Auslandsbericht Austin, TX – USA - Fakultät für Physik und Astronomie

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Auslandsbericht Austin, TX – USA - Fakultät für Physik und Astronomie
Auslandsbericht
Austin, TX – USA
Der folgende Text ist ein Bericht über mein Auslandsstudium an der University of Texas at
Austin im Zeitraum 8/2009-8/2010. Die verschiedenen Kapitel beinhalten diverse
Informationen z.B. über die Bewerbung an der Universität, Visum, das Studium in Texas, sowie
die Stadt selbst. Eins vorweg: ich kann jedem nur dringend empfehlen ein Jahr in Austin zu
verbringen!
Vorwort zum Studium in den USA
Man sollte ein Auslandsstudium im Allgemeinen schon mindestens ein Jahr im Voraus planen,
speziell aber für die USA, da hier die Vorlaufzeit aufgrund der Bewerbungsfristen und des
Visaantrags deutlich länger ist als z.B. für ERASMUS Programme. Das Studienjahr in den Staaten
ist nicht wie bei uns in zwei Semester, sondern in zwei längere Abschnitte (Fall + Spring Term)
und einen kürzeren (Summer School) eingeteilt. Zeitlich liegt das Herbstsemester Ende August
bis Mitte Dezember, das Frühjahrssemester Mitte Januar bis Mitte Mai, sowie die Summer
School Anfang Juni bis Mitte August. Aufgrund der zeitlichen Lage beginnen die meisten
Austauschstudenten im August (direkt nach dem deutschen Sommersemester und passend zum
Start des amerikanischen Studienjahres). Während des Sommers werden nur verhältnismäßig
wenige Kurse angeboten, allerdings habe ich diese Zeit vor allem mit meiner Thesis verbracht,
die ich für meinen Masterabschluss in den USA benötigt habe. Erwirbt man keinen Abschluss in
den Staaten, ist es für Austauschschüler eher üblich, nur für Fall + Spring zu bleiben, die übrige
Zeit bis zum nächsten Deutschen Wintersemester kann man ganz sinnvoll mit einem Praktikum
überbrücken. Wenn man sich für die USA entscheidet, sollte man sich auch darüber im Klaren
sein, dass die Kosten für das Jahr sehr hoch werden können. Dies wird später noch weiter
ausgeführt.
Planung
Meine Erwartungen an das Auslandsjahr in Texas waren relativ vielfältig. Zum Einen wollte ich
natürlich fachlich etwas dazu lernen und das Jahr nutzen, um im Rahmen des
Austauschprogramms einen Master of Arts in Physik zu erlangen. Daneben wollte ich meine
Sprachkenntnisse in Englisch verbessern, vor allem um flüssiger zu werden und um mit den
englischen Fachbegriffen besser vertraut zu werden. Außerdem war es, wie wohl für jeden
Austauschstudenten, mein Ziel, Land und Leute kennen zu lernen. Da ich noch nie in den
Vereinigten Staaten war, wollte ich auch ein bisschen mit meinen Vorurteilen und Klischees
aufräumen und mir die „Cowboys“ in Texas selbst ansehen.
Die Universität Würzburg betreibt solche Austauschprogramme auch mit einigen anderen
Universitäten in den Staaten, allerdings fand ich von den amerikanischen Städten, die zur
Auswahl standen, Austin am interessanten, nicht zuletzt dank Erfahrungsberichten der Uni
Würzburg. Meine Hauptinformationsquellen für die Entscheidung waren die alten
Erfahrungsberichte aus Würzburg, sowie die Homepage der Universität (www.utexas.edu), der
Fakultät
(www.ph.utexas.edu)
und
des
International
Office
Austin
(www.utexas.edu/international/isss).
Vorbereitung
Ich habe mich für August 2009 beworben, was bedeutet, dass die Bewerbungsfrist an der Uni
schon im Dezember 2008 lag. Allerdings musste für die Bewerbung schon etwas Vorarbeit
geleistet worden sein, die teilweise auch zeitaufwendig war. Bei der Bewerbung muss man
nämlich neben sehr detaillierten Angaben zur bisherigen Schul-/Studienbildung, Transcript,
Empfehlungsschreiben und Motivationsschreiben auch Testergebnisse für TOEFL und GRE
angeben. In meinem Fall als Diplomstudent benötigte ich auch noch beglaubigte Scheine zu
einem selbstgeschriebenen Transcript, was aber für Bachelorstudiengänge einfacher sein sollte,
wo ein offizielles Transcript Standard ist. Die UT Austin verlangt Empfehlungsschreiben von drei
Professoren, weswegen man diese rechtzeitig anfragen sollte. Es empfiehlt sich, Professoren zu
fragen, die man als Prüfer im Vordiplom hatte, oder in deren Vorlesungen man gut
abgeschnitten.
TOEFL (test of english as a foreign language) wird nur in größeren deutschen Städten angeboten
(für mich aus Würzburg waren Nürnberg und Frankfurt die nächsten Möglichkeiten). Der GRE
(graduate record examination) wird dagegen deutschlandweit nur in München, Frankfurt und
Hamburg angeboten. Preislich kostet jeder Test ca. 180 $ und schwanken damit je nach
Wechselkurs. Meine beiden Tests lagen z.B. etwa 6 Monate und 30 Euro auseinander. Nach
Teilnahme an den Tests kann es bis zu 8 Wochen dauern, bis man die Ergebnisse erhält und zu
Stoßzeiten sind die Termine für die Tests auch schon für ein paar Wochen ausgebucht. Falls
man zum Zeitpunkt des Tests schon genauer weiß, wo man sich bewerben möchte, kann man
die Ergebnisse direkt an die Uni schicken lassen. Die Universitäten akzeptieren nur Ergebnisse,
die direkt vom Testcenter verschickt werden und für das spätere Nachsenden der Scores
werden jeweils 20 $ erhoben.
Im TOEFL kann man maximal 120 Punkte erreichen, je 30 in den Kategorien Listening, Reading,
Verbal und Writing. Die exakte Mindestpunktzahl um sich bewerben zu dürfen, kann direkt auf
der UT Homepage nachgelesen werden, liegt aber bei ca. 80 Punkten. Bei einer Punktzahl unter
100 kann es eventuell passieren, dass man sich bei der Einschreibung einem kurzen Englischtest
unterziehen muss, allerdings scheint dies eher kurz und stressfrei zu sein (einer meiner
Mitbewohner musste daran teilnehmen). Allgemein glaube ich nicht, dass es ein Problem
darstellt die Mindestpunktzahl zu erreichen, wenn man ab und zu englische Serien oder Filme
sieht und Wörter aus dem Kontext versteht. Meine Vorbereitung auf den Test bestand
größtenteils daraus, etwa 2 Tage lang ehemalige Tests zu versuchen, um mich an den Stil der
Fragen zu gewöhnen. Für mich persönlich war der verbal part der schwerste, allerdings bin ich
durch mein Jahr in Texas jetzt sehr viel flüssiger im Reden geworden. Ein weiteres Argument,
unbedingt ein Auslandsjahr zu machen!
Beim GRE gibt es meines Wissens keine Mindestpunktzahl, aber man kann online die
durchschnittlichen Punktzahlen einsehen, die von angenommenen Studenten des Vorjahres
erzielt wurden. Diese variieren jedes Jahr und auch nach Fachrichtung, teilweise wird anstelle
des GRE General auch ein fachspezifischer GRE gefordert. Ich habe den General GRE gemacht,
allerdings war dies bei uns nur Formsache, da wir aufgrund des Austauschprogramms zwischen
der Uni Würzburg und der UT Austin sowieso schon angenommen waren. Mein Test bestand
aus einem sprachlichen und einem analytischen Teil. Während der analytische Teil für
Naturwissenschaftler relativ einfach zu bearbeiten ist, ist vor allem der sprachliche Teil
unglaublich hart, da dieser Test auch von Muttersprachlern gemacht werden muss um zur Grad
School zugelassen zu werden. Im Vergleich dazu ist der TOEFL Kinderfasching. Ein Beispiel:
------------------------------------From the five lettered words or phrases, pick the one most nearly opposite in meaning to the
capitalized word.
SYCOPHANT
(A) sartorial
(B) stentorian
(C) ramshackle
(D) peripatetic
(E) pestilential
--------------------------------------Eine kulturelle Vorbereitung war für die USA nur bedingt notwendig, da die Kultur prinzipiell
ähnlich zur europäischen ist. Natürlich habe ich mir Informationen über Texas und Austin
besorgt, allerdings hat man dafür vor Ort auch noch zur Genüge Zeit. Was man aber vielleicht
im Voraus wissen sollte, ist, dass alle Preise normalerweise ohne sales tax angegeben werden
(in Texas +8.25%) und dass Trinkgelder höher ausfallen als in Deutschland (10-20%, wobei 10%
schon etwas unverschämt ist). Die meiner Meinung nach beste sprachliche Vorbereitung ist,
regelmäßig englischsprachige Bücher/Filme/Serien zu konsumieren und sich bei Gelegenheit
mit Englisch Muttersprachlern zu unterhalten.
Die Kontaktpersonen, die am hilfreichsten für alles Organisatorische waren, waren vor allem die
Austauschstudenten aus dem Jahr direkt vor uns. Von diesen haben wir auch direkt die
Wohnung übernommen, was die ersten Tage und Wochen deutlich erleichtert hat. Es besteht
aber auch die Möglichkeit für die ersten ein/zwei Wochen z.B. im German Co-op
unterzukommen, bis man eine Wohnung gefunden hat (haben ein paar Bekannte von mir so
gelöst, studentorgs.utexas.edu/dhaus ). Bei Fragen zum Physik Programm war Professor Fink
sehr hilfreich, der das Austauschprogramm von der Austin Seite aus betreut.
Prinzipiell ist man mit Immatrikulation mit den Studiengebühren auch über die Universität
Austin krankenversichert, allerdings ist diese Versicherung teurer als deutsche
Auslandskrankenversicherungen. Falls die deutsche AKV mindestens die gleichen Leistungen
abdeckt, kann man sich aus der UT Versicherung befreien, was relativ schnell am International
Office möglich ist. Meine STA Travel Versicherung war mit 520 € deutlich billiger als die UT
Versicherung mit fast 2000 $ pro Jahr. Zusätzlich hatte ich eine Haftpflicht auch von STA travel
für 60 € im Jahr. Wie gut die Versicherungsleistungen tatsächlich sind, kann ich nicht sagen, da
ich nie Leistungen beansprucht habe.
Um das Visum in die USA zu bekommen, benötigt man unter anderem ein Certificate of
Financial Responsibility, mit dem eine Bank bestätigen muss, dass man (oder die Eltern)
genügend Geld besitzt um sich das Jahr leisten zu können. In meinem Fall waren das 30.300 $
(1.250 $ pro Monat geschätzte monatliche Ausgaben und Studiengebühren). Wie ich bei ein
paar Freunden mitbekommen habe, zieren sich verschiedene Banken oder auch Filialen der
gleichen Bank unterschiedlich stark das auszustellen. Bei manchen war es gar kein Problem,
aber meine Bank in meinem Heimatort hat sich z.B. lange geweigert ein englisches Dokument
auszufüllen. Den Visumsantrag sollte man auch so bald wie möglich machen (im
amerikanischen Konsulat), da die Bearbeitungszeit bis zu 2 Monate dauern kann.
Situation am Ort
Nach der Ankunft mussten zuerst verschieden „bars“ aufgehoben werden, bevor man sich
immatrikulieren konnte. Es gibt eine advising bar, der dadurch aufgehoben wird, dass man
seinen Stundenplan von dem Graduate (bzw. Undergraduate) Advisor seines Departments
absegnen lässt (er/sie berät auch und ist zu finden auf der Hopepage der Fakultät). Ein weiterer
bar wird aufgehoben, indem man eine Impfbescheinigung seines Arztes gegen
Masern/Mumps/Röteln bei den „healthy horns“ (healthyhorns.utexas.edu) vorlegt. Offiziell
muss man sich dort auch einem Tuberkulose Screening unterziehen, was aber seit letztem Jahr
für Deutsche aufgrund der niedrigen Krankheitsrate in Deutschland nicht mehr Pflicht ist. Eine
weitere Voraussetzung ist eine Orientation Veranstaltung des International Office zum Thema
Visa und Arbeitserlaubnis. Am International Office bekommt man auch ausreichend
Informationen, was man alles noch zu erledigen hat und wo man dies tun kann. Auch bei
anderen Fragen, wie z.B. Social Security Number falls benötigt, ist das IO sehr kompetent und
hilfreich. Des Weiteren benötigt man für die Einschreibung eine Student ID, die man auf dem
Campus ausgestellt bekommt und die auch als Eintrittskarte für die Sportanlagen dient.
Weitere Dinge, die sich lohnen möglichst bald anzuschaffen, sind ein amerikanisches Konto, ein
Handy und eine Texan ID/drivers license. Beim Konto kann ich Bank of America empfehlen, die
eine Filiale am Campus hat. Dort kann man sich als Student ein Konto auch ohne Social Security
Number einrichten. In Kombination mit einem Konto z.B. der Deutschen Bank hat man so auch
die Möglichkeit gebührenfrei Dollar vom deutschen Konto abzuheben und direkt auf das
amerikanische Konto einzuzahlen. Dies ist vor allem nützlich, da man praktisch überall mit Karte
bezahlen kann – und das mit der Zeit auch tut. Die Texan ID ermöglicht es Bier oder anderen
Alkohol einzukaufen, bei manchen Liquor Stores ist das nämlich nicht einmal mit einem
Reisepass möglich. Die ID erleichtert auch den Eintritt in Bars, da man vermeiden möchte,
immer den Reisepass mit Visum mit sich herumzutragen. Allerdings hatte ich in der Hinsicht
auch mit einem normalen Personalausweis fast nie Probleme, im Gegensatz zu Studenten mit
Ausweisen anderer Nationalitäten. Mit einem deutschen Führerschein darf man 12 Monate in
Texas Auto fahren (mit internationalem Führerschein), allerdings ist die Texan drivers license
auch direkt eine ID und der Führerschein kostet weniger als 30 $.
Die Lebenshaltungskosten werden von der Uni für das Visum, wie bereits oben erwähnt, mit
1.250 $ pro Monat angegeben. Je nach Wohngegend ist das auch nicht zu hoch gegriffen. Die
Wohnung, die wir von unseren Vorgängern übernommen hatten, lag im Gebiet West Campus,
war rießig und direkt an der Uni. Allerdings zahlten wir dafür auch stolze 850 $ pro Monat und
Person, was für Wohnungen direkt am Campus normal ist. Wohnungen weiter entfernt sind für
angenehmere Preise zu haben. Allerdings war in unserer Miete ein unlimited meal plan
inbegriffen, der uns berechtigte in einer Cafeteria in der Nähe unserer Wohnung so viel zu
essen und trinken, wie wir wollten. Das ist nicht zu verachten, da die Lebensmittelpreise in
Austin höher sind als in Würzburg. Hinzu kommt, dass in der Gegend nur Studenten wohnen
und dementsprechend auch viele Feiern sind. Je nachdem welche Prioritäten man bei der
Wohnungswahl setzt, wiegt dies den höheren Mietpreis auf, oder man entscheidet sich lieber
für eine Wohnung z.B. in North Campus, wo es ruhiger und billiger ist. Eine weitere Möglichkeit
wären Co-ops (große WGs), die preislich günstiger sind, allerdings hätte ich es dort wohl nicht
geschafft, eine Thesis zu schreiben, da dort ständig viel los ist (für ein Auslandssemester zum
Leute kennen lernen also evtl. ganz gut geeignet). Eine Organisation, die sich um ausländische
Studenten kümmert und Kontakte herstellt, ist Planet Longhorn (planetlonghorn.net). Da wir
aber viele Freunde anderweitig kennen gelernt haben, hatten wir damit relativ wenig zu tun.
Dennoch kann ich Planet Longhorn definitiv als Anlaufstelle empfehlen, die Organisation wird
von Studenten geleitet, die sich sehr für exchange students engagieren.
Die meisten anderen Studenten habe ich entweder über das Studium, Sport oder beim
Weggehen kennen gelernt. Zum Sportangebot muss ich ehrlich sagen, dass ich überwältigt war.
Ich weiß nicht, wie UT im Vergleich zu anderen amerikanischen Unis beim Sportangebot
abschneidet, aber im Vergleich zu allem was ich in Deutschland gesehen habe, war es immens.
In den Studiengebühren inbegriffen ist auch die Berechtigung fast alle Sportangebote der Uni zu
nutzen. Neben mehreren Gyms (Krafträume und Sporthallen, Squash und Raquet courts), gibt
es diverse Pools und Felder im Freien (Fußball, Football, Lacrosse, Baseball, Tennis, Beach
Volleyball) – alles was das Herz begehrt. Während der Semester gibt es Intramural
Meisterschaften, bei denen sich Teams von Studenten anmelden können in verschiedenen
„Leistungsstufen“ bzw. als reine Männer-/ Frauen- oder Mixed (=Coed) – Teams, daneben
findet man natürlich auch Pickup Games. Das ganze macht Spaß und ist zum größten Teil sehr
professionell. Zusätzlich gibt es eine Kletterwand (allerdings gegen eine Semestergebühr) und
einen praktischen Towel Service (man bekommt unbegrenzt Handtücher direkt im Gym für 20 $
pro Semester), der vor allem sehr angenehm ist, wenn man nach dem Sport noch einmal in die
Uni geht und keine nassen Handtücher ständig mit sich herumtragen möchte. Und
wahrscheinlich noch sehr viel mehr, was ich nicht entdeckt habe. Ich selbst habe vor allem bei
Fußball IM Turnieren, einer Liga von der Stadt aus (nicht Uni, Austin SSL) und bei einem 10 km
Lauf auf dem Campus mitgemacht. Infos gibt es unter www.utrecsports.org .
Hervorheben sollte man auch noch die Sportmannschaften der Uni (Texas Longhorns), vor
allem die Football Mannschaft. Die Spiele im Stadion mit mehr als 100.000 Zuschauern, alle in
Orange, ist schon beeindruckend und noch dazu hat die wurde die Mannschaft dieses Jahr
Vizemeister im College football. Empfehlenswert ist an dieser Stelle auch das jährliche Derby in
Dallas gegen Oklahoma University, das mit der State Fair (Jahrmarkt von Texas) zusammenfällt.
Einen Besuch in der Umgebung wert sind auf jeden Fall San Antonio mit dem River Walk und
dem vielzitierten Alamo (sollte man gesehen haben, wenn man in Texas war). Es gibt einen
National Park um Austin zum Wandern (Greenbelt) und viele weitere Nationalparks in Texas,
von denen ich allerdings nur Enchanted Rock besucht habe. Besonders empfohlen wurde mir
aber auch Big Bend, der größte Park in Texas, ca. eine Tagesreise von Austin entfernt. Als
Deutscher sollte man sich das Wurstfest (ich glaube Oktober oder November) in New Braunfels
nicht entgehen lassen, eine niedliche Imitation des Oktoberfestes.
Man sollte auch erwähnen, dass es hier sehr viele Deutsche Siedlungen gab und deshalb sehr
viele Texaner deutsche Vorfahren haben. Dementsprechend wird man als Deutscher überall
sehr freundlich aufgenommen und es gibt praktisch kaum Nazi-Kommentare, die ich in den
Staaten erwartet hatte, zumindest nicht von der Bevölkerung in meinem Alter. Insgesamt
waren die Texaner sehr viel freundlicher und offener als ich dachte. In der Hinsicht hat sich
meine Meinung von Amerikanern und vor allem von den sogenannten „Cowboys“ extrem
geändert. Davon können sich auch viele Deutsche noch eine Scheibe abschneiden. Die
Tatsache, dass ich mich in Austin so wohl gefühlt habe, mag allerdings zum Teil auch daran
liegen, dass die Stadt eine liberale Hochburg im Herzen des konservativen Texas ist (ohne
konservativen Texanern ihre unbestreitbare Freundlichkeit absprechen zu wollen).
Der Punkt, in dem Austin im Vergleich zu Städten wie New York oder San Francisco eher
schlecht abschneidet, sind Sehenswürdigkeiten. Hier gibt es vor allem das State Capitol, die Bat
Bridge, sowie ein paar Museen. Allerdings hat es kulturell andere Sachen zu bieten: Als
selbsternanntes „Live Music Capital of the World“, beherbergt es eine große alternative
Musikszene und das größte Livemusik Festival der Welt (South by South West, SXSW), sowie
viele Konzerte von mehr oder weniger bekannteren Künstlern.
Ein wichtiger Punkt im Studentenleben sind aber natürlich auch Feiern. In der Hinsicht ist Austin
auf jeden Fall zu empfehlen. Neben vielen kleinen Bars in Campusnähe, gibt es vor allem „6th
Street“, eine Straße voller Bars und Clubs, allesamt ohne Eintritt, mit meistens vernünftigen bis
billigen Getränkepeisen, die vor allem am Wochenende sehr gut besucht ist. Die Straße wird
wegen der vielen Studenten deshalb Donnerstag-Samstag abends für den Verkehr geschlossen.
Bei etwas alternativerem Musikgeschmack ist 7th Street zu empfehlen, gehobenere (und
teurere) Bars gibt es in Richtung 4th Street. Da man in den USA erst ab 21 Alkohol trinken und
Bars betreten darf und dies auch konsequent durchgesetzt wird (ID wird beim Eintritt in jede
Bar geprüft), sind Leute, die abends weggehen, im Schnitt etwas älter als in Deutschland, was
dem Spaß aber keinen Abbruch tut. Allein Downtown ist einen Aufenthalt in Austin wert!
Das Studium selbst bestand aus diversen Vorlesungen und Seminaren, insgesamt 30 credit
hours über das Jahr verteilt. Um die Visa Auflagen zu erfüllen, muss man im Fall und Spring
mindestens 9 credit hours (=3 Vorlesungen) belegen. Neben den Vorlesungen habe ich das Jahr
über noch in einer Biophysik Arbeitsgruppe gearbeitet und dort meine Master Thesis
geschrieben. Die Vorlesungen sind anders als in Deutschland, es gibt keine wöchentlichen
Übgungsblätter zum Vorrechnen, sondern eher 3-4 größere Hausaufgaben übers Semester
verteilt. Was den Schwierigkeitsgrad angeht, behaupte ich, dass jeder, der mit dem Studium in
Würzburg zurechtgekommen ist, auch in Austin keine Probleme haben wird. Es gibt auch noch
die Möglichkeit einen M.Sc. zu allerdings muss man dafür die 4 core courses belegen (im
Endeffekt Theo I-IV), die anscheinend wirklich arbeitsaufwendig sind und nicht aus Deutschland
anerkannt werden können. Stattdessen kann man sich aber 2 Nebenfachvorlesungen
anrechnen lassen, wenn eine „äquivalente“ Vorlesung an einem anderen Department in Austin
angeboten wird (CP und Elektronikpraktikum funktioniert z.B.) – das sind dann schonmal 6 der
30 credit hours, die Uni kommt den Würzburgern insgesamt ein wenig entgegen, damit man
auch bisschen Zeit für die Arbeit im Lab hat ;-)
Situation nach der Rückkehr
Neben offensichtlichen Veränderungen, wie geänderter Studienverlauf oder verbesserte
Englisch Kenntnisse, habe ich einige gute Freunde kennen gelernt und ich habe mich schon
etwas an den American way of life gewöhnt. Von einem ehemaligen Austin Austausch
Studenten habe ich vor ein paar Monaten gehört: „Ihr werdet euch noch wundern wie sehr ihr
amerikanisiert seid“, und kann ihm mittlerweile nur recht geben. Um mir darüber etwas klarer
zu werden, mache ich einfach eine kleine Liste an Dingen, die ich in Deutschland vermissen
werde, aber auch was mir im letzten Jahr gefehlt hat
Dinge die ich vermissen werde:
-
Offenheit und Freundlichkeit (vor allem bei Dienstleistern)
Kostenloses Wasser im Restaurant und Refills für Getränke
Wärme (letztes Jahr 2 Monate > 40°C)
Benzin für 2.59 $ /Gallon = 0.54 €/l
Überall mit Credit/Debit card zahlen können
Das Sportangebot
Geschäfte sind 24/7 geöffnet
6th street
Dinge auf die ich mich wieder freue:
-
Wasser mit Kohlensäure – nicht aus der Dose
Richtiges Brot und echter Käse
Haus verlassen können ohne sich wie im Dampfbad zu fühlen (Schwüle)
Durchschnittliche Insektengröße < 3 Zentimeter (zumindest im Sommer ein Problem)
Das metrische System (nie mehr psi, lb, fl oz, yd,…)
„Deutsche Zuverlässigkeit“ (klischeebeladen, aber dennoch…)
Normale Überweisungen
Kaum Befürworter von Kreationismus
Miete und Strom nicht mehr monatliche per Scheck zahlen
Es ist nur ein kurzes Brainstorming, aber bestimmte Dinge habe ich mir einfach angewöhnt. Ich
werde mich erst wieder daran gewöhnen müssen, dass Geschäfte in Deutschland sonntags
geschlossen sind. Ich werde Austin definitiv vermissen und ich auf jeden Fall wieder zurück
kommen.
Insgesamt gibt es aber ein paar Dinge, die ich anders machen würde. Eventuell würde ich eine
etwas preiswertere Wohnung nehmen, auch wenn das direkt nach der Ankunft etwas mehr
Arbeit gewesen wäre. Mit Sicherheit würde ich mehr von den Staaten sehen wollen. Während
des Jahres war ich nur über Weihnachten eine Woche in New York und habe Texas sonst erst
nach meinem Abschluss verlassen. Zwar lege ich gerade im Anschluss mit Las Vegas, Grand
Canyon und Kalifornien noch etwas nach, aber vor allem zu Beginn des Jahres hätte ich etwas
mehr Zeit gehabt, die USA zu bereisen. Aber all das sind nur Kleinigkeiten. Die grundsätzliche
Entscheidung, in Austin zu studieren, würde ich jederzeit wieder genauso treffen!