NeuLand
Transcription
NeuLand
NeuLand 4_2008 Landauer Campuszeitung Nr. 23 100 Quellen in Südwestpfalz kartiert Artenreiche Quellen, aber auch Schädigungen Anfang November wurden in der Kreisverwaltung Südwestpfalz in Pirmasens die Ergebnisse des Projektes „Erfassung und Bewertung ausgewählter Quellen im Westrich mit Maßnahmenvorschlägen“ vorgestellt. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie: Viele der naturnahen Quellen sind artenreich und teilweise sogar von seltenen Tier- und Pflanzenarten besiedelt. Doch rund 50 Prozent der Quellen sind bereits beeinträchtigt oder geschädigt, vor allem durch Verrohrungen und durch Überstauung zu Fischteichen. Die Quellen in der Südwestpfalz: Artenreich und schützenswert. Im Auftrag des Landkreises Südwestpfalz haben Dr. Holger Schindler, Timm Gutensohn und Dr. Hans Jürgen Hahn von der Arbeitsgruppe Grundwasserökologie der Universität in Landau, gefördert durch das Land Rheinland-Pfalz, 100 Quellen kartiert, bewertet und die 50 bedeutendsten davon auf ihren biologischen Zustand hin untersucht. Die floristischen Untersuchungen dabei führten – ebenfalls von der Landauer Uni – Dr. Dagmar Lange und die beiden Studentinnen Lisa Tangermann und Carmen Dillmann durch. Für jede der 100 Quellen erarbeiteten die Wissenschaftler Maßnahmenvorschläge, um ökologische Verbesserungen auch mit anderen Nutzungsansprüchen zu verbinden. Quellen sind stark gefährdete Lebensräume mit einer hoch angepassten Tier- und Pflanzenwelt. Bisher gibt es nur wenige Daten über die Ökologie dieser Biotope. Und das, obwohl es großen Handlungsbedarf gibt und ökologische Verbesserungsmaßnahmen oft dringend erforderlich sind. Aus diesem Grund hat der Landkreis Südwestpfalz diese Studie in Auftrag gegeben. Denn: Der Westrich ist Heimat seltener und dadurch besonders schützenswerter Quellen mit Wasserfällen, Riesel- und Milzkrautfluren. Meist ist die Wasserqualität der Quellen gut. Doch teilweise treten durch den Menschen verursachte Belastungen Neuland 4_08 auf wie erhöhte Nitratgehalte aus der Landwirtschaft. Für jede einzelne Quelle enthält der Projektbericht Entwicklungsziele und Pflegemaßnahmen. Diese ergeben sich aus der jeweiligen Bewertung, dem Gefährdungspotenzial und dem Entwicklungsziel. Der Bericht zeigt ganz deutlich: Im Wallhalbtal und Schauerbachtal sind noch viele naturnahe Quellen vorhanden. Aber es gibt auch Defizite, die durch entsprechende Pflegemaßnahmen angegangen werden müssen. Die ersten Umsetzungen sind bereits geplant. Die Realisierung der vorgeschlagenen Maßnahmen wird unter Ein- Seite 1 NeuLand Sieben aufder Roten Liste geführte Tierarten haben die Wissenschaftler im Westrich entdeckt. beziehung aller Beteiligten angestrebt. Da Quellen nicht nur schützenswerte Lebensräume, sondern oft auch Anziehungspunkte für die Bewohner und Gäste der Region sind, wurde bei den Maßnahmen- vorschlägen zwischen den verschiedenen Interessen abgewogen: So stellt sich beispielsweise die Frage, ob alte, verfallene Fassungen, die wieder artenreich besiedelt sind, in diesem Zustand belassen oder zu touristischen Zwecken restauriert werden sollen. Während der Kartierung fanden die Ökologen der Landauer Uni oft illegalen Verbau und Verrohrungen aber auch Quellen, die in Fischteiche eingeleitet wurden. Doch es gibt auch erfreuliche Ergebnisse: Die Landauer Wissenschaftler konnten in den Quellen der Südwestpfalz 120 Arten der Flora und 131 Tierarten feststellen. 45 der Tierarten sind stark auf Quellen als Lebensraum beschränkt. Und sogar sieben RoteListe-Arten fanden die Ökologen, darunter Quellschnecken, seltene Köcherfliegen und die gestreifte Quelljungfer, eine geschützte Libellenart. Früh übt sich Schülerstudenten im Fach Musik „Welches ist der dissonante Ton?“ „Da ist eine Sekunde auf der drei!“ „Im letzten Takt ist eine Wechselnote.“ Sätze wie diese sind für die meisten Studenten total unverständlich. Jan Willem und Jan Stein jedoch wissen genau, was gemeint ist. Sie besuchen donnerstagnachmittags den Musikkurs „Tonsatz“ von Universitätsmusikdirektor Olaf Meyer und tragen gerade ihre Hausaufgaben vor. Neuland 4_08 Es unterscheidet sie allerdings eine Kleinigkeit von den anderen anwesenden Studenten – sie sind noch Schüler und besuchen eigentlich die 10. Klasse am OttoHahn-Gymnasium in Landau. Dennoch nehmen sie, wie „ganz normale Studenten“, an dem Kurs teil. Sie sind so genannte Frühstudenten oder Schülerstudenten – und werden vom Dozenten wie die anderen Studenten behandelt. Seit dem Wintersemester 06/07 gibt es am Landauer Campus das Programm der betreuten universitären Frühförderung. Eingeführt hat es Mathematik-Professor Dr. Engelbert Niehaus. Das Programm startete zunächst mit den Fächern Physik und Mathematik, seit einem Jahr ist die Musik mit an Bord. Das Frühstudium ermöglicht es hochbegabten Schülern, bereits während ihrer schulischen Ausbildung an universitären Kursen teilSeite 2 NeuLand Sammeln als Schülerstudenten wertvolle Erfahrungen fürein späteres Studium:Jan Stein und Jan Willem mit ihrem Dozenten Universitätsmusikdirektor Olaf Meyer. zunehmen. So können die Schülerstudenten bereits Scheine erwerben, die bei einem späteren Studium in Landau anerkannt werden können. Sie erhalten dadurch früh wertvolle Einblicke in das Studium, werden optimal vorbereitet und gefördert. Jan Stein und Jan Willem gehören zum zweiten Durchlauf an Schülerstudenten im Fach Musik. Zur besonderen Förderung und Unterstützung der jungen Studenten gibt es seit kurzem einen Tutor, der mit ihnen offene Fragen bespricht und bei den Hausaufgaben hilft. „Die Theorie ist schon schwierig, weil uns im Gegensatz zu den anderen Studierenden einige Grundlagen fehlen“, findet der 16-jährige Jan Stein. Er spielt seit Jahren Fagott, der ein Jahr ältere Jan Willem spielt Schlagzeug und Gitarre. Beide überlegen, Musik in der Schule als Leistungskurs (LK) zu wählen und spielen mit dem Gedanken, nach dem Abitur ebenfalls Musik zu studieren. „Durch die jetzt schon gesammelten Erfahrungen sind wir Neuland 4_08 ganz klar im Vorteil, wenn wir Musik-LK wählen“, ist sich Jan Willem sicher. Auf die Idee, schon während der Schulzeit Einblicke im Musikstudium zu sammeln, hat die beiden jungen Männer ein Lehrer gebracht. Ihre Beweggründe zur Teilnahme am Programm? „Wir wollten uns das einfach mal anschauen. Und wenn wir die Prüfung bestehen, kann sie hier in Landau ja auch anerkannt werden“, freuen sie sich. Wenn sie die Prüfung nicht bestehen, haben sie trotzdem wertvolle Erfahrungen gesammelt, sind sowohl auf ihren LK als auch auf eine eventuelle Aufnahmeprüfung für ein Musikstudium vorbereitet und haben ein klareres Bild von dem, was sie im Studium erwartet – egal, ob sie in Landau oder an einer anderen Universität Musik studieren. Nachdem an diesem Donnerstagnachmittag die Hausaufgaben besprochen wurden, geht es ans Klavier. Die beiden Schüler dürfen als erste bestimmte Kadenzen spielen, die Olaf Meyer vorgibt. Kaden- zen sind Kombinationen von Dreiklängen, mit denen man einfache Stücke harmonisieren oder eine Tonart etablieren kann. Die beiden Schüler unterscheiden sich in ihrem Können nur wenig von den älteren Studenten – schauen diesen aber dennoch interessiert über die Schulter, wenn sie mit dem Vorspielen an der Reihe sind. Einfach sind die Musikstücke in den verschiedenen Tonarten nicht. Bei einer besonders schwierigen Kadenz singen alle die Akkordfolgen mit – und erhalten als Hausaufgabe den dringenden Auftrag: Üben, üben, üben! Im Hinblick auf die Prüfungen weiß Olaf Meyer nämlich aus Erfahrung: „Die Theorie ist leichter zu verstehen. Schwieriger wird es am Klavier.“ Weitere Infos über die Frühförderung finden Interessierte unter anderem im Internet unter http://wwwmath.uni-landau.de/ homepage/index.php?id=73 CHRISTINA KÜHR Seite 3 NeuLand Wiedersehen in „Down-under“ Landauer treffen sich unverhofft zur gemeinsamen Arbeit in Perth 8.625 Flugmeilen und 17 Stunden reine Flugzeit liegen zwischen Deutschland und Perth in Australien. Einmal um die halbe Welt muss man reisen, um auf den fünften Kontinent zu gelangen. Eine ziemlich weite Strecke. Umso größer war die Überraschung, als sich an der Murdoch University in Perth unerwartet vier Pfälzer von der Landauer Uni wieder fanden: Dr. Marold Wosnitza, Karen Kimmel, Claudia Kölbl und Sophie Holzner. Ganz unbegründet war dieser Zufall allerdings nicht: Zwischen dem Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf) der Landauer Universität und der Murdoch University gibt es seit 2001 Jahren eine lebhafte Zusammenarbeit in Form von gemeinsamen Forschungsprojekten, Austauschprogrammen für Studenten und Dozenten. Und diese Kooperation ist auch der Grund, weshalb die vier Pfälzer fast ahnungslos auf der anderen Seite der Welt aufeinander trafen. Vielfältig sind die Gründe der vier Landauer für ihren Aufenthalt in Perth: Dr. Marold Wosnitza, Privatdozent im Fachbereich 5 an der Universität Koblenz-Landau, lehrt seit August 2008 „Educational Psychology“ an der „School of Education“ der Murdoch University. Der Umzug nach Australien und der Einstieg in den neuen Job wurden ihm dadurch erleichtert, dass er bereits mehrfach als Gastwissenschaftler in Perth war und noch zahlreiche Freunde aus dieNeuland 4_08 Vier Landauer in Perth: (v.l.n.r.): Claudia Kölbl, Dr. Marold Wosnitza, Karen Kimmel, Sophie Holzner. ser Zeit hat. Und: Die Universität unterstützte den gebürtigen Zweibrücker, organisierte den Umzug und stand bei der Unterkunftssuche zur Seite. Karen Kimmel ist bereits vor zwei Jahren zu ihrem Abenteuer nach Australien aufgebrochen: Ein dreijähriges Promotionsstudium, finanziert mit dem höchsten Stipendium des australischen Staates, in dessen Genuss nur wenige qualifizierte internationale Studenten kommen. Diplom-Pädagogin Claudia Kölbl fand bei einem einsemestrigen Studienaufenthalt an der Murdoch die Liebe ihres Lebens und kehrte nach Abschluss an der Landauer Uni in diesem Herbst nach West-Australien zurück. Als wissenschaftliche Hilfskraft tauchte sie dann im Team um den Pädagogen Wosnitza auf. Die vierte im Bunde, Sophie Holzner, landete als Forschungspraktikantin von September bis Oktober bei Marold Wosnitza. Sophie Holzner ist Psychologiestudierende in Landau und wurde von Professor Schnotz an die „School of Education“ vermittelt. Dass Pfälzer durchaus Schlagkraft besitzen, konnten Marold Wosnitza, Claudia Kölbl und Sophie Hölzl in den gemeinsamen zwei Arbeitsmonaten unter Beweis stellen: Drei Forschungsprojekte konnten gestartet werden. Mittlerweile ist die Pfalz-Gruppe an der Murdoch University wieder etwas geschrumpft. Sophie Holzner ist wieder zurück in der pfälzischen Heimat, wo sie sich weiterhin ihrem Studium widmet. Und Claudia Kölbl arbeitet nun in der Personalabteilung einer australischen Firma in Perth. Seite 4 NeuLand Die wilden Tage sind vorbei La.Meko Kurzfilmfestival wieder ein großer Erfolg Spannend fing sie in diesem Jahr an, die Adventszeit. Von wegen Ruhe und Gemütlichkeit. Sechs Tage lang jagte im Universum Kino-Center ein Kurzfilm-Highlight das andere. Anlass dafür war das siebte La.Meko Kurzfilmfestival, das mit insgesamt 64 regionalen, nationalen und internationalen Werken das Publikum in Atem hielt. Jeden Abend wurde in zwei Blöcken das Beste präsentiert, was in diesem Jahr im Wettbewerb eingegangen und vom Filmfestival Landau e.V. ausgewählt wurde. Es ging um Preise, um Ruhm, Ehre und Glückseligkeit. Und das Publikum durfte kräftig mit abstimmen. Aber neben dem Publikumspreis, der obligatorisch jedes Jahr verliehen wird, winkten den Filmemachern noch weitere Gewinnmöglichkeiten. Die regionale Jury mit Hans-Uwe Daumann und Ralf-Dieter Heydolph kürte den Regionalen Förderpreis für Filme aus der Pfalz. Gabi Heleen Bollinger, Oliver Langewitz, Benny Wagener und Andreas Berg saßen in der Hauptjury und bestimmten drei Preise in verschieden offenen Kategorien, den Preis für den besten internationalen Film und den begehrten Preis für den insgesamt besten Film des Festivals. Das Publikum des dienstaglichen TrashAbends durfte darüber hinaus erstmalig einen Preis für den besten Trash-Film verleihen. Das Programm war bunt, die Wettbewerbsbedingungen knapp. Der teilnehmende Film durfte nicht länger als dreißig Minuten sein und keinen in erster Linie kommerzielNeuland 4_08 Vertreter der VR Bank Südpfalz überreichen den regionalen Förderpreis an die glücklichen Gewinner. len Zwecken dienen. Sonst war alles erlaubt. Dementsprechend war dann auch alles dabei: von düster bis witzig, von heiter bis wolkig, von laut bis leise - querbeet durch alle Genres. Umso schwerer hatten es dann am Ende Juroren und Publikum, die Spreu vom Weizen zu trennen. Am letzten Tag bei der feierlichen Preisverleihung sollten schließlich nur die Besten der Besten gekürt werden. Klar war hier gar nichts, und der Abend vor Nikolaus war gespickt mit knisternder Spannung und großen Überraschungen. Kleine Sensationen am Kurzfilmhimmel zeichneten sich ab. So gewann unüblicherweise ein Dokumentarfilm („München-Mum- bai“) den Publikumspreis - zufällig produziert vom ehemaligen Studenten der Landauer Universität Björn Büch. Ebenso ungewöhnlich: Der Trickfilm „Milbe“ von Karl Tebbe gewann gleichzeitig den Preis für den Besten Film und den Trash-Preis. Weitere Preise: Regionaler Förderpreis: „Der Überzieher“ - Alexa Groß; Lobende Erwähnungen: „Dunkelrot“ – Frauke Thielecke; „A Note“ – Christian Roth, Frederick Gomoll; Bester Dokumentarfilm: „Our wonderful nature“ - Tomer Eshed; Beste Komödie: „Clint“ – Philipp Scholz; Bester Stummfilm: „Wie Schwefel in der Luft“ – Burkhardt Wunderlich. Die Veranstalter sind hochzufrieden. Seite 5 NeuLand Stolz auf die Entwicklung des La.Meko: Moderator der Preisverleihung Olaf Kapsitz (rechts). Tolle Filme. Tolle Gäste. Viele Gäste. Zufriedene Gäste. Außerdem ist das La.Meko-Filmfestival in diesem Jahr wieder einmal ein Stückchen größer geworden. Inzwischen erreichen den Filmfestival Landau e.V. immer mehr Beiträge aus dem Ausland, so dass man mit dem Einrichten des Preises für den besten internationalen Film Rechnung tragen konnte. Blickt man auf die siebenjährige Geschichte des Festivals zurück, so ist es beständig gewachsen; hatte es doch ursprünglich nur einen Abend lang gedauert und dem primären Ziel gedient, die Kurzfilme, die an der Universität in Landau gedreht wurden, einer kleineren Öffentlichkeit zu präsentieren. Angesprochen waren nur Studentinnen und Studenten der Hochschule. Inzwischen wendet sich das Festival an Erwachsene aller Altersgruppen und aus einem überregionalen Einzugsgebiet. Auch das Ambiente ist ein anderes. Die harten Hörsaalstühle wurden gegen weiche Kinosessel getauscht, der Vorlesungsraum am Campus gegen ein Filmtheater in der Innenstadt. Dennoch unterstützen die Universität in Landau, das Studentenwerk Vorderpfalz und der AStA der Uni Landau den Filmfestival Landau e.V. stark. Schließlich sind immer noch viele der Gäste Studentinnen und Studenten, und auch unter den Organisatoren des Filmfestivals finden sich noch einige alte Kommilitonen. Auch die UniKneipe „Fatal“ ist dem Festival treu geblieben. Hier fand die Auftaktveranstaltung, ein Lounge-Abend mit der Musikgruppe „mb+d-laz“, statt. Neben der Unterstützung seitens der universitären Einrichtungen kam aber auch viel Hilfe von anderer Seite. Die Landeszentrale für Medien und Kommunikation gab Technik und Geld. Die VR-Bank Südpfalz förderte das Festival und stiftete traditionell den Regionalen Förderpreis. Während die Stadt Landau sich wie in jedem Jahr gekonnt zurückzog und das La.Meko Filmfestival komplett ignorierte, zeigte sich das Land Rheinland-Pfalz wieder einmal sehr spendabel und übernahm mit der Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur einen großen Teil der Finanzierung. All das hat dem Verein Mut gemacht, so dass jetzt schon das 8. La.Meko Filmfestival in Planung ist, damit es auch im nächsten Jahr wieder heißt: Vorhang auf! OLAF KAPSITZ Schülerinnen gestalten PhysikKolloquium an der Uni Ein Kolloquium der besonderen Art fand Anfang Dezember im Physik-Hörsaal der Landauer Uni statt. Nicht gestandene Wissenschaftler berichteten an diesem Tag über ihre Arbeit, sondern die vier Schülerinnen Jasmin Gast, Jennifer Meinberg, Melanie Schaefer und Anna Neuland 4_08 Schmidt von der Dualen Oberschule Pirmasens unter der Leitung ihres Lehrers Michael Heravi. Thema der Stunde war, wie man „regenerative Energien“ anhand von Lernstationen in der Schule vermitteln kann. Diskutiert über effektive und motivierende didaktische Maß- nahmen wird viel, doch die Schüler darüber selbst zu Wort kommen lassen, das ist selten. Das Mitwirken der Schülergruppe ermöglicht haben Prof. Dr. Andreas Müller vom Institut für Naturwissenschaften und Naturwissenschaftliche Bildung, Lehreinheit Seite 6 NeuLand Physik und Michael Heravi von der Dualen Oberschule Pirmasens. Heravi, Grund- und Hauptschullehrer sowie Absolvent der Landauer Uni, kam mit 15-jähriger Praxiserfahrung an den Landauer Campus für die Erweiterungsprüfung Realschule zurück. Für seine schriftliche Zulassungsarbeit testete Heravi mit Schülern der Klasse 8b in Pirmasens, wie sich Schulklassen die Themen Photovoltaik, Windkraft und Brennstoffzellen mit einer Mischung aus theoretischen Grundlagen, die durch Michael Heravi vermittelt wurden, und der eigenständigen Experimentier-Arbeit an Lernstationen erschließen. Im Laufe des Schuljahres haben die Schülerinnen und Schüler große Begeisterung für die aktuellen Themen aus Klima- und Umwelt entwickelt. Es gibt bereits Ideen, wie sie das Thema auch außerhalb vom Unterricht für die Schule umsetzen wollen: mit einer Energiespar-Gruppe oder eine Solaranlage fürs Schuldach. Von soviel Engagement, Interesse und Motivation angetan, war es für Prof. Müller und Physiklehrer Heravi klar, dass die Schüler selbst die- ses Unterrichtskonzept im Kolloquium an der Uni vorstellen sollten. Die vier Mädchen präsentierten nun Wissenschaftlern und angehenden Physiklehrern, wie und was sie warum in den vergangenen Monaten gelernt haben und wie die Themen Umwelt und Klima im verbleibenden Schuljahr weiter ausgebaut werden sollen. Dieses Beispiel zeigt anschaulich, dass durch Alltagsbezug, Experimentieren und eigenständiges Lernen das Interesse gerade auch von Mädchen an Naturwissenschaften und deren Forschergeist geweckt werden können. Sprachlernzentrum auf Erfolgskurs: 20.000. Besucher geehrt Das Sprachlernzentrum (SLZ) ist bei den Studierenden sehr gefragt: Am 6.11.08 konnte Eleonore Hertweck, die den Studierenden mit Rat und Tat im SLZ zur Seite steht, die Studentin Jasmin Daniela Frohnhäuser als 20.000. Besucherin begrüßen. Jasmin Daniela Frohnhäuser, Bachelor-Studentin für das Lehramt im dritten Semester, frischt im SLZ zurzeit ihre Englischkenntnisse auf. Und da kam das Geschenk, das ihr Eleonore Hertweck überreichte, gerade recht: Mit der Lerner-CD für das Programm Sky Pronunciation Suite kann die angehende Lehrerin Frohnhäuser jetzt auch außerhalb der Öffnungszeiten des SLZs am heimischen PC ihre Sprachkenntnisse verbessern. Seit etwa drei Jahren ist die Zahl der SLZ-Nutzer stark angestiegen, was insbesondere auf die vermehrte Nachfrage seitens der IFA (Integrierte Fremdsprachenarbeit)-Studierenden zurückgeht. 2003 führte Neuland 4_08 Mit der Lern-CD kann Jasmin Daniela Frohnhäuser (rechts) ihre Englischkenntnisse nun auch außerhalb der SLZ-Öffnungszeiten trainieren. das Ministerium verpflichtend für alle Studierenden der Grundschulpädagogik die Integrierte Fremdsprachenarbeit ein. So erhöhte sich die Besucherzahl von 1.792 in Jahr 2005 auf 2.624 im Jahr 2006 und auf 3.360 im Jahr 2007. Die aktuelle Statistik für 2008 liegt noch nicht vor, aber Eleonore Hertweck rechnet wieder mit einem Zuwachs. Weiterhin erwarten Eleonore Hertweck und Prof. Dr. Detlev GohrSeite 7 NeuLand bandt, Leiter des SLZ, dass mit der Einführung des Bachelor-Studiengangs in den Sozialwissenschaften (im WS 09/10) nochmals ein Nachfrageschub ausgelöst wird, da diese Studierenden zwei Sprachmodule (Allgemeines Englisch und Business English) im SLZ zu absolvieren haben. Das Angebot des SLZ, das sich auf Lernprogramme und digitale Medien erstreckt, wird gerne angenommen – auch von Studierenden der ausländischen PartnerUniversitäten. Um dieses breite Angebot aufrechtzuerhalten, sind Investitionen in die Hard- und Softwareausstattung sowie für das un- terstützende Personal unumgänglich und wurden von der Universitätsleitung bereits befürwortet. Somit wird das SLZ auch in Zukunft die vielfältigen Bedürfnisse der unterschiedlichen Zielgruppen befriedigen können. Für besseren Physik- und Chemieunterricht Bundesweite GDCP-Doktorandentagung Physik und Chemie rangieren auf der Beliebtheitsskala von Schülerinnen und Schülern meist auf den hintersten Plätzen. Und dabei sind gerade naturwissenschaftliche Phänomene überaus faszinierend und im Alltag überall präsent. Wie kann also die Lernmotivation der Schüler in naturwissenschaftlichen Fächern gesteigert werden? Und was ist in der Lehrerausbildung zu beachten? Mit diesen und weiteren spannenden Fragen setzten sich Ende Oktober über einhundert Nachwuchswissenschaftlerinnen und wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Einladung der Universität KoblenzLandau und der Gesellschaft für Didaktik der Chemie und Physik, kurz GDCP, auseinander. Seit 1992 veranstaltet die GDCP jährlich ihre Doktorandentagungen, um den wissenschaftlichen FachdidaktikNachwuchs und dessen Promotionsvorhaben in diesem wichtigen Themenfeld – der Vermittlung von Neuland 4_08 Chemie und Physik in der Schule – zu fördern. Dass die Universität Koblenz-Landau in diesem Jahr austragende Hochschule dieser Bundestagung war, freut den Tagungsleiter und Landauer Physik-Professor Wieland Müller ganz besonders. Gerne ist er der Anfrage der GDCP nachgekommen und hat den diesjährigen Kongress mit seinen Kollegen Prof. Dr. Andreas Müller, Dr. Henrik Bernshausen und Dr. Jochen Kuhn auf die Beine gestellt. „Wir sehen darin eine Anerkennung der physikdidaktischen Forschung am Landauer Campus, deren Ergebnisse wir fortlaufend auf nationalen und internationalen Tagungen vortragen“, bekräftigt Müller. Die Ergebnisse der physikdidaktischen Forschung fließen in die Landauer Ausbildung angehender Physiklehrerinnen und -lehrer mit ein. Somit erhalten die Studierenden nicht nur eine praxisnahe Studienbildung sondern profitieren direkt von den neuesten DidaktikErkenntnissen. Mehr eine Beratungstagung als eine reine Präsentationsplattform ist das GDCP-Doktorandenkolloquium. Durch den intensiven Austausch der Doktoranden untereinander und mit erfahrenen Wissenschaftlern soll die Qualität der fachdidaktischen Forschung und somit auch die Unterrichtsqualität in den Schulen kontinuierlich gesteigert werden. In diesem Jahr fand bereits der 17. Doktorandenkongress statt. Schwerpunktthemen waren Lehrerausbildung, Unterrichtsentwicklung und -qualität, naturwissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen sowie Kompetenzdiagnostik. Dass so viele junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Weg in die Südpfalz finden konnten, war den Sponsoren zu verdanken, darunter die Deutsche Telekom Stiftung, das rheinland-pfälzische Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, die Gesellschaft für Didaktik der Chemie und Physik und die Universität Koblenz-Landau. Getagt wurde im Herz-JesuKloster in Neustadt an der Weinstraße. Seite 8 NeuLand Square Dance in der Grundschule IFA-Anglistik auf neuen Unterrichtswegen „One, two, three, four“, zählt Andreas Hennecke, seines Zeichens „Caller“ beim Landauer Square-Dance-Verein „Swinging Landavians“, rhythmisch zur Musik ins Mikrofon. Der nächste Befehl lässt nicht lange auf sich warten: „Circle to the left“ lautet Henneckes Kommando und wie von Zauberhand drehen sich rund 60 Tanzbegeisterte im Gemeindesaal der Landauer St. Albert-Gemeinde links im Kreis. Jung und alt, groß und klein, Mann und Frau, Fortgeschrittene und Anfänger, Studentinnen und Vereinsmitgliede tanzen zahm nach den englischen Aufforderungen aus dem Mikrofon. Was hat das zu bedeuten? Diese gemeinsame Trainingsstunde mit dem Landauer SquareDance-Verein ist Teil einer außergewöhnlichen Lehrveranstaltung der Integrierten Fremdsprachenarbeit (IFA) des Faches Anglistik. Mit „Square Dance in der Grundschule“ hat Dozentin Dr. Birgit Smieja das Seminar im Vorlesungsverzeichnis ausgeschrieben. Noch vor einem Jahr hätte die quirlige Sprachwissenschaftlerin sich eine solche Veranstaltung nicht geträumt. Denn da nahm das ganze Projekt gerade erst seinen zarten Anlauf. IFA sieht vor, bereits Grundschulkindern erste Kenntnisse einer Fremdsprache zu vermitteln. Denn gerade in sehr jungen Jahren erlernen Kinder eine weitere Sprache spielend einfach. Deshalb wird in Rheinland-Pfalz zunehmend Neuland 4_08 Studentinnen und Mitglieder des Landauer Square-Dance-Vereins trainieren gemeinsam Schrittkombinationen, die im Frühjahr in Grundschulen umgesetzt werden sollen zur Vermittlung der englischen Sprache. Wert auf Fremdsprachenunterricht in der Grundschule gelegt. Seit 2003 ist IFA ein verpflichtendes Fach für alle rheinland-pfälzischen Studierenden der Grundschulpädagogik. Dr. Smieja ist sich äußerst bewusst, dass gerade positive Fremdsprachenerlebnisse bei Kindern wichtig sind, um Sprachen künftig zum Lieblings- und nicht zum Hassfach werden zu lassen. Deshalb hat für sie – neben einer guten Sprachausbildung der Studierenden – das Vermitteln motivierender Lehransätze oberste Priorität. Birgit Smieja tanzt seit einem Jahr mit ihrem Mann bei den „Swinging Landavians“. Dabei wurde ihr bewusst, dass der englische Wort- schatz, den der „Caller“ verwendet, um den „Squares“ die jeweiligen Schritte und Figuren anzukündigen, absolutes Basis-Vokabular ist und sich wunderbar für die Grundschule eignet. Nicht nur wegen des geringen Schwierigkeitsgrads sondern vor allen Dingen deshalb, weil er auf viele alltägliche Situationen übertragen werden kann. Je tiefer sich die Anglistin mit der Idee beschäftigte, desto vielschichtiger sah sie die Möglichkeiten, die sich für die Umsetzung des Square Dance in der Grundschule eröffneten. „Neben dem sprachlichen Aspekt lässt sich das Thema in alle Lernbereiche der Grundschule übertragen, so dass die Kinder es sich umfasSeite 9 NeuLand send erschließen können“, erläutert Smieja. Die Musik und die Rhythmuslehre deckt der Musikunterricht ab, die für Square Dance nötigen Accessoires wie das „Bolotie“, das die Jungs um den Hals tragen, ist eine Idee für den Kunstunterricht und die Siedlergeschichte – denn das sind die Menschen, die anfangs in Amerika Square Dance tanzten – passt wunderbar in Religion oder Sachunterricht. Doch damit ist das Ende der Fahnenstange bei weitem noch nicht erreicht: Auch auf Verkehrsunterricht, Mathe, Deutsch, Sozialverhalten, Sport und Landeskunde lassen sich Thema und verwendetes englisches Vokabular problemlos übertragen. Neuland 4_08 Ob ihre Studierenden das Thema ebenso geeignet für die Grundschule finden würden wie sie selbst, testete Birgit Smieja in einem Probeworkshop im vergangenen Sommersemester. Der Funken der Begeisterung benötigte nicht lange, um von Dr. Smieja auf die Studierenden überzuspringen. Mit dem Ergebnis: „Die Studierenden bedrängten mich regelrecht, ein richtiges Seminar zu diesem Thema anzubieten und sprühten förmlich vor Ideen“, berichtet die überwältigte Wissenschaftlerin. Und da sich jeder Dozent nichts sehnlicher wünscht als begeisterungswütige, motivierte und engagierte Studierende, mutete sich Birgit Smieja dieses aufwändige Semi- nar noch zum normalen Arbeitspensum zu. Und so stehen im Wintersemester für die Seminarteilnehmerinnen nicht nur gemeinsame Tanzabende mit den Landauer Square-Dance-Profis auf dem Programm, sondern auch Theoriestunden mit Caller Andreas Hennecke, didaktische Vorträge von Birgit Smieja sowie üben, üben und nochmals üben. Denn wer künftig 6- bis 10-jährige Kinder unter englischem Kommando tanzen lassen will, muss Schritte, Rhythmus und Befehle aus dem Effeff beherrschen. „Ohne den Verein hätte ich das Seminar nicht auf die Beine stellen oder die Studierenden umfassend in der Praxis schulen können“, ist Birgit Smieja dankbar. Und auch die Mitglieder im Verein sehen die Kooperation mit Freuden, denn die jungen Studentinnen bringen viel Schwung mit. Im kommenden Frühjahr wollen die ersten Studentinnen das Erlernte während ihrer Praktika mit Grundschülern umsetzen. Und wie effektiv der Square Dance für das Erlernen der englischen Sprache in der Grundschule wirklich ist, werden mehrer Studentinnen Smiejas in ihren Examensarbeiten untersuchen. Dafür arbeitet eine der Studentinnen mit einer Landauer Absolventin zusammen, die heute in einer Ludwigshafener Grundschule tätig ist. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein! Seite 10 NeuLand Studienfahrt ins asiatische High-Tech-Land Sieben Geographie-Studenten erkunden Süd-Korea Eine weiten Blick über den viel zitierten Tellerrand warfen im Oktober sieben Studierende der Geographie und der Umweltwissenschaft: Gemeinsam mit ihrem Dozenten, Junior-Professor Dr. Bernhard Köppen, verbrachten sie eine zweiwöchige Studienreise im High-TechLand Korea. Eine erlebnisreiche Zeit, die sie nachhaltig beeindruckt und geprägt hat, wie die Studentinnen Katharina Gerber und Carolin Weisbrodt einhellig bekräftigen. Für beide war es die erste Reise auf den asiatischen Kontinent. Korea – das stand auf der Liste der Landauer Geographie-Exkursionen bislang noch nicht auf dem Programm: Aus Kosten- und Zeitgründen beschränken sich die wissenschaftlichen Reisen meist auf das europäische Ausland. Und dabei ist es für angehende ErdNeuland 4_08 kundelehrer eigentlich besonders wichtig, auch fernere Länder und Kulturen kennen zu lernen, hält Wissenschaftler Köppen fest. Wer die räumlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der entgrenzten Wirtschaftsmärkte selbst gesehen hat, könne Themen wie die Globalisierung in der Schule viel anschaulicher und kompetenter vermitteln. Doch nicht nur deshalb bot sich Korea als Reiseziel an: Das Land bietet sehr viel Neues und Anderes für deutsche Studierende. Und gleichzeitig trifft man in dem Land auf ähnliche Probleme oder Themen wie in Deutschland – manchmal allerdings mit anderer Akzentuierung: Demographischer Wandel, Globalisierung, Wiedervereinigung, Tourismusentwicklung, regionale Unterschiede. Bei der Organisation der Studienreise kamen Demographie-Experten Köppen seine Kontakte zur Hanns-Seidel-Stiftung in Seoul zugute. Vor einigen Jahren fragte die in Südkorea stark engagierte Einrichtung bei Köppen um wissenschaftliche Zusammenarbeit zu den Themen Regionalentwicklung, Ökologie und Raumplanung sowie Wiedervereinigung an. Neben der finanziellen Unterstützung und einem Mitarbeiter, den sie der Landauer Studiengruppe für eine Rundfahrt übers Land samt Kleinbus zur Verfügung stellte, vermittelte die Stiftung Kontakt zum geographischen Institut der Kyung-Hee Universität in Seoul. Einen Tag lang diskutierten Landauer und koreanische Studierende angeregt über den demographischen Wandel in den Industriestaaten Deutschland und Korea. Und dabei entdeckten die jungen Menschen überraschenderweise viele Gemeinsamkeiten aber durchaus auch gravierende Unterschiede, letztere beispielsweise in Fragen der KindererzieSeite 11 NeuLand hung und geschlechtsspezifischer Rollenverteilung. Dass die rein fachwissenschaftliche Veranstaltung am Abend ihren informellen Ausklang bei einer Einladung zu Grillfleisch und Karaoke fand, stellte schließlich einen ganz typischen Aspekt koreanischer Gastfreundschaft und Alltagskultur dar. Nach den vielen Eindrücken in der Elf-Millionen-Stadt – deren stadtgeographische Charakteristika in bis zu 10 Stunden dauernden, kombinierten Fuß- und U-Bahn-Exkursionen erkundet wurden – brachen die „Entdecker“ zu einer intensiven und informativen Fahrt in den Nordosten und Osten Südkoreas auf. Neben Geschichte und Kultur waren die angehenden Erdkundelehrer insbesondere naturräumlichen Fragen, den greifbaren Auswirkungen der Teilung und den wirtschaftsgeographischen Strukturen des asiatischen Industrielandes auf der Spur: Mit den Hyundai Heavy Industries in Ulsan etwa stand die weltweit größte Schiffswerft auf dem Programm und die deutsche Studiengruppe hatte eine einmalige Gelegenheit, auf lange vorher eingereichten Antrag die sonst Touristen vorenthaltene entNeuland 4_08 militarisierte Sperrzone zwischen Nord- und Süd-Korea an einem Beobachtungsposten der Grenztruppen direkt zu besichtigen. Ein weiteres Thema, mit dem die Studenten und Dozent Köppen sich auseinandersetzten war die Tatsache, dass die Mega-City Seoul in allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen eine dominante Vorrangstellung innehat, während andere Regionen nur wenige Entwicklungspotenziale besitzen. Am Beispiel des Landkreises Goseong und der Provinz Gangwon im Osten des Landes wurden insbesondere die Möglichkeiten der Tourismusentwicklung als Maßnahme zur Strukturförderung ausgelotet. „Ich bin weltoffener geworden und will dies künftig den Kindern in der Schule vermitteln“, gesteht Katharina Gerber im Rückblick auf die Fahrt. Für sie und ihre Kommilitonin Carolin Weisbrodt war dies die erste Reise nach Asien. Studentin Weisbrodt hat es vor allen Dingen die asiatische Gastfreundschaft angetan. Beide wollen sich künftig noch intensiver mit Asien auseinander setzen. Zunächst steht eine Ausarbeitung auf dem Programm. Thema ist die Beurteilung eines von der Provinzverwaltung des Gangwon Do verfolgten touristischen Vorhabens, an der südkoreanischen Ostküste eine „romantische Straße“ umzusetzen. Dass die Studienreise mit Uni-Workshop für die Studierenden finanziell erschwinglich war und letztendlich im geplanten Umfang durchgeführt werden konnte, ist der Bewilligung von Fördermitteln des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) zu verdanken. Seite 12 NeuLand Korea-Impressionen Neuland 4_08 Seite 13 NeuLand Exkursion ans Schwarze Meer Zwei Studenten der Umweltwissenschaften forschen in Tuapse Ein Flug von Frankfurt nach Moskau und eine 30-stündige Zugfahrt durch Russland ans Schwarze Meer nahmen im Oktober Ricki Rosenfeldt und Nikita Bakanov auf sich, um zwei Wochen gemeinsam mit Studierenden aus Freiburg, Straßburg und dem sibirischen Tyumen in einer ökologischen Station in der Nähe der südrussischen Stadt Tuapse zu arbeiten und zu forschen. Ein außergewöhnliches und beeindruckendes Abenteuer für die beiden Landauer Studenten der Umweltwissenschaften. Auf dem Programm der trinationalen Exkursion standen praktische und theoretische Aktivitäten zur Hydrologie, Geomorphologie sowie Flora und Fauna, die die Studenten gemeinsam zu meistern hatten: Dazu entnahmen die studentischen Arbeitsgruppen Wasserproben aus dem Schwarzen Meer und einem Zufluss, erstellten Flussprofile, untersuchten die Gesteinslandschaft und nahmen die heimische Tier- und Pflanzenwelt intensiv unter die Lupe. All die Ergebnisse durften die Studierenden dann – untermauert mit umweltwissenschaftlichen Theorien - am Ende der Exkursion präsentieren. Nachhaltig beeindruckt hat Ricki Rosenfeldt, für den dies der erste Kontakt nach Russland war, die große Gastfreundschaft vor Ort. „In der ökologischen Station bei Tuapse waren wir Studenten aus Deutschland und Frankreich wesentlich komfortabler untergebracht als unsere Kommilitonen Neuland 4_08 Die Landauer Studenten der Umweltwissenschaften Ricki Rosenfeldt (links) und Nikita Bakanov forschten zwei Wochen am Schwarzen Meer. aus Tyumen“, so der 23-jährige Pfälzer. Und auf der Rückreise im Zug nach Moskau seien er und sein Freund Nikita von einem russischen Ehepaar ins Abteil eingeladen worden. Die Sprachbarrieren waren dank der Unterstützung des gleichaltrigen Nikita, gebürtiger Russe, nicht so groß. Und: Auch dass der Großteil der wissenschaftlichen Literatur in der ökologischen Station auf Russisch war, behinderte die Arbeit der Studierenden aus drei Nationen nicht. Denn Prof. Dr. Edgar Wagner von der Freiburger Universität hatte mit englischsprachigen Kopien vorgesorgt. Die Exkursion fand im Rahmen des TEMPUS-Projektes „Securing Water Resources through Educational Changes“ statt, an dem die Universität Koblenz-Landau, die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und die Université Louis Pasteur Strasbourg gemeinsam mit der Staatlichen Universität Tyumen in Sibirien über drei Jahre zusammen arbeiten. Eine Fördersumme von 490.000,- Euro steht den Partnern zur Verfügung, um ein internationales Masterprogramm an der Seite 14 NeuLand Neben Forschungsarbeiten standen Exkursionen mit den russischen und französischen Kommilitonen auf dem Programm. Tyumen-Universität „Schutz von Wasserressourcen in Gas und Öl produzierenden Gebieten“ aufzubauen. Das Programm TEMPUS wird durch die Europäische Union finanziert und soll die Modernisierung des Hochschulwesens in Osteuropa und Russland, Zentralasien, den Ländern des westlichen Balkans und den südlichen Mittelmeeranrainern unterstützen. Ein solcher Studiengang in Tyumen sei von großer Bedeutung, erläutert Dr. Holger Schulz vom Institut für Umweltwissenschaften am Campus Landau. Seit dem Start des TEMPUS-Projektes im September 2006 betreut Schulz die Aktivitäten von Landauer Seite aus und war selbst vor Ort in Tyumen, um den Aufbau des Studiengangs voran zu bringen. „Die Region um Tyumen ist reich an Gas- und Ölvorkommen“, so der Umweltwissenschaftler. Doch bislang werde noch zu wenig Wert auf den Schutz von Wasservorkommen gelegt. Neben der Internationalisierung der akademischen AusbilNeuland 4_08 dung im Bereich Management von Wasserressourcen sowie der Beurteilung und Bewertung der Wasserqualität stehen der Aufbau eines Wasserlabors in Tyumen sowie der Austausch von Lehrenden und Studierenden der beteiligten Institutionen auf dem Programm. „Dieser Austausch ist besonders wichtig, um die Bedürfnisse der russischen Kollegen kennen zu lernen, die russischen Dozenten und Studierenden an der Weiterentwicklung von Lehrkonzepten einzubinden und mögliche Hemmungen und Hindernisse beim Aufbau des Studiengangs abzubauen“, erklärt Umweltwissenschaftler Schulz. So fanden bislang zwei studentische Exkursionen nach Russland statt, im vergangenen Winter absolvierten Studierende aus Tyumen drei Auslandsmonate an den westeuropäischen PartnerUnis. Mehrfach fanden gegenseitige Besuche der russischen und deutsch-französischen Delegationen statt. Noch bis August 2009 läuft das TEMPUS-Projekt, der Studiengang soll Anfang 2009 in Tyumen starten, der auch Austauschsemester in Landau, Freiburg uns Straßburg vorsieht. Seite 15 NeuLand Stößt das Europa der EU an seine Grenzen? Internationale Tagung lud zur Diskussion ein Stößt das Europa der EU an seine Grenzen? Diese Frage war zentrales Thema einer Tagung der Lehreinheit Geographie des Instituts für Naturwissenschaften und Naturwissenschaftliche Bildung Anfang November. Das Thema ist aktueller denn je, denn: Europa wächst. Zwischen 2004 und 2007 wurde die Europäische Union um zwölf neue Mitgliedsstaaten erweitert. Die Einführung des Schengener Abkommens in den Beitrittsländern der ersten Erweiterungsrunde, also die Abschaffung der Grenzkontrollen im Personenverkehr, wird als weiterer Meilenstein auf dem Weg zur europäischen Integration gewertet. Aber wie viel trägt die Öffnung staatlicher Grenzen wirklich zur angestrebten Integration bei? Schließlich gilt es auch die mentalen Barrieren der Bevölkerung, die so genannten „border in minds“, zu überwinden. Diese werden durch offe- Grenzraumforschung ist eines der Forschungsthemen von Tagungsleiter Jun.-Prof. Dr. Bernhard Köppen. Neuland 4_08 Europa wächst: Die Frage, ob es an seine Grenzen stößt, war Thema einer Tagung auf dem Landauer Campus. ne Ländergrenzen nicht zwingend abgebaut, sind sie doch das Ergebnis historischer Prozesse und kultureller Einübung. Die Förderung und Forcierung grenzüberschreitender Zusammenarbeit ist deshalb ein grundlegendes Anliegen der EU-Kohäsions- und Regionalpolitik. Mit Hilfe von EU-Initiativen, nationaler Maßnahmen sowie dem individuellen Engagement motivierter Bürger bestehen heute zahlreiche, bemerkenswerte grenzüberschreitende Aktivitäten. So feiert etwa die Euroregion PAMINA im Jahr 2008 ihr 20-jähriges Jubiläum. Dennoch, so scheint es, könnte die grenzüberschreitende Zusammen- arbeit in vielen europäischen Regionen noch besser, intensiver und nachhaltiger sein. Ein spannendes Anliegen, zu dem die Tagung mit Vorträgen und Diskussionen über Integration, Zusammenarbeit und Alltagshandeln in Grenzräumen beigetragen hat. Seite 16 NeuLand Universitätspreise 2008 mit Minister Wolfgang Schäuble Photovoltaik, Umweltschutz, Märchen und Teamarbeit Festredner Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble: Teilhabe durch Bildung. Integrationspolitik in der Informationsgesellschaft. Zum 17. Mal verlieh der Freundeskreis der Universität in Landau am 14. November im Alten Kaufhaus den Universitätspreis. Die diesjährigen Preisträger heißen Dr. Miriam Koschate-Reis, Dr. Nguyen van Bien, Renja Ohliger und Katharina Weber. Den Festvortrag „Teilhabe durch Bildung. Integrationspolitik in der Informationsgesellschaft“ hielt Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble. Ganz in der Region verwurzelt ist das Thema der Preisträgerin Renja Ohliger „Uferrandstreifen und emerse Vegetation als generische Reduktionsfaktoren für diffuse Pflanzenschutzmitteleinträge in Neuland 4_08 Gewässer“ (betreut von Prof. Dr. Ralf Schulz und Dr. Carsten Brühl). Renja Ohliger gewann ihre Daten in Freilanderfassungen an über 100 Standorten im Weinanbaugebiet um Landau. Sie hat Faktoren bestimmt, „die den Eintrag von Pflanzenschutzmitteln in Gewässern über Abdrift an Weinbaugebieten determinieren“. Die Arbeit gilt als bedeutsam für die Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln und sollte auch vor Ort den Verbänden und Gemeinden unserer Region vorgestellt und diskutiert werden, um einen Schutz auf Landschaftsebene zu gewährleisten. Denn Pflanzenschutzmittel zielen zwar auf landwirtschaftliche Flächen, gelangen jedoch auch in Oberflächengewässer und Uferrandstreifen. Punktgleich schnitten die zwei besten Dissertationen ab, weshalb der Preis in diesem Jahr geteilt wurde. Die preisgekrönte Arbeit des Vietnamesen Nguyen van Bien „Empirische Untersuchungen zum selbstständigen Wissens- und Könnenserwerb an Lernstationen im Themenbereich Photovoltaik“ (betreut von Prof. Dr. Wieland Müller und Prof. Dr. Andreas Müller) verbindet die Perspektiven von guter Praxis im Unterricht mit den Standards der Lehr- und Lernforschung. Das Thema „Photovoltaik“ wird im gegenwärtigen Physikunterricht, so ein Universitätsgutachten zur Arbeit, weitgehend vernachlässigt. Um den Lernerfolg und die unterrichtsnahe Realisierung des Themas zu erfassen, entwickelte Nguyen van Bien Konzept und Materialien sowohl für den lehrerzentrierten Frontalunterricht als auch für die selbstständige Wissens- und Kompetenzaneignung. Der Autor „Es wird erwartet, dass die Lernenden durch die Unterrichtsreihe ‚Photovoltaik’ spezifische Beiträge zur Ausbildung und zum Trainieren von grundlegenden naturwissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweisen der Physik fördern“. Der Arbeit bescheinigen die beiden wissenschaftlichen Gutachten „hohes methodisches Problembewusstsein und Methodenkompetenz“. Die ebenfalls mit „summa cum laude“ bewertete zweite Dissertation „United we stand - Analysis of attitudes and prosocial behavior between workgroups from a social identity and intergroup contact perspektive“ (betreut von Prof. Dr. Seite 17 NeuLand v.l.n.r. Dr. Hans Jürgen Blinn, Hans Dieter Schlimmer, Prof. Dr. Eckhard Friedrich, Renja Ohliger, Katharina Weber, Prof. Dr. Wieland Müller, Dr. Miriam Koschate. Fred Müller und Prof. Dr. Rolf van Dick, Universität Frankfurt) ist zwischen Sozial- und Organisationspsychologie angesiedelt. In der Organisationspsychologie sei die Analyse von Intergruppenbeziehungen lange Zeit vernachlässigt worden, so die Autorin. Sie untersucht das Phänomen von Konflikt und Zusammenarbeit zwischen Teams. Persönliche Kontakte zwi- schen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterschiedlicher Abteilungen, beispielsweise beim Mittagessen oder in der Freizeit, sind besonders förderlich für die gegenseitige Hilfsbereitschaft. Eine bessere Kooperation zwischen Abteilungen lässt sich, so ein weiteres Ergebnis der Arbeit, durch die Festlegung gemeinsamer Ziele, die Unterstützung durch den Vorgesetz- ten sowie die Betonung der gemeinsamen Organisationszugehörigkeit verbessern. Die Stichprobe wurde in einem mittelständigen Unternehmen erhoben. Eine Befragung von fast 300 Personen in einer Organisation stellt eine große Herausforderung dar, insbesondere wenn Teams zugeordnet werden müssen. In der Kategorie „Beste Magister, Diplom- oder Zulassungsarbeit“ ist in diesem Jahr Katharina Weber aus Berlin erfolgreich. Ihre Magisterarbeit „Ein Narr macht viele. Die Poetisierung des Lesers in E.T.A. Hoffmanns Märchen ‚Prinzessin Brambilla’ und ‚Der goldene Topf’ (betreut von Prof. Dr. Lothar Bluhm und Dr. Anja Ohmer) wendet sich einem Kernproblem romantischer Dichtung zu. Beide Märchen sind darauf angelegt, ein poetisches Gemüt im Leser zu schaffen, ihm Augen zu öffnen für Welten und Personen, um derentwillen sich das Leben lohnt. Letztlich geht es um die Erkenntnis, dass sich die angeblichen Gegensätze Fiktion und Wirklichkeit bedingen und dass Einbildungskraft auch Realität schaffen kann. DR. PAUL SCHWARZ Impressum Herausgeber Redaktionsteam Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau Bürgerstraße 23, 76829 Landau Kerstin Theilmann (verantw.) Christina Kühn Fotos Kontakt S.1-2: Holger Schindler; S. 4: privat; S.5- 6: La.Meko; S. 9-10: Siegfried Smieja; S.11,12o.,13: Kim Yang-Soo; S. 12u., 13: Bernhard Köppen; S. 14-15: privat; Alle weiteren: Karin Hiller. Neuland 4_08 Layout Bender Mediengestaltung Kerstin Theilmann Tel.: 06341/906-219 Fax: 06341/906-236 Email: theil@uni-koblenz-landau.de www. neuland.uni-koblenz-landau.de Redaktionsschluss für die nächste Neuland-Ausgabe ist zu erfragen beim Redaktionsteam. Unaufgefordert eingereichte Beiträge haben keinen Anspruch auf Veröffentlichung. Die Redaktion behält sich die Kürzung und Überarbeitung von Texten vor. Die Meinung einzelner Autorinnen/Autoren gibt nicht immer die Meinung der Redaktion wieder. Seite 18 NeuLand Chemische Industrie fördert MasterStudiengang Ökotoxikologie Universität erhält 150.000 Euro vom Fonds der Chemischen Industrie Das Institut für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau wird vom Fonds der Chemischen Industrie (FCI) mit 150.000 Euro für den Aufbau des Master-Studiengangs „Ökotoxikologie“ gefördert. Neben der Landauer Universität wurde einer weiteren rheinland-pfälzischen Hochschule, der Technischen Universität Kaiserslautern sowie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen Fördermittel in derselben Höhe für den Aufbau neuer Studiengänge mit dem Schwerpunkt Öko- bzw. Humantoxikologie bewilligt. Der FCI ist das Förderwerk des Verbandes der Chemischen Industrie. Er unterstützt die Grundlagenforschung, den wissenschaftlichen Nachwuchs und den Chemieunterricht in Schulen. die EU-Chemikalienverordnung REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) in Kraft. Seither dürfen nur noch chemische Stoffe auf den Markt gebracht werden, die vorab registriert und entsprechend bewertet worden sind. Bislang gibt es in Deutschland noch keinen und europaweit nur wenige Studiengänge im Bereich der Ökotoxikologie. Der Masterstudiengang „Ökotoxikologie“ in Landau soll planmäßig zum Wintersemester 2009/10 starten. In vier Semestern werden in englischer Sprache umfassende Kenntnisse in Ökologie, Umweltchemie, -physik und -ökonomie sowie neue Techniken, politische Rahmenbedingungen oder Management vermittelt. Durch die Englischsprachigkeit ist der Studiengang für Interessenten aus dem Ausland attraktiv. Und: Alle Absolventen erhalten die sprachliche Qualifikation für eine Tätigkeit bei den üblicherweise international agierenden Unternehmen der chemischen Industrie, den Auftragslaboratorien sowie bei Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen. „Dieser fachspezifische und englischsprachige Studiengang ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Internationalisierung und Profilbildung unseres Instituts“, bekräftigt Prof. Dr. Ralf Schulz, Leiter des Instituts für Umweltwissenschaften. Für eine fundierte und praxisorientierte Ausbildung der Studenten steht die enge Verzahnung mit der Forschung sowie Kooperationen mit der chemischen Industrie und Behörden. Die Ökotoxikologie ist Forschungsschwerpunkt am 2004 gegründeten Landauer Institut für Umweltwissenschaften. Mit dem Aufbau des Masterstudiengangs „Ökotoxikologie“ reagiert die Universität Koblenz-Landau auf den Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften in diesem Bereich. Fundiertes Wissen über Umweltchemikalien wird in Industrie, Behörden und Wissenschaft verstärkt benötigt, da immer komplexer werdende Zulassungsanforderungen für Chemikalien eine wesentlich umfangreichere Analyse und Bewertung und ein Management möglicher schädlicher Wirkungen notwendig machen. Zum 1. Juni 2007 trat Neuland 4_08 Seite 19 NeuLand ALBI-Projekt gestartet: Hilfe für Analphabeten Ziel: neue Angebote für Analphabeten, Qualifizierung für Lehrpersonal Rund vier Millionen Menschen leben in Deutschland, die nicht lesen und schreiben können. Analphabetismus bedeutet für Menschen ganz häufig berufliche und soziale Ausgrenzung. Zum 1.10.2008 ist in RheinlandPfalz ein neues Projekt namens ALBI mit einer Laufzeit von drei Jahren und einer finanziellen Ausstattung von 2,2 Millionen Euro gestartet, das das Analphabetentum an den Wurzeln packen und Erwachsenen mit Lese- und Schreibschwächen eine zweite Chance bieten soll. Drei universitäre Einrichtungen und sieben auf dem Bildungsmarkt tätige Organisationen aus den drei Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland (siehe Aufli- stung im Kasten) werden unter der Leitung der Johannes GutenbergUniversität Mainz bis 2011 in diesem Verbundprojekt zusammen arbeiten, mit dem Ziel, neue und passgenaue Angebote für Analphabeten sowie für das in der Weiterbildung tätige Lehrpersonal entsprechende Qualifizierung zu entwickeln und zu erproben. Die Forschungsarbeit erfolgt dabei in enger Abstimmung mit den Weiterbildungseinrichtungen und wird direkt in die neu zu entwickelnden Angebote am Bildungsmarkt einfließen. Bislang ist das Thema Analphabetismus in Deutschland in weiten Teilen unerforscht. Geplant ist des Weiteren die Entwicklung einer sinnvollen Kommunikations- und Werbestrategie, mit der die Zielgruppe auf Bildungsange- bote aufmerksam gemacht werden soll. ALBI läuft innerhalb des von Bundesbildungsministerin Annette Schavan eingerichteten Förderschwerpunks „Forschung und Entwicklung zur Alphabetisierung/ Grundbildung Erwachsener“. Damit unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung die nationale Umsetzung der Weltalphabetisierungsdekade, die die Vereinten Nationen für den Zeitraum von 2002 bis 2012 ausgerufen haben. Ziel des Dekadenprogramms ist es, weltweit die Zahl der Menschen, die nicht ausreichend lesen und schreiben können, zu halbieren. Nähere Infos zum ALBI-Projekt gibt es online unter www.albi-projekt.de. Die Verbundpartner im Überblick: – Johannes Gutenberg-Universität, Institut für Erziehungswissenschaft (Projektleitung und verantwortlich für Teilprojekt Qualifizierung) – Technische Universität Kaiserslautern, Fachgebiet Pädagogik (verantwortlich für Teilprojekt Angebotsentwicklung) – Arbeit und Leben gGmbH, Mainz – Arbeitsstelle für die Weiterbildung der Weiterbildenden, Universität Koblenz-Landau, Landau – Evangelische Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung e.V., Mainz – Katholische Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz – Landesarbeitsgemeinschaft e.V., Mainz – Landesarbeitsgemeinschaft anderes lernen e.V., Mainz – Hvv – Institut des Hessischen Volkshochschulverbandes e.V., Frankfurt – Verband der Volkshochschulen von Reinland-Pfalz e.V., Mainz Neuland 4_08 Seite 20