Auslandsbericht Austin, TX – USA - Fakultät für Physik und Astronomie
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Auslandsbericht Austin, TX – USA - Fakultät für Physik und Astronomie
Auslandsbericht Austin, TX – USA Der folgende Text ist ein Bericht über mein Auslandsstudium an der University of Texas at Austin im Zeitraum 8/2009-8/2010. Die verschiedenen Kapitel beinhalten diverse Informationen z.B. über die Bewerbung an der Universität, Visum, das Studium in Texas, sowie die Stadt selbst. Eins vorweg: ich kann jedem nur dringend empfehlen ein Jahr in Austin zu verbringen! Vorwort zum Studium in den USA Man sollte ein Auslandsstudium im Allgemeinen schon mindestens ein Jahr im Voraus planen, speziell aber für die USA, da hier die Vorlaufzeit aufgrund der Bewerbungsfristen und des Visaantrags deutlich länger ist als z.B. für ERASMUS Programme. Das Studienjahr in den Staaten ist nicht wie bei uns in zwei Semester, sondern in zwei längere Abschnitte (Fall + Spring Term) und einen kürzeren (Summer School) eingeteilt. Zeitlich liegt das Herbstsemester Ende August bis Mitte Dezember, das Frühjahrssemester Mitte Januar bis Mitte Mai, sowie die Summer School Anfang Juni bis Mitte August. Aufgrund der zeitlichen Lage beginnen die meisten Austauschstudenten im August (direkt nach dem deutschen Sommersemester und passend zum Start des amerikanischen Studienjahres). Während des Sommers werden nur verhältnismäßig wenige Kurse angeboten, allerdings habe ich diese Zeit vor allem mit meiner Thesis verbracht, die ich für meinen Masterabschluss in den USA benötigt habe. Erwirbt man keinen Abschluss in den Staaten, ist es für Austauschschüler eher üblich, nur für Fall + Spring zu bleiben, die übrige Zeit bis zum nächsten Deutschen Wintersemester kann man ganz sinnvoll mit einem Praktikum überbrücken. Wenn man sich für die USA entscheidet, sollte man sich auch darüber im Klaren sein, dass die Kosten für das Jahr sehr hoch werden können. Dies wird später noch weiter ausgeführt. Planung Meine Erwartungen an das Auslandsjahr in Texas waren relativ vielfältig. Zum Einen wollte ich natürlich fachlich etwas dazu lernen und das Jahr nutzen, um im Rahmen des Austauschprogramms einen Master of Arts in Physik zu erlangen. Daneben wollte ich meine Sprachkenntnisse in Englisch verbessern, vor allem um flüssiger zu werden und um mit den englischen Fachbegriffen besser vertraut zu werden. Außerdem war es, wie wohl für jeden Austauschstudenten, mein Ziel, Land und Leute kennen zu lernen. Da ich noch nie in den Vereinigten Staaten war, wollte ich auch ein bisschen mit meinen Vorurteilen und Klischees aufräumen und mir die „Cowboys“ in Texas selbst ansehen. Die Universität Würzburg betreibt solche Austauschprogramme auch mit einigen anderen Universitäten in den Staaten, allerdings fand ich von den amerikanischen Städten, die zur Auswahl standen, Austin am interessanten, nicht zuletzt dank Erfahrungsberichten der Uni Würzburg. Meine Hauptinformationsquellen für die Entscheidung waren die alten Erfahrungsberichte aus Würzburg, sowie die Homepage der Universität (www.utexas.edu), der Fakultät (www.ph.utexas.edu) und des International Office Austin (www.utexas.edu/international/isss). Vorbereitung Ich habe mich für August 2009 beworben, was bedeutet, dass die Bewerbungsfrist an der Uni schon im Dezember 2008 lag. Allerdings musste für die Bewerbung schon etwas Vorarbeit geleistet worden sein, die teilweise auch zeitaufwendig war. Bei der Bewerbung muss man nämlich neben sehr detaillierten Angaben zur bisherigen Schul-/Studienbildung, Transcript, Empfehlungsschreiben und Motivationsschreiben auch Testergebnisse für TOEFL und GRE angeben. In meinem Fall als Diplomstudent benötigte ich auch noch beglaubigte Scheine zu einem selbstgeschriebenen Transcript, was aber für Bachelorstudiengänge einfacher sein sollte, wo ein offizielles Transcript Standard ist. Die UT Austin verlangt Empfehlungsschreiben von drei Professoren, weswegen man diese rechtzeitig anfragen sollte. Es empfiehlt sich, Professoren zu fragen, die man als Prüfer im Vordiplom hatte, oder in deren Vorlesungen man gut abgeschnitten. TOEFL (test of english as a foreign language) wird nur in größeren deutschen Städten angeboten (für mich aus Würzburg waren Nürnberg und Frankfurt die nächsten Möglichkeiten). Der GRE (graduate record examination) wird dagegen deutschlandweit nur in München, Frankfurt und Hamburg angeboten. Preislich kostet jeder Test ca. 180 $ und schwanken damit je nach Wechselkurs. Meine beiden Tests lagen z.B. etwa 6 Monate und 30 Euro auseinander. Nach Teilnahme an den Tests kann es bis zu 8 Wochen dauern, bis man die Ergebnisse erhält und zu Stoßzeiten sind die Termine für die Tests auch schon für ein paar Wochen ausgebucht. Falls man zum Zeitpunkt des Tests schon genauer weiß, wo man sich bewerben möchte, kann man die Ergebnisse direkt an die Uni schicken lassen. Die Universitäten akzeptieren nur Ergebnisse, die direkt vom Testcenter verschickt werden und für das spätere Nachsenden der Scores werden jeweils 20 $ erhoben. Im TOEFL kann man maximal 120 Punkte erreichen, je 30 in den Kategorien Listening, Reading, Verbal und Writing. Die exakte Mindestpunktzahl um sich bewerben zu dürfen, kann direkt auf der UT Homepage nachgelesen werden, liegt aber bei ca. 80 Punkten. Bei einer Punktzahl unter 100 kann es eventuell passieren, dass man sich bei der Einschreibung einem kurzen Englischtest unterziehen muss, allerdings scheint dies eher kurz und stressfrei zu sein (einer meiner Mitbewohner musste daran teilnehmen). Allgemein glaube ich nicht, dass es ein Problem darstellt die Mindestpunktzahl zu erreichen, wenn man ab und zu englische Serien oder Filme sieht und Wörter aus dem Kontext versteht. Meine Vorbereitung auf den Test bestand größtenteils daraus, etwa 2 Tage lang ehemalige Tests zu versuchen, um mich an den Stil der Fragen zu gewöhnen. Für mich persönlich war der verbal part der schwerste, allerdings bin ich durch mein Jahr in Texas jetzt sehr viel flüssiger im Reden geworden. Ein weiteres Argument, unbedingt ein Auslandsjahr zu machen! Beim GRE gibt es meines Wissens keine Mindestpunktzahl, aber man kann online die durchschnittlichen Punktzahlen einsehen, die von angenommenen Studenten des Vorjahres erzielt wurden. Diese variieren jedes Jahr und auch nach Fachrichtung, teilweise wird anstelle des GRE General auch ein fachspezifischer GRE gefordert. Ich habe den General GRE gemacht, allerdings war dies bei uns nur Formsache, da wir aufgrund des Austauschprogramms zwischen der Uni Würzburg und der UT Austin sowieso schon angenommen waren. Mein Test bestand aus einem sprachlichen und einem analytischen Teil. Während der analytische Teil für Naturwissenschaftler relativ einfach zu bearbeiten ist, ist vor allem der sprachliche Teil unglaublich hart, da dieser Test auch von Muttersprachlern gemacht werden muss um zur Grad School zugelassen zu werden. Im Vergleich dazu ist der TOEFL Kinderfasching. Ein Beispiel: ------------------------------------From the five lettered words or phrases, pick the one most nearly opposite in meaning to the capitalized word. SYCOPHANT (A) sartorial (B) stentorian (C) ramshackle (D) peripatetic (E) pestilential --------------------------------------Eine kulturelle Vorbereitung war für die USA nur bedingt notwendig, da die Kultur prinzipiell ähnlich zur europäischen ist. Natürlich habe ich mir Informationen über Texas und Austin besorgt, allerdings hat man dafür vor Ort auch noch zur Genüge Zeit. Was man aber vielleicht im Voraus wissen sollte, ist, dass alle Preise normalerweise ohne sales tax angegeben werden (in Texas +8.25%) und dass Trinkgelder höher ausfallen als in Deutschland (10-20%, wobei 10% schon etwas unverschämt ist). Die meiner Meinung nach beste sprachliche Vorbereitung ist, regelmäßig englischsprachige Bücher/Filme/Serien zu konsumieren und sich bei Gelegenheit mit Englisch Muttersprachlern zu unterhalten. Die Kontaktpersonen, die am hilfreichsten für alles Organisatorische waren, waren vor allem die Austauschstudenten aus dem Jahr direkt vor uns. Von diesen haben wir auch direkt die Wohnung übernommen, was die ersten Tage und Wochen deutlich erleichtert hat. Es besteht aber auch die Möglichkeit für die ersten ein/zwei Wochen z.B. im German Co-op unterzukommen, bis man eine Wohnung gefunden hat (haben ein paar Bekannte von mir so gelöst, studentorgs.utexas.edu/dhaus ). Bei Fragen zum Physik Programm war Professor Fink sehr hilfreich, der das Austauschprogramm von der Austin Seite aus betreut. Prinzipiell ist man mit Immatrikulation mit den Studiengebühren auch über die Universität Austin krankenversichert, allerdings ist diese Versicherung teurer als deutsche Auslandskrankenversicherungen. Falls die deutsche AKV mindestens die gleichen Leistungen abdeckt, kann man sich aus der UT Versicherung befreien, was relativ schnell am International Office möglich ist. Meine STA Travel Versicherung war mit 520 € deutlich billiger als die UT Versicherung mit fast 2000 $ pro Jahr. Zusätzlich hatte ich eine Haftpflicht auch von STA travel für 60 € im Jahr. Wie gut die Versicherungsleistungen tatsächlich sind, kann ich nicht sagen, da ich nie Leistungen beansprucht habe. Um das Visum in die USA zu bekommen, benötigt man unter anderem ein Certificate of Financial Responsibility, mit dem eine Bank bestätigen muss, dass man (oder die Eltern) genügend Geld besitzt um sich das Jahr leisten zu können. In meinem Fall waren das 30.300 $ (1.250 $ pro Monat geschätzte monatliche Ausgaben und Studiengebühren). Wie ich bei ein paar Freunden mitbekommen habe, zieren sich verschiedene Banken oder auch Filialen der gleichen Bank unterschiedlich stark das auszustellen. Bei manchen war es gar kein Problem, aber meine Bank in meinem Heimatort hat sich z.B. lange geweigert ein englisches Dokument auszufüllen. Den Visumsantrag sollte man auch so bald wie möglich machen (im amerikanischen Konsulat), da die Bearbeitungszeit bis zu 2 Monate dauern kann. Situation am Ort Nach der Ankunft mussten zuerst verschieden „bars“ aufgehoben werden, bevor man sich immatrikulieren konnte. Es gibt eine advising bar, der dadurch aufgehoben wird, dass man seinen Stundenplan von dem Graduate (bzw. Undergraduate) Advisor seines Departments absegnen lässt (er/sie berät auch und ist zu finden auf der Hopepage der Fakultät). Ein weiterer bar wird aufgehoben, indem man eine Impfbescheinigung seines Arztes gegen Masern/Mumps/Röteln bei den „healthy horns“ (healthyhorns.utexas.edu) vorlegt. Offiziell muss man sich dort auch einem Tuberkulose Screening unterziehen, was aber seit letztem Jahr für Deutsche aufgrund der niedrigen Krankheitsrate in Deutschland nicht mehr Pflicht ist. Eine weitere Voraussetzung ist eine Orientation Veranstaltung des International Office zum Thema Visa und Arbeitserlaubnis. Am International Office bekommt man auch ausreichend Informationen, was man alles noch zu erledigen hat und wo man dies tun kann. Auch bei anderen Fragen, wie z.B. Social Security Number falls benötigt, ist das IO sehr kompetent und hilfreich. Des Weiteren benötigt man für die Einschreibung eine Student ID, die man auf dem Campus ausgestellt bekommt und die auch als Eintrittskarte für die Sportanlagen dient. Weitere Dinge, die sich lohnen möglichst bald anzuschaffen, sind ein amerikanisches Konto, ein Handy und eine Texan ID/drivers license. Beim Konto kann ich Bank of America empfehlen, die eine Filiale am Campus hat. Dort kann man sich als Student ein Konto auch ohne Social Security Number einrichten. In Kombination mit einem Konto z.B. der Deutschen Bank hat man so auch die Möglichkeit gebührenfrei Dollar vom deutschen Konto abzuheben und direkt auf das amerikanische Konto einzuzahlen. Dies ist vor allem nützlich, da man praktisch überall mit Karte bezahlen kann – und das mit der Zeit auch tut. Die Texan ID ermöglicht es Bier oder anderen Alkohol einzukaufen, bei manchen Liquor Stores ist das nämlich nicht einmal mit einem Reisepass möglich. Die ID erleichtert auch den Eintritt in Bars, da man vermeiden möchte, immer den Reisepass mit Visum mit sich herumzutragen. Allerdings hatte ich in der Hinsicht auch mit einem normalen Personalausweis fast nie Probleme, im Gegensatz zu Studenten mit Ausweisen anderer Nationalitäten. Mit einem deutschen Führerschein darf man 12 Monate in Texas Auto fahren (mit internationalem Führerschein), allerdings ist die Texan drivers license auch direkt eine ID und der Führerschein kostet weniger als 30 $. Die Lebenshaltungskosten werden von der Uni für das Visum, wie bereits oben erwähnt, mit 1.250 $ pro Monat angegeben. Je nach Wohngegend ist das auch nicht zu hoch gegriffen. Die Wohnung, die wir von unseren Vorgängern übernommen hatten, lag im Gebiet West Campus, war rießig und direkt an der Uni. Allerdings zahlten wir dafür auch stolze 850 $ pro Monat und Person, was für Wohnungen direkt am Campus normal ist. Wohnungen weiter entfernt sind für angenehmere Preise zu haben. Allerdings war in unserer Miete ein unlimited meal plan inbegriffen, der uns berechtigte in einer Cafeteria in der Nähe unserer Wohnung so viel zu essen und trinken, wie wir wollten. Das ist nicht zu verachten, da die Lebensmittelpreise in Austin höher sind als in Würzburg. Hinzu kommt, dass in der Gegend nur Studenten wohnen und dementsprechend auch viele Feiern sind. Je nachdem welche Prioritäten man bei der Wohnungswahl setzt, wiegt dies den höheren Mietpreis auf, oder man entscheidet sich lieber für eine Wohnung z.B. in North Campus, wo es ruhiger und billiger ist. Eine weitere Möglichkeit wären Co-ops (große WGs), die preislich günstiger sind, allerdings hätte ich es dort wohl nicht geschafft, eine Thesis zu schreiben, da dort ständig viel los ist (für ein Auslandssemester zum Leute kennen lernen also evtl. ganz gut geeignet). Eine Organisation, die sich um ausländische Studenten kümmert und Kontakte herstellt, ist Planet Longhorn (planetlonghorn.net). Da wir aber viele Freunde anderweitig kennen gelernt haben, hatten wir damit relativ wenig zu tun. Dennoch kann ich Planet Longhorn definitiv als Anlaufstelle empfehlen, die Organisation wird von Studenten geleitet, die sich sehr für exchange students engagieren. Die meisten anderen Studenten habe ich entweder über das Studium, Sport oder beim Weggehen kennen gelernt. Zum Sportangebot muss ich ehrlich sagen, dass ich überwältigt war. Ich weiß nicht, wie UT im Vergleich zu anderen amerikanischen Unis beim Sportangebot abschneidet, aber im Vergleich zu allem was ich in Deutschland gesehen habe, war es immens. In den Studiengebühren inbegriffen ist auch die Berechtigung fast alle Sportangebote der Uni zu nutzen. Neben mehreren Gyms (Krafträume und Sporthallen, Squash und Raquet courts), gibt es diverse Pools und Felder im Freien (Fußball, Football, Lacrosse, Baseball, Tennis, Beach Volleyball) – alles was das Herz begehrt. Während der Semester gibt es Intramural Meisterschaften, bei denen sich Teams von Studenten anmelden können in verschiedenen „Leistungsstufen“ bzw. als reine Männer-/ Frauen- oder Mixed (=Coed) – Teams, daneben findet man natürlich auch Pickup Games. Das ganze macht Spaß und ist zum größten Teil sehr professionell. Zusätzlich gibt es eine Kletterwand (allerdings gegen eine Semestergebühr) und einen praktischen Towel Service (man bekommt unbegrenzt Handtücher direkt im Gym für 20 $ pro Semester), der vor allem sehr angenehm ist, wenn man nach dem Sport noch einmal in die Uni geht und keine nassen Handtücher ständig mit sich herumtragen möchte. Und wahrscheinlich noch sehr viel mehr, was ich nicht entdeckt habe. Ich selbst habe vor allem bei Fußball IM Turnieren, einer Liga von der Stadt aus (nicht Uni, Austin SSL) und bei einem 10 km Lauf auf dem Campus mitgemacht. Infos gibt es unter www.utrecsports.org . Hervorheben sollte man auch noch die Sportmannschaften der Uni (Texas Longhorns), vor allem die Football Mannschaft. Die Spiele im Stadion mit mehr als 100.000 Zuschauern, alle in Orange, ist schon beeindruckend und noch dazu hat die wurde die Mannschaft dieses Jahr Vizemeister im College football. Empfehlenswert ist an dieser Stelle auch das jährliche Derby in Dallas gegen Oklahoma University, das mit der State Fair (Jahrmarkt von Texas) zusammenfällt. Einen Besuch in der Umgebung wert sind auf jeden Fall San Antonio mit dem River Walk und dem vielzitierten Alamo (sollte man gesehen haben, wenn man in Texas war). Es gibt einen National Park um Austin zum Wandern (Greenbelt) und viele weitere Nationalparks in Texas, von denen ich allerdings nur Enchanted Rock besucht habe. Besonders empfohlen wurde mir aber auch Big Bend, der größte Park in Texas, ca. eine Tagesreise von Austin entfernt. Als Deutscher sollte man sich das Wurstfest (ich glaube Oktober oder November) in New Braunfels nicht entgehen lassen, eine niedliche Imitation des Oktoberfestes. Man sollte auch erwähnen, dass es hier sehr viele Deutsche Siedlungen gab und deshalb sehr viele Texaner deutsche Vorfahren haben. Dementsprechend wird man als Deutscher überall sehr freundlich aufgenommen und es gibt praktisch kaum Nazi-Kommentare, die ich in den Staaten erwartet hatte, zumindest nicht von der Bevölkerung in meinem Alter. Insgesamt waren die Texaner sehr viel freundlicher und offener als ich dachte. In der Hinsicht hat sich meine Meinung von Amerikanern und vor allem von den sogenannten „Cowboys“ extrem geändert. Davon können sich auch viele Deutsche noch eine Scheibe abschneiden. Die Tatsache, dass ich mich in Austin so wohl gefühlt habe, mag allerdings zum Teil auch daran liegen, dass die Stadt eine liberale Hochburg im Herzen des konservativen Texas ist (ohne konservativen Texanern ihre unbestreitbare Freundlichkeit absprechen zu wollen). Der Punkt, in dem Austin im Vergleich zu Städten wie New York oder San Francisco eher schlecht abschneidet, sind Sehenswürdigkeiten. Hier gibt es vor allem das State Capitol, die Bat Bridge, sowie ein paar Museen. Allerdings hat es kulturell andere Sachen zu bieten: Als selbsternanntes „Live Music Capital of the World“, beherbergt es eine große alternative Musikszene und das größte Livemusik Festival der Welt (South by South West, SXSW), sowie viele Konzerte von mehr oder weniger bekannteren Künstlern. Ein wichtiger Punkt im Studentenleben sind aber natürlich auch Feiern. In der Hinsicht ist Austin auf jeden Fall zu empfehlen. Neben vielen kleinen Bars in Campusnähe, gibt es vor allem „6th Street“, eine Straße voller Bars und Clubs, allesamt ohne Eintritt, mit meistens vernünftigen bis billigen Getränkepeisen, die vor allem am Wochenende sehr gut besucht ist. Die Straße wird wegen der vielen Studenten deshalb Donnerstag-Samstag abends für den Verkehr geschlossen. Bei etwas alternativerem Musikgeschmack ist 7th Street zu empfehlen, gehobenere (und teurere) Bars gibt es in Richtung 4th Street. Da man in den USA erst ab 21 Alkohol trinken und Bars betreten darf und dies auch konsequent durchgesetzt wird (ID wird beim Eintritt in jede Bar geprüft), sind Leute, die abends weggehen, im Schnitt etwas älter als in Deutschland, was dem Spaß aber keinen Abbruch tut. Allein Downtown ist einen Aufenthalt in Austin wert! Das Studium selbst bestand aus diversen Vorlesungen und Seminaren, insgesamt 30 credit hours über das Jahr verteilt. Um die Visa Auflagen zu erfüllen, muss man im Fall und Spring mindestens 9 credit hours (=3 Vorlesungen) belegen. Neben den Vorlesungen habe ich das Jahr über noch in einer Biophysik Arbeitsgruppe gearbeitet und dort meine Master Thesis geschrieben. Die Vorlesungen sind anders als in Deutschland, es gibt keine wöchentlichen Übgungsblätter zum Vorrechnen, sondern eher 3-4 größere Hausaufgaben übers Semester verteilt. Was den Schwierigkeitsgrad angeht, behaupte ich, dass jeder, der mit dem Studium in Würzburg zurechtgekommen ist, auch in Austin keine Probleme haben wird. Es gibt auch noch die Möglichkeit einen M.Sc. zu allerdings muss man dafür die 4 core courses belegen (im Endeffekt Theo I-IV), die anscheinend wirklich arbeitsaufwendig sind und nicht aus Deutschland anerkannt werden können. Stattdessen kann man sich aber 2 Nebenfachvorlesungen anrechnen lassen, wenn eine „äquivalente“ Vorlesung an einem anderen Department in Austin angeboten wird (CP und Elektronikpraktikum funktioniert z.B.) – das sind dann schonmal 6 der 30 credit hours, die Uni kommt den Würzburgern insgesamt ein wenig entgegen, damit man auch bisschen Zeit für die Arbeit im Lab hat ;-) Situation nach der Rückkehr Neben offensichtlichen Veränderungen, wie geänderter Studienverlauf oder verbesserte Englisch Kenntnisse, habe ich einige gute Freunde kennen gelernt und ich habe mich schon etwas an den American way of life gewöhnt. Von einem ehemaligen Austin Austausch Studenten habe ich vor ein paar Monaten gehört: „Ihr werdet euch noch wundern wie sehr ihr amerikanisiert seid“, und kann ihm mittlerweile nur recht geben. Um mir darüber etwas klarer zu werden, mache ich einfach eine kleine Liste an Dingen, die ich in Deutschland vermissen werde, aber auch was mir im letzten Jahr gefehlt hat Dinge die ich vermissen werde: - Offenheit und Freundlichkeit (vor allem bei Dienstleistern) Kostenloses Wasser im Restaurant und Refills für Getränke Wärme (letztes Jahr 2 Monate > 40°C) Benzin für 2.59 $ /Gallon = 0.54 €/l Überall mit Credit/Debit card zahlen können Das Sportangebot Geschäfte sind 24/7 geöffnet 6th street Dinge auf die ich mich wieder freue: - Wasser mit Kohlensäure – nicht aus der Dose Richtiges Brot und echter Käse Haus verlassen können ohne sich wie im Dampfbad zu fühlen (Schwüle) Durchschnittliche Insektengröße < 3 Zentimeter (zumindest im Sommer ein Problem) Das metrische System (nie mehr psi, lb, fl oz, yd,…) „Deutsche Zuverlässigkeit“ (klischeebeladen, aber dennoch…) Normale Überweisungen Kaum Befürworter von Kreationismus Miete und Strom nicht mehr monatliche per Scheck zahlen Es ist nur ein kurzes Brainstorming, aber bestimmte Dinge habe ich mir einfach angewöhnt. Ich werde mich erst wieder daran gewöhnen müssen, dass Geschäfte in Deutschland sonntags geschlossen sind. Ich werde Austin definitiv vermissen und ich auf jeden Fall wieder zurück kommen. Insgesamt gibt es aber ein paar Dinge, die ich anders machen würde. Eventuell würde ich eine etwas preiswertere Wohnung nehmen, auch wenn das direkt nach der Ankunft etwas mehr Arbeit gewesen wäre. Mit Sicherheit würde ich mehr von den Staaten sehen wollen. Während des Jahres war ich nur über Weihnachten eine Woche in New York und habe Texas sonst erst nach meinem Abschluss verlassen. Zwar lege ich gerade im Anschluss mit Las Vegas, Grand Canyon und Kalifornien noch etwas nach, aber vor allem zu Beginn des Jahres hätte ich etwas mehr Zeit gehabt, die USA zu bereisen. Aber all das sind nur Kleinigkeiten. Die grundsätzliche Entscheidung, in Austin zu studieren, würde ich jederzeit wieder genauso treffen!