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Ausgabe 3/2009 TU-SPEKTRUM DAS MAGAZIN DER TECHNISCHEN UNIVERSITÄT CHEMNITZ Titel HÜRDENLAUF ZW ISCHEN NOT EN UND MED A ILLENSPIEGEL Wie Leistungssportler Training, Wettkämpfe und Studium vereinbaren MEDIZINISCHE HILFSMITTEL – MADE IN GERMANY RhizoLoc® ManuLoc® GenuTrain® VenoTrain®sport inlage Sportfräseinlage Ski Alpin Bauerfeind-Produkte bei den Olympischen Winterspielen 2010. Bandagen, Orthesen, Einlagen und Kompressionsstrümpfe von Bauerfeind aus Zeulenroda/Thüringen genügen höchsten Ansprüchen. Deshalb kommen sie auch bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Kanada zum Einsatz. Als „Friend of the Games“ sind wir mit unseren Produkten erstmals für die Athleten aller teilnehmenden Nationen da! Worauf Spitzensportler vertrauen, muss im Alltag niemand verzichten: Fachhändler nden Sie unter www.bauerfeind.com. Bewegung erleben: www.bauerfeind.com ie ika sow t k a r P e Aktuell gebote unter iere an n m/karr o c . Stelle d n i uer fe www.ba INHALT IMPRESSUM CAMPUS Herausgeber: Der Rektor der Technischen Universität Chemnitz Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes 2 3 4 Redaktion dieser Ausgabe: Dipl.-Ing. Mario Steinebach (MSt), Chefredakteur Katharina Thehos (KT), Wissenschaftsredakteurin Christine Häckel-Riffler (HR), Redakteurin Michael Chlebusch (MCH), Student Stefanie Michel (SM), Studentin Mattea Grotzsch (MG), Studentin Anett Stromer (AS), Studentin Jaqueline Rettschlag (JR), Studentin 5 Satz dieser Ausgabe: Christine Häckel-Riffler & PrintDesign GmbH Chemnitz Sitz der Redaktion: Straße der Nationen 62, Raum 185 09111 Chemnitz Postanschrift der Redaktion: 09107 Chemnitz Telefon: 0371 531-31424, -31536 Telefax: 0371 531-10049 E-Mail pressestelle@tu-chemnitz.de 6 "Studieren in Chemnitz. Wissen, was gut ist." Stadt der Wissenschaft: Chemnitz ist im Finale Luftreiniger sollen Krankheitserreger im Hörsaal zerstören / Der Erfinder der Thermoskanne würde sich freuen Neue Wissenschaftsministerin besuchte die TU / TU Chemnitz gründete achte Fakultät Für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Chemnitz / Neue Brücken nach Tschechien FORSCHUNG 7 8 10 11 12 13 14 15 16 30 31 Geschichte der Wismut erstrahlt in neuem Licht Romantische Straße - made in Germany Leben und Wirken eines Enkels von August dem Starken Wie leben die jungen Erwachsenen in Deutschland? / Von der Pflanze zum Produkt 500 Familien: Migration in Europa / Wenig Energie für schwere Gewichte Hier sehen Produktentwickler künftig nicht alt aus Damit die Elektronik im Auto mit einer Sprache spricht Hightech in der Spieldose Keine Chance für Gammelfleisch Wasser marsch - ohne Frost und ohne Rost "Stechen" - künftig ganz ergonomisch www.tu-chemnitz.de/spektrum Erscheinungsweise: dreimal pro Jahr Auflage: 6.000 Exemplare, international ISSN 0946-1817 Die Redaktion behält sich das Recht vor, Beiträge zu kürzen und/oder sinnentsprechend wiederzugeben. Der Inhalt der Beiträge muss nicht mit der Auffassung des Herausgebers übereinstimmen. Für unverlangt eingehende Manuskripte übernimmt die Redaktion keine Verantwortung. Leserbriefe sind erwünscht. Für den Inhalt der Anzeigen zeichnen die Inserenten verantwortlich. Im TU-Spektrum gelten grammatisch maskuline Personenbezeichnungen gleichermaßen für Personen weiblichen und männlichen Geschlechts. Anzeigenverwaltung: PrintDesign GmbH Chemnitz Telefon: 0371 8151915 E-Mail: Vertrieb@printdesign-chemnitz.de Es gilt die Anzeigenpreisliste 2009. Druckvorbereitung: PrintDesign GmbH Chemnitz Druck: Druckerei Willy Gröer GmbH & Co. KG Redaktionsschluss: 23. November 2009 Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe: 8. März 2010 Titelfotos: Peter Daghofer, H. A. ROTH-FOTO, Peter Zschage, Lauf-KulTour, privat (3) TITEL 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 Hürdenlauf zwischen Noten- und Medaillenspiegel Anlaufstelle für studierende Leistungssportler / Für den Sport unterwegs in der Welt "Nicht zu kurz und nicht zu lang" / Bei Meisterschaften hat der Sport Vorrang Die Orientierung behalten - beim Laufen und im Studium Bereits sein halbes Leben lang dem Triathlon treu / Talent in die Wiege gelegt Mehr als über Stock und Stein / Fern jeglicher Waldwege 15 Meter mit dem Fahrrad durch die Luft Mit Rad und Tat durchs Studium Siegerehrung um elf Uhr abends / Zu viert durch Kurven und über Geraden Zwischen Hörsaal und Sporthalle, Lernstoff und Körben "Irgendwann muss man den Schritt wagen" / Studium und Fußballkarriere mit viel Energie Das Prinzip Studium und Stadion / Von Österreich nach Chemnitz und wieder zurück Deutschland einfach mal anders erleben EHRUNGEN 32 34 Universitätspreise sollen Studienanfänger anspornen / Greifbare Erfolge und träumende Götter Preisgekrönte Veredelung von Biogas in Erdgas PERSONALIA 35 Berufungen / Professoren im Ruhestand / Wir trauern um BÜCHER 36 37 Lachen ist das beste Rezept - auch gegen Montagslaunen Wie Surfen zu Arbeit wird / Iberische Europa-Konzepte EVENTS 38 39 40 41 42 43 44 Eventforschung - Stand und Perspektiven Der Westen und der Osten: statt Mauern - Konflikte? Mehr Kompetenz bei der Studienentscheidung Mit Benjamin Blümchen Politik verstehen Erfolgreicher "SchrITt" in die Zukunft Vom ältesten Foto bis zum dicksten Vorlesungsskript Im Rückblick: Highlights im November / Veranstaltungsvorschau 2010 TU-Spektrum 3/2009 1 CAMPUS "Studieren in Chemnitz. Wissen, was gut ist." Mit 2.145 Erstsemestern startet die TU Chemnitz in das Wintersemester 2009/2010 - einzigartige Studiengänge, der gute Ruf der Universität und die Gebührenfreiheit ziehen junge Leute an Semesterstart auch für ausländische Studierende an der TU Chemnitz: Besuch des Chemnitzer Rathauses und Führung auf den Hohen Turm mit Türmer Stefan Weber Foto: Sven Gleisberg (AS/KT) "Die Universität und die Stadt freuen sich auf und über Sie", begrüßte Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig in ihrem Festvortrag während der feierlichen Immatrikulation die zahlreich erschienenen Erstsemester der TU Chemnitz. 2.145 Studierende haben sich in diesem Wintersemester neu für ein Studium in Chemnitz entschieden und sich für einen der 78 Studiengänge eingeschrieben. Danny Goller kommt aus Reichenbach im Vogtland und wird an der TU Wirtschaftswissenschaften studieren. "Mir gefällt der Campus sehr gut. Ich war zum Tag der offenen Tür hier und habe mir die angebotenen Studiengänge angeschaut. Ich habe auch viele Meinungen in InternetForen gelesen und so erfahren, dass die TU Chemnitz eine der führenden Universitäten in Deutschland ist", sagt der 19Jährige und ergänzt: "Die Kosten sind auch einfach geringer als anderswo und die Wohnheime liegen direkt an den Hör sälen." Ebenfalls aus Reichenbach stammt Kristian Sperling. "Ich habe mich für ein Studium in Chemnitz entschieden, da die Uni meinen Wunschstudiengang Soziologie mit vielen Schwerpunkten anbietet. Ich war zum letzten Tag der offenen Tür hier und habe auch die TU-Seite mit ihren Studienangeboten genutzt. Das hat mich komplett überzeugt", erzählt der 20-Jäh- rige. Für ein technisches Studienfach hat sich Christian Mäusezahl entschieden. "Ich studiere hier Wirtschaftsingenieurwesen", berichtet der 20-Jährige. "Die TU Chemnitz hat einen ziemlich guten Ruf bei technischen Ausbildungen. Weiterhin war die Entfernung zu meiner Heimatstadt entscheidend", so der aus Oberlungwitz stammende Erstsemester. Auch der 21-jährige Florian Kehrer stammt aus Sachsen aus Stützengrün im Erzgebirge. Er hat sich für ein Studium der Politikwissenschaft eingeschrieben: "Viele Freunde von mir studieren an der TU Chemnitz und haben nur Positives berichtet. Außerdem habe ich mich ausführlich im Internet über die Chemnitzer Uni schlau gemacht." "Die TU Chemnitz ist zu Recht für ihre interdisziplinären und außergewöhnlichen Studiengänge bekannt", berichtete die Oberbürgermeisterin während ihres Festvortrages. Dass diese Studiengänge nicht nur Sachsen, sondern auch Abiturienten aus anderen Bundesländern anziehen, bestätigten die Erstsemester. Ramona Beck ist aus Feldbronn in Baden-Württemberg nach Chemnitz gezogen. "Ich studiere an der TU Europastudien mit kulturwissenschaftlicher Ausrichtung. Ich hab mich speziell für Chemnitz entschieden, da mir der Studiengang zugesagt hat und ich hier keine Studiengebühren bezahlen muss", so die 21-Jährige. Die Gebührenfreiheit war auch für Imke Duensing aus der Nähe von Hannover ein Grund, nach Chemnitz zu kommen. "Ich studiere hier Europastudien mit kulturwissenschaftlicher Ausrichtung. Ich bin auf die TU Chemnitz aufmerksam geworden, weil sie eine der wenigen Unis ist, die diesen Studiengang anbieten, und ich hier die erste Zusage bekommen habe", ergänzt die 18-Jährige. Aus Schorssow in Mecklenburg-Vorpommern hat derselbe Studiengang die 19jährige Maria Radau angezogen: "Über das Internet bin ich auf den Studiengang aufmerksam geworden, der in ähnlicher Form nur fünf Mal in Deutschland und zwei Mal in Ostdeutschland angeboten wird. Da ich Sachsen gern mag, hab ich mich für ein Studium an der TU Chemnitz entschieden." "Schließen Sie sich nicht in Ihr Studierzimmer ein, sondern beteiligen Sie sich auch am kulturellen und sportlichen Leben auf dem Campus und in der Stadt", rief TU-Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes die Neuimmatrikulierten auf und wies hin auf die studentischen Initiativen an der TU Chemnitz. Stellvertretend begrüßte er die Studierenden der Lauf-KulTour und der Rad-KulTour, die in diesem Jahr bereits zum dritten Mal Deutschland im Staffellauf nonstop umrundet haben und dabei auch als Botschafter für die Universität unterwegs waren. Der Initiator des Projektes, Dirk Lange, rief seine neuen Kommilitonen auf, selbst aktiv zu werden: "Nutzt die Chance, mit der TU Chemnitz etwas zu leisten. Entwickelt Ideen - ihr werdet gehört werden." Musikalisch umrahmt wurde die Festveranstaltung vom Universitätsorchester Collegium musicum, das anlässlich des 250. Todestages von Georg Friedrich Händel zwei Sätze seines Orgelkonzertes F-Dur aufführte, sowie vom Universitätschor und der TU-BigBand. CAMPUS Stadt der Wissenschaft: Chemnitz ist im Finale Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft nominiert Chemnitzer Bewerbung - Stadt und TU konkurrieren mit Mainz und Bielefeld - am 25. März 2010 wird Gesamtkonzept präsentiert (MSt) Chemnitz ist im Finale: Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft hat am 20. November 2009 die Finalisten für den Wettbewerb um den Titel "Stadt der Wissenschaft 2011" ausgewählt. Die Jury schickte die gemeinsame Bewerbung von Stadt und Technischer Universität in die entscheidende Runde des Wettbewerbs. Jetzt muss Chemnitz mit seiner Bewerbung unter dem Motto "1+1=11! Chemnitz - Ihr werdet staunen!" gegen Mainz und Bielefeld antreten. "Wir freuen uns, dass unsere Bewerbung die Neugier der Jury geweckt hat", sagte Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig, "Chemnitz ist eine bemerkenswerte Stadt, die mit der Vollbewerbung deutschlandweit zu Recht in den Blickpunkt des Interesses rückt." Mit den traditionellen Stärken der Industriestadt Chemnitz und dem kreativen Potenzial der geplanten Projekte werde das Motto der Bewerbung "Chemnitz - Ihr werdet staunen" garantiert für Aufmerksamkeit sorgen. In jedem Fall sind in den vergangenen Wochen neue Netzwerke zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Forschung und Kultur entstanden, die weiter ausgebaut werden. Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen haben eine Be geisterung für gemeinsame Projekte entwickelt, die hoffentlich anhält. Die zentralen Themen der Bewerbung, "ReGeneration der Kräfte" und "Denken im Zentrum", sind schließlich die Schwerpunkte der Stadtentwicklung in den kommenden Jahren. "Die erste Hürde der Bewerbungsphase ist genommen, nun ist auch die TU Chemnitz gefordert, im Rahmen der Vollbewerbung ihre Ideen weiter zu detaillieren", sagte Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes, Rektor der TU Chemnitz und ergänzte: "Es gilt beispielsweise, gemeinsam mit vielen Partnern unser 175-jähriges Jubiläum im Jahr 2011 weiter vorzubereiten, um Wissenschaft viel stärker als bisher für alle Gene rationen erlebbar zu machen. Dabei sollen alle Bereiche der TU Chemnitz in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden." Zudem werde sich die Universität gemeinsam mit der Stadt weiterhin dafür einset- Noch ist es eine Vision: In der denkmalgeschützten Aktienspinnerei könnte eine Zentrale Uni-Bibliothek entstehen. Foto: Mario Steinebach zen, in der denkmalgeschützten Aktienspinnerei eine Zentrale Universitätsbibliothek zu schaffen. Am 25. November 2009 tagte der gemeinsame Ausschuss aus Vertretern von Technischer Universität, Stadt, Industrieund Handelskammer sowie Handwerkskammer, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Fest steht, dass die Projektgruppen in den elf Projektfeldern noch in diesem Jahr ihre Arbeit aufnehmen werden. "Und Arbeit haben wir in den nächsten Monaten reichlich", so Barbara Ludwig. Bis zum 5. März 2010 muss ein Gesamt- konzept entstehen, das am 25. März in Berlin beim Stifterverband präsentiert wird. Dafür werden in den elf Projektfeldern die Projekte im Detail geplant sowie ein Ver anstal tungspro gramm für das komplette Jahr 2011 entworfen. Die Chemnitzer Kurzbewerbung im Detail zum Nachlesen: www.chemnitz.de Spannende Einblicke in die Wissenschaft soll es an der TU Chemnitz auch 2011 geben. Foto: Wolfgang Thieme Informationen des Stifterverbandes zum Wettbewerb: www.stadt-der-wissenschaft.de TU-Spektrum 3/2009 3 CAMPUS Luftreiniger sollen Krankheitserreger im Hörsaal zerstören Honorarprofessor Prof. Dr. Reinhard Latza setzt an der TU Chemnitz Luftreinigungssysteme ein, um die Ansteckungsgefahr durch Grippeviren zu verringern Im größten Hörsaal der Universität sind die Geräte in Betrieb. Prof. Dr. Reinhard Latza, Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes und Kanzler Eberhard Alles (v.l.) überzeugen sich von der Funktionsweise. Foto: Kristin Schmidt Wasser-Analytik in St. Ingbert, entwickelt (KT/MSt) Reinhard Latza, Honorarer gemeinsam mit Wissenschaftlern der professor für Medizinische Laboranalytik Russischen Akademie der Wissenschaften und Ernährung an der TU Chemnitz sowie und der TU Chemnitz neuartige LuftreiniFacharzt für Hygiene, Umwelt- und Laborger, die durch das Prinzip der Photokatamedizin, weiß, dass in einem Kubikmeter lyse die schädlichen Bestandteile der Luft Raumluft 280.000 Substanzen wie Krankheitserreger, Rauchpartikel, Schimmels po - in Kohlendioxid und Wasser abbauen. "Das Prinzip der Photokatalyse eignet sich ren und Allergene nachgewiesen werden besonders gut zur Säuberung der Raumkönnen. Und er weiß auch, wie man die luft und trägt ein enorm großes ForLuft reinigen kann: Als Leiter der Chemschungs poten zial", versichert Latza zur pro-Control GmbH, einem labordiagnosWirkungs weise der Luft rei nigungssysteme. tischen Institut für Umwelt-, Luft- und Dank neuester Erkenntnisse aus der Welt raum- und Nanotechnik können diese Luft rei niger in speziell konstruierten Anlagen bis zu 110.000 Kubikmeter Luft pro Stunde reinigen. Ausschlaggebend für den hohen Wir kungs grad der Geräte sei ihre große Ober fläche - drei Fußballfelder misst die Reinigungsfläche beispielsweise in Geräten mit einer Durchströmung von 750 Kubikmetern in einer Stunde, würde man die photokatalytisch reinigenden Nanopartikel flächenmäßig nebeneinander ausbreiten. Im Oktober 2009 - pünktlich zum Start des Wintersemesters - ist an der TU Chemnitz ein Testlauf für die Geräte gestartet. "Vor allem in großen Räumen des Hörsaalgebäudes der TU Chemnitz an der Reichenhainer Straße 90 sollen die Geräte künftig für sauberere und vor allem virenfreiere Luft sorgen", sagt Eberhard Alles, Kanzler der TU Chemnitz. Unter anderem sind Luftreiniger in den beiden größten Hörsälen der Universität, im Studentensekretariat und im Prüfungsamt - also an besonders stark frequentierten Orten - im Einsatz. "Wir waren damit die erste Hochschule in Deutschland, die sich auch mit Luftreinigungssystemen auf eine mögliche Krankheitswelle der so genannten Schweinegrippe vorbereitet hat", sagt Alles. Bei der Auswertung der Daten des wissenschaftlichen Tests arbeitet die Universität mit dem Gesundheitsamt und dem Amt für Umweltschutz zusammen. Kontakt: Katrin Schulz, Büro des Kanzlers, Telefon 0371 53112001, E-Mail katrin.schulz@hrz.tu-chemnitz.de Der Erfinder der Thermoskanne würde sich freuen Umbau und Sanierung des Weinhold-Baus an der Reichenhainer Straße hat begonnen (MSt) Das größte Hochschulgebäude in Westsachsen - der Adolf-FerdinandWeinhold-Bau der TU Chemnitz - wird für rund 53,4 Millionen Euro saniert. Der Staats betrieb Sächsi sches Immobilienund Baumanagement (SIB) hat mit den Bauarbeiten begonnen, die voraussichtlich bis Juni 2014 dauern. Die Baumaßnahme wird von der Europäischen Union und dem Freistaat Sachsen finanziert. Der Weinhold-Bau wird in zwei Bauabschnitten umgebaut und saniert. Zwei Geschosse werden dabei abgetragen. Der erste Bauabschnitt umfasst die Sanierung des westlichen Gebäudeteils. Die Sanie- 4 TU-Spektrum 3/2009 rung beginnt mit dem Teilrückbau und der Entkernung. Bereits in der Vergangenheit sind Mitarbeiter in das Neue Physikgebäude und in den östlichen Gebäudeteil umgezogen. Die Teilbibliothek Naturwis senschaf ten wurde vorübergehend im Gebäude Reichenhainer Straße 39/41 untergebracht. Die Strenge der Fassade wird aufgelöst, indem die Fenster der Südfassade vertikal und die der Nordfassade horizontal versetzt werden. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss des WeinholdBaus werden moderne Hörsäle, Seminarräume und Sprachkabinette geschaffen. Die übrigen Obergeschosse sind für Labore mit modernster technischer Ausstattung und die dazugehörigen Büroräume vorgesehen. Das Gebäude erhält zudem eine neue Wärmedämmung. Der bauliche Brandschutz wird durch den Ein bau einer Sprinkleranlage und zusätzliche Fluchttreppenhäuser gewährleistet. Der Namensgeber des Gebäudes, der Physiker und Chemiker Adolf Ferdinand Weinhold (1841-1917) aus Zwenkau, lehrte und forschte in Chemnitz. Er beschrieb den Effekt der "Vakuum-Mantelflasche zu Laborzwecken" und gilt damit als der eigentliche Erfinder der Thermoskanne. CAMPUS Neue Wissenschaftsministerin besuchte die TU Prof. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer, Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, erhielt bei einem Antrittsbesuch in Chemnitz einen Überblick über Lehre und Forschung (KT) Die neue Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer, besuchte am 29. Oktober 2009 die TU Chemnitz. Dies war die erste Uni in Sachsen, in der sie in ihrer neuen Funktion das Gespräch suchte. Begleitet wurde sie von Dr. Ronald Werner, Abteilungsleiter Hochschulen im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Empfangen wurden die Gäste von Rektor Prof. Dr. KlausJürgen Matthes und weiteren Mitgliedern des Rektorates. Nachdem der Rektor umfänglich die Universität vorgestellt hatte, kam es in einem Arbeitsgespräch zum konstruktiven Meinungsaustausch. Thematisiert wurden dabei unter anderem der Hochschulentwick lungs plan, das Baugeschehen an der TU, der Bolognaprozess und die Etablierung weiterer neuer Studiengänge, die Besetzung des Hochschulrates, der Vergaberahmen der Professorenbesoldung in Sachsen und die Bewerbung von Chemnitz für den Wettbewerb "Stadt der Wissenschaft 2011". Im Rahmen eines sich anschließenden Rundganges auf dem Campus an der Reichenhainer Straße konnte sich die Ministerin ein erstes Bild von der Gebäudesubstanz und dem derzeitigen Baugeschehen machen. Der Besuch des Schülerlabors "Wunder al nd Physik" im Neuen Physik ge bäude beeindruckte die Ministerin sehr. Dr. Gunter Beddies gab einen Überblick über die dort praktizierte Arbeit mit bisher 4.700 Schülern, deren Ziel auch die Gewinnung von Studierenden für die Im "Wunderland Physik" berichtet Dr. Gunter Beddies (l.) Staatsministerin Prof. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer und TU-Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes von der Nachwuchsarbeit der TU. Foto: Christine Kornack TU Chemnitz ist. Begeistert zeigte sich die Staats ministerin ebenso von den Vor ü fhrungen von Prof. Dr. Lothar Kroll in der Halle S der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung und deren Innovationsfähigkeit. TU Chemnitz gründete achte Fakultät Aus der Philosophischen Fakultät gründete sich die Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften heraus - beide treten mit stärkerem Profil in den Wettbewerb um Studierende und Fördermittel (MSt) "Die Philosophische Fakultät der Technischen Universität Chemnitz orientiert sich künftig in zwei Richtungen, was einhergeht mit der Ausgründung einer neuen Fakultät", sagt Prof. Dr. KlausJürgen Matthes, Rektor der TU Chemnitz. Seit 1. November 2009 sind in der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften die Gebiete Sportwissen schaf ten, Psychologie und Soziologie gebündelt. In der weiterhin bestehenden Philosophischen Fakultät konzentrieren sich die geistes- und kulturwissenschaftlichen Kompetenzen der TU Chemnitz mit starkem Fokus auf Medienund Kommunikationswissenschaften sowie auf Europawissenschaften. "Dieser Schritt, der aus der Philosophischen Fakultät heraus initiiert und dort auch intensiv diskutiert wurde, ist notwendig, um künftig insbesondere im Wettbewerb um Studierende und Fördermittel handlungsfähiger zu sein", sagte der damalige Dekan der bisherigen Philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Bernhard Nauck, und ergänzte: "Die facettenreiche inhaltliche Ausrichtung der in den vergangenen 15 Jahren mit 48 Professuren sehr groß gewordenen Philosophischen Fakultät ist mittlerweile für Außenstehende kaum noch zu erfassen. Eine Teilung in zwei kleinere Struktureinheiten bringt viele Vorteile - von der besseren Wahrnehmung der Wissenschaftsdisziplinen und deren stärkeren Profilbildung bis hin zur erhöhten Effizienz und Handlungsfähigkeit aller Akteure." Von dieser Neustrukturierung, mit der zugleich ein Größengleichgewicht der künftigen acht Fakultäten der TU Chemnitz einhergeht, erhofft sich Matthes, dass alle Wissenschaftler der Universität noch enger über Fachgrenzen hinweg miteinander kooperieren - in Forschung und Lehre. "Gerade der Dialog zwischen Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen beflügelt Innovationen, deshalb wird es auch künftig interfakultäre Kooperationen geben, die bei der Einwerbung von zusätzlichen Forschungsgeldern und bei der Entwicklung zukunftsfähiger fachübergreifender Studiengänge - insbesondere im Masterbereich - Wirkung zeigen sollen", sagt der Rektor. Im Zuge der Neustrukturierung ändert sich die Zuordnung der bestehenden Studiengänge sowie der Personal- und Raumressourcen. Für die zukünftigen Fakultätsräte dieser beiden Fakultäten sind jeweils zwölf Sitze vorgesehen. Weitere Informationen findet man auf den Internetseiten der beiden Fakultäten: www.tu-chemnitz.de/hsw www.tu-chemnitz.de/phil TU-Spektrum 3/2009 5 CAMPUS Für den Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Chemnitz Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG und TU Chemnitz schließen Kooperationsvertrag Michael Hemmers (l.), Geschäftsleitung der Deutschen Bank Chemnitz, und Eberhard Alles, Kanzler der TU Chemnitz, unterzeichnen den Kooperationsvertrag. Foto: Christine Kornack (KT) Mit dem Ziel, einen Beitrag zur Stärkung und Weiterentwicklung des Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes Chemnitz zu leisten, haben die Technische Universität Chemnitz und die Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG einen Koopera tions vertrag geschlossen. "Die Deutsche Bank unterstützt die TU längerfristig bei der gezielten Förderung von Studierenden sowie bei öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten", fasst Michael Hemmers, Geschäftsleitung der Deutschen Bank Chemnitz, zusammen. Hemmers ist auch als Vorstandsmitglied der Gesellschaft der Freunde der TU Chemnitz e. V. mit der Universität verbunden. Die Deut sche Bank Privat- und Ge schäftskunden AG fördert auf Grundlage des Kooperati- onsvertrages Praktikums-, Studien- sowie Abschlussarbeiten und leistet eine studienbegleitende finanzielle Unterstützung ausgewählter Studierender. "Die TU unterstützt im Gegenzug die Deutsche Bank bei der fachlichen Qualifizierung von Mitarbeitern, vor allem bei der Fortbildung von Führungsnachwuchskräften", berichtet Eberhard Alles, Kanzler der TU Chemnitz. Außerdem kooperieren die Partner bei der Gewinnung und Vermittlung von Absolventen der TU. Die Deutsche Bank Privat- und Ge schäftskunden AG betreut das Filialgeschäft der Deutschen Bank und ist international ausgerichtet. Sie gehört zu den Gründungsstiftern der im Februar 2009 ins Leben gerufenen Stiftung Technische Universität Chemnitz. Zudem beteiligt sich die Deutsche Bank regelmäßig an der Vergabe der Universitätspreise, mit denen herausragende Absolventen der TU ausgezeichnet werden, und als Sponsor von Veranstaltungen der Universität. Neue Brücken nach Tschechien Vom Bibliotheksnetzwerk bis zur Praktikumsbörse: Sächsisch-Tschechische Hochschulinitiative soll bisherige Kooperation fortführen und neue Akzente setzen Kontakt: Ilona Scherm, Telefon 0371 531-34503, E-Mail ilona.scherm @iuz.tu-chemnitz.de (MSt) Die Sächsisch-Tschechische Hochschulinitiative (STHI) startete offiziell am 23. Oktober 2009. Dieses Projekt baut auf den Erfahrungen seiner Vorgängerprojekte - dem Sächsisch-Tschechischen Hochschulzentrum und dem Sächsisch- Projektmitarbeiterin Ilona Scherm (r.) hält im Rahmen der Sächsisch-Tschechischen Hochschulinitiative (STHI) auch Kontakt zu tschechischen Absolventen der TU Chemnitz - wie Dr. Radka Holecková und Dr. Luděk Hodic. Foto: Sven Gleisberg 6 TU-Spektrum 3/2009 Tschechischen Hochschulkolleg - auf und setzt künftig auch neue Akzente in der grenzüberschreitenden Hochschulzu sam menarbeit. Partner sind die Jan Evangelista Purkyně-Universität Ústí nad Labem, die Westböhmische Universität Pilsen und die TU Chemnitz. Für dieses Vorhaben werden mehr als 1,5 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Rahmen des Ziel 3-Programmes zur Verfügung gestellt. Im Sommer fanden bereits erste Schulungen für Studierende aus Tschechien und Sachsen zum Erlernen der jeweils anderen Sprache statt, andere Veranstaltungen wie Tagungen, AlumniTreffen und Existenzgründerseminare werden folgen. Weitere Projekte der Initiative sind die Förderung der Abschlussarbeiten von Studierenden mit sächsisch-tschechischer Thematik, der Ausbau der SächsischTschechischen Fachbibliothek im Rahmen eines Bibliotheksnetzwerkes sowie der Praktikumsbörse und die Übersetzung herausragender Dissertationen in die Sprache des Nachbarlandes. FORSCHUNG Geschichte der Wismut erstrahlt in neuem Licht Zwischen Hinrichtungen, Personalüberwachung und Strahlenrisiken: Forscher beleuchten die Historie des ostdeutschen Uranerzbergbaus und seiner Sanierung von 1947 bis 2007 (MSt) Die Geschichte des Uranerzbergbaus in Ostdeutschland war bis 1990 ein nahezu unbeschriebenes Gebiet. Da die Wismut AG zum sowjetischen Atomkomplex gehörte, wurde sie strikt abgeschottet. Bis heute ist vieles noch nicht ausreichend erforscht. Deshalb startete Mitte 2008 ein unter anderem vom Bundeswirtschaftsministerium und mehreren Stiftungen gefördertes Projekt, das sowohl den Uranbergbau bis zur Einstellung der Produktion als auch dessen Sanierung beleuchtet. Eine deutsch-russische Historikergruppe befasst sich an der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der TU Chemnitz mit bisher weniger bekannten Aspekten aus der Geschichte des Uranbergbaus der Wismut. Erstmals stehen den Forschern dafür umfangreiche russische Quellen aus den Archiven des Atomministe iums, r des Staats archivs, des Militär archivs, des Archivs für ökonomische Geschichte und des Archivs der sozialpolitischen Geschichte zur Verfügung. Themenschwerpunkte dieses Projektes sind unter anderem: die Einbindung der Wismut AG bzw. ab 1954 der sowjetischdeutschen Aktiengesellschaft (SDAG) in den militärisch-industriellen Komplex der Sowjetunion, der Alltag der sowjetischen Mitarbeiter, das Sicherheitsregime, der Strahlenschutz, die Sozialpolitik bei der Wismut AG und die Wismut-Frauen. Untersucht wird auch der Uranbergbau in anderen Ländern, um die Geschichte der Wismut AG/SDAG vergleichen und besser einordnen zu können. Neu hinzu kam ab September 2009 noch ein von der Friedrich-Ebert-Stiftung gefördertes Teilprojekt, in dessen Rahmen die Geschichte der Sanierung der Hinterlassenschaften des Uranbergbaus seit 1990 untersucht werden soll. Nach den bisherigen Recherchen erscheint die Gründungsgeschichte der Wismut AG in einem etwas anderen Licht. Heftige Auseinandersetzungen zwischen der sächsischen Bergverwaltung des Volkskommissariats für Inneres (NKWD), der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) und der für das sowjetische Atomprojekt zuständigen Ersten Hauptverwaltung beim Ministerrat der UdSSR über die dramatischen Zustände in den sächsischen Bergbaukreisen führten sehr zeitig zu Korrekturen des Betriebsregimes. "In der Sowjetunion selbst, aber auch bei Uranbergbaubetrieben in anderen Ostblockländern übliche Zwangspraktiken zur Arbeitskräftegewinnung wurden bald eingeschränkt und abgeschafft. Andererseits wurde das Regime zur Bewachung der Objekte und Überwachung der Belegschaft Anfang der 1950-er Jahre verschärft", sagt Projektleiter Prof. Dr. Rudolf Boch und ergänzt: "Davon zeugen vor allem die nun zugänglichen Unterlagen aus dem russischen Militärarchiv. Hunderte Bergleute wurden wegen kleinerer Vergehen mit drakonischen Strafen belegt. Mindestens 70 Wismut-Mitarbeiter wurden allein in den Jahren 1951 bis 1953 als vermeintliche Spione in die Sowjetunion verschleppt und dort hingerichtet. Eine Schreckensbilanz." Einer Neubewertung unterzogen werden muss auch der Umgang der sowjetischen Direktion mit den Strahlenrisiken in den ersten Jahren des Uranbergbaus. "Von Beginn an waren diese bekannt, wovon mehrere Geheimbefehle von Generalmajor Michail Malzew, des ersten Generaldirektors der Wismut AG, ebenso zeugen, wie des Obersten Chefs der SMAD, Marschall Wassili Sokolowski", berichtet Projektbearbeiter Dr. Rainer Karlsch. Darin sei von erhöhten Risiken bei einer Arbeit in den "gesundheitsschädlichen Zechen" ebenso die Rede, wie von den Gefahren, an Kehlkopfkrebs infolge von Jodmangel zu erkranken. "Das Personal in besonders gefährdeten Objekten sollte Zulagen erhalten. Außerdem wurden sowjetische Ärztekommissionen entsandt, um die Situation vor Ort zu studieren. Dies geschah unter Ausschluss der Öffentlichkeit, eine fatale Praxis, an der die SDAG bis 1989 festhielt", konstatiert Karlsch und ergänzt: "Im amerikanischen Uranbergbau war ein ähnlich problematischer Umgang mit den Gesundheitsrisiken anzutreffen. Die amerikanischen Uranbergleute sahen sich als Soldaten des Kalten Krieges. Auch in den französischen Uranminen sah es kaum besser aus. Allerdings erzwang öffentlicher Druck in den 1970-er Jahren wesentliche Verbesserungen des Gesundheitsschutzes." Das Forschungsprojekt an der TU Chemnitz ist bis Mitte 2011 angelegt. Beteiligt sind Wissenschaftler der Moskauer Lomonossow-Universität, des Staatlichen Archivs der Russischen Föderation, der TU Chemnitz, des Hannah-Arendt-Instituts Dresden und des Instituts für Zeitgeschichte München. Gefördert wird dieses Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, der TU Chemnitz, der GerdaHenkel-Stiftung und der Friedrich-EbertStiftung. Im Ergebnis der Recherchen sind eine Dokumentation und mindestens ein Studienband geplant. Die Forschungsergebnisse werden künftig auf Tagungen und internationalen Konferenzen diskutiert. "Außerdem werden alle benutzten russischen Dokumente in einer Datenbank zusammengestellt und somit für künftige wissenschaftliche Forschungen zugänglich sein", versichert Boch. Kontakt: Prof. Dr. Rudolf Boch, Telefon 0371 531-33921 oder -38395, E-Mail rudolf.boch@phil.tu-chemnitz.de, und Dr. Rainer Karlsch, Telefon 030 47002290, E-Mail rkuek@t-online.de TU-Spektrum 3/2009 7 Zu den schweren und gesundheitsschädigenden Arbeiten der Hauer gehörte auch die radiometrische Erzsortierung. Foto: Wismut GmbH FORSCHUNG Romantische Straße - made in Germany Chemnitzer Sozial- und Wirtschaftsgeograph Prof. Dr. Peter Jurczek initiierte in Korea eine Ferienstraße - die vierte "Romantische Straße" der Welt soll künftig mehr Touristen anlocken (MSt) Wenn in absehbarer Zeit in der innerkoreanischen Grenzregion der Tourismus aufblüht, dann hat Prof. Dr. Peter Jurczek, Inhaber der Professur Sozial- und Wirtschaftsgeographie der Technischen Universität Chemnitz, daran eine wichtige Aktie. Der Wissenschaftler, der seit fünf Jahren eng mit der Hanns-Seidel-Stiftung Seoul bei der Raumplanung in diesem Gebiet zusammenarbeitet, hatte den Aufbau einer "Romantischen Straße" nach deutschem Vorbild angeregt - und das mit Erfolg. In Gangneung am koreanischen Ostmeer wurde die "Romantic Road of Korea" eröffnet. Sie führt auf einer Länge von 240 Kilometern von der innerkoreanischen Grenze im geteilten Landkreis Goseong bis in den Süden zum SeoraksanGebirge. Entlang der Strecke gibt es inmitten schöner Natur abseits der Hektik asiatischer Großstädte viel zu sehen: historische Tempel und Pavillons, Fischerdörfer und bizarre Felsformationen, die bis ins Meer hineinragen. Und herrliche Strände laden zum Baden ein. Ein Werbeverbund von sechs Städten und Landkreisen sowie der Gangwon-Provinz investierte 80,6 Milliarden Koreanische Won (etwa 45 Millionen Euro) in diese touristische Route. "Sie soll für die strukturschwache Grenzregion neue Einkommenschancen ermöglichen", sagt Jurczek. "Die neue ‘Romantische Straße’ von Korea profitiert vom reizvollen Nebeneinander von Gebirgen und der Küste. Bergwandern im Seoraksan, Tauchen im Ostmeer, Sushi ‘satt’, Weinherstellung - all das war schon früher möglich. Nun gilt es, entlang der ‘Romantischen Straße’ viele kultur- und naturräumliche Sehenswürdigkeiten an der Küste, im Gebirge, an Bin nenseen sowie an historischen und religiösen Standorten zu verbinden", berichtet der Chemnitzer Sozial- und Wirtschaftsgeograph. Mit dem künftig zur Verfügung stehenden Etat könnten beispielsweise eine Tourismusbörse personell und mate- riell ausgestattet, Rastplätze und Aussichtspunkte entlang der Strecke gebaut sowie die Werbung von der mehrsprachigen Ausschilderung über Werbeprospekte bis hin zur Teilnahme an Tourismusmessen im In- und Ausland finanziert werden. Eingeflossen in die Konzeption der "Romantischen Straße" sind Erfahrungen aus Forschungsaktivitäten und praktischer Tourismusarbeit rund um die "Romantische Straße" in Deutschland - insbesondere in Franken - sowie im ehemaligen Grenzraum zwischen der BRD und der DDR. "Die Situation in der so genannten Demilitarisierten Zone zwischen Süd- und Nordkorea ähnelt der an der früheren innerdeutschen Grenze, wo auch militärische und politische Spannungen, wirtschaftliche und raumplanerische Probleme und Chancen im Naturschutz ausbalanciert werden mussten", berichtet Jurczek. Deshalb freut sich der Wissenschaftler auch über das in diesem Jahr begonnene grenzüberschreitende Projekt "Friedliche Nutzung der Grenzregionen um die Demilita risierte Zone", wo sich Südkoreaner in Zusammenarbeit mit deutschen Experten um die nachhaltige Entwicklung dieser Grenzregion bemühen. Jurczek, der selbst oft nach Südkorea reiste und die Kooperation mit der Universität Incheon aufbaute, möchte sich auch künftig wissenschaftlich in die Weiterentwicklung der innerkoreanischen Grenzregion, insbesondere die der "Romantischen Straße" entlang des Ostmeeres einbringen. "Sie ist übrigens nach der gleichnamigen Ferienstraße in Deutschland, Japan und Brasilien die vierte ‘Romantische Straße’ der Welt", sagt Jurczek. Kontakt: Prof. Dr. Peter Jurczek, Telefon 0371 531-34503, E-Mail peter.jurczek@phil.tu-chemnitz.de Impressionen links und rechts der "Romantischen Straße" in Korea: Restaurierte regionsspezifische Gebäude im Freilichtmuseum Gangneung (Bild oben); Touristische Werbetafel am Ausgangspunkt der "Romantischen Straße" in Goseong (Bild in der Mitte); Koreanisches Ostmeer (Bild unten). Fotos: Peter Jurczek 8 TU-Spektrum 3/2009 ANZEIGE Gründungsfinanzierung in Sachsen Technologiegründerfonds Sachsen (TGFS) sehr aktiv bei der Finanzierung junger sächsischer Hochtechnologie-Unternehmen Junge Technologieunternehmen, bspw. Ausgründungen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen, haben hohe Ausgaben für die Entwicklung und insbesondere die Markteinführung der Produkte. Anfangs verfügen sie aber noch über keine Umsätze, um den notwendigen Kapitalbedarf zu stemmen, und stehen vor einem Dilemma: Banken als Fremdkapitalgeber geben in dieser frühen Phase nur selten Kredite, weil die Gründer in der Regel nicht über Sicherheiten in dem Umfange verfügen, wie das Unternehmen Mittel benötigt. Und die Gründer selbst können nur in den seltensten Fällen das hier benötigte Eigenkapital selbst aufbringen. Diese Lücke füllt der TGFS, der zielgerichtet Wagniskapital (Venture Capital) für die jungen Hightech-Unternehmen in Form von Eigenkapital bereithält. Seit seiner Gründung im April 2008 hat der TGFS 15 junge Unternehmen im Freistaat finanziert und damit zur Schaffung von derzeit ca. 150 zukunftsträchtigen Arbeitsplätzen beigetragen. Viele dieser noch jungen Unternehmen stehen noch ganz am Anfang ihres Lebenszyklus und planen innerhalb der nächsten Jahre ein hohes Umsatzwachstum und die Schaffung vieler weiterer Arbeitsplätze. Die Unternehmen sind beispielsweise in den Branchen Maschinenbau, Internet, Verlagswesen, Telekommunikation oder Life Sciences tätig. Darunter sind das Diagnostik-Unternehmen pluriSelect GmbH, eine Ausgründung der Universität Leipzig, die Heliatek GmbH, welche als Ausgründung der TU Dresden organische Solarzellen entwickelt, oder die meetwise GmbH, ein Unternehmen der Kommunikationstechnik, das von einem Absolventen der TU Chemnitz gegründet wurde. Die Gelder des Fonds stammen vom Freistaat Sachsen, kofinanziert aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), sowie aus Mitteln der Sparkassen Chemnitz, Dresden und Leipzig sowie der Landesbank Baden-Württemberg. Insgesamt stehen 60 Mio. EUR zur Verfügung, die innerhalb der nächsten Jahre in junge, zukunftsträchtige Techno logie unter nehmen mit hohem Wachstums potential investiert werden. Ansprech part ner des TGFS im Raum Chemnitz ist die SC Danny Weckwarth, Kapital beeit ligungs - SC Kapitalbeteiligungsgesell schaft. gesellschaft Innovation braucht Kapital. Technologiegründerfonds Sachsen Wir unterstützen Sie bei der Herausforderung, als innovativer Unternehmer erfolgreich zu sein. Wir stärken Unternehmern in Sachsen den Rücken mit Venture Capital von 0,2 bis 4 Mio. . Sie suchen einen Partner, mit dem Sie von Beginn an stark aufgestellt sind? Sie haben ein innovatives Unternehmenskonzept und wollen selbständiger Unternehmer werden? S C-K ap it albete iligungs ge sell s chaft m bH Bahnho fs tr a ß e 51 D -0 911 1 Chem nit z E-Mail: info@sckapital. de w w w.t g fs .d e Dieses Projekt wird finanziert aus Mitteln der Europäischen Union und des Freistaates Sachsen TU-Spektrum 3/2009 9 FORSCHUNG Leben und Wirken eines Enkels von August dem Starken Geschichtswissenschaftler Dr. Hendrik Thoß war an den Recherchearbeiten zur Ausstellung "Die Gesellschaft des Fürsten Prinz Xaver von Sachsen" im Schlossbergmuseum beteiligt Dr. Hendrik Thoß (l.) von der TU Chemnitz und Uwe Fiedler, Leiter des Chemnitzer Schlossbergmuseums, betrachten das Gemälde "Die Familienzusammenkunft zu Neuhaus" von 1751/52. Foto: Uwe Meinhold (SM) Im Schlossbergmuseum Chemnitz ist aktuell die Ausstellung "Die Gesellschaft des Fürsten - Prinz Xaver von Sachsen und seine Zeit" zu sehen, an der Dr. Hendrik Thoß von der Professur Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts mitgewirkt hat. "Es ist eine kleine, aber feine Ausstellung, die das Leben und Wirken des Prinzen sowie seine Bedeutung für Sachsen zeigt", sagt Historiker Thoß und ist stolz, dass er sich in die Recherchearbeiten sowie die Vorbereitung der Ausstellung einbringen konnte. Das Projekt wurde von Prof. Dr. Thomas Nicklas von der Universität Reims initiiert und ge meinsam mit Uwe Fiedler, dem Leiter des Chemnitzer Schlossbergmuseums, begannen Nicklas und Thoß im Jahr 2005 mit ihren Studien im Archiv der ostfranzösischen Stadt Troyes, in deren Nähe der Prinz 20 Jahre lang gelebt hatte. Prinz Xaver lebte von 1730 bis 1806 und war ein Sohn von Kurfürst Friedrich August II. und damit ein Enkel von August dem Starken. Als Xavers älterer Bruder nach nur zehnwöchiger Herrschaftszeit 1763 starb, übernahm er für dessen zwölfjährigen Sohn die Regentschaft im Kurfürstentum Sachsen. In den folgenden Jahren setzte er zahlreiche politische und wirtschaftliche Reformen in Gang und legte damit den Grundstein für die Über- windung der katastrophalen Folgen des Siebenjährigen Krieges und den Wie deraufbau Sachsens. Nachdem sein Neffe volljährig war und die Thronfolge angetreten hatte, ging Xaver im Jahre 1769 nach Frankreich, wo er in der Nähe von Troyes ein Schloss besaß und bis 1789 lebte. "Xaver war nicht zuletzt auch ein großer Kunstsammler, beispielsweise von Gemälden, Skulpturen und Porzellan", sagt Thoß, "Bei seiner durch die Revolu tion ausgelösten Flucht aus Frankreich im Jahre 1793 musste er jedoch alles zurücklassen." Seine gesammelten Kunstwerke, seine Bücher sowie eine Vielzahl an Briefen werden daher heute in Archiven in Troyes und in Paris aufbewahrt. Für Sachsen und auch Chemnitz war Xaver bedeutsam, da er in seiner Zeit als Regent die Basis für die Industrielle Revolution legte. Er schuf unter anderem die strukturellen und organisatorischen Grundlagen für den um 1800 in Chemnitz einsetzenden Prozess der Technisierung des Spinnereiwesens. Zudem war Xaver ein Förderer der Wissenschaft, engagierte sich für Bildung und Innovation und gründete die Bergakademie Freiberg. Bereits im vergangenen Jahr veranstaltete die Professur Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts die dreitägige Fachtagung "Dynastie, Rétablissement, Revo- lution", in deren Rahmen sich die Referenten mit der Biographie Prinz Xavers und mit seinem Wirken auseinander setzten. Die am 3. Oktober 2009 eröffnete Ausstellung im Schlossbergmuseum bietet nun einen weiteren Einblick in das Leben des Fürsten und seine Zeit, die vom Siebenjährigen Krieg, von der Aufklärung und dem Beginn des Industriezeitalters geprägt war. In der Ausstellung sind zahlreiche Gemälde, Skulpturen und Sammlungsgegenstände aus dem Archiv von Troyes zu sehen. Von besonderem Interesse sind dabei die Korrespondenzen des Prinzen, die er mit zahlreichen Vertretern des europäischen Hochadels und nicht zuletzt auch mit vielen jungen Damen unterhielt. "Wie uns zeitgenössische Quellen verraten, war Xaver groß, gut aussehend und hat bei vielen Vertreterinnen des europäischen Adels einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, der sich uns anhand der erhaltenen Liebesbriefe erschließt", sagt Thoß. Darüber hinaus sind Leihgaben aus den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Porzellanmanufaktur Meißen und von Privatpersonen zu sehen. "Wir haben in der Vorbereitungsphase zur Ausstellung recherchiert, welche Stücke in Frage kommen könnten, und sind mit verschiedenen Museen sowie mit privaten Leihgebern in Kontakt getreten", erzählt der Geschichtswissenschaftler. Er gehört neben Uwe Fiedler und Thomas Nicklas außerdem zu den Herausgebern des Katalogs "Prinz Xaver von Sachsen und seine Zeit - Die Gesellschaft des Fürsten" (ISBN 978-39808878-4-7), der zur Ausstellung erschienen und an der Museumskasse bzw. über den Buchhandel zum Preis von 24,95 Euro erhältlich ist. Die Ausstellung ist bis zum 6. Januar 2010 im kleinen Renaissancesaal des Schlossbergmuseums zu sehen. Öffnungszeiten des Museums: dienstags bis sonntags und feiertags 11 bis 18 Uhr. www.schlossbergmuseum.de Kontakt: Dr. Hendrik Thoß, Telefon 0371 531-32615, E-Mail hendrik.thoss@phil.tu-chemnitz.de 10 TU-Spektrum 3/2009 FORSCHUNG Wie leben die jungen Erwachsenen in Deutschland? Soziologen sind an der größten Untersuchung über das partnerschaftliche und familiäre Zusammenleben sowie über das Leben als Single in Deutschland beteiligt (MSt) Wie junge Menschen in Deutschland Beziehungen eingehen, wie sie diese leben und wie sie sich entwickeln - das wollen Forscher von Universitäten in Chemnitz, Bremen, Mannheim und München herausfinden. Das Projekt "Beziehungen und Familienleben in Deutschland" (kurz: pairfam) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ist die bisher größte Untersuchung über das partnerschaftliche und familiäre Zusammenleben sowie über das Leben als Single in Deutschland. An der ersten Befragung in der Zeit von September 2008 bis Mai 2009 haben 12.400 Personen zwischen 15 und 37 Jahren teilgenommen. Sie werden auch künftig in einem jährlichen Abstand befragt. Im Mittelpunkt der Studie stehen viele Fragen: Möchte man lieber in einer Partnerschaft leben oder allein? Was sind die Gründe für und gegen eine Partnerschaft? Wie verläuft die Paarbeziehung? Was hält Paare zusammen und was bringt sie auseinander? Was sind Gründe für und gegen eigene Kinder? Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein erstes oder ein weiteres Kind? Welche Erfahrungen werden mit den eigenen Kindern gemacht? Welche Wünsche haben Eltern und Kinder? Wie gut ist die Beziehung zu den eigenen Eltern beziehungsweise Stiefeltern? An der TU Chemnitz beschäftigen sich unter der Leitung von Prof. Dr. Bernhard Nauck, Professor für Allgemeine Soziologie und Mitinitiator dieses DFG-Schwerpunktprogramms, Dr. Anja Steinbach und Dr. Daniela Klaus vor allem mit dem Zusammenhalt und dem Austausch von Hilfeleistungen zwischen erwachsenen Kindern und ihren Eltern. Kontakt: Dr. Anja Steinbach, Telefon 0371 53134959, E-Mail anja.steinbach@ soziologie.tu-chemnitz.de www.pairfam.uni-bremen.de Von der Pflanze zum Produkt Maschinenbauer entwickeln Fertigungskonzepte für die Nutzung einheimischer Naturfaserrohstoffe (KT) Eine Fahrzeuginnenverkleidung aus grün geerntetem Flachs und Transportsysteme aus Hanf - was ungewöhnlich klingt, ist Ziel des Netzwerkprojektes FENAFA, das maßgeblich von der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung der TU Chemnitz initiiert wurde. FENAFA steht für "Ganzheitliche Bereitstellungs-, Verarbeitungs- und Fertigungsstrategien von Naturfaserrohstoffen". "Ziel des Netzwerkverbundes ist eine großtechnische Umsetzung von neuartigen Fertigungskonzepten zur Nutzung einheimischer Naturfaserrohstoffe in innovativen Produkten. Der Schwerpunkt liegt auf geschlossenen Prozessketten von der Pflanze bis zum Produkt", erklärt Roman Rinberg, Wissen schaft licher Mitarbeiter der Pro fessur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung. Einige Vorteile der Naturfasern sind ihr geringes spezifisches Gewicht und ihre Nachhaltigkeit - deshalb sind sie als Ersatz für herkömmliche Glasfasern in Verbundwerkstoffen interessant. Die Auto mo bilindustrie hat das bereits erkannt. An der Professur haben Wissenschaftler beispielsweise eine Fahrzeuginnenverkleidung aus nachwachsenden Rohstoffen entwickelt. Dabei bedienen sie sich nicht nur der herkömmlichen Fasern aus Hanf und Flachs, sondern des kompletten Pflan- zenstängels, wodurch die Rohstoffkosten drastisch gesenkt werden. Die Anwendung bietet sich auch für andere Branchen an, so die Einschätzung der Wissenschaftler. Sie beschäftigen sich im Projekt FENAFA sowohl mit der Bereitstellung der Rohstoffe als auch mit der Fertigung von Halbzeugen bis hin zur Herstellung von Produkten. Sie erstellen also eine komplette Wertschöpfungskette für technische Anwendungen von Naturfasern und Polymeren auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Potenzieller Anwender der Entwicklung ist neben der einheimischen Fahrzeug- auch die Konsumgüterindustrie. Unter den 14 Projektpartnern der TU Chemnitz sind die KraussMaffei Technologies GmbH, die SachsenLeinen GmbH, die Polytec Automotive GmbH & Co. KG, das Fraunhofer-Institut für Werkstoff me ha c nik IWM, die Hugo Stiehl GmbH Kunststoffver arbei tung sowie die B&K Kunststoffwerke GmbH & Co. KG. "Durch die starke Präsenz namhafter Industrieunternehmen auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette wird eine solide Plattform für die angestrebte Vermarktung der entwickelten Technologien und Produkte geschaffen", schätzt Dr. Wolfgang Nendel, Stellvertretender Leiter der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung, ein. Das Projekt wird durch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, den Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, zunächst mit drei Millionen Euro für drei Jahre gefördert. Kontakt: Roman Rinberg, Telefon 0371 531-32359, E-Mail roman.rinberg@mb.tu-chemnitz.de Mario Porges (l.) und Udo Tiepmar richten im Zentrum Integrativer Leichtbau (ZIL) der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung eine Mehrkomponenten-Spritzgießanlage mit Wendeplattentechnik von KraussMaffei ein, die im Rahmen des Netzwerkprojektes FENAFA zum Einsatz kommt. Foto: Wolfgang Thieme FORSCHUNG 500 Familien: Migration in Europa Soziologen erforschen in einem internationalen Projekt Stammbäume türkischer Migranten Kontakt: Dr. Helen BaykaraKrumme, Telefon 0371 531-37461, E-Mail helen.baykara@soziologie.tuchemnitz.de (KT) In Westeuropa leben etwa drei Millionen türkische Staatsangehörige; in Deutschland stellen sie mit 1,7 Millionen die größte Migrantengruppe. Das Institut für Soziologie beteiligt sich an einem internationalen Forschungsprojekt, das erstmalig generationsübergreifend die Angehörigen einer Familie mit Migrationshintergrund in verschiedenen Ländern Europas untersucht. Insgesamt interviewen die Wissenschaftler 500 aus der Türkei stammende und heute über ganz Europa verteilt lebende Familien. "Migration ist ein Thema von großer Nachhaltigkeit. Die Ergebnisse, die von diesem Projekt zu er warten sind, sind da her auch für die Politik von großem Wert", schätzt Projektmitarbeiterin Dr. Helen Baykara-Krumme ein und ergänzt: "Fragen der Migration und Integration sind im Fall der Türkei nicht zuletzt in den Debatten um einen möglichen EU-Beitritt virulent." Das Projekt trägt den Titel "500 Families. Migration Histories of Turks in Europe". "Die Grundidee ist faszinierend", sagt Baykara-Krumme. Im Mittelpunkt stehen zunächst 400 Personen, die zwischen 1930 und 1940 in der Türkei geboren wurden und in der Anwerbephase zwischen 1961 und 1974 als Arbeitsmigranten nach Europa kamen. Sie werden zuerst interviewt, anschließend dann ihre Kinder, ihre Enkel und - wenn möglich - auch ihre Urenkel. Diese leben heute in verschiedenen Staaten Europas: zum größten Teil in Deutschland, aber auch in Frankreich, den Niederlanden oder Österreich. Insgesamt berücksichtigt die Studie acht europäische Länder. Als Vergleichsgruppe wählen die Soziologen 100 Personen aus, die ebenfalls in den 1930-er Jahren in der Türkei geboren wurden, aber nicht emigrierten. Auch für sie rekonstruieren die Wissenschaftler Stammbäume und sammeln Daten über die Nachkommen. "Dieses Forschungsdesign, das in seiner Komplexität bisher ohnegleichen ist, erlaubt uns Antworten auf viele offene Fragen der Migrationsforschung", so Baykara-Krumme. Unterstützt eine Migration soziale Aufstiegsprozesse? Unter welchen Bedingungen sind Migranten ökono- misch erfolgreich und können sich gut integrieren? Vermitteln Migranten ihren Kindern kulturelle Werte und Verhaltensweisen anders als Nichtmigranten dies tun? Wie entwickeln sich religiöse Einstellungen über die Generationen hinweg und in verschiedenen Aufnahmegesellschaften? Das Team um Prof. Dr. Bernhard Nauck vom Institut für Soziologie der TU Chemnitz ist vor allem für die Befragung der Nachkommen in den deutschsprachigen Ländern Europas zuständig. Das Projekt ist Teil eines groß angelegten transnationalen Forschungsprogramms im Rahmen von NORFACE ERA-NET, für das Forschungsförderungseinrichtungen aus 14 europäischen Ländern 23 Millionen Euro zur Verfügung gestellt haben. Ziel dieser Initiative der Europäischen Union ist es, die europaweite Zusammenarbeit in der Forschung zu fördern. Zu dem Thema "Migration in Europe: Social, Economic, Cultural and Policy Dynamics" werden bis 2013 Forscher aus verschiedenen europäischen Ländern in insgesamt etwa einem Dutzend Projekten zusammenarbeiten. Wenig Energie für schwere Gewichte Professur Fördertechnik entwickelt mit schweizerischem Unternehmen einen energiesparenden Rollteppich Mitarbeiter Frank Rasch und Student Martin Zwinzscher (r.) bereiten einen Test des Rollteppichs vor. Foto: Uwe Meinhold (KT) Bei der Montage von Autos müssen mehrere Tonnen Gewicht auf Förderbändern transportiert werden - Zugmittel und Gleitschienen werden dabei extrem beansprucht, der Verschleiß und der Energieverbrauch für den Antrieb sind hoch. Wenn das Gewicht auf viele Rollen verteilt wird, sinken Energiebedarf und Verschleiß. Aus diesem Ansatz heraus haben Wissenschaftler der Professur Fördertechnik der TU Chemnitz gemeinsam mit der Denipro AG aus dem schweizerischen Weinfelden eine Schwerlast ab stüt zung entwickelt. Das Element mit dem Markennamen denirug ist modular aufgebaut und kann zu einem Roll teppich mit beliebiger Länge und Breite zusammengesetzt werden. "Wir haben das neue Element ausgiebig an einem Prüfstand mit gerader Mattenkette getestet. Die Versuche zeigten eine gute Funktionalität und nahezu keinen Verschleiß", berichtet Dr. Jens Sumpf, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur. Aufgrund der gemessenen Reibwerte von 0,03 bis 0,05 schätzen die Wissenschaftler, dass die Neuent wick lungje nach Anwendung bis zu 80 Prozent der Antriebsenergie einspart und die Belastung der Zugmittel entsprechend verringert. "Die Fördergeschwin dig eit k betrug in diesen Versuchen 20 Meter pro Minute. Es gab auch schon erfolgreiche Tests mit 120 Metern pro Minute", sagt Sumpf. Die Elemen te bestehen komplett aus Kunststoff und sind somit schmierungs- und wartungsfrei. Nicht nur in der Automobilindustrie kann die neue Technik zum Einsatz kommen, sondern überall, wo große Massen transportiert werden müssen - vom Maschinenbau bis zur Papierindustrie. FORSCHUNG Hier sehen Produktentwickler künftig nicht alt aus Professur Arbeitswissenschaft ist an der Entwicklung eines Alters-Simulations-Anzuges beteiligt (KT) Bleigewichte an Gürtel und Ge lenken, Schuhe steif wie Skistiefel, Halskrause, Ohrenschützer, Handschuhe und Unscharf-Brille - so ausgestattet kann ein junger Erwachsener nachvollziehen, warum ein Senior im Straßenverkehr langsamer unterwegs ist und die Bedienung manch technischer Geräte scheut. Eindrücke, die der Modulare Alters-SimulationsAnzugeXtra (MAX) vermittelt, den die Professur Arbeitswissenschaft gemeinsam mit der AutoUni, der Wolfsburg AG, der Audi AG und der Volkswagen Konzernforschung entwickelt hat. "Unser Ziel ist es, jüngere Menschen für die Be dürfnisse und alltäglichen Schwie rig ekiten der älteren Men schen zu sensibilisieren und so ein Um denken in der Verständigung von Jung und Alt zu unterstützen", berichtet Prof. Dr. Birgit Spanner-Ulmer, Inhaberin der Professur Arbeitswissenschaft. Zum Einsatz kommen die bisher gefertigten zehn An- züge für Projekte, Tests, Veranstaltungen, Marktforschungen sowie Schulungen von Unternehmen, Kommunen und Bildungsträgern. Altersgerechte Arbeitsplätze und Produkte sollen so entstehen. Denn wenn Sehen, Hören, Tasten, Motorik und Kraft nachlassen, stellen Kunden andere Ansprüche an Produkte - alltägliche Handlungen fallen schwer, egal ob es sich um das Drücken der kleinen Tasten eines Handys, das Einsteigen ins Auto oder das Bücken nach der Milch im Kühlschrank handelt. Forscher und Entwickler können diese Bedürfnisse der Kunden, aber auch der älteren Mitarbeiter im Unternehmen mit dem neu entwickelten Alters-SimulationsAnzug nachvollziehen. Der Anzug ist modular aufgebaut und größenvariabel. Außerdem lassen sich die Einschränkungen in drei verschiedenen Graden simulieren. "Die altersbedingten Einschränkungen sind bei jedem Men- ANZ E IG E G6J8=;G:>Ä \ji\ZaVjcijcYYVjZg]V[i 9ZgLZ\ojbC^X]igVjX]Zg^hihX]lZg#9Zh]VaWjciZghiioiH^ZY^Z6D@EAJH WZ^>]gZcEa~cZcb^iYZbDca^cZ"Egd\gVbb¼>X]lZgYZC^X]igVjX]Zg»# BZ]g>c[dgbVi^dcZcZg]VaiZcH^ZVj[lll#Vd`eajh"dca^cZ#YZ$gVjX][gZ^ schen natürlich anders ausgeprägt. Deshalb kann man nicht sagen, dass man mit dem Anzug um eine bestimmte Anzahl von Jahren altert", erklärt Christian Scherf, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur Arbeitswissenschaft, und ergänzt: "Aber man kann zwischen schwachen, mittleren und starken Einschränkungen unterscheiden und dadurch sehr gezielt und flexibel die Alterung simulieren." Mehr als 200 wissenschaftliche Studien aus Medizin, Altersforschung, Sportwissenschaft und Psychologie sind in die Entwicklung des Anzuges eingeflossen. In mehr als 70 Einsätzen hat die AutoUni einen 2008 gefertigten Prototypen getestet und Erkenntnisse für die Optimierung gesammelt. "Wir planen an unserer Professur derzeit die Evaluation des Alters-Simulations-Anzuges beim Einsatz in Arbeitsprozessen. Dazu werden wir eine größere wissenschaftliche Studie durchführen und den Anzug ständig weiterentwickeln", blickt Prof. Spanner-Ulmer in die Zukunft. Kontakt: Christian Scherf, Telefon 0371 531-36882, E-Mail christian.scherf@mb.tu-chemnitz.de <ZhjcY]Z^i^cWZhiZc=~cYZc# TU-Spektrum 3/2009 13 Christian Scherf und Studentin Julia Eberlein bereiten einen Laborversuch mit dem Alters-Simulations-AnzugeXtra (MAX) vor. Foto: Wolfgang Thieme FORSCHUNG Jan Langer und Sebastian Schüppel von der Professur Schaltkreis- und Systementwurf sowie Daniel Manns (v.l.) von der Professur Kommunikationsnetze arbeiten daran, das Internetprotokoll für die Kommunikation der Bordelektronik zu nutzen. Foto: Christian Schenk (KT) Bis zu 70 Minicomputer sind in einem modernen Oberklasse-Auto verbaut - sie sorgen dafür, dass der Airbag im richtigen Moment aufgeht, dass die Scheibenwischer sich bei Regen selbst einschalten oder ein Warnton erklingt, wenn ein Mitfahrer nicht angeschnallt ist. "Elektronik spielt in heutigen Kraftfahrzeugen eine zentrale Rolle - für Energieeffizienz und Sicherheit ebenso wie für Leistung und Komfort", schätzt Prof. Dr. Ulrich Heinkel ein, Inhaber der Professur Schalt kreis- und Systement wurf. Diese so genannten eingebetteten Steuergeräte sind durch bis zu fünf unterschiedliche Vernetzungstechnologien miteinander verbunden. "Diese Technologien sind jedoch nicht unmittelbar kompatibel, das heißt, sie sprechen nicht die gleiche Sprache", erklärt Heinkel. Sechs Forschungseinrichtungen und zwölf Unternehmen der deutschen Automobilindustrie arbeiten in den kommenden drei Jahren daran, das Internetprotokoll (IP) für die sichere Kommunikation von Steuergeräten im Fahrzeug zu nutzen. "Das Internetprotokoll wird heute bereits für die Vernetzung von Computersystemen eingesetzt und auch im Fahrzeug genutzt. Was noch erarbeitet werden muss, ist jedoch eine durchgängige Sicherheitslösung für diese eingebetteten Systeme", so Heinkel. An der Professur Schaltkreis- und Systementwurf untersuchen Forscher, inwieweit die bestehenden IP-basierten Lösungen für Anwendungen im Auto genutzt werden können und welche Weiterentwicklungen nötig sind. Außerdem überprüfen sie mögliche Technologien auf Faktoren wie die Störfestigkeit der Übertragung, entwickeln Methoden zur automatischen Konfiguration von vernetzten Komponenten und optimieren die Technologien hinsichtlich des Energieverbrauches sowie des Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes. Auch die Professur Kommunikationsnetze von Prof. Dr. Thomas Bauschert ist am Verbundprojekt beteiligt - hier dreht sich die Forschung vor allem um die Datensicherheit. Die Forscher erarbeiten beispielsweise Lösungen, um die Authentizität der gesendeten und empfangenen Daten sicherzustellen, analysieren mögliche Angriffsarten sowie -wege und konzipieren geeignete Abwehrmechanismen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Verbundprojekt "Sicherheit in Eingebetteten IP-basierten Systemen" mit einem Gesamtbudget von 18 Millionen Euro. www.eenova.de/projekte/seis Erfolg* TCC - Annaberger Straße Kontakt: Vasco Jerinic, Telefon 0371 531-35520, E-Mail vje@infotech.tu-chemnitz.de start up - Technol.-Campus 1 Damit die Elektronik im Auto mit einer Sprache spricht ANZ E IG E Der „Technologiesommer“ in Chemnitz ist heiß! Denn mit „start up“ – dem Gründerzentrum für Mikrosystemtechnik – beginnt eine neue Zeitrechnung. Unternehmen mit Technologien im Nanobereich finden hier vorzügliche Startbedingungen und ein optimales Umfeld. Dazu gehören die Nähe zur TU und dem Fraunhofer-Institut ebenso wie bereits ansässige Technologieunternehmen im TCC. TECHNOLOGIE CENTRUM CHEMNITZ GMBH Annaberger Str. 240 09125 Chemnitz Tel.: 0371/ 53 47-104 Fax: 0371/ 53 47-105 www.tcc-chemnitz.de tcc@tcc-chemnitz.de TechnoPark Chemnitz GmbH * Erfolg hat ein Zuhause. Technologie-Campus 1 09126 Chemnitz Tel.: 0371/ 53 47-704 Fax: 0371/ 53 47-705 www.tpc-chemnitz.de info@tpc-chemnitz.de 14 TU-Spektrum 3/2009 FORSCHUNG Hightech in der Spieldose Kontakt: Prof. Dr. Wolfram Hardt, Telefon 0371 531-25550, E-Mail hardt@cs.tuchemnitz.de ... oder was Holzkünstler, Informatiker und Trompeter gemeinsam erfinden (MSt) Nicht nur zur Weihnachtszeit versprühen sie inzwischen in aller Welt das Flair des Erzgebirges - gemeint sind in diesem Fall die Spieldosen. Während viele für die traditionelle Mechanik schwärmen, möchten andere, dass der technische Fortschritt auch die Holzkunst erreicht. Mitarbeiter der Kleinkunst aus dem Erzgebirge Müller GmbH und der Professur Technische Informatik der TU Chemnitz wagten deshalb gemeinsam mit dem aus dem Erzgebirge stammenden Trompetenvirtuosen Prof. Ludwig Güttler einen mutigen Schritt. Gemeinsam entwickelten sie eine High techSpieldose. Was an Technik in ihr steckt, sieht man der neuen Dose von außen nicht an. Denn dort, wo sonst die Mechanik versteckt ist, sind es jetzt eine Platine und vier Batterien. Und die Musik erklingt aus einem kleinen Lautsprecher - insgesamt bis zu 15 Musikstücke. Die Informatiker der TU Chemnitz haben diese bereits vorhandene Soundelektronik um eine Bluetooth-Funktion und die dafür nötige Software erweitert. Dadurch lässt sich die Spieldose kabellos vom Computer oder Handy ansteuern und mit ständig neuen Melodien ausstatten. "Bisher konnten Spieldosen mit Soundelektronik nur mit einem festen Musikrepertoire ausgeliefert werden", erklärt Mirko Caspar von der Professur Technische Informatik. "Die neue Elektronik bietet aber ein paar besondere Funktionen. So kann die Spieldose beispielsweise so programmiert werden, dass sie jede Stunde ein be stimmtes Musikstück abspielt. Und sie kann sogar als Wecker dienen", be richtet Caspar. Sollen neue Musikstücke auf die Spieldose übertragen werden, müssen diese erst aufbereitet und in ein spezielles Audioformat umgerechnet werden. Der Hersteller bietet auf seiner Homepage bereits eine Auswahl an Melodien kostenlos zum Download an. "Diese können dann mittels PC oder einer Handy-Anwendung heruntergeladen und auf die Spieldose übertragen werden", erklärt Caspar. Diese Musik kommt unter anderem vom weltbekannten Dresdner Trompeter Prof. Ludwig Güttler und seinem Blechbläserensemble. Passend dazu gibt es eine Motivscheibe, die den Musiker mit seinem Ensemble vor der Dresdner Frauenkirche zeigt. Zudem kann die Spieldose eigene Aufnahmen abspielen: von Sprachbotschaften über Liebesgedichte bis hin zu Geschichten und Märchen. Doch nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen bietet die Spieldose immer wechselnde Eindrücke: "Erstmals in der Geschichte der Erzgebirgischen Volkskunst sind die Spieldosen mit einer auswechselbaren Motivscheibe ausgestattet", berichtet Ringo Müller, Geschäftsführer der Kleinkunst aus dem Erzgebirge Müller GmbH. Über Magnete können die Motivscheiben passend zu Anlass und Jahreszeit ausgetauscht werden. Die technische Entwicklung lässt sich auch auf andere Anwendungen übertra- gen. "Die Kleinkunst aus dem Erzgebirge Müller GmbH möchte die von uns entwickelte Elektronik auf ihre gesamte Produktpalette übernehmen. Beispielsweise können bei Schwibbögen über Bluetooth die Lampen angesteuert werden", so Caspar. Man sieht: Wenn Holzkünstler, Informatiker und Trompeter gemeinsam etwas erfinden, wird es künftig sicher noch mehr Produkte geben, die neue Zielgruppen erobern. Anfragen aus aller Welt gibt es bereits. Eine Soundprobe, eine Videovorstellung sowie weitere Informationen zur Spieldose finden Interessenten im Internet: www.mueller.com Auf die traditionelle Handwerkskunst wird natürlich nicht verzichtet. Auch wenn allerhand Elektronik und ein Computer für die neue Spieldose notwendig sind, werden die Motivscheiben und der Grundkörper aus Holz gefertigt. Foto: Kleinkunst aus dem Erzgebirge Müller GmbH Mirko Caspar und Prof. Dr. Wolfram Hardt (v.l.) von der TU Chemnitz übergeben die elektronische Spieldose an Ringo Müller von der Kleinkunst aus dem Erzgebirge Müller GmbH. Egal ob mit dem Laptop oder dem Handy - per Bluetooth können auf diese Spieldose immer neue Melodien übertragen werden. Foto: Christine Kornack TU-Spektrum 3/2009 15 FORSCHUNG Keine Chance für Gammelfleisch ANZ E IG E Professur Mess- und Sensortechnik schlägt die Impedanzspektroskopie für die Qualitätsbeurteilung von Fleisch vor Kontakt: Prof. Dr. Olfa Kanoun, Telefon 0371 53135755, E-Mail olfa.kanoun @etit.tu-chemnitz.de Genießbar oder nicht? Dr. Uwe Tröltzsch (l.) und Chris Stöckel können mit Hilfe der Impedanzspektroskopie die Qualität von Fleisch beurteilen. Foto: Christian Schenk (KT) "Nach den Fleischskandalen der vergangenen Jahre möchten Haushaltsgerätehersteller ihre Kunden vor Gammelfleisch schützen", berichtet Prof. Dr. Olfa Kanoun, Inhaberin der Professur Mess- und Sensortechnik an der TU Chemnitz. Dies war der Grund für die BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH, die Wissenschaftler der TU Chemnitz zu beauftragen, ein Messverfahren zu finden, mit dem sich einfach und kostengünstig die Art und die Qualität von Fleisch bestimmen lässt. "Viele Leute wissen nicht immer, welche Fleischsorten seit wann im Kühlschrank oder im Kühlregal der Supermärkte liegen", erklärt Kanoun den Bedarf. Ihre Professur beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Verfahren Impedanzspektroskopie, das sie für verschiedene Anwendungen nutzt - von der Bodenfeuchteanalyse bis zur Batteriediagnose. Diese Projekte stellte die Professur bei einem internationalen Workshop an der TU Chemnitz vor. "Wir haben nun gezeigt, dass sich die Impedanzspektroskopie auch für die Bestimmung der Fleischsorte und -qualität hervorragend eignet", fasst die Wissenschaftlerin die Ergebnisse des Forschungsprojektes zusammen. Bei der Impedanzspektroskopie wird eine Wechselspannung - in diesem Fall an ein Stück Fleisch - angelegt und der Wechselstrom bei verschiedenen Frequenzen gemessen. In den entstehenden Daten fanden die Wissenschaftler charakteristische Merkmale für Alter und Art des Fleisches. Die Fleischarten unterscheiden sich beispielsweise in ihrer Zusammensetzung aus Fett und Muskeln. Und wenn es alt wird, platzen die Zellwände auf. Dadurch geht der Strom im Fleisch jeweils andere Wege und diese Unterschiede lassen sich mit der Impedanzspektroskopie darstellen. Das Messverfahren soll sich künftig - so die Vorgabe der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH - in den Kühlschrank oder den Backofen integrieren lassen. Das Unternehmen möchte seine Geräte mit einer solchen Zusatzfunktion ausstatten. Den Einsatz der Impedanzspektroskopie zur Qualitätsbeurteilung von Lebensmitteln hat die Firma zum Patent angemeldet. Die nächste Aufgabe der Chemnitzer Mess- und Sensortechniker wird es sein, eine kompakte Elektronik zu entwickeln, die die Anforderungen an Kosten und Robustheit erfüllt. Schließlich benötigt der Nutzer nicht die detaillierten erfassten Daten, sondern lediglich klare und schnelle Aussagen: Handelt es sich um Schwein oder um Rind? Ist das Fleisch noch genießbar oder wird von einem Verzehr abgeraten? "Wir möchten mit der Impedanzspektroskopie nicht das genaue Alter des Fleischs bestimmen. Aber wir möchten bestimmen, ob es noch essbar ist oder nicht", so Kanoun. Das untersuchte Fleischstück wird bei diesem Verfahren nicht geschädigt, auch nicht wenn es mehrfach getestet wird. "Weitere Anwendungen der Impedanzspektroskopie zur Lebensmittelkontrolle sind möglich - etwa bei Obst oder Käse", schätzt Kanoun ein. 16 TU-Spektrum 3/2009 Präzise Formen für eine perfekte Verbindung Unter dem Markenzeichen ESKA entwickeln und produzieren wir funktionsbezogene, hochfeste Verbindungselemente und Umformteile und sind der leistungsstarke Partner der Automobilindustrie im Bereich der Massivkaltumformung. Unseren Kunden stehen wir bereits in der Entwicklungsphase neuer Bauteile mit unserem umfassenden Know-how in der Anwendungstechnik zur Verfügung. Die Werkzeuge für unsere Produkte konstruieren und erstellen wir schnell und flexibel im eigenen Haus. Durch eine geregelte Fertigung und modernste Prüftechnik sichern wir eine gleichbleibend hohe Qualität unserer Produkte. Unser Logistikzentrum bietet darüber hinaus einen umfassenden Kundenservice. ESKA Automotive GmbH Lutherstraße 87 09126 Chemnitz Telefon: 0371 5705 0 Telefax: 0371 5705 319 E-Mail: info@eska.net www.eska.net Hürdenlauf zwischen Noten- und Medaillenspiegel Wie Leistungssportler Training, Wettkämpfe und Studium vereinbaren Sie studieren beispielsweise Maschinenbau, Physik, Sports Engineering, Wirtschaftswissenschaften oder Präventions-, Rehabilitations- und Fitnesssport, parallel werden sie Hochschulmeister im Triathlon oder mit dem Rad, kämpfen um Medaillen bei internationalen Wettbewerben oder dribbeln mit dem Basketoder Fußball in der 2. Liga und Regionalliga: Spitzensportler, die an der TU Chemnitz ihren Hochschulabschluss anstreben. Unterstützung bei der Umsetzung ihrer straffen Zeitpläne zwischen Prüfungs- und Wettkampfterminen sowie Verpflichtungen im Studium und beim Training können sie von der Universität im Rahmen des Programmes "Partnerhochschule des Spitzensports" erhalten. Auf den folgenden Seiten erzählen Leistungssportler verschiedener Disziplinen und Studienfächer von ihren Erfahrungen, Erfolgen und Enttäuschungen, von ihrem Leben zwischen dem Studienort Chemnitz und Wettkampforten von Australien bis Amerika. Auch Athleten, die ihr Studium bereits abgeschlossen haben, kommen zu Wort. Prof. Dr. Albrecht Hummel, Institut für Sportwissenschaft der Technischen Universität Chemnitz: Reinhard Steinbach, Laufbahnberater beim Olympia stützpunkt Chemnitz/Dresden: "Seit 2003 ist die TU Chemnitz eine Partner hochschule des Spit zen sports. Dieses bundesweite Programm, das vom Allge meinenDeutschen Hoch schul psort verband und von der Hochschulrektorenonferenz k initiiert wurde, lindert einige Probleme, die sich bei der Verbindung von Leistungssport und Studium ergeben - aber es löst sie nicht. Wir haben in Chemnitz, wie ich finde, eine sehr sportfreundliche Universität, die das Programm en ga giert umsetzt, indem beispielsweise Foto: Christine Kornack für jeden Bundeskaderathleten ein studentischer Tutor finanziert werden kann und es die Möglichkeit gibt, Prüfungen zu verschieben. Bisher konnte immer eine vernünftige Lösung für die Vereinbarung von Sport und Studium gefunden werden, was vor allem daran liegt, dass die Dekane und Professoren solchen Anfragen aufgeschlossen gegenüberstehen das ist nicht selbstverständlich! Seit dem Abschneiden deutscher Athleten bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking, das nicht sehr erfreulich war, steht die Sportförderung in Deutschland insgesamt auf dem Prüfstand. Das ganze System muss überprüft und gegebenenfalls neu aufgestellt werden. Vor allem im schulischen Bereich gibt es intensive Diskussionen und ich selbst bin mit meiner Professur an der Optimierung der Eliteschulen des Sports in Brandenburg beteiligt. Proble ma itscher wird es aber für viele Leistungssportler nach dem Schulabschluss. Eine langfristige Lösung sehe ich in einem speziellen Bachelorstudium für Kaderathleten, das begleitend zum Hochleistungssport absolviert werden kann - ähnlich wie heute schon Weiterbildungsstudiengänge berufsbegleitend angeboten werden. Das steht und fällt natürlich mit der Finanzierung, wo meines Erachtens eine Mischung aus Eigenbeteiligung und Unterstützung durch den jeweiligen Verband sinnvoll wäre, je nach der finanziellen Situation der Sportler gestaffelt, denn die ist von Sportart zu Sportart sehr verschieden. Die Frage, die der Sportförderung insgesamt zu Grunde liegt, lautet: Welche Akzeptanz hat der Leistungssport in einer Gesellschaft, und was ist ihr ein erfolgreiches Abschneiden der Athleten bei weltweiten Wettkämpfen wert?" Informationen über das deutschlandweite Förderprogramm "Partnerhochschule des Spitzensports" stehen im Internet unter www.partnerhochschule-des-spitzensports.de, der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband, der das Programm mit begründet hat, präsentiert sich unter www.adh.de. "Als Serviceeinrichtung für den Spit zen sport be treuen wir am Olympia stütz punkt Chem nitz/Dresden in den Standorten Chemnitz, Dresden, Altenberg, Oberwiesenthal und Klingenthal 340 Bundeskaderathleten. Als Lauf bahn beater r bin ich so zusagen Be rater und Tür öffner für die berufliche Zukunft der Athleten - ich zeige ihnen Möglichkeiten auf, wie sie Schule, Ausbildung oder Studium optimal mit ihrem Sport kombinieren können. Viele Bundeskaderathleten bevorzugen nach der Schule den Weg in die Sportfördergruppen der Bundeswehr, der Bundespolizei, der Sächsischen Landespolizei oder beim Zoll, da sie hier bestmögliche Foto: Christine Kornack Unterstützung erhalten und außerdem finanziell abgesichert sind. Allerdings besteht als Sportsoldat der Bundeswehr bei einer unzureichenden sportlichen Leistungsentwicklung die Gefahr einer kurzen Verweildauer und ein Neubeginn von Studium oder Ausbildung ist notwendig. Deshalb, und auch weil eine normale Berufsausbildung nur schwer mit dem Leistungssport zu vereinbaren ist, rate ich Abiturienten meistens zu einem Studium an einer Partnerhochschule des Spitzensports, mit dem sich die Athleten parallel zur sportlichen Karriere eine akademische Ausbildung und somit eine Perspektive für ihre Zukunft aufbauen. Um eine bestmögliche Unterstützung zu gewährleisten, kooperieren wir im nahen Umfeld mit der TU Chemnitz und der Hochschule Mittweida. 2008 haben die Kultus- und Sportminister, der Deutsche Olympische Sportbund sowie die Hochschulrektoren eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Die Hochschulen sollten die Förderung des Spitzensports in ihr Profil aufnehmen, mit Empfehlungen für die Hochschulzulassung, den Nachteilsausgleich, den Ablauf des Studiums und den Ausgleich finanzieller Nachteile für Leistungssportler. Leider fand bei der Überarbeitung des Sächsischen Hoch schulzulas sungs gesetzes im Herbst 2009 der Leistungssport keine Berücksichtigung - anders als etwa in Nordrhein-Westfalen. Ich fände es wünschenswert, wenn für studierende Bundeskaderathleten - also nur für Sportler, die in olympischen Sportarten den Kaderstatus erhalten - von den Hochschulen ein Stipendium eingeführt würde. Schon mit einer monatlichen Unterstützung von 150 Euro wäre den Sportlern sehr geholfen." TU-Spektrum 3/2009 17 TITEL Anlaufstelle für studierende Leistungssportler Foto: privat (KT) Als Partnerhochschule des Spitzensports hat sich die TU Chemnitz verpflichtet, Bundeskaderathleten bei der Organisation ihres Studiums zu unterstützen. Auch wer in nicht-olympischen Sportarten auf hohem Niveau aktiv ist oder um eine Bundeskadernominierung kämpft, kann an der Chemnitzer Universität Hilfe im Studium erhalten. Die TU finanziert in diesem Rahmen studentische Tutoren, die den Athleten sowohl fachlich als auch organisatorisch helfen. Im Wintersemester 2009/2010 nehmen zwölf Sportler dieses Angebot wahr. Außerdem verpflichtet sich die Hochschule, unterstützende Maßnahmen umzusetzen, zum Beispiel die Flexibilisierung der Studienplanung - durch die Ermöglichung von Urlaubssemestern, die Aufweichung von Anwesenheitszeiten und die Möglichkeit, Fehlzeiten nachzuarbeiten sowie Abgabe- und Prüfungstermine individuell abzustimmen. Darüber hinaus stehen den betreuten Sportlern die Hochschulsportanlagen - und damit beispielsweise auch das Zentrum für Fitness und Gesundheit - entgeltfrei zur Verfügung. Auch eine besondere Berücksichtigung der Sportler bei der Bereitstellung eines Wohnheimplatzes durch das Studentenwerk Chemnitz-Zwickau ist Teil des Sportförderprogramms. Ein rechtlicher Anspruch auf eine dieser Maßnahmen besteht jedoch nicht. Ansprechpartner und Vermittler für Sportler, Tutoren, Dozenten und Professoren ist Martin Schwarze, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sportwissenschaft, Thüringer Weg 11, Raum 312A, Telefon 0371 531-37259, E-Mail martin.schwarze@hsw.tu-chemnitz.de. Für den Sport unterwegs in der Welt Ihr Studium lässt Speerwerferin Mareike Rittweg genügend Freiraum für ihr Training (SM) Speerwerferin Mareike Rittweg ist seit dem Wintersemester 2005/2006 an der TU Chemnitz eingeschrieben und hat ihr Bachelorstudium im Studiengang Präventions-, Rehabilitations- und Fitnesssport in der Regelstudienzeit abgeschlossen. "Ich wollte erst einmal einen Abschluss haben und habe meine Priorität auf das Studium gesetzt", sagt die Bun deskaderathletin, die zurzeit ihren Master macht und sich nun vor allem auf ihren Sport konzentriert. Da sie in diesem Semester nur zwei Lehrveranstaltungen hat, bleibt ihr genug Zeit für den Sport. "Ich werde für meinen Master wahrscheinlich ein Semester länger studieren, aber es war mir wichtig, in diesem Jahr an vielen Wettkämpfen teilzunehmen, da mir auf- Foto: Heiko Kießling 18 TU-Spektrum 3/2009 grund einer Verletzung letztes Jahr die Wettkampfpraxis gefehlt hat", erklärt Rittweg. Besonders gefreut hat sie sich über ihren dritten Platz bei der diesjährigen Universiade - den Weltsportspielen der Studenten - in Belgrad. Ihre persönliche Bestleistung von 60,06 Metern, die sie 2006 beim Winterwurf-Europacup in Tel Aviv erzielt hat, möchte sie 2010 bei der Europameisterschaft überbieten. Mareike Rittweg hat mit sieben Jahren mit der Leichtathletik begonnen, mit 15 hat sie ihren Schwerpunkt auf das Werfen gelegt. "Ich war mit die Beste im Ballwurf und wenn man Erfolg hat, dann macht es auch Spaß", sagt die Sportlerin, die da mals auch Kugelstoßen und Diskuswerfen trainiert hat. Im Jahr 2001 kam sie nach Chemnitz, besuchte das Sportgymnasium der Stadt und übte seitdem hauptsächlich das Speerwerfen. Zu den größten Erfolgen in ihrer bisherigen Karriere zählen der zweite Platz bei den deutschen Meisterschaften 2003 und der erste Platz bei den deutschen Juniorenmeisterschaften 2003 und 2005. Zudem war sie 2003 Vize-Europameisterin (U20) und warf 2006 den sächsischen Landesrekord beim Europacup in Tel Aviv. "Zu Spitzenzeiten trainiere ich zehn Mal in der Woche jeweils zwei bis drei Stunden", sagt die Studentin. Zum Training, das sie mit ihrer Gruppe im Sportforum absolviert, gehören neben dem Werfen auch Grundlagendisziplinen der Leichtathletik wie Sprint, Ausdauerlauf sowie verschiedene Arten von Sprüngen und Krafttraining. Durch ihren Sport ist Mareike Rittweg häufig in der ganzen Welt unterwegs. So nahm sie nicht nur an zahlreichen Wettkämpfen in Europa teil, sondern war auch schon in Thailand und Israel. Durch die Sportförderung an der TU Chemnitz gelingt es ihr trotzdem, ihr Studium gut zu organisieren. "Ich habe eine Tutorin aus meinem Studiengang, die mir Unterlagen kopiert, und ich muss in Seminaren nicht immer anwesend sein", erklärt sie und meint weiter: "Es ist auch kein Problem, Referate oder Prüfungen zu verschieben." Zudem hat der Zufall während ihres Bachelorstudiums eine Rolle gespielt: "Wir konnten Sportkurse wählen und die Kurse, die ich machen wollte, waren immer zu günstigen Zeiten oder konnten verlegt werden, so dass ich genügend freie Zeit für mein Training hatte." Nach ihrem Studium möchte Rittweg am liebs ten bei einem Institut für Angewandte Trainingswissenschaften arbeiten. "Ich möchte nicht richtig in die Reha rein, sondern würde gern wissenschaftlich arbeiten", sagt die Speerwerferin. "Nicht zu kurz und nicht zu lang" Anja Claußnitzer steckt sich ihre sportlichen Ziele im 800-Meter-Lauf von Jahr zu Jahr (KT) Zwei Stadionrunden in 2:01:50 Minuten - dieses Ziel hat sich 800-MeterLäuferin Anja Claußnitzer für 2010 gesetzt, denn damit würde sie die Fahrkarte zur Europameisterschaft in Barcelona lösen. "Nicht zu kurz und nicht zu lang" sei die Mittelstreckendisziplin, für die sie sich seit der achten Klasse begeistert. "Auf dieser Strecke kann man auch taktisch noch etwas entscheiden - anders als beim Sprint, wo man ja nur rennt", so die 21Jährige, die an der TU Chemnitz im fünften Semester Präventions-, Rehabilitationsund Fitnesssport studiert. "Ich wollte etwas mit Sport und mit Medizin studieren und gern in Chemnitz bleiben", begründet die Bundeskaderathletin ihre Entscheidung und ergänzt: "Ich würde gern einmal in einer Rehaklinik arbeiten." Zehn bis zwölf Trainingeinheiten zu je anderthalb bis zwei Stunden absolviert sie wöchentlich beim LAC Erdgas Chemnitz, wobei nicht nur das Abspulen von Sta- dionrunden auf dem Programm steht, sondern auch Krafttraining, Sprünge, Sprints, Berganläufe und zum Ausgleich sogar schon mal Schwimmen. Rund zehn Mal pro Saison geht es deutschlandweit zu Wettkämpfen - besonders gern ist sie beim Internationalen Lausitzmeeting in Cottbus dabei: "Durch die vielen internationalen Starter hat man hier starke Gegner und das Feeling ist etwas Besonderes." Mit ihrem Bachelorstudium passe die zeitliche Belastung durch den Sport "bisher ganz gut zusammen", berichtet die Chemnitzerin und erklärt: "Hart ist nur, dass die Prüfungs- und die Wettkampfzeit im Frühling und im Sommer zusammenfallen." Wenn es darum geht, Prüfungstermine zu verschieben und verpassten Stoff aufzuholen, bekommt sie Unterstützung von ihrer Tutorin, die gleichzeitig ihre Mitbewohnerin ist - denn "Wettkämpfe werden nicht weggelassen", betont Claußnitzer, was derzeit Priorität hat. Von ihren eigenen sportlichen Erfahrungen, die sie seit der fünften Klasse in der Leichtathletik sammelt, profitiert sie auch im Studium. "Zum Beispiel bei den Trainingswissenschaften bringt man als Leistungssportler schon Kenntnisse mit. Und durch eigene Verletzungen sowie Physiotherapie erfährt man auch einiges über Medizin", gewinnt sie ihrem eigenen Verletzungs- und Krankheitspech etwas Positives ab. Und so ist auch eins ihrer sportlichen Ziele nahe liegend: "Vor allem gesund bleiben!" Außerdem möchte sie sich kontinuierlich verbessern und von Jahr zu Jahr sehen, von welchen Laufzeiten und Wettkämpfen es sich zu träumen lohnt. Bisher gehen unter anderem der dritte Platz bei den deutschen Meisterschaften 2009 sowie der Sieg bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften im selben Jahr auf ihr Konto. Zudem stellte sie im vergangenen Winter die deutsche Jahresbestzeit auf - mit 2:03:84 Minuten. Bei Meisterschaften hat der Sport Vorrang Marc Pähler ist kein Hindernis zu schwierig - weder beim Laufen noch im Studium (SM) Marc Pähler studiert seit 2007 Wirtschaftswissenschaften an der TU und trainiert parallel dazu für den Hindernislauf. Bereits im Alter von sechs Jahren hat Pähler mit der Leichtathletik angefangen, mit 16 legte er seinen Schwerpunkt auf die Disziplin Hindernislauf über 3.000 Meter, bei dem vier Hindernisse und ein Wassergraben überwunden werden müssen. Insgesamt trainiert er zwölf Mal in der Woche etwa eine bis anderthalb Stunden im Sportforum. "Meist habe ich um 9 Uhr und um 15 Uhr Training, manchmal auch später, je nachdem wann ich Lehrveranstaltungen habe", sagt Pähler. Vor seinem Umzug nach Chemnitz ging er bei Wettkämpfen für die LG Olympia Dortmund an den Start und belegte 2005 den ersten Platz bei den deutschen Jugendmeisterschaften. Im Jahr 2007 wurde er deutscher Juniorenmeister. Seine Entscheidung, in Chemnitz ein Studium zu beginnen, hing neben dem Studienangebot mit seinem Sport zusammen: "Ich habe meinen Studienort auch danach ausgesucht, wo ich ordent lich trainieren kann", meint der Student, der seit 2007 Mitglied beim LAC Erdgas Chemnitz ist. Die Trai nings - bedingungen in Chemnitz schätzt er als gut ein, vor allem das Sportforum gefällt ihm, da dort "viele Sachen an einem Ort sind". Das Sportförderprogramm an der Universität hilft Marc Pähler dabei, Studium und Sport miteinander zu vereinbaren. So ist er beispielsweise bei der Übungseinschreibung relativ flexibel und kann sich aus mehreren Übungsterminen einen aussuchen, ohne sich online einschreiben zu müssen. Außerdem hat er die Möglichkeit, Termine zu verschieben, denn "wenn Meisterschaften sind, hat der Sport Vorrang". Seine Klausur in Statistik konnte er dadurch erst ein Semester später schreiben und bekam beim Lernen Unterstützung von einem Tutor. "Ich hatte einen Tutor aus meinem Studiengang, der gut in Mathe ist und mir die Grundlagen für die Klausur beigebracht hat", erzählt der Leichtathlet. Nach seinem Bachelorabschluss möchte er einen Master machen. TU-Spektrum 3/2009 Foto: privat 19 TITEL Die Orientierung behalten - beim Laufen und im Studium Sportliches Ziel von Jitka Kraemer und Sören Lösch ist die Weltmeisterschaft im Orientierungslauf Mit Karte und Kompass steuern die Orientierungsläufer Sören Lösch (Bild unten) und Jitka Kraemer (Bild rechts) Kontrollpunkte im Gelände an. Fotos: privat (KT) "Orientierungslauf ist in Deutschland eher eine B-Sportart", erzählt Sören Lösch. Beim Orientierungslauf, kurz OL, laufen die Sportler nur mit Hilfe von Karte und Kompass Kontrollpunkte im Gelände in vorgegebener Reihenfolge an; elektronische Hilfsmittel sind verboten. Dabei ist es nicht immer wichtig, den kürzesten Weg zu wählen, sondern beispielsweise auch die Höhenmeter und seine eigenen Laufqualitäten aufeinander abzustimmen und zu beachten, dass sich nicht jeder Untergrund gleich gut läuft. Herausforderung ist die für die Orientierung geforderte hohe Konzentration bei einer gleichzeitigen extremen körperlichen Belastung; Faszination sind das selbstständige Planen und Finden der Routen, verbunden mit dem Erleben in der Natur und dem Erfolg beim Anlauf eines Kontrollpostens. "OL ist nicht so langweilig wie normales Laufen, man ist nicht so sehr auf sich und seine Schmerzen fokussiert", berichtet Jitka Kraemer mit einem Schmunzeln und ergänzt: "Die geistige Beanspruchung ist sehr reizvoll, die Wege sind ab wechslungsreich und man läuft selten einen Wald zweimal im Jahr." Kraemer studiert im fünften Semester Computational Science, Lösch im siebten Se mester Physik. Während der Saison sind beide fast an jedem Wochenende deutschlandweit auf OLWettkämpfen aktiv. Hinzu kommen vereinzelte Wettkämpfe im europäischen Ausland - zwischen Skandinavien, Italien und Tsche chien. "Meine weiteste Reise war die zur Junioren-Welt meisterschaft in Aus tralien 2007", be richtet Lösch. Er stammt aus 20 TU-Spektrum 3/2009 Jena und ist über seine Familie zum OL gekommen: "Meine Eltern haben während ihrer Studienzeit in Chemnitz den Orientierungslauf kennen gelernt. Heute unterstützen sie mich sehr bei diesem Sport, vor allem bei der Finanzierung." Denn Trainingslager und Startgebühren müssen Orientierungsläufer in aller Regel aus der eigenen Tasche zahlen. Lösch verhilft sein Status als Kaderathlet zu Zuschüssen seines Vereins in Jena, auch von der TU und vom Studentenwerk ChemnitzZwickau bekommt er hin und wieder finanzielle Hilfen, als Sponsoren stehen die Chemnitzer Rosenhof Apotheke und ein Laufladen in Jena hinter ihm. Auch Kraemer hofft, bald wieder eine Kadernominierung zu erhalten, nachdem sie aus dem Juniorenkader altersbedingt ausgeschieden ist. Die Dresdnerin wurde ebenfalls durch ihre Eltern, die beide im OL-Nationalteam waren, für die Sportart begeistert, in der sie von der WM-Teilnahme 2011 träumt. Zu ihren größten Erfolgen zählt der fünfte Platz bei der Jugend-Europa meister schaf t2005 und der Sieg bei den deutschen Staffelmeisterschaften 2009. Lösch konnte in diesem Jahr bei den deutschen Meisterschaften sowohl in der Lang- als auch der Mitteldistanz den vierten Platz erkämpfen, 2007 hat er die Internationalen Deutschen Hoch schulmeister schaften gewonnen. Vier- bis fünfmal pro Woche trainieren beide in Erholungsphasen, in der Wett kampf vorbereitung stehen häufig zwei Einheiten pro Tag an. "Das lässt sich bei unseren Studiengängen zeitlich ganz gut koordinieren, da wir nicht allzu viele Vorlesungen belegen müssen", so Kraemer. Mindestens dreimal im Jahr geht es ins Trainingslager. "Unsere Professoren und Dozenten sind sehr kooperativ, wenn wir mit ihnen sprechen ist es nie ein Problem, durch Trainingslager oder Wettkämpfe mal Veranstaltungen zu verpassen", erzählt Kraemer. Lösch wird im Rahmen des Programmes "Partnerhochschule des Spitzensports" zudem von einem Tutor begleitet - ebenfalls ein Physikstudent, der ihm hilft, Lernstoff aufzuarbeiten oder sich effizient auf Prüfungen vorzubereiten. Beruflich soll es bei Kraemer in Richtung Biomechanik gehen, in ihrem Computational Science-Studium hat sie als Wahlpflichtfach Bewegungswissenschaf ten belegt. "In diese Richtung möchte ich auch meinen Master machen", so die 22Jährige, die 2010 ihr Bachelorstudium abschließen will. Für Lösch steht ab Januar erstmal ein Auslandssemester an der TU Tampere in Finnland an. "Das ist optimal für die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft, die 2010 im norwegischen Trondheim stattfindet", so der 22-Jährige, der der Qualifizierung für die WM optimistisch entgegenschaut, da er sie im vergangenen Jahr nur knapp verletzungsbedingt verpasste. Das nordische Gelände sei anders als das mitteleuropäische, die Orientierung anspruchsvoller und vor allem für einen Deutschen ungewohnt - deshalb biete sein Studienaufenthalt in Finnland sehr gute Trainingsvoraussetzungen. Beruflich wird auch er sein Studienfach umsetzen denn "Geld verdienen kann man als Orientierungsläufer nicht", sagt Lösch und erläutert: "Preisgelder gibt es für die drei Erstplatzierten. Ein deutsches Topergebnis ist eine Platzierung unter den ersten 30." Bereits sein halbes Leben lang dem Triathlon treu Triathlet Ronny Dietz hat nach dem Studium eine Halbtagsstelle bei einem Sponsor in Aussicht (SM) Im Alter von sechs Jahren hat Ronny Dietz (im Bild rechts) als Skilangläufer mit dem Sport begonnen, mit zehn Jahren wechselte er zur Leichtathletik und fünf Jahre später zum Triathlon. An der TU Chemnitz studiert er seit 1999 Betriebswirtschaftslehre und schreibt zurzeit seine Diplomarbeit. "Ich habe nur in den Win tersemestern studiert, da ich im Sommer immer im Trainingslager war und an Wettkämpfen teilgenommen habe", sagt Dietz und fügt hinzu: "Nach der Prüfungsperiode im Februar bin ich direkt ins Trainingslager gefahren, das hat zeitlich immer recht gut gepasst." Durch das Sportförderprogramm an der TU, das seit 2003 besteht, konnte er zusätzliche Urlaubssemester nehmen. "Das Programm erleichtert vor allem die Organisation des Studiums", schätzt Ronny Dietz ein. So konnte er sich beispielsweise auch nach dem Anmeldezeitraum noch für Prüfungen einschreiben. Da er nur in den Wintersemestern studiert hat und ihm das Studium zudem "relativ leicht fällt", brauchte er während seiner Studienzeit auch keinen Tutor. "Im Winter trainiere ich nicht so viel wie im Sommer. Während ich im Trainingslager im Sommer schon mal bis zu 30 oder 35 Stunden pro Woche trainiere, sind es im Winter etwa 20 Stunden", erklärt Dietz. Der Triathlon reizt ihn vor allem, weil die Sportart abwechslungsreich ist und er im Freien trainieren kann. So übt er Laufen und Rad fahren beispielsweise auf dem Adelsberg, im Zeisigwald oder im Erzgebirge. Sein Schwimmtraining absolviert er im Sommer gern in öffentlichen Seen wie dem Stausee Oberrabenstein. Bei schlechtem Wetter und im Winter nutzt er das Sportforum. "Die Trainingsbedingungen hier in Chemnitz sind optimal. Man muss nur kurze Wege zurücklegen und hat es vom Campus der Uni nicht weit bis zum Sportforum", sagt Dietz, der bereits mehrmals deutscher Hochschulmeister im Triathlon war und bei der Europameisterschaft dieses Jahr den fünften Platz belegte. "Die Europameisterschaft auf Sardinien war das für mich bedeutsamste Ereignis dieses Jahr", erzählt der Triathlet. Ein weiteres Highlight seiner Karriere wird seine Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2010 sein. Diese findet jedes Jahr auf Hawaii statt und sein bestes Ergebnis war bisher ein 15. Platz. "Ich bin realistisch und setze mir nicht das Ziel, die WM gewinnen zu wollen, aber ich würde gern unter die ersten zehn oder vielleicht sogar unter die ersten sechs Plätze kommen", meint Dietz. Auch in den nächsten Jahren möchte er an Wettkämpfen teilnehmen und regelmäßig trainieren. "Bis zu einem Alter von 35 Jahren kann man den Sport machen", sagt der 31-jährige Student. Um seinen Sport weiterhin betreiben zu können, möchte er nach seinem Studium zunächst in Teilzeit arbeiten. "Ich habe eine Halbtagsstelle bei einem meiner Sponsoren, der Firma Elements, in Aussicht", erzählt Dietz und meint weiter: "Durch meinen Sport habe ich Kontakte in verschiedene Bereiche der Wirtschaft und zu vielen Firmen." Auch später wäre für ihn "ein Job ideal, der etwas mit Sport zu tun hat". Foto: privat Talent in die Wiege gelegt (SM) Nach 16 Jahren Leistungssport gab Tobias Pfennig im Sommer 2007 seine Sprinterkarriere auf. "Man freut sich auch auf die neuen Herausforderungen im Berufsleben", sagt Pfennig, der seit 2001 an der TU Medienkommunikation studierte und 2008 seinen Masterabschluss gemacht hat. Mit elf Jahren begann er mit der Leichtathletik. "Da meine Eltern beide Leichtathleten waren, habe ich das Talent sozusagen in die Wiege gelegt bekommen", meint der Absolvent, dessen Hauptdisziplin der Sprint über 100- und 200-Meter war, für die er täglich zweimal trainierte. "Das Förderprogramm der TU Chemnitz war eine zusätzliche Hilfe", erklärt Pfennig, "Ich hatte einen Tutor, der das gleiche wie ich studiert hat, der mir Mitschriften gegeben, Formalitäten erledigt und mich per E-Mail auf dem Laufenden gehalten hat, wenn ich unterwegs war." Auf Reisen hat er dabei oft "mit den Heft ern auf dem Schoß" gelernt. Inzwischen kann er auf eine erfolgreiche Sportlerkarriere zurückblicken, so qualifizierte er sich für Junioren-Welt- und Europa meisterschaften, wurde 2001 deutscher Juni oren meis ter über 200 Meter, belegte zweimal den ersten Platz bei den süddeutschen Meisterschaften über 100 und 200 Meter und war 2007 deutscher Hochschulmeister über 200 Meter. Seit Februar 2009 arbeitet Tobias Pfennig an der Professur Sportpädagogik/-didaktik als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und betreut ein Verbundprojekt zwischen der Universität Potsdam und der TU Chemnitz zur wissenschaftlichen Evaluation der Systemumstellung der leistungssportlichen Nachwuchsförderung an den Eliteschulen des Sports in Cottbus, Potsdam und Frankfurt/Oder. "Es ist spannend, das Thema von einer wissenschaftlichen Seite zu betrachten. Zudem kann ich mich gut hineinversetzen, da ich selbst jahrelang Leistungssport betrieben habe", sagt Pfennig. Foto: Peter Daghofer TU-Spektrum 3/2009 21 TITEL Mehr als über Stock und Stein Sports Engineering-Student Marco Thomä geht weltweit bei Bike Trial-Wettkämpfen an den Start Die Berge sind nur Kulisse - sportlich wird es bei Marco Thomä auf dem Hindernis-Parcours. Foto: privat (KT) Den Sprung aufs Siegerpodest schafft Marco Thomä im wörtlichen Sinne mit dem Fahrrad. Seit 1997 bestreitet er Wettkämpfe im Bike Trial. In maximal zweieinhalb Minuten müssen die Sportler dabei auf einem Mountainbike-ähnlichen Rad verschiedene Hindernisse überwinden - Steine, Paletten, Baumstämme, Zäune bis hin zu Autos können den Fahrern im Weg liegen. Wer mit dem Körper den Bo den berührt oder die Zeit überschreitet, sammelt Strafpunkte. Sprungkraft und Kondition sind dabei gefragt, aber auch Taktik und gute Nerven. "In Radsportnationen wie Frankreich und Spanien ist Bike Trial bekannter als in Deutschland. Bei uns gibt es nur rund 250 Fahrer, die den Sport wettkampforientiert betreiben", erzählt Thomä. Er stammt aus der Nähe von Leipzig, aus Kitzscher, einem kleinen Ort, in dem es eine Trial-Trainingsstrecke gibt. "Wir haben dort als Kinder gespielt und mein Onkel ist auch Bike Trial gefahren. Irgendwann habe ich es dann auch ausprobiert und es hat Spaß gemacht", erinnert er sich an seine Anfangszeiten. Der Spaß ist bis heute geblieben, inzwischen ist Thomä Schülerweltmeister 2002 sowie Juniorenweltmeister 2006 und wird vom französischen Fahrradhersteller Koxx gesponsert. Seine weitesten Wettkampfreisen führten ihn nach Japan und Neuseeland. "Leider bekomme ich nur das Material gesponsert und muss die Teilnahme an Wettkämpfen selbst finanzieren", erklärt der 21-Jährige, dass Bike Trial eine Sportart ist, bei der auch ein A-Kaderathlet wie er Geld investiert. Einnahmen vom Sport hat er nur, wenn er bei Messen und Veranstaltungen Shows präsentiert dort können sogar schon mal hübsche Blondinen die "Hindernisse" sein. Damit auch dabei nichts schief geht, trainiert Thomä im Winter rund zehn Stunden pro Woche, im Sommer bis zu 15. Mit seinem Bachelorstudium Sports Engineering passt das gut zusammen: "Pflichtveran stal tungen hatten wir bisher vor allem im Winter, die Wettkämpfe sind im Sommer. Auch bei Prüfungen hat bislang alles zeitlich gepasst, sodass ich in der Regelstudienzeit liege", berichtet der Student im fünften Semester. Auch seinen Master möchte er gern in Chemnitz machen. "Zum einen weil der Studiengang die richtige Wahl war, zum anderen, weil die Trainingsbedingungen hier optimal sind", so Thomä. Dazu zählen sowohl seine Trainingspartner, als auch die reizvollen Strecken an Orten in der Chemnitzer Innenstadt und im Crimmitschauer Wald sowie in Thalheim, der "ostdeutschen Trial-Hochburg", wie Thomä sagt. Nachdem er verletzungsbedingt in der vergangenen Saison nicht an Rennen teilnehmen konnte, ist sein Ziel, im nächsten Sommer wieder weltweit zu starten und "die Weltmeisterschaft 2010 in Kanada wäre schon eine coole Sache". Fern jeglicher Waldwege Mountainbiker Andi Weinhold arbeitet auf die Olympischen Spiele 2012 hin (KT) 41 Rennen hat Andi Weinhold in der vergangenen Saison bestritten - in etliche bikeverrückte Länder hat ihn der Mountainbikesport schon geführt. Highlights sind für ihn die Cross Country-Weltcups in Belgien und Deutschland. "Belgien ist radsportverrückt, dort verbreiten die vielen Zuschauer an der Strecke eine ganz besondere Stimmung. Und auch in Deutschland feuern einen viele Bekannte und Fans an", erzählt der 23-Jährige. Zu seinen größten Erfolgen zählen der vierte Platz bei der Weltmeisterschaft der Junioren 2004 sowie der Vize-Europameistertitel im Teamsport, der Sieg bei den deut schen Meisterschaften und der Bundesligagesamtsieg im selben Jahr. "Mein Ziel ist die Qualifikation für die Olympischen Spiele in London 2012", berichtet Weinhold 22 TU-Spektrum 3/2009 und ergänzt: "Das ist die Motivation, mit der ich tagtäglich das Training bestreite." Bei der Qualifikation für Peking 2008 musste er krankheitsbedingt unter den Top 8 liegend aussteigen. Auf rund 20.000 Kilometer im Jahr schätzt Weinhold seine Trainingsleistung auf dem Rad, insgesamt investiert er 20 Stunden pro Woche. Als Trainingsgebiet nutzt er "das komplette Erzgebirge, von Chemnitz bis zum Fichtelberg und von Freiberg bis Zwickau". Beim Grundlagentraining ist Fahren im Straßenverlauf angesagt, zur Vorbereitung auf Wettkämpfe sucht sich ein Cross Country-Spezialist wie Weinhold "Strecken möglichst fern jeglicher Waldwege". Ein Cross Country-Rennen beginnt mit einem Massenstart und führt über mehrere Runden und etwa zwei Stunden. Gepflasterte und asphaltierte Straßen dürfen nur einen geringen Anteil an der Strecke bilden. Wald-, Feld-, Kiesund Wiesenwege sowie mehrere Anstiege und Abfahrten erwarten den Fahrer. Seit 17 Jahren ist der MountainbikeSport für den Marienberger der Lebensmittelpunkt. "Meine Eltern haben ein Radsportgeschäft, dadurch bin ich auf die Disziplin aufmerksam geworden. Was mich an Cross Country fasziniert, ist die Naturverbundenheit und das Austesten der eigenen Grenzen", erzählt der Bundeskaderathlet, der 2009 für sein Team FujiBikes Europe den Gesamtsieg des Mitteldeutschlandcups erkämpfen konnte. Seit 2008 ist Weinhold in Chemnitz im Bachelor stu dien ang g Wirtschafts wissen schaften eingeschrieben. "Seitdem hat die Uni Prio ri tät,die Trainings- und Wettkampf planung richtet sich nach dem Studium. Zum Beispiel ist es im Februar ein Tabu wegzufahren, da dann die Prüfungen anstehen", so Weinhold. Da er aber wegen Trainingslagern und Wettkampfreisen doch manche Lehrveranstaltungen verpasst, steht ihm ein Tutor zur Seite. "Das ist ein ehemaliger Klassenkamerad vom Sportgymnasium, der zwei Semester über mir ist. Wir treffen uns öfters, was bei der Stoffvermittlung hilfreich ist", berichtet Weinhold. Die Prüfungen müsse aber auch ein Sportler selber schreiben, und: "Ich will keine Ausnahmen beanspruchen", so Weinhold, der sich für eine berufliche Zukunft im Marketing oder Management interessiert. Den Sport zum Beruf zu machen, ist ihm zu unsicher: "Man kämpft jedes Jahr aufs Neue für seinen Platz im Team." Und wenngleich die Disziplin Mountainbike Cross Country seit 1996 olympisch ist, wäre ohne die Unterstüt- zung von regionalen Partnern und Sponsoren eine Saison nicht zu finanzieren. Sportliche Konkurrenz bekommt er an der TU Chemnitz von Rumen Voigt, der seit diesem Semester Soziologie studiert und den Deutschen Vizemeister-Titel bei den Junioren zu seinen größten Erfolgen zählt. Um einmal Top 10-Platzierungen bei Europa- und Weltmeisterschaften zu erzielen, hat er im Februar 2009 sogar sein eigenes Team gegründet, für das er als Hauptsponsor den erzgebirgischen Rasierpinselhersteller Mühle gewonnen hat. "Mein Ziel ist es, im Laufe der Jahre ein junges Nachwuchsteam zusammen zu stellen, das langfristig national und international mitmischen kann", so der 22Jährige. Vor allem für längere Distanzen begeistern sich außerdem die beiden Sports Engineering-Studenten Daniela Storch und Sascha Heinke. Storch kam mit ihrem Dresdner Teampartner bei der Transalp der Mountainbiker, dem größten Die Nähe zur Natur begeistert Andi Weinhold am Mountainbikesport. Foto: Anja Brete Etappenrennen über die Alpen, als bestes deutsches Mixed-Team ins Ziel. Heinke sicherte sich 2009 bei den Sächsischen Hochschul meisterschaften im Mountain bike-Marathon den Bronzerang. 15 Meter mit dem Fahrrad durch die Luft Maschinenbaustudent Adam Stasek aus Tschechien kam vom Motocross zur Mountainbikedisziplin Four Cross (KT) Ein Rennen dauert eine Minute, die Strecke führt nur bergab und die Sportler springen mit ihren Mountainbikes bis zu 15 Meter weit und vier Meter hoch das ist Four Cross. Die Sprintdisziplin löst bei manchem Hobbyradler schon beim Zuschauen Nervenkitzel aus. Maschinenbaustudent Adam Stasek denkt da in anderen Größenordnungen. Er ist 2007 vom Motocross aufs Mountainbike gewechselt: "Ich hatte 2006 bei der Motocross-Europameisterschaft einen schweren Unfall, danach hatte ich keine Lust mehr auf diese Sportart. Four Cross ist weniger ge fährlich, da es zwar ein schneller Sport ist, aber nicht so schnell wie mit dem Motorrad. Außerdem wiegt ein Fahrrad weniger", erklärt der 20-Jährige, der schon im Alter von sechs Jahren mit dem MotocrossSport begonnen hat und unter anderem mehrmals bayerischer Meister wurde. Stasek stammt aus Tschechien, aus As, ganz in der Nähe zur Grenze zu Bayern und Sachsen. In der Schule hat er Deutsch gelernt, im Sport war er für deutsche Teams am Start und ist meistens Motocross-Rennen im Nachbarland gefahren. "Die Rennen in Deutschland waren für mich meistens näher als die in Tschechien", erklärt er. So entschied er sich 2008, auch in Deutschland zu studieren. "Die TU Chemnitz ist für mich die nächstgelegene Universität. Außerdem hat sie einen guten Ruf und ich hatte durch den Sport schon mehrere Bekannte in der Stadt", so Stasek. Rund eine Stunde ist er von seinem Heimatort zur TU unterwegs, weshalb er jedes Wochenende nach Hause fährt, wo er mit anderen Fahrern seiner Mannschaft vom GHOST A.T.G. Pro Team trainiert. Mountainbikesport und Maschinenbaustudium unter einen Hut zu bekommen, ist für ihn häufig schwierig. "Da ich nicht perfekt Deutsch spreche, verstehe ich in Vorlesungen nicht immer alles. Deshalb brauche ich viel Zeit zum Nachholen und Lernen", so Stasek. Trotzdem ist für ihn das Studium die Nummer eins: "Vielleicht könnte ich Profisportler werden und damit Geld verdienen. Aber das ist kein sicherer Job. Wenn ich Ingenieur werde, habe ich gute Chancen, bis zu meiner Rente Arbeit zu haben." Während der Semesterferien trainiert er sehr viel, manchmal sechs Stunden täglich, sieben Tage die Woche. "Während dem Semester versuche ich, nach der Uni möglichst viel Zeit zu finden fürs Fitnessstudio oder für Trainingseinheiten auf der Crossstrecke in Stollberg. Wenn Prüfungszeit ist, habe ich oft gar keine Zeit fürs Training." Trotzdem kann er sich bisher seinen Platz im Team GHOST sichern, das derzeit "das beste Team in Deutschland" ist, wie Stasek erzählt, und für das er bei rund 20 Wettkämpfen im Jahr an den Start geht. 2009 waren die Europameisterschaft und vier WeltcupRennen die Höhepunkte seiner Saison. Four Cross ist Motocross ohne Motor - so beschreibt Adam Stasek seine Disziplin. Foto: privat TITEL Mit Rad und Tat durchs Studium Romy Kasper, Nina Köhn und Theres Klein bauen sich ein sicheres Standbein neben dem Radsport auf Romy Kasper (l.) und Nina Köhn teilen nicht nur die Liebe zum Radsport, sondern unterstützen sich auch im Studium. Fotos: H. A. ROTHFOTO (l.) / Rainer Rau (KT) "Ich bin zum Studium nach Chemnitz gekommen, weil die TU eine Partnerhochschule des Spitzensports ist", berichtet Romy Kasper, die im dritten Semester Präventions-, Rehabilitations- und Fit nesssport studiert. Die 21-jährige Bundeskaderathletin stammt aus Forst in der Nähe von Cottbus und fährt seit 2009 im Profiradsportteam der Equipe Nürnberger Versicherung. In diesem Jahr war sie bereits bei Rennen in China und Kalifornien am Start, im Sommer standen mehrtägige Rundfahrten und fast an jedem Wochenende Wettkämpfe quer durch Europa auf dem Plan. Im Juli konnte sie die Deutschen Hochschulmeisterschaften auf dem Nürburgring für sich entscheiden. Weitere sportliche Highlights waren für sie 2009 ein zweiter und zwei dritte Plätze sowie das Kombina tions trikot für den Sieg der Sprint- und der Bergwertung bei der Tschechien-Rundfahrt; bei der Gesamtnachwuchswertung der Route de France sicherte sie sich den zweiten Platz. Vom Radsport einmal leben zu können, ist für sie "schon ein Traum", aber wirklich daran glauben möchte sie nicht: "Das schaffen gerade bei den Frauen nur ganz wenige. Und auch die Dopingproblematik, die den Radsport in Verruf gebracht hat, macht das nicht einfacher." Deshalb ist ihr Studium für sie gleichrangig - "ich möchte zweispurig fahren, um auch nach dem Radsport eine Perspektive zu haben", so Kasper. An der Uni bekommt sie viel Unterstützung von Nina Köhn, die sie als Tutorin im Programm "Partnerhochschule des Spitzensports" betreut, selber Master- studentin im Fach Präventions-, Rehabilitations- und Fitnesssport ist und für das Frauenradteam Haibike Rügen-Sachsen auf der Bahn und auf der Straße um Titel kämpft. "Sie hilft mir sehr bei der Organisation des Studiums, kümmert sich um die offiziellen Freistellungen, besorgt mir Materialien zu verpassten Veranstaltungen und besucht auch schon mal Vorlesungen und schreibt für mich mit, wenn ich durch Wettkämpfe verhindert bin. Auch bei Ein schreibungen für Kurse setzt sie sich für mich ein, wenn ich während der Einschreibefristen nicht da bin oder Kurse, die ich unbedingt brauche, belegt sind", erzählt Kasper. Bei verpassten Klausuren bekommt sie im Bedarfsfall die Möglichkeit, sie in der trainingsfreien Zeit im Herbst nachzuschreiben. "Das regele ich mit den jeweiligen Dozenten, die bisher auch alle sehr entgegenkommend waren", so die Studentin, die Anfang des Jahres sogar eine Klausur im Trainingslager auf Mallorca schrieb. "An der TU ist so etwas wahrscheinlich eher ungewöhnlich, an der Sportschule war es aber durchaus normal", erzählt Kasper. "Lernen muss man natürlich selber", ergänzt Nina Köhn, die während ihres Bachelorstudiums selbst von einem Tutor betreut wurde. "Auf jeden Fall ist es mit dieser Unterstützung einfacher, aber inzwischen kenne ich meine Professoren und Dozenten und den Studienablauf so gut, dass ich mein Studium parallel zum Sport selbst organisiert bekomme", so die 23-Jährige Chemnitzerin. Auf rund 20 Stunden pro Woche schätzt sie ihren Trainingsumfang. "Das ist aber von Semester zu Semester nur sehr unterschiedlich realisierbar. Ich habe das unbedingte Ziel, in der Regelstudienzeit zu bleiben. Dabei musste ich mich aber bei Prüfungsergebnissen leider mehrfach selbst enttäuschen, sowohl im Studium als auch im Sport", erklärt sie, dass eine optimale Kombination von beidem nicht geht. An Erfolgen mangelt es auch ihr nicht: 2004 war sie bei den Juniorinnen Deutsche Meisterin in der Einerverfolgung auf der Bahn; 2005 kam sie im FrauenElitebereich, ebenfalls auf der Bahn, bei der Europameisterschaft sowie bei den deutschen Meisterschaften auf Platz drei; 2009 ging bei der Schweden-Rundfahrt ein Etappensieg auf ihr Konto, mit ihrem Team kam sie in der Gesamtwertung auf Rang drei; auch in der Bundesliga konnte ihre Mannschaft sich in dieser Saison den dritten Platz sichern. Ihre Teamkollegin Theres Klein ist erst 2006 vom Eisschnelllauf zum Radsport gewechselt. Wie intensiv sie den Sport in Zukunft betreiben kann, weiß sie noch nicht - seit dem Wintersemester 2009/ 2010 hat sie an der TU den Studiengang Sports Engineering belegt. "Im Moment komme ich unter der Woche kaum zum Trainieren und muss viel am Wochenende aufholen", berichtet Klein. Auch sie möchte ihr Studium gern in der Regelstudienzeit beenden. "Ich versuche in diesem Jahr, Sport und Studium zu vereinbaren. Wenn es nicht klappt, ist mir das Studium aber wichtiger", so die 20-jährige Chemnitzerin. Siegerehrung um elf Uhr abends Dirk Brade möchte auch nach dem Studium dem Schwimmen treu bleiben (SM) Bereits mit vier Jahren hat Dirk Brade den Sprung ins kalte Wasser gewagt und mit dem Schwimmen begonnen. Da ihm der Sport schon als Kind Spaß gemacht hat, ist er dabei geblieben. Seit 2003 studiert er Maschinenbau an der TU Chemnitz, schreibt derzeit seine Diplom arbeit und trainiert nicht nur beim Verein TSV Einheit Süd Chemnitz, sondern außerdem Rettungsschwimmen bei der Wasserwacht Chemnitz. 2007 belegte er den zweiten Platz bei den deutschen Meisterschaften im Rettungsschwimmen, im letzten Jahr konnte er sich sogar über den deutschen Meistertitel freuen. "Beim Ret tungsschwimmen gibt es hauptsächlich Staffelwettkämpfe. Als Einzelstarter schwimme ich als Erster, damit die Zeit gemessen werden kann", erklärt der Sportler und fügt hinzu: "Zudem müssen wir bei Wettkämpfen im Rettungsschwimmen unsere Erste-Hilfe-Kenntnisse unter Beweis stellen." Zwar finden diese Wettkämpfe nur zweimal im Jahr statt, sind aber dafür umso anstrengender, da sie den ganzen Tag und oftmals bis elf Uhr abends dauern. 2010 möchte der Student außerdem bei den offenen holländischen Meisterschaften dabei sein, bei denen er bisher aus Zeitgründen noch nicht antreten konnte. Auch im "normalen" Schwimmen nimmt Dirk Brade an zahlreichen Wettkämpfen teil. Zu den wichtigsten im Jahr zählen für ihn die mitteldeutschen und sächsischen Meisterschaften sowie der Danish International Swim Cup. "Zu diesem größten Vereinswettkampf fährt jedes Jahr eine Auswahlmannschaft. Das ist immer ein Highlight und vom Niveau her sehr hoch", schätzt Brade ein. Seine Hauptdisziplin ist das Brustschwimmen über 50 Meter und 100 Meter. "Es ist die technisch an spruchs vollste Schwimm art und da muss man im Training schon etwas mehr machen", erklärt der Schwimmer, der insgesamt neun Mal in der Woche trainiert - entweder im Sportforum oder in Foto: privat der Schwimmhalle in Bernsdorf. Unterstützt wird seine Trainingsgruppe auch von Annerose Schürer, Mitarbeiterin am Institut für Sportwissenschaft und verantwortlich für die Rettungsschwimmerausbildung sowie für die Erste-HilfeAusbildung. Darüber hinaus gehört "Krafttraining an Land für die Schnellkraft" zum Training dazu. Nach seinem Studium, das er im Februar 2010 beendet, möchte sich Dirk Brade einen Job suchen und den Sport weitermachen, "wenn es zeitlich passt". Zu viert durch Kurven und über Geraden Robert Gruner geht mit Schwung auf die Bobbahn und ins Maschinenbaustudium (KT) Die hohe Geschwindigkeit und die extreme Beschleunigung, die in Kurven mit einem mehrfachen der Erdanziehungskraft auf den Körper wirkt - das macht für Robert Gruner den besonderen Reiz des Bobfahrens aus. Seit 2008 bringt er als Bremser den Viererbob des SC Oberbärenburg in Schwung. "Dass ich zu dem Sport gekommen bin, war Zufall. Ich habe früher Leichtathletik gemacht, zuerst Mehrkampf, dann Hürdenlauf, und war auf dem Sportinternat in Chemnitz", erzählt Gruner. Bei einem Wettkampf wurde er von seinem jetzigen Trainer entdeckt. "Dessen Pilot war 18 geworden, durfte also ab dann Viererbob fahren. Deshalb suchte der Verein neue Bremser. Der Trainer hat mich angesprochen und das Probetraining im Sommer hat Spaß gemacht", so Gruner. In seiner ersten Wintersaison hatte das Team noch keine Lizenz für Wettkämpfe, da erst alle Sportler die strengen ärztlichen Untersuchungen durchlaufen mussten. Seit Herbst 2009 stehen für Gruner jetzt die ersten offiziellen Starts an, parallel dazu ging auch sein Maschinenbaustudium los. "Bisher läuft beides sehr gut. In den ersten Wettkämpfen konnten wir uns im Team gut präsentieren. Und an der TU hatte ich bislang keine Prüfungen, bin also auch noch nirgendwo durchgefallen und habe demnach noch keinen Druck", so der 19-Jährige. Sobald die ersten Klausurtermine feststehen, müsse er sich natürlich kümmern denn die Prüfungsperiode fällt genau in seine Wettkampfsaison, die von Oktober bis Ende Februar geht. Sechs Trainingseinheiten zu je rund zwei Stunden versucht er pro Woche zwischen Vorlesungen und Seminaren unterzubringen. "Meistens trainiere ich im Sportforum, wo ich aus meiner Leichtathletikzeit auch noch viele Leute kenne", erklärt Gruner, der 2005 im Mehrkampf deutscher Vizemeister mit der Mannschaft war und 2008 in der Halle den Landesrekord im Mehrkampf aufstellte. 2009 möchte er beim Bob-Europacup in Altenberg dabei sein und in den nächsten drei Jahren will er zu den Junioren-Weltmeisterschaften. Dafür stehen Kraftübun gen, Sprünge und Rückenschule, Fußgymnastik, Hürden- und Dauerlauf, Schnelligkeits- und Zug-Widerstand-Läufe sowie manchmal Turnen und Spiele wie Basketball auf seinem Trainingsplan. An manchen Wochenenden ist er mit dem Team in Altenberg auf der Bobbahn unterwegs. Seine bisherige Lieblingsbahn steht in Königssee, wie er verrät: "Die Strecke dort ist sehr abwechslungsreich. Sie beginnt mit vielen S-Kurven, bevor man auf einer langen Gerade Geschwindigkeit gewinnt und zum Abschluss noch einen Kreisel fährt. Außerdem sind die Leute sehr nett und die Landschaft mit den Ber gen und dem Königssee ist natürlich toll!" TU-Spektrum 3/2009 25 TITEL Zwischen Hörsaal und Sporthalle, Lernstoff und Körben Alexander Rosenthal, Felix Daghofer und Stefan Ahnsehl wollen mit dem BV Chemnitz 99 "oben angreifen" - Gina Groß ist aus dem Saarland nach Sachsen gewechselt und verbindet hier Basketball und Informatikstudium (KT) "Man muss Prioritäten setzen und schon mal auf ein Training oder eine Vorlesung verzichten", beschreibt Felix Daghofer den Alltag eines Basketballers zwischen der ersten Mannschaft des BV Chemnitz 99 und einem Studium an der TU Chemnitz. Seit 2009 studiert der Shooting Guard - der "werfende Verteidiger" Systems Engineering; ebenfalls im ersten Semester pendeln Small Forward ("Flügelspieler") und Politikstudent Alexander Rosenthal sowie Point Guard ("Aufbauspieler") und Wirtschaftsstudent Stefan Ahnsehl zwischen Sporthalle und Hörsaal. Sie haben den Ball und ihren Studienabschluss fest im Blick: Alexander Rosenthal (l.), Stefan Ahnsehl (unten) und Felix Daghofer Foto: Heiko Kießling Bis auf den Sonntag steht für die drei jeden Tag Basketball auf dem Plan - oft auch mit zwei Trainingseinheiten pro Tag; jeden Samstag geht es zu einem Spiel. "Glücklicherweise haben wir einen sehr flexiblen Trainer, der auch schon mal bei einem Training auf uns verzichten kann, vor allem an den Vormittagen", erzählt Ahnsehl und ergänzt: "Und an der Uni bekommen wir Unterstützung durch das Tutorenprogramm." Ihm und Rosenthal steht dabei je ein Student aus höheren Semestern ihres Studienganges zur Seite, Daghofer hat bisher noch keinen passenden Partner gefunden. 26 TU-Spektrum 3/2009 "Das Studium zu beenden, hat auf jeden Fall Vorrang, mit dem Ziel, möglichst schnell auch in diesem Bereich zu arbeiten - am liebsten wäre es mir, wenn ich Politik und Sport verbinden könnte", sagt Rosenthal und ergänzt: "Aber wenn sich nach dem Studium für ein oder zwei Jahre die Möglichkeit ergeben würde, vom Basketball zu leben, wäre das auch schön." Der Berliner hat zwei Jahre bei den Hertener Löwen im Ruhrgebiet gespielt, bevor er zum Studium nach Sachsen kam. "Chemnitz hat sich angeboten, weil ich hier optimal das Studium mit dem Basketball verbinden kann und in eine höhere Liga gewechselt bin. Außerdem wollte ich möglichst nah an Berlin ran", so der 21Jährige. Mit dem BV Chemnitz 99 - den Niners - will er nun "oben an greifen". Selber möchte er seine Leis tungs grenze ausreizen und eine wichtige Rolle im Team übernehmen. Sein bester Freund hat ihn in der Grund schule zum Basketball gebracht - dass er dann mit über zwei Metern auch eine passende Körpergröße für den Sport erreichte, "war reiner Zufall". Ebenfalls in der Grundschule kamen Ahnsehl und Daghofer zum Basketball. Auf dem sportlichen Weg haben sie ähnliche Stationen eingelegt: Die beiden 21Jährigen sind aus der eigenen Jugend des BV Chemnitz 99 in die erste Mannschaft gekommen, nachdem sie bei einem High school-Jahr in den USA ihre Liebe zum Basketball vertieften. Auch für sie ist "das Studium das Wichtigste", wie Ahnsehl sagt. "Natürlich ist es schön, wenn man sich durch sein Hobby den Studienalltag ein Stück weit finanzieren kann", ergänzt er und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu, man könne sich so in der Mensa auch schon mal das teurere Essensangebot leisten. Beruflich möchte er gern einmal die Wirtschaftswissenschaften und den Sport verbinden, "beispielsweise im Management eines renommierten Vereins." Daghofer zieht es eher in die Technik: "Wenn ich einen Job als Ingenieur irgendwo auf der Welt finden würde, wäre ich glücklich." Doch zuvor wollen beide bei den Niners in der Pro A-Liga - der zweithöchsten Spielklasse - ihr basketballerisches Können ausreizen. Denn: "Wir haben einen Großteil unserer Karriere noch vor uns", so Ahnsehl. Mit den ChemCats im Kampf um den Aufstieg Mit 1,63 Metern ist Gina Groß für eine Basketballerin eher klein - dennoch hat sie es in ihrer saarländischen Heimat mit den Saarlouis Royals nicht nur in die erste Bundesliga, sondern auch zum Deutschen Meistertitel geschafft. Seit dem Herbst 2009 lebt und studiert sie nun in Chemnitz, wo sie bei den ChemCats um den Wiederaufstieg in die erste Liga mitkämpft. "Ich wollte nach dem Abitur gern mal von zu Hause weg. Mein Trainer hatte gute Kontakte zu seinem Kollegen in Chemnitz und hat so den Wechsel vermittelt", berichtet die 19-Jährige, die schon Basketball spielt "seit ich ganz klein war". Mit ihrem neuen Wohnort ist sie glücklich: "Chemnitz gefällt mir total, vom Aufbau und auch von den Möglichkeiten, die man hier hat. Die Stadt ist größer als Saarlouis", erzählt sie und ergänzt mit einem Schmunzeln: "Zum Beispiel Shoppen ist hier super." Basketball und Informatikstudium zu verbinden, bringt für die Erstsemesterin "viel Zeitaufwand" mit sich - "aber es macht auch viel Spaß und bisher klappt es ganz gut", zieht sie Bilanz nach den ersten Wochen. Fast jeden Abend jagt sie im Training mit dem Ball in Richtung Korb, nahezu jedes Wochenende ist sie mit ihrem Team zu Spielen in der Nordstaffel der zweiten Bundesliga unterwegs. "Wir müssen häufig ins Ruhrgebiet, das ist schon eine recht lange Fahrt. Aber man kann ja auch im Bus lernen", ist Groß optimistisch, auch in Zukunft weder Sport noch Studium vernachlässigen zu müssen. "Irgendwann muss man den Schritt wagen" Fußballer David Sieber ist im Sommer 2009 von Chemnitz zum Halleschen FC gewechselt (KT) Anspannung, Freude, Nervosität und Motivation waren die Gefühle, mit denen David Sieber im August 2009 nach Chemnitz reiste. Noch nicht ganz zwei Monate stand er da beim Halleschen Fußballclub e. V. unter Vertrag, nachdem er zuvor zwölf Jahre für den Chemnitzer FC auf dem Platz war. "Es ist schon komisch, wenn man nach so langer Zeit plötzlich in die Gästekabine gehen muss", erzählt Sieber und ergänzt: "Das 1:1 war letztlich gut für beide Seiten." Den Verein gewechselt hat er, weil sein Vertrag in Chemnitz auslief und der CFC ihm erst spät ein gutes neues Angebot machte. "Da stand mein Entschluss zu wechseln schon fest. Irgendwann muss man auch den Schritt wagen, etwas zu verändern. Halle ist es geworden, weil die Vereinsleitung an meiner Verpflichtung interessiert war und die Mannschaft viel Potenzial hat", so der 22Jährige, der weiterhin in der Regionalliga Nord um Punkte kämpft. "Ich möchte mit Halle den Aufstieg in die dritte Liga schaffen und mich persönlich weiterentwickeln, um eventuell noch höher im bezahlten Fußball spielen zu können", umreißt Sieber seine sportlichen und beruflichen Ziele. Da man sich aber nicht auf den Sport und seinen Körper verlassen könne, stand für ihn nach dem Abitur fest, dass er sich noch ein zweites berufliches Standbein aufbauen wollte. "Das Studium war am besten mit dem Leistungssport zu verbinden", so Sieber, der seit 2006 Präventions-, Rehabilita- tions- und Fitnesssport studiert. "Beides verlangt vollen Einsatz und Kraft. Das Studium leidet schon sehr unter dem Sport und manchmal lasse ich es auch etwas schleifen", gesteht der gebürtige Zschopauer und ergänzt: "Den praktischen Teil habe ich jetzt eigentlich geschafft, einige Prüfungen muss ich noch schreiben. Dafür bekomme ich trainingsfrei, um nach Chemnitz zu fahren." Derzeit hat er erstmal ein Urlaubssemester einlegt, um seinen ersten Wechsel im Profisport weiterhin gut zu meistern. Geändert habe sich durch den Vereinswechsel und Umzug vor allem, dass er seine Familie und Freunde nur noch selten sehe - "dadurch steigen natürlich die Telefonkosten". Studium und Fußballkarriere mit viel Energie Andy Wendschuch spielt mit Aue in der Oberliga und studiert in Chemnitz Wirtschaftsingenieurwesen (KT) Sportlich ist für Andy Wendschuch ein Platz im Profikader des FC Erzgebirge Aue das Ziel, beruflich möchte sich der Masterstudent des Wirtschaftsingenieurwesens auf erneuerbare Energien und die Energiewirtschaft spezialisieren. 2006 wechselte er aus Dresden in die A-JugendMannschaft des Chemnitzer FC, die gerade in die Bundesliga aufgestiegen war; zeitgleich begann er sein Bachelorstudium an der TU, das er inzwischen in der Regelstudienzeit abgeschlossen hat. Größter Erfolg war für ihn bisher das Halbfinale im DFBPokal, wo er mit der Chemnitzer A-Jugend gegen Wolfsburg scheiterte, nachdem das Team aber zuvor Mannschaften wie den FC Schalke 04 und Hertha BSC Berlin aus dem Wettkampf verdrängt hatte. Seit 2007 spielt er für den FC Erzgebirge Aue - seit 2008 in der Oberliga Nordost Süd - und hat sich inzwischen einen Stammplatz im offensiven Mittelfeld erkämpft. "Aue ist eine entwicklungsfähige Mannschaft mit guten Perspektiven", so Wendschuch, der seit seinem fünften Lebensjahr kickt. An sechs Tagen pro Woche stehen für ihn jetzt Trainingseinheiten in Aue und fast jedes Wochenende ein Spiel auf dem Plan. Das Training be- ginnt in der Regel abends und kommt deshalb kaum mit Veranstaltungen an der Uni in Kollision, wie der 21-Jährige erzählt. Beim Training drückt sein Teamchef auch schon mal ein Auge zu. "Wenn man das abspricht, ist es kein Problem, hin und wieder mal eine Einheit zu verpassen oder etwas später zu kommen." Schließlich ist Wendschuch auch nicht der einzige Student in der zweiten Mannschaft des FC Erzgebirge Aue: Tommy Käßemodel studiert seit 2008 Wirtschafts wis sen schaften an der TU Chemnitz, im aktuel lenWin ter semes ter hat zudem Robert Nitzsche mit dem Bache lorstu diengang Präventions-, Rehabili ta tions- und Fitnesssport angefangen und Sascha Weirauch ist Erstsemester im Systems Engineering. Nur wenn sich Prüfungen allzu sehr mit der Saison vorbe reitung überschneiden, hat Wendschuch bislang von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, einen Klausurtermin um ein paar Wochen zu verschieben. "Das ließ sich bislang gut abstimmen, die Professoren waren da sehr entgegenkommend", erzählt er. Mit ein Grund, weshalb er auch sein Masterstudium in Chemnitz abschließen möchte - sogar, falls ihm ein anderes Team einen Profiplatz anbieten sollte. TU-Spektrum 3/2009 27 Für die "Veilchen" vom FC Erzgebirge Aue am Ball: Andy Wendschuch Foto: Steffen Colditz TITEL Von Österreich nach Chemnitz und wieder zurück Foto: Peter Zschage Bild rechts: Sascha Thönelt (l.) und Tobias Becker haben es zu schätzen gelernt, die Tore auch mal hinter sich zu lassen und in den Hörsaal zu wechseln. Foto: Michael Chlebusch (SM) Andreas Worenz hat ab 2005 an der TU Chemnitz Sport wis senschaft mit den Ne benäf chern Psy cho logieund Soziologie studiert und 2009 seinen Magisterab schluss gemacht. Nach Chemnitz ist der Österreicher wegen seinem Sport, dem Bas ket ball,gekommen. So hatte er 2005 vom Trainer des Basketballvereins Chemnitz 99 e. V. das Angebot bekom men,in Chemnitz zu trainieren und in der 2. Bun desliga zu spielen. Dieses Angebot nahm er an und entschloss sich kurze Zeit später zu einem Studium. "Ich habe in Chemnitz neu angefangen, mich eingelebt und es hat mir sehr gut gefallen", sagt der Sportler. Mit Hilfe des Sport förder pro gramms an der TU Chemnitz konnte er sein Studium in der Regelstudienzeit abschließen. So hatte er einen Tutor aus seinem Studiengang, der beispielsweise Laufwege für ihn erledigt hat, und auch eine Prüfung zu verschieben, war kein Problem. Trainiert hat der Sportler auch neben dem Studium bis zu dreimal am Tag. "Da die Saison im Winter war, hatte ich im Sommer immer drei Monate frei und konnte mich auf die Uni konzentrieren", erzählt Worenz. Seine größten Erfolge bisher waren ein dritter Platz mit dem Chemnitzer Basketballverein in der 2. Bundesliga und die Qualifikation mit dem TU-Basketballteam für die Europameisterschaften der Hochschulen in Serbien 2008. Nach seinem Studium wurde der 1,97 Meter große Sportler zur Bundeswehr einberufen und kehrte deshalb nach Österreich zurück. Er wechselte zum Verein UBC St. Pölten, bei dem er bereits vor seinem Studium trainiert hat. Genaue Zukunftspläne hat er zwar noch nicht, aber nach seinem Dienst bei der Bundeswehr möchte er sich "auf jeden Fall einen Job suchen, der möglichst etwas mit Sport zu tun hat". 28 TU-Spektrum 3/2009 Das Prinzip Studium und Stadion Tobias Becker und Sascha Thönelt trainieren von Kopf bis Fuß (MCH) Als Fußball-Orakel sollten sich Sascha Thönelt und Tobias Becker nicht unbedingt versuchen. 2:0 tippte der eine, 1:0 der andere für das sonntägliche Spiel des Chemnitzer FC gegen den BFC Türkiyemspor. Das Ergebnis war ein überlegenes 3:0, es ging einen Platz in der Tabelle aufwärts. Sie hatten eine gute Saison bisher, sagen die beiden Mittelfeldspieler des CFC. Das Team sei eingespielt, die Neu verpflichtungen seien gute Spieler. Es läuft gut im Sport der beiden. Und es läuft auch gut in ihrer Parallelkarriere. Diese heißt Studium zum Bachelor Präventions-, Rehabilitations- und Fit nesssport an der TU Chemnitz und befasst sich mit der Funktion des menschlichen Bewegungsapparates. Dort haben die 2005 und 2006 immatrikulierten Fußballer mittlerweile alle Vorleistungen erbracht, Vorlesungen, Seminare und Sportkurse besucht, nur die Bachelorarbeit steht noch aus. Leicht war und ist das sicher nicht immer, geben Thönelt und Becker zu bedenken. Morgens Training, dann in die Uni und je nach Trainingsplan am Nachmittag oder Abend noch mal auf den Fußballplatz. Manchmal haben sie die erste Vorlesung des Tages allein ge braucht, um von körperlicher Leistung wieder auf geistige Konzentration zu schalten. Mit ihren Leistungen waren sie angesichts der Doppelbelastung bislang jedoch zufrieden, auch wenn sie nicht Jahrgangsbeste werden. Bei der gleichzeitigen Bewältigung von Studium und Sport half nicht zuletzt das Entgegenkommen der Professoren und des Vereins, die genau wie Thönelt und Becker ein wenig flexibler mit Modulund Trainingsplänen umgehen mussten. Natürlich ist die Fußballkarriere für Thönelt und Becker nach wie vor die erste Wahl, wenn es um ihre Zukunft geht. Das Studium sei jedoch eine vernünftige Absicherung. Letztlich könne man nicht davon ausgehen, dass im Sport alles glatt läuft. Was es für die beiden zumindest bislang tat. So besuchte der 23-jährige Tobias Becker bereits in Chemnitz das Sportgymnasium und stieg im CFC seit seiner Kindheit von Team zu Team nach oben. Dass er einmal in der ersten Mannschaft des Vereins spielen würde, dem er stets als Fan anhing, konnte er sich kaum vorstellen. Noch überraschender war es wohl für den Chemnitzer Sascha Thönelt. Bis 2004 kickte er noch als Hobbyspieler in der B-Jugend des CFC. Zwei Jahre später stand er mit der Spitze des Clubs auf dem Feld. Das Prinzip "Studium und Stadion" haben inzwischen auch weitere Spieler von CFC-Mannschaften für sich entdeckt. Aktuell an der TU immatrikuliert sind etwa die Spieler Marc Benduhn, der seit 2007 ebenfalls Präventions-, Rehabilitationsund Fitnesssport studiert; Kerst Lehmann, seit 2008 im Wirtschaftsingenieurwesen eingeschrieben; und Marcel Baude, seit 2009 auch Bachelorstudent im Präventions-, Rehabilitations- und Fitnesssport. Als studierende Sportler haben auch sie Gelegenheit zu erfahren, was Thönelt und Becker bereits während ihrer Studienzeit zu schätzen lernten: den Ausgleich zwischen Kopf und Fuß. Denn den Kopf einmal zu belasten, sagen sie, sei nach all der physischen Belastung oft sehr erfrischend. Auch, dass die Uni die Welt außerhalb des Fußballs zeigt, den Kontakt mit Kommilitonen und anderen Denkweisen bietet, wissen sie zu schätzen. Deutschland einfach mal anders erleben Im Gespräch: Dirk Lange, Student des Systems Engineering sowie Initiator der Lauf-KulTour 16 Tage lang ist das studentische Pro jekt Lauf-KulTour seit 2007 jedes Jahr un terwegs, zwölf Läufer umrunden auf 4.000 Kilometern Deutschland. Tag und Nacht wechseln sich die Studierenden auf der Strecke ab und laufen so im Schnitt 330 Kilometer und etliche Höhenmeter. Rad begleiter sorgen dabei für die richtige Orientierung von Sachsen an der OderNeiße-Grenze entlang zur Ostsee, durchs Ruhrgebiet zum Bodensee bis ins Alpen vorland und durch den Bayerischen Wald. Seit 2008 rollt außerdem die Rad-KulTour ums Land, 120 Kilometer am Tag und 130 Städte auf der gesamten Route absolvieren die beteiligten TU-Studie renden dabei. Events auf Marktplätzen in ausgewählten Städten richten sich parallel zur "Pack-Dein-Studium"-Tour der sächsischen Hochschulen an die breite Öffentlichkeit und runden das Projekt ab. Was ist der Grundgedanke der LaufKulTour? Zusammen kann man mehr bewegen als allein möglich wäre. Wir wollen in der Gemeinschaft den Menschen helfen, die der Fähigkeit, sich frei zu bewegen, be raubt wurden oder diese nie kennenlernen konnten. Deshalb engagieren wir uns für die Deutsche Gesellschaft für Muskelkranke. Wir wollen aber auch die Gelegenheit nutzen, Chemnitz nach außen gut zu vertreten. An der Tour haben in den vergangenen drei Jahren 65 Studierende teilgenommen, ob als Läufer, Radbegleiter oder Radler der Rad-KulTour. Wir streben danach, jedes Jahr neuen Studierenden die Möglichkeit einzuräumen, sich auszutesten, den eigenen Schweinehund zu überwinden, um danach mit 16 Tagen voller Fotos: Lauf-KulTour Erlebnisse belohnt zu werden. Wir wollen, dass das Projekt Menschen begeistert. Niemand kann nachvollziehen, was es heißt, Lauf-KulTourist zu sein, bevor er es nicht selbst erlebt hat. Wie ist das vorbereitende Training organisiert? Ein Team aus Sportwissenschaftlern betreut die angehenden Läufer. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Sportwissenschaft werden die Sportler auf Herz und Nieren in dreimal stattfindenden Leistungstests geprüft. Diese sollen den po tenziellen Teilnehmern zeigen, wie sie sich entwickeln und wo noch Trainingsbedarf besteht. Sie geben auch Aufschluss über den Gesundheitszustand. In der Gruppe absolvieren die Läufer erste Kilometer ganz gemächlich. Man plaudert und verabredet sich untereinander zu neuen Treffen. Bei der gemeinsamen Teilnahme an Wettkämpfen erfährt man, was es heißt, einen Halbmarathon zu laufen. Die regelmäßig angebotenen Bergläufe stärken neben dem Selbstvertrauen auch die Muskulatur. Man sollte also schon Zeit mitbringen und den Willen haben, Deutschland einfach mal anders zu erleben. Was macht die Deutschland umrundung jedes Mal aufs Neue spannend? Egal wie viele Jahre wir die Tour schon gemacht haben, es sind immer die Menschen, die die Tour prägen. Jedes Team ist anders, jedes Jahr gibt es neue Mitläufer an der Strecke. Ob Einladungen zum Essen oder Laufwillige, die auch nachts um 3 Uhr auf unseren Staffelläufer warten, man kann nie sagen, was passiert. Außerdem ändern sich natürlich das Wetter und auch die Strecke, etwa durch einzelne bauliche Veränderungen, wie den Abriss von Brücken oder das Entstehen von Steinbrüchen. Wie geht es mit der Lauf-KulTour in Zukunft weiter? Wir würden die Lauf-KulTour gern zu einem traditionellen Event der TU Chemnitz machen. Vielleicht läuft ja ein Teil der Uni mit los und trifft sich nach drei oder vier Kilometern zu einem gemeinsamen Picknick im Zeisigwald. Als Organisatoren würden wir die Lauf-KulTour gern als festen Teil der universitären Landschaft sehen. Und wer weiß, vielleicht wird die Lauf-KulTour mal so etwas wie der Ruder wettkampf zwischen Oxford und Cambridge - bleibt nur die Frage: Wer kann die TU Chemnitz schlagen?! (Das Gespräch führte Katharina Thehos.) www.lauf-kultour.de www.pack-dein-studium.de FORSCHUNG Wasser marsch - ohne Frost und ohne Rost Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung verhindert mit Hybridkuppelmuffen, dass die Armaturen von Wasser- und Gasleitungen einfrieren (KT) Fließendes Wasser in jedem Haushalt ist deutschlandweit selbstverständlich - dazu liegen zahlreiche Kilometer Rohre unter der Erdoberfläche. Gesteuert wird der Wasserfluss durch Absperr- und Regelarmaturen, die mit dem Bedienelement Einbaugarnitur betätigt werden. An Hydranten kann darüber mehr Wasser angefordert werden, beispielsweise wenn die Feuerwehr Löschwasser benötigt. "Aus Kostengründen wird die Rohrüberdeckung beim Verlegen der Leitungen immer weiter reduziert. Dadurch kann Kälte von der Erdoberfläche über das Gestänge der Einbaugarnitur bis zur Armatur geleitet werden und dort zum Einfrieren der Armaturenspindel führen", berichtet Prof. Dr. Lothar Kroll, Leiter der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung der TU Chemnitz. Folge ist zum einen, dass das Wasser nicht mehr reguliert werden kann, zum anderen kann die Armatur zerstört werden. Forscher der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung und der Schönborner Armaturen GmbH haben ein hybrides Bauteil der Einbaugarnituren, die Kuppelmuffe, weiterentwickelt. Kuppelmuffen verbinden das Gestänge der Einbaugarnitur mit der Spindel der Absperrarmatur. Stand der Technik bei Wassersowie Gasleitungen sind bisher Kuppelmuffen aus metallischen Werkstoffen. Hier gibt es keine Isolation zwischen der Straßenoberfläche und der Armatur, so dass nicht nur die Kälte ohne Hindernis geleitet wird, sondern auch Strom. Der Kontakt mit einer gerissenen Oberleitung oder einem defekten Baustellenkabel kann dadurch erhebliche Schäden verursachen. Verwendet werden in der Regel wenig hochwertige Materialien, der Einsatz von Edelstahl beschränkt sich auf teure Spezialanfertigungen. Anspruch bei der Optimierung des Bauteils war, dass nicht nur Kälte- ANZ E IG E Ein besonderes Klangerlebnis mit der Musik des Trompetenvirtuosen Ludwig Güttler und seines Blechbläserensembles und traditionsreiche Holzkunst bilden in der außergewöhnlichen M U S I K A L I S C H E N E D I T I O N der Müllerschen Werkstätten eine eindrucks- volle Synthese, dank der Entwicklung einer innovativen Technologie durch die Fakultät für Informatik der TU Chemnitz. Unser Sortiment finden Sie bei Ihrem Fachhändler oder unter www.mueller.com. KLEINKUNST AUS DEM ERZGEBIRGE. SEIT 1899 IN SEIFFEN. 30 TU-Spektrum 3/2009 und Stromfluss verhindert, sondern auch hohe Ansprüche an Festigkeit und Rostbeständigkeit erfüllt werden - außerdem musste das Produkt bei Serienfertigung einen marktfähigen Preis erlauben. Forschungsergebnis ist eine Hybridkuppelmuffe aus Zink und Kunststoff. "Durch die Verwendung von Kunststoff ist zum einen die Isolation gesichert, zum anderen werden Gewicht und Material verringert sowie die Produktionskosten gesenkt. Das Metall verleiht der Konstruktion die nötige Festigkeit", erläutert Dr. Wolfgang Nendel, Leiter der Fachgruppe Leicht bautechnologien und Maschinen konstruktion. Für die mediale Belastung im Erdreich gibt es keinen genormten Test für ein solches Bauteil - die Chemnitzer Wissenschaftler verwendeten einen Salzsprühtest, der in der Automobilindustrie zum Einsatz kommt. "Das ist der härteste Test und er zeigt oft schon nach 100 Stunden erste Ergebnisse: Die alten Bauteile sind extrem gerostet, die neuen Hybridbauteile sind korrosionsbeständig und nach dem Test noch genauso leistungsfähig wie vorher", fasst Professurmitarbeiter Jörg Kaufmann zusammen. Um weitere Ergebnisse zu erlangen, wird der Salzsprühtest auch noch über eine Dauer von 1.000 Stunden durchgeführt. "Bei der internationalen Messe Wasser Berlin 2009 hat unser Projektpartner die Hybridkuppelmuffe vorgestellt und gleich zwei Kunden für dieses Produkt gefunden", sagt Kaufmann. Das Unternehmen hat insgesamt drei Patente und Gebrauchsmuster für die Erfindung mit den Forschern der TU Chemnitz angemeldet. Das Projekt wurde von der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) für eine Laufzeit von zwei Jahren mit rund 300.000 Euro gefördert. Kontakt: Jörg Kaufmann, Telefon 0371 531-36473, E-Mail joerg.kaufmann@mb.tu-chemnitz.de FORSCHUNG "Stechen" - künftig ganz ergonomisch Psychologen und Arbeitswissenschaftler verbessern die Gebrauchstauglichkeit von Zeiterfassungssystemen (MSt) Jeden Tag müssen Mitarbeiter in zahlreichen Behörden und Unternehmen ihre Arbeitszeit genau protokollieren, um auf diese Weise zum Beispiel Urlaubstage und Überstunden zu verwalten. Früher gab es dafür Stechuhren. Inzwischen übernehmen computergesteuerte Zeiterfassungssysteme diesen Job. Jedoch haben viele dieser Systeme einen entscheidenden Nachteil - die Über frachtung mit vielen Funktionen und ungeeignete Symbole führen zu Fehlbedienungen und damit zu viel Ärger. Die Firma INCA Industrie und Bürotechnik GmbH aus Chemnitz stand vor genau diesem Problem und löste es zusammen mit Psychologen und Arbeitswissen chaftlern s der "Kompetenzinitiative Usability" an der Technischen Universität Chemnitz. "Wir entwickelten drei verschiedene Prototypen und überprüften diese im Nutzertest. Nun wissen wir, was sich die Nutzer wünschen und wie künftig Buchungsfehler bei der Zeiterfassung vermieden werden können", berichtet Nina Bär, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie. Beispielsweise haben sich viele Nutzer eine einfachere und eindeu tigere Erfassung von Dienstgängen gewünscht. Die Wissenschaftler optimierten bei den Prototypen die Anzahl der Bedienschritte, verbesserten Sicherheitsabfragen und führten neue Zeit- und Ortswechselsymbole ein, um die Nutzerfreundlichkeit der Zeiterfassungssysteme zu erhöhen. Erprobt wurden die Entwürfe mittels Nutzertests in zwei Chemnitzer Firmen. Dabei konnten 15 Mitarbeiter ihre Meinung zu den neu entwickelten Systemen kundtun und ihre Favoriten benennen. Für die am meisten genutzte Funktion, den Beginn der Arbeitszeit bzw. deren Ende, ist eine einfache Darstellung ohne zusätzliche Abfragen am beliebtesten. Anders sieht es bei seltener genutzten Funktionen, wie der Dienstgangbuchung, aus. Hier besteht bei den meisten Mitarbeitern keine so starke Routine, und das System muss den Nutzer stärker führen. INCA-Geschäftsführer Frank Lippmann ist mit der Zusammenarbeit mit der "Kompetenzinitiative Usability" sehr zufrieden: "Die Empfehlungen der externen Fachleute von der TU Chemnitz sind für uns sehr wertvoll und fließen in unsere neuen Entwicklungen ein." So soll auf der Hannover Messe vom 19. bis 23. April 2010 ein neues Zeiterfassungssystem präsentiert werden, in das das Know-how der Chemnitzer Wissenschaftler integriert wird. Wer Fragen zur Kompetenzinitiative und zum Thema Usability hat, findet Hilfe in der "Usability Sprechstunde". Donnerstags von 10 bis 12 Uhr bieten die UsabilityExperten ihre kostenfreie Beratung an (Telefon 0371 531-37587 und 0371 53137878). www.kiu-online.de Kontakt: Nina Bär, Telefon 0371 531-37587, E-Mail nina.baer@psychologie.tu-chemnitz.de, und Frank Dittrich, Telefon 0371 531-37878, E-Mail frank.dittrich@mb.tu-chemnitz.de "Kompetenzinitiative Usability" Kleine und mittelständische Unternehmen in den neuen Bundesländern sind die Zielgruppe der "Kompetenzinitiative Usability" (KiU), die vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung für zweieinhalb Jahre mit insgesamt 500.000 Euro gefördert wird. Schulungen, Usability-Projekte und Beratungsdienstleistungen bietet das Projektteam der Technischen Universität Chemnitz und Berlin sowie des Zentrums Mensch-Maschine-Systeme (ZMMS) den Firmen an. Mitarbeiter der Professuren Allgemeine und Arbeitspsychologie (Prof. Dr. Josef Krems), Arbeitswissenschaft (Prof. Dr. Birgit Spanner-Ulmer) sowie Kognitionspsychologie und Kognitive Ergonomie (Prof. Dr. Manfred Thüring) arbeiten daran, das Thema Ge brauchs tauglichkeit stärker in den Fokus von kleinen und mittleren Unternehmen zu rücken. Projekte mit einem Umfang bis zu fünf Tagen sind kostenfrei. TU-Spektrum 3/2009 31 Frank Lippmann, Geschäftsführer der INCA Industrie- und Bürotechnik GmbH Chemnitz und Nina Bär, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie der TU Chemnitz, beobachten, wie die Psychologie-Studentin Annett Wollherr (v.l.) ein Zeiterfassungssystem testet. Foto: Uwe Meinhold EHRUNGEN Universitätspreise sollen Studienanfänger anspornen Auszeichnung hervorragender Studienabschlussarbeiten erfolgte im Rahmen der Immatrikulationsfeier Foto oben: Den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes erhielt Joydeep Ghosh während der Immatrikulationsfeier aus den Händen von TU-Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes. Foto unten: Mit einem Universitätspreis wurden ausgezeichnet: Dr. Thomas Hänel, Dr. Christian Maiwald, Dr. Nils Fröhlich, Jens Lang, Cornelius Krasselt (hinten v.l.) sowie Albert Kurz und Gerd Wachsmuth (vorne v.l.) Fotos: Christine Kornack (JR) Gute Leistungen werden belohnt auch an der Technischen Universität Chemnitz. Sieben Studierende und Doktoranden wurden am 12. Oktober 2009 zum Abschluss ihres Studiums oder ihrer Promotion mit dem Universitätspreis ausgezeichnet, der mit jeweils 1.000 Euro dotiert ist. Darüber hinaus wurde ein ebenfalls in dieser Höhe dotierter Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an einen hervorragenden ausländischen Studenten überreicht. Die Übergabe der Preise er folgte im Rahmen der diesjährigen Immatrikulationsfeier. Der Vorempfang für die Preisträger wurde ausgestaltet von der Deutschen Bank Chemnitz. "Wir haben uns wiederholt ganz bewusst für diesen Rahmen der Preisübergabe entschieden, weil die Auszeichnungen die Studienanfänger anspornen sollen, nach sehr guten Leistungen zu streben", so der Rektor der TU Chemnitz, Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes. Mit den von der Gesellschaft der Freunde der TU Chemnitz vergebenen Universitätspreisen werden bereits seit vielen Jahren die jeweilig besten Abschlussarbeiten aller Fakultäten ausgezeichnet. Die Entscheidung der Vergabekommission fiel wie folgt aus: An der Fakultät für Naturwissenschaften wurde Cornelius Krasselt für seine Diplomarbeit mit dem Titel "Der Einfluss von Grenzflächen auf photoinduzierte Ladungslokalisierung" ausgezeichnet (Sponsor: Siemens AG, bei der Veranstaltung vertreten durch Prof. Dr. Nils Krömer). Einen Preis erhielt auch Gerd Wachsmuth, der an der Fakultät für Mathematik eine hervorragende Diplomarbeit über "Elliptische Optimalsteuerungsprobleme unter Sparsity-Constraints" vorgelegt hat (Sponsor: Stadtwerke Chemnitz AG, vertreten durch Peter Bossert). Als herausragendste Abschlussarbeit an der Fakultät für Maschinenbau gilt die Dissertation von Dr. Thomas Hänel. Darin hat sich der Promovend einer Technologieentwicklung für die Herstellung patientenindividueller Knochenaufbauimplantate aus ß-Tricalciumphosphat durch 3D-Printing verschrieben (Sponsor: VDI, Westsächsischer Bezirksverein Chemnitz, vertreten durch Prof. Dr. Rolf Hiersemann). Albert Kurz, der an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik studierte, konnte sich mit seiner Diplomarbeit "Portables Messsystem zur Impedanzmessung" durchsetzen. (Sponsor: envia Mitteldeutsche Energie AG, vertreten durch Dr. Gert Pfeilschmidt). Gleichermaßen würdigte die Kommission eine Diplomarbeit, die an der Fakultät für Informatik verfasst wurde. Jens Lang setzte sich darin erfolgreich mit der "Verwendung von Grafikprozessoren zur Simulation von Diffusionsprozessen mit zufälligen Sierpiński-Teppichen" auseinander (Sponsor: NILES-SIMMONS-HEGENSCHEIDT, vertreten von Dr. Fred Meinhold). Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften hat Dr. Nils Fröhlich als diesjährigen Preisträger vorgeschlagen. Er hat auf dem Ge biet der klassischen Nationalökonomie empirische wie auch theoretische Aspekte zur "Aktualität der Arbeitswerttheorie" untersucht (Sponsor: Deutsche Bank, vertreten durch Michael Hemmers). Schließlich wurde Dr. Christian Maiwald an der Philosophischen Fakultät ausgezeichnet. Der Sportwissenschaftler hat den "Zusammenhang zwischen plantaren Druckverteilungsdaten und dreidimensionaler Kinematik der unteren Extremität beim Barfußlauf" geprüft. Sponsor des Preises ist die Oberbürgermeisterin der Stadt Chemnitz, Barbara Ludwig, die die Ehrung überreichte. Ebenfalls zur Immatrikulationsfeier wurde der Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes verliehen, der in diesem Jahr an den Studenten Joydeep Ghosh aus Indien geht. Ghosh studiert im Master-Studiengang "Micro and Nano Systems" an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik. Greifbare Erfolge und träumende Götter TU-Student Thomas Lisowsky gewann den ZEIT Campus Literaturwettbewerb (MCH) Auf der Frankfurter Buchmesse verlieh DIE ZEIT die Preise ihres Campus Literaturwettbewerbs. Dabei konnte sich der TU-Student Thomas Lisowsky mit seiner Geschichte "Berufsqualifizierend" unter den 1.121 Einsendern als einer der beiden Erstplatzierten behaupten, die sich 32 TU-Spektrum 3/2009 das Preisgeld von 2.000 Euro teilten. Der 22-jährige Nachwuchsautor kam vor etwa zwei Jahren zum Studium nach Chemnitz. Eine Wahl, die er, wie er sagt, recht willkürlich traf, als es ihn aus seiner Heimatstadt wegzog - die er jedoch bislang keineswegs bereue. Hier studiert er nun im 5. Semester Germanistik und schreibt in seiner Freizeit an Romanen und Kurzgeschichten. Dass dieses Hobby alles andere als lockerer Zeitvertreib ist, zeigt Lisowskys Disziplin, die er dabei aufbringt. Jeden Tag versuche er, etwa drei Stunden an seinen Texten zu arbeiten - EHRUNGEN die meiste Zeit vor den wochentäglichen Vorlesungen und Seminaren, was er dort nicht schafft, wird danach erledigt. Dabei unterliegen seine Texte strenger Planung, vom groben Szenengerüst bis zum Feinschliff der ausfüllenden Ideen. So ist Lisowskys Credo die stetige Übung und der Eifer - auf Inspiration aus heiterem Himmel hofft er nicht. Die Geschichte, die nun jedoch beim ZEIT-Wettbewerb gewann, war keineswegs ein Produkt akribischer Konzeption. "Ich habe versucht, alles zu vergessen, was ich mir bis dahin angeeignet hatte und einfach chaotisch draufloszuschreiben", gibt der Autor zu. Das Ergebnis konnte sich dennoch sehen lassen, auch wenn es so gar nicht seinem Stil entsprach. Denn statt ZEIT-kritischer Texte verfasst Lisowsky am liebsten Fantasyliteratur. Dies begann er etwa mit 16 Jahren in einem Internetforum. Gelernt hat er seitdem einiges - obwohl auch er nicht als Meister vom Himmel fiel: "Meine ersten beiden Romane, das kann ich heute sagen, waren ziemlich schlecht und bleiben besser in den Tiefen meiner Festplatte." Den Dritten mit dem Titel "Göttertraum" veröffentlichte er in Episoden im Internet und erhielt neben vielen hilfreichen Schreibtipps überwiegend positive Resonanz. Beim vierten Roman, an dem er gerade schreibt, sieht er sogar Hoffnung für eine Veröffentlichung in Buchform. Dass Thomas Lisowsky sein Genre beherrscht, zeigt auch sein Erfolg im eben abgeschlossenen Praktikum. Dieses absolvierte er beim Computerspielentwickler Radon Labs, der mit dem Spiel Drakensang viel Kritikerlob einheimste. Hier machte er sich als Autor und Texter der Spiele offenbar so gut, dass man ihm eine Anstellung nach seinem Abschluss anbot. Das wiederum kann Lisowsky nur recht sein - denn hauptberuflich an seinen Geschichten schreiben könne und wolle er vorerst nicht. Den Besuchern der Frankfurter Buchmesse gab Thomas Lisowsky bei der Preisverleihung eine Kostprobe seines literarischen Könnens. Foto: DIE ZEIT Kontakt: Thomas Lisowsky, E-Mail t.lisowsky@gmx.de ANZ E IG E 'SFJF1SFTTF°8PDIFOMBOHLPTUFOMPT 6OEEFO0SJHJOBM'SFJF1SFTTF,BGGFF QPUUHJCUTBVDIOPDIHSBUJTEB[V "VTGMMFOBVTTDIOFJEFOVOEBO'SFJF1SFTTF1PTUGBDI$IFNOJU[TDIJDLFO 4UVEFOUFOQSFJTGSOVS% JN.POBUTUBUU%4PTQBSTUEV%JN.POBU #JUUF*NBUSJLVMBUJPOTCFTDIFJOJHVOHCFJMFHFO8FOOEJF'SFJF1SFTTFNJDIOJDIUCFS[FVHU UFJMFJDIEJFTJOOFSIBMCEFSFSTUFO8PDIFEFS1SPCFMFTF[FJUTDISJGUMJDINJU TU-Spektrum 3/2009 33 EHRUNGEN Preisgekrönte Veredelung von Biogas in Erdgas TU Chemnitz und Deutsche Postbank AG vergeben den Preis "wissen.schafft.arbeit" an das Institut für Nichtklassische Chemie e. V. an der Uni Leipzig und an die DGE GmbH in der Lutherstadt Wittenberg Postbank-Vorstand Dr. Mario Daberkow (l.), Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes (r.) und die Prorektorin für Marketing und internationale Beziehungen, Prof. Dr. Cornelia Zanger, gratulieren den Preisträgern Dr. Lothar Günther (3.v.l.) und Dr. Jörg Hofmann. Foto: Ines Escherich (MSt) Das Institut für Nichtklassische Chemie e. V. an der Universität Leipzig und die DGE Dr. Günther Engineering GmbH in der Lutherstadt Wittenberg sind die diesjährigen Sieger im Wettbewerb "wissen.schafft.arbeit", den die TU Chemnitz und die Deutsche Postbank AG zum zweiten Mal ausgelobt haben. Den mit 20.000 Euro dotierten TechnologietransferPreis erhalten sie für das von ihnen gemeinsam mit weiteren Praxispartnern entwickelte hocheffektive Verfahren zur umfassenden energetischen und stofflichen Nutzung von Biogas und Klärgas und die damit verbundene Verminderung der Treibhausgas kon zen tration in der At mosphäre. Den Preis nahmen am 26. November 2009 Dr. Jörg Hofmann vom Institut für Nichtklassische Chemie e. V. an der Universität Leipzig und Dr. Lothar Günther, Geschäftsführer der DGE GmbH, bei einer Festveranstaltung im Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik in Chemnitz entgegen. "Die Jury war besonders von der eleganten technischen und umweltfreundlichen Lösung zur Trennung von Biogas und Klärgas in deren Hauptbestandteile Methan und Kohlendioxid beeindruckt. Vielleicht werden mit Hilfe dieser Innovation die Bauern von heute die Ölscheichs von morgen", berichtet Jury-Mitglied Prof. Dr. Urs Fueglistaller, Direktor des Schweizerischen Instituts für Klein- und Mittelunternehmen in St. Gallen, und fügt hinzu: "Das sehr gut funktionierende Zusammenspiel innerhalb des regionalen Netzwerkes aus 23 Firmen und Forschungseinrichtungen gilt als Musterbeispiel eines erfolgreichen Technologie- und Wissenstransfers." Und genau nach derartigen Beispielen sucht der Wettbewerb "wissen. schafft.arbeit". Er richtet sich an Wissenschaftler sowie kleine und mittelständische Unternehmen, die in der Zusammenarbeit einen effektiven Wissens- und Technologietransfer durchgeführt haben. "Insgesamt gingen aus ganz Deutschland 26 Bewerbungen an der TU Chemnitz ein. Sie kamen aus vielen Branchen - von der Biound Umwelttechnologie über den Maschinenbau bis hin zur Elektro- und Informationstechnik", berichtet Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes und ergänzt: "Auf Grund der hohen Qualität der Bewerbungen hatte es die Jury nicht leicht, einen Preisträger auszuwählen." Das von den Technologietransfer-Preisträgern gemeinsam mit ihren Partnern im INNOGAS-Netzwerk entwickelte Verfahren ermöglicht es, Biomethan in höchster Erdgasqualität mit einer Reinheit von mehr als 99 Prozent herzustellen, das problemlos in bestehende Erdgassysteme einge- speist werden kann. Die Methanverluste liegen unter 0,1 Prozent. Im Herbst 2006 wurde in der Nähe von Hamburg eine mobile Testanlage für 25 Kubikmeter Biogas pro Stunde aufgestellt, die 100 Haushalte im Jahr mit Gas versorgen könnte. Danach begann die Serienfertigung. Erste Großanlagen sind seit Oktober 2007 in Betrieb. Das internationale Interesse an diesem Verfahren ist groß und reicht bis nach China, in die USA und nach SaudiArabien. 2008 hat die Erdgas Zürich AG die exklusiven Lizenzrechte zum Bau und Vertrieb dieser Anlagen in der Schweiz und Liechtenstein erworben. Die erste Biomethananlage in Containerbauweise ging in der Schweiz im gleichen Jahr in Betrieb. Großanlagen sind danach auch vom Lizenznehmer MT-Biomethan Zeven, der inzwischen 230 Mitarbeiter beschäftigt, für die Firmen Eon und Lichtblick errichtet worden. Derzeit sind Anlagengrößen bis zu einer Menge von 3.000 Kubikmeter Biogas pro Stunde in Planung. 2009 hat auch die Firma Strabag Umweltanlagen in Dresden eine Lizenz zum Bau von Biomethananlagen erworben. Laut Aussage der Firma DGE werden mit der neuen Technologie bis Ende 2010 weltweit etwa 110 Millionen Kubikmeter Biomethan hergestellt. Ein wesentlicher Vorteil des neuen Verfahrens besteht darin, dass es drucklos arbeitet, mit vergleichsweise einfachem Equipment auskommt und keine giftigen und umweltgefährdenden Mittel eingesetzt werden. Außerdem ermöglicht das BCM-Verfahren, auch deponierte Schlechtgase aufzuarbeiten. Allein in Deutschland gibt es derartige Lagerstätten, wo Gasmengen mit geringem Methangehalt in Mengen bis zu jeweils einer Milliarde Kubikmeter lagern. Dr. Mario Daberkow, Vorstand der Deutschen Postbank AG, sagte zur Preisverleihung: "Wir werden künftig nur über Wissen neue Arbeitsplätze schaffen. Die Ideen von Menschen in Unternehmen, deren Engagement, Mut, aber auch deren Bereitschaft, Fehler zu machen, sind die Basis für den Erfolg." www.wissenschafftarbeit.de 34 TU-Spektrum 3/2009 PERSONALIA Berufungen Ronald Hartz nimmt seit 11. August 2009 die Leitung der Juniorprofessur für Europäisches Management an der Fakultätfür Wirt schafts wissen schaf ten wahr. Er wurde am 7. Juni 1975 in Gera geboren, studierte an der Universität Leipzig von 1995 bis 2000 Be triebswirtschaftslehre. Von 2001 bis 2005 war er als Wissenschaft her lic Mitarbeiter an der Chem nitzer Universität tätig. Er wechselte anschließend als Projektmitarbeiter an die Universität Siegen. 2007 kehrte er als Wissen schaft licher Mitarbeiter an die Chem nitzer Universität zu rück. Im Jahre 2008 promovierte er mit dem Thema "'Dieses Anderssein aufzuheben...' Grundlagen einer dialektischen Theorie der modernen Arbeitsorgani sa tion." Die Dissertation wurde mit einem Universitätspreis ausgezeichnet. Robert Kreitz hat seit 1. Oktober 2009 die Professur für Erziehungswissenschaft an der Philosophischen Fakultät inne. Er wurde am 25. Oktober 1962 in Göttingen geboren. Von 1981 bis 1990 studierte er Soziologie, Poli tik wi ssenschaft, Philoso phie und Pädagogik an der Philipps-Universität Marburg. Anschließend war er von 1990 bis 1993 als Mitarbeiter in verschie- denen Projekten an der Universität Kassel tätig. 1999 promovierte er mit einer biographieanalytischen Studie über die Heraus bil dungfachlicher Identität im Studium der Biologie an der Otto-vonGuericke-Universität Magdeburg. An der Georg-August-Universität Göttingen war er von 1999 bis 2005 als Wissenschaftlicher Assistent tätig. An dieser Universität entwickelte er eine analytische Theorie pädagogischen Handelns, mit der er 2007 habilitiert wurde. An schlie ßend übernahm er mehrere Vertretungsprofessuren, unter anderem an der Universität Erfurt und an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seit April 2009 bis zu seiner Berufung hat er bereits die von ihm übernommene Professur in Chemnitz vertreten. Marcus Dittrich hat seit 1. Oktober 2009 die Juniorprofessur für Europäische Wirtschaft an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften inne. Er wurde am 4. Mai 1976 in Karl-Marx-Stadt geboren. Von 1994 bis 1995 studierte er zunächst Rechtswissenschaft an der TU Dresden. Von 1995 bis 2001 widmete er sich dem Studium der Volkswirtschaftslehre an der TU Chemnitz und der Universitat Autònoma de Barcelona. An der TU Dresden war er von 2002 bis 2008 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Im Jahr 2008 promovierte er mit dem Thema "Verhandlungen in Arbeitsmärkten" an dieser Universität. Von Januar 2009 bis zu seiner Berufung an die TU Chemnitz leitete er die Juniorprofessur für Makroökonomie an der European Business School, Oestrich-Winkel. Miloš Reznik wurde zum 1. September 2009 auf die Professur Europäische Regionalgeschichte an der Philosophischen Fakultät berufen. Er wurde am 28. Oktober 1970 in Rychnov nad Kneznou, Tschechien, geboren. An der Karls-Universität Prag studierte er von 1989 bis 1994 Geschichte. Von 1994 bis 1999 absolvierte er ein postgraduales Studium, welches er mit seiner Dissertation zum Thema "Patriotis mu s und Identitäten im Königlichen Preußen in der Zeit der Teilungen Polens" abschloss. In den Jahren 1995 und 1996 war er im Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten der Tschechischen Republik tätig. Von 1998 bis 2001 arbeitete er an der Karls-Universität Prag sowie an der TU Liberec und von 2001 bis 2002 am Geis es t wissen schaft lichen Zentrum Ge schichte und Kultur Ostmitteleuropas Leipzig als Wissenschaftlicher Mitarbeiter. Im Dezember 2002 übernahm er an der TU Chemnitz die Juniorprofessur für Europäische Regionalgeschichte mit besonderer Berücksichtigung des sächsisch-böhmischen Grenzraums. 2007 wurde Reznik an der Palacký-Universität Ölmütz mit dem Thema "Politische Nationalaufstände, Elitenwandel und kollektive Identität" habilitiert. Professoren im Ruhestand Fakultät für Naturwissenschaften Prof. Dr. Dieter Gerlich, Professor für Gasentladungs- und Ionenphysik Fakultät für Maschinenbau Prof. Dr. Lothar W. Meyer, Professor für Werkstofftechnik Wir trauern um Prof. Dr. Siegfried Wagner, Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik; Prof. Wagner amtierte von Mai bis Juli 1991 als Rektor Text: HR, Fotos: Katharina Thehos, Mario Steinebach, Christine Kornack, privat TU-Spektrum 3/2009 35 BÜCHER Lachen ist das beste Rezept - auch gegen Montagslaunen Genau hingehört und gut kombiniert: Freizeitautor und TU-Absolvent Jan Lipowski sorgt mit seinen neuesten Kurzgeschichten für viel Freude Jan Lipowski schenkt seinen Lesern mit "Montagslaune" mehr als nur ein Lächeln - übrigens auch an anderen Wochentagen. Fotos: privat ANZ E IG E (MSt) So steht es am Ende der "Montagslaune. Geschichten für anhaltend gute Laune": 146 Seiten mit 4.000 Zeilen, 26.050 Wörter und 174.900 Zeichen, das entspricht einem "Buchstabenwurm" von ca. 300 Meter Länge. Soweit die trockenen Fakten des neuesten Buches von Jan Lipowski. Das ist aber auch alles, was daran trocken ist. In seinen äußerst amüsanten Texten und unterhaltsamen Episoden beschreibt der Chemnitzer TU-Absolvent, was er zwischen dem Ende seines 36 TU-Spektrum 3/2009 Studiums und heute so alles erlebt, gehört und gesehen hat. Mal ist es ein wildes Auslandssemester, mal sind es die Erfahrungen mit der 1. Klasse bei der Bahnfahrt, mal ist es der nervende Wecker seiner Nachbarin, mal die magische Anziehungskraft zwischen Joggern und Hunden. Aufmerksam und vermutlich immer mit Stift, Notizblock und Diktiergerät bewaffnet, saugt der Autor Begegnungen und Dialoge auf und verarbeitet sie in Kurzgeschichten und Prosaschnipsel. Für Lipowski sind es "pointierte Skizzen des täglichen Wahnsinns". Manche Geschichten reifen über Jahre, etwa die von den Heckscheibenaufklebern - einfach erstaunlich, welche abgefahrenen Parolen über unsere Straßen rollen. Manche provoziert er nahezu - etwa beim Vorspiel zum Trinkgeldgeben. Als Controller bei enviaM ist es der Autor gewohnt, mit Zahlen umzugehen - und er zeigt es auch in seinen Kurzgeschichten. Die Prozentrechnung beim Weinhändler, die innere Logik von Fußballwetten sowie Lipowskis Top 3 der Statistik-Zitate rufen sicher nicht nur bei Betriebswirten und Mathematikern Schmunzeln hervor. In seinem dritten Buch "Montagslaune. Geschichten für anhaltend gute Laune" (ISBN 978-3-934235-93-9) vereint der Diplom-Wirtschaftsingenieur und Ingenieur für Elektrotechnik auch seine drei Siegertexte vom Chemnitzer PoetrySlam 2005. Eingebettet sind sie - ganz logisch - in Prolog, Monolog, Dialog und Epilog. Und als Zugabe gibt es sogar noch ein aufschlussreiches Gedicht über eine störende Grille obendrauf. Aufmerksamen Lesern wird sicher nicht entgehen, dass Lipowski seine Familie über alles liebt, gern mal einer Flasche Rotwein auf den Grund geht und seine Leidenschaft, die Fotografie, nicht aufgibt. Hinweise auf seine private Website www.fotoblick.de, wo Lipowski in thematischen Galerien zahlreiche Fotografien aus Natur und Kultur veröffentlicht, fehlen deshalb auch in diesem Buch nicht. Kontakt: Jan Lipowski, E-Mail jan.lipowski@fotoblick.de BÜCHER Wie Surfen zu Arbeit wird Chemnitzer Soziologen zeigen, wie die Arbeitskraft von Internetsurfern von Unternehmen genutzt wird und so ökonomische Bedeutung erlangt (KT) Bei einem Online-Warenhaus ein Buch rezensieren, im Webportal einer Zeitung eigene Fotos hochladen oder bei einem Design-Wettbewerb kreative Ideen produzieren - wer heutzutage im Internet surft, wird immer häufiger zum Mitmachen aufgefordert. "In der Summe vollbringen die arbeitenden User, oft ohne es zu wissen, wertschöpfende Tätigkeiten von hoher ökonomischer Bedeutung", sagt Prof. Dr. G. Günter Voß, Inhaber der Professur Industrie- und Techniksoziologie an der TU Chemnitz, und ergänzt: "Dieses Phänomen wird als Crowdsourcing bezeichnet und ist in seiner Dynamik und Bedeutung gegenwärtig noch nicht abschätzbar." Einen Überblick über verschiedene Arten des Crowdsourcing sowie die Entstehung, Eigenschaften und Wirkung bietet das neu erschienene Buch "Wie Surfen zu Arbeit wird: Crowdsourcing im Web 2.0" von Christian Papsdorf, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Chemnitzer Institut für Soziologie. Im November 2009 startete an der Pro fessur Industrie- und Techniksoziologie zudem ein Forschungsprojekt, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft für zwei Jahre gefördert wird. Die Soziologen erforschen empirisch, wie, warum und mit welchen Auswirkungen Betriebe die Arbeitskraft von Konsumenten zunehmend systematisch einbinden. Dazu führen sie Fallstudien in Betrieben durch. Ein Fokus liegt auf neuen Formen des Zugriffs auf Arbeitsleistungen von Konsumenten im Internet. "Wir analysieren betriebliche Strategien der produktiven Nutzung und wirtschaftlichen Verwertung privater Arbeit und deren Folgen für die Unternehmen", erklärt Voß und ergänzt: "Außerdem erfassen wir die Motivation, Praktiken und persönlichen Folgen, die das Crowdsourcing auf die privaten Konsumenten hat." Bibliographische Angaben: Papsdorf, Christian: Wie Surfen zu Arbeit wird: Crowdsourcing im Web 2.0, Frankfurt am Main/New York 2009. 201 Seiten, Campus Verlag, ISBN 978-3-5933-9040-6, Preis: 24,90 Euro Cover: Campus Verlag Kontakt: Prof. Dr. G. Günter Voß, Telefon 0371 531-34388, E-Mail guenter.voss@soziologie.tu-chemnitz.de, sowie Christian Papsdorf, Telefon 0371 531-38163, E-Mail christian.papsdorf@soziologie.tu-chemnitz.de Iberische Europa-Konzepte Studierende veröffentlichen in der Buchreihe "Chemnitzer Europastudien" (MG) Als Dr. Teresa Pinheiro, Inhaberin der Juniorprofessur Kultureller und Sozialer Wandel, im Sommersemester 2008 eine Veranstaltung mit dem Titel "Iberische Europa-Konzepte" anbot, war es ein ganz normales Seminar. Nur ein Jahr später haben ihre Studierenden unter ihrer Herausgeberschaft ein Buch mit gleichnamigem Titel veröffentlicht. Zunächst sollten die herausgearbeiteten Informationen nur im Internet veröffentlicht werden. Doch Prof. Dr. Frank-Lothar Kroll vom Institut für Europäische Geschichte wurde auf das Projekt aufmerksam und regte eine eigene Veröffentlichung in der Buchreihe "Chemnitzer Europastudien" an. Hiervon existieren bereits neun Bände zu verschiedenen Themen. Die Studierenden entschieden sich für das außergewöhnliche Projekt und stürzten sich mit einer Menge an Arbeitseifer und Elan in die neue Aufgabe. Dr. Pinheiro lobt ihre Studierenden nicht nur als äu ßerst zuverlässig, sondern auch als engagiert und motiviert. Sie sei selbst erstaunt gewesen, was die Studierenden zu leisten im Stande gewesen seien. Sogar eine Studentin aus dem zweiten Semester konnte dem Seminar folgen und einen wertvollen Beitrag zum Werk liefern. Inwieweit fühlen und fühlten sich Spanien und Portugal als europäische Länder? Um dies zu beantworten, wurden drei verschiedene Zeiträume beobachtet, zum einen die Zeit des Nationalismus und der späteren kolonialen Probleme im 19. Jahrhundert, als zweites die Zeit der autoritären Regimes und zuletzt die Zeit der Demokratisierung der Länder. Welche unter schiedlichen Europakonzepte wurden von spanischen und portugiesischen Intellektuellen zu diesen Zeiten entworfen? Welches Verständnis hatten sie von Europa? Fühlten sie sich europäisch? Diese und weitere Fragen behandelt das Buch und versucht sie zu beantworten. Jeder einzelne Studierende aus dem Seminar hat einen eigenen Beitrag in dem Buch "Iberische Europa-Konzepte" geschrieben. Es handelt sich hierbei also nicht um eine Auswahl von Artikeln, sondern jeder, der sich für das Seminarthema interessiert hatte, konnte diese Erfahrung nutzen. Dabei lernten die Studierenden nicht nur eine Menge über das Schreiben von wissenschaftlichen Texten, sondern sie konnten auch hautnah erleben, was es bedeutet, ein Buch zu veröffentlichen. So mussten alle Texte jeweils mehrfach von den anderen Studierenden Korrektur gelesen werden. Pinheiro schätzt ein, dass die Ergebnisse dieses Seminars im Niveau deutlich über denen eines anderen Seminars liegen, denn die Studierenden wurden durch die besondere Einbindung in ein Projekt dazu herausgefordert, ihre besten Leistungen zu zeigen. Eine "normale" Hausarbeit lande meistens in der Büroablage, doch hierbei hätten die Studierenden die Mög lichkeit gehabt, ihre Arbei ten zu nutzen und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Bibliographische Angaben: Pinheiro, Teresa (Hrsg.): Iberische Europa-Konzepte, Nation und Europa in Spanien und Portugal seit dem 19. Jahrhundert, in: Chemnitzer Europastudien, Band 10, Berlin 2009, 182 Seiten, Duncker & Humblot, ISBN 9783-428-13110-5, Preis: 74 Euro Kontakt: Jun.-Prof. Dr. Teresa Pinheiro, Telefon 0371 53135014, E-Mail teresa.pinheiro@phil.tu-chemnitz.de TU-Spektrum 3/2009 37 Cover: Duncker & Humblot EVENTS Eventforschung - Stand und Perspektiven Erste wissenschaftliche Konferenz zum Thema Eventforschung zog internationale Referenten und Teilnehmer an Fast 200 Teilnehmer zählte die erste wissenschaftliche Konferenz zum Thema "Eventforschung – Stand und Perspektiven", die von Prof. Dr. Cornelia Zanger und ihren Mitarbeitern von der Professur Marketing und Handelsbetriebslehre am 30. Oktober 2009 in Chemnitz organisiert wurde. 15 Jahre Eventforschung an der TU waren Anlass, in diesem Jahr erstmals Eventforscher aus ganz Deutschland, aber auch aus Finnland, Italien, Österreich und der Schweiz nach Chemnitz einzuladen. Ziel der Konferenz war es, aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema Event vorzustellen und eine Diskussion zu den zukünftigen Entwicklungslinien der Eventforschung im nationalen und internationalen Kontext zu führen. Aber es ging auch darum, Eventforscher zusammenzubringen und einen regen wissenschaftlichen Diskurs über Fächergrenzen hinweg zu initiieren sowie mit den Vertretern von Unternehmen und Eventagenturen den Gedan kenaustausch zwischen Theorie und Praxis zu befördern. Das Konferenzprogramm beleuchtete Events aus Sicht des Marketings, der Kommunikationstheorie, der Sport- und Theaterwissenschaften, der Soziologie sowie der Neuropsychologie. So gab Prof. Zanger in ihrem einleitenden Vortrag einen Überblick zum bisherigen Stand der Eventforschung und stellte unter anderem das Eventcontrolling, die Eventisierung von Marken in Brandlands, die Eventcommunities und die Stellung des Eventteilneh- Bei der Podiumsdiskussion Prof. Dr. Norbert Menke von der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH, Detlef Wintzen von der Agentur insglück Berlin, Michael Hosang von IST-Studieninstitut, Dr. Jan Drengner und Prof. Dr. Cornelia Zanger von der TU Chemnitz (von links). Foto: Thomas Leuoth 38 TU-Spektrum 3/2009 mers im Wertschöpfungsprozess von Events in den Fokus aktueller Forschung. Der CEO der Firma Pleon Germany, Frank Behrendt, begeisterte die Konferenzteilnehmer mit einem Vortrag zu den Auswirkungen aktueller Prozesse des Wertewandels und des Mediennutzungsverhaltens auf die Gestaltung und den Einsatz von Events. Der Sponsoringforscher Prof. Dr. Arnold Hermanns von der Bundeswehruniversität in München stellte Events und Sponsoring gegenüber und zeigte die Vorteile des vernetzten Einsatzes in der Markenkommunikation. Neue Perspektiven der Eventforschung präsentierten die Vertreter der Universität Karlsruhe mit ihrer soziologischen Untersuchung zur Eventisierung des Glaubens am Beispiel des Weltjugendtages ebenso wie die Vertreterin der Agentur Kogag, Heike Worgulla, die Empfehlungen zur Gestaltung von Events aus Sicht der neurowissenschaftlichen Forschung gab. Weitere Vorträge beschäftigten sich vor allem mit der Wirkung von Events. Prof. Dr. Gerd Nufer von der ESB Reutlingen analysierte den Prozess des Imagetransfers. Prof. Helmut Schwägermann von der FH Osnabrück forderte, die Be trachtung des Modells des Return on Investments (ROI) in den Mittelpunkt von Ver anstal tungen mit Bildungsauftrag zu stellen und Dr. Torsten Schlesinger von der Universität Bern stellte aktuelle Forschungsergebnisse zu kollektiven Emotionswirkungen von Sportevents vor. Events als Feste zu feiern und vom Eventveranstalter zum Gastgeber zu werden, forderte Prof. Ulrich Wünsch von der Internationalen FH Bad Honnef in seiner soziologischen Betrachtung der Eventkommunikation. Aktuelle Forschungsergebnisse aus Chemnitz wurden durch Dr. Jan Drengner zur Wirkung von Ambushmarketing und zur Rolle des Eventbesuchers als Co-Creator von Value zur Diskussion gestellt. Den Abschluss der Konferenz bildete eine Podiumsdiskussion, in der Prof. Dr. Norbert Menke, Geschäftsführer der Würzburger Versorgungs- und Verkehrsbetriebe, der Geschäftsführer der Agentur insglück aus Berlin, Detlef Wintzen, und der Geschäftsführer des IST-Institutes aus Düsseldorf, Michael Hosang, Anforderungen aus Praxis und Ausbildung mit den Eventforschern diskutierten. Alle Beiträge werden im Konferenzband veröffentlicht. Prof. Dr. Cornelia Zanger Kontakt: Prof. Dr. Cornelia Zanger, Telefon 0371 531-26130, E-Mail cornelia.zanger@wirtschaft.tu-chemnitz.de EVENTS Der Westen und der Osten: statt Mauern - Konflikte? Das IX. Chemnitzer Ostforum beleuchtete Kooperationen zwischen Unternehmen Bereits zum neunten Mal seit 1993 veranstaltete die Professur für Organisation und Arbeitswissenschaft der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften unter Leitung von Prof. Dr. Rainhart Lang das Chemnitzer Ostforum. Die traditionsreiche internationale Tagung beschäftigte sich in diesem Jahr mit den Problemen, Konflikten und Widersprüchen in Management und Managementkooperation in den mittelund osteuropäischen Organisationen. Am diesjährigen Chemnitzer Ostforum nahmen 47 Wissenschaftler aus insgesamt 16 Ländern teil, vor allem Nachwuchswissenschaftler aus Ost- und Westeuropa, die an Themen der Management- und Transformations for schung arbeiten. An drei Tagen haben die Teilnehmer in 33 Vorträgen ihre aktuellen Forschungsergebnisse dem kritischen Publikum vorgestellt. Diese zeigen, dass die Kooperation zwischen den ost- und westeuropäischen Unternehmen nach wie vor ein konfliktbeladenes Thema ist. Zur Frage, wie eine erfolgreiche interkulturelle Kooperation möglich ist, boten die Referenten keine Rezepte, aber anregende Em pfeh lungen.Nicht übertragen, sondern miteinander lernen ist das Erfolgsprinzip. Statt der "Transferlogik" nach dem Vorbild einer Einbahnstraße ist es vielmehr angebracht, eine "beidseitig befahrene Straße in der Tempo-30-Zone" einzurichten, welche alle Beteiligten dazu auffordert, auf die jeweiligen lokalen kulturellen Besonderheiten achtend zu lernen und zu handeln. Eine einseitige Anwendung von westeuropäisch geprägten Managementmodellen ist dabei keine angemessene Lösung, vor allem dann nicht, wenn die osteuropäischen Unternehmen mit den westeuropäischen Firmen konkurrieren, zum Beispiel um hochkompetente Fachkräfte. Es erstaunt wenig, wenn den pauschalen, meist westlich geprägten Maßnahmen für Fachkräftegewinnung, wie Talent-Management, in osteuropäischen Unternehmen wenig Erfolg beschieden ist, solange die lokalen Bedingungen unberücksichtigt bleiben. Die Erforschung der Konflikte im Management erweist sich jedoch als herausfordernd. Die konfliktbehafteten Managementaspekte lassen sich schwer erfassen. Es liegt vor allem daran, dass die Befragten den erlebten negativen Ereignissen in Unternehmen ständig neue Bedeutungen zuweisen, sodass eine vergangenheitsbezogene Forschung unzuverlässig erscheint. Umso erfreulicher ist, dass sich im Rahmen des Forums allen Hemmnissen zum Trotz vielfältige Forschungskooperationen entwickelt haben. So kooperieren zum Beispiel im Rahmen des von der TU Chemnitz koordinierten GLOBE-Projektes zu Führungserwartungen von Studierenden der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, also künftigen Managern, For- scher aus Rumänien, Slowenien, der Tschechischen Republik, der Slowakei und Deutschland. Andere Kollegen aus Russland und Polen haben bereits ihr Interesse an einer Mitwirkung bekundet. Die besten Beiträge des Forums können demnächst in einem Special Issue des Journal for East European Management Studies (JEEMS) nachgelesen werden. Dr. Irma Rybnikova und Prof. Dr. Rainhart Lang Kontakt: Dr. Irma Rybnikova, Telefon 0371 531-37598, E-Mail irma.rybnikova@wirtschaft.tu-chemnitz.de, Prof. Dr. Rainhart Lang, Telefon 0371 531-34152, E-Mail r.lang@wirtschaft.tu-chemnitz.de TU-Spektrum 3/2009 39 Prof. Dr. Victoria Gilikova (Mitte) von der Wirtschaftsuniversität Moskau, bereitet mit Prof. Dr. Rainhart Lang und Sarah Langer, beide von der TU Chemnitz, eine Präsentation vor. Foto: Irma Rybnikova EVENTS Mehr Kompetenz bei der Studienentscheidung Vom gedruckten Flyer mit Erdbeerduft bis zu Supercomputern: Zweite Technikschnupperwoche war ein voller Erfolg Beispielsweise erhielten die Schülerinnen am Rasterelektronenmikroskop der Professur Verbundwerkstoffe und in den Labors des Instituts für Chemie spannende Einblicke in die Forschung. Fotos: Heinz Patzig In der zweiten Herbstferienwoche fand an der TU Chemnitz nicht nur die Herbstuniversität sondern auch die Technikschnupperwoche für Schülerinnen statt. Vom 19. bis zum 22. Oktober 2009 nutzten neun Gymnasiastinnen der Klassen 10 bis 13 die Möglichkeit, an der Uni viele Eindrücke zu sammeln, um mehr Sicherheit bei der Berufs- und Studienentscheidung zu bekommen. Verpackt in Experimenten, Führungen, Workshops und einer Exkursion bot die Woche spannende Informationen. "Eine reguläre Vorlesung war ebenfalls im Programm", berichtet Steffi Osterburg von der Projektstelle "Frauen in Technik studiengängen". Die zusätzlichen, von Studierenden organisierten Veranstaltungen - wie eine Cam pus üh f rung, eine Informationsrunde zu Finan izerungs möglichkeiten des Studiums sowie der Workshop zum Thema "Karriereträume" rundeten das Programm ab. Osterburgs Fazit: "Die Schülerinnen haben einen guten Einblick in die TU Chemnitz bekommen. Sie haben den Campus kennengelernt sowie mit zahlreichen Uni-Angehörigen und Studierenden das Gespräch gesucht." Zusammen mit Studierenden der Technik- und Naturwissenschaften be- suchten die Schülerinnen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihren Fakultäten und erfuhren zum Beispiel beim Besuch der Werkstoffwissenschaften oder bei einem Professorinnen-Interview, wie der Arbeitsalltag von Wissenschaftlerinnen aussieht und wie Forschungsprojekte ablaufen. "Es ist toll, hautnah etwas vom Studienalltag der Studentinnen und Studenten mitzubekommen", schwärmte eine Teilnehmerin. Besonders begeistert waren die Teenies vom Besuch beim Chemnitzer Unternehmen MEGWARE, das Supercomputer herstellt, sowie der Printmedientechnik an der TU, bei der sie einen selbstgedruckten Flyer, der einen himmlischen Erdbeerduft verströmte, als Andenken mit nach Hause nehmen durften. Am Ende der Woche waren sich alle einig: Es hat sich gelohnt, dabei gewesen zu sein. Einen anschaulichen Erlebnisbericht von der Technikschnupperwoche sowie weitere Informationen gibt es auch im neuen Internetportal "Frauen in Technikstudiengängen": www.tu-chemnitz.de/verwaltung/frauen Steffi Osterburg Kontakt: Steffi Osterburg, Projektstelle "Frauen in Technikstudiengängen", Telefon 0371 531-37485, E-Mail steffi.osterburg@verwaltung.tu-chemnitz.de 40 TU-Spektrum 3/2009 EVENTS Mit Benjamin Blümchen Politik verstehen Prof. Dr. Gerd Strohmeier erläuterte in der Kinder-Uni Chemnitz sehr anschaulich, was Politik ist Kinder stellten viele Fragen und suchten nach einem Ort, wo es keine Politiker gibt (MSt) "Törööö" tönte es nicht nur einmal im Hörsaal, als Ben jamin Blümchen über die Leinwand lief. Gerade der Held unzähliger Hörspiele und Gute-NachtGeschichten musste zur Kinder-Uni herhalten, um zu erklären, was Politik ist. Der Grund: Für den Chemnitzer Politikwissenschaftler Prof. Dr. Gerd Strohmeier steht fest, dass im Kindesalter kaum andere Figuren so starke politische Bezüge herstellen können wie Benjamin Blümchen, die Reporterin Karla Kolumna und der Bürgermeister des Ortes Neustadt. Und Strohmeier trat den Beweis an, dass der große sprechende Elefant und seine Freunde nicht nur lustig sind, sondern auch ein politisches Weltbild vermitteln. Zuerst schauten sich die etwa 300 Gäste der Kinder-Uni den Zeichentrickfilm "Benjamin Blümchen als Förster" an. Zur Handlung: Bei einem Besuch im Forsthaus erfahren Benjamin und sein Freund Otto, dass der Bürgermeister eine Straße mitten durch den Wald bauen will. Förster Waldmann kann nichts dagegen unternehmen, weil er krank ist. Benjamin wird deshalb sein Vertreter und hat gleich viel zu tun: Er muss ein verirrtes Rehkitz suchen, einen Wilddieb fangen und vor allem erreichen, dass die Straße um den Wald herum gebaut wird. Aber der Bürgermeister bleibt stur. Er hat nämlich ein Ferienhaus am Waldrand, wo er keinen Autolärm haben möchte. Doch Förster Benjamin erreicht mit Hilfe der Waldtiere, dass alles ein gu - tes Ende nimmt und der Bürgermeister seine eigennützige Entscheidung zurücknimmt und sich prompt als "umweltbewusstes Sta dt oberhaupt" be zeichnet. Und Benjamin wird sogar mit dem Goldenen Eichen blattorden geehrt. Und genau an dieser Handlung kann man zeigen, was Politik ist und was sie nicht ist. "Politik ist etwas, das alle oder viel betrifft. Sie ist etwas, wo es viele Wünsche gibt. Und Politik ist auch etwas, worüber gestritten und worüber entschieden wird", erläuterte Strohmeier den Kindern. Dass der Zeichentrickfilm und seine Figuren auch an Grenzen stoßen, verdeutlichte der Politikwissenschaftler an einigen Beispielen. So könne im realen Leben ein Bürgermeister den Bau einer Straße nie allein entscheiden, dazu bedarf es einer Mehrheit im Stadtrat, in dem viele Politiker sitzen. Auch träfe das "gezeichnete" Bild des Bürgermeisters von Neustadt ganz bestimmt nur auf ganz wenige Bürgermeister zu - denn wer trinkt schon so oft Bier, ist ungebildet und faul wie das Neustädter Stadtoberhaupt? Im anschließenden Dialog mit den Juniorstudierenden spürte Strohmeier, wie politisch interesssiert die Sieben- bis Zwölfjährigen sind. Sie stellten jede Menge Fragen, zum Beispiel: Warum kümmern sich Politiker so wenig um Kinder? Was ist, wenn Diskussionen in der Politik ausarten? Warum gibt es so wenige Frauen in der Politik? Warum dürfen Besucher im Bundestag nicht klatschen, obwohl Politiker ständig dazwischen rufen dürfen? Warum sind Politiker so wichtig, sie sind doch Menschen wie wir alle? Wer kann Politiker werden und wie alt muss man dafür sein? Warum fliegen Politiker so oft in andere Länder? Auf all diese Fragen hatte Strohmeier schnell eine Antwort parat, nur bei einer kam er ins Stocken: Gibt es einen Ort, wo es keine Politiker gibt? Ein Kind half ihm und rief "Im Weltall!" in den Saal und hatte damit die Lacher auf seiner Seite. Übrigens: Am 30. Januar 2010 können die Juniorstudierenden einen spannenden Familientag in der Kinder-Uni erleben. Hier gibt es viele interessante Sachen zum Thema Reisen. Zudem kann man international essen und entdecken, wie in anderen Ländern gespielt wird. www.tu-chemnitz.de/kinderuni TU-Spektrum 3/2009 41 Bild links: Juniorhelferin Lillith begrüßt an der Anmeldung die Gäste der KinderUni und gibt den jungen Besuchern einen Juniorstuden tenaus weis. Bilder rechts: Politikwissenschaftler Prof. Dr. Gerd Strohmeier schaute mit den Kindern und deren Eltern einen Zeichentrickfilm mit Benjamin Blümchen und seinen Freunden an und erläuterte danach, was Politik ist und beantwortete viele Fragen. Fotos: Mario Steinebach EVENTS Erfolgreicher "SchrITt in die Zukunft" Die Jury hat entschieden: Chemnitzer IT-Bündnis ist am 22. Februar 2010 "Ausgewählter Ort der Ideen" Die Informatiker öffneten auch in der Vergangenheit regelmäßig ihre Türen - wie hier beim Girls’Day. Foto: Heiko Kießling (MSt) Das Chemnitzer "IT-Bündnis für Fachkräfte" hat sich als einer der 365 "Ausgewählten Orte der Ideen" für das Jahr 2010 in der Kategorie "Bildung und Jugend" erfolgreich positioniert. Das teilte die Jury der bundesweiten Initiative "Deutschland - Land der Ideen" am 19. November 2009 mit. "Wir freuen uns sehr, dass unser Programm, gemeinsam mit Unternehmen der IT-Branche mehr junge Leute für die Informatik und IT-Berufe zu begeistern, deutschlandweit anerkannt wird", erklärte Prof. Dr. Wolfram Hardt, Inhaber der Professur für Technische Informatik und Dekan der Fakultät für Informatik der TU Chemnitz. Das IT-Bündnis wird seine künftigen Projekte und Ziele am 22. Februar 2010 in Chemnitz als "Ausgewählter Ort der Ideen" bundesweit präsentieren. Das Motto des Tages lautet "SchrITt in die Zukunft". Dazu veranstaltet das IT-Netzwerk gemeinsam mit der TU Chemnitz einen "Tag der offenen Tür", der Schüler, Eltern, Lehrer und Studierende noch tiefer in die Geheim nisse der Informatik einweihen und zugleich ihre immer enger werdende Verknüpfung mit der Industrie der Zukunft erlebbar machen soll. So sind unter anderem Schülervorlesungen, Informatik-AGs sowie eine Firmenkontaktbörse geplant. "Es entspricht unserem einzigartigen Netzwerk-Gedanken, die Informatik bereits in alle Lebensphasen einzubauen", betonte Ulrich Geissler, Geschäftsführer der Chemnitzer Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH (CWE). Bereits im Kindergartenalter kann das Informatik-Interesse unter anderem im Rahmen einer Kinder-Uni geweckt werden und in Schulpatenschaften, InformatikAGs und Schülervorlesungen weiter gefördert werden. Fachvorträge aus der Wirtschaft sowie kooperativ betreute Seminar-, Bachelor- und Masterarbeiten und Promotionen sind fester Bestandteil des Bündnisalltags. Hochschulabsolventen werden mit Trainee- und Mentoring-Projekten begleitet. Mitarbeiterentwicklungsprogramme und Weiterbildungsmaßnahmen garantieren lebenslanges Lernen. "Fachkräftemangel in der IT-Industrie ist ein vieldiskutiertes Thema. Wir haben gemeinsam mit der Universität und der Wirtschaft die Initiative ergriffen und ein funktionierendes, wachsendes Netzwerk zur praxisorientierten Förderung aufgebaut", so Geissler weiter. Das Chemnitzer "IT-Bündnis für Fachkräfte" wurde im September 2007 gegründet. Ziel war und ist, junge Menschen für einen Job in der Informationstechnik-Branche zu begeistern. Zugleich soll auch der Bekanntheitsgrad des Studien- und ITIndustriestandortes Chemnitz über die Grenzen der Region hinaus verstärkt werden. Dazu organisiert das Netzwerk mit der Fakultät für Informatik der TU Chemnitz regelmäßig Vorlesungsreihen sowie Workshops zum Thema "Industrielle IT- Anwendung der Informatik". Die Ring vorlesungen des Wintersemesters 2009/ 2010 finden jeweils donnerstags zu Themen wie "Auswertung von Versuchsdaten in der Kfz-Entwicklung" oder "Industrielle Softwareproduktion - Vision oder Utopie?" statt. Das Bündnis wird durch die CWE, die TU Chemnitz, die Stiftung IBS sowie durch IT-Firmen getragen. Dazu gehören APRESYS Informations-Systeme GmbH, envia TEL GmbH, msg Systems AG, IBM Deutschland, KOMSA Kommunikation Sachsen AG, arc Solutions GmbH, w3work Gesellschaft für Kommunikation und Medien, AMS GmbH, MEGWARE Computer GmbH, SIGMA Gesellschaft für Systementwicklung und Datenverarbeitung mbH, Tele-Kabel-Ingenieurgesellschaft mbH, IAV GmbH sowie GK Software AG. www.tu-chemnitz.de/informatik/it-buendnis 365 Orte im Land der Ideen Die Standortinitiative "Deutschland Land der Ideen" und die Deutsche Bank suchen die 365 besten Ideen aus Deutschland. Ausgezeichnet werden herausragende Beispiele für die Kreativität und das Engagement der Menschen im Land. Bis zum 3. Oktober 2009 konnten sich Unternehmen und Forschungsinstitute, Kunst- und Kultureinrichtungen, Schulen, Universitäten, soziale Einrichtungen und Initiativen um den Titel "Ausgewählter Ort 2010" bewerben. Eine unabhängige Jury wählte aus allen Einsendungen 365 Preisträger in den Kategorien Wirtschaft, Umwelt und Energie, Wissenschaft und Technik, Bildung und Jugend, Kunst und Kultur, Gesellschaft und Soziales sowie Sport und Tourismus aus. Zum 20-jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung werden bis zu zwölf Ideen, die für das Zusammenwachsen Deutschlands stehen, mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Schirmherr der Initiative ist Bundespräsident Horst Köhler, auf den die Formulierung "Land der Ideen" zurückgeht. www.land-der-ideen.de EVENTS Vom ältesten Foto bis zum dicksten Vorlesungsskript TU Chemnitz feiert 2011 ihre 175-jährige Geschichte - 175 aktuelle und historische Superlative sowie Erinnerungsstücke aus Studium, Lehre und Forschung gesucht (KT) Wo liegt der kälteste Punkt der Universität, was ist das beliebteste Essen in der Mensa, welches Buch wird in der Bibliothek am häufigsten ausgeliehen und wann wurde die erste Professorin an die Hochschule berufen? 175 Superlative und unbekannte Fakten über die TU Chemnitz und ihre Vorgängereinrichtungen werden anlässlich der 175-JahrFeier der Hochschule den roten Faden eines Jubiläumsbuches bilden. Alle Fakultäten und Ein richtungen, alle Mitarbeiter und Studie ren densowie Absolventen, Ehemalige und Freunde der Universität können sich mit Vorschlägen an der Faktensammlung beteiligen. Auch für Hinweise auf Absolventen der TU und ihrer Vorgängereinrichtungen, die nach ihrem Abschluss einen außergewöhnlichen Weg gegangen sind, ist die UniPressestelle dankbar. Gegenständliche Zeugnisse aus 175 Jahren Studium, Lehre und Forschung sucht zudem das Universitätsarchiv für eine Jubiläumsausstellung. Von Versuchsaufbauten und Erfindungen über Fahnen und Wimpel bis hin zu Vorlesungsskripten und Chroniken ist hier alles willkommen ebenso Nachlässe, Lehrutensilien, Uniformen, Möbel, Zeichnungen sowie Kunstwerke, die mit der Universität in Verbindung stehen, und natürlich Hinweise auf noch erhaltene Erinnerungsstücke innerhalb und außerhalb der Universität sowie auf Themen, die in der Schau nicht fehlen dürfen. Besonders gesucht werden für Buch und Ausstellung Fotografien, Film- und Tondokumente, die Eindrücke der 175-jährigen Geschichte vermitteln. Was zeigt das älteste Foto? Wer hat 1916 die ersten Studentinnen fotografiert? Wie sah es in Gesucht: Dokumente aus der 175-jährigen Geschichte - in der zeitweise auch der Bau von Segelflugzeugen zur Ausbildung gehörte, wie dieses Foto zeigt. Foto: Bildarchiv TU Chemnitz den Studentenwohnungen und bei der Freizeitgestaltung des 19. und 20. Jahrhunderts aus? Und wer kann als Zeitzeuge erzählerische Einblicke in spannende Erlebnisse der Studien-, Lehr- und For schungstätigkeit geben? Kontakt: Pressestelle, Katharina Thehos, Telefon 0371 531-32146, E-Mail katharina. thehos@verwaltung. tu-chemnitz.de, Universitätsarchiv, Stephan Luther, Telefon 0371 531-32694, E-Mail stephan.luther @hrz.tu-chemnitz.de ANZ E IG E & e i S n r e d r ö Wir f ! t f n u k u Z Ihre aus der Wis Mit Gründungen senschaft! © w w w.vor-dresden.de Sie sind Student, Hochschulabsolvent oder Wissenschaftler und haben eine innovative Gründungsidee? Die Europäische Union und der Freistaat Sachsen unterstützen Sie! > futureSAX Seed-Stipendium > futureSAX Seed-Coaching* *auch für bereits gegründete Unternehmen Informationen erhalten Sie hier: Sächsische Aufbaubank – Förderbank (SAB) Tel. 0351- 4910 1890 www.sab.sachsen.de Finanziert aus Mitteln der Europäischen Union und des Freistaates Sachsen EVENTS Im Rückblick: Highlights im November "Lange Nacht der Bibliothek" feierte Premiere - "Sternstunden der Diplomatie" beim Dies academicus (MSt) Um Mitternacht trifft man in der Uni-Bibliothek eigentlich niemanden an. Nicht so am 6. November 2009 zum Debüt der "Langen Nacht der Bibliothek". Etwa 200 Gäste kamen zu den nächtlichen Lesungen mit Musik. So stellten sich die Psychologin Prof. Dr. Astrid Schütz, der Elektro- techniker Prof. Dr. Wolfram Dötzel und die Soziologin Prof. Dr. Christine Weiske als Autoren und Bücherfans vor. Und die in der Chemnitzer Literaturszene bekannten Sprachdozenten Dr. Eske Bockelmann und Dr. Burkhard Müller präsentierten ihre Lieblingsbücher. Die Band "Solche" spannte zwischendurch gekonnt den Bo gen von Rock zu Poesie. Die Gäste durften zudem den wertvollen wissenschaftlichen Altbestand durchstöbern. Laut Aussage von Ina Potts von der Universitäts bib oli thek soll diese Nacht künftig zur Tradition werden. Mehr Tradition hat bereits der Dies academicus, der in diesem Jahr im Zeichen der Diplomatie stand. Nach der Bild oben: Eine besondere Geschichtsstunde bot Prof. Dr. Horst Teltschik zum "Dies academicus". Foto: Christine Kornack Bild unten: Auch der Bücherstand war zur "Langen Nacht der Bibliothek" dicht umlagert. Foto: Christian Schenk 14. Januar Tag der offenen Tür 30. Januar Familienbildungstag 22. Februar "SchrITt in die Zukunft" 17. April Feierliche Verabschiedung der Absolventen aj hrgänge Sommersemester 2009 und Wintersemester 2009/2010 22. April Girls’Day 44 TU-Spektrum 3/2009 feierlichen Verabschiedung der Kuratoren Dr. Gunnar Grosse und Prof. Dr. Günter Pritschow folgte die Überreichung des Edgar-Heinemann-Preises an Dr. Hana Jirkova aus Tschechien. Höhepunkt war der Festvortrag von Prof. Dr. Horst Teltschik, der als außen- und sicherheitspolitischer Berater von Helmut Kohl während der deutschen Wiedervereinigung zu den einflussreichsten Strategen der deutschen Politik gehörte. Als Leiter der Abteilung für auswärtige und innerdeutsche Beziehungen im Bundeskanzleramt (1982 1990) bereitete er die entscheidenden Verhandlungen für die deutsche Wieder vereinigung vor. In seinen Ausführungen zum Thema "Auf dem Weg zur deutschen Einheit: Widerstände, Risiken und Ge fahren aus Sicht eines Beteiligten" zeigte er vor etwa 300 Zuhörern sehr anschaulich, wie sehr die deutsche Einheit an Personen der Weltpolitik, an geschicktes Taktieren und an glückliche Umstände gebunden war. Viel Beifall erhielt auch der Bericht der preisgekrönten studentischen National Model United Nations (NMUN)-Delegation über ihren Ausflug in die Welt der internationalen Politik. Übrigens: 2010 vertritt das Chemnitzer NMUN-Team bei der UNSimulation in New York die Interessen von Namibia. 26. Mai Campusfest/Sportfest 18. - 21. Oktober Herbstuniversität für Schülerinnen und Schüler und Technikschnupperwoche für Schülerinnen 5. Juni Tag der offenen Tür November Dies academicus 19. Juni Universitätsball 18. November Vergabe des Technologietransfer-Preises und 3. Technologie-Transfer-Symposium 11. September 5 vor 12 - Studienberatung für Spätentschlossene 1. Dezember Hoffest 11. Oktober Feierliche Immatrikulation Veranstaltungen der TU Chemnitz: www.tu-chemnitz.de/tu/termine Studierenden-Wettbewerb 2010 Was uns im Inneren zusammenhält: Erinnern, feiern, gedenken. Brauchen wir eine demokratische Festkultur? „Wir sind ein Volk …“ – dieser Ruf begleitete den Prozess der friedlichen Wiedervereinigung des deutschen Volkes. Seitdem hat sich vieles verändert, auch der Umgang mit Feier- und Gedenktagen. Das Bundesministerium des Innern schreibt zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung einen Wettbewerb für Studierende aller Fachrichtungen in den folgenden Kategorien aus: Wissenschaftliche Arbeit, Essay/Reportage oder Fotografie Es werden jeweils erste, zweite und dritte Preise in Höhe von 2.500 Euro, 1.500 Euro und 1.000 Euro vergeben. Bei Gruppenarbeiten wird der Preis geteilt. Einsendeschluss für den Wettbewerb ist der 14. Juni 2010. Detaillierte Teilnahmebedingungen unter: www.bmi.bund.de Bundesministerium des Innern, Referat Öffentlichkeitsarbeit, 11014 Berlin Jubiläum Freiheit und Einheit Großes 2.2 Zoll Display Schnelleres Time Machine Backup Jetzt mit Videokamera MAC OS X 10.6 SNOW LEOPARD UPGRADE Dank vieler kleiner und großer Änderungen macht Mac OS X Snow Leopard deinen Mac schneller, zuverlässiger und benutzerfreundlicher, Snow Leopard belegt weniger als die Hälfte des Speicherplatzes der Vorgängerversion, Art.Nr. 9890945 OFFICE MAC 2008 - HOME & STUDENT EDITION Die allumfassende Produktivitäts-Suite, speziell für Mac-Anwender Enthält Word (Textverarbeitung), Excel (Tabellenkalkulation), PowerPoint (Präsentation), Entourage (Information Management) und Messenger (Instant Messaging) IPOD NANO MP3-PLAYER Der dünnste iPod, den es je gab, mit Kamera und Lautsprecher, Geniusfunktion, Abspielformate: z.B. 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