Vogelparadies Garten
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Vogelparadies Garten
ZIERGARTEN & L EBEN Der Stieglitz ernährt sich von Wildblumensamen und hat eine besondere Vorliebe für Disteln Vogelparadies Garten Eine bunte Vogelvielfalt im Garten – das ist der Wunsch vieler Gartenbesitzer. Durch das Anbringen von Nistkästen oder Futterhäuschen können Sie Vögel in den Garten locken. Zum Überleben brauchen die kleinen Gäste jedoch mehr. Richtige Pflege und Gestaltung machen auch Ihren Garten zum Vogelparadies. V ögel erfreuen unser Herz mit ihrem morgendlichen Gesang. Mit Begeisterung beobachten unsere Kinder die emsigen Vogeleltern, die ihren Nachwuchs tagaus, tagein mit Raupen und anderen Insekten aus dem Garten füttern. Im Garten angebrachte Nist- 28 05/2007 GARTEN + HAUS kästen oder ein Futterhäuschen im Winter sind beliebte Vogelschutzmaßnahmen. Sie sind aber nur dann sinnvoll, wenn der gesamte Garten vogelfreundlich gestaltet ist. Vögel brauchen naturnahe Gärten mit vielfältigen Strukturen und einem reichen Nahrungsangebot. Ein reich gedeckter Tisch Körnerfresser wie Grünling, Goldammer oder Stieglitz fressen Samen von heimischen Wildkräutern und -blumen. Beliebte Vogelblu- Fotos: Roland/www.bird.at (4). Baldrian/“die umweltberatung“ (2), www. vivara.at (2) Eine willkommene Trink- und Bademöglichkeit zu jeder Jahreszeit ist eine Vogeltränke men sind beispielsweise Johanniskraut, Karde und Nachtkerze, aber auch Brennnesseln, verschiedene Disteln und Wegeriche sind ein Leckerbissen für Vögel. Gruppieren Sie die Pflanzen in einem Wildblumenbeet, legen Sie eine Wildblumenwiese an oder lassen Sie die Wildkräuter in einem wilden Eck oder in einem Heckensaum wachsen. Heimische Wildblumen und Gehölze locken zudem eine Vielzahl von Insekten an. Diese sind die Nahrungsgrundlage für insektenfressende Arten wie Meisen, Zaunkönig oder dem seltenen Gartenrotschwanz. Verzichten Sie in Ihrem Garten zum Schutz der Vögel möglichst auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Diese schädigen die Kleintiere und damit indirekt auch die Vogelwelt. Nahrung für Vogelbabys Zur Zeit der Jungenaufzucht im Frühling stellen die meisten Vögel ihre Ernährung auf eiweißreiche Insektennahrung um. Ein Blaumeisenpärchen fliegt bis zu 1.000 Mal pro Tag mit Insekten zur Fütterung ans Nest und hilft dadurch mit, das biologische Gleichgewicht im Garten zu erhalten. Winterfutter Im Winter finden unsere Gartenvögel auf beerentragenden heimischen Gehölzen, auf samenreichen Wildblumen und auf schneefreien Stellen unter dichten Hecken und Stauden natürliche Nahrung. Schneiden Sie beerentragende Hecken daher erst im Spätwinter zurück, setzen Sie aber allfällige Schnittarbeiten unbedingt vor der Brutzeit um. Auch Fruchtstände und hohle Blumenstängel mit darin überwinternden Insekten sind ein wertvolles Winterfutter und sollten erst im Frühling entfernt werden. In strengen Wintern kann eine Futterstelle mit Nüssen, Samen, getrockneten Beeren oder fettgetränkten Getreideflocken hilfreich ZIERGARTEN & L EBEN sein. Wichtig ist, nur geschlossene Futterbehälter wie z. B. Silofutterhäuser zu verwenden. In diesen Behältern wird das Futter nicht mit Kot verschmutzt. Das schützt die Vögel vor tödlichen Infektionen durch Salmonellen. Hecken zum Verstecken Dichte Sträucher und Hecken bieten sichere Versteckmöglichkeiten, Brutplätze sowie ein reiches Nahrungsangebot. Besonders beliebt sind Dornensträucher oder früchtetragende Gehölze. Geben Sie bei Ihrer Gartengestaltung unbedingt heimischen Gehölzen den Vorzug. Unsere Vogelwelt hat sich in einer langen Entwicklungsgeschichte an diese Pflanzen und die darauf lebenden Insekten angepasst und benötigt sie zum Überleben. Viele Vogelarten brauchen im Garten Totholz. Zaunkönig, Rotkehlchen oder Heckenbraunelle sind dankbar für einen Reisighaufen, in dem sie nach Nahrung suchen oder sogar brüten können. In alten Bäumen mit Astlöchern oder hohlen Stämmen finden viele Vögel ideale Nistplätze. Baumläufer, Kleiber und Spechte halten in den Rindenritzen nach Larven von Holzkäfern und anderen Insekten Ausschau. Ein Zuhause für Vogelbabys Freibrütende Vogelarten wie Heckenbraunelle, Goldammer oder Zilpzalp finden in einem Garten mit dichten Büschen meist einen geeigneten Platz für ihr Nest. Sie können diese Vogelarten unterstützen, indem Sie neben den Büschen einen Saum mit Wildkräutern wachsen lassen, damit in Bodennähe brütende Arten gute Verstecke finden. Bei Gehölzen mit wenig verzweigter Wuchsform kann durch einen Quirlschnitt, also die Kürzung aufrecht wachsender Triebe, eine stabile Nestunterlage geschaffen werden. Kletterpflanzen sind beliebte, katzensichere Brutplätze. Efeu lockt zur Blütezeit Insekten an und bietet im Frühjahr Früchte als Futter. Nisthilfen Höhlenbrüter wie Meisen, Kleiber und Star brüten in alten Bäumen mit Nisthöhlen. Diesen Arten können Sie helfen, indem Sie im Herbst oder Spätwinter Nistkästen anbringen. Geeignet sind selbst hergestellte Nistkästen aus unbehandeltem Holz oder handelsübliche Modelle aus Holzbeton. Bei Höhlenbrütern entscheidet die Größe des Einflugloches darüber, welche Vogelart den Nistkasten besiedelt. Bringen Sie Nistkästen mit unterschiedlich großen Fluglöchern an. Kleinere Meisen wie Blau- oder Tannenmeise benötigen ein Flugloch von 27 mm, größere Meisen eines von 32 mm. Für Star, Wendehals und Kleiber sollte das Flugloch 45 mm groß sein. Der Nistkasten wird in mindestens 2 m Höhe am Baumstamm befestigt, der Standort Grünspecht sollte halbschattig sein und das Flugloch nach Osten oder Südosten, jedoch nie in die Hauptwindrichtung zeigen. Auch jenen Vogelarten, die gerne an Gebäuden brüten, wie Hausrotschwanz, Grauschnäpper, Haussperling oder Mauersegler, kann man mit geeigneten Nistkästen helfen. Öffnen Sie die Nistkästen während der Brutzeit nie, um die Vögel nicht zu stören! Im Spätherbst müssen die Nistkästen mit heißem Wasser und einer Bürste gereinigt werden, um Parasiten und Krankheitserreger zu entfernen. Schwalben benötigen für ihren Nestbau Lehmlacken. Diese Vögel unterstützen Sie am besten, indem Sie offene Bodenstellen freihalten oder künstliche Schwalbennester aus Holzbeton anbringen. Ein Brett unter dem Nest verhindert die Verschmutzung der Wand. Badespaß für Rotkehlchen und Co Eine Vogeltränke im Garten lockt selbst seltene und scheue Vögel an und ist zu jeder Jahreszeit eine willkommene Trink- und Bademöglichkeit. Teiche mit unterschiedlichen Flachwasserzonen oder abgestufte Vogeltränken mit variierenden Wassertiefen berücksichtigen die jeweiligen Ansprüche von kleinen und großen Vögeln. Achtung! Nasse Vögel sind eine leichte Beute für Katzen. Das Vogelbad sollte deshalb 2 bis 3 m vom nächsten Gebüsch und nach Möglichkeit etwas erhöht angebracht werden. Hintergrundinfo Typische Vogelgehölze ! D o r n s t r ä u c h e r : Apfel-Rose, Hecken-Rose, Gewöhnlich-Berberitze, Schlehe, Weißdorn B e e r e n t r a g e n d e G e h ö l z e : Schwarzer Holler, Gewöhnlich-Schneeball, Pfaffenkapperl, Dirndlstrauch, Blut-Hartriegel und Liguster N a h r u n g s r e i c h e B ä u m e : Eibe, Sal-Weide, Vogelbeere, Vogel-Kirsche, Eiche, Wild-Birne, Holz-Apfel und „heimische“ Obstbäume Dieser Buchfink freut sich über eine Pfütze oder eine Wasserstelle im Garten Der Höhlenbrüter Kleiber mauert Höhlen von Spechten mit Lehm auf seine Körpermaße zu Ein seltener Gast Der insektenfressende Garten-Rotschwanz fällt durch die stark orangerot gefärbte Brust des Männchens auf. Er brütet am liebsten in den Astlöchern von alten Bäumen. Durch die Anwendungen von Insektiziden und die vermehrte Schlägerung von alten Obstbäumen zählt der Garten-Rotschwanz zu den stark gefährdeten Vogelarten. Als Zugvogel verbringt er den Winter in Afrika und kehrt erst im April zu uns zurück. Zu diesem Zeitpunkt sind jedoch die meisten Bruthöhlen bereits besetzt. Engagierte Gartenbesitzer können den Garten-Rotschwanz fördern, indem sie Mitte April Nistkästen anbringen. Besonders geeignet sind Nistkästen mit zwei hochovalen Fluglöchern, die 75 mm hoch und 32 mm breit sind. Heimische Gehölze wie dieser Holler bieten nicht nur für die Amsel jede Menge Nahrung Mag. Bernadette Pokorny, „die umweltberatung“ Wien @ Info Weitere Informationen und Infoblätter können Sie bei „die umweltberatung“ unter Tel. 01/803 32 32 bestellen bzw. finden Sie auf www.umweltberatung.at. Das Rotkehlchen eröffnet frühmorgens das Vogelkonzert und sucht Futter in Holzhaufen GARTEN + HAUS 29 05/2007