Volltext - Qucosa

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Volltext - Qucosa
Ausgabe 3/2009
TU-SPEKTRUM
DAS MAGAZIN DER
TECHNISCHEN UNIVERSITÄT CHEMNITZ
Titel
HÜRDENLAUF ZW ISCHEN
NOT EN UND MED A ILLENSPIEGEL
Wie Leistungssportler Training, Wettkämpfe
und Studium vereinbaren
MEDIZINISCHE HILFSMITTEL – MADE IN GERMANY
RhizoLoc®
ManuLoc®
GenuTrain®
VenoTrain®sport
inlage
Sportfräseinlage
Ski Alpin
Bauerfeind-Produkte bei den
Olympischen Winterspielen 2010.
Bandagen, Orthesen, Einlagen und Kompressionsstrümpfe von Bauerfeind aus
Zeulenroda/Thüringen genügen höchsten Ansprüchen. Deshalb kommen sie
auch bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Kanada zum Einsatz. Als
„Friend of the Games“ sind wir mit unseren Produkten erstmals für die Athleten
aller teilnehmenden Nationen da!
Worauf Spitzensportler vertrauen, muss im Alltag niemand verzichten:
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INHALT
IMPRESSUM
CAMPUS
Herausgeber:
Der Rektor der Technischen Universität Chemnitz
Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes
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Redaktion dieser Ausgabe:
Dipl.-Ing. Mario Steinebach (MSt), Chefredakteur
Katharina Thehos (KT), Wissenschaftsredakteurin
Christine Häckel-Riffler (HR), Redakteurin
Michael Chlebusch (MCH), Student
Stefanie Michel (SM), Studentin
Mattea Grotzsch (MG), Studentin
Anett Stromer (AS), Studentin
Jaqueline Rettschlag (JR), Studentin
5
Satz dieser Ausgabe:
Christine Häckel-Riffler &
PrintDesign GmbH Chemnitz
Sitz der Redaktion:
Straße der Nationen 62, Raum 185
09111 Chemnitz
Postanschrift der Redaktion:
09107 Chemnitz
Telefon: 0371 531-31424, -31536
Telefax: 0371 531-10049
E-Mail pressestelle@tu-chemnitz.de
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"Studieren in Chemnitz. Wissen, was gut ist."
Stadt der Wissenschaft: Chemnitz ist im Finale
Luftreiniger sollen Krankheitserreger im Hörsaal zerstören / Der Erfinder
der Thermoskanne würde sich freuen
Neue Wissenschaftsministerin besuchte die TU /
TU Chemnitz gründete achte Fakultät
Für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Chemnitz /
Neue Brücken nach Tschechien
FORSCHUNG
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Geschichte der Wismut erstrahlt in neuem Licht
Romantische Straße - made in Germany
Leben und Wirken eines Enkels von August dem Starken
Wie leben die jungen Erwachsenen in Deutschland? /
Von der Pflanze zum Produkt
500 Familien: Migration in Europa / Wenig Energie für schwere Gewichte
Hier sehen Produktentwickler künftig nicht alt aus
Damit die Elektronik im Auto mit einer Sprache spricht
Hightech in der Spieldose
Keine Chance für Gammelfleisch
Wasser marsch - ohne Frost und ohne Rost
"Stechen" - künftig ganz ergonomisch
 www.tu-chemnitz.de/spektrum
Erscheinungsweise: dreimal pro Jahr
Auflage: 6.000 Exemplare, international
ISSN 0946-1817
Die Redaktion behält sich das Recht vor, Beiträge zu
kürzen und/oder sinnentsprechend wiederzugeben.
Der Inhalt der Beiträge muss nicht mit der Auffassung des Herausgebers übereinstimmen. Für
unverlangt eingehende Manuskripte übernimmt die
Redaktion keine Verantwortung. Leserbriefe sind
erwünscht. Für den Inhalt der Anzeigen zeichnen
die Inserenten verantwortlich.
Im TU-Spektrum gelten grammatisch maskuline Personenbezeichnungen gleichermaßen für Personen
weiblichen und männlichen Geschlechts.
Anzeigenverwaltung:
PrintDesign GmbH Chemnitz
Telefon: 0371 8151915
E-Mail: Vertrieb@printdesign-chemnitz.de
Es gilt die Anzeigenpreisliste 2009.
Druckvorbereitung:
PrintDesign GmbH Chemnitz
Druck:
Druckerei Willy Gröer GmbH & Co. KG
Redaktionsschluss: 23. November 2009
Redaktions- und Anzeigenschluss der
nächsten Ausgabe: 8. März 2010
Titelfotos:
Peter Daghofer, H. A. ROTH-FOTO, Peter Zschage,
Lauf-KulTour, privat (3)
TITEL
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Hürdenlauf zwischen Noten- und Medaillenspiegel
Anlaufstelle für studierende Leistungssportler / Für den Sport unterwegs
in der Welt
"Nicht zu kurz und nicht zu lang" / Bei Meisterschaften hat der Sport Vorrang
Die Orientierung behalten - beim Laufen und im Studium
Bereits sein halbes Leben lang dem Triathlon treu / Talent in die Wiege gelegt
Mehr als über Stock und Stein / Fern jeglicher Waldwege
15 Meter mit dem Fahrrad durch die Luft
Mit Rad und Tat durchs Studium
Siegerehrung um elf Uhr abends / Zu viert durch Kurven und über Geraden
Zwischen Hörsaal und Sporthalle, Lernstoff und Körben
"Irgendwann muss man den Schritt wagen" / Studium und Fußballkarriere mit viel Energie
Das Prinzip Studium und Stadion / Von Österreich nach Chemnitz
und wieder zurück
Deutschland einfach mal anders erleben
EHRUNGEN
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Universitätspreise sollen Studienanfänger anspornen / Greifbare Erfolge
und träumende Götter
Preisgekrönte Veredelung von Biogas in Erdgas
PERSONALIA
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Berufungen / Professoren im Ruhestand / Wir trauern um
BÜCHER
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Lachen ist das beste Rezept - auch gegen Montagslaunen
Wie Surfen zu Arbeit wird / Iberische Europa-Konzepte
EVENTS
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Eventforschung - Stand und Perspektiven
Der Westen und der Osten: statt Mauern - Konflikte?
Mehr Kompetenz bei der Studienentscheidung
Mit Benjamin Blümchen Politik verstehen
Erfolgreicher "SchrITt" in die Zukunft
Vom ältesten Foto bis zum dicksten Vorlesungsskript
Im Rückblick: Highlights im November / Veranstaltungsvorschau 2010
TU-Spektrum 3/2009
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CAMPUS
"Studieren in Chemnitz. Wissen, was gut ist."
Mit 2.145 Erstsemestern startet die TU Chemnitz in das Wintersemester 2009/2010 - einzigartige Studiengänge, der
gute Ruf der Universität und die Gebührenfreiheit ziehen junge Leute an
Semesterstart auch
für ausländische
Studierende an der
TU Chemnitz: Besuch
des Chemnitzer Rathauses und Führung
auf den Hohen Turm
mit Türmer Stefan
Weber
Foto: Sven Gleisberg
(AS/KT) "Die Universität und die Stadt
freuen sich auf und über Sie", begrüßte
Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig in
ihrem Festvortrag während der feierlichen
Immatrikulation die zahlreich erschienenen Erstsemester der TU Chemnitz. 2.145
Studierende haben sich in diesem Wintersemester neu für ein Studium in Chemnitz
entschieden und sich für einen der 78
Studiengänge eingeschrieben. Danny
Goller kommt aus Reichenbach im Vogtland und wird an der TU Wirtschaftswissenschaften studieren. "Mir gefällt der
Campus sehr gut. Ich war zum Tag der
offenen Tür hier und habe mir die angebotenen Studiengänge angeschaut. Ich
habe auch viele Meinungen in InternetForen gelesen und so erfahren, dass die
TU Chemnitz eine der führenden Universitäten in Deutschland ist", sagt der 19Jährige und ergänzt: "Die Kosten sind auch
einfach geringer als anderswo und die
Wohnheime liegen direkt an den Hör sälen." Ebenfalls aus Reichenbach stammt
Kristian Sperling. "Ich habe mich für ein
Studium in Chemnitz entschieden, da die
Uni meinen Wunschstudiengang Soziologie mit vielen Schwerpunkten anbietet.
Ich war zum letzten Tag der offenen Tür
hier und habe auch die TU-Seite mit ihren
Studienangeboten genutzt. Das hat mich
komplett überzeugt", erzählt der 20-Jäh-
rige. Für ein technisches Studienfach hat
sich Christian Mäusezahl entschieden.
"Ich studiere hier Wirtschaftsingenieurwesen", berichtet der 20-Jährige. "Die TU
Chemnitz hat einen ziemlich guten Ruf
bei technischen Ausbildungen. Weiterhin
war die Entfernung zu meiner Heimatstadt
entscheidend", so der aus Oberlungwitz
stammende Erstsemester. Auch der 21-jährige Florian Kehrer stammt aus Sachsen aus Stützengrün im Erzgebirge. Er hat sich
für ein Studium der Politikwissenschaft
eingeschrieben: "Viele Freunde von mir
studieren an der TU Chemnitz und haben
nur Positives berichtet. Außerdem habe
ich mich ausführlich im Internet über die
Chemnitzer Uni schlau gemacht."
"Die TU Chemnitz ist zu Recht für ihre
interdisziplinären und außergewöhnlichen
Studiengänge bekannt", berichtete die
Oberbürgermeisterin während ihres Festvortrages. Dass diese Studiengänge nicht
nur Sachsen, sondern auch Abiturienten
aus anderen Bundesländern anziehen,
bestätigten die Erstsemester. Ramona Beck
ist aus Feldbronn in Baden-Württemberg
nach Chemnitz gezogen. "Ich studiere an
der TU Europastudien mit kulturwissenschaftlicher Ausrichtung. Ich hab mich
speziell für Chemnitz entschieden, da mir
der Studiengang zugesagt hat und ich hier
keine Studiengebühren bezahlen muss",
so die 21-Jährige. Die Gebührenfreiheit
war auch für Imke Duensing aus der Nähe
von Hannover ein Grund, nach Chemnitz
zu kommen. "Ich studiere hier Europastudien mit kulturwissenschaftlicher
Ausrichtung. Ich bin auf die TU Chemnitz
aufmerksam geworden, weil sie eine der
wenigen Unis ist, die diesen Studiengang
anbieten, und ich hier die erste Zusage
bekommen habe", ergänzt die 18-Jährige.
Aus Schorssow in Mecklenburg-Vorpommern hat derselbe Studiengang die 19jährige Maria Radau angezogen: "Über
das Internet bin ich auf den Studiengang
aufmerksam geworden, der in ähnlicher
Form nur fünf Mal in Deutschland und
zwei Mal in Ostdeutschland angeboten
wird. Da ich Sachsen gern mag, hab ich
mich für ein Studium an der TU Chemnitz
entschieden."
"Schließen Sie sich nicht in Ihr Studierzimmer ein, sondern beteiligen Sie
sich auch am kulturellen und sportlichen
Leben auf dem Campus und in der Stadt",
rief TU-Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen
Matthes die Neuimmatrikulierten auf und
wies hin auf die studentischen Initiativen
an der TU Chemnitz. Stellvertretend begrüßte er die Studierenden der Lauf-KulTour und der Rad-KulTour, die in diesem
Jahr bereits zum dritten Mal Deutschland
im Staffellauf nonstop umrundet haben
und dabei auch als Botschafter für die
Universität unterwegs waren. Der Initiator
des Projektes, Dirk Lange, rief seine neuen
Kommilitonen auf, selbst aktiv zu werden:
"Nutzt die Chance, mit der TU Chemnitz
etwas zu leisten. Entwickelt Ideen - ihr
werdet gehört werden." Musikalisch
umrahmt wurde die Festveranstaltung vom
Universitätsorchester Collegium musicum,
das anlässlich des 250. Todestages von
Georg Friedrich Händel zwei Sätze seines
Orgelkonzertes F-Dur aufführte, sowie vom
Universitätschor und der TU-BigBand.
CAMPUS
Stadt der Wissenschaft: Chemnitz ist im Finale
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft nominiert Chemnitzer Bewerbung - Stadt und TU
konkurrieren mit Mainz und Bielefeld - am 25. März 2010 wird Gesamtkonzept präsentiert
(MSt) Chemnitz ist im Finale: Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
hat am 20. November 2009 die Finalisten
für den Wettbewerb um den Titel "Stadt
der Wissenschaft 2011" ausgewählt. Die
Jury schickte die gemeinsame Bewerbung
von Stadt und Technischer Universität in
die entscheidende Runde des Wettbewerbs. Jetzt muss Chemnitz mit seiner
Bewerbung unter dem Motto "1+1=11!
Chemnitz - Ihr werdet staunen!" gegen
Mainz und Bielefeld antreten.
"Wir freuen uns, dass unsere Bewerbung die Neugier der Jury geweckt hat",
sagte Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig,
"Chemnitz ist eine bemerkenswerte Stadt,
die mit der Vollbewerbung deutschlandweit zu Recht in den Blickpunkt des Interesses rückt." Mit den traditionellen Stärken der Industriestadt Chemnitz und dem
kreativen Potenzial der geplanten Projekte
werde das Motto der Bewerbung "Chemnitz - Ihr werdet staunen" garantiert für
Aufmerksamkeit sorgen.
In jedem Fall sind in den vergangenen
Wochen neue Netzwerke zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Forschung
und Kultur entstanden, die weiter ausgebaut werden. Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen haben eine Be geisterung für gemeinsame Projekte entwickelt, die hoffentlich anhält. Die zentralen Themen der Bewerbung, "ReGeneration der Kräfte" und "Denken im Zentrum",
sind schließlich die Schwerpunkte der
Stadtentwicklung in den kommenden
Jahren.
"Die erste Hürde der Bewerbungsphase ist genommen, nun ist auch die TU
Chemnitz gefordert, im Rahmen der Vollbewerbung ihre Ideen weiter zu detaillieren", sagte Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes,
Rektor der TU Chemnitz und ergänzte: "Es
gilt beispielsweise, gemeinsam mit vielen
Partnern unser 175-jähriges Jubiläum im
Jahr 2011 weiter vorzubereiten, um Wissenschaft viel stärker als bisher für alle Gene rationen erlebbar zu machen. Dabei sollen
alle Bereiche der TU Chemnitz in den
Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden."
Zudem werde sich die Universität gemeinsam mit der Stadt weiterhin dafür einset-
Noch ist es eine
Vision: In der denkmalgeschützten
Aktienspinnerei
könnte eine Zentrale
Uni-Bibliothek entstehen.
Foto:
Mario Steinebach
zen, in der denkmalgeschützten Aktienspinnerei eine Zentrale Universitätsbibliothek zu schaffen.
Am 25. November 2009 tagte der gemeinsame Ausschuss aus Vertretern von
Technischer Universität, Stadt, Industrieund Handelskammer sowie Handwerkskammer, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Fest steht, dass die Projektgruppen in den elf Projektfeldern noch in
diesem Jahr ihre Arbeit aufnehmen werden.
"Und Arbeit haben wir in den nächsten Monaten reichlich", so Barbara Ludwig.
Bis zum 5. März 2010 muss ein Gesamt-
konzept entstehen, das am 25. März in
Berlin beim Stifterverband präsentiert
wird. Dafür werden in den elf Projektfeldern die Projekte im Detail geplant
sowie ein Ver anstal tungspro gramm für
das komplette Jahr 2011 entworfen.
Die Chemnitzer Kurzbewerbung im Detail
zum Nachlesen:
 www.chemnitz.de
Spannende Einblicke
in die Wissenschaft
soll es an der TU
Chemnitz auch 2011
geben.
Foto:
Wolfgang Thieme
Informationen des Stifterverbandes zum
Wettbewerb:
 www.stadt-der-wissenschaft.de
TU-Spektrum 3/2009
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CAMPUS
Luftreiniger sollen Krankheitserreger im Hörsaal zerstören
Honorarprofessor Prof. Dr. Reinhard Latza setzt an der TU Chemnitz Luftreinigungssysteme ein, um die
Ansteckungsgefahr durch Grippeviren zu verringern
Im größten Hörsaal
der Universität sind
die Geräte in Betrieb.
Prof. Dr. Reinhard
Latza, Rektor Prof.
Dr. Klaus-Jürgen
Matthes und Kanzler
Eberhard Alles (v.l.)
überzeugen sich von
der Funktionsweise.
Foto: Kristin Schmidt
Wasser-Analytik in St. Ingbert, entwickelt
(KT/MSt) Reinhard Latza, Honorarer gemeinsam mit Wissenschaftlern der
professor für Medizinische Laboranalytik
Russischen Akademie der Wissenschaften
und Ernährung an der TU Chemnitz sowie
und der TU Chemnitz neuartige LuftreiniFacharzt für Hygiene, Umwelt- und Laborger, die durch das Prinzip der Photokatamedizin, weiß, dass in einem Kubikmeter
lyse die schädlichen Bestandteile der Luft
Raumluft 280.000 Substanzen wie Krankheitserreger, Rauchpartikel, Schimmels po - in Kohlendioxid und Wasser abbauen.
"Das Prinzip der Photokatalyse eignet sich
ren und Allergene nachgewiesen werden
besonders gut zur Säuberung der Raumkönnen. Und er weiß auch, wie man die
luft und trägt ein enorm großes ForLuft reinigen kann: Als Leiter der Chemschungs poten zial", versichert Latza zur
pro-Control GmbH, einem labordiagnosWirkungs weise der Luft rei nigungssysteme.
tischen Institut für Umwelt-, Luft- und
Dank neuester Erkenntnisse aus der
Welt raum- und
Nanotechnik können
diese Luft rei niger in
speziell konstruierten Anlagen bis zu
110.000 Kubikmeter
Luft pro Stunde reinigen. Ausschlaggebend für den
hohen Wir kungs grad der Geräte sei
ihre große Ober fläche - drei Fußballfelder misst die
Reinigungsfläche
beispielsweise in
Geräten mit einer
Durchströmung von 750 Kubikmetern in
einer Stunde, würde man die photokatalytisch reinigenden Nanopartikel flächenmäßig nebeneinander ausbreiten.
Im Oktober 2009 - pünktlich zum Start
des Wintersemesters - ist an der TU Chemnitz ein Testlauf für die Geräte gestartet.
"Vor allem in großen Räumen des Hörsaalgebäudes der TU Chemnitz an der
Reichenhainer Straße 90 sollen die Geräte
künftig für sauberere und vor allem virenfreiere Luft sorgen", sagt Eberhard Alles,
Kanzler der TU Chemnitz. Unter anderem
sind Luftreiniger in den beiden größten
Hörsälen der Universität, im Studentensekretariat und im Prüfungsamt - also an
besonders stark frequentierten Orten - im
Einsatz. "Wir waren damit die erste Hochschule in Deutschland, die sich auch mit
Luftreinigungssystemen auf eine mögliche
Krankheitswelle der so genannten Schweinegrippe vorbereitet hat", sagt Alles. Bei
der Auswertung der Daten des wissenschaftlichen Tests arbeitet die Universität
mit dem Gesundheitsamt und dem Amt für
Umweltschutz zusammen.
Kontakt:
Katrin Schulz, Büro des Kanzlers, Telefon 0371 53112001, E-Mail katrin.schulz@hrz.tu-chemnitz.de
Der Erfinder der Thermoskanne würde sich freuen
Umbau und Sanierung des Weinhold-Baus an der Reichenhainer Straße hat begonnen
(MSt) Das größte Hochschulgebäude
in Westsachsen - der Adolf-FerdinandWeinhold-Bau der TU Chemnitz - wird für
rund 53,4 Millionen Euro saniert. Der
Staats betrieb Sächsi sches Immobilienund Baumanagement (SIB) hat mit den
Bauarbeiten begonnen, die voraussichtlich
bis Juni 2014 dauern. Die Baumaßnahme
wird von der Europäischen Union und dem
Freistaat Sachsen finanziert.
Der Weinhold-Bau wird in zwei Bauabschnitten umgebaut und saniert. Zwei
Geschosse werden dabei abgetragen. Der
erste Bauabschnitt umfasst die Sanierung
des westlichen Gebäudeteils. Die Sanie-
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TU-Spektrum 3/2009
rung beginnt mit dem Teilrückbau und der
Entkernung. Bereits in der Vergangenheit
sind Mitarbeiter in das Neue Physikgebäude und in den östlichen Gebäudeteil
umgezogen. Die Teilbibliothek Naturwis senschaf ten wurde vorübergehend im
Gebäude Reichenhainer Straße 39/41
untergebracht.
Die Strenge der Fassade wird aufgelöst, indem die Fenster der Südfassade
vertikal und die der Nordfassade horizontal versetzt werden. Im Erdgeschoss und
im ersten Obergeschoss des WeinholdBaus werden moderne Hörsäle, Seminarräume und Sprachkabinette geschaffen.
Die übrigen Obergeschosse sind für Labore
mit modernster technischer Ausstattung
und die dazugehörigen Büroräume vorgesehen. Das Gebäude erhält zudem eine
neue Wärmedämmung. Der bauliche
Brandschutz wird durch den Ein bau einer
Sprinkleranlage und zusätzliche Fluchttreppenhäuser gewährleistet.
Der Namensgeber des Gebäudes, der
Physiker und Chemiker Adolf Ferdinand
Weinhold (1841-1917) aus Zwenkau, lehrte
und forschte in Chemnitz. Er beschrieb
den Effekt der "Vakuum-Mantelflasche zu
Laborzwecken" und gilt damit als der
eigentliche Erfinder der Thermoskanne.
CAMPUS
Neue Wissenschaftsministerin besuchte die TU
Prof. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer, Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst,
erhielt bei einem Antrittsbesuch in Chemnitz einen Überblick über Lehre und Forschung
(KT) Die neue Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr.
Sabine Freifrau von Schorlemer, besuchte
am 29. Oktober 2009 die TU Chemnitz.
Dies war die erste Uni in Sachsen, in der
sie in ihrer neuen Funktion das Gespräch
suchte. Begleitet wurde sie von Dr. Ronald
Werner, Abteilungsleiter Hochschulen im
Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Empfangen wurden
die Gäste von Rektor Prof. Dr. KlausJürgen Matthes und weiteren Mitgliedern
des Rektorates. Nachdem der Rektor
umfänglich die Universität vorgestellt
hatte, kam es in einem Arbeitsgespräch
zum konstruktiven Meinungsaustausch.
Thematisiert wurden dabei unter anderem
der Hochschulentwick lungs plan, das
Baugeschehen an der TU, der Bolognaprozess und die Etablierung weiterer
neuer Studiengänge, die Besetzung des
Hochschulrates, der Vergaberahmen der
Professorenbesoldung in Sachsen und die
Bewerbung von Chemnitz für den Wettbewerb "Stadt der Wissenschaft 2011".
Im Rahmen eines sich anschließenden Rundganges auf dem Campus an der
Reichenhainer Straße konnte sich die
Ministerin ein erstes Bild von der
Gebäudesubstanz und dem derzeitigen
Baugeschehen
machen. Der Besuch
des Schülerlabors
"Wunder al nd
Physik" im Neuen
Physik ge bäude
beeindruckte die
Ministerin sehr. Dr.
Gunter Beddies gab
einen Überblick
über die dort praktizierte Arbeit mit bisher 4.700 Schülern,
deren Ziel auch die
Gewinnung von
Studierenden für die
Im "Wunderland
Physik" berichtet Dr.
Gunter Beddies (l.)
Staatsministerin Prof.
Dr. Sabine Freifrau
von Schorlemer und
TU-Rektor Prof. Dr.
Klaus-Jürgen Matthes
von der Nachwuchsarbeit der TU.
Foto:
Christine Kornack
TU Chemnitz ist. Begeistert zeigte sich die
Staats ministerin ebenso von den Vor ü
fhrungen von Prof. Dr. Lothar Kroll in der
Halle S der Professur Strukturleichtbau
und Kunststoffverarbeitung und deren
Innovationsfähigkeit.
TU Chemnitz gründete achte Fakultät
Aus der Philosophischen Fakultät gründete sich die Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften
heraus - beide treten mit stärkerem Profil in den Wettbewerb um Studierende und Fördermittel
(MSt) "Die Philosophische Fakultät der
Technischen Universität Chemnitz orientiert sich künftig in zwei Richtungen, was
einhergeht mit der Ausgründung einer
neuen Fakultät", sagt Prof. Dr. KlausJürgen Matthes, Rektor der TU Chemnitz.
Seit 1. November 2009 sind in der Fakultät
für Human- und Sozialwissenschaften die
Gebiete Sportwissen schaf ten, Psychologie
und Soziologie gebündelt. In der weiterhin bestehenden Philosophischen Fakultät
konzentrieren sich die geistes- und kulturwissenschaftlichen Kompetenzen der TU
Chemnitz mit starkem Fokus auf Medienund Kommunikationswissenschaften sowie
auf Europawissenschaften.
"Dieser Schritt, der aus der Philosophischen Fakultät heraus initiiert und dort
auch intensiv diskutiert wurde, ist notwendig, um künftig insbesondere im Wettbewerb um Studierende und Fördermittel
handlungsfähiger zu sein", sagte der
damalige Dekan der bisherigen Philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Bernhard
Nauck, und ergänzte: "Die facettenreiche
inhaltliche Ausrichtung der in den vergangenen 15 Jahren mit 48 Professuren sehr
groß gewordenen Philosophischen Fakultät ist mittlerweile für Außenstehende
kaum noch zu erfassen. Eine Teilung in
zwei kleinere Struktureinheiten bringt
viele Vorteile - von der besseren Wahrnehmung der Wissenschaftsdisziplinen
und deren stärkeren Profilbildung bis hin
zur erhöhten Effizienz und Handlungsfähigkeit aller Akteure."
Von dieser Neustrukturierung, mit der
zugleich ein Größengleichgewicht der
künftigen acht Fakultäten der TU Chemnitz
einhergeht, erhofft sich Matthes, dass alle
Wissenschaftler der Universität noch enger
über Fachgrenzen hinweg miteinander
kooperieren - in Forschung und Lehre.
"Gerade der Dialog zwischen Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen beflügelt Innovationen, deshalb
wird es auch künftig interfakultäre Kooperationen geben, die bei der Einwerbung von zusätzlichen Forschungsgeldern
und bei der Entwicklung zukunftsfähiger
fachübergreifender Studiengänge - insbesondere im Masterbereich - Wirkung zeigen sollen", sagt der Rektor. Im Zuge der
Neustrukturierung ändert sich die Zuordnung der bestehenden Studiengänge
sowie der Personal- und Raumressourcen.
Für die zukünftigen Fakultätsräte dieser
beiden Fakultäten sind jeweils zwölf Sitze
vorgesehen. Weitere Informationen findet
man auf den Internetseiten der beiden
Fakultäten:
 www.tu-chemnitz.de/hsw
 www.tu-chemnitz.de/phil
TU-Spektrum 3/2009
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CAMPUS
Für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Chemnitz
Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG und TU Chemnitz schließen Kooperationsvertrag
Michael Hemmers
(l.), Geschäftsleitung
der Deutschen Bank
Chemnitz, und Eberhard Alles, Kanzler
der TU Chemnitz,
unterzeichnen den
Kooperationsvertrag.
Foto:
Christine Kornack
(KT) Mit dem Ziel, einen Beitrag zur
Stärkung und Weiterentwicklung des
Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes
Chemnitz zu leisten, haben die Technische
Universität Chemnitz und die Deutsche
Bank Privat- und Geschäftskunden AG
einen Koopera tions vertrag geschlossen.
"Die Deutsche Bank unterstützt die TU
längerfristig bei der gezielten Förderung
von Studierenden sowie bei öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten", fasst Michael
Hemmers, Geschäftsleitung der Deutschen
Bank Chemnitz, zusammen. Hemmers ist
auch als Vorstandsmitglied der Gesellschaft der Freunde der TU Chemnitz e. V.
mit der Universität verbunden. Die Deut sche Bank Privat- und Ge schäftskunden
AG fördert auf Grundlage des Kooperati-
onsvertrages Praktikums-, Studien- sowie
Abschlussarbeiten und leistet eine studienbegleitende finanzielle Unterstützung
ausgewählter Studierender.
"Die TU unterstützt im Gegenzug die
Deutsche Bank bei der fachlichen Qualifizierung von Mitarbeitern, vor allem bei
der Fortbildung von Führungsnachwuchskräften", berichtet Eberhard Alles, Kanzler
der TU Chemnitz. Außerdem kooperieren
die Partner bei der Gewinnung und Vermittlung von Absolventen der TU.
Die Deutsche Bank Privat- und Ge schäftskunden AG betreut das Filialgeschäft der Deutschen Bank und ist international ausgerichtet. Sie gehört zu den
Gründungsstiftern der im Februar 2009 ins
Leben gerufenen Stiftung Technische
Universität Chemnitz. Zudem beteiligt sich
die Deutsche Bank regelmäßig an der
Vergabe der Universitätspreise, mit denen
herausragende Absolventen der TU ausgezeichnet werden, und als Sponsor von
Veranstaltungen der Universität.
Neue Brücken nach Tschechien
Vom Bibliotheksnetzwerk bis zur Praktikumsbörse: Sächsisch-Tschechische Hochschulinitiative soll
bisherige Kooperation fortführen und neue Akzente setzen
Kontakt:
Ilona Scherm, Telefon 0371 531-34503,
E-Mail ilona.scherm
@iuz.tu-chemnitz.de
(MSt) Die Sächsisch-Tschechische
Hochschulinitiative (STHI) startete offiziell
am 23. Oktober 2009. Dieses Projekt baut
auf den Erfahrungen seiner Vorgängerprojekte - dem Sächsisch-Tschechischen
Hochschulzentrum und dem Sächsisch-
Projektmitarbeiterin
Ilona Scherm (r.)
hält im Rahmen
der Sächsisch-Tschechischen Hochschulinitiative (STHI) auch
Kontakt zu tschechischen Absolventen der TU Chemnitz - wie Dr. Radka
Holecková und Dr.
Luděk Hodic.
Foto: Sven Gleisberg
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TU-Spektrum 3/2009
Tschechischen Hochschulkolleg - auf und
setzt künftig auch neue Akzente in der
grenzüberschreitenden Hochschulzu sam menarbeit. Partner sind die Jan Evangelista Purkyně-Universität Ústí nad Labem,
die Westböhmische Universität Pilsen und
die TU Chemnitz. Für dieses Vorhaben
werden mehr als 1,5 Millionen Euro aus
dem Europäischen Fonds für regionale
Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Ziel
3-Programmes zur Verfügung gestellt.
Im Sommer fanden bereits erste
Schulungen für Studierende aus Tschechien und Sachsen zum Erlernen der
jeweils anderen Sprache statt, andere
Veranstaltungen wie Tagungen, AlumniTreffen und Existenzgründerseminare werden folgen. Weitere Projekte der Initiative
sind die Förderung der Abschlussarbeiten
von Studierenden mit sächsisch-tschechischer Thematik, der Ausbau der SächsischTschechischen Fachbibliothek im Rahmen
eines Bibliotheksnetzwerkes sowie der
Praktikumsbörse und die Übersetzung
herausragender Dissertationen in die
Sprache des Nachbarlandes.
FORSCHUNG
Geschichte der Wismut erstrahlt in neuem Licht
Zwischen Hinrichtungen, Personalüberwachung und Strahlenrisiken: Forscher beleuchten die
Historie des ostdeutschen Uranerzbergbaus und seiner Sanierung von 1947 bis 2007
(MSt) Die Geschichte des Uranerzbergbaus in Ostdeutschland war bis 1990 ein
nahezu unbeschriebenes Gebiet. Da die
Wismut AG zum sowjetischen Atomkomplex gehörte, wurde sie strikt abgeschottet. Bis heute ist vieles noch nicht ausreichend erforscht. Deshalb startete Mitte
2008 ein unter anderem vom Bundeswirtschaftsministerium und mehreren Stiftungen gefördertes Projekt, das sowohl den
Uranbergbau bis zur Einstellung der Produktion als auch dessen Sanierung beleuchtet. Eine deutsch-russische Historikergruppe befasst sich an der Professur für
Wirtschafts- und Sozialgeschichte der TU
Chemnitz mit bisher weniger bekannten
Aspekten aus der Geschichte des Uranbergbaus der Wismut. Erstmals stehen den
Forschern dafür umfangreiche russische
Quellen aus den Archiven des Atomministe iums,
r
des Staats archivs, des Militär archivs, des Archivs für ökonomische Geschichte und des Archivs der sozialpolitischen Geschichte zur Verfügung.
Themenschwerpunkte dieses Projektes
sind unter anderem: die Einbindung der
Wismut AG bzw. ab 1954 der sowjetischdeutschen Aktiengesellschaft (SDAG) in
den militärisch-industriellen Komplex der
Sowjetunion, der Alltag der sowjetischen
Mitarbeiter, das Sicherheitsregime, der
Strahlenschutz, die Sozialpolitik bei der
Wismut AG und die Wismut-Frauen.
Untersucht wird auch der Uranbergbau in
anderen Ländern, um die Geschichte der
Wismut AG/SDAG vergleichen und besser
einordnen zu können. Neu hinzu kam
ab September 2009 noch ein von der
Friedrich-Ebert-Stiftung gefördertes Teilprojekt, in dessen Rahmen die Geschichte
der Sanierung der Hinterlassenschaften
des Uranbergbaus seit 1990 untersucht
werden soll.
Nach den bisherigen Recherchen
erscheint die Gründungsgeschichte der
Wismut AG in einem etwas anderen Licht.
Heftige Auseinandersetzungen zwischen
der sächsischen Bergverwaltung des
Volkskommissariats für Inneres (NKWD),
der Sowjetischen Militäradministration in
Deutschland (SMAD) und der für das sowjetische Atomprojekt zuständigen Ersten
Hauptverwaltung beim Ministerrat der
UdSSR über die dramatischen Zustände in
den sächsischen Bergbaukreisen führten
sehr zeitig zu Korrekturen des Betriebsregimes. "In der Sowjetunion selbst, aber
auch bei Uranbergbaubetrieben in anderen Ostblockländern übliche Zwangspraktiken zur Arbeitskräftegewinnung wurden
bald eingeschränkt und abgeschafft. Andererseits wurde das Regime zur Bewachung
der Objekte und Überwachung der Belegschaft Anfang der 1950-er Jahre verschärft", sagt Projektleiter Prof. Dr. Rudolf
Boch und ergänzt: "Davon zeugen vor
allem die nun zugänglichen Unterlagen
aus dem russischen Militärarchiv. Hunderte Bergleute wurden wegen kleinerer
Vergehen mit drakonischen Strafen belegt.
Mindestens 70 Wismut-Mitarbeiter wurden
allein in den Jahren 1951 bis 1953 als vermeintliche Spione in die Sowjetunion verschleppt und dort hingerichtet. Eine
Schreckensbilanz."
Einer Neubewertung unterzogen werden muss auch der Umgang der sowjetischen Direktion mit den Strahlenrisiken in
den ersten Jahren des Uranbergbaus. "Von
Beginn an waren diese bekannt, wovon
mehrere Geheimbefehle von Generalmajor
Michail Malzew, des ersten Generaldirektors der Wismut AG, ebenso zeugen, wie
des Obersten Chefs der SMAD, Marschall
Wassili Sokolowski", berichtet Projektbearbeiter Dr. Rainer Karlsch. Darin sei von
erhöhten Risiken bei einer Arbeit in den
"gesundheitsschädlichen Zechen" ebenso
die Rede, wie von den Gefahren, an Kehlkopfkrebs infolge von Jodmangel zu erkranken. "Das Personal in besonders gefährdeten Objekten sollte Zulagen erhalten. Außerdem wurden sowjetische Ärztekommissionen entsandt, um die Situation
vor Ort zu studieren. Dies geschah unter
Ausschluss der Öffentlichkeit, eine fatale
Praxis, an der die SDAG bis 1989 festhielt",
konstatiert Karlsch und ergänzt: "Im amerikanischen Uranbergbau war ein ähnlich
problematischer Umgang mit den Gesundheitsrisiken anzutreffen. Die amerikanischen Uranbergleute sahen sich als Soldaten des Kalten Krieges. Auch in den
französischen Uranminen sah es kaum
besser aus. Allerdings erzwang öffentlicher Druck in den 1970-er Jahren wesentliche Verbesserungen des Gesundheitsschutzes."
Das Forschungsprojekt an der TU
Chemnitz ist bis Mitte 2011 angelegt. Beteiligt sind Wissenschaftler der Moskauer
Lomonossow-Universität, des Staatlichen
Archivs der Russischen Föderation, der TU
Chemnitz, des Hannah-Arendt-Instituts
Dresden und des Instituts für Zeitgeschichte München. Gefördert wird dieses Projekt
vom Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie, der TU Chemnitz, der GerdaHenkel-Stiftung und der Friedrich-EbertStiftung.
Im Ergebnis der Recherchen sind eine
Dokumentation und mindestens ein Studienband geplant. Die Forschungsergebnisse werden künftig auf Tagungen und
internationalen Konferenzen diskutiert.
"Außerdem werden alle benutzten russischen Dokumente in einer Datenbank
zusammengestellt und somit für künftige
wissenschaftliche Forschungen zugänglich
sein", versichert Boch.
Kontakt:
Prof. Dr. Rudolf Boch, Telefon 0371 531-33921 oder
-38395, E-Mail rudolf.boch@phil.tu-chemnitz.de,
und Dr. Rainer Karlsch, Telefon 030 47002290,
E-Mail rkuek@t-online.de
TU-Spektrum 3/2009
7
Zu den schweren und
gesundheitsschädigenden Arbeiten der
Hauer gehörte auch
die radiometrische
Erzsortierung.
Foto: Wismut GmbH
FORSCHUNG
Romantische Straße - made in Germany
Chemnitzer Sozial- und Wirtschaftsgeograph Prof. Dr. Peter Jurczek initiierte in Korea eine Ferienstraße - die vierte
"Romantische Straße" der Welt soll künftig mehr Touristen anlocken
(MSt) Wenn in absehbarer Zeit in der
innerkoreanischen Grenzregion der Tourismus aufblüht, dann hat Prof. Dr. Peter
Jurczek, Inhaber der Professur Sozial- und
Wirtschaftsgeographie der Technischen
Universität Chemnitz, daran eine wichtige
Aktie. Der Wissenschaftler, der seit fünf
Jahren eng mit der Hanns-Seidel-Stiftung
Seoul bei der Raumplanung in diesem Gebiet zusammenarbeitet, hatte den Aufbau
einer "Romantischen Straße" nach deutschem Vorbild angeregt - und das mit Erfolg. In Gangneung am koreanischen
Ostmeer wurde die "Romantic Road of
Korea" eröffnet. Sie führt auf einer Länge
von 240 Kilometern von der innerkoreanischen Grenze im geteilten Landkreis Goseong bis in den Süden zum SeoraksanGebirge. Entlang der Strecke gibt es inmitten schöner Natur abseits der Hektik
asiatischer Großstädte viel zu sehen:
historische Tempel und Pavillons, Fischerdörfer und bizarre Felsformationen, die
bis ins Meer hineinragen. Und herrliche
Strände laden zum Baden ein. Ein Werbeverbund von sechs Städten und Landkreisen sowie der Gangwon-Provinz investierte 80,6 Milliarden Koreanische Won
(etwa 45 Millionen Euro) in diese touristische Route. "Sie soll für die strukturschwache Grenzregion neue Einkommenschancen ermöglichen", sagt Jurczek.
"Die neue ‘Romantische Straße’ von
Korea profitiert vom reizvollen Nebeneinander von Gebirgen und der Küste. Bergwandern im Seoraksan, Tauchen im Ostmeer, Sushi ‘satt’, Weinherstellung - all
das war schon früher möglich. Nun gilt es,
entlang der ‘Romantischen Straße’ viele
kultur- und naturräumliche Sehenswürdigkeiten an der Küste, im Gebirge, an Bin nenseen sowie an historischen und religiösen Standorten zu verbinden", berichtet
der Chemnitzer Sozial- und Wirtschaftsgeograph. Mit dem künftig zur Verfügung
stehenden Etat könnten beispielsweise
eine Tourismusbörse personell und mate-
riell ausgestattet, Rastplätze und Aussichtspunkte entlang der Strecke gebaut
sowie die Werbung von der mehrsprachigen Ausschilderung über Werbeprospekte
bis hin zur Teilnahme an Tourismusmessen im In- und Ausland finanziert
werden.
Eingeflossen in die Konzeption der
"Romantischen Straße" sind Erfahrungen
aus Forschungsaktivitäten und praktischer
Tourismusarbeit rund um die "Romantische Straße" in Deutschland - insbesondere in Franken - sowie im ehemaligen
Grenzraum zwischen der BRD und der
DDR. "Die Situation in der so genannten
Demilitarisierten Zone zwischen Süd- und
Nordkorea ähnelt der an der früheren
innerdeutschen Grenze, wo auch militärische und politische Spannungen, wirtschaftliche und raumplanerische Probleme
und Chancen im Naturschutz ausbalanciert
werden mussten", berichtet Jurczek. Deshalb freut sich der Wissenschaftler auch
über das in diesem Jahr begonnene grenzüberschreitende Projekt "Friedliche Nutzung der Grenzregionen um die Demilita risierte Zone", wo sich Südkoreaner in
Zusammenarbeit mit deutschen Experten
um die nachhaltige Entwicklung dieser
Grenzregion bemühen. Jurczek, der selbst
oft nach Südkorea reiste und die Kooperation mit der Universität Incheon aufbaute,
möchte sich auch künftig wissenschaftlich
in die Weiterentwicklung der innerkoreanischen Grenzregion, insbesondere die
der "Romantischen Straße" entlang des
Ostmeeres einbringen. "Sie ist übrigens
nach der gleichnamigen Ferienstraße in
Deutschland, Japan und Brasilien die vierte ‘Romantische Straße’ der Welt", sagt
Jurczek.
Kontakt:
Prof. Dr. Peter Jurczek, Telefon 0371 531-34503,
E-Mail peter.jurczek@phil.tu-chemnitz.de
Impressionen links und rechts der "Romantischen Straße" in Korea: Restaurierte regionsspezifische
Gebäude im Freilichtmuseum Gangneung (Bild oben); Touristische Werbetafel am Ausgangspunkt der
"Romantischen Straße" in Goseong (Bild in der Mitte); Koreanisches Ostmeer (Bild unten).
Fotos: Peter Jurczek
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TU-Spektrum 3/2009
ANZEIGE
Gründungsfinanzierung in Sachsen
Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS) sehr aktiv bei der Finanzierung junger sächsischer
Hochtechnologie-Unternehmen
Junge Technologieunternehmen,
bspw. Ausgründungen aus Hochschulen
und Forschungseinrichtungen, haben
hohe Ausgaben für die Entwicklung und
insbesondere die Markteinführung der
Produkte. Anfangs verfügen sie aber
noch über keine Umsätze, um den notwendigen Kapitalbedarf zu stemmen, und
stehen vor einem Dilemma: Banken als
Fremdkapitalgeber geben in dieser frühen
Phase nur selten Kredite, weil die Gründer
in der Regel nicht über Sicherheiten in
dem Umfange verfügen, wie das Unternehmen Mittel benötigt. Und die Gründer
selbst können nur in den seltensten Fällen
das hier benötigte Eigenkapital selbst
aufbringen. Diese Lücke füllt der TGFS,
der zielgerichtet Wagniskapital (Venture
Capital) für die jungen Hightech-Unternehmen in Form von Eigenkapital bereithält.
Seit seiner Gründung im April 2008
hat der TGFS 15 junge Unternehmen im
Freistaat finanziert und damit zur Schaffung von derzeit ca. 150 zukunftsträchtigen Arbeitsplätzen beigetragen. Viele
dieser noch jungen Unternehmen stehen
noch ganz am Anfang ihres Lebenszyklus
und planen innerhalb der nächsten Jahre
ein hohes Umsatzwachstum und die
Schaffung vieler weiterer Arbeitsplätze.
Die Unternehmen sind beispielsweise
in den Branchen Maschinenbau, Internet, Verlagswesen, Telekommunikation
oder Life Sciences tätig. Darunter sind
das Diagnostik-Unternehmen pluriSelect
GmbH, eine Ausgründung der Universität Leipzig, die Heliatek GmbH, welche
als Ausgründung der TU Dresden organische Solarzellen entwickelt, oder die
meetwise GmbH, ein Unternehmen der
Kommunikationstechnik, das von einem
Absolventen der TU Chemnitz gegründet
wurde.
Die Gelder des Fonds stammen vom
Freistaat Sachsen, kofinanziert aus dem
Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), sowie aus Mitteln der
Sparkassen Chemnitz, Dresden und Leipzig
sowie der Landesbank Baden-Württemberg. Insgesamt stehen 60 Mio. EUR zur
Verfügung, die innerhalb der nächsten
Jahre in junge,
zukunftsträchtige
Techno logie unter nehmen mit hohem
Wachstums potential
investiert werden.
Ansprech part ner
des TGFS im Raum
Chemnitz ist die SC
Danny Weckwarth,
Kapital beeit ligungs - SC Kapitalbeteiligungsgesell schaft.
gesellschaft
Innovation braucht Kapital.
Technologiegründerfonds Sachsen
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Sachsen den Rücken mit Venture
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51
D -0 911
1 Chem
nit z
E-Mail:
info@sckapital.
de
w w w.t g
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Dieses Projekt wird finanziert
aus Mitteln der Europäischen
Union und des Freistaates Sachsen
TU-Spektrum 3/2009
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FORSCHUNG
Leben und Wirken eines Enkels von August dem Starken
Geschichtswissenschaftler Dr. Hendrik Thoß war an den Recherchearbeiten zur Ausstellung "Die Gesellschaft des
Fürsten Prinz Xaver von Sachsen" im Schlossbergmuseum beteiligt
Dr. Hendrik Thoß (l.)
von der TU Chemnitz
und Uwe Fiedler,
Leiter des Chemnitzer Schlossbergmuseums, betrachten
das Gemälde "Die
Familienzusammenkunft zu Neuhaus"
von 1751/52.
Foto: Uwe Meinhold
(SM) Im Schlossbergmuseum Chemnitz
ist aktuell die Ausstellung "Die Gesellschaft
des Fürsten - Prinz Xaver von Sachsen und
seine Zeit" zu sehen, an der Dr. Hendrik
Thoß von der Professur Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts mitgewirkt hat. "Es ist eine kleine, aber feine
Ausstellung, die das Leben und Wirken
des Prinzen sowie seine Bedeutung für
Sachsen zeigt", sagt Historiker Thoß und
ist stolz, dass er sich in die Recherchearbeiten sowie die Vorbereitung der Ausstellung einbringen konnte. Das Projekt
wurde von Prof. Dr. Thomas Nicklas von
der Universität Reims initiiert und ge meinsam mit Uwe Fiedler, dem Leiter des
Chemnitzer Schlossbergmuseums, begannen Nicklas und Thoß im Jahr 2005 mit
ihren Studien im Archiv der ostfranzösischen Stadt Troyes, in deren Nähe der
Prinz 20 Jahre lang gelebt hatte.
Prinz Xaver lebte von 1730 bis 1806
und war ein Sohn von Kurfürst Friedrich
August II. und damit ein Enkel von August
dem Starken. Als Xavers älterer Bruder
nach nur zehnwöchiger Herrschaftszeit
1763 starb, übernahm er für dessen zwölfjährigen Sohn die Regentschaft im Kurfürstentum Sachsen. In den folgenden
Jahren setzte er zahlreiche politische und
wirtschaftliche Reformen in Gang und
legte damit den Grundstein für die Über-
windung der katastrophalen Folgen des
Siebenjährigen Krieges und den Wie deraufbau Sachsens. Nachdem sein Neffe
volljährig war und die Thronfolge angetreten hatte, ging Xaver im Jahre 1769 nach
Frankreich, wo er in der Nähe von Troyes
ein Schloss besaß und bis 1789 lebte.
"Xaver war nicht zuletzt auch ein großer
Kunstsammler, beispielsweise von
Gemälden, Skulpturen und Porzellan",
sagt Thoß, "Bei seiner durch die Revolu tion ausgelösten Flucht aus Frankreich im
Jahre 1793 musste er jedoch alles zurücklassen." Seine gesammelten Kunstwerke,
seine Bücher sowie eine Vielzahl an Briefen werden daher heute in Archiven in
Troyes und in Paris aufbewahrt.
Für Sachsen und auch Chemnitz war
Xaver bedeutsam, da er in seiner Zeit als
Regent die Basis für die Industrielle Revolution legte. Er schuf unter anderem die
strukturellen und organisatorischen Grundlagen für den um 1800 in Chemnitz einsetzenden Prozess der Technisierung des
Spinnereiwesens. Zudem war Xaver ein
Förderer der Wissenschaft, engagierte sich
für Bildung und Innovation und gründete
die Bergakademie Freiberg. Bereits im
vergangenen Jahr veranstaltete die Professur Europäische Geschichte des 19.
und 20. Jahrhunderts die dreitägige Fachtagung "Dynastie, Rétablissement, Revo-
lution", in deren Rahmen sich die Referenten mit der Biographie Prinz Xavers
und mit seinem Wirken auseinander setzten. Die am 3. Oktober 2009 eröffnete
Ausstellung im Schlossbergmuseum bietet
nun einen weiteren Einblick in das Leben
des Fürsten und seine Zeit, die vom
Siebenjährigen Krieg, von der Aufklärung
und dem Beginn des Industriezeitalters
geprägt war.
In der Ausstellung sind zahlreiche
Gemälde, Skulpturen und Sammlungsgegenstände aus dem Archiv von Troyes zu
sehen. Von besonderem Interesse sind
dabei die Korrespondenzen des Prinzen,
die er mit zahlreichen Vertretern des europäischen Hochadels und nicht zuletzt auch
mit vielen jungen Damen unterhielt. "Wie
uns zeitgenössische Quellen verraten, war
Xaver groß, gut aussehend und hat bei
vielen Vertreterinnen des europäischen
Adels einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, der sich uns anhand der erhaltenen Liebesbriefe erschließt", sagt Thoß.
Darüber hinaus sind Leihgaben aus den
Staatlichen Kunstsammlungen Dresden,
der Porzellanmanufaktur Meißen und von
Privatpersonen zu sehen. "Wir haben in
der Vorbereitungsphase zur Ausstellung
recherchiert, welche Stücke in Frage kommen könnten, und sind mit verschiedenen
Museen sowie mit privaten Leihgebern in
Kontakt getreten", erzählt der Geschichtswissenschaftler. Er gehört neben Uwe
Fiedler und Thomas Nicklas außerdem zu
den Herausgebern des Katalogs "Prinz
Xaver von Sachsen und seine Zeit - Die
Gesellschaft des Fürsten" (ISBN 978-39808878-4-7), der zur Ausstellung erschienen und an der Museumskasse bzw. über
den Buchhandel zum Preis von 24,95 Euro
erhältlich ist.
Die Ausstellung ist bis zum 6. Januar
2010 im kleinen Renaissancesaal des
Schlossbergmuseums zu sehen. Öffnungszeiten des Museums: dienstags bis sonntags und feiertags 11 bis 18 Uhr.
 www.schlossbergmuseum.de
Kontakt: Dr. Hendrik Thoß, Telefon 0371 531-32615,
E-Mail hendrik.thoss@phil.tu-chemnitz.de
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TU-Spektrum 3/2009
FORSCHUNG
Wie leben die jungen Erwachsenen in Deutschland?
Soziologen sind an der größten Untersuchung über das partnerschaftliche und familiäre Zusammenleben sowie über das Leben als Single in Deutschland beteiligt
(MSt) Wie junge Menschen in Deutschland Beziehungen eingehen, wie sie diese
leben und wie sie sich entwickeln - das
wollen Forscher von Universitäten in Chemnitz, Bremen, Mannheim und München
herausfinden. Das Projekt "Beziehungen
und Familienleben in Deutschland" (kurz:
pairfam) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ist die bisher größte
Untersuchung über das partnerschaftliche
und familiäre Zusammenleben sowie über
das Leben als Single in Deutschland. An
der ersten Befragung in der Zeit von September 2008 bis Mai 2009 haben 12.400
Personen zwischen 15 und 37 Jahren teilgenommen. Sie werden auch künftig in
einem jährlichen Abstand befragt.
Im Mittelpunkt der Studie stehen viele
Fragen: Möchte man lieber in einer Partnerschaft leben oder allein? Was sind die
Gründe für und gegen eine Partnerschaft?
Wie verläuft die Paarbeziehung? Was hält
Paare zusammen und was bringt sie auseinander? Was sind Gründe für und gegen
eigene Kinder? Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein erstes oder ein weiteres
Kind? Welche Erfahrungen werden mit
den eigenen Kindern gemacht? Welche
Wünsche haben Eltern und Kinder? Wie
gut ist die Beziehung zu den eigenen
Eltern beziehungsweise Stiefeltern?
An der TU Chemnitz beschäftigen sich
unter der Leitung von Prof. Dr. Bernhard
Nauck, Professor für Allgemeine Soziologie
und Mitinitiator dieses DFG-Schwerpunktprogramms, Dr. Anja Steinbach und Dr.
Daniela Klaus vor allem mit dem Zusammenhalt und dem Austausch von Hilfeleistungen zwischen erwachsenen Kindern
und ihren Eltern.
Kontakt:
Dr. Anja Steinbach,
Telefon 0371 53134959, E-Mail
anja.steinbach@
soziologie.tu-chemnitz.de
 www.pairfam.uni-bremen.de
Von der Pflanze zum Produkt
Maschinenbauer entwickeln Fertigungskonzepte für die Nutzung einheimischer Naturfaserrohstoffe
(KT) Eine Fahrzeuginnenverkleidung
aus grün geerntetem Flachs und Transportsysteme aus Hanf - was ungewöhnlich
klingt, ist Ziel des Netzwerkprojektes FENAFA, das maßgeblich von der Professur
Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung der TU Chemnitz initiiert wurde.
FENAFA steht für "Ganzheitliche Bereitstellungs-, Verarbeitungs- und Fertigungsstrategien von Naturfaserrohstoffen". "Ziel des
Netzwerkverbundes ist eine großtechnische Umsetzung von neuartigen Fertigungskonzepten zur Nutzung einheimischer Naturfaserrohstoffe in innovativen
Produkten. Der Schwerpunkt liegt auf geschlossenen Prozessketten von der Pflanze
bis zum Produkt", erklärt Roman Rinberg,
Wissen schaft licher Mitarbeiter der Pro fessur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung.
Einige Vorteile der Naturfasern sind
ihr geringes spezifisches Gewicht und ihre
Nachhaltigkeit - deshalb sind sie als Ersatz für herkömmliche Glasfasern in Verbundwerkstoffen interessant. Die Auto mo bilindustrie hat das bereits erkannt. An
der Professur haben Wissenschaftler beispielsweise eine Fahrzeuginnenverkleidung aus nachwachsenden Rohstoffen
entwickelt. Dabei bedienen sie sich nicht
nur der herkömmlichen Fasern aus Hanf
und Flachs, sondern des kompletten Pflan-
zenstängels, wodurch die Rohstoffkosten
drastisch gesenkt werden. Die Anwendung
bietet sich auch für andere Branchen an,
so die Einschätzung der Wissenschaftler.
Sie beschäftigen sich im Projekt FENAFA
sowohl mit der Bereitstellung der Rohstoffe als auch mit der Fertigung von
Halbzeugen bis hin zur Herstellung von
Produkten. Sie erstellen also eine komplette Wertschöpfungskette für technische
Anwendungen von Naturfasern und Polymeren auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Potenzieller Anwender der Entwicklung ist neben der einheimischen
Fahrzeug- auch die Konsumgüterindustrie.
Unter den 14 Projektpartnern der TU
Chemnitz sind die KraussMaffei Technologies GmbH,
die SachsenLeinen
GmbH, die Polytec
Automotive GmbH &
Co. KG, das Fraunhofer-Institut für
Werkstoff me ha
c nik
IWM, die Hugo
Stiehl GmbH Kunststoffver arbei tung
sowie die B&K
Kunststoffwerke
GmbH & Co. KG.
"Durch die starke
Präsenz namhafter
Industrieunternehmen auf allen Ebenen
der Wertschöpfungskette wird eine solide
Plattform für die angestrebte Vermarktung
der entwickelten Technologien und Produkte geschaffen", schätzt Dr. Wolfgang
Nendel, Stellvertretender Leiter der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung, ein. Das Projekt wird durch
die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe,
den Projektträger des Bundesministeriums
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, zunächst mit drei Millionen Euro für drei Jahre gefördert.
Kontakt:
Roman Rinberg, Telefon 0371 531-32359,
E-Mail roman.rinberg@mb.tu-chemnitz.de
Mario Porges (l.) und
Udo Tiepmar richten
im Zentrum Integrativer Leichtbau (ZIL)
der Professur Strukturleichtbau und
Kunststoffverarbeitung eine Mehrkomponenten-Spritzgießanlage mit Wendeplattentechnik von
KraussMaffei ein,
die im Rahmen des
Netzwerkprojektes
FENAFA zum Einsatz
kommt.
Foto:
Wolfgang Thieme
FORSCHUNG
500 Familien: Migration in Europa
Soziologen erforschen in einem internationalen Projekt Stammbäume türkischer Migranten
Kontakt:
Dr. Helen BaykaraKrumme, Telefon
0371 531-37461,
E-Mail helen.baykara@soziologie.tuchemnitz.de
(KT) In Westeuropa leben etwa drei
Millionen türkische Staatsangehörige; in
Deutschland stellen sie mit 1,7 Millionen
die größte Migrantengruppe. Das Institut
für Soziologie beteiligt sich an einem
internationalen Forschungsprojekt, das
erstmalig generationsübergreifend die
Angehörigen einer Familie mit Migrationshintergrund in verschiedenen Ländern
Europas untersucht. Insgesamt interviewen
die Wissenschaftler 500 aus der Türkei
stammende und heute über ganz Europa
verteilt lebende Familien. "Migration ist
ein Thema von großer Nachhaltigkeit. Die
Ergebnisse, die von diesem Projekt zu er warten sind, sind da her auch für die Politik von großem Wert", schätzt Projektmitarbeiterin Dr. Helen Baykara-Krumme ein
und ergänzt: "Fragen der Migration und
Integration sind im Fall der Türkei nicht
zuletzt in den Debatten um einen möglichen EU-Beitritt virulent."
Das Projekt trägt den Titel "500 Families. Migration Histories of Turks in Europe".
"Die Grundidee ist faszinierend", sagt
Baykara-Krumme. Im Mittelpunkt stehen
zunächst 400 Personen, die zwischen 1930
und 1940 in der Türkei geboren wurden
und in der Anwerbephase zwischen 1961
und 1974 als Arbeitsmigranten nach Europa
kamen. Sie werden zuerst interviewt, anschließend dann ihre Kinder, ihre Enkel
und - wenn möglich - auch ihre Urenkel.
Diese leben heute in verschiedenen
Staaten Europas: zum größten Teil in
Deutschland, aber auch in Frankreich, den
Niederlanden oder Österreich. Insgesamt
berücksichtigt die Studie acht europäische
Länder. Als Vergleichsgruppe wählen die
Soziologen 100 Personen aus, die ebenfalls in den 1930-er Jahren in der Türkei
geboren wurden, aber nicht emigrierten.
Auch für sie rekonstruieren die Wissenschaftler Stammbäume und sammeln
Daten über die Nachkommen.
"Dieses Forschungsdesign, das in
seiner Komplexität bisher ohnegleichen
ist, erlaubt uns Antworten auf viele offene
Fragen der Migrationsforschung", so
Baykara-Krumme. Unterstützt eine Migration soziale Aufstiegsprozesse? Unter welchen Bedingungen sind Migranten ökono-
misch erfolgreich und können sich gut
integrieren? Vermitteln Migranten ihren
Kindern kulturelle Werte und Verhaltensweisen anders als Nichtmigranten dies
tun? Wie entwickeln sich religiöse Einstellungen über die Generationen hinweg und
in verschiedenen Aufnahmegesellschaften?
Das Team um Prof. Dr. Bernhard
Nauck vom Institut für Soziologie der TU
Chemnitz ist vor allem für die Befragung
der Nachkommen in den deutschsprachigen Ländern Europas zuständig. Das
Projekt ist Teil eines groß angelegten
transnationalen Forschungsprogramms im
Rahmen von NORFACE ERA-NET, für das
Forschungsförderungseinrichtungen aus 14
europäischen Ländern 23 Millionen Euro
zur Verfügung gestellt haben. Ziel dieser
Initiative der Europäischen Union ist es,
die europaweite Zusammenarbeit in der
Forschung zu fördern. Zu dem Thema
"Migration in Europe: Social, Economic,
Cultural and Policy Dynamics" werden bis
2013 Forscher aus verschiedenen europäischen Ländern in insgesamt etwa einem
Dutzend Projekten zusammenarbeiten.
Wenig Energie für schwere Gewichte
Professur Fördertechnik entwickelt mit schweizerischem Unternehmen einen energiesparenden Rollteppich
Mitarbeiter Frank
Rasch und Student
Martin Zwinzscher
(r.) bereiten einen
Test des Rollteppichs
vor.
Foto: Uwe Meinhold
(KT) Bei der Montage von Autos müssen mehrere Tonnen Gewicht auf Förderbändern transportiert werden - Zugmittel
und Gleitschienen werden dabei extrem
beansprucht, der Verschleiß und der Energieverbrauch für den Antrieb sind hoch.
Wenn das Gewicht auf viele Rollen verteilt
wird, sinken Energiebedarf und Verschleiß.
Aus diesem Ansatz heraus haben Wissenschaftler der Professur Fördertechnik der
TU Chemnitz gemeinsam mit der Denipro
AG aus dem schweizerischen Weinfelden
eine Schwerlast ab stüt zung entwickelt.
Das Element mit
dem Markennamen
denirug ist modular
aufgebaut und kann
zu einem Roll teppich mit beliebiger
Länge und Breite
zusammengesetzt
werden. "Wir haben
das neue Element
ausgiebig an einem
Prüfstand mit gerader Mattenkette
getestet. Die Versuche zeigten eine gute
Funktionalität und nahezu keinen Verschleiß", berichtet Dr. Jens Sumpf, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur. Aufgrund der gemessenen Reibwerte von 0,03
bis 0,05 schätzen die Wissenschaftler, dass
die Neuent wick lungje nach Anwendung
bis zu 80 Prozent der Antriebsenergie einspart und die Belastung der Zugmittel entsprechend verringert. "Die Fördergeschwin dig eit
k betrug in diesen Versuchen
20 Meter pro Minute. Es gab auch schon
erfolgreiche Tests mit 120 Metern pro
Minute", sagt Sumpf. Die Elemen te bestehen komplett aus Kunststoff und sind
somit schmierungs- und wartungsfrei.
Nicht nur in der Automobilindustrie
kann die neue Technik zum Einsatz kommen, sondern überall, wo große Massen
transportiert werden müssen - vom
Maschinenbau bis zur Papierindustrie.
FORSCHUNG
Hier sehen Produktentwickler künftig nicht alt aus
Professur Arbeitswissenschaft ist an der Entwicklung eines Alters-Simulations-Anzuges beteiligt
(KT) Bleigewichte an Gürtel und Ge lenken, Schuhe steif wie Skistiefel, Halskrause, Ohrenschützer, Handschuhe und
Unscharf-Brille - so ausgestattet kann ein
junger Erwachsener nachvollziehen, warum ein Senior im Straßenverkehr langsamer unterwegs ist und die Bedienung
manch technischer Geräte scheut. Eindrücke, die der Modulare Alters-SimulationsAnzugeXtra (MAX) vermittelt, den die Professur Arbeitswissenschaft gemeinsam mit
der AutoUni, der Wolfsburg AG, der Audi
AG und der Volkswagen Konzernforschung
entwickelt hat. "Unser Ziel ist es, jüngere
Menschen für die Be dürfnisse und alltäglichen Schwie rig ekiten der älteren Men schen zu sensibilisieren und so ein Um denken in der Verständigung von Jung und
Alt zu unterstützen", berichtet Prof. Dr.
Birgit Spanner-Ulmer, Inhaberin der Professur Arbeitswissenschaft. Zum Einsatz
kommen die bisher gefertigten zehn An-
züge für Projekte, Tests, Veranstaltungen,
Marktforschungen sowie Schulungen von
Unternehmen, Kommunen und Bildungsträgern. Altersgerechte Arbeitsplätze und
Produkte sollen so entstehen. Denn wenn
Sehen, Hören, Tasten, Motorik und Kraft
nachlassen, stellen Kunden andere Ansprüche an Produkte - alltägliche Handlungen
fallen schwer, egal ob es sich um das
Drücken der kleinen Tasten eines Handys,
das Einsteigen ins Auto oder das Bücken
nach der Milch im Kühlschrank handelt.
Forscher und Entwickler können diese
Bedürfnisse der Kunden, aber auch der
älteren Mitarbeiter im Unternehmen mit
dem neu entwickelten Alters-SimulationsAnzug nachvollziehen.
Der Anzug ist modular aufgebaut und
größenvariabel. Außerdem lassen sich die
Einschränkungen in drei verschiedenen
Graden simulieren. "Die altersbedingten
Einschränkungen sind bei jedem Men-
ANZ E IG E
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schen natürlich anders ausgeprägt. Deshalb kann man nicht sagen, dass man mit
dem Anzug um eine bestimmte Anzahl von
Jahren altert", erklärt Christian Scherf,
Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur Arbeitswissenschaft, und ergänzt:
"Aber man kann zwischen schwachen,
mittleren und starken Einschränkungen
unterscheiden und dadurch sehr gezielt
und flexibel die Alterung simulieren."
Mehr als 200 wissenschaftliche Studien
aus Medizin, Altersforschung, Sportwissenschaft und Psychologie sind in die Entwicklung des Anzuges eingeflossen. In
mehr als 70 Einsätzen hat die AutoUni
einen 2008 gefertigten Prototypen getestet
und Erkenntnisse für die Optimierung gesammelt. "Wir planen an unserer Professur derzeit die Evaluation des Alters-Simulations-Anzuges beim Einsatz in Arbeitsprozessen. Dazu werden wir eine größere
wissenschaftliche Studie durchführen und
den Anzug ständig weiterentwickeln", blickt
Prof. Spanner-Ulmer in die Zukunft.
Kontakt:
Christian Scherf, Telefon 0371 531-36882,
E-Mail christian.scherf@mb.tu-chemnitz.de
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TU-Spektrum 3/2009
13
Christian Scherf
und Studentin Julia
Eberlein bereiten
einen Laborversuch
mit dem Alters-Simulations-AnzugeXtra
(MAX) vor.
Foto:
Wolfgang Thieme
FORSCHUNG
Jan Langer und
Sebastian Schüppel
von der Professur
Schaltkreis- und
Systementwurf sowie
Daniel Manns (v.l.)
von der Professur
Kommunikationsnetze arbeiten daran,
das Internetprotokoll
für die Kommunikation der Bordelektronik zu nutzen.
Foto:
Christian Schenk
(KT) Bis zu 70 Minicomputer sind in einem modernen Oberklasse-Auto
verbaut - sie sorgen dafür, dass der Airbag im richtigen Moment aufgeht,
dass die Scheibenwischer sich bei Regen selbst einschalten oder ein Warnton erklingt, wenn ein Mitfahrer nicht angeschnallt ist. "Elektronik spielt in
heutigen Kraftfahrzeugen eine zentrale Rolle - für Energieeffizienz und
Sicherheit ebenso wie für Leistung und Komfort", schätzt Prof. Dr. Ulrich
Heinkel ein, Inhaber der Professur Schalt kreis- und Systement wurf. Diese
so genannten eingebetteten Steuergeräte sind durch bis zu fünf unterschiedliche Vernetzungstechnologien miteinander verbunden. "Diese
Technologien sind jedoch nicht unmittelbar kompatibel, das heißt, sie
sprechen nicht die gleiche Sprache", erklärt Heinkel.
Sechs Forschungseinrichtungen und zwölf Unternehmen der deutschen Automobilindustrie arbeiten in den kommenden drei Jahren daran,
das Internetprotokoll (IP) für die sichere Kommunikation von Steuergeräten im Fahrzeug zu nutzen. "Das Internetprotokoll wird heute bereits für
die Vernetzung von Computersystemen eingesetzt und auch im Fahrzeug
genutzt. Was noch erarbeitet werden muss, ist jedoch eine durchgängige
Sicherheitslösung für diese eingebetteten Systeme", so Heinkel. An der
Professur Schaltkreis- und Systementwurf untersuchen Forscher, inwieweit
die bestehenden IP-basierten Lösungen für Anwendungen im Auto genutzt werden können und welche Weiterentwicklungen nötig sind. Außerdem überprüfen sie mögliche Technologien auf Faktoren wie die Störfestigkeit der Übertragung, entwickeln Methoden zur automatischen Konfiguration von vernetzten Komponenten und optimieren die Technologien
hinsichtlich des Energieverbrauches sowie des Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes. Auch die Professur Kommunikationsnetze von Prof. Dr. Thomas
Bauschert ist am Verbundprojekt beteiligt - hier dreht sich die Forschung
vor allem um die Datensicherheit. Die Forscher erarbeiten beispielsweise
Lösungen, um die Authentizität der gesendeten und empfangenen Daten
sicherzustellen, analysieren mögliche Angriffsarten sowie -wege und konzipieren geeignete Abwehrmechanismen.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert
das Verbundprojekt "Sicherheit in Eingebetteten IP-basierten Systemen"
mit einem Gesamtbudget von 18 Millionen Euro.
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14
TU-Spektrum 3/2009
FORSCHUNG
Hightech in der Spieldose
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... oder was Holzkünstler, Informatiker und Trompeter gemeinsam erfinden
(MSt) Nicht nur zur Weihnachtszeit
versprühen sie inzwischen in aller Welt
das Flair des Erzgebirges - gemeint sind in
diesem Fall die Spieldosen. Während viele
für die traditionelle Mechanik schwärmen,
möchten andere, dass der technische Fortschritt auch die Holzkunst erreicht. Mitarbeiter der Kleinkunst aus dem Erzgebirge
Müller GmbH und der Professur Technische Informatik der TU Chemnitz wagten
deshalb gemeinsam mit dem aus dem Erzgebirge stammenden Trompetenvirtuosen
Prof. Ludwig Güttler einen mutigen Schritt.
Gemeinsam entwickelten sie eine High techSpieldose. Was an Technik in ihr steckt,
sieht man der neuen Dose von außen
nicht an. Denn dort, wo sonst die Mechanik
versteckt ist, sind es jetzt eine Platine und
vier Batterien. Und die Musik erklingt aus
einem kleinen Lautsprecher - insgesamt
bis zu 15 Musikstücke.
Die Informatiker der TU Chemnitz haben diese bereits vorhandene Soundelektronik um eine Bluetooth-Funktion und
die dafür nötige Software erweitert. Dadurch lässt sich die Spieldose kabellos
vom Computer oder Handy ansteuern und
mit ständig neuen Melodien ausstatten.
"Bisher konnten Spieldosen mit Soundelektronik nur mit einem festen Musikrepertoire ausgeliefert werden", erklärt Mirko
Caspar von der Professur Technische Informatik. "Die neue Elektronik bietet aber ein
paar besondere Funktionen. So kann die
Spieldose beispielsweise so programmiert
werden, dass sie jede Stunde ein be stimmtes Musikstück abspielt. Und sie
kann sogar als Wecker dienen", be richtet
Caspar. Sollen neue Musikstücke auf die
Spieldose übertragen werden, müssen
diese erst aufbereitet und in ein spezielles
Audioformat umgerechnet werden. Der
Hersteller bietet auf seiner Homepage bereits eine Auswahl an Melodien kostenlos
zum Download an. "Diese können dann
mittels PC oder einer Handy-Anwendung
heruntergeladen und auf die Spieldose
übertragen werden", erklärt Caspar.
Diese Musik kommt unter anderem
vom weltbekannten Dresdner Trompeter
Prof. Ludwig Güttler und seinem Blechbläserensemble. Passend dazu gibt es eine
Motivscheibe, die den Musiker mit seinem
Ensemble vor der Dresdner Frauenkirche
zeigt. Zudem kann die Spieldose eigene
Aufnahmen abspielen: von Sprachbotschaften über Liebesgedichte bis hin zu
Geschichten und Märchen. Doch nicht nur
für die Ohren, sondern auch für die Augen
bietet die Spieldose immer wechselnde
Eindrücke: "Erstmals in der Geschichte der
Erzgebirgischen Volkskunst sind die Spieldosen mit einer auswechselbaren Motivscheibe ausgestattet", berichtet Ringo
Müller, Geschäftsführer der Kleinkunst aus
dem Erzgebirge Müller GmbH. Über Magnete können die Motivscheiben passend
zu Anlass und Jahreszeit ausgetauscht
werden.
Die technische Entwicklung lässt sich
auch auf andere Anwendungen übertra-
gen. "Die Kleinkunst aus dem Erzgebirge
Müller GmbH möchte die von uns entwickelte Elektronik auf ihre gesamte Produktpalette übernehmen. Beispielsweise
können bei Schwibbögen über Bluetooth
die Lampen angesteuert werden", so
Caspar. Man sieht: Wenn Holzkünstler,
Informatiker und Trompeter gemeinsam
etwas erfinden, wird es künftig sicher
noch mehr Produkte geben, die neue
Zielgruppen erobern. Anfragen aus aller
Welt gibt es bereits.
Eine Soundprobe, eine Videovorstellung sowie weitere Informationen zur
Spieldose finden Interessenten im Internet:
 www.mueller.com
Auf die traditionelle
Handwerkskunst wird
natürlich nicht verzichtet. Auch wenn
allerhand Elektronik
und ein Computer für
die neue Spieldose
notwendig sind, werden die Motivscheiben und der Grundkörper aus Holz
gefertigt.
Foto: Kleinkunst aus
dem Erzgebirge Müller GmbH
Mirko Caspar und
Prof. Dr. Wolfram
Hardt (v.l.) von der
TU Chemnitz übergeben die elektronische Spieldose an
Ringo Müller von der
Kleinkunst aus dem
Erzgebirge Müller
GmbH. Egal ob mit
dem Laptop oder dem
Handy - per Bluetooth können auf diese Spieldose immer
neue Melodien übertragen werden.
Foto:
Christine Kornack
TU-Spektrum 3/2009
15
FORSCHUNG
Keine Chance für Gammelfleisch
ANZ E IG E
Professur Mess- und Sensortechnik schlägt die Impedanzspektroskopie
für die Qualitätsbeurteilung von Fleisch vor
Kontakt:
Prof. Dr. Olfa Kanoun,
Telefon 0371 53135755,
E-Mail olfa.kanoun
@etit.tu-chemnitz.de
Genießbar oder
nicht? Dr. Uwe
Tröltzsch (l.) und
Chris Stöckel können
mit Hilfe der Impedanzspektroskopie
die Qualität von
Fleisch beurteilen.
Foto:
Christian Schenk
(KT) "Nach den Fleischskandalen der vergangenen Jahre möchten
Haushaltsgerätehersteller ihre Kunden vor Gammelfleisch schützen", berichtet Prof. Dr. Olfa Kanoun, Inhaberin der Professur Mess- und Sensortechnik an der TU Chemnitz. Dies war der Grund für die BSH Bosch und
Siemens Hausgeräte GmbH, die Wissenschaftler der TU Chemnitz zu beauftragen, ein Messverfahren zu finden, mit dem sich einfach und kostengünstig die Art und die Qualität von Fleisch bestimmen lässt. "Viele Leute
wissen nicht immer, welche Fleischsorten seit wann im Kühlschrank oder
im Kühlregal der Supermärkte liegen", erklärt Kanoun den Bedarf. Ihre
Professur beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Verfahren Impedanzspektroskopie, das sie für verschiedene Anwendungen nutzt - von
der Bodenfeuchteanalyse bis zur Batteriediagnose. Diese Projekte stellte
die Professur bei einem internationalen Workshop an der TU Chemnitz
vor. "Wir haben nun gezeigt, dass sich die Impedanzspektroskopie auch
für die Bestimmung der Fleischsorte und -qualität hervorragend eignet",
fasst die Wissenschaftlerin die Ergebnisse des Forschungsprojektes
zusammen.
Bei der Impedanzspektroskopie wird eine Wechselspannung - in diesem
Fall an ein Stück Fleisch - angelegt und der Wechselstrom bei verschiedenen Frequenzen gemessen. In den entstehenden Daten fanden die Wissenschaftler charakteristische Merkmale für Alter und Art des Fleisches. Die
Fleischarten unterscheiden sich beispielsweise in ihrer Zusammensetzung
aus Fett und Muskeln. Und wenn es alt wird, platzen die Zellwände auf.
Dadurch geht der Strom im Fleisch jeweils andere Wege und diese Unterschiede lassen sich mit der Impedanzspektroskopie darstellen.
Das Messverfahren soll sich künftig - so die Vorgabe der BSH Bosch
und Siemens Hausgeräte GmbH - in den Kühlschrank oder den Backofen
integrieren lassen. Das Unternehmen möchte seine Geräte mit einer solchen Zusatzfunktion ausstatten. Den Einsatz der Impedanzspektroskopie
zur Qualitätsbeurteilung von Lebensmitteln hat die Firma zum Patent angemeldet. Die nächste Aufgabe der Chemnitzer Mess- und Sensortechniker
wird es sein, eine kompakte Elektronik zu entwickeln, die die Anforderungen an Kosten und Robustheit erfüllt. Schließlich benötigt der Nutzer
nicht die detaillierten erfassten Daten, sondern lediglich klare und
schnelle Aussagen: Handelt es sich um Schwein oder um Rind? Ist das
Fleisch noch genießbar oder wird von einem Verzehr abgeraten?
"Wir möchten mit der Impedanzspektroskopie nicht das genaue Alter
des Fleischs bestimmen.
Aber wir möchten bestimmen, ob es noch essbar ist
oder nicht", so Kanoun. Das
untersuchte Fleischstück
wird bei diesem Verfahren
nicht geschädigt, auch nicht
wenn es mehrfach getestet
wird. "Weitere Anwendungen der Impedanzspektroskopie zur Lebensmittelkontrolle sind möglich - etwa
bei Obst oder Käse", schätzt
Kanoun ein.
16
TU-Spektrum 3/2009
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Hürdenlauf zwischen Noten- und Medaillenspiegel
Wie Leistungssportler Training, Wettkämpfe und Studium vereinbaren
Sie studieren beispielsweise Maschinenbau, Physik, Sports
Engineering, Wirtschaftswissenschaften oder Präventions-, Rehabilitations- und Fitnesssport, parallel werden sie Hochschulmeister im Triathlon oder mit dem Rad, kämpfen um Medaillen
bei internationalen Wettbewerben oder dribbeln mit dem Basketoder Fußball in der 2. Liga und Regionalliga: Spitzensportler, die
an der TU Chemnitz ihren Hochschulabschluss anstreben.
Unterstützung bei der Umsetzung ihrer straffen Zeitpläne zwischen Prüfungs- und Wettkampfterminen sowie Verpflichtungen
im Studium und beim Training können sie von der Universität im
Rahmen des Programmes "Partnerhochschule des Spitzensports"
erhalten.
Auf den folgenden Seiten erzählen Leistungssportler verschiedener Disziplinen und Studienfächer von ihren Erfahrungen,
Erfolgen und Enttäuschungen, von ihrem Leben zwischen dem
Studienort Chemnitz und Wettkampforten von Australien bis
Amerika. Auch Athleten, die ihr Studium bereits abgeschlossen
haben, kommen zu Wort.
Prof. Dr. Albrecht Hummel, Institut für Sportwissenschaft
der Technischen Universität Chemnitz:
Reinhard Steinbach, Laufbahnberater beim Olympia stützpunkt
Chemnitz/Dresden:
"Seit 2003 ist die TU Chemnitz eine
Partner hochschule des Spit zen sports.
Dieses bundesweite Programm, das vom
Allge meinenDeutschen Hoch schul psort verband und von der Hochschulrektorenonferenz
k
initiiert wurde, lindert einige
Probleme, die sich bei der Verbindung
von Leistungssport und Studium ergeben
- aber es löst sie nicht. Wir haben in
Chemnitz, wie ich finde, eine sehr sportfreundliche Universität, die das Programm
en ga giert umsetzt, indem beispielsweise
Foto: Christine Kornack
für jeden Bundeskaderathleten ein studentischer Tutor finanziert werden kann und es die Möglichkeit
gibt, Prüfungen zu verschieben. Bisher konnte immer eine vernünftige Lösung für die Vereinbarung von Sport und Studium gefunden werden, was vor allem daran liegt, dass die Dekane und
Professoren solchen Anfragen aufgeschlossen gegenüberstehen das ist nicht selbstverständlich! Seit dem Abschneiden deutscher
Athleten bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking, das nicht
sehr erfreulich war, steht die Sportförderung in Deutschland insgesamt auf dem Prüfstand. Das ganze System muss überprüft und
gegebenenfalls neu aufgestellt werden. Vor allem im schulischen
Bereich gibt es intensive Diskussionen und ich selbst bin mit meiner Professur an der Optimierung der Eliteschulen des Sports in
Brandenburg beteiligt. Proble ma itscher wird es aber für viele
Leistungssportler nach dem Schulabschluss. Eine langfristige
Lösung sehe ich in einem speziellen Bachelorstudium für Kaderathleten, das begleitend zum Hochleistungssport absolviert werden kann - ähnlich wie heute schon Weiterbildungsstudiengänge
berufsbegleitend angeboten werden. Das steht und fällt natürlich
mit der Finanzierung, wo meines Erachtens eine Mischung aus
Eigenbeteiligung und Unterstützung durch den jeweiligen Verband sinnvoll wäre, je nach der finanziellen Situation der Sportler
gestaffelt, denn die ist von Sportart zu Sportart sehr verschieden.
Die Frage, die der Sportförderung insgesamt zu Grunde liegt, lautet: Welche Akzeptanz hat der Leistungssport in einer Gesellschaft,
und was ist ihr ein erfolgreiches Abschneiden der Athleten bei
weltweiten Wettkämpfen wert?"
Informationen über das deutschlandweite Förderprogramm
"Partnerhochschule des Spitzensports" stehen im Internet unter
 www.partnerhochschule-des-spitzensports.de, der Allgemeine
Deutsche Hochschulsportverband, der das Programm mit begründet hat, präsentiert sich unter  www.adh.de.
"Als Serviceeinrichtung für den Spit zen sport be treuen
wir am Olympia stütz punkt Chem nitz/Dresden in den
Standorten Chemnitz, Dresden, Altenberg, Oberwiesenthal und Klingenthal 340 Bundeskaderathleten. Als
Lauf bahn beater
r bin ich so zusagen Be rater und Tür öffner für die berufliche Zukunft der Athleten - ich zeige
ihnen Möglichkeiten auf, wie sie Schule, Ausbildung
oder Studium optimal mit ihrem Sport kombinieren
können. Viele Bundeskaderathleten bevorzugen nach
der Schule den Weg in die Sportfördergruppen der
Bundeswehr, der Bundespolizei, der Sächsischen
Landespolizei oder beim Zoll, da sie hier bestmögliche
Foto: Christine Kornack
Unterstützung erhalten und außerdem finanziell abgesichert sind. Allerdings besteht als Sportsoldat der Bundeswehr
bei einer unzureichenden sportlichen Leistungsentwicklung die
Gefahr einer kurzen Verweildauer und ein Neubeginn von Studium oder Ausbildung ist notwendig. Deshalb, und auch weil eine
normale Berufsausbildung nur schwer mit dem Leistungssport zu
vereinbaren ist, rate ich Abiturienten meistens zu einem Studium
an einer Partnerhochschule des Spitzensports, mit dem sich die
Athleten parallel zur sportlichen Karriere eine akademische
Ausbildung und somit eine Perspektive für ihre Zukunft aufbauen.
Um eine bestmögliche Unterstützung zu gewährleisten, kooperieren wir im nahen Umfeld mit der TU Chemnitz und der Hochschule Mittweida. 2008 haben die Kultus- und Sportminister, der
Deutsche Olympische Sportbund sowie die Hochschulrektoren
eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Die Hochschulen sollten die Förderung des Spitzensports in ihr Profil aufnehmen, mit
Empfehlungen für die Hochschulzulassung, den Nachteilsausgleich, den Ablauf des Studiums und den Ausgleich finanzieller
Nachteile für Leistungssportler. Leider fand bei der Überarbeitung
des Sächsischen Hoch schulzulas sungs gesetzes im Herbst 2009
der Leistungssport keine Berücksichtigung - anders als etwa in
Nordrhein-Westfalen. Ich fände es wünschenswert, wenn für studierende Bundeskaderathleten - also nur für Sportler, die in
olympischen Sportarten den Kaderstatus erhalten - von den
Hochschulen ein Stipendium eingeführt würde. Schon mit einer
monatlichen Unterstützung von 150 Euro wäre den Sportlern sehr
geholfen."
TU-Spektrum 3/2009
17
TITEL
Anlaufstelle für studierende Leistungssportler
Foto: privat
(KT) Als Partnerhochschule des Spitzensports hat sich die TU Chemnitz verpflichtet, Bundeskaderathleten bei der Organisation
ihres Studiums zu unterstützen. Auch wer in nicht-olympischen Sportarten auf hohem Niveau aktiv ist oder um eine Bundeskadernominierung kämpft, kann an der Chemnitzer Universität Hilfe im Studium erhalten. Die TU finanziert in diesem Rahmen
studentische Tutoren, die den Athleten sowohl fachlich als auch organisatorisch helfen. Im Wintersemester 2009/2010
nehmen zwölf Sportler dieses Angebot wahr. Außerdem verpflichtet sich die Hochschule, unterstützende Maßnahmen
umzusetzen, zum Beispiel die Flexibilisierung der Studienplanung - durch die Ermöglichung von Urlaubssemestern, die
Aufweichung von Anwesenheitszeiten und die Möglichkeit, Fehlzeiten nachzuarbeiten sowie Abgabe- und Prüfungstermine individuell abzustimmen. Darüber hinaus stehen den betreuten Sportlern die Hochschulsportanlagen - und damit
beispielsweise auch das Zentrum für Fitness und Gesundheit - entgeltfrei zur Verfügung. Auch eine besondere Berücksichtigung der Sportler bei der Bereitstellung eines Wohnheimplatzes durch das Studentenwerk Chemnitz-Zwickau ist Teil des
Sportförderprogramms. Ein rechtlicher Anspruch auf eine dieser Maßnahmen besteht jedoch nicht.
Ansprechpartner und Vermittler für Sportler, Tutoren, Dozenten und Professoren ist Martin Schwarze,
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sportwissenschaft, Thüringer Weg 11, Raum 312A, Telefon 0371 531-37259,
E-Mail martin.schwarze@hsw.tu-chemnitz.de.
Für den Sport unterwegs in der Welt
Ihr Studium lässt Speerwerferin Mareike Rittweg genügend Freiraum für ihr Training
(SM) Speerwerferin Mareike Rittweg
ist seit dem Wintersemester 2005/2006 an
der TU Chemnitz eingeschrieben und hat
ihr Bachelorstudium im Studiengang Präventions-, Rehabilitations- und Fitnesssport in der Regelstudienzeit abgeschlossen. "Ich wollte erst einmal einen Abschluss haben und habe meine Priorität
auf das Studium gesetzt", sagt die Bun deskaderathletin, die zurzeit ihren Master
macht und sich nun vor allem auf ihren
Sport konzentriert. Da sie in diesem Semester nur zwei Lehrveranstaltungen hat,
bleibt ihr genug Zeit für den Sport. "Ich
werde für meinen Master wahrscheinlich
ein Semester länger studieren, aber es
war mir wichtig, in diesem Jahr an vielen
Wettkämpfen teilzunehmen, da mir auf-
Foto: Heiko Kießling
18
TU-Spektrum 3/2009
grund einer Verletzung letztes Jahr die
Wettkampfpraxis gefehlt hat", erklärt
Rittweg. Besonders gefreut hat sie sich
über ihren dritten Platz bei der diesjährigen Universiade - den Weltsportspielen
der Studenten - in Belgrad. Ihre persönliche Bestleistung von 60,06 Metern, die sie
2006 beim Winterwurf-Europacup in Tel
Aviv erzielt hat, möchte sie 2010 bei der
Europameisterschaft überbieten.
Mareike Rittweg hat mit sieben Jahren
mit der Leichtathletik begonnen, mit 15 hat
sie ihren Schwerpunkt auf das Werfen
gelegt. "Ich war mit die Beste im Ballwurf
und wenn man Erfolg hat, dann macht es
auch Spaß", sagt die Sportlerin, die da mals auch Kugelstoßen und Diskuswerfen
trainiert hat. Im Jahr 2001 kam sie nach
Chemnitz, besuchte das Sportgymnasium
der Stadt und übte seitdem hauptsächlich
das Speerwerfen. Zu den größten Erfolgen
in ihrer bisherigen Karriere zählen der
zweite Platz bei den deutschen Meisterschaften 2003 und der erste Platz bei den
deutschen Juniorenmeisterschaften 2003
und 2005. Zudem war sie 2003 Vize-Europameisterin (U20) und warf 2006 den
sächsischen Landesrekord beim Europacup
in Tel Aviv. "Zu Spitzenzeiten trainiere ich
zehn Mal in der Woche jeweils zwei bis
drei Stunden", sagt die Studentin. Zum
Training, das sie mit ihrer Gruppe im
Sportforum absolviert, gehören neben
dem Werfen auch Grundlagendisziplinen
der Leichtathletik wie Sprint, Ausdauerlauf
sowie verschiedene Arten von Sprüngen
und Krafttraining.
Durch ihren Sport ist Mareike Rittweg
häufig in der ganzen Welt unterwegs. So
nahm sie nicht nur an zahlreichen Wettkämpfen in Europa teil, sondern war auch
schon in Thailand und Israel. Durch die
Sportförderung an der TU Chemnitz gelingt es ihr trotzdem, ihr Studium gut zu
organisieren. "Ich habe eine Tutorin aus
meinem Studiengang, die mir Unterlagen
kopiert, und ich muss in Seminaren nicht
immer anwesend sein", erklärt sie und
meint weiter: "Es ist auch kein Problem,
Referate oder Prüfungen zu verschieben."
Zudem hat der Zufall während ihres
Bachelorstudiums eine Rolle gespielt:
"Wir konnten Sportkurse wählen und die
Kurse, die ich machen wollte, waren
immer zu günstigen Zeiten oder konnten
verlegt werden, so dass ich genügend
freie Zeit für mein Training hatte." Nach
ihrem Studium möchte Rittweg am liebs ten bei einem Institut für Angewandte
Trainingswissenschaften arbeiten. "Ich
möchte nicht richtig in die Reha rein, sondern würde gern wissenschaftlich arbeiten", sagt die Speerwerferin.
"Nicht zu kurz und nicht zu lang"
Anja Claußnitzer steckt sich ihre sportlichen Ziele im 800-Meter-Lauf von Jahr zu Jahr
(KT) Zwei Stadionrunden in 2:01:50
Minuten - dieses Ziel hat sich 800-MeterLäuferin Anja Claußnitzer für 2010 gesetzt,
denn damit würde sie die Fahrkarte zur
Europameisterschaft in Barcelona lösen.
"Nicht zu kurz und nicht zu lang" sei die
Mittelstreckendisziplin, für die sie sich seit
der achten Klasse begeistert. "Auf dieser
Strecke kann man auch taktisch noch
etwas entscheiden - anders als beim
Sprint, wo man ja nur rennt", so die 21Jährige, die an der TU Chemnitz im fünften
Semester Präventions-, Rehabilitationsund Fitnesssport studiert. "Ich wollte
etwas mit Sport und mit Medizin studieren
und gern in Chemnitz bleiben", begründet
die Bundeskaderathletin ihre Entscheidung und ergänzt: "Ich würde gern einmal
in einer Rehaklinik arbeiten."
Zehn bis zwölf Trainingeinheiten zu je
anderthalb bis zwei Stunden absolviert sie
wöchentlich beim LAC Erdgas Chemnitz,
wobei nicht nur das Abspulen von Sta-
dionrunden auf dem Programm steht,
sondern auch Krafttraining, Sprünge,
Sprints, Berganläufe und zum Ausgleich
sogar schon mal Schwimmen. Rund zehn
Mal pro Saison geht es deutschlandweit
zu Wettkämpfen - besonders gern ist sie
beim Internationalen Lausitzmeeting in
Cottbus dabei: "Durch die vielen internationalen Starter hat man hier starke Gegner und das Feeling ist etwas Besonderes." Mit ihrem Bachelorstudium passe die
zeitliche Belastung durch den Sport "bisher ganz gut zusammen", berichtet die
Chemnitzerin und erklärt: "Hart ist nur,
dass die Prüfungs- und die Wettkampfzeit
im Frühling und im Sommer zusammenfallen." Wenn es darum geht, Prüfungstermine zu verschieben und verpassten
Stoff aufzuholen, bekommt sie Unterstützung von ihrer Tutorin, die gleichzeitig
ihre Mitbewohnerin ist - denn "Wettkämpfe werden nicht weggelassen", betont
Claußnitzer, was derzeit Priorität hat.
Von ihren eigenen sportlichen Erfahrungen, die sie seit der fünften Klasse
in der Leichtathletik sammelt, profitiert sie
auch im Studium. "Zum Beispiel bei den
Trainingswissenschaften bringt man als
Leistungssportler schon Kenntnisse mit.
Und durch eigene Verletzungen sowie
Physiotherapie erfährt man auch einiges
über Medizin", gewinnt sie ihrem eigenen
Verletzungs- und Krankheitspech etwas
Positives ab. Und so ist auch eins ihrer
sportlichen Ziele nahe liegend: "Vor allem
gesund bleiben!" Außerdem möchte sie
sich kontinuierlich verbessern und von
Jahr zu Jahr sehen, von welchen Laufzeiten und Wettkämpfen es sich zu träumen
lohnt. Bisher gehen unter anderem der
dritte Platz bei den deutschen Meisterschaften 2009 sowie der Sieg bei den
Deutschen Hochschulmeisterschaften im
selben Jahr auf ihr Konto. Zudem stellte
sie im vergangenen Winter die deutsche
Jahresbestzeit auf - mit 2:03:84 Minuten.
Bei Meisterschaften hat der Sport Vorrang
Marc Pähler ist kein Hindernis zu schwierig - weder beim Laufen noch im Studium
(SM) Marc Pähler studiert seit 2007
Wirtschaftswissenschaften an der TU und
trainiert parallel dazu für den Hindernislauf. Bereits im Alter von sechs Jahren hat
Pähler mit der Leichtathletik angefangen,
mit 16 legte er seinen Schwerpunkt auf die
Disziplin Hindernislauf über 3.000 Meter,
bei dem vier Hindernisse und ein Wassergraben überwunden werden müssen.
Insgesamt trainiert er zwölf Mal in der
Woche etwa eine bis anderthalb Stunden
im Sportforum. "Meist habe ich um 9 Uhr
und um 15 Uhr Training, manchmal auch
später, je nachdem wann ich Lehrveranstaltungen habe", sagt Pähler. Vor seinem
Umzug nach Chemnitz ging er bei Wettkämpfen für die LG Olympia Dortmund an
den Start und belegte 2005 den ersten
Platz bei den deutschen Jugendmeisterschaften. Im Jahr 2007 wurde er deutscher
Juniorenmeister. Seine Entscheidung, in
Chemnitz ein Studium zu beginnen, hing
neben dem Studienangebot mit seinem
Sport zusammen: "Ich habe meinen
Studienort auch
danach ausgesucht, wo ich
ordent lich trainieren kann",
meint der Student, der seit
2007 Mitglied
beim LAC Erdgas
Chemnitz ist.
Die Trai nings -
bedingungen in Chemnitz schätzt er als
gut ein, vor allem das Sportforum gefällt
ihm, da dort "viele Sachen an einem Ort
sind".
Das Sportförderprogramm an der Universität hilft Marc Pähler dabei, Studium
und Sport miteinander zu vereinbaren. So
ist er beispielsweise bei der Übungseinschreibung relativ flexibel und kann sich
aus mehreren Übungsterminen einen aussuchen, ohne sich online einschreiben zu
müssen. Außerdem hat er die Möglichkeit,
Termine zu verschieben, denn "wenn
Meisterschaften sind, hat der Sport Vorrang". Seine Klausur in Statistik konnte er
dadurch erst ein Semester später schreiben und bekam beim Lernen Unterstützung von einem Tutor. "Ich hatte einen
Tutor aus meinem Studiengang, der gut in
Mathe ist und mir die Grundlagen für die
Klausur beigebracht hat", erzählt der
Leichtathlet. Nach seinem Bachelorabschluss möchte er einen Master machen.
TU-Spektrum 3/2009
Foto: privat
19
TITEL
Die Orientierung behalten - beim Laufen und im Studium
Sportliches Ziel von Jitka Kraemer und Sören Lösch ist die Weltmeisterschaft im Orientierungslauf
Mit Karte und
Kompass steuern
die Orientierungsläufer Sören Lösch
(Bild unten) und
Jitka Kraemer (Bild
rechts) Kontrollpunkte im Gelände
an.
Fotos: privat
(KT) "Orientierungslauf ist in Deutschland eher eine B-Sportart", erzählt Sören
Lösch. Beim Orientierungslauf, kurz OL,
laufen die Sportler nur mit Hilfe von Karte
und Kompass Kontrollpunkte im Gelände
in vorgegebener Reihenfolge an; elektronische Hilfsmittel sind verboten. Dabei
ist es nicht immer wichtig, den kürzesten
Weg zu wählen, sondern beispielsweise
auch die Höhenmeter und seine eigenen
Laufqualitäten aufeinander abzustimmen
und zu beachten, dass sich nicht jeder
Untergrund gleich gut läuft. Herausforderung ist die für die Orientierung geforderte hohe Konzentration bei einer gleichzeitigen extremen körperlichen Belastung;
Faszination sind das selbstständige Planen
und Finden der Routen, verbunden mit
dem Erleben in der Natur und dem Erfolg
beim Anlauf eines Kontrollpostens. "OL ist
nicht so langweilig wie normales Laufen,
man ist nicht so sehr auf sich und seine
Schmerzen fokussiert", berichtet Jitka
Kraemer mit einem Schmunzeln und
ergänzt: "Die geistige Beanspruchung ist
sehr reizvoll, die Wege sind ab wechslungsreich und man läuft selten einen
Wald zweimal im Jahr."
Kraemer studiert im fünften Semester
Computational Science, Lösch im siebten
Se mester Physik.
Während der
Saison sind
beide fast an
jedem Wochenende deutschlandweit auf OLWettkämpfen
aktiv. Hinzu
kommen vereinzelte Wettkämpfe
im europäischen
Ausland - zwischen Skandinavien, Italien und
Tsche chien.
"Meine weiteste
Reise war die zur
Junioren-Welt meisterschaft in
Aus tralien 2007",
be richtet Lösch.
Er stammt aus
20
TU-Spektrum 3/2009
Jena und ist über seine Familie zum OL
gekommen: "Meine Eltern haben während
ihrer Studienzeit in Chemnitz den Orientierungslauf kennen gelernt. Heute unterstützen sie mich sehr bei diesem Sport,
vor allem bei der Finanzierung." Denn
Trainingslager und Startgebühren müssen Orientierungsläufer in aller Regel
aus der eigenen Tasche zahlen. Lösch
verhilft sein Status als Kaderathlet zu Zuschüssen seines Vereins in Jena, auch von
der TU und vom Studentenwerk ChemnitzZwickau bekommt er hin und wieder
finanzielle Hilfen, als Sponsoren stehen
die Chemnitzer Rosenhof Apotheke und
ein Laufladen in Jena hinter ihm. Auch
Kraemer hofft, bald wieder eine Kadernominierung zu erhalten, nachdem sie
aus dem Juniorenkader altersbedingt ausgeschieden ist. Die Dresdnerin wurde
ebenfalls durch ihre Eltern, die beide im
OL-Nationalteam waren, für die Sportart
begeistert, in der sie von der WM-Teilnahme 2011 träumt. Zu ihren größten
Erfolgen zählt der fünfte Platz bei der
Jugend-Europa meister schaf t2005 und der
Sieg bei den deutschen Staffelmeisterschaften 2009. Lösch konnte in diesem
Jahr bei den deutschen Meisterschaften
sowohl in der Lang- als auch der Mitteldistanz den vierten Platz erkämpfen, 2007
hat er die Internationalen Deutschen
Hoch schulmeister schaften gewonnen.
Vier- bis fünfmal pro Woche trainieren beide in Erholungsphasen, in der
Wett kampf vorbereitung stehen häufig
zwei Einheiten pro Tag an. "Das lässt
sich bei unseren Studiengängen zeitlich
ganz gut koordinieren, da wir nicht allzu
viele Vorlesungen belegen müssen", so
Kraemer. Mindestens dreimal im Jahr
geht es ins Trainingslager. "Unsere Professoren und Dozenten sind sehr kooperativ, wenn wir mit ihnen sprechen ist es
nie ein Problem, durch Trainingslager
oder Wettkämpfe mal Veranstaltungen
zu verpassen", erzählt Kraemer. Lösch
wird im Rahmen des Programmes "Partnerhochschule des Spitzensports" zudem
von einem Tutor begleitet - ebenfalls ein
Physikstudent, der ihm hilft, Lernstoff aufzuarbeiten oder sich effizient auf Prüfungen vorzubereiten.
Beruflich soll es bei Kraemer in Richtung Biomechanik gehen, in ihrem Computational Science-Studium hat sie als
Wahlpflichtfach Bewegungswissenschaf ten belegt. "In diese Richtung möchte ich
auch meinen Master machen", so die 22Jährige, die 2010 ihr Bachelorstudium abschließen will. Für Lösch steht ab Januar
erstmal ein Auslandssemester an der TU
Tampere in Finnland an. "Das ist optimal
für die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft, die 2010 im norwegischen Trondheim stattfindet", so der 22-Jährige, der
der Qualifizierung für die WM optimistisch
entgegenschaut, da er sie im vergangenen
Jahr nur knapp verletzungsbedingt verpasste. Das nordische Gelände sei anders als
das mitteleuropäische, die Orientierung
anspruchsvoller und vor allem für einen
Deutschen ungewohnt - deshalb biete
sein Studienaufenthalt in Finnland sehr
gute Trainingsvoraussetzungen. Beruflich
wird auch er sein Studienfach umsetzen denn "Geld verdienen kann man als
Orientierungsläufer nicht", sagt Lösch und
erläutert: "Preisgelder gibt es für die drei
Erstplatzierten. Ein deutsches Topergebnis
ist eine Platzierung unter den ersten 30."
Bereits sein halbes Leben lang dem Triathlon treu
Triathlet Ronny Dietz hat nach dem Studium eine Halbtagsstelle bei einem Sponsor in Aussicht
(SM) Im Alter von sechs Jahren hat
Ronny Dietz (im Bild rechts) als Skilangläufer mit dem Sport begonnen, mit zehn
Jahren wechselte er zur Leichtathletik und
fünf Jahre später zum Triathlon. An der TU
Chemnitz studiert er seit 1999 Betriebswirtschaftslehre und schreibt zurzeit seine
Diplomarbeit. "Ich habe nur in den Win tersemestern studiert, da ich im Sommer
immer im Trainingslager war und an Wettkämpfen teilgenommen habe", sagt Dietz
und fügt hinzu: "Nach der Prüfungsperiode im Februar bin ich direkt ins Trainingslager gefahren, das hat zeitlich
immer recht gut gepasst." Durch das
Sportförderprogramm an der TU, das seit
2003 besteht, konnte er zusätzliche Urlaubssemester nehmen. "Das Programm
erleichtert vor allem die Organisation des
Studiums", schätzt Ronny Dietz ein. So
konnte er sich beispielsweise auch nach
dem Anmeldezeitraum noch für Prüfungen
einschreiben. Da er nur in den Wintersemestern studiert hat und ihm das Studium
zudem "relativ leicht fällt", brauchte er
während seiner Studienzeit auch keinen
Tutor. "Im Winter trainiere ich nicht so viel
wie im Sommer. Während ich im Trainingslager im Sommer schon mal bis zu
30 oder 35 Stunden pro Woche trainiere,
sind es im Winter etwa 20 Stunden", erklärt Dietz.
Der Triathlon reizt ihn vor allem, weil
die Sportart abwechslungsreich ist und er
im Freien trainieren kann. So übt er Laufen und Rad fahren beispielsweise auf
dem Adelsberg, im Zeisigwald oder im
Erzgebirge. Sein Schwimmtraining absolviert er im Sommer gern in öffentlichen
Seen wie dem Stausee Oberrabenstein.
Bei schlechtem Wetter und im Winter
nutzt er das Sportforum. "Die Trainingsbedingungen hier in Chemnitz sind optimal. Man muss nur kurze Wege zurücklegen und hat es vom Campus der Uni nicht
weit bis zum Sportforum", sagt Dietz, der
bereits mehrmals deutscher Hochschulmeister im Triathlon war und bei der
Europameisterschaft dieses Jahr den fünften Platz belegte. "Die Europameisterschaft auf Sardinien war das für mich
bedeutsamste Ereignis dieses Jahr", erzählt der Triathlet. Ein weiteres Highlight
seiner Karriere wird seine Teilnahme an
der Weltmeisterschaft 2010 sein. Diese findet jedes Jahr auf Hawaii statt und sein
bestes Ergebnis war bisher ein 15. Platz.
"Ich bin realistisch und setze mir nicht das
Ziel, die WM gewinnen zu wollen, aber
ich würde gern unter die ersten zehn oder
vielleicht sogar unter die ersten sechs
Plätze kommen", meint Dietz.
Auch in den nächsten Jahren möchte
er an Wettkämpfen teilnehmen und regelmäßig trainieren. "Bis zu einem Alter von
35 Jahren kann man den Sport machen",
sagt der 31-jährige Student. Um seinen
Sport weiterhin betreiben zu können,
möchte er nach seinem Studium zunächst
in Teilzeit arbeiten. "Ich habe eine Halbtagsstelle bei einem meiner Sponsoren,
der Firma Elements, in Aussicht", erzählt
Dietz und meint weiter: "Durch meinen
Sport habe ich Kontakte in verschiedene
Bereiche der Wirtschaft und zu vielen
Firmen." Auch später wäre für ihn "ein Job
ideal, der etwas mit Sport zu tun hat".
Foto: privat
Talent in die Wiege gelegt
(SM) Nach 16 Jahren Leistungssport gab Tobias Pfennig im Sommer 2007 seine
Sprinterkarriere auf. "Man freut sich auch auf die neuen Herausforderungen im Berufsleben", sagt Pfennig, der seit 2001 an der TU Medienkommunikation studierte und
2008 seinen Masterabschluss gemacht hat. Mit elf Jahren begann er mit der Leichtathletik. "Da meine Eltern beide Leichtathleten waren, habe ich das Talent sozusagen in
die Wiege gelegt bekommen", meint der Absolvent, dessen Hauptdisziplin der Sprint
über 100- und 200-Meter war, für die er täglich zweimal trainierte. "Das Förderprogramm
der TU Chemnitz war eine zusätzliche Hilfe", erklärt Pfennig, "Ich hatte einen Tutor, der
das gleiche wie ich studiert hat, der mir Mitschriften gegeben, Formalitäten erledigt und
mich per E-Mail auf dem Laufenden gehalten hat, wenn ich unterwegs war." Auf Reisen
hat er dabei oft "mit den Heft ern auf dem Schoß" gelernt.
Inzwischen kann er auf eine erfolgreiche Sportlerkarriere
zurückblicken, so qualifizierte er sich für Junioren-Welt- und
Europa meisterschaften, wurde 2001 deutscher Juni oren meis ter über 200 Meter, belegte zweimal den ersten Platz bei den
süddeutschen Meisterschaften über 100 und 200 Meter und
war 2007 deutscher Hochschulmeister über 200 Meter.
Seit Februar 2009 arbeitet Tobias Pfennig an der Professur Sportpädagogik/-didaktik als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und betreut ein Verbundprojekt zwischen der Universität Potsdam und der TU Chemnitz zur wissenschaftlichen
Evaluation der Systemumstellung der leistungssportlichen
Nachwuchsförderung an den Eliteschulen des Sports in
Cottbus, Potsdam und Frankfurt/Oder. "Es ist spannend, das
Thema von einer wissenschaftlichen Seite zu betrachten.
Zudem kann ich mich gut hineinversetzen, da ich selbst
jahrelang Leistungssport betrieben habe", sagt Pfennig.
Foto: Peter Daghofer
TU-Spektrum 3/2009
21
TITEL
Mehr als über Stock und Stein
Sports Engineering-Student Marco Thomä geht weltweit bei Bike Trial-Wettkämpfen an den Start
Die Berge sind nur
Kulisse - sportlich
wird es bei Marco
Thomä auf dem Hindernis-Parcours.
Foto: privat
(KT) Den Sprung aufs Siegerpodest
schafft Marco Thomä im wörtlichen Sinne
mit dem Fahrrad. Seit 1997 bestreitet er
Wettkämpfe im Bike Trial. In maximal zweieinhalb Minuten müssen die Sportler
dabei auf einem Mountainbike-ähnlichen
Rad verschiedene Hindernisse überwinden
- Steine, Paletten, Baumstämme, Zäune
bis hin zu Autos können den Fahrern im
Weg liegen. Wer mit dem Körper den Bo den berührt oder die Zeit überschreitet,
sammelt Strafpunkte. Sprungkraft und
Kondition sind dabei gefragt, aber auch
Taktik und gute Nerven. "In Radsportnationen wie Frankreich und Spanien ist
Bike Trial bekannter als in Deutschland.
Bei uns gibt es nur rund 250 Fahrer, die
den Sport wettkampforientiert betreiben",
erzählt Thomä. Er stammt aus der Nähe
von Leipzig, aus Kitzscher, einem kleinen
Ort, in dem es eine Trial-Trainingsstrecke
gibt. "Wir haben dort als Kinder gespielt
und mein Onkel ist auch Bike Trial gefahren. Irgendwann habe ich es dann auch
ausprobiert und es hat Spaß gemacht",
erinnert er sich an seine Anfangszeiten.
Der Spaß ist bis heute geblieben, inzwischen ist Thomä Schülerweltmeister
2002 sowie Juniorenweltmeister 2006 und
wird vom französischen Fahrradhersteller
Koxx gesponsert. Seine weitesten Wettkampfreisen führten ihn nach Japan und
Neuseeland. "Leider bekomme ich nur das
Material gesponsert und muss die Teilnahme an Wettkämpfen selbst finanzieren", erklärt der 21-Jährige, dass Bike Trial
eine Sportart ist, bei der auch ein A-Kaderathlet wie er Geld investiert. Einnahmen
vom Sport hat er nur, wenn er bei Messen
und Veranstaltungen Shows präsentiert dort können sogar schon mal hübsche
Blondinen die "Hindernisse" sein. Damit
auch dabei nichts schief geht, trainiert
Thomä im Winter rund zehn Stunden pro
Woche, im Sommer bis zu 15. Mit seinem
Bachelorstudium Sports Engineering passt
das gut zusammen: "Pflichtveran stal tungen
hatten wir bisher vor allem im Winter, die
Wettkämpfe sind im Sommer. Auch bei
Prüfungen hat bislang alles zeitlich gepasst, sodass ich in der Regelstudienzeit
liege", berichtet der Student im fünften
Semester.
Auch seinen Master möchte er gern in
Chemnitz machen. "Zum einen weil der
Studiengang die richtige Wahl war, zum
anderen, weil die Trainingsbedingungen
hier optimal sind", so Thomä. Dazu zählen
sowohl seine Trainingspartner, als auch
die reizvollen Strecken an Orten in der
Chemnitzer Innenstadt und im Crimmitschauer Wald sowie in Thalheim, der
"ostdeutschen Trial-Hochburg", wie Thomä
sagt. Nachdem er verletzungsbedingt in
der vergangenen Saison nicht an Rennen
teilnehmen konnte, ist sein Ziel, im nächsten Sommer wieder weltweit zu starten und "die Weltmeisterschaft 2010 in Kanada
wäre schon eine coole Sache".
Fern jeglicher Waldwege
Mountainbiker Andi Weinhold arbeitet auf die Olympischen Spiele 2012 hin
(KT) 41 Rennen hat Andi Weinhold in
der vergangenen Saison bestritten - in
etliche bikeverrückte Länder hat ihn der
Mountainbikesport schon geführt. Highlights sind für ihn die Cross Country-Weltcups in Belgien und Deutschland. "Belgien ist radsportverrückt, dort verbreiten
die vielen Zuschauer an der Strecke eine
ganz besondere Stimmung. Und auch in
Deutschland feuern einen viele Bekannte
und Fans an", erzählt der 23-Jährige. Zu
seinen größten Erfolgen zählen der vierte
Platz bei der Weltmeisterschaft der Junioren 2004 sowie der Vize-Europameistertitel im Teamsport, der Sieg bei den deut schen Meisterschaften und der Bundesligagesamtsieg im selben Jahr. "Mein Ziel
ist die Qualifikation für die Olympischen
Spiele in London 2012", berichtet Weinhold
22
TU-Spektrum 3/2009
und ergänzt: "Das ist die Motivation, mit
der ich tagtäglich das Training bestreite."
Bei der Qualifikation für Peking 2008
musste er krankheitsbedingt unter den Top
8 liegend aussteigen.
Auf rund 20.000 Kilometer im Jahr
schätzt Weinhold seine Trainingsleistung
auf dem Rad, insgesamt investiert er 20
Stunden pro Woche. Als Trainingsgebiet
nutzt er "das komplette Erzgebirge, von
Chemnitz bis zum Fichtelberg und von
Freiberg bis Zwickau". Beim Grundlagentraining ist Fahren im Straßenverlauf angesagt, zur Vorbereitung auf Wettkämpfe
sucht sich ein Cross Country-Spezialist wie
Weinhold "Strecken möglichst fern jeglicher
Waldwege". Ein Cross Country-Rennen
beginnt mit einem Massenstart und führt
über mehrere Runden und etwa zwei
Stunden. Gepflasterte und asphaltierte
Straßen dürfen nur einen geringen Anteil
an der Strecke bilden. Wald-, Feld-, Kiesund Wiesenwege sowie mehrere Anstiege
und Abfahrten erwarten den Fahrer.
Seit 17 Jahren ist der MountainbikeSport für den Marienberger der Lebensmittelpunkt. "Meine Eltern haben ein Radsportgeschäft, dadurch bin ich auf die Disziplin aufmerksam geworden. Was mich
an Cross Country fasziniert, ist die Naturverbundenheit und das Austesten der
eigenen Grenzen", erzählt der Bundeskaderathlet, der 2009 für sein Team FujiBikes Europe den Gesamtsieg des Mitteldeutschlandcups erkämpfen konnte. Seit
2008 ist Weinhold in Chemnitz im Bachelor stu dien ang
g Wirtschafts wissen schaften
eingeschrieben. "Seitdem hat die Uni

Prio ri tät,die Trainings- und Wettkampf planung richtet sich nach dem Studium.
Zum Beispiel ist es im Februar ein Tabu
wegzufahren, da dann die Prüfungen anstehen", so Weinhold. Da er aber wegen
Trainingslagern und Wettkampfreisen doch
manche Lehrveranstaltungen verpasst,
steht ihm ein Tutor zur Seite. "Das ist
ein ehemaliger Klassenkamerad vom
Sportgymnasium, der zwei Semester über
mir ist. Wir treffen uns öfters, was bei der
Stoffvermittlung hilfreich ist", berichtet
Weinhold. Die Prüfungen müsse aber
auch ein Sportler selber schreiben, und:
"Ich will keine Ausnahmen beanspruchen",
so Weinhold, der sich für eine berufliche
Zukunft im Marketing oder Management
interessiert. Den Sport zum Beruf zu
machen, ist ihm zu unsicher: "Man kämpft
jedes Jahr aufs Neue für seinen Platz im
Team." Und wenngleich die Disziplin
Mountainbike Cross Country seit 1996
olympisch ist, wäre ohne die Unterstüt-
zung von regionalen Partnern und Sponsoren eine Saison nicht zu finanzieren.
Sportliche Konkurrenz bekommt er an
der TU Chemnitz von Rumen Voigt, der
seit diesem Semester Soziologie studiert
und den Deutschen Vizemeister-Titel bei
den Junioren zu seinen größten Erfolgen
zählt. Um einmal Top 10-Platzierungen bei
Europa- und Weltmeisterschaften zu erzielen, hat er im Februar 2009 sogar sein
eigenes Team gegründet, für das er als
Hauptsponsor den erzgebirgischen Rasierpinselhersteller Mühle gewonnen hat.
"Mein Ziel ist es, im Laufe der Jahre ein
junges Nachwuchsteam zusammen zu
stellen, das langfristig national und international mitmischen kann", so der 22Jährige. Vor allem für längere Distanzen
begeistern sich außerdem die beiden
Sports Engineering-Studenten Daniela
Storch und Sascha Heinke. Storch kam mit
ihrem Dresdner Teampartner bei der
Transalp der Mountainbiker, dem größten
Die Nähe zur Natur
begeistert Andi Weinhold am Mountainbikesport.
Foto: Anja Brete
Etappenrennen über die Alpen, als bestes
deutsches Mixed-Team ins Ziel. Heinke
sicherte sich 2009 bei den Sächsischen
Hochschul meisterschaften im Mountain bike-Marathon den Bronzerang.
15 Meter mit dem Fahrrad durch die Luft
Maschinenbaustudent Adam Stasek aus Tschechien kam vom Motocross zur Mountainbikedisziplin
Four Cross
(KT) Ein Rennen dauert eine Minute,
die Strecke führt nur bergab und die
Sportler springen mit ihren Mountainbikes
bis zu 15 Meter weit und vier Meter hoch das ist Four Cross. Die Sprintdisziplin löst
bei manchem Hobbyradler schon beim Zuschauen Nervenkitzel aus. Maschinenbaustudent Adam Stasek denkt da in anderen
Größenordnungen. Er ist 2007 vom Motocross aufs Mountainbike gewechselt: "Ich
hatte 2006 bei der Motocross-Europameisterschaft einen schweren Unfall,
danach hatte ich keine Lust mehr auf diese Sportart. Four Cross ist weniger ge fährlich, da es zwar ein schneller Sport ist,
aber nicht so schnell wie mit dem Motorrad. Außerdem wiegt ein Fahrrad weniger", erklärt der 20-Jährige, der schon im
Alter von sechs Jahren mit dem MotocrossSport begonnen hat und unter anderem
mehrmals bayerischer Meister wurde.
Stasek stammt aus Tschechien, aus As,
ganz in der Nähe zur Grenze zu Bayern
und Sachsen. In der Schule hat er Deutsch
gelernt, im Sport war er für deutsche
Teams am Start und ist meistens Motocross-Rennen im Nachbarland gefahren.
"Die Rennen in Deutschland waren für
mich meistens näher als die in Tschechien",
erklärt er. So entschied er sich 2008, auch
in Deutschland zu studieren. "Die TU Chemnitz ist für mich die nächstgelegene Universität. Außerdem hat sie einen guten
Ruf und ich hatte durch den Sport schon
mehrere Bekannte in der Stadt", so
Stasek. Rund eine Stunde ist er von seinem Heimatort zur TU unterwegs, weshalb
er jedes Wochenende nach Hause fährt,
wo er mit anderen Fahrern seiner Mannschaft vom GHOST A.T.G. Pro Team trainiert.
Mountainbikesport und Maschinenbaustudium unter einen Hut zu bekommen, ist für ihn häufig schwierig. "Da ich
nicht perfekt Deutsch spreche, verstehe ich
in Vorlesungen nicht immer alles. Deshalb
brauche ich viel Zeit zum Nachholen und
Lernen", so Stasek. Trotzdem ist für ihn
das Studium die Nummer eins: "Vielleicht
könnte ich Profisportler werden und damit
Geld verdienen. Aber das ist kein sicherer
Job. Wenn ich Ingenieur werde, habe ich
gute Chancen, bis zu meiner Rente Arbeit
zu haben." Während der Semesterferien
trainiert er sehr viel, manchmal sechs
Stunden täglich, sieben Tage die Woche.
"Während dem Semester versuche ich,
nach der Uni möglichst viel Zeit zu finden
fürs Fitnessstudio oder für Trainingseinheiten auf der Crossstrecke in Stollberg.
Wenn Prüfungszeit ist, habe ich oft gar
keine Zeit fürs Training." Trotzdem kann er
sich bisher seinen Platz im Team GHOST
sichern, das derzeit "das beste Team in
Deutschland" ist, wie Stasek erzählt, und
für das er bei rund 20 Wettkämpfen im
Jahr an den Start geht. 2009 waren die
Europameisterschaft und vier WeltcupRennen die Höhepunkte seiner Saison.
Four Cross ist Motocross ohne Motor - so
beschreibt Adam Stasek seine Disziplin.
Foto: privat
TITEL
Mit Rad und Tat durchs Studium
Romy Kasper, Nina Köhn und Theres Klein bauen sich ein sicheres Standbein neben dem Radsport auf
Romy Kasper (l.) und
Nina Köhn teilen
nicht nur die Liebe
zum Radsport, sondern unterstützen
sich auch im Studium.
Fotos: H. A. ROTHFOTO (l.) / Rainer
Rau
(KT) "Ich bin zum Studium nach Chemnitz gekommen, weil die TU eine Partnerhochschule des Spitzensports ist", berichtet Romy Kasper, die im dritten Semester
Präventions-, Rehabilitations- und Fit nesssport studiert. Die 21-jährige Bundeskaderathletin stammt aus Forst in der
Nähe von Cottbus und fährt seit 2009 im
Profiradsportteam der Equipe Nürnberger
Versicherung. In diesem Jahr war sie
bereits bei Rennen in China und Kalifornien am Start, im Sommer standen mehrtägige Rundfahrten und fast an jedem
Wochenende Wettkämpfe quer durch
Europa auf dem Plan. Im Juli konnte sie
die Deutschen Hochschulmeisterschaften
auf dem Nürburgring für sich entscheiden.
Weitere sportliche Highlights waren für sie
2009 ein zweiter und zwei dritte Plätze
sowie das Kombina tions trikot für den Sieg
der Sprint- und der Bergwertung bei der
Tschechien-Rundfahrt; bei der Gesamtnachwuchswertung der Route de France
sicherte sie sich den zweiten Platz.
Vom Radsport einmal leben zu können, ist für sie "schon ein Traum", aber
wirklich daran glauben möchte sie nicht:
"Das schaffen gerade bei den Frauen nur
ganz wenige. Und auch die Dopingproblematik, die den Radsport in Verruf gebracht
hat, macht das nicht einfacher." Deshalb
ist ihr Studium für sie gleichrangig - "ich
möchte zweispurig fahren, um auch nach
dem Radsport eine Perspektive zu haben",
so Kasper. An der Uni bekommt sie viel
Unterstützung von Nina Köhn, die sie als
Tutorin im Programm "Partnerhochschule
des Spitzensports" betreut, selber Master-
studentin im Fach Präventions-, Rehabilitations- und Fitnesssport ist und für das
Frauenradteam Haibike Rügen-Sachsen
auf der Bahn und auf der Straße um Titel
kämpft. "Sie hilft mir sehr bei der Organisation des Studiums, kümmert sich um
die offiziellen Freistellungen, besorgt mir
Materialien zu verpassten Veranstaltungen
und besucht auch schon mal Vorlesungen
und schreibt für mich mit, wenn ich durch
Wettkämpfe verhindert bin. Auch bei Ein schreibungen für Kurse setzt sie sich für
mich ein, wenn ich während der Einschreibefristen nicht da bin oder Kurse,
die ich unbedingt brauche, belegt sind",
erzählt Kasper. Bei verpassten Klausuren
bekommt sie im Bedarfsfall die Möglichkeit, sie in der trainingsfreien Zeit im
Herbst nachzuschreiben. "Das regele ich
mit den jeweiligen Dozenten, die bisher
auch alle sehr entgegenkommend waren",
so die Studentin, die Anfang des Jahres
sogar eine Klausur im Trainingslager auf
Mallorca schrieb. "An der TU ist so etwas
wahrscheinlich eher ungewöhnlich, an
der Sportschule war es aber durchaus
normal", erzählt Kasper.
"Lernen muss man natürlich selber",
ergänzt Nina Köhn, die während ihres
Bachelorstudiums selbst von einem Tutor
betreut wurde. "Auf jeden Fall ist es mit
dieser Unterstützung einfacher, aber
inzwischen kenne ich meine Professoren
und Dozenten und den Studienablauf so
gut, dass ich mein Studium parallel zum
Sport selbst organisiert bekomme", so die
23-Jährige Chemnitzerin. Auf rund 20
Stunden pro Woche schätzt sie ihren
Trainingsumfang. "Das ist aber von
Semester zu Semester nur sehr unterschiedlich realisierbar. Ich habe das unbedingte Ziel, in der Regelstudienzeit zu
bleiben. Dabei musste ich mich aber bei
Prüfungsergebnissen leider mehrfach
selbst enttäuschen, sowohl im Studium als
auch im Sport", erklärt sie, dass eine optimale Kombination von beidem nicht geht.
An Erfolgen mangelt es auch ihr nicht:
2004 war sie bei den Juniorinnen
Deutsche Meisterin in der Einerverfolgung
auf der Bahn; 2005 kam sie im FrauenElitebereich, ebenfalls auf der Bahn, bei
der Europameisterschaft sowie bei den
deutschen Meisterschaften auf Platz drei;
2009 ging bei der Schweden-Rundfahrt
ein Etappensieg auf ihr Konto, mit ihrem
Team kam sie in der Gesamtwertung auf
Rang drei; auch in der Bundesliga konnte
ihre Mannschaft sich in dieser Saison den
dritten Platz sichern.
Ihre Teamkollegin Theres Klein ist erst
2006 vom Eisschnelllauf zum Radsport
gewechselt. Wie intensiv sie den Sport in
Zukunft betreiben kann, weiß sie noch
nicht - seit dem Wintersemester 2009/
2010 hat sie an der TU den Studiengang
Sports Engineering belegt. "Im Moment
komme ich unter der Woche kaum zum
Trainieren und muss viel am Wochenende
aufholen", berichtet Klein. Auch sie möchte ihr Studium gern in der Regelstudienzeit beenden. "Ich versuche in diesem
Jahr, Sport und Studium zu vereinbaren.
Wenn es nicht klappt, ist mir das Studium
aber wichtiger", so die 20-jährige
Chemnitzerin.
Siegerehrung um elf Uhr abends
Dirk Brade möchte auch nach dem Studium dem Schwimmen treu bleiben
(SM) Bereits mit vier Jahren hat Dirk
Brade den Sprung ins kalte Wasser gewagt und mit dem Schwimmen begonnen.
Da ihm der Sport schon als Kind Spaß
gemacht hat, ist er dabei geblieben. Seit
2003 studiert er Maschinenbau an der TU
Chemnitz, schreibt derzeit seine Diplom arbeit und trainiert nicht nur beim Verein
TSV Einheit Süd Chemnitz, sondern außerdem Rettungsschwimmen bei der Wasserwacht Chemnitz. 2007 belegte er den
zweiten Platz bei den deutschen Meisterschaften im Rettungsschwimmen, im letzten Jahr konnte er sich sogar über den
deutschen Meistertitel freuen. "Beim Ret tungsschwimmen gibt es hauptsächlich
Staffelwettkämpfe. Als Einzelstarter
schwimme ich als Erster, damit die Zeit
gemessen werden kann", erklärt der
Sportler und fügt hinzu: "Zudem müssen
wir bei Wettkämpfen im Rettungsschwimmen unsere Erste-Hilfe-Kenntnisse unter
Beweis stellen." Zwar finden diese Wettkämpfe nur zweimal im Jahr statt, sind
aber dafür umso anstrengender, da sie
den ganzen Tag und oftmals bis elf Uhr
abends dauern. 2010 möchte der Student
außerdem bei den offenen holländischen
Meisterschaften dabei sein, bei denen er
bisher aus Zeitgründen noch nicht antreten konnte.
Auch im "normalen" Schwimmen
nimmt Dirk Brade an zahlreichen Wettkämpfen teil. Zu den wichtigsten im Jahr
zählen für ihn die mitteldeutschen und
sächsischen Meisterschaften sowie der
Danish International Swim Cup. "Zu diesem größten Vereinswettkampf fährt jedes
Jahr eine Auswahlmannschaft. Das ist
immer ein Highlight und vom Niveau her
sehr hoch", schätzt Brade ein. Seine
Hauptdisziplin ist das Brustschwimmen
über 50 Meter und 100 Meter. "Es ist die
technisch an spruchs vollste Schwimm art
und da muss man im Training schon etwas
mehr machen", erklärt der Schwimmer,
der insgesamt neun Mal in der Woche
trainiert - entweder im Sportforum oder in
Foto: privat
der Schwimmhalle in Bernsdorf. Unterstützt wird seine Trainingsgruppe auch
von Annerose Schürer, Mitarbeiterin am
Institut für Sportwissenschaft und verantwortlich für die Rettungsschwimmerausbildung sowie für die Erste-HilfeAusbildung. Darüber hinaus gehört
"Krafttraining an Land für die Schnellkraft"
zum Training dazu. Nach seinem Studium,
das er im Februar 2010 beendet, möchte
sich Dirk Brade einen Job suchen und den
Sport weitermachen, "wenn es zeitlich
passt".
Zu viert durch Kurven und über Geraden
Robert Gruner geht mit Schwung auf die Bobbahn und ins Maschinenbaustudium
(KT) Die hohe Geschwindigkeit und
die extreme Beschleunigung, die in Kurven mit einem mehrfachen der Erdanziehungskraft auf den Körper wirkt - das
macht für Robert Gruner den besonderen
Reiz des Bobfahrens aus. Seit 2008 bringt
er als Bremser den Viererbob des SC
Oberbärenburg in Schwung. "Dass ich zu
dem Sport gekommen bin, war Zufall. Ich
habe früher Leichtathletik gemacht, zuerst
Mehrkampf, dann Hürdenlauf, und war
auf dem Sportinternat in Chemnitz", erzählt Gruner. Bei einem Wettkampf wurde
er von seinem jetzigen Trainer entdeckt.
"Dessen Pilot war 18 geworden, durfte
also ab dann Viererbob fahren. Deshalb
suchte der Verein neue Bremser. Der
Trainer hat mich angesprochen und das
Probetraining im Sommer hat Spaß gemacht", so Gruner. In seiner ersten Wintersaison hatte das Team noch keine Lizenz für Wettkämpfe, da erst alle Sportler
die strengen ärztlichen Untersuchungen
durchlaufen mussten. Seit Herbst 2009
stehen für Gruner jetzt die ersten offiziellen Starts an, parallel dazu ging auch sein
Maschinenbaustudium los. "Bisher läuft
beides sehr gut. In den ersten Wettkämpfen konnten wir uns im Team gut präsentieren. Und an der TU hatte ich bislang
keine Prüfungen, bin also auch noch nirgendwo durchgefallen und habe demnach
noch keinen Druck", so der 19-Jährige.
Sobald die ersten Klausurtermine feststehen, müsse er sich natürlich kümmern denn die Prüfungsperiode fällt genau in
seine Wettkampfsaison, die von Oktober
bis Ende Februar geht.
Sechs Trainingseinheiten zu je rund
zwei Stunden versucht er pro Woche zwischen Vorlesungen und Seminaren unterzubringen. "Meistens trainiere ich im
Sportforum, wo ich aus meiner Leichtathletikzeit auch noch viele Leute kenne",
erklärt Gruner, der 2005 im Mehrkampf
deutscher Vizemeister mit der Mannschaft
war und 2008 in der Halle den Landesrekord im Mehrkampf aufstellte. 2009 möchte er beim Bob-Europacup in Altenberg
dabei sein und in den nächsten drei
Jahren will er zu den Junioren-Weltmeisterschaften. Dafür stehen Kraftübun gen,
Sprünge und Rückenschule, Fußgymnastik, Hürden- und Dauerlauf, Schnelligkeits- und Zug-Widerstand-Läufe sowie
manchmal Turnen und Spiele wie Basketball auf seinem Trainingsplan. An manchen Wochenenden ist er mit dem Team in
Altenberg auf der Bobbahn unterwegs.
Seine bisherige Lieblingsbahn steht in
Königssee, wie er verrät: "Die Strecke dort
ist sehr abwechslungsreich. Sie beginnt
mit vielen S-Kurven, bevor man auf einer
langen Gerade Geschwindigkeit gewinnt
und zum Abschluss noch einen Kreisel
fährt. Außerdem sind die Leute sehr nett
und die Landschaft mit den Ber gen und
dem Königssee ist natürlich toll!"
TU-Spektrum 3/2009
25
TITEL
Zwischen Hörsaal und Sporthalle, Lernstoff und Körben
Alexander Rosenthal, Felix Daghofer und Stefan Ahnsehl wollen mit dem BV Chemnitz 99 "oben angreifen" - Gina
Groß ist aus dem Saarland nach Sachsen gewechselt und verbindet hier Basketball und Informatikstudium
(KT) "Man muss Prioritäten setzen und schon mal auf ein Training oder eine
Vorlesung verzichten", beschreibt Felix
Daghofer den Alltag eines Basketballers
zwischen der ersten Mannschaft des BV
Chemnitz 99 und einem Studium an der
TU Chemnitz. Seit 2009 studiert der Shooting Guard - der "werfende Verteidiger" Systems Engineering; ebenfalls im ersten
Semester pendeln Small Forward ("Flügelspieler") und Politikstudent Alexander
Rosenthal sowie Point Guard ("Aufbauspieler") und Wirtschaftsstudent Stefan
Ahnsehl zwischen Sporthalle und Hörsaal.
Sie haben den Ball
und ihren Studienabschluss fest im
Blick: Alexander
Rosenthal (l.),
Stefan Ahnsehl
(unten) und
Felix Daghofer
Foto: Heiko Kießling
Bis auf den Sonntag steht für die drei
jeden Tag Basketball auf dem Plan - oft
auch mit zwei Trainingseinheiten pro
Tag; jeden Samstag geht es zu einem
Spiel. "Glücklicherweise haben wir einen
sehr flexiblen Trainer, der auch schon
mal bei einem Training auf uns verzichten kann, vor allem an den Vormittagen", erzählt Ahnsehl und ergänzt:
"Und an der Uni bekommen wir Unterstützung durch das Tutorenprogramm."
Ihm und Rosenthal steht dabei je ein
Student aus höheren Semestern ihres
Studienganges zur Seite, Daghofer hat
bisher noch keinen passenden Partner
gefunden.
26
TU-Spektrum 3/2009
"Das Studium zu beenden, hat auf
jeden Fall Vorrang, mit dem Ziel, möglichst schnell auch in diesem Bereich zu
arbeiten - am liebsten wäre es mir, wenn
ich Politik und Sport verbinden könnte",
sagt Rosenthal und ergänzt: "Aber wenn
sich nach dem Studium für ein oder zwei
Jahre die Möglichkeit ergeben würde,
vom Basketball zu leben, wäre das auch
schön." Der Berliner hat zwei Jahre bei
den Hertener Löwen im Ruhrgebiet gespielt, bevor er zum Studium nach Sachsen kam. "Chemnitz hat sich angeboten,
weil ich hier optimal das Studium mit dem
Basketball verbinden kann
und in eine höhere Liga
gewechselt bin. Außerdem
wollte ich möglichst nah
an Berlin ran", so der 21Jährige. Mit dem BV Chemnitz 99 - den Niners - will
er nun "oben an greifen".
Selber möchte er seine
Leis tungs grenze ausreizen
und eine wichtige Rolle im
Team übernehmen. Sein
bester Freund hat ihn in der
Grund schule zum Basketball
gebracht - dass er dann mit
über zwei Metern auch eine
passende Körpergröße für
den Sport erreichte, "war
reiner Zufall".
Ebenfalls in der Grundschule kamen Ahnsehl und
Daghofer zum Basketball.
Auf dem sportlichen Weg haben sie ähnliche Stationen eingelegt: Die beiden 21Jährigen sind aus der eigenen Jugend des
BV Chemnitz 99 in die erste Mannschaft
gekommen, nachdem sie bei einem High school-Jahr in den USA ihre Liebe zum
Basketball vertieften. Auch für sie ist "das
Studium das Wichtigste", wie Ahnsehl
sagt. "Natürlich ist es schön, wenn man
sich durch sein Hobby den Studienalltag
ein Stück weit finanzieren kann", ergänzt
er und fügt mit einem Augenzwinkern
hinzu, man könne sich so in der Mensa
auch schon mal das teurere Essensangebot leisten. Beruflich möchte er gern einmal die Wirtschaftswissenschaften und
den Sport verbinden, "beispielsweise im
Management eines renommierten Vereins."
Daghofer zieht es eher in die Technik:
"Wenn ich einen Job als Ingenieur irgendwo auf der Welt finden würde, wäre ich
glücklich." Doch zuvor wollen beide bei
den Niners in der Pro A-Liga - der zweithöchsten Spielklasse - ihr basketballerisches Können ausreizen. Denn: "Wir
haben einen Großteil unserer Karriere
noch vor uns", so Ahnsehl.
Mit den ChemCats im Kampf um
den Aufstieg
Mit 1,63 Metern ist Gina Groß für eine
Basketballerin eher klein - dennoch hat
sie es in ihrer saarländischen Heimat mit
den Saarlouis Royals nicht nur in die erste
Bundesliga, sondern auch zum Deutschen
Meistertitel geschafft. Seit dem Herbst 2009
lebt und studiert sie nun in Chemnitz, wo
sie bei den ChemCats um den Wiederaufstieg in die erste Liga mitkämpft. "Ich
wollte nach dem Abitur gern mal von zu
Hause weg. Mein Trainer hatte gute Kontakte zu seinem Kollegen in Chemnitz und
hat so den Wechsel vermittelt", berichtet
die 19-Jährige, die schon Basketball spielt
"seit ich ganz klein war". Mit ihrem neuen
Wohnort ist sie glücklich: "Chemnitz gefällt mir total, vom Aufbau und auch von
den Möglichkeiten, die man hier hat. Die
Stadt ist größer als Saarlouis", erzählt sie
und ergänzt mit einem Schmunzeln: "Zum
Beispiel Shoppen ist hier super."
Basketball und Informatikstudium zu
verbinden, bringt für die Erstsemesterin
"viel Zeitaufwand" mit sich - "aber es
macht auch viel Spaß und bisher klappt es
ganz gut", zieht sie Bilanz nach den ersten
Wochen. Fast jeden Abend jagt sie im
Training mit dem Ball in Richtung Korb,
nahezu jedes Wochenende ist sie mit
ihrem Team zu Spielen in der Nordstaffel
der zweiten Bundesliga unterwegs. "Wir
müssen häufig ins Ruhrgebiet, das ist
schon eine recht lange Fahrt. Aber man
kann ja auch im Bus lernen", ist Groß
optimistisch, auch in Zukunft weder Sport
noch Studium vernachlässigen zu müssen.
"Irgendwann muss man den Schritt wagen"
Fußballer David Sieber ist im Sommer 2009 von Chemnitz zum Halleschen FC gewechselt
(KT) Anspannung, Freude, Nervosität
und Motivation waren die Gefühle, mit
denen David Sieber im August 2009 nach
Chemnitz reiste. Noch nicht ganz zwei
Monate stand er da beim Halleschen Fußballclub e. V. unter Vertrag, nachdem er
zuvor zwölf Jahre für den Chemnitzer FC
auf dem Platz war. "Es ist schon komisch,
wenn man nach so langer Zeit plötzlich in
die Gästekabine gehen muss", erzählt
Sieber und ergänzt: "Das 1:1 war letztlich
gut für beide Seiten." Den Verein gewechselt hat er, weil sein Vertrag in Chemnitz
auslief und der CFC ihm erst spät ein
gutes neues Angebot machte. "Da stand
mein Entschluss zu wechseln schon fest.
Irgendwann muss man auch den Schritt
wagen, etwas zu verändern. Halle ist es
geworden, weil die Vereinsleitung an meiner Verpflichtung interessiert war und die
Mannschaft viel Potenzial hat", so der 22Jährige, der weiterhin in der Regionalliga
Nord um Punkte kämpft.
"Ich möchte mit Halle den Aufstieg in
die dritte Liga schaffen und mich persönlich weiterentwickeln, um eventuell noch
höher im bezahlten Fußball spielen zu
können", umreißt Sieber seine sportlichen
und beruflichen Ziele. Da man sich aber
nicht auf den Sport und seinen Körper
verlassen könne, stand für ihn nach dem
Abitur fest, dass er sich noch ein zweites
berufliches Standbein aufbauen wollte.
"Das Studium war am besten mit dem
Leistungssport zu verbinden", so Sieber,
der seit 2006 Präventions-, Rehabilita-
tions- und Fitnesssport studiert. "Beides
verlangt vollen Einsatz und Kraft. Das Studium leidet schon sehr unter dem Sport
und manchmal lasse ich es auch etwas
schleifen", gesteht der gebürtige Zschopauer und ergänzt: "Den praktischen Teil
habe ich jetzt eigentlich geschafft, einige
Prüfungen muss ich noch schreiben. Dafür
bekomme ich trainingsfrei, um nach
Chemnitz zu fahren." Derzeit hat er erstmal ein Urlaubssemester einlegt, um seinen ersten Wechsel im Profisport weiterhin gut zu meistern. Geändert habe sich
durch den Vereinswechsel und Umzug vor
allem, dass er seine Familie und Freunde
nur noch selten sehe - "dadurch steigen
natürlich die Telefonkosten".
Studium und Fußballkarriere mit viel Energie
Andy Wendschuch spielt mit Aue in der Oberliga und studiert in Chemnitz Wirtschaftsingenieurwesen
(KT) Sportlich ist für Andy Wendschuch
ein Platz im Profikader des FC Erzgebirge
Aue das Ziel, beruflich möchte sich der
Masterstudent des Wirtschaftsingenieurwesens auf erneuerbare Energien und die
Energiewirtschaft spezialisieren. 2006
wechselte er aus Dresden in die A-JugendMannschaft des Chemnitzer FC, die gerade
in die Bundesliga aufgestiegen war; zeitgleich begann er sein Bachelorstudium an
der TU, das er inzwischen in der Regelstudienzeit abgeschlossen hat. Größter Erfolg
war für ihn bisher das Halbfinale im DFBPokal, wo er mit der Chemnitzer A-Jugend
gegen Wolfsburg scheiterte, nachdem das
Team aber zuvor Mannschaften wie den
FC Schalke 04 und Hertha BSC Berlin aus
dem Wettkampf verdrängt hatte.
Seit 2007 spielt er für den FC Erzgebirge Aue - seit 2008 in der Oberliga Nordost Süd - und hat sich inzwischen einen
Stammplatz im offensiven Mittelfeld erkämpft. "Aue ist eine entwicklungsfähige
Mannschaft mit guten Perspektiven", so
Wendschuch, der seit seinem fünften
Lebensjahr kickt. An sechs Tagen pro
Woche stehen für ihn jetzt Trainingseinheiten in Aue und fast jedes Wochenende
ein Spiel auf dem Plan. Das Training be-
ginnt in der Regel abends und kommt
deshalb kaum mit Veranstaltungen an der
Uni in Kollision, wie der 21-Jährige erzählt. Beim Training drückt sein Teamchef
auch schon mal ein Auge zu. "Wenn man
das abspricht, ist es kein Problem, hin und
wieder mal eine Einheit zu verpassen oder
etwas später zu kommen." Schließlich ist
Wendschuch auch nicht der einzige Student in der zweiten Mannschaft des FC
Erzgebirge Aue: Tommy Käßemodel studiert seit 2008 Wirtschafts wis sen schaften an der TU
Chemnitz, im aktuel lenWin ter semes ter hat zudem
Robert Nitzsche mit
dem Bache lorstu diengang Präventions-, Rehabili ta tions- und Fitnesssport angefangen
und Sascha
Weirauch ist Erstsemester im Systems
Engineering. Nur
wenn sich Prüfungen allzu sehr
mit der Saison vorbe reitung überschneiden, hat Wendschuch bislang von der
Möglichkeit Gebrauch gemacht, einen
Klausurtermin um ein paar Wochen zu
verschieben. "Das ließ sich bislang gut
abstimmen, die Professoren waren da sehr
entgegenkommend", erzählt er. Mit ein
Grund, weshalb er auch sein Masterstudium in Chemnitz abschließen möchte
- sogar, falls ihm ein anderes Team einen
Profiplatz anbieten sollte.
TU-Spektrum 3/2009
27
Für die "Veilchen"
vom FC Erzgebirge
Aue am Ball: Andy
Wendschuch
Foto: Steffen Colditz
TITEL
Von Österreich nach
Chemnitz und wieder zurück
Foto: Peter Zschage
Bild rechts: Sascha
Thönelt (l.) und
Tobias Becker haben
es zu schätzen gelernt, die Tore auch
mal hinter sich zu
lassen und in den
Hörsaal zu wechseln.
Foto:
Michael Chlebusch
(SM) Andreas Worenz hat ab 2005
an der TU Chemnitz Sport wis senschaft
mit den Ne benäf chern Psy cho logieund
Soziologie studiert und
2009 seinen Magisterab schluss gemacht. Nach
Chemnitz ist der Österreicher wegen seinem Sport,
dem Bas ket ball,gekommen. So hatte er 2005
vom Trainer des Basketballvereins Chemnitz 99
e. V. das Angebot bekom men,in Chemnitz
zu trainieren und in der
2. Bun desliga zu spielen.
Dieses Angebot nahm
er an und entschloss
sich kurze Zeit später zu
einem Studium. "Ich
habe in Chemnitz neu
angefangen, mich eingelebt und es hat mir sehr
gut gefallen", sagt der
Sportler. Mit Hilfe des
Sport förder pro gramms
an der TU Chemnitz
konnte er sein Studium
in der Regelstudienzeit
abschließen. So hatte er
einen Tutor aus seinem
Studiengang, der beispielsweise Laufwege für
ihn erledigt hat, und
auch eine Prüfung zu verschieben, war
kein Problem. Trainiert hat der Sportler
auch neben dem Studium bis zu dreimal am Tag. "Da die Saison im Winter
war, hatte ich im Sommer immer drei
Monate frei und konnte mich auf die
Uni konzentrieren", erzählt Worenz.
Seine größten Erfolge bisher waren ein
dritter Platz mit dem Chemnitzer Basketballverein in der 2. Bundesliga und
die Qualifikation mit dem TU-Basketballteam für die Europameisterschaften
der Hochschulen in Serbien 2008.
Nach seinem Studium wurde der
1,97 Meter große Sportler zur Bundeswehr einberufen und kehrte deshalb
nach Österreich zurück. Er wechselte
zum Verein UBC St. Pölten, bei dem er
bereits vor seinem Studium trainiert
hat. Genaue Zukunftspläne hat er zwar
noch nicht, aber nach seinem Dienst bei
der Bundeswehr möchte er sich "auf
jeden Fall einen Job suchen, der möglichst etwas mit Sport zu tun hat".
28
TU-Spektrum 3/2009
Das Prinzip Studium und Stadion
Tobias Becker und Sascha Thönelt trainieren von Kopf bis Fuß
(MCH) Als Fußball-Orakel sollten sich
Sascha Thönelt und Tobias Becker nicht
unbedingt versuchen. 2:0 tippte der eine,
1:0 der andere für das sonntägliche Spiel
des Chemnitzer FC gegen den BFC Türkiyemspor. Das Ergebnis war ein überlegenes 3:0, es ging einen Platz in der Tabelle
aufwärts. Sie hatten eine gute Saison bisher, sagen die beiden Mittelfeldspieler des
CFC. Das Team sei eingespielt, die Neu verpflichtungen seien gute Spieler. Es
läuft gut im Sport der beiden. Und es läuft
auch gut in ihrer Parallelkarriere.
Diese heißt Studium zum Bachelor
Präventions-, Rehabilitations- und Fit nesssport an der TU Chemnitz und befasst
sich mit der Funktion des menschlichen
Bewegungsapparates. Dort haben die
2005 und 2006 immatrikulierten Fußballer
mittlerweile alle Vorleistungen erbracht,
Vorlesungen, Seminare und Sportkurse
besucht, nur die Bachelorarbeit steht noch
aus. Leicht war und ist das sicher nicht
immer, geben Thönelt und Becker zu
bedenken. Morgens Training, dann in die
Uni und je nach Trainingsplan am Nachmittag oder Abend noch mal auf den Fußballplatz. Manchmal haben sie die erste
Vorlesung des Tages allein ge braucht, um
von körperlicher Leistung wieder auf geistige Konzentration zu schalten. Mit ihren
Leistungen waren sie angesichts der Doppelbelastung bislang jedoch zufrieden,
auch wenn sie nicht Jahrgangsbeste werden. Bei der gleichzeitigen Bewältigung
von Studium und Sport half nicht zuletzt
das Entgegenkommen der Professoren
und des Vereins, die genau wie Thönelt
und Becker ein wenig flexibler mit Modulund Trainingsplänen umgehen mussten.
Natürlich ist die Fußballkarriere für
Thönelt und Becker nach wie vor die erste
Wahl, wenn es um ihre Zukunft geht. Das
Studium sei jedoch eine vernünftige Absicherung. Letztlich könne man nicht davon ausgehen, dass im Sport alles glatt
läuft. Was es für die beiden zumindest
bislang tat. So besuchte der 23-jährige
Tobias Becker bereits in Chemnitz das
Sportgymnasium und stieg im CFC seit
seiner Kindheit von Team zu Team nach
oben. Dass er einmal in der ersten Mannschaft des Vereins spielen würde, dem er
stets als Fan anhing, konnte er sich kaum
vorstellen. Noch überraschender war es
wohl für den Chemnitzer Sascha Thönelt.
Bis 2004 kickte er noch als Hobbyspieler
in der B-Jugend des CFC. Zwei Jahre später stand er mit der Spitze des Clubs auf
dem Feld.
Das Prinzip "Studium und Stadion"
haben inzwischen auch weitere Spieler
von CFC-Mannschaften für sich entdeckt.
Aktuell an der TU immatrikuliert sind etwa
die Spieler Marc Benduhn, der seit 2007
ebenfalls Präventions-, Rehabilitationsund Fitnesssport studiert; Kerst Lehmann,
seit 2008 im Wirtschaftsingenieurwesen
eingeschrieben; und Marcel Baude, seit
2009 auch Bachelorstudent im Präventions-, Rehabilitations- und Fitnesssport.
Als studierende Sportler haben auch
sie Gelegenheit zu erfahren, was Thönelt
und Becker bereits während ihrer Studienzeit zu schätzen lernten: den Ausgleich
zwischen Kopf und Fuß. Denn den Kopf
einmal zu belasten, sagen sie, sei nach all
der physischen Belastung oft sehr erfrischend. Auch, dass die Uni die Welt
außerhalb des Fußballs zeigt, den Kontakt
mit Kommilitonen und anderen Denkweisen bietet, wissen sie zu schätzen.
Deutschland einfach mal anders erleben
Im Gespräch: Dirk Lange, Student des Systems Engineering sowie Initiator der Lauf-KulTour
16 Tage lang ist das studentische Pro jekt Lauf-KulTour seit 2007 jedes Jahr un terwegs, zwölf Läufer umrunden auf 4.000
Kilometern Deutschland. Tag und Nacht
wechseln sich die Studierenden auf der
Strecke ab und laufen so im Schnitt 330
Kilometer und etliche Höhenmeter. Rad begleiter sorgen dabei für die richtige
Orientierung von Sachsen an der OderNeiße-Grenze entlang zur Ostsee, durchs
Ruhrgebiet zum Bodensee bis ins Alpen vorland und durch den Bayerischen Wald.
Seit 2008 rollt außerdem die Rad-KulTour
ums Land, 120 Kilometer am Tag und 130
Städte auf der gesamten Route absolvieren die beteiligten TU-Studie renden dabei. Events auf Marktplätzen in ausgewählten Städten richten sich parallel zur
"Pack-Dein-Studium"-Tour der sächsischen Hochschulen an die breite Öffentlichkeit und runden das Projekt ab.
Was ist der Grundgedanke der LaufKulTour?
Zusammen kann man mehr bewegen
als allein möglich wäre. Wir wollen in der
Gemeinschaft den Menschen helfen, die
der Fähigkeit, sich frei zu bewegen, be raubt wurden oder diese nie kennenlernen
konnten. Deshalb engagieren wir uns für
die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke. Wir wollen aber auch die Gelegenheit
nutzen, Chemnitz nach außen gut zu vertreten. An der Tour haben in den vergangenen drei Jahren 65 Studierende teilgenommen, ob als Läufer, Radbegleiter oder
Radler der Rad-KulTour. Wir streben danach, jedes Jahr neuen Studierenden die
Möglichkeit einzuräumen, sich auszutesten, den eigenen Schweinehund zu überwinden, um danach mit 16 Tagen voller
Fotos: Lauf-KulTour
Erlebnisse belohnt zu werden. Wir wollen,
dass das Projekt Menschen begeistert.
Niemand kann nachvollziehen, was es
heißt, Lauf-KulTourist zu sein, bevor er es
nicht selbst erlebt hat.
Wie ist das vorbereitende Training
organisiert?
Ein Team aus Sportwissenschaftlern
betreut die angehenden Läufer. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Sportwissenschaft werden die Sportler auf Herz und
Nieren in dreimal stattfindenden Leistungstests geprüft. Diese sollen den po tenziellen Teilnehmern zeigen, wie sie sich
entwickeln und wo noch Trainingsbedarf
besteht. Sie geben auch Aufschluss über
den Gesundheitszustand. In der Gruppe
absolvieren die Läufer erste Kilometer
ganz gemächlich. Man plaudert und verabredet sich untereinander zu neuen Treffen. Bei der gemeinsamen Teilnahme an
Wettkämpfen erfährt man, was es heißt,
einen Halbmarathon zu laufen. Die regelmäßig angebotenen Bergläufe stärken
neben dem Selbstvertrauen auch die
Muskulatur. Man sollte also schon Zeit
mitbringen und den Willen haben, Deutschland einfach mal anders zu erleben.
Was macht die Deutschland umrundung jedes Mal aufs Neue spannend?
Egal wie viele Jahre wir die Tour
schon gemacht haben, es sind immer die
Menschen, die die Tour prägen. Jedes
Team ist anders, jedes Jahr gibt es neue
Mitläufer an der Strecke. Ob Einladungen
zum Essen oder Laufwillige, die auch
nachts um 3 Uhr auf unseren Staffelläufer
warten, man kann nie sagen, was passiert.
Außerdem ändern sich natürlich das
Wetter und auch die Strecke, etwa durch
einzelne bauliche Veränderungen, wie den
Abriss von Brücken oder das Entstehen
von Steinbrüchen.
Wie geht es mit der Lauf-KulTour in
Zukunft weiter?
Wir würden die Lauf-KulTour gern zu
einem traditionellen Event der TU Chemnitz machen. Vielleicht läuft ja ein Teil der
Uni mit los und trifft sich nach drei oder
vier Kilometern zu einem gemeinsamen
Picknick im Zeisigwald. Als Organisatoren
würden wir die Lauf-KulTour gern als festen Teil der universitären Landschaft
sehen. Und wer weiß, vielleicht wird die
Lauf-KulTour mal so etwas wie der Ruder wettkampf zwischen Oxford und Cambridge - bleibt nur die Frage: Wer kann
die TU Chemnitz schlagen?!
(Das Gespräch führte Katharina
Thehos.)
 www.lauf-kultour.de
 www.pack-dein-studium.de
FORSCHUNG
Wasser marsch - ohne Frost und ohne Rost
Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung verhindert mit Hybridkuppelmuffen, dass die Armaturen von
Wasser- und Gasleitungen einfrieren
(KT) Fließendes Wasser in jedem Haushalt ist deutschlandweit selbstverständlich
- dazu liegen zahlreiche Kilometer Rohre
unter der Erdoberfläche. Gesteuert wird
der Wasserfluss durch Absperr- und Regelarmaturen, die mit dem Bedienelement
Einbaugarnitur betätigt werden. An Hydranten kann darüber mehr Wasser angefordert werden, beispielsweise wenn die
Feuerwehr Löschwasser benötigt. "Aus
Kostengründen wird die Rohrüberdeckung
beim Verlegen der Leitungen immer weiter
reduziert. Dadurch kann Kälte von der Erdoberfläche über das Gestänge der Einbaugarnitur bis zur Armatur geleitet werden
und dort zum Einfrieren der Armaturenspindel führen", berichtet Prof. Dr. Lothar
Kroll, Leiter der Professur Strukturleichtbau
und Kunststoffverarbeitung der TU Chemnitz. Folge ist zum einen, dass das Wasser
nicht mehr reguliert werden kann, zum
anderen kann die Armatur zerstört werden.
Forscher der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung und der
Schönborner Armaturen GmbH haben ein
hybrides Bauteil der Einbaugarnituren, die
Kuppelmuffe, weiterentwickelt. Kuppelmuffen verbinden das Gestänge der Einbaugarnitur mit der Spindel der Absperrarmatur. Stand der Technik bei Wassersowie Gasleitungen sind bisher Kuppelmuffen aus metallischen Werkstoffen. Hier
gibt es keine Isolation zwischen der Straßenoberfläche und der Armatur, so dass
nicht nur die Kälte ohne Hindernis geleitet
wird, sondern auch Strom. Der Kontakt mit
einer gerissenen Oberleitung oder einem
defekten Baustellenkabel kann dadurch
erhebliche Schäden verursachen. Verwendet werden in der Regel wenig hochwertige Materialien, der Einsatz von Edelstahl
beschränkt sich auf teure Spezialanfertigungen. Anspruch bei der Optimierung
des Bauteils war, dass nicht nur Kälte-
ANZ E IG E
Ein besonderes Klangerlebnis mit der Musik
des Trompetenvirtuosen Ludwig Güttler und
seines Blechbläserensembles und traditionsreiche Holzkunst bilden in der außergewöhnlichen M U S I K A L I S C H E N E D I T I O N
der Müllerschen Werkstätten eine eindrucks-
volle Synthese, dank der Entwicklung einer
innovativen Technologie durch die Fakultät
für Informatik der TU Chemnitz.
Unser Sortiment finden Sie bei Ihrem Fachhändler oder unter www.mueller.com.
KLEINKUNST AUS DEM ERZGEBIRGE. SEIT 1899 IN SEIFFEN.
30
TU-Spektrum 3/2009
und Stromfluss verhindert, sondern auch
hohe Ansprüche an Festigkeit und Rostbeständigkeit erfüllt werden - außerdem
musste das Produkt bei Serienfertigung
einen marktfähigen Preis erlauben.
Forschungsergebnis ist eine Hybridkuppelmuffe aus Zink und Kunststoff.
"Durch die Verwendung von Kunststoff ist
zum einen die Isolation gesichert, zum
anderen werden Gewicht und Material
verringert sowie die Produktionskosten
gesenkt. Das Metall verleiht der Konstruktion die nötige Festigkeit", erläutert Dr.
Wolfgang Nendel, Leiter der Fachgruppe
Leicht bautechnologien und Maschinen konstruktion. Für die mediale Belastung
im Erdreich gibt es keinen genormten Test
für ein solches Bauteil - die Chemnitzer
Wissenschaftler verwendeten einen Salzsprühtest, der in der Automobilindustrie
zum Einsatz kommt. "Das ist der härteste
Test und er zeigt oft schon nach 100
Stunden erste Ergebnisse: Die alten Bauteile sind extrem gerostet, die neuen
Hybridbauteile sind korrosionsbeständig
und nach dem Test noch genauso leistungsfähig wie vorher", fasst Professurmitarbeiter Jörg Kaufmann zusammen. Um
weitere Ergebnisse zu erlangen, wird der
Salzsprühtest auch noch über eine Dauer
von 1.000 Stunden durchgeführt.
"Bei der internationalen Messe Wasser
Berlin 2009 hat unser Projektpartner die
Hybridkuppelmuffe vorgestellt und gleich
zwei Kunden für dieses Produkt gefunden",
sagt Kaufmann. Das Unternehmen hat insgesamt drei Patente und Gebrauchsmuster
für die Erfindung mit den Forschern der
TU Chemnitz angemeldet. Das Projekt
wurde von der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) für
eine Laufzeit von zwei Jahren mit rund
300.000 Euro gefördert.
Kontakt:
Jörg Kaufmann, Telefon 0371 531-36473,
E-Mail joerg.kaufmann@mb.tu-chemnitz.de
FORSCHUNG
"Stechen" - künftig ganz ergonomisch
Psychologen und Arbeitswissenschaftler verbessern die Gebrauchstauglichkeit von
Zeiterfassungssystemen
(MSt) Jeden Tag müssen Mitarbeiter
in zahlreichen Behörden und Unternehmen ihre Arbeitszeit genau protokollieren, um auf diese Weise zum Beispiel
Urlaubstage und Überstunden zu verwalten. Früher gab es dafür Stechuhren.
Inzwischen übernehmen computergesteuerte Zeiterfassungssysteme diesen Job.
Jedoch haben viele dieser Systeme einen
entscheidenden Nachteil - die Über frachtung mit vielen Funktionen und ungeeignete Symbole führen zu Fehlbedienungen
und damit zu viel Ärger.
Die Firma INCA Industrie und Bürotechnik GmbH aus Chemnitz stand vor
genau diesem Problem und löste es zusammen mit Psychologen und Arbeitswissen chaftlern
s
der "Kompetenzinitiative
Usability" an der Technischen Universität
Chemnitz. "Wir entwickelten drei verschiedene Prototypen und überprüften diese
im Nutzertest. Nun wissen wir, was sich
die Nutzer wünschen und wie künftig
Buchungsfehler bei der Zeiterfassung
vermieden werden können", berichtet
Nina Bär, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
an der Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie. Beispielsweise haben sich
viele Nutzer eine einfachere und eindeu tigere Erfassung von Dienstgängen gewünscht.
Die Wissenschaftler optimierten bei
den Prototypen die Anzahl der Bedienschritte, verbesserten Sicherheitsabfragen
und führten neue Zeit- und Ortswechselsymbole ein, um die Nutzerfreundlichkeit
der Zeiterfassungssysteme zu erhöhen.
Erprobt wurden die Entwürfe mittels
Nutzertests in zwei Chemnitzer Firmen.
Dabei konnten 15 Mitarbeiter ihre Meinung zu den neu entwickelten Systemen
kundtun und ihre Favoriten benennen.
Für die am meisten genutzte Funktion,
den Beginn der Arbeitszeit bzw. deren
Ende, ist eine einfache Darstellung ohne
zusätzliche Abfragen am beliebtesten.
Anders sieht es bei seltener genutzten
Funktionen, wie der Dienstgangbuchung,
aus. Hier besteht bei den meisten Mitarbeitern keine so starke Routine, und
das System muss den Nutzer stärker führen.
INCA-Geschäftsführer Frank Lippmann
ist mit der Zusammenarbeit mit der
"Kompetenzinitiative Usability" sehr zufrieden: "Die Empfehlungen der externen
Fachleute von der TU Chemnitz sind für
uns sehr wertvoll und fließen in unsere
neuen Entwicklungen ein." So soll auf der
Hannover Messe vom 19. bis 23. April 2010
ein neues Zeiterfassungssystem präsentiert
werden, in das das Know-how der Chemnitzer Wissenschaftler integriert wird.
Wer Fragen zur Kompetenzinitiative
und zum Thema Usability hat, findet Hilfe
in der "Usability Sprechstunde". Donnerstags von 10 bis 12 Uhr bieten die UsabilityExperten ihre kostenfreie Beratung an
(Telefon 0371 531-37587 und 0371 53137878).
 www.kiu-online.de
Kontakt:
Nina Bär, Telefon 0371 531-37587,
E-Mail nina.baer@psychologie.tu-chemnitz.de,
und Frank Dittrich, Telefon 0371 531-37878,
E-Mail frank.dittrich@mb.tu-chemnitz.de
"Kompetenzinitiative Usability"
Kleine und mittelständische Unternehmen in den neuen Bundesländern
sind die Zielgruppe der "Kompetenzinitiative Usability" (KiU), die vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung für zweieinhalb Jahre mit
insgesamt 500.000 Euro gefördert wird.
Schulungen, Usability-Projekte und
Beratungsdienstleistungen bietet das
Projektteam der Technischen Universität
Chemnitz und Berlin sowie des Zentrums
Mensch-Maschine-Systeme (ZMMS) den
Firmen an.
Mitarbeiter der Professuren Allgemeine und Arbeitspsychologie (Prof. Dr.
Josef Krems), Arbeitswissenschaft (Prof.
Dr. Birgit Spanner-Ulmer) sowie Kognitionspsychologie und Kognitive Ergonomie (Prof. Dr. Manfred Thüring) arbeiten
daran, das Thema Ge brauchs tauglichkeit
stärker in den Fokus von kleinen und
mittleren Unternehmen zu rücken. Projekte mit einem Umfang bis zu fünf
Tagen sind kostenfrei.
TU-Spektrum 3/2009
31
Frank Lippmann,
Geschäftsführer der
INCA Industrie- und
Bürotechnik GmbH
Chemnitz und Nina
Bär, wissenschaftliche
Mitarbeiterin an der
Professur Allgemeine
und Arbeitspsychologie der TU Chemnitz,
beobachten, wie die
Psychologie-Studentin Annett Wollherr
(v.l.) ein Zeiterfassungssystem testet.
Foto: Uwe Meinhold
EHRUNGEN
Universitätspreise sollen Studienanfänger anspornen
Auszeichnung hervorragender Studienabschlussarbeiten erfolgte im Rahmen der Immatrikulationsfeier
Foto oben: Den Preis
des Deutschen Akademischen Austauschdienstes
erhielt Joydeep
Ghosh während der
Immatrikulationsfeier aus den Händen von TU-Rektor
Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes.
Foto unten: Mit
einem Universitätspreis wurden ausgezeichnet: Dr. Thomas
Hänel, Dr. Christian
Maiwald, Dr. Nils
Fröhlich, Jens Lang,
Cornelius Krasselt
(hinten v.l.) sowie
Albert Kurz und
Gerd Wachsmuth
(vorne v.l.)
Fotos:
Christine Kornack
(JR) Gute Leistungen werden belohnt auch an der Technischen Universität Chemnitz. Sieben Studierende und Doktoranden
wurden am 12. Oktober 2009 zum Abschluss
ihres Studiums oder ihrer Promotion mit
dem Universitätspreis ausgezeichnet, der
mit jeweils 1.000 Euro dotiert ist. Darüber
hinaus wurde ein ebenfalls in dieser Höhe
dotierter Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an einen
hervorragenden ausländischen Studenten
überreicht. Die Übergabe der Preise er folgte im Rahmen der diesjährigen Immatrikulationsfeier. Der Vorempfang für die
Preisträger wurde ausgestaltet von der
Deutschen Bank Chemnitz. "Wir haben uns
wiederholt ganz bewusst für diesen Rahmen der Preisübergabe entschieden, weil
die Auszeichnungen die Studienanfänger
anspornen sollen, nach sehr guten Leistungen zu streben", so der Rektor der TU
Chemnitz, Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes.
Mit den von der Gesellschaft der Freunde
der TU Chemnitz vergebenen Universitätspreisen werden bereits seit vielen Jahren
die jeweilig besten Abschlussarbeiten aller
Fakultäten ausgezeichnet.
Die Entscheidung der Vergabekommission fiel wie folgt aus: An der Fakultät für
Naturwissenschaften wurde Cornelius
Krasselt für seine Diplomarbeit mit dem
Titel "Der Einfluss von Grenzflächen auf
photoinduzierte Ladungslokalisierung"
ausgezeichnet (Sponsor: Siemens AG, bei
der Veranstaltung vertreten durch Prof. Dr.
Nils Krömer). Einen Preis erhielt auch Gerd
Wachsmuth, der an der Fakultät für Mathematik eine hervorragende Diplomarbeit
über "Elliptische Optimalsteuerungsprobleme unter Sparsity-Constraints" vorgelegt hat (Sponsor: Stadtwerke Chemnitz
AG, vertreten durch Peter Bossert). Als
herausragendste Abschlussarbeit an der
Fakultät für Maschinenbau gilt die Dissertation von Dr. Thomas Hänel. Darin hat
sich der Promovend einer Technologieentwicklung für die Herstellung patientenindividueller Knochenaufbauimplantate aus
ß-Tricalciumphosphat durch 3D-Printing
verschrieben (Sponsor: VDI, Westsächsischer Bezirksverein Chemnitz, vertreten
durch Prof. Dr. Rolf Hiersemann). Albert
Kurz, der an der Fakultät für Elektrotechnik
und Informationstechnik studierte, konnte
sich mit seiner Diplomarbeit "Portables
Messsystem zur Impedanzmessung" durchsetzen. (Sponsor: envia Mitteldeutsche
Energie AG, vertreten durch Dr. Gert
Pfeilschmidt). Gleichermaßen würdigte die
Kommission eine Diplomarbeit, die an der
Fakultät für Informatik verfasst wurde. Jens
Lang setzte sich darin erfolgreich mit der
"Verwendung von Grafikprozessoren zur
Simulation von Diffusionsprozessen mit
zufälligen Sierpiński-Teppichen" auseinander (Sponsor: NILES-SIMMONS-HEGENSCHEIDT, vertreten von Dr. Fred Meinhold).
Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
hat Dr. Nils Fröhlich als diesjährigen Preisträger vorgeschlagen. Er hat auf dem Ge biet der klassischen Nationalökonomie
empirische wie auch theoretische Aspekte
zur "Aktualität der Arbeitswerttheorie"
untersucht (Sponsor: Deutsche Bank, vertreten durch Michael Hemmers). Schließlich wurde Dr. Christian Maiwald an der
Philosophischen Fakultät ausgezeichnet.
Der Sportwissenschaftler hat den "Zusammenhang zwischen plantaren Druckverteilungsdaten und dreidimensionaler Kinematik der unteren Extremität beim Barfußlauf" geprüft. Sponsor des Preises ist
die Oberbürgermeisterin der Stadt Chemnitz, Barbara Ludwig, die die Ehrung
überreichte.
Ebenfalls zur Immatrikulationsfeier
wurde der Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes verliehen, der in
diesem Jahr an den Studenten Joydeep
Ghosh aus Indien geht. Ghosh studiert im
Master-Studiengang "Micro and Nano
Systems" an der Fakultät für Elektrotechnik
und Informationstechnik.
Greifbare Erfolge und träumende Götter
TU-Student Thomas Lisowsky gewann den ZEIT Campus Literaturwettbewerb
(MCH) Auf der Frankfurter Buchmesse
verlieh DIE ZEIT die Preise ihres Campus
Literaturwettbewerbs. Dabei konnte sich
der TU-Student Thomas Lisowsky mit seiner Geschichte "Berufsqualifizierend"
unter den 1.121 Einsendern als einer der
beiden Erstplatzierten behaupten, die sich
32
TU-Spektrum 3/2009
das Preisgeld von 2.000 Euro teilten.
Der 22-jährige Nachwuchsautor kam
vor etwa zwei Jahren zum Studium nach
Chemnitz. Eine Wahl, die er, wie er sagt,
recht willkürlich traf, als es ihn aus seiner
Heimatstadt wegzog - die er jedoch bislang keineswegs bereue. Hier studiert er
nun im 5. Semester Germanistik und
schreibt in seiner Freizeit an Romanen
und Kurzgeschichten. Dass dieses Hobby
alles andere als lockerer Zeitvertreib ist,
zeigt Lisowskys Disziplin, die er dabei aufbringt. Jeden Tag versuche er, etwa drei
Stunden an seinen Texten zu arbeiten -

EHRUNGEN
die meiste Zeit vor den wochentäglichen
Vorlesungen und Seminaren, was er dort
nicht schafft, wird danach erledigt. Dabei
unterliegen seine Texte strenger Planung,
vom groben Szenengerüst bis zum Feinschliff der ausfüllenden Ideen. So ist
Lisowskys Credo die stetige Übung und
der Eifer - auf Inspiration aus heiterem
Himmel hofft er nicht.
Die Geschichte, die nun jedoch beim
ZEIT-Wettbewerb gewann, war keineswegs
ein Produkt akribischer Konzeption. "Ich
habe versucht, alles zu vergessen, was ich
mir bis dahin angeeignet hatte und einfach chaotisch draufloszuschreiben", gibt
der Autor zu. Das Ergebnis konnte sich
dennoch sehen lassen, auch wenn es so
gar nicht seinem Stil entsprach. Denn statt
ZEIT-kritischer Texte verfasst Lisowsky am
liebsten Fantasyliteratur. Dies begann er
etwa mit 16 Jahren in einem Internetforum.
Gelernt hat er seitdem einiges - obwohl
auch er nicht als Meister vom Himmel fiel:
"Meine ersten beiden Romane, das kann
ich heute sagen, waren ziemlich schlecht
und bleiben besser in den Tiefen meiner
Festplatte." Den Dritten mit dem Titel
"Göttertraum" veröffentlichte er in Episoden im Internet und erhielt neben vielen
hilfreichen Schreibtipps überwiegend
positive Resonanz. Beim vierten Roman,
an dem er gerade schreibt, sieht er sogar
Hoffnung für eine Veröffentlichung in
Buchform.
Dass Thomas Lisowsky sein Genre beherrscht, zeigt auch sein Erfolg im eben
abgeschlossenen Praktikum. Dieses absolvierte er beim Computerspielentwickler
Radon Labs, der mit dem Spiel Drakensang viel Kritikerlob einheimste. Hier
machte er sich als Autor und Texter der
Spiele offenbar so gut, dass man ihm eine
Anstellung nach seinem Abschluss anbot.
Das wiederum kann Lisowsky nur recht
sein - denn hauptberuflich an seinen
Geschichten schreiben könne und wolle er
vorerst nicht.
Den Besuchern der
Frankfurter Buchmesse gab Thomas
Lisowsky bei der
Preisverleihung eine
Kostprobe seines literarischen Könnens.
Foto: DIE ZEIT
Kontakt:
Thomas Lisowsky, E-Mail t.lisowsky@gmx.de
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TU-Spektrum 3/2009
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EHRUNGEN
Preisgekrönte Veredelung von Biogas in Erdgas
TU Chemnitz und Deutsche Postbank AG vergeben den Preis "wissen.schafft.arbeit" an das Institut für Nichtklassische
Chemie e. V. an der Uni Leipzig und an die DGE GmbH in der Lutherstadt Wittenberg
Postbank-Vorstand
Dr. Mario Daberkow
(l.), Rektor Prof.
Dr. Klaus-Jürgen
Matthes (r.) und
die Prorektorin für
Marketing und internationale Beziehungen, Prof. Dr.
Cornelia Zanger,
gratulieren den
Preisträgern Dr.
Lothar Günther
(3.v.l.) und Dr. Jörg
Hofmann.
Foto: Ines Escherich
(MSt) Das Institut für Nichtklassische
Chemie e. V. an der Universität Leipzig
und die DGE Dr. Günther Engineering
GmbH in der Lutherstadt Wittenberg sind
die diesjährigen Sieger im Wettbewerb
"wissen.schafft.arbeit", den die TU Chemnitz und die Deutsche Postbank AG zum
zweiten Mal ausgelobt haben. Den mit
20.000 Euro dotierten TechnologietransferPreis erhalten sie für das von ihnen gemeinsam mit weiteren Praxispartnern entwickelte hocheffektive Verfahren zur umfassenden energetischen und stofflichen
Nutzung von Biogas und Klärgas und die
damit verbundene Verminderung der
Treibhausgas kon zen tration in der At mosphäre. Den Preis nahmen am 26. November 2009 Dr. Jörg Hofmann vom Institut
für Nichtklassische Chemie e. V. an der
Universität Leipzig und Dr. Lothar Günther,
Geschäftsführer der DGE GmbH, bei einer
Festveranstaltung im Fraunhofer-Institut
für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik in Chemnitz entgegen.
"Die Jury war besonders von der eleganten technischen und umweltfreundlichen Lösung zur Trennung von Biogas
und Klärgas in deren Hauptbestandteile
Methan und Kohlendioxid beeindruckt.
Vielleicht werden mit Hilfe dieser Innovation die Bauern von heute die Ölscheichs
von morgen", berichtet Jury-Mitglied Prof.
Dr. Urs Fueglistaller, Direktor des Schweizerischen Instituts für Klein- und Mittelunternehmen in St. Gallen, und fügt hinzu: "Das sehr gut funktionierende Zusammenspiel innerhalb des regionalen Netzwerkes aus 23 Firmen und Forschungseinrichtungen gilt als Musterbeispiel eines
erfolgreichen Technologie- und Wissenstransfers." Und genau nach derartigen
Beispielen sucht der Wettbewerb "wissen.
schafft.arbeit". Er richtet sich an Wissenschaftler sowie kleine und mittelständische Unternehmen, die in der Zusammenarbeit einen effektiven Wissens- und Technologietransfer durchgeführt haben. "Insgesamt gingen aus ganz Deutschland 26
Bewerbungen an der TU Chemnitz ein. Sie
kamen aus vielen Branchen - von der Biound Umwelttechnologie über den Maschinenbau bis hin zur Elektro- und Informationstechnik", berichtet Rektor Prof. Dr.
Klaus-Jürgen Matthes und ergänzt: "Auf
Grund der hohen Qualität der Bewerbungen hatte es die Jury nicht leicht, einen
Preisträger auszuwählen."
Das von den Technologietransfer-Preisträgern gemeinsam mit ihren Partnern im
INNOGAS-Netzwerk entwickelte Verfahren
ermöglicht es, Biomethan in höchster Erdgasqualität mit einer Reinheit von mehr
als 99 Prozent herzustellen, das problemlos in bestehende Erdgassysteme einge-
speist werden kann. Die Methanverluste
liegen unter 0,1 Prozent. Im Herbst 2006
wurde in der Nähe von Hamburg eine
mobile Testanlage für 25 Kubikmeter Biogas pro Stunde aufgestellt, die 100 Haushalte im Jahr mit Gas versorgen könnte.
Danach begann die Serienfertigung. Erste
Großanlagen sind seit Oktober 2007 in
Betrieb. Das internationale Interesse an
diesem Verfahren ist groß und reicht bis
nach China, in die USA und nach SaudiArabien. 2008 hat die Erdgas Zürich AG
die exklusiven Lizenzrechte zum Bau und
Vertrieb dieser Anlagen in der Schweiz
und Liechtenstein erworben. Die erste Biomethananlage in Containerbauweise ging
in der Schweiz im gleichen Jahr in Betrieb.
Großanlagen sind danach auch vom Lizenznehmer MT-Biomethan Zeven, der inzwischen 230 Mitarbeiter beschäftigt, für die
Firmen Eon und Lichtblick errichtet worden. Derzeit sind Anlagengrößen bis zu
einer Menge von 3.000 Kubikmeter Biogas
pro Stunde in Planung. 2009 hat auch die
Firma Strabag Umweltanlagen in Dresden
eine Lizenz zum Bau von Biomethananlagen erworben.
Laut Aussage der Firma DGE werden
mit der neuen Technologie bis Ende 2010
weltweit etwa 110 Millionen Kubikmeter
Biomethan hergestellt. Ein wesentlicher
Vorteil des neuen Verfahrens besteht darin, dass es drucklos arbeitet, mit vergleichsweise einfachem Equipment auskommt und keine giftigen und umweltgefährdenden Mittel eingesetzt werden.
Außerdem ermöglicht das BCM-Verfahren,
auch deponierte Schlechtgase aufzuarbeiten. Allein in Deutschland gibt es derartige Lagerstätten, wo Gasmengen mit geringem Methangehalt in Mengen bis zu
jeweils einer Milliarde Kubikmeter lagern.
Dr. Mario Daberkow, Vorstand der
Deutschen Postbank AG, sagte zur Preisverleihung: "Wir werden künftig nur über
Wissen neue Arbeitsplätze schaffen. Die
Ideen von Menschen in Unternehmen,
deren Engagement, Mut, aber auch deren
Bereitschaft, Fehler zu machen, sind die
Basis für den Erfolg."
 www.wissenschafftarbeit.de
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TU-Spektrum 3/2009
PERSONALIA
Berufungen
Ronald Hartz nimmt seit 11. August
2009 die Leitung der Juniorprofessur für
Europäisches Management an der Fakultätfür Wirt schafts wissen schaf ten wahr.
Er wurde am 7. Juni 1975 in Gera geboren,
studierte an der Universität Leipzig von
1995 bis 2000 Be triebswirtschaftslehre.
Von 2001 bis 2005 war er als Wissenschaft her
lic Mitarbeiter an der Chem nitzer Universität tätig. Er wechselte anschließend als Projektmitarbeiter an die
Universität Siegen. 2007 kehrte er als
Wissen schaft licher Mitarbeiter an die
Chem nitzer Universität zu rück. Im Jahre
2008 promovierte er mit dem Thema
"'Dieses Anderssein aufzuheben...' Grundlagen einer dialektischen Theorie
der modernen Arbeitsorgani sa tion." Die
Dissertation wurde mit einem Universitätspreis ausgezeichnet.
Robert Kreitz hat seit 1. Oktober 2009
die Professur für Erziehungswissenschaft
an der Philosophischen Fakultät inne. Er
wurde am 25. Oktober 1962 in Göttingen
geboren. Von 1981 bis 1990 studierte er
Soziologie, Poli tik wi
ssenschaft, Philoso phie und Pädagogik an der Philipps-Universität Marburg. Anschließend war er von
1990 bis 1993 als Mitarbeiter in verschie-
denen Projekten an der Universität Kassel
tätig. 1999 promovierte er mit einer biographieanalytischen Studie über die
Heraus bil dungfachlicher Identität im
Studium der Biologie an der Otto-vonGuericke-Universität Magdeburg. An der
Georg-August-Universität Göttingen war er
von 1999 bis 2005 als Wissenschaftlicher
Assistent tätig. An dieser Universität entwickelte er eine analytische Theorie pädagogischen Handelns, mit der er 2007 habilitiert wurde. An schlie ßend übernahm er
mehrere Vertretungsprofessuren, unter
anderem an der Universität Erfurt und an
der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seit
April 2009 bis zu seiner Berufung hat er
bereits die von ihm übernommene Professur in Chemnitz vertreten.
Marcus Dittrich hat seit 1. Oktober
2009 die Juniorprofessur für Europäische
Wirtschaft an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften inne. Er wurde am 4. Mai
1976 in Karl-Marx-Stadt geboren. Von
1994 bis 1995 studierte er zunächst Rechtswissenschaft an der TU Dresden. Von 1995
bis 2001 widmete er sich dem Studium
der Volkswirtschaftslehre an der TU Chemnitz und der Universitat Autònoma de
Barcelona. An der TU Dresden war er von
2002 bis 2008 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Im Jahr 2008 promovierte
er mit dem Thema "Verhandlungen in
Arbeitsmärkten" an dieser Universität.
Von Januar 2009 bis zu seiner Berufung
an die TU Chemnitz leitete er die Juniorprofessur für Makroökonomie an der European Business School, Oestrich-Winkel.
Miloš Reznik wurde zum 1. September
2009 auf die Professur Europäische Regionalgeschichte an der Philosophischen
Fakultät berufen. Er wurde am 28. Oktober
1970 in Rychnov nad Kneznou, Tschechien,
geboren. An der Karls-Universität Prag
studierte er von 1989 bis 1994 Geschichte.
Von 1994 bis 1999 absolvierte er ein postgraduales Studium, welches er mit seiner Dissertation zum Thema "Patriotis mu
s
und Identitäten im Königlichen Preußen
in der Zeit der Teilungen Polens" abschloss. In den Jahren 1995 und 1996 war
er im Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten der Tschechischen Republik
tätig. Von 1998 bis 2001 arbeitete er an
der Karls-Universität Prag sowie an der
TU Liberec und von 2001 bis 2002 am
Geis es
t wissen schaft lichen Zentrum Ge schichte und Kultur Ostmitteleuropas Leipzig als Wissenschaftlicher Mitarbeiter. Im
Dezember 2002 übernahm er an der TU
Chemnitz die Juniorprofessur für Europäische Regionalgeschichte mit besonderer Berücksichtigung des sächsisch-böhmischen Grenzraums. 2007 wurde Reznik
an der Palacký-Universität Ölmütz mit
dem Thema "Politische Nationalaufstände,
Elitenwandel und kollektive Identität" habilitiert.
Professoren im Ruhestand
Fakultät für Naturwissenschaften
Prof. Dr. Dieter Gerlich, Professor für
Gasentladungs- und Ionenphysik
Fakultät für Maschinenbau
Prof. Dr. Lothar W. Meyer, Professor für
Werkstofftechnik
Wir trauern um
Prof. Dr. Siegfried Wagner, Fakultät für
Elektrotechnik und Informationstechnik;
Prof. Wagner amtierte von Mai bis Juli 1991
als Rektor
Text: HR, Fotos: Katharina Thehos, Mario Steinebach, Christine Kornack, privat
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BÜCHER
Lachen ist das beste Rezept - auch gegen Montagslaunen
Genau hingehört und gut kombiniert: Freizeitautor und TU-Absolvent Jan Lipowski sorgt mit seinen neuesten
Kurzgeschichten für viel Freude
Jan Lipowski schenkt
seinen Lesern mit
"Montagslaune"
mehr als nur ein
Lächeln - übrigens
auch an anderen
Wochentagen.
Fotos: privat
ANZ E IG E
(MSt) So steht es am Ende der "Montagslaune. Geschichten für anhaltend
gute Laune": 146 Seiten mit 4.000 Zeilen,
26.050 Wörter und 174.900 Zeichen, das
entspricht einem "Buchstabenwurm" von
ca. 300 Meter Länge. Soweit die trockenen Fakten des neuesten Buches von Jan
Lipowski. Das ist aber auch alles, was
daran trocken ist. In seinen äußerst amüsanten Texten und unterhaltsamen Episoden beschreibt der Chemnitzer TU-Absolvent, was er zwischen dem Ende seines
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TU-Spektrum 3/2009
Studiums und heute so alles erlebt, gehört
und gesehen hat. Mal ist es ein wildes
Auslandssemester, mal sind es die Erfahrungen mit der 1. Klasse bei der Bahnfahrt,
mal ist es der nervende Wecker seiner
Nachbarin, mal die magische Anziehungskraft zwischen Joggern und Hunden.
Aufmerksam und vermutlich immer
mit Stift, Notizblock und Diktiergerät bewaffnet, saugt der Autor Begegnungen
und Dialoge auf und verarbeitet sie in
Kurzgeschichten und Prosaschnipsel. Für
Lipowski sind es "pointierte Skizzen des
täglichen Wahnsinns". Manche Geschichten reifen über Jahre, etwa die von den
Heckscheibenaufklebern - einfach erstaunlich, welche abgefahrenen Parolen über
unsere Straßen rollen. Manche provoziert
er nahezu - etwa beim Vorspiel zum
Trinkgeldgeben. Als Controller bei enviaM
ist es der Autor gewohnt, mit Zahlen
umzugehen - und er zeigt es auch in seinen Kurzgeschichten. Die Prozentrechnung
beim Weinhändler, die innere Logik von
Fußballwetten sowie Lipowskis Top 3 der
Statistik-Zitate rufen sicher nicht nur bei
Betriebswirten und Mathematikern
Schmunzeln hervor.
In seinem dritten Buch "Montagslaune. Geschichten für anhaltend gute
Laune" (ISBN 978-3-934235-93-9) vereint
der Diplom-Wirtschaftsingenieur und
Ingenieur für Elektrotechnik auch seine
drei Siegertexte vom Chemnitzer PoetrySlam 2005. Eingebettet sind sie - ganz
logisch - in Prolog, Monolog, Dialog und
Epilog. Und als Zugabe gibt es sogar noch
ein aufschlussreiches Gedicht über eine
störende Grille obendrauf.
Aufmerksamen Lesern wird sicher
nicht entgehen, dass Lipowski seine
Familie über alles liebt, gern mal einer
Flasche Rotwein auf den Grund geht und
seine Leidenschaft, die Fotografie, nicht
aufgibt. Hinweise auf seine private Website  www.fotoblick.de, wo Lipowski in
thematischen Galerien zahlreiche Fotografien aus Natur und Kultur veröffentlicht,
fehlen deshalb auch in diesem Buch nicht.
Kontakt: Jan Lipowski,
E-Mail jan.lipowski@fotoblick.de
BÜCHER
Wie Surfen zu Arbeit wird
Chemnitzer Soziologen zeigen, wie die Arbeitskraft von Internetsurfern von Unternehmen genutzt
wird und so ökonomische Bedeutung erlangt
(KT) Bei einem Online-Warenhaus ein
Buch rezensieren, im Webportal einer Zeitung eigene Fotos hochladen oder bei
einem Design-Wettbewerb kreative Ideen
produzieren - wer heutzutage im Internet
surft, wird immer häufiger zum Mitmachen
aufgefordert. "In der Summe vollbringen
die arbeitenden User, oft ohne es zu wissen, wertschöpfende Tätigkeiten von hoher
ökonomischer Bedeutung", sagt Prof. Dr.
G. Günter Voß, Inhaber der Professur
Industrie- und Techniksoziologie an der
TU Chemnitz, und ergänzt: "Dieses Phänomen wird als Crowdsourcing bezeichnet
und ist in seiner Dynamik und Bedeutung
gegenwärtig noch nicht abschätzbar."
Einen Überblick über verschiedene Arten
des Crowdsourcing sowie die Entstehung,
Eigenschaften und Wirkung bietet das neu
erschienene Buch "Wie Surfen zu Arbeit
wird: Crowdsourcing im Web 2.0" von
Christian Papsdorf, Wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Chemnitzer Institut für
Soziologie.
Im November 2009 startete an der
Pro fessur Industrie- und Techniksoziologie
zudem ein Forschungsprojekt, das von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft für
zwei Jahre gefördert wird. Die Soziologen
erforschen empirisch, wie, warum und mit
welchen Auswirkungen Betriebe die Arbeitskraft von Konsumenten zunehmend
systematisch einbinden. Dazu führen sie
Fallstudien in Betrieben durch. Ein Fokus
liegt auf neuen Formen des Zugriffs auf
Arbeitsleistungen von Konsumenten im
Internet. "Wir analysieren betriebliche
Strategien der produktiven Nutzung und
wirtschaftlichen Verwertung privater Arbeit
und deren Folgen für die Unternehmen",
erklärt Voß und ergänzt: "Außerdem erfassen wir die Motivation, Praktiken und persönlichen Folgen, die das Crowdsourcing
auf die privaten Konsumenten hat."
Bibliographische Angaben: Papsdorf,
Christian: Wie Surfen zu Arbeit wird:
Crowdsourcing im Web 2.0, Frankfurt am
Main/New York 2009. 201 Seiten, Campus
Verlag, ISBN 978-3-5933-9040-6, Preis:
24,90 Euro
Cover:
Campus Verlag
Kontakt:
Prof. Dr. G. Günter Voß, Telefon 0371 531-34388,
E-Mail guenter.voss@soziologie.tu-chemnitz.de,
sowie Christian Papsdorf, Telefon 0371 531-38163,
E-Mail christian.papsdorf@soziologie.tu-chemnitz.de
Iberische Europa-Konzepte
Studierende veröffentlichen in der Buchreihe "Chemnitzer Europastudien"
(MG) Als Dr. Teresa Pinheiro, Inhaberin der Juniorprofessur Kultureller und Sozialer Wandel, im Sommersemester 2008
eine Veranstaltung mit dem Titel "Iberische Europa-Konzepte" anbot, war es ein
ganz normales Seminar. Nur ein Jahr später haben ihre Studierenden unter ihrer
Herausgeberschaft ein Buch mit gleichnamigem Titel veröffentlicht. Zunächst
sollten die herausgearbeiteten Informationen nur im Internet veröffentlicht werden.
Doch Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll vom Institut für Europäische Geschichte wurde auf
das Projekt aufmerksam und regte eine
eigene Veröffentlichung in der Buchreihe
"Chemnitzer Europastudien" an. Hiervon
existieren bereits neun Bände zu verschiedenen Themen.
Die Studierenden entschieden sich für
das außergewöhnliche Projekt und stürzten sich mit einer Menge an Arbeitseifer
und Elan in die neue Aufgabe. Dr. Pinheiro
lobt ihre Studierenden nicht nur als äu ßerst zuverlässig, sondern auch als engagiert und motiviert. Sie sei selbst erstaunt
gewesen, was die Studierenden zu leisten
im Stande gewesen seien. Sogar eine
Studentin aus dem zweiten Semester
konnte dem Seminar folgen und einen
wertvollen Beitrag zum Werk liefern.
Inwieweit fühlen und fühlten sich
Spanien und Portugal als europäische
Länder? Um dies zu beantworten, wurden
drei verschiedene Zeiträume beobachtet,
zum einen die Zeit des Nationalismus und
der späteren kolonialen Probleme im 19.
Jahrhundert, als zweites die Zeit der autoritären Regimes und zuletzt die Zeit der
Demokratisierung der Länder. Welche unter schiedlichen Europakonzepte wurden
von spanischen und portugiesischen Intellektuellen zu diesen Zeiten entworfen?
Welches Verständnis hatten sie von Europa? Fühlten sie sich europäisch? Diese
und weitere Fragen behandelt das Buch
und versucht sie zu beantworten.
Jeder einzelne Studierende aus dem
Seminar hat einen eigenen Beitrag in dem
Buch "Iberische Europa-Konzepte" geschrieben. Es handelt sich hierbei also nicht um
eine Auswahl von Artikeln, sondern jeder,
der sich für das Seminarthema interessiert
hatte, konnte diese Erfahrung nutzen. Dabei lernten die Studierenden nicht nur
eine Menge über das Schreiben von wissenschaftlichen Texten, sondern sie konnten auch hautnah erleben, was es bedeutet, ein Buch zu veröffentlichen. So mussten alle Texte jeweils mehrfach von den
anderen Studierenden Korrektur gelesen
werden. Pinheiro schätzt ein, dass die Ergebnisse dieses Seminars im Niveau deutlich über denen eines anderen Seminars
liegen, denn die Studierenden wurden
durch die besondere Einbindung in ein
Projekt dazu herausgefordert, ihre besten
Leistungen zu zeigen. Eine "normale" Hausarbeit lande meistens in der Büroablage,
doch hierbei hätten die Studierenden die
Mög lichkeit gehabt, ihre Arbei ten zu nutzen und der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Bibliographische Angaben: Pinheiro,
Teresa (Hrsg.): Iberische Europa-Konzepte,
Nation und Europa in Spanien und Portugal seit dem 19. Jahrhundert, in: Chemnitzer Europastudien, Band 10, Berlin 2009,
182 Seiten, Duncker & Humblot, ISBN 9783-428-13110-5, Preis: 74 Euro
Kontakt:
Jun.-Prof. Dr. Teresa Pinheiro, Telefon 0371 53135014, E-Mail teresa.pinheiro@phil.tu-chemnitz.de
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Cover:
Duncker & Humblot
EVENTS
Eventforschung - Stand und Perspektiven
Erste wissenschaftliche Konferenz zum Thema Eventforschung zog internationale Referenten und Teilnehmer an
Fast 200 Teilnehmer zählte die erste
wissenschaftliche Konferenz zum Thema
"Eventforschung – Stand und Perspektiven", die von Prof. Dr. Cornelia Zanger und
ihren Mitarbeitern von der Professur Marketing und Handelsbetriebslehre am 30.
Oktober 2009 in Chemnitz organisiert
wurde. 15 Jahre Eventforschung an der TU
waren Anlass, in diesem Jahr erstmals
Eventforscher aus ganz Deutschland, aber
auch aus Finnland, Italien, Österreich und
der Schweiz nach Chemnitz einzuladen.
Ziel der Konferenz war es, aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema Event vorzustellen und eine Diskussion zu den zukünftigen Entwicklungslinien der Eventforschung im nationalen und internationalen
Kontext zu führen. Aber es ging auch
darum, Eventforscher zusammenzubringen
und einen regen wissenschaftlichen Diskurs über Fächergrenzen hinweg zu initiieren sowie mit den Vertretern von Unternehmen und Eventagenturen den Gedan kenaustausch zwischen Theorie und Praxis
zu befördern.
Das Konferenzprogramm beleuchtete
Events aus Sicht des Marketings, der Kommunikationstheorie, der Sport- und Theaterwissenschaften, der Soziologie sowie
der Neuropsychologie. So gab Prof. Zanger
in ihrem einleitenden Vortrag einen Überblick zum bisherigen Stand der Eventforschung und stellte unter anderem das
Eventcontrolling, die Eventisierung von
Marken in Brandlands, die Eventcommunities und die Stellung des Eventteilneh-
Bei der Podiumsdiskussion Prof. Dr.
Norbert Menke von
der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH, Detlef
Wintzen von der
Agentur insglück
Berlin, Michael
Hosang von IST-Studieninstitut, Dr. Jan
Drengner und Prof.
Dr. Cornelia Zanger
von der TU Chemnitz
(von links).
Foto: Thomas Leuoth
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TU-Spektrum 3/2009
mers im Wertschöpfungsprozess von
Events in den Fokus aktueller Forschung.
Der CEO der Firma Pleon Germany, Frank
Behrendt, begeisterte die Konferenzteilnehmer mit einem Vortrag zu den Auswirkungen aktueller Prozesse des Wertewandels und des Mediennutzungsverhaltens
auf die Gestaltung und den Einsatz von
Events. Der Sponsoringforscher Prof. Dr.
Arnold Hermanns von der Bundeswehruniversität in München stellte Events und
Sponsoring gegenüber und zeigte die
Vorteile des vernetzten Einsatzes in der
Markenkommunikation. Neue Perspektiven
der Eventforschung präsentierten die Vertreter der Universität Karlsruhe mit ihrer
soziologischen Untersuchung zur Eventisierung des Glaubens am Beispiel des
Weltjugendtages ebenso wie die Vertreterin der Agentur Kogag, Heike Worgulla,
die Empfehlungen zur Gestaltung von
Events aus Sicht der neurowissenschaftlichen Forschung gab.
Weitere Vorträge beschäftigten sich
vor allem mit der Wirkung von Events.
Prof. Dr. Gerd Nufer von der ESB Reutlingen analysierte den Prozess des Imagetransfers. Prof. Helmut Schwägermann
von der FH Osnabrück forderte, die Be trachtung des Modells des Return on
Investments (ROI) in den Mittelpunkt von
Ver anstal tungen mit Bildungsauftrag zu
stellen und Dr. Torsten Schlesinger von
der Universität Bern stellte aktuelle Forschungsergebnisse zu kollektiven Emotionswirkungen von Sportevents vor.
Events als Feste zu feiern und vom
Eventveranstalter zum Gastgeber zu werden, forderte Prof. Ulrich Wünsch von der
Internationalen FH Bad Honnef in seiner
soziologischen Betrachtung der Eventkommunikation.
Aktuelle Forschungsergebnisse aus
Chemnitz wurden durch Dr. Jan Drengner
zur Wirkung von Ambushmarketing und
zur Rolle des Eventbesuchers als Co-Creator von Value zur Diskussion gestellt. Den
Abschluss der Konferenz bildete eine Podiumsdiskussion, in der Prof. Dr. Norbert
Menke, Geschäftsführer der Würzburger
Versorgungs- und Verkehrsbetriebe, der
Geschäftsführer der Agentur insglück aus
Berlin, Detlef Wintzen, und der Geschäftsführer des IST-Institutes aus Düsseldorf,
Michael Hosang, Anforderungen aus
Praxis und Ausbildung mit den Eventforschern diskutierten. Alle Beiträge werden
im Konferenzband veröffentlicht.
Prof. Dr. Cornelia Zanger
Kontakt:
Prof. Dr. Cornelia Zanger, Telefon 0371 531-26130,
E-Mail cornelia.zanger@wirtschaft.tu-chemnitz.de
EVENTS
Der Westen und der Osten: statt Mauern - Konflikte?
Das IX. Chemnitzer Ostforum beleuchtete Kooperationen zwischen Unternehmen
Bereits zum neunten Mal seit 1993 veranstaltete die Professur für Organisation
und Arbeitswissenschaft der Fakultät für
Wirtschaftswissenschaften unter Leitung
von Prof. Dr. Rainhart Lang das Chemnitzer
Ostforum. Die traditionsreiche internationale Tagung beschäftigte sich in diesem
Jahr mit den Problemen, Konflikten und
Widersprüchen in Management und
Managementkooperation in den mittelund osteuropäischen Organisationen. Am
diesjährigen Chemnitzer Ostforum nahmen
47 Wissenschaftler aus insgesamt 16 Ländern teil, vor allem Nachwuchswissenschaftler aus Ost- und Westeuropa, die an
Themen der Management- und Transformations for schung arbeiten.
An drei Tagen haben die Teilnehmer
in 33 Vorträgen ihre aktuellen Forschungsergebnisse dem kritischen Publikum vorgestellt. Diese zeigen, dass die Kooperation zwischen den ost- und westeuropäischen Unternehmen nach wie vor ein
konfliktbeladenes Thema ist. Zur Frage,
wie eine erfolgreiche interkulturelle
Kooperation möglich ist, boten die Referenten keine Rezepte, aber anregende
Em pfeh lungen.Nicht übertragen, sondern
miteinander lernen ist das Erfolgsprinzip.
Statt der "Transferlogik" nach dem Vorbild
einer Einbahnstraße ist es vielmehr angebracht, eine "beidseitig befahrene Straße
in der Tempo-30-Zone" einzurichten, welche alle Beteiligten dazu auffordert, auf
die jeweiligen lokalen kulturellen Besonderheiten achtend zu lernen und zu handeln. Eine einseitige Anwendung von
westeuropäisch geprägten Managementmodellen ist dabei keine angemessene
Lösung, vor allem dann nicht, wenn die
osteuropäischen Unternehmen mit den
westeuropäischen Firmen konkurrieren,
zum Beispiel um hochkompetente Fachkräfte. Es erstaunt wenig, wenn den pauschalen, meist westlich geprägten Maßnahmen für Fachkräftegewinnung, wie
Talent-Management, in osteuropäischen
Unternehmen wenig Erfolg beschieden ist,
solange die lokalen Bedingungen unberücksichtigt bleiben.
Die Erforschung der Konflikte im Management erweist sich jedoch als herausfordernd. Die konfliktbehafteten Managementaspekte lassen sich schwer erfassen.
Es liegt vor allem daran, dass die Befragten den erlebten negativen Ereignissen in
Unternehmen ständig neue Bedeutungen
zuweisen, sodass eine vergangenheitsbezogene Forschung unzuverlässig erscheint.
Umso erfreulicher ist, dass sich im
Rahmen des Forums allen Hemmnissen
zum Trotz vielfältige Forschungskooperationen entwickelt haben. So kooperieren
zum Beispiel im Rahmen des von der TU
Chemnitz koordinierten GLOBE-Projektes
zu Führungserwartungen von Studierenden der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, also künftigen Managern, For-
scher aus Rumänien, Slowenien, der
Tschechischen Republik, der Slowakei und
Deutschland. Andere Kollegen aus Russland und Polen haben bereits ihr Interesse
an einer Mitwirkung bekundet. Die besten
Beiträge des Forums können demnächst in
einem Special Issue des Journal for East
European Management Studies (JEEMS)
nachgelesen werden.
Dr. Irma Rybnikova und Prof. Dr. Rainhart Lang
Kontakt:
Dr. Irma Rybnikova, Telefon 0371 531-37598,
E-Mail irma.rybnikova@wirtschaft.tu-chemnitz.de,
Prof. Dr. Rainhart Lang, Telefon 0371 531-34152,
E-Mail r.lang@wirtschaft.tu-chemnitz.de
TU-Spektrum 3/2009
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Prof. Dr. Victoria
Gilikova (Mitte) von
der Wirtschaftsuniversität Moskau,
bereitet mit Prof. Dr.
Rainhart Lang und
Sarah Langer, beide
von der TU Chemnitz,
eine Präsentation vor.
Foto: Irma Rybnikova
EVENTS
Mehr Kompetenz bei der Studienentscheidung
Vom gedruckten Flyer mit Erdbeerduft bis zu Supercomputern: Zweite Technikschnupperwoche war ein voller Erfolg
Beispielsweise erhielten die Schülerinnen am Rasterelektronenmikroskop der Professur
Verbundwerkstoffe
und in den Labors
des Instituts für Chemie spannende Einblicke in die Forschung.
Fotos: Heinz Patzig
In der zweiten Herbstferienwoche fand
an der TU Chemnitz nicht nur die Herbstuniversität sondern auch die Technikschnupperwoche für Schülerinnen statt.
Vom 19. bis zum 22. Oktober 2009 nutzten
neun Gymnasiastinnen der Klassen 10 bis
13 die Möglichkeit, an der Uni viele Eindrücke zu sammeln, um mehr Sicherheit
bei der Berufs- und Studienentscheidung
zu bekommen. Verpackt in Experimenten,
Führungen, Workshops und einer Exkursion bot die Woche spannende Informationen. "Eine reguläre Vorlesung war
ebenfalls im Programm", berichtet Steffi
Osterburg von der Projektstelle "Frauen in
Technik studiengängen". Die zusätzlichen,
von Studierenden organisierten Veranstaltungen - wie eine Cam pus üh
f rung,
eine Informationsrunde zu Finan izerungs möglichkeiten des Studiums sowie der
Workshop zum Thema "Karriereträume" rundeten das Programm ab. Osterburgs
Fazit: "Die Schülerinnen haben einen
guten Einblick in die TU Chemnitz bekommen. Sie haben den Campus kennengelernt sowie mit zahlreichen Uni-Angehörigen und Studierenden das Gespräch
gesucht."
Zusammen mit Studierenden der
Technik- und Naturwissenschaften be-
suchten die Schülerinnen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihren Fakultäten
und erfuhren zum Beispiel beim Besuch
der Werkstoffwissenschaften oder bei
einem Professorinnen-Interview, wie der
Arbeitsalltag von Wissenschaftlerinnen
aussieht und wie Forschungsprojekte
ablaufen. "Es ist toll, hautnah etwas vom
Studienalltag der Studentinnen und Studenten mitzubekommen", schwärmte eine
Teilnehmerin. Besonders begeistert waren
die Teenies vom Besuch beim Chemnitzer
Unternehmen MEGWARE, das Supercomputer herstellt, sowie der Printmedientechnik an der TU, bei der sie einen
selbstgedruckten Flyer, der einen himmlischen Erdbeerduft verströmte, als Andenken mit nach Hause nehmen durften.
Am Ende der Woche waren sich alle einig:
Es hat sich gelohnt, dabei gewesen zu
sein.
Einen anschaulichen Erlebnisbericht
von der Technikschnupperwoche sowie
weitere Informationen gibt es auch im
neuen Internetportal "Frauen in
Technikstudiengängen":
 www.tu-chemnitz.de/verwaltung/frauen
Steffi Osterburg
Kontakt:
Steffi Osterburg, Projektstelle "Frauen in Technikstudiengängen", Telefon 0371 531-37485,
E-Mail steffi.osterburg@verwaltung.tu-chemnitz.de
40
TU-Spektrum 3/2009
EVENTS
Mit Benjamin Blümchen Politik verstehen
Prof. Dr. Gerd Strohmeier erläuterte in der Kinder-Uni Chemnitz sehr anschaulich, was Politik ist Kinder stellten viele Fragen und suchten nach einem Ort, wo es keine Politiker gibt
(MSt) "Törööö" tönte es nicht nur einmal im Hörsaal, als Ben jamin Blümchen
über die Leinwand lief. Gerade der Held
unzähliger Hörspiele und Gute-NachtGeschichten musste zur Kinder-Uni herhalten, um zu erklären, was Politik ist. Der
Grund: Für den Chemnitzer Politikwissenschaftler Prof. Dr. Gerd Strohmeier steht
fest, dass im Kindesalter kaum andere
Figuren so starke politische Bezüge herstellen können wie Benjamin Blümchen,
die Reporterin Karla Kolumna und der
Bürgermeister des Ortes Neustadt. Und
Strohmeier trat den Beweis an, dass der
große sprechende Elefant und seine
Freunde nicht nur lustig sind, sondern
auch ein politisches Weltbild vermitteln.
Zuerst schauten sich die etwa 300
Gäste der Kinder-Uni den Zeichentrickfilm
"Benjamin Blümchen als Förster" an. Zur
Handlung: Bei einem Besuch im Forsthaus
erfahren Benjamin und sein Freund Otto,
dass der Bürgermeister eine Straße mitten
durch den Wald bauen will. Förster Waldmann kann nichts dagegen unternehmen,
weil er krank ist. Benjamin wird deshalb
sein Vertreter und hat gleich viel zu tun: Er
muss ein verirrtes Rehkitz suchen, einen
Wilddieb fangen und vor allem erreichen,
dass die Straße um den Wald herum gebaut wird. Aber der Bürgermeister bleibt
stur. Er hat nämlich ein Ferienhaus am
Waldrand, wo er keinen Autolärm haben
möchte. Doch Förster Benjamin erreicht
mit Hilfe der Waldtiere, dass alles ein gu -
tes Ende nimmt und der Bürgermeister seine eigennützige Entscheidung zurücknimmt und sich prompt als "umweltbewusstes Sta dt oberhaupt" be zeichnet. Und
Benjamin wird sogar mit dem Goldenen
Eichen blattorden geehrt.
Und genau an dieser Handlung kann
man zeigen, was Politik ist und was sie
nicht ist. "Politik ist etwas, das alle oder
viel betrifft. Sie ist etwas, wo es viele
Wünsche gibt. Und Politik ist auch etwas,
worüber gestritten und worüber entschieden wird", erläuterte Strohmeier den Kindern. Dass der Zeichentrickfilm und seine
Figuren auch an Grenzen stoßen, verdeutlichte der Politikwissenschaftler an einigen
Beispielen. So könne im realen Leben ein
Bürgermeister den Bau einer Straße nie
allein entscheiden, dazu bedarf es einer
Mehrheit im Stadtrat, in dem viele Politiker
sitzen. Auch träfe das "gezeichnete" Bild
des Bürgermeisters von Neustadt ganz
bestimmt nur auf ganz wenige Bürgermeister zu - denn wer trinkt schon so oft
Bier, ist ungebildet und faul wie das
Neustädter Stadtoberhaupt?
Im anschließenden Dialog mit den
Juniorstudierenden spürte Strohmeier, wie
politisch interesssiert die Sieben- bis Zwölfjährigen sind. Sie stellten jede Menge
Fragen, zum Beispiel: Warum kümmern
sich Politiker so wenig um Kinder? Was ist,
wenn Diskussionen in der Politik ausarten? Warum gibt es so wenige Frauen in
der Politik? Warum dürfen Besucher im
Bundestag nicht klatschen, obwohl Politiker ständig dazwischen rufen dürfen?
Warum sind Politiker so wichtig, sie sind
doch Menschen wie wir alle? Wer kann
Politiker werden und wie alt muss man
dafür sein? Warum fliegen Politiker so oft
in andere Länder? Auf all diese Fragen
hatte Strohmeier schnell eine Antwort
parat, nur bei einer kam er ins Stocken:
Gibt es einen Ort, wo es keine Politiker
gibt? Ein Kind half ihm und rief "Im
Weltall!" in den Saal und hatte damit die
Lacher auf seiner Seite.
Übrigens: Am 30. Januar 2010 können
die Juniorstudierenden einen spannenden
Familientag in der Kinder-Uni erleben.
Hier gibt es viele interessante Sachen zum
Thema Reisen. Zudem kann man international essen und entdecken, wie in anderen Ländern gespielt wird.
 www.tu-chemnitz.de/kinderuni
TU-Spektrum 3/2009
41
Bild links: Juniorhelferin Lillith begrüßt
an der Anmeldung
die Gäste der KinderUni und gibt den jungen Besuchern einen
Juniorstuden tenaus weis.
Bilder rechts: Politikwissenschaftler Prof.
Dr. Gerd Strohmeier
schaute mit den Kindern und deren Eltern
einen Zeichentrickfilm
mit Benjamin Blümchen und seinen
Freunden an und
erläuterte danach,
was Politik ist und
beantwortete viele
Fragen.
Fotos:
Mario Steinebach
EVENTS
Erfolgreicher "SchrITt in die Zukunft"
Die Jury hat entschieden: Chemnitzer IT-Bündnis ist am 22. Februar 2010 "Ausgewählter Ort der Ideen"
Die Informatiker
öffneten auch in
der Vergangenheit
regelmäßig ihre
Türen - wie hier
beim Girls’Day.
Foto: Heiko Kießling
(MSt) Das Chemnitzer "IT-Bündnis
für Fachkräfte" hat sich als einer der 365
"Ausgewählten Orte der Ideen" für das
Jahr 2010 in der Kategorie "Bildung und
Jugend" erfolgreich positioniert. Das teilte die Jury der bundesweiten Initiative
"Deutschland - Land der Ideen" am 19.
November 2009 mit. "Wir freuen uns sehr,
dass unser Programm, gemeinsam mit
Unternehmen der IT-Branche mehr junge
Leute für die Informatik und IT-Berufe zu
begeistern, deutschlandweit anerkannt
wird", erklärte Prof. Dr. Wolfram Hardt, Inhaber der Professur für Technische Informatik und Dekan der Fakultät für Informatik der TU Chemnitz.
Das IT-Bündnis wird seine künftigen
Projekte und Ziele am 22. Februar 2010 in
Chemnitz als "Ausgewählter Ort der Ideen"
bundesweit präsentieren. Das Motto des
Tages lautet "SchrITt in die Zukunft". Dazu
veranstaltet das IT-Netzwerk gemeinsam
mit der TU Chemnitz einen "Tag der offenen Tür", der Schüler, Eltern, Lehrer und
Studierende noch tiefer in die Geheim nisse der Informatik einweihen und zugleich ihre immer enger werdende Verknüpfung mit der Industrie der Zukunft
erlebbar machen soll. So sind unter anderem Schülervorlesungen, Informatik-AGs
sowie eine Firmenkontaktbörse geplant.
"Es entspricht unserem einzigartigen
Netzwerk-Gedanken, die Informatik bereits
in alle Lebensphasen einzubauen", betonte Ulrich Geissler, Geschäftsführer der
Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und
Entwicklungsgesellschaft mbH (CWE).
Bereits im Kindergartenalter kann das
Informatik-Interesse unter anderem im
Rahmen einer Kinder-Uni geweckt werden
und in Schulpatenschaften, InformatikAGs und Schülervorlesungen weiter gefördert werden. Fachvorträge aus der
Wirtschaft sowie kooperativ betreute
Seminar-, Bachelor- und Masterarbeiten
und Promotionen sind fester Bestandteil
des Bündnisalltags. Hochschulabsolventen
werden mit Trainee- und Mentoring-Projekten begleitet. Mitarbeiterentwicklungsprogramme und Weiterbildungsmaßnahmen garantieren lebenslanges Lernen.
"Fachkräftemangel in der IT-Industrie ist
ein vieldiskutiertes Thema. Wir haben
gemeinsam mit der Universität und der
Wirtschaft die Initiative ergriffen und ein
funktionierendes, wachsendes Netzwerk
zur praxisorientierten Förderung aufgebaut", so Geissler weiter.
Das Chemnitzer "IT-Bündnis für Fachkräfte" wurde im September 2007 gegründet. Ziel war und ist, junge Menschen für
einen Job in der Informationstechnik-Branche zu begeistern. Zugleich soll auch der
Bekanntheitsgrad des Studien- und ITIndustriestandortes Chemnitz über die
Grenzen der Region hinaus verstärkt werden. Dazu organisiert das Netzwerk mit
der Fakultät für Informatik der TU Chemnitz regelmäßig Vorlesungsreihen sowie
Workshops zum Thema "Industrielle IT-
Anwendung der Informatik". Die Ring vorlesungen des Wintersemesters 2009/
2010 finden jeweils donnerstags zu Themen wie "Auswertung von Versuchsdaten
in der Kfz-Entwicklung" oder "Industrielle
Softwareproduktion - Vision oder Utopie?"
statt.
Das Bündnis wird durch die CWE,
die TU Chemnitz, die Stiftung IBS sowie
durch IT-Firmen getragen. Dazu gehören
APRESYS Informations-Systeme GmbH,
envia TEL GmbH, msg Systems AG, IBM
Deutschland, KOMSA Kommunikation
Sachsen AG, arc Solutions GmbH, w3work
Gesellschaft für Kommunikation und
Medien, AMS GmbH, MEGWARE Computer
GmbH, SIGMA Gesellschaft für Systementwicklung und Datenverarbeitung mbH,
Tele-Kabel-Ingenieurgesellschaft mbH,
IAV GmbH sowie GK Software AG.
 www.tu-chemnitz.de/informatik/it-buendnis
365 Orte im Land der Ideen
Die Standortinitiative "Deutschland Land der Ideen" und die Deutsche Bank
suchen die 365 besten Ideen aus
Deutschland. Ausgezeichnet werden
herausragende Beispiele für die Kreativität und das Engagement der Menschen im Land. Bis zum 3. Oktober
2009 konnten sich Unternehmen und
Forschungsinstitute, Kunst- und Kultureinrichtungen, Schulen, Universitäten,
soziale Einrichtungen und Initiativen
um den Titel "Ausgewählter Ort 2010"
bewerben. Eine unabhängige Jury
wählte aus allen Einsendungen 365
Preisträger in den Kategorien Wirtschaft, Umwelt und Energie, Wissenschaft und Technik, Bildung und
Jugend, Kunst und Kultur, Gesellschaft
und Soziales sowie Sport und Tourismus aus. Zum 20-jährigen Jubiläum
der Wiedervereinigung werden bis zu
zwölf Ideen, die für das Zusammenwachsen Deutschlands stehen, mit
einem Sonderpreis ausgezeichnet.
Schirmherr der Initiative ist Bundespräsident Horst Köhler, auf den die Formulierung "Land der Ideen" zurückgeht.
 www.land-der-ideen.de
EVENTS
Vom ältesten Foto bis zum dicksten Vorlesungsskript
TU Chemnitz feiert 2011 ihre 175-jährige Geschichte - 175 aktuelle und historische Superlative sowie
Erinnerungsstücke aus Studium, Lehre und Forschung gesucht
(KT) Wo liegt der kälteste Punkt der
Universität, was ist das beliebteste Essen
in der Mensa, welches Buch wird in der
Bibliothek am häufigsten ausgeliehen
und wann wurde die erste Professorin
an die Hochschule berufen? 175 Superlative und unbekannte Fakten über die
TU Chemnitz und ihre Vorgängereinrichtungen werden anlässlich der 175-JahrFeier der Hochschule den roten Faden
eines Jubiläumsbuches bilden. Alle Fakultäten und Ein richtungen, alle Mitarbeiter
und Studie ren densowie Absolventen,
Ehemalige und Freunde der Universität
können sich mit Vorschlägen an der
Faktensammlung beteiligen. Auch für
Hinweise auf Absolventen der TU und
ihrer Vorgängereinrichtungen, die nach
ihrem Abschluss einen außergewöhnlichen Weg gegangen sind, ist die UniPressestelle dankbar.
Gegenständliche Zeugnisse aus 175
Jahren Studium, Lehre und Forschung
sucht zudem das Universitätsarchiv für
eine Jubiläumsausstellung. Von Versuchsaufbauten und Erfindungen über Fahnen
und Wimpel bis hin zu Vorlesungsskripten
und Chroniken ist hier alles willkommen ebenso Nachlässe, Lehrutensilien, Uniformen, Möbel, Zeichnungen sowie Kunstwerke, die mit der Universität in Verbindung stehen, und natürlich Hinweise
auf noch erhaltene Erinnerungsstücke
innerhalb und außerhalb der Universität
sowie auf Themen, die in der Schau nicht
fehlen dürfen.
Besonders gesucht werden für Buch
und Ausstellung Fotografien, Film- und
Tondokumente, die Eindrücke der 175-jährigen Geschichte vermitteln. Was zeigt das
älteste Foto? Wer hat 1916 die ersten
Studentinnen fotografiert? Wie sah es in
Gesucht: Dokumente
aus der 175-jährigen
Geschichte - in der
zeitweise auch der
Bau von Segelflugzeugen zur Ausbildung gehörte, wie
dieses Foto zeigt.
Foto: Bildarchiv TU
Chemnitz
den Studentenwohnungen und bei der
Freizeitgestaltung des 19. und 20.
Jahrhunderts aus? Und wer kann als
Zeitzeuge erzählerische Einblicke in spannende Erlebnisse der Studien-, Lehr- und
For schungstätigkeit geben?
Kontakt:
Pressestelle,
Katharina Thehos,
Telefon 0371 531-32146,
E-Mail katharina.
thehos@verwaltung.
tu-chemnitz.de,
Universitätsarchiv,
Stephan Luther, Telefon 0371 531-32694,
E-Mail stephan.luther
@hrz.tu-chemnitz.de
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EVENTS
Im Rückblick: Highlights im November
"Lange Nacht der Bibliothek" feierte Premiere - "Sternstunden der Diplomatie" beim Dies academicus
(MSt) Um Mitternacht trifft man in der
Uni-Bibliothek eigentlich niemanden an.
Nicht so am 6. November 2009 zum Debüt
der "Langen Nacht der Bibliothek". Etwa
200 Gäste kamen zu den nächtlichen Lesungen mit Musik. So stellten sich die Psychologin Prof. Dr. Astrid Schütz, der Elektro-
techniker Prof. Dr. Wolfram Dötzel und die
Soziologin Prof. Dr. Christine Weiske als
Autoren und Bücherfans vor. Und die in
der Chemnitzer Literaturszene bekannten
Sprachdozenten Dr. Eske Bockelmann und
Dr. Burkhard Müller präsentierten ihre
Lieblingsbücher. Die Band "Solche" spannte zwischendurch gekonnt den Bo gen von
Rock zu Poesie. Die Gäste durften zudem
den wertvollen wissenschaftlichen Altbestand durchstöbern. Laut Aussage von Ina
Potts von der Universitäts bib oli thek soll
diese Nacht künftig zur Tradition werden.
Mehr Tradition hat bereits der Dies
academicus, der in diesem Jahr im Zeichen der Diplomatie stand. Nach der
Bild oben: Eine besondere Geschichtsstunde bot Prof. Dr.
Horst Teltschik zum
"Dies academicus".
Foto:
Christine Kornack
Bild unten: Auch
der Bücherstand war
zur "Langen Nacht
der Bibliothek" dicht
umlagert.
Foto:
Christian Schenk
14. Januar
Tag der offenen Tür
30. Januar
Familienbildungstag
22. Februar
"SchrITt in die Zukunft"
17. April
Feierliche Verabschiedung der Absolventen aj hrgänge Sommersemester 2009
und Wintersemester 2009/2010
22. April
Girls’Day
44
TU-Spektrum 3/2009
feierlichen Verabschiedung der Kuratoren
Dr. Gunnar Grosse und Prof. Dr. Günter
Pritschow folgte die Überreichung des
Edgar-Heinemann-Preises an Dr. Hana
Jirkova aus Tschechien. Höhepunkt war
der Festvortrag von Prof. Dr. Horst Teltschik,
der als außen- und sicherheitspolitischer
Berater von Helmut Kohl während der
deutschen Wiedervereinigung zu den einflussreichsten Strategen der deutschen
Politik gehörte. Als Leiter der Abteilung
für auswärtige und innerdeutsche Beziehungen im Bundeskanzleramt (1982 1990) bereitete er die entscheidenden Verhandlungen für die deutsche Wieder vereinigung vor. In seinen Ausführungen zum
Thema "Auf dem Weg zur deutschen Einheit: Widerstände, Risiken und Ge fahren
aus Sicht eines Beteiligten" zeigte er vor
etwa 300 Zuhörern sehr anschaulich, wie
sehr die deutsche Einheit an Personen der
Weltpolitik, an geschicktes Taktieren und
an glückliche Umstände gebunden war.
Viel Beifall erhielt auch der Bericht
der preisgekrönten studentischen National
Model United Nations (NMUN)-Delegation
über ihren Ausflug in die Welt der internationalen Politik. Übrigens: 2010 vertritt
das Chemnitzer NMUN-Team bei der UNSimulation in New York die Interessen von
Namibia.
26. Mai
Campusfest/Sportfest
18. - 21. Oktober
Herbstuniversität für Schülerinnen und
Schüler und Technikschnupperwoche für
Schülerinnen
5. Juni
Tag der offenen Tür
November
Dies academicus
19. Juni
Universitätsball
18. November
Vergabe des Technologietransfer-Preises
und 3. Technologie-Transfer-Symposium
11. September
5 vor 12 - Studienberatung für
Spätentschlossene
1. Dezember
Hoffest
11. Oktober
Feierliche Immatrikulation
Veranstaltungen der TU Chemnitz:
 www.tu-chemnitz.de/tu/termine
Studierenden-Wettbewerb 2010
Was uns im Inneren zusammenhält: Erinnern, feiern, gedenken.
Brauchen wir eine demokratische Festkultur?
„Wir sind ein Volk …“ – dieser Ruf begleitete den Prozess der friedlichen Wiedervereinigung des
deutschen Volkes. Seitdem hat sich vieles verändert, auch der Umgang mit Feier- und Gedenktagen.
Das Bundesministerium des Innern schreibt zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung
einen Wettbewerb für Studierende aller Fachrichtungen in den folgenden Kategorien aus:
Wissenschaftliche Arbeit, Essay/Reportage oder Fotografie
Es werden jeweils erste, zweite und dritte Preise in Höhe von 2.500 Euro,
1.500 Euro und 1.000 Euro vergeben. Bei Gruppenarbeiten wird der Preis geteilt.
Einsendeschluss für den Wettbewerb ist der 14. Juni 2010.
Detaillierte Teilnahmebedingungen unter:
www.bmi.bund.de
Bundesministerium des Innern, Referat Öffentlichkeitsarbeit, 11014 Berlin
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