Defensive Driving Training -

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Defensive Driving Training -
Defensive Driving Training eine Maßnahme zur Verbesserung der Verkehrssicherheit
Dr.-Ing. M. Hofmann, Dr.-Ing. S. von Bose, ExxonMobil Production Deutschland GmbH, Hannover
"Safety First" und "Nobody gets hurt" sind die Grundsätze der ExxonMobil Production
Deutschland GmbH (EMPG). Als Unternehmen der Erdöl und Erdgasbranche kommt
dem Thema Arbeitssicherheit schon bedingt durch die verarbeiteten Stoffe ein hoher
Stellenwert zu. Dies führt zu sehr hohen Sicherheitsstandards und auch zu sehr guten
Ergebnissen in der Arbeitssicherheit.
Als Flächenbetrieb mit über 1000 Produktionsanlagen und mehr als 3.000 km Pipelines
im gesamten norddeutschen Raum, spielen auch die Themen Straßenverkehr und
Verkehrssicherheit eine wichtige Rolle. Zieht man Zahlen der E&P Industrie weltweit
heran, so erkennt man, dass die meisten tödlichen Arbeitsunfälle im Zusammenhang
mit dem Straßenverkehr stehen. Zwar kam es in der Vergangenheit bei der EMPG zu
keinem tödlichen Unfall im Straßenverkehr, doch das Potential, dass mit der Tätigkeit
"Autofahren" verbunden ist, ist nicht zu vernachlässigen.
Daher stellt die EMPG schon seit Jahren die Tätigkeit "Autofahren" auf eine Stufe mit
handwerklichen Tätigkeiten. Dies führte unter anderem dazu, dass Regelungen zum
Thema Straßenverkehr direkten Einzug in das Integritätsmanagementsystem der
EMPG fanden und auch das verhaltensbasierte Sicherheitssystem einen
entsprechenden Schwerpunkt auf den Straßenverkehr legt.
Um die Mitarbeiter nachhaltig für die Gefährdungen im "Straßenverkehr" zu
sensibilisieren, werden neben der Verankerung in den genannten Systeme begleitende
Aktionen durchgeführt. Ein Kernelement dieser Aktionen stellt das Defensive Driving
Training (DD-Training) dar. Dieses Training wird bereits seit ca. 10 Jahren den
Mitarbeitern und deren Familienangehörigen angeboten. Seit 2004 ist die Teilnahme an
dem DD-Training für Vielfahrer (>10.000 km/a), Vorgesetzte und Auszubildende in
einem dreijährigen Rhythmus Pflicht. Die Idee, das DD-Training und nicht etwa ein
Fahrsicherheitstraining zum Pflichttraining zu machen, beruht auf der Überzeugung,
dass auch im Straßenverkehr das Erkennen und Vermeiden kritischer Situationen
besser ist, als die richtige Reaktion auf kritische Situationen zu beherrschen. "Präventiv
statt Reaktiv" lautet auch hier der Angang.
Im Jahre 2007 standen dann nach drei Jahren Pflichttraining die ersten
Wiederholungstrainings an. Diese Gelegenheit wurde genutzt, um das Konzept des
DD-Trainings noch einmal zu hinterfragen und neu zu gestalten. In einem Pilotprojekt
mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat e.V. (DVR) wurde das individuelle Training
für die EMPG entwickelt.
Basierend auf dem Modulangebot des DVR wurde ein Trainingsablauf gestaltet, der
den Anforderungen der EMPG, der Fachleute des DVR und den Mitarbeitern gerecht
wird. Dabei sollten die Trainings möglichst nah an der Realität angelehnt, sowie
Themen und Fragestellungen in den Mittelpunkt gerückt werden, die den Mitarbeitern in
alltäglichen Situationen helfen. Das Ergebnis ist ein eintägiger Workshop der sich grob
in einen "Individuellen Block" am Vormittag und einen "Gruppenblock" am Nachmittag
aufteilt.
Der "Individuelle Block" besteht aus zwei computergestützten Trainingsmodulen des
DVR; das CBT Modul "Müdigkeit" (was auch im Hinblick auf Spät- und Nachtschichten
von hoher Relevanz ist) und das CBT Modul "Fahrphysik" als Grundlagen. Diese
Module werden, durch konkrete Aufgabenstellungen ergänzt, bearbeitet. Das Modul
Betriebssicherheit, bei dem in Partnerarbeit die Fahrzeuge untersucht werden, und die
Fahrt mit einem Trainer bilden das praxisbezogene Gegenstück zu den CBTs. Um die
Praxisnähe der Trainings zu gewährleisten, werden die Trainings nahe an den
Standorten der Mitarbeiter, also im täglichen Arbeitsumfeld und mit deren Dienst- oder
Privatwagen durchgeführt.
Der "Gruppenblock" am Nachmittag umfasst die Punkte "Besprechen gefährlicher
Situationen", "Wildwechsel" und "Aktuelles aus der StVO". Sämtliche dieser Punkte
wurden an die Bedürfnisse der EMPG angepasst. So baut das Besprechen gefährlicher
Situationen auf der verhaltensbasierten Sicherheitsarbeit der EMPG auf, und zeigt die
Anwendbarkeit der arbeitssicherheitlichen Systeme auch bei der Tätigkeit "Fahren". Da
es sich um Situationen handelt, die die Teilnehmer in die Diskussion einbringen, wird
ein direkter Bezug zu den Mitarbeitern aufgebaut, was die Akzeptanz erhöht. Der
Schwerpunkt "Wildwechsel" generiert sich aus den Unfallstatistiken der Vergangenheit
und das Thema "Neuerungen der StVO" kommt dem Wunsch der Mitarbeiter nach
entsprechenden Informationen nach.
Durch diese Anpassung des Trainings an Ziele und Erwartungen des Unternehmens,
der Sachlage und nicht zuletzt der Mitarbeiter soll eine hohe Identifikation und damit
auch eine entsprechende Nachhaltigkeit geschaffen werden. Um diesen Punkt zu
verifizieren, läuft parallel zu dem neuen DD-Training das Projekt "Fahren wie ein Profi Defensive Driving" mit dem DVR, der Universität Jena und der Bergbau- und
Steinbruchs-Berufsgenossenschaft. Im Rahmen dieses Projekts werden die
Wirksamkeit und die Nachhaltigkeit des Trainings durch eine Serie von Umfragen bei
den Teilnehmern ermittelt. Durch eine zeitliche Staffelung der Umfragen werden neben
kurzzeitigen Änderungen auch langfristige Veränderungen durch das Training erfasst.
Diese Ergebnisse liefern weitere Anhaltspunkte zur Optimierung des Trainingsangebots.
Darüber hinaus wir das DD-Training durch zusätzliche Maßnahmen wie
Fahrsicherheitstrainings, die Einführung von Verkehrszirkeln, regelmäßige
Mitarbeiterinformationen über einen Newsletter aber auch Sonderaktionen ergänzt.
Natürlich muss man auch die Frage nach dem Effekt solcher Maßnahmen kritisch
diskutieren. Die Erfahrungen der vergangenen beide Jahre, die das
Schwerpunkttehema "Straßenverkehr" hatten, zeigen, dass sowohl die Anzahl der
zurückgelegten Dienstkilometer als auch die Ereignisse abgenommen haben. Zudem
kam es seit 2005 zu keinem Personenschaden mehr.
Dienstkilometer in Mio. km
Dienstwegeereignisse
Ereignisse pro 1 Mio. km
Vergleich Deutschland
(Quelle: www.adac.de)
2005
2006
YEO
2007
9,304
8,140
7,760
20
15
13
2,15
1,84
1,68
3,24
Tabelle 1:
Entwicklung der Dienstkilometer und Dienstwegeereignisse der EMPG - Stand 10/2007
Ereignisse umfassen sämtliche Unfälle mit Personen- oder Sachschaden, unabhängig von der Schadenshöhe erfasst.
Der präventive Ansatz und die Integration der Verkehrssicherheit in das
Managementsystem der EMPG sichern einen kontinuierlichen Fokus auf diesen Aspekt
der Arbeitssicherheit. Aufgrund des hohen Potentials vieler Autounfälle kann nach Sicht
der EMPG nur so und durch fortlaufendes, kritisches Hinterfragen der Aktionen und
Maßnahmen gewährleistet werden, dass auch in diesem Bereich das Ziel "Nobody gets
hurt" erreicht werden kann.