bild unfall wok wm 2007
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bild unfall wok wm 2007
Nr. 81 Februar 2012 P r e i s 2 EUR O posıtıonen z u P o l i t i k , W i r ts c h a f t u n d G e s e ll s c h a f t Unter der Lupe Dr. Maximilian Zimmerer im Interview über Lebensversicherungen. unter strom Wird das Elektroauto zum Verkehrsmittel der Zukunft? unterstützend Kreditversicherer machen Warengeschäfte möglich. lecker! frühstück! Das RTL-„Dschungelcamp“ ist vom einstigen TV-Skandal zum etablierten Quotenhit geworden. Bis zu neun Millionen Zuschauer verfolgten die Sendung, in der die Kandidaten mitunter auch mal eine Handvoll Mehlwürmer essen oder eine atemberaubende Dschungelprüfung bestehen müssen. Dass solche Sendungen – wie etwa auch Stefan Raabs „Wok-WM“ – Gefahren bergen, die versichert werden müssen, wissen nur wenige. Ein Blick hinter die Kulissen. C 44755 einblick rolf-peter hoenen Präsident des GDV Themen dieser ausgabe Aktuell 3 titeL 4 Ich bin ein Star, sichert mich ab! Ohne Versicherungen wären TV-Shows wie das RTL-„Dschungelcamp“ kaum möglich. HINTERGRUND 10 Wir liefern Kreditversicherer springen ein, wenn bei Unternehmen ein Zahlungsausfall entsteht. NACHGEFRAGT – DAS INTERVIEW 12 Dr. Maximilian Zimmerer, Allianz Lebensversicherungs-AG: „Niemand braucht sich Sorgen zu machen!“ HINTERGRUND 16 Die leise Revolution Ihnen gehört die Zukunft – aber müssen Elektroautos gesondert versichert werden? Gegenpositionen 18 Absoluter Nonsens! service 19 letzte seite 20 Die Kaufkraft der Deutschen IMpressum 2 positionen Liebe Leserinnen, liebe Leser, Dschungelcamp, Schlag den Raab, Deutschland sucht den Superstar – das sind aktuelle Quotenrenner des deutschen Fernsehens. Manche dieser Shows entwickeln sich zu wahren Kultsendungen. Was das mit Versicherungen zu tun hat? Eine Menge: Die unterhaltsame Titelgeschichte zeigt, wie Kandidaten und Mitwirkende abgesichert werden. Im Interview äußert sich Dr. Maximilian Zimmerer, Vorstandschef der Allianz Leben und bald Finanzchef des Allianz-Konzerns, zur Stabilität der Lebensversicherung und zur hohen Kompetenz der Asset-Manager, die trotz der Turbulenzen an den Kapitalmärkten weiterhin sehr attraktive Renditen erwirtschaften. Außerdem spricht er über die geforderte Änderung der Beteiligung an Bewertungsreserven und warum dies wieder mehr Gerechtigkeit innerhalb der Versichertengemeinschaft herstellen würde. Ein Hintergrundbericht zeigt, dass Kreditversicherer mehr als nur eine Art Krisenversicherung sind. Kreditversicherer prüfen Risiken und Bonität der Geschäftspartner ihrer Kunden – und zwar kontinuierlich über die gesamte Dauer der Kundenbeziehung. So können Unternehmen abschätzen, wie stabil die finanzielle Lage ihrer Kunden oder einer Branche ist. Elektroautos sind im deutschen Straßenverkehr noch selten, und doch gelten sie als die Zukunft der Automobilbranche. Der zweite Hintergrundbericht zeigt, wie sich die Versicherungsindustrie schon jetzt auf das Elektroautozeitalter einstellt und wie eine völlig neuartige Fahrzeugklasse ohne Erfahrungswerte versichert wird. In einem Rundumschlag auf stern.de wurden einmal mehr bestimmte Versicherungen als schlicht überflüssig dargestellt. Die private Unfallversicherung, ein wichtiges Instrument zur Absicherung bei Unfällen mit schweren Folgen, sei ein „Nonsensprodukt“ heißt es dort beispielsweise. Viele Bürger sehen das anders – aus gutem Grund, wie die Gegenpositionen zeigen. Sie haben sicher bemerkt, dass auch diese Ausgabe einen „Umschlag“ trägt. Wir möchten allen, die über die Weihnachtstage keine Zeit dazu gefunden haben, die Gelegenheit geben, uns ihre Meinung zu unserem Magazin mitzuteilen. Wir freuen uns auf Ihr Feedback. Ihr Rolf-Peter Hoenen 20 F oto s : D o minik B u t zmann, F ran c is L at r e ill e Die private Unfallversiche rung, ein wichtiges Instrument zur Absicherung bei Unfällen mit schweren Folgen, sei ein „Nonsens produkt“, hieß es vor Kurzem bei stern.de. Doch viele Bürger sehen das anders – aus gutem Grund. die schÖnste versicherungssache der welt das mammutbaby Der Rentierzüchter Jurij Chudi glaubte im Mai 2007 seinen Augen nicht: Am Ufer des Flusses Juribei auf der sibirischen Halbinsel Jamal, am Nordrand des Uralgebirges, sah er plötzlich ein Mammutbaby vor sich, das vor rund 40 000 Jahren gestorben ist. Jamal gilt als prähistorische Schatzkammer. In manchen Gegenden reicht der Permafrost-Boden bis in eine Tiefe von 1500 Metern. Entdecken konnte Chudi das Tier, weil der Permafrost-Boden, in dem es jahrtausendelang eingeschlossen war, wegen des Klimawandels zunehmend auftaut. Mithilfe eines Helikopters bargen Wissenschaftler das Mammutkalb – Chudi nannte es „Ljuba“, nach seiner Frau. Ljuba wiegt 50 kg, ist 85 Zentimeter hoch und 1, 30 Meter lang. Auf dem Körper befinden sich Fellreste, auch die Augen sind intakt geblieben, sogar die Wimpern des Tieres sind deutlich zu erkennen. Wissenschaftler der Jikei-Universität in Tokio untersuchten es und fanden in seinem Bauch Milch vom Muttertier und im Darm Fäkalien. Zurzeit befindet sich Ljuba auf Welttournee und wird in Museen ausgestellt. Dabei ist das Tier für eine Million Euro versichert. kurz gemeldet 1.0 00 .00 0E ur o Kurz PositionierT keine „Kavaliersdelikte“ was sagt man dazu? Regelverstöße im Straßenverkehr können schwerwiegende Folgen haben. Das Sanktionssystem sollte überarbeitet werden. Drei Stimmen zur Debatte um die Schuldenkrise in Europa: Die Missachtung von Verkehrsregeln ist Ursache vieler Verkehrsunfälle. Deshalb werden Verkehrsverstöße bestraft. Welche Regelverstöße zu schlimmen Unfällen führen und ob die „Strafen“ für die Vergehen im Straßenverkehr angemessen sind, hat die Unfallforschung der Versicherer (UDV) in einem interdisziplinären Forschungsprojekt zum Zusammenhang von Unfallgeschehen und Sanktionierung von Regelmissachtungen untersucht. Fazit der Untersuchung: Der Gesetzgeber sollte sich auf die wesentlichen Unfallursachen konzentrieren. Regelverstöße, die im Falle eines Unfalls zu schweren Folgen führen können, dürfen nicht länger als „Kavaliersdelikte“ gelten: Zu schnelles Fahren stellt zum Beispiel eine ähnlich große Gefährdung dar wie Alkohol am Steuer. „Es ist im Interesse Deutschlands, dabei zu helfen, dass die Belastungen für Italien und andere hochverschuldete Euro-Staaten bei der Schuldenfinanzierung niedriger ausfallen als derzeit. Wenn diese starke Bewegung in Richtung Disziplin und Stabilität nicht anerkannt wird, wird es einen machtvollen Rückschlag in den Ländern geben, denen enorme Anstrengungen auferlegt werden.” Rote Ampel! Na und? „Das ist nicht die Lösung. Man darf nicht dauernd neues Geld ins System schütten, sondern muss an die Strukturen ran. Italien muss weiter sparen. Mit dem Druck nun nachzulassen hieße, das Gesamtprojekt zu gefährden.” Repräsentative Befragung zum „Verkehrsklima 2010“ der Unfallforschung der Versicherer. Das Ergebnis der Untersuchung „Verkehrsklima 2010“ der Unfallforschung der Versicherer (UDV) besteht in einem Widerspruch: Deutschlands Autofahrer fühlen sich danach erstaunlicherweise sicher im Stadtverkehr und auf Landstraßen, wo nachweislich die meisten Unfälle passieren. Hier besteht also eine Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung der Verkehrsteilnehmer und der Unfallstatistik: Unsichere Straßen werden als sicher empfunden, auf Autobahnen – den sichersten Straßen – fühlt sich dagegen nur gut die Hälfte (57 Prozent) sicher oder sehr sicher. Immerhin die Hälfte aller Fußgänger hält sich strikt an das Rotlicht. Aber fünf von 100 Fußgängern scheren sich nicht um das Ampelrot. Ähnlich sieht es bei den Radfahrern aus. Abenteuerlich: Auch viele Autofahrer geben an, gelegentlich eine rote Ampel zu ignorieren. Mario Monti, Italiens Regierungschef, am 17. Januar auf Spiegel Online. Rainer Brüderle, FDP-Fraktionschef, am 18. Januar auf einer Pressekonferenz in Berlin. „Die Banken parken derzeit so viel Geld wie noch nie bei der EZB. Unter uns nennen wir das Angst-Indikator. Dieser Angst-Indikator ist heute höher als 2008. Das zeigt: Irgendetwas stimmt nicht. Das Vertrauen ist verschwunden.” Jürgen Fitschen, designierter Chef der Deutschen Bank, am 19. Januar in der Bild-Zeitung. positionen 3 titel ich bin ein star, sichert mich ab! Wenn Promis in das Dschungelcamp ziehen, Teenager Deutschlands Superstar werden oder junge Männer Stefan Raab schlagen wollen, dann sorgt das für hohe Quoten. Doch solche TV-Formate müssen besonders abgesichert sein. Versicherungsunternehmen begleiten die Produktionen bereits von der Planung an. Balance-Akt Für Dschungelcamp-Teilnehmer ist das Einsammeln von Sternen überlebenswichtig – schließlich erhalten sie dafür ihre Essensrationen. Dass sie dabei kalkulierten Gefahren ausgesetzt werden, gehört zum Konzept der Sendung – auch wenn das bedeutet, in schwindelerregender Höhe auf einer reifenbreiten Hängebrücke Motorrad zu fahren. 4 positionen titel Dschungelprüfungen 2012 Micaela Schäfer (links) fiel in der Sendung vor allem dadurch auf, dass sie oben ohne durch das Camp stolzierte. Hier „badet“ sie d er eine muss Känguruhoden schlucken, der andere taucht in ein Becken voller Asseln, Kaker laken und anderer Insekten, der Dritte fängt Wasserschlangen: Wenn einer der halbwegs prominenten Teil nehmer zur Dschungelprüfung antreten muss, ekelt sich nicht nur der Kandidat, sondern auch das Millionenpublikum vor den deutschen Fernsehgeräten. Zum sechsten Mal hat der Fernsehsender RTL im Januar 2012 wieder knapp ein Dutzend ehemalige Spitzensportler, Schauspieler und TV-Sternchen von gestern im Rahmen der Sendung Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! in den australischen Dschungel gelockt, wo sie zu ekelhaften Dschungelprüfun gen antreten und den Lagerkoller über sich er gehen lassen mussten. Die Zuschauer konnten telefonisch abstimmen, wer das Camp vorzeitig verlassen musste. Regel: Wer übrig bleibt, wird Dschungelkönig. In diesem Jahr krönte RTL eine Dschungelkönigin: Das alternde „Busen wunder“ (Bild-Zeitung) Brigitte Nielsen lag in der Zuschauergunst ganz vorn. Mit Nielsen saßen beispielsweise der Ex-Fuß ballstar Ailton, Erotikmodel Micaela Schäfer oder die ehemalige ZDF-Fernsehgarten-Mo 6 positionen deratorin Ramona Leiß im Camp. Viele der Dschungelbewohner versuchen, durch die Teil nahme am Dschungelcamp zurück ins Rampen licht zu gelangen. Andere brauchen schlichtweg Geld; für die Teilnahme sollen die Kandidaten laut einem Bericht der Bild-Zeitung zwischen 30.000 und 60.000 Euro verdient haben – ge staffelt nach dem Bekanntheitsgrad des jewei ligen Promis. Dafür waren sie alle bereit, sich vor einem Millionenpublikum vorführen zu lassen. Und genau das wollen Zuschauer jeden Alters und aus allen Bildungsschichten offen bar sehr gern sehen. Je mehr sich die Kandi daten im Camp inszenieren, desto höher ist die TV-Quote. Bei der aktuellen Staffel im Januar sahen durchschnittlich etwa sieben Millionen Zuschauer das Dschungelcamp. Das entspricht einem Marktanteil von knapp 30 Prozent. Damit die Einschaltquoten so hoch bleiben, muss ein Fernsehsender wie RTL darauf achten, dass die TV-Show reibungslos abläuft. Deshalb wollen die Sender und Produktionsfirmen sol che Fernsehformate von vornherein gut ab sichern. Dabei holen sie von Anfang an Ver sicherungsunternehmen ins Boot, um die aufwendigen, mitunter gefährlichen TV-For mate mit speziellen Policen abzusichern. „Jede Sendung oder Show ist in Deutschland versi chert, weil jeder Sender, jede Produktionsfirma oder jeder, der dort ein wirtschaftliches Risiko trägt, nicht auf den Kosten sitzen bleiben will“, sagt Hendrik Bockelmann von der Deutschen FilmversicherungsGemeinschaft (DFG). Dabei werden nicht nur das technische Equip ment und der Veranstaltungsort sorgfältig überprüft, sondern auch die Kandidaten und Moderatoren so gut wie möglich geschützt. „Wir nehmen das Thema Sicherheit bei TVShows sehr ernst“, sagt Anke Eickmeyer, Spre cherin von RTL. „Die Versicherungspakete enthalten Leistungen bei Invalidität und für medizinische Maßnahmen, Krankenhausta gegelder oder Rehabilitation. Auch Renten zahlungen haben wir bereits als Versiche rungsleistung vertraglich abgesichert.“ Weil sich Shows, Dokumentationen und Spielfil me aber stark unterscheiden und mit unter schiedlichen Risiken behaftet sind, „wird der Versicherungsumfang in Art und Umfang im mer individuell angepasst“. Das ZDF unterscheidet beim Versicherungs schutz Eigen- und Auftragsproduktionen. Bei Auftragsarbeiten müsse sich grundsätzlich der Produzent um die Regelung von Versiche F OTO S – S e i t e 4 / 5 : S t e fa n M e n n e / R T L ; S e i t e 6 / 7 : R T L (2 ) , U llst e i n B i l d e r d i e n st (1 ) das erste Mal in einem Meer von Mehlwürmern. Ex-DSDS-Kandidat Daniel Lopes (rechts) versucht, an einer rabiaten Echse vorbeizukommen. Ende einer Ära Fast 30 Jahre ging alles glatt: Doch in der 192. Wetten, dass..?-Sendung verletzte sich Kandidat Samuel Koch bei einer Wette so schwer, dass die Show abgebrochen wurde. Thomas Gottschalk, hier mit Ko-Moderatorin Michelle Hunziker in einer früheren Sendung, gab daraufhin die Moderation ab. rungsfragen kümmern, sagt Peter Gruhne aus der Pressestelle. Bei Eigenproduktionen wie Wetten, dass..? ist dies Sache des Senders. „Hier greift natürlich die Haftpflichtversicherung des ZDF. Beim Unfallschutz gilt grundsätzlich, dass alle festangestellten Mitarbeiter durch den Arbeitgeber versichert sind“, ergänzt Gruhne. Außerdem sorgt eine Zusatzversicherung für einen erhöhten Unfallversicherungsschutz, der „spezielle, etwa durch Außendrehs, betriebsbedingte Risiken“ abdeckt. Nicht fest angestellte Mitarbeiter versichern sich selber oder sind durch den jeweiligen Arbeitgeber geschützt. Anders sieht es bei den Wettkandidaten oder den auftretenden Künstlern aus. „Sie müssen sich grundsätzlich um ihren Versicherungsschutz selbst kümmern und gegebenenfalls vorher abklären, ob ein eventuell erhöhtes Risiko von der Versicherung auch mitgetragen wird“, erklärt Peter Gruhne. Setzen Wettkandidaten bei Wetten, dass..? oder Stuntmen im Fernsehgarten Autos oder Motorräder ein, müssen auch diese speziellen Risiken eigens abgesichert werden. Auch in diesem Fall liegt es an den Auftretenden, sich um einen entsprechenden Versicherungsschutz zu kümmern. Für Wettkandidaten bei „Wetten, dass ..?“ besitzt das ZDF eine Gruppenunfallversicherung, beim Unfall Samuel Kochs am 4. Dezember 2010 leistete sie eine Sofortzahlung. Eine Ausnahme gilt hier allerdings. Für Wettkandidaten hat das ZDF eine Gruppenunfallversicherung, beim Unfall von Samuel Koch leistete sie eine Sofortzahlung. „Die weitere medizinische Betreuung war dann Sache der Krankenversicherung von Herrn Koch“, sagt Peter Gruhne. Der Schauspielstudent Samuel Koch trat am 4. Dezember 2010 als Wettkandidat an. Er wollte mit speziellen Sprungfedern an den Füßen über fünf verschieden große, ihm entgegenfahrende Autos springen. Beim vierten Wagen stürzte er und blieb regungslos liegen, seitdem ist er an Armen und Beinen gelähmt. Das ZDF hat auf Samuel Kochs Unfall reagiert. Riskante und gefährliche Wetten werden nun nicht mehr angenommen. Die Gesundheit der Kandidaten ist auch beim Dschungelcamp sehr wichtig. Müsste die Show etwa durch eine Krankheit aller Campinsassen vorzeitig abgebrochen werden, wäre das für den Sender eine Katastrophe. „Der Worst Case für so ein Format ist sicherlich eine Magen-DarmGrippe oder eine Lebensmittelvergiftung der Kandidaten“, sagt Ralph Hopfengärtner, Filmversicherungsspezialist beim Versicherungsmakler Aon. „Sie können die Leute nicht einfach auf den Pritschen liegen lassen und filmen. Die Fernsehsender haben ja eine Fürsorgepflicht.“ Wenn ein Kandidat krankheitsbedingt ausfällt, ist das noch kein großes Problem. Im Gegenteil, der Sender könne den Ausstieg nutzen, um in einem eigenen Einspielfilm genau zu erklären, warum die eine Person jetzt nicht mehr weitermachen könne, meint Hopfengärtner. Aber wenn alle Kandidaten einen Virus haben, dann kann die Show nicht weitergehen. Abgebrochen werden muss das Dschungelcamp dagegen wohl nicht, wenn sich Moderator Dirk wok-WM Im Jahr 2003 versprach Stefan Raab bei Wetten, dass..?, in einer Wok-Schüssel eine Bobbahn hinunterzufahren, wenn er seine Wette verlöre. Raab gewann Bach einen Fuß bricht oder seine Kollegin Son ja Zietlow mit einer Angina ans Bett gefesselt ist. Der Sender könnte dann mit nur einem Moderator weitermachen oder einen Ersatz nach Australien einfliegen. „Der neue Modera tor bekommt natürlich eine Extragage und muss untergebracht werden. Diese Zusatzkos ten könnte aber eine Personenausfallversiche rung begleichen“, sagt Hendrik Bockelmann von der DFG. Eine solche Police greift bei Un fall, Krankheit und Tod der wichtigsten Perso nen vieler TV-Shows – der Moderatoren. Andere TV-Formate sind viel stärker auf Mo deratoren zugeschnitten als das Dschungelcamp – mit drastischeren Folgen bei deren Ausfall. Dies ist bzw. war etwa bei Schlag den Raab oder Wetten, dass ..? der Fall. „Wenn Ste fan Raab ausfällt, gibt es samstags keine Sen dung. Bei Thomas Gottschalk war es genauso“, sagt Hendrik Bockelmann. Dann findet die Show nicht statt, eine Personenausfallversiche rung könnte die für die Sendung aufgewandten Kosten erstatten. Beim ZDF seien solche „Aus fallversicherungen aber eher die Ausnahme“, sagt Peter Gruhne. Denn das ZDF könne in ei nem solchen Fall ein Ersatzprogramm senden. Nur bei Außenveranstaltungen gibt es beim 8 positionen GDV Position Das Beispiel „Wetten dass ..?“ hat gezeigt: Jede umfangreiche TV-Show muss ordentlich versichert werden. Neben dem Equipment und dem Veranstaltungsort gilt es vor allem, die Moderatoren und Kandidaten abzusichern. ZDF Ausfallversicherungen, wenn zum Bei spiel Wetten, dass ..? im Sommer von Mallorca gesendet wird und die Gefahr besteht, dass die Show wegen extrem schlechten Wetters abge sagt werden muss. Eine solche Personenausfallversicherung ist der Hauptbereich der gebündelten Filmversiche rung, weil aus diesem Risiko erfahrungsgemäß die höchsten Einzelschäden anfallen. 30 bis 40 Prozent einer Filmversicherungsprämie seien diesem Bereich zuzuordnen, schätzt Ralph Hopfengärtner. Dazu zählen auch die Mehr kosten, die entstehen, wenn sich der Hauptdar steller eines Filmes verletzt und der Dreh ver schoben werden muss. Im schlimmsten Fall greift so eine Versicherung beim Tod des Prot agonisten. Dann stellt sich die Frage, ob der Film ohne ihn noch fertiggestellt werden kann ob er umgeschrieben oder gar aufgegeben wer den muss. Als Heath Ledger im Januar 2008 überraschend an einer Überdosis Beruhigungsmittel starb, stand der Film Das Kabinett des Dr. Parnassus kurz vor dem Aus. Denn viele Szenen mit Ledger waren noch nicht gedreht. Letztendlich konnte der Film gerettet werden, denn die Schauspielerkollegen Johnny Depp, Colin Far rell und Jude Law sprangen ein und spielten Ledgers Part zu Ende. Einen Todesfall unter seinen Moderatoren hatte ProSieben im Dezember 2010 glücklicherweise nicht zu beklagen. Aber besorgt dürften die Ver antwortlichen des Senders schon gewesen sein, als sich Stefan Raab ein paar Tage vor der nächs ten Ausgabe von Schlag den Raab beim Skifah ren das rechte Handgelenk brach. Doch aus der Not machte der Sender eine Tugend: Die Show wurde nicht abgesagt, sondern für einmal in Schlag den Raab mit links umgetauft. Die bis zu 15 Spiele zwischen Raab und einem Kandi F OTO s : G e tt y I m ag e s , I m ago zwar die Wette, stieg aber dennoch in den Wok. So entstand aus dieser Idee die mittlerweile jährlich stattfindende Wok-WM auf ProSieben. ganz schön brenzlig Auch mit der TV total Stock Car Crash Challenge kombiniert Stefan Raab Unterhaltung mit Live-Action. In der Gelsenkirchener VeltinsArena (hier im Oktober 2011 vor mehr als 50.000 Zuschauern) lässt er prominente Kandidaten halsbrecherisch anmutende Autorennen fahren – Crashs inklusive. daten durften nur mit der schwächeren Hand ausgeführt werden. „Die Produktionsfirma hat kreativ und clever reagiert. Ein tolles Beispiel für gelungenes Schadenmanagement“, erinnert sich Ralph Hopfengärtner von Aon. Ein gutes Schadenmanagement beginnt aber bereits bei der Prävention. Damit den Promi nenten im Dschungel bloß nichts passieren kann, lässt RTL das Camp von einer Sicher heitsfirma rund um die Uhr bewachen. Und bevor die Kandidaten in das Lager einziehen, kontrollieren es die Wachen gründlich und entfernen sämtliche unerwünschten Dschun geltiere, sagt Anke Eickmeyer von RTL. So soll sichergestellt werden, dass beispielsweise kein Bewohner von einer Schlange gebissen wer den kann. Diese uniformierten Wachen begleiten die Kandidaten auch auf dem Weg ins Lager und zu den einzelnen Dschungelprüfungen, zu de nen die Fernsehzuschauer immer einen Kan didaten abkommandieren können. Planen schützen Camp und Kameras gegen Feuchtig keit. Im Dschungelcamp steht für die Promi nenten auch rund um die Uhr ein Psychologe bereit. Dass der eine oder andere Kandidat ihn schon mal aufsuchen muss, ist nicht überra schend angesichts der Gruppendynamik, die sehr schnell entstehen kann, wenn elf Kandi daten mehr als zwei Wochen lang Tag für Tag vierundzwanzig Stunden in einem kleinen La ger miteinander verbringen müssen. Denn leicht kann eine Kandidatin von den anderen Campbewohnern als Zicke abgestempelt wer den, wenn sie sich beispielsweise weigert, be stimmte Aufgaben zu übernehmen. Genau solche gruppendynamischen Prozesse wollen die Zuschauer an den Fernsehschirmen aber offensichtlich erleben, denn sie machen das Dschungelcamp aus. Auch andere Formate gewinnen dadurch ihren Reiz. Kein Wunder, dass es auch bei den Liveshows von Deutschland sucht den Superstar psychologische Be treuung für die Kandidaten gibt. Schließlich muss mancher junge Künstler schon mal sehr kritische Sprüche von Jurymitglied Dieter Bohlen einstecken. Außerdem gilt es hier auch, das Lampenfieber zu bekämpfen. Zusätzlich zum Psychologen gibt es auch einen speziellen Coach, der die jungen Sänger auf die Shows vorbereitet. Und wenn ein Kandidat noch zur Schule geht, dann steht ihm ein Medienpäd agoge zur Seite. Schließlich verpasst er den re gulären Unterricht an seiner Schule. Einen eigenen Psychologen haben die Mode ratoren von TV-Shows in der Regel nicht. Sie werden aber medizinisch durchgecheckt, bevor die Sender eine Personenausfallversicherung abschließen. „Ärzte überprüfen, ob die Person in der Lage ist, eine Show durchzustehen“, sagt Ralph Hopfengärtner von Aon. Ähnlich wird das bei Schauspielern vor den Dreharbeiten gehandhabt. Auch im Dschungellager gibt es eine medizini sche Versorgung. „24 Stunden ist ein Arzt im Camp, der im Notfall helfen kann“, erzählt An ke Eickmeyer. Zudem sei die wichtigste medi zinische Ausrüstung vor Ort. So könne man die Kandidaten etwa bei einem Spinnenbiss sofort erstversorgen und dann in ein Krankenhaus bringen. Vor den Kakerlaken, Asseln und ande ren Insekten hingegen müssen die Kandidaten laut Anke Eickmeyer keine Angst haben: „Sie werden größtenteils von einem lokalen Züch ter rechtzeitig zu den Dschungelprüfungen ge liefert und sind medizinisch unbedenklich.“ Mauritius Much und Alex Stefanidis sind freie Journalisten in München. Ansprechpartner: Katrin Rüter, Tel. 030 /20 20 - 51 19, k.rueter@gdv.de Hintergrund Wir liefern Insgesamt haben die deutschen Kreditversicherer 2011 Geschäfte im Wert von rund 340 Milliarden Euro abgesichert. Auf die Kritik in der letzten Krise, sie würden ihren Deckungsschutz zu schnell zurückfahren, haben sie prompt reagiert. 10 positionen F oto : G e t t y i m ag e s M ehrere Hundert Mal griffen die Mitarbeiter von Euler Hermes Wilfried Dannheiser, der für das Rechnungswesen bei der Biesterfeld am 11. März 2011 zum Telefonhörer, um ihre Kunden anzu- AG zuständig ist. Nach dem Insolvenzverfahren und der Zahlung des rufen. Die Radio- und Fernsehnachrichten hatten gerade Kreditversicherers bleibt das Hamburger Unternehmen mit 650 Mitarüber den verheerenden Tsunami vor der Küste Japans berichtet und beitern wohl auf weniger als 10.000 Euro sitzen. „So konnten wir unsedarüber, dass die Welle auch ein Atomkraftwerk überschwemmte. Fir- ren Verlust wesentlich reduzieren“, sagt Dannheiser. men, die nach Japan lieferten, mussten wissen, wie riskant Geschäfte Aber in ebenjenen Krisenjahren kamen die deutschen Kreditversicherer mit japanischen Firmen nun waren und ob ihre japanischen Kunden ins Gerede: Der Gesamtverband „Textil + Mode“ behauptete sogar, die auch weiter zahlen könnten. Kreditversicherer drehten der Wirtschaft den Hahn ab und zerstörten Per Knopfdruck konnte das Hamburger Unternehmen sämtliche systematisch bestehende Lieferketten. Tatsächlich seien viele EntscheiRisiken in Japan seinen Versicherungsnehmern zuordnen und sie zügig dungen nicht gut kommuniziert worden, sagt Ralf Meurer. Mitunter informieren. „In Japan haben wir so gut wie alle Deckungen aufrecht- haben die Kreditversicherer eine Deckung mit einem Fax gekündigt. erhalten können“, sagt Ralf Meurer, Vorstandsvorsitzender der Euler „Ich war selbst auf Kundenveranstaltungen und habe die Verärgerung Hermes Kreditversicherungs-AG und seit Dezember neuer Vorsitzen- darüber mitbekommen.“ der der Kommission Kreditversicherung im GDV. So können deutsche Die Kreditversicherer hätten sich gewandelt, so Meurer: Mittlerweile Unternehmen auch weiterhin Geschäfte mit Japan machen. „Denn griffen sie öfter zum Hörer, um in direktem Kontakt die Lage zu bespreauch wir haben natürlich ein Interesse chen. Außerdem können sich die UnterGDV Position daran, dass Geschäfte nicht platzen“, nehmen auch jederzeit online über ihre erklärt Meurer. Kunden informieren. Und die Branche hat Kreditversicherer geben Deckungen heute Kreditversicherer werden oft nur als eisogar eine neue Art der Deckung eingeverlässlicher über einen längeren Zeitraum. ne Art Krisenversicherung wahrgenomführt: Verschlechtert sich die Situation Dafür haben sie Warnfristen eingeführt, men. Sie seien aber viel mehr, sagt Meueines Risikos massiv und ist der Kreditverihre Risikomodelle verbessert und auch den rer. Kreditversicherer prüfen Risiken sicherer gezwungen, die Deckung sofort Austausch mit den Kunden intensiviert. und Bonität der Geschäftspartner ihrer aufzuheben, kann der Deckungsschutz bis Kunden – und zwar kontinuierlich über zu 30 Tage aufrechterhalten werden, sodie gesamte Dauer der Kundenbeziehung. „Letztendlich kaufen unsere fern der Kunde dies vertraglich vereinbart hat. Solche Vorwarnungen Versicherungsnehmer eine transparente Information über die Bonität weiß auch Wilfried Dannheiser von der Biesterfeld AG zu schätzen: „In ihrer Kunden.“ So wüssten Unternehmen, wie stabil die finanzielle Lage solchen Fällen stellen wir auf Vorauskasse um, oder wir verringern die ihrer Kunden oder einer Branche ist. Liefermengen, sodass nicht so viel auf einmal auf dem Spiel steht.“ ZahlDas Rating von Firmen und ihrer Bonität ist eine heikle Angelegenheit. reiche Unternehmen würden sich – ausgerüstet mit diesem Wissen – Aber Rating-Agenturen, die oft kritisiert werden, sind Kreditversicherer auch nach neuen Absatzmärkten umsehen, so Meurer. keinesfalls. Größter Unterschied: „Wenn wir uns irren, zahlen wir“, sagt Durch ihre Kontakte zu den Unternehmen können die fünf großen Meurer. Und schließlich hätten die Versicherer in der Beurteilung von deutschen Kreditversicherer die wirtschaftliche Lage ganzer Branchen Zahlungsausfällen eine äußerst geringe Fehlerquote. einschätzen. So hat allein Euler Hermes Daten von mehr als 40 MillioTrotzdem: Vor allem in den Jahren 2008 und 2009 – nach der Lehman- nen Unternehmen. Und für deutsche Unternehmen seien KreditversiPleite – mussten die Kreditversicherer oft einspringen. Auch bei der cherer oftmals wichtiger als Banken: „In absoluten Zahlen sind LiefeHamburger Biesterfeld AG. Im Frühjahr 2008 verließen Lkws das Un- rantenkredite schon immer höher als alle Bankkredite, die Banken ternehmen mit dem Ziel Krefeld. Ihre Ladung: mehrere Tonnen Kunst- deutschen Unternehmen zur Verfügung stellen“, sagt Meurer. stoffgranulat im Wert von 84.000 Euro, aus dem die Krefelder Kunststoffteile pressen wollten. Bezahlt haben sie nicht. „Wir haben dann Marcel Roth ist Journalist in Berlin und Magdeburg. Klage eingereicht und erfahren, dass unser Kunde insolvent war“, sagt Ansprechpartner: Katrin Rüter, Tel. 030/20 20-51 19, k.rueter@gdv.de keine sackgasse Kreditversicherungen sorgen unter anderem dafür, dass der Warenfluss zwischen Unternehmen in Gang bleibt. nachgefragt „Niemand braucht sich Sorgen zu machen“ In Deutschland existieren rund 94 Millionen Lebensversicherungsverträge. Grund genug, um einmal bei Dr. Maximilian Zimmerer, dem Vorsitzenden des Hauptausschusses Lebensversicherung im GDV, nachzufragen, wie sich die europäische Schuldenkrise und ein anhaltendes Niedrigzinsniveau darauf auswirken. Herr Dr. Zimmerer, die Lebensversicherung ist das beliebteste Vorsorgeprodukt der Deutschen, es hat sich seit über 100 Jahren bewährt. Trotzdem gerät es immer wieder in den Fokus der Medien. Warum eigentlich? Also, ganz offen gesprochen: Ich bin eher der Meinung, die Medien befassen sich viel zu selten mit dem Thema Lebensversicherung. Zu selten? Wie kommen Sie darauf? Nehmen Sie als Beispiel nur die Zeitschriften, die jeden Monat immer wieder neu über Fonds schreiben. Davon existieren gleich mehrere in Deutschland. Es gibt aber keine Publikumszeitschrift, die sich intensiv und kontinuierlich mit Lebensversicherungen beschäftigt. In den vergangenen zehn Jahren haben wir drei große Finanzkrisen erlebt. Im Zentrum der Diskussion standen dabei aber immer die Banken und ihre Investments, nicht die Lebensversicherungen. Im Moment sind die Lebensversicherungen völlig aus dem Fokus geraten, und mir wäre es lieber, die Menschen würden sich aufgrund des wichtigen Themas Altervorsorge mehr mit dem Thema auseinandersetzen. Worauf führen Sie Ihre Erkenntnis zurück? Die Erklärung ist einfach: Lebensversicherungen bedeuten Stabilität. Und über stabile Verhältnisse zu berichten ist für die meisten Kommentatoren langweilig. Das Auf und Ab der Märkte erscheint ihnen viel spannender. Wenn vom Auf und Ab der Kurse an den Fi nanzmärkten geschrieben wird, schrillen den noch immer wieder die Alarmglocken. Jeder fragt sich: Was ist eigentlich mit meiner Le bensversicherung, mit meiner Altervorsorge? 12 positionen Die Besorgnis, die Sie beschreiben, habe ich bisher in der Diskussion nicht wahrgenommen. Wir haben auch keine vermehrten Kundenanfragen, die darauf hinweisen würden. Über seine Lebensversicherung braucht sich wirklich niemand Sorgen zu machen. Das klingt immer so beruhigend: Man müsse sich keine Sorgen machen. Ja, und das Schöne ist: Es stimmt auch noch! Nehmen Sie nur die Überschussbeteiligung der Lebensversicherungen. Obwohl die letzten Jahre an den Märkten mehr als turbulent waren und die Zinsen dramatisch gefallen sind, blieb die Überschussbeteiligung der Lebensversicherungen erstaunlich stabil, es gab nur sehr leichte Absenkungen. Die Lebensversicherungsunternehmen sind nun mal langfristige Anleger, und kurzfristige Schwankungen stören uns nicht. In Zeiten der aktuellen Staatsschuldenkrise geht es in erster Linie um die Risikotragfähig keit der Lebensversicherungsunternehmen, das heißt, es geht um die Frage: Sind die Versi cherer in der Lage, die gesetzlich festgeschrie benen Verpflichtungen aus bestehenden Ver sicherungsverträgen jederzeit zu erfüllen? Sie haben vorhin gesagt, dass sich die Lebensversicherung in den letzten 100 Jahren bewährt hat. Das ist wahr und richtig. Ich bin daher sehr zuversichtlich, dass dies auch für die Zukunft gelten wird. Die aktuelle Staatsschuldenkrise birgt sicher Herausforderungen, andererseits haben gerade die vergangenen zehn Jahre deutlich bewiesen, dass die Lebensversicherer mit großen Turbulenzen an den Kapitalmärkten umgehen und sehr attraktive Renditen erwirtschaften können. Besitzen Sie denn selbst eine Lebensver sicherung? Eine? Gemeinsam mit meiner Frau haben wir neun. Wie definiert sich eigentlich die sogenannte Risikotragfähigkeit der Lebensversicherungs unternehmen? Darunter versteht man die Fähigkeit, dass wir unsere sehr langfristigen Verpflichtungen aus den bestehenden Versicherungsverträgen zu jeder Zeit erfüllen können. Das ist die allgemeine Definition. Was bedeutet das? Nehmen wir mal folgendes Szenario an: Ein 20-jähriger Kunde schließt eine Rentenversicherung ab. Nehmen wir außerdem an, er wird 90 Jahre alt. Das heißt, der abgeschlossene Vertrag läuft über 70 Jahre. Und in diesen 70 Jahren müssen wir unsere zugesagten Garantien, also den Rechnungszins, jedes Jahr auch darstellen. Wir stellen für den Kunden sicher, dass er, wenn er mit 67 in Rente geht, für 23 Jahre ein lebenslanges Einkommen erhält. Und zwar in der garantierten Höhe plus Überschussbeteiligung. Woher wissen Sie, wie alt Ihr 20-jähriger Kunde wirklich wird? Das wissen wir im Einzelfall natürlich nicht. Was wir aber sicher wissen, ist wissenschaftlich erwiesen: Jede Generation wird im Durchschnitt älter als die vorherige. Das müssen wir als Versicherer in unserer Kalkulation der Rentenversicherung berücksichtigen. Außerdem legen wir das Geld unserer Kunden vorsichtig und langfristig mit dem Ziel an, zu jedem Zeitpunkt unsere Garantien und eine angemessene Überschussbeteiligung darstellen zu können. > In verschiedenen Zeitungsartikeln war neulich zu lesen, die Versicherungsbranche dringe bei der Bundesregierung auf eine Änderung der bestehenden Regelungen im Versicherungsvertragsgesetz, kurz VVG. Aus welchem Grund suchen Sie das Gespräch mit der Bundesregierung? Hier existieren verschiedene Regeln, bei denen wir eine Überarbeitung anregen. Lassen Sie mich auf die wichtigste eingehen: Seit 2008 beteiligen wir laut Versicherungsvertragsgesetz unsere Kunden an den sogenannten Bewertungsreserven. Was ist darunter zu verstehen? Wenn Sie etwa eine Immobilie erwerben, die mit der Zeit an Wert gewinnt, entstehen sogenannte Bewertungsreserven, das heißt, der Marktwert der Anlage liegt höher als der ursprüngliche Anschaffungswert. An solchen Reserven, also an der Wertsteigerung, beteiligen wir unsere Kunden seit 2008, wenn ihr Vertrag fällig wird. In Ordnung. Aber welche Nachteile birgt denn diese aktuelle Gesetzeslage konkret für Versicherungen und Versicherte? Ganz einfach: Solche Bewertungsreserven entstehen auch, wenn die Zinsen am Markt fallen. Beispiel: Wenn ich einen zehnjährigen Pfandbrief mit einer jährlichen Verzinsung von vier Prozent erworben habe, steigt dessen Wert, wenn die Marktzinsen fallen. Die höhere Verzinsung des Pfandbriefs im Vergleich zum aktuellen Marktzins drückt sich in einem höheren Kurs des Pfandbriefs aus. Wenn ich Kunden bei Fälligkeit ihrer Verträge nun an diesen Kursreserven beteiligen soll, muss ich den Pfandbrief verkaufen. Bei Kauf 14 positionen eines neuen Pfandbriefs erziele ich jedoch nur noch eine jährliche Verzinsung von drei Prozent, einen Prozentpunkt weniger. Diese Differenz fehlt mir, um die garantierten Zinsen und die Überschussbeteiligung für die anderen Kunden zu erwirtschaften. All unsere Kunden profitieren durch die laufende Überschussbeteiligung davon, dass wir Pfandbriefe zu einem Coupon von vier Prozent eingekauft haben. Warum sollten Kunden, deren Verträge fällig werden, gegenüber Kunden, deren Verträge noch Jahre oder gar Jahrzehnte laufen, bevorzugt werden, indem sie zusätzlich am zeitweiligen Kursgewinn beteiligt werden? Dies erscheint mir nicht gerechtfertigt. Welche Rolle spielt dabei das anhaltende Niedrigzinsniveau? Bizarr wird es, wenn, wie aktuell zu sehen, die Renditen von Bundesanleihen auf zwei Prozent sinken. Dadurch entstehen vorübergehend natürlich hohe Bewertungsreserven, die aber bis zur Rückzahlung der Bundesanleihe zum Kurs von 100 wieder verschwinden. Wenn ich diese zwischenzeitlichen Reserven durch einen Verkauf realisieren muss, fehlen mir im Extremfall sogar die Zinsen, um die Garantieverpflichtungen der Lebensversicherungen zu erfüllen. Denn im Durchschnitt aller Versicherungsverträge liegt die garantierte Mindestverzinsung bei etwa drei Prozent, also einen Prozentpunkt höher als der gegenwärtige Zins der zehnjährigen Bundesanleihen. Das bedeutet, dass die gegenwärtige Regelung alle benachteiligt – außer jenen Versicherungsnehmern, deren Verträge zurzeit zufällig auslaufen? So könnte man das durchaus ausdrücken, ja. Aber das Gesetz wurde doch erst im Jahr 2008 geändert. Hat man die Folgen der Reform damals nicht vorausgesehen? Diese Änderung im VVG geht auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2005 zurück. Dabei ging es um Bewertungsreserven auf Aktien, die durch die Börsenhausse in den 90er-Jahren entstanden waren. Daran sollten die Kunden stärker beteiligt werden. Nicht berücksichtigt wurde damals jedoch, dass die Versicherer ihr Kapital nur noch zu einem kleinen Teil in Aktien anlegen. In der aktuellen Niedrigzinsphase zeigt sich, dass eine Beteiligung an den Bewertungsreserven bei festverzinslichen Anlagen einer sinnvollen Begrenzung bedarf. Wie sähe denn das Zukunftsszenario aus, sollte sich nichts an den bestehenden Regeln ändern? Bei dauerhaft niedrigen Zinsen müssten wir solche Scheinreserven auflösen und wären dann gezwungen, das Geld zu deutlich niedrigeren Zinsen neu anzulegen. Dies wirkt sich dann nicht nur auf die Überschussbeteiligung aus, sondern gefährdet auch die Erwirtschaftung der Garantiezinsen. Existiert also dringender Handlungsbedarf? Eindeutig. Zumal der Gerechtigkeitsaspekt nicht unterschätzt werden sollte. Wieso soll ein Kunde, dessen Vertrag ausläuft und der bereits von den höheren Zinsen in der Vergangenheit profitiert hat, noch einmal einen Zuschlag erhalten, der zulasten aller anderen Kunden und deren Überschussbeteiligung geht? A l l e F oto s : F r a n k Baue r nachgefragt Zur Person Dr. Maximilian Zimmerer, 53, ist Vorstandsvorsitzender der Allianz Lebensversicherungs-AG. Er hat in Düsseldorf Rechtswissenschaften studiert und dort auch promoviert. Seine Karriere startete er 1988 im Alter von nur 30 Jahren im Fachbereich Industriebeteiligungen der Allianz AG. 1994 stieg er auf zum Fachbereichsleiter Darlehen, sechs Jahre später wurde er in den Vorstand der Allianz Lebensversicherungs-AG berufen, seit 2006 sitzt er diesem Vorstand vor. Von 2010 bis Ende 2011 war er Vorstandsvorsitzender der Allianz Private Krankenversicherungs-AG. Maximilian Zimmerer ist Mitglied im Vorstand der Allianz Deutschland AG. Mitte des Jahres wird er Nachfolger von Dr. Paul Achleitner als Finanzchef des Allianzkonzerns. Maximilian Zimmerer ist Mitglied des GDVPräsidiums und Vorsitzender des Hauptausschusses Lebensversicherung / Pensionsfonds. Die sichersten Papiere wie etwa die deutsche Bundesanleihe werfen nur noch knapp zwei Prozent ab. Der durchschnittliche Garantiezins im Kapitalanlagebestand der deutschen Versicherer beträgt zurzeit etwa 3,4 Prozent, die durchschnittliche Gesamtverzinsung noch rund vier Prozent, Tendenz fallend. Bedeutet das nicht in der logischen Schlussfolgerung, dass Ihre Anlagemanager in Zukunft mehr Risiko eingehen müssen, um mehr Ertrag zu erwirtschaften? Es stimmt, die Zinsen für Bundesanleihen sind auf historische Tiefstände gefallen. Dafür gibt es ungewöhnlich hohe Zinsaufschläge für Anleihen anderer Euro-Staaten, aber auch von Pfandbriefen und Unternehmensanleihen. Schuld ist die hohe Verunsicherung an den Kapitalmärkten wegen der Schuldenkrise. In diesem Umfeld ist es daher wichtig, sein Anlagekapital breit zu streuen, aber auch Marktanomalitäten auszunutzen und damit Renditevorteile zu erzielen. Französische Staatsanleihen rentieren zum Beispiel einen Prozentpunkt höher als deutsche. Das Aktiengeschäft dürfte als Anlagemodell wegfallen, denn von 2013 an müssen laut Solvency II Aktieninvestments mit hohem Eigenkapital unterlegt werden, richtig? Durch das neue Aufsichtsmodell Solvency II wird tatsächlich die Anlage in Aktien deutlich erschwert. Trotzdem halten wir eine Aktien-Bei mischung in einem langfristig ausgerichteten Portfolio für sinnvoll. Norbert Heinen, Vorstand der Wüstenrot & Württembergische, hat gesagt: „Wenn man für zehnjährige Bundesanleihen wie jetzt 1,8 Prozent bekommt, kann man nicht vier Prozent gutschreiben.“ Steht eine marktweite Absenkung der Überschussbeteiligung an? Jedes Unternehmen muss dies selbst entscheiden, und zwar vor dem Hintergrund seiner Anlagestruktur und seiner Reservesituation. Aber natürlich ist der Wiederanlagezins ein wichtiges Kriterium für die jährliche Entscheidung über die Überschussbeteiligung. Warum gelten die Versicherungen zurzeit als krisenfester als zum Beispiel die Banken? Als Versicherer legen wir vorsichtig an und streuen unsere Kapitalanlagen breit. Wir sind nicht auf die Erzielung kurzfristiger Handelsgewinne aus, sondern sehen uns als verlässliche, langfristige und stabile Kapitalanleger. Die Versicherungsunternehmen besitzen zum Beispiel nur wenig Griechenland-Anleihen. Worin unterscheiden sich diese beiden Geschäftsfelder noch? Wir bewegen uns zwar am selben Kapitalmarkt, unsere Geschäftsmodelle sind allerdings völlig unterschiedlich. Zunächst: Eine Bank leiht und verleiht Geld. Lebensversicherer leihen sich kein Geld und müssen sich am Kapitalmarkt auch nicht refinanzieren. Wir legen die Beiträge unserer Kunden mit größter Sorgfalt langfristig an und können die Auszahlungen an unsere Kunden durch die laufenden Beitragszahlungen decken. Liquiditätsengpässe können bei uns daher nicht entstehen. Zudem verfügen Lebensversicherer über viele Sicherheitspuffer wie zum Beispiel die eben angesprochenen Bewertungsreserven in den Kapitalanlagen oder den Rückstellungen für Beitragsrückerstattung. Das sind gewichtige Argumente. Aber können Sie uns dennoch prägnant erklären, warum jeder Deutsche auch in diesen stürmischen Zeiten mit einer Lebensversicherung fürs Alter vorsorgen sollte? Die gesetzliche Rentenversicherung basiert auf einem Umlageverfahren: Die Jungen zahlen für die Alten. Wenn die Jungen aufgrund des Geburtenrückgangs immer weniger werden, die Menschen aber immer länger leben, dann ergibt sich eine Finanzierungslücke, die jährlich größer wird. Die letzten beiden Rentenreformen haben das System der gesetzlichen Rentenversorgung zwar zukunftsfest gemacht, allerdings musste hierfür das Absicherungsniveau schrittweise gesenkt werden. Die entstandene Lücke bleibt also nicht nur bestehen, sie vergrößert sich. Mit der besonders geförderten Riester- und Basisrente hat der Gesetzgeber einen Anreiz gegeben, diese Lücke über eine zusätzliche kapitalgedeckte Altersvorsorge zu schließen. Und wegen des Zinseszins effektes sollte damit so früh wie möglich begonnen werden. Allen Marktturbulenzen zum Trotz? Die letzten Jahre haben eines deutlich gezeigt: Sicherheit und Stabilität in der Altersvorsorge sind wichtig. Nur eine private Rentenversicherung kann den Kunden ein lebenslanges Einkommen garantieren. Interview: Alex Stefanidis ist freier Journalist in Berlin und München. positionen 15 Hintergrund Die leise Revolution Elektroautos sind im deutschen Straßenverkehr noch selten, und doch gelten sie als die Zukunft der Automobilbranche. Die Versicherungsindustrie muss sich schon jetzt auf das Elektroautozeitalter einstellen. Doch wie versichert man eine völlig neuartige Fahrzeugklasse ohne Erfahrungswerte? 16 positionen F oto : d pa / p i c t u r e a l l i a n c e D ie Kanzlerin persönlich hat das Ziel im Mai letzten Jahres vorge- eher defensives Fahren erwarten. Elektroautos sind vor allem im Stadtgeben: Eine Million Elektroautos sollen bis 2020 auf deutschen verkehr unterwegs, wo es häufiger kleine Unfälle, aber seltener schwere Straßen fahren. Die bisherigen Zahlen sind ernüchternd: Unter Schäden gibt. den 3,17 Millionen Pkw-Neuzulassungen 2011 in Deutschland waren Und welche Risiken birgt die Technologie, insbesondere die Hochvoltnur 2.154 Elektro- und 12.622 Hybridfahrzeuge. Und die Elektroautos batterie des Motors? Besteht etwa eine Stromschlaggefahr für Unfallwurden meist von Unternehmen angemeldet, gerade mal rund 150 Fahr- helfer oder Hobbymechaniker? Aber auch kleine Probleme sind noch zeuge kauften Privatpersonen. Ob das Elektroauto wirklich ein Erfolg ungeklärt: Wer haftet zum Beispiel für Ladekabelschäden? Diese und wird, entscheidet nicht Angela Merkel, sondern der deutsche Autofahrer. ähnliche Fragen wurden Ende November in Berlin bei einem SymposiDr. Martin Stadler von der Allianz und Dr. Jürgen Redlich vom GDV wa- um der Unfallforschung der Versicherer (UDV) gestellt. In drei Workren von ihren ersten Testfahrten mit Elektrofahrzeugen positiv überrascht: shops diskutierten mehr als 100 Experten über Themen der Betriebs „Es war schon faszinierend, der Wagen sicherheit, der Unfallsicherheit und der ist sehr leise, es gibt kein herkömmliUnfallrettung, ihre Empfehlungen werGDV Position ches Schalten mehr – das ist schon ein den Anfang 2012 in einem TagungsElektrofahrzeuge bringen völlig neuartige Risiken, anderes Fahrgefühl, ein bisschen wie in band veröffentlicht. der Straßenbahn“, erinnert sich Martin beispielsweise durch ein Hochspannungsbordnetz Die Zeit drängt: Opel, Mitsubishi, Peu mit der potenziellen Gefahr tödlicher StromStadler an eine Fahrt mit dem Opel Amgeot, Citroën und Smart bringen gerade schläge. Elektrofahrzeuge müssen im Betrieb und pera vor eineinhalb Jahren. Unerwartet serienfähige Fahrzeuge auf den Markt. viel Fahrspaß hatte auch Jürgen Redlich, Und das Elektroauto verlangt durchaus bei einem Unfall genauso sicher sein wie beim GDV Leiter des Bereichs Kfzeinige Novellierungen beim Versicheherkömmliche Autos mit Verbrennungsmotor. Technik: „Man versucht anfangs zu tes rungsrecht und Haftungsrecht, wie ten, wie kraftvoll so ein Elektromotor Martin Stadler von der Allianz auf der ist, und ich war überrascht, wie gut das Auto beschleunigt hat. Die Bedie- UDV-Tagung aufzeigte. Die gute Nachricht: Die Fahrzeughalter sind nung war völlig unkompliziert, die Fahrgeräusche sind angenehm leise.“ durch bestehende rechtliche Bestimmung weitgehend abgesichert. Die Eine Schwachstelle hat Redlich aber doch bemerkt: „Wenn man herzhaft Fahrzeughersteller dagegen müssen noch einige Gefahrenquellen be an der Ampel losfährt, sind gleich ein bis zwei Prozent der Batterieladung heben, etwa die kaum hörbaren Fahrgeräusche und das Risiko von Stromweg“, so der GDV-Experte. „Danach bin ich sehr verhalten gefahren.“ schlägen für Unfallhelfer. Zu verbrauchsarmem Fahren erzieht das ohnehin viel gepriesene Elektro- Die erste Typklassenbestimmung sei für Elektroautofans aber erfreulich auto offenbar auch. Für die Versicherungsfachmänner Redlich und Stadler verlaufen, findet Martin Stadler: „Der Opel Ampera, mit das erste richsind solche Testfahrten nicht nur unterhaltsam, sondern wichtig und auf- tig ernst zu nehmende Elektroserienauto, hat eine in meinen Augen sehr schlussreich für ihre Arbeit. Die große Allianz etwa versichert derzeit nur moderate Einstufung bekommen. Ich hatte Schlimmeres erwartet.“ rund 300 Stück. Doch wie stuft man als Versicherung ein Elektrofahrzeug Offenbar bewahrheitet sich, was bei Hybridmobilen bereits festgestellt ein, wenn es keine nennenswerten Erfahrungswerte gibt? wurde: Hybridfahrer sind weder schlimme Vollgasraser noch ÖkoViele Fragen sind noch ungeklärt: Verursachen Elektroautofahrer über- Schleicher, sondern: ganz normale Verkehrsteilnehmer. oder unterdurchschnittlich viele Unfälle? Beides scheint plausibel: Die kaum merklichen Fahrgeräusche könnten eine Gefahr für Fußgänger Marc Baumann ist freier Journalist in München. und Radfahrer sein, andererseits würde man bei Käufern von E-Autos Ansprechpartner: Katrin Rüter, Tel. 030/20 20-51 19, k.rueter@gdv.de Unter Strom Mehr als 70 Kilometer legt der Opel Ampera zurück, ohne einen Tropfen Benzin zu verbrauchen. Komplett aufladen lässt er sich an jeder haushaltsüblichen 230Volt-Steckdose – und das innerhalb von vier Stunden, versichert der Autohersteller. gegenpositionen absoluter nonsens! Versicherungsprodukte zu beurteilen gehört zum kritischen Journalismus. Im Mittelpunkt sollte dabei aber nicht die Meinung Einzelner, sondern die informative und objektive Aufklärung der Bürger stehen. M an mag darüber streiten, ob eine Lebensversicherung für Risiken abdecken, in unterschiedlichen Lebenssituationen Schutz Haustiere Sinn macht. Für Tierliebhaber, die eine solche bieten und sich sinnvoll ergänzen können. Police für ihren Liebling abgeschlossen haben, wird es Die Berufsunfähigkeitsversicherung federt den Erwerbsausfall ab, wohl so sein. Warum auch nicht? Es gibt Physiotherapie, Haute unabhängig davon, ob die Berufsunfähigkeit durch Krankheit oder Couture und sogar Gourmetrestaurants für Vierbeiner. Wer soll Unfall verursacht wurde. Die Kernleistung der Unfallversicherer ist über Sinn oder Unsinn dieser Angebote entscheiden, wenn nicht die die Invaliditätsleistung, eine Kapitalsumme, die im VersicherungsHunde- oder Katzenbesitzer? fall unabhängig von der verbleibenden Berufsfähigkeit gezahlt wird. Auf stern.de erklärten nun Verbraucherschützer zahlreiche Ver So kann sie zum Beispiel für den Umbau der Wohnung, für besonsicherungsprodukte für überflüssig. Doch viele Versicherte sehen dere Rehabilitationsmaßnahmen oder als Ersatz für verloren gegandas offenbar anders – und in aller Regel darf wohl bei mündigen gene Lebensqualität genutzt werden. Bürgern davon ausgegangen werden, dass Gegen die Unfallversicherung wird angesie sich aus gutem Grund für eine beführt, dass nur ein geringer Anteil der Fälle stimmte Police, für einen bestimmten von Berufsunfähigkeit auf Unfälle zurückzu„Ein absolutes Schutz entschieden haben. Auch die Sterbe führen sei. Gerade in den jungen AltersgrupNonsensprodukt. “ Welche geldversicherung erklärt Elke Weidenbach pen liegt dieser Anteil aber sehr viel höher. So von der Verbraucherzentrale NRW für Versicherungen Sie brauchen sind gut 30 Prozent der Berufsunfähigkeitsüberflüssig: „Das lohnt sich nur, wenn man fälle in der Altersgruppe bis 40 Jahren Folge – und welche nicht. unmittelbar nach Abschluss der Versicheeines Unfalls. Bei den unter 30-Jährigen ist rung stirbt.“ Fragt sich nur: für wen? Mit Unfall die Hauptursache für Berufsunfähig4. Oktober 2011 auf Stern.de der Sterbegeldversicherung will der Versikeit. Ein zusätzlicher Schutz über die Berufscherte wohl nicht in erster Linie für sich unfähigkeitsversicherung hinaus – etwa mit und seine Erben sparen. Er will zu Lebzeiten für sich ein angemes- der Unfallrente – ist also für jüngere Berufstätige durchaus sinnvoll. senes Begräbnis sicherstellen und dieses selbst bestimmen. Und das Auch für Ältere bietet die Unfallversicherung Vorteile: Die Seniorenleistet die Sterbegeldversicherung – kein Sparkonto. Auch der Un- Unfallversicherungen bieten nach einem Unfall Hilfs- und Pflegeleis fallversicherung geht es an den Kragen: „Ein absolutes Nonsens tungen und ermöglichen es den Betroffenen so, in der eigenen Wohprodukt“, wird Manfred Poweleit vom Map-Report zitiert. nung zu bleiben. Sie sind für viele alleinstehende ältere Menschen, die Rund neun Millionen Menschen kommen pro Jahr in Deutsch- nach einem Unfall ganz auf sich gestellt sind, eine unschätzbare Hilfe land bei Unfällen zu Schaden. Die meisten gehen zum Glück und werden aus gutem Grund stark nachgefragt. Sind all die Versicheglimpflich aus. Aber durch einen Unfall kann sich das Leben der rungskunden also unmündig und unvernünftig? Aufklärung der VerBetroffenen dramatisch verändern: Zukunftspläne müssen geän- braucher ist wichtig. Dazu gehört auch das Beurteilen von Produkten. dert, neue Perspektiven gefunden werden. In 80 Prozent der Fälle Aber das Urteil sollte objektiv und vorurteilsfrei sein. von Invalidität als Folge eines Unfalls zahlt allein die private Un- Oder, um mit den Worten von Johannes B. Kerner zu sprechen: fallversicherung. „Manchmal wünschte ich mir etwas mehr Bildung – und etwas Poweleit empfiehlt statt der Unfall- die Berufsunfähigkeitsversiche- weniger Meinung.“ rung und stellt beide Produkte als Alternativen „entweder – oder“ dar. Dieser Vergleich ist falsch. Er verkennt, dass beide Versiche- Ansprechpartner: Katrin Rüter, Tel. 030/20 20-51 19, rungsprodukte – mit einigen Überschneidungen – verschiedene E-Mail: k.rueter@gdv.de 18 positionen service Wieso ist das so? Ausweichmanöver vor Wildtieren sind in der Teilkaskoversicherung nicht generell versichert. Der Hintergrund: Durch das Aus weichen passieren oft schlimmere Unfälle als durch einen Zusammenstoß mit dem Tier. Auch Pkw-Insassen und andere Ver kehrsteilnehmer werden durch das Aus weichmanöver stärker gefährdet. Aus die sen Gründen gilt als Faustregel: Bei Klein tieren lieber nicht ausweichen und an die eigene Sicherheit denken. Wer einem kleinen Wildtier ausweicht und das Auto dabei zu Schrott fährt, riskiert eine anteilige Kürzung der Leistung aus der Teil kaskoversicherung. Ein Ausweichmanöver ist prinzipiell nur bei einem größeren Tier ge boten, Hasen oder Füchse zählen nicht dazu. Eine Vollkaskoversicherung dagegen leistet Ersatz für Unfallschäden, auch wenn der Wild schaden nicht nachgewiesen werden kann. Ansprechpartner: Katrin Rüter, Tel. 030/20 20-51 19, E-Mail: k.rueter@gdv.de „Ein Auto-Unfall, Was tun?“ Klicken sie hier! Kurz erklärt Kühlen Kopf bewahren: Rechte und Pflichten eines Autofahrers nach einem Verkehrsunfall www.gdv.de Stichwort: Unterversicherung Jedes Jahr registriert die Polizei rund zwei Millionen Verkehrsun fälle in Deutschland. Die meisten davon gehen mit einem Sach schaden relativ glimpflich aus. Doch bei fast jedem fünften Un fall werden Menschen verletzt. Was ist nach einem Unfall zu tun? Welche Rechte und welche Pflich ten haben Autofahrer nach einem Verkehrsunfall? Antworten auf diese Fragen gibt die Broschüre Ein Auto-Unfall, was tun?, die jetzt in neuer Auflage vorliegt. Die Broschüre kann in Einzelexemplaren beim Informati onszentrum „Zukunft klipp und klar“ der deutschen Ver sicherer unter 0800 / 742 43 75 kostenlos bestellt werden. Unter www.gdv.de steht sie auch zum Download bereit. Mit einem neuen Webauftritt ist der Ge samtverband der Deutschen Versiche rungswirtschaft e. V. ins Jahr 2012 gestartet. www.gdv.de bietet zeitgemäße, nutzer orientierte Informationen aus Verband und Versicherungswirtschaft. Die neue Funktion „Top-Themen“ informiert über das gesamte GDV-Themenspektrum. In der Hausratversicherung spricht man von Unterversicherung, wenn der versicher te Hausrat (= Versicherungswert) insgesamt mehr wert ist als die im Vertrag vereinbarte Versicherungssumme. In einem solchen Fall wird der Schaden nur anteilig ersetzt – im Verhältnis Versicherungssumme zum tat sächlichen Versicherungswert. Um eine Unterversicherung zu vermeiden, wird im Vertrag zur Hausratversicherung die Ver sicherungssumme zumeist berechnet: Ein vereinbarter Betrag pro Quadratmeter Wohnfläche (z. B. 650 Euro) wird mit der Wohnfläche der versicherten Wohnung multipliziert. Ist die Versicherungssumme so festgelegt, verzichtet der Versicherer im Fall eines Schadens in der Regel darauf, auf eine Unterversicherung hin zu prüfen. Zahlt die Teilkasko nicht bei Ausweichmanövern vor kleinen Tieren? Terminkalender Die Ereignisse der nächsten Wochen I l lu s t r ati on : M a r c h e r o l d 18. April 2012: GDV-Pressekolloquium in Berlin positionen 19 brandenburgische universitätsdruckerei und verlagsgesellschaft mbH karl-liebknecht-str. 24–25, 14467 golm Post vertriebsstück C44755, Entgelt bezahlt die deutschlandkarte Auf Shopping-Tour Schleswig-Holstein 19.969 Mecklenburg-Vorpommern 16.456 Hamburg 21.320 Bremen 18.019 Berlin 17.808 Niedersachsen 19.169 Sachsen-Anhalt 16.421 Brandenburg 17.606 Nordrhein-Westfalen 19.921 Hessen 21.187 Sachsen 16.457 Thüringen 16.509 Rheinland-Pfalz 19.649 Saarland 18.593 Bayern 21.326 Baden-Württemberg 21.000 Die Kaufkraft der Deutschen betrug im Jahr 2011 mehr als 1.610 Milliarden Euro. „Bad news is good news“ – so scheint das Credo aller Nachrichtensendungen von der Tagesschau bis zum RTL Nachtjournal zu lauten. Schließlich fesseln Katastrophen und Krisen die Fernsehzuschauer an ihren Sessel – das ist gut für die Quote. Aber es gibt auch gute Nachrichten! Zum Beispiel diese: Laut einer Prognose der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ist die Kaufkraft der Deutschen im Jahr 2011 um 499 Euro pro Kopf gegenüber 2010 angestiegen. Der durchschnittliche Bundesbürger besitzt somit eine Kaufkraft von 19.684 Euro pro Jahr, die er für Miete, Lebenshaltungskosten oder Konsumgüter ausgeben kann. Die Gesamtsumme der Kaufkraft in Deutschland liegt für 2011 bei 1.610 Milliarden Euro. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Bürger in Bayern, Hamburg, Hessen und BadenWürttemberg verfügen mit mehr als 21.000 Euro im Schnitt über die stärkste Kaufkraft, in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt mit knapp 16.500 Euro über die schwächste.. Prognose für die Kaufkraft (in Euro) je Einwohner für das Jahr 2011 in den jeweiligen Bundesländern. Quelle: GfK Kaufkraft 2011, GfK GeoMarketing Impressum HERAUSGEBER Druck und vertrieb Autoren Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft Brandenburgische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft, Potsdam mbH Marc Baumann, Mauritius Much, Marcel Roth, Alexandros Stefanidis Verantwortlich Ulrike Pott Konzeption und Realisation Titelbild Getty Images Magazin Verlagsgesellschaft Süddeutsche Zeitung mbH REDAKTION Objektleitung Angela Kesselring Katrin Rüter de Escobar, Una Großmann (GDV), Alexandros Stefanidis, Thomas Kartsolis (Grafik) redaktionSANSCHRIFT Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft Presse und Information Wilhelmstraße 43 / 43 G, 10117 Berlin Telefon 030/20 20-51 18, Fax 030/20 20-66 04 Fragen zum Abo: positionen@gdv.de