7 März 2014

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7 März 2014
NR. 20, 7. MÄRZ 2014
DEUTSCHE AUSGABE
Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904
PIA SUNDHAGE
GEWALTIGE
ENTWICKLUNG
STEFFI JONES
GEGEN
DISKRIMINIERUNG
SEPP BLATTER
FUSSBALL BEDEUTET
FREIHEIT
Frauenfussball
NEUE HÖHEN
W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
I N H A LT
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Frauenfussball mit Business-Plan
In Lyon baut man seit zehn Jahren eine Frauenfussball-Abteilung
auf. Zurzeit stehen da zwanzig Profi-Fussballerinnen unter Vertrag.
In den vergangenen vier Jahren konnte die Champions League der
Frauen zweimal errungen werden. Wie lebt es sich in Lyon als
Profi-Fussballerin? Wie weit ist der Klub in seinen Ambitionen
bereits gekommen? Eine Reportage von Perikles Monioudis (Text)
und Mareike Foecking (Bilder).
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Weit mehr als ein Abklatsch der Premier League
Chelsea, Arsenal, Liverpool. Die Favoriten in der englischen
­Women’s Super League heissen gleich wie in der Premier League
der Männer. Trotzdem ist die WSL nicht nur ein billiger Abklatsch.
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USA: Die Zeichen stehen auf Erfolg
Am 12. April startet die zweite Saison der National Women’s Soccer
League (NWSL). Die Ballon-d’Or-Gewinnerin Nadine Angerer und
die Weltmeisterin Nahomi Kawasumi sollen die Attraktivität der
Liga steigern und ihr zu nachhaltigem Erfolg verhelfen.
2 0
Südamerika
10 Mitglieder
www.conmebol.com
Abby Wambach
Amerikanische
Vorkämpferin
Pia Sundhage - das grosse Interview
Die Schwedin gehört zu den erfolgreichsten Trainerinnen der Welt.
Im Interview prophezeit sie ihrem Sport eine grosse Zukunft, erklärt,
was die männlichen Fussballer von ihren weiblichen Kollegen lernen
könnte und weshalb der Kampf um Gleichberechtigung für sie
anfänglich kein Thema war.
37
eekly Top 11: Heldinnen
W
Kristine Lilly aus den USA führt unsere Top 11 von dieser Woche an.
Auch Lotta Schelin aus Schweden und die Deutsche Birgit Prinz
schafften es auf die Liste der Heldinnen im Frauenfussball.
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R ückblick mit Emotionen
María Elena Valverde hat den Fussball in Costa Rica geprägt. Wir
trafen die 86-jährige Pionierin zum Gespräch und machten eine
eindrückliche Reise in die Vergangenheit.
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teffi Jones - ein Gespräch ohne Tabu
S
Interview mit Tiefgang: Die 111-fache deutsche Nationalspielerin
redet über Homophobie, Rassismus und Emanzipation. “Fussball
beinhaltet Werte, die wir im alltäglichen Leben genauso beherzigen
sollten.”
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N etzer schwärmt
Unser Kolumnist Günter Netzer ist vom Frauenfussball begeistert
und erinnert sich an das WM-Finale 2011: “Es war fantastisch.
Dieses Spiel hätte es jederzeit mit dem Männerfussball aufnehmen
können.”
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D en väterlichen Schlägen getrotzt
Die Nigerianerin Perpetua Nkwocha wurde von ihrem Vater mit
Schlägen vom Fussballfeld ferngehalten. Trotzdem setzte sie sich
durch – und fand in Schweden eine neue Heimat.
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Nord- und Mittelamerika
35 Mitglieder
www.concacaf.com
U-17 Frauen-Weltmeisterschaft
15. März bis 4. April 2014, Costa Rica
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Blue Stars/FIFA Youth Cup
28. bis 29. Mai 2014, Zürich
D I E WO C H E I N D E R W E LT D E S F U S S B A L L S
Europa
53 Mitglieder
www.uefa.com
Steffi Jones
Deutsche Symbolfigur
Afrika
54 Mitglieder
www.cafonline.com
Pia Sundhage
Schwedische
Erfolgstrainerin
Asien
46 Mitglieder
www.the-afc.com
Ozeanien
11 Mitglieder
www.oceaniafootball.com
Homare Sawa
Japanische
Weltmeisterin
Neue Höhen
Unser Cover zum
Internationalen Frauentag: Das Powerhouse
Olympique Lyonnais
Féminin zählt auf die
japanische Weltmeisterin
Saki Kumagai, die
Französin Wendy Renard
und die Schwedin Lotta
Schelin (v.l.n.r.).
Cover: Mareike Foecking / Getty Images
Perpetua Nkwocha
Afrikanischer
Widerstandsgeist
Fussball-Weltmeisterschaft
12. Juni bis 13. Juli 2014, Brasilien
U-20 Frauen-Weltmeisterschaft
5. bis 24. August 2014, Kanada
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Olympische Jugendfussball­
turniere
15. bis 27. August 2014, Nanjing
FIFA Klub-Weltmeisterschaft
10. bis 20. Dezember 2014, Marokko
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game onor game over
all in or nothing
adidas.com/worldcup
© 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.
UNCOVERED
Der Fussball ist weiblich
Triumphal Die Spielerinnen von Olympique Lyonnais feiern den Sieg im Champions-League-Finale gegen den FFC Frankfurt im Mai 2012.
Thomas Renggli
Dylan Martinez / Reuters
“Im Einvernehmen mit den klassenbewussten
politischen und gewerkschaftlichen Organisationen des Proletariats in ihrem Lande veranstalten die sozialistischen Frauen aller Länder jedes
Jahr einen Frauentag, der in erster Linie der
Agitation für das Frauenwahlrecht dient. Der
Frauentag muss einen internationalen Charakter tragen und ist sorgfältig vorzubereiten.”
M
it diesen formellen Worten wurde am
27. August 1910 an der zweiten internationalen sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen die Einführung eines internationalen Frauentages
vorgeschlagen. Die Idee stammte aus
den USA. Heute ist der 8. März ein fester Bestandteil im Kalender. In Osteuropa gilt er als
gesetzlicher Feiertag. Und wenn er – wie in diesem Jahr – auf einen Samstag fällt, erhält die
berufstätige Bevölkerung am folgenden Montag frei – auch die Männer. Aus diesem Anlass
bringt The FIFA Weekly eine Spezialausgabe
zum Thema Frauenfussball.
“Die Zukunft des Fussballs ist weiblich”,
sagte FIFA-Präsident Blatter vor zwanzig Jahren. Die Fakten geben ihm recht. Heute spielen
Frauen in allen der 209 FIFA-Verbände Fussball –
selbst in Ländern, in denen sie aus kulturellen
Gründen in der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung treten dürfen. “Der Fussball besitzt die
Kraft, kulturelle und soziale Barrieren zu überwinden und den Mädchen und Frauen Selbstvertrauen zu geben und ihnen einen besseren
Platz in der Gesellschaft zu ermöglichen”, beschreibt die schwedische Erfolgstrainerin Pia
Sundhage die Bedeutung des Sports als gesellschaftlicher Integrationsfaktor.
Die Entwicklung im Frauenfussball ist auch
in der internationalen Klubszene zu spüren.
Viele Grossklubs haben ihre Frauenabteilungen
professionalisiert. Als Wegbereiter gilt Olympique Lyonnais Féminin in Frankreich. Dort hat
Klubpräsident Jean-Michel Aulas den Frauenfussball zur Chefsache erklärt: Er beschäftigt
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20 Profispielerinnen und möchte mit dem Frauenfussball dereinst Geld verdienen. Zwei Champions-League-Erfolge sind bis jetzt der Lohn
seiner Bemühungen. Lesen Sie die spannende
Reportage unseres Redaktors Perikles Monioudis aus der drittgrössten französischen Stadt.
Auch am FIFA-Hauptsitz in Zürich ist Fussball längst nicht mehr eine Männerdomäne.
Von den 401 Mitarbeitenden sind 40 Prozent
weiblich. Und wer während der Mittagspause
zum Lunchkick mit Bürokolleg(inn)en aufläuft,
ist (allfällige) Vorurteile schnell los. Ex-Nationalspielerinnen aus Neuseeland, Griechenland
und der Schweiz setzten den fussballerischen
Massstab. Und Honey Thaljieh, die Vorkämpferin des Frauenfussballs in Palästina, dribbelt
auf dem FIFA-Kunstrasen das männliche Ego
elegant aus.
Übrigens verschliesst sich auch unsere
Redaktion nicht dem Zeitgeist: Das Magazin,
das Sie in den Händen halten, wurde zu über
50 Prozent von Frauen produziert. Die Gegenwart der FIFA ist weiblich. Å
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Das Glück
der Tüchtigen
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Olympique Lyonnais Féminin soll eines Tages Geld abwerfen.
Mit seinen zwanzig Profispielerinnen hat der zweifache
Champions-League-Sieger gute Voraussetzungen dafür.
Zu Recht versteht sich der Klub als Vorreiter für den Frauenfussball.
Von Perikles Monioudis (Text)
und Mareike Foecking (Bilder) in Lyon
A
ls die Bilder laufen lernten, war Lyon das
Zentrum der Welt. Die findigen Brüder
Auguste und Louis Lumière erwirtschafteten mit ihren fotographischen Platten
ein Vermögen – 1894 verkauften sie
15 Millionen Stück davon, hergestellt von
300 Arbeitern. Der erste öffentliche Film der
Lumière-Brüder dauerte eine Minute und trug
den Titel “Arbeiter verlassen die Lumière-Werke”.
Darin war genau das zu sehen, was der Titel aussagt: Arbeiter verlassen nach der Arbeit die
­Lumière-Werke im Lyoner Stadtteil Montplaisir.
Von Montplaisir nach Gerland sind es ein
paar Kilometer in südwestlicher Richtung – und
ein Jahrhundert. Die Spielerinnen des Klubs
Olympique Lyonnais Féminin verlassen die Klubräume, um auf dem Trainingsgelände – gelegen
in Sichtweite des altehrwürdigen Stade de Gerland – mehrere Einheiten zu Schnellkraft und
Torschuss zu absolvieren. Sie sind professionelle
Fussballerinnen. Ihre königsblaue Trainingskleidung bildet einen starken Kontrast zum
Grün des Rasens, der an diesem Vormittag im
zögerlichen Sonnenlicht glitzert. Sie haben
Spass bei ihrer Arbeit. Sie leben ihren Traum.
Das sagt sich so leicht. Hier aber trifft es zu.
Wendy Renard bespricht sich nach dem
Training in den funktional eingerichteten
Räumlichkeiten des OL Féminin mit dem Physiotherapeuten. Die 23-jährige Innenverteidigerin ist so etwas wie das neue Aushängeschild
des französischen Frauenfussballs. Als 8-Jährige
verliess sie die Karibikinsel Martinique und
kam nach Frankreich. Zuvor hatte sie in kindlich bestimmender Voraussicht ihrer Mutter
angekündigt, bald im Trikot der französischen
Nationalmannschaft aufzutreten. Renard hielt
Wort. Die eloquente Leaderin des Olympique
Lyonnais wurde bis jetzt 40-mal ins Nationalteam berufen und trägt in beiden Teams die
Verantwortung als Kapitänin.
“Ich kam mit 16 Jahren nach Lyon”, sagt
­Renard, “aber ich habe Lyon nicht selbst ausgewählt. Nachdem ich im Ausbildungszentrum des
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Trainingsgeräte Die Kapitänin Wendie Renard legt Hand an.
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Perspektive fürs Leben Die U19-Spielerin Maeva Manuel im Training.
französischen Verbands in Clairefontaine nicht
aufgenommen worden war, fragte meine Vertrauensperson beim Trainer in Lyon an, und ich durfte fürs Erste herkommen. Seit 2009 bin ich hier
nun Profi.” Die hochgewachsene Spielerin weiss
um das Glück, das ihr in Lyon widerfährt. “Der
Fussball ist zwar mein Beruf, aber er ist vor allem
meine Leidenschaft. Ich war schon als Kind stets
als Erste auf dem Platz, konnte es nicht erwarten,
gegen den Ball zu treten.”
Die zweifache Champions-League-Gewinnerin spricht konzis – ganz so, wie sie auch auf
dem Platz agiert. “Wir müssen Titel erringen.
So sehen die Leute, dass der Frauenfussball
sich nicht zu verstecken braucht.”
Höchste Sprünge Die Japanerin Saki
Kumagai wurde 2011 Weltmeisterin.
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Stabile Erfolgsspirale
Titel erringen, das möchte natürlich jede, die
Leistungssport betreibt. Sie sind der sichtbare
Ausdruck dessen, was am Ende einer Karriere
bleibt. In Lyon aber haben Titel eine zusätzliche,
programmatische Bedeutung. Ohne nationalen
und europäischen Titelgewinn und deren wiederholte Bestätigung fällt das Konstrukt zusammen, das man sich in der drittgrössten
Stadt Frankreichs ausgedacht hat. Der Frauenfussball soll seinen Platz in den wichtigsten
Sportereignissen des Landes finden und am
Ende etwas einbringen. Damit ist nicht nur
Prestige gemeint, sondern auch Geld.
Hinter dem OL Féminin steht ein Business­
plan in der Art dessen, was auch für das Männerteam galt. Die besten Spielerinnen sollen
verpflichtet, aber auch in der eigenen Jugend
ausgebildet werden, damit sie Titel erringen
und mithin die Menschen ins Stadion und vor
den Fernseher locken können. Die Werbewirtschaft soll folgen. Grosse Investitionen in die
Marke OL – grosse Gewinnaussichten. Die vergangenen sechs Champions-League-Heimspiele wurden von je 10 000 Zuschauern besucht.
Noch ist man bei den Frauen defizitär. Aber
die Abteilung hat weiterhin Zeit, um das zu ändern. Sonia Bompastor soll als Verantwortliche
mithelfen, die Strukturen für den Frauenfussball im Klub weiter zu verbessern. Die frühere
Mittelfeldspielerin gewann zwei Champions-­
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League-Titel mit Lyon und war noch in der vergangenen Saison im OL aktiv. Sie glaubt an die
Kraft der Ausbildung – und an die Notwenigkeit der Bildung. Sie möchte den Mädchen eine
Art Internatsstruktur anbieten, analog zu den
Jungen.
Bompastor überwacht an diesem Nachmittag
das Training der ältesten Jugendspielerinnen.
“Wir haben ein zweifaches Projekt”, sagt sie.
“Wir wollen den Mädchen zeigen, dass professioneller Sport persönliche Entbehrungen und
Leistungsbereitschaft voraussetzt. Und wir legen Wert darauf, dass sie auf ihrem Weg die
schulischen Leistungen nicht vernachlässigen.”
Bompastor, die 156-mal im französischen
Nationalteam figurierte, konzentriert sich am
Spielfeldrand. Ihrem geübten Blick scheint
nichts zu entgehen. “Eine Profikarriere kann,
wenn man es überhaupt so weit bringt, schnell
wieder zu Ende sein, etwa durch eine Verletzung”, sagt sie anschliessend. “Unser Ziel ist es,
dass die Mädchen im Fussball, aber auch sonst
im Leben reüssieren.” Denn das Ziel, Profi zu
werden, ist nicht einfach zu erreichen. Sie rechnet vor: “Wir haben 9 Teams, in denen 180 Frauen und Mädchen spielen. Im OL sind 20 Profis
verpflichtet, in Frankreich insgesamt etwa 50
– von 65 000 Spielerinnen.”
Schulische Leistung, Fortschritte auf dem
Platz, ein gutes Benehmen – für Bompastor ist
grundsätzlich wichtig, dass die Mädchen dazu
imstande sind, sich selber zu hinterfragen.
Akzent auf der Technik
Man soll den Fussball der Frauen nicht mit dem
der Männer vergleichen, sagen manche. Patrice
Lair, der Trainer des Frauen-Profiteams, pflichtet
ihnen bei. “Die Frauen spielen langsamer und
mit weniger Kraft. Aber ihr Spiel hat einen Akzent auf dem Technischen, und es fallen mehr
Treffer. Es ist ein Fussball, der die Menschen
ins Stadion zu locken vermag, weil die Spielerinnen Kreativität zeigen und sich zum Tor hin
orientieren.”
Der erfahrene Fussballlehrer schliesst an:
“Und doch muss man sich dem Fussball der Männer annähern. Etwa, was den Kontakt mit dem
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Eigene Infrastruktur Die U18-Spielerin Yasmine Badache
auf dem Trainingsgelände von OL Féminin.
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“Ziel ist es, dass die
Mädchen im Fussball,
aber auch sonst im
Leben reüssieren.”
Sonia Bompastor
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Gegenspieler oder den höheren Spielrhythmus
anbelangt.” Einen prinzipiellen Unterschied zwischen dem Fussball der Männer und der Frauen
habe er im Ansatz nie gemacht. “Ich schaue mit
demselben Anspruch auf den Fussball, und ich
trainiere Männer und Frauen auf die gleiche
Weise.” Die Divergenz sieht Lair lediglich darin,
dass der Fussball der Frauen bis jetzt nicht im
selben Mass Anerkennung gefunden hat.
Wendy Renard bringt es auf den Punkt:
“Für viele mag eine Fussballerin kein grosses
Prestige haben, und vielen kommt der Frauenfussball merkwürdig vor. Man darf aber nicht
vergessen, dass er erst seit ein paar Jahren professionell betrieben wird. Vor zehn Jahren
schien es einem unmöglich, seiner Leidenschaft für den Fussball berufsmässig nachgehen zu können.”
Renard sieht gerade darin die Errungenschaft des Frauenfussballs. “Man darf den Mädchen nicht das Recht vorenthalten, sich so zu
auszudrücken, wie sie das wollen. Davon konnten wir in Frankreich schon einige überzeugen.
Vor allem die Eltern, für die es oft schwierig war,
ihre Töchter zum Fussball zu bringen. Heute ist
das nichts Aussergewöhnliches mehr.”
“Mir tut es im Herzen weh, wenn ich sehe,
dass zum Beispiel in Bulgarien die Frauen Fussball spielen wollen, es aber alles andere als
leicht haben. Deswegen ist es wichtig, dass wir
uns hinterfragen und dankbar sind für die
Möglichkeit, täglich Fussball zu spielen und die
Mittel dazu zu haben.”
Während Renard zu den jüngeren Spielerinnen zählt, denkt die 29-jährige Camille Abily
bereits an das, was nach der Karriere kommt.
Die Mittelfeldspielerin will Trainerin werden
und hat sich entsprechend fortgebildet. Abily,
120-mal für die französischen Farben auf dem
Platz, gehört zur ersten Generation von Spielerinnen, denen sich eine echte berufliche Perspektive im Fussball bot. “Ich denke, dass sich
die Investitionen im OL noch nicht ausbezahlt
haben, aber es steigen immer mehr Sponsoren
ein. Und es kommen immer mehr Fans. Unser
Präsident Jean-Michel Aulas ist den anderen
Präsidenten jedenfalls weit voraus.” “Dass der
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Hohe Ansprüche Trainer Patrice
Lair im Stade de Gerland.
110_legende_x11 inkl. ZF 110_urw_bold
Profifussball der Frauen eine solche Entwicklung nehmen würde, konnte man vor zehn Jahren noch nicht voraussehen. Der Spielerinnenpass war schon eine Belohnung für uns. Aber
man darf nicht vergessen: Diese Entwicklung
ist anfällig. Sie hängt von vielen Dingen ab.
Falls Herr Aulas sich eines Tages entscheiden
sollte, die Abteilung zu schliessen, würden in
Frankreich nur ein oder zwei Klubs mit professionellen Strukturen übrig bleiben.”
Der erfolgreiche Unternehmer und vorausschauende Klubpräsident Jean-Michel Aulas hat
eine klare Vorstellung von Olympique. Er wollte
Lyon, als er 1987 zum Klub stiess, an die europäische Spitze führen. Das ist dem Präsidenten
auch gelungen. Vor zehn Jahren begann er, den
Frauenfussball im Klub zu kultivieren. Auch
hier wollte Aulas nur die Besten verpflichten. Im
aktuellen Kader der Frauen stehen etwa die
Weltmeisterin Saki Kumagai und die schwedische Weltklassestürmerin Lotta Schelin.
Schwedische Treffer
Eine Zerrung ausheilend, trainiert Schelin an
diesem Tag nicht. Gleichwohl schaut sie beim
Klub herein. “Ich kam 2008 nach Lyon, um Aussichten auf den Champions-League-Titel zu haben. Ich zog Olympique einem amerikanischen
Klub vor. Ich wollte dann doch in Europa bleiben.” Schelin ist 29-jährig und spielt seit 23 Jahren Fussball. “Ich bin jetzt in Lyon verwurzelt.
Ich brauche das Gefühl, irgendwo zu Hause zu
sein. Der Erfolg kam hier.”
Der Alltag einer Profifussballerin liegt der
Schwedin, die schon als Kind den Wunsch hatte, nur Fussball zu spielen. “Wir trainieren am
Morgen und essen anschliessend zu Mittag.
Zwischen 13 und 15 Uhr haben wir Gelegenheit,
mit dem Physiotherapeuten zu arbeiten. Zweimal in der Woche mache ich ausserdem
Krafteinzeltraining, die anderen Spielerinnen
auch. Üblicher Weise steht uns der Nachmittag
zur freien Verfügung. Wir reisen mit dem Team
natürlich auch viel.” Lächelnd fährt sie fort:
“Die Welt ist männlich. Aber wir sind im Fussball dabei, das zu verändern. Jedes Jahr um ein
weiteres Stück. Was wirklich zählt, ist, dass
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“Wir müssen Titel erringen.
So sehen die Leute, dass der
Frauenfussball sich nicht zu
verstecken braucht.”
Wendy Renard
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Denkt an morgen Camille
Abily will Trainerin werden.
jedes Mädchen die Möglichkeit hat, Fussball zu
spielen, wenn es das möchte.”
Die Japanerin Saki Kumagai hat 2011 im
WM-Finale den entscheidenden Elfmeter gegen
das US-Team erzielt und dabei die amerikanische Torhüter-Legende Hope Solo bezwungen.
Die 23-jährige Abwehrspielerin kam 2011 nach
Europa, um den 1. FFC Frankfurt zu verstärken.
In Lyon spielt sie seit dieser Saison. “Einen zusätzlichen Erfolgsdruck verspüre ich hier nicht,
nein”, sagt Kumagai nach dem Training. “Wir
gewinnen sehr oft, das macht die Sache leichter.
Wir setzen uns selber unter Druck.”
Ihre Eltern hätten, als sie noch ein Kind
war, ihren Wunsch, Fussball zu spielen, nicht
beargwöhnt. Sie habe vielmehr Unterstützung
erfahren. “Der WM-Titel 2011 hat in Japan einen zusätzlichen Ruck ausgelöst, die Mädchen
meldeten sich vermehrt in Fussballklubs an.
Doch die Leute besuchen die Spiele der höchsten Liga nach wie vor nicht sehr zahlreich.”
In der aktuellen Champions League sind
die Frauen von Olympique Lyonnais bereits
ausgeschieden. In der Liga sieht es besser aus.
Nur Paris Saint-Germain kann die Lyonerinnen
ernsthaft gefährden.
Nach dem Training verlassen die Spielerinnen das Gelände in kleinen weissen Autos. Sie
fahren einer zwar nicht ganz gewissen Zukunft
entgegen. Aber sie werden so oder so von sich
behaupten können, dass sie ihren Traum gelebt
haben. Damals, als der professionelle Frauenfussball im grossen Stil in Lyon, der Stadt der
Lumière-Brüder, das Laufen lernte. Å
“Die Welt ist männlich.
Aber wir sind im
Fussball dabei,
das zu verändern.”
Lotta Schelin
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DER SIEGESWILLE,
DER LYON EIN BEIN STELLTE
Von der Champions League musste sich Olympique Lyonnais vorzeitig
­verabschieden. Die Achtelfinal-Niederlage gegen Turbine Potsdam zeigt,
wie stark die Konkurrenz aus Deutschland ist.
Sarah Steiner
I
m Kampf um die Tabellenspitze der deutschen Frauen-Bundesliga ist noch lange
nicht das letzte Wort gesprochen. Der
1. FFC Frankfurt eroberte die Spitzenposition dank eines 3:0 gegen den SC Freiburg
zwar zurück, Turbine Potsdam befindet
sich mit nur einem Punkt Rückstand aber in
Lauerstellung. Und auch den amtierenden
Champion VfL Wolfsburg darf man im Rennen
um die Meisterschale nicht abschreiben. Für
die verbleibenden zehn Runden ist für Spannung also gesorgt.
Bereits geklärt ist die Trainerfrage in
Wolfsburg. Meistercoach Ralf Kellermann hat
seinen im Sommer auslaufenden Vertrag
­vorzeitig um drei Jahre verlängert. Der 45-Jährige stellt hohe Ansprüche an sein Team. “Die
Entwicklung der Mannschaft ist noch lange
nicht abgeschlossen. Ich bin glücklich, weiterhin ein Teil davon zu sein”, sagte er nach der
Verlängerung. Der Erfolg gibt Kellermann
recht: Nach dem zweiten Platz 2012 führte er
Wolfsburg ein Jahr später zum überraschenden
Triple-Erfolg. Und auch wenn die “Wölfinnen”
diese Saison aus dem Pokal ausgeschieden sind,
haben sie noch immer die Chance auf die Meisterschaft und die Champions League.
Deutsches Duell im Halbfinale?
In der Champions League sorgen aber nicht nur
die Frauen aus Wolfsburg für Aufsehen. Turbine Potsdam ist ebenfalls bis in das Viertelfinale
des Wettbewerbes vorgedrungen. Um dies zu
erreichen, musste sich das Team um Spielmacherin Julia Simic an Titelverteidiger Olympique
Lyonnais messen – und schaffte die Sensation.
“We made it!!! Stolz, in dieser Mannschaft zu
sein”, jubilierte Simic nach dem Sieg auf ihrer
Facebook-Seite. Und auch Patrice Lair, Headcoach der Französinnen, war beeindruckt von
Potsdams Leistung. “Bei den Deutschen spürst
du immer diesen unbändigen Siegeswillen! Das
müssen meine Spielerinnen noch lernen.” Am
23. und 30. März will Turbine nun gegen den
14
ASD Torres Calcio die Halbfinal-Qualifikation
schaffen. Falls auch Wolfsburg gegen den
FC Barcelona gewinnen sollte, würden die beiden Ligakonkurrenten gegeneinander um die
Finalteilnahme kämpfen.
Bundesliga erobert Japan
Für internationales Aufsehen sind die deutschen
Frauen-Klubs seit langem verantwortlich. Insgesamt sieben Champions-League-Titel und elf
Finalteilnahmen stehen für sie zu Buche. Der
Frauenfussball hat es in Deutschland geschafft,
sich neben dem der Männern einen Platz im
nationalen Bewusstsein zu erkämpfen – dies
sicherlich auch dank der zwei WM- und sieben
EM-Titel der Landesauswahl. Doch auch die Bun-
desliga hat an Aufmerksamkeit gewonnen. Das
DFB-TV überträgt pro Runde ein Spiel live. Und
seit dieser Saison hat sich Eurosport die Rechte
an der Frauen-Bundesliga bis 2016 gesichert.
Dank Yuki Ogimi, die bis zur letzten Saison
bei Turbine Potsdam spielte und 2013 als erste
japanische Spielerin zu Chelsea in die FA Women’s Super League wechselte, zog die Bundesliga immer mehr Spielerinnen aus dem Land der
aufgehenden Sonne an. Der japanische Sender
Asahi überträgt ab sofort das Topspiel der Runde. “Das ist ein tolles Zeichen für die Marke
Frauen-Bundesliga und ihre hohe Qualität.
­
Damit haben wir einen weiteren wichtigen
Schritt in der Entwicklung der Liga gemacht”,
sagt DFB-Direktorin Steffi Jones. Å
“Das ist ein tolles Zeichen
für die Frauen-Bundesliga
und ihre hohe Qualität.
Damit haben wir einen
weiteren wichtigen Schritt
gemacht.”
DFB-Direktorin Steffi Jones
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T H E F I FA W E E K LY
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BLICK IN DIE LIGEN
I
N
F A W o m e n ’s S u p e r L e a g u e
Investitionen
allenthalben
Sven Goldmann ist Fussball­
experte beim “Tagesspiegel” in
Berlin.
Zum Kreis der Favoriten
zählen die üblichen Verdächtigen. Liverpool und Arsenal – Chelsea ist
nicht ganz so hoch einzuschätzen, dafür
mischt Manchester City jetzt ganz oben mit.
Allerdings ist die lokale Konkurrenz von
Manchester United gar nicht dabei, und dass
Notts County und Bristol Academy zu den
Topteams gehören, zeigt auf, dass die FA
Women’s Super League (WSL) nicht bloss ein
Abklatsch der Premier League ist.
Getty Image
Die höchste Frauenliga Englands startet am
16. April in ihre vierte Saison. Wieder spielen
acht Teams mit Hin- und Rückrunde die
Meisterschaft aus, aber sonst hat sich einiges
verändert. Die FA will den Frauenfussball
weiter voranbringen und investiert in den
kommenden vier Jahren 3,5 Millionen Pfund
in die Liga. Zum ersten Mal gibt es als Unterbau eine WSL 2, der zehn Klubs angehören,
unter ihnen so prominente Name wie Sunderland, Aston Villa und Watford.
S
I
Zwischen beiden Ligen gibt es einen Continental Cup und, auch das ist neu, eine Aufund Abstiegsregelung. Zum kommenden Jahr
tauschen der Letzte der WSL und der Meister
der WSL2 die Plätze. Unabhängig davon hat
die FA dem Manchester City Women’s Football Club ohne sportliche Qualifikation eine
Wild Card für die WSL angeboten. Das war
nicht ganz unumstritten, denn dafür wurden
die traditionsreichen Doncaster Rover Belles
in die WSL 2 relegiert.
Die Ladies aus Manchester gehen durchaus
ambitioniert in ihre Premieren-Saison. Im Tor
steht künftig die von den Lincoln Ladies
akquirierte englische Nationalspielerin Karen
Bardsley, die allerdings wegen eines Ermüdungsbruchs im Fuss erst einmal ausfällt.
Die Kommandos im Mittelfeld gibt die aus
Everton verpflichtete Jill Scott, sie verfügt
über die Erfahrung von 74 Länderspielen.
Vom früheren Serienmeister Arsenal kam
Stephanie Houghton, die das neue Team als
Kapitänin anführt.
Wie hoch City einzuschätzen ist, wird sich
gleich am ersten Spieltag zeigen, beim Gastspiel im Halton Stadium von Widnes, wo die
Liverpool Ladies ihre Heimat gefunden haben.
Es war schon eine kleine Sensation, als Liverpool im vergangenen Herbst die neun Jahre
währende Regentschaft der Arsenal Ladies
beendete.
D
E
Arsenal steht für den englischen Frauenfussball wie sonst nur der Kinofilm “Bend it Like
Beckham” und hat immerhin als einzige
englische Mannschaft die Champions League
gewonnen. Das war 2007, als der Wettbewerb
noch UEFA Women’s Cup hiess. Bei Arsenal
ist der Frauenfussball so etabliert, dass das
Team zu ausgewählten Anlässen im grossen
Emirates Stadium auflaufen darf.
Liverpool hingegen hatte die ersten beiden
Spielzeiten in der WSL auf dem letzten Platz
beendet. Daraufhin baute Trainer Matt Beard
die Mannschaft radikal um und verpflichtete
zehn neue Spielerinnen.
Es kamen unter anderem die Isländerin
Katrin Omarsdottir, die Schwedin Louise
Fors, die Deutschen Corina Schröder und
Nicole Rolser. Die überragende Spielerin der
Meistersaison aber war eine Engländerin, die
schon in schlechteren Zeiten das rote Trikot
getragen hatte. Natasha Dowie schoss in
14 Spielen 13 Tore und bescherte Liverpool
das, worauf die Männer jetzt schon bald ein
Vierteljahrhundert warten.
Die bislang letzte Meisterschaft des FC Liverpool datiert aus dem Jahr 1990. Damals
spielte Ian Rush noch an der Anfield Road,
und der Trainer hiess Kenny Dalglish. Er
wechselte sich im letzten Saisonspiel gegen
Coventry City selbst ein. Lange her. Å
Ambitioniert Arsenal gewann als
einziges englisches Frauenteam den
Champions-League-Titel.
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N a t i o n a l W o m e n ’s S o c c e r L e a g u e
Die Zeit ist reif
Sarah Steiner ist redaktionelle
Mitarbeiterin bei The FIFA Weekly.
Die USA sind zwar nicht
wirklich für ihre FussballLeidenschaft berühmt, trotzdem spielt der Frauenfussball dort eine wichtige Rolle. Diverse berühmte Spielerinnen wie
Mia Hamm, Abby Wambach, Kristine Lilly
oder Hope Solo stammen aus Amerika und
stehen als Botschafterinnen für den Frauenfussball. In den Colleges erfreut sich die
Sportart grosser Beliebtheit (300 Teams), und
auch die Liga wird mit Interesse verfolgt – eigentlich. Denn die Geschichte des amerikanischen Liga-Frauenfussballs umfasst mehrere
Kapitel.
Im vergangenen Jahr folgte der nächste und
bis anhin letzte Versuch, die Gründung der
National Women’s Soccer League (NWSL). Die
finanzielle Absicherung gilt als oberste
Priorität. Die Liga wird aus diesem Grund von
den Fussballverbänden der USA, Kanada und
Mexiko unterstützt. Acht Mannschaften
nahmen an der ersten Ausgabe der Meisterschaft teil, welche die Portland Thorns für
sich entschied. Für die neue Saison, die am 12.
April 2014 startet, wurde die Liga um das
Team der Houston Dash erweitert. Im Januar
Euphorisch Das Team der Portland Thorns will in der neuen Saison seinen Titel erfolgreich verteidigen.
wurden jedem Team Nationalspielerinnen aus
den unterstützenden Nationalverbänden
zugeteilt. Das Gehalt dieser Spielerinnen
übernehmen die Verbände, um die Kosten für
die Vereine im Rahmen zu halten.
Um eine Attraktion reicher ist die NWSL
diese Saison bestimmt. Weltfussballerin
Nadine Angerer wird ab April zwischen den
Pfosten des Meisters Portland Thorns stehen.
“Es war schon immer mein Traum, in Amerika
zu spielen”, sagte die Deutsche an der Ballond’Or-Gala, wo sie den Preis als beste Fussballerin 2013 entgegennahm. Doch nicht nur
Angerer wird die amerikanische Liga in der
neuen Saison bereichern. Auch die japanische
Weltmeisterin Nahomi Kawasumi wechselt
auf Leihbasis von INAC Kobe Leonessa zum
US-Team Seattle Reign. “Naho ist eine Welt-
“Es war schon immer
mein Traum, in Amerika
zu spielen.”
18
T H E F I FA W E E K LY
klassespielerin, die unserer Offensive eine
neue Dimension verleihen wird”, so Seattles
Trainerin Laura Harvey.
Wohin der Weg des amerikanischen Frauenfussballs führen wird, steht in den Sternen.
Doch die Voraussetzungen sind besser als in
der Vergangenheit. Die Kinder der früheren
Profispielerinnen stehen in den Startlöchern,
um selber eine Karriere zu starten, die Topresultate der Frauen-Nationalmannschaft sowie
die erfolgreiche Männerliga Major League
Soccer haben zu einer grossen Akzeptanz des
Fussballs geführt und eine breite Fanbasis
geschaffen. Und eines ist gewiss: Im Land des
Frauenfussballs ist es langsam, aber sicher
Zeit für eine erfolgreiche, finanziell auf
gesunden Beinen stehende Profiliga. Å
Howard Smith / ISI / Corbis / Dukas / Urzula Striner
2001 wurde die erste Profiliga ins Leben
gerufen. Die Women’s United Soccer Association (WUSA) wurde aber nach nur zwei
Jahren wegen finanzieller Probleme wieder
eingestellt. Ein speziell gegründetes Komitee
zur Reorganisation des Frauenfussballs nahm
mehrere Anläufe, um die WUSA wiederzubeleben. Doch alle Versuche scheiterten. Ganz
ähnlich erging es der Women’s Professional
Soccer (WPS): 2009 nahm die Liga den Betrieb auf, drei Jahre später war auch dieses
Projekt am Ende.
Premier League Schweden
Der Kampf der
Favoriten
“Der Trend weist nach unten”
Andrea Grünenfelder ist schwedische Autorin und Journalistin
und lebt in der Schweiz.
Am 13. April beginnt die neue
Saison der schwedischen
Frauenliga. Im Vorfeld gibt es einige klare
Favoriten – und einen interessanten Neuling
mit grossen Ambitionen.
In der vergangenen Saison stiegen die Gehälter aller Spielerinnen erneut an. In den
letzten fünf Jahren haben sich die Löhne
verdoppelt – und der Trend weist weiter nach
oben. Heute liegt das Durchschnittseinkommen einer Profifussballerin in Schweden bei
11 000 Kronen pro Monat (ca. 1230 Euro).
Insgesamt konnte die Liga ihre Einnahmen
2012 um zwölf Prozent steigern und dieses
Niveau auch in der vergangenen Saison
halten. Trotz des gesteigerten Medien- und
Sponsoreninteresses gelingt es der Damall­
svenskan allerdings auch weiterhin nicht,
genügend Zuschauer anzuziehen. Im Gegenteil, der Trend weist nach unten. Die Besucherzahlen in der Saison 2011 waren höher als
in den folgenden zwei Spielzeiten. Im letzten
Jahr wurde der Zuschauerrekord von 5361
Besuchern bei der Partie zwischen Linköping
FC (am Ende Tabellenvierter) gegen KIF
Örebro (Fünfter) aufgestellt.
LdB Malmö, der Meister der letzten Saison,
wurde im Dezember 2013 in FC Rosengård
umbenannt. Auch für die neue Saison gilt das
Team wieder als Favorit. Experten erwarten
eine mindestens ebenso starke Mannschaft
wie in der vergangenen Saison, als man
17 Siege aus 22 Partien errang.
Der FC Rosengård startet mit einem Auswärts­
spiel bei Neuling AIK FF aus Stockholm, dem
Vorjahreszweiten in der Elitettan (der zweiten
schwedischen Frauenliga). Vizemeister Tyresö
FF hat ebenfalls Titelambitionen und beginnt
mit einem Auswärtsspiel gegen Kristianstad
DFF (im Vorjahr Neunter).
Zuvor tritt Tyresö FF im März noch im Viertelfinale der Champions League an. Der Klub
wird wahrscheinlich alle Topspielerinnen
halten können. Unsicherheit besteht allerdings
in Bezug auf die drei Amerikanerinnen
Christen Press, Whitney Engen und Meghan
Klingenberg. Gerüchten zufolge werden die
drei nach der Champions-League-Partie in die
USA zurückkehren.
Der letztjährige Tabellenvierte Kopparberg/
Göteborg FC muss während der gesamten
Saison ohne Stina Segerström auskommen.
Die erfahrene Innenverteidigerin (52 Länder-
spiele) erwartet ein Kind. Kopparberg/Göteborg FC hat zudem einige weitere wichtige
Spielerinnen verloren, so dass in Bezug auf
die kommende Saison Unsicherheit besteht.
Allerdings hat man mit Stefan Rehn einen
neuen Startrainer verplichtet, der als Spieler
und als Coach mehrfach die schwedische
Meisterschaft gewann. In seiner aktiven Zeit
war er ein begnadeter Mittelfeldspieler, der
etwa für Everton und Lausanne spielte. Zuvor
war er Trainer der Männermannschaften von
IFK Göteborg und Djurgårdens IF. Nach einer
Saison bei Jitex BK in der Damallsvenskan ist
er nun wieder in Göteborg.
Besonders interessant dürfte in dieser Saison
das Team von Neuling Eskilstuna United sein.
Die Mannschaft, die letztes Jahr die Elitettan
gewann, hat 200 Kleinsponsoren und einen
Hauptsponsor, der pro Saison 2,5 Millionen
schwedische Kronen (rund 277 000 Euro) in
den Klub investiert. Zudem hat Eskilstuna mit
Sara Thunebro eine der besten schwedischen
Verteidigerinnen verpflichtet. Thunebro kann
auf 105 Länderspiele und 300 Einsätze in der
schwedischen Damallsvenskan sowie 70
Spiele in Deutschland zurückblicken. Å
Favoritenrolle Meister FC Rosengård,
ehemals LdB Malmö, mit der starken
Sara Björk Gunnarsdottir (in Weiss).
T H E F I FA W E E K LY
19
Bildbyrån
Vordenkerin Sundhage setzt als Trainerin
Massstäbe – kontinentübergreifend.
20
T H E F I FA W E E K LY
PIA SUNDHAGE
Zweifache Olympiasiegerin, Welttrainerin des
Jahres 2012. Pia Sundhage ist eine Ikone des
Frauenfussballs. Im Interview prophezeit sie
­ihrem Sport eine grosse Zukunft und erklärt,
­weshalb sie kein Männerteam betreuen möchte.
“Wir befinden uns in
einem gewaltigen
Entwicklungsprozess”
Name
Pia Sundhage
Geburtsdatum, Geburtsort
13. Februar 1960, Ulricehamn (Schweden)
Stationen als Spielerin
1978 Falköpings KIK
1979–1981 Jitex BK
1982–1983 Östers Växjö
1984 Jitex BK
1985 Lazio Rom
1985 Stattena IF
1985 Jitex BK
1986 Hammarby IF
1987–1989 Jitex BK
1990–1996 Hammarby IF
1975–1996 Nationalmannschaft Schweden
Stationen als Trainerin
1992–1994 Hammarby IF (Spielertrainerin)
1998–1999 Vallentuna BK (Co-Trainerin)
2000 AIK Solna (Co-Trainerin)
2001–2002 Philadelphia Charge (Co-Trainerin)
2003 Boston Breakers
2004 Kolbotn IL
2005–2006 KIF Örebro
2007 China (Co-Trainerin)
2008–2012 USA
seit 2012 Schweden
Erfolge als Spielerin
Europameister: 1984
Schwedischer Meister: 1979, 1981, 1984, 1989
Schwedischer Pokalsieger: 1981, 1984, 1994, 1995
Algarve Cup Sieger: 1995
Torschützenkönigin der Damallsvenskan: 1982
und 1983
Erfolge als Trainerin
Vize-Weltmeister bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen: 2011 mit den USA
Olympiasieger: 2008 und 2012 mit den USA
Algarve Cup Sieger: 2008, 2010, 2011 mit den USA
WUSA Meister 2003
Auszeichnungen
Spielerin des Jahres in Schweden: 1981
WUSA Trainerin des Jahres: 2003
FIFA Trainerin des Jahres im Frauenfussball: 2012
3. Platz bei der Wahl zur FIFA-Frauenfussballtrainerin des Jahres: 2013
In einem Artikel im “Svenska Dagbladet” war
unlängst zu lesen, dass der Fussball der Frauen
bald den gleichen Stellenwert habe wie derjenige der Männer. Teilen Sie diese Einschätzung?
Pia Sundhage: Das ist schwer zu sagen.
Was ich aber sicher weiss: Seit ich begonnen
habe Fussball zu spielen, ist extrem viel
passiert. Da war beispielsweise die WM 1999
in den USA, als der Frauenfussball erstmals
zu einem Ereignis für die breiten Massen
wurde. Damals kamen viele Zuschauer das
erste Mal mit Frauenfussball in Berührung.
Sie waren überrascht, dass Frauen auf diesem
Niveau spielen. Viele Zuschauer kamen
damals nicht nur wegen des Sports ins
Stadion, sondern auch um ihre Solidarität
mit der Frauenbewegung zu demonstrieren.
Sie waren glücklich, dass sie Frauen Fussball
spielen sahen.
Kann man Frauen- und Männer-Fussball
überhaupt vergleichen?
Nein, das wäre genau so ungerecht wie in
anderen Sportarten. Im Fussball kommt der
Zeitfaktor dazu. Die Männer sind in ihrer
Entwicklung viel weiter – weil sie früher
begonnen haben, auf bessere Organisationen und Infrastrukturen zählen können und
mehr Medieninteresse und finanzielle Mittel
generieren. Es gibt aber definitiv Bereiche, in
denen der Frauenfussball weiter ist:
Fair Play ist keine Floskel. Brutale Fouls,
Zeitschinden oder Schwalben kommen bei
den Frauen viel weniger vor.
T H E F I FA W E E K LY
Ist der Fussball der Frauen eine andere Sportart als derjenige der Männer?
Nein, es ist derselbe Sport. Es spielen elf
gegen elf mit den gleichen Regeln. Auch
Taktik und Technik sind identisch. Wer aber
ein gleiches Spiel erwartet, liegt trotzdem
falsch. Das ist ähnlich wie im Theater. Wer
mit einer falschen Erwartungshaltung eine
Vorführung besucht, wird enttäuscht.
Am Anfang des Frauenfussballs standen auch
in Schweden männliche Ignoranz, ja sogar
Spott und Hohn. Können Sie das heute noch
nachvollziehen?
Es ist wirklich wie ein weit entfernter
Traum, wenn ich an meine ersten Spiele
zurückdenke. Ich war elf Jahre alt und spielte
mit den Jungs. Ich kann mich noch genau
erinnern: Ich nahm Anlauf, um einen Eckball
zu treten. An der Seitenlinie stand ein alter
Mann, der sagte: “Das schaffst du nicht – du
hast zu wenig Kraft, um den Ball hoch vors
Tor zu bringen.” Es war für ihn undenkbar,
dass ein Mädchen die Technik beherrscht. Er
musste seine Meinung rasch ändern.
Es hiess, Fussball sei nicht weiblich und könne
sogar körperliche Schäden bei Frauen verursachen. War das die Angst der Männer vor der
weiblichen Konkurrenz?
Es war vor allem Unwissenheit. Anfänglich hörten wir: Mädchen können nicht
Fussball spielen. Dann hiess es: Fussball sei
für den weiblichen Körper ungesund. Dabei
21
PIA SUNDHAGE
Vorbild Sundhage gehört in Schweden zu
den gefragtesten Sportpersönlichkeiten.
Ausblick “Vor allem das Tempo wird in
den nächsten 10 Jahren zunehmen.”
Rückblick Als Sundhage ihre ersten Spiele
bestritt, war der Frauenfussball von Vorurteilen
und Missverständnissen umweht.
Was war zuerst? Der Frauenfussball oder der
Kampf um die Gleichberechtigung?
Das lief parallel. Für mich waren Fragen
des Frauenrechtes damals noch kein Thema.
Heute denke ich aber, dass man den Fussball
mehr als Mittel zu diesem Zweck hätte einsetzen sollen. Beide Bewegungen hätten davon
profitieren können.
Als Sie Ihre Karriere begannen, verbesserte
sich die Situation – zumindest in Schweden.
1973 zählte der schwedische Verband schon
10 000 lizenzierte Fussballerinnen. Weshalb
22
war der Norden den anderen Ländern so weit
voraus?
Es liegt an der Stellung der Frau in diesen
Ländern. In Nordeuropa war man in dieser
Beziehung immer sehr fortschrittlich. Deshalb ging es auch im Fussball schneller. Zu
Beginn der 1970er-Jahre setzte diese Entwicklung so richtig ein. Erstmals kamen Frauen
im grossen Stil zusammen, um Fussball zu
spielen. Und viele realisierten: Das ist das
schönste Spiel der Welt.
Noch stärker etabliert ist der Frauenfussball in
den USA – dort gilt Soccer sogar als eigentlicher Frauensport …
Wegweisend war ein Entwicklungs­
programm an den Universitäten, das vorschrieb, dass den Frauen im Sport die gleichen finanziellen Mittel zur Verfügung stehen
wie den Männern. Und weil im Baseball und
American Football keine Frauen mitspielen,
floss überproportional viel Geld in den Soccer.
T H E F I FA W E E K LY
Dies bescherte dem Frauenfussball in den
USA einen enormen Entwicklungsschub. Das
Zuschauerinteresse hinkte jedoch lange
hinterher. Obwohl wir um alle wichtigen Titel
mitspielten – 2008 und 2012 Olympiasieger
wurden sowie 2011 im WM-Finale standen –
kamen zu unseren Heimspielen anfänglich
nur 4000 Zuschauer. Heute hat sich das
geändert. Das Heimspiel gegen Kanada Ende
Januar sahen 20 000 Fans. Der amerikanische
Verband profitierte auch davon, dass er auf
grossartige Botschafterinnen für den Fussball
zählen kann. Spielerinnen wie Mia Hamm,
Hope Solo oder Abby Wambach sind Aushängeschilder für die ganze Fussballbewegung.
2007 waren Sie als Co-Trainerin Ihrer Landsfrau Marika Domanski-Lyfors bei der chinesischen Auswahl engagiert – eine andere
führende Nation …
Das war tatsächlich ein ganz spezielles
Erlebnis. Wir sprachen kein Chinesisch und
Carl Sandin / Bildbyrån
waren diese Thesen völlig aus der Luft
gegriffen. Beweise gab es keine. Aber die Leute durften das einfach behaupten. Ich wollte
als Jugendliche Fussball spielen, weil ich
Freude und Spass hatte – nicht um irgendetwas zu beweisen. Heute bin ich sehr dankbar, dass ich die Gelegenheit erhalten habe,
Fussball zu spielen.
PIA SUNDHAGE
konnten nur via Dolmetscher mit den Spielerinnen kommunizieren. Trotzdem wurden wir
auch verstanden, wenn es hektisch wurde.
Die Fussballsprache ist international. Kulturell war China ein grosses Abenteuer. Wir
erhielten vom V
­ erband jede Unterstützung.
Der Erfolg machte alles möglich, obwohl
China in Sachen Gleichberechtigung keine
Vorreiterrolle spielt.
Bildbyrån
Mittlerweile spielen fast 30 Millionen Frauen
und Mädchen auf der ganzen Welt Fussball.
Gibt es ein Schlüsselereignis für diesen Entwicklungsschub?
Das war zweifellos die Lancierung der
Weltmeisterschaft 1991. Es brachte enormen
Schwung in die Entwicklung und gab den
Verbänden einen Anlass, in den Frauenfussball zu investieren. Ebenso wichtig ist, dass
mittlerweile WM-Turniere auf allen Nachwuchsstufen stattfinden. So werden die
Verbände motiviert, noch mehr Energie und
Mittel in die Ausbildung zu stecken. Die
Mädchen und Frauen profitieren auf allen
Ebenen davon. Der Sport ist ein optimales
Instrument zur Integration in die Gesellschaft
und Förderung des Selbstvertrauens.
Gerade im Bereich des Coaching sind aber
noch vergleichsweise wenige Frauen am Ruder.
Wie lässt sich das ändern?
Es braucht ein klares Bekenntnis der
Verbände. Man muss in jeder Beziehung vom
alten Rollendenken abrücken. Ich kenne
viele aktive und ehemalige Spielerinnen, die
hervorragende Trainerinnen wären. Aber
man muss ihnen das Vertrauen schenken
und eine Bewährungschance geben. Im
Coaching-Bereich müssen Frauen und
Männer vermehrt zusammenarbeiten. Die
fähigsten Personen müssen in den optimalen Rollen zum Einsatz kommen – egal, ob
sie weiblichen oder männlichen Geschlechtes sind.
T H E F I FA W E E K LY
Würden Sie sich zutrauen, ein Männerteam zu
coachen?
Ich könnte es mir vorstellen. Aber ich
möchte es nicht tun, nur um zu beweisen,
dass eine Frau das kann. Ausserdem ist das,
was gerade im Frauenfussball abläuft, extrem
spannend. Wir befinden uns am Anfang eines
gewaltigen Entwicklungsprozesses. Das
möchte ich auf keinen Fall verpassen.
Wo steht der Frauenfussball in zehn Jahren?
Mit der wachsenden Professionalität
werden Niveau und Leistungsdichte weiter
steigen – technisch, aber auch athletisch. Ich
erwarte vor allem, dass das Tempo stark
zunimmt. Å
Mit Pia Sundhage sprach
Thomas Renggli
23
Photograph by Levon Biss
with support from Umbro / RPM
First Love
Ort: Khayelitsha, Südafrika
Dat u m : 9. O k tob e r 2 0 0 6
Zeit: 15. 33 Uhr
T H E F I FA W E E K LY
25
EVERY GASP
EVERY SCREAM
EVERY ROAR
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C O U N T D OW N K A N A DA 2015
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“Wir wollen den Titel”
Die WM 2015 wird das grösste Turnier in der Geschichte des Frauenfussballs. Alleine die Eröffnung verspricht Spektakel. Edmonton versteht es,
Sportfeste zu feiern.
Alan Schweingruber
M
Reuters / A ndy Clark
it Edmonton, der fünfgrössten Stadt Kanadas,
verbindet der Sportfan in
erster Linie grossartiges
Eishockey und Canadian
Football. Die Oilers gewannen alleine in den 80er-Jahren
viermal den begehrten Stanley-Cup. Und die Eskimos errangen
ab 1978 fünf Grey-Cup-Titel in Folge. Edmonton, seit den Ölfunden
1947 zur Metropole avanciert, wird
seitdem auch „City of Champions“
genannt.
Nach 1991 wurde es ruhig um die
Sporttriumphe in der Stadt. Die
Menschen im Herzen Kanadas aber
haben nicht vergessen, wie Sportfeste gefeiert werden. Im Jahr 2002
schaffte es Edmonton zu einer Meldung, die heute noch in sämtlichen
Jugend-Sportschulen der Welt am
Schwarzen Brett zu finden ist: Damals konnten 47 784 Zuschauer für
das WM-­Finale der U-19-Mädchen
mobilisiert werden. Bis heute haben
nicht mehr so viele Menschen ein
­F IFA-Nachwuchsspiel live gesehen.
WM-Vorfreude Kanadas Karina Le Blanc und Teamkollegin Christine Sinclair (rechts) in Vancouver.
Der Plan: 1,5 Millionen Besucher
Dass der Titel damals per Golden Goal an die
USA ging, ist zwölf Jahre danach fast zur Nebensache verkommen. “Das Erlebnis in Edmonton bleibt unvergessen”, sagt Christine Sinclair,
die damalige Torschützenkönigin. “Wir haben
uns seither entwickelt und 2012 ein grossartiges Olympiaturnier gespielt. Der dritte Platz in
London gibt uns Schwung für die WM 2015.”
Sinclair ist mittlerweile Kapitänin des Nationalteams und hält die wichtigsten Rekorde im
kanadischen Frauenfussball: Zehnfache „Spielerin des Jahres“, 203 Einsätze für Kanada, 147
Tore. „Die WM im eigenen Land wird zum Höhepunkt meiner Karriere. So eine Chance
kommt nicht wieder.“
Die siebte Frauen-WM wird zum ersten
Mal mit 24 Nationen ausgetragen. Alles
spricht dafür, dass das Turnier in Kanada
neue Besucherrekorde verzeichnen wird. Peter Montopoli, CEO des Nationalen Organisationskomitees sagt: „Wir wollen nach der
Männer-WM der bestbesuchte Fussballanlass
in der Geschichte werden. Unser Ziel ist es,
dass insgesamt 1,5 Millionen Menschen zu
den Spielen kommen. “
traditionsgemäss mit von der Partie sein
wird, wird in Edmonton gespielt. Die Offensive von Christine Sinclairs passt gut ins Bild:
“Wir wollen 2015 Weltmeister werden. Wir
sind bereit für diesen Titel.”Å
Sinclair geht in die Offensive
Noch dauert es 15 Monate bis das Spektakel
beginnt. Als Hauptprobe geht diesen Sommer
die U20-WM in Edmonton, Toronto, Montreal
und Moncton über die Bühne. Dann wird Edmonton, die Ölhauptstadt Kanadas, zum Zentrum des Frauenfussballs. Das WM-Eröffnungsspiel am 6. Juni 2015, bei dem Kanada
T H E F I FA W E E K LY
27
6 JUNE – 5 JULY
EDMONTON
VANCOUVER
WINNIPEG
Canada has hosted one edition of the Summer Olympics
(Montreal 1976) and two Winter Olympics (Calgary 1988
and Vancouver 2010).
The Canadian women’s team has participated in five
out of six editions of the FIFA Women’s World Cup™,
their best ranking being fourth in 2003.
One year before the FIFA Women’s World Cup 2015™, Canada
will also play host to the FIFA U-20 Women’s World Cup 2014.
Canada will be the first country to host this tournament twice
after staging the first edition in 2002 when they finished as
runners-up. Toronto is the only FIFA U-20 Women’s World Cup
stadium that will not host the senior event in 2015.
The Canadian Soccer Association celebrated its centenary
in 2012.
Christine Sinclair scored ten goals in one edition of the FIFA U-19
Women’s World Championship in 2002, the tournament that is
now called the FIFA U-20 Women’s World Cup.
Former FIFA referee Sonia Denoncourt from Canada has
refereed the second highest number of matches in the
FIFA Women’s World Cup™ with a total of nine.
The number of teams participating in the FIFA Women’s World
Cup™ will increase from 16 to 24 in 2015. In 1991 and 1995,
there were just 12.
In Mexico in 2010, Canada won the CONCACAF Women’s
Championship for the second time.
Alexander Graham Bell was an eminent scientist, inventor,
engineer and innovator who is credited with inventing the
first practical telephone.
MONCTON
The Royal Canadian Mounted Police (RCMP), known around
the world as The Mounties, is a federal police force for Canada.
Even though the RCMP is a modern policing body, the scarlet
tunic and the black horse remain an important part of the force’s
traditions and form part of Canada’s national identity, as seen in
the popular Musical Ride ceremony.
Inuksuit are stone landmarks or cairns built primarily by the
Inuit in the Arctic region of Canada. They vary greatly in shape,
colour, size and how they are constructed and each one has
some form of meaning. They have also been used in the
past by Inuit in the Arctic region to divert caribou to a wider
part of a river or lake for hunting purposes. The word inukshuk
means “in the likeness of a human”. Inuit Heritage Trust
MONTREAL
OTTAWA
Totem poles are monumental sculptures carved from large trees,
mostly Western Red Cedar, by indigenous peoples of the Pacific
coast of North America. The word totem means “kinship group”.
Tidal Bores are natural phenomena caused here by the surging
Bay of Fundy tides which are the highest in the world. The higher
waters in the bay cause the water in the placid Petitcodiac River
to roll back upstream in one wave. Tidal bore activity occurs twice
daily and waves range in height from 3cm to 60cm.
Trees have a commercial, environmental and aesthetic
importance to Canadians. Maples sustain the maple sugar
industry, help to beautify the landscape and contribute valuable
wood products. The maple tree was officially recognised as
Canada’s arboreal emblem in 1996.
On 15 February, 1965, the red maple leaf flag was inaugurated
as the national flag of Canada making it one of the most
prominent Canadian symbols.
Live Your Goals is FIFA’s long-term commitment to support
women’s football worldwide and encourage more young
women and girls to participate in the sport.
@FIFAWWC
facebook.com/fifawomensworldcup
© FIFA 2014
Editorial deadline: March 2014 Images © Getty Images
DEBAT T E
Der Frauenfussball ist auf Kurs
Nachwuchshoffnungen Immer mehr Mädchen zieht es zum Fussball – wie hier an einer Sportschule in Potsdam.
Alan Schweingruber und Xavier Breuil
Es ist zu bezweifeln, dass James Brown s­ eine
Headline zu “It‘s a Man’s Man’s Man’s World”
1966 nochmals umgeschrieben hätte. Sein
chauvinistischer Titel brachte der Soul-Legende Millionen ein. Aber schon die Geschehnisse
45 Jahre vor seinem Welthit hätten ihm zu denken geben müssen. Da befand sich der englische Frauenfussball gerade in einer prächtigen
Entwicklung, verzeichnete bei der Liverpooler
Benefiz-Partie zwischen den Dick Kerr Ladies
(Werksteam des Lokomotiv-Fabrikanten Dick
Kerr) und Saint Helen sagenhafte 53 000 Zuschauer. Der ansehnliche Stil und die Eleganz
der Frauen auf dem Fussballfeld schien dem
a nderen Geschlecht einen Strich durch die
­
30
Rechnung zu machen. Die Frauen stahlen den
Männern die Show. So kam der denkwürdige
Tag im Jahr 1922 – 19 Tage vor Weihnachten –
als die Football Association den hilflosen Entscheid traf, Frauenfussball in England einfach
zu verbieten. Belgien und etwas später auch
Deutschland taten es den Briten gleich.
Glorreiche Rückkehr
Wenn man sich heute die Frage stellt, wo der
Frauenfussball in zehn Jahren steht, also 2024,
muss auch die wundersame Auferstehung in
den Sechzigerjahren miteinbezogen werden.
Mit Mut und Engagement drängte die einst abgemurkste Sportart in die Männerwelt zurück.
1969 und 1970 anerkannten Deutschland,
Schweden und Frankreich den Frauenfussball
wieder offiziell. Der Durchbruch folgte in den
Neunzigerjahren mit der Erstaustragung der
Weltmeisterschaft (1991) und dem Spektakel
mit 660 000 Zauschauern acht Jahre später in
den USA. Heute befindet sich der Frauenfussball vielleicht in seiner wichtigsten Entwicklungsphase. Fundamentale Erfahrungen sind
gemacht, die Akzeptanz ist vorhanden. Es reifen Technik, Taktik und Athletik.
T H E F I FA W E E K LY
Fairness ein fester Wert
Trotz des zeitlichen Rückstandes in der
­Geschichte gibt es Bereiche, in denen die Frauen den Männern einen Schritt voraus sind.
Frauenfussball besticht nicht nur durch Qualität, sondern auch durch Fairness. Wer sich ein
Spiel über 90 Minuten anschaut, wird schnell
merken, dass selten Zeit geschunden wird.
Auch harte Fouls finden selten statt. Schwalben
sind tabu. “Fair Play ist im Frauenfussball keine Floskel”, sagt Welttrainerin Pia Sundhage im
Interview auf Seite 20.
Die Meinungen über James Browns
­A nsichten gehen heute noch auseinander. Mit
seiner Zusatzschleife im Song 1966 (oder war es
die Pointe?) hat er den Dreh aber gefunden: “It
wouldn’t be nothing, nothing without a woman
or a girl!” Å
Die Weekly-Debatte.
Was brennt Ihnen unter den Nägeln?
Über welche Themen wollen Sie
diskutieren? Ihre Vorschläge an:
feedback-theweekly@fifa.org
AFP
Wo steht der Frauenfussball in zehn Jahren? Die Entwicklung
­befindet sich in ihrer
spannendsten Phase.
DEBAT T E
Im Weltfussball wird es überall Trainerinnen
in den Topligen geben, denn wir wissen, wie
man ein starkes Team aufbaut. Es wird
Assistenztrainerinnen, Physiotherapeutinnen,
Ärztinnen, Sportwissenschaftlerinnen und
weibliches technisches Personal geben, denn
was kaputt ist, können wir reparieren. Es wird
weibliche Direktoren, Vorstandsmitglieder und
CEOs geben, denn wir sind intelligent, ehrgeizig
und haben das beste Interesse des gesamten
Teams im Blick. Frauen werden als Schiedsrichterinnen auf allen Ebenen des Sports zu finden
sein, denn wir werden von denjenigen Frauen
geschult, die im Moment die Barrieren für uns
durchbrechen. Es wird Top-Wettbewerbe für
Spielerinnen geben, die unseren Kindern die
wahre Finesse und das Können beibringen, das
die Schönheit unseres Spiels ausmacht.
Dawillos, Australien
In zehn Jahren werden noch viel mehr
Frauen Fussball spielen – vor allem in
Afrika und Asien, wo noch ein grosses,
brachliegendes Potenzial besteht. Mit der
Zahl der Spielerinnen erhöhen sich automatisch Niveau und Leistungsdichte. Es ist zu
wünschen, dass auch im Coaching die Entwicklung im gleichen Tempo weitergeht.
Denn um die Nachhaltigkeit zu gewähren,
müssen Frauen auch vermehrt technisch zur
Verantwortung gezogen werden.
Doris Dürr, Deutschland
Vieles hängt davon ab, wie sich das Medien­
interesse entwickelt. Nur wenn die TV-Stationen bereit sind, dem Frauenfussball mehr
Platz zu gewähren, werden auch die grossen
Klubs mitziehen und mehr Geld in den Frauen­
fussball investieren.
PRESIDENTIAL NOTE
Es gibt keinen Zweifel an den grossen Fort­
schritten des Frauenfussballs in den letzten
Jahren. Allerdings glaube ich nicht, dass er sich
in den nächsten zehn Jahren noch viel weiterentwickelt. Nicht viele Länder messen dem
Frauenfussball besonders viel Bedeutung bei.
Daher bleibt die Konkurrenz ziemlich bescheiden und es gibt nur langsame Fortschritte.
Acapulco, Mexiko
“Männer
und Frauen D
ins gleiche
Team.”
Gleichberechtigung
auf allen Ebenen
In zehn Jahren wird der Frauenfussball so
weit sein, dass die FIFA über die Einführung
gemischter Mannschaften nachdenkt. Männer
und Frauen ins gleiche Team! Glauben Sie mir,
dazu wird es kommen. Wie auch schon beim
Tennis, Tischtennis usw. Ich bin kein Prophet,
aber das sehe ich kommen.
Djeniko Esse, Nigeria
Fernando Del Potre, Argentinien
Zehn Jahre reichen sicher nicht, um alles
auf den Kopf zu stellen, aber der Frauen­
fussball wird sich ganz sicher weiterent­
wickeln. Es wird mehr Profiteams geben. Die
Spielerinnen und Trainer werden fast ebenso
wie im Männerfussball vorbereitet sein und
das Fernsehen wird den Frauenfussball noch
intensiver verfolgen. Der Frauenfussball wird
sich auch auf dem Spielfeld in jeder Hinsicht
verbessern – technisch, taktisch, physisch.
Gleichzeitig wird es weniger abgeschlagene
Teams geben und weniger einseitige Resultate
wie 8:0 oder 12:1 ... Trotzdem wird der Frauenfussball aber nie mit dem Männerfussball auf
einer Stufe stehen.
Der Frauenfussball wird sich zweifellos
weiterentwickeln. Er hat in den letzten
40 Jahren schon einen grossen Schritt vorwärts
gemacht – vom belächelten Randsport zum
Spitzensport. Diese Entwicklung wird sich in
den nächsten zehn Jahren akzentuieren – in
den Topligen und an der Basis.
A. Strit, Dänemark
Ich hoffe, dass vor allem im Nachwuchsbe­
reich weitere Fortschritte erzielt werden.
Mädchen müssen vor allem im Juniorenbereich die gleichen Möglichkeiten haben wie
Jungs. Nur so kann die Basis weiterverbreitet
werden und letztlich auch das Niveau an der
Spitze steigen.
Julien Sorell, Frankreich
D. Boll, Österreich
“Frauenfussball wird sich
weiterentwickeln.”
T H E F I FA W E E K LY
er Frauenfussball hat in den letzten 40 Jahren eine gewaltige Entwicklung gemacht.
Bis 1970 war er ein Randsport und beispielsweise in Deutschland und England von den
nationalen Verbänden verboten. Heute spielen
weltweit 30 Millionen Mädchen und Frau­en
Fussball – in sämtlichen Kulturkreisen und in
allen 209 FIFA-Mitgliederverbänden.
Ein wichtiges Zeichen für die Globalisierung des Frauenfussballs setzte die FIFA im
vergangenen Dezember, als sie die Endrunde
der U17-WM der Juniorinnen 2016 nach
­Jordanien vergab. Gerade im arabischen Raum
spielt der Sport im Bestreben um Integration
und Gleichberechtigung der Frauen eine
­entscheidende Rolle.
Das International Football Association
Board hat die Zeichen der Zeit ebenfalls ­erkannt.
Es bestätigte vor Wochenfrist die Erlaubnis zum
Tragen von Kopftüchern in offiziellen Fussballspielen – und öffnete damit Millionen von Mädchen und Frauen die Tür zum Fussball. Die Kritik, damit würde die Unterwerfung der Frau
zementiert, da das Kopftuch ein Symbol dafür
sei, ist nicht nachvollziehbar. Genau das Gegenteil ist der Fall. Fussball bedeutet Hoffnung,
bedeutet Freiheit. Darum geht es bei dieser entscheidenden Regel­ä nderung. Niemand ist gezwungen, das Kopftuch zu tragen. Aber wer will,
der darf.
Ein Schlüssel ist zweifellos die Einbindung
von Frauen in strategische und technische
Schlüsselpositionen. Dass mit Moya Dodd,
­Sonia Bien-Aime und Lydia Nsekera drei Frauen im FIFA-Exekutivkomitee sitzen, ist ein
erster Schritt. Frauen sollen auch in Coaching
und Management eine noch wichtigere Rolle
übernehmen. Die Gleichberechtigung muss in
allen Bereichen und auf allen Ebenen vorangetrieben werden.
Ihr Sepp Blatter
31
A FIFA World Cup
in Brazil is just like Visa:
everyone is welcome.
™
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DAS FIFA-R ANKING
→ http://www.fifa.com/womensworldcup/
Norwegen der Aufsteiger in den Top 10
Im Jahre 2003 führte die FIFA eine Weltrangliste für
Frauen-Auswahlen ein. Während das Männer-Ranking
­
­monatlich aktualisiert wird, erscheint die Rangliste der
Frauen viermal pro Jahr – das nächste Mal am 28. März. Sie
rangiert die ca. 150 aktiven FIFA-Mitgliedsverbände auf der
Grundlage einer Reihe von Faktoren wie Sieg, Heimvorteil,
Stärke des Gegners und Bedeutung des Spiels. In der
Rang Team
Rang­veränderung Punkte
1 USA
0 2228
2 Deutschland
0 2156
3 Japan
0 2071
4 Brasilien
0 2031
5 Frankreich
1 2027
6 Schweden
-1 2021
7 Kanada
0 1978
8 Norwegen
2 1973
9 Australien
-1 1957
10 DVR Korea
-2 1956
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
29
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
42
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
England
Italien
Dänemark
Niederlande
Spanien
Neuseeland
Republik Korea
VR China
Island
Schottland
Russland
Schweiz
Finnland
Ukraine
Mexiko
Tschechische Republik
Belgien
Vietnam
Österreich
Kolumbien
Polen
Thailand
Republik Irland
Nigeria
Rumänien
Wales
Ungarn
Belarus
Chinese Taipei
Costa Rica
Portugal
Myanmar
Usbekistan
Serbien
Slowakei
Trinidad und Tobago
Kamerun
Ghana
Indien
Südafrika
Äquatorial-Guinea
Jordanien
Iran
Haiti
Israel
Bulgarien
Nordirland
Slowenien
0
0
-1
0
2
3
0
-2
-4
0
0
3
-1
-1
-1
0
0
0
4
0
-1
-1
1
-2
0
1
-1
0
0
0
1
1
3
-1
-4
0
1
1
1
1
1
1
2
3
6
-1
-3
1
1942
1892
1872
1868
1849
1834
1829
1826
1822
1820
1806
1794
1786
1772
1760
1696
1680
1661
1650
1650
1647
1639
1633
1623
1606
1601
1576
1565
1564
1561
1550
1548
1548
1531
1524
1509
1467
1459
1431
1430
1429
1415
1412
1397
1394
1393
1391
1387
­ ezember-Ausgabe sorgten die europäischen Qualifika­
D
tionsspiele für die WM 2015 sowie zahlreiche Freundschaftsspiele, insbesondere in Asien, für Bewegung. Grösster Gewinner in den Top 10 war Norwegen (8, plus 2). Vier
ozeanische Teams fielen wegen fehlender Spiele aus der
Rangliste. Dagegen fanden Indonesien (68) und Swasiland
(112) wieder Aufnahme ins Klassement.
Rang Team
59
60
61
61
63
63
65
66
67
68
68
68
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
94
96
97
98
99
100
101
102
103
104
105
106
107
108
109
110
111
112
113
114
115
116
117
Albanien
Panama
Kroatien
Hongkong
Türkei
Kasachstan
Griechenland
Elfenbeinküste
Färöer
Uruguay
Indonesien
Marokko
Estland
Guatemala
Bahrain
Bosnien-Herzegowina
Philippinen
Guam
Laos
Malaysia
Senegal
Montenegro
Litauen
Simbabwe
Lettland
Palästina
Singapur
El Salvador
Malta
Äthiopien
Luxemburg
Honduras
Kirgisistan
DR Kongo
Nicaragua
Nepal
Armenien
Georgien
Zypern
EJR Mazedonien
Namibia
Bangladesch
Sri Lanka
Libanon
Malediven
Tansania
Sambia
Pakistan
Dominica
Afghanistan
Mosambik
Kuwait
Katar
Swasiland
Lesotho
Belize
Bhutan
Antigua und Barbuda
Botsuana
Argentinien**
Chile**
Ecuador**
Papua-Neuguinea**
Peru**
Paraguay**
Aserbaidschan**
Jamaika**
Venezuela**
T H E F I FA W E E K LY
Rang­veränderung Punkte
1
2
2
3
2
3
-7
2
0
1
1
3
-1
0
4
0
0
0
1
2
0
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
2
2
2
5
3
2
4
2
3
3
3
3
3
3
3
3
3
3
4
4
1
2
2
2
2
2
1379
1364
1361
1361
1358
1358
1352
1344
1338
1330
1330
1330
1321
1318
1314
1312
1311
1294
1293
1266
1247
1242
1241
1224
1192
1182
1177
1175
1166
1163
1156
1153
1136
1132
1111
1104
1104
1100
1087
1073
1015
979
965
955
942
941
938
937
906
899
873
870
867
860
837
827
785
757
708
1609
1544
1484
1476
1450
1430
1341
1339
1338
Rang Team
Tunesien**
Algerien**
Tonga**
Fidschi**
Ägypten**
Guyana**
Kongo**
Tahiti**
Bolivien**
Dominikanische Republik**
Mali**
Kuba**
Salomon-Inseln**
Neukaledonien**
Benin**
Moldawien**
Barbados**
Cook-Inseln**
Suriname**
Vanuatu**
Angola**
Sierra Leone**
Bahamas**
Samoa**
Puerto Rico**
Amerikanisch-Samoa**
Guinea**
St. Lucia**
Eritrea**
Gabun**
Grenada**
St. Vincent und die Grenadinen**
Burkina Faso**
St. Kitts und Nevis**
Uganda**
Turks- und Caicos-Inseln**
Bermuda**
Guinea-Bissau**
Syrien**
Amerikanische Jungferninseln**
Irak**
Liberia**
Britische Jungferninseln**
Cayman-Inseln**
Malawi**
Curaçao**
Aruba**
Komoren**
Vereinigte Arabische Emirate*
Kenia*
Rang­veränderung Punkte
1325
1320
1316
1306
1289
1256
1238
1238
1236
1226
1204
1201
1195
1188
1187
1177
1173
1170
1159
1139
1134
1132
1111
1110
1108
1075
1063
1061
1060
1031
1029
1008
1003
974
965
963
950
927
927
885
882
877
867
847
840
831
803
534
1665
816
** Teams, die seit über 18 Monaten nicht mehr gespielt
haben und deshalb nicht rangiert sind.
* Provisorisch rangierte Teams, weil sie nicht mehr als fünf
Spiele gegen offiziell rangierte Teams gespielt haben.
33
DAS INTERVIEW
“Eine lange Reise”
Isha Johansen, die Präsidentin des Fussballverbands von Sierra Leone (SLFA),
veranstaltet am Internationalen Frauentag ein Fussballspiel gegen die Auswahl
von Liberia. Die jungen, vom Krieg traumatisierten Frauen sollen mit Hilfe des
Fussballs neues Selbstbewusstsein erlangen.
Frau Johansen, Sie setzen sich in vielfältiger
Weise für die Rechte der Frauen ein.
Isha Johansen: Noch vor 15 Jahren tobte in
Sierra Leone einer der wüstesten und brutalsten Kriege, ebenso im benachbarten Liberia.
Wie in den meisten Kriegen hatten die Frauen
und Kinder am meisten zu leiden. Wir Frauen,
die im internationalen Fussball engagiert
sind, reden deshalb nicht einfach nur über
Fussball, sondern auch über die Folgen dieser
brutalen Kriege.
Und Sie tun gerade in Ihrer Funktion als
Verbandspräsidentin etwas.
Regelmässig veranstalte ich Anlässe, an
denen Frauen aus allen Lebensbereichen sich
austauschen. Wir feiern dabei alle Frauen,
etwa die Marktfrauen und die Frauen auf den
Äckern. Am 8. März, dem Internationalen Tag
der Frauen, möchte ich den Fokus auf jene
Frauen richten, die Fussball spielen. Viele
unserer Spielerinnen aus den U17- und
U20-Auswahlen sind entweder selbst vergewaltigt worden oder haben ganz direkt
miterlebt, wie ihre Grossmutter, Mutter oder
Schwester misshandelt worden ist. Sie müssen
mit den mentalen und emotionalen Narben
leben.
Die jungen Frauen brauchen und suchen
Bestätigung.
Ja, sie erreichen nun viele Bereiche der
Gesellschaft – wie eben auch den Fussball–,
in denen sie versuchen, ihr Selbstvertrauen
zurückzugewinnen.
Das gilt für alle jungen Frauen in der Region.
In Liberia haben sie sehr ähnliche Erfahrungen gemacht: Bürgerkrieg, Misshandlungen.
34
Sie leiden unter den gleichen Narben. Wir
sind der Ansicht, dass man diese jungen
Frauen feiern muss, und wir veranstalten
dazu ein Freundschaftsspiel zwischen Sierra
Leone und Liberia.
Wie beliebt ist Frauenfussball in Sierra Leone?
Ich freue mich sehr darüber, dass unsere
jungen Frauen nun anfangen, daran zu
glauben, dass es keine typischen Männerberufe mehr gibt, sondern dass auch sie etwa
Fussball spielen können. Der Zeitpunkt, sich
mit dem Frauenfussball zu befassen, ist in
Sierra Leone nun genau der richtige.
Wie schwierig ist es, ein solches Fussballspiel
zu veranstalten?
Die Herausforderungen bei so einem
Anlass sind immer finanzieller Art. Die
jungen Frauen aus Liberia werden mit dem
Bus anreisen. Der kurze Flug für die
18 Spielerinnen und vier Betreuer würde
11 000 Dollar kosten. Die 11-stündige Busreise
kommt da viel billiger zu stehen. Ich bin
froh, dass die stellvertretende US-Botschafterin in Sierra Leone die Schirmherrschaft
übernommen hat und einen Abend für die
jungen Frauen ausrichten sowie Preise und
Auszeichnungen an sie vergeben wird. Der
Fussballverband von Sierra Leone wird für
die jungen Frauen Kost und Logis sowie ein
Taschengeld bereithalten.
Wo wird gespielt?
Das Spiel wird am Verbandshauptsitz in
Freetown ausgetragen, und zwar auf Kunstrasen. Der Platz wurde von der FIFA gebaut.
Für die Zuschauer haben wir Stühle und
Sessel bereitgestellt, wir erwarten Frauen aus
T H E F I FA W E E K LY
der Verwaltung, aus dem Polizeikorps und
dem Militär, aus Politik und Wirtschaft.
Ausserdem kommen die meisten Mädchenschulen aus der Umgebung.
Seit wann kennt man Frauenfussball in Ihrem
Land?
Der Frauenfussball hat in Sierra Leone
nie wirklich begonnen. Wir müssen bei null
starten, etwa in den Schulen, wo man vor
allem Volleyball und andere Netzsportarten
spielt. Wir reden gerade mit dem Ministerium
für Schule und Sport, damit die jungen
Frauen zumindest die Option haben, dort
Fussball zu spielen.
Ist der Frauenfussball akzeptiert?
Dass junge Frauen Fussball spielen, ist
hier nicht wirklich akzeptiert. Als ich klein
war, schien die Akzeptanz grösser. Fussball
wird gemeinhin als Männersport angesehen.
Eine junge Frau, die in Sierra Leone Fussball
spielen will, wird in der Gesellschaft nicht
gerade dazu ermuntert. Wir müssen also
zurück in die Schulen und den Fussball dort
neu etablieren – als Teil des Lehrplans.
Und ausserhalb der Schulen?
Als junge Frau kann man hier nicht
einfach einmal die Woche Fussball spielen
gehen. Da ist keine ausreichende Infrastruktur. Die Klubs sind für schon etwas ältere
Mädchen, für 18- oder 19-Jährige. Es wird eine
lange Reise werden. Å
Mit Isha Johansen sprach
Perikles Monioudis
Name
Isha Johansen, geb. Tejan-Cole
Geburtsort und Wohnort
Freetown, Sierra Leone
Andrew Esiebo/ Panos
Funktion
Präsidentin des Fussballverbands von
Sierra Leone (SLFA), seit August 2013
Weitere Aktivität
CEO des FC Johansen in Freetown
T H E F I FA W E E K LY
35
W E E K LY T O P 11
FREE KICK
Heldinnen
des Fussballs
Men only
Thomas Renggli
N
icht nur im Fussball mussten die Frauen
Missverständnisse ausdribbeln und gegen männliche Vorurteile anrennen. Der
Sport kann kaum als Wegbereiter der
Emanzipation bezeichnet werden. Die
Griechen duldeten Frauen – unter Androhung der Todesstrafe – nicht einmal als
­Zuschauerinnen an den Olympischen Spielen
der Antike. Ihr Argument gegen wettkämpfende
Frauen: Sport sei für sie unschicklich und untergrabe die Gesundheit. Der deutsche Turnvater
Jahn war gleicher Meinung. Er behauptete im
19. Jahrhundert, der Sport verstiere “den Blick
des Weibes”. Im deutschen Lehrbuch für Turnübungen der Mädchen von 1885 heisst es: “Es
genügt, wenn sie Höhen von 50 Zentimeter überspringen lernen.”
Der französische Olympia-Patriarch Pierre
de Coubertin hielt ebenfalls nichts von grossen
Sprüngen der Weiblichkeit. Er wehrte sich vehement gegen Frauenwettbewerbe an den
Olympischen Spielen. Aber schon 1900 musste
er kapitulieren und in Paris den golf- und tennisspielenden Damen den Weg aufs olympische
Parkett ebnen.
Im Schweizer Olympiabuch der Spiele von
London 1948 ist zu lesen: “Der neu ins Programm aufgenommene 200-Meter-Lauf der
Frauen sollte wieder gestrichen werden, weil er
das Geschlecht überfordert.” Der angesehene
Wiener Sportmediziner Ludwig Prokop hegte
noch 1959 ähnliche Sorgen: “Langstreckenlauf
ist für Frauen vollkommen unangebracht.” An
den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko war
die längste Distanz eines Frauenrennens
800 m, 1972 in München 1500 m. “Wenn die
Frauen jetzt auch noch 1500 m rennen, muss
man fünf Minuten wegschauen”, sagt ein Kritiker damals. Heute muss er nicht einmal mehr
vier Minuten wegschauen: Der Frauen-Weltrekord über die längste Mittelstrecken-Distanz
beträgt 3:50,46.
Vor den Olympischen Sommerspielen in Los
Angeles 1984 blitzte die US-Union für Bürgerrechte vor einem zivilen Gericht mit dem Antrag
ab, den Frauen das Recht über olympische Rennen über 5000 m und 10 000 m zuzugestehen.
Paradoxerweise fand im gleichen Jahr die olympische Marathon-Premiere der Frauen statt. Die
Siegerin, die Amerikanerin Joan Benoit, bewältigte die 42,195 Kilometer in 2:24,52 Stunden –
einer Zeit, die 1956 zum Sieg im Männerwettbewerb gereicht hätte. Viele Sportärzte sind heute
überzeugt, dass talentierte Läuferinnen für Dauerleistungen besser geeignet sind als Männer.
Bis diese Erkenntnis aber zu einem diskussionswürdigen Thema reifte, war Überzeugungsarbeit notwendig. Den Durchbruch erzwang die
Amerikanerin Roberta Gibb Bingay 1966 beim
Boston Marathon.
“Men only”, hiess es bei dieser exklusiven
Veranstaltung. Gibb nahm ihr LäuferinnenSchicksal selbst in die Hand, tarnte sich mit einer
Wollmütze und einem übergrossen Pullover und
versteckte sich in einem Gebüsch in der Nähe der
Startlinie. Sie wartete, bis der Hauptpulk verschwunden war, ehe sie sich auf den Weg machte.
Wegen der Hitze musste sie sich bald von ihrer
Verkleidung befreien – und lief in einem schwarzen Badeanzug und halblangen Shorts durch Boston. Weil es keine Laufschuhe für Frauen gab,
trug sie Lederschuhe des Roten Kreuzes. Zuschauer und männliche Läufer reagierten begeistert. Gibb wurde als Heldin gefeiert.
Will Cloney, der strenge Direktor des
­traditionellen Marathons, der Gibbs Anmeldung mit der Begründung abgeschmettert hatte, Frauen seien zu einer solchen Leistung nicht
fähig, mochte sich dies nicht bieten lassen. Er
hetzte Häscher auf die Fährte des Eindringlings. Doch Roberta enteilte leichtfüssig. Sie
lief, lief, lief - und schrieb Sportgeschichte. Å
Die wöchentliche Kolumne aus der
The-FIFA-Weekly-Redaktion
T H E F I FA W E E K LY
1
K ristine Lilly, USA. 352 Länderspiele,
30 Spiele bei Fussball-Weltmeisterschaften: Weltrekord.
2
Marta, Brasilien. Sie steht wie keine
zweite für den heutigen Frauenfussball.
Im Maracanã durfte sie als einzige Frau
ihren Fussabdruck in Beton hinterlassen.
3
Nadine Angerer, Deutschland. Als erste
Torhüterin gewann sie 2013 den Ballon
d’Or. Mit ihren Big Safes machte sie ihr
Land im selben Jahr zum Europameister.
4
Homare Sawa, Japan. Mit 12 debütierte
sie in der höchsten japanischen Liga, mit
15 spielte sie das erste Mal für die Landesauswahl, mit 16 nahm sie an der WM teil.
5
Lotta Schelin, Schweden. Für ihren Verein Olympique Lyon schiesst sie Tor um
Tor. Die 30-Jährige nennt unzählige Titel
und Auszeichnungen ihr Eigen.
6
Abby Wambach, USA. Die Gewinnerin
des Ballon d’Or 2012 beweist eine unglaublich Effizienz: Mit 165 Toren ist sie
Weltrekordhalterin.
7
Kelly Smith, England. Sie war die erste
professionelle englische Fussballspielerin und gilt als eine der besten Stürmerinnen der Geschichte.
8
Hege Riise, Norwegen. Als Aktive wurde sie Welt- und Europameisterin und
gewann Olympisches Gold. Als Co-Trainerin der Nationalmannschaft will sie
Gleiches erreichen.
9
Birgit Prinz, Deutschland. An der EM ‘95
wurde sie in der 62. Minute eingewechselt, schoss nach 120 Sekunden das wegweisende Tor zum Titel und startete nach
dem Turnier eine beispiellose Karriere.
10
M
ia Hamm, USA. Der Frauenfussball in
Amerika entwickelte sich auch dank ihrer
Popularität (275 Länderspiele, 158 Tore)
zu einer der beliebtesten Sportarten.
11
L
ouisa Nécib, Frankreich. Sie wird mit
Zinédine Zidane verglichen und gilt als
eine der talentiertesten Spielerinnen
Frankreichs.
Sind Sie einverstanden mit dieser
Auswahl? Ihre Meinung an:
feedback-TheWeekly@fifa.org
37
ZEITSPIEGEL
T
H
E
N
Herne Hill,
England
Küsschen. Während des ersten Weltkriegs erlebte der Frauenfussball einen grossen Aufschwung.
Wegen der massenhaften Rekrutierungen zum Kriegsdienst war es vielen (Männer-)Ligen nicht
mehr möglich, einen regulären Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Mit dem Kriegs­ende drehte der
Wind. Am 5. Dezember 1921 zeigte die Football Asscociation den Frauen die Rote Karte und
verbot ihnen die Benutzung der Stadien. Die kickenden Ladys liessen sich davon nicht abhalten:
In Herne Hill bei London fand 1925 ein Länderspiel zwischen England und Frankreich statt.
Die Kapitäninnen Florrie Redford (r.) und Carmen Pomies begrüssten sich freundlich. Danach
wurden keine Nettigkeiten mehr ausgetauscht. Frankreich gewann im Elfmeterschiessen.
38
T H E F I FA W E E K LY
MacGregor / Getty Images
1925
ZEITSPIEGEL
N
O
W
Newcastle upon Tyne,
England
Robert Cianflone / FIFA via Getty Images
2012
Handschlag. An den Olympischen Spielen in Grossbritannien standen die Türen für die Frauen
zu den schönsten Arenen des Landes offen. Im St. James Park von Newcastle (Kapazität: 52 400)
treten sich die Spielführerinnen von Kanada (Christine Sinclair) und Schweden (Nilla Fischer) mit
entschlossenem Blick entgegen. Das 2:2 bedeutete das Ende der kanadischen Medaillenträume.
Schweden schaffte es ins Viertelfinale, musste nach der Niederlage gegen Frankreich aber
ebenfalls vorzeitig nach Hause. Gold ging an die USA – nach einem 2:1 im Finale gegen Japan.
Das Endspiel im Wembley sahen 80 203 Fans – Rekord für ein Frauenspiel in Europa.
T H E F I FA W E E K LY
39
HISTORY
“Die WM in
Costa Rica
erfüllt mich
mit Stolz”
Die 86-jährige María Elena ­Valverde
gehörte in Costa Rica zu den ersten
Frauen, die Fussball spielten. Vor der
U-17-Frauen-Weltmeisterschaft 2014
erinnert sich Valverde daran, wie es
ihr gelang, ein Frauenfussball-Team
zu bilden und gesellschaftliche Anerkennung zu erreichen.
Erinnerungen Noch heute kommen Emotionen hoch, wenn María Elena Valverde die ersten Bilder des costa-ricanischen Frauenfussballs betrachtet.
40
HISTORY
Am 19. März 1949 gründeten dreissig junge
Frauen die erste Frauenfussball-Mannschaft in
Costa Rica. Wie kam es dazu?
Die Idee, eine Fussballmannschaft zu gründen, geht auf einen Tag zurück, an dem ich eine
Tante zum Beten ins Haus einer ihrer Freunde
begleitete, der verstorben war. Die Männer, die
dort waren, sprachen ziemlich laut miteinander
und diskutierten über ein Thema. Ich wusste
allerdings nicht, worum es sich handelte. Eines
Tages fragte ich meine Tante, und sie erklärte
mir, es sei um Fussball gegangen. Da habe ich ihr
ganz glücklich verraten, dass mir diese Sportart
sehr gut gefällt.
Das erzählte sie wiederum einem der Herren,
die sich darüber unterhalten hatten, woraufhin
dieser mir berichtete, sie seien sehr interessiert
daran, eine Frauenmannschaft zu bilden, es sei
jedoch nicht möglich.
Ich erkundigte mich, warum es denn unmöglich sei. Er erklärte mir, es gäbe eben nicht viele
Frauen, die Fussball spielen wollten. Ich war so
begeistert von der Idee, dass ich ihm sogleich
berichtete, in meinem Viertel wären wir sieben
Frauen, die immer spielten und dass die anderen
sicher dabei wären. Dann haben wir vereinbart,
dass jede von uns noch Freundinnen fragen
sollte, damit wir am Ende ein Team von 30
Frauen zusammenbekämen.
Schliesslich haben wir es geschafft und uns
in zwei Gruppen zu je 15 Spielerinnen aufgeteilt,
um gegeneinander spielen zu können.
So begannen wir am 19. März 1949 mit dem
Training. Es gab einen Bus, der jede von uns
abholte und uns zu einer Finca namens ‘Las
Delicias’ brachte. Dort konnten wir trainieren.
Man brachte uns Schusstechniken und alle
grundlegenden Aspekte des Fussballs bei.
Wann fand die erste Partie statt, welche Erinnerungen haben Sie an diese Begegnung und wie
war die Atmosphäre bei den Spielen?
Die erste Partie wurde am 27. März 1950 im
Estadio Nacional ausgetragen. Wir waren das
Team in Rot und nannten uns América, die
Mannschaft in den blauen Trikots hieß Costa
Rica. Das Spiel war ein Erfolg. Das Stadion war
voll besetzt und die gesamte Presse lobte uns.
Einige gingen sogar so weit zu sagen, dass wir
besser spielen als die Männer. Die Trikots waren
wirklich schön und wir gingen geschminkt und
gut frisiert auf den Platz. Damit erregten wir viel
Aufmerksamkeit.
Laura Rodríguez
Welche Rolle spielte diese Frauenmannschaft in
der costa-ricanischen Gesellschaft? Wurde sie
akzeptiert?
Wir hatten keine großen Probleme, tatsächlich haben wir viele positive Kommentare und
Glückwünsche bekommen. Zunächst hieß es,
Fussball spielen sei für Frauen gefährlich, weil
wir dann keine Kinder mehr bekommen könnten.
Das hat die Leute etwas erschreckt, aber später
erklärte ein Arzt dann, dass dies nicht richtig sei,
Liebe zum Detail Das Fotoalbum von María Elena Valverde erzählt ihr Leben als Fussballspielerin.
und unsere Eltern und die anderen Leute waren
beruhigt.
Der Frauenfussball entwickelte sich weiter
und es wurden nach und nach immer mehr Teams
gebildet, sodass wir bis heute Fussball spielen
können.
Wie wurde das im Land aufgenommen? Für den
Frauenfussball war es bestimmt nicht einfach, in
eine Gesellschaft vorzudringen, die vom Männerfussball dominiert war?
Viele meiner Teamkameradinnen mussten
lügen und sagen, sie gingen zum Basketball-Training, weil sie glaubten, ihre Väter würden ihnen
nicht erlauben, Fussball zu spielen. Also haben
sie sie überrascht, als wir unser erstes Spiel
bestritten. Als die Väter sahen, wie die Leute
und die Medien reagierten und dass wir gut
spielten, gaben sie ihren Töchtern die Erlaubnis,
weiterzuspielen.
Wie und inwieweit hat der Frauenfussball die
Wahrnehmung der Frau in Costa Rica in Bezug auf
Gleichberechtigung und Chancengleichheit
verändert?
Tatsächlich kann ich mich nicht daran
erinnern, dass es hinderlich für uns gewesen
T H E F I FA W E E K LY
wäre, Fussball zu spielen. Es wurde akzeptiert.
Das musste ohnehin passieren, damit nicht nur
die Männer Fussball spielen konnten. Das war
das Einzige, das sich geändert hat. Die Frauen
bekamen ebenfalls die Möglichkeit, eine Sportart auszuüben oder andere Dinge zu tun, von
denen man vorher glaubte, nur Männer wären
dazu in der Lage.
Welche Botschaft haben Sie für die Mädchen, die
an der U-17-Frauen-WM teilnehmen werden?
Dass sie eine sehr gute Rolle spielen werden,
weil sie sehr mutig sind, und dass sie sich sehr
glücklich schätzen können, weil sie die Möglichkeit haben, Fussball zu spielen. Ich wünsche mir,
dass sie den Weg fortsetzen, den wir begonnen
haben und dass es ihnen bei dieser Weltmeisterschaft gelingt, Geschichte zu schreiben, wie wir
vor langer Zeit Geschichte geschrieben haben. Ich
bin stolz, mit 86 Jahren diese Frauen-WM verfolgen zu können. Die Spielerinnen sollen das
Turnier geniessen und dazu nutzen, das Wachstum des Frauenfussballs anzustossen. Å
Mit María Elena Valverde
sprach Mariana Soto
41
Gaby Gerster / laif
42
T H E F I FA W E E K LY
DAS INTERVIEW
“Ich wurde als Kind
schon gehänselt”
Die 111-fache deutsche Nationalspielerin Steffi Jones ist Direktorin beim
Deutschen Fussball-Bund (DFB). Zum Internationalen Frauentag spricht sie über die
Gleichberechtigung der Geschlechter, über Rassismus und Homophobie.
Ist der Internationale Frauentag nötig?
Steffi Jones: Der Tag ist für uns Frauen ein
wichtiger Tag. Viele starke Frauen haben sich
für die Emanzipation der Frau eingesetzt.
Daran und dass es immer noch Länder gibt,
in denen Frauen für ihre Rechte kämpfen
müssen, erinnert dieser Tag – deshalb ist es
gut, dass es ihn gibt.
Sind Frauen generell und eben auch im Fussball benachteiligt?
Frauen haben es durch die Männerdominanz – nicht nur im Fussball – schwerer, eine
Führungsposition zu erlangen. Aber die
Entwicklung der letzten Jahre zeigt auch,
dass dies nun mehr Frauen in der Politik, der
Wirtschaft und im Sport schaffen. Das sind
tolle Vorbilder für andere Frauen.
Haben es Frauen im Fussball schwerer als
Männer?
Ich mache keinen Unterschied zwischen
Frauen-und Männerfussball, die Qualifikation
ist entscheidend für mich und nicht das
Geschlecht. Ich setze mich aber für Chancengleichheit ein.
Weshalb stehen Frauen vor so vielen Herausforderungen, bis sie etwa in Führungsetagen
akzeptiert sind?
Es braucht sicher noch weitere Jahre, bis
Frauen selbstverständlich in Führungspositionen eingesetzt werden. Aber ich sehe jetzt
schon viele Frauen in Spitzenpositionen von
Unternehmen, Verbänden oder in der Politik.
Sie behaupten sich da und machen einen
tollen Job. Die Frauenquote hilft vielleicht,
die Dinge zu beschleunigen.
Wenn wir schon von Diskriminierung sprechen:
Wurden Sie, etwa als Spielerin, mit rassistischen Anwürfen konfrontiert?
Ich habe Selbstvertrauen und soziale Kompetenzen durch den Fussball gewonnen. Davon
zehre ich heute noch.
Die Homophobie scheint im Männerfussball
weiter verbreitet als im Frauenfussball.
­Warum?
Jegliche Diskriminierung ist für mich
unzulässig und ich freue mich über die vielen
Aktivitäten der Verbände und Vereine, die
sich klar positionieren und sich von Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung distanzieren. Wir haben im Deutschen Fussball-Bund
zum Thema Homophobie einen Leitfaden in
Form einer Broschüre veröffentlicht, um
einerseits betroffenen Fussballern und
­Fussballerinnen zu helfen und andererseits
um aufzuklären.
Was sagen Sie Eltern, die sexuelle Vorurteile
haben und ihre Töchter deshalb nicht in einen
Fussballklub lassen?
Der Fussball trägt zur Persönlichkeitsentwicklung bei und lebt die Werte, die wir im
alltäglichen Leben genauso beherzigen
sollten. Respekt und Toleranz sind aber die
wichtigsten für mich.
Name
Stephanie Ann Jones
Geburtsdatum, Geburtsort
22. Dezember 1972, Frankfurt/Main
Position als Spielerin
Innenverteidigerin
Was denken Sie über die Staaten, in denen
Homosexualität verboten ist?
Das sollte auf politischer Ebene diskutiert
werden.
Was wird die Zukunft bringen? Wie werden wir
dieses Interview in zehn Jahren lesen?
Ich wünsche mir, dass wir keine Frauenquote mehr brauchen, und ich wünsche mir
Chancengleichheit für Mann und Frau.
Jedes Mädchen sollte Fussball spielen dürfen,
wenn es möchte, um vielleicht seinen Traum
verwirklichen zu können. Å
Mit Steffi Jones sprach
Ségolène Valentin
Ich wurde als Kind wegen meiner Hautfarbe gehänselt, aber gerade durch den
Fussball bekommen wir Werte wie Fair Play,
Integration, Respekt und Toleranz vermittelt.
Vereine
1986–1991 SG Praunheim
1991–1992 FSV Frankfurt
1992–1993 SG Praunheim
1993–1994 TuS Niederkirchen
1994–1997 SG Praunheim
1997–1998 FSV Frankfurt
1998–2000 SC 07 Bad Neuenahr
2000–2002 1. FFC Frankfurt
2002–2003 Washington Freedom
2003–2007 1. FFC Frankfurt
Nationalteam
111 Spiele für Deutschland 1993–2007
Erfolge (Auswahl)
Weltmeisterin 2003
Europameisterin 1997, 2001, 2005
Olympische Bronzemedaille 2000, 2004
UEFA-Women’s-Cup-Siegerin 2002, 2006
(1. FFC Frankfurt)
Funktion
Seit 2011 Direktorin beim
Deutschen Fussball-Bund (DFB)
T H E F I FA W E E K LY
43
NET ZER WEISS ES!
DAS OBJEK T
Was halten eigentlich Sie
vom Frauenfussball?
Frage von Juan Martinez, Stockholm
Auch am Bürotisch galant Günter Netzer als HSV-Manager Ende der 1970er-Jahre.
E
ines vorweg: Frauenfussball darf nicht
mit Männerfussball verglichen werden.
Diese Gegenüberstellung funktioniert
nicht. Da sind allein schon die physischen
­Voraussetzungen zu unterschiedlich, als
dass ein direkter Vergleich fair wäre. Und
die Ansicht des ehemaligen deutschen Nationalcoachs Sepp Herberger – “Fussball ist kein
Sport, der für Frauen geeignet ist, eben schon
deshalb, weil er ein Kampfsport ist” – stimmt
schon gar nicht. Ich sass beim WM-Finale 2011
im Frankfurter Stadion und weiss, wie attraktiv Frauenfussball sein kann. Das Spiel der USA
gegen Japan war ein Spektakel und hätte es
jederzeit mit dem Männerfussball aufnehmen
können. Die 120 Minuten boten Spannung,
Schnelligkeit, Athletik und vier Tore. Japan
siegte im Elfmeterschiessen 3:1.
Die Entwicklung ist fantastisch. Ich erinnere
mich an die Siebzigerjahre, als Frauenfussball
überhaupt keinen Stellenwert hatte. Man gab
sich interessiert, hatte vielleicht schon mal davon
gehört. Aber insgeheim wurde der Frauenfuss44
ball belächelt. Allein der Fakt, dass die Sportart
für Frauen in Ländern wie Deutschland oder
England lange Zeit verboten war, zeigt, was für
ein anstrengender Kampf um Anerkennung
stattgefunden hat.
Dass sich der Frauenfussball in den letzten
Jahrzehnten etablieren konnte, ist eine Bereicherung für die Sportwelt. Leider fehlt es den
Vereinen und Nationalteams in vielen Ländern
noch an Unterstützung – die Stadien sind nur
während grossen Turnieren gut besucht. Allen
Skeptikern kann ich deshalb raten, sich das
WM-Finale von 2011 auf DVD anzuschauen. Å
Was wollten Sie schon immer über
Fussball wissen? Fragen Sie Günter
Netzer: feedback-theweekly@fifa.org
T H E F I FA W E E K LY
Eine Postkarte aus dem Jahr 1906 – auf ihr
­abgebildet eine Fussballerin, sie trägt einen
knielangen roten Rock und eine farblich abgestimmte Zipfelmütze, die Arme hat sie auf dem
Rücken verschränkt, ihren etwas ätherischen
und doch klaren Blick richtet sie auf den
­geneigten Betrachter.
Den Ball gibt die junge Frau frei, er dient
hier nicht als Spielgerät, sondern als Ornament
oder besser als Markierung der sportlichen
­Betätigung, der sie sich hinzugeben beliebt,
wenn, ja, wenn ihr danach ist. Denn sie pflegt
Fussball in apartem Ambiente zu spielen, das
zumindest soll die Postkarte suggerieren. Ist
das hinter ihr nicht ein Caspar David Friedrich,
in der Art von “Schiffe im Hafen am Abend
(Nach Sonnenuntergang)”, ein William Turner,
dieser rötlich-pastellige Himmel, der an die
­beiden Werke “The Burning of The Houses of
Lords and Commons” erinnert?
So oder so kontrastiert die Dramatik oder
Drastik des Hintergrunds mit der inneren
Ruhe der jungen Frau im properen Fussballoutfit. Denn 1906 war ein Jahr, in dem Ruhe und
Drastik kein Gegensatzpaar bildete. Alois Alzheimer diagnostizierte erstmals die nach ihm
benannte Krankheit. Robert Musil veröffentlichte seinen Erstling “Die Verwirrungen des
Zöglings Törless”. San Francisco wurde in
­seinen Grundfesten zerstört, durch ein Erdbeben mit anschliessenden Feuersbrünsten.
Eine Postkarte aus dem Jahr 1906 – in welcher Auflage und von wem an wen das Abbild
der Fussballerin postalisch versandt worden
ist, weiss niemand mehr. Der Lauf der
­Geschichte aber hat den Frauenfussball wachsen sehen. Postkarten in der vorliegenden Art
wurden abgelöst von Autogrammkarten, die
Fussballerinnen nach dem Training aus den
Händen gerissen werden. Die junge Frau mit
den schwarzen Stutzen hält einen Stapel für
die Zukunft hinter ihrem Rücken bereit. Å
Mauritius Images
Perikles Monioudis
TURNING POINT
“Der Fussball
öffnete mir neue
Horizonte”
Für afrikanische Mädchen ist
der Zugang zum Fussball oft
schwierig. Die Nigerianerin
Perpetua Nkwocha (38) wurde
von ihrem Vater mit Schlägen
vom Spielfeld ferngehalten.
Trotzdem setzte sie sich
durch – und fand in Schweden
eine neue Heimat.
Name
Perpetua Ijeoma Nkwocha
Geburtsdatum, Geburtsort
3. Januar 1976, Nigeria
Aktueller Klub
Sunnana SK (SWE)
Position
Mittelfeldspielerin
Lars Baron / FIFA via Getty Images
D
ie nordschwedische Stadt Skelleftea
­verkörpert so ziemlich das Gegenteil meiner nigerianischen Heimat. Im Dezember
quält sich die Sonne kaum für eine Stunde
über den Horizont. Im Sommer wird es
nie dunkel. Der Polarkreis liegt quasi um
die Ecke und das Fussballtraining findet in der
kalten Jahreszeit ausschliesslich in der Halle
statt – obwohl es in diesem Winter wenig Schnee
gab. Ich gebe zu: Die Klimaerwärmung hat für
mich auch etwas Positives.
Ich lebe seit sieben Jahren in Schweden, ich
kann mit gutem Gewissen sagen, dass der Transfer hierher der grosse Wendepunkt in meiner
Karriere war. Es war der Schritt in ein neues
Leben und in die finanzielle Unabhängigkeit.
Mein Monatslohn beträgt 4000 Euro.
Davon gehen 1000 Euro ans schwedische Steueramt. Weil mein Klub für Kost und Logis aufkommt, kann ich einen beträchtlichen Teil des
Geldes nach Hause schicken und meine Familie
unterstützen – meine Eltern sowie fünf Brüder
und zwei Schwestern. Sie leben in einem kleinen
Ort namens Amankwu Umuhu. In Schweden
schätze ich die Zuverlässigkeit und Ordnung.
Auch das ist ein Unterschied zu Nigeria. Dort
wird oft viel gesprochen und versprochen und
wenig davon eingehalten.
In Nigeria ist Fussball Staats­religion – der
Fussball der Männer allerdings. Für Mädchen
und Frauen ist der Zugang zum Sport schwierig.
Mein Vater konnte es zu Beginn nicht akzeptieren, dass ich mit Jungs auf den Strassen dem
Ball nachjagte. Er v
­ erbot es mir. Aber ich liess
Internationale Einsätze
83 Einsätze, 41 Tore
mich nicht unterkriegen – auch nicht davon,
dass ich immer wieder Prügel kassierte.
Der Kontakt zu Schweden kam über einen
amerikanischen Spieleragenten in Ghana zustande. Zuerst hätte ich nach Malmö wechseln
sollen. Als ich dort eintraf, fehlte das Geld. Nach
zwei Wochen kam das Angebot vom Sunnana SK
aus Skelleftea. Ich ging hin.
Der Fussball öffnete mir neue Horizonte. In
der Grundschule wurde mein Talent entdeckt –
und später in der Comprehensive School richtig
gefördert. Ich erhielt die Chance, mich beim
Staats-Klub Rivas zu bewähren. Die Höhepunkte meiner Karriere waren sicher die Auftritte mit
der nigerianischen Landesauswahl bei den
WM-Endrunden 2003 und 2007 sowie an den
Olympia-Turnieren 2000, 2004 und 2008.
T H E F I FA W E E K LY
Mit 38 Jahren befinde ich mich im Herbst
meiner Karriere. Ob die WM-Teilnahme mit
Nigeria 2015 ein Thema ist, kann ich jetzt noch
nicht sagen. Zwei Dinge weiss ich aber genau:
Ich möchte in Europa bleiben und weiter in der
Welt des Fussballs arbeiten. Dieser Sport ist
meine grosse Leidenschaft. Å
Aufgezeichnet von Thomas Renggli
Persönlichkeiten des Fussballs erzählen
von einem wegweisenden Moment in
ihrem Leben.
45
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The FIFA Weekly
Eine Wochenpublikation der
Fédération Internationale de Football
Association (FIFA)
FIFA - R ÄT SEL - CUP
Internet:
www.fifa.com/theweekly
Das Frauen- und Männerdouble, ein Stadion für zwei Weltmeister und ein Blumenteam – raten Sie mit!
Herausgeberin:
FIFA, FIFA-Strasse 20,
Postfach, CH-8044 Zürich
Tel. +41-(0)43-222 7777
Fax +41-(0)43-222 7878
Diese Blume steht für den Namen eines Teams, das die
­Weltmeisterschaft im Frauenfussball gewann. Für welches Team?
1
Präsident:
Joseph S. Blatter
H Schweden
P Norwegen
Generalsekretär:
Jérôme Valcke
L China
R Japan
Direktor Kommunikation und
Öffentlichkeitsarbeit:
Walter De Gregorio
Chefredakteur:
Thomas Renggli
2
Art Director:
Markus Nowak
Wo wurden die Frauen und die Männer des gleichen Clubs Landesmeister?
U
O
I
A
Redaktion:
Perikles Monioudis (Stv. Chefred.),
Alan Schweingruber, Sarah Steiner
Ständige Mitarbeiter:
Jordi Punti, Barcelona; David Winner,
London; Hanspeter Kuenzler, London;
Roland Zorn, Frankfurt/M.;
Sven Goldmann, Berlin;
Sérgio Xavier Filho, São Paulo;
Luigi Garlando, Mailand
Bildredaktion:
Peggy Knotz, Adam Schwarz
3
Produktion:
Hans-Peter Frei (Leitung),
Richie Krönert,
Marianne Bolliger-Crittin,
Mirijam Ziegler, Susanne Egli,
Peter Utz
Das Sinnbild einer internationalen Frauenfussball­-Meisterschaft
lange vor der offiziellen WM. Das Finale fand vor mehr als 100 000
Zuschauern statt. Wo?
C China S Mexiko G Italien
T Südafrika
Korrektorat:
Nena Morf
Redaktionelle Mitarbeit
in dieser Nummer:
Dominik Petermann, Tatjana Haenni,
Doris Ladstaetter, Ségolène Valentin,
Mariana Soto, Andrea Grünenfelder,
Xavier Breuil
4
An welcher WM fand das Finale der Frauen im gleichen Stadion statt, in dem bereits ein
­F ussball-WM-Finale der Männer ausgetragen worden war?
Redaktionssekretariat:
Honey Thaljieh
Übersetzung:
Sportstranslations Limited
www.sportstranslations.com
E
H
S
T
Projektmanagement:
Bernd Fisa, Christian Schaub
Druck:
Zofinger Tagblatt AG
www.ztonline.ch
Kontakt:
feedback-theweekly@fifa.org
Der Nachdruck von Fotos und
Artikeln aus dem The FIFA Weekly,
auch auszugsweise, ist nur mit
Genehmigung der Redaktion
und unter Quellenangabe
(The FIFA Weekly, © FIFA 2014)
erlaubt. Die Redaktion ist nicht
verpflichtet, unaufgefordert
eingesandte Manuskripte und Fotos
zu publizieren. Die FIFA und das
FIFA-Logo sind eingetragene
Warenzeichen. In der Schweiz
hergestellt und gedruckt.
Das Lösungswort des Rätsel-Cups aus der Vorwoche lautete: ROOM (ausführliche Erklärungen auf www.fifa.com/theweekly).
Inspiration und Umsetzung: cus
Bitte senden Sie Ihre Lösung bis zum 12. März 2014 an die E-Mail
feedback-theweekly@fifa.org. Die richtigen Einsendungen aller Rätsel
bis am 11. Juni 2014 nehmen an der Verlosung von zwei Eintrittskarten
für das WM-Finale am 13. Juli 2014 teil. Vor der Einsendung ihrer
Antworten müssen die Teilnehmenden die Teilnahmebedingungen des
Gewinnspiels sowie die Regeln zur Kenntnis nehmen und akzeptieren,
die unter folgendem Link zur Ansicht bereit stehen:
http://de.fifa.com/aboutfifa/organisation/the-fifa-weekly/rules.pdf
T H E F I FA W E E K LY
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FR AGEN SIE DIE FIFA!
UMFR AGE DER WOCHE
Gibt es eine Alternative zum Elfmeterschiessen?
Wie entstand die Frauen-WM?
Nina Meier, Düsseldorf
Banges Warten. Im WM-Finale 2011 muss zwischen den USA und Japan das Elfmeter­schiessen entscheiden. Die
Amerikanerinnen sehen das Unheil kommen. Japan gewinnt 3:1. Ist die Kurzentscheidung vom Punkt sinnvoll? Oder müsste
man den Sieger bei einem Unentschieden nach 120 Minuten anders ermitteln? Meinungen an feedback-theweekly@fifa.org
1+14+85
7
ERGEBNIS DER LETZTEN WOCHE:
Wie sieht der Frauenfussball
in zehn Jahren aus?
85 %In zehn Jahren wird der Frauenfussball viel professioneller als heute.
14 %Der Zenit ist erreicht.
1 %In zehn Jahren werden gemischte
Teams spielen.
DIE REKORDFR AU
DIE FAK TEN
165 117
DIE DAUERGÄS TE
Tore hat Abby Wambach in
Verbände sind in der
215 internationalen Spielen
FIFA-Weltrangliste
erzielt. Damit hält die
der Frauen klassiert.
33-jährige Amerikanerin
Weltweit spielen
den Rekord für Länder-
30 Millionen Frauen
spieltreffer – geschlechter-
und Mädchen
Turnieren der Frauen dabei:
übergreifend. Dazu kom-
Fussball. An der WM-Enrunde 2011 in Deutschland
die USA, Deutschland,
men 67 Assists. Auch die
kamen 845 7 11 Fans zu den 32 Spielen in die
­Norwegen, Brasilien, Japan, Nigeria
Matchbilanz beeindruckt:
Stadien. Mit der Kampagne “Live Your Goals” will
und Schweden. Das US-Team und
182 Siege, 25 Unentschieden,
die FIFA die Popularität des Frauenfussballs im
Deutschland gewannen je zweimal,
8 Niederlagen.
Hinblick auf die WM 2015 weiter steigern.
Norwegen und Japan je einmal.
48
Auswahlen waren bisher
an sämtlichen 6 WM-­
T H E F I FA W E E K LY
Joern Pollex / Getty Images
Antwort von Thomas Renggli,
Chefredakteur: Die erste
­Austragung – 1991 – ging auf die
Initiative des ehemaligen
­FIFA-Präsidenten João Havelange
zurück. In China umfasste das
WM-Feld damals 12 Equipen.
1999 wurde die Teilnehmerzahl
auf 16 erhöht. 2015 in Kanada
spielen erstmals 24 Teams um
den Titel. Als Durchbruch gilt die
WM-Endrunde 1999 in den USA.
Insgesamt 660 000 Menschen
besuchten die 32 Spiele. Das
Finale zwischen den Gastgebern
und China in der Rose Bowl von
Pasadena sahen 90 185 Fans.
Weltrekord. Das WM-Turnier der
Frauen findet im Vierjahres-Turnus
immer ein Jahr nach der Endrunde
der Männer statt.