Vollständiger Artikel der Rheinpfalz als pdf

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Vollständiger Artikel der Rheinpfalz als pdf
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kai_vp02_woch-gren.01
Ausgabe rhp-kai
Erstellt von: leistep
Ressort
woch-gren ()
PDF erstellt 18.01.2013 16:23:14
Erscheint am Samstag, 19. Januar 2013
50 JAHRE ELYSÉE-VERTRAG
" — NR. 16
SAMSTAG, 19. JANUAR 2013
Wahlverwandtschaften
Puisque la France et l'Allemagne
fêtent ce mois-ci les cinquante ans du
„Traité de l'Élysée“ qui les réconcilia
moins de vingt ans après la Seconde
guerre mondiale, il nous a semblé normal, à nous les journaux régionaux qui
informent de part et d’autre du Rhin,
de vous proposer un supplément
commun.
Nous y évoquons l’histoire diplomatique, mais aussi des expériences,
des impressions, des opinions, des
émotions : comment les Français voient les Allemands, comment les Allemands voient les Français... Ce n’est ni
un catalogue de dates, ni un conte de
fées rédigé à l’encre rose. Nous savons
que la construction de l'Europe est
compliquée. Mais cela ne doit pas
masquer l’essentiel, à savoir que le
destin de la France et de l’Allemagne
est commun, ce qui nous ramène directement à cet accord de 1963 si novateur pour son époque. Il partait du
principe que les affrontements de
1870, 1914 et 1939 étaient les derniers
et que, s’agissant de la France et de
l’Allemagne, la notion d’ennemi
„héréditaire“ était une monstruosité.
Mais il ne faut pas faire l’autruche. Les
guerres de 1991-1995 en Croatie et en
Bosnie-Herzégovine et de 1997-1999
au Kosovo ont montré que le continent européen n’est pas à l’abri des
bombes. La paix n'est pas acquise une
fois pour toutes ; c'est une construction humaine dont nous devons
régulièrement vérifier la solidité,
comme on inspecte une digue qui
protège des tsunamis.
En 2013, la paix franco-allemande
semble
naturelle
aux
jeunes
générations. On peut bâtir là-dessus.
Les jumelages formels de l’après-guerre ont évolué. Les échanges entre
lycéens sont devenus courants. Les
Michael Garthe
FOTO: KUNZ
études universitaires d’Allemands en
France et de Français en Allemagne
sont une des bases des réseaux
européens qui se créent chez les jeunes adultes accédant au marché du
travail. Les préjugés idiots, les
stéréotypes
chauvins
se
sont
émoussés à la faveur de voyages ou de
vacances, même si l’aisance à parler la
langue du voisin reste le maillon faible
des relations bilatérales, y compris,
hélas, en Alsace, dans le Palatinat ou le
Bade-Wurtemberg.
Le vœu le plus largement partagé
est que les élus des deux rives du Rhin
construisent une Europe des citoyens,
forte et solidaire. C’est en ce sens que
les journalistes de quatre quotidiens
régionaux ont conçu ce supplément,
avec le souhait que les liens de
proximité entre Strasbourg, Karlsruhe, Freiburg-im-Breisgau et Ludwigshafen soient encore plus forts. Car la
coopération est un objectif de tous les
jours. Quant à l’amitié, il ne tient qu’à
chacun de nous de la cultiver.
Dominique Jung
FOTO: DNA
Bon anniversaire à ce traité, qui est
un bien commun!
Michael Garthe,
Die RHEINPFALZ, Ludwigshafen
Dominique Jung, Dernières
Nouvelles d’Alsace, Strasbourg
Thomas Hauser,
Badische Zeitung , Freiburg
Klaus Michael Baur, Badische
Neueste Nachrichten, Karlsruhe
Thomas Hauser
FOTO: BZ
Vor 50 Jahren, also weniger als 20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, versöhnte der Elysée-Vertrag
Deutschland und Frankreich. Als Regionalzeitungen, die wir die Bevölkerung zu beiden Seiten des Rheins über
das aktuelle Geschehen informieren,
feiern wir dieses Ereignis mit einer gemeinsamen Beilage.
Wie Franzosen die Deutschen mit
ihren Augen sehen, was Deutsche
über Franzosen denken, das beschreiben die Autoren dieser Beilage mit
Beiträgen zu historischen Themen
und der Darstellung persönlicher Erlebnisse und Eindrücke. Das Ergebnis
sollte weder eine Auflistung von Daten und Fakten, sein noch an ein Märchen erinnern.
Dass die Europäische Einigung damals wie heute kompliziert ist, wissen
wir. Aber die Hürden dürfen nicht das
Wesentliche überdecken, nämlich,
dass Frankreich und Deutschland ein
Schicksal teilen, und das wiederum
führt uns direkt zum seinerzeit weg-
Klaus Michael Baur
FOTO: BNN
weisenden Abkommen von 1963. Seine Unterzeichner brachten darin zum
Ausdruck, dass Schluss sein sollte mit
den Kriegen, wie sie die beiden Länder 1870, 1914 und 1939 erlebt hatten,
und dass nie wieder das Wort von den
beiden Erbfeinden fallen sollte.
Aber verstecken wir uns nicht vor
der Wirklichkeit. Die Kriege in Kroatien und Bosnien-Herzegowina von
1991 bis 1995 sowie im Kosovo zwischen 1997 und 1999 haben gezeigt,
dass Europa nicht für alle Zeiten vor
Bomben gefeit ist. Der Friede ist uns
nicht sicher. Heute geht es darum,
wieder und wieder die Festigkeit der
menschlichen Beziehungen zu prüfen, so wie man einen Damm inspiziert, der vor einem Tsunami schützen
soll.
Nichtsdestotrotz erscheint die junge Generation im Jahr 2013 den Frieden zwischen Deutschland und Frankreich hinzunehmen, als sei er naturgegeben. Darauf können wir aufbauen.
Wenn junge Deutsche heute Franzö-
sisch lernen und junge Franzosen die
deutsche Sprache, dann erwerben sie
nicht nur eine wichtige Voraussetzung für den Arbeitsmarkt der Zukunft. Sie leisten auch ihren Beitrag
für ein gemeinsames Europa. Leider
bleibt es das schwache Glied in der
Kette der gegenseitigen Beziehungen,
wie gut wir die Sprache unseres Nachbarn beherrschen. Aber immerhin haben sich Vorurteile und chauvinistische Stereotypen aufgelöst in dieser
Welt der offenen Grenzen zwischen
dem Elsass, der Pfalz und BadenWürttemberg.
Uns alle eint der Wunsch, dass unsere gewählten Vertreter ein starkes
und solidarisches Europa, ein Europa
der Bürger schaffen mögen. In diesem
Sinne haben sich auch die Journalisten der vier an dieser Beilage beteiligten Tageszeitungen an die Arbeit gemacht. Auf dass die Verbindungen
zwischen Straßburg, Karlsruhe, Freiburg und Ludwigshafen noch enger
werden. Denn die Zusammenarbeit
zwischen den beiden Ländern steht
jeden Tag von Neuem auf dem Prüfstand. Und der Fortbestand unserer
Freundschaft hängt nicht zuletzt vom
Willen jedes einzelnen ab.
Herzlichen Glückwunsch!
Michael Garthe,
DIE RHEINPFALZ, Ludwigshafen;
Dominique Jung, Dernières
Nouvelles d’Alsace, Strasbourg;
Thomas Hauser,
Badische Zeitung , Freiburg;
Klaus Michael Baur, Badische
Neueste Nachrichten, Karlsruhe
„Auf die nächsten 50 gemeinsamen Jahre!“
Interview mit den Beauftragten für die deutsch-französischen Beziehungen,
Minister Bernard Cazeneuve und Staatsminister Michael Link:
„Ein Hoch auf Johann Sebastian Bach und die Weine Frankreichs.“
Noch heute läuft einem ein kalter
Schauer über den Rücken, wenn man
die Worte von de Gaulle hört: „Sie sind
Kinder eines geschichtsmächtigen Volkes“. Von solchem Pathos sind wir heute weit entfernt. Was kann die Politik
tun, um die deutsch-französische
Freundschaft mit neuer Emotion zu
beleben?
Link: Die Emotionen von einst erklären sich durch den damals gerade erst
17 Jahre zurückliegenden Krieg. Fast
jeder hatte ihn selbst erlebt. Heute
sind wir bei den Mühen der Ebene angelangt. Das heißt aber nicht, dass die
Freundschaft weniger herzlich ist. Im
Gegenteil. Aber Sie haben recht: Wir
müssen die deutsch-französische
Freundschaft beständig mit neuem
Leben füllen. Und das geschieht am
besten durch persönliches Erleben
und das geht, in dem wir die Formen
des Austauschs ausbauen. Oder mit
anderen Worten: eine emotionale
Bindung zum Partnerland herstellen.
Cazeneuve: Wir haben eine besonders Verantwortung vor der Geschichte. Unsere beiden Länder, die
sich einst bekriegten, haben Europa in
ein Projekt der Hoffnung verwandelt.
In Europa herrscht heute dauerhafter
Friede. Wir wollen die deutsch-französische Beziehung vertiefen und uns
auf die kommenden 50 gemeinsamen
Jahre vorbereiten.
Diese Vertiefung klappt natürlich am
besten durch konkrete Schritte. Beispiel: Wirtschaftliche Zusammenarbeit. In Deutschland werden vielerorts
Auszubildende gesucht, in Frankreich
liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei
rund 23 Prozent. Könnte die Politik einen gemeinsamen Lehrstellenmarkt
fördern?
Cazeneuve: Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit funktioniert
schon heute gut. Machen wir so weiter! Junge Franzosen und Deutsche
müssen an den Universitäten im jeweiligen Nachbarland studieren können. Und die Abschlüsse müssen gegenseitig anerkannt werden…
Link: …das kann ich nur bestätigen.
Ausbildungspartnerschaften sind eine unserer wesentlichen Aufgaben.
Wir werden Wege finden, um die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet voranzubringen.
2003 zogen Chirac und Schröder die
Idee vom Eurodistrikt aus der Schublade, um die Freundschaft aufzupäppeln,
außerdem eröffneten sie Deutschen
die Möglichkeit, die französische
Staatsbürgerschaft zu erwerben, ohne
die deutsche zu verlieren. Haben Sie
zum 50. Jahrestag ebenfalls ein paar
Geschenkideen parat?
Cazeneuve: Geschenke? (lacht) 2003
war die Situation völlig anders. Heute
stecken wir in einer Krise. Ganz Europa leidet unter der Arbeitslosigkeit,
ZUR PERSON
ZUR PERSON
Michael Link
Bernard Cazeneuve
Michael Link wurde am 6. Februar 1963 und somit nur wenige
Tage nach Unterzeichnung des
Elysée-Vertrags in Heilbronn geboren. Link, der in Augsburg,
Lausanne und Heidelberg studierte, ist Übersetzer für Russisch
und Französisch. Seit 2005 sitzt
er für die FDP im Bundestag.
2012 wurde Link Staatsminister
im Auswärtigen Amt und Beauftragter für die deutsch-französische Zusammenarbeit.
Wie sein Partner auf deutscher
Seite Michael Link hat auch Bernard Cazeneuve das Amt des Beauftragten für die deutsch-französischen Beziehungen im vergangenen Jahr angetreten. Cazeneuve wurde am 2. Juni 1963 im
Département Oise geboren. Der
Jurist ist seit 2007 Mitglied der
Nationalversammlung, der er
von 1997 bis 2002 schon einmal
angehörte. (rhp)
Deutschland und Frankreich haben
den Willen, die Bedingungen für ein
Wiedererstarken des Wachstums zu
schaffen. Es geht uns nicht darum, Geschenke zu machen, wir wollen zu
tragfähigen Kompromissen kommen,
um die Krise zu bewältigen. Zu den
Themen, die wir voranbringen wollen, zählen nachhaltiges Wirtschaften, die Energiewende und eine gemeinsame Industriepolitik. All das
hat zwar nicht den Charakter eines
Geschenks, aber es sind die Garanten
für eine dauerhafte europäische Politik.
Link: Dem ist nichts hinzuzufügen.
Dennoch bedarf es Symbolen, um den
Bürgern die Bedeutung der deutschfranzösischen Freundschaft zu verdeutlichen. Am 22. Januar werden sich
die Parlamente der beiden Staaten in
Berlin treffen Kritiker sagen, das koste
nur Geld…
Link: Die Entscheidung über die gemeinsame Sitzung haben die Parlamentspräsidien gefällt. Aber als Abgeordneter füge ich hinzu: Es wäre ein
Armutszeugnis, wenn wir dieses Treffen nicht durchführen würden. Es ist
ein einzigartiges Zeichen, das der
Bundestag setzt: Mit keinem anderen
Parlament der Erde haben wir eine
solch enge Verbindung wie mit der
Assemblée Nationale. Deshalb lautet
mein Motto: Deutschland und Frank-
reich, immer einen Schritt voraus!
Cazeneuve: Wenn sich unsere souveränen Parlamente am 22. Januar treffen wollen, werden wir, die Akteure
der Regierung, sie nicht davon abbringen. Diese feierlichen Begegnungen
können den Boden bereiten für gemeinsame Arbeitssitzungen. Die beiden Parlamente bereiten eine Erklärung vor, die einen starken Beitrag liefern wird für die Zukunft unserer Beziehungen.
Das Karlsruher Abkommen von 1996
sollte eigentlich dafür sorgen, dass die
Zusammenarbeit am Rhein durch
Zweckgemeinschaften und ganz konkrete Partnerschaften vorangebracht
werden kann. Bald stellte man fest,
dass das Abkommen nur ein Strohfeuer war, der französische Zentralismus
stößt sich am deutschen Prinzip der
Subsidiarität.
Link: Ich stimme der Aussage, das
Karlsruher Abkommen sei gescheitert, ausdrücklich nicht zu. Es hat die
Grundlage gelegt, ganz entscheidend
vorangetrieben vom damaligen Außenminister und Karlsruher Abgeordneten Klaus Kinkel. Wir sehen natürlich, dass es rechtliche Realitäten gibt,
die weitere Schritte behindern. Deshalb arbeiten wir jetzt, unterstützt
von der Symbolkraft des 50. Jahrestages des Elysée-Vertrags, intensiv an
der Weiterentwicklung der grenz-
überschreitenden Zusammenarbeit.
Wir könnten zum Beispiel Sondertatbestände schaffen, um die Verwirklichung grenzüberschreitender Projekte auf verschiedenen Verwaltungsebenen zu erleichtern.
Was gedenken Sie gemeinsam zu tun,
um im Sitz-Streit um die Europa-Institutionen Straßburg zu konsolidieren?
Cazeneuve: Straßburg ist eine europäische Hauptstadt, das ist nicht verhandelbar. Die Regierung ist da festgelegt. Es gibt Verträge, die es zu respektieren gilt!
Link: Die Verträge sprechen eine
deutliche Sprache – und sie sagen:
Das Europäische Parlament hat seinen Sitz in Straßburg.
De Gaulle hat deutsch gesprochen:
Müssen Politiker nicht öfter mal die
Sprache des Nachbarn sprechen, um
Zeichen zu setzen?
Cazeneuve (wechselt ins Deutsche):
Es gibt zu viele Leute, die nicht
deutsch sprechen. Wir müssen
deutsch lernen in die Schule.
Link: (wendet sich an Minister Cazeneuve) Ja, Du hast letzten Sommer in
Berlin verbracht. Ich war schon in der
Schulzeit auf Austausch häufig in
Béziers. Allerdings muss ich hinzufügen: Am intensivsten habe ich das
Französische während meines Studiums in der Romandie gelernt, in der
West-Schweiz. Wir sprechen bei jedem unserer Treffen jedenfalls mehr
und mehr deutsch miteinander.
Herr Staatsminister, was sollten Franzosen von Deutschen lernen?
Link: Gegenseitige Belehrungen
brauchen wir wirklich nicht.
Und was könnten sich Deutsche von
Franzosen abschauen?
Link: Die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf. Das ist ein großes Thema,
das in Frankreich viel früher und viel
energischer angegangen wurde. Die
Geburtenrate zeigt, mit welchem Erfolg: Frankreich ist uns in puncto Demographie weit voraus.
Und was können Deutsche von Franzosen lernen, Monsieur le Ministre?
Cazeneuve: (nach einem Moment des
Nachdenkens) Die Deutschen können
von Franzosen „un art de vivre“ lernen, ein Stück Lebensart. Und wir
können von den Deutschen „un art de
penser“ übernehmen – die Art, wie sie
über Probleme nachdenken.
Was schätzen Sie am meisten an
Frankreich, Herr Link?
Link: Ich verehre die französische
Weinkultur. Sie überlebt jede Mode
aus der Neuen Welt.
Und was schätzen Sie an Deutschland,
Herr Minister?
Cazeneuve: Die Musik, der Tiefgang
im Schaffen Johann Sebastian Bachs,
die Strahlkraft der Kultur.
Wir haben einen konkreten Vorschlag,
um die engen Beziehungen zwischen
den Staaten auch sichtbar zu machen.
Wie wäre es, die Dienstwagen zu tauschen? Einen Peugeot für den Staatsminister im Auswärtigen Amt, Mercedes oder BMW für den Minister…
Link: Das wäre fraglos ein starkes
Symbol, über das ich noch nie nachgedacht habe. Nicht zuletzt, weil Peugeot aus Montbéliard stammt, dem alten württembergischen Mömpelgard.
Allerdings werden in meinem Wahlkreis Heilbronn der A6 und der A8 von
Audi hergestellt, da würde man das
wohl zurecht nicht so sehr schätzen…
…der Audi geht dann an Monsieur le
Ministre Cazeneuve. Was hielten Sie
davon?
Cazeneuve: Wenn wir erst eine europäische Industriepolitik mit europäischen Marken haben, wird sich diese
Frage nicht mehr stellen. Daran können wir arbeiten: für eine starke Industrie und für Arbeitsplätze auf unserem Kontinent!
Das Gespräch führten Peter Pfeil,
Dernières Nouvelles d’Alsace, und Klaus
Gaßner, Badische Neueste Nachrichten,
im Straßburger Rathaus. (Foto: DNA)
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