photoshop kennt,
kann sich After Effects übrigens im
Grunde wie ein Photoshop für Videos
vorstellen.
3.
1. Fotografie des Gebäudes.
2. Maske zum Freistellen des
Gebäudes.
3. Freigestelltes Gebäude als
Vordergrund.
4. Der Kongula-Darsteller, zusammen
mit dem Turm, der vom Dach
gerissen werden soll.
5. Das fertigcomposte Ergebnis:
Kongula steht hinter dem Gebäude.
Insbesondere die Möglichkeiten zur
genauesten Farbmanipulierung machen
es möglich, die verschiedenen - unter
ungüstigen Bedingungen gefilmten - Sequenzen zu einer Szene so zusammenzumischen, dass alles wie aus einem
Guß wirkt.
Es gibt im aktuellen Kongula-Teaser
übrigens nicht eine Sequenz die nicht
farblich manipuliert ist. Ein besonders
interessanter Fakt dürfte dabei sein,
dass die Szene in der Kongula im
Nebel aus dem Meer auftaucht und die
in der er im roten Feuerschein zu sehen
ist, auf exakt die gleiche Art gefilmt wurden (die Feuerszene war ursprünglich
ein verworfener Outtake der Meer/
Nebel-Szene). Nur durch das extreme
Verändern der Farbbalance, Sättigung
und Gradation wurde so aus der NachtSzene eine Feuer-Szene - das fällt mir
als gelerntem Retuscheur auch relativ
leicht. Bei der Szene mit dem Kommandanten war mir übrigens ein schwerer
Fehler unterlaufen: Ich hatte das ganze
bei strahlendem Sonnenschein filmen
müssen (was das Umtrimmen auf Dämmerungssequenz schon schwer genug
macht) und hatte dann auch noch den
Weißabgleich auf Innenraum gestellt!
Das Ergebnis war eine Aufnahme, die
praktisch nur noch aus Blautönen bestand... Bis das Ergebnis vorhanden
war, das man im Teaser sieht, habe ich
fast zwei Stunden mit diversen Kombinationen von Farbfiltern experimentiert...
Das schöne an den Farbmanipulationsmöglichkeiten ist wie gesagt, dass man
dem Film damit einen durchgängigen
Look verpassen kann - einer der gewaltigen Vorteile wenn man auf Videomaterial und nicht auf Schmalfilm dreht. Und
von diesen Möglichkeiten werde ich
auch weiterhin ausgiebig Gebrauch
machen. Bei der Strommast-Szene
hatte ich tatsächlich die schönen alten
Technicolor-Farben vor Augen, die
man ja heutzutager leider nicht mehr zu
sehen bekommt.
Doch zurück zur Bluescreen-Technik. Nehmen wir also an, eine Szene soll
gedreht werden, in der Kongula einen
Wasserbehälter auf einem Dach abreißt
und darauf herumkaut (das war übrigens
eine der ersten Sequenzen an die ich
mich herantraute), dann braucht man
zunächst ein großes Stück einfarbigen
Stoff und eine Wand um es aufzuhängen. Es muß dabei so groß sein, dass
der Gorilla ein Stück davor herumlaufen
und sich schließlich den Behälter greifen
kann. Außerdem muß es eine Farbe
sein, die im Kostüm und dem zu
greifenden Modell möglichst nicht
vorkommt. Das größte Problem ist dabei
übrigens, eine möglichst gleichmäßige
Ausleuchtung des Stoffes zu erzielen,
damit dieser später gut vom Programm
herausgelöscht werden kann. Eine optimale Ausleuchtung ist leider in einer normalen Wohnung fast unmöglich zu
erreichen, weshalb die Nachbearbeitung
des Materials dann entsprechend länger
dauert.
Danach baut man sich eine möglichst
dezente Stütze für den Wasserbehälter,
der abgerissen werden soll. Dabei muß
man alles so vor der Kamera einrichten,
dass es später von einem darüberzublendenen Vordergrundmotiv ideal
überdeckt wird – denn die Stütze darf ja
nicht zu sehen sein. Ist alles fertig
eingerichtet und steht die Beleuchtung,
1. Hintergrund
2. Kongula
3. Freigestelltes Haus
4. Fenster mit Darstellerin
5. Fertige Szene
Schärfe und Belichtung der Kamera fixiert und das Monster kann loslaufen und
den Behälter abreißen. Ist die Szene
dann nach diversen Anläufen endlich im
Kasten, wird sie im Computer weiterverarbeitet.
Die einzelnen Segmente der Szene
werden dann wie bei einem Sandwich
übereinander plaziert. Zuoberst kommt
das Gebäude, das zu sehen sein soll.
Dieses muß maskiert, bzw. freigestellt
werden – d.h. auch hier müssen die
Teile, wo der Himmel zu sehen ist, entfernt und somit durchsichtig werden.
Natürlich kann statt eines Fotos des Gebäudes auch ein Video-Film verwendet
werden, aber mit einem Foto ist es
gerade bei Gebäuden, die sich in der
Szene ja nicht verändern, sehr viel einfacher und effektiver.
Darunter kommt die Gorilla-Szene mit
dem Wasserbehälter und wieder eine
Ebene tiefer der eigentliche Hintergrund
– z.B. ein Himmel mit den typischen Toho-Wolken. Stück für Stück wird dann
der Hintergrund aus der Gorilla-Sequenz
entfernt, so dass der Himmel aus der
Ebene darunter zu Vorschein kommt.
Wenn alles korrekt funktioniert, erhält
man so eine Szene mit einem Gebäude
im Vordergrund, hinter dem ein Gorilla
vor schönem blauem Himmel entlangwandert und schließlich den Behälter
scheinbar vom Dach des Gebäudes
abreißt. Übrigens macht gerade besagter Behälter meist die größten Probleme. Bei einem Gorilla-Kostüm sieht
man es schließlich nicht, wenn ein paar
Häärchen der digitalen Schere zum Opfer fallen, aber bei technischen Gegenständen muß man schon dafür sorgen,
dass möglichst keine Details verloren
gehen.
Manchmal ist es sogar nötig, Kongula in zwei Schichten einzubauen, da
die helleren Kostümteile manchmal
schon die Farbe des Hintergrunds annehmen. In diesem Fall wird dann in einer
Ebene der Gorilla so freigestellt, dass
der gesamte Hintergrund entfernt ist –
um die dabei entstehenden digitalen
Löcher in Händen, Bauch und Gesicht,
durch die dann der Himmel durchblitzt,
kümmere ich mich in dieser Ebene nicht.
Darüber packe ich dann noch eine
zweite Gorilla-Ebene, die mit sogenannten Maskierpfaden freigestellt wird.
Diese Maskierpfade sind Vektorformen, die sich mithilfe von Keyframes
manipulieren lassen. Man gibt mit Hilfe
dieser Keyframes zwei Zustände der
Maske vor (der Gorilla bewegt sich ja
schließlich) und das Programm errechnet weitgehend automatisch die
Zwischensteps. Das ist zwar eine sehr
gute Arbeitsweise, aber wenn man auf
diese Weise etwas so dynamisches wie
ein Gorilla-Fell maskieren wollte, das ja
in ständiger Bewegung ist, würde man
mit Sicherheit wahnsinnig werden.
Darum werden Hände, Bauch und Gesicht auf diese Weise nur sehr grob
maskiert, so dass sie eben nur die
“Löcher” der darunterliegenden GorillaEbene abdecken.
Das ganze klingt vielleicht gar nicht
so schwierig und tatsächlich ist die soeben beschriebene Szene eine der am
einfachsten zu realisierenden. Bei anderen Szenen, wie der wo Kongula im
nächtlichen Hafen von zwei Raketen
getroffen wird, von denen eine abprallt
und zwei Gastanks in Brand setzt, von
denen der eine dann auch noch explodiert, sind teilweise 20 und mehr solcher
zu maskierenden Ebenen im Spiel. Allein der Effekt, eine Explosion sich so im
Wasser spiegeln zu lassen, dass in der
Glut auch die Wellen zu sehen sind (das
gefilmte Wasser war an dieser Stelle ja
einfach nur eine schwarze Masse), erfordert eine unglaubliche Akribie und
Geduld. Aber wenn die Szene dann tatsächlich funktioniert, ist die Belohnung
damit umso größer.
Effekte wie die Raketen oder die
Blitze in der Strommast-Szene werden
übrigens ihrerseits wieder von Spezialsoftware erzeugt. Gerade die Blitze sind
dabei aber immer noch aufwändige
Handarbeit. Es gibt zwar einen Filter in
der verwendeten Software AlamDV der
diese digital erzeugt, aber die Position
auf der Stromleitung und ihre Enden an
den Händen müssen für jedes Bild
einzeln neu gesetzt werden – kein Job
für ungeduldige Naturen (wie eigentlich
eine bin). Die Raketen kommen tatächlich vollkommen aus der digitalen Retorte – es handelt sich dabei nämlich um
Partikel-Effekte (also auch wieder reine
Mathematik), die von einer Software mit
dem treffenden Namen Particle Illusion
erzeugt werden. Bis man allerdings heraus hat, was man alles wie einstellen
muß, damit eine Raktete überzeugend
fliegt, abprallt und explodiert, vergeht
schon eine äußerst frustrierende Einarbeitungsphase.
Nicht digital sind dagegen die
meisten der verwendeten Explosionen –
diese stammen nämlich von der lizensierten Doppel-CD eines US-Studios
(www.vce.com), das auch Effekte
für die James Bond-Filme gemacht hat.
Entsprechend teuer war sie auch...
Weitgehend ohne digitale Hilfe sind
wiederum die Sequenzen in den Teaser
geraten, in denen Kongula eine Seeyacht angreift. Hier reichten allein meine
behäbigen Bewegungen und eine
Nebelmaschine, nebst optimierter Beleuchtung für den Großteil der Atmosphäre. Natürlich erhilten aber auch diese
Szenen ihren letzten Schliff durch künstlichen
digitalen
Regen,
Farbveränderungen und einen, liebevoll mit
Photoshop in die Einzelbilder gezeichneten, Blitz. Die Vorlage zu dieser
Blitzsequenz entstammt übrigens fast
1:1 dem legendären Monsterfilm-Klassiker Frankenstein – Zweikampf der
Giganten. Ich habe den Blitz zwar neu
gezeichnet, aber Leuchtkraft, Aufhellung
des
Hintergrunds
und
Rythmus
Ein Blick auf die Arbeitsfläche von After Effects: Ich arbeite mit zwei Monitoren.
Hier noch einmal komprimiert einige der
wichtigsten Fakten:
¨ Kongula – Affengigant des Grauens wird ein
Spielfilm, der auf digitalem Material für ein
lächerliches Budget (im Vergleich zu Profi-Budgets,
mir persönlich erscheint er natürlich trotzdem ziemlich
teuer) mit maximalem Aufwand entsteht.
¨ Der Film wird gespickt mit Special-Effects, die zwar
digital bearbeitet werden, sich technisch aber an den
Arbeiten von Trickkünstlern wie Bert I. Gordon oder
Eiji Tsuburaya orientieren. Wir arbeiten also mit
Blue-Screen, Modellen und Kostümen und optimieren
alles mithilfe digitalen Compositings in After Effects.
Außerdem werden digitale Feuer, Explosionen, Blitze,
Fluten, Regen etc. mit Programmen wie AlamDV 2.0
und ParticleIllusionSE erzeugt.
Destruktiv und produktiv
zugleich: Die mühselige
Kinoszene beim Dreh und die
fertige Sequenz.
Tricktechnisch aufwändig (damals arbeitete ich ja auch noch nicht mit After
Effects, sondern trickste noch im
Schnittprogramm
MediaStudio
herum) war auch jene Sequenz, in der
Kongula hinter einem Haus auftaucht,
darum herum geht (!) und dann in ein
Fenster blickt, in dem eine Frau (meine
Mutter) sich über den Krach beschwert.
Das Haus war in dieser Sequenz ein Foto, das solange in der VordergrundEbene lag, wie Kongula sich dahinter
befinden sollte. Als er dann davor auftauchte, wechselten die Ebenen, sodass
nun Kongula im Vordergrund zu sehen
war. Dazu kam noch die Aufnahme
meiner Mutter, die zum Glück im Parterre wohnt, sodass ich sie bequem
zusammen mit dem sich öffnenden Fenster aufnehmen konnte. Diese Filmsequenz wurde dann perspektivisch verzerrt,
verkleinert und in die Aufnahme des
Hauses einmontiert. Dazu kam dann
noch eine Großaufnahme, in der die
Beine einer Barbiepuppe aus Kongulas Maul ragen – seit dem Dreh dieser
Sequenz weiß ich nun auch endlich ganz
sicher: Barbiepuppen schmecken
nicht!
Bei Kongula - Affengigant des
Grauens gibt es unzählige EffektSzenen mit künstlichen Blitzen, Feuern
und Explosionen. Häuser werden
zerstört, Kräne umgeworfen, Züge von
den Gleisen gehoben und Flugzeuge
aus der Luft gegriffen. Auf jeden einzelnen Effekt einzugehen würde den Umfang dieses Artikels bei weitem
sprengen. Aber das oben angeführte
Beispiel mit den Sandwich-Ebenen illustriert, wie ich meine, schon
ganz gut das Prinzip nach
dem das ganze Projekt technisch funktioniert. Teilweise
werden halt auch einzelne
Bilder des gefilmten Videos
von Hand im Bildbearbeitungsprogramm Photoshop
manipuliert, wenn beispielsweise ein Blitz hinter dem
Monster zucken soll, aber der
Großteil der Arbeit findet tatsächlich in After Effects statt.
Was
im
Film
nicht
vorkommt soll, sind komplett
am Computer generierte
Szenen, z.B. aus einem 3DAnima-tionsprogramm. Bei
Kongula dominiert nach wie
vor ehrliches Handwerk mit
richtigen kleinen Modellen und aus
Gipssteinen errichteten Häuserteilen.
Künstlich sind dabei nur manche der
Blitze, Raketen oder Explosionen. Und
vor allem wird es definitiv keine CGIMonstren geben!
Ausblick
Der größten Herausforderung werden
wir wohl im Frühjahr begegnen, wenn
die ersten Szenen mit richtigen Darstellern gedreht werden. Allein logistisch
ist
das
immer
wieder
ein
Riesenaufwand, da die Zeitpläne aller
Beteiligten koordiniert werden müssen.
Zum Glück haben sich gerade für die so
wichtigen Rollen des verrückten Wissenschaftler, des schießwütigen Generals
und des verschlagenen stellvertretenden Bürgermeisters äußerst begabte
Charakterköpfe gefunden, die ihre
Szenen mit Sicherheit zum Genuß für
jeden Filmfan werden lassen. Im Metropolis war davon zwar noch nicht so
viel zu sehen aber – wenn nicht alles
schief läuft – dafür nächstes Jahr bei der
zweiten Monsterfim-Nacht im Metropolis-Hamburg.
...mehr demnächst in diesem
Theater!
* http://www.kongula.de/
kongulaspranke
** Nachtrag: Vor einigen Tagen hat AOL
die Site leider doch entfernt. Aber eine
exakte Kopie findet sich hier:
¨ Der Film spielt tatsächlich in Hamburg - ganz offiziell!
Also gibt es hier kein als New York verkleidetes
Hamburg wie bei den alten Jerry Cotton-Filmen.
¨ Der Film soll eine augenzwinkernde Hommage an die
großen Trash- und Kaiju-Klassiker der 1950er und
1960er Jahre werden, mit einem einleitenden, kurzen
und stilecht schwarzweißen Ausflug ins New York der
1930er Jahre. Insbesondere die japanischen
Riesenmonsterfilme dienen bei der Gestaltung vieler
Szenen als eindeutiges Vorbild.
¨ Es wird kein Klamaukfilm, bei dem irgendwelche
Pappnasen lustige Sprüche machen. Natürlich wird es
auch ein paar bewusste Gags geben, aber möglichst
nicht mit dem Holzhammer – gepflegte,
augenzwinkernde Ironie halt. Im besten Fall soll das
ganze wie eine gemäßigte Die Nackte Kanone oder
Teile von Kentucky Fried Movie (A Fistful Of Yen)
oder Amazonen auf dem Mond wirken. Gags, die bei
den Testvorführungen keine spontanen Lacher bringen,
fliegen gnadenlos raus!
¨ Es gibt keinen Splatter (ich erwähne das nur, weil die
meisten Fan-Filme in Blut baden)! Allenfalls etwas
grünen Schleim...
¨ Das ganze wird mit sehr begabten Laiendarstellern
gedreht, die nach Charakter besetzt werden. Freut Euch
schon mal auf einen wirklich verrückten Wissenschaftler
und einen durchgeknallten General. Das
Durchschnittsalter der Beteiligten liegt übrigens deutlich
über dreißig. Wir wollen auch das typische Problem der
sich ändernden Haarlängen, Mode etc. während der
Dreharbeiten vermeiden und die notwendigen
Personenszenen so straight wie möglich innerhalb
maximal eines Jahres durchziehen.
¨ Es wird ein Film von Fans für Fans. Aber er soll auch
Nicht-Fans Spaß machen.
¨ Er wird erst dann fertig sein wenn alles gut genug ist ich hoffe das dies in etwa zwei bis drei Jahren der Fall
ist.
¨ Es existieren inzwischen gut fünfzehn Minuten fertige
Filmszenen, die Interessierten gern vorgeführt werden.
Leider sind die meisten noch in Schwarzweiß und ohne
After Effects gerendert worden, es wird also alles noch
mal gemacht. Szenen mit den Charakteren existieren
leider noch nicht, nur Special-Effects-Szenen.
¨ Motivierte Mitarbeiter (vorzugsweise aus dem
R
alf Lorenz ist bereits seit vielen
Jahren ein begeisterter Filmfan,
Kinogänger, und Sammler. Zum
Interviewtermin empfing er mich noch
spät abends in seiner wunderschönen
Wohnung in einem Jugendstil-Haus mitten in Hamburg, linksseitig der Alster.
Dort bewahrt er unter anderem seine
erlesene Sammlung von Raritäten auf
VHS-Kassetten, DVDs und Super 8Filmspulen auf. Ralf ist außerdem der
Initiator seines eigenen Diskussionsforums für Fans im Internet, welches er mit
Argusaugen überwacht, weil er mittlerweile keine Lust mehr darauf hat, sich
das Forum von missgelaunten Querulanten kaputt texten zu lassen.
Eines seiner neuesten Projekte besteht darin, dass er drei Romane, die er
in seiner Jugendzeit verfasste, als Texte
auf einer Internetseite frei zugänglich
gemacht hat. Mit dem Schreiben ist er
auch aktuell sehr beschäftigt, mit dem
Schreiben von Drehbuchideen zum
Beispiel, für einen kleinen Film über ein
riesiges Monster, wie ihn Deutschland
bisher noch nicht zu Gesicht bekommen
hat. Dazu gleich mehr im Interview...
Ralf Lorenz hat eigentlich den Beruf
des Retoucheurs gelernt. Er kennt sich
also zum Beispiel mit dem Bearbeiten
von Fotos aus, und dem Erstellen von
Postermotiven. Zur Zeit arbeitet er allerdings vierzig Stunden in der Woche als
Programmierer und Webdesigner. Geradezu beeindruckend wirkt da das Engagement und der Aufwand, mit
welchem er sich noch um seine Hobbys
kümmert.
Seit einiger Zeit hat Ralf Lorenz sich
kurz gesagt als Bastler und Effekttüftler
betätigt, um sich auf seinen ersten eigenen Monsterfilm vorzubereiten. Zum
Zeitpunkt dieses Interviews verdichteten
seine Einfälle sich immer mehr zu dem
Film, der den Namen Kongula tragen soll
– benannt nach einem über 2000 Meter
hohen Berg im ostafrikanischen Sambia.
(Übrigens heißt auch der Sohn des zairischen Ex-Diktators Mobutu so, aber der
war hier nicht gemeint.)
Als ich Ralf in seinen eigenen vier
Wänden vor mein Mikrofon bitte, erscheint es mir doch kaum zu glauben,
dass es sich bei dem galanten, zierlichen Blondschopf um den selben Mann
handelt, den die Besucher des Monsterfilm-Fantreffens knapp einen Monat zuvor noch als turmhohes Ungetüm über
die Leinwand im Metropolis-Kino stampfen sahen. Ja, auch das Monstergebrüll
in den Filmausschnitten stamme tatsächlich von ihm, bestätigt er. Nur so
dick und behaart wie das Filmungeheuer
ist er nicht, das läge natürlich am Kostüm. In dem von ihm selbst produzierten „Teaser“, also einem kurzen
Werbefilm für das kommende Spielfilmprojekt, schreitet Lorenz’ Gorilla-Kreatur
scheinbar mühelos durch die Hamburger City, greift sich einen Waggon
eines ICEs wie einen Maiskolben, und
beißt mit seinen großen Hauern fröhlich
hinein. Arme Bundesbahn! In einem anderen Ausschnitt hält eine Barbiepuppe
als Filmrequisite her, die der Gorilla sich
so ins Maul stopft, dass vorne nur noch
die Beine herausschauen (*Bitte nicht zu
Hause ausprobieren, Kinder!*).
Da ich zu unserem Gespräch auf
seinen
Wohnzimmermöbeln
Platz
genommen habe, lässt er mich vorher
noch wissen, ich solle mich bitte nicht
aus Versehen auf seine Stofftiere
setzen, denn das seien Andenken an
gute Freundinnen. Stofftiere werden also
sorgsam auf die Seite gesetzt, ein
Der Regisseur und sein Haustier:
Kongula bei der Fortbildung.
Norbert Franz
Der Film-Fan,
der sich zum Affen machte
Das große Interview mit Ralf Lorenz: er startet in Hamburg Dreharbeiten zu
seiner Monsterfilm-Satire Kongula - Affengigant des Grauens
Schluck Wasser noch, Kassettenrekorder an, und los geht es...
Du bist Filmsammler und planst jetzt
einen eigenen Monsterfilm. Wie
kamst du zum Genre des Monsterfilms und was war deine erste
Berührung damit?
Das ist eine recht lange Geschichte.
Wenn man sich zurückerinnert, es gab
ja Zeiten, da hatten wir hier in Deutschland nur drei Fernsehprogramme und
noch keine Videorecorder. Da liefen die
Filme noch im Kino. Und an jeder Ecke
konnte man sich jedes Wochenende für
zwei Mark fünfzig oder drei Mark Filme
angucken. Was bei den Kindern,
welche die Kinos damals regelmäßig
füllten, immer am besten ankam, waren
Monsterfilme. Science-Fiction-Filme,
Monsterfilme, Godzilla-Filme in aller
erster Linie. Ein Kumpel von mir
schleppte mich mit zu King Kong gegen
Godzilla, im Original Godzilla Vs.
Mechagodzilla von 1974. Ich hatte
zuerst überhaupt keine Vorstellung was
das sein könnte. Das war eben geil. Der
Mechagodzilla sah aus wie ein riesiger
Ofen mit Armen und Beinen dran, aber
hatte eben tolle Raketen, tolle Laserstrahlen. Es war eine unglaubliche Action
auf der Leinwand. Unglaubliche Farben.
Es war einfach wild, und na ja, danach
bin ich dann jede Woche ins Kino
gegangen. Ich habe mir damals schon
immer gewünscht: Mensch, so was
möchtest du eigentlich irgendwann mal
selber machen. Na, ich hab’ dann
gehofft ich hab’ irgendwann mal genug
Geld um die Toho-Studios zu kaufen,
als ich gehört hatte, die produzieren
keine Godzilla-Filme mehr. Aber, das
zumindest war dann nicht ganz so
realistisch. [grinst]
Jetzt arbeitest du an einer Idee mit
dem Arbeitstitel Kongula, Affengigant des Grauens?
Ja, wobei dieser Titel ja erst dieses Jahr
entstanden ist. Ursprünglich hieß das
Ganze mal I Was A Teenage King Kong
und war eine Party-Idee. Wir hatten
damals die Idee, mit ganz einfachen
Mitteln einen kleinen verrückten King
Kong-Film zu drehen. Wir hatten dann
auch schon, als es ein bisschen besser
wurde, die Idee, das mal im Offenen
Kanal zu zeigen; den gibt’s ja in
Hamburg gar nicht mehr, aber das war
hier ein Sender, wo man jeden Quatsch
laufen lassen konnte, ganz privat. So
reifte die Idee. Es sollte ja heißen I Was
A Teenage King Kong in Anlehnung an
alte Filme wie I Was A Teenage
Frankenstein, I Was A Teenage
Werewolf. Und ich dachte, der Titel I
Was A Teenage King Kong ist einfach
völlig verrückt und völlig bescheuert. Mit
der Begeisterung, die wir in das Projekt
hineingesteckt haben, wurde es dann
immer besser, die technischen
Möglichkeiten wurden immer besser.
Damals hätte kein Mensch gedacht,
dass man mal im Grunde zu Hause
einen richtigen Film drehen kann.
Inzwischen kann man wohl sagen, jetzt
ist es soweit, dass es tatsächlich
möglich ist. Jetzt fehlen eben nur noch
die Leute, die mitmachen, weil ohne
Darsteller wirkt das Ganze natürlich
nicht gut. [lacht]
Die Monsterfilme, in denen Tiere auf
gewaltige Größe anwachsen, und
dann Städte zerstören, gibt’s ja
schon eine ganze Weile. Kannst du
beschreiben was der besondere Reiz
daran ist?
Da muss ich sagen, bei uns sieht es ein
bisschen anders aus. Wir gehen
eigentlich auf das klassische Mutationsschema zurück, und nicht ein Tier wird
riesengroß, sondern ein Mensch
verwandelt sich in ein Tier und wird
dann riesengroß. Also, der Kongula, der
Affengigant des Grauens ist ur-
sprünglich ein Mensch, der zu einem
Gorilla mutiert und dieser Gorilla wächst
dann auf riesige Größe an. Wir haben
damit also das Schema schon ein wenig
durchbrochen, weil ich mich natürlich
auch an meinen früheren Lieblingsfilmen orientiere. Zum Beispiel an Gigant
des Grauens. Da wächst ein Mann auf
riesige Größe an, verliert dabei seine
Haare und dann auch noch ein Auge im
zweiten Teil und tappst durch die
Gegend und macht auch alles Mögliche
kaputt. Und das wollte ich so ein
bisschen vermischen mit diesen
King-Kong-Filmen, Godzilla-Filmen. Ich
hätte auch gern einen Godzilla-Film
gedreht, aber das Kostüm wäre zu teuer
geworden. Aber dieser Spaß am
Spektakel ist eigentlich das, was das
Ganze ausmacht. — Diese lustvolle
Zerstörung von Modellandschaften. Wir
wussten auch damals, als wir als Kinder
die Filme im Kino gesehen haben, dass
es Modelle sind. Einerseits ist es
unglaublich toll zu sehen wie viel Mühe
in den Modellen steckt; wenn man sich
vorstellt, da haben Dutzende von
Leuten dagestanden und haben kleine
Häuser Stein für Stein aufgebaut. Es
heißt ja immer, es seien Gebäude aus
Pappmaschee oder Gips. Nein, die sind
wirklich aus kleinen Steinchen
aufgebaut worden, mit einer Außenhülle
versehen worden, da sind kleine
Fenster eingebaut worden und man
sieht dann wirklich wie die Stück für
Stück von den Monstern abgetragen
werden. Es sind die Laser-Strahlen, die
durch die Gegend zucken. Es ist die
tolle Musik, die ganze Mischung. Wenn
die funktioniert, dann macht das einfach
einen unglaublichen Spaß.
Auch Leute, die eben nicht
eingefleischte Monsterfilm-Fans
sind, oder Sammler, haben irgendwo
schon mal was von dem Namen
„King Kong“ gehört. Wie gehst du
Das Ganze ist bewusst als Persiflage
und auch als Hommage angelegt. Wer
den Teaser gesehen hat, wird schon
gemerkt haben, dass gewisse Anspielungen auf die alten Filme da sind. Es
gab ja den Vorspann, bei dem heute
noch jeder Monsterfilm-Fan einen
wohligen Schauer über den Rücken
kriegt, von der Constantin-Film, die ja
die meisten dieser Filme hierzulande
veröffentlicht hat. Wir haben aus dem
Constantin-Film-Schriftzug dann
„Cocolores-Film“ gemacht, was bei der
ersten Testvorführung dann auch
außergewöhnlich gut ankam. [lacht]
Wir haben Gags eingebaut. Also, es
wird kein bierernster Film. Wir wollen
mit Spaß und Humor an die Sache
herangehen, und insofern hat der Film
meines Erachtens durchaus seine
Berechtigung, weil er eben eine Satire
ist, ähnlich wie Die nackte Kanone auf
Krimis oder Die unglaubliche Reise in
einem verrückten Flugzeug, die damals
die Katastrophenfilme der 70er Jahre
auf die Schippe genommen hat.
Zu Star Wars gab es Spaceballs von
Mel Brooks, zu Francis Ford
Coppolas Dracula-Film gab es
Dracula – Dead and Loving It, zu den
Winnetou-Filmen machte Bully
Herbig Der Schuh des Manitu. Jetzt
ist der Enterprise-Persiflage-Film in
Arbeit. Befinden wir uns deiner
Meinung nach in einem Zeitalter der
Parodien?
Es ist natürlich gerade ein Markt, es gab
ja zum Beispiel auch noch diese
Scream-Verarschung [Scary Movie
—Anm.]. Es ist eben so, dass viele auf
diesen Zug aufgesprungen sind. Als ich
damit angefangen habe war das gar
nicht der Fall. Also, Mitte der 90er
hatten wir diesen Boom, dass alles auf
die Schippe genommen werden muss,
noch nicht. Da würde ich sogar sagen
war insofern gerade eine ziemlich tote
Phase. Wir hatten’s in den 70er Jahren
halt auch schon mal, eben mit den
beiden Airplane-Filmen, mit Unglaubliche Reise in einem verrückten Bus. Das
waren ja auch alles Filmsatiren. Mel
Brooks hatte, als er seine Satiren
machte, seine beste Zeit leider schon
hinter sich. Eigentlich hat sich das so
durch die ganzen Jahre und Jahrzehnte
gezogen. Es gab sogar mal eine kleine
Satire auf Der Unsichtbare. Der Film
nannte sich Die unsichtbare Frau und
stammt aus den 40er Jahren. Abbott
und Costello haben ewig schon
Filmsatiren gedreht. Wir machen es
jedenfalls einfach aus Lust und Laune.
Und Mel Brooks zum Beispiel hat
gesagt, man kann etwas nur wirklich gut
persiflieren, das man liebt. Da ich nun
Monsterfilme sehr liebe und auch die
Anderen, die an diesem Projekt
mitarbeiten, ist es eben für uns nicht so,
dass wir denken, wir könnten damit eine
Marktlücke ausnutzen.
Du bist gerade dabei, für diesen Film
ein Team zusammenzustellen. Wie
groß soll dieses Team werden, und in
welchem Rahmen werden die
Arbeiten stattfinden?
[lacht] Oh, da könnte ich jetzt natürlich
ein Buch füllen mit den Antworten auf
diese Fragen. Wir wissen es ehrlich
gesagt noch nicht. Es hängt natürlich
davon ab, wie viel Talent wir aufbringen
können und wie groß das Interesse der
Leute ist. Wir haben jetzt gerade eine
Musikerin kennen gelernt, die bei uns
gerne den Soundtrack machen möchte.
Wir suchen immer noch nach begabten
Kameraleuten und Beleuchtern, weil wir
das Ganze doch schon möglichst
professionell aussehen lassen möchten.
Die Darsteller suchen wir uns auch
ganz gezielt zusammen. Es ist auch so,
dass es immer noch kein wirkliches
Drehbuch gibt. Es gibt ein Treatment,
es gibt Teile des Drehbuchs. Und es ist
so, dass teilweise Rollen in den Film
hineingeschrieben werden, weil wir
einen guten Darsteller finden. So war es
zum Beispiel mit unserem Wissenschaftler. Oder auch mit dem Kommandanten, den wir dann endlich gefunden
haben. Wir haben nur Laiendarsteller
bisher. Wir können uns keine Gagen
leisten, und wir wollen auch Leute
haben, die mit dem Herzen dabei sind
und die wirklich Lust darauf haben,
zumal das Projekt sich jetzt über einige
Jahre hinzieht. Wenn dann der Film
halb fertig ist und ein wichtiger
Darsteller springt ab – das Risiko wäre
mir dann einfach zu groß. Ich habe nun
das Glück gehabt, Leute kennen zu
lernen, die tatsächlich schauspielern
können. Es ist ja auch nicht unbedingt
so, dass man jemanden sieht und
denkt, „Der könnte eine Rolle spielen,
der hat das Gesicht dafür,“ und dann
Zwei Originale, eine Kopie: Der Gigant des Grauens, der grüne
Gargantua und Kongula - ein Affengigant des Grauens.
soll er den Text vorsprechen und liest
bloß das Drehbuch vor. Das funktioniert
natürlich nicht. Das ist die große
Schwierigkeit, wirklich ein Team von
interessierten Laien zusammenzustellen, die sich auch dafür hergeben, in so
einer Satire mitzuspielen, sich selbst
auch ein bisschen auf die Schippe zu
nehmen. Das liegt ja nicht jedem. Mir
wird auch immer wieder die Frage
gestellt, wie lang der Film denn wird,
und ich antworte dann jedes Mal, „Er
wird so lang werden wie er gut wird.“,
denn wir wollen keine Füllszenen
haben, nur um ihn unbedingt auf
neunzig oder hundert Minuten zu
bringen. Wenn er am Ende nur fünfzig
oder sechzig Minuten lang ist und Spaß
macht, dann ist mir das viel wichtiger als
dass ich einen langen, abendfüllenden,
großen Film gedreht habe.
Es gibt ja jetzt deine Internet-Seite
speziell zu diesem Projekt, und ein
Internet-Diskussionsforum. Da kann
man sich Einzelbilder angucken,
beziehungsweise jetzt auch
Ausschnitte. In dem Teaser gibt es
eine Sequenz, wo Kongula ein Schiff
aus dem Wasser hochhebt und
zerstört. Dann gibt es die Stelle, wo
Kongula nach einem Hochspannungsmast greift und einen Stromschlag bekommt. Für dieser Szene
hast du auch schon großes Lob
bekommen. Sind das eigentlich
Szenen, die auch im fertigen Film
verwendet werden sollen, oder ist
das eher ein Probelauf dazu?
Diese Szenen werden wohl, nahezu
genauso wie sie jetzt im Teaser sind,
auch in der Endfassung sein. Bei dem
Boot werden unten vielleicht noch ein
paar Wellen einkopiert, aber ansonsten
wird’s wahrscheinlich so bleiben. Dazu
kann ich sagen, die meisten Szenen im
Teaser sind innerhalb von zwei, drei
Wochen entstanden, ohne Hilfe. Ich
musste das also alles ganz allein
machen. – Man muss sich das so
vorstellen: Ich musste das Boot auf
einem Holzbock bewegen, dabei die
Nebelmaschine bedienen und dann
auch teilweise noch als Monster
dahinter auftauchen, weil ich spiele ja
auch noch das Monster im Film. Das ist
natürlich unglaublich schwierig.
Es kann also durchaus sein, dass einige
der Szenen noch einmal gedreht
werden. Wobei ich sagen muss, die
Strommastszene ist wohl schon so
ziemlich Ende der Fahnenstange bei
dem, was man überhaupt mit HeimAusrüstung erreichen kann. Das
Monster greift da eben rein, die Blitze
zucken. Ich wüsste bei der Szene
wirklich jetzt nicht mehr, was ich daran
noch verbessern könnte. Außerdem
sehe ich auch das Risiko, dass wenn
man zu akribisch rangeht und zu sehr
versucht, es zu perfektionieren, das
Ergebnis am Ende einfach zu geleckt
aussieht. Es soll ja noch ein bisschen
den Look der alten Toho-Studio-Filme
haben. Das Publikum soll merken, dass
es sich noch um Modelle handelt. Es
soll nur nicht völlig peinlich aussehen.
Neulich hat mir ein anderer langjähriger Fan erzählt, dass auch die Toho
Studios teilweise so gearbeitet
haben, dass zuerst Szenen mit den
Riesenmonstern gedreht wurden,
und später erst Szenen mit den
Schauspielern. Stimmt das?
Ja, das ist richtig. Das hat ja mehrere
Gründe. Einerseits ist es bei den
Godzilla-Filmen so gewesen, dass
eigentlich zwei Teams die Filme gedreht
haben. Ein Team, das die Realszenen
gedreht hat, eben mit Regisseuren wie
dem legendären Ishiro Honda oder
auch Jun Fukuda, wobei Jun Fukuda es
meist ein bisschen lustiger angehen
ließ. Und dann das Team der SpecialEffects-Leute, wo wir Eiji Tsuburaya
[Erfinder der Figur Ultraman—Anm.]
hatten, der sein großes Team hatte und
auch die Regie sämtlicher SpecialEffects-Szenen durchgeführt hat. Als er
dann gestorben war, haben das andere
übernommen. Aber diese Arbeitsteilung
war immer da: Dass es eben ein Team
gab für die Spezialeffekte, eins für die
Realszenen. Und da bei den Monsterfilmen ja in sehr vielen Szenen mit
Blue-Screen-Technik gearbeitet wird,
oder auch mit Rückprojektionstechnik,
mussten zum Teil die Spezialeffekte
einfach fertig sein, damit man die
Szenen mit den realen Darstellern damit
zusammenkopieren konnte, weil die vor
diesen Rückprojektionsleinwänden
herumliefen und da mussten die
Monster bereits auftauchen.
Bei großen Hollywood-Filmen sehen
wir das „Making of“ immer wenn ein
Film abgedreht ist und kurz vor der
Premiere steht. Du machst jetzt
praktisch ein „Making of“ noch bevor
wir genau wissen, wie das fertige
Produkt aussehen wird. Ist das deine
spezielle Arbeitsweise?
Zunächst rede ich nicht gern über
dieses Projekt, ohne etwas zeigen zu
können. Wenn mir jemand gesagt hätte,
„Ich dreh’ da einen Monsterfilm.“, da
hätte ich gedacht, du kannst mir viel
erzählen, und hätte wahrscheinlich
gedacht, da stellt sich einer mit seiner
Kamera hin, lässt jemanden im
Zottelkostüm durch die Gegend laufen
und irgendein Papphaus umwerfen, und
das war’s. Deswegen zeige ich eben
auch gerne Szenen, um zu dokumentieren, dass wir das Ganze tatsächlich
auf die Beine stellen können. Es ist
eben möglich einen Monsterfilm zu
drehen, der tatsächlich auch diesen
Look und das Feeling der alten Filme
hat. Bei dieser ganzen Arbeit versuche
ich auch, die alten SpezialeffektTechniken am Computer nachzuvollziehen. Dass ich jetzt schon so viel zeige,
und teilweise auch zeige, wie es
entsteht und entstand, ist auch eine Art
Lockmittel, um Leute zur Mitarbeit zu
bewegen. Ich möchte ihnen zeigen,
„Hallo, das macht auch Spaß, so etwas
zu drehen. Das ist spannend, und wir
können es drehen.“ Andererseits hat die
legendäre Firma American International
Pictures auch in den 50er Jahren
bereits ähnlich gearbeitet, indem sie
erst das Plakat, und häufig auch schon
den Trailer produziert haben, und
hinterher erst den Film. Manchmal
stand da noch nicht mal das Drehbuch.
Es gab den Titel, ein Plakat und ein
paar Ausschnitte, und das war’s
eigentlich schon. Wir haben kein
Budget. Wir müssen immer sehen, wo
kriegen wir jetzt Requisiten her? Wo
kriegen wir Kostüme her? Wir bauen
eigene Modelle. Wir bauen das Ganze
Stück für Stück auf. Da möchte ich dann
natürlich auch ab und zu schon mal
zeigen, was wir erreicht haben, und was
möglich ist und wie sich das Projekt
entwickeln wird.
Welche Filme stammen denn zum
Beispiel von American International
Pictures?
Die ganzen Edgar Allen Poe-Verfilmungen mit Vincent Price! Roger
Corman hat dort Regie geführt. Von
Corman kommt unglaublich viel. Zum
Beispiel auch der legendäre Little Shop
of Horrors, in dem Jack Nicholson eine
der Hauptrollen spielte. Also, die
Edgar-Allen-Poe-Filme liebe ich zum
Beispiel sehr, die waren ja damals auch
schon in Farbe gedreht, mit einer
unglaublichen Atmosphäre. Sie sind bis
heute eigentlich alle unübertroffene
Klassiker des Genres. Das war dann
aber auch schon die ganz hohe Kunst
für AIP. Es war ja eine kleine Firma, die
relativ wenig Geld hatte, und das war
dann so ziemlich das Teuerste, das sie
damals produzierte. Das Meiste waren
eben kleine, schwarzweiße Filme, die
für jeweils unter 100.000 Dollar
entstanden, und die wirklich „Schrott“
waren. Aber sehr, sehr unterhaltsamer
Schrott.
Wenn dein Drehbuch dann steht und
die Dreharbeiten weiter fortgeschritten sind, wirst du dann wieder etwas
geheimer werden?
Ja, das ist so. Wir haben ja bereits
praktisch einen geheimen Bereich in
dem Forum, wo Drehbuchteile
einsehbar gemacht werden, die eben
nicht jeder zu Gesicht bekommen soll.
Diesen Bereich bekommen nur Leute
zu sehen, die von mir persönlich
freigeschaltet werden, und die auch
irgendwo kreativ an diesem Projekt
mitarbeiten. Um eben den Leuten nicht
zu viel zu verraten. Ich habe immer ein
ganz komisches Gefühl dabei, wenn ich
zum Beispiel Pointen schreibe, oder
irgendwelche Gags, weil es auf dem
Papier oder ausgesprochen meistens
blöd klingt, und erst wenn man es spielt,
kriegt das Ganze ein gewisses Gesicht.
Ich weiß noch, welche Probleme ich
damit hatte, diesen „Cocolores-FilmVorspann“ zu machen. Ich dachte, die
Leute würden es blöd finden. Dann
haben wir’s im Kino gezeigt, und die
Leute haben gebrüllt vor Lachen. So
merke ich dann, dass so etwas
funktioniert. Ein Treatment gibt’s ja
bereits. Das Treatment ist praktisch der
Unterbau jedes Drehbuchs. Auf dieser
Basis wird dann die Geschichte
ausgearbeitet. Dabei werden sich mit
Sicherheit auch noch neue Nebenhandlungsstränge entwickeln.
Ist das Ungeheuer Kongula ein
Einzelgänger?
Ja. Wir folgen da auch einer alten
Tradition, dass im ersten Film eigentlich
immer das Monster alleine auftritt, und
erst dann, falls es vielleicht mal eine
Fortsetzung gibt, da wird es dann zu
dem von vielen Fans schon jetzt
geforderten großen Monsterkampf
kommen. Wir wollten also nicht
übertreiben, sondern denken, dass die
Story und die Gags und Szenerien, die
wir jetzt haben, schon allein stark genug
sind, dass wir nicht noch ein zweites
Monster brauchen. Es wird schon
schwer genug, überhaupt eines auf
Hamburg loszulassen.
Soweit ich das jetzt überblicke,
verknüpfst du mit diesem Projekt
zwei Genres: den amerikanischen
Trash-Horror-Abenteuerfilm der 50er
Jahre, und den japanischen Monsterfilm.
Ganz genau. Es soll wirklich eine
Vermischung dieser zwei Genres
werden. Denn ich mag beide. Ich fand
es reizvoll, das zusammenzubringen,
aber dann eben auch nach Europa zu
bringen. Deswegen heißt es auch „Der
Hamburger Monsterfilm“. Es ist
natürlich ein sehr gewagtes und sehr
verrücktes Projekt. Ob es funktioniert,
wissen wir erst wenn der Film fertig ist.
Aber der Teaser und die Reaktionen der
Leute deuten immerhin schon darauf
hin, dass wir uns auf dem richtigen Weg
befinden.
Für das kommende Jahr, 2004, ist
wieder eine Monsterfilm-Convention
geplant, auch wieder in Hamburg.
Das Metropolis-Kino hat wieder seine
Zusage erklärt, oder?
Definitiv ja. Das Metropolis war von dem
Abend hellauf begeistert, einerseits
davon, dass so viele Leute da waren.
Andererseits auch von der Stimmung im
Kino. Die Leitung des Metropolis teilte
uns mit, sie hätten seit Jahren keine
solche Stimmung mehr im Kino erlebt,
dass nach jedem Film großer Applaus
kam, dass die Leute auch bis zuletzt da
waren. Das war ja eine sehr lange
Kinonacht. Sie sind sofort auch auf uns
zugekommen und haben gesagt, das
müssten wir unbedingt noch mal
machen. Und sie haben uns dann ganz
herzlich eingeladen, nächstes Jahr
wieder ins Metropolis zu gehen. Ich
werde natürlich auch mit Freuden
nächstes Jahr wieder die Fortschritte
unseres Filmprojekts präsentieren.
Planst du, dass der fertige Film
Kongula dann auch speziell vor
Fan-Publikum Premiere haben wird,
im Rahmen einer Convention? Oder
siehst du da noch eine andere
Aufführungsmöglichkeit?
Ich muss gestehen, darüber haben wir
bisher noch überhaupt nicht nachgedacht, weil der Film ja noch lange nicht
fertig ist. Ich denke mal, wir müssen erst
sehen, wie die Szenen sich entwickeln,
wie gut die Dialogszenen werden, und
wie gut das Ganze bei den Nicht-Fans
ankommt. Wobei man dazu auch sagen
muss, Fans sind häufig ein viel
kritischeres Publikum als die NichtFans. Wir haben das Ganze bewusst so
angelegt, dass also auch NichtMonsterfans durchaus ihren Spaß
daran haben können. Es soll einfach ein
Film werden, der am Ende Spaß macht.
Wir werden ihn sicherlich auch auf
Festivals laufen lassen.
Es gibt da ja noch ein Randprojekt, das
quasi die Vorgeschichte des Ganzen
erklärt. Das wird in den 30er Jahren in
New York spielen und ist ganz eindeutig
eine Hommage an den „Ur-King Kong“.
Der Arbeitstitel ist It Wasn’t Bullets That
Killed the Beast. Das wird dann in
Schwarzweiß gedreht, sehr aufwendig
auf Alt getrimmt, und wahrscheinlich
etwa acht Minuten lang werden. Das
wollen wir bereits auch vorher als
Festival-Beitrag einreichen, um noch
ein bisschen die Werbetrommel für das
Projekt zu rühren und vielleicht auch ein
bisschen professionelle Hilfe und
vielleicht sogar – wer weiß es? –, einen
Sponsoren ins Boot zu holen. Ich habe
zwar ein bisschen Probleme mit
Sponsoring, weil man sich damit unter
Druck setzt, wenn man zu bestimmten
Zeitpunkten dann tatsächlich etwas
abliefern muss und das Projekt dann
natürlich mehr professionelles Gewicht
bekommt. Jetzt ist das Ganze noch eine
Hobbykiste, aber sobald fremde Gelder
fließen, sieht das natürlich ganz anders
aus. Darum sehe ich das so ein
bisschen zwiespältig. Aber, ich denke
mal, wer unser Projekt nicht kennt, kann
Von allen bislang fertiggestellten Kongula-Lobby Cards
gibt es kleine selbstklebende Ableger, sogenannte
“Cocolinos”. Zwei davon finden Sie in dieser PRANKE!
uns auch nicht helfen, und, wenn zum
Beispiel irgendein Kameramann hier in
Hamburg sitzt, oder ein Beleuchter, der
Lust hätte, bei so etwas mitzuarbeiten,
und einfach nicht weiß, dass es uns
gibt, und sich deswegen nicht bei uns
melden kann, dann wäre das natürlich
verdammt schade für uns. Und wenn
man solche Leute natürlich motivieren
kann, indem man schon mal etwas
Fertiges bei einem Festival zeigt, dann
kann uns doch gar nichts Besseres
passieren. Ich wünsche mir natürlich
nichts mehr, als dass dieser Film
tatsächlich in einer kleinen Auswertung
irgendwann mal hier in Deutschland im
Kino laufen wird.
Kannst du das noch ein kleines
bisschen genauer erzählen, mit
dieser Vorgeschichte? Wird das ein
eigener Kurzfilm sein?
Es wird quasi ein in sich geschlossener
Kurzfilm sein. Aber er wird bereits die
Überleitung zu Kongula bieten. Es ist
also wie gesagt ein kleiner achtminütiger Vorfilm, der später in den Film
hineingeschnitten wird, bevor dann der
richtige Vorspann läuft.
Ist King Kong eigentlich dein
Lieblingsfilmmonster?
Ganz klar nicht. [grinst] Es ist so, dass
ich eigentlich nie ein großer King
Kong-Fan war. Für mich war King Kong
immer ein ziemlich zotteliger Affe. Ich
hab’s eben mehr mit den originaljapanischen Monstern, Riesenechsen
zum Beispiel. Der einzige Grund,
weshalb wir nun einen Riesenaffen in
dem Film haben, ist doch, dass ich seit
1995 schon ein Gorilla-Kostüm in
meinem Besitz hatte. Aber ich war nie
ein besonders großer King Kong-Fan.
Ich mag den Film zwar, ich find’ ihn toll,
aber es gibt da andere Monster, die mir
wesentlich mehr bedeuten, die mir mehr
Spaß machen. Bei King Kong ist die
Liebe nicht ganz so gewaltig, sie ist
aber mir den Jahren gewachsen.
Wer war überhaupt der Erfinder des
Monsters King Kong?
Edgar Wallace ist der Autor. Das ist
Vielen nicht bekannt. Der hat tatsächlich die ursprüngliche Buchfassung
geschrieben, auf der das Ganze basiert,
der selbe Mann, der auch den Hexer
oder Die toten Augen von London
geschrieben hat. Als „Vater“ von King
Kong kann man dann natürlich Willis
O’Brien bezeichnen, denn der hat ihn ja
zum Leben erweckt.
Spielt Kongula in der Gegenwart?
Kongula spielt jetzt in der Gegenwart.
Es war ursprünglich mal geplant, den
Film in den 50er Jahren spielen zu
lassen. Wir wollten deswegen auch in
Schwarzweiß drehen, aber wir haben
dann sehr schnell gemerkt, dass es
doch sehr peinlich aussieht, wenn die
Leute in Gegenwartskleidung herumlaufen, oder wenn da Autos aus der
Gegenwart vorbeifahren. Man kann
einfach mit den Mitteln, die wir haben,
nicht diesen Look der 50er Jahre
hinkriegen. Wir werden das versuchen
bei diesem Mini-Film, den wir drehen,
aber da verzichten wir eben auch
darauf, Autos durch die Gegend fahren
zu lassen, oder wir verwenden Modelle
in Schwarzweiß, und, in der Kürze, wird
das glaube ich auch einigermaßen gut
gelingen.
Aber Kongula spielt tatsächlich in der
Jetztzeit, und er spielt auch nicht in New
York oder in irgendeiner anderen
legendären Großstadt, er spielt eben in
Hamburg. Irgendwann kam ich auf die
Idee und sagte, zeigen wir doch Flagge
und machen gleich einen „Hamburger
Monsterfilm“. Ich merke auch immer
wieder, wie gut das ankommt. Der
Spruch „Der Hamburger Monsterfilm“
öffnet uns einige Ohren. Auch bei der
Presse. Wenn man sagt, „Wir drehen
den Hamburger Monsterfilm.“, ist das
Interesse doch ziemlich groß.
Das Riesenmonster ist eigentlich
nicht hier beheimatet, oder?
Nein, die Riesenmonster sind nur bis
Dänemark gekommen. Da gab es ja
den legendären Reptilicus, eine
fliegende Riesenseeschlange. Ein
unglaublich witziger, völlig verrückter
Trash-Film von einer der ganz großen
Trash-Legenden, Ib Melchior,
zusammen mit Sid Pink produziert. Bis
Hamburg ist bisher meines Wissens
noch kein Riesenmonster
vorgedrungen, aber das werden wir
ändern.
Wenn dieser Film einmal
abgeschlossen sein wird, als was
möchtest du vorzugsweise in den
„Credits“ stehen? Regisseur,
Produzent, Autor — und Kongula?
ist, aufgenommen. Mir geht es nicht
darum, meinen Namen auf der
Leinwand zu sehen. Mir geht es darum,
einen witzigen, tollen, großen Film in
Hamburg spielen zu lassen, das auf die
Leinwand zu bringen als gemeinsames
Projekt, und vielleicht später noch
weitere. Ob da nun „Produzent: Ralf
Lorenz“, „Regie: Ralf Lorenz“ steht.
Nee, ohne jetzt irgendwie hier den
Gutmenschen spielen zu wollen, darum
geht es mir nicht. Ich möchte schöne
Spezialeffekte machen, das macht mir
auch den meisten Spaß.
Aber sagen wir dann mal
probeweise, „Ein Film basierend auf
Ideen von Ralf Lorenz“?
Das Drehbuch wird wahrscheinlich zu
achtzig oder neunzig Prozent von mir
geschrieben sein, und dann wird
natürlich auch mein Name da irgendwie
auftauchen. Das ist ja ganz klar. Mit ein
bisschen Stolz will man dann ja doch
auf sein Projekt blicken. Wer den
Teaser gesehen hat, wird sich erinnern,
dass kein Name darin vorkommt. Mit
den Namen im Vor- und Nachspann
fangen wir an, wenn der Film in
trockenen Tüchern ist.
Ich bedanke mich sehr für die vielen
Informationen. Wünsche dir alles
Gute. Viel Glück und frohes
Schaffen.
Ja, gern geschehen.
Ich sage mal, je weniger mein Name im
Vor- und Nachspann vorkommt, desto
glücklicher bin ich eigentlich, weil das
einfach beweist, dass wir ein großes
Team zusammengestellt haben. Als wir
damals auf Partys die ersten
Testvorführungen gemacht haben,
stand da überall mein Name, weil ich
damit auch ein wenig provozieren
wollte. „Leute, wenn ihr euren Namen
auch dort stehen haben wollt, – so
könnte es aussehen. Es wäre schön.“
—Ich wäre sogar bereit, die Regie
abzugeben, und mich nur um die
Spezialeffekte zu kümmern. Wir haben
einmal vorsichtig Kontakt mit einem
kleinen Filmteam, das noch recht jung
Kongula - Affengigant des Grauens
Fotonachweis Kongula-Special:
(Seite 10 ff.) Copyright Ralf Lorenz/Cocolores
Film
King Kong und die weisse Frau
(Seite 11) Copyright Kinowelt/Turner
I Was A Teenage Frankenstein
(Seite 11) Copyright Columbia
Frankenstein - Zweikampf der Giganten
(Seite 11, 17) Copyright Constantin Film/Toho
Company
The Giant Claw
(Seite 11) Copyright Columbia
Weltraumschiff MR-1 antwortet nicht
(Seite 11) Copyright Mercator Film
Gigant des Grauens
(Seite 16) Copyright A. I. P.