in Rom
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Sonderdruck aus QUELLEN UND FORSCHUNGEN AUS ITALIENISCHEN ARCHIVEN UND BIBLIOTHEKEN 64/1984 Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut in Rom Niemeyer ý INHALTSVERZEICHNIS Jahresbericht VII-XXV 1983 ..................... Ludwig Schmugge, Die Anfänge des organisierten PilgerMittelalter im verkehrs ................... Norbert Kamp, Der Episkopat und die Monarchie im staufeSizilien Königreich schen .................. 1-83 84-115 Dieter Girgensohn, Kardinal Antonio Caetani und Gregor Papstmacher 1406-1408: Jahren den zum Papstin vom XII. 116-226 gegner .......................... Mariarosa Cortesi, Una pagina di umanesimo in Eichstätt . Jens Petersen, Rom als Hauptstadt des geeinten Italien 1870-1914. Politische und urbanistisehe Aspekte ...... Egon Johannes Greipl, Römische Kurie und Katholische Partei. Die Auseinandersetzung um die Christlichsozialen in Österreich im Jahre 1895 .................. Rosario Romeo, Das Risorgimento in der neueren histoDiskussion riographischen ................. 227-260 261-283 284-344 345-364 Miszellen: Arnold Esch, Preise und Löhne im Florenz des Trecento .. Tilmann Schmidt, Neue und alte Handschriften der Konstitutionen des Egidio Albornoz für den Kirchenstaat ..... Hermann M. Goldbrunner, Quemcumque elegerit donainus, ipse sanctus exit. Zur Leichenrede des Jean Jouffroy auf Nikolaus V .......................... Jose Ruysschaert, Johann Hess et Valentin Crautwvald redacteurs en 1514-1515 manuscrit Vat. lat. 524 pour 1'eveque de Breslau Johann Turzo .................. Christof Dipper, Maria Theresia oder der moderne Staat? Nachrichten ........................ 365-368 369-384 385-396 397-401 402-415 416-568 DIE ANFÄNGE DES PILGERVERKEHRS ORGANISIERTEN IM MITTELALTER von LUDWIG SCHMUGGE Zur Periodisierung S. 1-2. des Pilgerverkehrs 1. Einleitung S. 4Erste Anfänge eines organisierten Pilgerverkehrs nach Rom in fränkischer Zeit S. 4Die große Zeit der Pilgerfahrten: Das 11. und 12. Jahrhundert S. 83. Die Entstehung im Hochmittelalter S. 12 - Hospitalneuer Pilgerhospitäler gründungen in Italien S. 12 - An der Via francigena S. 12 - San Nicola zu Bar! S. 18 in - Sankt Michael auf dem Monte Gargano S. 20 - Pilgerhospitäler Frankreich im S. 21 - Pilgerhospitäler in Spanien S. 27 - Pilgerhospitäler deutschen Reich und in England (Canterbury) S. 31 - Landhospitäler S. 36 Paßhospitäler S. 40 S. 51 - Hospitäler an Brücken S. 46 - Zusammenfassung 4. Zu einigen Konsequenzen des organisierten Pilgerverkehrs S. 54 - Pilgerhosder kommerziellen Gastung S. 54 - Orden im Dienst pitäler und die Entstehung S. 67 S. 62 - Die Pilgerführer an den Pilgern S. 57 - Pilgerabzeichen 5. Wandlungen und neue Impulse des Pilgerverkehrs im Spätmittelalter S. 69 Pilgerfahrt, Busse und Ablaß S. 70 - Die Jahre" und periodische Heiligen Pilgerfahrten S. 73 - Bußpilgerfahrten S. 79 - Organisierte Heilig-Land-Fahrten im Spätmittelalter S. 81 - 6. Zusammenfassung S. 82 1. Einleitung Das Pilgerwesen gehört ohne Zweifel zu den bedeutendsten Welt. Ohne religiösen und sozialen Phänomenen der mittelalterlichen Unterschied von Stand, Herkunft und Bildung ergriffen die Menschen damals den Pilgerstab: Arme und Reiche, Kleriker wie Bauern, Könige ebenso wie Gelehrte, Männer, Frauen und Kinder. Wir müssen davon ausgehen, daß fast jedermann im Hoch- und Spätmittelalter, je nach Stand und Vermögen, Abkömmlichkeit und Devo- LUDWIG 2 SCI IUGGE tion, mindestens einmal in seinem Leben - vielfach jedoch öfter Heiligtum ferneren Pilgerfahrt oder nahegelegenen einem zu eine drei haben Rein hat'). technisch verschiegesehen wir unternommen dene Arten von Pilgerfahrten zu unterscheiden. (nach Jerusalem, Rom und Santiago 1. Die Fernpilgerfahrten der Jahrhundert im in der Fachsprache 13. de Compostela), welche Theologen und Kanonisten peregrinationes mnaiores genannt werden. Zu diesen Zielen sind die Wallfahrer oft monatelang, manchmal jahrelang stehen unterwegs. Im Zusammenhang mit den Fernpilgerfahrten 2. Überregionale Pilgerfahrten, die vielfach als Anschlußwallfahrten" zu den peregrinationes maiores Bedeutung erlangt haben. Hier sind etwa zu nennen: San Nicola in Bari, das Michaelsheiligtum Le Puy St-Maurice, Vezelay, Gargano, der MontMonte dem und auf St-Michel, Einsiedeln, San Antonio in Padua, Zurzach oder WilsAnteil Den machen größten numerisch nack. 3. Die lokalen Wallfahrten aus. Sie dauerten oft nur ein bis zwei Tage. Über die Verbreitung dieser lokalen Pilgerzentren haben wir heute noch nicht einmal eine ausreichende statistische Grundlage. Es die Frömmigkeit für daß festzustellen, mittelalterliche und genügt die Mentalität der Christen damals die vita peregrina, das Leben als Grundmuster Existenz Pilgerfahrt, ein menschlicher geradezu eine überhaupt gewesen ist2). Recherches sur les pt lerins dans l'Europe des 118me et 1) Vgl. E. R. Labande, 12i me siecles, Cahiers de civilisation medievale 1 (1958) S. 159-169 u. 339-347. Miracles and P. A. Sigal, Les marcheurs de Dieu, Paris 1974. R. C. Finucane, Popular Beliefs in Medieval England, London 1977. L. Schmugge, Pilgrims. Pilgermacht frei". Eine These zur Bedeutung des mittelalterlichen Pilgerfahrt 74 (1979) S. Quartalschrift 16-31 mit weiterer Literatur. Römische H. wesens, Cahiers de Fanjeaux 15 (1980) S. 161-189. PelleLex peregrinorum, Gilles, in Europa dei Santi fino alle 1` crociata (Convegni del Centro di e culto grinaggi Studi sulla spiritualitä medievale 4) Todi 1963. R. Kriss - L. Rettenbeck, Europas, München 1950. Wallfahrtsorte Homo viator. Medieval Ideas on Alienation and Order, 2) Vgl. dazu G. Ladner, Speculum 42 (1967) S. 233-259. Ich benutze die Ausdrücke Pilger und WallfahAnders W. Bruckner, Zur und Wallfahrt ohne Unterschiede. rer, Pilgerfahrt des Wallfahrtswesens Phänomenologie und Nomenklatur und seiner ErforI. Dünninger, Festgabe Berlin in: 1970, S. 384-424 mit anderer Unschung, terscheidung. PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 3 Sehen wir einmal von den lokalen Pilgerfahrten ab, so muß also im Mittelalter für die peregrini ein bedeutendes Versorgungsnetz vorhanden gewesen sein. Wir fragen deshalb, wer wann, wo und wie die notwendige Infrastruktur für die mittelalterlichen Pilger geschaffen hat, welche Ideen, weltlichen und geistlichen Gewalten den organisierten Pilgerverkehr gefördert haben, und wie einzelne Kleriker und Laien den peregrini behilflich waren und die Lebensform der peregrinatio weiterentwickelten. Hier sind zunächst einige Grundtatsachen mittelalterlichen Pilgerwesens zu rekapitulieren: Es gab unter den Heiligen bis 1200 nur etwa 15% Frauen3), gleichwohl betrug der Anteil der weiblichen Pilger nach den Untersuchungen von Finucane und Rendtel allgemein zwischen 30 bis 50 %4). Ferner haben die Arbeiten von P. A. Sigal und E. R. Labande gezeigt, daß die Gleichsetzung Pilger = Armer für die Zeit des Hochmittelalters nicht zutreffend ist: Nur etwa einer unter zehn Pilgern läßt sich nach dem Befund der französischen Mirakelberichte in der Zeit des 11. und 12. Jahrhunderts als Armer nachweisen. Manchmal führten die Pilger sogar sehr viel Geld mit sich6). Sie benötigten es für den Lebensunterhalt unterwegs wie für die Darbringung von Opfergaben am Zielort ihrer Reise, bisweilen wohl auch für unterwegs getätigte Geschäfte. Pilger waren durch ihre Kleidung, durch Stab und Tasche, auch äußerlich als eine gesellschaftliche Sondergruppe erkennbar, die kirchlichem Schutz unterstand. 3) Diese Zahl beruht auf einer Auszählung der Bibliotheca Sanctorum durch J. Tibbetts-Schulenburg, Sexism and the Celestial Gynaeceum from 500 to 1200, Journal of Medieval History 4 (1978) S. 117-133. Vgl. dazu die Anzeige im DA 37 (1981) S. 406. ') Der hohe Anteil weiblicher Pilger ist auf den ersten Blick überraschend, aber der Quellenbefund ganz eindeutig: Sowohl für England (vgl. dazu Finucane, lassen sich diese Relationen herauslesen. wie Anm. 1) wie auch für Frankreich Mirakelberichte Phil. Vgl. dazu C. Rendtel, als Quellen der Sozialgeschichte, Diss. FU Berlin 1982. 5) P. A. Sigal, Pauvret6 et charit6 aux lleme et 12Öme siCcles d'apres quelques in: Etudes sur 1'histoire de la pauvretd, hg. M. Mollat textes hagiographiques, (wie (Publications de la Sorbonne, Etudes 8) Bd. 1, Paris 1974, S. 141. Labande Anm. 1) S. 168. 4 LUDWIG SCMIUGGE 2. Zur Periodisierung des Pilgerverkehrs an hat sich die Kirche den Schutz und die Betreuung von Pilgern zur Aufgabe gemacht, denn die Anfänge der Pilgerfahrten gehen in die Zeit der frühchristlichen Kirche zurück'). Hospitalitas als Aufgabe von Gemeinden und Bischöfen wird demnach in den Väterschriften immer wieder hervorund frühen Mönchsregeln Kanonisch ). des Papstes Gelageworden ist eine Auskunft gehoben? Von Anfang sius I. (494), in der vorgeschrieben wird, daß ein Viertel der Kirchenden Armen und Pilgern zu reservieren einkünfte seil). Die Bereitkirchlicher dieses einen Viertels Einkünfte ist das ganze stellung hindurch Mittelalter Maxime der Sozialfürsorge eine unbestrittene dieser Aufgabe hat die Kirche Zur Verwirklichung geblieben. seit dem 4. Jahrhundert in Anlehnung eigene Einrichtungen an antike die Xenodochia. Vorbilder Sie entstanden geschaffen, vielfach in Verbindung manche wurden durch fromme Laien gemit Klöstern, ins Heilige Land im 5. und stiftet0). Doch so sehr die Pilgerfahrten teilweise noch im 6. Jahrhundert sogar schon zu einer ModeerscheiPilgerverkehr kann nung geworden waren, von einem organisierten noch nicht sprechen. Die islamische Expansion man in der Spätantike schnitt die Heiligen Stätten in Asien und Afrika von der westlichen Christenheit Xenodoab und machte zumindest dort den christlichen chien ein Ende. Erste Anfänge eines organisierten Pilgerverkehrs in fränkischer Zeit nach Rom Die entschiedene Hinwendung f äniischer Herrscher zur römischen Kirche führte in der Aufnahme der iro-schottischen mönchiS) Vgl. dazu B. Koetting, Peregrinatio religiosa. Wallfahrten in der Antike und das Pilgerwesen in der alten Kirche (Forschungen zur Volkskunde 33-35), Münster 1950,21980. 7) Vgl. dazu W. Schoenfeld, Die Xenodochien in Italien im und Frankreich ZRG KA 12 (1922) S. 1-54, hier S. 3f. frühen Mittelalter, 8) pauperibus Brief 15. Epistolae Romanorum et peregrinis, pontificum, ed. A. 1868, S. 380Thiel, 9) Vgl. dazu Schoenfeld (wie Anm. 7) und O. Hiltbrunner, Artikel XenodoWissowa, Realenzyklopaedie Bd. XI A Spalte 1487-1503. chium" in: Pauly - PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 5 sehen Wandertradition zu verstärkten Pilgerfahrten aus Mittel- und Nordeuropa nach Rom. Aus der fränkischen Zeit haben wir Zeugnisin so kontinuierlicher Folge, daß fast von se für Rom-Pilgerfahrten einem nicht abbrechenden Pilgerstrom gesprochen werden kann'°) Pilgerführer in und Notizen über Inschriften und Märtyrergräber Rom aus der Zeit des 7. bis 9. Jahrhunderts bestätigen diesen Eindruck11). Für die Karolinger war die Armenfürsorge und damit auch die Sorge für die Pilger eine Herrscherpflicht, hospitalitas eine öffentliche Aufgabe, insbesondere der Kirche, d. h. insbesondere der Denn etwa 650 Klöster und der Stiftskirchen im Karolingerreich. wenn die Gesetzgebung der Aachener Synoden von 816/817 konsequent durchgeführt worden wäre, hätte sie die Einrichtung eines 10) J. Zettinger, Die Berichte über Rompilger aus dem Frankenreich bis zum Supplement-Heft Jahre 800, Römische Quartalschrift 11,1900. Anscheinend ist der Pilgerverkehr auch bereits staatlich` reguliert worden: Im Formular Marfür Rompilger, der den Träger als echten Pilger culfs findet sich ein Begleitbrief ausweist, welcher aus religiösen Gründen die Kirchen der Apostel Petrus und Paulus zu besuchen wünschte. bIGH Formulae, ed. Zeumer, S. 104, Formularium Marculfi 11,49. Beda bestätigt, daß auch Angelsachsen aller Schichten nach Historia Ecclesiastica Gentis Anglorum Rom strebten: Beda Venerabilis, V, 7; S. 472: lintina beatorum apostolorum Gregorib ad ed. Colgrave-Mynors, ... his tentporibus Pontificatum de gente Anglorum tenente plures nobiles, ... ignobiles, laici, clerici viri ac fentinae centatint fasere consueverunt. Auch unter den Alemannen, Franken und Bayern, die gen Rom zogen, fanden sich nicht nur Bischöfe, Mönche und Kleriker, sondern nach Ausweis des Heiligen Bonifatius auch einfache Leute, Garnales Itontines idiotae. MGH Epp, III, ed. Duemmler, Epistolae sancti Bonifatii 50 (742) S. 301. Angesichts des Konflikts mit den Karolingern in der Mitte scheint die Kontrolle von Pilgern im Langobardenreich des B. Jahrhunderts besonders scharf gewesen zu sein. König Ratshis hatte im Jahre 746 Grenzkontrollfür die Alpen-Klausen und Paßvorschriften gegen das Frankenreich erlassen, um den Verkehr mit dem feindlichen Ausland und die Personen besser überwachen zu können. In diesem Reglement einreisenden (MGH Leges IV, 192ff. ) werden auch Rompilger erwähnt, die Dokumente über ihre Einreise und ihr Reiseziel erhielten, Wachstafeln königlicher Beamter, welche bei der Ausreise wieder vorgewiesen und mit dem königlichen Siegel versehen werden mußten. Die Pilger wurden offenbar auch verhört und kontrolliert wenn sie als simpliciter venientes erkannt wurund durften nur weiterziehen, Die Paßvorschriften des Königs Ratshis und ihre Bezieden. Vgl. G. Tangl, hung zu dem Verhältnis zwischen Franken und Langobarden vom 6. bis B. Jahrhundert. QFLAB 38 (1958) S. 1-66, besonders S. 36-37 und 40-41. 11) Vgl. dazu Zettinger S. 45f. 6 LUDWIG SCH¢IUGGE Folge haben Stiftskirche jeder zur müssens12). Damit an dichtes die für und effizientes Netz von Verein peregrini wäre auch im karolingischen Herrschaftsbereich vorsorgungseinrichtungen handen gewesen. Kann man ein solches Netz erkennen? Die Quellen zeigen uns, daß man in den Klöstern die hospitalitas sehr ernst nahm, aber zwischen reichen und adligen Pilgern sowie Wallern wohl zu unterscheiden wußte. Der St. Galeinfachen armen, ler Klosterplan (um 820) zum Beispiel verzeichnet zwei Räumlichkeiten für die Aufnahme von Pilgern, differenziert nach ihrem sozialen Stand, ein Hospitale pauperuni und ein Hospitale divitum. Ähnlich Kurzum, bereits die für die Rompilger des anderswo13). war es auch 8. und 9. Jahrhunderts geschaffene Infrastruktur muß beachtlich gewesen sein, entzieht sich aber weitgehend der Erforschung. Nur im Raum von Lucca und in Rom selbst sind wir besser informiert. In den Jahren zwischen 720 und 767 wurden in und um die Stadt Lucca etwa zehn Xenodochien gegründet und reich ausgestattet14). Man hat Hospitals 12) E. Boshof, Untersuchungen im fränkischen Reich des 9. zur Amenfürsorge Archiv für Kulturgeschichte 58 (1976) S. 265-339, Zitat S. 297. Jahrhunderts, Der St. Galler Klosterplan, 13) Vgl. H. Reinhard, NeujahrsblätterdesHistoriSt. Gallen des Kantons 92 (1942) S. 12. Ferner W. Horn Vereins sehen - E. Born, New views about the plan of St. Gall. A summary of recent views, in: H. (Hrsg. ), Die Abtei Reichenau. Neue Beiträge zur Geschichte und KulMaurer Sigmaringen 1974, S. 407-480. W. Horn tur des Inselklosters, E. The Born, Plan of St. Gall. A Study of the Architecture and Economy of, and Life in a Carolingian Monastery, 3 vols, Berkeley 1979 (= California StudParadigmatic ies in the History of Art, 19). Boshof hat aber sehr deutlich gemacht, daß im Westen des Großreiches dem Osten in der Armenfürsorge Frankenreich der S. 334). Jedenfalls fiel Hauptlast im Kampf gegen voraus ist" (Boshof die S. 339) und damit auch die Sorge für die Armut und Not der Kirche zu" (Boshof peregrini. 14) H. Schwarzmeier, Lucca und das Reich bis zum Ende des 11. Jahrhunderts. Studien zur Sozialstruktur in der Toscana (Bibliothek einer Herzogsstadt Instituts in Rom 14) Tübingen 1972, besonders S. des Deutschen Historischen Gli Ospedali Lucchesi del periodo longobardo, in: Atti del 1° 29ff. E. Coturri, Reggio E. 1957, S. 148-162. Boshof congresse italiano di storia ospitaliera, (wie Anm. 12) S. 273. Im Jahre 720 gründete ein gewisser Hertuald, der Vater des späteren Bischofs Pereto (gestorben 779), zum Teil auf Königsgut in Cipriano vor der Stadt Lucca ein Kloster, zu dessen Aufgaben auch die PilgerbetreuS. (Schwarzmeier, 27f. Die Gründungsurkunde im Codice sollte ung gehören diplomatico longobardo 1,28 S. 101f. ). Im gleichen Jahr erhielt die Kirche San PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 7 dem Strom der Pilger, der aus dem Norden kam, Rechnung getragen, indem man für ihre Pflege und Beherbergung Sorge trug`s) In der Stadt der Apostelfürsten muß es gegen Ende des B. Jahrhunderts mehrere große Xenodochien gegeben haben, die im Liber Pontificalis erwähnt werden16). Das Kapitel von St. Peter hatder Pilger in der Hand. Die Kleriker te Betreuung und Versorgung besaßen auch die Aufsicht über die Herbergen, Kirchen nationalen" in Rom, die schola Francorum, Saxonum, Frisionum und Friedhöfe und Langobardorum17). Silvestro außerhalb der Mauern bei der Porta Sancti Petri gelegen von mehreren Stiftern unter Führung eines Theodoraci ein Haus als Pilgerspital geschenkt, S. 29f.; Codice welches auch mit Gütern ausgestattet wurde (Schwarzmeier, diplomatico longobardo 1,24-26 S. 91f. ). Zehn Jahre später wurde das größte St. Columban, nicht weit entfernt von San SilveHospital Luccas gegründet, stro. Die Gründer sind gasindi regis sowie ein Archipresbyter aus Lucca als künftiger Rektor. Da die Urkunde in Pavia ausgestellt wurde (Codice diplomatiS. 155) und von Mitgliedern der co longobardo 1,48 S. 156f., vgl. dazu Coturri königlichen Familie unterzeichnet wurde, läßt sich daraus erkennen, daß das der Hospitalgründung langobardische Königshaus selbst zu den Initiatoren gehörte. Die Diaconia diente der susceptio peregrinorum. Ein weiteres Xenodochium entstand 757 bei der Kirche San Gimignano mit der ausdrücklichen Zweckbestimmung der Betreuung von Armen und Pilgern. 15) Schwarzmeier S. 369. 16) Liber pontificalis, ed. Duchesne, 1,440 und 11,25. Vgl. dazu P. F. Kehr, Italia pontificia I S. 155f. sowie Boshof S. 277. 17) Als erklärte Pilgerherbergen in der Stadt, nahe bei gab es im B. Jahrhundert St. Peter mindestens vier sogenannte Scholae, die alle mit einer Kirche verbunden waren: die Schola Saxonum (S. Maria), die Schola Francorum (S. Salvator), die Schola Frisionum (S. Michael) und die Schola Langobardorum (S. Justinus). Die Schola Saxonum verdankt ihre Existenz nach dem englischen Chronisten Parisiensis Matthaeus angeblich der Königin Ina (727? ), während die Schola Francorum mit der Salvator-Kirche (vgl. nach der Legende des 9. Jahrhunderts die Translation von Reliquien durch Abt Marquard von Prüm 844 von Rom nach francorum in ecclesia7n sancti Prüm, NA 13 (1888) S. 235: ad sclzolanz ... salvatoris ... ipsa est ecclesia, quanz beate memoriae domnus Carolus inzperator ad ele»zosinanz sui francis peregrinis nec non et aliis undique convenienti) auf Karl den Großen zurückgehen soll. Zettinger datiert bus edificari voluit ... (S. 96) die Gründung der Schola Francorum in die Zeit zwischen 781 und 799, da sie beim Einzug Karls des Großen in die Stadt nach dem Liber Pontificalis bereits existiert hat (11,6). Im 11. Jahrhundert werden uns weitere VerfügungsSie besaßen rechte über Hospitäler durch die Kleriker von St. Peter überliefert. $ LUDWIG SCHMIUGGE Krisen Die große Zeit des 9. Jahrhunderts haben jedoch auch mit dem Die politische Rom-Pilgerwesen blühenden gründlich aufgeräumt. die Einfälle der Sarazenen, der Ungarn Zerfall des Frankenreiches, Unsicherheit die haben im Karolingerreich Normannen der zu und lassen Dauerzustand und auch die großen Klöster und werden einem Folge Die dieser Ereignisse Pilgerorte verschont. war gewiß nicht wenn nicht ein völliges Abebben des Pileine starke Reduzierung, der Jahrtausendwende die Zeit hier Erst brachte nach gerverkehrs. eine neue Entwicklung. Die der Pilgerfahrten: Es ist unbestritten, Das 11. und 12. Jahrhundert daß seit der Jahrtausendwende von einer der peregrinationes zu einer wahren Massenbewegung hatten kann. Daran die Bevölkerungsvermehwerden gesprochen ihren Anteil: Wandel der Nicht soziale und mehr alle Hände rung wurden bei der Arbeit auf dem Feld, am Herrenhof, im Kloster oder in der Stadt benötigt, die Möglichkeiten der Mobilität wuchsen. Aber Ausweitung zum Beispiel 1053 auch die Kirche und das Hospital S. Peregrini in Naumachia Le carte antiche dell' archivio capitolare di S. Pietro in (JL 4293, Schiaparelli, della R. Societä Romana di Storia Patria 24 (1901) S. Archivio Vaticano, 393-496 und 25 (1902) S. 273-354, Nr. 17, S. 473-477), die Klöster San Giovanni e Paolo, San Martino, Santo Stefano maggiore e minore (JL 4294, SchiapaBei letzterem gab es auch ein Hospital und einen Nr. 18, S. 477-480). relli Friedhof für ungarische Pilger seit dem Jahre 1058 (Schiaparelli Nr. 21, S. 483-484). Angeblich soll dieses Hospital von König Stephan gegründet worden Papst Urbans III. vom 13. Juni 1186 erfahren sein. Aus einer Besitzbestätigung von St. Peter auch in der Form des Fernbesitzes die wir, daß den Kanonikern Verfügung über weit entlegene Hospitäler zustand (JL 15632, Schiaparelli Nr. 70, S. 331-336, vgl. auch Adrian IV. 1158 Februar 10, JL 10387, die Vorlage für die Bulle Urbans III. ). Bezeichnenderweise wurden die römischen Scholae durch die Päpste reorganisiert: die Schola Frisionum mit der im 12. Jahrhundert Michaels-Kirche wurde unter Innozenz II. umgebaut (Altarweihe 1141 Januar 30) und durch Papst Innozenz III. 1198 März 13 erneut den Kanonikern von St. Die Schola Saxonum wurde bekanntlich von Innozenz III. in Peter unterstellt. das heute noch existierende Ospedale di Santo Spiriein Hospital umgegründet, to, während der Papst den Kanonikern von St. Peter die Kirchen der drei Pilgerherbergen S. Michael, S. Maria in Saxia und S. Maria in Transpadina übertrug und damit wohl auch die Aufsicht und Fürsorge für die Pilger. PILGERVERKEHR 9 IM MITTELALTER auch regionale Hungersnöte, Katastrophen, Seuchen und drückende Feudallasten trieben die Menschen aus den angestammten Gebieten fort und führten zu vermehrten Pilgerfahrten. Seit dem 10. Jahrhundert bemühte sich die Kirche verstärkt um den Schutz der Pilger. Gottesfrieden und Treuga Dei nennen immer wieder unter den Begünstigten der Pax- und Treuga-Bestimmungen auch die peregrini. Das Reformpapsttum hat die Schutzforderungen der Gottesfriedensbewegung auch für Pilger übernommen18). die Klöster Nach Töpfer sind im 10. und 11. Jahrhundert Zentren einer aufs höchste gesteigerten, alle Gesellschaftsschichten erReliquienverehrung und einer daran sich entzündenden greifenden Doch sind uns aus dieser Zeit in dem von Töpfer Pilgerbewegungs19). Raum noch keine größeren burgundisch-aquitanischen untersuchten bekannt. Maßnahmen Bei den meisten der von ihm organisatorischen Beispiele dürfte es sich um lokale oder regionale Wallangeführten Vorsorge größerer materieller ohne die Notwendigkeit gehandelt haben, zumal sie zumeist in der Zeit zwischen Ostern und dem Advent lagen. Aber die hohe Zahl von Translationen und neuen fahrten Klöstern stellt ein bemerkensReliquienschreinen auch in kleineren wertes Zeugnis für das religiöse Bedürfnis jener Zeit dar: 1010 wurde in St. Jean d'Angely das Haupt des Täufers entdeckt, 1037 fanden die Mönche von Vezelay die Gebeine der Heiligen Maria Magdalena. Die Kirchen von Conques, Limoges, Autun, St. Gilles, Figeac, Tournus, Fleury standen in der Pilgergunst ebenfalls obenan. Mirakelberichte im Volk durch die Predigt verbreiteten Großtaten der Heiligen (aber keineswegs, wie Töpfer es sieht, zur Disziplinierung Wenn - nach Töpfer des die nur Kirchenvolkes" und als Propaganda"). der Pilgeraufschwung Ausdruck der Verder Klassengegensätze"20) in jener Zeit ist, welche von der schärfung Kirche und dem Mönchtum Mirakeln mit Reliquienkult, und PilgerBahnen" gelenkt wurde, wenn also wesen von oben in geregelte 18) Vgl. dazu Schmugge (wie Anm. 1) S. 20f. mit weiterer Literatur. 19) B. Toepfer, Reliquienkult und Pilgerbewegung zur Zeit der Klosterreform im burgundisch-aquitanischen Gebiet, in: Vom Mittelalter zur Neuzeit (FestBerlin (Ost) 1956, S. 420-439, Zitat S. 422. schrift H. Sproemberg), 20) Toepfer S. 438-439. 10 LUDWIG SCH¢IUGGE Sozialfürsorge nur als Systemstabilisierung" auch kirchliche dann beide Forscher übersehen (Epperlein)21), wird pretiert des Pilgerwesens Charakter und werden nent religiösen Mentalität mittelalterlicher Menschen nicht interden emiauch der gerecht. Es läßt sich nämlich im Zeitalter der Kirchenreform ein neues und vertieftes Verständnis der Armut beobachten. Die paupertas Christi und seiner Apostel wurde von den Reformern erneut als Ideal hingestellt, und diese Gedanken haben, wie wir aus zahllosen BeleGläubigen den bei Aufnahme gefunden. einfachen gen wissen, auch im 11. Jahrhundert ist Die Entwicklung neuer Armutsbewegungen das Einfluß Pilgerwesen geblieben'). Vor auf sicherlich nicht ohne daß Hospitalgründungen zahlreiche wir sehen, werden von dieallem ser neuen Einstellung her zu erklären sind. Vauchez spricht sogar de la charitä" in jener Zeit23). Gleichzeitig mit von einer revolution der Forderung nach Pilgerschutz und hospitalitas haben die Reformder Heiligenverehrung neue Impulse gegeben. Den auch päpste Grundstock dazu hat Papst Leo IX. gelegt, der neben dem Magdaledie Nikolauskult Verehrung Michaelsund nen-, zahlreicher weiterer Heiliger gefördert hat. Papst Gregor VII. insbesondere hat dann den Petrus- und Marienkult in den Vordergrund gestellt, während Urban II. die Kreuzesverehrung verbreitete und für den Heiligen Nikolaus Devotion besondere zeigte). eine Die Förderung des Pilgerwesens durch Reformäbte und -biBurgunds, Flanderns Lothringens, und der Normandie') schöfe führte dazu, daß im 11. Jahrhundert die Quellen erstmals von größe21) S. Epperlein, Zur weltlichen und kirchlichen Armenfürsorge im karolingiWirtschaftspolitik Ein Beitrag im Frankenreich, Imperium. Jahrbuch zur schen (1963) Teil 1 S. 41-60. Der Ausdruck für Wirtschaftsgeschichte Systemstabilibei Epperlein. findet nicht sich sierung" Les pauvres au 1lloyen-age, Paris 1978. Zur 22) Vgl. dazu jetzt M. Mollat, Tierney, Medieval Seite B. Poor Law, Berkeley-Los rechtsgeschichtlichen Angeles 1959. S. 16523) Zitiert bei Mollat Die vom Reformpapsttum 24) Vgl. dazu C. H. Brakel, te, Studi Gregoriani 9 (1972) S. 239-311- geförderten Heiligenkul- 25) Vgl. G. Constable, lllonachisme et p8lerinage au 1lfoyen Age, Revue histoS. besonders 13. S. 3-27, (1977) 258 rique s PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 11 Gruppen berichten, die gemeinsam auf eine Pilgerren organisierten fahrt, zumeist nach Jerusalem, gingen: Der Abt Richard von S. Vanim Jahre 1064/65 mit 700 Personen, die auf seine nes unternahm Kosten an der Pilgerfahrt teilnahmen, Die Pilgereine peregrinatio. fahrt des Bischofs Gunther von Bamberg und anderer hoher Geistliin der gleichen Zeit umfaßte mehrere cher aus dem Reichsgebiet tausend Pilger. Zu 1056 hören wir von einer großen organisierten Pilgerfahrt der Lütticher nach Santiago26). Der Aufschwung des Pilgerwesens traf auf eine im Vergleich zur Karolingerzeit veränderte soziale Situation. Arme gab es nicht nur auf dem Land, sondern in wachsendem Maße auch in den aufblühenden Städten. Hinzu kamen nun die durchziehenden Pilgerscharen, die - jedenfalls teilweise - auch der klösterlichen Sozialfürsorge zur Last fielen27). Seit dem 9. Jahrhundert aber hat sich (nach Lesne) der Charakter der klösterlichen hospitalitas gründlich gewandelt. Unter dem Hospitium wird fast ausschließlich nur noch die Beherbergung vornehmer Gäste begriffen, die Elemosyna umfaßt jetzt die Armen- und Pilgerfürsorge, die Matrikel hat ihren Charakter als wohltätige Institution ganz verloren'). Es erhebt sich die Frage, ob nicht wegen der Umschichtung und Einschränkung der caritativen Dienste der Klöster einerseits, wegen der steigenden Anzahl von Leuten, die auf diese Fürsorge angewiesen waren, andererseits und wegen des gleichzeitigen Anschwellens der Pilgerströme seit dem 11. Jahrhundert ein neues Netz eigens den peregrini dienender Hospitäler geradezu notwendig geworden ist? Jedenfalls legt die Geschichte der Pilgerhospitäler eine positive Beantwortung dieser Frage nahe. 1) Richard v. S. Vannes: AA SS Juni III S. 469. Gunther von Bamberg: Annales Altahenses maiores, HIGH SS in usum schol. S. 66f. Lüttich: J. Stiennon, Le voyage des Liegeois ä Saint Jacques de Compostelle en 1056; Melanges F. Brüssel 1958, S. 553-581. Rousseau, 27) Vgl. dazu Mollat (wie Anm. 22) S. 78f. und S. lllf. 21) E. Lesne, Histoire de la propriete ecclesiastique en France. Band 6: Les eglises et les monasteres centres d'accueil, d'exploitation et de peuplement, Lille (S. 166) nimmt an, daß die Klöster im 13. 1943, S. 109 und S. 149-151. Mollat Jahrhundert für Hospitalitas nur noch etwa 3-5% ihrer Einkünfte und die Armen ausgaben. 12 LUDIVIG SCHINGGE Ein letzter Gedanke zur Ausbreitung von Pilgerorten und dem Auftreten neuer Heiligenschreine sei noch angefügt: Die zu den PilHeilung Krankheit Waller oft und suchten von gerorten strebenden Gebrechen. Ihre letzte Hoffnung klammerten sie an die Schreine, da Für England Mirain konnten: den Ärzte bezahlen kaum werden sie kelberichten Honorare von 40 Mark Silber genannt29). Man kann sich fragen, ob das Pilgern im 12. Jahrhundert auch deshalb zunahm, weil die klösterliche medizinische Versorgung zurückging und die neuen Ärzte sündhaft teuer waren, was auch ausgebildeten akademisch" die Bezeichnung der Medizin als einer scientia lucrativa schon im 12. Jahrhundert nahelegt. Zur gleichen Zeit entstanden auch zahlreiche Spitäler. städtische 3. Die Entstehung neuer Pilgerhospitäler im Hochmittelalter Der seit der Jahrtausendwende anwachsende Strom von Wallfahrern forderte modern gesagt eine neue leistungsfähige Infrastruktur von Hospitälern, Straßen und Brücken für die peregrini. Diese zuerst dort, wo der dringende Bedarf entstand verständlicherweise Pilgerstraßen den Zielen der peregrinatio zu an nämlich auftrat, Santiago. Das Rom bedeutet nicht, daß die Jerusalem, und maior: hospitalitas der alten Benediktinerklöster nicht auch weiterhin in ihrem veränderten Rahmen von Pilgern in Anspruch genommen Stifte insbesondere Klöster und waren an der Einrichauch wurde, tung neuer Pilgerhospitäler beteiligt, wie wir noch sehen werden. Hospitalgründungen in Italien An der Via francigena Die Straße zwischen Pavia und Rom, die Via Sancti Petri, auch belebteStrada Romea oder auch Via fi ancigena genannt, war der Auf ihr Abendlandes`). des der Pilger zu Pilgerweg gelangte ste Fuß in gut einem Monat entlang der alten Via Cassia nach Rom. 29) Finucane (NvieAnm. 1) S. 65. 30) W. Goez, Von Pavia über Parana-Lucca-San Gimignano-Siena-Viterbo PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 13 Schon in karolingischer Zeit fanden die Pilger hier bemerkensHospitäler wert große und gut ausgestattete vor. In Pavia (wo nach Auskunft des Opizino de Canistris noch am Anfang des 14. Jahrhunderts 16 Hospitälei-31) bestanden) hatte das Kloster Bobbio schon im 9. Jahrhundert sowie 6 weitere Hospiein bedeutendes Xenodochium täler mit einer Kapazität von je 12 Betten. In Pavia wurden täglich 200 pauperes versorgt, worunter sicher nicht nur Pilger zu rechnen Hospital lag bei Casal von Bobbio abhängiges sind. Ein weiteres Lugano am Adda-Übergang, Diese Einwohl ein Brückenhospital32). hospitalitas benediktinischer richtungen werden im 10. Jahrhundert nicht alle untergegangen sein. Anders stand es mit den sogenannten hospitalia Scottorum, welche irische Wandermönche in Italien für die Versorgung gen Rom pilgernder Landsleute gestiftet hatten: So um 850 Bischof Donatus von Vesolano, ein Ire, der bei der Kirche der Heiligen Brigitta in Piacenza ein Hospital für iro-schottische Rompilger errichtete und Ähnliche Einrichtungen Bobbio unterstellte). werden nordischen Königen zugeschrieben3'). Viele dieser Schottenhospitäler sind im nach Rom, Köln 1972, S. 16. Zu den Straßen Italiens vgl. bes. K. Schrod, im Königreich Italien 754-1197 (Beihefte Reichsstraßen und Reichsverwaltung Ospizi e 1931. Fier einen Teil des Weges: V. Di Flavio, zur VSWG 25) Stuttgart ospedali medievali da Antrodoco a Rieti, in: Fatti e figure del Lazio medievale S. 97-109, Romii 1980. R. Stopani, La via Francigena in Toscana, (Collana di Studi storico-territoriali XI) Firenze 1984. 31) De laude Papiae, Muratori RISS IX S. 15-16. Quellen bei C. Cipolla ), Codice diplomatico del G. Buzzi (Hrsg. monaste3 Bde. (Fonti per la Storia ro di S. Colombano di Bobbio fino all'anno MCCVIII, d'Italia 52-54) Roma 1918; Bd. I S. 212,661; S. 234,30; S. 247,52; S. 278,60; Bd. III S. 101-102. Die Adbreviatio von 862 Bd. I Nr. 63 S. 184-217; De Xenodochiis S. 210-213 und S. 216. Italia Pontificia VI, 1 S. 222. A. G. Bergamaschi, L'attivitä ospitaliera del monastero di S. Colombano in Bobbio nell'alto medioevo con particolare riguardo alla assistenza dei pellegrini irlandesi in Italia, in: Atti Reggio Emilia 1962, S. 119-128. del 1° Congr. Europeo di storia ospitaliera, 33) Cipolla Bd. I Nr. 44 S. 165-169. 34) König Erich der Gute von Dänemark soll am Monte Bardone ein Hospital für haben. Der isländische Abt Nikolaus Pilger aus dem hohen Norden errichtet hier daß Rompilger freie Kap. 4) (s. und notiert, nordische unten es erwähnt Vgl. L. Schuette, Der Apenninenpaß des Monte Kost und Logis erhielten. Historische Studien 27) Berlin Bardone und die deutschen Kaiser (Eberings in: MIOG 23 (1902) S. 309. 1901, S. 32f. und Jung, 14 LUDWIG SCITIIUGGE Laufe des 9. Jahrhunderts eingegangen, denn schon unter Ludwig dem Frommen fordern Synoden ihre Restituierung. Im 10. Jahrhunfür Pilger zu verspüren, die Errichtung dert war wenig Aktivität bzw. 921 in Verona 931 steht singulär da'). Xenodochia zweier Im 11. und 12. Jahrhundert setzte dann eine große Welle von Hospitalneugründungen ein, wobei wir die Leproserien und städtioft nur schwer untervon reinen Pilgerhospitälern schen Spitäler im läßt Rahmen dieser Arbeit Auch können. der ersich scheiden wähnte Vorgang nur an einigen ausgewählten belegen. beispielhaft Pilgerverkehr Gegenden mit starkem Welcher Impuls einen regelbewußten Benediktinerabt dazu anhielt, für Arme und Pilger zu sorgen, geht sehr deutlich aus der Gründungsgeschichte des Hospitals der Badia Santa Maria in Flohatte 2. November Abt Petrus hervor: 1031 vor den Toren am renz des Klosters ein Hospital gegründet und reich ausgestattet. Als vornehmste Aufgabe des Hospitals wird unter Berufung auf c. 53 der Regula Sancti Benedicti die Fürsorge für Pilger in den Vordergrund gestellt. Daneben gibt die Arenga eine ausführliche Begründung für die christliche Pflicht der hospitalitas'). 1) C. D. Fonseca, Canoniche e ospedali, in: Atti del 1° Congresso europeo di storia ospitaliera (1960), Reggio Emilia 1962, S. 482-499, hier S. 489. Auch in (Les höpitaux en droit canoiiique, L'eglise Frankreich gab'es nach Imbert et 1'etat au Moyen Age VIII: Histoire des höpitaux francais, Paris 1947) seit Ende de traces de fondations ni de donations 9. bis Anfang 11. Jahrhundert aux plus S. 35. höpitaux", 31) Le carte del monastero Santa Maria in Firenze, ed. Schiaparelli I Nr. 35 S. 86-93. Kaiser Konrad II. bestätigte 1034 Mai 6 die Gründung auf Intervention der Kaiserin und des Abtes Petrus (DIGH DD K 11,210, S. 286/287). Trotz kaiserlicher Fürsorge ist das Gebäude bereits eine Generation später wieder baufällig und Abt Petrus Damiani nimmt 1067/68 eine Restauratio vor. Offenbar war das Hospital im Kampf zwischen reformerisch eingestellten Mönchen und ihren GegStadt in der Konvent im zwischen die Mühlsteine geraten. Hatten sich und nern jetzt wieder die Reformer mit dem Akt der Neugründung durchgesetzt? Die Urkunde bestimmt jedenfalls, daß das Hospital vorgesehen sei ad susceptionem (Le carte 1,63, S. 158-165, Zitat S. 159,17f. ). Der hospitum et peregrinorum ... Besitz der Erstausstattung wird bestätigt und durch weitere Schenkungen erPapst Alexanders II. liegt ebenfalls vor (Schiapagänzt. Ein Schutzprivileg Nr. 65 S. 167-170 und Nr. 73, S. 189-192. Italia pontificia 111,17,2). Ob relli Diplome Kaiser Heinrichs IV. ebenfalls auf diesen Vorgang zu zwei umstrittene ii 11 li ýý ý i! i! d ýý i PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 15 Im subalpinen Raum finden wir Hospitäler an den Zugangswegen zu den Alpenpässen, so etwa im Aostatal und im Vercellese, wo XII secolo si rafforza e si solida struttura ospedaliera ehe nel una arrichisce di altre fondazioni" zu konstatieren ist und durch Schenkungen zwischen 1115 und 1173 urkundlich belegt werden kann37). In Norditalien traten die Kanoniker als Erbauer und Förderer von Hospitälern besonders hervor. In der Lomellina betreuten die Kanoniker von S. Croce di Mortara mehrere hospitia. In Piacenza wurde 1164 ein Hospital durch Regularkanoniker errichtet. In Pistoia ließen Kanoniker der Kathedrale ein Hospital erstehen necessitatibus peregrinorum charitate debita providentes, welchem Papst Urban II. noch weitere Häuser unterstellte38). beziehen sind, ist unklar: MGH DD H IV, 262, S. 332-336. Zur Geschichte der Badia vgl. R. Davidsohn, Geschichte von Florenz, Band 1, Berlin 1896, S. 115f., 127f., 161 und 191. s7) Fonseca (wie Anm. 35) S. 487-488. 28) Fonseca S. 488 und S. 492 mit Anm. 14. Im Raume von Piacenza seien drei Hospitäler erwähnt: In der Stadt selbst haben die Bürger im Jahre 1090 zur Sühne für die Ermordung des Bischofs Bonizo zwei Hospitäler, Santo Spirito V, 509). Im weiteren Verlauf der (Italia pontificia und 1llisericordia errichtet Strada Romea errichtete der Adlige Gandulf mit seiner Frau Gisela im Jahre 1110 bei Fontana Fredda in der Nähe des Ortes Marcaruda ein Hospital zu Ehren des Heiligen Petrus. Es ist im Liber Censuum mit drei Pfund Wachs jährlich verzeichnet (LC 1,116). Seit Papst Calix II. sind auch päpstliche Schutzfür dieses Hospital erhalten (Italia pontificia V, 518). Schließlich ist privilegien das Hospital von St. Jakob de Madonara zu erwähnen, welches in der Pieve von Fiorenzuola 1145 durch Bischof Arduin von Piacenza errichtet worden ist (Italia pontificia V, 520). Nasalli Rocca weist in Piacenza seit der Mitte des 11. Jahrhunderts 8 Hospitalgründungen besaß im 12. nach (s. unten Anm. 114). Mantua Jahrhundert Das Hospitäler. mindestens drei auch den Pilgern offenstehende Mathilde zurück, die es zur älteste geht auf eine Gründung der Markgräfin Aufnahme von Armen und Pilgern errichtet hatte und den Mönchen von St. Andreas zuwies. Kardinallegat Bernhard jedoch entzog den Mönchen 1101 wedie Verwaltung der Mathilde und gen Unregelmäßigkeiten mit Zustimmung übertrug das Hospital dem Abt von St. Benedikt in Polirone, den Papst Pascha1158 lis II. 1105 im Besitz des erst jüngst neu erbauten Hospitals bestätigte. hatte der Prior Johannes Bellus ein Hospital errichtet, für welches er von Friedrich Barbarossa ein Privileg erhalten hatte (DD F 1,221). Dieses Hospital ist von Papst Hadrian IV. 1159 ebenfalls dem Kloster Polirone zugewiesen worden. Im Liber Censuum (LC 1,129-130) erscheint es der römischen Kirche mit zwölf 16 LUDIVIG SCHIINGGE ist jedoch, dank den Forschungen von Fein und dor Schneider und Arnold Esch, die Kette der Pilgerhospitäler in der Mitte des B. Jahrhunläßt Lucca39). Hier schon sich, wie um im 11. Jahrhundert derts, eine zweite Welle von Hospitalgründungen beobachten. Auf der rund 35 km langen Straße zwischen Monte MaPilgerhospitäler Altopascio zehn mindestens nachzuweisind gno und sen. Die Stadt selbst ist, wie Schneider bemerkt hat, besonders reich Am besten bekannt immerhin dort 13 Hospitäler, Spitälern. Um 1260 es gab von dean Einnahmen St. Johannes Malenoctis, von jährlich nen das reichste, der Einkünfte des Bistums 2300 Pfund hatte, was etwa zwei Drittel der 13 Hospitäler Hälfte Etwa die genannten entstanden entsprach. In Lucca scheint auch ein ausgeprägim 11. und 12. Jahrhundert"). für die Pilgerfürsorge Verantwortungsbewußtsein tes bürgerliches Häufung von Schenvorhanden gewesen zu sein. Eine erstaunliche ist gegen Ende des 11. JahrhunHospitäler kungen für Luccheser derts zu konstatieren, als deren Zweck oftmals ausdrücklich angegeben wird: victum pauperu et m, ad usum sint peregrintoruna eun... "'1). Ferner ist an den Luccheser Häusern tium et transeuntium ... bestrebt waren, gut abzulesen, daß die Päpste des 12. Jahrhunderts möglichst viele Hospitäler ten Exemtionsprivilegien, unter ihren Schutz zu bringen. Sie erteildie meist mit der Verleihung von Kapelle Münze als zinspflichtig. Mitte des 12. Jahrhunderts Denaren Mailänder wird auch das dritte Hospital in Mantua erstmals erwähnt. Vielleicht lag es wie die Erwähnung beiden ersten, nach einer urkundlichen von 1149 November 27 als bezeichnet, außerhalb der Stadt, nämlich iuxta noviter constructum paludem et stratam aquaeducis. Auch dieses Hospital ist im Liber Censuum mit 15 Mailän(LC II, 115, I, 125). Zu den Hospitälern der Denaren zinspflichtig in Mantua vgl. Italia Pontificia VII, 1, S. 318-32011) F. Schneider, Nachlese in Toscana, QFIAB 22 (1930/31) S. 31-86. A. Habil. -Schrift (MS) Göttingen 1974. Esch, Lucca im 12. Jahrhundert, 40) Seit 1076 ist das Hospital bei S. Martino belegt. Weitere Hospitäler haben bei den Kirchen San Frediano (seit 1099), am Forum (1082), bei San Donato (1102), bei St. Michael am Forum (1111), bei Santa Maria Forisportam, bei San Pietro (1097) gelegen; Aufzählung (1140) und bei S. Reparata Maggiore nach (wie Anm. 14) S. 65. Schwarzmeier Regesto del capitolo di Lucca (Regesta Chartarum 41) P. Guidi - 0. Pareti, Italiae 6) Bd. 1, Roma 1910,424 (von 1077). Vgl. auch die Schenkungen für S. Martino 224 (1076), 429 (1077), 432 (1077), 444-445 (1078), 456 (1081), 473,477, 478 (1084), 536 (1095), 614 (1101). PILGERVERKEHR und Friedhof verbunden waren. 50 meist italienische Hospitäler nungszins zahlten wurde das Hospital anders Schutz 17 IMi MITTELALTER Im Liber censuum der Kurie werden die Rom einen Anerkenaufgezählt, Schutz standen42). So und unter apostolischem San Pellegrino de Alpibus auf Intervention Alex- III. 1166 erneuert, Im Liber gestellt. -tviederaufgebaut und unter päpstlichen censuum figuriert es als der römischen Kirche zinspflichtig mit drei Goldobuli und vier Pfund Wachs. Es hat Kaiser Heinrichs VI. und Friedrichs II. erspäter auch Privilegien halten43). Auch das wichtige Hospital am Arnoübergang bei FucecFürsorge Alexanders III. anheimgefallen. chio ist der besonderen Für die Erneuerung der Arnobrücke erteilte der Papst einen Ablaß von 40 Tagen, und 1173 unterstellte er das Hospital Altopascio44) Schutz standen auch die Hospitäler Unter päpstlichem von Ponte um 1173 durch den Herrn von Cassiobalbo gegründet und den Päpsten aufgetragen. Es zinste nach dem Liber censuum ein Pfund Wachs-15). Das Hospital von Santa Maria de Cerbaria wird ebenfalls im Liber censuum erwähnt. Populi, Mitten im schwierigsten Teil der römischen Pilgerstraße zwischen Lucca und dem Arnoübergang liegt das Pilgerspital von AltoAnlage sind noch pascio. Glockenturm und Hof der mittelalterlichen heute erhalten. Eine Glocke, die den Pilgern in der wies Smarrita", Dunkelheit die ganze Nacht hindurch den Weg durch das sumpfige Gelände. Die Donaus Hospitalis Sancti Iacobi de Altopassu wurde nach der Mitte des 11. Jahrhunderts errichtet. Die Umstände der Gründung um 1080 sind nicht bekannt4G). Aber bereits Mitte des 12. Jahrhunderts wurde das Hospital von Altopascio im Itinerar des isländischen Abtes Nikolaus als weltbekannt gerühmt47). Altopascio ist das Mutterhaus einer weit verbreiteten Gemeinschaft geworden, des Ordens der Jakobsritter von Altopascio, die sich der Pilgerpflege und i-') V. Pfaff, Jahrhunderts, Hospitalaria, Historisches scholaria, Jahrbuch pecuniaria und die Päpste des späten XII. 97/98 (1978) S. 463-497. Vgl. dazu Italia pontificia 111,486. Schneider (vie Anm. 39) S. 50f. mit Anm. Italia pontificia 111,465. i6) Vgl. Schneider S. 39,56f. und 70. 4) Siehe unten S. 67f. mit Anm. 238. 2. Italia pontificia 111,481. 18 LUDIVIG SCFIDIUGGE Bedeuhatten48). Die überragende verschrieben tung dieses reinen Pilgerhospitals wird nicht zuletzt aus der Höhe betrugen 1260 Einkünfte sie sage und schreibe ersichtlich: seiner 6700 Pfund pro Jahr, fast doppelt soviel wie der nahe Bischof von dem Brückenbau Lucca einnahm`). im Bereich des Teil der Pilgerhospitäler Ein beträchtlicher der Markgrafen Apennin geht auf die Initiative von Tuszien zurück. des Grafenhauses mit der KirchenreformbeweDie enge Verbindung der Mathilde Freundschaft dem Papst die insbesondere mit gung, Einfluß dem Gregors VII., Unter Anbekannt. Gregor VII., sind Aosta des Kardinals Bernard Anselms Lucca, und von selms von Uberti hat sich Mathilde besonders der Armen und Pilger angenomNutzen Sie das ihrem 1102 übertrug Stiftungen gemacht. zu und men Hospital von Mantua an die Abtei S. Benedetto di Polirone, gründete in Bombiano und unterstellte 1098 das Michaels-Hospital es dem Hl. S. Paßhospital das Pellegrino im Apennin Petrus, auch vielleicht (bei (1110 erstmals erwähnt), von welchem zwei weitere in Cittanova Modena) und Sassuolo abhingen. Ferner übertrug sie das Hospitale Auch bei der S. Geminiani iuxta Alpem (1105) der Abtei Frassinoro. Marola Abtei hat Mathilde es wohl ein Hospital gegründeten von in Lucca Martins-Hospital ihren Das nahm sie unter gegeben. Schutz, vielleicht hat sie auch Altopascio mit Schenkungen begabt"). An zwei Beispielen aus Süditalien soll die Entwicklung der Pilgerhospitäler und des Pilgerverkehrs noch weiter erläutert werden, an Bari und Monte San Angelo. San Nicola in Bari Die Translation der Reliquien des Heiligen Nikolaus von Myra in Kleinasien nach Bari 1087 war ein kühner kirchenpolitischer Coup, durchgeführt von 62 Kaufleuten, Klerikern und Bari, aus Marinai" 48) Siehe unten S. 62 mit Anm. 214. S. 36. 49) Vgl. dazu Schneider del Rio, 60) Vgl. dazu M. Bertolani Illemorie Atti in: infermi, e grini e agli 8 (1956) VIII, Ser modenesi provincie delle Alpi in Garfagnana, Roma 1926, Matilde di Canossa e 1'assistenza ai pelledella Dep. di Storia patria per le antiche S. 35-67 und A. Mercati, S. Pellegrino S. 80. PILGERVERKEHR 19 IM MITTELALTER Situation der der Stadt in politisch noch instabiler einen neuen Patron bescherte51). Nicht zuletzt mit Hilfe der römischen Kurie verbreitete sich der Ruhm des Heiligen Nikolaus in Windeseile über die Christenheit. Papst Urban II. weihte persönlich die Krypta der neuim en Basilika des Heiligen schon zwei Jahre nach der Translation insbesondere Jahre 1089. Bald danach setzte - begünstigt durch die Bari ein. Schon im Jahre Pilgerverkehr Kreuzzüge nach ein reger de Civitate Bari in einer Sancti Nicolai 1101 wird das ospitalium Schenkung Herzog Boemunds erstmals erwähnt. Es dürfte bald nach zeitgleich mit der Basilika erbaut worden sein62). Das Hospital, dessen Rector et guver nator (! ) der vir egregius de civitate Bari Urso war, welcher 1134 als Prior hospitalis erstmals erwähnt beati civitate Bari in curte Ecclesiae wird, lag intus in predicta 53). Hier in Bari entstanden also kurz nach der Translation Nicolai... die notwendigen Einrichtungen für Unterbringung und Versorgung des Heiligen Nikolaus strömenden Pilger. Auf der zu den Reliquien die Pilgerhospitäler entlang der apulischen Küste über den Monte Gargano kann hier nicht eingegangen werden. Eine Reihe von Hospider Translation tälern wurden im 12. Jahrhundert von den Päpsten privilegiertTM). ai) Dazu zuletzt A. Pertusi, La contesa per le reliquie di San Nicola tra Bari, Venezia e Genova, in: Quaderni medievali 5 (1978) S. 6-56. I") Codice diplomatico barese V: Le pergamene di S. Nicola di Bari, ed. F. N itti di Vito, Bari 1902, Nr. 34 S. 59. 1) Codice diplomatico V, 82, S. 141,5f. Für die weiteren umfangreichen SchenS. 148f., 110, S. 186f. kungen an das Hospital vgl. CD Ban V, 83, S. 143,7,86, 5) Vgl. das Hospital bei Foggia, welches ein Privileg Papst Alexanders III. in IX, 226. Das Hospital der Johanniter Italia pontificia erhielt (1167-1169)), III. ebenfalls unter päpstlichen Schutz genomBarletta wurde von Alexander men (Italia pontificia IX, 305) und schließlich erhielt das Hospital bei San LeonarSchutzurkunde (Italia pontificia do di Siponto schon 1137 eine päpstliche IX, 262-265). Das Hospital zahlte dem Papst jährlich eine Unze Gold. In Barletta gab es auch ein offenbar um 1195 von einem gewissen L. de Brundisio gegründetes Hospital zu Ehren des Heiligen Thomas, welches Anfang des 13. Jahrhunderts reich von Bürgern und Adligen aus Barletta und Umgebung beschenkt übernommen wurde, die auch 1260 das wurde, dann aber von den Deutschherren Hospital von San Leonardo di Siponto übertragen erhielten (vgl. dazu Italia Barese X, 37, S. 57,60, S. 85,66-85 pontificia IX, 304 und Codice Diplomatico und 102f. ). Wir können am Beispiel Barlettas und Sipontos sehr schön sehen, immer mehr Hospiim Laufe des 13. Jahrhunderts wie die großen Hospitalorden 20 LUDIVIG SCHIINGGE Sankt Michael auf dem Monte Gargano Das Michaelsheiligtum auf dem Monte Gargano Zeit ältere Tradition als Bari. Schon in langobardischer Erzengel Michael Pilgerverkehr zu zum nuierlicher Doch hört man gegen Ende des 11. Jahrhunderts nichts hat eine viel ist ein kontikonstatieren. von entspredas Klobei dem Dann Heiligtum. Einrichtungen gründeten chenden Graf Heinrich der Cassino lokaler Adliger, Monte von und ein ster Urkundliche Monte Sant'Angelo, um 1098 ein Pilgerhospital). und Jahre lassen der bis Quellen 1098 1105 die Vorgänge uns erzählende Im Jahre 1098 überläßt Graf Heinrecht deutlich rekonstruieren): Abt dem Johannes Sant'Angelo de Onkel, Monte seinem rich von Land außerhalb der Stadt Monte Sant'Angelo, um ein Xenodoin Pilger der normanfür Graf Heinrich erscheint zu errichten. chium nischen Geschichte zwischen 1078 und 1101 vor allem in Opposition zu 1084 steht er in Verbindung Robert Guiscard, seit mindestens mit Ort suptus dem Kloster Monte Cassino. Der dem Abt überlassene quae perget Sipontum umschrieben. wird sorgfältig viam publicam des Nach zwei Jahren bestätigt Papst Paschalis II. die Errichtung Hospitals durch den Abt Johannes de Curte. Er gewährt dem XenoCurte dochium die Immunität von der gräflichen Gewalt und das Recht, übernahmen, die sich in ihrer Struktur und Orgatäler und Pilgereinrichtungen worden war, nämlich als Klerientwickelt nisation, wie sie im 12. Jahrhundert ker- bzw. Laiengemeinschaft, nicht mehr halten konnten. Vgl. zusammenfasCulto e pellegrinaggi send A. Gambacorta, a San Nicola di Bari fino alla prima (vie Anm. 1) S. 485-502. crociata, in: Pellegrinaggi 65) Vgl. dazu Italia pontificia IX S. 247/248. Ferner A. Petrucci, Aspetti del di S. Michele Arcangelo sul Monte Gargano, in: Pelleculto e del pellegrinaggio Note di diplomatica norgrinaggi ... (wie Anm. 1) S. 145-180. A. Petrucci, Conte di Montesantangelo in: Enrico documenti, Bullettino II: i ed suoi manna Le Colonie dell'Istituto storico Italiano 72 (1960) S. 135-180, D. T. Leccisotti, Cassinesi in Capitanata IV: Troia, Miscellanea Cassinese 29, Montecassino 1957, Le Colonie Cassinesi in Capitanata II: Il Gargano, MiscellD. T. Leccisotti, Montecassino 1938 Gargano Il Santuario di S. Michele 15 Cassinese und sul anea Atti dal VI al IX Secolo, Contributo alla storia della Langobardia meridionale, 1978, a cura di C. Carletti G. Otranto (Vetera Christiadel Convegno ... Bari 2) 1980. Scavi ricerche e norum, MGH SS 34, Hannover 5') Chronik von Monte Cassino, ed. H. Hoffmann, 1938, S. 29-32. 1980, Buch 4c 24 S. 491. Leccisotti PILGERVERKEHR IM MIITTELALTER 21 Schenkungen entgegenzunehmen57). Im April des Jahres 1100 überträgt Graf Heinrich auf Bitten des Abtes Johannes das Pilgerhospital dem Abt Oderisius von Monte Cassino68). Außerdem schenkt Graf Heinrich dem Hospital umfangreiche Besitzungen. Nach dem Tod Graf Heinrichs bestätigt sein Bruder Wilhelm alle dem Hospital und damit Monte Cassino gemachten Schenkungen60). Es scheint, daß der Hauptopponent gegen Robert Guiscard und Roger I. einen Großteil seiner Besitzungen der Hand und dem Zugriff des Gegners durch die Übertragung an Monte Cassino und das Pilgerspital entzogen hat. Denn 1105 eroberten Truppen Rogers den Monte Sant'Angelo, und seit 1106 treffen wir dort residierend einen normannischen Katepan, der im Namen des Herzogs regiert. Die Grafschaft Heinrichs ist damit jedenfalls untergegangen, seine Besitzungen sind jedoch zum Teil dem Hospital verblieben. Der Katepan erscheint zuerst in einer Urkunde des Jahres 110650).Aber die Normannen belassen das Hospital vom Monte Sant'Angelo im Besitz des Klosters Monte Cassino. Auch die Päpste bestätigen im Laufe des 12. Jahrhunderts regelmäßig diesen Besitz der Abtei61) Pilgerhospitäler in Frankreich Frankreich weist von allen Landen der Christenheit bei weitem die größte Anzahl von Pilgerorten im Mittelalter auf. Es wird nicht nur von den vier klassischen Pilgerstraßen nach Santiago durchzogen, der Via Tolosana, Via Podiensis, Via Lemovicensis und der Via Turonensis, sondern hier gibt es so alte und traditionsreiche Pilger57) Leccisotti 1938, S. 33-34. 58) Leccisotti 1957 S. 171-173. s9) Leccisotti 1938 S. 35-46. 60) Leccisotti 1938 S. 47-49. 6i) Vgl. Italia pontificia IX, 247. Ferner H. Dormeier, 11lontecassino und die Laien im 11. und 12. Jahrhundert, Schriften der MGH 27, Stuttgart 1979, S. 49 La Terra di S. Benedetto. Studio storico-giuridico und 61-62 sowie L. Fabiani, di Montecassino dall' VIII° al XIII° secolo (Miscellanea Cassinese sull'Abbazia 33-34)3 Bde., Montecassino 1968. Ferner M. S ensi, Pellegrinaggi a Montesantangelo al Gargano dei notarili della Valle Spoletana sul Galare de medioevo, Campania sacra 8-9 (1977/78) S. 81-120. 22 LUDWIG SCMIUGGE in Tours, die Heiligtümer der Mutter ziele wie das Martinskloster Gottes in Rocamadour und Le Puy, den Schrein der Heiligen Fides in Conques oder das Grab der Maria Magdalena in Vezelay (bzw. in St. Maximin). Gegenüber dem bisher untersuchten italienischen Raum läßt der Hospitalsich in Südfrankreich eine leichte Zeitverschiebung gründungen feststellen, und zwar weiter in das 12. Jahrhundert. Eine Ausnahme macht offenbar nur das Gebiet um die Stadt Toulouse. Generell hat man ferner festgestellt, daß die Languedoc in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gekennzeichnet ist par une de la des problemes pauvrete et de la miseconscience plus accusee re"62). Die Testamente und Schenkungen, insbesondere des niederen Adels, lassen einen Wandel der Schenker-Mentalität zugunsten der caritativen Einrichtungen im Laufe des 12. Jahrhunderts erkennen. Man entwickelte mehr Sinn für die Armut. Nutznießer dieser Tendenz waren auch die Pilger, die in den Hospitälern Aufnahme fanden. In der südlichen Languedoc entfaltete sich der weitaus größte Teil der caritativen Einrichtungen (Hospitäler, Caritates und LeproAuch im Rouergue gab es eine Welle 1230. 1150 und serien) zwischen im späten 12. und frühen 13. Jahrhundert von Hospitalgründungen Pilgern Betreuung der dem Zweck von mit und Reisenden. Im Gebiet um Avignon schossen seit dem Ende des 12. Jahrhunderts Hosdem Boden: Ende Pilze des 13. Jahrhunderts besaß aus wie pitäler Avignon etwa 10, um 1350 zwischen 15 und 25 Hospitäler. monde Le höpitalier que se developpe entre 1180 et 1350 est done lie tres etrola route des echanges du pelerinage""). Die Stadt Naritement ä ... bonne hatte am Anfang des 13. Jahrhunderts sechs Hospitäler aufzuweisen, von denen vier in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die beiden sind, während andern, das der Hospitaliter entstanden 1) S. F. Roberts, Les consulats du Rouergue et l'assistance urbaine au 13Pme et au debut du 14eme siecles, Cahiers de Fanjeaux 13 (1978) S. 131-146, Zitat (wie Anm. 22) S. 127f. und 139. Vgl. für den französischen Raum jetzt Mollat insbesondere Bd. 13 der Cahiers de Fanjeaux: Assistance et charit6, Toulouse 1978, besonders die Arbeiten von N. Coulet und J. Chiffoleau. 1) J. Chiffoleau, Charite et assistance en Avignon et dans le Comtat Venaissain (fin XIIIe - fin XIVe), Cahiers de Fanjeaux 13, S. 59-85, S. 63. PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 23 und der Templer, erst 1177/91 bzw. 1204/12 errichtet wurden. Weitein der nur kamen im 13. bzw. 14. Jahrhundert re acht Hospitäler In etwa 28000 bis 30000 Einwohner zählenden Stadt noch hinzu'). Arles entstanden die 16 Hospitäler in und um die Stadt zwischen des Hospitals 1116/19, der Gründungszeit Darunter befanden sich mindestens vier der Johanniter, und 1254. die allein auf Hospitäler, Pilgerbetreuung waren, so auch das Johanniterhospital, spezialisiert zerstört wurde, bis dahin aber das größwelches im 14. Jahrhundert te Hospital der Stadt war`5). Aix kannte bereits im 11. Jahrhundert Palais. Im 12. Jahrhundert kamen ein Hospital beim erzbischöflichen die Hospitalorden in die Stadt, die Templer 1185, die Hospitaliter gab es dann am zwischen 1130 und 1192. Neun weitere Hospitäler in Aix). Anfang des 13. Jahrhunderts Wie in Aix der Erzbischof, so das Kloster von Saint-Victor leisteten in Marseille und der Bischof den Löwenanteil bis ins 12. Jahrhundert der Fürsorge für Arme und Pilger. Erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts machte die expansive für Pilgerreisen als Ausgangspunkt Heilige Land einen Ausbau notwendig: 1188 gründeten vom Heiligen Geist hier ein Hospital17). Um 1260 gab es in Marseille, und eine Leproserie zehn Hospitäler Michaelshospital, am Anfang des 13. Jahrhunderts von der Stadt Situation für Pilger bestimmt ausdrücklich in der Stadt. sich auch ein Johanniterhospital Roquefort befand gegründet, zur See ins die Brüder dann an die das wobei der Familie war. Ferner Toulouse ist geradezu als eine des PilgerverDrehscheibe kehrs" zwischen Rom, Santiago, Notre Dame du Puy, Sainte-Foi-deConques, Notre Dame de Rocamadour und dem Montserrat bezeich') Vgl. J. Caille, Hbpitaux et charitb publique ia Narbonne au Moyen Age (fin Hospices et assistance ä NarXIe - fin XV s. ) Toulouse 1978 und J. Caille, bonne, Cahiers de Fanjeaux 13 (1978) S. 261-280. ') G. Giordanengo, Les höpitaux arlesiens du XIIe au XIVe siecle, Cahiers de Fanjeaux 13 (1978) S. 189-212. ') Grundlegend N. Coulet, Hbpitaux et oeuvres d'assistance dans le diocese et (1978) Fanjeaux 13 la ville d'Aix-en-Provence. de XIIIe XIVe Cahiers Ali s., S. 213-237, bes. S. 221f. und N. Coulet, Un gite d'etape: Les auberges it Aixen-Provence au XVe siecle, Senefiance 2 (1976) S. 105-120. '-') P. Amargier, La situation hospitaliere a Marseille, Cahiers de Fanjeaux 13 (1978) S. 239-260, bes. S. 239f. 24 LUDWIG SCHMUGGE hat es in Eine erste Welle von Hospitalgründungen net worden). des KloReform und der Aktivitäten der Folge der gregorianischen sters Cluny in der Stadt gegeben, eine zweite setzte ab Mitte des 12. (wie auch anderswo in Südfrankreich) Jahrhunderts ein als Zeichen Beteiligung des neuen Armutsbewußtseins starker unter schenLaien. Eine dritte Phase begann in Toulouse nach kungsfreudiger Die Daten für die etwa 25000 dem Abschluß der Albigenserkriege. bis 30000 Einwohner zählende Stadt hat John Mundy zusammengedie Kanoniker von Saint-Sernin stellt: Um 1075 richteten ein HospiSt. Raymond) ein, welches das größte in der Stadt tal (Patrozinium übernahmen war. Die Johanniter um 1114 das Hospital von S. Remeder Daurade hatten ein Hospital, welches zwizy; die Benediktiner schen 1119 und 1130 erwähnt wird, 1148 wird ein Hospitale portae Grand-Selve Arnaldi Bernardi Zisterzienser die von genannt; unterhielten am Ende des 12. Jahrhunderts ein Hospital in der Stadt, eine laikale Stiftung ursprünglich von 1147 und 1178, welche aber am Ende des 13. Jahrhunderts in ein Kolleg umgewandelt wurde. Auch das Hospital des Klosters Moissac geht auf Schenkungen Toulouser das Cluniazenser-Kloster ferner Hospitäler besaßen zurück. Saint Pierre-de-Lezat von Roncevaua. sowie das Pyrenäenhospital Insgesamt zählt Mundy für die Zeit bis Mitte des 13. Jahrhunderts 15 Bürger Hospitäler auf, 5 davon gehen auf das späte 11. oder frühe 12. Jahrhundert zurück, 6 weitere sind in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts oder am Anfang des 13. vor den Albigenser-Kriegen gegründet für Pilger bestimmt waren unter den Toworden69). Überwiegend der losaner Hospitälern Jakobshospital das an alten Brücke, das wohl Jakobshospital die Hospitäler im Burgus (Petit-Saint-Jacques), von Saint-Sernin, von Saint-Raymond, von Notre-Dame-de-la-Daurade, das Hospital der Abtei Grand-Selve und das Hospital von NotreDame-du-Puy. vergleichbar In kaum einer anderen Stadt dichtes Netz von Pilgerherbergen Frankreichs war ein vorhanden. c'8) R. De la Coste-Messeliere des pelerins ä TouL'accueil G. Jugnot, louse, Cahiers de Fanjeaux 15 (Le pelerinage) 1980, S. 117-135, Zitat S. 119. 69) Grundlegend für Toulouse: J. Mundy, Charity and Social Work in Toulouse, 1100-1250, Traditio 22 (1966) S. 203-287, bes. S. 235f., sowie Anm. 68. PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 25 Raum ist auf ein weiteres PhänoIm südfranzösisch-spanischen welches aus dem Zusammenspiel von Pilgerfahrt men zu verweisen, Die Forschungen und Siedlung erwuchs: die Salvitates. von Lacarra und Higounet sowie von Flach und Ourliac haben auf die Anlage von Salvitates entlang dem Weg zum Grab des Apostels Jakobus aufmerksam gemachti0). Diese Salvitates entstanden seit der Mitte des 11. Jahrhunderts, am Pilgerweg, von den Klöstern gegründet als für PilNeusiedlungen zum Schutz für die Schutzlosen, privilegierte Sehr treffend heißt es im Privileg Herzog Wilger und Kaufleute. für die Salvitas von Bordeaux: Confir»mo helms IX. von Aquitanien illuc et qui ad orationem eidem loco, ut omnes peregrini et mnervenerunt in toto, via eundo et redeundo secui-i sint, similiter Intra termivel ad mnercatum illuc venerunt. catores qui ad feriam securi sint sive ntilites sive rustici mercanos gutem ipsius salvitatis "71). tores omnesque homines ... ist auch bei den Salvitates Aber wie schon bei den Hospitälern das Primäre der Pilgerverkehr und die Errichtung von Salvitates salvitatem Bedürfnisse auf vorhandene von Kaufleuten eine Reaktion und Pilstellt ganz eindeutig fest, daß die Sauvetes dem Pilgern. Higounet de ces chemins gerweg folgen und nicht umgekehrt. L'existence ... l'emplacement des sauvetes"72). et le döveloppement a determind der Franci entlang Auch in Spanien geht die Siedlungsbewegung dem Camino de Santiago südlich der Pyrenäen mit dem Auftreten der Salvidades (Extremdaten 1027 bis 1141) einher73). Einen wesentlichen Anteil an der Entstehung von Pilgerhospitälern in Frankreich haben die Santiagopilger. De la Coste-Messeliere hat die nachweisbaren Pilgerhospitäler von Straßburg und Lille bis zu den Pyrenäen verkartet und faßt seine Resultate wie folgt zusamLes chemins de Saint-Jacques et les sauvet6s de 10) Vgl. dazu C. Higounet, Gascogne, Annales du Midi 63 (1951) S. 293-304 mit der älteren Literatur. de Ferner J. M. Lacarra, La repoblaci6n de las ciudades, in: L. Vazquez Parga Riu, Las peregrinaciones a Santiago de - J. 31. Lacarra - J. Uria Compostela, 3 Bde., Madrid 1949, Bd. I S. 465-497. 71) C. Higounet, Bordeaux pendant le moyen-age, Histoire de Bordeaux 2, Bordeaux 1963, S. 243 Anm. 33. i2) Higounet (, wie Anm. 70) S. 300. 7a) Vgl. dazu Higounet S. 302. 26 LUDWIG SCHMUGGE men: La carte confirme d'abord que la densite de ... reseau hospitalier saint-jacquaire s'accroit au sud de la Loire, ä fest de son cours superieur et du Rhone, et de plus en plus en approchant des Pyreneesi74). Ein ähnliches Netz von Pilgerhospitälern ist in der Normandie um den Mont Saint Michel zu bemerken. Das Michaelsheiligtum war Im 9. Jahrhunschon im B. Jahrhundert ein bekannter Wallfahrtsort. dert wurden dort die Gebäude, welche Pilger beherbergen sollten, in Genets (nordöstlich des vergrößert, ein Hospital existierte Mont)'). 1060 wurde dort übrigens - wie in Altopascio - ein Glokkenturm zur Orientierung für irrende Pilger im Nebel erbaut, und im 12. Jahrhundert rissen die Pilgerströme (nach dem berühmten Preisgedicht des Mönches Wilhelm v. Saint-Pair) nicht ab. Häufig kam es zu Unglücksfällen, so 1318, als 13 Pilger im Gedränge beim Heiligtum erdrückt wurden, 30 im Meer ertranken oder im Treibsand umkamen. Im Jahre 1368 (nach dem Register von S. Jacques, Paris) fanden 16690 Pilger zum Mont S. S. Jacques UnterHospital im -Michel kunft, pro Nacht etwa 45 Bouhier hat gezeigt, pelerznss76). povres wie das Kloster vom Mont S. Michel für die zum Erzengel strömenden Pilger noch im 10. Jahrhundert im direkten Umkreis des Mont, dann im 11. Jahrhundert bis zu 15 km entfernt Hospitäler einrichtete und die Betreuung der Pilger in Absprache und mit der Hilfe der Nachbarabteien organisierte (Savigny, 0. Cist; Caen, Tours, Marmoutier, La Lucerne, 0. Praem; Montmorel, Augustiner). Weitere Hospitäler entstanden, bis das Versorgungsnetz um 1250 voll ausge74) R. De la Coste-Messeliere, Importance reelle des routes dites de SaintJacques Bulletin philologique et historique du comitd des travaux historiques -, et scientifiques 1969, Paris 1972, S. 451-470, Zitat S. 468/469, Karte S. 470. Vgl. Sources et illustrations de l'histoire auch R. de la Coste Messelidre, des dtablissements hospitaliers et du polerinage de Saint-Jacques de Compostelle: des passages du Loire au grand chemin chaussd des polerins de Saint-Jacques, Bulletin de la Socidtd historique et scientifique des Deux-Sevres sdr. 2,12: 2-3 (1979) S. 113-216. 45) Grundlegend Milldnaire du Mont Saint-Michel, 4 Bde., Paris monastique Culte du Saint Michel et polerinage au Mont, 1971, darin beson1966-1971,3: dem E. R. Labande, Les p8lerinages au Mont Saint-Michel pendant le Moyen Age (Milldnaire monastique Bd. 3 S. 237-250). 76) Dazu Labande S. 240-245. PILGERVERKEHR IMI MITTELALTER 27 baut war77). Als in der Norentwickelten sich Anschlußpilgeroi-te" mandie schon vor 1100 neben dem Mont vier weitere, viel besuchte Schreine: St. Ouen in Rouen, Fecamp (Hl. Blut-Reliquie), Fontenelle (Hl. Wulfram) und Coutances (N. Dame), wo es bereits im 12. Jahrhundert diversa et congrua hospitia gab78). Pilgerhospitäler in Spanien gleichzeitig mit der Entwicklung in Italien, wenn nicht sogar etwas früher, entstand am Pilgerweg nach Santiago de Compostela der größere Teil der Pilgerhospitäler schon im 11. Jahrhundert. Ubieto Arteta hat festgestellt, daß der turisticoComplejo hotelero del camino de Santiago" zwischen 1070 und 1080 sich herausbildete'). Der Prozeß entlang dem Camino frances ist etwas früher abgeschlossen als in Italien, während - mit Ausnahme von Toulouse Phasenverschiebung in Südfrank Jahren 100 eine von etwa eich bei der Gründung von Pilgerhospitälern zu beobachten ist. Mindestens lassen sich Pilgerbetreuung Die ersten Anfänge organisierter ausmachen. am Weg nach Santiago schon Ende des 9. Jahrhunderts König Alfons III. der Kirche von Orense die Errich866 gestattete tung eines Hauses pro susceptione peregrinorumn et sustentationibus Urias wurde die Pilgerversorgung in Nach dem Urteil pauperum. 77) C. Bouhier, Les chemins montais dans les anciens dioceses d'Avranches et de Coutances, in: Milldnaire monastique du Mont Saint-Michel Bd. 3, Paris 1971, S. 251-270, bes. S. 269. 78) Vgl. L. Musset, Recherches sur les pelerins et les pelerinages en Normandie jusqu'ä premiere croisade, Annales de Normandie 12 (1962) S. 127-150, Zitat S. 148. J. ;g) Für Santiago grundlegend: de Parga - J. M. Lacarra L. Vazquez Uria Riu, Las peregrinaciones a Santiago de Compostela, 3 Bde. Madrid 1949. A. Ubieto Arteta, Los primeros afios del Hospital de Santa Cristina del Somport, Principe de Viana 27 (1966) S. 267-276, Zitat S. 273. Vgl. ferner zum du reseau d'assistance aux Santiagopilgenveg G. Jugnot, Le developpement pelerins en Navarre de la fin du 106me siecle au debut du 14eme, in: Assistance Socidtes des Congres jusqu'ä du Actes 1610, 97e savantes national assistds et Paris 1979, S. 223-239 und (Nantes 1972) - Section de philologie et d'histoire, H. Treuille, Les hbpitaux de pelerins entre la Basse-Garonne et le Pays Basque, ebenda S. 241-249. 28 LUDWIG SCH1üUGGE Spanien bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts von den Klöstern wahrgenommenSO). noch fast ausschließlich Im 10. und 11. Jahrhundert setzten dann Hospitalgründungen ein: 971 durch Gf. Garcia Fernandez bei Näjera, 1047 durch Gf. Gomez in Arconada: Er gründete ein cenobiurn eleemnosynarium convein Arconada villa nientium pauperum vel hospitum secus ... ... fundatam temporibus euntium stratam vel regredienab antiquis tium Sancti Petri et Sancti Iacobi apostoli"81). Bis Mitte 11. JahrhunSahagün, dert wurden Hospitäler in Viela, Vascones, errichtet neu Arconada, Näjera und Santo Domingo de la Calzadaß`). 1050 (? ) grünbeim Kloster Irache dete König Garcia ein ospitium peregrinorum und stattete es aus83); 1103 König Alfons VI. in Copiän (Mieres bei Oviedo) in monte Copeane - ubi sedeatfacta alberqueria ... ... ende hospitium divites 8-'), habeant transeuntes 1200 wurde et pauperes ... ille locus, qui tam vaste solitudinis das Hospital neu besiedelt ut ... et alii ... transeuntes erat, populetis et peregrini possint evadere tam rerum quarr cor porum, quod a raptoribus periculum et predonibus et perversis hominibus mztltos in eodein loco frequenter cognoviJahrhunderts des 11. Mitte incurrisseßs). der Ab traten Laimus Geistliche (Bischöfe und Mönche), Grafen) (Könige, und enfürsten durch Stiftungen für Santiagopilger heraber auch einfache Kleriker des 12. Jahrhunderts schenkte ein Kleriker vor: Im ersten Drittel Michael in Pamplona seine Häuser, damit sie als Hospital dienten ad transettntium88); in Leon receptaculum pauperumz et peregrinorttm 1084 ein Hospital vor waren es die Bischöfe Pelagius (er errichtete der Kathedrale für omnes pauperes, debiles, claudi, ceci, nudi, aliain timore Christi hospitium peregrini rumque provinciarumn quereninvenientes, tes, refectionem quietem noctis gaudentes87), corporis 80) Uria Riu (wie Anm. 79) Bd. 1 S. 286- 81) Lacarra sz) Uria Riu 8s) Lacarra tung. 1054). 84) Lacarra 8) Lacarra ac) Lacarra 87) Lacarra (wie Anm. 79) Bd. 3 Nr. 36 S. 44. (wie Anm. 79) Bd. 1 S. 294. (wie Anm. 79) Bd. 3 Nr. 37 S. 44/45 und Nr. 38 S. 45/46 (AusstatBd. Bd. Bd. Bd. 3 3 3 3 Nr. Nr. Nr. Nr. 42 57 44 40 S. S. S. S. 49/50. 62-63. 51/52. 47/48. PILGERVERKEHR IAI bIITFELALTER 29 in Santiago stiftete Bischof Diego Gelmirez schon vor und Peter); Bei den Orden sind neben Cluny und seiner Wahl ein Pilgerhospital. Citeaux die Augustinerchorherren besonders gut vertreten mit ihfür die Pilger. Von den spanischen Ritterorden rem Engagement Für das 12. sorgte nur der von Santiago für die Compostela-Pilger. Jahrhundert kann daher festgestellt werden: Las peregrinaciones Die hohe Zahl von Hospitälern in den son una cosa organizadai&9). Städten erklärt sich zum Teil aus der geringen Bettenzahl und aus ihrer Organisationsform In Burgos gab es 25 (nach als Bruderschaft. De la Coste-Messeliere 22 Hospitäler. Nur sogar 31), in Astorga Stil erbaut wie das Hospital del Rey in wenige waren im basilikalen Burgos und von größerer Kapazität90). Besonders gut untersucht sind auch die Pilgerhäuser im Bereich der Pyrenäen. Zwischen Bordeaux, der Dordogne und den Pyrenäen (Ostabat), entlang den beiden von den Pilgern bevorzugten Straßen, Bordeaux - Bäline - Sordet - Ostabat - Roncevaux sowie Pdrigueux - Ostabat - Roncevaux, sind eigene Pilgerhospitäler, wie Treuille gezeigt hat, seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts zu beobachten91). In Bordeaux gründete 1119 Graf Wilhelm IX. von Aquitanien das Hospital Saint-Jacques, aber die Hospitäler an der Straße La Reole im Perigueux nach Ostabat scheinen noch älteren Datums zu sein als die an der näher am Meer gelegenen Route. Im Raum des ungastlichen Pyrenäenlandes Navarra bot die Beherbergung der Jakobspilger besondere Schwierigkeiten92). Im Dreieck zwischen Ostabat, Jaca und Estella, dem Knotenpunkt der Jakobswege, entstanden die Hospitäler schon am Anfang des 11. Jahrhunderts, zuerst mit Unterstützung des Königs von Navarra und der Benediktinerklöster Iraje, Leyre und Iranzu, bei denen bis etwa s') Lacarra Bd. 3 Nr. 48 S. 54-55: 1123. s') Uria (wie Anm. 79) Bd. 1 S. 288. 80) Uria S. 362ff. Vgl. U. Craemer, Das Hospital als Bautyp des Mittelalters, Köln 1963. 91) Vgl. dazu H. Treuille, Les höpitaux de p8lerins entre la Basse-Garonne et le pays basque. Assistance et assistes (wie Anm. 79) S. 241-249. ... g) G. J ugn ot, Le d8veloppement du reseau d'assistance aux pelerins en Navarre de la fin du die siecle au debut du KIVe siöcle. Assistance et assistCs ... S. 223-239, Karte S. 225. 30 LUDWIG SCMIUGGE 1059 je ein Pilgerhospital errichtet wurde. Nach einer Phase der Stagnation während der Barbastrofeldzüge kamen die Augustinerchorherren in das Gebiet und gründeten sogleich Hospitäler (Jaca, Pamplona, Conques mit seinen navarresischen Dependancen, ferner Estella (1090) und Puente la Reina unter königlich-navarresischer Protektion). Die Präponderanz der Kanoniker, besonders seit der Übernahme von Roncevaux (zwischen 1127 und 1134) nebst den Filialen beiderseits des Passes ist bis ins 14. Jahrhundert unbestrittenl3). Daneben spielten der Bischof von Pamplona und die Johanniter hier nur eine begrenzte Rolle. Bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts ist eine regelrechte Hospitalkette im Raum zwischen Bordeaux und Navarra voll ausgebildet. Gebiete abseits des Santiago-Pilgerrwvegs die spanischen informiert, Barcelofür doch lassen umfassend sich so sind wir nicht Pilger Angaben für Bedeutung, Hafenstadt von einige auch na, als besaß schon im 11. Jahrhundert ein durch einen machen: Barcelona Pilgerhospital, das, durch Schenkungen 1034 und Laien gegründetes 1044 belegt, seit der Wende zum 12. Jahrhundert eine endgültig indem es ein neues Haus und eiInstitution" wurde'), permanente (1092). Daß auch das 1147 als procurator erhielt nen Geistlichen Bürger Barcelonas, durch einen wohlhabenden Bernat Marcus, geAnfang Hospital am auch den pauperes et peregrini gründete offenDirekt am Strand lag die Pilgerherstand, ist sehr wahrscheinlich. berge S. Nicolas de Bari (12. Jahrhundert? ), außerhalb der Mauern das Hospital S. Eulalia de Camp (1210) von Bürgern gestiftet, ebenFür den Pilgern zugedacht und mit 30 Betten ein recht falls überwiegend der Nach Aufstellung Haus05). ist in ganz Spagroßes von Lindgren der Hospitalgründungen nien ein Anschwellen zwischen 1050 und 1150 zu beobachten. 93) Vgl. G. Jugnot, Deux fondations augustiniennes en faveur des pelerins: Aubrac et Roncevaux. Cahiers de Fanjeaux 13 (1978) S. 321-34194) U. Lindgren, Bedürftigkeit - Armut - Not. Studien zur spätmittelalterliBarcelonas (Spanische Forschungen der Görres-Gesellchen Sozialgeschichte schaft 2. Reihe Bd. 18) Münster 1980, Zitat S. 14. 95) Lindgren S. 17-18, Tabelle LX. PILGERVERKEHR Pilgerhospitäler IM MITTELALTER im Deutschen Reich und in England Im mittelalterlichen 31 (Canterbury) Deutschen Reich traten neue Hospitäler 13. Jahrhundert auP6). Im 9. (Aamassiert im 12. und beginnenden (Eichstätt, Augsburg, und 10. Jahrhundert chen, Köln, Bremen) dagegen wurden Köln, St. Pantaleon) nur wenige Hospitäler gewie das von Bischof Konrad I. nannt. Vielfach waren sie kurzlebig, (935-976) von Konstanz zum Unterhalt von 12 Armen und Pilgern in Hospital. Kreuzlingen 1125, bei der Translation seiner Geerrichtete Ansgar heißt beine, mußte es neu errichtet werden. Von Erzbischof multis locis es bei Adam von Bremen ad susceptionem peregrinorum die dann aber in der Mitte des 11. Jahrhunhospitalia preparavit, in Bremen'). derts keine elemosina mehr austeilten wenigstens Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts wuchs die Liste der HospitalKoblenz (P, 1110), Bonn (P, 1112), Trier (P, 1136, gründungen): S. Maximin), Mainz (P, 1145), Köln (P, 1149 Dom; St. Matthias, (1159), 1188 Georg; St. Martin; 1230 Gereon), Regensburg Speyer (P), Würzburg (P), Hildesheim (P), Bamberg, Frankfurt (P, St. Michael), Eichstätt (P), Ulm (Michaelsberg, Dom, St. Moritz, Heribert; der Johanniter: Würz1183). Dazu kamen eine Reihe von Spitälern (1189), Rothenburg (1192), Regensburg burg (P, 1129), Duisburg (1192). Der Orden vom Hl. Geist und der Deutsche Orden sind erst im Reich präsent. im 13. Jahrhundert Sehr gut untersucht ist die Situation der Hospitäler Brüssels im Im 2. und 3. Dezennium gründeten Laien (der 12. Jahrhundert). Graf von Flandern und Bürger der Stadt) drei Hospitäler: S. Marien mit 12 Plätzen, S. Nikolaus und S. Jacques beim Gastrum Coudenberg. Bonenfant erklärt diese Gründungen aus der gesteigerten Mobilität der Bevölkerung, der Pilger, Kaufleute und der Unbehausten, 9c) Das Folgende nach S. Reicke, Das deutsche Spital und sein Recht im MittelD. Stuttgart Bde. 1932 2 (Kirchenrechtliche Abhandlungen 111-112) und alter Jetter, Geschichte des Hospitals, (Sudhoffs Archiv, Beiheft 5) Wiesbaden 1966. 97) B. Konrad: Reicke S. 38 und 73f. Ansgar: Adam v. Bremen 1,30 und 111,57; 31917, S. 36 und 203. MGH SS rerum germ. ed. B. Schmeidler, 99) Ein P hinter dem Ort bedeutet, daß er an einem Pilgerweg liegt, vgl. dazu unten Kap. 4. 89) Vgl. dazu P. Bonenfant, de Bruxelles au XIIe Les premiers hospitia" si8cle, Annales de la Soci6te beige d'histoire des hbpitaux 11 (1973) S. 3-25. 32 LUDWIG SCHIIUGGE Herberge suchten. Darin, welche gerade in den Städten temporäre sieht sie den Hauptgrund nicht in der Armen- und Krankenfürsorge, für die Entstehung von Hospitien einer Vielzahl - vor allem als Raum. im belgisch-flandrischen fromme Stiftungen Die Aufsicht über die drei genannten Brüsseler Hospitäler, von denen Papst Alexander III. sagte, sie dienten ad receptionem pauperum et peregrinoseit 1174 das Kapitel von S. Gudule. rum100), beanspruchte Pilgerverkehr im Mittelalter Daß dem organisierten häufig die ist besonders deutlich am Beispiel vorausgeht, spontane Wallfahrt der Verehrung des Heiligen Thomas Becket abzulesen. Keine drei in der eigenen Kathedrale Jahre nach seiner Ermordung von Canteram 29. Dezember 1170, wurde 21. Februar 1173 heiliggesprochen. nicht zuletzt dank der publizistischen buchstäblich Thomae, eruditi sancti über den Die ersten Mirakelberichte dikt von Peterborough und Wilhelm bury, zeichneten, drucksvoll"'). belegen die Entstehung III. am er von Papst Alexander Sein Kult verbreitete sich Aktivität der seiner Anhänger, in Windeseile über Europalos) Heiligen Thomas, welche Benevon Canterbury vor 1175 aufWallfahrten spontaner einim sich Pilger von Schottland 1172 machten Bereits ihre Norden und von Le Puy im Süden auf, um dem neuen Märtyrer Reverenz zu erweisen. Die forma sanctitatis wurde noch rascher ausWirkung des aus seinem Grab durch die wunderkräftige gebreitet Wassers, welches die Pilger in Flaschen und Ampullen quellenden Hause trugen103). Canterbury nach aus Die zwischen Mai 1172 und Juli 1174 abgefaßte Thomas-Vita 100)Bonenfant S. 14/15. The Becket Conflict and the Schools. A Study of dazu B. Smalley, in Politics, Oxford 1973. R. Foreville (Hrsg. ) Thomas Becket. Intellectuals de S6dieres (1973) Paris 1975, darin besonders R. Astes du colloque international Le culte de Saint Thomas Becket en France, S. 163-187. L. Foreville, Thomas Becket und König Heinrich II. in der Sicht des Radulfus Schmugge, Niger, DA 32 (1976) S. 572-579. La diffusion du culte de Thomas Becket dans la 102) Vgl. dazu R. Foreville, R. France de l'Ouest avant la fin du XIIe siöcle, CCM 19 (1976) S. 347-369. S. Thomae Cantuariensis", Les in: Assistance et assistes Foreville, Miracula (wie Anm. 79) S. 443-468. (vie Anm. 1) S. 90 und R. M. Clay, The Medieval 103) Vgl. dazu Finucane Hospitals of England, London 1909, S. 265. 101) Vgl. PILGERVERKEHR 33 IM MITTELALTER des sogenannten 2. Anonymus beobachtet den urplötzlich einsetzenden Pilgerverkehr wenn sie schreibt: In brevi namsehr zutreffend, que rei gestae fama non solum intimos et ultimnos angulos Angliae In penetravit, sed et multos exterarum gentium populos percucurrit. tantum etiam urbes, oppida, vicos et ipsa mnapalia permovit ubique usque ad maximos pauci substiterint perAngliant, ut a minintis qui tumulum praeclari martyris non ad visendum et honorandunt veneet laicos, pauperes et divites, populares et nobirint. Illuc ordinatos idem devotiodominos cum familiis, les, Patres ac inatres cztmfiliis, ducunt tanto tabernutraxit. Stratae quae Cantuariam nis spiritits las et pergulas exercentium agnaine pressae sunt, contmeantiunnque densitas cerneretur. ut ubique fere tanquant nundinantium Der Andrang der Pilger in Canterbury sei so groß gewesen wie nicht in Rom oder Santiago: Fact us est pariter et tantus ex remotis ac illuc peregrinoritm transnzarinis concursus, ut lti perregionibus distarent, numero frequentiave ab indigenis et (ut testati parum sunt vizi magni fzdeque digni qui loca sancta per orbem visitarant), Jacobi vel alicuius nec ad beati Petri sedem, nec ad maioris sancti imo nec ad gloriosem illud Christi ta7n sepulchrum, menzoriant, continue vel in honzinibus celebritas nzaior, vel in donaniis perspecta Nach der Kanonisation clarior1°'). wurden dann auch est veneratio Schon vor 1183 des Heiligen in der Christenheit Reliquien verteilt: von Sizilien durch den Bischof von Bath Thomas. Kirchen und Kapellen wurden bis gestellt. (In einer ersten Gründungswelle erhielt Königin Margarete des Heiligen ein Reliquiar unter sein Patrozinium zur Mitte des 13. Jahrhunderts sind allein in Frankreich an die 132 Kirchen Thomas geweiht wordenlo5) ) dem Heiligen und Kapellen Erst im nachhinein Pilgerentstand die von den nicht abreißenden Herbergen, Hospitäler Infrastruktur: scharen geforderte und der Devotionalienhandel. Die zumeist in der Hoffnung auf Heilung zum Grabe strömenden Pilger kamen - wie Foreville und ihre MitarbeiIrland, der Norterinnen nachgewiesen haben - aus ganz England, mandie, der Bretagne, dem französischen Königreich, aus Italien und 104) Materials for the History RBSS 67 of Thomas Becket, ed. J. C. Robertson, S. 140/141 und S. XIV. 305) Foreville 1975 1976 (vie Anm. 102) S. 359 und S. 365f. sowie Foreville Nie Anm. 101) S. 163-187. 34 LUDWIG SCH31TIGGE der Jahre bis Pilger 1171 der 1174 Hauptmasse Deutschland. Die aus Norden km km im im 700 Umkreis 500 und von aus einem wanderte Süden nach Canterbury und umfaßte alle sozialen Schichten, doch in der Mehrzahl die mittleren Schichten, darunter besonders viele milites und Kleriker. Diese waren es, die durch die Aktivitäten der eruditi sancti Tlaomae, durch ihre Briefe und vor allen Dingen durch die Predigten über das Leben des Heiligen angetrieben, aus ganz Europa zur Kathedrale nach Canterbury wanderten100). Man kann davon ausgehen, daß durch den Kult des Heiligen Thomas nicht nur auf den Britischen Inseln eine neue Welle des Pilgerverkehrs entstanden ist. Dort ist es im 12. Jahrhundert nur zu Zusamder Hospitalgründungen gekommen, wobei einigen wenigen (zumindest Pilgerversorgung der vor 1170) nicht immer menhang mit in Worklar nachzuweisen ist. 1085 ist das St. Wulfstan-Hospital Harbledown bei Canterbury, Hospital das belegt, 1084 von cester das Lanfranc, Bartholomäushospital in Erzbischof durch gegründet Smithfield bei London seit 1123.1141 tauchte erstmals das St. Bartholomäushospital in Backland bei Dover an der Küste auf, und unter König Stephen wurde in York das St. Leonardshospital neu erbaut, König Aethelstan gegründet Petershospital von welches schon als worden warb') bei den Häfen und an den Nach 1170 wuchsen Pilgerhospitäler Straßen nach Canterbury wie Pilze aus dem Boden. Die ersten ThoCanterbury für Southwark befür selbst und sind mashospitäler imponierenden Liste der Nach von mehr als 750 sicher zeugt108). im mittelalterlichen England, welche Clay zubezeugten Hospitälern 43 (49) hat, 80 (79) wurden vor 1170 und weitere sammengestellt dem 1220, Becketjubiläum, 1170 ersten und erstmals erzwischen wähnt109) Les miracula (wie Anm. 102) S. 448-451 und Finulos) Vgl. dazu Foreville, cane (wie Anm. 1) S. 125f. und 162f. 107) Vgl. dazu Clay (wie Anm. 103) S. 2ff. und das Verzeichnis bei D. Knowles Medieval Religious Houses. England and Wales, London Hadock, N. R. 1953, S. 310-410. 108) C. Dainton, The Story of Englands Hospitals, London 1961, S. 4,297 und 323. 109) Clay S. 277-337, in Klammern die Zahlen bei Knowles Dabei - Hadock. berücksichtigt. Leprosenhäuser die nicht reinen sind PILGERVERKEHR 35 IM MIITTELALTER In Canterbury selbst, wo schon König Eduard der Bekenner der Thomaswallfahrt vor dem Entstehen verehrt wurde, bestanden Lanf ancs zwei Hospitäler. Das erste wurseit den Tagen Erzbischof de seit 1123 von Augustiner-Chorherren und stand unter geführt dem Patrozinium des Heiligen Gregor, das zweite für je dreißig arme Männer Johannes des Täufers. und Frauen hatte das Patrozinium hinzu. Zwischen 1175 und 1224 wur1137 kam ein Laurentiusspital drei neue Hospitäler den dann in Canterbury gegründet, offenbar als Pilgerfahrt Folge der anschwellenden Thozum Grab des Heiligen um 1175 für Beherbergung und Versormas: das Eastbridgehospital, von einem gewissen Eduard errichtet, gung der Thomaspilger und in Huberts der Zeit Erzbischof (nach 1193) das Nikolaus- und Katharinenhospital, welches aber schon 10 Jahre später mit dem Eastbridgehospital, welches nun den Namen des Heiligen Thomas trug, vereiMarienhosnigt wurde. Das besonders für arme Priester bestimmte Die dem Thopital geht wohl noch auf die Zeit vor 1220 zurück`) Dienstleistungen von Unterkunft angebotenen und Versind bekannt: Man kann bei Chaucer pflegung im 14. Jahrhundert seine 29 Pilger im Gasthaus nachlesen, welch exquisite Betreuung in Fülle finden sie Heroldsrock" zu Southwark erhielten: Raum dort, und eine bessere Pflege können sie nicht verlangen. " Als ein Beispiel mittelalterlicher Pilgerwut besonders drastisches erwähne die Tuchhändlerin ich nur eine seiner Figuren, von Bath, welche dreimal nach Jerusalem gepilgert ist sowie Rom, Bologna, Köln und So verwundert Santiago als Pilgerin besucht hat"). es bei dem groin Canterbury ßen Andrang von Wallfahrern nicht, daß Erzbischof maspilger 1342 verfügen mußte, gesunde Pilger seien nur für eine Nacht im Thomashospital An kaum einem anderen aufzunehmen"). Pilgerort läßt sich schlagender die erwelche Wirkung nachweisen, folgreiche Etablierung bedeutsamen Heiligeneines überregional kults hatte: Hospitäler, Herbergen und Tavernen mit den damit verStratford bundenen Dienstleistungen bildeten sen blühte, der Devotionalienhandel 110) Vgl. dazu Knowles 111) Vgl. 112) Clay Geoffrey S. 7. - Chaucer, Hadock sich heraus. Das Herbergsweder Kirche und die Einkünfte S. 349/350. Canterbury Tales, Prolog 19f. und 446f. 36 LUDWIG von Canterbury nahm die Kirche SCHIiIUGGE stiegen sprunghaft an: Anfang des 14. Jahrhunderts 25% ihrer Einkünfte aus den Opfergaben der Pilger ein113) Landhospitäler Unsere Kenntnisse über das mittelalterliche Pilgerhospitaiwesen betreffen überwiegend den städtischen Bereich. Jedoch haben die Fernpilger zum Teil beträchtliche Distanzen zwischen den Städten überwinden müssen und diese Strecken nicht ohne Etappen zurücklegen können. Es muß also auch Unterkunftsmöglichkeiten auf dem Lande gegeben haben. Für das hohe Mittelalter hat Nasalli Rocca die Bedeutung der Pievi für die hospitalitas erkannt, die im ländlichen Bereich Aufgaben der Pilgerversorgung übernommen haben"'). Er untersuchte einige Plebani" im Gebiet von PiaOspedali cenza, so die Pieve Castel San Giovanni, neben der ein Hospital bestand, die Pieve Castel Arquato im Val d'Arda, bei welcher mehrein Händen haben (auch Hospitäler Laien) existiert re und das von Landhospital S. Pietro Cadeo zwischen Piacenza und Fiorenzuola an Plebani" mißt er der Via Emilia (gegründet um 1100). Den Ospedali zwischen dem 9. und dem 12. Jahrhundert eine wesentliche Bedeutung für den Pilgerverkehr zu11s) Auch in Südfrankreich gab es Hospitäler bei ländlichen Pfarreien am Pilgerweg. Der Bischof von Cavaillon (süd-östlich von Avignon an der Durance) schrieb zum Beispiel seinen Kanonikern im Jahre 1278, er teile ihnen einige Landpfarreien zu, damit dort hospitalitas geübt werde: Hospitalenz decenter tenere et hele7nosynam ... 116) In der Erzdiözese Aix-en-Provence besaß die Hälfte facere ... der Pfarreien in der Zeit um 1300 ein vom Erzbischof abhängiges Hospital. Sie scheinen am Anfang des 13. Jahrhunderts entlang den 113) Im Jahre 1313 Medieval waren das 7500 Florenen; vgl. dazu C. R. Cheney, Texts and Studies, Oxford 1973, S. 357. 114) E. Nasalli Rocca, Pievi ed ospedali, in: Atti del 1° congresso italiano di storia ospedaliera, Reggio E. 1957, S. 493-507. 116) Nasalli Rocca S. 503. Zur Pieve von Fucecchio vgl. zuletzt C. Violante, Pievi e parrochie nell'Italia in: Le istituzioni ecclesiastiche, centrosettentrionale, Miscellanea del Centro di Studi medioevali 8,1977, S. 727. 116) Chiffoleau (wie Anm. 63) S. 68. PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 37 Pilgerstraßen entstanden zu sein, manche von ihnen sind bis ins 15. Jahrhundert erhalten geblieben117). Eine Erforschung dieser ländlichen Hospitäler vergleichende daß sie für die Organisteht noch aus. Es scheint aber festzustehen, Pilgerverkehrs sation eines regelmäßigen eine bedeutende Rolle gefür den italienischen Bereich geben die spielt haben. Insbesondere Rationes decimarum Auskunft über die Hospitäler der außerhalb ist deren geographische Verteilung: größeren Städte. Aufschlußreich Während der Süden keine solchen mit ganz wenigen Ausnahmen Landhospitäler aufwies, fanden sie sich zu Hauf in der Emilia Romagna und in der Toscana, zahlreich sind Hospitäler also an den Straßen nach Rom. Besonders im Erzbistum Bologna im Abgabenverzeichnis von 1300 erwähnt, von denen aber viele keinen Zehnt zu Im Gebiet des Bistums Farina gibt das Zehntverzahlen hatten""). zeichnis von 1230 einige Hospitäler an in Noceto am Taro, in Fornovo, Borgo S. Donnino, die insgesamt 31 Pfund und 18 s schuldeten; ferner ein hospitale duchesse (der Markgräfin von Tuszien? ) in S. Dario d'Enza119). Für das Bistum Piacenza sind Extimaciones omI') Vgl. Coulet (, vie Anm. 66) S. 218 mit der Karte S. 214. Zu den Landhospi(wie Anm. 35) S. 127, der für diese eine tälern in Frankreich vgl. Imbert Kapazität von 3-25 Plätzen annimmt. 118) Rationes decimarum Italiae (RDI) Aemilia, a cura di A. Mercati - E. Nasalli Rocca - P. Sella (Studi e Testi 60) Cittä del Vaticano 1933. Die Zahlen beziehen sich auf die Nummern in den RDI. 2408: Hospitalis de Ralta (abgegangen); 2411: Galliera, N. von Bologna am Reno; 2412: Quaderna (abgegangen) 30 S; 2413: S. Proculus (abgegangen); 2414: S. Jacobus de Planorio (abgegangen) 59 S; 2415: Hospitale S. Marie et S. Salvatoris in S. Giovanni in Persiceto; 2416: Pontecchio (am Reno S von BO), 8 S; 2417: S. Maria de Caritate (?); 2418: Vulpino (?); 2419: S. Maria de Veze (?); 2420: Hospitale S. Christofori, Castenaso (am Idice-Fluß); 2421: Flamenga (?); 2423: Hospitale S. Jacobi, Auzola (NW von BO); 2424: Hospitale pontis Ydicis (?); 2425: Hospitale S. Martini de Apossa (?); 2426: Hospitalis S. Antonü de Busco (?); 2429: Hospitalis S. Marti de ponte Floriani (? ); 2432: Hospitalis S. Blasü de Lombiano (?); 2434: Hospitalis de Borgo Panigale (\V von BO); 2435: Hospitale de S. Spiritu, Galiera (N von BO); 2436: Hospitalis de Munzuni (?); 2765: Hospitalis S. Jacobi de Vasso, pieve Panico (S von BO); 2839: Hospitalis S. Jacobi et Antonii, Greglio, pieve Vezuno; 2844: Hospitalis S. Johannis, Casio, pieve, 22 S; 2877: Hospitalis S. Marie de Porcole, pieve di Guzzano. IIS) Rationes decimarum (vie Anm. 118) 5317 (4036,4581), 4036,4051,4456, 4489,4852,4902,4901,4916,5315. 38 LUDIVIG SCH¢IUGGE nium ecclesiarum des 13. Jahrhunderts überliefert, in denen Hospitäler aus dem Gebiet des Bistums mit ihren Einkünften verzeichnet sind. Ein Vergleich dieser Daten mit dem Liber Clericorum Placentiae et episcopatus des 14. Jahrhunderts läßt einen starken Abfall der Erträge dieser Häuser erkennen'-'0). Das Absinken der Hospitaleinkünfte auf zum Teil weniger als die Hälfte des Standes vom 13. Jahrhundert scheint charakteristisch zu sein, denn es kann auch bei beobachtet italienischen Landhospitälern weiteren werden. Weitere ein in den Jahren 1278/79 zuvermittelt der Kreuzzugszehnten Verzeichnis der Diözese sammengestelltes Arezzo121). Auch hier sind einige Hospitäler angegeben, deren Einkünfte - wie diejenigen aus dem Bistum Piacenza - zwischen 10 und Allerdings 270 Pfund gelegen haben dürften. ist zu bedenken, daß Aufschlüsse den das 2. Konzil von eigentlich vom Kreuzzugszehnten, Lyon beschlossen hatte, befreit waren'2). In einem späteren Zehntdiese Hospitäler Arezzo verzeichnis sind von - soweit sie vorkomIm Bistum Chiusi men - weit weniger belastet oder ganz befreit'). Hospitäler 120) Rationes (wie Anm. 118). Im einzelnen führen die genannten decimarum Quellen folgende Hospitäler an (in Klammern die Nummern der Rationes deciin Pfund Silber): Fiorenzuola d'Arda marum Italiae und die Höhe der Einkünfte (5421,5539: 60 Pfund; 5834: 20 Pfund), Obolo (5430,5550: 50 Pfund; 5846: 15 Pfund), Pellizone (5442,5561: 100 Pfund; 5845: 25 Pfund), Ongina (5456 (?), 5574: 50 Pfund; 5842: 30 Pfund), Pontenure (5461,5588: 150 Pfund), Montale (5462, 100 Pfund), 5585: 300 Pfund; 5984: 150 Pfund), Nicolo a Trebbia (5482,5610: Bardoneggia (5508,5642: 100 Pfund; 5960: 15 Pfund), Caverzago (5632: 30 Pfund; 5945: 10 Pfund). 121) Rationes decimarum Italiae: Tuscia I, hg. v. P. Guidi, (Studi e Testi 58) Cittä del Vaticano 1932, S. 81-101. 122) RDI Tuscia I, S. 229,23. Oktober 1274: De redditibus et proventibus leprohospitalium Dei domorum paupenem, et qui in usus infirlnorum et siarum decimna non solvetur. Wir finden hier die folgenden convertuntur, pauperum (Arno): Montevarchi 27 Pfund 4s (2014), Levanella (ArHospitäler aufgeführt: Sietina: 1766), (2015, 15 Pfund (2018), Pieve Lucigna17 Pfund 3 auch vgl. s no): Pfund 10 s (2087), Pieve Partina: Hospitale S. Leo1 Marande: S. Hospital no, nardi de Ponte Aioli: 2 Pfund 16 s (2261), Pieve Partina: Hospitale S. Egidii de Cerreto: 1 Pfund 4s (2268), Pieve Capolona: Hospitale S. Egidii de Quercia 7 Pfund (2322, vgl. auch 1767), Pieve Laterina: H. Pontis de Valle: Frexenaria: 10 Pfund 16 s (2338), Traiana: 1 Pfund 10 s (2369). 123) Rationes decimarum Italiae, Tuscia 2, hg. v. M. Giusti et P. Guidi (Studi e Testi 98) Cittä del Vaticano 1942, S. 91-137. Das gut dotierte Michaels-Hospital PILGERVERKEHR IAI AIITTELALTER 39 treffen wir weitere Landhospitäler an, deren Einkünfte gegen Ende Eine gleiche des 13. Jahrhunderts ebenfalls stark abnahmen`). Feststellung läßt sich nämlich für viele Hospitäler im Bistum VolterOb diese ländlichen Hospitäler alle nach der starken ra treffen"). Beanspruchung während des Heiligen Jahres 1300 nun keinen Zehnt mehr zahlen konnten? der ländIm Sprengel von Lucca war die Entwicklungstendenz lichen Hospitäler zwischen 1260 und 1302/03 ähnlich negativ. Ausgehend vom Kirchenkatalog des Jahres 1260 ist die Zahl und wirtschaftliche Situation der ländlichen Hospitäler in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts gut zu überblicken: Der Luccheser Katalog nennt eine Reihe von Hospitälern mit ihren Einkünften an der Straße Richtung durch das Sürchio-Tal") Genuar2"), über die und nordöstlich Alpe" ist befreit (1900), das Lucia-Hospital in Levanella zahlt nur von Montevarchi noch 1 Pfund 4s (1901), das Hospitale S. Marande (Pieve Lucignano; 1987), das in Cerreto (2221) (Pieve Portina, 2191), das Egidius-Hospital Leonards-Spital (Pieve Capolona) nur noch 2 Pfund sind befreit, während das Egidius-Hospital zinst (2279). Auch die Spitäler Pontis de Valle (Pieve Laterina, 2296) und des Hl. Andreas in Traiana (2332) sind frei vom Zehnten. 121) Rationes decimarum (wie Anm. 123) Hospitale S. Marci, Cittä della Pieve (2728): 8 Pfund 6 s, 1275/1276,2873: 6 Pfund, 1276/1277). Die beiden Hospitäler von Chiusi (S. Marie und S. Petri) zahlen 1302/1303 nichts (2699,2700), ebensoSeggiano (2815), Arcimbaldo (2824: 1 wenig die von Radicofani (2778,2779), Obricolis" in der Pieve Bagno Vignoni (2825; es zahlte Pfund), das Hospitale de 1275 noch 6 Pfund 15 s, 2708; 1276 7 Pfund 12 s, 2802), ein Hospitale Alamanorum S. Johannis, 2833: 5 Pfund in Monticchiello (2832; dort ferner ein Hospitale 2840). Das Hospital in Chianciano zinst 1 zahlend und ein Hospitale Misericordie, Pfund 10 s (2862), das von Sarteano nichts (2869). `) Bis auf die Johanniter-Häuser (3022-3027) und das Hospital von Colle Val d'Elsa (3028: 1 Pfund 10 s), zahlen die andern nach der Liste von 1302/1303 keinen Zehnt: Peccioli, 3029; Ponte di Cecina (?), 3030; Padule (?), 3031; Casole d'Elsa, 3032; Podio Romei (?), 3033; Montieri, 3034; Belforte, 3035; Radicondoli, 3036; Pomarance, 3037; Monticiano, 3038. ') 4889, RDI Tuscia 1 (wie Anm. 121) Piazzano, 4888,100 Pfund; Valpromaro, 14 Pfund; das Hospital von Montemagno in der Pieve Camaiore, 4989,100 Pfund; das Hospital des Peters-Klosters von Camaiore, 5000,170 Pfund; Pietrasanta, 5008,150 Pfund. ') RDI Tuscia 1: Pieve Decimo, Hospital S. Martini in Greppo, 5089,125 Pfund; das Hospital von Ponte Populi, Pieve Loppia, 5117,100 Pfund; Calavorno, 5131, 200 Pfund; die Hospitäler von Colle Asinario (5153,50 Pfund) und Garilliano 40 LUDWIG SCIThIUGGE Südlich der Stadt werden aufgezählt Pontetetto, von Lucca"). S. Leonardo de Treponzio, Vorno und Castel del Bosco am Arno'£). Wenn die für 1260 angegebenen Einkünfte der Hospitäler der Wirklichkeit entsprachen, dann gingen sie jedenfalls im Laufe der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts stark zurück, wie ein Vergleich der Zehnteinschätzungen von 1275/77 und 1302/03 ergibt13o) Wie ist dieser Befund zu erklären? Für 1302/03 ist eine starke des Heiligen Jahres als Grund für Belastung durch den Pilgerverkehr die Insolvenz vieler Hospitäler an der Strada Romea anzunehmen. Nachdem der Pilgerverkehr seit der Mitte des 13. Jahrhunderts die Einkünfte hatte, der Hospitäler waren stark abgenommen offenbar gesunken oder entfremdet worden und nun dem Andrang von in Nord1300/1301 nicht gewachsen. Jedenfalls ist der Pilgerverkehr und Mittelitalien nicht denkbar. ohne die ländlichen Hospitäler Paßhospitäler Für die Fernpilgerfahrten besonderer Apenninkonnten. nach Santiago und Rom war von daß die Pilger die unwirtlichen Alpen-, einigermaßen unbeschadet überwinden und Pyrenäenpässe Hier in erster Linie war eine Assistenz für die Pilger vonWichtigkeit, nöten. Schon Papst Hadrian hatte Karl den Großen ermahnt, die PilAlpenpässen, den welche pro peregrinoru7n susceptioan gerhospize 131)" fördern Karl der zu erhalten und seien, zu worden ne erbaut Große, von dem Einhard berichtet, er habe die Pilger sehr geliebt Pfund) im Bereich der Pieve Gallicano, 5134; das Hospital von Montedas Peregrinus-Spital Pfund) (5198,200 Pfund) in der (5197,65 und perpori Pieve Fosciana, schließlich S. Pellegrino delle Alpi auf der Paßhöhe, welches im Verzeichnis von 1260 aber nicht erwähnt wird. Hospital in 128) Lunata 4797,350 Pfund; ein Concordius- und ein Bartholomeusder Pieve Segromigno, 4967 und 4968, je 300 Pfund; das Hospitale de Strada in der Pieve S. Petri in Campo, 5206,50 Pfund; Pescia, 5208,150 Pfund. 129) 4791: 116 Pfund; 4832: 200 Pfund; 4838: 100 Pfund; 5387: 40 Pfund. 130) Nach RDI Tuscia 1 und 2. (5155,170 131)Codex Carolinus 87, MGH Epp. III, S. 623. PILGERVERKEHR IM ¢SITTELALTER 41 und sich um ihre Versorgung außerordentlich bemüht 132),hatte für diese Bitte sicher ein offenes Ohr. Mindestens das Pilgerhospital am Mont-Cenis geht auch tatsächlich auf die Karolinger, wahrscheinlich auf Ludwig den Frommen, zurück. Nach einer Urkunde Lothars hat sein Vater ... in 7nonte Ciniso quoddann hospitale ... ad peregrinor7c72treceptionem erbauen lassen"). Die westlichen Alpenpässe durch die Sarazenengefahr waren jedoch dann im 10. Jahrhundert bedroht. Wahrscheinlich sind auch die Pilgerspitäler Das Kloster Novalese wurde alle untergegangen. 906 geplündert, St-Maurice um 939, und selbst der Abt von Cluny geriet noch im Jahre 972 mit seinem Gefolge am Großen St. Bernhard Erst nach der Beseitigung in Gefangenschaft. der Sarazenengefahr konnte man die Hospitäler an den Pässen erneuern und die räuberides lokalen Adels, welcher sich inzwischen der schen Zollpraktiken hatte, beseitigen. Pässe bemächtigt Dieses geschah kaum vor der Mitte des 11. Jahrhunderts. Über das Hospital am Mont-Cenis fehlen indes für dreihundert Jahre jegliche Nachrichten. Anfang des 13. Jahrhunderts standen das ehemals königsfreie Hospital und die Kirche Santa Maria unter der Aufsicht des Klosters Novalese. In Konkurrenz mit dem Bischof von Turin hat es wohl in Verfälschung der obengenannten Karolingerurkunde seinen Anspruch auf das Hospital durchgesetzt, dabei auch der Grafen von Savoyen und des lokalen Adels die Unterstützung erfahren, wie das auch für Hospitäler an anderen Orten typisch ist. Seit dem 11. Jahrhundert stand das Marien-Hospital des Mont-Cenis unter der Leitung von Augustinerchorherz en'3'). 1227 nahm Papst Gregor IX. es unter seinen Schutz. Das Hospital dehnte seinen Be19 Einhard, Vita Caroli Magni c. 21, ed. G. Waltz, MGH SS in usum schol. 19116, S. 26. 13') MGH DD Carol. III, hg. v. T. Schieffer, 1966, S. 61: DLo I4 (825 Februar 14). Zur Urkunde vgl. C. Cipolla, Monumenta Novaliciensia Vetustiora (Fonti per la storia d'Italia 82) Bd. I, 27, S. 71-75. Die Urkunde ist zugunsten des Klosters Novalese verfälscht worden, welches das Hospital später für sich beanspruchte. L'ospizio del Moncenisio alla luce di documen'3') Vgl. G. Donna D'Oldenico, ti inediti dell'archivio arcivescovile di Torino, Atti del primo ... (wie Anm. 35) S. 461-474, besonders S. 466. LUDWIG 42 SCH¢iUGGE sitz nach beiden Seiten des Passes aus, sowohl im Bistum Turin wie im Bistum Sitten war es begütert13'). Auch weitere kleine Hospitäler, davon zwei Brückenspitäler, standen unter der Aufsicht der Mont-Cenis-Spitalbrüder, so daß auch die Betreuung der Zugänge beiderseits des Passes in den Händen der fratres lag'36) das Hospital über wir sind am Großen St. Bernhard, dem Mons Jovis. Die Erneuerung oder der Bau eines Hospitals dort kann kaum vor der Mitte des 11. Jahrhunderts gescheSt. Nikohen sein, wie die ersten Schenkungen an die Hospitalkirche laus insbesondere durch die Grafen von Savoyen nahelegen 137). Eine Besser informiert Bernhard vom Archidiakon von der 1123 kanonisiert Aosta (gestorben 1086) vorgenommen, wurde. Neubau der Kirche ging wohl Der durch Bernhard unternommene der frühesten Schenkungen wurde ein mit dem des Hospizes einher, nachdem bereits im 9. Jahrhundert Bourg-St. in hatte'). Hospital Petrus-Kloster existiert mit -Pierre des Hospitals Der Bekanntheitsgrad am Großen St. Bernhard erder Mitte des in 12. Jahrhunderts dann europäireichte aber schon Besitzbestätigung Papst Alexanders III. von Ausmaße. In einer sche des Hospitals 1177 wurden 76 Benefizien nördlich und südlich der Alpen aufgezählt, 131) Vgl. G. Sergi, in una competizione S. 435-487. 136) Dazu G. Sergi, storico-bibliografico 198-204; G. Sergi, zum Teil weitab vom Großen St. Bernhard in Apu- Cenisii". Lo sviluppo di un ente ospedaliero montis Domus di poteri, Bullettino storico-bibliografico subalpino 70 (1972) la via Francigena da Chambery a Torino, Bullettino subalpino 77 (1979) S. 153-229, besonders S. 184-190 und lungo la strada di Francia, Neapel 1981, Potere e territorio Lungo passim. Les hospices du Grand et du Petit Saint-Bernard 137) Vgl. L. Quaglia, du Xe in Alta Italia dopo Monasteri le invasioni saracene e magiare in: XIIe cle, sit aus Congr. storico subalpino, Torino 1966, S. 427-441, bes. S. XXXII (Relazioni ... Gli ospizi del Monte Giove nell'ordinamento 427f. und O. Aureggi, giuridico di G. Donna in d'Oldenico, Studi Torino 1958, S. onore medievale, ... 289-305. S. 435. Ferner jetzt L. Quaglia, 138) Vgl. dazu Quaglia Fondation de l'hospice du Mont-Joux par Saint Bernard, Novarien 10 (1980) S. 12-19. Weitere Lit. bei Germania pontificia 11,2: Provintia Maguntinensis 2 (Berlin A. Brackmann, (Hrsg. ), Die Papsturkunden der Schweiz 1927) S. 131-135 und A. Largadier II S. 327-328 (Zurich 1970). I PILGERVERKEHR 43 IM MITTELALTER lien oder in England gelegen, aber jeweils entlang großer PilgerstraAbtes Nikolaus ... ), ßen. In der Reisebeschreibung des isländischen (um 1154) heißt das Hospital - «ie noch heute - Hospital des Heili(nach Bernhard von Aosta). Es hatte bereits im 12. gen Bernhard Exemtion GeJahrhundert von der bischöflichen eine weitgehende walt erz eicht140) Das Hospital auf dem Kleinen St. Bernhard, ebenfalls mit einer Nikolauskirche ausgestattet, wird erst im 12. Jahrhundert erwähnt. Erzbischof Petrus von Tarantaise hat es um 1141 ausgestattet und an Vernes gegeben, was Papst Eugen III. im Jahre 1145 bestätigte. Erst im 15. Jahrhundert wurden die beiden Hospitäler vereinigt141). Für den Lukmanier war das Kloster Disentis der zuständige In Casaccia, südlich des Septimers, wurde 1136 Organisationsträger. ein neues Hospiz erbaut, bereits 1104 ist ein erstes Hospital belegt Auf dem Septimer wurde ein Petrushospi(Heiliggrabpatrozinium). Am Splügenpaß ertal erstmals im Jahre 1186 urkundlich erwähnt. richtete Bischof Gaudenzius von Chur (gestorben 1122) auf der PaßFür den Umbrailpaß höhe ein Hospital. und den Kloster St. Johann in Müstair die Pilgerherberge, zwischen Mals und paß ist ein St. Valentinhospital, Gotthardweg, belegt. Auch der 1140 um erstmals Ofenpaß war das für den Reschen- Nauders gelegen, seit dem 13. Jahrbezeugt, hat erst in dieser Zeit ein Hospital hundert erhalten 142). Petrus von TaranNach dem Bericht seiner Vita hat der Erzbischof taise (gestorben 1174) zwei Pilgerhospitäler eingerichtet, als er noch iss) S. unten S. 67f. mit Anm. 238. 10) Vgl. Aureggi S. 303. `) Quaglia S. 438f. ')H. Kloster Disentis, das Bleniotal Büttner, Barbarossa, und Friedrich Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte 47 (1953) S. 47-64, bes. S. 54. des Heiligen Gotthard, SchweizeriVgl. I. Müller, Zur älteren Kultgeschichte für Geschichte 28 (1978) S. 249-264, besonders S. 260f. Ferner sche Zeitschrift F. Güterbock, Die Lukmanierstraße und die Paßpolitik der Staufer, Quellen 11 (1908) S. 1-24. und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken Italien K. Schrod, im Königreich Reichsstraßen und Reichsverwaltung Am Umbrailpaß 754-1197 (Beihefte der VSWG 25) Stuttgart 1931, S. llff. errichtete ein Johannes de Gava aus Müstair 1228 ein Hospiz im silva plana (Bündner UB II Nr. 678,704,713-714,750 und 774). 44 LUDWIG SCHMUGGE Abt von Tamie war, eines davon im Jura und das andere am Mont de la Lösion'43). Im östlichen Alpenbereich entstand unter Bischof Hartmann (1140-1160) in Brixen ein Kreuzspital, welches, durch den Domherren Richer besonders gefördert, 1157 erstmals erwähnt wurde. Es war ausdrücklich für Pilger eingerichtet und erhielt eine Sepultur144). Die Salzburger Erzbischöfe gründeten im 12. und insbesondere in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts Berghospize für zahlreiche Pilgerzüge durch ihren Sprengel nach Süden145).Schließlich richtete Markgraf Ottokar V. von der Steiermark das Marienhospital auf dem Semmering, dem bis dahin unbewohnten Cerwald, für Pilger ein146) In den Pyrenäen spielten die beiden Hospitäler von Roncevaux und Somport die überragende Rolle für den Pilgerverkehr nach Santiago de Compostela, beide standen unter der Leitung von Augusti(Kapitel 4: De tribus hosnerchorherren. Der Santiago-Pilgerführer pitalibus cosmi) zählt das Hospiz der Heiligen Christina auf dem Somport neben dem Großen St. Bernhard und dem Jerusalemer HosPilgereinrichtungen: drei den Refectio sancweltbekannten pital zu torum peregrinorum, requies egentium, consolatio infir inorum, salus mortuorum, subsidium vivor unt werde hier geleistet147). Der Weg über den Somport nach Spanien wurde erst seit dem 11. Jahrhundert begangen148). Das Hospital tritt erst Anfang des 12. Jahrhunderts in den Quellen auf, gleichwohl dürfte es schon unter König Sancho Ramirez (gestorben 1094) gegründet worden sein, vielleicht Arteta Ubieto 1078. In vermutet um wie einer nicht ganz unverdächtigen Urkunde König Pedros I., der schon 1104 starb, während 143) Acta Sanctorum Mai II S. 325 D-E. 144) Vgl. Reicke (vie Anm. 96) Bd. 1, S. 77f. 146) Vgl. Reicke Bd. 1, S. 55. lac) Urkundenbuch des Herzogtums Steiermark Bd. 1, Nr. 406, S. 394, Reicke Bd. 1, S. 61. Zusammenfassend vgl. H. Hassinger, Zur Verkehrsgeschichte der Alpenpässe in der vorindustriellen Zeit, Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 66 (1979) S. 441-465 (Literaturüberblick). 147) Le Guide du Pelerin (-vie Anm. 242) S. 10. 148) Zum Spital am Somport vgl. A. Ubieto Arteta, Los primeros anos del Hospital de Santa Cristina del Somport, Principe de Viana 27 (1966) S. 267-276, bes. S. 272. PILGERVERKEHR IM AIITTELALTER 45 die Urkunde angeblich von 1130 datiert, werden dem Hospital jährlich 200 Solidi zugewiesen. 1108 bestätigte Alfonso el Batallador ebenfalls die fueros" des Hospitals, die König Pedro gewährt hat149) Auch eine Bruderschaft von 120 confratres hat bereits am Anfang des 12. Jahrhunderts existiert150). Papst Eugen III. wandte sich in einer Bulle vom 5. März 1151 an den Propst und die Brüder des Hospitals der Heiligen Christina, die dort in aller Demut täglich den Armen und den Pilgern dienten. Er nahm die Bruderschaft und das Xenodochium unter päpstlichen Schutz, wobei er sich auf nicht erhaltene Urkunden Paschalis II. berief151). Das Hospital von Roncevaux, auf 950 Meter Höhe gelegen, ist jedenfalls jünger als dasjenige auf dem Somport15'). Um 1132 dürfte es vom König von Aragon und dem Bischof von Pamplona gegründet worden sein. König Sancho schrieb in der Gründungsurkunde: Facio donzum ad praesens unanz ad receptionem peregrinorum sive quorunzlibet omnium illic in necessitate hospitari volentium in vertice montis, qui diciturRonzasbals iuxta capellam Caroli Alagni ... 153). Es hatte schon bald neun weitere abhängige Hospitäler unter sich (14. Jahrhundert). Ein Gedicht des späten 12. Jahrhunderts preist die Wohltaten, welche den Pilger im Hospital von Roncevaux erwarteten: Ihm wurden wie üblich die Füße gewaschen, die Haare geschnitten, seine Schuhe besohlt, die Kleider gewaschen, Essen und Trinken gereicht, und er konnte sich dort ausruhen. Ein Friedhof für verstorbene Pilger war beim Hospital vorhanden15'). Weiter westlich auf dem 1300 m hoch gelegenen Cebrero hat bereits König Alfons VI. von Kastilien 1072 ein Hospital den Mön- . a9) Lacarra (wie Anm. 79) Bd. 3 Nr. 43, S. 50-51. 15°))Vgl. Ubieto Arteta (wie Anm. 148) S. 268-274. 161) Vgl. P. F. Kehr, Nachträge zu den Papsturkunden Italiens VIII S. 60-62; PU in Italien 5 (1977) 497-499. 16=) Zu Roncevaux vgl. Uria Riu in Vazquez de Parga (wie Anm. 79) Bd. 1, S. 281-399 sowie E. Jugnot, Deux fondations augustiniennes en faveur des p81erins: Aubrac et Roncevaux, Cahiers de Fanjeaux 13 (1978) S. 321-341. 163) Lacarra (wvie Anm. 79) Bd. 3 Nr. 51 S. 56-58. 16+) Das Gedicht bei Lacarra (-wie Anm. 79) Bd. 3, S. 66-68. Vgl. Preciosa" S. 331f. auch Jugnot 46 LUDWIG SCHMUGGE chen von Aurillac angetragen. Zahlreiche Schenkungen an das Hospital sind für das 12. Jahrhundert bezeugt"). Auf dem Wege nach Santiago und Conques hatte der Pilger die wo in Aubrac auf 1400 m rauhen Berge der Auvergne zu durchqueren, (vielHöhe um 1120/22 von einem adligen Pilger namens Adalhard leicht einem Schenken des Grafen von Flandern) ein Pilgerhospital errichtet worden war. Auch hier bildete sich eine Spitalgemeinschaft von Klerikern und Laien, welche 1172 vom Bischof von Rodez eine Regel gelangte erhielten, und das Hospital unter päpstlichen Schutz 156) Da auch auf den Höhen des Apennin Mitte des 11. bis Anfang des 12. Jahrhunderts eine Reihe von Paßhospitälern für Rompilger entstanden167), können wir nun zusammenfassend festhalten: In allen drei Gebirgszügen, den Alpen, den Pyrenäen und dem Apennin wurden seit etwa 1070 bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts Hospitäler den Pilgern den die schwierigen Weg durch die umwirtlierrichtet, chen Berge erleichtern sollten. Während in den Pyrenäen die spanischen Könige initiativ wurden, und dann die Augustinerchorherren die Leitung der Hospitäler übernahmen, traten in den Alpen Bischöfe und Klöster als Gründer und Ausstatter in den Vordergrund. Im Apennin kommt der Markgräfin Mathilde das Hauptverdienst für die Einrichtung von Pilgerhospitälern zu, ohne die eine sichere Überquekaum denkbar Hochgebirge der gewesen wäre. rung Hospitäler an Brücken Ähnlich wie die Gebirge stellten auch die Flußläufe eine schwiefür Reisende, Kaufleute Passage rige und Pilger dar. Erich Maschke hat in einem meisterhaften Aufsatz gezeigt, daß das 12. Jahrhundert 165) Vgl. E. Valina Sampedro, El camino de Santiago. Estudio historicode historia ecclesiastica 5) Madrid 1971, S. 136ff. juridico (CSIC-Monografias 156) Vgl. Jugnot (wie Anm. 152) S. 323. Mollat (wie Anm. 22) S. 116. 157) Als Beispiele seien genannt das Hospital S. Pellegrino delle Alpi (1110 erstmals erwähnt, s. Anm. 127), das Erichshospital am Monte Bardone (s. Anm. 34) des Btms. Parma zu und das Hospital am Cisa-Paß, welches im Zehntverzeichnis 1230 mit einem Zins von 9s genannt wird (Rationes decimarum Italiae: Aemilia, (Studi e Testi 60) Rom 1933, Nr. 4346). PILGERVERKEHR 47 IM DIMELALTER die große Zeit des Brückenbaus im Mittelalter gewesen ist' ). Was die Versorgung der Pilger betrifft, so können wir ergänzen, daß in dieser Zeit gerade an Flußübergängen eine Reihe von Pilgerhospitälern entstand. Bruderschaften taten sich zusammen, um an den großen Pilgerstraßen Brücken zu errichten, denn neben dem Kirchbau oder Reparatur war die Erstellung einer Brücke ein höchst verdienstvolles Werk und wurde hung belohnt. Eine Dekretale wiederholt auch durch AblaßverleiAlexanders III. (X 5.38.4) half die Brückenablässe In der Dekretale, die an den Erzbischof verbreiten. ist, heißt es: fiunt von Canterbury gerichtet reinissiones, que ... Theologen und Kanonipontium conferentibus ad edificationem .... In allen drei von uns untersuchten sten haben sie gerechtfertigt15s) für den PilgerRegionen läßt sich die Bedeutung des Brückenbaus für Italien, Frankreich und Nordspanien. verkehr nachweisen, belegten Aufsatz Cognasso hat in einem kleinen, ausgezeichnet im subalpinen Gebiet Oberitadaß im 12. Jahrhundert nachgewiesen, Brücken an Flußläufen liens verschiedene erbaut wurden 1G°). Deren die Eintreibung des Brückenzolls wie auch die Sammlung den lag in Händen von Kanonikern, die bei der Brücke Almosen von Entlang Romea der Strada Hospital führten. lagen zahlreiche ein Ein schönes Beispiel ist das Haus am Übergang Brückenspitäler. über die Staffora bei Voghera. Es wurde Streitobjekt zwischen dem Unterhalt, Bischof von Tortona und der Abtei Santa Maria del Senatore in Pavia in den Jahren 1179-1183, und der Fall gelangte bis vor Papst Alex161). III. Aus den Dokumenten ander geht hervor, daß die Brücke (auf die Initiative die dann auch den Zehnten erhielvon Einzelpersonen, ten, erbaut) im Lauf der letzten den Fluten weggerissen wurde. Dezennien mindestens dreimal von 158) E. Maschke, HZ 224 (1977) S. 265-292. Vgl. Die Brücke im Mittelalter, (wie Anm. 22) S. 117. auch Mollat 11) N. Paulus, Geschichte des Ablasses im Mittelalter vom Ursprunge bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 3 Bde., Paderborn 1922-1923, Bd. 2 S. 247-262 S. 282f. und Maschke 16°) F. Cognasso, Ospedali di ponte, in: Studi di storia ospedaliera piemontese d'Oldenico, in onore di G. Donna Torino 1958, S. 109-114. 161) Vgl. Cognasso S. 360f. 48 LUDWIG SCHl\MUGGE Im Bereich des Apennin erwähne ich nur das Brückenspital am Secchiaübergang (neben der Pieve di San Faustino bei Rubiera) auf dem Territorium der Markgräfin Mathilde. Bekannter noch waren Brücke und Hospital von San Leonardo de Stagno bei Pisa162). Das Hospital war 1155 von Erzbischof Villanus von Pisa gegründet worden. 1185 bemühte sich eine Bruderschaft um den Bau einer Brücke iuxta portum Pisanumn und Papst Lucius III. bewilligte einen Ablaß von 30 Tagen für die Helfer und Wohltäter bei der Durchführung dieses Unternehmens. Noch berühmter ist die Brücke über den Arno bei Fucecchio mit dem Hospital beim Kloster San Salvatore. Das Hospital diente eindeutig der Pilgerbetreuung beim Arnoübergang, sei es über die Brücke, sei es mit dem Kahn. Denn auch hier scheint die Brücke oft weggeschwemmt worden zu sein. Papst Alexander III. gewährte nämlich zur Erneuerung der Arnobrücke einen Ablaß von 40 Tagen, Bonifatius VIII. erneuerte ihn, nur daß es jetzt ein Jahr und 40 Tage Ablaß für die Helfer beim Brückenbau gab"). Nicht zuletzt durch das Volkslied verbreitet ist die Kenntnis die sich in Frankreich im 12. Jahrvon den Brückenbruderschaften, hundert zum Zweck des Baus und des Unterhalts von Flußbrücken Laienbruderschaften, Diese haben. die sich als fratres pongebildet tis bezeichnen, traten zuerst im Rhonetal hervorl& ). Ihr Hauptziel war der Bau und der Unterhalt von Brücken und die hospitalitas für arme Pilger. Solche Gemeinschaften fanden sich überall in Europa Schottland über Schweden und Deutschland bis nach von zusammen, Spanien; Italien und nach Polen's'). In Lyon begannen offenbar Bürger der Stadt den Bau einer Rhonebrücke. Eine Bulle Papst Lucius III. (1184/85) erwähnt einen Bruder Stephan und eine Gemeinschaft von fratres pontis. Bei der Brücke gab es im 13. Jahrhundert ein Hospital, eine Kapelle und 162) Italia pontificia 11,251 und 111,375. 11) Vgl. Paulus (wie Anm. 159) Bd. 2, S. 250 und Italia pontificia 111,481. Ferner F. Schneider (%vieAnm. 39) S. 50ff. 164) Vgl. M. N. Boyer, The Bridgebuilding Speculum 39 (1964) Brotherhoods, S. 635-650 und D. Le Blevec, Une institution d'assistance en pays rhodanien: Les freres pontifes, Cahiers de Faujeaux 13 (1978) S. 87-110. 165) Vgl. Le Blevec S. 89. PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 49 für Pilger'66. Die Brücke stürzte mit Begräbnisrecht Philipps II. und Richards 1190 offenbar unter dem Kreuzzugsheer Für einen Wiederaufbau zusammen. wurden Almosen gesammelt. de ponte unter seinen Papst Innozenz IV. nahm 1247 die fratres einen Friedhof Schutz und bewilligte einen Ablaß von einem Jahr und 40 Tagen für beitrügen. Bei in der Vaucluse alle, die zum Wiederaufbau Maupas" 1166 eine Confraternitas existierten von fabricatores pontis und ein Hospital1e7). Von den Päpsten Lucius III. und Clemens III. wurde das Werk unter päpstlichen Schutz gestellt. In der Urkunde Clemens III. von 1189 heißt der Ort nicht mehr Bonpas sondern Maupas", 1284 schlossen sich die Fratres den Hospitalitern wie noch heute'). an. bei Grenoble wurde unter Bischof Hugo (gestorben 1132) erbaut. Als sie 1219 zerstört wurde, vergab der damaliist nicht ge Bischof Ablässe für die Helfer beim Neubau. Allerdings deutlich, tätig wart.. ). Weitere ob hier auch eine Confraternitas durch Klöster in Frankreich Brücken, die im 11. und 12. Jahrhundert Die Isere-Brücke erbaut zählt Boyer wurden, auf1i0) Am bekanntesten aber sind die Rhonebrücken bei Avignon und Der Bau der Brücke in Avignon wurde am 13. NoPont-St-Esprit. des heiliggesprochenen Initiative Benezet 1177 später auf vember unter bischöflicher und kommunaler Leitung begonnen. Eine seit 1181 bezeugte Bruderschaft von Laien, Männern wie Frauen, unter Aufsicht Bänezets brachte die Mittel für den Bau zusammen. Ein Hospital bei der Brücke, an der noch im 13. Jahrhundert permanent gebaut wurde, ist erst Ende dieses Jahrhunderts erwähnt, dürfte aber schon bald nach Erstellung der Brücke errichtet worden sein. 1187 wurde den Brüdern eine Kapelle mit Friedhof gewährt. 1188, als der Prior Benedikt die Bruderschaft leitete, war die Brücke provisorisch vollendet171). Im 13. Jahrhundert wurden trotzdem weitere 166) Vgl. Paulus 106 Anm. 6. 167) Boyer 168) Vgl. Le (wie Anm. 159) Bd. 2 S. 256, Boyer S. 646. Blevec S. 90. I69) Vgl. Paulus (wie Anm. 159) Bd. 2 S. 258. 11-0)Boyer S. 649. 171) Vgl. Boyer S. 93ff. S. 641 und Le Blevec S. 642 und Le BlevecS. 50 LUDWIG SCHMUGGE Ablässe für die Beteiligung am Brückenbau verliehen, so durch Innozenz IV. 1251 ein Jahr und 40 Tage172). Nachdem die Stadt das Werk am Ende des 13. Jahrhunderts übernommen hatte, widmete sich die die Bruderschaft nur noch dem Hospital und der Pilgerbetreuung, nicht nur einen nebensächlichen Teil des opus pontis" darstellte173). Nördlich von Avignon liegen Brücke und Hospital von Pont-StEsprit174). Im Sog des Erfolgs von Avignon begann man Mitte des 13. Jahrhunderts zwischen Vienne und Avignon eine Brücke über die Rhone zu bauen, gefördert durch eine Bruderschaft. Ein Hospital entstand dort ebenfalls noch im 13. Jahrhundert. Als die Brücke 1309 vollendet ist, hat der französische König Philipp der Schöne aber bereits seine Hand darauf gelegt. Das Hospital hatte im 14. Jahrhundert immerhin eine Kapazität von 36 Betten. Im Bereich der Santiago-Pilgerwege sind ähnliche Aktivitäten bekannt, allerdings schon einige Zeit früher: Dominicus de la Calzada (gestorben 1109) und der Eremit Johannes von Ortega (gestorben Brücken- und 1163) sind Beispiele solcher später heiliggesprochener im Dienst der Pilger. Über den Mino hatte ein Petr its Straßenbauer ihm Brücke König Alfons dafür schenkte eine gebaut, peregrinus Maria Santa de Portomarin Kastilien 1126 die Kirche von von Brückenspitals173). ihm die Betreuung Auch das überließ und eines San Marcos-Hospital in Leon ist im Zusammenhang mit der Brücke über den Fluß Bernesca zwischen 1150 und 1170 entstanden. 1152 werden ministri pontis und 1171 ein Hospital an derselben Brücke des Ordens Besitz den Dieses ist dann in erwähnt. von Santiago VII. gekommen176). So ist beim eine ähnliche zeitliche Verschiebung festzustellen Spanien und Frankreich zwischen Italien, wie bei der In Deutschland Gründung Pilgerhospitälern. sind Brückenbauvon belegt, hier fehlen auch ten erst seit dem 12. Jahrhundert im Brückenbau 172) Belege bei Paulus (wie Anm. 159) Bd. 2 S. 253f. 173) so Boyer S. 641. S. 98-105. 174) Boyer S. 644, Le Blevec 175) Lacarra (wie Anm. 79) Bd. 3 Nr. 3 S. 15-16. 176) D. W. Lomax, La orden de Santiago (1170-1275), dios medievales, Estudios 38, Madrid 1965, S. 69f. CSIC-Escuela de estu- PILGERVERKEHR IDI MITTELALTER 51 BrückenbruderNachbarländern zu den romanischen schaften fast ganz. Doch gibt es auch im deutschen Reich zahlreiche So ist die mittelalterliche Brücke Spitäler an Brücken. historisch unmittelbar zum Spital zu stellen. Beide dienten vor allen anderen den Pilgern" 1TT). Unterschied Zusammenfassung Untersuchung einiger PilgerNach der schwerpunktmäßigen in Frankreich, Italien und Spanien hospitäler und Hospitalketten lassen sich einige allgemeine Ergebnisse formulieren. Vorab ist zu bemerken, daß hier nur die Hospitäler, welche für Pilger und Reisende auf dem Weg zu heiligen Stätten errichtet wurden, von Interesse sind. Die städtischen Spitäler und Leproserien blieben grundsätzlich außer Betracht, wenn sie auch gelegentlich Pilgern offenstanden. bildete eine wichtige Stütze des FernpilgerDas Hospitalwesen Romea der An via wurden zwischen etwa 1030 und 1120 verkehrs: eingerichtet, ebenso am camino de Sanviele neue Pilgerhospitäler (zwischen 1050 und 1130), während in tiago südlich der Pyrenäen die Hauptwelle der SpitalSüdfrankreich (Toulouse ausgenommen) datiert. 1230 Im Raum von Lucca 1120 und gründungen zwischen Abstand der mittlere zwischen den Hospitälern nach Esch nur etwa 5 km, Nasalli Rocca schätzt diese Distanz an der Emilia auf etwa 10 Meilen178), während der Pilger am camino de Santiago im Durchschnitt entstanalle 15 km auf ein Hospital traf. Paßhospitäler in den Westalpen und im Apennin den neu oder wurden restauriert, betrug Ostalpen in den Jahrhundert 1140, 11. erst und etwa zwischen In den Pyrenäen waren die Häuser am ab Mitte 12. Jahrhundert. (um 1132) schon um 1150 Somport (vor 1094) und in Roncesvalles Brücken und Seit dem 12. Jahrhundert erleichterten weltberühmt. Mitte 117) ¢Maschke (wie Anm. 158) S. 287. Vgl. auch dort S. 266f. und 282f. In Namur z. B. lassen sich Brücke und Hospital im 12. Jahrhundert nachweisen: Aux origines du grand Höpital de Namur, Vgl. A. M. Bonenfant-Feytmans, Annales de Ia Societe arch@ologique de Namur 60 (1980) S. 23-65, bes. 34ff. 1'111)Esch (vie Anm. 39) und E. Nasalli Rocca, Ospedali e canoniche regolari, in: La vita commune del clero nei secoli XI e XII (Miscellanea del Centro di Studi Medioevali 111,2) Mailand 1962, S. 16-25. 52 LUDWIG SCH¢MUGGE mit diesen verbundene Hospitäler das Reisen in Italien, Spanien, Deutschland und Frankreich. Träger der Gründungswelle waren neben den Königen (Spanien) und Grafen (Mathilde) auch Bürger südfranzösischer und italieden Unter Städte. geistlichen Förderern ragen neben Klönischer stern und Bischöfen die Kanonikerstifte hervor. Fonseca verdanken wir den Hinweis, daß viele Kanonikerstifte im 11. und 12. Jahrhundert mit Hospitälern und Assistenzaufgaben für Arme und Pilger gegründet worden sind, was sich sowohl am titulus dedicationis (Christophorus, Egidius, Jakobus, Julianus) als auch an den normatiläßt179). Kanonikergemeinschaften Auch Nader Texten ablesen ven salli Rocca hat auf den Zusammenhang zwischen den sich ausbreitenden Kanonikerstiften seit dem Ende des 11. Jahrhunderts und dem Ausbau von Hospitälern besonders an Pilgerstraßen und in Pilgerorten aufmerksam gemacht' 0). Die Gründung vieler Hospitäler, welche vornehmlich den pereLaien die Initiative von zurück, die auf offenstanden, grini geht auf diese Weise der Forderung nach hospitalitas und Armenfürsorge nachkamen. Sie haben dann ihre Gründungen alsbald unter den Schutz der römischen Kirche gestellt, wie an vielen päpstlichen Privilegien abzulesen ist. Der Liber Censuum, das päpstliche Zinsbuch von 1192, nennt 50 Hospitäler, von denen sich zwei Drittel in Italien befanden, die nach Rom einen Anerkennungszins zahlten und unter dem Schutz der römischen Kurie standen1ß1). Dieser Zins war relativ niedrig und machte noch nicht ein Prozent aller nachweisbaren Gesamteinnahmen der Kurie aus. Mit dem Hospital war immer eine Kirche, oft auch ein Friedhof verbunden, die Hospitäler hatten das Dieser Eingriff in die Rechte von entsprechende Begräbnisrecht. Bischöfen und Pfarrern führte oft zu Konflikten und Streitigkeiten mit den lokalen kirchlichen Instanzen, bei denen aber die Kurie die 179) Vgl. Fonseca (wie Anm. 35) S. 484f. und 496f. Er führt die Consuetudines von S. Jean de Vigne und den Liber Ordinis von S. Victor in Paris als Beispiele (wie Anm. 22) S. 115f. Zwei Beispiele für Kanonikerstifte an. Vgl. auch Mollat mit Spital im deutschen Raum: Brixen, Neustift (1142) und Ulm (1183), Ulmer UB 1,15. 180) Nasalli Rocca (wie Anm. 178). 181) Vgl. Pfaff (wie Anm. 42) S. 497. I¢I PILGERVERKEHR 53 ¢IITTELALTER Anliegen der Hospitäler nach Kräften förderte. Geleitet wurden die Hospitäler meist von Geistlichen (mnagistri oder rectores), die einer Gemeinschaft von fratres vorstanden und das Hospital verwalteten. Im Bereich der städtischen Hospitäler gab es daneben auch Laien als provisores oder procuratores. Die Häuser lebten und versahen ihren Dienst auf der Basis von Schenkungen, Grundbesitz und Almosen, wie andere geistliche Institutionen auch. im Laufe des 12. von neuen Hospitalgründungen Jahrhunderts les erlaubt die These le douzieme siecle a vu proliförer fondös par de pieux laics", wie Bienvenu etablissements charitables hatten zumeist nur die hat's). Noch im 11. Jahrhundert es formuliert ihren Klöstern Hospitäler für Arme und großen Benediktinerabteien Die Vielzahl Pilger Deren soziale Aktivitäten nahmen im 12. Jahrangegliedert. hundert ab und wurden durch die schon im 11. Jahrhundert einsetBemühungen der neuen Kanonikerund Mönchszenden karitativen gemeinschaften ergänzt, so daß man auch für das 12. Jahrhundert traditionnelle" von einem net progres de la charite ecclesiastique Trägerschicht der karitativen Aktivitäten waren sprechen kann"). vor allem Laien, die burgenses, eine neue, seit dem 12. Jahrhundert kleine Schicht der Bevölkewenn auch recht vermögende, relativ durch eine neue Wertung des Armutsrung. Sie wurde inspiriert des 11. ideals, welches seit der Kirchenreform von den Predigern Jahrhunderts wurde. Da diese Laien für die Teilnahme an verbreitet Kreuzfahrten den bewaffneten weniger geeignet schienen, sicherten sie ihr Seelenheil in der Sorge um die stetig wachsende Schicht der der Leprosen'$). Im Zusammenschluß deracines" und zu pauvres deren erstes Auftreten confrater nitates, zu Hospitalbruderschaften, wir in Angers um 1075/80 feststellen konnten, fanden sie die geeignete Form, ihre Absichten in die Tat umzusetzen. im Rahmen Anfangs neuer religiöser Gemeinschaften gerieten sie dabei durchaus in Kon- "g) J. Bienvenu, Fondations lalques L'exemple XIIe charitables au siecle: -M. de I'Anjou, in: Etudes sur l'histoire de la pauvrett, hg. v. M. Mollat (Publ. de la Sorbonne, Etudes 8) Bd. 2 S. 563-569, Zitat S. 563. Vgl. auch J. -M. Bienvenu, Pauvret8, miseres et charit6 en Anjou aux XIe et XIIe sii'cles, Le Moyen Age 72 (1966) S. 389-424,73 (1967) S. 5-34 und S. 189-216. ") Bienvenu `a') Vgl. S. 564. Bienvenu, Moyen Age 72 S. 389f. und M. Mollat (wie Anm. 22). 54 LUDWIG SCHMUGGE Gewalaber auch mit den lokalen weltlichen mit den kirchlichen, hat sich vor allem in der Gründung von städtiten. Diese Aktivität schen Spitälern niedergeschlagen, war aber auch für die Versorgung der Pilger nicht ohne Bedeutung. der großartigen Eine erste zeitgenössische Würdigung sozial- flikt Leistungen findet sich bei Jakob von Das 29. Kapitel widmet er Vitry in seiner Historia occidentalis18'). den Armen- und Leprosenhospitälern Bruund den sie betreuenden Jakob ist voll des Lobes für die Männer und Frauen, derschaften. der Pflege der Kranken welche sich unter Selbstaufopferung und Pilger in ihren Häusern widmen, ihnen Quartier und Nahrung geben. Er verschweigt nicht mehr Orte der nicht, daß einige Hospitäler Nächstenliebe, et prostibula sondern speluncae latronum uzeretr ifürsorgerischen der Hospitäler seien1S8). Vier Hospitäler cium, et synagogae iudeorum geworden hebt er besonders hervor, an erster Stelle Santo Spirito in Rom, Antoniushospital das dann das Samsonhospital in Konstantinound in Roncevaux pel, ferner das Marienhospital als die bekanntesten daß mit dem ausgehenden Pilgerhospitäler. So ist festzuhalten, 11. der Hospitalgründungen Jahrhundert das goldene Zeitalter einsetzte im folgenden Jahrhundert fand. Seit dieser und seinen Höhepunkt Zeit gab es entlang den großen Pilgerrouten Herbergen für peregrini in so dichter hospitalkette daß man durchaus kann. sprechen Folge, von einer regelrechten 4. Zu einigen Konsequenzen des organisierten Die Pilgerhospitäler und die Entstehung Gastang Pilger- Pilgerverkehrs der kommerziellen Trotz des dichten Netzes von Pilgerhospitälern an den bedeuEuropas waren die peregrini stets dartenderen Wallfahrtsstraßen Historia occidentalis, ed. J. F. Hinnebusch 195)Jakob -von Vitry, Fribourg 17) 1972. Friburgense gium (Spicile- S. 149,18-20 11) Ed. Hinnebusch und S. 276-284. Vgl. zu dem HospitalkapiHospitalite tel M. Mollat, et assistance au debut du XIIIe sii cle, in: D. Flood Forschungen (Hrsg. ), Poverty in the Middle Ages (Franziskanische 27) Werl (vie Anm. 22) S. 128. 1975, S. 37-51 und 1liollat PILGERVERKEHR IMI MITTELALTER 55 auf angewiesen, auf ihrem Weg zu den Schreinen der Heiligen anderswo als in kirchlichen Hospitälern Übernachtung und Verpflegung zu suchen, oftmals unter freiem Himmel oder in Privatquartieren", vor allem deshalb, weil die Kapazität der Hospitäler begrenzt gewesen ist. Für viele Häuser wird eine Zahl von 12 Betten genannt, sicherlich bedingt durch die mittelalterliche Vorliebe für symbolische Zahlen. Gleichwohl haben viele Unterkünfte kaum mehr, eher weniger Platz gehabt. Hospitäler mit weniger als 12 Betten waren keineswegs selten. Nur in den größeren Städten, wie Santiago, Burgos, Toulouse oder Paris hat es der Kapazität nach größere Häuser gegeben. Über Kapazität und Leistungen der Pilgerhospitäler besitzen den für der in Angaben Teil des Jakobsweges spanischen wir einige Zeit des späteren Mittelalters. Nach einer Urkunde Bischof Michaels Januar 4. 1285 hatte das dortige Michaelshospital Pamplona vom von 40 Betten und gab täglich ebensoviele Portionen Brot, Fleisch und Bohnen aus"). Das Hospital S. Juan in Oviedo verteilte um 1300 täglich 25 Portionen Brot und Wein, davon waren 8 reserviert in i. sum pauperunn peregrinorunar88). Sowohl durchreisende Pilger wie örtliche Arme nahmen also die hospitalitas in Anspruch. Das führte notwendigerweise zu Spannungen und Verdrängungsprozessen. Eine Kapazität von etwa 12 Betten bedeutete nicht, daß ein solches Haus nur 12 Pilger aufnehmen konnte. Sowohl bildliche (Mibezeugen, daß in Quellen jedem Bett 2-3 literarische wie niaturen) Menschen schliefen. In Zeiten großen Andrangs konnten es sogar mehr Personen sein, die sich in ein Bett teilen mußten. Einschlägige Klagen sind für das 2. Heilige Jahr in Rom durch das Tagebuch des Buccio di Ranallo bekannt'89). Die Verpflegung, welche an peregrini in Spanien im Spätmittelausgegeben wurde, konnte manchmal alter in Pilgerhospitälern So befriedigen. durchaus Ansprüche sahen gehobene wie wir schon 1) Lacarra (wie Anm. 79) Bd. 3 Nr. 61 S. 70-71. '') Ebenda Nr. 62 S. 71-72. dal di Roma 189 Vgl. dazu M. Romani, Pellegrini nell'economia e viaggiatori XIV al XVII secolo, (Edizioni dell'Univ. cattolica del Sacro Cuore 25) Mailand 1948, S. 136 Anm. 144. Zur Kapazität von städtischen Hospitälern im 13. und 14. (wie Anm. 22) S. 181f. Jahrhundert vgl. Mollat 56 LUDWIG SCHnNGGE Jahrhundert im 13. Brot in Villamartin (Carrion) die Pilger erhielten Butter Gemüse100). Fleisch, Käse, Eier, Wein, und auch aber und Von daher ist es verständlich, daß an manchen Orten AufenthaltsbeSie durften Pilger für zumeist nicht erlassen wurden. schränkungen länger als 1-3 Tage in den Hospitälern verweilen, was durch Einkerbungen an ihrem Pilgerstab sichtbar gemacht wurde. Offenbar suchten besonders die ärmeren Pilger sich in reichen" Spitälern länger Sozialfürsorge die die belasteten örtliche dann wie und aufzuhalten Versorgung der durchreisenden Mitpilger. Der anwachsende Pilgerverkehr in Europa im 11. und 12. Jahrhundert hat neben dem gleichzeitigen Aufschwung des Handels auch beigetrakommerziellen Gastlichkeit der Entstehung wesentlich zur derart Die Pilgerströme an, daß nicht mehr alle peregen. schwollen Unterkunft Verpflegung in kirchlichen Hospitälern erhalund grini ten konnten. Sie waren auf ihrer Wanderschaft jedenfalls schon imden Märkten Verpflegung Getränke darauf und auf mer angewiesen, und erzählende Quellen zu erwerben. Zahlreiche Mirakelberichte Mengen Lebensmittel Pilger daß mitführten. größere schildern, Auch die Nachfrage nach Quartier außerhalb von Pilgerhospitälern Waller gern den etwas spartanischen wuchs, zumal wohlhabende Komfort gegen bessere Betten und reichlichere Speisen eintauschten bereit dafür waren. zahlen zu und So entstanden - zuerst faßbar entlang dem Santiagopilgerweg 12. Jahrhunderts Einrichtungen der kommerziellen des im Laufe Gastlichkeit. Zuerst stößt man neben den privaten Quartiergebern die den Pilgern Herbergswirte, albergarii, wohl auf professionelle Quartier, aber anfangs noch keine Mahlzeiten bieten. Diese konnten Herberge die den der in Wallfahrern zubereitet von werden, aber Zutaten erwarben sie auf dem örtlichen Markt. Bald gingen aber die dazu ihrerseits Santiaüber, In Mahlzeiten anzubieten191). albergarii 190) Lacarra (wie Anm. 79) Bd. 1 S. 331191) Vgl. dazu L. Schmugge, PilgerverZu den Anfängen des organisierten in: H. kehrs und der Unterbringung von Pilgern im Mittelalter, und Verpflegung (Hrsg. ), Gastfreundschaft, Taverne und Gasthaus im Mittelalter C. Peyer 3) München 1983, S. 37-60, bes. (Schriften des Historischen Kollegs-Kolloquien S. 52 f. PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 57 go erkämpfen sie dieses Recht im Laufe des 12. Jahrhunderts. Selbst in den kleineren Orten entlang den Pilgerstraßen existierten ferner Tabernen, in denen man zwar essen und trinken, aber nicht übernachten konnte. Es versteht sich fast von selbst, daß auch in Rom bereits im 12. Jahrhundert eine florierende kommerzielle Gastung anzutreffen ist. Wir können uns demnach die Herausbildung einer. kommerziellen Gastung im 12. und 13. Jahrhundert entlang den bedeutenden Pilgerrouten folgendermaßen erklären: Trotz der traditionellen klösterlichen hospitalitas und trotz zahlreicher, neu entstandener Pilgerhospitäler in Städten, an Pässen und Flußübergängen, aber auch auf dem Land, nahm der Bedarf und die Nachfrage nach Quartieren gegen Entgelt durch Pilger und andere Reisende zu. Professionelle diesen Bedarf deckten zuerst in den Städten, und es gealbergarii lang ihnen bald, den Gästen auch Verpflegung anbieten zu dürfen, Tabernenrecht Schankdas und offenbar mehr und mehr libezumal ralisiert wurde. So bildete sich am Santiagopilgerweg, in Rom und in Oberitalien schon im 12. Jahrhundert, im übrigen Europa seit dem 13. Jahrhundert, das kommerzielle Gastwirtshaus heraus, wo ReiQuartier Pilger Mahlzeiten Entgelt auch und also sende gegen erhielten'`=). Orden im Dienst an den Pilgern Das 12. Jahrhundert ist nicht nur die große Zeit der Hospitalgründungen, damals entstanden auch zahlreiche Orden, die sich anfangs ausschließlich, später nur noch sekundär, dem Dienst an Pi119=) H. C. Peyer, Gastfreundschaft Gastlichkeit im Mittelalund kommerzielle ter, HZ 235 (1982) S. 265-288. Toulouse hatte im 15. Jahrhundert eine HotelkaL'Hötellerie, pazität" von ca. 400 Betten. Vgl. dazu P. Wolff, auxiliaire de la route. Notes sur les hbtelleries toulousaines au Moyen Age, Bulletin PhilologiCTHS 1960, Bd. 1, S. 189-205. Vgl. ferner die Arbeiten que et Historique ... Pilgerspitäler, (wie Anm. 66). Für Spanien jetzt: H. Kellenbenz, von Coulet C. in: H. Frühe Neuzeit), Albergues und Ventas in Spanien (Spätmittelalter Peyer, Gastfreundschaft (wie Anm. 191) S. 137-152. Ferner E. Cohen, ... Studi medievali 3° ser. Roads and Pilgrimage: A Study in Economic Interaction, 21 (1980) S. 321-341. LUDIVIG 58 SCH111UGGE kann die GründungsgeHier Wallfahrern verschrieben. und gern in Gemeinschaften dieser werden, extenso untersucht nicht schichte Zusammenhang im dem Bemerkungen mit einige wir müssen uns auf die Pflegebeschränken eigentlichen Pilgerverkehr nur und werden behandeln'93). und Hospitalorden Die um 1100 in der Dauphinä gegründete Antoniter-Gemeinder Mutterkornbrand Pflege die hatte am sich ursprünglich schaft Von Anfang hat Menschen Ziel aber an gesetzt. zum erkrankten diese Gemeinschaft offenbar auch Pilger betreut's'). Mischlewski hat Antoniter der de Camino Reihe daß Hospitälern am eine von gezeigt, Santiago in Frankreich und Spanien lagen, insbesondere auf der Daneben Genf-Chambery-Rhonetal-Toulouse-Leon. Strecke Ranverso im Jahrhun12. Ruffino) Susa (nach in schon und auch sind die von den Antonitern betreut wurden, bedert Pilgerhospitäler, die Antoniter Als Ordensgemeinschaft sind allerdings erst zeugt"'). im Jahre 1247 durch Papst Innozenz IV. anerkannt worden196). Von den im Zusammenhang mit der Eroberung Jerusalems im Heiligen Land entstandenen Gemeinschaften hat die seit 1099 bestehende Kommunität der Fratres et Sorores S. Sepulcri schon bald Hospitäler in Spanien, Italien, Frankreich und England erworben, die insbesondere für die Betreuung von Jerusalem-Pilgern bestimmt Hospitaliter können ihre Anfänge Johanniter Die oder auf waren"'). die in Jerusalem vorhandenen Hospitalaktivitäten zurückführen. Der Pilger Bernhard der Mönch erwähnt noch um 870 ein von Karl dem Die geistlichen Ritterorden. Stellung zur Ihre allgemein des Entwicklung und wirtschaftlichen kirchlichen, politischen, gesellschaftlichen (wie Anm. 96) Bd. 2 S. 166-182. Berlin 1908, S. 7f. und Reicke Mittelalters, (wie Anm. 22) S. 118f. Mollat Le prime fondazioni ospedaliere anto194) Zu den Antonitern vgl. I. Ruffino, in: Monasteri in Alta Italia Torino 1966, S. 541-570 und Italia, Alta in niane ..., Grundzüge der Geschichte des Antoniterordens bis zum AusA. Mischlewski, (Bonner Beiträge zur Kirchengeschichte Köln 1976, 8) Jahrhundert des 15. gang de Morembert, Les commanderies H. Tribout S. 17-47. antoniennes de (1978) S. Fanjeaux 13 357-363, bes. S. 361f. de Cahiers l'Aude, S. 34 mit Karte 2. 195) Mischlewski (Hrsg. ) Les Registres de Innozent IV. Bd. 1 Nr. 2576 S. 383. 191) E. Berger 197) Vgl. K. Elm, Fratres et Sorores Sanctissimi Sepulcri, Frühmittelalterliche Sigal (wie Anm. 1) S. 71. Studien 9 (1975) S. 287-333. 193) Vgl. H. Prutz, PILGERVERKEHR IM MIITTELALTER 59 Großen in Jerusalem Hospital'98). Dieses hat aber wohl gegründetes das 10. Jahrhundert Im 11. Jahrhundert nicht überdauert. gründete Mauro de Pantaleone dann der Amalfitaner ein Hospiz (S. Maria Latina, vor 1071), ein weiteres entstand um 1080. Den Kreuzfahrern erschienen beide als eine Einheit, als das Hospital (hospitale S. Johannis) 1113 erhielt es von Papst Paschalis ein feierlischlechthin. in welchem weitere Xenodochien in Bari, Otranto, ches Privileg, Taranto, Messina, Pisa, Asti und Saint-Gilles dem Hospital zugeals hörig" bezeichnet werden190). Um 1120 das Hospital eine von war den Herrschern des Heiligen Landes und vom Papsttum anerkannte die karitative Dienste an Armen, Pilgern eigene Institution, und Anfangs eine Spitalbruderschaft, hat sich diese Gemeinschaft erst seit der Mitte des 12. Jahrhunderts zum Ritterorden aufgeschwungen Chamit vorwiegend militärisch-ritterlichem Spitalrakter. Vor etwa 1135 kann sie mit Hiestand als bürgerliche" bruderschaft bezeichnet werden201). Inwieweit die frühen Niederlassungen des Ordens in Europa den Charakter von Pilgerherbergen Kranken leistete"200). Papst Paschalis II. empnicht mehr festzustellen. fiehlt den vom Leiter des Spitals, Gerald, nach Europa zum AlmosenArcelin der Christenheit daß die sammeln gesandten und betont, Hospitaliter peregrinorum et pauperum curam gerant202). Im Lauf haben die Hospitaliter des 12. Jahrhunderts besonders in Italien eine Hospitälern Reihe von schon bestehenden übernommen oder neue die Hospitaliter In Barletta betreuten gegründet. seit der Mitte des hatten, ist jedoch für Pilger bestimmtes 12. Jahrhunderts Hospital, ein vornehmlich welches ihnen 1179 durch König Wilhelm II. bestätigt wurde203). Das Johanniterhospital in Troja wurde von Papst Lucius III. erstmals `) Dazu zuletzt R. Hiestand, Die Anfänge der Johanniter (Die geistlichen Ritterorden Europas - Vorträge 26) Sigmaringen 1980, S. und Forschungen 31-80, bes. S. 33f. 189) Hiestand S. 52, JL 6341. 200) Hiestand S. 53. 201) Hiestand S. 80. 2°=) Hiestand le Roulx, Anhang Nr. 1 und J. Delaville de fordre des Hospitaliers de S. Jean de Jerusalem 1100-1200, Paris 1891 Nr. 31 S. 30. ') Delaville le Roulx Nr. 562. Cartulaire gdnerale Bd. I: (1100-1310) 60 LUDWIG SCMIUGGE im Besitzungen 12. Jahrhundes Ordens Weitere schon erwähnt204). dert befanden sich in Molfetta und Neapel. Orden im Verlauf des 3. Kreuzzuges Auch er ist 1189/90 in Akkon als eine entstanden. Feldspitals Hospitalgemeinschaft gegründet eines deutschen worden, welche vielleicht mit dem vor 1143 in Jerusalem entstandenen Als letzter der Ritterorden für Deutsche ist der Deutsche zu setzen ist205). Dieses kann jedoch nicht sehr bedeutend gewesen sein, wird aber im Bericht In dem 1191 des Pilgers Johann von Würzburg (um 1165) erwähnt. Akkon gab es im 13. Jahrhundert 5 mindestens wieder eroberten das Deutsche Hospital, das englische St. Hospitäler: -Thomas-Spital, die Hospitäler der Pisaner (Hl. Geist), Bretonen (St. Martin) und der Johänniter. Als ersten Besitz im Abendland erwarb das Deutsche Spital von Akkon das Thomasspital von Barletta206), also ein Hafenhospital, weitere dieser Art folgten in Palermo und Brindisi, was für die ursprüngliche der Pilgerbetreuung Allerdings Absicht spricht. Regel die davon nur noch im 1240 erste redet um aufgeschriebene Hospital Pilger in Verbindung Perfekt207). Der Orden vom Heiligen Geist wurde zwischen 1160 und 1170 in Montpellier gegründet, ein erstes Hospital in Pyla-Saint-Gely errichtet. Internationalen Aufschwung nahm die Gemeinschaft vom HeiliJahrhunderts, 13. des Geist Anfang als Papst Innozenz III. gen erst die Brüder mit dem Bau und der Betreuung des Hospitals Santo Spirito in Rom betraute und gleichzeitig die Zentrale mit dem Rektor Guido (gestorben 1208) nicht ohne den Widerstand der französischen Das Hospital der Heiligen Maria in Hospitäler nach Rom verlegte). I priorati, i baliaggi e le commende del 1269. Vgl. 31. Gattini, Giovanni S. di di Gerusalemme ordine sovrano militare nelle provincie meridioNeapel 1928nali d'Italia..., Studien zur Frühgeschichte 205) Vgl. M. -L. Favreau, des Deutschen Ordens 1974, S. 35-63 und U. Arnold, Entstehung (Kieler Hist. Studien 21) Stuttgart Ordens (Vortr. Deutschen des Frühzeit und Forsch. Bd. 26: Die geistl. und Europas) Sigmaringen 1980, S. 81-107, bes. S. 83. Ritterorden S. 61. 200) Vgl. Favreau fiste prius hospitalia 207) bei Reicke quam miliciam habuit..., ordo zitiert ... (wie Anm. 96) Bd. 1 S. 119, vgl. auch S. 112-149. a Rome et en Italie de fordre du Saint-Esprit 208) M. R ev e 1, Le rayonnement de Cahiers de Fanjeaux 13 (1978) S. 343-355. Montpellier, 204) Ebenda Nr. PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 61 (wie es der Traum Innozenz' Sassia war nicht nur für Findelkinder III. will) gedacht, sondern dort wurden pauperes die nocteque de huc venientes200) aufgenommen, also war mundi partibus quatuor Aufgabe des Hospitals. Pilger durften sich auch die Pilgerbetreuung Dauer von 8 Tagen aufhalten. Im 13. bis zu einer maximalen ist die Hospitalbruderschaft Jahrhundert vom Heiligen Geist dann in besonders im in Forez, im Lyonnais, Frankreich anzutreffen, ganz der Dauphinä und im Gebiet Anjou, aber auch in der Westschweiz, der Languedoc in Neben dem Turin und der Provence. sowie um Santo Spirito in Rom besaß der Orden im Jahre 1256 9 Hospital dort Hospitäler es bereits in Frankreich, 56, vornehmlich 3 in Spanien, entlang 3 in Polen. 1291 aber waren den großen Pilger- und Handels- straßen210). Als ein weiterer Hospitalorden des 12. Jahrhunderts sind die Kreuzherren zu nennen. Die cruciferi oder cruciati wurden von einem Kreuzfahrer namens Cletus gegründet. Papst Alexander III. jedenfalls hat 1169 dem Prior Gerhard und seinen Brüdern iuxta beate menzoriae Cleti viventibus ihre Regel bestätigt disciplinam Schutz ihre Häuser unter seinen genommen211). Ihr Mutund sie und terhaus, die donuts cruciferorunz sancte Mariae de Morello, bei Bologna an der Strada Romea zwischen der Stadt und dem Fluß Savena Grundstein und ein Schutzprivileg vom gleiseinen erhielt gelegen, chen Papst, viele weitere päpstliche Schreiben folgten. Das Hospital zinste zuerst ein Pfund Wachs, später zwölf Imperialen nach Rom212). Der Orden, dem auch Laien angehörten, wuchs sehr rasch, ein ausführliches Privileg Papst Gregors IX. vom 10. Juli 1228 für den Generalmagister Bartholomeus zählt bereits 55 Hospitäler auf=13);außer in Accon und auf Kreta befanden sich alle in Italien, wo der Orden in fünf Provinzen eingeteilt war. Nicht nur die Päpste, auch die Kaiser die Kreuzherren nach Kräften. Alle Hospitäler der privilegierten 209)Zitat bei Revel S. 349. 210)Vgl. dazu Revel S. 350f. in Ita211) P. F. Kehr (Hrsg. ), Italia pontificia V, 284-288 und Papsturkunden lien I (1977) S. 535ff. 21`2)Liber Censuum ed. Fabre-Duchesne (1905) I S. 100-101. 213) Les Registres de Gregoire IX., ed L. Auvray, Bd. 1, Paris 1896, Nr. 209 S. 123-125. 62 LUDIVIG SCH1üUGGE der römischen Kurie. unterstanden unmittelbar scheint der Orden schon im 13. Jahrhundert seine Blütezeit schritten zu haben. Kreuzherren Doch über- Die aus dem Hospital von Altopascio hervorgegangene Gemeinschaft der Jakobsritter ist bereits erwähnt worden. Altopascio wurde seit dem Ende des 11. Jahrhunderts zum Mutterhaus eines über die der Pilgerpflege und dem ganze romanische Welt verbreiteten, Brückenbau dienenden Ordens. Aber erst Gregor IX. verlieh ihm eine Regel, 1239 die Johanniterregel214). Die Brüder - größtenteils Laien - lebten bis dahin nach der Augustinusregel. Vielleicht ließ der ungeheure Reichtum des Hospitals von Altopascio eine straffere Organisation und päpstliche Kontrolle ratsam erscheinen. 1244 bestätigte Friedrich II. dem Orden alle Besitzungen und Privilegien und nahm ihn unter kaiserlichen Schutz215) Die Ritterorden auf der iberischen Halbinsel schließlich übernahmen von Anfang an militärische Aufgaben. Trotz seines Namens hatte der Orden von Santiago nur wenig mit den Pilgerfahrten zum Grab des Apostels Jakobus zu tun215). Um 1160 gegründet, hatte er im Markushospital Zentrum in Leon, dessen Zweck, sein allerdings die Betreuung von Santiagopilgern, ganz eindeutig war. Wie aber Gemeinschaften bei vergleichbaren auch verlagerte sich die anderen Hauptaufgabe der Santiagoritter von der Pilgerbetreuung mehr und Gebiete. mehr auf militärische Pilgerabzeichen Ein wesentliches Kennzeichen der Herausbildung eines organiim Mittelalter Pilgerverkehrs ist die Entstehung von typisierten Heiliger Abzeichen einzelner und Pilgerorte. Aus dem Bestreschen des Frühgeschichte Ordens F. Schneider (wie Anm. 39) S. 34f. zur Altopascio, a Forgotten Order, American Historical Rev. 29 und E. Emerton, (1923) S. 1-23. S. oben S. 17f. 216) J. L. A. Huillard-Breholles, Friderici Historia diplomatica II. VI, 1, Paris 1860, S. 178-182, wo die Besitzungen des Hospitals aufgezählt werden. (wie Anm. 176), Sigal 216) Vgl. dazu Lomax (wie Anm. 1) S. 70 und B. Aus der Frühzeit der geistlichen Ritterorden Schwenk, Spaniens, (Vortr. und Forsch. 26: Die geistl. Ritterorden Europas) Sigmaringen 1980, S. 109-140, bes. S. 124. 214) Vgl. PILGERVERKEHR IDI MIITTELALTER 63 ben der peregrini, von der Wallfahrt nicht nur Erbauung, Heilung Zeichen Sündenvergebung, sichtbares sondern auch ein mit nach und Hause zu bringen, haben sich die Pilgerzeichen seit dem 12. Jahrhundert entwickelt. Im Hoch- und Spätmittelalter kann man getrost von einer Souvenirindustrie für Pilger sprechen217). Eine solche hat sich vor allem in größeren Pilgerorten, so in Santiago und Rom, herausHeiligJahrhundert haben für die dem Seit 11. großen sich gebildet. tümer bestimmte Zeichen eingebürgert. Anfangs galten sie als Ausweis einer vollzogenen Peregrinatio und verbürgten für den Waller so etwas wie den Nimbus des heiligen Ortes, wenn man sie mit dem Schrein in Berührung gebracht hatte. Aus Zinn, Blei oder Leder gefertigt, oder auf Papier gestempelt, für wohlhabende Pilger auch in Silber oder Gold zu haben, fanden sie bald reißenden Absatz. Das klassische Abzeichen der Santiagopilger, die Muschel, wird bereits im Pilgerführer erwähnt215, während für Rom Bleibullen der Apostel sowie das Schweißtuch der Veronika das entsprechende Signum waren. Die Produktion der Abzeichen lag in den Händen eigener Zünfte und Gilden, der Concheiros in Santiago oder der Bibliotiers in Frankreich'-"). Produktion und Vertrieb dieser Pilgerzeichen stellten im 12. Jahrhundert offenbar bereits ein sehr lukratives Geschäft dar. An vielen großen Pilgerzentren kam es nämlich gegen Ende des 12. Jahrhunderts zu Konflikten über den Vertrieb der Pilgeramulette. 1. In Santiago brach um 1200 eine Auseinandersetzung zwider die Kontrolle über den Handel anstrebte, schen dem Erzbischof, Schließlich zahlten die Concheiros dem aus'). und den Concheiros Erzbischof wurden eine Steuer auf ihre Läden. Santiagomuscheln offenbar auch häufig gefälscht, denn seit Innozenz III. (1207) schritSantiagopilgerzeichen ten die Päpste wiederholt gegen falsifizierte ein-1). 217) So E. Cohen, Trade in Southern France, In haec signa: Pilgrim-badge Journal of Medieval History 2 (1976) S. 193-214, S. 193. 218) Guide du Pi lerin (wie Anm. 242) S. 96. K. Köster, Pilgerzeichen und Pilin Schleswig (Ausgrabungen Santiagostraßen germuscheln von mittelalterlichen 1983. - Berichte und Studien 2) Neumünster 219) Vgl. Cohen S. 195. 2) Vazquez de Parga (wie Anm. 79) Bd. 1, S. 129-137. Cohen S. 197. 221) Vgl. Cohen S. 212 Anm. 14. If 64 LUDIVIG SCH¢IUGGE 2. Auch im Fall von St. Peter in Rom entbrannte ein Konflikt Jahrhundes Apostelzeichen Ende 12. der den Vertrieb gegen um Papst Innozenz III. in einer Bulle vom derts. Jedenfalls reservierte der Bleizeichen den KaVertrieb 18. Januar 1199) und Produktion de Peter: St. Eapropter tam signis reditum, quem nonikern von ... imaginem Petri Pauli praeet apostolorum sive*stagneis plumbeis propriae quibus eorum lintina visitantes in argumentum itineris devotionis consumati se ipsos insigniunt, et testimonium ipsi quam auctonostri et nos percipere consuevimus, predecessores fusoribus fundendi qui eave concedendi, volueritis quibus ritatem de ipsis tantum vobis et per vos canonicae vestrae respondeant, vobis ferentibus, et praesentis scripti patrocinio auctoritate concedintus St. Peter Oberaufbesaßen ja die Die Kanoniker von communimus. denn auch die drei Pilgersicht über den römischen Pilgerverkehr, herbergen von St. Michael, Santa Maria in Sassia und Santa Maria in praesentium hatte ihnen der Papst übertragen). Traspadina Das Recht der Kanoniker von St. Peter auf die Kontrolle von Pilgerzeichen Produktion der Vertrieb wurde wiederrömischen und Und da solches selten ohne holt vom Senat der Stadt bestätigt. Grund geschieht, läßt sich auch hier der Konflikt zwischen den Zeilen der Senator Annibaldo bestätigte Mal Das am 12. erkennen. erste März 1224') apostolorum principis et non alii ulla soli canonici habeantfaculfaciendi liberam plenam et signa stagnea vel plumbea tatem, et nulli alii signa stagnea ipsafundendi seit vendendi habeilli specialiter vel venditores quibus hiiant potestatem, Eine Strafe von je 10 Pfund dem canonici concesserint faccultate7n. Gold für das Kapitel und den Senat wurde bei Zuwiderhandlung andie Bestätigung durch den Senator Mal Das geschah gedroht. zweite Malabranca 1235'). Angelo Malabranca gestand den Kanonikern zu nisi fusores I Die Register Innozenz' III. hrsg. von 0. Hageneder und A. Haidacher, Osterreichischen des Kulturinstituts in Rom, hg. Studien Hist. f. (Publ. d. Abt. Quellen I. Reihe) Graz-Köln 1964, I Nr. 534 S. 272/ Abt. II. L. Santifaller, von 273. 223) Ebenda Nr. 296 S. 417-419. (Fonti per la 224) Codice diplomatico del Senato Romano I, ed. F. Bartoloni, I Nr. 72, S. 111-115, Zitat S. 113. 1948, Roma 87) d'Italia storia `) Ebenda Nr. 86 S. 143-145. `) PILGERVERKEHR 65 IM HIITTELALTER von St. Peter ein noch weitergehendes Recht am Pilger- und Herbergswesen zu: Die Pilger unterstanden spiritaliter dem forum beati Petri und durften von den Wirten nicht mit List und Gewalt in ihre Herbergen abgeworben werden, sondern hatten das freie Recht, sich niederzulassen, wo sie wollten. Sie durften auch die notwendigen dort kaufen, wo sie es wünschten. 1244 erneuerVersorgungsgüter ten die Senatoren Annibaldo und Napoleone das Privileg von 1224226). 3. In Rocamadour in Frankreich hatte das Kloster Toulle das Monopol für den Verkauf der Pilgerzeichen. Hier kam es zum Konflikt, als der Abt Elias von Ventadour auch den Bürgern das Recht verlieh, Abzeichen zu verkaufen, was Papst Gregor IX. 1237 wieder verbot. Die Bürger zahlten schließlich einen Zins für Produktion und Vertrieb an das Kloster, bis im 15. Jahrhundert ein erneuter Streit dem Bischof ausbrach7). Bürgern den und zwischen 4. Den Konflikt zwischen dem Hospital von St. Marien in Le Puy und den Kaufleuten der Stadt schließlich hat Cohen ausführlich Im Jahre 1210 erhielt das Hospital vom Bischof das dokumentiert): Recht, die sigilla stagnea vel plumbea (ein Marienbild mit dem Jesuskind) zu produzieren und in Stadt und Bistum zu vertreiben. Die Stadt weigerte sich aber, auf den offenbar einträglichen Handel zu Legat Robert Der von Courzon bestätigte inpäpstliche verzichten. des die bischöfliche Entscheidung im Jahre 1214. Der Streit zog sich hin: Alle, die ohne Genehmigung des Hospitals Pilgerzeichen fabriÜber exkommuniziert. wurden mehr als zierten und verkauften, die Auseinandersetzung hin Jahrhunderte schwelte vor geistlizwei chen und weltlichen Gerichten und gelangte bis zum Pariser Parladann Aufspaltung in einen vom führte Dies (1432). einer zu ment Hospital monopolisierten und einen freien Markt für Pilgerzeichen in Le Puy. PilAuch aus dem Deutschen Reich sind hochmittelalterliche gerzeichen bekannt. 1164 hatte Rainald von Dassel die Reliquien der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln überführen lassen'). Ebenda Nr. Vgl. Cohen Vgl. Cohen 229) Vgl. jetzt H. Bonn 1975. 108 S. 177-180. (wie Anm. 217) S. 198. S. 198f. Die Heiligen Hofmann, Drei Könige (Rheinisches Archiv 94) Y 66 LUDWIG Schon bald danach SCHAIUGGE die Wallfahrten dürften haben"230), Pilgerzeichen zu den Kölner Königsreliquien eingesetzt verbreiteten sich noch im Gläubige aus ganz Europa strömten 12. Jahrhundert. nach Köln, obwohl die Heiligen keine offizielle kirchliche Anerkennung gefunden hatten. Seit dem 13. Jahrhundert verbanden die Waller den Besuch in Köln mit der Aachenfahrt oder dem Besuch beim Heiligen Servabz,%v.beim Heiligen Matthias in Trier'). tius in Maastricht Auch im Spätmittelalter wollten alle Pilger ein sichtbares ZeiPilgerfahrt ihrer vollendeten mit nach Hause nehmen "232). Im chen Pilgerfahrten Rahmen der periodischen -wurden oft viele Tausende innerhalb Abzeichen weniger Wochen abgesetzt, wobei der solcher Vertrieb Kirche, des Klosters ein Monopol der jeweiligen oder beZünfte am Wallfahrtsort stimmter war. Allerdings war, wie in Aain Handel der der frei. den großen chen, vielfach Hochsaison" Von Pilgerzentren (hat) die Herstellung Masabendländischen wohlfeiler ihren Ausgang genommeni'). Der Buchdruck senerzeugnisse ... dieser Sparte der Volksfrömmigkeit verdankt mehr als dem Bedarf Schriftlichkeit. Gutenberg hat zuerst Aachener Wallnach gelehrter fahrtsdevotionalien hergestellt, des Buchdrucks ehe er als Erfinder berühmt wurde. In Aachen wurden im 15. Jahrhundert bis zu 42000 Pilger an einem Tag gezählt). In Einsiedeln hat man 1466 während der beiden Engelweihewochen im September unter der Kontrolle der Abtei angeblich 130000 Pilgerzeichen verkauft'). So ist die Pilgerzeichenindustrie ein wichtiges Nebenprodukt des organisierten Pilgerverkehrs gewesen und als Souvenirindustrie 230) Hofmann S. 133. 231) Vgl. dazu K. Köster, Pilgerzeichen Mittelalterliche nalien, in: Rhein und Maas, Kunst und Kultur 800-1400, bes. S. 152f. 232) Köster und WallfahrtsdevotioKöln 1972, S. 146-160, S. 147. 233) K. Köster, Neue Beiträge zur Kenntnis eines mitPilgerzeichen-Studien. telalterlichen Massenartikels in: Biblotheca und seiner Überlieferungsformen, docet-Festgabe Amsterdam für Carl Wehner, 1963, S. 77-100, Zitat S. 77. Vgl. auch Esch (wie Anm. 272). 234) Köster, S. 78. Pilgerzeichen-Studien 235) 0. Ringholz, Übersicht der Geschichte des fürstliKurze chronologische U. L. F. von Einsiedeln, Einsiedeln 1900, S. 40. chen Benediktinerstiftes PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 67 der Schreine gewannen bis heute geblieben. Mit der Anziehungskraft (oder verloren) auch die Hersteller von Pilgerzeichen und Devotionadieser Produkte lien. Herstellung und Vertrieb war seit dem 12. Faktor Jahrhundert in den Pilgerstädten der ein wesentlicher für die peregrini. Dienstleistungen Die Pilgerführer dar. Sie sind stellen eine eigene Literaturgattung als notwendiges Informationsmaterial und Vademecum für die Heiligen Stätten Palästinas bereits aus der Spätantike bekannt. Mit dem aufkommenden Pilgerwesen zeichnen seit der Jahrtausendwende Rom-, Santiago- und Jerusalemfahrer die Etappen ihrer peregrinatio nicht nur zum Zwecke der Erinnerung, sondern auch als Erfahrungsbericht und Auskunftsmittel für künftige Nachfolger auf. Ein erstes Verzeichnis von Etappenorten hinterließ der Erzbischof Sigeric von Canterbury, der im Jahre 990 die Strecke von seinem Bischofssitz Die anfangs noch dürren Itinerarien, wie nach Rom zurücklegte). etwa das Scholion 99 bei Adam von Bremen, welches eine Reise von Ripen nach Akkon in der Zeit um 1100 (?) festhält'), nahmen dann im 12. Jahrhundert die Form ausgestalteter Führer an, die Angaben über Land und Leute, Sehenswürdigkeiten, Heiligtümer und Besonderheiten der durchwanderten Gegenden und Städte enthielten. Das Pilgertagebuch des isländischen Abtes Nikolaus von Munkathvera geizt zwar noch mit derartigen Bemerkungen, ist aber ab und zu Reiseführer ') Vgl. J. Jung, Das Itinerar des Eb. Sigeric von Canterbury und die Straße von Rom über Siena nach Lucca, MIOG 25 (1904) S. 1-90 und 0. Springer, Medieval Pilgrim Routes from Scandinavia to Rome, Medieval Studies 12 (1950) ReisebeS. 92-122. G. Tellenbach, Zur Frühgeschichte abendländischer für Erich Hassinger, Berlin 1977, schreibungen, in: Historia integra. Festschrift S. 41-80, bes. S. 54 und G. Tellenbach, Glauben und Sehen im Romerlebnis dreier Deutscher des fünfzehnten Römische Kurie. Kirchliche Jahrhunderts, Finanzen. Vatikanisches Archiv. Studien zu Ehren von Hermann H ob erg (Misc. Hist. Pontif. 45 und 46) 2 Bde., Roma 1979, S. 883-912. `37) MGH SS rer. Germ. ed. Schmeidler, 54. 31917 S. 228-229. Tellenbach S. 68 LUDWIG SCHMUGGE Der Abt dürfte zwischen 1154 und 1160 von Island recht deutlich). nach Rom und Jerusalem gereist sein und nannte die Etappen dieser Pilgerfahrt. Er vermerkte nicht nur die am Wege liegenden Heiligtümer, sondern auch die entsprechenden Einrichtungen für Pilger, insbesondere die Hospitäler. Daneben zeigte er sehr viel Sinn und Verständnis für Land und Leute, so wenn er beobachtete, daß es in Siena besonders schöne Frauen gäbe"). Ein Handbuch der Heiligen Stätten Palästinas stellte unter Verwendung einschlägiger Bibel- und Väterzitate ein deutscher Kleriker, Johann von Würzburg, zusamEinschlag 40). men, mit deutlich nationalistisch-antifranzösischem De Craecker-Dussart des stellt unter Hinweis auf die Itinerare Emo, der 1211/12 von Groningen nach Rom reiste, und des Albert von Stade, der in seinen Annalen eine Fahrt von Stade an den Tiber (1236), die Hypothese beschreibt auf, es hätte im 13. Jahrhundert bereits Reiseverzeichnisse und Itinerarrollen mit präzisen Distanzangaben von Meilen, bzw. Leucae zum allgemeinen ben, die selbstverständlich auch von den Pilgern seien241). Gebrauch benutzt gegeworden Am berühmtesten unter den Pilgerführern ist wohl der Guide du Pclerin für die Wallfahrt nach Santiago de Compostela2a2). Ein 238) Ed. E. C. Werlauff, Symbolae ad Geographiam medii aevi exmonumentis Islandicis, Kopenhagen 1821, S. 1-61. Vgl. dazu Springer (wie Anm. 236) S. 103f. und F. P. Magoun, The The Pilgrim Diary of Nikolas of Munkathvera: Road to Rome, Medieval Studies 6 (1944) S. 314-354. 239) tune Siena, urbs bona, ende amplus prospectus; ibi ad ecclesiam est ... Mariae sedes episcopalis. Pulci: Werlauff fentinas, S. 21. ed. ostentat errinzas 240) Johann DescripDescriptio terrae sanctae, ed. T. Tobler, von Würzburg, tiones terrae sanctae, Leipzig 1874, S. 108-190. Vgl. jetzt dazu A. Grabois, Le Pblerin occidentale en terre Sainte ä l'epoque des croisades et ses realites: La in: Etudes de civilisation m6di6relation de p8lerinage de Jean de Wurtzbourg, Poitiers 1974, S. 367-376. Ferner Wattenvale. Melange E. -R. Labande, bach-Schmale, im Mittelalter Geschichtsquellen Deutschlands vom Tode KaiBd. 1, Darmstadt 1976, S. 150. ser Heinrichs V. bis zum Interregnum, 2") C. De Craecker-Dussart, La notion de Moyen Age. A propos au route" de deux itineraires ä travers la Basse Lotharingie (XIIIe siecle), Moyen Age 86 (1980) S. 49-66, bes. S. 651662'-') J. Vielliard (Hrsg. ), Le guide du pelerin de Saint-Jacques de Compostelle, Macon 31963. Vgl. dazu zuletzt R. Oursel, Les pblerins du Moyen Age. Les hommes, les chemins, les sanctuaires, Paris 1963, S. 100-120 und M. Stok- PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 69 Franzose aus der Piccardie namens Aimery hat ihn nach 1139 verfaßt für die Grab des Pilgerfahrt Informationsschrift Werbezum und als literarischem Apostels Jakobus. Dieser von einigem Baedeker", Rang, durchsetzt mit deftigen Urteilen über Land und Leute, kann als Paradebeispiel dafür angesehen werden, daß die Pilgerfahrten eben auch der Propaganda bedurften. Neben den Heiligenviten, Mirakelberichten und Predigten sorgten Reiseführer für die Verbreitung des Ruhmes von Kultorten in der Christenheit. Selbst im entfernten Rußland sind Berichte über das Heilige Land weit verbreitet gewesen. Der Abt Daniil von Cernigov (?) pilgerte zwischen 1104 und 1108 nach Jerusalem2S3). Sein Reisebericht wurde zum Handbuch russischer Jerusalempilger und ist in 150 Abschriften überliefert. Ein russischer Kaufmann hat auch einen Bericht über die Translatio des Hl. Nikolaus nach Bari verfaßt 4). Für das Mittelalter kann man die Pilgerführer und Reiseberichte durchaus als eine Art geistiger Dienstleistung für die Wallfahrt betrachten. 5. Wandlungen und neue Impulse des Pilgerverkehrs im Spätmittelalter Eine Flaute des Pilgerverkehrs und ein Nachlassen der BegeiÜbung der peregrinatio ist in ganz Europa im für die fromme sterung 13. Jahrhundert nicht zu übersehen. Die Gründe dafür sind vielfältig und noch nicht ganz überschaubar: Einerseits zog die Ketzerei vermehrt Leute an, andererseits war die Pervertierung des Kreuzzugsgedankens nicht dazu angetan, den Pilgerfahrten neuen Auftrieb zu geben. Schließlich absorbierten die Bettelorden das religiöse Interesse besonders des Bürgertums in starkem Maße. Diesem Trend wirkten zwei - man ist geneigt zu behaupten des Renaissance führten Neuansätze zu einer entgegen und geniale Univ. of. Pilgrimages, Great Age the Santiago de Compostela in the of stad, Oklahoma Press 1978. (Theorie ') Vgl. dazu K. -D. Seemann, Die altrussische Wallfahrtsliteratur, ff. 173 S. 19 bes. München 1976, und Geschichte der Künste 24) und schönen ='") Vgl. oben S. 18f. 'f 70 LUDWIG SCHMUGGE im 14. und 15. Jahrhundert: Die Erfindung des periodischen Pilgerns und die Verleihung von Ablässen an Wallfahrtsorten. Ersteres kann genau in das Jahr 1300 datiert werden, letzteres ist der Einführung des Heiligen Jahres und weiterer eine Konsequenz Daneben kennt das Spätmittelalter Pilgerfahrten. periodischer auch insbesonWallfahrten, eine Renaissance der lokalen und regionalen Pilgerwesens dere i Verehrungszusammariologischem und eucharistischem nach Sanmenhang. Obendrein erlebten auch die Fernpilgerfahrten la fin du Moyen Age tiago sowie nach Jerusalem eine späte Blüte. A la peregrinatio religiosa, parmi les expressions de la vie chrätien... doute la ötait sans plus populaire", stellt F. Rapp, einer der ne, besten Kenner der spätmittelalterlichen Frömmigkeit, fest245). Rapp mit hat als Beleg für das allgemeine Aufblühen neuer Pilgerorte allein in der Diözese Straßburg nach 1350 34 neue Wallfahrtsorte verzeichnet, 6). Kein Wunder, 18 Marienschrein& darunter daß im 14. und 15. die Notwendigkeit Jahrhundert für der Einrichtung von Anstalten Reisende denen das Arme, stadtfremde und wandernde unter Hauptkontingent die Pilger stellten", erneut dringlich wurde"). Reicke hat eine imposante Liste der von städtischen Räten oder Bürgern Fremdenim Deutschen gestifteten und Pilgerhospitäler Reich zusammengestellt. In diesem Zusammenhang ist auf die Verbindung zwischen organisiertem Pilgerverkehr und der Entwicklung des Ablaßwesens, der Bußwallfahrt, der Heiligen Jahre und der Renaissance der Jerusalemwallfahrten Pilgerfahrt, einzugehen. Buße und Ablaß Die Entfaltung des organisierten Pilgerverkehrs ist ohne die Entwicklung der kirchlichen Buß- und Ablaßlehre nicht zu verstehen. Buße und die Hoffnung auf Sündenvergebung waren die Haupt245) F. Rapp, Les pelerinages dans la vie religieuse de 1'occident mddidval aux XIVe et XVe siLcles, in: F. Raphael G. Siebert - M. Join-Lambert T. Fahd - M. Simon biblique et - F. Rapp, Les p8lerinages de l'antiquitd classique ä l'occident medieval, (Univ. des sciences humaines de Strasbourg Etudes d'histoire des religions 1) Paris 1973, S. 119-160, Zitat S. 160. 246) Rapp S. 140f. ý'A7) Reicke (wie Anm. 96) Bd. 1 S. 301-307, Zitat S. 304. PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 71 motive für die Wallfahrer, sich auf die langen und beschwerlichen Reisen zu begeben. Gute Werke galten ja in der Bußpraxis der Kirder Jahrtausendwende Seit her sündentilgend. als von alters che aber bekamen Lehre und Praxis des Bußwesens eine neue Dimension durch die Verbindung von Beichte und Rekonziliation. Dadurch trat die Buße an das Ende des Sündenvergebungsverfahrens, war nicht begann für die Andererseits Absolution248). Voraussetzung mehr kanoSündenschuld kirchlich der den auferlegten, und man zwischen Werke durch Sündenstrafen unterscheiden, gute zu welche nischen Ablaß dem konnten. kommt daher Von Ablaß werden getilgt und eine besondere Bedeutung zu. Die religiöse Praxis hatte zu einem Institut gefunden, das durch seine augenscheinlichen Milderungen in der Bußdisziplin vom Christenvolk bald aufgegriffen wurde und in den verschiedensten Formen zum ausgezeichneten Merkmal der des späteren Mittelalters wurde""'). Frömmigkeitsgeschichte Die ersten Ablässe tauchten bezeichnenderweise im ZusamJakobspilgerfahrten Auch den in Nordspanien auf. menhang mit Rompilgern wurden seit dem 10. Jahrhundert vielfach Bußnachlässe durch die Päpste gewährt, unter Alexander II. geschah das bereits Übergang von den individuellen Bußerlassen und den häufiger. Der Redemptionen zu den generell erteilten Ablässen vollzog sich allmählich im Laufe des 11. Jahrhunderts"'50). So gab es denn Almosenablässe, etwa für den Kirchbesuch bestimmter Kathedralen, seit dem 11. Jahrhundert überall. Päpste wie Bischöfe gewährten aber entdes Kanons 62 des IV. Laterankonzils den Forderungen sprechend AblaßinJahr hinaus"'). Von keine Ablässe über 1215 einer ein von flation kann selbst im 13. Jahrhundert noch keine Rede sein. Noch Bonifaz VIII. erklärte alle bischöflichen Ablässe für ungültig, die das 252). Höchstmaß festgelegte Laterankonzil überschritten IV. vom (wie Anm. 159) Bd. 1 S. Vgl. dazu die grundlegende Arbeit von Paulus 1-211. Rö2i 9) K. Frankl, Die Papstschisma und Frömmigkeit. Ad-instar-Ablässe", S. 67. Zitat 184-247, S. Quartalschriii (1977) 57-124 72 und mische Q) Paulus Bd. 1 S. 24. Bologna Alberigo 251) Conciliorum J. alii, Decreta, et ed. oecumenicorum 31973, S. 263,40-264,9. (wie Anm. 159) Bd. 2 S. 61. 29 Liber Sextus 5.10.3. Vgl. dazu Paulus ') 72 SCH11iUGGE LUDSVIG Entscheidend verändert hat das Ablaßwesen der Kreuzzugsab- die den Kreuzfahrern laß mit seiner remissio peccatorum, von Papst Urban II. verheißen wurde und die von den crucesignnati wohl als Tilgung der Sünden verstanden \vurde253). Im 12. Jahrvollkommene hundert in der Regel nur auf den Krieg gegen Heiden angewendet Land, Slaven), wurde der (Sarazenen in Spanien und im Heiligen Kreuzzugsablaß spätestens seit dem 13. Jahrhundert gegen alle der Kirche der Päpste 254). Feinde eingesetzt, Ketzer ebenso wie politische Gegner So wie der Kreuzzugsablaß am Ende des 11. Jahrhunderts bildete der Jubiläumsablaß des ersten Heiligen Jahres 1300 eine abermalige Wende in der Ablaß- und damit auch in der Pilgerfahrtsgeschichte. Es mag ein Zufall sein, daß wenige Jahre nach dem endgültigen Verlust des Heiligen Landes Papst Bonifaz VIII. mit dem ersten Jubiläumsablaß für das Jahr 1300 einen Ersatz für den Kreuzzugsablaß anbot. Durch den römischen Jubelablaß waren die anderen Nachdem die PäpPilgerzentren nun nicht mehr konkurrenzfähig". ste anfangs des 14. Jahrhunderts Rom verlassen hatten, bemühten sich auch die römischen Kirchen ebenso wie andere große Pilgerorte um eine entsprechende Anhebung ihrer Ablässe. Nach den römischen Verzeichnissen des 14. und 15. Jahrhunderts konnte man auch außerhalb der Heiligen Jahre viele tausend Jahre an Ablässen und Auch die Avignonesischen PäpPlenarablässe erwerben255). mehrere ste haben in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, wie B. Guillemain gezeigt hat, den südfranzösischen Kirchen und Klöstern, denen sie sich besonders verbunden fühlten, reiche Ablässe gewährt, um Es läßt sich feststellen, daß dorthin anzuregen). Pilgerfahrten nicht zuletzt die Gewährung von hohen Ablässen die Attraktivität von Pilgerzentren garantierte. 253) Dies gegen Paulus Bd. 1 S. 253f. 4) Paulus Bd. 1 S. 207ff. und 2 S. 25ff. Eine Ausnahme ist die Verkündigung eines Kreuzzugsablasses" gegen Roger II. v. Sizilien, vgl. dazu R. Elze, Ruggero II ei papi del suo tempo, in: Societä potere e popolo nell'etä di Ruggero II (Centro di studi normanno-svevi Bari 1979) S. 31-33. 255)Paulus Bd. 3 S. 274f. und C. Hülsen, Le Chiese di Roma nel medio evo, Florenz 1927, S. 137-156. 256) B. Guillemain, Cahiers de Fanjeaux Les papes d'Avignon, 15 (1980) S. 257-268. les indulgences et les p8lerinages, PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 73 Das Buß- und Ablaßwesen der Kirche hat also die Pilgerfahrten hat Gewähdie Phase In beeinflußt. sich ersten einer entscheidend Jahrdes im Laufe 11. Pilgerkirchen Ablässen einigen an rung von Im Zusammenhang mit der Reconquista hunderts herausgebildet. ist dann den Kreuzzugsablaß durch insbesondere eine entscheiund dende Wende eingetreten. Schon im 12. Jahrhundert standen Rom, Santiago und Jerusalem als Pilgerziele, die in der Vorstellung der Wallfahrer eine vollkommene Sündenvergebung gewährten, an erRegel in der Kirchen Die Ablässe Stelle. auf waren aller anderen ster AblaßgewähWelle der beschränkt. Eine Tage Jahr 40 neue und ein für durch das Heilige Jahr 1300 welches eingeleitet, rung wurde Papst Bonifaz VIII. einen vollkommenen Ablaß gewährte. In der Folgezeit bemühten sich insbesondere alle Wallfahrtsorte, aber auch Kirchen, Klöster und Städte um die Gewährung päpstlicher Ablässe, so daß es seit dem 14. Jahrhundert zu der bekannten Inflation von Ablässen und zu den Auswüchsen des Ablaßhandels kam. Die Heiligen Jahre" und periodische Pilgerfahrten des ersten annus iubilaeus durch Papst im Jahre 1300 setzte eine neue Etappe im organisierten Bonifaz VIII. der Beginn der periodischen Pilgerverkehr ein, von daher datiert Wallfahrten"). Während die politische Macht des Papsttums unerdahinschwand, bewies die Kirche ihre wahre Hoheit auf dem bittlich Mit spirituellen nal Jakob der Ausrufung Sektor Gaetani in der Gewalt Stefaneschis zu binden und zu lösen. Nach KardiDe centesimo seu jubileo anno liber 257) P. Brezzi, Storia degli Anni Santi da Bonifacio VIII ai giorni nostri (Storia Le Jubile romain de 1300 et e documenti 18), Milano 1975. R. H. Bautier, VIII, Boniface le Bel de de Philippe l'alliance francopontificale temps et au Il Giubileo di Bonifacio VIII, 1lloyen Age 86 (1980) S. 189-216. A. Frugoni, Storico Italiano 62 (1950) S. 1-121. B. SchimmelpfenBulletino dell'Istituto Mittelalim Santiago de Compostela Jahres des Heiligen Die Anfänge von nig, Il M. Maccarrone, ter, Journal of Medieval History 4 (1978) S. 285-303,305. Apostolorum", del I: I il 1300, San Pietro giubileo e a pellegrinaggio limina A. d'Haenens, Rivista di Storia della Chiesa in Italia 34 (1980) S. 363-429. Gilles Li 1lluisis pelerin (1300) de la premiere Annee sainte, Bulletin dell'Institut Belge de Rome 30 (1957) S. 31-48. 74 LUDWIG SCHMUGGE hat Bonifaz VIII. vor der Ausrufung dieses Heiligen Jahres in den Archiven nachforschen lassen, was in den Jahren 1100 und 1200 pasdes römischen Volkes auf siert war, während sich die Erwartung eine Indulgenz ständig steigerte. in der mittelalterlichen Iubiläum", hatte schon Bernhard von Clairvaux Das Wort gebung", mit dem 2. Kreuzzug Bedeutung Verim Zusammenhang verwendet, auch er sprach vom annus iubilaebekam dieses Wort dann die Bedeutung us. Im 13. Jahrhundert Erzbischof Steven Langton, Canterbury, den von griff mit Ablaß". Thomas Becket fünfzig Jahre Translationsfeiern seines Vorgängers Praxis des anus iubinach dem Mord im Dom die alttestamentliche laeus für die mittelalterliche Kirche wieder auf. Durch den KreuzSpiritualität des heizugsablaß, die monastische sowie die Predigten Eine gewandelte Bußwar der Boden dafür bereitet. der Schrift, wie es die praxis und Theologie, ein neues Verständnis Hohen Schulen entwickelt hatten, ließen diese Ideen heranreifen. ligen Bernhard Aber das Becket-Jubiläum wurde noch nicht zum Modell für die Kirche wie das erste römische Jubeljahr, obwohl es schon 1220 hieß in ipsius martyris anno iubilaeo translationis onera poenitentium reWaren die Gedanken noch zu akademisch? Trotz der mittuntur). l'origine Behauptung 1220 l'indulgence du jubile de saint en des de croisade Thomas fut assimilee ä l'indulgence bleibt Forevil"') ... le den Beweis dafür schuldig. Ein entsprechender Erfolg ist ausgeblieben, erst nach dem römischen Jubeljahr, nämlich seit 1320, wird in Canterbury alle 50 Jahre ein Thomas-Jubiläum gefeiert. So dürfte der Schritt Papst Bonifaz' VIII. ohne Vorbild sein. Die Inaugurationsbulle des ersten Heiligen Jahres datiert vom 22. Februar, dem Fest Cathedra Petri, und beginnt mit den Worten Antiquorum habetfida relatio. Sie gewährt den Gläubigen, die die Kirchen von St. Peter und St. Paul nach einer Beichte besuchen apostolica plenitudine potestatis im ganzen Jahre 1300 et in quolibet ') Brevier L'idee de jubil6 chez les von Salisbury, lectio III, vgl. Foreville, theologiens et les canonistes (XIIe - XIIIe du jubild ros. ) avant l'institution dort S. 409, erneut in: Foreville main (1300), RHE 56,1 (1961) S. 401-423, de S6dii res, 19-24 Aoüt (Hg. ), Thomas Becket. Actes du Colloque international 1973, Paris 1975. 219) Foreville (1961) S. 420 (-.vie Anm. 258). PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 75 anno centesimo secuturo ... plenissimam omnium suorum ... vehat Inaugurationsbulle die Besser eine einals niam peccatorum. helJahres Sinn des Heiligen den Kurzformel verbreiten prägsame fen: Annas centenus Roinae semper est iubilaenus Crimina laxanet robotur cui poenitet ista donantur Hoc declaravit Bonifatius ravit26°). Der Erfolg des annus iubilaenus war bekanntlich durchschlafriedliches Ernte, durch Begünstigt ein relativ eine gute gend261). Jahr in Italien, auch nicht gebremst durch die sommerliche Abwesenheit des Papstes wurde das Jubeljahr von Dichtern und Chronisten überwiegend günstig aufgenommen. Den Pilgern stand ein ausreizu offenbar kontrollierten chendes Angebot an Nahrungsmitteln Preisen zur Verfügung. Die Engelsbrücke war - wie Dante berichder in tet") war worden, so stark geteilt zwei Einbahnstraßen" Ansturm der Pilger nach St. Peter. Das Urteil des neidischen Floim Jahre Giovanni Villani, die Römer hätten 1300 alle sich rentiners Dennoch haben die maßlos bereichert, ist sicherlich unzutreffend"). Heiligen Jahre zum Aufschwung der Stadt im 15. Jahrhundert wesentlich beigetragen. Das Faktum des ungestümen Andrangs von Pilgern in Rom ist nicht nur aus den unzuverlässigen Zahlenangaben der Chronisten bekannt. Die Auswertung der Zollregister von Bard im Aostatal durch Bautier hat erwiesen, daß gegenüber einer jährlichen Quote von etwa 800 Passagen in den Jahren 1278 bis 1295 in der Zeit zwischen 11. April 1300 und 22. März 1301, also genau während der Dauer des Heiligen Jahres, die Zahl sich fast verzehnfacht hat. Das ist nur auf die zum Heiligen Jahr strömenden englischen und französischen Pilger zurückzuführen. Denn nach 1301 ist die Zahl der Passagen wieder auf das alte Niveau gesunken. Bautier rechnet auf dieser Basis mit einer Quote von allein 20000 französischen BesuMöglicherweise Rom die 1300 grenzt sind264). gepilgert nach chern, Die Inaugurationsbulle in den Extravagantes communes V (De poenitentiis S. 103-114 und 2 Bd. (wie Anm. 159) Paulus ferner Vgl. 1. et remissionibus) c. 137-148. Der Merkvers steht über dem Seitenportal des Doms von Siena. `) `) (wie Anm. Vgl. dazu Brezzi 26=) Inferno XVIII, 28ff. ') Vgl. dazu Brezzi 26') Vgl. dazu Bautier 257) S. 27f. S. 32. (wvie Anm. 257) S. 191. 76 LUDWIG SCHMUGGE sich dieser Pilgerstrom sogar auf die kurze Spanne zwischen Ostern und dem Herbst ein. der Der ursprünglich angekündigte Hundertjahresrhythmus Heiligen Jahre ist schon nach fünfzig Jahren halbiert worden. Die Ankündigung eines neuen Heiligen Jahres für 1350 durch Papst Clemens VI. in der Bulle Unigenitus Dei filius vom 27. Januar 1343, publiziert im August 1349, geht auf die Intervention einer römischen Delegation in Avignon, der auch Cola di Rienzo angehörte, zurück. Trotz vorangegangener Pest, trotz eines Erdbebens, das viele Kirchen der Kapitale beschädigt hatte, trotz der Abwesenheit des Papstes sollen sich 1350 zum großen Ablaß täglich an die 5000 Pilger in Rom eingefunden haben mit einer besonderen Massierung der GläuIn der Stadt wurden nach bigen im Frühjahr und im Herbst"). Matteo Villani alle Häuser zu Herbergen. Händler und Kaufleute Kapital zu schlagen, obwohl Kardinal wußten aus der Konjunktur für die auswärtigen Annibaldo von Ceccano den Mindestaufenthalt Pilger verkürzt hatte, zum Ärger der Römer, die deshalb ein Attentat auf ihn verübten, an dessen Folgen er bald darauf in Neapel starb. Auch in Florenz verdienten Wirte und Kaufleute an den Pilgern: Sie sollten zuerst 4000 dann 3000 Florenen presta (eine Art Herbergssteuer) zahlen, außerdem verlangten sie überhöhte Preise für Brot und Wein und betrogen die Pilger beim Geldwechsel266). Daß es auch 1390 und 1400 ein Heiliges Jahr gegeben hat, ist durch Federico Melis aus dem unerschöpflichen Material des DatiniArchivs der Gesellschaft aufgezeigt worden. Kaufleute gaben Nachricht über zahlreiche Pilger, welche auf Schiffen zum perdono" nach Rom kamen, sei es über Pisa sei es über Gaeta. Und wie es scheint, waren es zu neunzig Prozent Franzosen267). Seit 1400 pendelte sich der Rhythmus der Heiligen Jahre schließlich auf die noch heute übliche Spanne von 25 Jahren ein, von den Ausnahmen einmal abgesehen. Seit Papst Sixtus IV. begannen die Päpste aus Anlaß des HeiliMaßnahmen indem Brücken zu ergreifen, gen Jahres urbanistische und die Hospitäler gebaut, Straßen und Plätze erneuert erweitert ist Dies Kirchen wurden. auch schon früher und restauriert sowie 265)Vgl. dazu Paulus Bd. 2 S. 114f. und Brezzi 266)Vgl. Brezzi (wie Anm. 257) S. 50f. 267) F. Melis, in: Misc. G. G. Meersseman S. 43f. 1 (Padova 1970) 343-367. PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 77 Rat beschlossen Capitano Bologna und von geschehen: andernorts San Pietramala Roffilio die Via Romea 1300, wegen und zwischen um des hohen Andrangs der Pilger zum Heiligen Jahr ausbessern zu lassen'). Über die notwendige römische Infrastruktur gibt es verläßliche Über die Zahlen und Daten erst für das 16. ünd 17. Jahrhundert. kaum ist in Jahrhundert Rom im 14. etwas alberghiera" industria bekannt. Professionelle Osterie und Alberghi gab es neben den geistlichen Pilgerhospitälern schon im 12. Jahrhundert. Für das 15. und 17. Jahrhundert kann Romani 61,63 bzw. 69 Herbergen namhaft machen, wobei die Gesamtzahl der Betriebe an die 100 gewesen sein dürfte. 1526 gab es nach dem ersten Verzeichnis der fuochi 236 Alberghi, Osterie und Tavernen in Rom269). Das 15. Jahrhundert ist zweifelsohne die Zeit der größten Expansion des professionellen Herbergswesens am Tiber. Das Verhalten der Herbergswirte war keineswegs den Forderungen christlicher Nächstenliebe angepaßt. der Heiligen Jahre meist (statt wie Sie ließen in der Konjunktur üblich zwei bis drei) fünf bis sechs Menschen in einem Bett schlafen. Auch die Kosten für die Beherbergung waren hoch. Nach Matteo Villani mußte man 1350 für einen Mann und ein Pferd bis zu zwei Grossi Turonesi bezahlen, 1300 war es nur ein Turoneser Groschen. Seit dem 14. Jahrhundert entstanden in Rom auch nationale Maria Santa Herbergen, 1399 Pilgerkirchen so mit anschließenden dell'Anima für die Deutschen. Schon um 1339 existierte eine den Ungarn vorbehaltene Pilgerherberge mit vier servitores270), die SpaDie Aufnahme (vor 1350). in Montserrato Santa Maria fanden bei nier Aufenthaltsdauer der Pilger die limitierten Herbergen auf meisten drei Tage271). War Rom, wie Arnold Esch jüngst gezeigt hat272), mit einer bei 60 bis 70 Prozent des Normalen liegenden Importquote bei Abwesen1) Vgl. Brezzi S. 10-11. 269) Vgl. dazu Romani (wvie Anm. 189) S. 56ff. n0) Romani S. 224 Anm. 14. 271) Brezzi S. 199f. Romani S. 104-111, ') Ihr Volumen nach den A. Esch, Importe in das Rom der Frührenaissance. di Federico in in: Studi der Jahre Zollregistern 1452-1462, memoria römischen Band 3, Neapel 1978, S. 381-452. Melis, 78 LUDWIG SCHMUGGE Selbsti273), Drittel heit des Papstes seiner so zwei nur buchstäblich Jahre. die Heiligen In für Maße dies in verstärktem galt umgekehrt dieser Zeit haben sich die Importe von Lebensmitteln insbesondere aber auch von Devotionalien vervielfacht. Aus den römischen Zollregistern ist herauszulesen, daß gerade deutsche Händler im 15. Jahrhundert Pilgerbedarf (Stuckmadonnen, Andachtsbilder etc. ) kistenweise nach Rom importierten274). der Heiligen Jahre in Rom hat sich schon bald Die Attraktivität negativ auf die anderen Pilgerorte ausgewirkt. So bemühten sich ihrer Schreine durch Ablässe diese einerseits, die Anziehungskraft aufzubessern, andererseits hat das Vorbild periodischen Wallfahrens Schule gemacht. Ich beschränke mich auf zwei Beispiele: In Aachen hatten sich 1238 jährliche Da der eingebürgert. Heiltumszeigungen" Jahresrhythmus offenbar zu kurz war, um auch fernere Pilger anzuziehen, ist man auf einen erstmals 1349 belegten siebenjährigen Abstand verfallen, der vielleicht schon 1320 eingeführt wurde 275) In Santiago de Compostela griff man zum Mittel der Fälschung. Nach einem vorgeblichen Privileg Papst Alexanders III. vom 25. Juni 1179 wurde dem Jakobusgrab ein Jubeljahr modo et forma, quo romana ecclesia habet immer dann gewährt, wenn das Fest des Apostels auf einen Sonntag fällt (was noch heute praktiziert wird). Tatsächlich dürfte diese Fälschung in das 14. Jahrhundert gehören276). 273) Es ch, S. 452. 274) A. und D. Es ch, Die Grabplatte Martins V. und andere Importstücke in den Römisches Jahrbuch für Kunstgeder Frührenaissance, römischen Zollregistern schichte 17 (1978) S. 211-217, dort S. 215. 276) Nach H. Schiffers, Karls des Großen Reliquienschatz und die Anfänge der des Bischöfl. Diözesanarchivs Aachenfahrt, Aachen 1951 (= Veröffentlichungen des siebenjährigen HeiligtumsfahrtAachen, 10), S. 63-70 stand die Einführung Turnus mit der Reliquienübertragung von 1238 in Verbindung und wäre erstAachener Urkunden mals 1242 gefeiert worden. Vgl. dagegen E. Meuthen, der Gesellschaft für Rheinische GeBonn 1972 (= Publikationen 1101-1250, 58), Nr. 124 und 154, der diese frühe Datierung mit überzeugenschichtskunde, den Argumenten Aachen allgemein: E. Ennen, ablehnt. Zur Aachen-Wallfahrt im Mittelalter. Sitz des Reiches - Ziel der Wallfahrt - Werk der Bürger, 86/87 (1979/1980) S. 457-487. des Aachener Geschichtsvereins Zeitschrift 276) B. Schimmelpfennig (wie Anm. 257) S. 293. PILGERVERKEHR 79 IM MITTELALTER Bußpilgerfahrten Spektrum Im vielfältigen spätmittelalterlicher Pilgerfahrten Gatverbreitete weit stellen tung dar. Die peregrinatio war in der iroschottischen poenitentialis Jahrhundem 7. Bußdisziplin sich seit und verbreitete grundlegend tarifeei277). Sie war dert über Europa mit dem System der penitence Übung278). BeichtpilgerBußZeit in der fränkischen und auch nach fahrten nach Rom wurden schon um die Jahrtausendwende mit Gebesonders in Fällen der Ortsbischöfe so unternommen, nehmigung Vatermord. Kindestötung Vergehen Totschlag, oder wie schwerer die Bußpilgerfahrten eine besondere, der Buße System im die peregrinatio zählte publica non solemnis und solemnis, poenitentia in die zweite Kategorie, wie Robert von FlambePoenitentiale 1208 bis 1215 geschriebenen Seit dem 13. Jahrhundert (poenitentia publica privata) poenitentia in seinem borough merkt279). Sie konnte Priester Kleriker wie über Als weltliLaien verhängt werden und war außerdem wiederholbar. für Friedrich Barbarossas der Zeit in Strafmaßnahme wurde sie che Bußpilger (incendiarii) Brandstifter waren schon ausgesprochen. Wallern Quellen karolingischen den unterschienormalen von nach den, nudi homines cumn ferro heißen sie dort28(). Sie führten eigene von jedem über litterae tractoriae mit sich, die die Art ihrer Vergehen auswiesen und das Ziel der Pilgerfahrt nannten. Diese sicher nicht sehr große Grupdaß die dazu bei, jedenfalls kriminellen Pilgern trug auch pe von in des bis Jahrhunderts B. 11. Autoren bei vielen religiosi peregrini Verruf kamen '). Im 14. und 15. Jahrhundert nahm die Form der Bußpilgerfahrt den Charakter einer Massenbewegung an. Bußpilgerfahrten wurden (wie Anm. 1) in: Pelegrinaggi C. Vogel, Le pelerinage penitentiel ... Le pecheur et la penitence au Moyen Age, Paris S. 39-94; sowie C. Vogel, 1969. 27) Vgl. na) R. A. Aronstam, Penitential Pilgrimages to Rome in the Early Middle Ages, Archivuni historiae pontificiae 13 (1975) S. 65-83. n9) Robert of Flamborough, Liber Poenitentialis, 1971 (Studies and Texts, 18), S. 205,37-39. ") Vogel (1963, wie Anm. 277) S. 62Incendiarii: (1186). ") Vogel S. 69ff. hg. J. J. F. Firth, Toronto MGH Const. 1 Nr. 318 S. 450 80 LUDWIG SCHMUGGE Delikte für jegliArt und weltliche städtischer eine Sozialhygiene" Einige Beispiele Art, Bagatellvergehen, verhängt. möselbst cher der Schöne verurteilte Philipp nach dem Sieg gen dies erläutern: der Stadt Brügge zu einer Pilger3000 Einwohner über Flandern Propst Felix von Winterthur 1000 davon ins Heilige Land). des Kantons Nidwalden im schickte 1350 die gesamte Bevölkerung Alter zwischen 14 und 70 Jahren nach Einsiedeln zur Sühne dafür, daß sie so lange zu Ludwig dem Bayern gehalten hatten, bevor er sie der Stadt Thun zur Strafe 1367 wurden die Bewohner absolvierte. fahrt, für den Totschlag Landammanns von den Berner RichFür das Ausmaß tern zu einer Pilgerfahrt nach Rom verurteilt'). dieser Bußpilgerfahrten mögen zwei Zahlenbeispiele genügen: Die Schöffen der Stadt Gent verhängten zwischen 1350 und 1360 insgeIn Antwerpen die Gerichte Bußwallfahrten). 1376 sprachen samt auf Strafpilgerfahrten zwischen 1415 und 1513 an die 2450 Urteile Ablösung daß durch Geldbuße möglich Es eine scheint aber, aus. gewesen des Frutiger ist. In den Quellen des 14. Jahrhunderts ist gelegentlich von kollekdie Rede. So hat am 1. Januar 1335 der Bußtiven Bußpilgerfahrten prediger Venturino da Bergamo (OP) nach monatelanger Predigt in seiner Stadt eine Pilgerfahrt nach Rom angesagt unter dem Zeichen des Tau, der Taube und des Kreuzes, an der ca. 3000 Pilger - auch aus der weiteren Umgebung Bergamos - teilnahmen. Sie wanderten in Gruppen zu zwölf an Maria Lichtmeß (2. Februar) los und erreichten Rom am 21. März. In einigen Städten (Mailand, Ferrara, Orvieto) verweigerte man ihnen die Aufnahme und ließ sie nicht in die Stadt, während in anderen (so in Florenz) die Pilger in einer volksfestartigen Weise begrüßt und bewirtet wurden und besonders bei den Dominikanern Unterstützung fanden, während die Römer Ven282)Vgl. Köster ') (wie Anm. 233) S. 79 Anm. 15. der Schweiz, Schweizerisches Bußwallfahrten Vgl. L. Carlen, Archiv für dort S. 240. Volkskunde 55 (1959) S. 237-257, ') Strafwallfahrten L. T. Maes, Mittelalterliche nach Santiago de Compostela in: Festschrift Guido Kisch (Stuttgart und Unsere Liebe Frau von Finisterra, S. 79. F. L. Ganshof, Pelerinages expia1955) S. 99-118, hier S. 102. Köster toires flamands ä Saint-Gilles pendant in XIVe siecle, Annales du Midi 78 (1966) S. 391-407. PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 81 turino und seine Bußpilger einfach auslachten285). Offenbar war im die Unterbringung 14. Jahrhundert einer Gruppe und Verpflegung Stadt in der Rom dem Wege Pilgern immerhin 3000 und nach auf von Dienstleistungen Problem, Infrastruktur kein standen zur und selbst Verfügung. Organisierte Heilig-Land-Fahrten Zahlenmäßig von weit geringerer imn Spätmittelalter Bedeutung als die Bußpilger- Pilgerverkehrs aber doch als eine neue Form organisierten faßbar, traten die Pilgerin der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts Cleverfahrten ins Heilige Land auf, welche dank der diplomatischen durch die Franziskaner Betreuung ness Venedigs und mit geistlicher Pilgerbeden kamen. Aus spätmittelalterlichen zahlreichen zustande fahrten, bilden286), richten ins Heilige Land, die ein eigenes genre litteraire PilQuellen läßt venezianischen sich ein regulierter und ergänzenden die Hundert Jahr auf peregrini pro erkennen, von einigen gerverkehr Geim Galeeren Kontrakt mit einem venezianischen venezianischen den Pauschalpreis Venedig über gegen einen von neralunternehmer Hafen Jaffa nach Jerusalem und zurück reisten. Die Kosten beliefen für die gesamte pro Monat oder 25-40 sich auf etwa 4 Dukaten Nach Arnold von Harff befanden sich bis zu 100 Pilger an Reise'). Bord einer Galeere. Besonders bekannt ist der Bericht des Bernhard (1483), der schon 1486 in Mainz gedruckt worden von Breydenbach Reise liegen, neben dem ist. Über eine andere 1486 unternommene ') Vgl. C. Gennaro, Venturino da Bergamo e la peregrinatio Romana del (Studi Storici 1335, in: Studi sul hiedioevo cristiano offerti a R. Morghen, 88-92) 2 Bde., Roma 1974, Bd. 1 S. 375-406. ') Vgl. dazu B. Dansette, Les pblerinages occidentaux en Terre Sainte: une pratique de la Devotion moderne" ä la fin du Moyen Age? Relation inedite d'un Historicum 72 (1979) S. Franciscanum pelerinage effectue en 1486, Archivum Die Berichte 106-133 und S. 330-428, bes. S. 128-133. Ferner C. Zrenner, im Vergleich Ein literarischer der europäischen Jerusalempilger, 1475-1500. Reihe 1, Bd. 382) Frankhistorischen Kontext (Europäische Hochschulschriften. A. Es eh, Vier Schweizer Parallelbefurt/Bern 1980. Besonders exemplarisch U. Im Hof, Bern im Jahre 1519, in: Festschrift richte von einer Jerusalemfahrt 1982, S. 138-184. ffi7) Tellenbach (wie Anm. 236) S. 70f. und 903f. 82 LUDWIG SCHMUGGE drei Humanides Bericht), Dansette weitere noch publizierten von sten Girolamo Castiglione, des deutschen Ritters Konrad Grunemberg und des Major von Mons im Hennegau, Georges Lengherand, Pässen die Heiligen Land Im mit regelrechten ausgewurden vor. statteten Pilger während ihres etwa zwei- bis dreiwöchigen Aufenthalts von den dortigen Franziskanermönchen betreut. Selbst ins Italienische und Deutsche übersetzte Predigten gehörten zum Service der Bettelmönche. Die Gründe für diese Heilig-Land-Pilgerfahrten Kreuzesf ömmigkeit und - nach sind in der spätmittelalterlichen Dansette - in der Religiosität der devotio moderna zu suchen"). Die Art und Weise der Reise und die Betreuung der Pilger unterschied sich indes kaum von manchen heutigen Pauschalreisen. 6. Zusammenfassung Die Entstehung eines organisierten Pilgerverkehrs im mittelalterlichen Europa ist - nach ersten Anfängen in der Karolingerzeit, die aber im 10. Jahrhundert weitgehend abgestorben sind - ein Phänomen des 11. und 12. Jahrhunderts. In diesem Zusammenhang haherausgebildet. An erster ben sich eine Reihe von Einrichtungen Stelle zu nennen sind Hospitäler, welche ausschließlich oder doch überwiegend dem Dienst an den peregrini gewidmet waren. Eine Vielzahl solcher Pilgerhospitäler ist an den bedeutenden Pilgerstraßen und in den Wallfahrtszentren örtlich und zeitlich verschoben zwischen der 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts und 1230/40 gegründet worden. Vor allem Paß- und Brückenhospitäler sind für eine unbehinderte peregrinatio von eminenter Wichtigkeit. Weitere Konsewaren das Auftreten neuer Orden, die quenzen des Pilgerverkehrs der komverschrieben, die Entwicklung sich der Pilgerbetreuung merziellen Gastlichkeit, eine Massenproduktion von Pilgerabzeichen einer eigenen Literaturund Devotionalien sowie die Entwicklung Nach Pilgerführer. der einer Krise im 13. Jahrhundert hagattung, Jahre" (zuerst 1300 in Rom, bald auch ben die Einführung Heiliger 288) Dansette 289) Dansette S. 330-428. S. 128 mit wenig überzeugenden Argumenten. PILGERVERKEHR IM MITTELALTER 83 Pilgerorte, Ablässen Verleihung die an von vermehrte andernorts), der Bußpilgerfahrten das Institut und das Angebot organisierter dem Pilgerwesen neue, im Spätmittelalter Heilig-Land-Fahrten kräftige Impulse gegeben. RIASSUNTO La circolazione dei pellegrini organizzata nell'Europa medievale edopo i primi inizi nell'etä carolingia, che perb nel decimo secolo si sono dell'undicesimo dodicesimo inariditi fenomeno see un progressivamente colo. In questo contesto si e formata una serie di istituzioni. In primo luogo sono da nominare gli ospedali, che erano stati dedicati esclusivamente o di Un dei numero pellegrini. grande al servizio prevalentemente perlomeno siffatti ospedali per pellegrini e stato istituito lungo le piü importanti strade di passaggio dei pellegrini e nei centri di pellegrinaggio tra la prima metä del secolo undicesimo e i11230-40. Innanzi tutto sono di importanza preminente per una libera Peregrinatio gli ospedali di valichi e di ponti. Successive conseguenze della circolazione di pellegrini furono 1'istituzione di nuovi ordini dell'ospidei 1o dedicavano pellegrini, sviluppo che si all'assistenza religiosi, talitä commerciale, una produzione in massa di distintivi per i pellegrini e di le letterario, di lo di devozione, un proprio genere nonche sviluppo oggetti guide dei pellegrini. Dopo una crisi nel tredicesimo secolo, l'introduzione Santi" (dapprima a Roma nel 1300, presto anche altrove), 1'audegli Anni mentata concessione di indulgenze ai luoghi di pellegrinaggio, 1'istituzione dei viaggi di penitenza imposta ai pellegrini e l'offerta di viaggi organizzati in Terra Santa nel basso medio evo hanno dato al pellegrinaggio un nuovo sostanziale impulso. AVVISO Ilff'ORTANTE 1 Signori Autori ed Editori di opere storiche italiane sono pregati di Storico Germanico, 00165 Roma, via Aurelia Antica 391, inviarc all'Istituto in breve delle loro annuncio recensione o un opere per una una copia questo periodico. Tale preghiera si riferisce soltanto ad opere ehe trattino problemi dal sec. V al XX e ehe abbiano valore strettamente scientifico. Forschungen aus italienischen Archiven und Die Bände 1-33 der und Quellen Bibliotheken" sind als Nachdruck zu beziehen von der Firma: Botlega d'Erasno, Via Gaudenzio Ferrari 9,10124 TorinolItalien. Ab' Band 34 sind alle Bände lieferbar und zur Fortsetzung zu beziehen von: Max Niemeyer Verlag, Postfach 2140, D-7400 Tübingen. Forschungen aus italieniLa ristampa dei volumi da 1a 33 di und Quellen Via d'Erasmo, la Bottega e in Bibliotheken" Archiven vendita presso und schen Gaudenzio Ferrari 9,10124 Torino. I volumi successivi sono disponibili 2140, D-7400 Tübingen/Germania. Postfach Max Niemeyer Verlag, presso Forschungen aus italienischen Reprints of volumes 1 to 33 of und Quellen Archiven und Bibliotheken" are on sale at Botlega d'Erasmo, Via Gaudenzio Ferrari 9,10124 Torino/Italy. The following volumes are available from Max Niemeyer Verlag, Postfach 2140, D-7400 Tübingen/Germany. des Deutschen Historischen Instituts in Rom, Die Bände 1-20 der Bibliothek GauVia d'Erasmo, Bottega der Firma: beziehen Nachdruck von zu sind als denzio Ferrari 9,10124 Torino/Italien. Ab Band 21 sind alle Bände lieferbar und zu beziehenvon: Max Niemeyer Verlag, Postfach 2140. D-7400 Tübingen. des Deutschen Historischen La ristampa dei volumi da 1a 20 di Bibliothek Instituts in Rom', e in vendita presso la Bottega d'Erasmo, Via Gaudenzio Ferrari 9,10124 Torino. I volumi successivi sono disponibili 2140, D-7400 Tübingen/Germania. presso Max Niemeyer Verlag, Postfach des Deutschen Historischen InstiReprints of volumes 1 to 20 of Bibliothek tuts in Rom- are on sale at Bottega d'Erasmo, Via Gaudenzio Ferrari 9, 10124 TorinolItaly. The following volumes are available from Max Niemeyer Verlag, Postfach 2140, D-7400 Tübingen/Gernuiny. -