nicki engel honkland
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nicki engel honkland
NICKI ENGEL HONKLAND Germany`s Biggest Sackgesicht And here we go... HL - GBS April 2009 - Januar 2010 Honkland-Verlag, Honkland nicki.engel@freenet.de 2 Eine ganze Generation zapft Benzin, räumt Tische ab, schuftet als Schreibtischsklaven. Durch die Werbung sind wir heiß auf Klamotten und Autos. Machen Jobs, die wir hassen, und kaufen dann Scheiße, die wir nicht brauchen. Wir sind die Zweitgeborenen in der Geschichte. Männer ohne Zweck, ohne Ziel. Wir haben keinen großen Krieg, keine große Depression. Unser großer Krieg ist ein spiritueller. Unsere große Depression ist unser Leben. Wir wurden durch das Fernsehen aufgezogen in dem Glauben, daß wir alle irgendwann mal Millionäre werden, Filmgötter, Rockstars. Werden wir aber nicht. Und das wird uns langsam klar. Und wir sind kurz, ganz kurz vor`m Ausrasten. (Tyler Durden) Bisexuelle wollen mich töten! (Dr. Gonzo) Vorwort Herzlichen Glückwunsch! Mit dem Kauf / Download dieses Buches haben Sie eine sehr gute Wahl getroffen, soviel steht mal fest. Sicher, es gibt bestimmt einige Bücher, die besser sind als dieses hier. Aber dafür kaum welche, die noch schlechter sind. Da bin ich mir ziemlich sicher. Ferner unterstützen Sie mit Ihrem Kauf eine vom Aussterben bedrohte Spezies, nämlich den Honk. Ja, ganz genau, den Honk. Denn ich bin ein Honk. Aus Überzeugung. Aus Leidenschaft. Vielleicht auch ein klein wenig aus Protest, wer weiß. Ein obsessiver Honk, möglicherweise sogar ein Vollhonk. Tollkühnheit und Skurrilität stehen bei mir ganz oben auf der Liste. Ich honke mich durch diese lustige Welt. 3 Honk for life, Honk forever, Honkytonk. Unglaubliche Szenarien bestimmen mein Leben. Für mich gibt es sogar 20% auf Tiernahrung, ist das zu glauben?! Eigentlich nicht. Aber es stimmt. Da wohl nur die wenigsten von uns wissen, was denn überhaupt ein Honk ist, werden wir die nächsten gut 300 Seiten damit verbringen, dieses Mysterium zu lüften. Und auch noch andere Sachen. Wir werden uns auf eine Reise begeben, begeben müssen, eine Reise nach Honkland. Ich kann nur hoffen, daß jeder genügend Alkohol, Zigaretten und Tabletten im Gepäck hat, denn das kann zuweilen eine recht haarsträubende, ja geradezu hanebüchene Reise werden. Aber es nützt nichts, da müssen wir jetzt gemeinsam durch, Hand in Hand. Leider muß ich bereits jetzt vorwegnehmen, daß nicht jeder von uns von dieser Reise gesund zurückkommen kann. Also obenrum. Einige können überhaupt nicht mehr zurückkommen, darüber sollten wir uns bitte gleich von Anfang an im klaren sein. Wiederum andere wollen vielleicht gar nicht mehr zurück, so wie bei einem besonders zauberhaften Malediven-Urlaub. Kann auch passieren, kann alles sein im Honkland, ist alles möglich. Ich weise nur lieber gleich darauf hin. Gleich die Karten auf den Tisch, zack, gleich die Hosen runter. Gibt dann hinterher wenigstens keine bösen Überraschungen. Der Begriff des Honk läßt sich am ehesten durch Vergleich mit bzw. Abgrenzung von anderen Charakteren definieren. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist in unserer heutigen, überaus lustigen Gesellschaft von vier dominanten Charakteren auszugehen: Idioten – Vollidioten – Opfer – Honks Liest sich zugegebenermaßen auf den ersten Blick ein wenig negativ. Eigentlich sogar ziemlich negativ, ziemlich unerfreulich, wenn wir mal ehrlich sind. Etwas unerquicklich. Ist es aber nicht. Ist alles überhaupt nicht negativ und unerfreulich und so, ist nämlich alles ziemlich positiv, ziemlich erfreulich. Teilweise sogar total positiv und höchst erfreulich, wie sich im Laufe des Buches herausstellen wird. 4 Neben oben erwähnten vier Haupt-Charakteren existieren vereinzelt noch diverse Randgruppen wie beispielsweise intelligente Menschen. Mit Intelligenz ist an dieser Stelle eine praxisnahe Intelligenz gemeint. Also eine Intelligenz, die dem Inhaber -und im Idealfall noch weiteren Personen- einen gewissen praktischen, lebensnahen Nutzen beschert. Nicht etwa ein Trottel, der ein Telefonbuch auswendig lernt oder mathematische Wurzeln im Kopf zieht oder ein feistes Sudoku löst oder ähnlichen Blödsinn macht. Nein, hier ist eine lebensrelevante Intelligenz gefragt. Eine lebensrelevante, praxistaugliche Intelligenz. Beispielsweise so wie bei dem Kerl, der die Glühbirne erfunden hat. Das hat doch irgendwie Sinn gemacht, da konnten wir doch alle großen Nutzen daraus ziehen. Oder der erste Kokabauer. Mal eben schön paar Palmen angebaut und gemolken, davon profitieren doch auch ganz viele. Oder hier, der Erfinder des Fernsehens, meine Fresse. Vielen Menschen würde ohne die Erfindung der Glotze jedweder Lebensinhalt entzogen. Ferner stelle man sich nur einmal vor, wie viele C- bis FPromis auf einmal arbeitslos wären. Schauderhafter Gedanke. Also ich bin jedenfalls heilfroh, daß die schöne Glotze erfunden wurde. Und zwar von einer Person, die bestimmt ganz schön intelligent war. Menschen mit solch einer Intelligenz sind in der heutigen Zeit und Gesellschaft allerdings in so verschwindend geringer Anzahl vertreten, daß auf sie nicht näher eingegangen werden muß. Sie können komplett unberücksichtigt bleiben, so selten sind sie vertreten. Die Wahrscheinlichkeit, einem richtig intelligenten Menschen zu begegnen, ist ungefähr vergleichbar hoch mit der Wahrscheinlichkeit, eine Nuklearexplosion direkt auf dem eigenen Schädel zu überleben. Also nicht so hoch. Eigentlich überhaupt nicht hoch. Eher gering. Beschränken wir unsere Abhandlung also auf oben genannte Hauptcharaktere: Idioten, Vollidioten, Opfer und Honks. Bitte anschnallen. 5 Inhaltsverzeichnis Vorwort 3 Inhaltsverzeichnis 6 I. Der Idiot 9 II. Der Vollidiot 13 1. Definition 13 2. Vorgehensweise im Umgang mit einem Vollidioten 16 3. Alternative Vorgehensweise 19 4. Dialog mit dem Vollidioten a) Ignorieren b) Beleidigen c) Gewalt androhen d) Zwischenergebnis 22 23 25 27 28 5. Exkurs: Melvin 29 6. Gesellschaftliche Bedeutung des Vollidioten 33 7. Telemediale Bedeutung des Vollidioten 35 8. Ergebnis 40 6 III. Das Opfer 41 1. Das Fremdopfer a) Definition aa) Angst bb) Logik cc) Erfahrung aaa) Früher bbb) Heute dd) Weitere Gründe b) Eingliederung aa) Fremdwahrnehmung bb) Eigenwahrnehmung cc) Tatsächlicher Status aaa) Mentale Ebene bbb) Emotionale Ebene c) Prominente Fremdopfer d) Ergebnis 2. Das Eigenopfer (Vollopfer) a) Definition b) Alternative Definition c) Eingliederung aa) Eigenwahrnehmung aaa) Eigene Eigenwahrnehmung bbb) Eigenwahrnehmung untereinander bb) Fremdwahrnehmung cc) Tatsächlicher Status aaa) Warum keine Klobürste? bbb) Und die Werbung? ccc) Ergebnis dd) Ergebnis ee) Metamorphose 7 42 42 42 44 48 50 51 55 57 58 61 68 68 69 71 75 78 78 85 87 89 90 93 99 111 114 118 121 123 125 IV. Der Honk 128 1. Definition 128 2. Eingliederung 132 a) Der Honk als Anarchist aa) Zum Wohle der Allgemeinheit bb) Zum Wohle des Honk aaa) Wo sind denn die Grün-Weißen? bbb) Heizöl kommt noch krasser ccc) Und was sagen die Nachbarn? cc) Ergebnis 133 135 144 146 157 168 184 b) Der Honk als Ignorant aa) Im Kapitalismus bb) In der Glotze cc) Und die Werbung? (Part II) dd) Ergebnis 186 188 216 239 246 c) Der Honk als Sackgesicht aa) Honk und Frauen bb) Honk allein zu Haus cc) Honk in Gesellschaft dd) Honk ist der Beste! ee) Und was kommt jetzt noch? ff) Ergebnis 249 252 258 266 283 297 306 3. Ergebnis 310 V. Gesamtergebnis 327 VI. Epilog 334 8 Die Vorsehung beschützt Kinder und Idioten. Ich weiß das, weil ich es ausprobiert habe. (Mark Twain) I. Der Idiot (griechisch: idiotes (Unwissender, Laie)) (eigentümlich, seltsam); lateinisch: idiota Die Figur der Idioten ist relativ simpel gestrickt und infolgedessen einfach zu charakterisieren und flott abzuhandeln. In der früheren Medizin differenzierte man zwischen drei verschiedenen Graden des Schwachsinns: Debilität, Imbezillität und Idiotie. Debilität verkörperte einen leichten, Imbezillität einen mittleren bis schweren und Idiotie den schwersten Grad an Intelligenzminderung. Diese Definition ist jedoch über die Jahre veraltet und wird heute in der Medizin nicht mehr angewandt. In der heutigen Zeit ist der Begriff des Idioten gemäß herrschender Meinung als Synonym für einen Dummkopf erhalten geblieben. Ein Idiot ist demnach umgangssprachlich eine Bezeichnung für eine Person, welche -an der Allgemeinheit gemessen- überdurchschnittlich dumm oder ungeschickt agiert. Dies beschreibt die Figur unseres Idioten allerdings viel zu oberflächlich und völlig unzureichend, wenn nicht gar komplett falsch. Unser heutiger Idiot ist viel facettenreicher. Entgegen herrschender Meinung ist der moderne Idiot ziemlich smart. Unerwartet smart sozusagen. Er ist dumm, und das weiß er auch. Er akzeptiert sein Schicksal und kann bzw. will nicht nach Höherem streben. Manchmal soll er auch nicht. Aber er hadert diesbezüglich nicht mit sich selbst oder anderen. Der Idiot ist sozusagen einsichtig. 9 Nicht besonders weitsichtig, aber zumindest einsichtig. Die Einsicht in seine Dummheit und deren radikale Akzeptanz macht ihn so unerwartet smart. Folglich kann man dem Idioten kaum nachtragend oder gar bös gesonnen sein. Was er tut, tut er nach bestem Wissen und Gewissen, wobei sein Gewissen zumeist etwas markanter ausgeprägt ist als sein Wissen. Der Idiot weiß also recht gut zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden, wogegen sein Differenzierungsvermögen zwischen Gut und Böse oftmals eher getrübt ist. Was nicht heißen soll, daß der Idiot nicht weiß, was Gut und was Böse ist. Nein, er weiß sehr wohl, was Gut und Böse ist. Nur läßt er sich aufgrund seiner offensichtlichen Einfältigkeit durch andere oftmals täuschen oder benutzen. Unser Idiot erkennt also eine dritte Person, die ihm unter Umständen bös gesonnen sein könnte, zu spät bzw. überhaupt nicht. Was man ihm aber nicht übel nehmen darf, weil er es ja nicht besser wissen kann. Merke: Unser Idiot ist meist gutgläubig. Man kann unseren Idioten also am ehesten mit einem Alzheimerkranken in einem Bordell vergleichen: Er wundert sich stets darüber, auf`s Kreuz gelegt zu werden und kann zudem überhaupt nicht verstehen, dafür auch noch bezahlen zu müssen. So oder so ähnlich muß man sich das vorstellen. Also durch und durch ein braves Schaf. Wer mit einem modernen Idioten nicht zurechtkommt, ist selbst schuld. Denn so negativ die herrschende Meinung den Begriff des Idioten auch definieren mag, so positiv ist der Idiot als Gesamtfigur zu sehen. Die Bezeichnung „dumm“ sollte daher auch eher relativ gesehen werden. Dumm ist dumm. Nicht mehr, nicht weniger. Dumm ist an sich gar nicht mal so schlecht in unserer heutigen Zeit und Gesellschaft. Saudumm wäre da schon schlechter. Oder doof. Doof wäre auch nicht so gut. Strohdoof. Debil. Schwachsinnig. Bekloppt. Behämmert. Alles nicht so gut. Mit einer Intelligenz gesegnet, die einen sogar unter dummen Schweinen zur dümmsten Sau macht. Also das wäre dann aber auch nicht so gut, das wäre ganz schön krass. Dann spräche man auch nicht mehr von einem normalen Idioten, sondern schon von einem ziemlich krassen Vollidioten. 10 Oder wenn man rein hypothetisch eine Person nimmt und über Wochen hinweg mit dem Kopf in einen Türrahmen hält und die Tür dann die ganze Zeit zuknallt. Zack. Pausenlos. Volle Pulle. Ohne Unterbrechung, zack, die ganze Zeit die Tür volle Pulle an die Birne. Und nach drei Wochen oder so steht diese Person dann auf und geht zu einer anderen Person hin und sagt zu dieser, daß sie die dümmste Sau auf der ganzen Welt sei. Das wäre dann aber auch ganz schön krass. Das wäre bald schon besorgniserregend. Ziemlich deprimierend für denjenigen, der das dann zu hören kriegt. Und dann auch noch von jemandem, der drei Wochen stillhält, während ihm ein anderer Knecht permanent eine Tür vor die Rübe knallt. Da sollte man sich dann aber mal lieber ein paar Gedanken darüber machen. Aber ist ja alles zum Glück hier nicht der Fall, ist ja zum Glück nur hypothetisch. Dumm könnte man hier vielmehr so verstehen, als daß es voraussichtlich wohl nicht so schnell zu einer Situation kommen wird, in welcher ein Idiot den Nobelpreis verliehen bekommt. Oder einen Doktortitel in Atomphysik erhält. Wie gesagt, dumm ist in unserer modernen Gesellschaft gar nicht mal so übel. Es gibt einige, die cleverer sind, logisch, und das ist auch gut so. Aber die Anzahl derer, die richtig dumm oder sogar komplett geistig derangiert sind, ist viel größer. Dumm ist also eigentlich ziemlich gut. Nur, daß wir uns mal über den Gesamtkontext hier im klaren sind. Ich selbst würde mich auch als dumm bezeichnen. Und ja, natürlich bin auch ich ein Idiot. Vielmehr war ich ein Idiot, der in Laufe der Jahre eine Metamorphose zum Honk vollzogen hat. Doch dazu später mehr. Der Idiot zieht sich beruflich gesehen durch alle Schichten. Von der Friseuse zum Freiberufler, von der Arzthelferin zum Akademiker, vom Weiblein zum Männlein und umgekehrt, ganz egal. Der Idiot hat Freunde und Hobbys. Er trifft sich mit anderen Idioten und hat einen überschaubaren Bekanntenkreis, welcher größtenteils auch aus Idioten besteht. Man schaut zusammen fern, trinkt gemeinsam ein Bier, leiht sich gegenseitig Werkzeug aus, feiert Geburtstage, läßt die Kinder zusammen spielen und dergleichen. Vielleicht engagiert man sich sozial oder sitzt im Elternrat, ist alles denkbar. Es ist ein überwiegend positives und angenehm angepaßtes Leben, welches unser Idiot führt. Und er ist zufrieden damit. 11 Für die Aufrechterhaltung unserer Gesellschaft ist der Idiot unverzichtbar. Er ist fleißig, arbeitet im Rahmen seiner Möglichkeiten und strebt Tugendhaftigkeit an. Letzteres mal bewußt, mal unbewußt. Er trägt zum Bruttoinlandprodukt bei, zahlt brav seine Steuern und geht natürlich auch zur Wahl. Das Leben unseres Idioten verläuft phasenweise und nach folgendem Schema: Geburt, Schule, Ausbildung, Job, Frau, Haus, Kind, Enkelkind, Rente, Tod. Hierbei handelt es sich um eine grobe Darstellung, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Üblicherweise wird irgendwo zwischen Haus und Kind auf Drängen der Idiotin noch ein feister Multivan (Ford Galaxy oder vergleichbare Schüssel) gekauft. Oder vereinzelt zwischen Job und Frau noch ein Sabbatical eingelegt, beispielsweise sechs Monate lang Mantelpavianen in Südwestafrika die Klöten kraulen, phantastisch. Aber eine solch detaillierte Differenzierung sprengt an dieser Stelle unseren Rahmen. Zunächst sollte unser Idiot also ausreichend beschrieben sein: Ein liebes Schaf wie Du und ich. Oft vertreten, gern gesehen und unverzichtbar für die Gesellschaft. Wir werden in den Folgekapiteln noch häufiger auf unseren Idioten als Referenz oder zum Vergleich zurückgreifen müssen. Und das werden wir auch unheimlich gern tun, weil unser Idiot so eine smarte Figur ist. Daher können wir es an dieser Stelle mit seiner Charakterisierung belassen und uns einer etwas heikleren, ja geradezu delikaten Thematik widmen: Nämlich der Charakterisierung unseres Vollidioten. Ach ja, kleine Ansage vorab, falls sich einer wundert: In Honkland werden die alten Rechtschreibe- und Grammatikregeln benutzt, weil die neuen Scheiße sind. Ist so. Oder es wird gleich so geschrieben, wie man gerade lustig ist. Kann auch sein, kann alles sein, macht alles Sinn. Ganz nach Lust und Laune, nur eben nicht der neue Schrott. Weiter. 12 Homer, Du bist dümmer als ein Esel und zweimal so häßlich. Wenn ein Fremder Dich fragt, ob er Dich mitnehmen soll, nimm die Chance wahr, und steig` ein. (Abraham Jay Simpson) II. Der Vollidiot 1. Definition (vgl. Idiot, gesteigerte Form von Idiot) Jetzt wird`s schon ganz krass: Unser Vollidiot unterscheidet sich vom Idioten lediglich durch zwei Eigenschaften: Unser moderner Idiot weiß, duldet und billigt, daß er ein Idiot ist. Es erscheint bisweilen sogar so, als würde er es mit einem spitzbübigen Augenzwinkern geradezu darauf anlegen, als Idiot entdeckt und katalogisiert zu werden. Diese Eigenschaft fehlt dem Vollidioten gänzlich. Der Vollidiot ist zu keiner Zeit bereit und in der Lage, seine verheerende Debilität zu erkennen oder sich gar mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Ihm fehlt bereits von vornherein jedes Grundverständnis, jede Sensibilität für das Dilemma. Ja nicht einmal eine Art Vorahnung hat er. Alles komplett nicht vorhanden. Klingt etwas vermessen, sicher, ist aber leider nunmal so. Denn besäße unser Vollidiot die Fähigkeit zur Erkenntnis, Duldung oder gar Billigung seines Status, stiege er unweigerlich in der Rangfolge auf. Und zwar in den Rang des normalen Idioten. Falls sein Hirn nicht schon zu sehr gelitten hat, was aber meist der Fall ist. Dies ist ein signifikanter Unterschied zwischen dem landläufigen, oben beschriebenen Idioten und dem hier beschriebenen Vollidioten. 13 Ferner hat unser Vollidiot überhaupt keine Latten mehr am Zaun. Während unser Idiot noch angenehm positiv dumm ist, ist der Vollidiot komplett am Arsch. Er hat nicht nur keine Latten mehr am Zaun, vielmehr ist der komplette Zaun weg. Zack, weg. Komplett weg. Nicht einmal mehr die Pfosten da. Alles weg. Als wäre nie einer da gewesen. War er wahrscheinlich auch nicht. Weiß keiner so genau, ganz undurchsichtig. Es fehlt also an allen Ecken und Enden, alles paßt hinten und vorne nicht. Kopf-Kirmes ist die Devise, Kabel-Salat das Motto, und völlig zu Recht ist man geneigt, mal eben lieber die Feuerwehr zu rufen. 112, Hilfe, Vollidiot. Tatü-tata. Unser Vollidiot ist also gänzlich unbefangen, um es mal freundlich auszudrücken. Er sticht durch das vollständige Ignorieren jedweder Logik aus der Masse hervor. Vollidioten verständigen sich untereinander in der Regel auf eine recht primitive Art und Weise. Um es mal ganz direkt und nonchalant auszudrücken, steht die Kommunikationsebene unseres Vollidioten nur ganz knapp über der Kommunikationsebene von Schweinen. Grunz, grunz, quiek. Und furz. Furz nicht zu vergessen. Das beschreibt es im Großen und Ganzen auch schon inhaltlich. Wer je in den Genuß kam, eine zur Mittagszeit ausgestrahlte Talkshow im Privatfernsehen verfolgen zu dürfen (vielleicht, weil er einen Tag Urlaub hat oder so hart gearbeitet hat, daß er eine Woche krank ist), weiß, wovon hier die Rede ist. 14 Ich habe in vielen Mistfilmen gespielt, weil ich die Welt kennenlernen wollte. Aber Talkshow im Fernsehen? Mein Gott, da kann man ja gleich auf den Strich gehen. (Richard Widmark) Ein Praxisbeispiel: Jacqueline (Hausfrau, 23) will von Vera am Nachmittag wissen, welcher Penner sie im Vollrausch geschwängert und zur glücklichen Mutter ihres vierten Sohnes Justin gemacht hat. Bevor das Geheimnis mittels eines vom Sender bezahlten Vaterschaftstests gelüftet wird, diskutieren drei bis sechs potentielle Erzeuger die Problematik untereinander und mit der glücklichen Hausfrau und Mutter. Hierbei kommt es teilweise zu erheblichen verbalen Entgleisungen. Diese Entgleisungen werden vom anwesenden Publikum, welches zu 90% ebenfalls aus Vollidioten und auch einigen Alkoholikern besteht, gern gesehen und auch vereinzelt sehr sinnvoll kommentiert oder sogar analysiert. Einem unbefangenen Betrachter erscheint diese Konversation ziemlich skurril und nur ansatzweise nachvollziehbar, was größtenteils an der Primitivität des eingesetzten Vokabulars und an den abenteuerlichen grammatikalischen Formulierungen liegen dürfte. Ein weiteres Praxisbeispiel: Ali (Schüler, 21) erzählt bei Oli Geissen einer fetten Kuh, daß sie fett ist. Herzlichen Glückwunsch! Prinzip sollte jetzt klar sein. Nichts gegen Talkshows. Talkshows sind toll, Talkshow sind klasse. Ich stehe total auf Talkshows, da werde ich total geil von. Geil, geil, sehr geil. Geile Talkshows. Sie dienen uns hier als sehr nützliches und anschauliches Fallbeispiel, um das Portrait des Vollidioten allgemein verständlich zu illustrieren. 15 Ich werde Vitali die Fresse polieren! (Juan Carlos Gomez) 2. Vorgehensweise im Umgang mit einem Vollidioten Okay, Spaß beiseite. Gehen wir in medias res. Wie sollten wir mit einem Vollidioten umgehen? Was ist im Umgang mit einem Vollidioten zu beachten? Die sinnvollste Vorgehensweise im Umgang mit einem Vollidioten besteht darin, ihm permanent und konsequent die Fresse zu polieren. In der Praxis könnte das so aussehen, daß man dem Vollidioten einen Wecker stellt, zum Beispiel auf 6 Uhr morgens. Nee, wird nix. Besser stellt man sich gleich selbst den Wecker auf 5.30 Uhr, macht sich dann frisch, frühstückt, und dann weckt man den Vollidioten um Punkt 6 Uhr direkt mit einem Schlag in die Fresse, zack. Es kann sein, daß unsere frühmorgendliche Vorgehensweise bei unserem Vollidioten Irritation hervorruft. Diese Irritation könnte daraus resultieren, daß er acht Stunden früher wach wird als sonst, noch dazu mit einer Faust in der Fresse statt einer Marihuana-Tüte. Oder er nur zwei Stunden schlafen konnte, weil er bis 4 Uhr morgens WOW im Netz gezockt hat oder anderen sinnvollen Aufgaben nachgegangen ist. Weiß man nicht, tut aber auch nicht zur Sache. Der größte Fehler, den wir jetzt begehen können, besteht darin, unserem Vollidioten die ungewohnte Situation erklären zu wollen. Das hätte überhaupt keinen Sinn, denn er verstände uns überhaupt nicht. Und selbst wenn er uns verstände, würde er uns die Geschichte nicht glauben. Also keine große Debatte, keine große Diskussion, Ruhe. Stattdessen sollten wir ihm nach dem Weck-Schlag in die Fresse etwas Zeit für ein Frühstück oder eine Flasche Bier geben. 16 Nach dieser besonders opulenten Stärkung geht`s dann aber los. Das Prinzip ist ganz einfach und für alle verständlich, es entspricht dem eines typischen Arbeitstages. Der Vollidiot bekommt jetzt von 6.30 Uhr bis 9 Uhr die Fresse poliert. Rechts und links und oben drauf auf die Birne, zack, immer volle Kanne, Spencer und Hill lassen grüßen. Es folgt dann um 9 Uhr eine viertelstündige Pause, die dem Vollidioten zur freien Verfügung steht. Er kann nun beispielsweise etwas Marihuana rauchen, ein zweites Bier trinken oder kurz ein wenig im Netz mit anderen Vollidioten chatten, ganz nach Belieben. Nach dieser kleinen Pause geht es weiter bis 12.30 Uhr, immer voll rein, auch ab und an mal mit Backpfeiffen, um den Handrücken zu entlasten. Zack, zack, klatsch. Wer Probleme mit den Sehnen im Handgelenk hat, sollte sich in der Mittagspause besser die Handgelenke kühlen und dann bandagieren. Dadurch wird gewährleistet, daß man nach der Mittagspause wieder voll durchstarten kann. Man kann sich auch gleich frühmorgens ein bißchen Voltaren draufschmieren und bandagieren, dann geht man auf Nummer sicher. Um 13 Uhr ist Mittag vorbei, weiter geht`s, gleiches Spiel, gleiche Kandidaten. Unser Vollidiot sollte ab 13 Uhr ziemlich entspannt sein. Zum einen ist er jetzt an die Behandlung gewöhnt. Er weiß also, was ihn erwartet und erlebt nicht erneut sein blaues Wunder wie am frühen Morgen. Und zum anderen hat er seine halbstündige Mittagspause mit allerlei Ferkeleien verbracht, die hier lieber nicht detailliert beschrieben werden sollten. Ist besser so. Aber egal, volle Kraft voraus, in die Fresse bis 16 Uhr. Und zack. 16 Uhr. Feierabend. Uff. Was für ein Tag, Halleluja! Was für ein Tag. Und das Schlimmste dabei ist, daß es absolut nichts gebracht hat. Nichts, gar nichts, überhaupt nichts. Njet, nada, nitschewo. Man selbst hat sich völlig verausgabt, ist völlig fertig, total kaputt. Und der Vollidiot hat nach dem nun folgenden allabendlichen Vollrausch am nächsten Tag nur das Gefühl eines Déjà-vu, wenn er ab 6.30 Uhr wieder in die Fresse gedroschen bekommt. Ätzend! Man müßte diese Prozedur wahrscheinlich über Wochen oder gar Monate fortsetzen, bis erste Erfolge erkennbar wären. Super ätzend, voll zum Kotzen. 17 Und nicht nur voll zum Kotzen, sondern auch überhaupt nicht zu bewerkstelligen. Unmöglich. Zum einen gibt es einfach viel zu viele Vollidioten in unserer Gesellschaft. Schätzungsweise 15 bis 20 Prozent, Tendenz dramatisch steigend. Auf der anderen Seite gibt es leider viel zu wenige von denen, die das Fresse-Polieren übernehmen könnten und auch wollten. In erster Linie wahrscheinlich aus Zeitgründen. Vielleicht auch mangels physischer Voraussetzungen. Zu dünne Arme, zu wenig Kondition, kann alles sein. Man kann also ruhigen Gewissens behaupten, daß die potentielle Nachfrage das Angebot bei weitem übersteigt. Wir sind also nicht in der Lage, die überproportional ansteigende Nachfrage zu befriedigen. Allein schon die Vorstellung, welch immens hohe konditionelle Anforderungen an den menschlichen Körper gestellt würden, wenn man den ganzen Tag einer anderen Person in die Fresse dreschen müßte. Hochleistungssport! Im Endeffekt für denjenigen, der ununterbrochen dreschen muß, viel anstrengender als für den, der die ganze Zeit nur die Fresse hinhält. Ein hammerharter Fulltime-Job. Man selbst verausgabt sich total, während der Vollidiot sich irgendwann an die Situation gewöhnt hat und nichts mehr merkt. Wenn er denn überhaupt was merkt. Vom Zeitfaktor her also eher eine Möglichkeit zum Abbau von Arbeitslosigkeit. Statt Blödsinn wie Ein-Euro-Jobs oder HartzIV lieber Fressen-Politur auf 400-Euro-Basis. Das wäre doch mal was, was ganz Feines wäre das. Und die Kilojoules, die dabei an Energie freigesetzt würden, könnte der Polierende in einem am Körper befestigten Akku, beispielsweise in einem aufgeschulterten Rucksack, speichern. Und hinterher in das Energienetz einspeisen. Zack, ab, rein ins Netz. Sozusagen ein handfester Beitrag zur Gewinnung erneuerbarer Energien. Von der Fresse direkt in die Leitung, phantastisch. Geradezu revolutionär in der heutigen Zeit. Großer Haken an der Sache: Alle drei bis sechs Monate müßte derjenige, der pausenlos poliert, für mindestens ein Jahr ins Sabbatical. Beispielsweise ein Jahr Kühe melken in Schottland, als Erholung für die geschundenen Hände. Ran an die Euter, zack, immer schön mit Melkfett. Lustige Vorstellung, allerdings unfinanzierbar. 18 Nimm nie einen Menschen, wenn Du eine Maschine dafür nehmen kannst. (Agent Smith) 3. Alternative Vorgehensweise Manuelles Fresse-Polieren wird also aus den genannten Gründen verworfen. Ist schade, aber geht halt nicht. Bleibt eigentlich nur noch automatisches Fresse-Polieren. Also schön mit einer Maschine und so. Womit wir auch schon beim nächsten Problem ständen: Wer baut uns so eine Poliermaschine? Und wie wird gewährleistet, daß diese von unserem Vollidioten dann auch konsequent angewendet wird? Wir wollen ja schließlich nicht mit Bohnen kalkulieren. Die Finanzierung des Baus einer solchen Maschine stellt hier die größte Herausforderung dar. Es gibt so etwas noch nicht, und etwas Vergleichbares gibt es auch nicht. Sicher, die Maschine müßte mit einem Elektromotor betrieben werden. Es müßte ein Schalt- bzw. Steuergerät eingesetzt werden. Eine Menge Kabel, Verschraubungen und ähnliches. Eine Kupplung, um das Drehmoment entsprechend in die Fresse zu übertragen. Das sollte alles klar sein. Aber das wissen wir vom Automobil auch. Und trotzdem können nur wenige von uns ein Automobil bauen. Und das, obwohl man von anderen Automobilbauern kopieren könnte. Ein Fresse-Politur-Apparat ist also etwas völlig Neues. Eine Menge Zeit, Arbeit und somit Geld wird für die Forschung und Entwicklung dieser Spezialapparatur vonnöten sein. Es werden Probleme zu lösen sein, an die bis dato noch gar nicht gedacht wurde. Wie sieht es beispielsweise mit dem Schallschutz aus? Acht bis neun Stunden Geklatsche täglich, die daraus resultieren, daß eine Maschine einem Vollidioten die Fresse poliert, stellen ein ernstzunehmendes 19 Lärmproblem für die Allgemeinheit dar. Wie kann man hier vorgehen? Findet man die Lösung hierfür etwa im Bereich Lärmschutz? Ist unter Umständen eine individuell auf Maschine und Vollidioten angepaßte Schallschutzhaube der Weisheit letzter Schluß? Oder entwickelt man gleich eine Apparatur, die imstande ist, mehrere Vollidioten gleichzeitig zu behandeln? Das könnte in der Praxis so aussehen, daß beispielsweise 15 Vollidioten an einem runden Tisch sitzen. In der Mitte des Tisches ist an einer senkrechten Achse waagrecht ein rotierender, mechanischer Arm angebracht, der die gesellige Runde am Tisch gleichmäßig bedient. Zack, zack, zack, immer schön im Kreis, jeder bekommt seinen Anteil. Eine sehr faire und zugleich auch sehr illustre Methode. Fragen über Fragen werden auftauchen, Fragen über Fragen müssen von hiesigen Experten beantwortet und umgesetzt werden. Und das kostet. Geld. Viel Geld. Es kostet viel Geld. Man könnte sich sogar zu der Aussage hinreißen lassen, daß es sehr viel Geld kosten wird. Eine unglaublich kostspielige Angelegenheit. Geld, welches man vielleicht hätte, aber besser nicht zur Verfügung stellen möchte. Vielleicht deshalb, weil man dem Vollidioten das Leben durch immense direkte und indirekte Staatsabgaben, die der Staat dann auch ganz gern und schnell weiterleitet, bereits zu Genüge versüßt. Keine Ahnung. Also sind Sponsoren für das Vorhaben zu begeistern. Aber die Mühe kann man sich gleich sparen, hat keinen Sinn. Es wird in einer Farce enden. Allein das Vortragen der Idee der Entwicklung eines FressePolitur-Apparates wird bei potentiellen Sponsoren auf Unverständnis stoßen. Suspekt wird man unser Vorhaben finden. Zwielichtig. Vielleicht sogar ominös. Unethisch. Die Präsentation unserer Idee vor Sponsoren ersparen wir uns also besser. Und daß der Vollidiot selbst die Kohle für den Polier-Apparat aufbringt, kann man auch gleich mal wieder vergessen. Zum einen hat er kaum Geld, zum anderen investiert er dieses wenige Geld lieber in Alkohol, Tabak und Pornographie. Und man wird den Vollidioten kaum dazu bringen können, sein geliebtes Saufen, Rauchen und Onanieren gegen ein paar in die Fresse einzutauschen. Wozu auch?! Läuft ja wie geschmiert für ihn. Daher sollten wir zunächst von der Idee des Fresse-Polierens Abstand nehmen. Es muß also eine andere Alternative her. Aber was kann man nur tun?! Bin ich fasr ein bißchen überfragt jetzt gerade. 20 Vielleicht einfach unsere Vollidioten irgendwo aussetzen? Also Reisebus mieten, alle Vollidioten, die man greifbar hat, rein, und Abfahrt, zack. Reiseziel eigentlich egal, könnte Italien sein. Norditalien. Ja, Norditalien kommt gut. Vielleicht ins beschauliche, relativ nahe gelegene Aosta-Tal. Hübsche Gegend. Sehr pittoresk. Und in 2009 aufgrund diverser Geschehnisse total bekannt und beliebt geworden. Ganz beliebtes Reiseziel für Vollidioten, geradezu prädestiniert. Also nichts wie los, ab ins Aosta-Tal! Im Aosta-Tal angekommen, könnten wir mit unserer grenzwertig debilen Reisegruppe vielleicht schön zum Essen gehen, schön happihappi machen. Es soll dort einige sehr empfehlenswerte Pizzerien geben, die kulinarischen Höchstgenuß versprechen. Besonders empfehlenswert ist die direkt in Aosta gelegene Pizzeria Il Capanno. Quasi ein echter Insider-Tip. Den ich von einem bekannten Paar bekommen habe. Von Ina-Caterina R. und Sascha S., einem absoluten Vorzeige-Paar. Im Il Capanno soll man ganz gut Leute aussetzen können. Insbesondere Kinder. Könnten wir ja auch mal mit unserer Vollidioten-Gruppe versuchen. Einfach kurz nach draußen gehen, eine rauchen, und dann einfach abhauen. Ganz einfach. Zack und weg. Einfach Fersengeld geben. Lustige Idee, aber es wird nicht klappen. Zumindest nicht dauerhaft. Das Problem dabei ist, daß man uns unsere lustige Truppe wieder zurückbringen wird. Wahrscheinlich sogar noch auf unsere Kosten. Nee, ganz sicher sogar auf unsere Kosten. Und oben drauf noch ein paar Tausend Euro Pizza-Rechnung, von wegen literweise Grappa und so. Voll ätzend. Nein, das sind alles keine praktikablen und dauerhaften Lösungen. Anscheinend ist hier etwas mehr Sachverstand und Feingefühl gefragt. Vielleicht können wir ja auf kommunikativer Ebene etwas erreichen?! Im Dialog quasi. Sollten wir tatsächlich den wahnwitzigen Versuch unternehmen wollen, mit unserem Vollidioten in einen Dialog zu treten?! 21 Unsere Vibrations wurden langsam unangenehm. Aber warum? Gab es in diesem Wagen keine Kommunikation? Waren wir auf das Niveau dumpfer Kreaturen gesunken? (Raoul Duke) 4. Dialog mit dem Vollidioten Man verfügt also nicht immer über die erforderliche Zeit, Motivation und Energie, um einem Vollidioten mit der notwendigen Intensität ganztätig die Fresse zu polieren. Die Entwicklung einer entsprechenden Apparatur scheitert am lieben Geld, wie so oft. Aussetzen ist auch keine dauerhafte Lösung, sondern vielmehr ein ziemlich kostspieliger Erholungsurlaub für unsere Rasselbande. Ungeachtet dessen wird der Tag kommen, an dem wir mit einem Vollidioten kommunizieren müssen. Zwangsweise sozusagen. Es ist unvermeidlich. Vielleicht in der U-Bahn, an der Kasse im Supermarkt, im Fitness-Studio, wo auch immer. Der Tag wird kommen. Nein, der Tag ist längst schon da gewesen. Nein, noch schlimmer: Bei 15 bis 20 Prozent Vollidioten-Bevölkerungsanteil werden wir sogar täglich mit Vollidioten konfrontiert! Auweia! Naja, nun wissen wir es wenigstens. Aber das macht es auch nicht besser. Eher sogar noch schlimmer. Wir stehen nun also einem waschechten Vollidioten gegenüber. Statt ihm die Fresse zu polieren, möchten wir ihn gern verbal oder manuell (per Handzeichen, z. B. Vogel zeigen oder Scheibenwischer) auf seinen geistig labilen Zustand hinweisen. Wir wollen zum Ausdruck bringen, daß wir den Dialog suchen. Wie wird der Vollidiot reagieren? Was wird er tun? Drei Alternativen sind vorstellbar: Ignorieren, beleidigen, Gewalt androhen. 22 Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente, Ente. (Ralph Wiggum) a) Ignorieren Erste Möglichkeit: Der Vollidiot ignoriert unseren Einwand komplett! Nicht, weil er es nicht hören oder glauben will oder mag; er kann den Einwand schlichtweg nicht verstehen. Es ist ihm zu hoch, die Gesamtsituation überfordert ihn, was auch immer. Folglich antwortet er instinktiv mit einem Argument zu einer völlig anderen Thematik. Gern wird hierbei eine Thematik ausgewählt, die bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nicht zur Diskussion stand bzw. mit dem eigentlichen Thema nicht das Geringste zu tun hat. Vermutlich handelt es sich um eine Antwort, die sich der Vollidiot als eine Art Musterantwort zurechtgelegt hat, um in einer delikaten oder sich zuspitzenden Situation blitzschnell schlagfertig kontern zu können. Hier bitte noch einmal das Ganze anhand unseres gern genommenen Talkshow-Beispiels, weil es so schön einfach verständlich ist: RTL, Montag, 14 Uhr, Oli-Geissen-Show, zwei Vollidioten zu Gast, Thema: Du asoziale Drecksau, mach` endlich Deine zugeschissene Gammelbude sauber! Gast 1: „Bei Dir in die Wohnung ist alles verdreckt!“ Gast 2 (als Antwort darauf): „Wegen Dir hat der Ulf neun Monate in Knast gesessen!“ 23 Ein äußerst gelungener Einwand unseres zweiten Gastes. Die seitens des ersten Gastes aufgestellte These, daß sich die Wohnung des zweiten Gastes allem Anschein nach in einem desaströsen Hygiene-Zustand befindet, wird seitens des zweiten Gastes komplett ignoriert. Vielmehr legt es unser zweiter Gast darauf an, blitzschnell zu kontern. Was ihm auch gelingt. Auf Kosten der Logik, klar, aber alle Beteiligten werden ihm folgen können (wir sind in einer Talkshow). Denn die eigentliche Aussage des zweiten Gastes, daß eine gewisse Person namens Ulf scheinbar durch Verschulden des ersten Gastes eine gewisse Zeit hinter schwedischen Gardinen verbracht haben soll, muß ja nicht zwangsläufig falsch sein. Die mangelnde Logik in der Argumentationskette impliziert nicht automatisch die Falschheit der Aussage. Wäre unser zweiter Gast jetzt nicht komplett gehirnamputiert, hätte er auf die seitens des ersten Gastes aufgestellte These antworten können: „Da hast Du nicht ganz Unrecht. Zuweilen weist meine Behausung in der Tat einige hygienische Mängel auf. Wenn Du Dich dadurch bei mir nicht mehr so wohl fühlst wie früher, können wir ja vielleicht gemeinsam nach einer Lösung suchen, um die vorliegenden Mißstände zu beseitigen.“ Dies wäre eine mögliche Antwort, die wir dem ersten Vollidioten-Gast entgegenbringen könnten. Rein hypothetisch natürlich, denn wir sitzen ja nicht in der hirnverbrannten Talkshow. Zudem sind wir auch keine Vollidioten. Versteht sich von selbst, daß Gast 1 mit dieser Antwort komplett überfordert wäre und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nun von sich aus den Ulf ins Spiel bringen würde: „Da kann ja auch der Ulf mal um 12 aus dem Bett aufstehen!“ Alles klar?! 24 Grobe Menschen, welche sich beleidigt fühlen, pflegen den Grad der Beleidigung so hoch als möglich zu nehmen und erzählen die Ursache mit stark übertreibenden Worten, um nur in dem einmal erweckten Haßund Rachegefühl sich recht ausschwelgen zu können. (Friedrich Wilhelm Nietzsche) b) Beleidigen Zweite Möglichkeit: Es wird mit einer Beleidigung geantwortet. Effiziente Methode. Schnell und direkt. Zack. Wie aus der Pistole geschossen. Zwar unerfreulich bzw. in vielen Fällen sogar ärgerlich für den Gegenüber, aber egal. Gast 1: „Bei Dir in die Wohnung ist alles verdreckt!“ Gast 2 (als Antwort darauf): „Du bist doch selbst die allergrößte Drecksau wo gibt!“ Im Gegensatz zur ersten Möglichkeit, dem Ignorieren, greift unser zweiter Gast in diesem Fall zumindest die Thematik des Einwandes des ersten Gastes auf. Hieraus läßt sich schließen, daß Gast 2 an sich keine Einwände gegen die Aussage des ersten Gastes hat. Zumindest blockt er die Aussage des ersten Gastes nicht ad hoc ab, sondern kontert vielmehr im Gegenzug mit der Verwendung eines Superlativs. Der Superlativ „allergrößte“ impliziert in diesem Fall, daß sich unser zweiter Gast zwar darüber im klaren ist, gewisse Hygienemängel in seinen eigenen vier Wänden vorliegen zu haben. Diese sind seiner Ansicht nach jedoch nicht so gravierend wie die Hygienemängel in der Behausung des ersten Gastes. Ein genialer Schachzug! Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht bewußt gebracht, aber trotzdem schlichtweg genial. 25 Denn unter Vollidioten ist dies die Idealform der Kommunikation. Beide sind sich instinktiv bewußt, daß sie über geistig streng limitierte Kapazitäten verfügen, und sind dabei trotzdem in der Lage, sich den Ball gegenseitig zuzuspielen. Zack, hier, Ball. Denn nun hat sich das Blatt gewendet, Gast 1 steht in der Pflicht. Er sieht sich jetzt mit der problematischen Situation konfrontiert, den Einwand, daß er selbst in einem noch größeren Schweinestall wohne, entweder zu entkräften oder so anzunehmen. Eines von beiden. Eine Steigerung ist hier nicht mehr möglich, da Gast 2 in einem selten hellen Moment den Superlativ-Joker bereits ausgespielt hat. Vermutlich wird nun Gast 1 die Sachebene verlassen und etwas antworten, was mit der bisherigen Diskussion eigentlich nicht viel zu tun hat. Beispielsweise: „Und die Tatty kriegt auch schon wieder ein Blag von Dein Ulf.“ Womit wir wieder bei Punkt a), dem Ignorieren, angelangt wären. Allerdings wurde uns mit der Beleidigung eine potentielle Reaktionsmöglichkeit in der Kommunikation mit einem Vollidioten aufgezeigt. Allem Anschein nach handelt es sich hierbei um ein sehr probates Mittel. Der Vollidiot versteht die Beleidigung an sich und ist nun in einer Art Bringschuld. Und das geht selbstverständlich komplett in die Hose, was wiederum sehr zu unserer Belustigung beitragen kann. Merke: In der Kommunikation mit einem Vollidioten stellt eine Beleidigung -im Idealfall unter Verwendung eines Superlativs- stets ein geeignetes Mittel dar. Als Antwort, siehe oben, gern aber auch gleich als Eröffnung der Diskussion. 26 Wenn ich einen Film drehe, dann schrei` ich oder schrei` ich nicht. Und Du sagst es mir nicht, ob ich schreie oder nicht. Leck` mich doch am Arsch, Mensch! Der Moment ist überhaupt gekommen, wo ich Dir in die Fresse haue. Diesmal schlag` ich Dir in die Fresse, darauf kannst Du Dich verlassen, Du. Diesmal sitz` ich in dem Kostüm in Deiner ScheißKarre in Holland. Diesmal schlag` ich Dich zusammen, Du. Weil du zu frech wirst. (Klaus Kinski) c) Gewalt androhen Dritte Möglichkeit: Es wird angedeutet, im Ernstfall auch die verbale Ebene verlassen zu können. Gast 1: „Bei Dir in die Wohnung ist alles verdreckt!“ Gast 2 (als Antwort darauf): „Ich hau` Dir gleich in Deine Scheißfresse rein!“ Herrlich! Vollidiot poliert Vollidiot die Fresse! Womit wir wieder beim Ausgangspunkt (Fresse-Polieren) angekommen sind. Ein Teufelskreis! Aber wenn Vollidioten unter sich sind, ist nichts dagegen einzuwenden. Für uns stellt die Androhung von Gewalt allerdings keine Option dar. Denn es besteht ja immerhin die Möglichkeit, daß unser Vollidiot das Angebot, einen in seine „Scheißfresse rein“ zu bekommen, annimmt. Was uns dann wieder zum Ende von Punkt 3 dieses Kapitels führen würde, als wir das Fresse-Polieren nach ausführlichem Abwägen von Pro und Contra leider verwerfen mußten. 27 Es erfordert zuweilen mehr Mut, dem Gegner zu entfliehen, als ihn anzugreifen. (Heinrich Waggerl) d) Zwischenergebnis Demnach bieten sich uns zwei Möglichkeiten im Umgang mit einem Vollidioten: Prophylaxe ist das vorzuziehende Mittel. Also stets darauf achten, keinem Vollidioten zu begegnen. Den direkten Kontakt vermeiden. Notfalls weglaufen. Flüchten. Das ist für alle Beteiligten am besten, ergibt den größen Sinn. Feige Flucht, ganz feige. Aber immer noch besser als hirntot. Der sichere Hirntod. Braindead. Flatline. Auweia. Bloß weg hier, Vollidiot in Sicht, zack, ab. Wird man jedoch mit einem Vollidioten konfrontiert, empfiehlt es sich, ihn (oder sie) von der ersten Sekunde an mit primitivstem FäkalVokabular zu bombardieren. Gleich voll durchstarten. Volle Kanne. Kompromißlos durchbeleidigen. Nicht zögern. Nicht erst abwarten, ob der / die etwas sagt, kommt eh nichts Gescheites bei raus. Gleich voll ran an die Buletten, gleich voll die Fäkalschleuder raus und immer volle Kanne drauf. Zack, drauf, ab dafür. Okay, Prinzip sollte verstanden sein, gehen wir ein bißl vögeln... 28 Ich ficke, Du fickst, er fickt, wir alle ficken, wir müssen ficken, warum fickt er nicht mit ihr?! (Marcel Reich-Ranicki) Fuck forever. (Pete Doherty) 5. Exkurs: Melvin Eine krasse Ausnahme dessen bildet mein Kumpel Melvin. Melvin ist ein absoluter Vollidiot, das steht außer Frage. Aber er trägt das Herz am rechten Fleck. Man möchte meinen, der Herrgott habe ihn mit einem großen Herzen und einem kleinen Hirn gesegnet. Oder bestraft. Kommt ganz auf die Betrachtungsweise an. Da ich Melvin nun schon etliche Jahre kenne und irgendwo auch ins Herz geschlossen habe, kann ich ihn unmöglich meiden oder gar tagtäglich konsequent beleidigen. Das wäre irgendwo nicht fair, zumal man Melvin ganz ausgezeichnet beobachten und studieren kann, was bei der Charakterisierung der Figur des Vollidioten von unschätzbarem Wert ist. Es wäre also nicht gänzlich falsch, zu behaupten, daß ich in gewisser Art und Weise von Melvin profitiere. Und von einem Vollidioten zu profitieren, stellt die oben angesprochene krasse Ausnahme dar. Zumindest, wenn man eine Privatperson ist. Denn daß die Medien von der Zielgruppe des Vollidioten profitieren, sollte jedem klar sein. Der Vollidiot als denkbar dankbarer Konsument jedes erdenklichen telemedialen Schwachsinns. Etlichen Medien würde ohne 29 die Zielgruppe der Vollidioten sogar jedwede Existenz entzogen, so viel ist mal sicher. Sie gingen sang- und klanglos unter, wie die Titanic. Dieser Thematik werden wir uns später noch sehr detailliert widmen müssen, ob uns das gefällt oder nicht. Aber erstmal wollen wir hier mit Melvin weitermachen, das kommt schon krass genug. Melvin ist Anfang 30. Er hat keinen Schulabschluß, hat nichts gelernt und auch das Arbeiten nicht gerade erfunden. Hier und da mal ein Gelegenheitsjob oder ein wenig Schwarzarbeit, um seine HartzIVBezüge aufzustocken. Chronischer Geldmangel ist angesagt, tote Hose in der Brieftasche, und er ist andauernd krank oder depressiv. Deswegen entschloß sich Melvin in einem besonders seltenen und hellen Moment, daß es doch sehr sinnvoll sein könnte, seine Freundin Daniela zu schwängern. Immerhin kannte er sie zu dem Zeitpunkt schon zwei Monate. Und wenn unsere Vollidioten eines können, dann ist das knattern und Kinder kriegen. Darin sind sie unschlagbar. Königinnen der Empfängnis. Könige des Ejakulates! Fick & Foxy. Wahnwitzige Bumsgranaten, die komplett die Kontrolle über ihre Genitalien verloren haben. Wenn irgendwo irgendwie irgendwas reinpaßt, dann rein damit! Zack, ab, rein. Heiliger Bimbam! Kein Wunder, daß bei der ganzen Bumserei keine Zeit und Energie mehr für Arbeit übrig bleibt. Melvin rammelte und rammelte und rammelte seine Daniela, aber nichts passierte. Unerwarteterweise blieb der gewünschte Kindersegen trotz aller Rammelei aus. Ein hieraus resultierender Arztbesuch ergab nämlich, daß unser Melvin nur mit Platzpatronen schießt, wenn Ihr wißt, was ich meine. Tja, und dann war auch die Beziehung plötzlich im Arsch. Melvin zog aus, zurück in seine geile HartzIV-WG. Und Daniela hatte ruckzuck einen neuen Blitzficker am Start und war keinen Monat später schwanger. Herzlichen Glückwunsch. Ich sehe jetzt schon Daniela mit Melvin und dem anderen Kasper bei Vera am Nachmittag. Vaterschaftstest! Halleluja! Scheiß auf das Ergebnis, Hauptsache, hinterher geht wieder die Post ab. Wer mit wem ist völlig egal, alles Glücksspiel, wie beim Roulette. Oder zu dritt. Fick, Fick und Fack. Hauptsache, die Lenden zucken und der Lattenrost knarrt! Alles andere ist sekundär, alles andere ist völlig egal. 30 Wie auch immer, Melvin ist jetzt erstmal bei Mandy eingezogen. Mandy ist -im Gegensatz zu den anderen Protagonisten hier- keine Vollidiotin. Wobei sich das durch den Einzug Melvins bei ihr schnell ändern dürfte. Nein, Mandy ist eine ganz normale Idiotin. Geschlechtsverkehr steht für sie zwar auch ganz oben auf der Liste, jedoch neben anderen Dingen. Mandy geht ihrer -zugegeben recht einfach gestalteten- Arbeit nach, zahlt ihre Rechnungen pünktlich und ist mit ihren 25 Jahren noch nicht glückliche Mutter eines oder mehrerer Kinder. Wobei sich auch das durch den Einzug Melvins bei ihr schnell ändern dürfte, herzlichen Glückwunsch im voraus. Melvin läßt sich jetzt also erst einmal schön aushalten von Mandy. Vielleicht steuert er 20 oder 30 Euro zum wöchentlichen Haushaltsbudget bei. Ist aber eher unwahrscheinlich, denn sein Geld weiß unser Melvin besser anzulegen. Wenn Mandy also morgens gegen 7 Uhr die Wohnung verläßt, um zur Arbeit zu gehen, dreht sich unser Melvin noch einmal seelenruhig im Bettchen um, wohlwissend, noch mindestens sechs Stunden Schlaf vor sich zu haben. Gegen 13 oder 14 Uhr ist dann aufstehen angesagt, und nach ein bißchen Internet-Surfen und Cannabis-Rauchen kommt die Playstation zum Einsatz, die natürlich in allen drei Versionen zur Verfügung steht. Vielleicht trinkt Melvin auch zunächst erst einmal ein, zwei Bier, um dann bei der grazilen Nachbarin zu klingeln und diese durch einstweilige Penetration von der Verfolgung einer spannenden TVGerichtssendung abzuhalten. Penetration unter den wachsamen Augen von Staatsanwalt Römer, wie geil. Kann alles passieren, Melvin ist da flexibel. Schön erstmal rüber über den lustigen Zweitonner von nebenan, alles andere kann warten. Wenn Mandy viel Pech hat, fickt unser Melvin das nette Monster von nebenan sogar in ihrer Bude, wahrscheinlich sogar in ihrem Bett. Äußerst delikat, das Ganze. Wenn Melvin so weiterfickt, wird er spätestens mit Mitte 30 ins Sabbatical müssen. Schön sechs Monate Camping in der Antarktis, schön die Klöten im Polarmeer kühlen. Zack, rein da, schön Klöten rein ins Polarmeer. Ahh! Herrlich. 31 Um Melvin von seiner Vögelei abzuhalten, müßte man ihm einen Keuschheitsgürtel anlegen, so ein Ding aus dem Mittelalter. Aber Pustekuchen, den würde unser Melvin mit seiner genialen Genitalkraft aufsprengen. Zack! Bamm! Oder wenn man ihn stattdessen einsperren würde, beispielsweise in einen Stahlkäfig, dann würde er die Stahlstäbe durch Penetration aufbiegen. Wie Supermann. Nur mit dem Pimmel. Boing. Quasi als Pimmelmann. Alles andere ist labil, nur der Riemen hat Zauberkräfte. Kein Medikament, beispielsweise eine Art Anti-Viagra, kann seinen Geschlechtstrieb stoppen. Das macht ihn nur noch geiler. Man müßte ihm mit einem Hammer auf den Penis schlagen. Aber dann würde dieser nur noch stärker anschwellen. Man müßte ihm also den Penis abschneiden. Und selbst dann würde dieser noch zucken und zucken und zucken. Es ist zum Verzweifeln, man kriegt das verdammte Ding einfach nicht kaputt. Wie bei Jason aus Freitag der 13. oder Freddy Krueger. Unkaputtbar, nichts geht. Stehen immer wieder auf. Man müßte also Melvin den Penis abschneiden, diesen dann in einem Mixer pürieren, die pürierte Masse lufttrocknen und dann gesiebt ins offene Meer streuen. Aber dann wären Flipper & Friends auf Dauerlatte. Unfaßbar, wie krass das Zeug ist. Unfaßbar krasses Zeug. Vielleicht sollten wir das krasse Zeug dann doch lieber zusammen mit Backpulver im Ofen aufbacken und dann rauchen. Eine Spitzenidee. Das gibt den absoluten Kick, das bringt den Flash der Woche. Den Royal-Flash sozusagen. Schmeckt aber beschissen, bah, kann ich aus Erfahrung sagen. Also lieber ganz weg mit dem Zeug, schießen wir die Pimmelmasse in einer Kapsel zum Mond. Das ist die Lösung. Zack, ab auf den Mond. Guter Mond, Du stehst! Bekommt gleich eine ganz andere Bedeutung. Der geht dann überhaupt nicht mehr unter. Nur noch auf und auf und auf. Wahrscheinlich dreht sich dann irgendwann die Sonne um ihn. Nein, das ist jetzt doch ein wenig weit hergeholt. 32 Ich grüße meinen Vater, meine Mutter und ganz besonders meine Eltern. (Toni Polster) 6. Gesellschaftliche Bedeutung des Vollidioten Irgendetwas müssen wir also tun. Irgendwas. Denn wenn wir Melvin und seinen kongenialen Zeitgenossen nicht den Penis abschneiden, passiert folgendes Fiasko: Sie vermehren sich explosionsartig und unaufhaltsam. Sie setzen überproportional viele Kinder in die Welt. Ihre Geburtenrate -bzw. die ihrer überaus cleveren Weibchen- verhält sich umgekehrt proportional zu ihrer geistigen Kapazität. Während der normale, in Kapitel 1 beschriebene Idiot noch Herr über seine Genitalien ist und sich auch damit auseinandersetzt, wie viele Kinder er überhaupt unterhalten bzw. finanzieren kann (in der Regel ein bis zwei), spielt diese Thematik für unseren Vollidioten überhaupt keine Rolle. Da wird munter drauflos gepoppt, scheißegal, was, wie, wann und von wem dabei rauskommt. Poppen, poppen, poppen, alles andere ist völlig sekundär. Insoweit wird man keinen repräsentativen Vollidioten-Haushalt mit weniger als drei Kindern finden können. Wahrscheinlicher sind vier, eher noch fünf mittelprächtige Blagen. Bei Melvin wird das ungefähr so ablaufen: Erst eines mit Mandy, dann völlig unerwartet eines von / mit der lustigen Tonne von nebenan, dann wieder eines von Mandy, und irgendwann erfährt er via TV, daß eines der mittlerweile fünf Bälger seiner Ex Daniela nun doch von ihm ist. Vielleicht aus der vergangenen Beziehung, vielleicht hat man sich auch später noch einmal zufällig getroffen, und dabei ist es passiert. Ist alles möglich, alles denkbar, geht ja schnell. Ich schätze Melvin später mal so bei insgesamt sechs Kindern, mit drei bis vier dazugehörigen glücklichen Müttern. 33 Ist doch phantastisch, möchte man spontan aufschreien. Viele kleine Krümelmonster, die später mal meine Rente zahlen werden. Pustekuchen! Bullshit! Demjenigen, der das glaubt, muß man sofort den Kopf aufschneiden und fünf Fischerman`s Friend reinstecken. Damit er klarkommt. Denn daß von Melvins Kreaturen später einmal auch nur eine einzige einen einzigen Cent zu meiner Rente beiträgt, ist so wahrscheinlich, also würde ich mich auf meine Schüssel setzen, ordentlich einen abseilen, hinterher den Kopf in die Schüssel stecken und dort statt Scheiße Gold finden. Es dürfte ja wohl jedem Einfaltspinsel klar sein, daß ich der Rasselbande für die nächsten 40 Jahre die Stütze zahle. Ohne Wenn und Aber. Kompromißlos durchgezahlt, zack. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, so sieht es dann doch mal aus. Und dafür kann ich denen nicht einmal die Fresse polieren, siehe Punkt 3 dieses Kapitels. Unfaßbar haarsträubend, man möchte am liebsten aufstampfen. Eine Hochrechnung, wie unsere Gesellschaft in 50 oder 60 Jahren aussieht, erspare ich uns lieber. Denn daß bei der Paarung eines Vollidioten mit einer Vollidiotin kein Genie hervorkommt, sollte dann auch mal klar sein. Minus und Minus ergibt Plus. Aber leider nur in der Mathematik, in der Physik. Nicht im realen Leben. Hier wird leider nicht aus dumm und dumm schlau. Eher nicht. Eher genauso dumm, schlimmstenfalls noch dümmer. Ist ja auch logisch, wir können der Evolution kein Schnippchen schlagen. Wenn Melvin (mit einem geschätzten IQ von 50) seine Mandy oder Daniela oder wen oder was auch immer (auch mit einem IQ von 50) schwängert, warum sollte dann daraus was mit mehr Grips in der Birne entstehen?! Die IQs addieren sich ja nicht auf, schön wär`s. Also 50 plus 50 macht 100. Oder besser noch multipliziert. 50 mal 50 macht 2.500! Dann hätten Melvin und Geschlechtspartnerin quasi The Brain schlechthin gezeugt. Haut aber nicht hin, und vielleicht ist das aber auch besser so. Wie auch immer, trotzdem habe ich Melvin gern. Soll er sich um Kopf und Kragen poppen, ich kann und will es nicht ändern. Soll er die ganze Welt mit seinem Gen-Müll überschwemmen, mir scheißegal, ich kann es nicht ändern. 34 Der mündige Bürger soll selbstverständlich selbst entscheiden, welche Fernsehsendungen er ein- oder ausschaltet, aber man soll ihm diese Entscheidung erleichtern, indem man einige Sendungen nicht herstellt, die er dann abschalten könnte. (Dieter Hildebrandt) Normales Fernseh` brauch` kei` Sau, mer habbe ASO-TV. (Badesalz) 7. Telemediale Bedeutung des Vollidioten Daneben hat Melvin aber auch eine positive Funktion. Zwar passiv, aber durchaus positiv. Denn ohne die Zielgruppe der Melvins gäbe es diverse sinnvolle, überwiegend telemediale Phänomene nicht. RTL2!!! möchte man spontan aufschreien, sich nackt ausziehen und dann -sich selbst mit einer Peitsche geißelnd- durch den Stadtpark rennen. Aber so einfach ist es leider nicht. Man kann nicht einen einzelnen Sender an sich als AsoTV schlechthin ausmachen. Vielmehr sind es die verschiedenen Formate aller privatisierten Sender. RTL2 an sich ist nicht Scheiße. Nur die meisten Formate, die dort laufen, sind es. Als Flaggschiff ist ganz klar der Asi-Container anzuführen. Eine Anzahl grenzdebiler Vollidioten wird über einen gewissen Zeitraum eingesperrt und widmet sich überaus anspruchsvollen Zeitvertreiben wie Scheiße labern und vögeln. Das Ganze wird von diversen Kameras aufgezeichnet und dann direkt auf den 128er Plasma im VollidiotenHaushalt projiziert. Der aufmerksame Zuschauer darf von Zeit zu Zeit eine der Hackfressen aus dem Bumscontainer rauswählen, und der letzte 35 Verbleibende bekommt dann 200.000 Euro oder sowas. Und liegt dann für ca. 18 Monate mal nicht Vater Staat auf der Tasche, ganz toll. Versorgt sich mit dem Gewinn also selbst für eine gewisse Zeit mit Alkohol, Tabak, Marihuana und Pornographie. Vielleicht probiert er auch etwas ganz Neues aus. Filterzigaretten statt Selbstgedrehte. Oder Kokain anstelle von oder kombiniert mit Marihuana. Man stellt ja jetzt jemanden dar, feine Herrschaften. Vielleicht kann man sogar einige Wochen Gastmoderator bei 9Live werden oder einen Porno drehen. Kann alles sein, ist alles möglich. Wesentlich günstiger kommt man beim Frauentausch weg: Schätzungsweise 3.000 Euro bekommt unser Vollidiot dafür, daß er seine Zweieinhalb-Zentner-Grazie für eine gewisse Zeit gegen die verschrumpelte Hardcore-Friseuse mit den hübschen bunten PlastikFingernägeln und polnischen Hairextensions des anderen Vollidioten eintauscht. Oder gegen eine ganz bezaubernde 26-jährige 8-fach- Mutter aus Chemnitz. Kann auch sein, ist alles möglich im Aso-TV. Es sind also nicht die Sender, sondern deren Formate. Generell läßt sich wie folgt differenzieren: Die ganzen Eigenformate und Eigenproduktionen der Sender sind absolute Gehirnrotze. Voll zum Kotzen. Bei allen Privatsendern. Ohne Ausnahme. Als hätte das Gehirn Dünnschiß und wüßte sich nicht anders zu helfen, als die ganze Kacke auf den TV-Schirm zu ballern. Grundgütiger, was für ein geistiger Dünnschiß. Cerebral-Diarrhoe, der Verstand wendet sich mit Grausen ab! Richter Salesch und Konsorten. Angelika Kallwass! Ingo Lenßen. U20 Asi-Teenies. Jamba-TV (früher Viva). Katharina Saalfrank und die stille Ecke. We Are Family! Das Grausen kennt kein Ende! Peter Zwegat, Raus aus den Schulden. Hier mal die Beschreibung einer Folge (O-Ton TV Digital): „Christian (25) und Nadine (24) leben schon seit Jahren über ihre Verhältnisse. Die arbeitslosen Eltern eines Kindes sind HartzIV-Empfänger, wollen aber auf nichts verzichten. Kann Peter Zwegat die beiden zur Vernunft bringen?“ Nein, nein, kann er natürlich nicht! Und soll er auch nicht. Er soll sie lieber zur Fickerei animieren, um Himmels Willen! Mit 24 bzw. 25 Jahren erst ein Kind, wo soll das denn enden?! 36 Also Pille absetzen. Falls überhaupt eingenommen. Denn die meisten Vollidioten nutzen weitsichtigerweise den Coitus Interruptus zur Verhütung. Also kurz vorher rausziehen. Eine sehr sinnvolle Methode, eine der sichersten Verhütungsmethoden überhaupt. Wie auch immer, für den unwahrscheinlichen Fall, daß die Vollidiotin die Pille einnimmt, kann sie diese jetzt absetzen. Für die gesparten 20 oder 30 Euro monatlich kann man sich Premiere ziehen, falls man keinen geknackten Decoder hat. Und gleich Blue Movie freischalten lassen, das lenkt die Gedanken vom Elend im eigenen Bett ab. Dann können die Lenden wieder schön zucken, zack-zack. Das alte ReinRaus-Spielchen, rund um die Uhr, den ganzen Tag. Wenn die beiden 29 und 30 sind und acht Kinder haben, dann, ja dann kann Zwegat nochmal anklingeln. Bis dahin soll er sich um andere Pflegefälle kümmern. Oder ein bißchen Gras rauchen, vielleicht zusammen mit Jugendcoach Oliver Lück. Oder mit einem der besonders cleveren Vorzeige-Sonderschüler von Die Superlehrer, mir scheißegal. Oder hier, die dürre Tante mit der stillen Ecke (auch O-Ton TV Digital): „Marianne hat vier Kinder von zwei Männern, zu den Vätern von Kris (10), Justine (9), Alizee (6) und Felix (1) aber kaum Kontakt. Die 31jährige lebt von HartzIV, ist verschuldet und oft schlecht drauf. Auch die Gören zoffen sich permanent. Die Familie braucht eindeutig mehr Ruhe und Routine im Alltag. Katharina Saalfrank versucht, Einfluß zu nehmen.“ Ja herrlich, ganz wunderbar, bitte nimm Einfluß, liebe Katharina, bitte nimm Einfluß. Sonst bekomme ich nämlich bald Ausfluß, dicklichhellroten Ausfluß. Und zwar aus den Ohren, denn mein Bregen wird auslaufen, und ich werde sterben müssen. Flatline, Braindead, Hirntod. Aus, Schluß, vorbei. Was für ein Wahnsinn, was für ein Bullshit. Was für eine gequirlt-gekräuselte Affenkacke! Und dann geht die Saalfrank hin in die Asi-Bude und läßt die fünf Gehirnamputierten irgendwelche bekloppten Schilder malen und auf eine Pinnwand tackern. Na phantastisch, genau das hat denen gefehlt. Also wenn die irgendwas brauchen, dann das. Das wird helfen, das wird die Probleme lösen, wunderbar, Glückwunsch. Vielleicht sollte man hier 37 mal präventiv und etwas eher ansetzen. Damit es erst gar nicht so weit kommt, daß uns die fünf Pflegefälle ein Leben lang auf der Tasche liegen und dabei trotzdem noch unglücklich und mit ihrem verkorksten Leben völlig überfordert sind. Ganz offensichtlich hat da doch keiner der Beteiligten was von. Die nicht, ich nicht, keiner. Aber nee, das wäre ja zu einfach. Außerdem hätten wir dann gar keinen Stoff mehr für unser geliebtes Aso-TV, und das wäre ja wohl für viele Vollidioten der absolute Super-GAU. Also lieber alle völlig plan- und hirnlos querbeet rumvögeln lassen, und hinterher, wenn eh alles am Arsch ist, Saalfrank, Zwegat, Lück und Konsorten hinschicken. Und die ganze Kacke aufzeichnen, damit andere Voll-Asis wieder was in der Glotze zu sehen haben. Hammerharter Tobak, extremst krass. Man könnte laut auflachen, wenn das alles nicht so traurig wäre. Hammerharter Tobak. Und dann dieser ganze Boulevard-Bullshit. Überflüssig wie ein Kropf, leck` mich einer am Arsch, aber echt jetzt. Völlig sinn- und bedeutungslos, völlig nutzlose Informationen, komplett beknackt. Komplett bescheuerte, banalstmögliche und besonders hirnfreie Thematiken von und mit eben solchen Protagonisten und Protagonistinnen. Kein Anspruch an nichts, an gar nichts, an absolut und überhaupt rein gar nichts. Frauke Ludowig, Sybille Weischenberg, Annemarie Warnkross, Constanze Rick und wie sie nicht alle heißen. Verkäuferinnen des telemedialen Dünnpfiffs, Banalitäten-Dealerinnen, Ausgeburten der Boulevard-Hölle. Heiliger Bimbam, Grundgütiger! Nicht mit Weihwasser, Knoblauch oder Sonnenlicht beizukommen. Bei denen hilft nur hoffen und beten. Und natürlich bei Vollmond den Besen gut wegschließen. Sonst fliegen sie darauf weg. Zack, weg, ab. Auf zur Walpurgisnacht. Oder zu irgendeinem anderen beschissen-banalen CPromi-Event. Zisch und weg. Echt gruselig. Exclusiv, taff, Prominent, red und wie sie nicht alle heißen. Was für eine banale Affenkacke, da stehen mir doch echt die Haare zu Berge. Mal abgesehen vom beschissenen Inhalt, wird Exclusiv genialerweise gleich mal falsch geschrieben. Im Deutschen wäre es mit k, also 38 Exklusiv. Womöglich will man hier den unbedarften RTL-Zuschauer ans Englische heranführen? Nein, dann hätte man ein e am Ende ergänzen müssen, also Exclusive. Französisch fällt auch flach, hier wäre es Exclusif, also mit f am Ende. Was ist denn bloß los hier? Legasthenie? Unglaublich, ungeheuerlich. Legasthenie im Aso-TV, das paßt ja irgendwie überhaupt nicht zusammen, abfeier. Oder will sich RTL hier etwa insgeheim über sein hauseigenes, extrem cleveres Stamm-Publikum belustigen?! Denkbar wäre es. Interessiert aber auch nicht wirklich. Keine Ahnung, wer da wem und warum in den Kopf kacken will. Man kann diese ganze Boulevard-Gülle nur den ganz abgewichsten Hardlinern unter den Vollidioten empfehlen. Mit einer für normale Menschen absolut nicht mehr nachvollziehbaren Detailverliebtheit wird ausgeschmückt, wie irgendein toller F-Promi auf irgendeiner tollen DPromi-Party irgendwas total Spannendes tut oder läßt. Also beispielsweise zeigt, was er / sie in der Handtasche hat. Nein, wie interessant, endlich wissen wir das auch. Oder wenn Blöd-Bumse Paris Hilton gerade etwas total Nobelpreisverdächtiges über ein total wichtiges Thema faselt, beispielsweise, wie anstrengend doch Shopping in New York sein kann. Wow, wie aufregend, kaum zu glauben. Oder wen oder was Boris Becker gerade vögelt. Oder, oder, oder. Als iTüpfelchen noch mit einer selten dämlichen Grimasse von VorzeigeFratzenzieherin Heidi Klum garniert, fertig ist die Soße. Die banale Boulevard-Soße, die fiese Soße für`s Gehirn, bah. Okay, Schnauze voll, Prinzip sollte verstanden sein. Wir verdanken unseren Melvins also viele geniale TV-Formate, welchen wir uns später noch konkreter widmen werden. Für die Veranschaulichung der gesellschaftlichen und telemedialen Bedeutung unseres Vollidioten reicht dies zunächst. Ich kann nicht mehr. Und ich will aber auch nicht mehr. 39 Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher. (Albert Einstein) 8. Ergebnis Wir kommen also zu folgendem Ergebnis: 15 bis 20 Prozent unserer Gesellschaft sind Vollidioten, also krass beknackte Schwachsinnige und Pansen ohne jedwede Einsicht in irgendetwas. Diese schwachsinnigen Pansen sollte man unbedingt meiden. Ist der Kontakt mit ihnen unvermeidbar, nützt es nichts, ihnen die Fresse zu polieren. Auch der Versuch einer Kommunikation schlägt fehl. Stattdessen ist es zwingend notwendig, sie ex tunc konsequent mit primitivstem Fäkal-Vokabular zu bombardieren. Das wissen sie zu schätzen, und das wird auch gern gesehen. Unser Vollidiot stürzt sich auf eine Möse wie ein Penner auf eine Pulle Fusel und überschwemmt infolgedessen die ganze Welt mit den stumpfsinnigen Früchten seiner Lenden. Glückwunsch und besten Dank dafür! Zu unserer Gesellschaft selbst trägt der Vollidiot samt seiner Höllenbrut außer Aso-TV nichts bei. Nicht das Geringste. Er will nicht, und er kann wohl auch nicht, und vielleicht ist das aber auch besser so. Mir persönlich ist das scheißegal. 40 Unter Jungen und männlichen Jugendlichen ist es im übrigen inzwischen verbreitet, das Wort „Opfer“ auch als Schimpfwort zu gebrauchen, und es gibt Schulen, die unter anderem als „Opferschulen“ bezeichnet werden. Der Begriff „Opfer“ löst offenbar nicht mehr selbstverständlich Empfindungen aus, die von Empathie gekennzeichnet sind, sondern er wird benutzt, um sich der eigenen Identität zu versichern und alles abzuwehren, was mit dem Opfersein verbunden wird. (Stephan Voß) III. Das Opfer Nunmehr haben wir zwei unserer insgesamt vier Hauptcharaktere kennengelernt: Den Idioten und den Vollidioten. Tabellarisch strukturiert sieht das Ganze so aus: Bezeichnung Idiot Fremdwahrnehmung normal dumm smart Eigenwahrnehmung normal dumm recht zufrieden Vollidiot sehr dumm (nicht vorhanden) tatsächlicher Status normal dumm recht zufrieden smart sehr dumm Hierzu addiert sich nun das Opfer, unsere dritte Figur. Gemäß Definition im Duden versteht man unter einem Opfer etwas, das man hergibt oder auf das man verzichtet, obwohl es sehr schwerfällt. Dies trifft es in unserem Fall nur zur Hälfte: Wir müssen nämlich äußerst trennscharf zwischen Eigenopfern und Fremdopfern differenzieren. Obenstehende Beschreibung aus dem Duden definiert in unserem Fall das Fremdopfer. Widmen wir uns zunächst also diesem. 41 Das ist so, als wenn Dir einer ein Messer in den Bauch rammt, und Du mußt noch dabei lächeln. (Christoph Daum) 1. Das Fremdopfer (auch passives Opfer oder tatsächliches Opfer) a) Definition Unter einem Fremdopfer versteht man ein tatsächliches Opfer im Sinne der klassischen Definition. Also eine Person, die schweren Herzens etwas hergeben oder auf etwas verzichten muß, obwohl sie es eigentlich nicht möchte. aa) Angst Das Hergeben bzw. der Verzicht erfolgt hierbei nicht aus freien Stücken, wie es beispielsweise bei einer Geldspende der Fall sein kann. Im Falle einer Spende gibt der Spender freiwillig, ungezwungen und aus edlen, tugendhaften Gründen. Zumindest sollte das so sein. Das Fremdopfer dagegen gibt bzw. verzichtet passiv. Hierbei sind zwei Varianten denkbar: Das Fremdopfer wird tatsächlich zur Hergabe oder zum Verzicht gezwungen, also durch das Einwirken dritter Personen. Dies kann auf vielfältige Art und Weise geschehen, fast alles ist vorstellbar. So kann beispielsweise eine Mutter das Kind zwingen, den Teller aufzuessen. Weil es sonst Dresche mit dem Nudelholz bekommt. Oder eines der vier Handys eingezogen wird. Beispielsweise könnte auch ein 42 Abfallentsorgungsbetrieb einen Kunden dazu zwingen, seinen Hausmüll vorbildlicher zu trennen. Indem einfach die gelben Säcke nicht mehr mitgenommen werden. Und zwar so lange, bis sie keine alten Batterien, benutzte Tampons oder tote Katzen mehr enthalten. Unser Kunde wäre in diesem Fall Fremdopfer, da er durch Dritte (hier die Müllabfuhr) dazu gezwungen wird, etwas herzugeben (vernünftig sortierte gelbe Säcke) bzw. auf etwas zu verzichten (tote Katzen in gelbe Säcke zu stecken). Ein klassisches Fremdopfer. Die zweite denkbare Variante ist, daß unser Fremdopfer scheinbar freiwillig etwas hergibt oder auf etwas verzichtet, etwas unterläßt. Weil es befürchtet, daß es ansonsten eine negative Konsequenz erwarten muß. Es wird also aus Angst gehandelt, man läßt es besser erst gar nicht so weit kommen wie in der ersten Alternative beschrieben. Das Kind ißt von vornherein den Teller leer. Weil es weiß, daß der Arsch sonst Kirmes hat oder ein Handy weg ist. Oder der Kunde unterläßt es von Anfang an, Schweinskram in den gelben Sack zu stecken. Weil er weiß, daß die Sauerei sonst nicht mitgenommen wird und ihm dann noch weitere vier Wochen die Bude vollstinkt. Das ist die zweite denkbare Variante. In beiden Varianten wird also durch Dritte Zwang auf unser Fremdopfer ausgeübt, daher auch die Bezeichnung Fremdopfer. Der Verzicht ist in beiden Fällen passiver Natur. Im ersten Fall weiß das Fremdopfer, was es erwartet, im zweiten Fall malt es sich aus, was es erwarten könnte. Motiv für den Verzicht ist demnach in beiden Fällen Angst. Unser Fremdopfer muß also ausgesprochen subtil agieren. 43 Philosophen verderben die Sprache, Poeten die Logik, und mit dem Menschenverstand kommt man durchs Leben nicht mehr. (Friedrich von Schiller) bb) Logik Neben Angst kann es weitere, andere Motive geben. Logik beispielsweise. Also wenn ich weiß, daß in einer Ortschaft ein fest installiertes Blitzgerät steht. Dann fahre ich dort natürlich nicht schneller als 50 km/h. Aus Angst vor einer negativen Konsequenz, also einer Geldbuße oder schlimmstenfalls sogar einem Fahrverbot, je nach Geschwindigkeit. Denkbar wäre auch, daß ich mit 140 km/h durch den Blitzer ballere. Aus Versehen, mit Absicht, völlig egal. Und nachts dann mit dem Fahrrad erneut dorthin fahre, den Blitzer hochklettere, ihn mit einem Metallbohrer aufbohre, mit Shell V-Power (100 Oktan) befülle und dann anzünde. Ganz klassisches Fremdopfermuster. Das Wissen, daß ich dabei photographiert wurde, wie ich recht sportlich mit einem Geschwindigkeitsüberschuß von ca. 90 km/h durch die Ortschaft gefahren bin, zwingt mich dazu, nachts den Blitzer abzufackeln. Ganz typisches Fremdopfer. Ganz radikales Zwangverhalten. Ansonsten hätte ein saftiges Bußgeld plus drei Monate Fahrverbot gedroht. Sozusagen die einzig logische und zwingend erforderliche Vorgehensweise zur Vermeidung der negativen Folge. Für den Fall, daß das Ganze in die Hose geht, beispielsweise weil uns die Polizei beim Zündeln erwischt und infolgedessen vom Radargerät runterschießt, sollte man bereits im Vorfeld eine schlüssige Strategie und Argumentationskette vorbereitet haben. Unter Umständen werden wir uns dann nämlich vor Gericht wegen des abgefackelten Blitzers verantworten müssen. Also besser auf alles vorbereitet sein. 44 Vor Gericht sollten wir uns dann zunächst ganz frech und flapsig auf den § 32 StGB (Notwehr) berufen: (1) Wer eine Tat begeht, die durch Notwehr geboten ist, handelt nicht rechtswidrig. (2) Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden. Als Hobbyjurist vermute ich allerdings, daß wir hier Probleme mit dem Nachweis eines gegenwärtigen rechtswidrigen Angriffs hätten. Nicht, daß es uns nicht gelingen könnte, eine Radarkontrolle als rechtswidrig feststellen zu lassen. Das sollte klappen. Allerdings wäre hierfür ein Fachanwalt vonnöten. Und zwar ein ganz gewitzter. Ein ganz abgebrühter Winkeladvokat, ein schlitzohriges kleines Kerlchen ominöser Herkunft, ein mieser, gemeiner und selten ausgebuffter Rechtsverdreher. Ein Hans Meiser des Verkehrsrechts sozusagen Völlig überflüssig, zu erwähnen, daß wir so einen Anwalt nicht finden werden. Vielleicht bei Salesch, Hold und Konsorten, wenn wir unserem Nachbarn im Schlaf den Penis abgeschnitten hätten. Oder einen GEZFahnder mit einem Staubsauger verprügelt hätten. Dann vielleicht. Aber nicht in solch einem brisanten Fall wie dem unseren. Davon ab würde es viel zu lange dauern, bis wir uns durch die ganzen Instanzen geklagt hätten. Denn Recht haben und Recht bekommen sind zwei paar Schuhe. Wir müßten klagen und klagen und nochmals klagen, eine aberwitzige Klagerei wäre das. Zudem eine enorme finanzielle, zeitliche und vor allen Dingen psychische Belastung, ganz klar. Stets auch in der Angst lebend, man könnte eines Tages als Exzentriker bezeichnet werden. Sehr unerfreulich, sehr ernüchternd. Nein, das wäre es nicht wert. Dann doch lieber ex tunc ganz penibel darauf achten, beim Anzünden des Radarkontrollgerätes erst gar nicht erwischt zu werden. Oder besser gleich einen guten Bekannten, dem man vielleicht auch schon einmal aus der Patsche geholfen hat, zu der Tat überreden bzw. anstiften. Eine kleine Gefälligkeit, ein kleiner Freundschaftsdienst. Eine Hand wäscht die andere, man kennt sich ja. 45 Sollte das alles nicht klappen, und wir werden doch bei unserer nächtlichen Zündelei erwischt, könnten wir uns vielleicht auf § 20 StGB (Schuldunfähigkeit wegen seelischer Störungen) berufen: Ohne Schuld handelt, wer bei Begehung der Tat wegen einer krankhaften seelischen Störung, wegen einer tiefgreifenden Bewußtseinsstörung oder wegen Schwachsinns oder einer schweren anderen seelischen Abartigkeit unfähig ist, das Unrecht der Tat einzusehen oder nach dieser Einsicht zu handeln. Was für ein Fest, meine Herren! Abfeier! Allein beim Verlesen des Textes läge man quer unter der Anklagebank. Tiefgreifende Bewußtseinsstörung. Schwachsinn. Andere seelische Abartigkeit. Leck` mich am Arsch, seit wann sind denn Gesetzestexte so lustig?! Total abgefahren, man wird doch wohl nicht ernsthaft von uns erwarten können, beim Verlesen eines solch hanebüchenen Kokolores nicht in Lachkrämpfe ausbrechen zu müssen?! Unfaßbar amüsant, geradezu höchstrichterlich amüsant. Also wir werden uns auf gar keinen Fall auf § 20 berufen können. Völlig ausgeschlossen. Der ganze Gerichtssaal würde frohlocken und sich halb bis voll totlachen. § 20 wäre also eine Mordsgaudi, hilft uns aber auch nicht wirklich weiter. Mist. Bockmist. Was kann uns jetzt noch retten? Wie können wir unseren Arsch noch aus der Schlinge ziehen? Wonach kann man noch suchen? Wir müssen uns nun ganz unverblümt folgende Frage stellen: Was ist stets eine sinnvolle Lösung in verzwickten Situationen und Lebenslagen? Wenn man kurz davorsteht, auszurasten, alles hinzuschmeißen und vielleicht sogar aufzustampfen? Wenn einem alles bis hier oben steht? Richtig, § 323a StGB (Vollrausch): (1) Wer sich vorsätzlich oder fahrlässig durch alkoholische Getränke oder andere berauschende Mittel in einen Rausch versetzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn er in diesem Zustand eine rechtswidrige Tat begeht und ihretwegen nicht bestraft werden kann, weil er infolge des Rausches schuldunfähig war oder weil dies nicht auszuschließen ist. 46 Hurra, der gute, alte Vollrausch. Auf den ist immer Verlaß, der läßt einen nie hängen, phantastisch. Nervennahrung, Wunderwaffe, Allheilmittel. Medizin! Wir werden also an dieser Stelle glaubhaft machen müssen, daß wir zu besoffen waren, um mitzukriegen, was wir da überhaupt getan haben. Wir waren so sternhagelvoll, daß wir uns sowieso an nichts mehr erinnern können. Es ist uns von vornherein schon entgangen, daß wir überhaupt durch diese ominöse Ortschaft gefahren sind und dort geblitzt wurden. Weil wir schon vormittags voll einen im Arsch hatten. Bis zur Unterkante aufgetankt. Und überhaupt haben wir das Gefühl, daß man uns da was anhängen will. So plausibel diese Argumentation auf den ersten Blick erscheint, so schnell fällt das ganze Kartenhaus leider auch schon wieder in sich zusammen. Nicht, daß Alkohol keine Lösung wäre. Nein, Alkohol ist immer eine sehr sinnvolle Lösung. Nur bekommen wir in unserem Fall trotzdem ordentlich aufgebrummt. Und das nicht zu knapp. Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren. Wahnsinn! Fünf Jahre! Das darf man sich jetzt gar nicht vorstellen, wie lange das ist. Schlagartig ist alles Vertrauen in Justitia dahin. Was muß man denn da gemacht haben? Mit 2,6 Promille eine Atombombe auf der Loveparade gezündet? Im Kokswahn einen Angriffkrieg gegen die USA vorbereitet? Voll auf Ecstasy Saddam Hussein bei StudiVZ als Freund eingeladen? Keine Ahnung, will ich aber auch gar nicht wissen. Ist aber auch Jacke wie Hose, denn wir wissen jetzt, daß wir mit unserem schönen Vollrausch leider nicht ungestraft davon kommen. Wir werden also einsitzen oder ordentlich blechen müssen. Bei unseren Vorstrafen also eher einsitzen, was für eine Schande, was für eine Ironie, bah. Es lohnt sich heutzutage offensichtlich nicht mehr, besoffen zu sein. Der blanke Hohn! Da wird doch regelrecht der Hund in der Pfanne verrückt, eine Farce! Salopp ausgedrückt: Man fühlt sich ganz schön verhohnepiepelt. Als Ergebnis müssen wir demnach traurigerweise festhalten, daß Gesetzgebung und Rechtsprechung ganz offensichtlich nicht an Logik anknüpfen bzw. auf Logik basieren, und daß man als Fremdopfer weitestgehend schutzlos den langsam mahlenden Mühlen der Justiz ausgeliefert ist. Furchtbar. 47 Der Mensch hat dreierlei Wege, klug zu handeln: Erstens durch Nachdenken, das ist der edelste. Zweitens durch Nachahmen, das ist der leichteste. Und drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste. (Konfuzius) cc) Erfahrung Erfahrung kann ein weiterer Grund für die Erbringung eines Opfers sein. Man verzichtet also bewußt und aus Erfahrung auf ein Handeln, auf ein Unterlassen oder auf irgendein anderes Verhaltenmuster. Weil man weiß, daß es eh keinen Sinn macht. Daß es zu nichts führt, nichts bringt, sich nicht lohnt. Unter Umständen die ganze Angelegenheit vielleicht sogar noch verschlimmert. Die Gründe für einen Verzicht aus Erfahrung sind mannigfaltig. So kann eine Sache an sich schon aussichtslos bzw. mit wenig Aussicht auf Erfolg behaftet sein. Beispielsweise eine politische Diskussion mit irgendeinem x-beliebigen Politiker, völlig egal, welcher Partei dieser angehört. Aus Erfahrung weiß man, daß das in 99% aller Fälle zu keinem befriedigenden oder gar vernünftigen Ergebnis führt. Daß man hinterher sogar verärgert ist, überhaupt auf die Diskussion eingestiegen zu sein. Sehr ärgerlich sowas, sehr unerfreulich. Also läßt man es gleich bleiben. Von Anfang an und aus Erfahrung. Man verzichtet bewußt auf das Darlegen der eigenen Meinung, man verzichtet bewußt auf die komplette Diskussion. Und das macht auch Sinn. Man fängt erst gar nicht damit an, man läßt es von vornherein bleiben. Nichts als Zeitverschwendung. Zeit, die man erheblich sinnvoller nutzen könnte, beispielsweise mit einem schönen Vollrausch oder einer Radtour. Insoweit also keine politische Diskussion. Ein Opfer, daß man aus Erfahrung bringt. Und in diesem Fall zugleich auch eine sehr vernünftige Entscheidung. 48 Oder man hat bereits die Erfahrung machen dürfen, daß ein gewisses Tun oder Unterlassen durch den Staat sanktioniert wird. Also die übliche Leier: Zuerst die Polizei. Guten Tag, die Herren, man kennt sich. Dann eigentlich immer die Staatsanwaltschaft, kennt man auch schon ganz gut. Besser, als einem eigentlich lieb ist. Zumindest, wenn man nicht selbst Staatsanwalt ist. Dann ab vor`s Amtsgericht, mit viel Pech vor`s Landgericht. Hier kennt man uns noch nicht, und das ist aber auch gut so. Leider kennt man aber unsere Akte, denn die hat man mal eben ganz nonchalant angefordert, und das ist dann aber auch wieder nicht so gut. Egal. Wir haben also die Erfahrung gemacht, daß wir für gewisses Handeln staatliche Sanktionen zu erwarten haben. Deswegen erbringen wir das ein oder andere Opfer. Beispielsweise würde ich nie wieder auf einem vollbesetzten DiscoParkplatz auf der Motorhaube meines Mercedes eine Nase Koks ziehen und diese dann mit einer halben Pulle Sambuca runterspülen. Zumindest nicht als Fahrer. Oder wenn der Benz gerade neu ist. Oder unter einer Laterne geparkt steht. Die Erfahrung hat mich gelehrt, daß dies mit Sanktionen vergolten werden kann. Nicht immer, aber irgendwann hat man eben mal Pech. Also bringe ich ganz bewußt und aus Erfahrung das Opfer, nicht mehr öffentlich auf Motorhauben zu koksen. Zumindest dann nicht, wenn zwei Autos weiter die Zivilbullen stehen. Merke: Selbstinfektion mit kolumbianischer Grippe, landläufig auch Hollywood-Schnupfen genannt, kann staatlich sanktioniert werden. Insbesondere auf Motorhauben. Neben staatlicher Sanktion existiert die Möglichkeit der Sanktion durch Dritte. Unter Dritten ist in der überwiegenden Zahl aller Fälle der Ehebzw. Lebenspartner zu verstehen. War eigentlich klar, oder?! Wer sollte es sonst sein?! 49 Haß gehört nicht ins Stadion, solche Gefühle soll man gemeinsam mit seiner Frau daheim im Wohnzimmer ausleben. (Berti Vogts) aaa) Früher Zu Opas Zeiten war ganz klar die Frau das klassische Opfer. Ihr Mitspracherecht im Haushalt war stets gering bis nicht vorhanden. Der Opa -also der Mann- schaffte das Geld ins Haus, und die Oma -also die Frau- mußte sich fügen. Sie mußte das Essen rechtzeitig auf den Tisch bringen, die Kinder betreuen, Bude und Hof sauber halten und gelegentlich sexuellen Pflichten nachkommen. Freizeit gab es für sie keine, während sich der Mann das Recht herausnahm, sich nach verrichteter Arbeit sonntags nach der Kirche volles Programm und kompromißlos zu besaufen. Die Frau hatte also nur Pflichten und so gut wie keine Rechte. Dies nahm die Frau als gegeben hin. Sie opferte also ein eigenständiges, gleichberechtigtes Leben mit allen Rechten und Pflichten. Aus Erfahrung. Weil sie wußte, daß ihr Handeln sanktioniert würde. Daß der Alte die Kohle nach Hause bringt und die ganze Bude zusammenschreit, wenn nicht Punkt 18 Uhr sein Fressen auf dem Tisch steht. Mahlzeit! 50 Auch nach meinem 30-jährigen Studium habe ich immer noch nicht herausgefunden, was Frauen überhaupt wollen. (Sigmund Freud) bbb) Heute Glücklicherweise hat sich das im Laufe der Jahre durch die Emanzipation der Frau geändert. Die Frau wurde zum gleichberechtigten Lebenspartner mit einer eigenständigen Persönlichkeit. Und das ist auch gut und richtig und wichtig so, weil sie das ja auch ist. Allerdings ging die ganze Emanzipationskiste viel zu weit, so daß wir heute genau das gegenteilige Bild verzeichnen müssen: Den Mann als klassisches Fremdopfer. Das Ganze ist irgendwann vor 15 oder 20 Jahren komplett aus dem Ruder gelaufen. So gegen Ende der 80er hatten wir ein schönes, harmonisches, gleichberechtigtes Mit- und auch Nebeneinander von Mann und Frau, ganz im Sinne der Emanzipation. Der Höhepunkt der gleichberechtigten Evolution war erreicht. Konnte man wirklich sagen. Die alten Sitten und Bräuche waren begraben, und Mann war gespannt, wie es sich mit der neuen, gleichberechtigten, dauergewellten Frau so leben läßt. Es war der erste Schritt in ein neues, modernes und besseres Zeitalter. Doch dann wollten die kleinen Carries, Mirandas, Samanthas und Charlottes mehr! Viel mehr. Sie wollten alles. Im Zuge der 90er und zu Beginn des neuen Jahrtausends wurde die Emanzipation zunehmend umgedreht. Und zwar gleich in zweifacher Hinsicht: Zum einen ging es nicht mehr positiv gleichberechtigt voran, sondern steil bergab. Und zum anderen war diesmal der Mann betroffen und nicht mehr die Frau. Das Zeitalter der Demanzipation des Mannes wurde eingeleitet. The Age of Kastration! Zack! 51 Schrittweise wurde dem Mann fast alles genommen, was ihn vormals als Mann ausmachte. Elementare Eigenschaften, männliche Attribute. Eigene Meinung, Kompetenz, Entscheidungsfreudigkeit, Souveränität, Entschlossenheit, Mut, Stärke und vieles mehr. Alles irgendwie irgendwann weg, irgendwo hin. Der Mann wurde gezwungen, sein Testosteron zu unterdrücken, ja sogar zu verleugnen. Wahrscheinlich ist der Großteil seines Testosterons bis heute dann auch verschwunden. Unwiederbringlich fort, futsch, weg. Oder noch viel schlimmer: Ersetzt durch Östrogen! Es wird also keine 20 Jahre mehr dauern, und dem modernen, demanzipierten Mann wächst ein gescheites paar Titten. Feiste Glocken, prachtvolle Tüten, super Dinger. Natürlich nicht so prachtvoll wie die Tüten der Frau, versteht sich. Denn selbst die Evolution weiß mittlerweile, daß sie sich beim Männchen etwas zurückhalten muß, weil es sonst wieder Rambazamba mit der Ollen gibt. Die Evolution schützt unser Männchen also. Indem sie kleine optische Abstriche bei seinen Tüten macht. Das ist allerdings vollkommen nebensächlich. Wichtig ist nur, daß die Dinger funktionieren. Also zum Stillen und so. Denn eines sollte mittlerweile auch klar sein: Nach den Titten wird es keine weiteren 20 Jahre dauern, bis unser ehemaliges Alpha-Männchen diese auch benutzen muß. Zum Stillen, kein Witz. Nachdem er die Kinder ausgetragen hat. Keine Ahnung, wie oder wodurch. Aber Carrie & Co. werden uns schon Mittel und Wege aufzeigen, so viel ist mal sicher. Aus heutiger Sicht käme da nur ein Kaiserschnitt in Betracht. Aber das wird in der Zukunft -also dann, wenn der Mann mit dem Gebären an der Reihe ist- mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vom AlphaWeibchen als unethisch verworfen. Bleibt also nur noch Geburt aus dem Arschloch. Hinten raus. Hinten unten. Rausgefurzt sozusagen. Rausgedrückt und abgeseilt. In die Welt geschissen. Hat auch Vorzüge. Befindet sich das neugeborene Kind gleich auf dem Boden der Tatsachen. Wird gleich mit der rauen Realität konfrontiert. Was für eine Scheiß-Welt, möchte es aufschreien, wenn es könnte. Kann es aber noch nicht, und das ist aber auch besser so. Es wird durch das Stillen an behaarten Männerbrüsten später gestört genug sein. 52 Wie auch immer: Der Mann trägt die Kinder aus. Furzt sie in die Welt. Wickelt sie, stillt sie, zieht sie auf. Und wird danach vom Weibchen aufgefressen. Oder darf niedere Dienste verrichten. Ganz wie es dem Weibchen beliebt. Der heutige Mann ist also zumeist Fremdopfer. Seine Opferrolle liegt unter anderem darin bekräftigt, daß er dem Weibchen überhaupt nicht mehr widerspricht. Es findet also eine einseitige Einigung zwischen beiden statt. Ansage und Annahme. Die moderne Frau sagt an, der moderne Mann nimmt an. Aus Angst vor Sanktionen, wie beispielsweise sexueller Verweigerung auf unbestimmte Zeit. Verdeutlichen wir uns das Gesagte an einem Praxisbeispiel: Sie will mit ihm am Sonntagnachmittag zu ihren Eltern, Kaffee und Kuchen oder vergleichbarer Mist. Er hingegen will sich lieber die schöne BundesligaKonferenz auf Premiere anschauen. Ohne sie, ohne ihre Eltern und ohne Kaffee. Aber mit Bier. Und es liegt ihm sehr am Herzen. Folgender Dialog findet dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irgendwann im Laufe des Samstages statt: Sie: „Wir sind morgen zum Kaffee bei meinen Eltern eingeladen.“ Er: „Alles klar.“ Wahrscheinlich sogar noch eine Nummer krasser, noch eine Nummer schwuler: Sie: „Wir sind morgen zum Kaffee bei meinen Eltern eingeladen.“ Er: „Freu` mich.“ Hier opfert unser Mann also ganz bewußt und aus Erfahrung ein gewisses Verhaltenmuster (hier: das Widersprechen), aus Angst vor den potentiellen, bekannten Sanktionen (hier: Vorenthaltung des Beischlafs oder einen in die Fresse). Er weiß, daß es nichts bringt, seiner Frau zu erörtern, daß er lieber mit einem Sechserpack Krombacher vor der Glotze säße, um sich zwei stupide Sonntags-Fußballspiele anzusehen. Die Frau würde es nicht dulden. Allein der Einwand würde mit hoher 53 Wahrscheinlichkeit bereits sanktioniert. Bereits ein skeptischer oder erschrockener Blick wäre zu viel des Guten. Also lieber nicht blicken, lieber einfach geradeaus gucken, einfach dummdreist an die Wand gucken. Mit den Augen konzentriert einen Punkt an der Wand fixieren. Und dann ganz schnell antworten. „Alles klar.“ oder „Freu` mich.“ und dabei unabläßlich die Wand anstarren. Ganz unterbelichtet. Im Idealfall dabei noch etwas Sabber im Mundwinkel und ein leises, langgezogenes „Öööööhhhhh...“ auf den Lippen. So wie Patrick Star, der knuffige Seestern bei Spongebob. Öööööhhhhh... Vor 15 bis 20 Jahren wäre dieser Dialog richtigerweise komplett anders abgelaufen. Und zwar so: Sie: „Wir sind morgen zum Kaffee bei meinen Eltern eingeladen.“ Er: „Du Schatz, fahr` doch bitte allein hin und richte schöne Grüße aus. Sag` ihnen, ich läge mit Grippe im Bett, Du weißt doch, sonntags ist immer Konferenz.“ Die Idealform des Dialogs, was für ein Fest! Zu einer Zeit, als die Welt noch in Ordnung war. Eine freundliche, aber bestimmte Antwort. Das absolute Non-plus-ultra der zivilisierten Kommunikation, Hut ab! Heutzutage allerdings völlig undenkbar. Allein der Gedanke ist schon vermessen. Solch eine schnippische Antwort würde unsere postmoderne Amazone komplett auf die Palme bringen. Also bitte auf keinen Fall nachmachen, gibt Ärger. Und vor 50 Jahren wäre es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu folgendem Dialog gekommen: Sie: „Wir sind morgen zum Kaffee bei meinen Eltern eingeladen.“ Er: „WAAAAAS?!“ Egal. Wir wollen also festhalten, daß in der heutigen Zeit zumeist ein Mann die Rolle des klassischen Fremdopfers besetzt. 54 Weshalb sollte Gier gut für uns sein, wenn sie auf Zellebene zur Zerstörung führt?! Denn schließlich ist Gier der Grundfehler der Krebszellen. (Deepak Chopra) dd) Weitere Gründe Wir haben mit Angst, Logik und Erfahrung nunmehr drei plausible Gründe für die Motivation zur Erbringung eines Opfers definiert. Wir haben ferner feststellen können, daß jeder dieser drei Gründe selten für sich allein steht, sondern vielmehr in einer Art Koexistenz zu den beiden anderen. Also Angst gepaart mit Erfahrung oder Logik gepaart mit Angst oder was weiß ich. Bei dem Kerl mit der toten Katze am Anfang dieses Kapitels ist es nicht nur Angst, die ihn von seinem perversen Treiben abhält. Daneben ist es vielleicht auch Erfahrung. Weil die Müllabfuhr die Whiskas-Säcke schon dreimal stehen ließ. Oder auch noch Logik. Weil die Säcke mittlerweile so stinken, daß man eine krasse Gasmaske im Haus tragen muß. Logischerweise wird unser Kerl die Säcke dann in den Kofferraum packen und nachts an irgendeiner Autobahnabfahrt entsorgen. Oder der Blitzer in dem anderen Beispiel. Ich habe ihn seinerzeit aus tiefgehender, logischer Überzeugung anzünden müssen, keine Frage. Doch neben dieser Logik auch aus Angst und Erfahrung. Angst, den Führerschein entzogen zu bekommen. Zu Fuß gehen zu müssen. Das Rad zu nehmen. Oder irgendeine bekackte Mitfahrgelegenheit, womöglich noch den Scheiß-Bus. Vielleicht auch aus Erfahrung. Daß die Pappe gewiß weg ist, weil ich da nicht zum ersten Mal mit 140 Sachen durchgeballert bin. Daß ich vielmehr kurz vor einem hochoffiziellen Schreiben aus Flensburg stehe. Die Motive vermischen sich also, und das ist auch gut und richtig so, aber eigentlich auch egal. 55 Neben Angst, Logik und Erfahrung gibt es weitere Gründe für die Motivation zur Erbringung eines Opfers. Geilheit zum Beispiel. Geilheit ist auch oft Motivation. Ein Mann ist beispielsweise so besoffen und notgeil, daß er eine ganz fiese Schabracke pimpert. Ganz klassisches Fremdopfer-Verhalten. Der eigene Anspruch an eine halbwegs gescheite Frau wird im Vollrausch zugunsten banaler Vögelei mit einer x-beliebigen, absurden Dorfmatratze geopfert. Oder Gier. Das naive, kleine Girlie läßt sich ganz fein casten. Bei Topschnute Heidi Klum zum Beispiel. Es hüpft mit ihren 40 Kilo Lebendgewicht im Bikini und vor Kälte zitternd nachts irgendwo in Manhattan im Regen herum, und irgendein Starfotograf knipst es dabei. Es nimmt an einem Fotoshooting teil! Hach, sind wir heute wichtig. Very professional! Ist das alles aufregend! Uiuiui... Unser Girlie opfert also jedwedes Selbstwertgefühl für die schizophrene Vorstellung, durch ein grenzdebiles TV-Format berühmt oder sogar reich zu werden. Vielleicht auch nur, um die eigene dumme Fresse mal im TV zu sehen. Und den ganzen Bullshit aufzuzeichnen. Kann man ja später mal den Kindern zeigen. Seht her, Mama war mal im Fernsehen. Meine Fresse. Leider doch ein ganz schlechtes Beispiel. Unser seichtes Girlie ist nämlich vielmehr Eigen- als Fremdopfer. Dazu im Folgekapitel mehr. Nichtsdestotrotz kann auch Gier Motivation für die Erbringung eines Opfers sein. Geldgier, Drogengier, Machtgier, Sonstwasgier. Im Endeffekt kann nahezu jedes menschliche Bedürfnis, jedes Verlangen, jedes Gefühl Motivation zur Erbringung eines Opfers sein. Für uns ist damit die Motivation und die charakterliche Definition des Fremdopfers ausreichend beschrieben. Unser Fremdopfer muß also etwas hergeben oder auf etwas verzichten, obwohl es (eigentlich) überhaupt nicht möchte. 56 Wenn ein Intelligenter die falsche Sache vertritt, ist das noch schlimmer, als wenn ein Dummkopf für die richtige eintritt. (George Clemenceau) b) Eingliederung Halten wir uns unsere bisherige Hierarchie noch einmal vor Augen. Wir haben den Idioten und den Vollidioten charakterisiert: Bezeichnung Idiot Fremdwahrnehmung normal dumm smart Eigenwahrnehmung normal dumm recht zufrieden Vollidiot sehr dumm (nicht vorhanden) tatsächlicher Status normal dumm recht zufrieden smart sehr dumm Mit unserem Fremdopfer taucht nun eine dritte Figur auf, die es in diesen Rahmen einzuordnen gilt. Da unser Fremdopfer bereit und in der Lage ist, sich mit einer kritischen Situation auseinanderzusetzen bzw. sogar schlußfolgern kann, daß es in einer gewissen Situation unumgänglich ist, aus diversen Gründen ein Opfer zu erbringen, muß von einer gewissen Grundintelligenz ausgegangen werden. Es verhält sich hier also nicht wie bei unserem stets sehr dummen bis völlig debilen Vollidioten mit nicht vorhandener Eigenwahrnehmung, sondern eher wie bei unserem smarten, normalen Idioten. Im einzelnen verhält es sich wie folgt: 57 Ein guter Chef nimmt heute von seinen Mitarbeitern weitaus mehr Belehrungen entgegen, als er diesen erteilt. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Und das ist auch unvermeidlich. Denn erstens sind die Mitarbeiter, wie es auf bayerisch heißt, „die Mehreren“. Und zweitens kennt sich der mit einem Spezialgebiet befaßte Mitarbeiter im Zweifel in diesem besser aus als sein Chef. Jedenfalls ist es seine Aufgabe, sich besser auszukennen. (Manfred Rommel) aa) Fremdwahrnehmung Unser Fremdopfer wir von unbeteiligten Dritten meist auch als solches erkannt und bemitleidet. Man sieht eine normal dumme bis zuweilen recht clevere Person vor sich, die nicht so kann bzw. soll, wie sie gern könnte oder möchte. Eine überaus tragische Figur, fürwahr. „Hey Du, mach` zu, mach` zu, trau` Dich nur!“ möchte man unser Fremdopfer ermutigen. Aber es wird nichts nützen. Einmal drinnen, kommt man aus der Fremdopferrolle so gut wie nicht mehr raus. Es wird sehr schwer, sogar sehr, sehr schwer. Es läßt sich kaum in Worte fassen, wie schwer das wird. Es ist nahezu unmöglich. Den größten Fremdopferanteil findet man traurigerweise im normalen Berufsalltag. Wer kennt sie nicht, die Situation: Man hat einen todlangweiligen Drecksjob als kaufmännischer Angestellter in irgendeiner lohlappigen 08-15-Klitsche. Eine ausgemachte Mistbude, die irgendeinen Scheißdreck herstellt und vertreibt. Vielleicht irgendwelche Rohre oder Muffen. Oder Schrauben. Zurrgurte vielleicht. Irgendwas total Spannendes eben. Und man ist persönlich für die Beschaffung des dazugehörigen Materials zuständig. Man kauft also Blech oder Garn oder sowas ein, damit andere Knechte daraus irgendeinen Blödsinn basteln können. Vielleicht ist man ja sogar ein kaufmännischer Sachbearbeiter. Unfaßbar, wie geil das ist. 58 Und als wäre das eigene, tagtägliche Leid in diesem Drecksjob nicht schon Bestrafung genug, muß man sich in den meisten Fällen auch noch permanent mit irgendeinem völlig inkompetenten und inkontinenten kackfrechen Riesen-Arschloch von Vorgesetzten oder Abteilungsleiter auseinandersetzen. Eine Witzfigur, die von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Ein Mistviech. Das man eigentlich auf den Hinterhof zerren und erschießen müßte. Ein ganz großer Peniskopf mit einer monumental großen Schnauze. Und null Peilung noch dazu. Ein vehementer Schwachkopf, ein Hoschi, ein Oimel, ein Affenkopf. Den man am liebsten mit der hohlen Birne zuerst in Zuckerguß tauchen und danach kopfüber in einen Ameisenbau stecken möchte. Und danach noch einen Ameisenbär auf den Kopf drauf, zack. Eine bizarre Vorstellung! Aber durchaus lustig. Und angemessen. Oder einen MettIgel auf den Kopf drauf, schön Halb und Halb, und dann ab ins Löwengehege. Wäre auch eine überaus angebrachte Behandlung. Allerdings nicht so lustig wie die Geschichte mit dem Ameisenbären, das sollte vorher klar sein. Alles in allem also ein selten dummes Schwein. Vielleicht sollten wir ihm lieber die Genitalien in ein Salzfaß tunken und ihn dann nackt ausziehen und mit Sekundenkleber am Arsch an den Innenzaun eines Ziegenbock-Geheges kleben. Der würde johlen, mäh. Vielleicht hat der da auch noch Spaß dran?! Das gibt`s doch wohl nicht, so eine alte Sau! Da hört der Spaß jetzt aber auf! Also dann doch lieber den guten, alten LSD-Trip im Nudelsalat, und danach schön ins Kino zum großen Splatter-Marathon. Saw 1 bis 5 oder die ganze Zombie-Holocaust-Reihe oder so. Das sollte eigentlich reichen. Danach wird sich unser Affenkopf mal ein paar Gedanken über alles machen. Nein, Späßchen: Nach acht Stunden Saw oder Texas Chainsaw auf LSD wird sich unser Affenkopf nie wieder irgendeinen Gedanken über irgendetwas machen können, so viel ist mal sicher. Aber ist ja auch nicht das Schlechteste. Also machen wir es so, ziehen wir es so durch. Und zack, wieder einmal konnte ein grundlegendes, zwischenmenschliches Problem durch die Anwendung hochdosierter, synthetischer Drogen behoben werden. Glückwunsch. 59 Nein, Spaß beiseite. Denn genau hier haben wir eines der größten Fremdopfer unserer modernen Gesellschaft vorliegen: Wir erschießen die Ameisen-Birne nicht. Wir ziehen ihr auch nicht unser 9er-Eisen durch die Visage oder das sprichwörtliche Fell über die Ohren. Und auch nicht zu den Ziegenböcken oder auf Crack in einen besonders ausgefallenen Kannibalen-Film. Nein, das unterlassen wir alles. Wir bleiben lieber höflich und freundlich sitzen und machen gar nichts. Überhaupt nichts. Wir erzählen dem Mett-Igel sogar noch ganz keck und unverfroren, wie froh und dankbar wir doch sind, daß wir so einen ejakulationsverdächtig geilen Job haben dürfen. Daß es schon immer unser größter Wunsch war, eines Tages mal Garne oder Sockelleisten oder sogar Aluminium-Zuschnitte für so eine überaus tolle und sensationell renommierte Firma einkaufen zu dürfen. Unser Lebenstraum, echt jetzt. Sachbearbeiter aus Leidenschaft, heiliger Bimbam. Geil, geil, geil. Endgeil, geiler geht nicht mehr. Besten Dank dafür, Glückwunsch, bla. Das war jetzt zugegebenermaßen etwas ironisch portraitiert. Fakt bleibt jedoch, daß unsere normalen Angestellten und Arbeiter heutzutage ganz tragische Fremdopfer sind, denen zudem noch größte Opfer abverlangt werden. Allem voran, Vorgesetzte nicht abzustrafen oder zu mißhandeln, wie sie es eigentlich verdient hätten. Dieses Verhalten bzw. dieses Opfer erkennen und honorieren Außenstehende, was das Fremdopfer insgesamt zu einer tragischen, jedoch positiven Figur macht. Sozusagen zu einer positiv-tragischen Figur. Und eines dürfte spätestens jetzt auch langsam klar werden: Ohne unsere Fremdopfer wäre die komplette Gesellschaft und insbesondere unsere Wirtschaft voll am und im Arsch. Merke: Das Fremdopfer ist -genau wie der Idiot- immens wichtig für die Aufrechterhaltung unserer zivilisierten Gesellschaft. Unter Berücksichtigung der beängstigend stark ansteigenden VollidiotenQuote hätten wir sonst ganz schnell sehr bizarre und obskure Zustände, fast wie in Holland. 60 Bender, Du mußt mir hoch und heilig versprechen, daß Du Dich nicht hinter`s Steuer setzt ohne ein alkoholisches Getränk in Deiner Hand. (Turanga Leela) bb) Eigenwahrnehmung Leider nimmt sich das Fremdopfer selbst nicht als solch positive Figur wahr. Leider, leider. Aber wer will es ihm verübeln? Im Gegensatz zum normalen Idioten, der sich selbst als recht zufrieden wahrnimmt, ist unser Fremdopfer eher unzufrieden. Was auch völlig in Ordnung ist, angesichts oben beschriebener Zustände. Unser Fremdopfer merkt aufgrund vorhandener Grundintelligenz, daß es irgendwie durch irgendwas oder irgendwen gebremst wird. Daß alles viel besser laufen könnte, wen man unser Fremdopfer nur mal machen ließe. Bisweilen neigt unser Fremdopfer also zu einem leichten Anflug von Anarchie. Natürlich nur innerlich. Nach außen hin darf man so etwas nämlich nicht zeigen. Unser Fremdopfer stellt sich demzufolge immer öfter die Was-wärewenn-Frage. Was würde denn passieren, wenn man mal so dürfte, wie man könnte. Wenn man mal sein volles Potential, welches permanent aus nicht nachvollziehbaren Gründen unterdrückt bzw. geopfert werden muß, entfalten könnte? Nehmen wir mal die Polizei. Polizisten sind ganz klassische Fremdopfer mit entsprechender Eigenwahrnehmung. Meist sind sie dazu gezwungen, vernünftiges Handeln zu verwerfen (also zu opfern), weil es ihnen ganz einfach untersagt ist. Durch Gesetz, durch ihren PolizistenEid, durch sonstwas. Der durchschnittliche Polizist weiß nämlich meist ganz genau, wie in einer Situation vernünftig zu handeln wäre, gäbe es nicht Gesetz oder diesen komischen Eid. 61 Tun wir mal so, als ob: Wir fahren mit unserem Auto in eine Disco, in einen Club oder zu einem Event in einer Location, wie man so schön sagt. Nachdem wir die ersten ein, zwei Stunden Cola getrunken haben, weil wir heute Fahrer sind, treffen wir dann doch den Entschluß, auf alkoholische Getränke umzusteigen. Was natürlich auch Sinn macht. Bestimmt hat sich jeder von uns schon einmal gefragt bzw. gewundert, was das für schräge Vögel sind, die von 23 Uhr nachts bis 5 Uhr morgens komplett ohne Alkohol und Drogen in der Disse durchfeieren. Also nüchtern! Vielleicht zwei kleine Cola in den sechs Stunden. Sonst nichts. Wie kann denn sowas sein? Also entweder haben die keine Kohle für Stoff oder einen kompletten Lattenschlag. Eines von beiden. Wir haben bei Geldknappheit früher mit Hansa-Pils oder Rotwein aus dem Tetrapack vorgeglüht, aber sowas?! Keine Ahnung, aber wir schweifen auch langsam ab. Der Konsum von Alkohol und synthetischen Drogen jeder Art ist also elementares Grundbedürfnis bei unserem Disco-Besuch. Weiß man eigentlich auch vorher schon. Die ein, zwei Stunden Cola-Saufen am Anfang sind nur für die Galerie. Man hätte ja gekonnt, wenn man gewollt hätte und so weiter, bla. Also ballern wir uns mit allerlei verfügbarem Material die Birne zu, bis wir ganz winzig kleine Augen haben und wie eine Spitzmaus aus der Wäsche gucken. Und entscheiden dann sternhagelvoll, trotzdem selbst mit dem Auto nach Hause zu fahren, was auch zu begrüßen ist. Die Gründe für unsere Fahrt im Vollrausch können vielschichtig sein. Vielleicht hat man sich ab 1,8 Promille getraut, Kontakt zu einem Weibchen aufzunehmen. Und möchte dieses dann schnellstmöglich in den eigenen vier Wänden besteigen. Bevor es zu besoffen ist oder ein anderer Asi es tut. Also rein ins Auto und ab nach Hause. Oder es hängen zwielichtige Figuren ausländischer Herkunft auf dem Parkplatz herum, und man hat deshalb Angst, das Auto über Nacht dort stehen zu lassen. Üblicherweise fehlt nämlich tags darauf der Mercedes-Stern. Oder der ganze Benz ist weg. Soll auch vorkommen. Wie auch immer, man entscheidet sich klaren Verstandes und reinen Gewissens nach langem Überlegen zu einer sogenannten Trunkenheitsfahrt. Zum einen geht das in 99,9% aller Fälle gut. Zum 62 anderen können wir als Gewohnheitstrinker mit 2,2 Promille eh immer noch besser fahren als andere nüchtern. Außerdem ist unser Verstand durch den exzessiven Konsum von Kokain und Amphetamin so klar und wachsam wie schon lange nicht mehr. Sogar unser Taxigeld haben wir verkokst, was für eine Überraschung. Es liegen also ideale Voraussetzungen für eine Trunkenheitsfahrt vor. Also versuchen wir, unser Auto zu finden, um dann selbst nach Hause zu fahren. Dagegen ist nichts einzuwenden. Findet eigentlich auch die Polizei. Eigentlich. Doch was wird tatsächlich passieren, wenn wir 200 m vor unserer Haustür am Steuer angehalten werden? Wäre unser Polizist nicht Fremdopfer, käme es zwischen ihm und uns nun zu einem charmanten, vor Wortwitz sprühenden und aufgrund unseres Drogenkonsums sehr warmherzigen Dialog. Nach einer freundlichen Begrüßung und dem obligatorischen Vorzeigen von Führerschein und Fahrzeugschein würde unser Polizist nun nicht die selten dämliche Frage stellen, ob wir Alkohol getrunken oder Drogen genommen hätten. Wozu auch?! In unserer Karre stinkt es wie in einer drittklassigen Hafenkneipe, wir selbst haben eine Fackel wie ein toter Russe, und beim Leuchten der Taschenlampe in unsere Augen zucken wir zurück wie ein Vampir im Sonnenlicht. Deswegen erspart sich unser moderner Polizist diese dilettantische Frage. Was sollten wir auch antworten? „Nein.“? „Weiß nicht.“? „Ist das eine Fangfrage?!“? So dämlich die Frage, so dämlich sind auch die potentiellen Antworten. Unser moderner Polizist bittet uns nun, auszusteigen, um mit uns in einen Dialog zu treten. Auf den Einsatz des Atemalkohol-Meßgerätes wird zunächst verzichtet, weil dies uns schlagartig unsere gute Laune verderben könnte. Und das gehört sich nicht an einem schönen Samstagabend, das paßt nicht. Und unser Polizist weiß das auch, weil er sehr gute Manieren hat. Gegenüber uns zumindest. Also versucht unser Polizist zunächst, unseren Trunkenheitsgrad auf andere Art und Weise festzustellen, nämlich im Gespräch. Vielleicht danach noch ein wenig geradeaus gehen oder einen Kopfstand machen, aber zunächst wird sich unterhalten. Das könnte so aussehen: 63 Polizist: Schönen guten Abend. Polizei. Leider müssen wir Sie anhalten, weil Ihr linkes Bremslicht defekt ist. Fahrer: Ja, weiß ich, ist schon seit zwei Wochen kaputt. Polizist: Ach so. Na dann will ich mal nichts gesagt haben. Dann wissen Sie es ja schon. Fahrer: Genau. Polizist: Um ehrlich zu sein, haben wir Sie schon im Visier, seit Sie vorhin die Disco ... verlassen haben. Ihr Gang war stark schwankend, sie haben lauthals gesungen, und kurz vor Ihrem Auto haben Sie beim Urinieren in die Büsche erbrochen. Was war denn da los? Fühlen Sie sich nicht gut? Haben Sie vielleicht etwas Falsches gegessen? Fahrer: Ach iwo, mir geht`s blendend. Ich bin sturzbesoffen, und vorhin beim Pissen lief mir die letzte Nase Koks so bitter den Hals runter, daß ich kotzen mußte. Aber sonst ist alles in Ordnung, alles im grünen Bereich, Chef. Polizist: Ja, das hört man auch ganz klar an Ihrem glasklaren Artikulationsvermögen. Überhaupt ist Ihr Fahrstil die ganze Zeit sehr gut und sicher gewesen. Sehr vorbildlich, Hut ab. Fahrer: Na klar, ist ja auch nicht das erste Mal. Polizist: Na dann weiterhin noch gute Fahrt und einen schönen Abend mit der heißen Biene da neben Ihnen. Treiben Sie`s nicht zu dolle. Auf Wiedersehen. Fahrer: Bis dann. Tschö. 64 Phantastisch! Ein Dialog, wie er sinnvoller nicht mehr sein kann. Unglaublich. Überhaupt war die ganze Situation sehr entspannt und kollegial. Wir waren ehrlich und konnten den Polizeibeamten damit überzeugen. Aufgrund unseres ehrlichen und souveränen Auftretens hat unser lieber Polizist dann auch instinktiv richtig gehandelt und uns weiterfahren lassen. Eine schöne Geste, eine sehr faire Geste. Quasi als Belohnung für unsere Aufrichtigkeit und unseren vorbildlichen Fahrstil. So sollte es sein, und in Honkland wäre das auch so. Leider sind wir aber (noch) nicht in Honkland, sondern in der Realität. Und die sieht dann doch nicht mehr ganz so rosig aus. Denn in der Realität ist unser Polizist Fremdopfer und darf wie eben beschrieben nicht agieren. Nicht mehr. Denn vor ein, zwei Jahrzehnten hätten wir nach einer ernsten Ermahnung und dem feierlichen Gelöbnis, nie wieder besoffen zu fahren, die restlichen 200 m bis nach Hause fahren dürfen, um dort unseren Vollrausch auszuschlafen. Aber heute geht das so nicht mehr. Heutzutage geht es gleich voll scharf, und das ist ungeheuerlich und sehr ärgerlich. Weil sich im Laufe der letzten Jahre immer mehr Vollidioten, Asis, Teenies und andere Gehirnakrobaten besoffen hinter`s Steuer gesetzt und dann irgendeinen Bockmist verzapft haben, mußte der Gesetzgeber irgendwann einschreiten. Und die ehemals so populären und gern gesehenen Trunkenheitsfahrten ganz radikal reglementieren. Und das kann einen als souveränen und abgebrühten Trunkenheitsfahrer echt auf die Palme bringen. Als müßte man nicht schon genug büßen, indem man Vollidioten und Konsorten die ganze Vögelei und Kinderkriegerei und den ganzen anderen Blödsinn finanziert. Jetzt nehmen sie einem auch noch das schöne Privileg der Trunkenheitsfahrt, ja quasi das Recht auf Trunkenheitsfahrt. Teilweise sogar die Pflicht zur Trunkenheitsfahrt, wenn alle anderen noch besoffener sind. Ist doch so. Echt voll zum Kotzen. Irgendwo ist man da auch schon fast so eine Art Fremdopfer. Unsere Begegnung mit der Polizei wird also ziemlich ernüchternd verlaufen. Erschreckend ernüchternd sogar. Ernüchternd aber leider nur im Hinblick auf das Ergebnis, denn wir selbst bleiben weiterhin voll wie ein Putzeimer, was uns nun ärgerlicherweise zum Verhängnis wird. Wir werden also sternhagelvoll und abgespeeded wie ein Radieschen von der Polizei angehalten. Glückwunsch, Jackpot. 65 Diskutiert wird von Anfang an gleich mal gar nicht. Vielmehr spielt sich eine Szenerie ab, die an ein frühes Stasi-Verhör in der DDR erinnert. Zackige Begrüßung. Salut! Führerschein & Fahrzeugschein. Zack, zack. Pusten. Auweia. Scheiße. Zu viel. Sicherstellung unseres Führerscheines. Sicherstellung! Und zack, ab in die grüne Minna. Auf zur Wache. Endlos viele dumme Fragen. Fahrzeugschlüssel weg. Arzt kommt. Blutabnahme. Noch mehr dumme Fragen. Abenteuerliche Rumhampelei. Dann Taxi, nach Hause, noch fünf Weizenbier rein, und ab ins Bett. Am nächsten Morgen: Fuck! Haßkappe! Ein ganz schlechter Film. Pay-TV. Kopfsalat. Ist das wirklich alles passiert?! Ja, tragischerweise ist alles genau so passiert. Und die grün-weißen Spitzbuben haben uns nicht nur Autoschlüssel und Restkoks weggenommen. Vielmehr müssen wir bei einem flüchtigen Blick in unsere Brieftasche erschrocken feststellen, daß auch unser Lappen fehlt! Den haben die auch, der wurde nämlich sichergestellt! Was für ein Fest. Sichergestellt! Uiuiui! Saddams Plutonium kann man sicherstellen. Oder irgendwelche Sowjet-Geheimpläne zum Bau einer Strahlenkanone. Aber nein, unser Lappen wird sichergestellt. Und unser Auto steht auch nicht da, wo es eigentlich stehen sollte. Ätzend. Es ist nun eine Situation eingetreten, die für alle Beteiligen völlig unbefriedigend ist: Wir mußten bis frühmorgens vollbreit auf der Polizeiwache rumkaspern, statt ordentlich zugedröhnt eine geile Brünette zu vögeln. Denn der geilen Brünetten war das dann auch mal irgendwann zu blöd. Dieser ganze Tamtam mit den Grün-Weißen und die ganze hohle Phrasendrescherei, von wegen Sicherstellung und so. Da ist ihr mal so richtig schön alles vergangen. Aber gründlich. Also hat sie sich irgendwann aus dem Kaspertheater ausgeklinkt, ist allein zu sich nach Hause gegangen und hat es sich dort dann ganz fein selbst besorgt. Was für eine Verschwendung, was für eine Ironie. Naja, und der betroffene Polizist hätte natürlich auch viel lieber mal ein Auge zugedrückt. Wohlwissend, was da gleich für eine Sauerei bei mir zu Hause mit dem Brünettchen abgegangen wäre. Meine Fresse. Aber er ist ja nun einmal Fremdopfer. Und als solches darf er eben nicht. Als Fremdopfer muß er leider den sprichwörtlichen Stock im Arsch haben, ob er will oder nicht. Was für eine Tragik. 66 Am nächsten Morgen wird sich unser Polizist dann auch selbst als Fremdopfer wahrnehmen. Beim Frühstück ist er total übel gelaunt. Er könnte glatt drauflos heulen. Am liebsten wäre er sogar im Bett liegengeblieben und hätte sich krank gemeldet, so übel ist er jetzt gelaunt. Er muß sich sogar richtig zusammenreißen, um nicht mit seiner Dienstwaffe einen Warnschuß abzugeben. So fies ist der jetzt drauf, so schlecht steht es um sein Mütchen. Und man kann es ihm nicht einmal übel nehmen. Denn gerade wird ihm bewußt, daß er letzte Nacht mal wieder gegen seinen Willen zum wehrlosen Fremdopfer prostituiert wurde. Indem er einem zwar alkoholisierten, aber jederzeit charmanten und vorbildlichen Autofahrer die Fahrerlaubnis entziehen mußte. Bei dem Gedanken daran steht ihm die Schamröte ins Gesicht geschrieben. Es wurmt unseren Polizisten an diesem Morgen so heftig, daß ihm die frisch gewaschenen Haare zu Berge stehen, als er sich zu seiner Frau an den reichhaltig gedeckten Frühstückstisch setzt. Was für ein Drama, er könnte glatt aus der Haut fahren. Und wenn seine Frau ihn jetzt fragt, was denn los sei, wird er ihr unter Tränen die ganze Geschichte erzählen. Daß er mal wieder Dienst nach Vorschrift machen mußte. Schluchz. Daß er ein notgeiles, besoffenes und zugekokstes Paar durch das starre Befolgen nicht mehr zeitgemäßer Vorschriften um eine endgeil verschärfte Nacht gebracht hat. Heul. Und daß er sich selbst auch gern mal wieder ordentlich die Nase pudern und dann mit seiner Alten wie ein Kesselflicker hökern möchte. Jaul. Denn so schlecht, wie alle immer sagen, findet unser Polizist das dann doch wieder nicht. Snief. Aber das darf er lieber keinem sagen. Tut aber alles auch nicht weiter zur Sache, sowas geht nämlich nicht, denn unser Polizist ist und bleibt Fremdopfer. Das muß er in dieser Sekunde leider wieder selbst erkennen. Und er ist nicht sehr zufrieden damit. Er ist absolut nicht zufrieden damit. Er ist sogar ziemlich unzufrieden damit. 67 Laß die Leute reden, und lächle einfach mild, die meisten Leute haben ihre Bildung aus der BILD. Und die besteht nunmal, wer wüßte das nicht, aus Angst, Haß, Titten und dem Wetterbericht. (Die Ärzte) cc) Tatsächlicher Status In unserer Tabelle sieht unser Fremdopfer bislang also so aus: Bezeichnung Idiot Fremdwahrnehmung normal dumm smart Eigenwahrnehmung normal dumm recht zufrieden Vollidiot sehr dumm (nicht vorhanden) Fremdopfer normal dumm positiv tragisch irgendwie clever unzufrieden tatsächlicher Status normal dumm recht zufrieden smart sehr dumm Bleibt demnach nur noch der tatsächliche Status unseres Fremdopfers festzustellen. Dieser liegt irgendwo in der Mitte zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung. aaa) Mentale Ebene Unter Punkt bb) dieses Kapitels haben wir bereits feststellen können, daß unser Fremdopfer über eine gewisse Grundintelligenz verfügt. Weil es bereit und in der Lage ist, zu erkennen, daß es irgendwie durch irgendwas oder irgendwen gebremst wird. Diese Grundintelligenz liegt demnach irgendwo zwischen normal dumm und irgendwie clever. 68 Irgendwie clever insoweit, daß unser Fremdopfer seine Lage erkennt. Und normal dumm andererseits, weil es nichts daran ändert. So einfach ist das. Nicht mehr, nicht weniger. Daher sollten wir uns auf die Charakterisierung fast clever einigen, wenn keiner was dagegen hat, was aber wohl nicht der Fall sein dürfte. bbb) Emotionale Ebene Auf der emotionalen Ebene haben wir positiv und tragisch als Fremdwahrnehmung und unzufrieden als Eigenwahrnehmung. Wie sieht es hier tatsächlich aus? Wie steht es tatsächlich um unser Fremdopfer? Von den genannten Attributen trifft positiv am ehesten den Kern. Allein schon die unter Punkt aa) herauskristallisierte Theorie, daß die komplette Wirtschaft bzw. sogar die ganze Gesellschaft ohne Fremdopfer voll am und im Arsch wäre, wiegt so schwer, daß jede andere Attribution jenseits von positiv an sich schon als ziemlich schlechter Witz bezeichnet werden muß Und bei aller Tragik und Unzufriedenheit wollen wir doch nicht vergessen, daß sich die dargestellten Personen nicht komplett in ihrer Rolle als Fremdopfer verlieren. Obwohl sie es sicher könnten. Und man könnte es ihnen nicht einmal verübeln. Doch nein, nichts da. Sie stehen erhobenen Hauptes, wie der Fels in der Brandung, zumindest innerlich. Sie trotzen ihrem Schicksal, ohne sich komplett zu fügen, ohne sich selbst zu verleugnen. Na, wenn das nicht positiv ist! Wenn wir da nicht noch alle was von lernen können. Der tatsächliche Status des Fremdopfers ist so radikal positiv, daß sich eine ziemlich bekannte Tageszeitung mit vier großen Buchstaben komplett auf die Zielgruppe der Fremdopfer eingeschossen hat. Kleiner Tip: Der Name der Zeitung beginnt mit B und endet mit D. Und Herausgeber ist der Axel-Springer-Verlag. Ach ja, und meist finden sich sehr sinnvolle Schlagzeilen wie diese auf der ersten Seite: Elektriker verhaftet! Jetzt ist es aus mit der Schwarzarbeit! 69 Hurra! Welches Fremdopfer liest so etwas nicht gern?! Denn es bestätigt unser Fremdopfer auf seinem Weg. Weil es selbst vorbildlich Steuern zahlt und alles akkurat abrechnet. Weil es selbst auf Schwarzarbeit verzichtet, obwohl es weiß, daß Schwarzarbeit an sich eine feine und äußerst lukrative Sache ist. Und nun zu sehen, wie ein anderer Arsch eben wegen Schwarzarbeit inhaftiert wird, bestätigt unser Fremdopfer auf seinem Pfad der Tugend. Ganz klar, daß unser Fremdopfer bei der Lektüre dieser anspruchsvollen Schlagzeile innerlich frohlockt und ihm aber auch ein Stein vom Herzen fällt. Skandal! Polnische Billigarbeiter klauen unsere Arbeitsplätze! Auch eine gern gelesene Schlagzeile, die unsere Fremdopfer sehr wohlwollend zur Kenntnis nimmt. In dem Wissen, selbst einen absoluten Kackjob zu haben. Aber daneben scheint es ja wohl noch Jobs zu geben, die noch viel beschissener sind. Ja sogar Jobs, die geklaut werden. Ist das zu fassen?! Blitzartig relativiert sich das eigene Übel im eigenen Drecksjob. Ist ja dann doch alles nicht ganz so schlimm, gibt ja noch viel größeren Mist. Und das macht unserem Fremdopfer Mut, ja, das gibt Hoffnung, das gibt die Vitamine zurück! Unser Fremdopfer kann also tatsächlich nur als positiv charakterisiert werden, wobei gewisse tragische Grundzüge nicht vernachlässigt werden dürfen. Die tabellarische Eingliederung unseres Fremdopfers ist damit abgeschlossen: Bezeichnung Idiot Fremdwahrnehmung normal dumm smart Eigenwahrnehmung normal dumm recht zufrieden Vollidiot sehr dumm (nicht vorhanden) Fremdopfer normal dumm positiv tragisch irgendwie clever unzufrieden Phantastisch! 70 tatsächlicher Status normal dumm recht zufrieden smart sehr dumm fast clever positiv tragisch Dir Federn in den Arsch zu stecken, macht Dich noch nicht zum Huhn. (Tyler Durden) c) Prominente Fremdopfer Ja genau, phantastisch. Ganz, ganz doll phantastisch. Höchst phantastisch, aber zum besseren Verständnis hier jetzt noch einige Beispiele an prominenten Fremdopfern. Also Fremdopfer, die mehr oder weniger reich oder berühmt oder sonstwas sind. Jeder, der jetzt nicht sofort Verona Feldbusch aufschreit, hat das Prinzip von eben nicht verstanden. Oder Verona Pooth. Kann man auch aufschreien. Völlig egal, jeder weiß, wer gemeint ist. Man kann jetzt also beides aufschreien, ergibt beides Sinn, ist beides richtig. Denn Verona ist das prominente Fremdopfer schlechthin. Der Prototyp des modernen Promi-Fremdopfers. Verona machte dies und das, heiratete dann 1996 Dietze Bohlen und hatte danach einige schlechte TV-Formate wie Peep! und Veronas Welt. Trotzdem mauserte sie sich im Laufe der Jahre immer mehr zur ultimativen Werbe-Ikone mit breitgestreuter, gesellschaftlicher Akzeptanz, was auch gut und richtig so war. Eine sympathische, hübsche und liebenswerte kleine Lady, die ganz charmant zu ihrem kleinen Naivitäts-Makel steht. Phantastisch. Gäbe es mehr solcher Frauen, müßten nicht so viele Männer schwul werden. Gibt es aber leider nicht. Und die wenigen, die es gibt, heiraten dann Typen wie Bontempi-Dietze oder Maxfield-Franjo. Tragisch, tragisch, echt jetzt. Sehr tragisch, äußerst tragisch, ist aber nunmal so. Und ich kann es aber auch nicht ändern. Sehr tragisch. 71 Ein Fremdopfer par excellence also. Veronas Eigenwahrnehmung sollte demnach auch bei irgendwie clever und unzufrieden liegen. Na klar, sie weiß, daß die mittlerweile echt was auf dem Kasten hat. Tolle Mutter, clevere Geschäftsfrau, sonstwas. Also echt irgendwie clever. Tragischerweise aber ebenso unzufrieden. Was nicht an ihr liegt, sondern an den Luftpumpen, die sie heiratet. Mal ehrlich, die Süße hätte echt mehr Glück bei ihrer Männerwahl verdient. Mich zum Beispiel. Verona und Honk, das absolute Traumpaar. Verona Honk hieße sie dann, klingt doch nicht schlecht. Aber nein, stattdessen kriegt sie den Super-Dietze und den Inkasso-Franjo. Das ist mal krass, das ist mal ganz krass. Und wo wir gerade beim Thema sind: Ich kriege auch noch Geld von Franjo Pooth! Bei der Fremdwahrnehmung läuft es auf normal dumm, positiv und tragisch hinaus. Tragisch wegen der eben beschriebenen Ehemänner. Normal dumm, weil die meisten Gehirnakrobaten nicht in der Lage sind, Veronas Cleverness auch nur annähernd zu erkennen. Deswegen stufen sie sie eher in die Dummchen-Sparte ein. Und positiv dürfte wohl auch jedem klar sein. Denn wenn unsere Vroni kein kleiner Sonnenschein ist, wer denn wohl dann?! Veronas tatsächlicher Status ist demnach auch fast clever und positiv. Positiv ist klar, kleiner Sonnenschein und so. Sympathisch, liebenswert, einfach nur gut, haben will. Und fast clever, eben leider nur fast clever, eben wegen ihrer dubiosen Männerwahl. Wäre sie hinsichtlich der Auswahl ihrer Männer etwas geschickter gewesen, wäre sie schlichtweg genial. Klingt komisch, ist es auch. Im Ergebnis also Verona als Paradebeispiel für unser prominentes Fremdopfer. Daneben gibt es natürlich zuhauf weitere prominente Fremdopfer, ganz viele, wie Sand am Meer. Allein schon diese ganzen D- bis F-Promis, leck` mich einer am Arsch. Wobei diese wohl eher der Vollopfer-Sparte zugeordnet werden müßten, doch dazu kommen wir gleich. Zunächst nochmal einige prominente Fremdopfer, die wir aber nicht mehr ganz so ausführlich abhandeln wollen. Denn das Prinzip sollte mittlerweile verstanden sein. Also hier, zack: 72 Nehmen wir doch gleich mal die männliche Verona: Oliver Kahn! Unser Oli, Halleluja! Da trifft das Gesagte nämlich alles genau so zu wie bei der Verona, alles total synchron. Oli wäre echt genial, wenn, ja wenn er nicht diese Blitzleuchte abgeschleppt hätte. Wobei ein- bis dreimal Abschleppen ja noch okay gewesen wäre. Aber der läßt seine scharfe Ehefrau sitzen. Und ist jetzt immer noch mit der Blitzleuchte zusammen, trotz Fremdvögelei ihrerseits mit so einem komischen Volltrottel. Oder auch mit mehreren, keine Ahnung, irgendwas muß die ja schließlich auch können. Auf jeden Fall ist unser Oli immer noch ihr Stamm-Stecher. Ach Oli! Vorher Stamm-Keeper beim FC Hollywood und in der Nationalelf, jetzt Stamm-Stecher eines dummblondierten Wanderpokals, den jeder H-Promi schon ein- oder mehrmal hatte. Armer Oli, was für eine Tragik, was für ein Drama. Was für ein Fremdopfer, unser armer Oli. Oder Bill Clinton, mal ganz andere Sparte. Eigentlich auch clever, positiv, ziemlich smart sogar. Und steckt dann einer pottenhäßlichen Unke von Praktikantin einen Stumpen in die Möse. Ja leck` mich am Arsch! Wieso Bill, wieso??? Wieso gerade die Lewinsky? Was ging da in Deiner Birne bzw. in Deinen Eiern vor? Warst Du high? Sind die anderen Praktikantinnen noch fieser? Schwer vorstellbar. Du warst besoffen, stimmt`s?! Voll wie ein Putzeimer, na klar. Deswegen auch die Zigarre in die Muschi. Hast den kleinen Bill nicht mehr hoch gekriegt, was?! Oder Du warst nüchtern und hast beim Ausziehen des kleinen Monsters etwas Grauenvolles entdeckt. Etwas so Grauenvolles und Ekelerregendes, daß Little Bill nicht mehr konnte. Vielleicht Filzläuse in Monikas Pelz? Ach woher denn, das würde einen echten Kerl nicht stören. Ein echter Kerl hält auch bei Filzläusen rein! Menstruation vielleicht? Schnickschnack, das macht alle Beteiligten nur noch geiler. Ganz egal, was es war, Bill und Little Bill konnten oder wollten nicht mehr. Und um die kleine Kröte nicht komplett zu verstören und abzuweisen, gab es eine von Fidels Besten in die Büchse, abfeier. Endgeil. Allein die Vorstellung, was ein Fest! Geil, geil, geil, Bill. Sehr geil. Aber eben auch dumm. Sehr dumm. Und echt tragisch, und deswegen ist Bill Clinton leider auch echt Fremdopfer. Und muß heute zusehen, wie seine Gattin politische Karriere macht, während er allen nur als Stumpen-Billy in Erinnerung bleiben wird. Tragisch, Bill, echt tragisch. Ganz üble Geschichte. 73 Bleiben wir in der Politik. Arnold Schwarzenegger. Arnie. Die coolste Sau der 70er Jahre, der beste Bodybuilder der Welt. Siebenfacher Mr. Olympia im Bodybuilding: 1970 bis 1975 und dann nochmal 1980. Yeah, Baby! 1982 dann Conan, 1984 der Terminator. Hasta la vista, Baby, der Rest ist Geschichte. Für viele ist Arnie die absolute Ikone überhaupt. Es gab keinen Besseren, und es wird auch in Zukunft keinen Besseren geben. Und dabei hätte es unser Arnie dann auch belassen sollen. Hat er aber nicht. Tragischer- und dummerweise ging er irgendwann in die Politik. Und wurde damit zum Fremdopfer. Denn als Gouverneur von Kalifornien wird er niemals wieder die Freiheiten und die Popularität genießen können, die er als King of Bodybuilding und Mr. Terminator bzw. sogar Mr. Hollywood innehatte. Schade für uns, tragisch für alle, daher Fremdopfer. Wir könnten diese Aufzählung beliebig fortführen, teilweise mit den bizarrsten, schillerndsten und zwielichtigsten Persönlichkeiten. Sie alle sind irgendwo Fremdopfer aufgrund irgendeiner Tragik: Donald Duck. Opfer seiner eigenen Aggressionen. Osama Bin Laden. Opfer von George W. Bush. Boris Becker. Unser Bobbele. Opfer von irgendwem oder irgendwas, keine Ahnung, was da schief lief. Ralf Schumacher. Opfer von Cora. Und in sportlicher Hinsicht natürlich von Michael. Doppelopfer! VW und Porsche. Opfer von Herrn Wendelin Wiedeking. Also Splitopfer! Xavier Naidoo. Opfer des Marihuanas. Frau Schaeffler. Maria-Elisabeth Schaeffler. Opfer des Größenwahns. Die Continental AG. Opfer von Frau Schaeffler. Profisportler. Opfer des Dopings. Tick. Opfer von Trick und Track. Christoph Daum. Opfer von Uli und Koka. Auch Doppelopfer, uiuiui! Die Deutsche Bank. Opfer von Josef Ackermann. Seal. Seal Klum. Opfer von Heidi Klum, ganz schlimme Sache sowas. Oder hier, die SPD. Opfer von Gesine Schwan. Noch irgendwer? Ja, Kleinaktionäre. Nein, doch nicht. Kleinaktionäre sind immer voll am Arsch. Undsoweiter, undsoweiter, undsoweiter. Die Liste wäre beliebig lang fortführbar. Für uns an dieser Stelle jedoch völlig ausreichend, um unser Fremdopfer erschöpfend kategorisiert zu haben. Wir wollen ja schließlich nicht zu doll auf den Bus(c)h klopfen. 74 Also Du mußt doch schrecklich frustriert sein?! Wie schaffst Du es, nicht irgendwann über `ne rote Ampel zu fahren und einen Bullen so lange zu reizen, bis er Dich abknallt? (Charlie Harper) d) Ergebnis Mit unserem Fremdopfer (auch passives Opfer oder tatsächliches Opfer) haben wir nunmehr den zweiten signifikanten Grundpfeiler unserer Gesellschaft definiert. Unser Fremdopfer kann als clever und positiv charakterisiert werden, zugleich aber auch als tragische Figur. Diese Tragik ist es dann letztlich auch, die den Hauptunterschied zwischen unserem Idioten und unserem Fremdopfer ausmacht, wer hätte das gedacht?! Unser Idiot akzeptiert sein Schicksal mehr oder weniger als gegeben. Er weiß, es ginge vielleicht das ein oder andere mehr oder besser oder anders, aber nicht für ihn. Ihm reicht das. Vielleicht muß es ihm auch reichen, vielleicht soll es ihm reichen, alles denkbar. Dies akzeptiert unser Idiot, damit hadert er nicht. Und daher lebt er eben auch recht zufrieden, wird von Dritten sogar häufig als smart angesehen. Vergleichbare Umstände liegen beim Fremdopfer vor. Mit dem relevanten Unterschied, daß unser Fremdopfer sein Schicksal nicht als gegeben ansieht, jedoch auch nicht in der Lage ist, etwas dagegen zu unternehmen. Das Fremdopfer trägt sein Schicksal vielleicht, aber es akzeptiert es nicht bzw. nur dem Anschein nach. Unser Fremdopfer hadert geradezu mit seinem Schicksal. Das ist die Tragik, ja die Dramatik, die das Fremdopfer vom Idioten differenziert. Man könnte diese Tragik geradezu als ausschlaggebendes Kriterium bezeichnen. Und diese Tragik macht unser Fremdopfer unzufrieden, sehr unzufrieden, es wird regelrecht frustriert. 75 An diversen fiktiven Sachverhalten haben wir diese Unzufriedenheit bzw. Frustration erörtern können. Da war der in Brand geratene Blitzer, bei dem uns die Justiz komplett im Stich ließ. Voll zum Kotzen. Wir hatten unsere postmoderne Amazone, der man unter keinen Umständen widersprechen sollte. Besser warten, bis uns die Evolution mit prachtvollen Glocken segnet. Es gab die tote Katze im gelben Sack, es gab die Ameisen-Birne, es gab den Mett-Igel. Alles Dinge, die wir opfern mußten, ob wir wollten oder nicht. Ganz übel wurde auch dem armen Polizisten mitgespielt, der unsere souveräne Trunkenheitsfahrt auf Kokain unterbinden mußte. Ganz derbes Opfer. Für ihn, für uns, für alle. Ganz schlimme Sache. Allesamt Sachverhalte, aus denen die Beteiligten sehr frustriert als Fremdopfer herausgehen. Alles ganz, ganz schade. Unser Fremdopfer möchte also aufgrund dieser eklatanten Unzufriedenheit am eigenen Zustand ganz dringend etwas verändern, traut sich aber aus diversen Gründen (noch) nicht. In den meisten Fällen frißt unser Fremdopfer diese Frustration in sich hinein. Und wird dadurch zwangsläufig irgendwann depressiv. Was dann richtig tragisch und auch nicht mehr witzig ist, logisch. Ich möchte nicht wissen, wie hoch die Depressiven-Quote unter normalen Angestellten derzeit ist. Alle Opfer des Mett-Igels. Oder der arme Polizist, der kurz vor`m Warnschuß steht. Sehr beunruhigend. Für alle Beteiligten. Unheilschwanger. Geradezu prekär. Die Situation hat sich zugespitzt. Es ist also nicht ratsam, die Unzufriedenheit in sich hineinfressen. Kompensation ist auch Scheiße. Extrem viel Sport. Andauernd neue Klamotten. Oder ein ziemlich voluminöser Pseudo-Freundeskreis, der überwiegend aus Arschlöchern besteht, denen man eigentlich lieber Fußpilz oder Vaginitis gönnt. Alles Scheiße. Bringt alles nichts, löst alles nicht das Kernproblem. Unser Fremdopfer muß sich trauen, eine grundlegende Veränderung einzuleiten und diese Veränderung dann voller Überzeugung auch umzusetzen. Es muß die Umstände, die es in seiner Fremdopfer-Rolle gefangen halten bzw. es überhaupt erst zum Fremdopfer machen, mit allen dazugehörigen Konsequenzen abstellen. Sobald unser Fremdopfer sich einmal dazu entschlossen hat, diesen steinigen Pfad zu beschreiten, gibt es kein Zurück mehr: 76 Es wird zum Honk! Das ist ganz klar. Das kann man jetzt schonmal ganz klar sagen. Ohne etwas vorwegnehmen zu wollen. Auf der emotional-kreativen bzw. vielmehr auf der emotional-aggressiven Ebene findet folgende Metamorphose statt (so sie denn stattfindet): Idiot Fremdopfer Honk Heißt ganz einfach: Unser Idiot wird vielleicht eines Tages mit seinem Idioten-Status unzufrieden, warum auch immer. Und mutiert dann aus dieser Unzufriedenheit heraus zwangsläufig und völlig frustriert zum Fremdopfer. Kann so sein, muß aber nicht. Er kann auch glücklich bis an sein Lebensende als Idiot leben, geht auch. Einmal in der Fremdopfer-Rolle drin, kommt der Idiot jedoch nicht mehr aus ihr heraus. Außer durch erneute Mutation. Zum Honk. Brisanterweise läßt sich also festhalten, daß Idiot, Fremdopfer und Honk hierarchisch eine Ebene bilden, wobei die Entwicklung vom Idioten zum Honk zwingend notwendig über die Stufe des Fremdopfers erfolgen muß. Eine direkte Entwicklung vom Idioten zum Honk ist evolutionsbedingt völlig ausgeschlossen. Logisch. Denn wieso sollte ein normaler Idiot, der mit seinem Leben zufrieden ist, quasi über Nacht zum Honk mutieren?! Das wäre geradezu lächerlich, wenn es nicht eh schon unmöglich wäre. Zudem völlig unspektakulär. Zum Honk also immer über das Fremdopfer. Doch dazu später mehr. Nachdem wir nun den hierarchischen Kontext von Idiot, Fremdopfer und Honk verifiziert haben bzw. im Rahmen der Behandlung der HonkThematik später noch verifizieren werden, sollte uns aufgefallen sein, daß unser Vollidiot noch völlig ohne hierarchische Bindung dasteht. Nicht, daß ihn das sonderlich stören würde. Nein, den stört das nicht, der kommt eh nicht klar. Wir aber. Wir kommen klar, glasklar, klarer geht kaum noch. Und da wir besonders klar klarkommen und zudem noch faire Sportsfreunde sind, suchen wir unserem Vollidioten nun einen hierarchischen Bezugspunkt. Ja, ganz recht. Das tun wir, denn so sind wir. Hut ab! 77 Life`s about filmstars and less about mothers, it`s all about fast cars and cussing each other. But it doesn`t matter `cause I`m packing plastic, and that`s what makes my life so fucking fantastic. I am a weapon of massive consumption, and it`s not my fault, it`s how I`m programmed to function. I look at the sun, and I look in the mirror, I`m on the right track, yeah I`m on to a winner. (Lily Allen) 2. Das Eigenopfer (auch aktives Opfer oder Vollopfer) a) Definition Irgendwie wache ich morgens mit einer Scheiß-Laune auf. Augen auf, zack, gleich alles Scheiße. Ätzend. Aber wieso? Kater? Nein, gestern Abend war ich früh zu Hause. Und ausnahmsweise auch mal nüchtern, unfaßbar. Vielleicht krank? Erkältung, Infekt? Nein, auch nicht, das hätte sich irgendwie angekündigt, von wegen kratziger Hals und so. Aber was ist denn nur los? Warum ist mir denn so flau im Magen? Liegt heute vielleicht irgendetwas Unangenehmes an? Nee. Nicht, daß ich wüßte. Eigentlich nicht. Oder doch? War da nicht doch noch was?! Plötzlich trifft`s mich wie der Schlag! Sofort springe ich auf und flitze ins Bad. Hose weg, zack, rauf auf die Schüssel! Und Abfahrt! Dünnpfiff. Dünnpfiff der allerübelsten Sorte. Wie aus einem voll aufgedrehten Wasserhahn schießt es hinaus. Genauso stark, genauso flüssig. Es schwallt geradezu aus meinem winzigen Popoloch heraus. Ganz wässrige Konsistenz, extrem fies dünn. Bah. Glücklicherweise befindet sich direkt gegenüber der Kloschüssel die Badewanne, vielleicht 60 cm Luftlinie. Und das ist auch gut und 78 sehr sinnvoll, das wurde beim Hausbau damals in weiser Voraussicht so geplant. Denn just im selbem Augenblick kotze ich dort hinein. Voll in die Wanne. Derselbe Schwall wie der aus dem Arsch. Bah! Das ist ja widerlich. Zumindest frühmorgens um 11 Uhr. Es ist nun nicht so, daß beides genau gleichzeitig geschieht, also Dünnpfiff und Kotzerei im selben Moment. Nein, eher abwechselnd. Alternierend sozusagen. Also erst hinten raus, dann oben raus. Dann wieder hinten raus, nochmal hinten raus und wieder oben raus. Arsch, Mund. Arsch, Arsch, Mund. Und wieder von vorn, hurra. Könnte man ein hübsches Liedchen draus komponieren, wenn man musikalisch etwas begabter wäre. C-D-C-C-D. Freude schöner Götterfunken, was für eine Ironie. Aber egal. Darüber kann ich mir gerade keine Gedanken machen, weil mir diese alternierende Arschkotzerei alles abverlangt. Wirklich alles. Die Grenzen physischer und psychischer Belastbarkeit werden ausgelotet. Gerade als ich mich daran gewöhnt habe, ist es auch schon wieder vorbei. Aus, Schluß, Feierabend, ganz toll. Oben kommt nichts mehr raus, und hinten unten tropft es auch langsam ab. Was für ein beschissener Start in den Tag! Fieser geht`s kaum noch, aber mal echt jetzt. Ich fühle mich wie nach einem Exorzismus. Als hätte man mir den Leibhaftigen ausgetrieben. Die Waage neben dem Klo zeigt vier Kilo weniger an als gestern. Doch was ist denn nur los? Was soll denn der ganze Zirkus bloß? Der Blick in den Kalender läßt die schlimmsten Befürchtungen brutale Realität werden. Heute ist Donnerstag. Meine Hände zittern. In der 20Uhr-Spalte steht etwas eingetragen. Tränen rinnen mir aus den Augen. Der Würgreiz kommt wieder hoch, doch es kommt nichts mehr raus. Hinten unten allerdings schon noch. Was ziemlich unpassend und unangenehm und auch etwas ärgerlich ist, weil ich mir mittlerweile meine Shorts angezogen hatte. Egal, kann man waschen. Notfalls ihm Garten abfackeln oder verbuddeln. Mein zitternder rechter Zeigefinger fährt unterhalb der in der 20-UhrSpalte eingetragenen Worte entlang, während mein Verstand sich sträubt, die Signale, die ihm meine Augen senden, zu akzeptieren: 79 G - e - r - m Scheiße, das war`s. Nur ein instinktiv und blitzschnell eingeschenkter doppelter Bacardi verhindert meinen plötzlichen Hirntod. Germany`s Next Topmodel Und noch ein doppelter Bacardi hinterher. Instinktiv. Zack. Eigentlich könnte man sich jetzt gleich einen Mixer voll Mai Tai machen und wieder ins Bett legen. Aber drauf geschissen, Verdrängen ist was für Früh-Ejakulierer, Flucht was für Feiglinge. Aber nicht für mich, nicht für den Honk. Und so werde ich mich meinem Schicksal stellen. Stellen müssen. Und mein Schicksal liegt heute eben darin, um 20.15 Uhr PRO7 einzuschalten und Germany`s Next Topmodel zu verfolgen. Es aufzusaugen. Zu analysieren. Vielleicht sogar zu verstehen. Meine Motivation hierfür ist ebenso simpel wie logisch: Denn wie soll man höchst professionell und völlig neutral und wertungsfrei ein TVFormat beurteilen können, wenn man es noch nicht einmal selbst gesehen hat?! Plumpes Abstänkern kann jeder Pansen. Sarkastisch sein auch, ist auch nicht besonders schwer. Aber eine persönliche, professionelle und unabhängige Studie eines modernen TV-Formats erfordert schon etwas mehr. Sowas erfordert nämlich ein ganz explizites und kompromißloses Auseinandersetzen mit der zu bewertenden Materie. Knallharte Recherche! Brilliante Analyse! Und dem werde ich mich heute Abend stellen. Ich ziehe es durch. Bis 20.15 Uhr habe ich ja noch genug Zeit, einen der speziellen Situation angemessenen und gehirnbekömmlichen Promillepegel aufzubauen. Der Rest des Tages verläuft dann eigentlich ganz normal. Nach zwei Mai Tai und weiteren sieben Stunden Schlaf bin ich bereit, mich der abendlichen Herausforderung zu stellen. Und dann ist es auch schon so weit. 20.15 Uhr. Fahr` ab die Scheiße! Schnell noch einen Jim Beam rein, und schon werden unsere potentiellen Topmodels mit einer Hummer-Stretch-Limo abgeholt. Es geht zu einem Casting mit anschließendem Fotoshooting, Wahnsinn. 80 Mit von der Partie ist auch Rolf, der in der Limo zwischen den Hühnern sitzt. Und sich auf dem Weg zur Casting-Location ganz spontan zu einem kecken Hinweis auf die größte Modelagentur von Los Angeles, an welcher man gerade vorbeifährt, hinreißen läßt. Weitere spannende Details der Fahrt werden dem Zuschauer dann aber leider vorenthalten. Noch ein Jim Beam, und wir sind da. In unserer Casting-Location warten bereits drei Typen mit schlechten Frisuren auf die Models. Einer von denen soll ein Shootingstar irgendeiner Designerszene sein. Kann sein, kann nicht sein, keine Ahnung. Ich kenne ihn nicht. Ist mir aber eigentlich auch ziemlich scheißegal, ich kaufe meine Klamotten bei Karstadt. Es wird dann kurz erklärt, daß man sich in einer äußerst denkwürdigen Location befinde, die schon Filmen wie Big Lebowski und Charlie`s Angels als Kulisse diente. Aha. Gut zu wissen. Der Zeitpunkt ist gekommen, an dem ich das ganze Kaspertheater eigentlich schon wieder ganz lustig finde, was aber einzig und allein auf den Pegel, den ich mir mittlerweile angesoffen habe, zurückzuführen ist. Bei entsprechendem Pegelstand schleppe ich auch Hühner ab, die ich nüchtern nicht mal mit dem Arsch angucken würde. Ist nunmal so. Aber back to Business. Jetzt wird nämlich das große Geheimnis gelüftet, jetzt kommt der große Paukenschlag: Und zwar darf heute eines unserer putzigen Teenie-Models anläßlich des fünfzigsten Geburtstags der Barbie-Puppe von Mattel eben diese in einem Fotoshooting repräsentieren. Wahnsinn! Die kommen immer auf verrückte Ideen. Das sind mir doch ein paar verrückte Hunde. Vor lauter Verzückung muckt mein Arsch schon wieder auf. Bevor es allerdings soweit ist, kommt es zu einem Go-and-See mit anschließendem Testshooting. Soll heißen, unsere Mädels müssen sich zunächst einzeln vor den drei Aushilfsfriseuren in der Jury präsentieren. Ein bißchen smalltalken. Die kesse Frage, warum man denn glaube, die perfekte Barbie darstellen zu können, beantworten. Banale Dummschwätzerei eben, bla. Ein Mädchen gibt vor, bestens für die Besetzung der Rolle der Barbie geeignet zu sein, weil es als Kind früher immer mit Barbie-Puppen gespielt habe. Ein äußerst gelungener Einwand! 81 Bei mir ist das nämlich ganz genauso: Weil ich früher immer mit Skeletor von den Masters of the Universe gespielt habe, bin ich heute ein 130-Kilo-Bodybuilder mit hellblauer Haut und Knochengesicht und reite mit einem halbierten Zauberschwert -dessen andere Hälfte He-Man besitzt- auf einem lila Panther durch die Innenstadt. Und in den Krieg gegen andere bunte Bodybuilder, allen voran gegen besagten He-Man. Und auch gegen Man-At-Arms. Gegen das ganze Gesockse halt, das sich so auf Castle Grayskull rumtreibt. Oder ich setze mir einen überdimensionalen, schwarzen Helm auf und fuchtele mit einem roten Lichtschwert in der Gegend herum. Luke, Obi-Wan hat Dir nie erzählt, was wirklich mit Deinem Vater passiert ist. Hach, wie geil das wäre... Egal. Unsere Girlies müssen nun unter anderem ein Puppengesicht simulieren. Wat? Ein Puppengesicht? Erste Zweifel kommen in mir auf. Wie soll denn das bitte gehen? Wie soll man denn bitte ein Puppengesicht simulieren? Ein Arschgesicht vielleicht. Das ginge. Oder ein Backpfeiffengesicht. Ginge auch. Ein Blockflötengesicht. So mit ganz spitzem Schnäuzchen. Das könnte man auch sehr gut simulieren. Aber ein Puppengesicht? Entsprechend sinnfrei blicken auch einige der Mädels aus der Wäsche. Nachdem das dann aber auch irgendwie geklärt wird, ist das See-andGo vorbei, und die erste Entscheidung steht an: Welche drei Mädels dürfen am nun folgenden, heißbegehrten Testshooting teilnehmen? Die Auswahl unserer drei smarten Friseure fällt auf Marie, Sarah und Mandy! Ich persönlich hatte zwar gedacht, daß Sarah, Mandy und Larissa das Rennen machen, aber egal. Die Jury wird sich schon ihre Gedanken gemacht haben, so viel steht fest. Große Enttäuschung natürlich bei den anderen Mädels. Ein Mädchen ist traurig, daß es nicht mit ausgewählt wurde, weil dieses Testshooting ja doch eine ziemlich große Sache sei. Doch plötzlich läßt die Jury die Bombe platzen: Heute darf ausnahmsweise ein viertes Mädel mit dabei sein. Ist das zu fassen?! Ihr verrückten Hunde, Ihr! Immer für eine Überraschung gut. Ein viertes Mädel, genial! Und es ist Larissa, hurra! Alles wieder gut, alles wieder toll, Leben macht wieder Sinn. 82 Und Schnitt. Es folgt das erste Highlight der Sendung. Ach was, es folgt das Highlight schlechthin. Der Bildschirm erstrahlt in hellem Glanze, denn nun gibt Heidi Klum ihr erstes Statement ab. Ja, ganz recht, Heidi Klum herself. Amazing! Exciting! Unbelievable! Heidi Klum! Die Grandmother of Grimasse. Die Königin des Schnute-Ziehens und Augen-Rollens. Die Göttin der geilen Gestiken. Das Schnäuzchen, unser Schnäuzchen. Die Maske. The Face. Uschi Augenroll. Unser Klümchen eben. Nie zu schade für eine alberne Grimasse oder ein super-trendy Handzeichen. Aber schade, heute zeigt Frau Klum keine lustige Grimasse, wie sie es sonst immer so gern tut, wenn sie ihre Schnute in irgendeine Kamera hält. Schade, schade, sehr schade. Denn ich hatte mich sehr auf eine Grimasse gefreut. Doch leider gibt es heute keine. Heute gibt es nicht einmal eines ihrer beliebten Handzeichen, wie zum Beispiel den Peace oder das Victory, vom doppelten Victory ganz zu schweigen. Auch nicht den hohen Daumen, nicht den Schumi und erst Recht nicht den Alonso. Mist. Bockmist. Also letzteren hätte sie ruhig mal bringen können. Immerhin hat sie mit Vorzeige-Lustgreis Flavio Briatore ein Kind zusammen. Aus den guten, alten Zeiten. Als auf Flavios Porno-Yacht noch so richtig schön die Post abging, heiliger Bimbam. Aber nee, auch den Alonso gibt es heute nicht. Ferner gibt es nicht den Colt, den Revolver, den doppelten Revolver (weder parallel, noch versetzt), den Ackermann, den Ackermann light, die Fist, die Double-Fist, die Reverse-Fist, die Reverse-Double-Fist, den Vader, den Van-Vader, den Big-Van-Vader, den Tomahawk, den Gipsy King, die Säge, die doppelte Säge, die Handsäge, die Kettensäge und leider auch nicht die Kreissäge oder die Laubsäge. Und schonmal gar nicht den Hacksaw bzw. die Jigsaw. Ja nicht einmal den Spaceball, die Air-Fist oder den Mitsubishi. Und aber auch den Last-Ride und den Big-Trouble-in-little-China nicht. Nein, nein, nein, das alles gibt es heute nicht. Und das ist sehr, sehr schade. Und zudem sehr, sehr ungewohnt. Geradezu beunruhigend ungewohnt. Ein ungewohntes Bild, denn Frau Klum ist heute sehr, sehr ernst. Ungewohnt ernst, könnte man sagen. Und so gibt es heute weder Grimassen, noch Handzeichen, noch Kombinationen hieraus. Und das ist aber auch gar nicht weiter verwunderlich, wenn wir mal ganz ehrlich zu uns selbst sind: 83 Denn schließlich sind wir ja hier nicht in irgendeiner beliebigen Boulevard-Zeitung oder irgendeiner Katjes-, Douglas-, McDonald`soder Sonstwas-Reklame. Nein, wir sind hier bei Germany`s Next Topmodel. Bei GNT! Und das ist hartes Business. Hammerhartes Business. Keine Mätzchen, keine Faxen! Wir suchen hier unser nächstes Supermodel, die neue Repräsentantin unserer Nation auf den internationalen Laufstegen. Die Angela Merkel des Catwalk. Ich glaube, den meisten von uns ist gar nicht klar, wie wichtig das ganze Format ist. Und deswegen ist dann auch mal Schluß mit lustig hier. Also ganz klar: Das ganze Format ist so impertinent wichtig, daß eine lustige Grimasse von Frau Klum völlig unangemessen und deplatziert wäre. Und das weiß sie auch, deswegen läßt sie es ja bleiben. Vielmehr schlüpft sie in die Rolle der eiskalten Pseudo-Domina, wenn die Bewertung eines ihrer Mädchen ansteht. Zack. Rohrstock raus und drauf. Zack! Ein Schauer läuft mir den Rücken runter. Mein Blut gefriert in den Adern. Kurz: Ich grusel` mich ganz fürchterlich. Ich grusel` mich so sehr, daß ich schon wieder einen feuchten Futzi in der frischen Unterhose habe. Also hinten unten. Vor Angst. Nicht vorne und vor Glück. Leider nicht. Hinten unten, vor Angst. Obwohl mich die Vorstellung mit dem geilen Rohrstock dann doch auch noch ein bißchen scharf gemacht hat. Egal. Ich habe genug gesehen. Mehr als genug, wenn ich ganz ehrlich bin. Es ist also an der Zeit, die Glotze abzuschalten. Und sich mal ordentlich den Arsch abzuwischen. Eigentlich könnte man auch mal unter die Dusche gehen. Den Mischmasch aus frischer Kacke von eben und den Überresten des morgendlichen Dünnpfiffs, die nunmehr verkrustet und verkräuselt in den Arschhaaren kleben, mal schön heiß abduschen. Naja, vielleicht später. Denn ohne es zu wissen, haben wir soeben unser Eigenopfer charakterisiert. Unser Vollopfer. Vielmehr den Prototypen des modernen Vollopfers. Das Vollopfer schlechthin. Anmerkung: Bitte die zwei Folgeseiten zunächst überspringen und mit der Lektüre auf Seite 87 fortfahren. 84 Ohhh... Du bist wundervoll, egal was Du machst. Es ist wundervoll, wenn Du weinst, weil Du lachst. Was ich sagen soll, weiß ich selbst nicht mehr. Du bist geboren, um wundervoll zu sein. (Giovanni Zarrella) b) Alternative Definition (Ich will nicht in die Hölle!) Also irgendwie wache ich morgens mit einer spitzenmäßigen Laune auf. Augen auf, gleich alles spitze, alles total geil. Was für ein total endgeiler Tag das heute wird, das weiß ich jetzt schon. Denn heute ist Donnerstag. Und Donnerstag bedeutet Topmodel-Tag für mich. Ja, ganz richtig, Topmodel-Tag. Und zwar nicht nur für mich, sondern für unsere gesamte Nation. Für uns alle. Denn jeder von uns fiebert dem Donnerstag entgegen. Und wer da nicht mitfiebert, dem ist dann aber auch nicht mehr zu helfen. Früher freute man sich auf Freitag, auf Wochenende, heute freut man sich auf Donnerstag. Scheiß auf Freitag, wir freuen uns auf Donnerstag. Auf Donnerstag, 20.15 Uhr. Auf die nächste brandheiße, megatrendyge und topaktuelle Ausgabe von Germany`s Next Topmodel!!! Yeah, Baby, das ist der geile Stoff! Scheiße, ich bin so geil drauf und aufgeregt und so voller Vorfreude, daß mir gleich voll einer abgeht. So geil bin ich morgens schon drauf, wenn ich weiß, daß abends meine Stars von GNT wieder meinen TV-Bildschirm voller Glanz und Gloria erstrahlen lassen. Wenn ich weiß, daß ich abends wieder das Klümchen sehe. Das Klümchen, unser Klümchen, mein Klümchen! Unfaßbar, wie geil das Leben sein kann. Und unser Klümchen läßt uns voller Gnade an diesem geilen Leben teilhaben. Mann, Mann, Mann, mal lieber ganz schnell einen doppelten Bacardi rein, bißchen runterkommen. Sonst schnalle ich noch ab vor lauter Vorfreude und guter Laune. Mann, ist das wieder sowas von geil heute. 85 Und wer mich jetzt ein bißchen besser kennt, der weiß auch, daß ich das völlig ernst meine. Daß ich der absolute Hardcore-GNT-Fetischist bin. GNT ist mein Leben! Also zack, schön Bacardi rein und hoffen, daß es so schnell wir möglich 20.15 Uhr wird. Der Rest des Tages verläuft dann eigentlich ganz normal. Nach acht Stunden Internet-Chat mit meinen Freundinnen und Freunden aus dem GNT-Forum und dem daraus einhergehenden Konsens, daß Larissa unsere absolute Favoritin ist (und zwar vor Mandy und Sandy), ist es dann endlich so weit. 20.15 Uhr, hurra! Unsere bezaubernden Mädels werden heute zusammen mit Rolf in einer atemberaubenden Hummer-Stretch-Limo zu einer international bekannten Casting-Location gefahren. Dort werden Sie von drei gutaussehenden Superstars der aktuellen Mode- und Designerszene empfangen. Hintergrund ist nämlich der, daß unsere Mädels nach einem kurzen Meet-and-Greet die legendäre Barbie-Puppe von Mattel repräsentieren sollen. In diesem Hide-and-Seek geht es dann zunächst darum, ein Puppengesicht zu simulieren. Meiner Meinung nach ein besonders genialer Schachzug, denn so kann man am ehesten erkennen, wer die beste Besetzung für den Barbie-Job sein könnte. Und so kommt es dann auch, daß das Rest-in-Peace vorbei ist und Marie, Sarah, Mandy und auch noch Larissa das Casting für das begehrte Barbie-Shooting bekommen. Ich freue mich riesig, obwohl ich nicht sonderlich überrascht bin. Denn diese Reihenfolge hatten wir heute Nachmittag im GNT-Forum bereits intern online gevotet. Es folgt das erste Highlight der Sendung, denn nun gibt Heidi Klum ihr erstes Statement ab. Unsere Heidi, endlich! Sofort erstrahlt mein Gesicht ebenso hell wie der Fernsehschirm. Der ganze Raum ist von einer Aura erfüllt, die mit normalen Worten nicht mehr zu beschreiben ist. Halleluja! Heidi Klum, unser Klümchen, unser Topmodel. Vergeßt Naomi, vergeßt Claudia, vergeßt Gisele. Klümchen, sonst keine. Klümchen, ich liebe Dich! Peace, Victory, Knutschmaul. Muß reichen... 86 Wenn es um Eitelkeit und das Versprechen von Popularität geht, nehmen diese Menschen alles auf sich: Die größte Demütigung, den größten Schmerz, die größte Lächerlichkeit und tiefe Häme. (Wolfgang Joop) c) Eingliederung „Was ist denn mit dem los?“ höre ich die Leute schon aufschreien. „Der ist wohl vom Wickeltisch gefallen?!“ Mitnichten! Weder vom Wickeltisch gefallen, noch zu heiß gebadet, noch mit dem Kopf in den Mixer, noch sonstwas. Daß ich heute so ein verdorbenes und asoziales Subjekt bin, verdanke ich einzig und allein Klümchen und Konsorten. Die haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Eine niedere Kreatur. Ein Asozialer. Ein Pansen! Ein exzentrischer Wirrkopf. Ein ausgemachtes Stück Blödheit. Ein Lump, ein Oimel, ein Schakal. Ein Kretin, eine miese Kröte. Ein Honk! Ja genau, ein Honk. Ist aber alles nicht meine Schuld, alles deren Schuld. Ich kann da mal gar nichts für. Mein Leben war so schön, ich war sogar auf der Uni! Alles hätte so richtig gut laufen können, so richtig schön. Aber nein. Es lief nicht gut. Nichts lief gut. Und auch nicht schön. Es lief komplett anders. Es lief schlecht, es lief ziemlich schlecht. Es lief eigentlich total beschissen, es ging voll in die Hose. Denn irgendwann hat es im Kopf Klick gemacht. Klick, Flatline, Braindead, hurra. Und jetzt haben wir den Salat. Jetzt bin ich voll am Arsch. Aber so richtig. Mal so richtig schön voll am Arsch, aber sowas von. Nichts geht mehr, rien ne va plus. Sendepause. Eigentlich ein ganz klassisches Fremdopfer. Ganz klassisch. Wenn ich nicht bereits der Honk wäre. Ziemlich komisch gelaufen, die ganze Geschichte. Ziemlich crazy, könnte man sagen. Amazing. Exciting. Nein, eigentlich doch nicht. Eigentlich dann doch eher etwas disgusting. Denn ganz so lustig ist das dann auch wieder nicht. Egal. 87 Halten wir also fest, daß dieser ganze Topmodel-Zirkus nicht nur selten hohl und an Banalität nicht mehr zu überbieten ist, sondern ferner anständige und unbescholtene Zeitgenossen zu Vorzeige-Asis und Hobby-Gangstern mutieren läßt. Schlimmer noch, zu Honks! Ich habe die Transformation am eigenen Leib erfahren. Erfahren müssen, denn das hier ist ein Tatsachenbericht. Ein Tatsachenbericht! Allein die Folge, in der die olle Transe vom Beckham da war. Leck` mich am Arsch. Victoria Beckham. Was für eine Nebelkrähe. Voll die Mumie, und das in dem Alter. Und selbstverständlich auch absolutes Vollopfer. Das sollte mittlerweile aber jeder selbst eruieren können. Auf jeden Fall paßt die da bestens rein bei Klum und Konsorten. Wie die Faust auf`s Auge. Die ist sogar doppelt schuldig. Hat aus ihrem Mann, der einst ein echt geiler Typ und klasse Fußballer war, ein Fremdopfer par excellence gemacht. Schämen sollte die sich! Stattdessen turnt die da mit ihren 32 Kilo Lebendgewicht im Opfer-TV rum. Superkrass. Also Fernsehen von Opfern und mit Opfern, für Opfer und mit Opfer-Gästen. Also wir reden hier über reine Vollopfer, damit es keine Mißverständnisse gibt. Komplettes Vollopfer-TV. Imbezillität. Unfaßbar. Allein die Folge mit Posh Spice Beckham hat mich mehr Gehirnzellen gekostet als 80 Flaschen Sambuca. Wahnsinn. Habe ich alles recherchiert, alles absoluter Wahnsinn. Und Posh Spice sieht mittlerweile aus wie ein lebendig gewordener Headknocker, also eine Wackelfigur aus Kunstharz, bei der ein riesiger, überdimensionaler Schädel auf einem verhältnismäßig extrem kleinen Körper sitzt. Beziehungsweise aufgrund der Schwere des Kopfes im Verhältnis zum Rumpf aus physikalischen Gründen unentwegt hin und her wackelt. Die ganze Zeit. Völlig absurd. Tja, und da verwundert es kaum, daß Tante Heidi heute keine Lust auf einen Augenroller oder eine lustige Grimasse hat. Einen Mundwinkel hoch, den anderen runter, dabei frech nach außen geschielt. Und dazu ein Victory-Zeichen und mit der anderen Hand den doppelten Schumi. Nein, der Spaß ist ihr mal ganz gründlich vergangen. Denn sie weiß über den Wahnsinn Bescheid, sie weiß über die Headknocker Bescheid, über alles! Sie ist sich ihrer Schuld voll bewußt. Und deswegen erfriert ihr heute jede Grimasse bereits im Ansatz. Schade für uns, also für uns Grimassen-Liebhaber, aber nicht zu ändern. 88 Ein Topmodel ist sie nicht, sondern ein Werbegirl. Wo in der High Fashion hat jemand dieses Dauergrinsen? Heidi Klum ist ein Musterbeispiel einer gewissen Perfektion, aber in der Mode suchen wir nicht den Mainstream, sondern das Einzigartige, das Individuelle. Sie hingegen ist der Durchschnitt in Perfektion. (Wolfgang Joop) aa) Eigenwahrnehmung Okay, der Spaß ist ihr natürlich nicht vergangen. Unser Klümchen muß deshalb so fies und schnippisch sein und auf lustige Grimassen verzichten, weil das zum Konzept der Sendung gehört. Ist doch klar. Stichwort Pseudo-Domina. Und zack. Sie kann ja wohl kaum einen auf Grinsekasper machen und dann eines ihrer epochalen Statements ablassen. „Trallali, trallala, Du bist zu fett und damit jetzt auch draußen. Ätschi-Bätsch und Bussi-Bussi.“ Und Knutschmund dazu. Das wäre ziemlich unpassend. Und ein bißchen schizo obendrein. Wir stellen also fest, daß sich die ganze Thematik offensichtlich ziemlich diffizil und verzwickt gestaltet. Daher müssen wir jetzt auch bei unserer Analyse der Eigenwahrnehmung des Vollopfers sehr penibel zwischen eigener Eigenwahrnehmung des Vollopfers und Eigenwahrnehmung der Vollopfer untereinander differenzieren. Ist nunmal so. 89 Heidi Klum kenne ich nicht. In Frankreich hat es sie nie gegeben. Auch Claudia Schiffer kennt Heidi Klum nicht. (Karl Lagerfeld) aaa) Eigene Eigenwahrnehmung des Vollopfers Der Spaß ist ihr also nicht vergangen. Keineswegs, nicht im geringsten. Niemals. Wie sollte er auch?! Voraussetzung hierfür wäre ein bewußtes Auseinandersetzen mit der Realität. Also Realität insoweit, als daß man selbst nicht annähernd so endgeil und oberwichtig ist, wie man immer tut bzw. wie man es gern wäre. Daß man eigentlich nichts weiter tut, als unentwegt heiße Luft in die Welt zu furzen. Und zwar aus dem Maul raus, nicht aus dem Arsch. Daß es bis auf ein paar Handvoll fehlgeleiteter Teenies und Aushilfs-Nageltanten absolut kein Schwein interessiert, was man da ständig rausposaunt. Daß man eigentlich nervt und bei der überwiegenden Mehrheit derer, die man pausenlos mit der Darstellung der eigenen Selbstgeilheit malträtiert, diverse Mißstände und Kotzkrämpfe und sogar Suizid-Gedanken verursacht. Das wäre doch mal ein bewußtes Auseinandersetzen. Ein bewußtes und ehrliches Auseinandersezen mit der Realität. Doch dazu kann und wird es nie kommen. Denn unser Vollopfer wiegt sich selbst in permanenter, allumfassender und vollkommener Sicherheit. Es käme nie auf die Idee, daß es auf diesem Planeten auch nur einen einzigen Menschen geben könnte, der es nicht total endgeil und very important findet und sofort wie vom Blitz getroffen in Verzückung gerät. Es fehlt also von Anfang an bereits jedwede Erkenntnis in alles. Zumindest in alles, was mit der Realität zu tun hat. Man müßte unser Vollopfer zu solch einer Erkenntnis geradezu zwingen. Leider. Wahrscheinlich sogar mit Gewalt. Denn Gewalt ist immer eine sehr gute Lösung. Und leider geht es hier auch nicht anders. 90 Um also die Verantwortlichen auf die Mißstände und Kotzkrämpfe und Suizid-Gedanken aufmerksam zu machen, die deren grenzdebiles Model-Format bei uns verursacht, müßten wir folgerichtig erstmal bei PRO7 auftauchen. Zack, da wären wir. Dann bei denen die Tür eintreten. Und mit der bis zum Anschlag vollgeladenen, polnischen Pumpgun eines der 40-Kilo-Surfbretter in Geiselhaft nehmen. Amazing! Nein, nicht die Pumpgun. Besser ein Nutella-Brot. Die krass fette Nutella-Stulle! Wer mir zu nahe kommt, kriegt das Ding hier in die Fresse! Exciting! Oder hier, die Sahnetorte. Zack! Nimm hin. Unbelievable! Oder noch besser, gleich Peyman und den anderen Hampelmann als Geisel. Knüppel auf den Kopp und ab in Sack. Kann man alles machen, macht alles Sinn, alles sehr positive Gewalt. Ist alles vertretbar, wenn man auf diverse Mißstände aufmerksam machen möchte. Ist sozusagen Notwehr, können wir uns wieder drauf berufen. Klümchen selbst könnten wir allerdings nicht als Geisel nehmen, versteht sich wohl von selbst. Weil dabei stets die Gefahr bestände, daß sie uns völlig überraschend mit einer besonders ausgefallenen, uns bis dato nicht bekannten Grimasse um den Finger wickeln könnte. Oder sogar mit einer Grimassen-Handzeichen-Kombo. Beispielsweise Zunge raus und Augen zu, dazu den rechten kleinen Finger hoch und in die Luft gepiekst. Oder den Gipsy-King voll aus der Hüfte geschossen. Und zack, wär`s um uns geschehen. Also Klümchen nicht als Geisel. Nein, natürlich nicht. Ist doch auch eh alles nur Spaß hier. Alles nur Jux. Klümchen ist cool, ihre Sendung ist cool, und die Alte vom Beckham natürlich auch, na klar. Alle cool, alle geil. Ich aber leider nicht. Und deswegen bin ich eigentlich auch nur neidisch. Weil ich niemals so geil sein werde bzw. werden kann wie Heidi & Friends. Alles Neid, purer Neid, blanker Neid. Und Hochachtung. Krasse Hochachtung. Echt jetzt. Im wahren Leben bin ich sogar Klümchen-Fan! Ehrlich. Denn unser Klümchen kann man nur beneiden. Es hat alles, was ein Mensch sich nur wünschen kann. Einfach alles. Viele kleine Kinder, ein paar originelle Väter dazu, Kohle, Ruhm, blonde Haare, einfach alles. Bestimmt auch zwei, drei schöne Häuser, vielleicht sogar in Malibu. Und bestimmt auch den größten und schnellsten Multivan der Welt, so von wegen 20 Sitzplätze und 650 PS. Wahnsinn, absoluter Wahnsinn. 91 Einfach nur Wahnsinn. Wahnsinn auch, was unsere Heidi da immer für außergewöhnlich krasse Typen und besonders schillernde Persönlichkeiten als Lover am Start hat. Mein lieber Herr Gesangsverein! Selbst verglichen mit mir finde ich die Jungs echt hammerhart und übelst krass. Und das soll mal was heißen. Ric Pipino, ein völlig bizarrer Friseur. Habt Ihr den schonmal gesehen? Müßt Ihr Euch unbedingt mal im Netz angucken, kann ich nur empfehlen. Immens smarter Spitzbube, vom Feinsten. Dann Affäre und Kind von Porno-Opa Flavio Briatore. Von Briatore! Allein der Gedanke! Boah. Heftig. Zwischendurch noch ein bißchen was mit Sexmaniac Anthony Kiedis, dem verschnupften Frontmann der Red Hot Chili Peppers. Heiliger Bimbam! Und jetzt ist Seal an der Reihe. Ja was ist denn da los?! Grundgütiger, ist das eine fiese Mischung. Da ist ja gar kein System erkennbar. Ist ja schlimmer als ein Kleinkind in Disney-World. Erst Pommes, dann Karussell, dann Zuckerwatte, dann Achterbahn. Wer kommt als nächstes? Udo Lindenberg? Krusty der Clown? Mahatma Gandhi? Alf? Keine Ahnung, will ich nicht wissen. Irgendwer wird es sein. Tut für unsere Bewertung aber auch nicht weiter zur Sache. Denn zumindest haben wir nun mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit feststellen können, daß sich unser Vollopfer mittelschwer bis komplett realitätsfremd selbst wahrnimmt. Anders ist der ganze Wahnsinn hier nicht mehr zu erklären. Im schlimmsten Fall muß man sogar mit Schizophrenie rechnen. Schwere Schizophrenie sogar, allein schon die Beckham, unglaublich. Unser Vollopfer selbst ist dabei weitestgehend schmerzfrei, und das ist auch gut so. Es hat in seinem Größenwahn um sich herum eine Art Scheinwelt aufgebaut, die weitestgehend mit ähnlich realitätsfremden bzw. schizophrenen Individuen bevölkert ist. Widmen wir dieser Scheinwelt nun unser Augenmerk, bevor wir völlig den Verstand verloren haben. Wahnsinn, einfach nur Wahnsinn. 92 I don`t know what it is, that makes me feel like this. I don`t know who you are, but you must be some kind of superstar. `Cause all got their eyes on you, no matter where you are. (Jamelia) bbb) Eigenwahrnehmung der Vollopfer untereinander Die Vollopfer-Scheinwelt ist also durch das Miteinander mehrerer Vollopfer in einer nicht realen bzw. vielmehr surrealen Phantasiewelt gekennzeichnet. Die Protagonisten dieser Phantasiewelt nehmen sich selbst natürlich nicht als Vollopfer wahr. Sie könnten es auch gar nicht, selbst nicht, wenn sie wollten. Stattdessen feiern sie sich selbst. Pausenlos und unabläßlich wir gefeiert. Man feiert sich selbst, man feiert die eigene, grenzenlose Tollkühnheit. Man feiert die epochale Feistigkeit. Und die der anderen, koexistierenden Vollopfer. Nicht ganz so heftig wie die eigene, aber immerhin. Die ganze Society feiert sich selbst. Unermüdlich. Unabläßlich. Unbeirrbar. Unfehlbar. Und unerreichbar, na klar. Prosecco, Baby. Einem außenstehenden Dritten erscheint die ganze Szenerie dagegen ziemlich skurril. Tun wir noch einmal so, als ob: Es ist Samstagabend. Es ist spät, aber noch nicht so spät. Vielleicht ist es 23 Uhr. Und wir wollen ausgehen. Nicht chic zum Essen oder auf ein Cocktailchen oder sowas. Nein, wir wollen mal wieder so richtig die Kuh fliegen lassen. Wir wollen voll abgehen. Also einen Jumbo-Kopf Crack geraucht und ab in Puff! Nein, Späßchen, nur Späßchen. So sind wir nicht, sowas machen andere. Wir nicht. Denn wir wollen in die Disse, in den Club, in eine very angesagte Party-Location, yeah! Wir wollen krasse Beats und softe Drogen, harte Drinks und leichte Mädchen. Doch wo bekommen wir das? Klar, auf der Reeperbahn, ganz toll. Aber wo sonst noch, wenn wir keinen Bock darauf haben, jedes Wochenende auf den Kiez zu ballern? Mal sehen, machen wir mal eine kleine, fiktive Disco-Tour: 93 Zuerst könnten wir ja mal bei der Teenie-Disco um die Ecke anklopfen. Um uns dort mit ein paar 12- bis 16-jährigen Kids, deren Eltern wir sein könnten, per Flatrate volles Rohr ins Koma zu saufen. Und drei bis vier Tage später auf der Intensivstation mit einem Mordskater und 1,6 Promille Restalkohol aufzuwachen. Gute Idee? Mitnichten. Nee, das wollen wir doch lieber sein lassen. Es reicht, daß all diese Kiddies in fünf bis zehn Jahren schwerste Alkoholiker sind. Wir können uns das nicht leisten. Wir dürfen uns das auch gar nicht leisten. Wir müssen halbwegs klar in der Birne bleiben. Wer soll die ganzen Alki-Kids denn sonst pflegen und mit Stoff versorgen, wenn es so weit ist?! Bleibt ja außer uns wohl kaum noch jemand übrig. Nein, in die Teenie-Disco können wir also nicht gehen. Wir gehen auch nicht in einen dieser angesagten Black-Clubs oder in eine trendy Russen-Disco oder ähnliche Hottentotten-Hütte. Die Gefahr, daß wir im Vollrausch eine heiße Alte anquatschen und dies nicht überleben bzw. am nächsten Morgen mit einem Messer im Kopf und fünf Fingern weniger an jeder Hand aufwachen, ist einfach zu groß. Nein, das möchten wir dann auch nicht, und deshalb lassen wir unsere sympathischen ausländischen Mitbürger lieber in Ruhe unter sich bzw. mit unseren Frauen feiern. Wir haben dort nichts verloren, wir bleiben da weg. Doch wo können wir hin? Wir wollten doch ordentlich auf den Putz hauen. Was bleibt uns denn noch? Vielleicht sollten wir in eine dieser populären Hütten-Gaudi- und AprèsSki-Butzen einkehren? Das wäre doch was für uns. So schön mit VodkaEnergy in der einen und einer 80-Kilo-Beauty-Queen oder einem HartzIV-Groupie in der andern Hand zu Michael Wendler abdancen? Also zu dem Wendler. Wäre das nicht ganz geil? Nein, das wäre überhaupt nicht geil, das wäre mal so richtig schön voll beschissen. Ich möchte nicht wissen, wie viel Ecstasy wir einschieben müßten, um diese groteske Pißnelken-Trällerei und die extrem fiesen Low-Budget-Matratzen auch nur annähernd halbwegs akzeptabel bzw. vögelbar finden zu können. Und morgens darauf dann völlig verkatert und immer noch voll verbimmelt neben so einer 80-Kilo-Granate oder der kleinen Zahnfee vom Vorabend aufwachen? Oder mit viel Pech sogar neben dem Wendler höchstpersönlich? Igitt. Geht alles mal gar nicht. Und daher auch nicht in die Hüttenzauber-Zauberhütte. 94 Nein, wir gehen jetzt in einen richtigen Trend-Schuppen. So mit richtig Schickimicki und VIP und so. Wie das legendäre P-1 in München. Nur eben nicht in München, sondern in einer total abgefuckten und zugeschissenen Studenten-Stadt wie Göttingen. Voll angesagt, voll verschärft, ganz klar. Also ab in den Schicki-Bunker, denn hier geht`s voll scharf: Auf drei Etagen wird uns hier alles geboten, was das Herz begehrt: Im Keller ein Dancefloor mit Lounge und VIP-Bereich. Im Erdgeschoß dann der Mainfloor mit einer kleinen Stage. Und im ersten Stock dann eine Galerie, von der man auf den Mainfloor herabsehen kann. Und natürlich einen viel zu kleinen, stinkigen Raucher-Bereich. Das hört sich doch geil an, das ist unser Laden, das wird unsere Nacht! Also mischen wir uns unter die Party-People. Yeah! Wir feiern ordentlich ab, geben uns das volle Programm. Es wird gedanced, gefeiert, alle drei Etagen werden unsicher gemacht. Flasche Jim Beam mit Flasche Cola bestellt, noch `ne Flasche Sambuca dazu, für die Schnallen Pulle Sekt auf Eis, volles Programm eben. Alles super-coole, trendy People, die hier mit uns feiern. Oder? Oder etwa nicht? Vielleicht sollten wir uns doch einmal etwas genauer umschauen?! Die PartyPosse etwas genauer unter die Lupe nehmen?! Fuck! Schlagartig wird uns bewußt, was uns schon beim Eintritt hätte bewußt werden müssen. Wenn wir nicht schon wieder so besoffen und abgedichtet gewesen wären. Wir sind hier unter lauter Vollopfern! In einer Vollopfer-Disse. Heiliger Bimbam! Hilfe! Schmächtige kleine Kerlchen in C&A-Jackets und mit modifizierten, an den Seiten kurzrasierten VoKuHiLas umgeben uns. Sie unterhalten sich oder tanzen mit gestiefelten Dumpfbacken, denen vorher ganz offensichtlich mit einer Make-Up-Pumpgun aus 30 cm Entfernung voll übelst in die Fresse geschossen wurde. Übel. Echt übel, ganz übel. Überschwängliche Cola-Laune. Hier und da sogar ein Prosecco. Stößchen!!! Unglaublich. Eine Armee von Friseusen, Arzthelferinnen und Kosmetikerinnen in Ed-Hardy-Uniformen. Machen Prösterchen mit 70-Kilo-Männchen, die stolz ihren 30 cm Bizeps im CK-Shirt Größe S präsentieren. Bereit für das letzte Gefecht. Die letzte Bastion. Die finale Vollklatsche. Man muß uns umgehend hier rausholen. 95 Dummerweise holt uns aber niemand da raus. Keiner da, keine Hilfe in Sicht. Und wir sind jetzt sogar noch so bescheuert und gehen in den Keller. In den Keller! Also zack, Treppe runter, Keller, spitze. Und da wird es richtig heftig. Da kommt es jetzt besonders krass. Noch krasser als oben sogar. Immens krass. Wir werden es wahrscheinlich nicht überleben können. Nein, ganz bestimmt sogar werden wir es nicht überleben können. Kurz: Wir werden sterben müssen. Also ab in den Keller, Richtung VIP-Area. Vor der geilen VIP-Area, die sich als zugequalmte 3x4m-Stinkebutze entpuppt, steht schonmal das geilste Toastbrot überhaupt. Bauch- und hirnfrei, nichts gelernt, blond. Kompromißloses Toastbrot eben. Ist jetzt hier aber gerade besonders wichtig. Darf hier nämlich jetzt die VIP-Area-Managerin mimen. Exciting. Weil sie sich von einem der Teilhaber des Ladens schön durchknattern läßt. Disgusting. Während ihr armer, planloser Boyfriend in dem Scheißladen die Gläser abräumen darf. Amazing. Und die ist jetzt vielleicht mal wichtig, meine Fresse! Was für eine steile Karriere. Die ist ja mal sowas von wichtig, das kann man mit Worten schon bald nicht mehr beschreiben, so wichtig ist die mal. Very important, importanter geht kaum noch. Kurz gesagt: Wenn hier und jetzt überhaupt irgendjemand wichtig ist, dann die. In der VIP-Area selbst wird aber alles noch geiler, viel geiler, auch wenn man sich das jetzt eigentlich nicht mehr vorstellen kann. Hier geht jetzt mal so richtig High-Society. Hühnerbrüstige Frühejakulierer im galanten D&G-Shirt von Ebay, die heute mal mit Papas Benz oder dem geleasten Boxter unterwegs sein dürfen, geben vor lauter Euphorie und Selbstgeilheit gleich mal eine Runde Veuve Clicquot aus. Oder sogar eine ganze Flasche, mein lieber Mann, Stößchen. Vielleicht sogar Schälchen Erdbeeren dazu, wer weiß. Was uns und die anwesenden Plastik-Uschis natürlich schwer beeindruckt, denn diese Leute haben es geschafft. Hut ab! Stars der regionalen Regional-Szene. ProvinzProminenz könnte man sagen. Also die richtig guten Jungens und Mädels unter sich, alle geil, alle VIP, alle Stößchen. Es werden Gespräche geführt, die an Belanglosigkeit nicht mehr zu überbieten sind. Oder vielmehr zu unterbieten. Kommt ganz auf den Standpunkt des Betrachters an. Wie hart man doch in seinem very 96 interesting Job arbeitet. Perhaps 60 Stunden per week. Oder wo und wie geil man doch die letzten Holidays gespendet hat. Exciting. Und die sexy VIP-Uschis präsentieren stolz ihre besonders chicen, neuen Handtäschchen, neue trendy Wampen-Piercings und die hübschen, bunt angepinselten Krallen aus Plastik. Unbelievable. Da kann einem glatt einer abgehen, so geil und VIP sind die Leute hier. Styling and Profiling ist also angesagt, es ist phantastisch. Daß unser Abend nun aber komplett verschissen ist, dürfte wohl jedem klar sein. Zum einen haben wir absolut null Ambitionen, eine dummblondierte Plastikfrau zu vögeln. Zum anderen hätten wir gegen die anwesenden C&A-Poser eh keine Chance, weil die echt wirklich richtig geil sind. Ich wüßte auch überhaupt nicht, was ich mit so einer Schranse machen sollte. Also nachts dann bei mir zu Hause und so. Wenn ich die dann schön auf acht doppelten Jägermeister und zwei pakistanischen Viagras nach allen Regeln der Kunst mal so richtig ordentlich durchballern würde, ohne Wenn und Aber. Kompromißlos durchzwiebeln. Ein, zwei, drei Stunden, ganz wie es der Dame beliebt. Keine halben Sachen, richtig soft rangegangen und dann knallhart durchgezogen, zack. Der sanfte Vulkan! Also mal so richtig ordentlich das Getriebe schmieren und den Kolben ölen. Die Innenwände streichen, den Igel kämmen, die Büchse stopfen. Alles ganz easy, völlig easy, alles kein Problem. Und alles gratis, Stößchen! Das wäre ein Fest. Unsere kleine VIP-Uschi würde wahrscheinlich ziemlich dumm aus der Wäsche gucken. Weil die gar nicht glauben kann, was ihr da widerfährt. Beziehungsweise was ihr da einfährt. Wie Rotkäppchen, nachdem der böse, geile Wolf über sie rüber ist. Eher noch wie ein Blinder im Porno-Kino. Oder ein ADHS-Kind auf Speed. So in etwa. Weil die das so gar nicht kennt und gewohnt ist, was da gerade abgeht. Also von den VIP-Hampelmännern, mit denen die sonst so hökert. Schön zehn Minuten die Salami in die Turnhalle, na klar, besten Dank auch. Motorschaden im ersten Gang. Super. Viel mehr kommt da nämlich nicht rum bei den Luftpumpen. Das kann man dann auch gleich bleiben lassen, wäre zumindest ehrlicher. „Hey Baby, ich mache hier zwar ziemlich einen auf dicke Tasche, aber untenrum ist eher dünnes Lüftchen angesagt.“ 97 Das wäre doch mal eine ehrliche Ansage. Sehr solides Statement. Und ziemlich cool obendrein. Meinen Respekt hätte er. „Süße, meiner ist zwar nicht besonders lang, aber dafür echt dünn.“ Nein, so weit wird es nie kommen, sowas gibt keiner gern zu. Ist aber vielleicht auch besser so. Also für den Fall, daß wir mal so eine VIPse abschleppen. Dann haben wir zumindest das Überraschungsmoment auf unserer Seite. Gleich am Anfang, wenn unser Aal rausguckt. „Guten Abend, die Dame, ich bin Herr Aal und werde Sie durch diese Nacht begleiten.“ Uiii... Oder wenn unser Aal dann loslegt. Und zack, bricht unserer kleinen VIPse doch glatt ein Zacken aus der Krone. Oder vielmehr aus der Dose. Aus ihrem kleinen VIP-Döschen. Und wenn die dann am nächsten Morgen mit knallroter Birne und Muskelzerrung in den Adduktoren bei uns aufwacht. Was erzählt man denn mit so einer morgens? „Willste auch ein Krombacher zum Frühstück?“ Wohl kaum. „Na Schwester, haste ordentlich Schlacke auf der Dose?“ Wäre auch ganz geil. Wäre total lustig, aber nicht für sie. Also auch nicht. „Hast was von der Ecstasy gemerkt, die ich Dir letzte Nacht in den Sekt gebröselt habe?“ Also das sollten wir dann wohl besser mal auch nicht fragen. Man kann sich drehen, wie man will, es kommt einfach kein sinnvoller Dialog zustande. Es macht überhaupt keinen Sinn, irgendeine Unterhaltung anfangen zu wollen. Es ist fast so wie mit unserem Vollidioten aus Kapitel 2. Mit dem muß man auch nicht reden wollen. Kann man ja auch gar nicht. Kommt bestenfalls Schwachsinn und / oder ein paar auf`s Maul bei raus. Also lassen wir unsere kleine Zaubermaus lieber gleich da, wo sie ist. Nämlich bei ihren VIPs. Ist für alle Beteiligten am besten so. Unser Abend ist eh gelaufen, drauf geschissen. Denn zumindest konnten wir nun die Eigenwahrnehmung der Vollopfer untereinander abgrenzen. Was ja auch Primär-Ziel dieses kleinen VIP-Exkurses war. Unsere Vollopfer nehmen sich demnach untereinander als impertinent wichtige und einzigartige, vor Selbstgeilheit hell erstrahlende Schneeflöckchen wahr, deren banale Scheiß-Laberei als der Weisheit finaler Schluß untereinander und auch vor Dritten präsentiert wird. Herzlichen Glückwunsch dazu. Und natürlich Stößchen! 98 Solange man lebt, soll man rauchen. (Helmut Körschgen) bb) Fremdwahrnehmung Die Fremdwahrnehmung unseres Vollopfers -also wie unser Vollopfer durch eine außenstehende dritte Person wahrgenommen wird- hätten wir somit ansatzweise auch bereits analysiert. Denn unser Vollopfer nimmt sich selbst und andere Vollopfer komplett realitätsfremd wahr. Also geil, einzigartig, clever, important, blabla. Haben wir alles zu Genüge durchgekaut, mehr als uns lieb ist, muß reichen. Und daß unser Vollidiot das ähnlich sieht, sollte auch klar sein. Unserem Vollidioten reicht schon der Anblick von ein paar blondierten Haaren oder aufgepolsterten Hupen. Am besten noch ein paar Stiefel oder sogenannte High Heels dazu, und zack, ist es wieder geschehen. Schon hat unser Vollidiot wieder die Hand an seinem Genital und muß onanieren. Ahhh! Er streichelt den Aal, zähmt die Natter, macht die Nudel al dente, na klar. War nicht anders zu erwarten gewesen. Aber er kann nichts dafür, wir dürfen es ihm nicht übel nehmen. Er muß es tun, er kann nicht anders. Sein Hirn sitzt nunmal knapp 90 cm tiefer als bei anderen Menschen, und es ist voll mit weißer, nutzloser Grütze. Folglich muß unser Vollidiot das Vollopfer anhimmeln. Er findet es also auch sehr geil, einzigartig, clever, important, amazing, exciting, sonstwas. Wodurch sich unser Vollopfer dann natürlich noch geiler findet, soweit das überhaupt noch möglich ist. Ein Teufelskreis! Zudem allerdings auch die erste Verbindung zwischen Vollidioten und Vollopfer. Der Erstkontakt, in der Tat. Später mehr dazu. Uns soll an dieser Stelle vielmehr interessieren, wie andere Menschen unser Vollopfer wahrnehmen. Andere, normale Menschen, die nicht irgendwas mit Voll zu tun haben. Also eben ganz normale Idioten, Fremdopfer und Honks wie Du und ich. 99 Und wie gehen wir hierbei am besten vor?! Wie kriegen wir das am ehesten raus?! Wie können wir diese Fremdwahrnehmung am schnellsten eruieren?! Richtig, mit dem Konsum von TV. Und zwar mit dem Konsum von Aso-TV und Opfer-TV. Also von beidem. Beides muß konsumiert werden, idealerweise in einer Art Mischform. Ist zwar voll Scheiße, aber muß sein. Denn es dient einem höheren Zweck. Es dient der Recherche. Ätzend, voll ätzend. Aber nicht zu ändern. Also Augen auf, Arsch zu, und durch! Zwei Wodka-RedBull rein, Glotze an, Abfahrt. Idealerweise an einem Sonntagabend. Da hat man noch genug Rest-Alk von Freitag und Samstag drin. Da ist man quasi noch ziemlich sediert, da puckert es nicht ganz so doll im Kopf. Eventuell noch 25 bis 50 mg Doxepin dazu, Hardliner können auch Tetrazepam anwenden, ganz nach Belieben. Uns reicht heute der Rest-Alk zuzüglich der leckeren zwei Wodka. Man muß sich auch mal quälen können. Sagt man doch immer so schön bei Sportlern. Und wir sind dann heute halt mal Sportler. Extrem-Sportler sogar. Gehirn-Akrobaten. Also Glotze an, heute gucken wir mal VOX, mal was anderes. Nachdem wir vier C-Promis gefühlte sechs Stunden und weiteren vier Wodka-RedBull beim Kochen, Fressen und Dummschwätzen zusehen durften, folgt unser Highlight des Abends: Prominent! Hurra! Mit Constanze Rick, ganz toll. „Guten Abend und herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe von Prominent. Mein Name ist Constanze Rick, und das sind heute unsere Themen.“ Und schon wird kurz aufgezählt, welche spannenden Themen heute behandelt werden: Der Wendler hat irgendwelche Schulden für seine Eltern bezahlt. Glückwunsch, schönes Ding, interessiert mich einen Scheißdreck. Von mir aus kann sich der Wendler auch in das Wendler oder ihm sein Wendler oder Wum & Wendolin umbenennen, mir völlig Latte. Solange er mich mit seiner Kirmes-Mucke verschont, kann er tun und lassen, was er will. Soll er meinetwegen Nadja von den NoAngels knattern, denn über die folgt der nächste Beitrag. Nadja hat scheinbar HIV und wohl auch die ein oder andere Person damit infiziert. Glückwunsch, Stößchen. Und daß bald die ganze Dritte Welt an AIDS abnippelt, interessiert kein Schwein. Aber egal. 100 Denn als nächstes will man jetzt analysieren, wie man prominente Personen beim Lügen ertappt. Uiii, also das wollte ich ja schon immer wissen, da bin ich ja total gespannt drauf. Und das ist bestimmt auch ganz anders als bei nicht-prominenten Personen. Denn während eine normale Person errötet oder verlegen nach unten blickt, sieht das bei Promis nämlich gleich ganz anders aus. Man denke da nur an Jim Carrey in Der Dummschwätzer. Da hat man es ja gleich bemerkt. Der hat sich ja nur noch verhaspelt und verplappert. Oder an Pinocchio. Mit der langen Nase, die alte Sau. Auch ziemlich offensichtlich. Oder beispielsweise Osama Bin Laden. Bei dem geht bestimmt der Turban hoch, wenn er lügt. Ich hab` mit dem 11. September nix zu tun! Und zack, klebt er mit der Birne an der Höhlen-Decke, abfeier. So, und diese sensationellen Erkenntnisse will man uns dann an der hiesigen Promenaden-Prominenz verdeutlichen. Super, ich freue mich jetzt schon auf diesen besonders sinnvollen Beitrag. Einen Beitrag, auf den die Welt lange hat warten müssen. Und ganz besonders ich. Man kann mit normalen Worten bald nicht mehr umschreiben, wie lange ich schon auf solch einen Beitrag gewartet habe. Echt jetzt, kein Witz. Wahrscheinlich saufe ich deshalb auch immer so viel. Weil ich die Ungewißheit, ob ein Promi lügt oder nicht, anders nicht mehr ertragen kann. Ganz toll, hätten wir das also auch endlich geklärt. Letztes spannendes Thema soll dann ein Beitrag zu Chiara Ohrhovens neuer Frisur sein. Okay, darauf hat die Welt noch viel länger warten müssen. Endlich! Chiara Ohrhovens neue Frisur! Ich vermute mal, daß das die Olle von dem Ich-muß-weg!-Typen von Stefan Raab ist?! Oder? Ist aber eigentlich auch komplett scheißegal, denn die Glotze muß wieder aus. Ich muß nämlich auch weg. Und zwar sofort. Runter in den Garten. Sofort. Bißchen Hecke rauchen, runterkommen. Ganz schnell jetzt. Hecke kommt jetzt gut, gute Hecke, lecker Hecke. Ich hätte die zweieinhalb Stunden Promi-Dinner vorher nicht gucken dürfen. Und davor noch den feisten Klops auf PRO7, der sonntags immer für Galileo in einem winzigen Auto durch die Gegend fährt und irgendeinen XXLSchweinefraß testet. Auweia, der gute Galileo Galilei würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüßte, daß er gut 350 Jahre nach seinem Tod Namens-Pate für so einen Nonsens ist. Galileo, das Wissensmagazin. Na ganz toll, ganz tolles Wissensmagazin. 101 In besagter Folge zeigen sie erst 40 Minuten lang den Dicken, wie er drei Pizzerien testet und sich dabei mit allerlei absurden Spar-Witzen um Kopf und Kragen kalauert. Nachdem das dann geklärt ist, dürfen für den Rest der Sendezeit die Zwillinge Pia und Tinka irgendwelche schwachsinnigen Gartengeräte testen. Nein, sorry, Garten-Gadgets muß es ja heißen. Weil Inspektor Gadget die gebaut hat. Und weil es besonders trendy klingt. Wobei ich mich an dieser Stelle vielmehr frage, wo man eigentlich solche Leute wie die Zwillinge Pia & Tinka herkriegt?! Die müssen ja von irgendwo her sein. Aber von wo? Spricht der Sender die irgendwo auf der Straße an? Oder fotografieren die ihre Fressen und bewerben sich dann bei diversen Sendern, um bei entsprechender Gelegenheit für irgendeinen blödsinnigen Beitrag sinnloses, schmückendes Beiwerk darzustellen? Um Bafög oder Stütze aufzustocken? Oder auch endlich mal im TV zu sein? Keine Ahnung, auf jeden Fall sind die nun da und grinsen und testen diverse besonders sinnvolle Garten-Gadgets. Wahrscheinlich züchtet PRO7 solche Leute per Gentechnik im hauseigenen Untergrund-Labor. Direkt unter dem Sender. Und Daniel Aminati klingelt dann kurz telefonisch durch, wenn er mal wieder welche braucht. „Hallo, hier ist der Daniel von Galileo, ich bräuchte mal wieder zwei eineiige Männchen für die nächste Folge G, braune Haare, schläulich dreinblickend, so um die Mitte 20. Besten Dank.“ Schauderhafter Gedanke. Wobei der arme Aminati ja derzeit taff moderieren muß. Ja, ganz richtig, taff. Der Ärmste. Was hat der denn wohl verbrochen? Keinen blassen Schimmer, aber es muß irgendwas ganz Furchbares gewesen sein, irgendwas unfaßbar Entsetzliches. Ansonsten wäre diese Strafversetzung nicht erklärbar. Bei PRO7 wird man nämlich nicht abgemahnt, bei PRO7 wird man gleich strafversetzt. Und taff ist die Höchststrafe, taff ist Zuchthaus, Arbeitslager, ganz klar. Im Gegenzug darf Lachkasper Stefan Gödde jetzt Galileo moderieren. Na klar, Stefan Gödde und ein Wissensmagazin. Wie authentisch. Und ich gewinne morgen mit dem Drecksbuch hier den Pulitzer-Preis. Und feiere dann drei Wochen Koks-Party mit den Zwillingen Pia & Tinka. Ein absurd geiler Gedanke, abfeier. Und der Dicke von Galileo darf uns den Stoff in XXL-Paketen anliefern. Stößchen! 102 Wie auch immer, ich hätte das alles vorher nicht ansehen dürfen. Das alles hat mich schon zu weit ans Limit gebracht. Man könnte durchaus behaupten, daß ich mich in diesem Fall etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt habe. Was für eine Überraschung. Erst Galileo, dann PromiDinner, und dann auch noch Prominent! Unmöglich. Nicht zu schaffen. Eine ausgemachte Torheit war es von mir, sich der Illusion hinzugeben, nach diesem ganzen Kaspertheater noch eine komplette Ausgabe Prominent! verfolgen zu können. Was bin ich doch für ein wirrer Schafskopf. Denke ich mir beim Rauchen der frischen Hecke. Ein ausgemachter, überheblicher Hornochse. Aber was soll`s, jetzt ist es zu spät. Muß ich das eben morgen nachholen, muß ich mir morgen eben taff reinziehen. Auf PRO7. Oh nein, nicht schon wieder PRO7. Die haben doch schon mit GNT den Vogel abgeschossen. Was ist denn bloß aus meinem schönen PRO7 geworden?! PRO7 war doch mal PRO7! Und jetzt?! Jetzt haben wir PRO-BLÖD. Nur blöd. Na toll. Wahrscheinlich mußte man auch bei PRO7 dem Zeitgeist Tribut zollen. Beziehungsweise dem Umstand, daß von 8 bis 18 Uhr nur Goons und Pansen vor der Glotze sitzen. Wäre für mich die einzige plausible Erklärung. Genau, so muß es sein. Mit dieser weisen Erkenntnis -und umnebelt von der schönen Hecke- kippe ich bewußtlos in Garten um. Endlich. Was für ein Tag. Mein Vater weckt mich gegen 14 Uhr mit einem Eimer Wasser über den Kopf, weil ich ihm die freie Fahrt beim Rasenmähen versperre. Unerhört, was für ein uncharmantes Vorgehen. Und das am frühen Morgen. Wutentbrannt springe ich auf und will ihm dafür gerade eine Ermahnung aussprechen, da kriege ich einen Mords-Nachdurst von der doch sehr würzigen Vorabend-Hecke. Also verlasse ich zunächst den Garten und gehe zielstrebig ins Haus, um den nassen Klamotten zu entsteigen und mir einen Durstlöscher zuzubereiten. Richtig gut kommt bei so einem Nachdurst immer ein leckerer Eistee. Also ran an den Mixer. Jeweils 12 cl Tequila, Cointreau, Gin, weißer Rum, Wodka, Zitronen- und Orangensaft rein, und das Ganze mit etwas Cola aufmixen. Nach Belieben noch ein wenig Eis dazu, fertig. Schon hat man einen guten Liter leckeren Eistee. Für mich sowieso der absolute Eistee-Klassiker. Rezept ist aus Long Island. Sehr isotonisch, 103 sehr vitaminreich. Unerhört aromatisch noch dazu, fast schon unverschämt aromatisch. Und der Pegel ist auch gleich wieder auf einem erträglichen Level. Das Aroma schmeichelt eben noch dem Gaumen, und zack, schon ist der Stoff im Kopf. Ein sehr ehrliches Getränk, moralisch einwandfrei. Eben ein absoluter Klassiker. Es folgt ein opulentes Frühstück. Zwei Long-Island-Eistee und eine vom letzten Grillabend übrig gebliebene grobe Bratwurst lassen den Nachdurst unglaublich schnell verschwinden. Den dritten Eistee fülle ich mir in einen trendy To-go-Pappbecher mit Plastikdeckel und Strohhalm, wie man ihn von McDonald`s und so kennt. Nur ist mein Pappbecher nicht To-go, sondern To-ausflipp, weil ich dies just im selben Moment leider schon wieder tun muß. Soll heißen, daß ich meinen rasenmähenden Vater schon wieder rügen muß. Daß der nie wieder meinen Rasen mähen darf, wenn er das mit dem Eimer Wasser noch einmal macht. Aber er wird es doch wieder tun. Ungeheuerlich. Er tut es immer wieder! Im Sommer ist das ja nicht so schlimm, aber wenn er das im Winter tut, kann es sehr verheerende Folgen nach sich ziehen. Geradezu irreparable Schäden verursachen. Von der Kopfgrippe anno 1998 habe ich mich bis heute nicht erholt. Behaupten zumindest böse Zungen. Das dürfte dann auch einiges hier erklären. Aber damit kann ich mich jetzt leider nicht befassen. Denn es liegt Arbeit vor mir. Viel Arbeit, harte Arbeit. Also schnell wieder ab ins Haus. Und ab ins Bett. Ich schaffe es gerade noch, den Wecker auf 16.45 Uhr zu stellen. Danach falle ich erschöpft ins Bett. Dieser Vormittag hat mir alles abverlangt. Ich habe mich total verausgabt. 16.45 Uhr. Das ging mir aber viel zu schnell, und ich bin auch noch wahnsinnig müde. Also zügig zwei Eistee rein, die ich in weiser Voraussicht bereits neben das Bett gestellt habe. Die helfen natürlich sofort. Glotze an, Popo-Loch zugekniffen, und ab dafür. taff startet um 17 Uhr und wird derzeit von Annemarie Warnkross (logisch) und vom strafversetzten Daniel Aminati moderiert. Wobei moderieren wohl eher das falsche Wort ist. Ganz großes Tennis umschriebe es besser. Epochalstes Laienschauspiel. Luke, ich bin Dein Vater. Und Annemarie hier ist Deine Mutter. Neeeeeeiiiiiin!!!!! 104 Egal. Los geht`s mit einem Bericht über den Deutschen Filmpreis 2009. Zwei Hauptfragestellungen sollen dem interessierten Zuschauer hierbei erörtert werden. Erstens: Wie wird man eigentlich Filmstar? Und zweitens: Warum gibt es bei dieser Veranstaltung so wenig zu essen? Diesen beiden Fragestellungen wird mit dem anwesenden CateringPersonal und einigen mir nicht näher bekannten Promis auf den Grund gegangen. Schöner Eröffnungsbeitrag, reicht. Es folgt eine sehr gelungene Schauspiel-Einlage der Moderatorin Warnkross, die aus einem hysterischen Kreischen besteht. Aha. Wir erfahren dann nämlich, daß es im nächsten Beitrag um die spannende Frage gehen soll, wo die Fans am lautesten kreischen: Bei Zac Efron in Berlin oder bei Ciley Myrus in München. Und noch einmal hysterisch aufgekreischt von Fräulein Warnkross, sehr schön, sehr talentiert. Spricht mich total an, weiter so. Während ich mir allerdings die brennende Frage stelle: Who the Fuck sind Zac Efron und Ciley Myrus? Wird hoffentlich in dem nun folgenden Beitrag geklärt. Und tatsächlich, Zac Efron ist ein junger Schauspieler, der gerade einen Film abgedreht hat und diesen nun in München vorstellt. Man erfährt, daß seine Fans hauptsächlich Teenies sind. Oho! Dagegen stellt Ciley Myrus gerade einen Film in München vor, und ihr Publikum besteht hauptsächlich aus Kindern. Soso. Die spannende, themeneröffnende Frage, welche Fans denn nun lauter kreischen, wird dann aber leider irgendwie doch nicht erörtert. Ist egal, weiter geht`s mit dem taff-Klatsch. Aha, jetzt kommt Klatsch. Ach so! Und was war der andere Mist bis jetzt? Wirtschaftswoche? Das literarische Quartett? Bildungsfernsehen? Unglaublich. Auf jeden Fall wird nun festgestellt, daß Sharon Stone viel zu dünn ist (vgl. PoshSpice-Headknocker), ganz toll. Und daß Mark Terenzi, der süße, kleine Ex-Stecher von Sarah Connor, nun mit einer gewissen Lisa Gina zusammen ist, die ich aber auch nicht kenne. Die dafür aber ganz tolle Hairextensions hat, die auch total echt aussehen, echter geht schon bald nicht mehr. Und deren Stimme sich anhört, als würde Axl Rose voll auf Crack ein Duett mit Alf singen. So oder ähnlich. Auf jeden Fall stimmlich absolut kein Vergleich zum Delmenhorster Nasenbär, so viel steht mal fest. Wobei mir persönlich die ganze Kiste völlig am Arsch abgeht. Sorry, ist aber nunmal so. 105 Als nächstes erfahren wir, daß Englands Vorzeige-Plastik-Bumse Katie Price nun Marathon läuft, was auch besonders viel Sinn macht. Während der Schwangerschaft schön saufen und koksen, um dann logischerweise ein schwerbehindertes Kind zur Welt zu bringen, und jetzt Marathon laufen. Kopfschuß! Kann die bitte mal jemand von ihrem Leid erlösen?! Bitte irgendjemand?! Irgendeiner hier?! Nein? Dann muß ich es wohl machen. Gewährt mir vollständige Amnestie, und ich mache es. Kein Witz, versprochen. Viel schlimmer aber noch, daß selbst taff sich nicht zu schade ist, über diese Transe zu berichten. Herr, bitte schmeiß Hirn vom Himmel. Bitte schnell. Und für alle Beteiligten. Grenzenloses Aso-Opfer-TV, nichts ist mehr heilig. Und als wäre das alles nicht schon pervers genug, nimmt man Moderator Aminati jetzt noch den letzten Funken Würde und gibt ihn vollends der Lächerlichkeit preis, indem man ihn den nächsten Beitrag in Unterhose anmoderieren läßt. Es geht nämlich um die neueste Mode der Saison für Männer. The latest Fashion quasi. Yeah, Baby! Und laut Dolce & Gabbana soll es in diesem Frühjahr besonders chic aussehen, sich mit Cowboyhut, Hemd, Krawatte, Hot Pants und Kniestrümpfen zu kleiden. Lächerlich. Ich laufe schon seit Jahren so rum. Das ist schon seit Jahren Trend bei mir. Man kennt mich schon gar nicht mehr anders. Schön Strohhut auf den Kopf, Unterhemd, weite Buchse mit schön Klöten raus an einer Seite und weiße Tennissocken schön hoch bis in die Kniekehle. Yeah, Baby! Und bei der Gartenarbeit noch ein paar schöne Biker-Boots dazu an, das kommt krass. Voll krass. Alles in allem also der erste Beitrag, den ich nachvollziehen kann. Weil ich ein Fashion-Victim bin. Wenn ich auch nicht damit übereinstimme, daß das erst jetzt Trend geworden ist. Ein weiteres Laienschauspiel unserer beiden Moderatoren, diesmal beide mit Hut, Sonnenbrille und Mundschutz. Der Witz an der Sache soll wohl sein, daß man nun einen Beitrag anmoderiert, der sich mit der Thematik auseinandersetzt, wie man sich wohl als Promi fühlt. Meines Erachtens ein sehr gelungener Scherz. Wirklich sehr gelungen, zudem eine besonders kecke Anmoderation. Voller Jux rümpfe ich die Nase, denn das hat mir äußerst gut gefallen. Und im PRO7-Untergrund-Labor hat man dazu auch gleich einen Witzbold geklont, der das alles testen soll, indem er sich als Jacko Jackson verkleidet. 106 Okay Freunde, gönnt mir eine kleine Pause. Ich habe ja wohl ziemlich gut durchgehalten bis hierhin, oder?! Bis hierhin, und erstmal nicht weiter. Erstmal bitte Pause, kurzes Päuschen, ja?! Also nur kurz runter in Garten, bißchen Rest-Hecke, bißchen Wodka, dann geht`s gleich weiter. Bißchen Nervennahrung, kleines Gehirn-Knoppers, kurz den Kanal freiblasen. Meine Kapazitäten sind limitiert, bis gleich. Mann, war das mal erfrischend! Unfaßbar erfrischend! Und auf PRO7 ist auch gerade Pause gewesen, so daß wir nicht allzu viel verpaßt haben. Weiter geht`s mit Lady Gaga, die nach eigener Aussage „die Welt mit Glitzer und Glamour verändern“ will und sich unter anderem mit Paris Hilton unterhält. Ein löbliches Unterfangen, sehr edel. Denn wenn man heutzutage mit irgendetwas die Welt verändern kann, dann ja wohl mit Glitzer und Glamour. Gut zu wissen. Ich Naivling hatte nämlich gedacht, daß das eher mit Macht, Geld und Waffen ginge. Aber jetzt weiß ich es besser. Und mit dem Gedanken im Kopf, wie 1683 die Türken vor Wien Paris Hilton in eine Kanone stecken und gegen die Stadttore Wiens abschießen, lache ich laut auf und widme mich dem nächsten Beitrag. Hach, wie geil das nun wieder wäre. Es folgt eine Vorschau auf die nächste GNT-Folge, in der sich die Mädels unter anderem in Zweier-Paaren selbst fotografieren sollen. Bei einem Paar klappt das aber nicht so gut, und Peyman und Rolf gefallen die Photos dann auch überhaupt nicht. Dafür wird den beiden Mädels dann auch eine Rüge erteilt. Peyman kann das alles nicht mehr mit ansehen und geht sogar noch einen Schritt weiter: Nach eigener Aussage würde er sich jetzt am liebsten die Haare raufen, wenn er denn welche hätte. Amazing, Peyman, ganz amazing. Und natürlich auch Overselling to the extreme, wie sich das für GNT eben gehört. Es folgt eine weitere Werbepause, in der unter anderem ein neues Show-Format von PRO7 beworben wird. Es ist ein Format mit DJ Bobo und trägt den sehr originellen Titel Germany`s Next Showstars. Da wäre ich ja nie drauf gekommen. Ihr verrückten Hunde, Ihr! Wie originell ist das denn bitte?! Ihr kommt immer auf Ideen, verrückt. Und sensationell originell, phantastisch. Auf jeden Fall ist nach der Werbung bei GNT dann wohl auch alles wieder in Ordnung, denn abermals wird albern und dummdreist rumgekreischt, sehr schön. 107 Es folgt der taff-Trend, welcher mit ganz wichtigen News über Ciley Myrus beginnt. Wat? Ciley Myrus? Schon wieder? Déjà-vu? Besoffen? Nein, es geht tatsächlich schon wieder um Ciley. Irgendwas besonders Wichtiges, das ich mir aber nicht merken konnte. Sorry. Wir erfahren dann, daß pink und blau die Farben dieses Frühlings sind, ferner Keilabsätze und selbst angepinselte T-Shirts, die total beschissen aussehen. Ach ja, und bauchfrei ist auch wieder total in. Na klar, bauchfrei. Ist ja wieder sowas von in, das glaubt man gar nicht mehr. War aber eigentlich auch nie out. Genau wie hirnfrei. Ist ganz offensichtlich auch wieder voll in. Bauchfrei tragen ja zum Glück auch nur die, die es sich wirklich leisten können. Also vorne schön gepiercte Wampe, an den Seiten ordentlich Hüftgold, und hinten als Krönung ein hübsches Arschgeweih, sorry, Steißtribal. Ich stehe total auf bauchfrei, bin ein absoluter Bauch-Fetischist. Zumindest beim Vorliegen eben beschriebener Wampe-Hüftgold-Arschgeweih-Kombo. Ahh, da werde ich schon wieder scharf wie ein Radieschen. Top der Woche sind Hippie-Klamotten, logisch. Flop der Woche sind irgendwelche pottenhäßlichen Louis-Vuitton-Latschen für 2.000 Euro, wie sie Headknocker Posh Beckham trägt. Da fällt mir ja ein Stein vom Herzen. Denn diese Louis-Vuitton-Latschen standen ganz oben auf meiner Must-have-Liste. Glücklicherweise schicke ich den Boten immer erst mittwochs los, um meine Besorgungen zu erledigen. Kann ich die Latschen erstmal von der Liste streichen, ruckzuck mal eben schön 2.000 Euro gespart. Vielen Dank, liebes taff-Team. Und damit endet taff auch schon für heute. Ufff!!! Vor lauter Verzückung pfeifft mein Arschloch die schönsten Töne, die man sich vorstellen kann. Melodien für Millionen! Beethovens Für Elise. Nein, sogar Beethovens Neunte. Komplett. Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium. Herrlich. Ich bin happy! Vor lauter Euphorie merke ich gar nicht, wie die Nachrichten noch an mir vorbei rauschen. Nein, sorry, bei PRO7 muß es ja Newstime heißen. Klinsi bei den Bayern raus, Schweinegrippe in Europa, billige Fahrradhelme sind besser als gar keine. Dankeschön, Danke für nix. Schnell noch das Wetter, und dann die Simpsons. Freude, schöner Götterfunken, ich bin gerettet. Ab durch die Hecke! Herzlichen Glückwunsch. Stößchen! 108 Alles in allem ein unfaßbarer Abend. Beziehungsweise später Nachmittag. Ein unfaßbarer später Nachmittag also. Es ist ja erst kurz nach 18 Uhr. So früh noch, und schon alles erledigt. Morgenstund hat Gold im Mund. Eine überaus angebrachte Bemerkung. Zumindest, wenn man um 16.45 Uhr aufgestanden ist. Und anderthalb Stunden später bereits sein komplettes Tageswerk vollbracht hat. Insoweit eigentlich vielmehr ein unfaßbarer früher Morgen. Also jetzt mal rein von der inneren Uhr betrachtet. Phantastisch. Zur Feier des Tages werde ich heute wohl mal einen trinken. Stößchen! Stößchen? Von wegen. Nix da, nix Stößchen, hat sich was mit Stößchen. Kein Stößchen mehr, hat sich ausgestößelt. Denn jetzt ist es vorbei mit Stößchen, jetzt gibt es nämlich den Stoß. Den Kopfstoß. Den krassen Kopfstoß, den Headbutt. Zack! Es gibt den Zidane! Denn nicht nur, daß wir bereits unser Tageswerk verrichtet haben und nun ganz ad hoc ein Saufgelage am frühen Abend veranstalten können, was sehr ungewöhnlich ist. Nein, vielmehr haben wir eben gerade ganz unbewußt die Fremdwahrnehmung unseres Vollopfers durch Dritte illustriert. Ein ganz entscheidender Schritt, geradezu bahnbrechend für die folgende Analyse. Welche nun lediglich noch darin besteht, eine Attribution für das soeben Illustrierte zu finden. Nur noch eine abschließende Frage zu beantworten: Wie bewertet ein geistig relativ normal gebliebenes Individuum (z. B. Idiot, Fremdopfer, Honk) das auf den letzten Seiten beschriebene, hanebüchene Szenario? Wie beurteilt also ein normales Individuum soeben erschöpfend beschriebenes Aso- bzw. Vollopfer-TV bzw. diesen ominösen Mischmasch daraus inkl. der Protagonisten? Klare Antwort: Absurd, banal, beschissen. Sonst noch ein Wunsch?! Damit sollte eigentlich alles gesagt sein. Einfach nur Scheiße. Hingekackt und hingeschissen. Abgeseilt, weggedrückt, rausgequetscht. Bah! Für einen halbwegs normalen Menschen unerträglich. Unwichtiger als ein Mückenfurz. Und nicht einmal halb so aussagekräftig. Die banalste Gülle auf der ganzen Welt, jedem Bauern ginge Kraut und Rüben ein, würde er damit seinen Acker 109 düngen. Bah, voll zum Kotzen. Nichts als heiße Luft und Maulfürze von und mit und über irgendwelche Hampelmänner und Orgelpfeifen, die keiner kennt. Die man auch gar nicht kennen will. Die nur einschlägigen Toastbroten und Gehirnakrobaten bekannt sind. Aus suspekten, niederen und nicht mehr nachvollziehbaren Gründen. Und wenn dann doch mal einer / eine mit dabei ist, den / die man kennt, wird der / die dann scheinbar schlichtweg von irgendwem zum ScheißeLabern genötigt. Meist durch irgendeine selten dämliche Frage irgendeiner selten dämlichen Grinse-Hackfresse mit einem Mikro in der Hand. Ätzend, voll ätzend. Ein total ätzendes Szenario. Und GNT toppt alles. Alles! Allein die fratzenziehende Protagonistin, reicht schon. Und wenn die dann auch noch ihr dummes Maul aufmacht, um unentwegt und unaufgefordert banalsten Verbal-Diarrhoe in die Welt zu kotzen, na dann gute Nacht. Das ist das absolute Non-plus-ultra, das ist der SuperGAU. GNT toppt alles! Für uns läßt sich das Gesagte tabellarisch also wie folgt einordnen: Bezeichnung Idiot Fremdwahrnehmung normal dumm smart Eigenwahrnehmung normal dumm recht zufrieden Vollidiot sehr dumm (nicht vorhanden) Fremdopfer normal dumm positiv tragisch sehr banal dümmlich ungeil irgendwo clever unzufrieden Vollopfer tatsächlicher Status normal dumm recht zufrieden smart sehr dumm fast clever positiv tragisch sehr wichtig clever geil So, jetzt ist es raus. Die Bombe ist geplatzt, der Drops gelutscht. Herrlich! Endlich! Einmal mußte es gesagt werden, und jetzt wurde es gesagt, abfeier! Ahh! Ich fühle mich komplett erleichtert. Genau wie nach der Arschkotzerei zu Beginn dieses Kapitels. Doch diesmal nicht physisch, sondern psychisch. Ahh! Phantastisch, Stößchen! Bleibt nur noch der tatsächliche Status unseres Vollopfers zu klären. 110 Wo haben Sie eigentlich gelernt, so zu reden? In Panama-City, in einer Du-Ficki-Ficki-Seemans-Bar? Oder machen Sie heute Ihren Abflug und haben sich mit seinem Whisky vollgetankt? Verkaufen Sie diesen Wahnsinn woanders. Wir sind damit eingedeckt, bis obenhin. (Melvin Udall) cc) Tatsächlicher Status Die Leute fragen mich immer, ob ich keine Klobürste habe. „Sag` mal, hast Du eigentlich keine Klobürste?“ Tolle Frage. Eigentlich eine selten dumme Frage, weil komplett überflüssig. Denn die Person, die mir diese Frage stellt, kommt ja zwangsläufig gerade von meinem Lokus und hat dort feststellen müssen, daß es keine Klobürste gibt. Es existiert keine. Nicht auf dem Lokus und sonst natürlich auch nirgendwo im Haus. Also eine ziemlich dumme und unnötige Frage, ganz klar. Okay, wäre die Person, die mir diese Frage stellt, Vertreter für WC-Artikel, dann meinetwegen. Dann kann man das ruhig mal fragen. Quasi als Offerte für ein folgendes Verkaufsgespräch. Dann ja, dann macht das Sinn. Oder wenn diese Frage von einer mittelschwer schizophrenen Person käme, die in ihrem paranoiden Schädel vermutet, daß die Klobürste vielleicht irgendwo versteckt ist, weil es in Wirklichkeit gar nicht die Klobürste ist, sondern das Zepter des Heiligen Benjamin von Persien, ja dann könnte man diese Frage auch sehr gut nachvollziehen. Dann wäre das sogar eine äußerst sinnvolle Frage. Aber unter normalen Umständen eben nicht. Unter normalen Umständen bzw. bei normalen Gästen absolut nicht nachvollziehbar. Unter normalen Umständen ist diese Frage sogar richtig hohl und unverschämt und kackfrech noch obendrein. Ich muß mich dann immer richtig zusammenreißen, damit ich dem Fragesteller nicht eine reinhaue. Weil ich nämlich überhaupt nicht weiß, ob der tatsächlich so bescheuert ist, oder ob er mich nur verarschen will. 111 Um nicht stets in Verlegenheit zu geraten, meinen Gästen eine reinhauen zu müssen, habe ich mir seinerzeit für solche und ähnliche Notfälle bzw. überflüssige Fragen, die mich wütend machen, eine Art Erste-Hilfe-Box zusammengestellt. Ein Survival Kit, um selten dämliche Fragen gewaltfrei meistern zu können. So könnte man es nennen, das umschreibt es ziemlich gut. Vielmehr sind es mehrere, identische Boxen, die allesamt denselben Inhalt aufweisen, und von denen ich stets eine in greifbarer Nähe haben muß. So habe ich beispielsweise in meinem Haus in jedem Zimmer eine solche Box positioniert. Im Wohnzimmer zwei, im Flur sogar drei. Für den Fall der Fälle. Wenn`s mal wieder soweit ist, wenn`s mal wieder brennt. Um dann blitzschnell reagieren zu können. Also beispielsweise für den kritischen Moment, wenn mich einer meiner Gäste nach dem Besuch meines WC fragt, ob ich denn keine Klobürste hätte. Auweia! Reflexartig greife ich dann in diese besagte First-Aid-Box, deren Inhalt aus zwei Tabletten Diazepam, einem Fläschchen Jägermeister 10 cl, einem Morphium-Zäpfchen und einer kleinen Habanero-Chili besteht. Das ist eine vom mir mittlerweile zum Patent angemeldete SpezialKombination, die ich in jahrelanger, mühsamer und liebevoller Kleinarbeit selbst entwickelt habe. Die Anwendung muß stets nach folgendem Schema verlaufen: Sobald man den belastenden Sachverhalt (hier also die unnötige Klobürsten-Frage) zur Kenntnis genommen hat und merkt, daß man gleich ausflippen wird, muß man zunächst die Habanero-Chili in zwei gleich große Teile zerbrechen. Dadurch entfaltet sich ihr Aroma besonders intensiv. Und das ist auch gut so, denn sie ist eine der schärfsten Chili-Arten der Welt. Sehr pikant. Mit der linken Hand jetzt sofort die eine Hälfte in den Mund stecken und gründlich durchkauen. Die andere Hälfte zeitgleich mit der rechten Hand ins eigene Auge stecken und ordentlich verreiben. Aber nur in ein Auge, nicht in beide. Schön draufhalten, zack. Das hört sich im ersten Moment vielleicht etwas unangenehm an, ist es aber nicht. Denn unser Körper befindet sich nun sehr ausgewogen in einer Art Yin-Yang-Situation: Die unerträglichen Schmerzen im Mund harmonieren nämlich ganz vortrefflich mit den Höllenqualen des gerade erblindenden Auges. Eine Art Win-Win-Situation für den Körper, phantastisch. 112 Also alles in allem eine sehr harmonische, erquickende und überaus effiziente Methode, um sich von der haarsträubenden, kackfrechen Klobürsten-Frage abzulenken. Und sich auf die nächsten Schritte der Anwendung unserer First-Aid-Box konzentrieren zu können, denn diese haben es jetzt wirklich in sich. Nachdem ein Teil der Chili nun verspeist oder auf den Boden ausgespuckt wurde, können wir auch den anderen Teil aus dem Auge nehmen. Unverzüglich hierauf spülen wir die zwei Diazepam mit dem Fläschchen Jägermeister runter. Dadurch, daß Mund und Rachenraum durch das Chili-Fiasko total verbrannt sind, schmeckt der Jägi wie Malzbier und sollte mühelos in einem Schluck zu trinken sein. Im Magen wirkt unser Jägi dann schön beruhigend. Ferner geht er sofort in die Birne, was ja auch Sinn der Veranstaltung ist. Er hält uns also ruhig und bei Laune, bis die Diazepam wirken, während wir zwischenzeitig den letzten Schritt der Prozedur vollziehen und uns das MorphiumZäpfchen in den Arsch stecken. Und zwar zusammen mit dem Teil der Chili-Schote, den wir zuvor im Auge stecken hatten. Beides rein, ganz wichtig. Und zack, ab ins Rosettchen! Halleluja! Wer je dachte, daß Geschlechtsverkehr unter Homosexuellen schlimm sei, wird nun eines besseren belehrt. Garantiert. Wobei man bei unserer Prozedur leider nur ansatzweise erfährt, welche Qualen der menschliche Körper aushalten kann, da der sanfte Schleier des Morphiums den analen Todes-Schmerz schnell verfliegen läßt. Wie gesagt, diese besondere Methode ist mittlerweile zum Patent angemeldet. Kann aber jeder gern mal ausprobieren, hilft wirklich. Höchst effizient. Denn daß uns nach Durchführung dieser Prozedur am eigenen Körper nun die Klobürsten-Frage im wahrsten Sinne des Wortes total scheißegal ist, kann sich wohl jeder denken. Viel wahrscheinlicher ist, daß wir hiernach gar nicht mehr wissen, wo unser Klo überhaupt ist. Ob es überhaupt ein Klo im Haus gibt. Oder ob noch im Garten über den Balken geschissen wird. Und das ist auch gut und richtig so, das war ja Sinn der Sache. Wir haben nun also ganz andere Sorgen und müssen unserem Gast für seine unerfreuliche Frage nicht mehr ohrfeigen. Unser Mittel hat gewirkt, uns ist geholfen. Bei riesigen Nebenwirkungen fressen Sie die Packungsbeilage und schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Stößchen. 113 Kriegste nix mehr zu fressen, kannste Deine eigene Scheiße fressen. (Walter Saxer) aaa) Warum keine Klobürste? Ich bin nun also bereit und auch in der Lage, meinen Gast verbal auf dessen unverschämte, anmaßende und völlig überflüssige Frage, ob ich denn keine Klobürste hätte, hinzuweisen. Vielmehr vermittle ich ihm, daß er mich doch lieber fragen solle, warum ich keine Klobürste habe. Er hat ja gesehen, daß keine da ist, aber warum ist denn wohl keine da?! Das wäre mal eine kecke Frage. Ganz unverblümt, ohne um den heißen Brei herumzureden. Denn während man die überflüssige Frage, ob man denn keine Klobürste habe, mit einem schlichten Nein beantworten kann, gerät man bei der Frage nach dem Warum schon eher in Erklärungsnot. Die Gründe, warum ich keine Klobürste habe, sind vielschichtig. Allen voran erschließt sich mir nicht der Sinn eines solchen Utensils. In meinen Augen macht eine Klobürste keinen wirklichen Sinn, sie macht sogar Unsinn. Ein unsinniges WC-Utensil. Zumindest für mich. Für meine Gäste vielleicht nicht, aber für mich auf jeden Fall. Und letzten Endes ist es ja wohl immer noch mein Lokus. Wenn also ein Gast bei mir vom Lokus kommt und mir die an sich richtige Frage stellt, warum ich denn keine Klobürste habe, dann vergeht mir gleich mal alles. Angewidert zucke ich dann zurück, zuweilen schreie ich unbeabsichtigt kurz und schrill auf. Aiii! Denn was jetzt gerade passiert ist, kann man sich wohl an fünf Fingern abzählen: Da hat einer gerade meinen Thron bestiegen und voll abgeseilt. Kompromißlos abgeseilt, alles zugeschissen. Und zwar so heftig krass, daß die Hälfte des Abgeseilten selbst nach dem Spülen noch unten in der Schüssel hängt. Bäh. Und diese Abseil-Reste hätte unser Gast nun 114 gern unter Zuhilfenahme einer Klobürste beseitigt. Das muß man sich jetzt wirklich einmal vorstellen. Also bildlich. Denn wenn es bis hierhin lediglich widerlich gewesen ist, wird es nun völlig abartig. Unser Gast schrubbelt jetzt also schön mit der Klobürste die Restkacke in der Schüssel hin und her und hoch und runter, voll bäh, und dann?! Genau, dann stellt er die schöne Klobürste wieder zurück in das dazugehörige Behältnis. Ins Behältnis! Also in irgendein geschlossenes Behältnis, das der Aufbewahrung der Klobürste dient und irgendwo auf dem Boden neben der Schüssel steht oder an die Wand geschraubt ist. Na, fällt der Groschen langsam?! Das ist ja wohl die mit Abstand perverseste Sauerei im Haushalt, seit der Mensch nicht mehr mit den Schweinen unter einem Dach lebt. Einfach nur widerlich, aber echt jetzt. Bei dem Gedanken daran sträuben sich mir die Nackenhaare. Ein Schauer läuft mir den Rücken runter. Ich ekle mich so doll, daß ich gar nicht weiß, ob ich mich überhaupt schon jemals in meinem Leben so geekelt habe wie jetzt gerade jetzt. Wie bei dem Gedanken daran, daß man permanent ein Behältnis mit Anteilen von Restkacke diverser Personen in seinem Haushalt aufbewahrt. Ein Behältnis, welches vor sich hin siecht, sifft, gammelt, müffelt, gimpt. Unfaßbar. Und die ganzen Baktereien bzw. vielmehr Bakterien-Kulturen, die darin wachsen und gedeihen und stets und ständig mit neuer Kacke genährt werden. Igitt. Es verschlägt mir schlichtweg die Sprache, und das soll mal was heißen. Mir fehlen die Worte. Kurz: Es schlägt dem Faß den Boden aus! Widerlich. Denn im Normalfall läuft es nämlich so: Person X kackt ab, benutzt die Bürste und stellt sie dann wieder zurück. Die gröbsten Brocken vielleicht abgeklopft oder abgespült, muß aber nicht sein. Und selbst wenn, dann ist trotzdem noch genug dran, ganz klar. Durch das bißchen Abspülen mit Wasser aus der Klospülung kann das Ding ja nicht besonders sauber werden, leuchtet ja wohl ein. Person Y verfährt ebenso, Person Z auch, alle verfahren so. Weil sie die Bremsspuren in der Schüssel eben gern beseitigt hätten. Ist ja auch verständlich, ist sonst nämlich peinlich. Was für eine Schrubbelei, sensationell, pfui. Generationen von Gästen und Besuchern schrubbeln und schrubbeln und schrubbeln ihren Kot mit ein und derselben Bürste aus unserem Pott. Da muß man jetzt nur noch Eins uns Eins zusammenzählen. 115 Somit entsteht im Laufe der Zeit eine Art Kacke-Zepter, welches in einem Gülle-Behälter vor sich hin siecht. Zwangsläufig. Selbst dann, wenn man das Ding ab und an erneuern würde. Selbst dann würde es innerhalb kürzester Zeit wieder zum heiligen Kacke-Zepter. Denn man käme ja wohl nie im Leben auf die schwachsinnige Idee, die bekackte Klobürste mal von Grund auf zu reinigen. Also so richtig schön mit den Fingern zwischen die Borsten und die Bröselchen da rauspulen. Selbst mit Haushaltshandschuhen nicht. Definitiv nicht. Und wer jetzt doch was anderes behauptet, ist verrückt. Und ziemlich pervers noch dazu. Allein der Gedanke daran ist schon ziemlich verdächtig. Es ist also völlig unmöglich, die Klobürste dahingehend zu reinigen, daß sie einem gewissen Hygiene-Anspruch genügt. Ausgeschlossen. Es ist und bleibt eine fiese Fäkal-Schleuder. Und am besten geht man dann eines Tages selbst noch bei und will mit dieser Fäkal-Schleuder sein WC putzen. Also so richtig, schön mit Putzmittel und WC-Ente und so. Das ist dann der Super-GAU. Pure Perversion. Das ist so pervers, daß es fast schon wieder lustig ist. Aber leider nur fast, es bleibt unvorstellbar ekelig. Das miefende, vor sich hin siechende und mit vielfacher Fremdkacke besudelte Fäkal-Zepter als Zauberstab für eine generelle WC-Säuberung. Was für ein Paradoxon! Scheiße zu Gold. Schön mit der WC-Ente in die Schüssel reinhalten, und dann die Kacke-Fackel nehmen und alles hübsch verteilen und einmassieren. Grundgütiger, was für ein Fiasko. Als würde man seinen nagelneuen Mercedes mit einem Lappen polieren, mit dem man zuvor das Restöl vom Ölwechsel aufgewischt hat. Mindesten genauso schwachsinnig. Und vielleicht könnte diese kleine Illustration nun auch die Frage beantwortet haben, warum ich denn wohl keine Klobürste habe. Eben genau darum habe ich keine. Weil`s unvorstellbar pervers ist. Ein überflüssiges, widerliches und völlig überbewertetes Utensil. Und wenn so ein Ding dann erstmal neben der Schüssel steht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis irgendein Stinker es auch benutzt. Und damit den Stein ins Rollen bringt. Beziehungsweise das Zepter zum Stinken. Für Anwendungen der Grundreinigung ist so eine Klobürste demnach vollkommen ungeeignet. Also wenn ich meinen Dampfer mal wieder auf Hochglanz polieren will, also so von Grund auf, dann wird die 116 ganze Schüssel erstmal bis zum Anschlag mit Sagrotan vollgepumpt. Voll rein, bis nichts mehr geht. Und dann gehe ich da mit dem ScheuerSchwamm bei. Und zwar volle Kanne. Bis mir der Schweiß auf der Stirn steht. Bis der Thron strahlt und funkelt. Bis der so hell erleuchtet, daß ich ihn nicht mehr direkt ansehen kann. Dann ist der sauber. Richtig sauber. Der ist dann chemisch rein. Und zwar so krass, daß es einem beim nächsten Stuhlgang die Arschhaare wegätzt. Also ganz was anderes, als mit einer Klobürste rumzufuchteln, selbst wenn diese sauber oder gar neu ist. Die Gewalt, die man über einen ScheuerSchwamm hat, könnte man niemals auf eine Klobürste ausüben. Physikalisch schonmal gar nicht, der Stiel bräche durch. Also in der Tat denkbar ungeeignet. Und für Fremd-Scheißer habe ich seit einiger Zeit statt einer Klobürste irgendeine chemische Keule neben der Schüssel stehen. Irgendein Granulat, ein hochätzendes Pulver oder sogar Drano Power Gel. Das kann dann derjenige bei etwaigen Bremsspuren in der Schüssel problemlos anwenden. Einfach was davon rein in die Schüssel, zack, 30 Sekunden warten, abermals spülen und gut. Alles weggeätzt, alles blitzt und blinkt. Hygienisch vorbildlich, hygienisch einwandfrei. Denn schlimm war früher auch immer, wenn ich mal ein Mädel abgeschleppt hatte. Und die dann sagte, sie müsse mal für kleine Mädchen. Und dann nach fünf Minuten vom Lokus wiederkam und fragte, ob ich denn keine Klobürste hätte. Bah, das ging dann mal gar nicht. Da wußte man gleich, daß die Stunde geschlagen hat. Daß die Süße nicht für kleine Mädchen war, sondern vielmehr einen großen Fisch in den Teich gelegt hatte. Und zwar so groß, daß der Teich braun genug war, um eine Klobürste benutzen zu wollen. Bäh, das ging dann mal gar nicht. Dieses Mädchen mußte dann leider wieder nach Hause fahren, denn an Sex war nun nicht mehr zu denken. Vielleicht rührt daher meine Antipathie gegen die Klobürste. Ruinierte Sex-Phantasien. Das könnte es sein. Ist aber auch egal, wird nie wieder vorkommen. Nie, nie wieder. Denn seit ich das ätzende Zeug neben der Schüssel stehen habe, noch dazu mit der aufgeklebten Notiz, dieses bitte bei Restkacke und Kackeresten in die Schüssel zu kippen, hat nie wieder eine Lady nach der Scheiß-Klobürste gefragt. Und das ist auch gut so, denn davon profitieren alle! Stößchen! 117 Du hast `ne Stimme wie `ne alte Oma. Aber beim Kacken. (Dieter Bohlen) bbb) Und die Werbung? Manchmal beschleicht mich sogar das dumpfe Gefühl, daß einige Leute nur zum Kacken zu mir kommen. Nicht, daß ich das nicht irgendwo nachvollziehen könnte. Ich würde es wahrscheinlich genauso machen, wenn ich nicht bereits so ein monumentales, preisgekröntes, ja geradezu epochales Gäste-WC hätte. Alles vom Feinsten. Alles feinster Marmor, edelste Grohe-Wasserhähne, eine höhenverstellbare Schüssel von Villeroy & Boch, ebenso wie Bidet und Waschbecken. Zwar alles ohne Klobürste, logisch, dafür aber mit vielen anderen tollen Extras. Wahlweise Paul Kalkbrenner oder Chillout-Musik, sobald man den Lichtschalter bedient, je nach Geschmack. Peruanische Handseife. Seidene Vorhänge. Beistelltische im Biedermann-Stil. Zwei rombenförmige Kronleuchter. Porzellanfiguren aus der Ming-Dynastie. Und, und, und. Keine Frage, dieses WC hat Stil. Vierlagiges Toilettenpapier vom Charmin-Bär, wahnsinnig soft, der absolute Arsch-Schmeichler. Hakle Feucht, falls die Wurst mal wieder ein bißchen dünner war und man sich untenrum hygienisch noch nicht ganz einwandfrei fühlt. Dann ein schönes Hakle Feucht, zack, und die Welt ist wieder in Ordnung. Und natürlich auch Brise Airwick, den Geruchsbeseitiger. Beseitigt Stinkerei jeder Art und hinterläßt einen sehr zarten und leicht blumigen Hauch von Minze, ganz tolle Sache. Mir fällt dabei gerade auf, daß es mir eigentlich exakt so ergeht, wie den Figuren aus der Brise-Airwick-Werbung im TV. Wo das Kind nicht zu Hause kacken will, sondern lieber bei Paul. Weil es zu Hause scheinbar ganz gewaltig stinkt auf dem Lokus. Zur besseren Veranschauung hier mal kurz der zugegebenermaßen etwas hanebüchene Dialog zwischen der Brise-Mutter und dem Brise-Kind: 118 Kind: Mama, ich muß mal groß. Mama: Na dann komm`. Kind: Nee, ich geh` lieber bei Paul auf`s Klo. Mama: Sei` nicht albern. Kind: Ich geh` aber lieber bei Paul auf`s Klo. Mama: (überlegt) Hmmm. Soviel dazu. Im wahrsten Sinne des Wortes ein total beschissener und völlig absurder Dialog. Realistischer geht es kaum, meine Fresse. Herzlichen Glückwunsch dazu. Und natürlich Stößchen. Aber egal, das Produkt ist gut. Umgekehrt wäre schlimmer. Also toller Dialog und Scheiß-Produkt. Das wäre schlimmer, unbestritten. So, und mich beschleicht so schön langsam mal das unheilschwangere Gefühl, daß ich scheinbar Paul bin. Mal eben schön zu Paul, mal schön gepflegt einen abkacken, zack. So wird`s doch gemacht. Manche kommen doch tatsächlich nur zum Abseilen zu mir, kaum zu glauben. Guten Tag, abgeseilt, auf Wiedersehen. Kack-and-go. Meine Fresse, ich bin tatsächlich Paul! Mist. Und ich dachte, ich wäre der Honk. Bockmist. So kann man sich täuschen. Wobei das ja eigentlich Blödsinn ist, fällt mir gerade auf. Es existiert ja überhaupt keine umgekehrte Kausalitätskette zwischen Paul und Honk. Wenn ich der eine bin, heißt das ja nicht zwangsläufig, daß ich nicht zugleich auch der andere sein kann. Schließt sich ja gegenseitig nicht aus. Ich bin ja auch Honk und Sohn, Honk und Autofahrer, Honk und Raucher. Kann ja alles koexistieren, schließt sich ja nicht aus. Gott sei Dank. Okay, um die Sache abzukürzen: Ich bin und bleibe der Honk, fühle mich aber zuweilen wie Paul. Das trifft es am ehesten und vermeidet unnötige Haarspaltereien. Dabei belassen wir es. Wobei aber immer noch die Frage im Raum steht, ob dieser ominöse Paul überhaupt mitkriegt, daß das andere Kind ihn nur zum Kacken besucht. Lassen wir 119 jetzt aber auch mal dahingestellt, die Werbung läßt das ja schließlich auch offen. Ich krieg`s auf jeden Fall mit, wenn hier einer nur zum Abdrücken herkommt. Und ich bin darüber nicht sehr erfreut, not amused, wie man sich sicher denken kann. Auf jeden Fall ein völlig haarsträubender und absurder Dialog zwischen der Brise-Mutter und dem Brise-Kind. Im realen Leben unvorstellbar. Im realen Leben würde das Kind von vornherein gar nichts sagen und dann bei Paul abkoffern. Und zwar kommentarlos. Oder es ginge gleich in den Garten. Hinter den Busch. Um die Ecke. In Nachbars Garten. Oder sonstwo hin. Irgendwo hin, egal. Alles viel wahrscheinlicher als dieser absurde Dialog. Käme es dann aber doch zu einem Dialog, dann sähe dieser mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so aus: Kind: Mama, ich muß mal groß. Mama: Na dann komm`. Kind: Nee, ich geh` lieber bei Paul auf`s Klo. Mama: Geht`s noch?! Wenn Du kacken mußt, dann kack`. Oder halt` den Rand und warte, bis Du bei Paul bist, und kack` dann da. Aber erzähl` mir nicht, daß Du kacken mußt und hier aber nicht willst oder kannst, Du komisches Kind. Was paßt Dir denn an unserem Lokus nicht?! Kind: Hast eigentlich Recht, war blöd. Keine Frage, dieser Dialog läge etwas näher an der Realität. Also wenn überhaupt irgendein Dialog, dann dieser. Oder ein ähnlicher mit entsprechendem Inhalt. Fakt aber bleibt, daß viele Menschen meine naive Gastfreundschaft scheinbar ausnutzen, nur um ihr Geschäft in vollendeter Atmosphäre verrichten zu können. Und obwohl ich das als Hommage an mein schönes WC verstehen könnte, mich vielleicht sogar geehrt fühlen könnte, fühle ich mich schlichtweg verarscht. 120 Spieler haben Scheiße gespielt. Tut mir leid, kann ich nichts für, würde ich auch gerne anders sagen. Aber Spieler haben Scheiße gespielt. Absolute Scheiße. (Aleksandar Ristic) ccc) Ergebnis Na was ist denn jetzt los? Hat der jetzt völlig den Verstand verloren? Mag sein. Wozu das alles? Wen interessiert der Scheiß? Und was hat das alles überhaupt mit dem Thema zu tun? Mit der Festlegung des tatsächlichen Staus unseres Vollopfers? Einiges. Vieles sogar. Eigentlich alles. Ja genau, alles. Metaphorisch gesehen haben wir nämlich auf den letzten paar Seiten nichts anderes gemacht, als den tatsächlichen Status unseres Vollopfers zu definieren. Rein metaphorisch natürlich. Die fehlende Klobürste, der haarsträubende Brise-Dialog, unser pompöses Klosett. Das alles ist unser Vollopfer. Das alles entspricht dem tatsächlichen Status unsers Vollopfers. Alles natürlich rein metaphorisch, versteht sich. Zuerst die überflüssige Frage, ob ich denn keine Klobürste habe. Eine haarsträubende Frage, die ich nur durch Selbstverletzung (Habanero in Auge und Arsch) und unter Zufuhr diverser Betäubungsmittel gewaltfrei beantworten konnte. Alles in allem also ganz genau so wie beim Vollopfer-TV: Überflüssig, haarsträubend, nüchtern nicht zu ertragen. Man möchte den Protagonisten und Protagonistinnen am liebsten permanent in die Fresse hauen oder sich selbst geißeln. Dann die unheilschwangere Frage nach dem Warum. Warum ich denn wohl keine Klobürste habe. Ganz klar, weil sie unsinnig, widerlich, schauderhaft und überbewertet ist. Bah, bah, bah. Also auch Eins zu Eins mit unserem voll geilen Opfer-TV und dessen bizarren Figuren, 121 alles identisch: Widerliche, schauderhafte TV-Formate, allen voran GNT, bah. Eine völlig überbewertete Protagonistin, überbewerteter geht es nicht mehr. Inmitten einer Horde völlig verwirrter und orientierungsloser Kinderchen. Kleine, liebe Mädchen, die permanent irgendeinen unfaßbar hanebüchenen Schwachsinn in irgendeine Kamera posaunen, als hinge die Existenz der Menschheit davon ab. Als stände das Jüngste Gericht kurz bevor. Die Apokalypse. Auweia! Aber alles schön analog zu unserer fiesen Klobürste, alles original übertragbar. Alles dieselbe Thematik. Warum? Möchte man aufschreien. Wozu das alles? Wozu der ganze Zirkus? Es macht doch keinen Sinn?! Man möchte den fehlgeleiteten Darstellern und Teilnehmern am liebsten dieses ätzende Scheißhaus-Granulat aus meinem Lokus in die Rübe kippen, damit ganz oben mal wieder ordentlich durchgespült werden kann. Das würde helfen, genau wie es in meiner Schüssel auch hilft. Man möchte helfen, einfach nur helfen, aber es geht nicht. Jede Hilfe kommt da zu spät, es ist leider so. Einem Vollopfer kann nicht mehr geholfen werden, so tragisch es auch ist. Keine Chance, der Zug ist abgefahren. Und dann diese Brise-Familie. Heiliger Bimbam. Was für ein geiler Dialog! Völlig banal und absurd. Voll an der Realität vorbei geschossen. Aber sowas von. Endgeil. Und dazu mein Ärgernis über Gäste, die nur zum Scheißen zu mir kommen. Von denen ich mich verarscht fühle. Die ich teilweise nicht einmal kenne! Alles genau wie bei unseren Vollopfern. Die leben auch in einer Scheinwelt jenseits jeder Realität, auch alle endgeil. Banalstes Geschwätz, absurdeste Themen. Absolut nicht mehr nachvollziehbar, jeder geistig halbwegs normal situierte Mensch kommt sich da komplett verarscht vor. So sieht`s jetzt mal aus. Das ist der Stand der Dinge. Also keine banale Phrasendrescherei über Klobürsten und ähnlichen Mist, sondern vielmehr metaphorisches Eruieren des tatsächlichen Status unseres Vollopfers. Und zwar als überbewertet, sehr banal und realitätsfremd. Oder kurz: Voll Scheiße! Womit die Charakterisierung unseres Vollopfers dann übrigens auch abgeschlossen wäre. Phantastisch, ganz phantastisch, ganz großes Tennis hier. Und -na klar- Stößchen! 122 You sit there and you thump your bible and you say your prayers. And it didn`t get you anywhere. Talk about your psalms, talk about Johannes 3:16. Well, Austin 3:16 says: I just kicked your ass! (Stone Cold Steve Austin) dd) Ergebnis Was für ein Fest! Ich möchte nicht wissen, in wie viele Ärsche ich gerade getreten habe. Also die letzten 40 Seiten. Wie viele Vollopfer sind jetzt not amused? Wie viele Vollopfer halten das alles hier für very disgusting? Na? Ist mir scheißegal, ist mir total Latte. Von mir aus kann allen ein Zacken aus der Krone brechen. Abfeier! Zack, hier: Bezeichnung Idiot Fremdwahrnehmung normal dumm smart Eigenwahrnehmung normal dumm recht zufrieden Vollidiot sehr dumm (nicht vorhanden) Fremdopfer normal dumm positiv tragisch sehr banal dümmlich ungeil irgendwo clever unzufrieden Vollopfer sehr wichtig clever geil tatsächlicher Status normal dumm recht zufrieden smart sehr dumm fast clever positiv tragisch sehr banal überbewertet realitätsfremd Bitteschön! Da habt Ihr`s. Schwarz auf weiß. Und es gehört alles Euch! Es war mir ein Vergnügen, the pleasure was all mine. Was für ein Fest! Amazing! Stößchen! Wahrscheinlich war`s das jetzt für mich mit Heidis Halloween-Party. Egal, drauf geschissen. Mir hat es da eh noch nie gefallen zwischen den ganzen Voll- und Halbvollopfern. War eh nichts für mich, immer dieses Hin und Her, mal LA, mal New York... 123 Und es ist noch nicht vorbei, das Leiden hat noch kein Ende. Im Laufe des nächsten Kapitels werden wir uns noch einmal mit Opfer-TV auseinandersetzen müssen. Allerdings nur noch sehr kurz und knapp. Wir wollen ja nicht, daß unser schönes Sachbuch hier zu einem kommerziellen Boulevard-Schundheftchen verkommt. Nein, das wollen wir mal nicht. Aber keine Bange, schlimmer wird`s eh nicht mehr. Schlimmer geht`s auch gar nicht mehr. Hoffe ich zumindest. Mit dem Vollopfer haben wir nun also ein hierarchisches Pendant zu unserem Vollidioten aus dem zweiten Kapitel gefunden. Gesucht, gefunden. Wobei wir bei dem telemedialen Dünnpfiff, den unsere Vollopfer tagtäglich verzapfen, nicht lange suchen mußten. Während wir also auf der einen Ebene den Idioten, das Fremdopfer und den Honk haben, erschließt sich uns auf der anderen Ebene dieses Bild: Vollidiot Vollopfer Hierbei verhält es sich aber nicht zwangsläufig so, daß der Vollidiot irgendwann eine Metamorphose zum Vollopfer durchläuft oder umgekehrt. Das kann in einigen Fällen geschehen, ist aber eher selten. Vielmehr existiert eine Art Abhängigkeits-Verhältnis zwischen beiden. Beide sind aufeinander angewiesen und zwar recht stark: Ohne den Vollidioten hätte unser Vollopfer nur noch identische Vollopfer und das ganze Casting-Gesocks als Publikum. Und umgekehrt hätte unser Vollidiot ohne das Vollopfer nur noch Aso-TV, während sein geliebtes Opfer-TV komplett wegfiele. Leuchtet ein, oder?! Also ein sehr stark ausgeprägtes Abhängigkeits-Verhältnis. Und das ist auch gut so. Denn immerhin hatten wir uns ja am Schluß des Fremdopfer-Kapitels vorgenommen, unserem Vollidioten einen hierarchischen Bezugspunkt, vielmehr sogar einen Freund zu suchen. Diesen Freund haben wir nun in unserem Vollopfer gefunden. Unser Vollopfer weist nämlich alle grundlegenden Eigenschaften auf, die sich unser Vollidiot nur wünschen kann. Und umgekehrt verhält es sich genauso. Alles in allem also ein ziemlich runde Sache, sehr harmonisch, sehr ausgeglichen, ich freu` mich. 124 Das Gefühl der inneren Leere ist eine Form der chronischen Depression, so als trauere man ständig um den Verlust des eigenen, wahren Selbst. (John Bradshaw) ee) Metamorphose Bleibt abschließend nur noch zu klären, welche unserer bisher charakterisierten Figuren zum Vollopfer mutieren können, und warum bzw. wodurch eine solche Mutation vollzogen wird. Wer wird wann und warum zum Vollopfer? Und was passiert dann? Unser landläufiger Idiot eher nicht. Dazu ist er viel zu bodenständig und in das bestehende System eingegliedert. Gott sei Dank! Sollte unser Idiot durch irgendeine Gegebenheit eines Tages Reichtum oder Ruhm erlangen, oder sollte ein anderer Umstand eintreten, der ihm Tür und Tor zur Vollopfer-Welt öffnet, würde er diesem Umstand mit angemessener Achtung begegnen. Und die Offerte zur VollopferTransformation gebührend ablehnen. Dazu ist das Idioten-Dasein in seinem Inneren viel zu tief verwurzelt. Klar, Ausnahmen gibt es immer. Auch unter unseren Idioten wird es einige geben, die dann in die Vollopfer-Rolle abdriften, völlig den Verstand verlieren und dann einen auf Baron Zitzewitz von Bad Sacksausen machen. Aber solche Spinner gibt es überall und in allen Schichten. Unter den Idioten sind sie dann aber doch eher die Ausnahme, und das ist auch gut und richtig und wichtig so. Eine Metamorphose unseres Idioten zum Vollopfer kann daher weitestgehend ausgeschlossen werden. Die Wahrscheinlichkeit liegt unter einem Prozent, nur um mal eine Zahl in den Raum zu werfen. Wenn unser Idiot überhaupt zu irgendetwas mutiert, dann zum Fremdopfer. Und dann darüber hinaus in seltenen Fällen vielleicht zum Honk, was dann aber auch sehr zu begrüßen ist. 125 Bei unserem Fremdopfer selbst sieht das schon etwas anders aus. Während bei unserem Vollopfer der Begriff des Opfers als Synonym für eine Pappnase steht, die in ihrer durch Banalitäten geprägten, eigenen, absurden Welt lebt, verhält es sich diesbezüglich bei unserem Fremdopfer komplett anders. Wie wir feststellen konnten, steht bei unserem Fremdopfer der Begriff des Opfers vielmehr für ein tatsächliches Opfer im Sinne der klassischen Definition. Also für einen widerwilligen Verzicht auf etwas aus diversen Gründen. Die hieraus resultierende Unzufriedenheit treibt unser Fremdopfer oft in Frustration und macht es damit anfällig für eine Mutation. Diese Mutation kann einerseits zum Honk, anderseits jedoch auch zum Vollopfer erfolgen. Wenn denn überhaupt mal eine Mutation erfolgt. Denn in schätzungsweise 97% aller Fälle verharrt unser Fremdopfer in seiner Fremdopfer-Rolle und wird dann irgendwann, nachdem alle Kompensations-Versuche kläglich gescheitert sind, depressiv. Da müssen wir uns nichts vormachen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Von den verbleibenden, mutationswilligen drei Prozent transformieren zwei Prozent zum Vollopfer und vielleicht ein Prozent zum Honk, wenn überhaupt. Denn die Transformation zum Honk ist ein steiniger Weg, der mit viel Skepsis und vielen Rückschlägen gepflastert ist. Den meisten Fremdopfern ist so eine Transformation einfach viel zu krass. Sie fürchten sich schlichtweg davor. Was dann der Mutation zum Vollopfer Tür und Tor öffnet, weil dies ein vergleichsweise einfacher und allgemein bekannter Weg ist. Die meisten Fremdopfer wissen nämlich gar nicht, daß es überhaupt einen Honk-Weg gibt. Die kennen nicht einmal einen Honk. Beziehungsweise kennen schon, wissen aber nicht, das es ein Honk ist. Die erkennen den Honk also erstmal gar nicht. Was wir unseren Fremdopfern allerdings nicht übel nehmen dürfen. Die meisten Fremdopfer merken nicht einmal, wie sie im Laufe der Jahre depressiv werden bzw. geworden sind. Die Rolle des Fremdopfers ist daher eine sehr tragische und oftmals verkannte Rolle. Deshalb verharrt unser Fremdopfer auch zumeist in ihr. Im Ergebnis halten wir also fest, daß immerhin zwei Prozent der Fremdopfer zum Vollopfer mutieren. Und daß es sich dabei fast ausschließlich um Frauen handelt, sollte auch jedem klar sein. 126 Dagegen beträgt bei unserem Vollidioten die anzunehmende Metamorphose-Wahrscheinlichkeit nahezu 100%. Soll heißen, sobald ein Umstand eintritt, der unserem Vollidioten die Möglichkeit bietet, seinen Status in den eines Vollopfers umzuwandeln, wird dieser keine Sekunde zögern und sofort mutieren. Kompromißlos mutieren. Zack. Blitzschnelle Transformation. Also beispielsweise, wenn unser Vollidiot eine Million im Lotto gewinnt. Die Zusatzzahl ist noch nicht ganz gezogen, zack, steht der SL 500 vor der Tür. Oder vergleichbarer Luxus-Schlitten. Und zack, ist man in prominenter Gesellschaft, na klar. Dauert keinen Abend, ruckzuck ist man wer, Stößchen. Überflüssig zu erwähnen, daß das Vollopfer-Dasein unseres Vollidioten dann auch nicht allzu lange andauert. Geht alles ziemlich schnell. Die Kohle ist logischerweise schnell durchgebracht, und da unser neues Vollopfer außer Kohle nicht viel zu präsentieren hat in der sexy High Society, mutiert sein Status ähnlich rasant zum Vollidioten zurück, wie sein Konto ins Minus schießt. Was nichts daran ändert, daß unser Vollidiot jede Chance zur Metamorphose nutzen wird, so sie sich ihm denn anbietet. Metamorphose-Prognose zum Vollopfer also bei 100%. Fehlt nur noch unser Honk. Unser Honk, le Honk, il Honko. Und die Wahrscheinlichkeit, daß ein Honk bei sich bietender Gelegenheit zum Vollopfer mutiert, beträgt schlanke 0%. Ja, in der Tat, schlanke 0%. Ein glatter Nuller, was für eine Überraschung! Nein, nicht wirklich. Sollte sich mittlerweile eigentlich jeder selbst denken können. Und wer sich das aber jetzt doch noch nicht selbst denken kann, dem kann ich dann auch nicht mehr helfen. Vielleicht sollte der- oder diejenige dann die letzten 50 Seiten, auf denen die Figur des Vollopfers äußerst subtil von einem Honk charakterisiert worden ist, lieber doch noch einmal lesen. Könnte vielleicht Sinn machen. Alle anderen möchten bitte gewarnt sein: Jetzt wird scharf geschossen! 127 Da geht er hin. Einer von Gottes eigenen Prototypen. Ein aufgemotzter Mutant von der Sorte, die nie zur Massenproduktion in Betracht gezogen wurde. Zu spleenig zum Leben, und zu selten zum Sterben. (Raoul Duke) Da siehst Du endlich mal, was in mir steckt: Ich bin `ne Bourbon durchtränkte, nach Zigarren stinkende Kotztüte, wozu Gott mich in seiner unendlichen Weisheit berufen hat. Wozu er alle Männer berufen hat! (Charlie Harper) IV. Der Honk 1. Definition (englisch: to honk (hupen; ugs. auch kotzen)) Der Begriff des Honk leitet sich aus dem englischen to honk ab, was übersetzt soviel wie hupen oder umgangssprachlich auch kotzen bedeutet und identisch ist mit dem Begriff des Honk in diesem Buch. An die wörtliche Übersetzung angelehnt, können wir unseren Honk demnach als eine Art lärmende Kotztüte verstehen. Also ein kecker bzw. zuweilen sogar ziemlich frecher Stinkstiefel, der oftmals vorlaut ist und irgendwelche mehr oder weniger sinnvollen Formen von Lärm und Krawall jeder erdenklichen Art produziert. Eine lärmende Kotztüte halt. So könnte man es am ehesten beschrieben, das träfe so den Punkt ziemlich genau. Punktgenau sozusagen. Und deswegen wollen wir das hier auch so handhaben. 128 Mit der gängigen, umgangssprachlichen und vorwiegend im Internet vertretenen Definition des Honk hat unser Honk demnach nicht viel gemein. Dort wird der Honk zumeist als Synonym für einen „Trottel, Dummkopf oder Versager“ verwendet, aber auch für „eine Dumpfbacke, einen Primitivo oder einen niedrig gebildeten Rüpel“. Vereinzelt wird der Begriff des Honk auch als Abkürzung verstanden. Hierbei sind „Hauptschüler Ohne Nennenswerte Kenntnisse“ und „Hirn Ohne Nennenswerte Kapazität“ am häufigsten zu finden. Diese Definition ist für unsere Zwecke jedoch abzulehnen, da sie fälschlicherweise und ohne erkennbaren Grund die geistigen Ressourcen unseres Honk limitiert. Denn die geistigen Ressourcen eines Honk sind keineswegs limitiert. Vielmehr kann ein Honk über ein ganzes Spektrum an Intelligenz indizierenden Parametern verfügen. Kann, muß nicht. Alles geht, nichts muß. Vorstellbar ist hierbei auch, daß ein Honk lediglich über ein einziges Intelligenz-Parameter verfügt, welches bei ihm jedoch so außergewöhnlich markant ausgeprägt ist, daß es sein ansonsten vielleicht eher schlichtes Gemüt vollends in den Schatten stellt. Also ein sogenannter Mega-Skill bzw. Mega-Soft-Skill, wie es so schön important im Yuppie-Neudeutsch heißt. Mich zum Beispiel hat der Herrgott mit einem Kopf voll Scheiße bedacht. Die ganze Birne voll Kot, voll zugeschissen, bis obenhin. Paßt nichts mehr rein, alles voll, besten Dank auch. Ich habe sogar schon ganz braune Augen bekommen, so voll zugeschissen ist der Kürbis. Bäh. Gleichzeitig wurde ich jedoch mit einem fulminanten, ja geradezu exorbitanten Artikulations-Vermögen gesegnet, dessen voluminöse Bandbreite situationsspezifisch von sehr subtil bis hin zu Vorschlaghammer reichen kann. Und noch dazu mit der Gabe, beides kombinieren zu können. Ja, und das macht Laune, das macht Spaß. Wunderbar. Das ist Honk live, Honk uncensored. Den ganzen Tag hübsch verpackte Scheiße sabbeln. Laber, laber, Rhabarber. Und sülz, bla. Phantastisch. Als würde man bunte Blümchen furzen. Für mich ganz klar der Soft-Skill der Woche, wenn nicht sogar des Monats. Zugegebenermaßen etwas verwegen, keine Frage, aber durchaus interessant. Hochinteressant. 129 Unter`m Strich ist das eigentlich nichts anders als das Tagesgeschäft eines Politikers. Der macht das nämlich auch so, falls es jemanden gibt, dem das noch nicht aufgefallen sein sollte. Den ganzen Tag irgendwelche mehr oder weniger zusammenhängenden Sprachbrocken auskotzen, deren hanebüchene Intention -falls überhaupt vorhanden- nur noch von der Unverschämtheit übertroffen wird, diesen Quatsch überhaupt laut auszusprechen. Und so kackfreck zu verfloskulieren, daß ein normaler Durchschnitts-Idiot bestenfalls im Ansatz erahnen kann, worum es überhaupt geht. Ist das zum Kotzen?! Ist das frech?! Für solche und ähnliche Frechheiten müßte es eigentlich direkt einen Schlag in die Fresse geben, zack. Machen wir aber nicht, wir wollen ja gewaltfrei leben, wie bereits mehrfach erörtert. Anarchie ja, Gewalt nein. Der einzige Unterschied ist, daß bei uns im Ergebnis wenigstens was bei rauskommt, nämlich ein sehr schönes Sachbuch, während die Kalkleisten in Berlin nichts als kostspielige Totalausfälle vorzuweisen haben, die sie sich auch noch fürstlich entlohnen lassen. Aber egal, die können nicht anders, die müssen so. Lassen wir sie machen, uns als Honk geht dieses ganze politische Kapertheater eh voll am Arsch ab. Es interessiert uns Honks nicht. In keinster Weise. Ein Honk geht allenfalls zur Wahl, um sich zu amüsieren. Erststimme PDS, Zweitstimme NPD, ist das geil?! Viel geiler kann man gar nicht mehr wählen. Und viel besser eigentlich auch nicht. Darüber könnte ich mich jedesmal kaputtlachen. Immer das bedepperte Gesicht des armen Knechtes, der diesen Scheiß hinterher auszählen muß, im Hinterkopf. Der arme Teufel. Was dem wohl durch den Kopf geht, wenn er sowas auswerten muß?! Aber das ist ja gerade Ziel der Sache, das macht es ja gerade so lustig, so amüsant. Amok-Wahl könnte man es nennen. Der Honk ist ein Amok-Wähler. Ein amüsierter Amok-Wähler, was zugleich in diesem Kontext auch eine Art Schlüsselwort darstellt. Daneben finden wir einen weiteren Indikator für die Annahme einer gewissen Intelligenz in der Metamorphose-Fähigkeit des Honk: Auch hier müssen wir zumindest von einer gewissen Grundintelligenz ausgehen, ohne welche der Honk gar nicht in der Lage gewesen wäre, überhaupt zum Honk zu mutieren. Denn als Honk wird man nicht geboren, zum Honk muß man sich erst entwickeln. Den Honk muß man sich quasi erst verdienen, könnten böse Zungen munkeln. 130 Folgenden, zwangsläufigen Evolutionsverlauf hatten wir bei unserer Fremdopfer-Charakterisierung herausgearbeitet: Idiot Fremdopfer Honk Und daran hat sich auch nichts geändert. Der Idiot kann also irgendwann unzufrieden werden mit seinem Status als Idiot und mutiert aufgrund eben dieser Unzufriedenheit dann zwangsläufig zum Fremdopfer. Und aus der Fremdopfer-Rolle heraus dann weiter zum Honk, wenn er mutig genug ist, die daraus resultierenden Strapazen auf sich zu nehmen. Der Honk ist somit stets als das Endprodukt zu betrachten. Diesem Endprodukt einer beschissenen Evolutionskette wollen wir nun unser Augenmerk schenken. Was ist ein Honk? Klar, per Definition eine lärmende Kotztüte. Aber was heißt das? Wie ist der Honk zu charakterisieren? Was zeichnet ihn aus? Wie kann man ihn von anderen Charakteren abgrenzen und unterscheiden? Und vor allen Dingen: Wie und warum wird man Honk? Was tut so ein Honk? Wie lebt, liebt und arbeitet er? Und dann die alles entscheidende Schlüsselfrage: Ist es überhaupt erstrebenswert, Honk zu werden? Diese und andere Fragestellungen werden wir auf den folgenden Seiten ausgiebig erörtern müssen. Pro und Contra abwägen. Vor- und Nachteile aufzeigen. Mythen und Vorurteile ausräumen. Und zu einem höchst überraschenden Ergebnis kommen, nach welchem dann jeder frei und subjektiv selbst entscheiden können sollte, ob er auch ein Honk werden möchte oder lieber nicht. 131 Rede nicht so wie die, so bist Du nicht. Auch wenn Du`s gerne wärst. Für die bist Du nur ein Freak, wie ich. Im Moment brauchen sie Dich. Aber wenn nicht, verstoßen sie Dich wieder. Wie einen Aussätzigen. Weißt Du, ihre Moral, ihr Kodex ist ein schlechter Witz. Verworfen beim ersten Anzeichen von Ärger. Sie sind nur so gut, wie die Welt ihnen erlaubt zu sein. Ist doch so. Es kommt hart auf hart, und diese zivilisierten Menschen fressen sich gegenseitig. Weißt Du, ich bin kein Monster. Nur der Zeit voraus. (The Joker) 2. Eingliederung Die Eingliederung unseres Honk verläuft divergent zur Eingliederung unserer bisherigen Figuren. Denn aufgrund seines Facetten-Reichtums ist es unmöglich, den Honk nach irgendeinem festgelegten Schema zu charakterisieren. Also beispielsweise nach unserem gewohnten Schema Eigenwahrnehmung, Fremdwahrnehmung, tatsächlicher Status und dann Feierabend. Das hat vielleicht bisher ganz gut so geklappt, aber bei unserem Honk klappt das dann aber auch mal nicht. Klingt komisch, ist es auch. Aber nicht zu ändern. Und ich erwähne es lieber auch gleich, nicht, daß hinterher einer traurig ist oder so. Womit natürlich nicht automatisch ausgeschlossen ist, daß wir letztendlich nicht doch mit einem finalen Vergleich unseres Honk mit unseren anderen bereits charakterisierten Figuren abschließen werden. Nein, so ist das jetzt nicht gemeint, so darf man sich das jetzt nicht vorstellen. Ein abschließender Vergleich muß und wird auf jeden Fall erfolgen, soviel steht fest. Ohne geht es auch gar nicht. Nur ist eben der Weg bis dorthin ein dem bisherigen Schema abweichender Weg. Zudem ein etwas skurriler Weg, keine Frage, aber eben auch einer, der dem facettenreichen Honk den gebührenden Tribut zollt. Also auf! 132 Die Anarchisten sind völlig im Recht, nur nicht in der Frage der Gewalt. Eine erstaunliche Geistesverwirrung. Wie können die Anarchisten nur die Schädlichkeit der Gewalt nicht erkennen?! (Leo Tolstoi) a) Der Honk als Anarchist Wie sich der ein oder andere nach den bisherigen Ausführungen vielleicht bereits selbst denken kann, ist unser Honk ein Anarchist. Ein überzeugter Anarchist. Und das völlig zu Recht! Wat? Ein Anarchist? Ach Du meine Güte! Ein pöbelnder Proletarier, der sich nicht an Recht und Ordnung hält? Ein Lump? Ein mit Steinen schmeißender Fusel-Penner? Ein Erster-Mai-Krawallbruder? Ein Asi? Mitnichten! Der Honk als Anarchist lehnt Gewalt -insbesondere gegen Lebewesen- weitestgehend ab. Gewalt ist nur dann eine akzeptable Lösung, wenn alle anderen Bemühungen fruchtlos verlaufen, die Sache an sich aber eine Durchsetzung erfordert. Da den wenigsten hier eine grundlegende Definition des Anarchie-Begriffs geläufig sein dürfte, werden wir hierüber zunächst ein paar Worte verlieren müssen: Der Begriff Anarchie ist aus dem Griechischen abgeleitet und beschreibt einen Zustand der Abwesenheit jedweder Herrschaft. Unter Herrschaft ist hierbei eine Art Macht durch Unterdrückung zu verstehen. Ein Anarchist lehnt demnach Machtverhältnisse nicht grundlegend ab, sondern nur solche, die auf Unterdrückung anderer basieren. Grundlegende Werte und Normen existieren auch für den Anarchisten. Im Idealfall verfügt der Anarchist sogar über einen sehr hohen Anspruch an Moral und Ethik, ferner über ein ausgeprägtes Bewußtsein von Gut und Böse. Mit der durch die Medien geprägten Definition von Anarchie als Chaos, Gewalt und Gesetzlosigkeit hat unser Verständnis von Anarchie demnach nichts zu tun. 133 Anarchie bedeutet vielmehr, daß sich jedes Individuum ohne unterdrückende Autorität und in freier Assoziation mit anderen Individuen entfalten kann. Hierbei wird in Kooperation mit anderen Individuen Verantwortung für die eigenen Lebensumstände übernommen, ohne daß dabei eine lenkende zentrale Gewalt (wie beispielsweise ein Staat oder sonstwer) eingreifen muß. Folglich können wir Anarchie als eine Art Ordnung ohne Herrschaft bzw. Ordnung ohne Zwang verstehen. Und diese Definition entspricht dann auch dem Anarchie-Verständnis unseres Honk, ganz klar. Also kein besoffener Wirrkopf, der ein paar Mal im Jahr irgendwas anzündet oder irgendwen mit Steinen bewirft. Nein, das auf jeden Fall nicht. Wozu auch?! Macht doch keinen erkennbaren Sinn. Außer der Befriedigung seltsamer, im Suff aufkommender Aggro-Phantasien bringt das absolut rein gar nichts. Zeit- und Energieverschwendung. Absurder, überflüssiger Krawall. Nicht mehr, nicht weniger. Unser Honk lehnt das selbstverständlich ab, weil kein mittelbarer oder unmittelbarer Sinn oder Nutzen dahinter zu erkennen ist. Niemand profitiert davon. Und deshalb tut und billigt unser Honk sowas nicht. Unser Honk ist vielmehr eine Art moderner, verantwortungsvoller Selbstversorger mit hohen ethischen und moralischen Ansprüchen an sich selbst, der staatliche Interventionen einerseits und Gewalt andererseits so weit als möglich ablehnt. Unser Honk lenkt und ordnet sein Leben selbst und sorgt zuweilen auch in seinem Lebensumfeld für Recht und Ordnung. In der Praxis sieht das so aus, daß Gesetze und Rechtsprechung nur dann eingehalten werden können, wenn sie dem hohen Ethik- und Moralkodex des Honk genügen. Sollte dies einmal nicht der Fall sein, muß der Honk in einer kontroversen Situation also eher nach seinem Verständnis von Recht und Unrecht als nach dem Gesetz handeln, was dann aber auch sehr zu begrüßen ist. Grundsätzlich können hierbei zwei Motivationen vorliegen: Zum einen kann der Honk sein Handeln zum Wohle der Allgemeinheit über Recht und Ordnung stellen. Zum anderen kann der Honk auch völlig eigennützig anarchistisch handeln. 134 Ich lege hier für den Fall meines Todes das Bekenntnis ab, daß ich die deutsche Nation wegen ihrer überschwänglichen Dummheit verachte und mich schäme, ihr anzugehören. (Arthur Schopenhauer) aa) Zum Wohle der Allgemeinheit Vorweg gleich der Super-GAU: Wenn man beispielsweise einen Kerl auf frischer Tat ertappt, wie er sich gerade an einer Frau oder einem Kind vergehen will, sollte man umgehend die Polizei verständigen und die Sache somit in die Hände des Staates legen. Und das tut man als Honk auch, keine Frage. Unser Honk alarmiert die Polizei. Anonym. Und auch erst, nachdem der ertappte Typ seine eigenen Eier fressen durfte. Roh und ungewürzt. Kein Witz. Nicht bei solch einem Thema. Denn die staatlichen Sanktionen für solch eine verwerfliche Tat sind vielmehr ein schlechter Witz. Sie genügen den moralischen und ethischen Ansprüchen unseres Honk in keinster Weise. Am besten noch so ein seelen- und gewissenloses Mistviech von Anwalt dazu, und der perverse Typ muß nicht einmal in den Knast. Glückwunsch. Da dies völlig inakzeptabel ist, muß hier ganz entschieden interveniert werden. Und da unser schöner Nachtwächter-Staat hierzu ganz offensichtlich außerstande zu sein scheint, muß jemand anders intervenieren. Beispielsweise ein Honk. Ja genau, ein Honk. Der Honk wird geradezu zu solch einer Intervention gezwungen. Wo der Staat versagt, ist Zivilcourage gefragt. Beziehungsweise Honk-Anarchie. Denn genau das ist Honk-Anarchie, genau das muß man sich darunter vorstellen. Soll der Typ doch zwei Jahre auf Bewährung kriegen. Drauf geschissen. Seine gefressenen Eier sind nicht auf Bewährung. Die sind real, die sind echt. Echt weg, echt futsch. Unwiederbringlich fort, Gott sei Dank. Reduziert die Rückfallquote gleich auf Null. Und das ist in solchen Fällen das Primär-Ziel. Spezial-Prävention. 135 Spezialpräventive Maßnahmen sprechen eine überaus deutliche Sprache. Das sind ganz klare, unmißverständliche Ansagen, die keinen Spielraum für sinnlose Endlos-Diskussionen und schwammige Ausreden jedweder Natur lassen. Und zack. Wieder einer weniger. So soll es sein. So muß es sein. Hätte sich derjenige ja vorher überlegen können. Und zack. Honk-Anarchie zum Wohle der Allgemeinheit. Ein sehr ernstes Thema, keine Frage. Ein sehr ernstes Thema, bei dem uns Vater Staat leider im Stich bzw. im Regen stehen läßt. Doch nicht nur Gewalt gegen schwächere oder ältere Menschen zwingt einen Honk zum Einschreiten. Auch Gewalt gegen Tiere kollidiert ganz erheblich mit den ethischen und moralischen Grundsätzen unseres Honk. Als Praxisbeispiel könnte man hier die Abstrafung eines Tierquälers anführen. Als Honk ist man da nämlich sehr sensibel, wenn wehrlosen Tieren Leid zugefügt wird. Wenn der tierliebe Honk beispielsweise sieht, wie ein Typ einen Hund schlägt, schlägt der Honk im Gegenzug den Typen und nimmt ihm den Hund weg. Zack, paar in die Fresse, Feierabend. So schnell kann das gehen. Ohne Ansage, ohne Diskussion, Sachverhalt ist ja klar. Und zack, und weg ist der Hund. Ganz klare Angelegenheit. Welche Option hätte man denn sonst? Die Grün-Weißen anrufen?! Oder vielmehr die Blau-Weißen?! Sind ja jetzt nicht mehr grün-weiß, sind ja jetzt blau-weiß oder so. Egal. Gemeint ist die Polizei, bleiben wir bei grün-weiß. Also was tun? Die Grün-Weißen anrufen?! Nein, nicht die Grün-Weißen. Hier, viel geiler, das Ordnungsamt! Wir rufen das Ordnungsamt an, abfeier. Das Ordnungsamt! Und die kommen dann natürlich auch gleich raus und sülzen allen Beteiligten in gewohnt spannender Manier erstmal ein Sülz-Kotelett ans Ohr. Sülz, bla, gähn. Irgendwelchen Kram, irgendwelchen Nonsens, den die selbst nicht verstehen. Total abgefahren. Da kommt man dann allenfalls in Verlegenheit, denen auch gleich mal noch eine kleben zu müssen. Zack! Und dann geht`s wieder ab in die grüne Minna! Nein, besten Dank, nicht schon wieder. Nicht schon wieder die grüne Minna, das hilft hier keinem. Denn hier muß gehandelt werden. Hier ist keine alberne Phrasendrescherei gefragt, hier ist ein Honk gefragt. Hier muß der Honk wieder selbst aktiv werden, und das ist auch gut so. Also paar in die Fresse, Hund mitgenommen, fertig. Stößchen. 136 Oder hier, wenn ein Kind Kleintiere quält. Machen meist kleine Jungs. Kleine Jungs mit genetisch vorprogrammiertem Lattenschlag, siehe RTL-Super-Nanny. Solche Blagen halt. Fiese Blagen, die haarscharf am positiven ADHS-Test vorbeigeschlittert sind. Völlig ätzend. Und wenn dann so ein kleines Rotzbalg beispielsweise einer Fliege die Flügel ausreißt oder einen Regenwurm zerschnippelt oder Schnecken zertritt und dann darin rumpatscht. Keine Frage, dieses schreckliche Kind muß vom Honk zur Räson gebracht werden, bevor es zu spät ist. Diesem Kind muß professionell geholfen werden. Und das stellt der Honk dann auch mal sicher, denn dieses Kind bekommt nun vom Onkel Honk eine private Nachhilfestunde im Sachen Werte und Normen. Also ein paar Backpfeifen, einen Satz heiße Ohren und den höchst gutgemeinten Insider-Tipp, daß es beim nächsten Mal nicht nur bei ein paar Backpfeifen und heißen Ohren bleiben wird. Das hilft, das wirkt. Immer. Denn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird es danach kein nächstes Mal geben. Und das ist auch sehr gut so. Ein weiterer Honk-Beitrag zu einer besseren Welt. Gern geschehen. Auch krass: Wenn ein Mistblag an einem Zaun steht und Steine nach Weidetieren wirft. Nach Kühen und kleinen Kälbchen. Oder vielleicht nach Pferden und ganz kleinen Fohlen. Nach Schäfchen, Lämmern, Ziegenböcken, alles denkbar, alles möglich. Also das sollte der Honk dann lieber auch nicht sehen. Allein das Werfen ist bereits höchst verächtlich und muß sanktioniert werden. Und dabei sollte das Kind beten, daß es keines der Tiere trifft. Beziehungsweise wenn es trifft, sollte es sich ganz schnell umdrehen und versuchen, den Honk ebenfalls mit einem Stein an die Birne außer Gefecht zu setzen. Denn die Sanktionen, die unser gestörtes Kind nun zu erwarten hat, sind nicht von schlechten Eltern. Und auch nicht von guten Eltern. Die sind von gar keinen Eltern, die sind nämlich vom Honk. Und somit auch sehr angemessen, denn das Kind bekommt nun zunächst Ohrfeigen mittlerer Intensität. Mittlerer Intensität deshalb, weil es nicht zu erschöpft sein darf, wenn es gleich laufen muß. Und es wird gleich laufen müssen, das ist sicher. Denn das, was das feine Kind gerade mit den armen Tieren gemacht hat, macht der Honk nun mit dem feinen Kind. Im Klartext: Das mäßig geohrfeigte Kind bekommt nun kurz Zeit, durchzupusten und seine Sinne etwas zu ordnen. Diese Zeit nutzt der Honk, um ein paar Handvoll mittelgroßer Steine zu sammeln. 137 Und dann geht das eigentlich alles ziemlich schnell. Der Honk trägt die Steine, die in etwa die Größe von Golfbällen haben sollten, zusammen zu einem kleinen Häufchen. Das Kind wird daraufhin ordentlich durchgeschüttelt, um seine Adrenalin-Ausschüttung zu maximieren. Und dann startet mit den Worten Lauf Forrest, lauf!!! ein fünfsekündiger Countdown, den unser Kind zur freien Verfügung nutzen kann. Idealerweise nutzt es diesen Countdown allerdings, um wegzurennen, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her. Denn nach Ablauf dieser fünf Sekunden wird scharf geschossen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Dann fliegen wieder Steine. Aber diesmal in eine andere Richtung. Also nicht mehr vom Kind in Richtung Tiere, sondern jetzt vom Honk in Richtung Kind, was auch sehr zu begrüßen ist. Denn diese Vorgehensweise ermöglicht es unserem Kind, sich einmal in die Rolle des armen Tieres hineinzuversetzen. Es verschafft ihm eine ausgezeichnete Gelegenheit, zu sehen und insbesondere auch zu fühlen, wie es ist, auf der anderen Seite des Zauns zu stehen. Völlig unbestritten eine pädagogisch besonders wertvolle Maßnahme. Unschätzbar wertvoll geradezu. Learning by doing heißt es doch immer so schön. Feeling by throwing trifft es in unserem Fall wohl besser. Witzigerweise hat noch nie ein Kind nachgefragt, was es denn wohl auf sich hat mit dem Lauf Forrest, lauf!!! Nein, noch nie. Die nutzen ihre Zeit lieber sinnvoller. Hat sich wohl schon rumgesprochen, was danach passiert. Gut so. Werden andere Kids gleich abgeschreckt. Außerdem sagt ein Blick in die irren Augen unseres Honk bei diesem Ausruf scheinbar mehr als 1.000 Worte. Und es entbehrt auch jedweder Ermahnung an das Kind in Bezug auf eine potentielle Wiederholungstat. Mach` das nie wieder, Du Asi-Kind! Muß man dann gar nicht mehr sagen. Denn eines ist sicher: Jedes Kind, daß den pädagogischen Wert meiner Forrest-Methode am eigenen Leib schätzen lernen durfte, wird niemals wieder in seinem ganzen Leben einem Tier Leid zufügen. So viel steht fest. Die meisten entwickeln dadurch sogar eine so hohe Wertschätzung gegenüber den Tieren, daß sie Vegetarier werden. So effektiv und prägend ist diese Methode. Honk-Anarchie zum Wohle aller. Bitte sehr. Stößchen 138 Unter Umständen wird man dann den aufgebrachten Eltern des sanktionierten Kindes noch ein paar auf`s Maul hauen müssen, falls die wahnsinnig genug sein sollten, diese wertvollen erzieherischen Maßnahmen des Honk zu reklamieren. Aber halb so wild. Die Sache erfordert es, nehmt hin. Und zack. Paar auf`s Maul haben noch keinem geschadet. Im Gegenteil, vielleicht rüttelt das die grenz-devoten Eltern dann auch gleich mal ein bißchen mit wach. Und veranlaßt sie, ihren anti-autoritären Versager-Erziehungsstil einmal ganz unverbindlich und selbstkritisch zu überdenken. Das wäre doch mal was. Also unter Umständen sogar eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Für das Kind und dessen Eltern, für die Tiere, für den Honk und für die Allgemeinheit. Der einzige, der da wieder was dran zu scheißen haben könnte, wäre Vater Staat. Nachtwächter Staat. Und deswegen muß ein Honk hier auch überstaatlich handeln. Sollte einleuchten. Und weil unser schöner Nachtwächter-Staat bei solchen und ähnlichen Banalitäten stets mit entschiedenster Härte interveniert, sollten wir zwingend notwendig sicherstellen, daß unser überstaatliches Handeln hier gänzlich unbemerkt bleibt. Was sich eigentlich immer ganz gut bewerkstelligen läßt, indem man nachhaltige Drohungen mit entsprechender Entschlossenheit gegenüber den potentiellen Denunzianten ausspricht. Also beispielsweise dem geohrfeigten Kind und dessen Eltern ganz unverblümt und ebenso unmißverständlich klarmacht, welche Konsequenzen sie zu erwarten hätten, wenn sie unsere kleine Handgreiflichkeit zum Wohle der Allgemeinheit bei den Grün-Weißen petzen gingen. Da muß man denen dann nämlich mal ganz plakativ und völlig unerschrocken und abgebrüht suggerieren, was denn da so alles passieren kann. Also so kleine Unfälle im alltäglichen Leben und so. Das wirkt. Und das muß es auch, denn ansonsten kennt Vater Nachtwächter mit uns keine Gnade. Da wird dann gnadenlos abgestraft, drakonisch abgestraft, ohne Sinn und Verstand. Unter Umständen sogar Knast, Glückwunsch, Stößchen. Vater Nachtwächter kann aber auch sehr milde sein. Äußerst milde. Erschreckend milde geradezu. Mir fällt da spontan ein, wie Ende 2006 so ein ekeliger Kerl, der wegen einer einschlägigen, bewiesenen und wiederholten Sexualstraftat an einer Minderjährigen in der JVA Dresden einsaß, irgendwie auf das Dach der JVA geklettert war. Und da 139 dann rumposiert und auch noch große Fresse gehabt hat. Hat da richtig die Welle gemacht, hat da die ganze Presse und Psychologen und ein ganzes Polizei-Aufgebot antanzen lassen. Und als wäre das nicht schon pervers und bizarr genug, haben die ganzen angetanzten Nachtwächter und Weihnachtsmänner mit dem Penner auch noch lang und breit rumdiskutiert. Keine Ahnung, worum es da eigentlich ging. Ist aber auch scheißegal. Denn anstatt den mit einem Gummi-Geschoß da oben runter zu schießen, wurde diskutiert. Stundenlang diskutiert. Meine Fresse! 20 Stunden haben die den da oben auf dem Dach gelassen. Unfaßbare 20 Stunden! Das muß man sich jetzt mal vorstellen. Eine Decke und Tee haben sie ihm noch gereicht. Könnte ja kalt werden da oben auf dem Dach, feine Herrschaften. Und nach 20 Stunden ist das Mistviech dann freiwillig vom Dach runtergekommen, weil ihm dann doch zu kalt wurde. Zu kalt! Mit einer Hebebühne hat er sich dann da oben runterholen lassen, Gott sei Dank ist ihm nichts passiert. Wäre dem nicht zu kalt geworden, säße der da heute noch, und Dutzende Nachtwächter und Weihnachtmänner würden mit dem rumdebattieren. Was für eine Bananenrepublik! Ich bin mir auch ziemlich sicher, daß der gar nicht vor Kälte da oben runter ist. Ach was, dann hätten sie ihm eher einen Schlafsack und einen Wintermantel hingegeben. Nein, die haben den plattgelabert. Dem lief das Blut aus den Ohren raus. Der ist da oben runter, weil der keinen Bock mehr auf diese unsägliche Sabbelei hatte. Deshalb ist der da runter. Runtergesülzt. Krass, sehr krass, aber leider wahr. In Honkland bekäme der nach einer Minute da oben auf dem Dach die erste Warnung. Und dann schone keine zweite mehr. Wäre der wahnsinnig genug, nach knapp zwei Minuten immer noch da oben rumturnen zu wollen, bekäme er ein Gummi-Geschoß an die hohle Birne. Zack. Oder einen Betäubungs-Schuß irgendwo hin. Und zack. So einfach ist das. Ist gar nicht schwer. Zack. Und runter. Ab dafür. 20 Stunden diskutieren? Ach woher denn! Nicht einmal 20 Minuten. Zwei Minuten, und dann ist Feierabend. Zumindest in Honkland. In Bananenland leider nicht, in Bananenland wird lieber debattiert und diskutiert und analysiert. Völlig schizophren, absurder geht es nicht. Und deswegen wäre ein Honk auch eingeschritten, wenn denn einer in der Nähe gewesen wäre. War wohl aber leider keiner. 140 Deshalb mußten wir diesen grotesken Schwachsinn auch stundenlang mit ansehen. Furchtbar. Wenn das ganze Kaspertheater nicht mehrere Autostunden weit von meinem Wohnort entfernt gewesen wäre und ich gewußt hätte, daß man den Penner so lange da oben sitzen läßt, hätte ich mich ins Auto gesetzt und wäre selbst dahin gefahren. Hätte mich an der versammelten, diskutierenden Nachtwächterschaft vorbei geschlichen und wäre über die Regenrinne ebenfalls auf das Dach der JVA geklettert. Schön hoch auf`s Dach, schön hoch zum Mistviech. Und dann wäre Achterbahn gewesen. Ich hätte dem sowas von die Fresse poliert, das kann man sich überhaupt nicht mehr vorstellen. Unvorstellbar, wie ich dem die Fresse poliert hätte. Ja, und dann hätte ich den ganz einfach vom Dach runtergeklatscht. Ganz einfach. Zack. Und runter. Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Und zack. Ich kann`s doch nicht ändern, er hätte ja nicht raufklettern müssen. Also zack, ab, runter. Das wäre eine adäquate Vorgehensweise gewesen. Angemessen sicherlich auch aus dem Blickwinkel des Opfers. Aber leider völlig unangemessen und unadäquat aus Vater Nachtwächters Bananen-Blickwinkel. Denn Vater Nachtwächter läßt in solch einem Fall lieber Milde walten. Vater Nachtwächter läßt den Penner lieber so lange auf dem Dach rumhampeln, bis sogar dem die schwachsinnige Laberei bei Kaffee und Kuchen zu blöd wird und der sich freiwillig da oben runterholen läßt. Herzlichen Glückwunsch! Wir können also festhalten, daß immer dann, wenn Vater Staat mal wieder einen absoluten Totalausfall produziert und seinem Synonym als Vater Nachtwächter alle Ehre erweist, ein Honk gefragt ist. Zumeist handelt es sich dabei um Fälle, in denen ein starkes Individuum einem schwächeren Leid zufügt. Oder um ein perverses Szenario wie zuletzt beschrieben, in dem sich Vater Staat komplett handlungsunfähig der Lächerlichkeit preisgibt. Wenn man als Honk in solchen Fällen die Möglichkeit hat, einzuschreiten, dann muß man es auch tun. Denn es gibt genug Weihnachtsmänner, die sich um die armen Täter kümmern. Möchte nicht wissen, wie viele Leute da unten rumstanden und dem Kasper vom Dach stundenlang ihre volle Aufmerksamkeit geschenkt haben. Möchte ich echt nicht wissen. Ist aber eigentlich auch scheißegal. Denn die Aufmerksamkeit eines Honk gilt niemals dem Täter, sondern stets dem Opfer. 141 Ja wie, was ist denn jetzt los? War vorhin nicht von gewaltfrei die Rede? Von Gewalt weitestgehend vermeiden? Na? Und jetzt das? Jetzt sogar Selbstjustiz? Aber hallo! Auf jeden Fall! In den beschriebenen Fällen handelt es sich um so gravierende moralisch-ethische Verwerflichkeiten, daß man mit jedem erdenklichen Zögern selbst eine Teilschuld auf sich nimmt. Wer zusieht, obwohl er / sie in der Lage wäre, vehement gegen das Unrecht vorzugehen, macht sich mit schuldig. Die ganzen Hampelmänner, die 20 Stunden mit Karlsson vom Dach diskutiert haben. Alle schuldig. Schuldig im Namen der Opfer. Schuldig voll am Arsch! Die Medien, die dem Szenario uneingeschränkte Aufmerksamkeit schenkten. Auch schuldig, alle schuldig. Der Befehlshabende, der Betäubungs-Schuß oder GummiGranate hätte befehlen können. Schuldig. Schuldig durch Unterlassen. Und die größte Schuld? Die tragen wir. Ja, ganz richtig, wir. Wir alle, die diese kranke Scheiße in der Glotze sehen oder in der BILD lesen wollen. Wir alle, die diesen medialen Bullshit nachfragen. Wir Nachfrager, wir Konsumenten. Die Medien trifft dabei keine direkte Schuld. Die können machen, was sie wollen. Die haben Pressefreiheit, wie es so schön im tollen Grundgesetz heißt. Hier, zack: Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt. Die dürfen diese Kacke drucken oder zeigen, kein Thema. Die müssen das sogar zeigen. Weil es sonst nämlich ein anderer tut. Bling-Bling, nur darum geht es. Um Geld, um Kohle, um Umsatz. Und um nichts weiter. Um Verkaufszahlen. Denn ruckzuck liest morgen kein Schwein mehr die BILD, sondern ein vergleichbares Drecksblatt, das diese kranke Scheiße bis ins letzte Detail auseinanderfummelt. Logisch, denn wir wollen das lesen, wir müssen das wissen. Unsere tolle BILD muß sich höchstens ankreiden lassen, diesen Rotz auch noch so marktschreierisch anzupreisen. Aber auch das wollen wir so, auch das brauchen wir so. Je perverser, je skandalöser, desto besser. 142 Oder diese tollen, unglaublich seriösen Nachrichten auf RTL, PRO7 und Co., phantastisch. Zeigen die den Dreck nicht, zeigt es ein anderer Sender im Aso-TV. Aso-TV macht`s möglich, na klar. ARD und ZDF werden das sicher nicht zeigen, zumindest nicht so reißerisch aufgemotzt. Aber ansonsten macht doch die Asi-Klitsche das Rennen, die unsere perverse Nachfrage am krassesten bedient. Die Klitsche, die die reißerischste Aufmachung von dem Mistviech vom Dach bringt. Würde mich auch gar nicht wundern, wenn unser Karlsson vom Dach in ein paar Jahren, wenn er aus dem Knast draußen ist, in den beschissen Big-Brother-Container einziehen dürfte. Na, das würde uns doch gefallen in unseren kleinen, kranken Hirnen?! Oder wenn der mich dann verklagt, weil ich seine gehirnamputierte Aktion in meinem ScheißBuch hier verarbeitet habe. Ohne ihn zu fragen, ohne seine Einwilligung. Drauf geschissen. Kann er ja mal auf mein Dach klettern, wenn er darüber pikiert ist. Falls er sich das traut. Denn auf meinem Dach gibt es keine Decken und keinen Tee. Und der Abgang kommt auch sehr viel krasser, so viel steht mal fest. Wie auch immer, Drecksschleudern wie BILD, RTL Und Co. mußten also darüber berichten. Die mußten diese Scheiße seiten- und wochenlang bis ins kleinste Detail ausquetschen. Weil wir das so wollen, weil wir das so brauchen. Ja, wir, und daher Glückwunsch! Glückwunsch an uns alle. Denn Karlsson vom Dach hat insoweit nur unsere perverse Nachfrage befriedigt. Nicht mehr, nicht weniger. Angebot und Nachfrage. Und uns Nachfrager trifft daher auch die größte Schuld, uns trifft die sogenannte Hauptschuld. Denn wir sind die Ferngesteuerten, wir sind die Fehlgeleiteten. Wir sind die Perversen, wir sind die Sensationsgeilen. Die Scheiße ist in unseren Köpfen. Und dessen sind wir uns nicht einmal bewußt, was für eine Ironie. Und selbst wenn, dann verdrängen wir es lieber. Ist ja nicht so schlimm, ein anderer hat ja immer noch mehr Dreck am Stecken als wir selbst. Irgendwer treibt es doch immer noch derber, wunderbar. Denn schließlich wird niemand gern aus seiner kleinen, persönlichen Scheiß-Matrix gerissen. Ist doch alles okay, lebt sich doch so schön angenehm und unkompliziert. Herrlich, Stößchen. 143 Die Matrix ist ein System, Neo. Dieses System ist unser Feind. Was aber siehst Du, wenn Du Dich innerhalb des Systems bewegst? Geschäftsleute, Lehrer, Anwälte, Tischler. Die mentalen Projektionen der Menschen, die wir zu retten versuchen. Bis es dazu kommt, sind diese Menschen immer noch Teil des Systems. Und das macht sie zu unseren Feinden. Du mußt wissen, daß die meisten von ihnen noch nicht so weit sind, abgekoppelt zu werden. Viele dieser Menschen sind so angepaßt und vom System abhängig, daß sie alles dafür tun, um es zu schützen. Hörst Du zu, Neo, oder siehst Du der Frau in dem roten Kleid nach?! (Morpheus) bb) Zum Wohle des Honk Ja, krass, was?! Sowas mag keiner gern hören. Ziemlich harter Tobak. Und bißchen viel Realität auf einmal, nicht wahr?! Ja, Realität ist nicht immer schön, Realität kann echt krass kommen. Und deswegen verzichten wir alle im gegenseitigen Einverständnis auch gern auf Realität. Schließlich wollen wir keine schlechte Laune kriegen. Nein, schlechte Laune wollen wir heute nicht haben. Und sonst aber auch nicht. Bestimmt hat Onkel Honk nur zu viele schlechte Filme gesehen. Ja, so muß es sein. Eine andere Erklärung kann es dafür nicht geben. Und deswegen war das alles auch nur Spaß. Nur dummes Geschwätz, nur Gesülz, nur Bla. Alles Pustekuchen, Onkel Honk hat nur Spaß gemacht. BILD ist toll, Aso-TV auch, und wir alle sind eh am allergeilsten, ganz klar. Ist alles tiptop hier, hurra, keiner muß sich über irgendwas Sorgen machen. Weil das ja hier auch eh nur ein Märchenbuch ist. Alles frei erfunden, alles gar nicht da. Ganz feines Märchenbuch, hurra. Tante Heidi und die bösen Topmodels, trallala, Peace, Knutschi. Alles nur Spaß, alles erfunden vom Onkel Honk. Onkel Honk ist ein richtiger Spaßvogel! 144 Aber irgendwann muß der Spaß dann auch mal aufhören, irgendwann muß dann auch mal Schluß mit lustig sein. Normalerweise hätten wir diesen Dreck eh von Anfang an komplett ignoriert, wenn es nicht zur Bestimmung unseres Vollopfers erforderlich gewesen wäre. Aber jetzt ist Schluß mit dem Zirkus, jetzt sind wir beim Honk. Jetzt gehen wir in medias res, jetzt ist Feierabend mit seichter Lektüre. Wir sind jetzt nämlich beim Honk. Im Honkland. Und Honkland ist Realität. Für mich zumindest. Ja, und im Honkland muß man sich das jetzt so vorstellen, daß nicht immer nur die Sonne scheint, so wie es uns im Opfer-TV stets so total lustig und hirnfrei suggeriert wird. Nein, im Honkland regnet es auch ab und an mal. Dunkle Wölkchen können aufziehen, kann alles sein, ist alles möglich. Manchmal stürmt es geradezu, es donnert und blitzt, und es wird alles ganz düster und finster und unheimlich und so. Für mich wurde es seinerzeit mal wieder ziemlich düster und finster und unheimlich, als ich auf die regionale Polizei angewiesen war. Ja mein Gott, ich kann`s doch nicht ändern, immer die arme Polizei. Aber da gehören ja wohl immer noch zwei dazu. Egal. Es wurde eigentlich nicht nur ziemlich düster, sondern dunkel. Stockdunkel. Ein rabenschwarzer Tag. Inklusive Spätfolgen. Aber der Reihe nach. Fahr` ab die Scheiße: 145 Besser, es wird einem nichts gestohlen. Dann hat man wenigstens keine Scherereien mit der Polizei. (Karl Kraus) aaa) Wo sind denn die Grün-Weißen? Es war irgendwann Samstagnacht bzw. früher Sonntagmorgen, vielleicht war es 4 Uhr. So in dem Dreh muß es gewesen sein. Nach viel zu vielen viel zu teuren und viel zu laschen Drinks verlasse ich eine Party-Location. Allein. Und breit, klar. Ziemlich breit. Vollbreit. Also zu breit für Begleitung. Muß ja auch nicht immer sein, allein ist auch mal ganz nett. Meine beiden Kumpels wollen noch bleiben und dann mit zwei Schnallen, die sie gerade ordentlich mit Sekt abfüllen, heimfahren. Kein Thema, ich gönne es ihnen. Man muß auch mal gönnen können. Ich selbst habe dazu heute keine Lust. Ich will lieber zu Hause noch einen Topf Chili con Carne fressen und dann ab ins Bettchen. Eventuell irgendwo dazwischen noch kotzen, aber auf jeden Fall heute keine Vögelei. Ich möchte heute also allein heimfahren. Beziehungsweise gefahren werden. Denn als verantwortungsbewußter Teilnehmer des Straßenverkehrs weiß man, daß man total besoffen nicht mehr selbst Auto fahren darf. Können schon, keine Frage. Besser als die meisten Schnarchnasen nüchtern, ganz klar. Aber dürfen nicht. Und aus Angst vor staatlichen Sanktionen hält man sich auch daran. Stichwort Sicherstellung. Auweia! Also immer Auto stehen lassen. Oder besser Auto erst gar nicht mitnehmen. Genau, Auto von vornherein nicht mitnehmen. So handhabe ich das immer, wenn ich mir einen hinter die Mütze kippe. Auto gleich daheim lassen, und hinterher mit einer heißen Mieze und Taxe nach Hause düsen. Hat sich bewährt, ist besser so. Oftmals weiß ich sonst am nächsten Morgen auch gar nicht mehr, wo mein Auto überhaupt steht. Ey Mann, wo ist mein Auto?! 146 Also heute kein eigenes Auto, und heute auch keine Mieze. Lieber Chili. Lecker. Dummerweise aber auch kein Taxi in Sichtweite. Kein Problem, fragt man einfach andere Party-Besucher, die auch gerade heimfahren wollen, ob sie einen mitnehmen können. Muß man ja nur bei denen auf`s Nummernschild gucken und ob die Kiste noch einen Platz frei hat, dann geht das. Gesagt, getan. Zwei sympathische kleine Südländer nehmen mich mit. Angenehme Fahrt, gute Jungs, paßt. Zehn Euro drücke ich dem Fahrer dafür hinterher in die Hand und stecke mein Portemonnaie wieder in meine Jacke. Selbstverständlich dürfen die beiden Jungs bei mir zu Hause dann auch noch auf mein Klo. Aber nur, weil sie so zuvorkommend waren und so lieb gefragt haben. Ansonsten nimmt das mit meinem Lokus echt bald Formen an. Ich nehme die beiden also mit in mein Haus, zeige dem einen mein Klo und bringe dann dem anderen eine Pulle Cola, um die er mich gebeten hat. Der muß dann auch mal pullern, und solange, bis der andere fertig ist, darf er im Wohnzimmer Platz nehmen und Cola trinken. Kein Problem, alles ganz easy. Bis jetzt. Ich ziehe schonmal Jacke und Schuhe aus, hänge die Jacke an meine Garderobe und stelle die Schuhe in den Ständer. Reiße mir noch ein Veltins auf, zack, freue mich auf mein Chili. So, die beiden Ziegenhirten tauschen die Plätze, einer ins Wohnzimmer, der andere im Gegenzug auf den Pott. Denke ich zumindest. Denn während ich mit dem einen im Wohnzimmer sitze, pullert der andere nicht so schön, wie er angekündigt hat, sondern durchsucht vielmehr im Flur meine Jacke nach meiner Kohle. Und findet die dann dummerweise auch. Findet meine ganze Porte und nimmt diese mal eben ganz treuhändisch an sich. Zack. Danach geht er selbstverständlich noch auf mein Klo. Aber nicht, um zu pullern oder um hinterher die blöde Frage zu stellen, ob ich denn keine Klobürste hätte. Nein, vielmehr um meine nagelneue Flasche BOSS Bottled 125 ml ebenso treuhändisch wie die Porte an sich zu nehmen. Besten Dank auch. Ich sitze währenddessen seelenruhig mit seinem Kumpel im Wohnzimmer und erzähle dem in meinem wirren Suffkopp auch noch, wie teuer mein neuer Mercedes war. Völlig gutgläubig sitze ich da, völlig behämmert. Keinerlei Mißtrauen, keine bösen Gedanken, nichts. Wozu auch?! Man erwartet ja grundsätzlich nichts Schlechtes von einem Menschen. Ich zumindest nicht. 147 Etwas mißtrauisch werde ich dann erst, als das Handy des Kollegen im Wohnzimmer klingelt und dieser wie von der Tarantel gestochen aufspringt und meint, er müsse nun gehen. Aha. Instinktiv -und aber auch aus Höflichkeit- geleite ich ihn aus dem Wohnzimmer in den Flur. Wo ich dann doch etwas verdutzt feststellen muß, daß der andere Kollege bereits auf dem Weg zum Auto ist. Na? Na? Na, jetzt aber. Ich mag zwar manchmal geistig etwas träge sein, und ab zwei Promille wird das sicher auch nicht besser, aber ich bin kein Vollidiot. Sofort greife ich in meine Jackentasche -zack- und registriere, daß mein Portemonnaie weg ist. Meine schöne Porte. Weg. Futsch. Auweia. Sofort renne ich raus zum Auto der beiden Kollegen. Der Fahrer sitzt schon, Motor läuft, der andere steigt gerade ein. Da die nun folgende Schlüsselsituation -insbesondere bei Südländern- eine extrem subtile Vorgehensweise erfordert, habe ich die beiden nun nicht direkt mit ihrer Tat konfrontiert und das Ganze wahnsinnigerweise noch mit einem Kraftausdruck verfeinert. Nein, bloß nicht, ich bin ja nicht lebensmüde. Vielmehr habe ich mal ganz vorsichtig angefragt, ob ich möglicherweise meine Porte und eine Flasche BOSS Bottled, die ich gar nicht mit dabei hatte, in deren Auto vergessen haben könnte. Was für ein Bullshit! Was für ein Trottel. Aber im nachhinein total lustig, die Story ist der absoluter Knüller in meinem Bekanntenkreis. Ein schnelles Nein und eine noch schnellere Abfahrt der beiden Jungs mit quietschenden Reifen waren die Reaktion auf meine Frage. Als hätte ich das nicht erwartet. Also ruckzuck Nummerschild gemerkt, so gut es eben vollbreit geht, das Auto war auch sehr auffällig, kein Problem. So, jetzt schnell zurück in meine Bude flitzen und ganz flott bei der regionalen Polizeidienststelle anrufen und denen den Sachverhalt schildern. Also nicht 110 oder 112 oder ähnlicher Blödsinn, sondern gleich die Nummer von den Cops um die Ecke. Gleich bei denen anrufen, ist besser, geht schneller. So, und wer jetzt glaubt, daß die ganze Geschichte bis hierhin völlig gehirnamputiert ist und haarsträubender nicht werden kann, wird nun eines besseren belehrt. Man versetzte sich dabei bitte immer in meine Situation: Durchgefeierte Nacht, besoffen, Chili-Dose schon in der Hand, im eigenen Haus beklaut, bah. Ist das zum Kotzen?! Auf jeden 148 Fall. Voll zum Kotzen. Egal. Ich hätte jetzt alles machen können. Alles. Ich hätte mir die Haare raufen können. Mir ein paar Nutten kommen lassen können, um wieder auf bessere Gedanken zu kommen. Ich hätte die Verfolgung mit zwei Promille, Baseballkeule und 300PS-Mercer selbst aufnehmen können. Eine Flasche Tequila reinkippen und ins Bett legen können. Hätte ich alles machen können. Wäre alles sinnvoller gewesen. Aber nein, habe ich nicht gemacht, ich habe mich an Recht und Ordnung halten wollen. Artig sein. Anarchie zum eigenen Wohl nur im Extremstfall. Also habe ich die Regio-Cops angerufen. Und damit den eigentlichen Wahnsinn erst in Gang gesetzt. Nachdem ich den vorliegenden Sachverhalt schnellstmöglich telefonisch geschildert habe, erzählt mir der freundliche Weihnachtsmann am anderen Ende der Leitung, daß ich mich erstmal beruhigen solle. Jetzt mal schön langsam und mal ganz ruhig. Na klar. Besten Dank nochmals nachträglich dafür. Was nützt einem die schönste Porte und der edelste Duft, wenn man Angina pectoris bekommt?! Unfaßbar. Ich habe dem dann also alles ein zweites Mal erzählt. Zwei kleine Ziegenhirten, unterwegs in dem und dem Auto, mit dem und dem Kennzeichen, in die und die Richtung. Bitte Kennzeichen überprüfen, hinfahren, verhaften. Dankeschön. Von wegen! Das wäre ja viel zu einfach gewesen. Es sei Wochenende, Sonntagmorgen, man habe nur eine Streife im Einsatz, und die könne sich nicht um alles kümmern. Erzählt mir der nette Weihnachtsmann voller Überzeugung und ganz selbstverständlich, als hätte ich mir das doch eigentlich selbst denken können. Ich solle am Montag nochmals anrufen, dann sei man wieder in voller Wochenbesetzung und könne sich darum kümmern. Wat? Wie bitte? Habe ich mich eben verhört? Nein, nicht verhört, bestätigt die freundliche Stimme am anderen Ende der Leitung, alles richtig verstanden. Montag abermals anrufen. Am besten gleich ganz früh, damit man keine Zeit verliere. So! Und das ist jetzt kein Witz. Das ist wirklich so passiert. In meinem Leben. Nicht in Bizarro-Welt, sondern in der Realität. Montag früh bitte erneut anrufen, vielen Dank für Ihr Verständnis. Ist wirklich so abgelaufen, ich kann es doch selbst kaum glauben. War aber so. Nun gut. Alles klar, auf Wiederhören, melde mich Montag. Fuck! 149 Jetzt stand ich kurz davor, eine Kombination der oben beschriebenen alternativen Handlungsweisen vorzunehmen: Erst die Pulle Tequila rein in Hals, zack, Stößchen, dann Baseball-Keule und Chili-Dose gepackt und mit dem Mercer schön mit 280 zur Regional-Cop-Wache geballert. Dort dann erstmal durch minutenlanges Hupen auf mich aufmerksam gemacht. Damit auch ja alle mitkriegen, wie ich als nächstes mit der Keule die Tür bei denen einschlage, dem Weihnachtsmann vom Telefon die Dose Chili hinstelle und Guten Appetit wünsche. Und dann ganz schnell wieder weg. Das wäre eine angemessene Reaktion auf den Wahnsinn gewesen. Und lustig noch obendrein. Habe ich dann aber doch lieber gelassen, weil die unterbesetzten Cops ansonsten mit ziemlicher Sicherheit meinen Führerschein sichergestellt hätten. Was für ein Fest! Sichergestellt! Auweia! Sicherstellen geht immer, alles andere muß bis Montag warten. Sicherstellungen haben allerhöchste Priorität. Aber nur bei Führerscheinen, das ist ganz wichtig. Alles andere ist völlig sekundär. Falls die mal einen verfolgen, der eine Atombombe oder sowas geklaut hat, lassen die sofort von dem ab, wenn ihnen ein anderer mit kaputtem Abblendlicht oder gar Schlangenlinien entgegenkommt. Vollbremsung, zack, Handbremse, 180-Grad-Wende, hinterher. Bei dem kann doch was nicht stimmen. Heiliger Bimbam. Also habe ich eine andere Kombo gewählt, die aus Haare-Raufen und Tequila-Saufen bestand. Rauf, sauf, zack, Stößchen. Und während ich da so sitze und raufe und saufe und saufe und raufe, und mich die ganze Zeit frage, ob ich vielleicht nur schlechtes Gras geraucht habe, trifft es mich plötzlich wie der Schlag. Wie vom Blitz getroffen verfalle ich von einer Sekunde auf die andere in tiefste, demütigste Dankbarkeit. Und zwar aufgrund der soeben erhaltenen, vertraulichen Informationen. Denn es hätte ja auch alles viel schlimmer kommen können. Viel, viel schlimmer. Was wäre denn gewesen, wenn die lieben Ziegenhirten mir die ganze Bude ausgeräumt hätten?! Und mir vorher zwecks Ruhigstellung noch zwei Kugeln in den Pansen verpaßt hätten? Na das wäre mal was gewesen. Oder mich gefesselt und mit Kopf nach unten an den Füßen am Dachbalken festgebunden und wechselweise zusammengeschlagen und gekickt hätten, wie einen beknackten Sandsack? Da darf ich gar nicht dran denken, sonst kommt mir die Suppe wieder hoch, aber mal so richtig. Bah. 150 Und wenn ich es dann unter Aufwendung meiner letzten Lebenskräfte irgendwann geschafft hätte, den Weihnachtsmann von der Wache anzurufen? Hilfe, ich wurde gerade in meinem Haus überfallen und habe zwei Kugeln im Pansen! Und der mir dann gesagt hätte, ich solle mich lieber Montagmorgen nochmal melden, von wegen nur eine Streife unterwegs und so?! Und diese wird um 4 oder 5 Uhr morgens, wenn der McDrive gerade öffnet, nicht gern gestört?! Das wäre dann aber auch nochmal ein dicker Hund gewesen. Und eine ziemliche Ernüchterung noch dazu. Meine Herren, nicht auszudenken. Insoweit also alles ganz toll, mir geht`s gut, alles tiptop. Ich freue mich jetzt sogar richtig, daß man mich beklaut hat. Hurra, endlich weg die Porte, endlich weg der Nutten-Diesel. Habe ja noch drei, vier andere Düfte. Kann ich die endlich mal wieder auftragen, klasse. Oder entsagen wir doch gleich jedweden materiellen Dingen. Zack. Alles weg damit, alles muß raus, alles weg. Zack, ab, raus. Was für ein Abfuck! Der Abfuck der Woche! Nächstes Mal rufe ich die Feuerwehr oder den Notarzt oder den Schlüsseldienst, die kommen wenigstens raus. Oder Bruce Willis. Und bis dahin werde ich am Wochenende absolut und überhaupt rein gar nichts mehr machen. Keine Aktivitäten mehr. Nichts. Njet. Nada. Freitags ab 16 Uhr werde ich mich in meiner Bude verrammeln. Alle Rollos runter, allen Türen doppelt abgeschlossen. Und dann ziehe ich mich in mein Schlafzimmer zurück, schiebe den massiven EichenSchrank vor die Tür und hoffe und bete, daß bald Montagmorgen ist. Zwei Kisten Bier, drei bis fünf Liter Mai-Tai, Dosenravioli, eine Stange Kippen, ein bis zwei Dutzend Pornos und einen Feuerlöscher, falls es mal brennt. Damit verrammele ich mich dann bombensicher für die nächsten 64 Stunden in meinem Bett. Einen Sturzhelm auf, kugelsichere Weste an und den Finger an der durchgeladenen Pumpgun nervös am Abzug und konsequent auf die Tür gerichtet, falls einer kommt. Denn von Freitag 16 Uhr bis Montag 8 Uhr ist die Stadt, in der ich wohne, ganz offensichtlich ein rechtsfreier Raum. Da regiert dann der Wahnsinn! Ich habe es selbst erleben müssen. Da kommt keiner raus oder fährt mal gucken oder so, da ist sich jeder selbst der Nächste. Da kann jeder tun und lassen, was er will. Es interessiert niemanden. Mit einer aufmerksamen Polizeistreife auf dem McDonald`s-Parkplatz und einer illustren Skatrunde auf deren Wache herrscht da der Ausnahmezustand. 151 Filmreif. Echt filmreif. Wenn es nur nicht so traurig wäre. Und wie sich jetzt sicher jeder hier bereits selbst denken kann, habe ich nicht bis Montag gewartet. Um dann erneut beim lustigen Weihnachtsmann anzurufen. Ich bin vielleicht bescheuert, aber kein kompletter Volltrottel. Auf solchen Klamauk stehe ich mal gar nicht. Folglich habe ich, nachdem ich meinen Suff mehr oder weniger ausgeschlafen hatte, beschlossen, die Situation in glorreicher Anarcho-Manier am Sonntagnachmittag selbst in die Hand zu nehmen. Dem Spuk selbst ein Ende zu bereiten. Wieder meinen eigenen Film zu drehen. Kurz: Die Kuh vom Eis holen. Und das auch ziemlich schnell, weil ich sonst wieder echt sauer werde. Meine sehr hohen ethisch-moralischen Wertvorstellungen haben mich geradezu zu diesem Schritt gezwungen. Wer läßt sich schon gern beklauen?! Ich zumindest nicht. Also echt nicht. Noch dazu völlig gutgläubig und unter Ausnutzen meiner Gastfreundschaft. Das ist ja gerade der Pferdefuß, Ausnutzen der Gastfreundschaft! Und meines WCs noch dazu. Skandalös. Dubios. Höchst verwerflich obendrein. Und durch nichts zu rechtfertigen. Keine Rechtfertigungsgründe ersichtlich, also Bahn frei für den Anarcho-Honk. Wieder einmal muß es Anarchie zum eigenen Wohl, zum eigenen Wohl des Honk heißen. Gezwungenermaßen, ohne es selbst zu wollen. Ein typischer Fall, ein ganz klassischer Fall. Ein Präzedenzfall sozusagen. Die ganze Sache war dann erwartungsgemäß auch ziemlich schnell geklärt. Einfach Sonntagnachmittag ein paar einschlägige InternetCafes, Wettbüros und Döner-Buden abgeklappert. Dort dann erzählt, was passiert ist. Die Typen und deren Auto beschrieben. Die Ansage gemacht, daß ich morgen früh einige Telefonate führen muß, wenn die Kohle nicht bis heute Abend 8 Uhr wieder auf dem Tisch liegt. Und zwar auf meinem Tisch. Nicht in irgendeiner Strip-Bar oder Flippo auf dem Tisch, sondern auf meinem. Dann erstmal wieder ab nach Hause gedüst. Abwarten und Bier trinken. Viel Bier trinken. Aber nicht zu viel. Und vor allen Dingen heute keine harten Sachen, so schwer es auch fällt. Ich muß bei klarem Verstand bleiben für die Geschehnisse, die sich im Laufe des Tages möglicherweise noch zutragen werden. Und da wird sich noch einiges zutragen, so viel kann man schonmal verraten. Also erstmal nur Bier rein, kommt auch gut. Uff, Stößchen. 152 Und siehe da, siehe da, gegen 20 Uhr klingelt es an der Tür. Draußen stehen die beiden lustigen Langfinger von frühmorgens samt einem Cousin bei mir auf der Matte. Stehen da auf der Matte und trüben kein Wässerchen. Man habe gehört, was passiert sei. Man habe seinen Ohren erst gar nicht trauen können. Und dann habe man noch einmal ganz gründlich im Auto nachgesehen. Und siehe da, siehe da, beides habe sich im Auto angefunden. Nein, wirklich?! Sachen gibt`s. Porte wieder da, BOSS wieder da. Muß ich also alles im Auto verloren haben. Unfaßbar, wie ungeschickt ich doch manchmal bin. Die 60 bis 80 Euretten, die noch im Portemonnaie waren, sind natürlich futsch gewesen, klar. Aber sonst war alles noch drin. Also Gott sei Dank alles wieder da. Naja, bis auf die Kohle. Aber scheiß auf die paar Kröten. Lehrgeld, abgehakt. Lieber die beiden Jungs ihr Gesicht wahren lassen vor ihrem Cousin. Ist besser. Wird eines schönen Tages wahrscheinlich von Nutzen für mich sein. Nein, nicht wahrscheinlich, ganz bestimmt sogar. Ganz unbestritten wird das irgendwann von Nutzen für mich sein. Der eine gab mir sogar seine Handynummer. Ich könnte anrufen, falls ich mal irgendwas bräuchte. Ja, so ist das im Honkland. Irgendwas braucht man eigentlich immer. Eine Hand wäscht die andere, und am Ende sind beide sauber. In diesem Fall hätte nämlich in der Tat alles viel böser enden können. Man stelle sich jetzt mal folgenden Super-Gau vor: Ich telefoniere und debattiere am Montagmorgen wieder mit meinem Weihnachtsmann von der regionalen Wache. Währenddessen sitzen die beiden kleinen HobbyGangster mit meinem Perso, meinem Führerschein, meiner Master-Card und zwei Erste-Klasse-Tickets für die Seychellen oder nach Istanbul am Frankfurter Flughafen. Inklusive 5.000 Euro Startgeld, gesponsort vom Girokonto meiner Hausbank. Taschengeld, Urlaubsgeld, leck` mich am Arsch. Nicht auszudenken. Das wäre mal eine faustdicke Überraschung gewesen. Aber Gott sei Dank ist das nicht passiert. Gott sei Dank habe ich eigennützig-anarchistisch gehandelt, und so hat sich das Blatt zum Guten gewendet. Zumindest, was den eben skizzierten Super-GAU angeht. Der konnte also zunächst abgewendet werden. Und zwar durch Honk-Anarchie zum eigenen Wohl. Kommt immer dann total gut, wenn Vater Staat bzw. dessen lustige Lakaien einen Totalausfall produzieren und Bruce Willis gerade nicht greifbar ist. 153 Wer jetzt allerdings glaubt, daß die Sache damit gegessen war, irrt gewaltig. Die Sache war noch längst nicht gegessen. Die Sache hatte nämlich ein Nachspiel. Und zwar für mich. Ich bekam ein Nachspiel angepfiffen. Und zwar nicht von den beiden Jungs mit der Porte, sondern vom Weihnachtsmann. Ja, richtig, vom Weihnachtsmann! Nachdem ich Montagmorgen dann nämlich gleich zur Wache hingefahren bin, um denen mitzuteilen, daß sie ihre auf Hochtouren laufenden Sonderermittlungen hinsichtlich meiner Habseligkeiten einstellen können und sich nicht weiter total verausgaben müssen, teilte mir ein anderer Weihnachtsmann bzw. sogar ein Butzemann (der kam auf der Wache aus so einer komischen Butze mit Klapptür raus und war gleich besonders souverän) mit, daß das aber nicht ginge. Neee, mitnichten, so ginge das aber nicht. Die Sache müsse zur Anzeige gebracht werden, da könne ja sonst jeder kommen und erst anzeigen wollen und dann doch wieder nicht und dann wieder doch und sülz und bla und gähn. Voll ätzend, aber echt jetzt. Naja, Ende vom Lied war, daß ich dem Butzemann dann halt den ganzen Scheiß erzählt habe. Beziehungsweise vielmehr erzählen mußte, weil der mir mal so richtig auf den Sack gegangen sind. Ich war drauf und dran, zu befürchten, daß der mir meinen Führerschein sicherstellt. Keine Ahnung, warum. Irgendwas wäre dem schon als Grund eingefallen. Unmittelbare Mittäterschaft an einer gemeinsam begangenen heimtückischen und besonders gemeingefährlichen Unterschlagung gegen einen selbst und / oder gegen Dritte. Das wäre doch mal geil gewesen, aber so etwas gibt es offiziell leider gar nicht. Irreführen und Verunglimpfen der regionalen Polizei zwecks eigener Belustigung und zu Anschauungszwecken. Das wäre mindestens genauso geil gewesen. Und träfe auch irgendwie den Kern der Sache etwas besser. Keine Ahnung, was denen so alles eingefallen wäre. Irgendwas hätten die schon gefunden, da bin ich mir sicher. Irgendeinen Grund für eine Sicherstellung gibt es immer. Da glaube ich ganz fest dran. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Und wenn es doch einmal keinen Grund geben sollte, dann wird eben einfach einer erfunden, zack. Nein, noch geiler: Dann wird eben grundlos sichergestellt. Hach, wäre das geil! Dem geneigten Leser sollte spätestens jetzt aufgefallen sein, daß ich ein riesengroßer Fan von Sicherstellungen aller Art bin. Egal. 154 Knapp zwei Wochen später hatten die dann auch schon den Fahrzeughalter ermittelt, und ich durfte abermals zur Wache kommen. Und der Typ, zu dem ich da dann hin mußte, der war mal so richtig geil. Das war kein Weihnachts- oder Butzemann mehr, das war Supermann. Supermann himself. Aber irgendwie nicht auf Super, sondern eher auf Bleifrei. Oder auf Diesel. Auf Heizöl, keinen Schimmer. Auf irgendwas war der aber, da gehe ich jede Wette ein. Zuviel Kaffee, schlecht geschissen, keine Ahnung. Ein kleines, zierliches Männlein mit Schnauzbart und lichten Haaren. Ziemlich hektisch und übertrieben cool sein wollend. Sozusagen der typische deutsche Mann Anfang 40. Alles kann, nichts muß. Wobei man bei dem eher davon ausgehen konnte, daß alles muß, aber nichts geht. Junge, hat der ein Fest gefeiert. Sensationell! Der hat ja mal die richtig scharfen Ansagen gemacht. Ein ganz smarter Ansager war der. Das wäre Strafvereitelung, ich würde die Täter kennen und decken, ich hätte das Gesetz in die eigenen Hände genommen. Der ist abgegangen wie Schmidts Katze, ehrlich. Er würde nun alle ihm verfügbaren Hebel in Bewegung setzen, damit der ganze Sachverhalt aufgedeckt und abgestraft werden kann. Wobei ich natürlich auch einen an den Latz bekäme, verstünde sich wohl von selbst, sowas ginge doch nicht, bla. Junge, hat der genervt. Der ging mal so richtig schön gar nicht. Der war so geil drauf, daß ich dem fast meinen Führerschein auf den Tisch geknallt hätte. Dann hätte er was zum Sicherstellen gehabt und vielleicht Ruhe gegeben. Da, zack, nimm hin, stell` sicher. Aber bitte, schalte mal einen Gang runter, sonst liege ich gleich unter`m Tisch. Nein, das habe ich dann aber doch lieber gelassen. Sonst wäre der vielleicht noch richtig abgeschnallt. Stattdessen habe ich die knapp 20 Minuten Verhör voll ausgekostet, wobei ich mir leider stets das Lachen verkneifen mußte, weil der arme Kerl so fies drauf war. Das war ganz großes Tennis, Slapstick at it`s best. Ich habe sogar damit gerechnet, daß der gleich in ein Nebenzimmer geht und dort irgendwo aus einer verstaubten Kiste von anno 1950 einen Lügendetektor rausholt. Beziehungsweise einen zweiten Sheriff, mit dem er dann die GuterBulle-böser-Bulle-Nummer mit mir abzieht. So einen wie Shaft, einen knallharten Schwarzen, der nicht lange fackelt. Zack, erstmal schön Kopf auf den Tisch, danach werden Fragen gestellt. 155 Naja, egal. Ich durfte dann gehen. Und habe seitdem nie wieder was vom Supermann gehört. Was irgendwie ziemlich schade ist, weil ich die Gesamtsituation dann doch ziemlich skurril und superlustig fand. Habe ich daraus irgendetwas gelernt? Nein. Wie immer absolut rein gar nichts. Oder doch?! Ja, doch, eine Sache ist hängengeblieben: Ich werde nie wieder in meinem ganzen Leben freiwillig die Polizei rufen. Nie, nie wieder. Wenn mir einer in die Karre fährt, scheißegal. Lieber einen neuen Benz kaufen. Wenn mir irgendwer das Haus abfackelt, auch völlig egal. Lieber in einer neuen Stadt nochmal ganz von vorn anfangen. Neue Stadt, neues Glück. Oder wenn ich sehe, wie bei meinen Nachbarn eingebrochen wird. Dann gehe ich da lieber selbst mit Baseball-Keule oder 9-mm-Halbautomatik rüber und bereinige die Situation. Werde ich alles machen. Alles selbst regeln. Nur nie wieder die Polizei rufen. Niemals. Unter keinsten Umständen jemals wieder. Und wenn die freiwillig rauskommen? Beispielsweise im Rahmen ihrer Lieblings-Beschäftigung, der allgemeinen Verkehrskontrolle? Am besten noch der Chuck Norris vom Verhör mit dabei? Auweia! Dann ist guter Rat teuer. Aber eigentlich auch egal. Gar nicht erst anhalten, gleich im Fahren den Lappen aus dem Fenster schmeißen, kann sofort sichergestellt werden. Zack, da ist das Ding, nehmt hin. Und dann nur noch Vollgas. Ab auf die Bahn, solange der Tank reicht. Nur weg. Weg, weg, weg. Ganz weit weg. Da braucht man dann gar nicht erst groß mit Moral und Ethik anfangen und hinterfragen, ob das denn nun richtig oder falsch ist. Drauf geschissen. Gas, Vollgas, weg. Einfach nur weg. Auf, auf und davon... 156 Brauch` keinen Freund, kein Kokain, brauch` weder Arzt, noch Medizin. Brauch` keine Frauen, nur Vaselin, etwas Nitroglycerin. Ich brauche Geld für Gasolin, explosiv wie Kerosin. Mit viel Oktan und frei von Blei, einen Kraftstoff wie Benzin! (Rammstein) bbb) Heizöl kommt noch krasser Es ist nun ja nicht so, daß ich generell was gegen die Polizei hätte. Nein, nicht doch. Wirklich nicht. Nicht, daß hier noch ein falscher Eindruck entsteht. Ich mag die Polizei. Ehrlich. Die machen auch nur ihren komischen Job und können es nicht besser wissen. Und ganz nebenbei profitiere ich oftmals sogar von der Polizei bzw. von deren NichtAgieren. Beispielsweise halten die mich im Rahmen einer allgemeinen Verkehrkontrolle eigentlich immer an. Keine Ahnung, warum. Ich bin immer dran. Immer! Eine Zeit habe ich ständig die Autos gewechselt, aber die haben mich trotzdem angehalten. Möchte nicht wissen, was dahinter steckt. Eine höhere Macht? Ausgleichende Gerechtigkeit? Oder vielleicht sogar ein Peilsender in meinem Arsch? Es wird dann wahrscheinlich doch der Peilsender sein. Da bin ich mir eigentlich ziemlich sicher. Aber wie? Wahrscheinlich haben die mir damals im Krankenhaus nicht den Blinddarm rausgenommen, sondern stattdessen eine Wanze bzw. diesen ominösen Peilsender reingesteckt. Zack. Ab in den Blinddarm. Also nicht in den Arsch, sondern in den Darm. Auch nicht viel besser. Klar, damals war ich erst neun Jahre alt. Aber daß ich mal ein ganz besonders verkorkstes Subjekt werden würde, stand schon früh fest. So vielleicht im Alter von drei oder vier Jahren. Da wußte man schon, was später einmal Sache ist. Naja, und ich denke, dann hat man noch ein paar Jahre abwarten wollen, ob sich das vielleicht irgendwie irgendwann rauswächst, aber Pustekuchen. Nichts weg, nichts rausgewachsen, wurde alles nur noch schlimmer. 157 So, und beim nächsten Dünnschiß wurde mir dann suggeriert, es wäre der Blinddarm. Uiuiui, der Blinddarm! Wenn der platzt, geht man tot. Auweia! Also ganz schnell unter`s Messer. Aufgeschnippelt, Wanze rein, zack, zugemacht. Alles Routine, schönen Tag noch. So oder ähnlich muß es gelaufen sein. Damit man mich später stets und ständig lokalisieren kann. Man immer gleich weiß, wo ich mich gerade rumtreibe. Voll ätzend, aber echt jetzt. Kann ich ja gleich bei RTL2 in den Asi-Container einziehen. Paar Low-Budget-Matratzen vögeln, scheißegal, weiß ja eh jeder Bescheid. Und ich war die ganzen Jahre so naiv. Aber jetzt nicht mehr! Denn jetzt, wo ich das weiß, hole ich das Ding da bald wieder raus. Garantiert. Ich weiß nur noch nicht, wie. Kein Arzt der Welt will mir helfen. Alle lachen mich aus. Nein, das sei nur ein leichter Schatten auf dem Röntgenbild, keine Sorge. Und überhaupt sei der Blinddarm noch da. Tja, und die Narbe, das könne alles Mögliche sein. Und überhaupt klinge das alles ein wenig schizophren, was ich da so von mir gebe. Na super, schizophren. Was will man dem noch entgegnen?! Ich weiß es nicht mehr. Ich stehe da zugegebenermaßen ein bißchen auf dem Schlauch, im wahrsten Sinne des Wortes. Vielleicht sollte ich mal einen Magneten da unten an den Pansen ranhalten, vielleicht stört der die Funktion von dem Ding. Naja, mittlerweile bin ich ja schon froh und dankbar, daß das Ding keine Schock-Funktion oder sowas hat. Also situationsbedingt leichte bis mittelschwere Stromstöße. Je nach Situation. Oder schlimmer noch, nach Zustand. Beispielsweise an meine Leber oder meine Blut-AlkoholKonzentration gekoppelt. Auweia! Jeder Tropfen über 0,5 Promille gibt einen mittelschweren Stromschlag. Zack. Dann stände ich den ganzen Tag voll unter Strom. Dann wäre ich der 10.000-Volt-Mann. Wie geil! Von weitem schon zu erkennen an Qualm und Funkenflug. Und aus der Nähe an den gekräuselten Haaren, den gelben Augen und dem Geruch von verbranntem Ethanol. Eigentlich ideale Voraussetzungen für einen Profi-Wrestler. Ein gelungener Charakter, also mit dem ganzen Qualm und den Mini-Blitzen und so. Und erfolgreich obendrein. Sobald ich meinen Gegner im Ring zu fassen kriege, fokussiere ich ganz krass und gebe dann punktuell eine komplette elektrische Ladung an den ab. Bzzz!!! Versteht sich wohl von selbst, daß der dann sofort umfällt. Und das war`s dann auch. Eins, zwei, drei. Und aus. Sieger per Pinfall und somit neuer Intercontinental-Champion: The Incredible Elekto-Honk! 158 Wahnsinn! Also wenn ich es mir so recht überlege, hätte ich dann doch ganz gern noch die Schock-Funktion dazu. Endlich Wrestler werden, hurra! Endlich hätte mein ödes Leben einen Sinn. Mal den Arzt anrufen, der damals dieses ominöse Blinddarm-Operation an mir durchgeführt hat. Vielleicht kann man da noch was upgraden. Aber bestimmt will der sich an sowas nicht mehr erinnern. Wahrscheinlich werde ich wieder Drohungen aussprechen müssen. Ihn zwingen, mich upzugraden. Denn so ganz seriös und koscher waren diese Stasi-Allüren ja nun auch wieder nicht. Tut aber hier auch nicht weiter zur Sache. Auf jeden Fall werde ich aufgrund dieser blöden Darm-Wanze stets und ständig von den Grün-Weißen rausgewunken. Da ich das aber mittlerweile weiß, betreibe ich Prophylaxe. Ich bereite mich also ganz penibel darauf vor bzw. richte mein vorangehendes Handeln danach aus. Im konkreten Fall heißt das, daß ich vor Fahrtantritt niemals mehr als vier große Weizenbier trinke. Halbe Liter, keine ganzen. Vier Halbe. Pro Glas macht das dann 0,3 Promille bei mir, also 1,2 Promille bei vier Gläsern. Nun ist es ja nicht so, daß ich die vier Pötte auf einmal aussaufe, sondern schon ca. eine Stunde dazu brauche. Meine Kumpels haben da schon einen schnelleren Zug am Hals, aber ich lasse es mir schmecken. In dieser Stunde hat meine Leber, die ja mittlerweile durch den exzessiven Alkoholkonsum sehr gut trainiert ist (Liver-Pimping), gute 0,2 Promille bereits wieder abgebaut. Das heißt, bei Fahrtantritt habe ich dann aus zwei Litern Weizenbier gerade mal charmante 1,0 Promille intus. Ein ganz hervorragender BlutAlkohol-Wert, insbesondere für Nachtfahrten. Denn von 0,5 bis 1,1 Promille gibt es lediglich 500 Euro Bußgeld, vier Punkte und einen Monat Fahrverbot. Und das ist doch mal ein flottes Angebot, oder?! Die paar Kröten nimmt man doch wohl gern in Kauf, Handgeld, Portokasse. Und einen Monat Fahrverbot, pah, drauf geschissen. Den nimmt man, wenn man das nächste Mal für drei oder vier Wochen in den Urlaub fliegt. Alles in allem bei weitem nicht so verheerend und frustrierend wie die Vorstellung, nüchtern zu bleiben. Der Wiederholungstäter zahlt 1.000 Euro und kriegt drei Monate Fahrverbot. Auch noch akzeptabel. Kann ja jeder für sich selbst entscheiden. Auf jeden Fall auch hier ganz typische und ganz krasse Honk-Anarchie zum eigenen Wohl. 159 Wie auch immer. Dadurch, daß die Grün-Weißen ihr Augenmerk permanent nur noch auf mein Saufverhalten richten, entgeht denen natürlich alles andere. Beispielsweise, daß ich meinen PKW mit Heizöl betanke. Ja, mit wunderbarem Heizöl. Statt Diesel. Habe mir extra einen alten Mercedes 190 D (Baujahr 1984, 450.000 km) als Zweitwagen gekauft. Extrem geile Karre. 78 PS, zieht wie Sau. Von Null auf Hundert in 70 Sekunden. Geile Karre. Habe ich mir zugelegt. Und eine Handpumpe, zwecks Anschluß an den Heizöltank im Keller. Und nun verhält es sich so, daß ich für alle Fahrten über 100 km den Heizöl-190er nehme. Clever, was?! Und unvermeidlich noch dazu. Die steigenden Benzin- und Diesel-Preise haben mich zu diesem Schritt gezwungen. Also auch hier Honk-Anarchie zum eigenen Wohl. Ein ganz tolles Beispiel dafür, ein Paradebeispiel. Alles über 100 km mit dem Heizöl-Trecker. Und für alles darunter bzw. am Wochenende dann die Proll-Schleuder mit 15 Litern SuperPlus auf 100 km. Zweiter ganz wichtiger Aspekt: Niemals besoffen mit dem Heizöl-Trecker. Auf keinen Fall. Man wird eh angehalten, Peilsender. Und Flucht ist unmöglich. Nicht mit 78 PS. Von Null auf Hundert in gut einer Minute. Undenkbar. Und höchst verdächtig. Lieber schön pusten, tröt, Nullkomma-Null, gute Weiterfahrt. So muß es sein. Vielleicht noch ein Cannabis-Test, weil sie den recht würzigen Heizöl-Geruch nicht zuordnen können, und tschüß. Weiter geht`s mit einem ökologisch vorbildlichen Verbrauch von vier Litern Heizöl auf 100 km. Am Wochenende sieht das dann schon etwas anders aus. Da hat man dann gut viermal soviel PS unter`m Arsch, bläst ordentlich SuperPlus durch und kurbelt demzufolge die Wirtschaft an. Nicht nur die Marktwirtschaft, sondern auch die Gastwirtschaft um die Ecke. Denn mit flotten 300 Pferdchen und ohne Heizöl kann man dann auch wieder schön saufen und fahren, na klar. Und im Ernstfall flüchten. Wie im vorangegangenen Kapitel beschrieben. Fenster runter, Lappen raus, Vollgas. Falls die dann tatsächlich so witzig sein wollen, mit ihrem fussel-getunten 180-PS-Passat eine Verfolgung aufzunehmen, na dann viel Spaß. Endet für die Jungs auf alle Fälle nach ein paar Kilometern mit einem frustrierten Einbiegen in den Mc-Drive. Tja, so ist das nunmal im Leben. Selbst Schuld. Wer zu mir nicht rauskommt, wenn ich in Not bin, für den halte ich auch nicht an. 160 Man spricht in solch einem Fall von ausgleichender Honk-Anarchie oder auch didaktischer Honk-Anarchie: Das Nicht-Reagieren des Honk (also seinen Wagen anzuhalten) ist kein Nicht-Reagieren im eigentlichen Sinne, also beispielsweise auf eine direkte vorangehende Aktion (Polizeikontrolle). Oder anders ausgedrückt: Die direkt vorangehende Aktion muß nicht notwendigerweise die auslösende Aktion für das Nicht-Reagieren seitens des Honk gewesen sein. Der Auslöser für das Nicht-Reagieren unseres Honk ist im vorliegenden Fall unstrittig viel weiter in der Vergangenheit anzusiedeln. Besagtes Nicht-Reagieren ist hier nämlich nur noch das Endglied einer mehrstufigen Kausalitätskette. Es darf daher unter keinen Umständen für sich alleinstehend betrachtet oder gar bewertet werden. Vielmehr ist stets der Gesamt-Sachverhalt zu würdigen. Und in diesem Zusammenhang stellt unser Nicht-Reagieren als Endglied zweifelsfrei nur noch die konkludente Folge auf ein in der Vergangenheit manifestiertes Anfangsglied dar, welches mit der eigentlichen Reaktion bzw. Nicht-Reaktion nicht mehr zwangläufig in direkter Relation steht, sondern vielmehr als Auslöser unserer Kausalitätskette zu verstehen ist. Im vorliegenden Fall ist unser Nicht-Anhalten also kein schlichtes Ignorieren einer polizeilichen Anweisung, sondern vielmehr das Resultat bzw. Endglied jener Kausalitätskette, die seitens der Polizei mit deren Nicht-Reagieren auf den gemeldeten Diebstahl bei unserem armen Honk eingeleitet wurde. Ein ganz elementarer Unterschied! Ganz elementar. Und inhaltlich schlüssig-logisch. Das Augenmerk des Honk liegt folglich immer auf dem Gesamtkontext bzw. auf Beurteilung der Gesamtsituation. Und das lautet hier kurz und knapp: Kommst Du nicht raus, halte ich nicht an! Also doppelte Negation, ganz klar. Wem das jetzt zu kontraproduktiv oder gar zu pessimistisch anmutet, der kann das Ganze auch auf einen positiven, jedoch ebenso prägnanten Grundsatz herunterbrechen: Kommst Du raus, halte ich an! 161 Das drückt es etwas ansprechender aus, umschreibt aber denselben Sachverhalt. Hilfst Du mir in der Not, halte ich auch für Dich an. Eine ganz einfach gestrickte, jedoch elementare Grundlagen-Gleichung, die sich auf fast alle denkbaren Bereiche im menschlichen Leben anwenden läßt. Eine Hand wäscht die andere, wie Du mir so ich Dir, Auge um Auge, bla. Das Problem hierbei ist, daß sich viele Menschen aufgrund irriger Annahme diverser Pseudo-Privilegien von dieser Gleichung ausgenommen sehen. Sie sind dem Irrglauben erlegen, daß sie dieser zwingenden Gesetzmäßigkeit nicht unterliegen. Warum auch immer. Meist handelt es sich hierbei um Staatsdiener, die sich dummdreist auf irgendwelche schwachsinnigen Vorschriften berufen wollen, die sie vorher selbst oder zusammen mit anderen Nachtwächtern erstellt haben. Und das widerstrebt selbstverständlich den hohen Moral- und EthikAnsprüchen des Honk. Zum einen an sich selbst, zum anderen aber auch an die Gesellschaft. Und aus diesen Gründen greift hier beispielsweise auch die selbstentwickelte Heizöl-Strategie des Honk. Ganz klarer Fall. Aber mal schön langsam der Reihe nach. Ein Liter Heizöl kostete Anfang Juni 2009 gerade einmal 0,55 Euro. Schlappe 55 Cent also. Nach der dramatischen Kosten-Explosion Mitte 2008 bewegen wir uns jetzt wieder in Richtung eines halbwegs akzeptablen Preisniveaus. Allerdings nur, wenn wir das Heizöl als Kraftfahrzeug-Treibstoff betrachten und auch entsprechend verwenden. Für das Beheizen eines Wohnraumes sind 55 Cent nämlich immer noch unter aller Sau, der Gipfel der Perversität. Absolute Unverschämtheit. Da sollte die Schmerzgrenze irgendwo zwischen 10 und 20 Cent liegen. Aber das soll an dieser Stelle nicht weiter thematisiert werden, weil es eh nichts nützt. Ändert sich eh nichts. Seinen PKW mit Heizöl statt mit Diesel von der Tanke zu betanken, nützt dagegen schon etwas. Das nützt sogar einiges. Denn der Preis für einen Liter Diesel lag im vergleichbaren Zeitraum Anfang Juni 2009 bei 1,10 Euro. Ja hoppla, möchte man da spontan aufschreien, das ist ja fast das Doppelte. Nein, das ist sogar ganz genau das Doppelte. Der doppelte Preis im Vergleich zum Heizöl. Na, was ist denn hier los, wie kann denn das sein?! Die Antwort kennt jeder, also muß sie hier nicht mehr lang und breit und dummdreist polarisierend heruntergebetet werden. Lassen wir der BILD doch bitte ihr Tagesgeschäft. Skandal: Elektriker verhaftet! Wie auch immer. Sex-Tourist erschossen! 162 Um es kurz zu machen: Das eigentliche Produkt (also der Liter Diesel bzw. Heizöl) kostet 45 Cent je Liter. Beim Diesel addieren sich insgesamt 65 Cent an Steuern und Abgaben dazu (Mineralöl-, Öko- und Mehrwertsteuer, sowie eine ominöse Erdölbevorratungsabgabe, na klar). Beim Heizöl sind es dann dagegen lediglich 10 Cent, die sich auch irgendwie ganz toll zusammensetzen. Ist aber auch scheißegal, ist allseits bekannt. Denn die alles entscheidende Kernfrage muß doch hier einzig und allein lauten: Wie gehe ich damit um, daß mir Vater Nachtwächter für ein und dasselbe Produkt mal den einen und mal den anderen (den doppelten) Preis abverlangt?! Akzeptiere ich, daß ich keine Ware im eigentlichen wirtschaftlichen Sinn, sondern vielmehr einen beschissenen Verwendungszweck bezahle?! Das ist doch die Kernfrage, die sich jeder selbst stellen muß. Und die Antwort dürfte wohl auch jedem klar sein: Der ferngesteuerte Standard-Deutsche stellt sich diese Frage gar nicht mehr. Er zahlt lieber. Er zahlt lieber den Mehrpreis. Er zahlt und zahlt und zahlt. Und jammert und jammert und jammert im Gegenzug darüber. Nicht, weil er irgendetwas ändern möchte oder weil ihn der doppelt so teure Dieselpreis besonders hart träfe. Nein, das ist völlig sekundär, falls überhaupt gegeben. Nein, der Standard-Deutsche ist so endgeil auf Jammern und Klagen programmiert, daß er des Jammerns und Klagens wegen jammert und klagt. Total krass abgefahren. Der braucht das. Wie die Luft zum Atmen. Elementare Lebensgrundlage! Ohne Jammern und Klagen ist das Leben nicht mehr lebenswert. Also morgens gleich eine geile BILD an der Tanke ziehen und dabei dann über den verfickten Dieselpreis jaulen oder wahlweise auch über die allerneuste, brandheiße Schlagzeile in der BILD, wenn diese mal wieder besonders pikierend anmutet. Völlig egal. So beginnt der Tag. So muß er beginnen. Schönen guten Morgen. Hauptsache ist, daß gleich gejault wird. Und für diese Jaulerei zahlt unser Ferngesteuerter gern den doppelten Preis beim Diesel. Ohne Sinn und Verstand erkauft er sich mit 65 Cent Mehrkosten je Liter die Freiheit, nach Lust und Laune eben genau darüber jammern und heulen zu können. Ohne daß sich irgendwas jemals ändert oder sich irgendein Schwein für seine Heulerei interessiert. Ist das mal geil?! Das ist geil, geil, sehr geil. Das ist endgeil. Endgeil ferngesteuert. 163 Damit erzähle ich natürlich nichts Neues. Das haben die Medien schon vor Jahren erkannt. Daß es dem Standard-Ferngesteuerten zunehmend an Lebensinhalt fehlt. Dazu später mehr, damit könnte man ein eigenes Buch füllen. Und da es ausgesprochen schwierig ist, Millionen Menschen einen fehlenden Lebensinhalt zurückzugeben, ersetzen die Medien diesen kurzerhand. Mit Scheiße. Ja, ganz richtig, mit Scheiße. Mit Scheiße, Kacke, Kot. Scheiße für die Standard-Birne des StandardFerngesteuerten. Das geht schnell, ist einfach gemacht und wird gut angenommen. Und ruckzuck ist man von der Tristesse des eigenen Lebens abgelenkt und kann über irgendeinen anderen banalen Scheißdreck meckern. Beispielsweise über irgendeine brandheiße Story aus den hiesigen Klatsch-Medien. Wenn das nichts ist?! Das ist doch was. Funktioniert bestens. Radikale Akzeptanz des eigenen, öden Scheiß-Lebens. Durch Superkompensation. Ganz toll. Beziehungsweise vielmehr durch Ausweichen. Ausweichen vom eigenen Scheiß-Leben auf das Scheiß-Leben anderer. Oder auf grenzwertig beschissenbescheuerte Sachverhalte, wie den oben beschrieben Diesel-HeizölKonflikt, unfaßbar. Es dürfte wohl jedem klar sein, daß das ganz krasses, ganz radikales Fremdopfer-Verhalten ist. Kompensation! Superkompensation! Kompensation ist immer falsch, Kompensation ist Scheiße. Kompensation verdrängt Mißstände. Kompensation setzt nicht an der Wurzel des Übels an. Kompensation löst das Problem nicht. Das eigene Leben bleibt Scheiße. Auch wenn es anderen noch beschissener geht. Nützt meinem eigenen Leben subjektiv betrachtet rein gar nichts. Macht mein Leben nicht besser, auch wenn ich mir das gern einreden möchte. Ebenso wenig wie die permanente Heulerei und Klagerei. Macht auch keinen Sinn. Ohne Sinn und Verstand. Reines FremdopferFluchtverhalten. Eine völlig inakzeptable Option für jeden Honk. Der Honk befaßt sich erst gar nicht mit solch belastenden Sachverhalten wie der Diesel-Heizöl-Thematik. Der Honk reagiert direkt auf das Grundproblem. Und in diesem Fall bedeutet das, daß der Honk zwei unterschiedliche Preise für ein und dasselbe Produkt nicht akzeptiert. Nicht akzeptieren kann. Ohne Wenn und Aber, ohne große Debatte, keine Kinkerlitzchen. Kurz: Der Honk kauft Heizöl. Und nur Heizöl. Das war`s. So einfach ist das. Heizöl für schlanke 55 Cent, für Auto und Heizung. Schont Porte und Nerven. Stößchen. 164 Ist das jetzt smart oder was?! Das ist doch mal ganz großes Tennis. Klar werden jetzt diejenigen, denen die Eier zu solch einer smarten Aktion fehlen, wieder maulen und jaulen und jaulen und maulen. Unter Umständen sogar den Honk verunglimpfen. Oder insgesamt dem durchweg positiv zu bewertenden Heizöl-Sachverhalt eine negative Note anlasten wollen. Irgendwas Negatives wird es auf alle Fälle sein. Und das ist auch gut so, so muß es ja auch sein. Denn deswegen sind diejenigen, die maulen und jaulen, ja auch die armen Fremdopfer, und der Honk ist der Honk. Astrein, zack, Stößchen. Aber zurück in medias res: Wenn man also beispielsweise 30.000 km pro Jahr mit dem guten 190er zurücklegt, macht das bei vier Litern Durchschnittsverbrauch auf 100 km insgesamt 1.200 Liter Heizöl pro Jahr. Die Gesamtkosten für Treibstoff belaufen sich demnach auf 660 Euro jährlich. Betankt man seinen PKW mit Diesel von der Tankstelle, sind es 1.320 Euro jährlich, also 660 Euro mehr. Und da kann sich jetzt jeder selbst an fünf Fingern abzählen und überlegen, ob er diesen Mehrbetrag für nichts gerne leisten möchte, um sich sein Grundrecht auf Heulerei zu erkaufen und seinen Fremdopfer-Status zu festigen. Oder ob er lieber aus der Rolle des stets passiven Fremdopfers heraustritt und zum Heizöl-Honk wird. Ja, genau, zum Heizöl-Honk. Und gemäß bester Honk-Anarchie zum eigenen Wohl mal eine ganz flotte Fahrt mit Heizöl hinlegt. Muß ja erstmal gar nicht weit sein. Muß ja nicht gleich von Hamburg nach Barcelona gehen. Bißchen Landstraße und Nebenstrecke am Anfang, erstmal ein wenig Ruhe reinkriegen, bißchen Routine bekommen. Langsam angehen lassen. Kann ja jetzt jeder für sich selbst entscheiden, alles geht, nichts muß. Keiner wird zu irgendwas gezwungen. In Honkland kann jeder machen, was er will. Wenn doch alles im Leben so einfach wäre. Ist es aber leider nicht. Rein juristisch spricht man in solchen Fällen dann nämlich nicht von Honk-Anarchie zum eigenen Wohl, sondern von Heizölverdieselung. Heizölverdieselung klingt erstmal total abgefahren, beschreibt aber genau denselben beknackten Sachverhalt. Konkret ausgedrückt handelt es sich hierbei also um nichts anderes als um eine Steuerhinterziehung nach § 370 Abgabenordnung in Verbindung mit § 21 Energiesteuergesetz. Nur für den Fall, daß das irgendwen hier interessiert, was ich aber nicht glaube. Egal. 165 Das Hauptzollamt Krefeld hat in seiner Veröffentlichung Anfang 2007 sehr treffend -zugleich aber auch mit leicht kritischen Untertönen- zu dem Delikt der Heizölverdieselung Stellung bezogen: Heizölverdieselung ist kein harmloses Delikt, sondern handfeste Steuerhinterziehung. Pro Liter mißbräuchlich verwendetem Heizöl wird Energiesteuer in Höhe von rund 48 Cent hinterzogen... Man könnte es ganz einfach so formulieren: Mit Heizöl darf man heizen, sonst nichts... Dieselkraftstoff hat eine gelbe Färbung. Heizöl hingegen ist rot eingefärbt und beinhaltet die versteckten Markierstoffe "Furfurol" oder "solvent yellow". Beide Markierstoffe sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen, können aber mit wenig Aufwand bei einer Kontrolle vor Ort sichtbar gemacht werden. Dazu wird über einen Schlauch mit einer Handpumpe eine geringe Menge Kraftstoff in ein Schauglas gepumpt. Dann wird in ein Teströhrchen eine kleine Menge Kraftstoff gefüllt und mit dem Testreagenz vermischt. Befindet sich in der getesteten Kraftstoffprobe einer der Markierstoffe, wird dies durch eine zusätzliche, starke Rotfärbung im Bodensatz des Röhrchens angezeigt... Die vorsätzliche zweckwidrige Verwendung von gekennzeichnetem Kraftstoff stellt eine Straftat wegen Steuerhinterziehung dar. Na spitze, jetzt ist man natürlich viel schlauer als vorher. Jetzt ist man sogar ganz besonders schlau. Denn jetzt weiß man: Es ist verboten, man kann es nachweisen, und dann kriegt man Ärger. Aha. Das hat aber auch so gar keiner gewußt. Wieder eine halbe Seite mit sinnlosem Quatsch gefüllt, den a) jeder Idiot weiß und b) kein Schwein interessiert. Ätzend, voll ätzend. Mal eine konkrete Ansage, was der Spaß kostet, wäre nicht schlecht gewesen. Oder wie sie den exakten Verbrauch für eine Steuernachzahlung ermitteln wollen. Wahrscheinlich wird man geschätzt. Oder die Jungs vom Zoll rechnen gleich mal schön den kompletten Tacho ab, 400.000 km, abfeier! Keine Ahnung. Angaben über eventuell anfallende Kosten und Bußgelder wären mal ganz nett gewesen. Ich kann darüber nämlich nicht viel sagen, weil es bei mir in den acht Jahren, die ich mittlerweile mit Heizöl fahre, noch nicht aufgefallen ist. Von bekannten Honks, die entsprechend verfahren, erhalte ich eine ähnliche Resonanz: Nein, keine Ahnung, was das kostet, wurde noch nie erwischt. Die Kosten liegen also weitestgehend im Dunkeln, und meinetwegen können sie da aber auch bleiben. 166 Und insoweit könnte man also auch relativ keck und folgerichtig davon ausgehen, daß man als landläufige Privatperson, die ihr Kraftfahrzeug sinnvollerweise mit Heizöl betreibt, weitestgehend unbemerkt bleibt. Wenn man es nicht gleich wieder übertreibt. Man muß es ja nicht unbedingt drauf anlegen und andauernd mit der Karre über die Grenze fahren, am besten noch nach Holland. Geht es eben mal mit der Bahn in Urlaub. Mit der schönen Deutschen Eisenbahn, mit dem schönen Familienticket. Oder mit dem Flieger. Mal das ganze Pack ab in Flieger, zack, schön ab in Flieger, schön nach Malle. Kommt man eh nicht mit dem Auto hin. Sieht man mal was von der Welt, sieht man auch mal was von oben. Kann man alles machen, macht alles Sinn. Nur bitte vorsichtig mit dem Heizöl-Flitzer und Grenzübergängen. Keine Faxen mit dem Zoll! Das muß klar sein. Und wenn man doch eines Tages dabei erwischt wird?! Na dann hat man eben mal Pech gehabt, so einfach ist das. No risk, no fun. Lieber vorbestraft wegen Steuerhinterziehung, als lebenslang Fremdopfer. So sieht das nunmal aus, Stößchen! Das gibt dann eben mal eine charmante Steuernachzahlung für die geschätzte Menge, die man an Heizöl verballert hat, zuzüglich Bußgeld. Da geht man nicht von tot. Auch nicht in Knast. Honk-Anarchie ist zwar krass, aber nicht lebensmüde. Und aktenkundiger Steuerhinterzieher klingt so übel auch wieder nicht. Klingt eigentlich ziemlich cool. Denn Moral und Ethik verbieten es dem Honk im konkreten Fall schlichtweg, Diesel-Kraftstoffe zu tanken. Er kann es nicht tun. Niemals. Selbst wenn er wollte. Denn logischerweise hat unser Honk auch einen sehr strengen Anspruch an die Zahlungsmoral. Insbesondere an seine eigene, höchstpersönliche Zahlungsmoral. Und sinnvollerweise lautet diese: Rechnungen werden bezahlt, Bullshit nicht. Stößchen. 167 Also ich arbeite rund um die Uhr. Und ich wünsche, niemals unterbrochen zu werden, klar?! Auch nicht, wenn es brennt. Nicht mal, wenn Sie aus meiner Wohnung einen dumpfen Schlag hören und eine Woche später ein Geruch von da drinnen kommt, der nur von einer verwesenden, menschlichen Leiche kommen kann. Und man sich ein Taschentuch vor`s Gesicht halten muß, weil der Gestank so ekelhaft ist, daß man meint, man kippt gleich um. Selbst dann haben Sie hier keinesfalls zu klopfen. Oder wenn Wahlnacht ist und Sie aufgeregt sind und feiern wollen, weil irgendeine Fummeltrine, mit der Sie was haben, zum ersten schwulen Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden ist. Und er Sie persönlich eingeladen hat nach Camp David. Und Sie das Bedürfnis haben, Ihr Glück mit jemandem zu teilen. Selbst dann: Klopfen Sie nicht! Nicht an diese Tür. Egal. Egal was auch passiert. Hast du mich verstanden, Schätzchen?! (Melvin Udall) ccc) Und was sagen die Nachbarn? Einen ganz klaren Sonderfall bildet der anarchistische Beitrag des Honk zur Erhaltung bestmöglicher Nachbarschaft. Das ist so eine Art Mischform von Honk-Anarchie zum Eigenwohl und Honk-Anarchie zum Gemeinwohl, dürfte klar sein. Ab und zu sehe ich mir den einen oder anderen Bericht im Aso-TV an. Beispielsweise schalte ich immer dann besonders gern ein, wenn es eine Reportage zum Thema Nachbarschaftsstreit gibt. Oder vielmehr Nachbarschaftskrieg. Da wird ja richtig scharf geschossen. Mit ganz harten Bandagen wird da gekämpft. Sowas sehe ich mir sehr gern an. Aber auch nur, um mich dabei pausenlos kopfschüttelnd selbst laut fragen zu können, wie abgrundtief dämlich manche Leute denn noch werden können. Heftig. Nachbarschaftsstreit zeigt Dir stets neue Grenzen schwerstmöglicher Imbezillität auf. Du denkst, Du hast alles gesehen, und dann das. 168 Was kommt noch?! Möchte man laut aufschreien. Was kommt noch?! Aber man tut es nicht. Man schreit nicht. Ist auch besser so. Weil die Grenzen der Debilität nämlich beinahe täglich neu ausgelotet werden. Man wäre nur noch am Schreien, den ganzen Tag lang. Am Ende würde man noch heiser, denn kein Kehlkopf kann sowas auf Dauer aushalten. Also läßt man die Quäkerei lieber bleiben und schaltet auf cerebralen Durchzug. Ist die beste Lösung, ändert ja doch nichts. Was noch kommt, kann hier mal ganz kurz und knapp und off-topic erörtert werden. Noch bevor wir auf unsere Nachbarschaftsthematik eingehen. Und auch nur deshalb, weil ich fast sterben mußte. Ja, sehr richtig, ich hätte fast totgehen müssen. Zack, aus, vorbei. Denn der Wahnsinn nahm wieder einmal Gestalt an. Wie so oft. Die nächste Runde Gehirnamputation im Aso-TV wurde eingeläutet. Und mich hat es völlig unvorbereitet erwischt: Ich war nüchtern! Ganz, ganz nüchtern. 0,0 Promille! Auweia! Fast wäre ich abgenibbelt, fast hätte es mich bzw. mein armes, kleines, geschundenes Hirn zerschossen. Denn damit haben sie im Aso-TV mal wieder den sprichwörtlichen Vogel abgeschossen. Keine Ahnung, wann die Scheiße lief, irgendwann Sommer 2009 oder so. Egal. Hier, zack: 20.15 Uhr, RTL, Erwachsen auf Probe. O-Ton TV Digital: 8-tlg. Reihe, Dtl. 09. Ein einmaliges Experiment: Vier Teenagerpärchen mit Kinderwunsch testen das „wahre“ Leben. In einem vierwöchigen Crashkurs können die Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren beweisen, ob sie reif sind für den härtesten Job der Welt: Verantwortung tragen für ein Baby. Dazu bezieht jedes Paar ein eigenes Haus und organisiert zunächst einmal den Familienalltag, rund um die Uhr beobachtet von Kameras. Expertin und Moderatorin: Dr. Katja Kessler. Na, ist das mal ein sehr sinnvolles Experiment?! Aber hallo! Und wie! Ein unglaublich spannendes, authentisch-seriöses und überhaupt nicht hanebüchenes Experiment. Hut ab, Stößchen! Überhaupt ist die ganze Konstellation, die uns unser geliebtes Aso-TV hier in seiner schier unendlichen Vielfalt mal wieder serviert, schlichtweg genial. Geradezu monumental. Epochal. Mir fehlen ganz einfach die Worte. 169 Denn bei diesem neuen TV-Format stimmt einfach alles. Von der brisanten Thematik bis hin zu den kongenialen Protagonisten bzw. vielmehr geistigen Statuten. Gekrönt von einer besonders smarten, impertinent souveränen und sogar promovierten Moderatorin, die zugleich auch die Expertin darstellt. Ist das zu fassen?! Frau Dr. Katja Kessler. Amazing. Selten hat man so eine multi-taskend-promovierte Moderations-Expertin gesehen. Also Doktorin, Moderatorin und Expertin in einer Person. In einer Person! Wie amazing ist das denn nun wieder?! Und das war mir bislang auch völlig entgangen. Ich dachte immer, Frau Dr. Kessler sei C-Promi-Klatschtante und BILD-Tippse. Nun gut, so kann man sich täuschen, ich ziehe meinen Hut. Jedenfalls ist unsere moderierende Expertin promoviert. Exciting. Doktor-Titel in Zahnmedizin. In Zahnmedizin! Das muß man sich jetzt mal vorstellen. Zahnmedizin. Also wenn überhaupt einer so ein endgeiles neues Format moderieren kann, dann ja wohl ein Zahnarzt, abfeier! Wer denn wohl sonst?! Kann dann auch gleich mal bei den ganzen Asis, die da mit den Kindern rumhampeln, ins Maul gucken. Dann hätte die ganze Scheiße wenigstens einen gewissen Sinn. Denn wie jeder weiß, nimmt es die ein oder andere kleine Zahnfee aus dem entsprechenden Milieu nicht ganz so genau mit Zahnpflege und Mundhygiene. Bah. Früher oder später muß da dann mal ein Zahnarzt aktiv werden, aber radikal aktiv. Maul auf, die schwarzen Stumpen da ab und paar Kronen drauf, zack, geht doch. Aber mal dahingestellt. Frau Kessler ist also mindestens so geil, wie das ganze Format eh schon ist. Mindestens. Wenn nicht noch eine Spur geiler. Und das völlig ohne Overselling, alles ganz natürlich. Erst Zahnmedizin, dann Klatschtante, dann BILD-Chef heiraten. Und jetzt auch noch das geilste TV-Format auf der ganzen Welt. Glückwunsch. Und Stößchen, auf jeden Fall Stößchen. Was kommt noch?! Geht es denn nicht noch ein bißchen skurriler? Bibo aus der Sesamstraße -voll besoffen und auf Crackschlägt Brad Pitt zusammen, heiratet Angelina Jolie und gewinnt anschließend das Wimbledon-Finale 2012 in Afghanistan gegen Hulk Hogan?! Gut möglich. Ziemlich wahrscheinlich sogar. Fragen sich manche Leute in einer ruhigen Stunde eigentlich nicht irgendwann mal selbst, ob das eigene Leben eventuell irgendwie etwas komisch geraten sein könnte?! Scheinbar nicht. 170 Egal. Auf jeden Fall also alles total geil. Geil, geil, geil. Sehr geil, obergeil, endgeil. Schade nur, daß die ganze Teenager-KinderwunschThematik für mich knapp 20 Jahre zu spät kommt. Ich bin heute 35 Jahre alt, und natürlich hatte auch ich damals eigene Kinderwünsche. Das ging bei mir los, als ich so 14, vielleicht 15 Jahre alt war. Genau wie die meisten meiner Altergenossen. Bei den Frühreifen so mit 12, bei den Spätzündern erst mit 17. Aber eines vereinte uns in dieser schönen Jugendzeit: Kaum ging es los mit der Fickerei, schon wollten wir alle selbst ein Blag in die Welt setzen. Na klar, was denn sonst?! Wenn jemand für ein Kind sorgen kann, dann doch wohl ein Teenager. Geistig voll ausgereift, finanziell unabhängig und mit einer Lebenserfahrung gesegnet, daß einem die Haare zu Berge stehen. Auf der anderen Seite muß man fairerweise entgegnen, daß die Protagonistinnen und Protagonisten dieser endgeilen Sendung wohl eh nie mit einer nennenswerten geistigen Reife gesegnet sein werden. Siemens-Aufsichtsrat wird wohl für die meisten eher ein Traum bleiben. Von daher ist es eigentlich scheißegal, ob sie mit 14 oder mit 40 ihre fünf bis zehn Kinder in die Welt schießen. Und finanzielle Unabhängigkeit sollte eigentlich auch das kleinste Problem sein. Sponsored by Peter Hartz, Onkel Peter, na klar, was denn sonst?! Onkel Peter hat`s bisher ermöglicht, und mit fünf bis zehn Blagen wird Onkel Peter das auch zukünftig ausreichend sponsoren. So soll es sein, so muß es sein, Stößchen. Ein Stößchen auf Onkel Peter! Ich kann mich noch an mein erstes Mal erinnern, als wäre es gestern gewesen. Ich war 14, meine Süße auch, und Mann, war die heiß! Heiliger Bimbam! Inklusive Vorspiel dauerte der Spaß vielleicht drei Minuten, was dann wohl größtenteils an mir gelegen haben dürfte. Okay, es lag nur an mir. Was mir damals jedoch viel schlimmer als mein frühes Ejakulieren auf der Seele brannte, war die Gewißheit, daß ich mein ganzes Pulver ins Leere verschossen hatte. Zack. Puff. Beziehungsweise in ein Kondom. Das machte mir zu schaffen. Denn schließlich motivierte mich außer einem eindringlichen Kinderwunsch ansonsten absolut rein gar nichts zum Vögeln. Überhaupt nichts. Was denn wohl auch?! Die 30 Sekunden Rein-Raus-Spielchen machten mich eher nachdenklich, ob das denn schon alles gewesen sein könne. Sogar verstimmt, ja depressiv, nachdem meine Süße mir damals dann 171 irgendwann offenbarte, daß sie einen Neuen kennengelernt habe, der nicht nur fünf Jahre älter sei, sondern es ferner viel länger und ansonsten auch eh viel besser könne als ich. Das war vielleicht mal eine Überraschung. Mein lieber Mann. Man könnte ohne Übertreibung sagen, daß ich damals fast aus allen Wolken gefallen wäre. Da wäre es fast aus gewesen mit meinem Kinderwunsch. Aber auch nur fast. Denn so sieht`s nunmal aus. Ein eigenes Kind. Das Grundbedürfnis jedes Sozi-Teenies mit gravierender eigen-familiär geprägter und sozialbedingter Verhaltenstörung. Was liegt da näher? Nichts! Und deshalb sinnvollerweise ein eigenes Kind, herzlichen Glückwunsch. Keine Perspektive, keine Maloche, nichts in der hohlen Birne, also eigenes Kind. Die einzig logische Konsequenz. Drängt sich ja geradezu auf. Onkel Peter macht das schon. Peterchen! Wie immer. Und den Rest steuern die vom Aso-TV bei, man kennt sich ja. Denn da bei unseren frühreifen Vorzeige-Teenies wie bei allen Vollidioten chronischer Geldmangel angesagt ist, verkauft man den horrenden geistigen Dünnschiß für schätzungsweise 5.000 Euro ans Aso-TV, welches im konkreten Fall mit RTL einen der denkbar dankbarsten Kunden darstellt. Na klar, eine Hand wäscht die andere, geht doch. Was mich in diesem Fall so ein klein wenig verdutzt (aber auch nicht wirklich weiter wundert), ist der Umstand, daß man doch tatsächlich Eltern echter Babys gefunden hat, die für ein bißchen Kohle eben diese eigenen Baby hergeben, damit die Asi-Teenies im Aso-TV damit rumfummeln können. Hallo? Geht`s noch? Was seid Ihr den für Spacken?! Unfaßbar. Für einen geistig halbwegs normal situierten Menschen unvorstellbar. Undenkbar. Aber im Aso-TV nicht. Aso-TV macht`s möglich. Asis spielen mit Kindern anderer Asis im Aso-TV. Phantastisch. Man möchte laut auflachen, wenn es nicht so erbärmlich wäre. Zusammenfassend können wir also festhalten, daß sich unser Lieblings-Sender RTL mal wieder quer durch die Bank allerlei bunte Vorzeige-Asis zusammengekauft hat, um deren exorbitante geistige Unzulänglichkeiten unter Exhibitionieren wehrloser Babys anderer Vorzeige-Asis an ein Vollidioten-Publikum zu verkaufen. Also Business as usual, recht schönen Dank auch. Eine Mischung aus Frauentausch und Super-Nanny, genau das Richtige für das niveauverwöhnte RTL-Hauspublikum. Abfeier, Stößchen! 172 Ohne Worte. Echt ohne Worte. Und vor allen Dingen auch eine total geile Perspektive für die Kinder. Geiler geht nicht mehr. Da können ja nur Atomphysiker und Nobelpreisträger draus werden. Jedenfalls bei diesen Eltern. Apropos Eltern, was erzählen solche Eltern ihren Kindern später einmal? Wenn sie dieses äußerst sinnvolle Experiment bestanden haben und nun munter und kompromißlos drauflos jucken können? Und das Kind dann irgendwann alt genug ist, um es vor die Glotze zu setzen? Da guck` ma in Fernseh, Calvin-Melvin, guck` ma schön da in Fernseh da, da ist Mama und Papa und mit ein anderes Kind, guck` mal in Fernseh da! Irgendwas in der Richtung wird es sein. Denn mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ist davon auszugehen, daß die eh nicht wissen, was sie da überhaupt tun. Wissen die ja sonst auch nicht. Die freuen sich, daß sie ein bißchen Kohle für Kippen kriegen und in der Asi-Glotze zu sehen sind, schön im Spacken-Programm im Aso-TV. Und das ist auch gut und richtig und wichtig so, denn so muß es ja auch sein. Alles in allem also ein äußerst runde Sache, der neueste Geniestreich von RTL. Danke. Stößchen. Natürlich existieren zuhauf weitere Formate, bei denen man sich ständig fragen muß, wie bescheuert die Zielgruppe derer, die sich diesen Dünnschiß tagtäglich freiwillig reinzieht, eigentlich sein kann. So wurde beispielsweise gegen Mitte 2009 auf PRO7 ein Format ausgestrahlt, in welchem sie einen Kerl für die geisteskranke Tochter von Ralph Siegel suchten. Ja, ganz genau, einen Pseudo-Stecher für die hohle Nuß, Julia oder Giulia Siegel, Giulia in Love, was weiß ich. Ein entsprechendes Klapsmühlen-Casting wurde das dann auch. Kein normaler Mann will so eine freiwillig, jetzt echt nicht. Normale Männer hängen sich bei so einer Krähe ein Kreuz um und schmieren sich mit Knoblauch ein. Und sperren die Olle bei Vollmond in die Besenkammer oder wieder ab in Dschungel. Aber sowas?! Für normale Menschen nicht nachzuvollziehen. Oder hier, auch sehr geil: Auf VOX werden Friseure gecastet. Friseure! Phantastisch. Was kommt als nächstes? BesoffenenCasting? Wer die höchste Promillezahl erreicht und nicht stirbt, bekommt einen Job als Lagerist bei Bacardi in Hamburg. Wäre nicht schlecht. Oder Junkie-Casting? Wer den fettesten Kopf rauchen kann, kriegt eine Praktikantenstelle beim Zoll in Holland. Auch ganz gut. Wobei mittlerweile völlig egal ist, was gecastet wird. Hauptsache, es wird überhaupt gecastet. 173 Oder hier, Mission Hollywood, war auch toll: Til Schweiger hat irgendeine Hupfdohle gesucht, die dann der nächste große Star in Hollywood werden sollte. Aber natürlich, was denn sonst?! Denn wenn irgendwo Filmstars produziert werden, dann ja wohl hier in Deutschland. In einer deutschen Castingshow, na klar, wo denn wohl sonst?! Man denke da nur an Al Pacino, Jack Nicholson, Robert DeNiro, Tom Hanks. Oder bei den Damen. An Julia Roberts, Michelle Pfeiffer, Cameron Diaz und wie sie nicht alle heißen. Sie alle haben eines gemeinsam: Ohne Teilnahme an irgendeiner banal-beschissenen Castingshow wären sie heute alle nicht da, wo sie sind. Stößchen! Noch irgendjemand ungecastet hier? Was? Gibt`s doch nicht. Kein passendes Casting-Format gefunden? Das kann ja wohl nicht wahr sein?! Kannst nicht singen, tanzen, frisieren, rülpsen, furzen? Na dann kreieren wir ein neues Format! Deutschland sucht Germany`s next fieseste Hackfresse mit den schlechtesten Zähnen oder sowas. Ach nee, Shit, gab es ja schon. Hieß Extrem schön! Mein neues Leben oder so ähnlich und lief -na klar- auf RTL2. Selbstverständlich auf RTL2. Denn nur deren Zielpublikum kann man glaubhaft suggerieren, daß man mit ein paar Fettabsaugungen, Nasen-OPs, Plastik-Fingernägeln und mehreren Pfund Make-up einen Glöckner von Notre-Dame in eine Jennifer Lopez verwandeln kann. Geht alles, alles machbar, alles möglich. Insbesondere bei RTL2, bei denen geht einiges. Und solange irgendwo irgendeine Scheiß-Jury zusammengewürfelt werden kann, die sich impertinent-obergeil wichtig findet, während sie die banalste Scheiße auf der ganzen Welt zusammensülzt, wird der Wahnsinn eh nicht enden. Nicht enden können. Also was soll`s?! Ist vielleicht sogar ganz gut so. Der Wahnsinn darf nämlich gar nicht enden. Viele C- bis F-Promis wären sonst nämlich schlagartig arbeitslos, weil sie in keiner Jury mehr sitzen könnten. Auweia. Millionen Teenies müßten mit dem Saufen anfangen oder sogar mal ein Buch lesen. Undenkbar. Und Kate Hall hätte sich nicht vom dicken Detlef schwängern lassen müssen, damit sie bei Popstars ihr selten dummes Maul aufmachen darf. Ich leg` mich ab. Also bitte alle weitermachen wie bisher, Ihr seid total geil, ich liebe Euch alle. Wenn ich groß bin, will ich auch mal Jury werden, abfeier. Stößchen. 174 Insoweit bin ich eigentlich nur ein bißchen neidisch. Weil ich noch nicht groß genug bin, um in einer Jury zu sitzen. Bin ich ein bißchen neidisch. Und auch, weil ich selbst noch nie gecastet wurde. Dabei würde ich so gern mal. Echt jetzt. Nur habe ich noch kein zu meiner Persönlichkeit passendes Casting-Format gefunden. Nichts gefunden bisher. Schade eigentlich. Aber es muß doch irgendein possierliches, kleines KuschelFormat geben, das für mich und meine Fähigkeiten geeignet wäre. Ich möchte doch nur nicht länger ungecastet nur so vor mich hinleben. Hat denn keiner was für mich im Programm?! Hah?! Das Besoffenen-Casting habe ich ja schon probiert. Aber da war für mich nichts zu holen. Absolut nichts. Da bin ich nicht einmal in die Vorrunde gekommen, zum Heulen. Bei 2,2 Promille war bei mir nämlich Licht aus, Schicht im Schacht. Nicht den Hauch einer Chance gegen die ganzen krassen 12- bis 15-jährigen mit ihren gepimpten Hochleistungs-Lebern. Ab 3,0 Promille wäre man da erst in die Vorrunde gekommen, und das schaffe ich nicht. Da kann ich nicht mehr mithalten. Und dann muß man eben auch mal so fair und ehrlich zu sich selbst sein und aufstecken. Und den Kids einfach nur Tribut zollen für ihre Ausnahme-Leistungen. Hut ab! Stößchen. War also nichts mit dem Besoffenen-Casting. Schade. Ansonsten habe ich nichts weiter gefunden. Bin kein Friseur, kein Praktikant, auch kein Klepto- oder Pyromane. Kann nicht singen, nicht kellnern, nicht im Takt rülpsen oder furzen. Und für das Model-Business bin ich leider zu alt, sehr schade, wäre sonst was geworden. Bin leider auch kein unterbelichteter, psychisch-physisch leicht bis mittelschwer benachteiligter Teenager, sonst hätte ich mich bei U20 Deutschland ihm seine Teenies bewerben können. Also auch nicht. Aber was kann ich denn noch tun, was soll ich denn bloß machen?! Man müßte ein Format erfinden, an welchem ich dann auch mit guten Chancen auf einen Finalplatz teilnehmen könnte. Da würde ich mich so drüber freuen. Einmal Finale, ein Traum! Hurra! Vielleicht Deutschland sucht Germany`s next krassesten Typen. Das wäre doch mal was. Da würden dann solche Typen gecastet, die die krassesten, tollkühnsten, waghalsigsten und abenteuerlichsten Aktionen bringen. Och ja, das wäre was, das könnte ich mir vorstellen. Und da fallen mir spontan auch schon zwei, drei Aktionen ein, die ich bringen könnte. 175 Allen voran das Fliegende Fahrrad. Ach ja, das gute alte Fliegende Fahrrad, das Flying Bike. Das hat bisher noch jeden vom Hocker gerissen, das ist zweifelsohne ein Garant für gute Laune. Und noch dazu kinderleicht durchzuführen. Grundlage ist -wie könnte es anders seinAlkohol. Man tankt also zunächst auf ein submaximales Level auf, je nach Verfassung. Das ist extrem wichtig, ja geradezu elementar. Weil man ansonsten nämlich den Mut für die nun folgende Verfahrensweise nur schwer oder gar nicht aufbringen kann. Mit Alk zieht man es einfach konsequenter durch, wie so oft im Leben. Als nächstes nimmt man einen gewöhnlichen, handelsüblichen LSD-Trip (Miraculix 200 oder vergleichbar) und halbiert diesen. Die eine Hälfte schluckt man sofort, die andere Hälfte halbiert man abermals und erhält somit zwei Viertel. Davon dann das ein Viertel ins rechte Auge, das andere ins linke Auge, Kontaktlinsen-Träger sind hierbei klar im Vorteil. Tja, und dann ab. Los. Ganz schnell los. Auf, auf und davon. Rauf auf`s Fahrrad, und im Eiltempo zum nächstgelegenen Autobahn-Zubringer geradelt. Wie der Wind. Denn bevor der LSD-Trip klingelt, sollten wir da sein. Weil wir ansonsten mit hoher Wahrscheinlichkeit nie dort ankommen werden. Idealerweise fängt es gerade genau dann an zu knistern, wenn wir am Zubringer angekommen sind. Der Rest ist eigentlich Formsache. Rauf mit dem Fahrrad auf die Bahn. Ja, ganz richtig, auf die Autobahn. Nicht Standstreifen oder so, sondern Mittelspur. Mal eben so richtig schön Mittelspur! Ach ja, und natürlich entgegen der Fahrtrichtung, sollte auch klar sein. Denn das macht Laune, insbesondere nachts. Schön nachts mittig die A7 Hannover Richtung Kassel runter. Das kommt gut. Immer schön radeln. Oder vielmehr gleiten. Fliegen. LSD macht`s möglich. Das Fliegende Fahrrad eben. Simpel und effektiv. Ein Publikumsmagnet, wie er im Buche steht. Im Strafgesetzbuch. Egal. Erfahrene Akteure können das Fliegende Fahrrad beliebig erweitern bzw. verfeinern. Insbesondere durch ein extravagantes Outfit. Eine grobe Schweißer-Brille sollte stets dabei sein. Sie bereichert das gesamte Outfit und wird durch die nach kurzer Zeit eintretende, schier unendliche LSD-Farbenvielfalt sowieso vonnöten sein. Ein sehr sinnvolles Gadget also. Grubenhelm mit Laterne kommt auch immer gut. Hat man gleich die Fahrbahn ausgeleuchtet, falls man nachts unterwegs ist. Biker Boots, LatexShorts, Pelzmantel und Lunten-Muskete erledigen den Rest. 176 Ist das mal ein geiler Auftritt?! Ein geiler Auftritt, geiler Auftritt. Ein endgeiler Auftritt, zweifelsohne. Revolutionär. Das würde nicht nur Aso-TV und Opfer-TV revolutionieren, das wäre die Revolution schlechthin. Die Revolution des Verstandes. Also machen, machen, machen. Bietet Ihr mir ein erfolgsversprechendes Casting-Format an, dann mache ich Euch das Fliegende Fahrrad. Live und exklusiv! Und unzensiert, ganz klar. Wäre nicht das erste Mal. Darauf mein Wort. Leider wird es dazu so schnell nicht kommen. Vater Nachwächter würde vehement protestieren und unsere Casting-Aktion untersagen. Unser Fahrrad sicherstellen. Uns in Beugehaft nehmen. Alles tun, um unseren Casting-Erfolg zu verhindern. Den Traum vom großen Finale platzen zu lassen. Drauf geschissen. Das Publikum wäre eh noch nicht bereit für solch ein epochales Casting gewesen. Das würde nämlich glatt die Grenzen ihres kleinen Supermodel-Pornostar-Horizontes sprengen. Also legen wir den ganzen Mist zunächst einmal auf Eis. Zunächst. Denn das große Honk-Casting wird kommen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Es ist nur eine Frage der Zeit. Aber es wird kommen, kommen müssen. Und ich bin dabei! Okay, belassen wir es dabei. Soll erstmal reichen. Natürlich können wir nicht die ganze schwachsinnige Thematik erschöpfend erörtern. Geht nicht, damit könnte man ganze Bibliotheken füllen. Nichts ist unendlicher als die menschliche Dummheit. Und damit wären wir auch wieder beim Thema: Nachbarschaftskrieg. Oder die brennende Frage, ob einige hirnverbrannte Leute zuviel Langeweile haben. Ohne es allzu pompös ausschmücken zu wollen: Der Sachverhalt ist meist ähnlich banal wie einfältig. Ein paar überhängende Äste, ein stinkender Holzofen, ein Grill, ein kläffender Köter, irgendwelche Wege- oder Grenzrechte, was auch immer. Belangloser Scheißdreck eben. Aber nicht für die Nachbarn. Die kämpfen, als stände der Tag des Jüngsten Gerichts bevor. Die füllen Aktenordner voll mit Beweismitteln, dokumentieren dummes Zeug per Camcorder, klagen sich von einer Instanz in die nächste. Komplett schizophren. Das geht nur, wenn man zuviel Langeweile hat. Daher sind es oft Rentner oder Frührentner, die da aneinander geraten. Ist keine Diskriminierung, ist Fakt. Kann jeder beim Statistischen Bundesamt nachlesen. 177 Angeheizt durch diverse talentfreie, drittklassige Anwälte mit mangelndem Auftragseingang, wird auf Teufel komm heraus geklagt, was zu klagen geht. Zack! Wenn man schon die blöden 150 Euro Selbstbeteiligung für die Rechtsschutzversicherung löhnen muß, dann will man auch was davon haben, ganz klar. Aber warum? Warum nur? Wozu der ganze Aufwand, der ganze Ärger? Das ganze Theater? Warum nur? Keine Frage, neben Langeweile und Einfältigkeit gibt es einen weiteren, höchst ausschlaggebenden Grund: Dein ganzes Leben ist so beschissen fremdbestimmt, daß Du Dir nicht auch noch in Deinen eigenen vier Wänden oder gar im eigenen Haus und Garten Vorschriften machen läßt. Denn hier bist Du der Boss! Und sonst niemand. Schon gar nicht der Arsch von nebenan. Unter gar keinen Umständen. Verschleppte Gefühle wie Zorn, Mißgunst, Haß, Neid und dergleichen werden auf den Nachbarn projiziert. Weil man sie dort, wo sie entstehen (z. B. auf der Arbeit) aus Angst vor negativen Konsequenzen nicht aussprechen oder gar verarbeiten kann. So einfach ist das. Ganz einfache Kiste, alles kein Hexenwerk. Deswegen der Scheiß-Nachbar. Was will der mir denn schon können? Der kann mir gar nichts! Der kann mich mal voll am Arsch lecken. Dem bin ich klar überlegen. Haushoch. Und der ist so unverfroren, sich dieses oder jenes zu wagen. Ungeheuerlich! Der kann sich auf was gefaßt machen. Der kriegt nun den kompletten aufgestauten Haß zu spüren. Wegen irgendeiner banalen Kacke. Völlig egal. Voll drauf. Zack! Und wenn dann auf der Gegenseite noch ein ähnlich gestrickter Wirrkopf sitzt, haben Gerichte und Anwälte neue Lebensaufgaben. Dann geht die Post richtig ab, mein lieber Mann. Dann kommen die Jungs mal so richtig aus sich raus. Kampf! Haß! Krieg! Irgendeiner muß denen mal sagen, daß ambulante oder stationäre Psychotherapie erheblich sinnvoller wäre als Kleinkrieg im Gerichtssaal. Oder auch nicht. Nützt eh nichts. Psychotherapien sind derzeit noch ausgebuchter als Gerichtssäle, Tendenz steigend. Kein Wunder, wenn man bedenkt, daß in unserer Gesellschaft heute mittlerweile gut acht von zehn Leuten einen mehr oder weniger exorbitanten Sprung in der Schüssel haben. Dann sind das keine so rosigen Aussichten. Bis unsere beiden Streithähne dann einen Therapieplatz in Anspruch nehmen können, haben sie sich längst gegenseitig irgendwas angetan. 178 Ja phantastisch, denn genau das ist die Lösung: Sich gegenseitig etwas antun! So läuft das im Honkland ab. Im Honkland gibt es die oben aufgezählten Albernheiten nicht. Zeit- und Energieverschwendung. Kaspertheater. Dummschwätzerei. Nein, im Honkland wird ein klassischer Nachbarschaftsstreit ebenso klassisch geschlichtet: Bevor es zu einer Eskalation kommen kann, werden die Streitigkeiten in einem fairen Faustkampf beigelegt. In einem fairen Faustkampf! Der Sieger des Kampfes darf dann zusammen mit einem Schlichter über die weitere Vorgehensweise bestimmen. Konkret bedeutet das: Wenn mein Nachbar Probleme damit hat, daß Äste von meinem Grundstück seiner Meinung nach zu weit in seinen Garten hängen, dann muß er mir das mitteilen. Diese Mitteilung ist noch nicht als Offerte, sondern vielmehr als Invitatio ad offerendum zu verstehen. Im Klartext: Mein Nachbar lädt mich nun quasi via Invitatio ad offerendum ein, zu dem reklamierten Sachverhalt eine Stellungnahme abzugeben oder ihm stattdessen die Offerte zum Faustkampf zu unterbreiten. Eines von beiden. Ich bin nun also am Zug und kann mich entweder dazu äußern oder stillschweigend die Scheiß-Äste absägen. Oder aber ihm den Faustkampf anbieten. Geht auch. Meist läuft es bei mir dann auch auf zuletzt genannte Alternative hinaus. Eigentlich immer. Und das ist auch gut so, das klärt grundlegend. Es ist nun nicht so, daß die Offerte zum Faustkampf explizit artikuliert werden muß. Ich muß also nicht zwingend notwendig zu meinem Nachbarn gehen und ihn darüber unterrichten, daß von meiner Seite aus jetzt Fightclub angesagt ist. Denn oftmals ist in diesem kritischen Stadium die Kommunikationsebene bereits leicht bis mittelschwer gestört. Nein, verbales Artikulieren muß nicht zwangsläufig sein. Vielmehr kann ich meine Offerte zum Faustkampf auch durch konkludentes Handeln an ihn herantragen. Möglichkeiten hierfür gibt es viele. Beispielsweise kann ich ein großes Plakat mit der Aufschrift Komm` rüber, Du Sau, jetzt geht`s scharf! aus meinem Fenster in Richtung seines Hauses hängen. Das ist meist der ehrlichste und direkteste Weg. Unmißverständlich. Da bleiben keine Fragen mehr offen, soviel steht mal fest. 179 Direkt wäre beispielsweise auch noch der sagenumwobene FehdenHandschuh. Einfach rübergehen und klatsch. Eine geklatscht mit irgendeinem Handschuh oder Klatsch-Gadget, zack, und er weiß auch Bescheid. Kann man auch machen, geht auch. Es geht aber auch über diverse Umwege. Beispielsweise kann man auch immer etwas aus Nachbars Vorgarten anzünden. Paar Gartenzwerge mit Benzin versehen, einziehen lassen, Streichholz drauf, fertig. Auch ganz klare Offerte, sehr symbolträchtig. Oder einen Strauch, ordentlich Benzin drüber, einsickern lassen, dann brennt der auch ganz gut. Unsere eigene Belustigung darf beim Antragen unserer Offerte also keinesfalls zu kurz kommen. Ziemlich witzig ist auch immer der Stumme Hund: Einfach ein Mars oder Snickers mit Sekundenkleber befüllen und zu Nachbars Fifi in den Garten rüberwerfen. Ist auch ganz lustig. Und insbesondere dann angebracht, wenn das so ein mieser, kleiner Dreckskläffer ist. Dann wissen beide, Nachbar und Kläffer, daß wir zu allem entschlossen sind und notfalls auch bis zum Äußersten gehen. Denn normalerweise würden wir den Stummen Hund sonst niemals bringen: Als Honk sind wir nämlich sehr tierlieb. Nun ist unser Nachbar am Zug. Er kann frei entscheiden, ob er unsere Offerte annimmt oder lieber ablehnt. Lehnt er ab, erlischt sein zugrundeliegendes Begehr ex tunc. Soll heißen, meine Äste bleiben, wo sie sind, und wir stehen so, als hätte mein Nachbar niemals etwas reklamiert. Eine runde, harmonische Lösung. Nimmt er an, kommt es zum Kampf. Wobei die Annahme ebenfalls nicht explizit verbal artikuliert werden muß, sondern auch konkludent ausgedrückt werden kann. Beispielsweise mit einem Gegen-Plakat. Soll heißen, mein Nachbar hängt nun ebenfalls ein Plakat mit der Aufschrift Das sollst Du mir büßen, Du selten dummes Schwein! aus seinem Fenster in Richtung meines Hauses. So oder ähnlich. Ist auch völlig unmißverständlich. Und abermals sehr ehrlich und direkt. Vor solch einem Nachbarn kann man dann nur den Hut ziehen, denn er hat Mut. Und Mut und Entschlossenheit sind Tugenden, die der Honk befürwortet. Sie stehen im Honkland ganz oben auf der Liste. 180 Es kommt nun also zum Unvermeidlichen, es kommt zum alles entscheidenden Faustkampf. So soll es also sein. Austragungsort ist einer der beiden Gärten, Ringrichter kann ein außenstehender, unparteiischer Nachbar sein. Dieser ist zugleich auch Schlichter. Und das ist er auch sehr gern, und das ist auch gut so. Denn auch er freut sich schon darauf, daß der unnötige Streit gleich beigelegt ist und natürlich auch auf den anstehenden Boxkampf. Je nach Lust und Laune kann der Kampf auch publik gemacht werden und für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Also mit Publikum und Fans und so. Ein regelrechtes Event kann man daraus machen. Allerdings nur, wenn beide Kontrahenten zustimmen, das muß klar sein. Das Spektakel an sich ist dann meist ziemlich schnell vorbei. Nach ein bißchen Tänzelei, ein paar Kraftausdrücken und zwei, drei Schlägen in die Fresse bricht einer der Kontrahenten den Kampf meist vorzeitig ab und gibt auf. Denn die Schmerzen im Gesicht verdeutlichen einem meist ziemlich abrupt, wie absurd die ganze Streit-Thematik dann doch ist. Wegen ein paar bescheuerter Äste poliert man sich jetzt gegenseitig die Fresse. Fast wäre man sogar vor Gericht gezogen, heiliger Bimbam. Diese Erkenntnis kommt dann meist sehr plötzlich und breitet sich zusammen mit dem ausströmenden Adrenalin- angenehm erquickend und einsichtig im ganzen Körper aus. Versteht sich von selbst, daß die ganze Geschichte dann mit einer herzlichen Umarmung, einem gemeinsamen Bier und einem für beide Seiten akzeptablen Kompromiß, für den es nicht einmal mehr den schwulen Schlichter braucht, ein befriedigendes Ende findet. Und so soll es auch sein. So muß es sein! Honk-Anarchie zum eigenen Wohl und zum Wohle der Nachbarschaft. Halleluja! Das absolute Non-plusultra der modernen Konfliktbewältigung. Besser geht nicht. Da können einem die Schnarchnasen schon Leid tun, die jahrelang Zeit, Geld und Nerven verschwenden, indem sie die Kacke juristisch regeln wollen. Und hinterher dann trotzdem unerfüllt und unbefriedigt sind, obwohl sie vor Gericht gewonnen haben. Tja, große Scheiße, was?! Dumm gelaufen. Aber die Pfeifen, die das so durchziehen, sehen das natürlich ganz anders. Die machen sich da so eine Art Hobby und Lifestyle draus. Ein teures Hobby, sehr teuer, eigentlich das denkbar teuerste Hobby. Denn es verschwendet das Leben. Ganz, ganz übel. 181 Honk-Anarchie dagegen ist Leben pur. Immer dann, wenn zwei Individuen sich einig und auch bereit sind, einen Konflikt lieber außerhalb des gesetzlichen Rahmens klären zu wollen, sollten sie das auch unbedingt tun. Ist sehr empfehlenswert. Und damit meine ich nicht Lichthupe oder ähnlichen Dreck. Also wenn ich in der 100-Zone einen anderen mit 220 überhole, und der dann meint, mich mit Lichthupen maßregeln zu müssen. Das ist Bullshit. Spätestens dann, wenn ich an der nächsten roten Ampel aussteige, zu seinem Wagen gehe und ihn frage, was das denn sollte, pißt er voll in die Hose. Voll rein. In 99% aller Fälle. Nein, sowas ist keine Honk-Anarchie. Das ist traurige Dummheit im vermeintlichen, anonymen Schutzschild eines Kraftfahrzeuges. Das kann ganz schnell böse nach hinten losgehen. Und das wollen wir ja nicht. Also bitte kein Lichthupen. Lichthupen ist unkontrolliertes Freilassen plumper Emotionen und kann beim Empfänger Unverständnis auslösen, welches schlimmstenfalls mit weiteren Emotionen und sogar Aggressionen einhergehen kann. Und an der roten Ampel, wenn der Schutzschild des Autos nicht mehr wirkt, geht es dem Lichthuper dann noch schlechter. Psychisch, klar, denn er hat jetzt Angst. Und mit viel Pech auch physisch, weil wir ihm durch das Seitenfenster in die Fresse hauen. Und das möchten wir doch eigentlich nicht. Wir möchten als eigenständige Individuen möglichst gewaltfrei zusammenleben. Wenn Honk-Anarchie, dann richtig. Dann nur mit Mut und Entschlossenheit, nicht mit Lichthupe. So werden Nachbarschaftskämpfe geklärt. Nicht anders. Fightclub. Der anarchistische Beitrag des Honk zur Erhaltung bestmöglicher Nachbarschaft. Und bestmögliche Nachbarschaft verpflichtet! Ganz uneigennützig. Beispielsweise, wenn Nachbar im Urlaub ist. Dann muß man als Honk schön Nachbars Blümchen gießen, und das tut man auch sehr gern. Oder den Briefkasten leeren, wenn er voll ist. Auch kein Thema. Oder wenn man nachts Taschenlampen in Nachbars Haus leuchten sieht, obwohl Nachbar selbst eigentlich zwei Wochen auf Teneriffa ist. Dann klärt man als bestmöglicher Nachbarschafts-Honk auch diese Situation im nachbarlichen Haus. Und zwar nicht anders, als man die Situation im eigenen Haus klären würde: Man ruft die regionale Polizei an! Okay, kleines Späßchen. Keinesfalls. Bis die aus dem McDrive draußen sind und Blaulicht an haben, wird Nachbars schöner 106er Plasma auf dem polnischen Flohmarkt verhökert. 182 Nein, natürlich rufen wir nicht die Polizei. Auf keinsten Fall. Das tun wir nie, nie wieder. Weil es kein Sinn macht, nichts nützt, wie wir ja bereits ausgiebig erörtert haben. Nein, wir sehen uns nun gezwungen, in bester Honk-Manier eigenständig anarchistisch selbst aktiv zu werden. Ein ganz klarer Fall. Glasklar, klarer geht nicht. Also schön mit unserem AK-47-Gasdrucklader zum Nachbarhaus rübergehen und der nun für alle Beteiligten dann doch ziemlich unangenehm gewordenen Situation schnellstmöglich Herr werden. Selbstverständlich dürfte sich die Gesamtsituation dann innerhalb kürzester Zeit deutlich entspannen, was größtenteils Verdienst des imposanten Erscheinungsbildes unseres AK-47-Gasdruckladers sein dürfte. Nichts klärt Besitz- und Eigentumsverhältnisse besser als ein gutes, altes AK-47. Versteht sich von selbst, daß man die Jungens, die sich dort im Nachbarhaus unbefugten Zutritt verschafft haben, nach einer strengen Ermahnung wieder laufen lassen muß. Natürlich erst, nachdem sie den Schaden, den sie angerichtet haben, mal eben noch schnell in bar bezahlt haben. Die Schadenshöhe liegt im Ermessen des Honk und wird grob geschätzt. Eher aber zu viel als zu wenig. Tja, und das war`s dann auch schon. Zack, ab dafür. Die kommen nie wieder. Niemals. Das hat abgeschreckt. Ganz krass. Die kommen nicht einmal mehr in dasselbe Bundesland, so viel ist sicher. Ein generalpräventiver Beitrag unseres Honk zu einer sicheren und friedlichen Nachbarschaft. Und den Spitzbuben wird es auch eine Lehre gewesen sein. Alternative Handlungsweisen haben wir leider nicht. Oder Gott sei Dank nicht. Denn hätten wir die Grün-Weißen gerufen, wäre die ganze Situation komplett aus dem Ruder gelaufen. Eskaliert. Die hätten uns wahrscheinlich noch verhaftet, unbefugter Waffenbesitz oder so ein Quatsch. Und die kleinen Ganoven hätten sie laufen lassen. Alles möglich, alles denkbar. Falls unsere Grün-Weißen denn überhaupt rausgekommen wären. Denn immerhin hätten sie ja nur unser schönes AK-47 sicherstellen können, nicht aber unseren Führerschein. Ich glaube, die wären gar nicht rausgekommen... 183 Nimm einen kleinen Schuß Anarchie. Bring` die althergebrachte Ordnung aus dem Gleichgewicht. Und was entsteht? Chaos! Ich bin das Chaos. Und weißt Du, was Chaos eigentlich ist?! Es ist fair. (The Joker) cc) Ergebnis Somit haben wir unseren Honk als eine Art partiellen Anarchisten charakterisiert. Partiell deshalb, weil unser Honk kein reiner Anarchist oder gar ein krimineller Chaot ist. Sein Leben ist nicht durch eine anarchistische, politische Grundhaltung geprägt, sondern vielmehr durch selektive Verhaltens- und Handlungsmuster, welche vereinzelt anarchistischen Charakter aufweisen können. Grundsätzlich lebt der Honk gewaltfrei und hält sich an Gesetz und Rechtsprechung. Parallel oder vielmehr konkurrierend dazu verfügt er allerdings über einen überdurchschnittlich hohen Anspruch an Moral und Ethik, gegenüber sich selbst und gegenüber anderen. Das kann schlimmstenfalls dazu führen, daß sich unser Honk mit einer Situation konfrontiert sieht, in der er zwar gern gewaltfrei und gesetzestreu reagieren möchte, es aber aufgrund seiner hohen ethisch-moralischen Grundsätze und Wertvorstellungen nicht kann. Gesetzmäßiges Handeln kann demnach im Zweifelsfall nur dann in Betracht gezogen und als ausreichend erachtet werden, wenn es dem zugegebenermaßen recht hohen Ethik- und Moralkodex des Honk genügt. Dann -und nur dann- kann gesetzmäßig gehandelt werden. Genügen die gesetzlichen Regularien dem Kodex des Honk nicht oder nur in unzureichendem Ausmaß, muß er eigennützig oder uneigennützig anarchistisch aktiv werden. Also zum eigenen Wohl oder zum Wohle der Allgemeinheit. Dies wurde dann auch anhand diverser PraxisBeispiele veranschaulicht: 184 Wir hatten Gewalt gegen Schwächere, die der Honk nicht tolerieren kann. Wir hatten Gewalt gegen Tiere, gegen Tiere aller Art, die vom Honk sehr scharf verurteilt und sanktioniert wird. Und wir hatten Karlsson vom Dach. Karlsson vom Dach mit der extra großen Fresse, bettelnd um ein Gummi-Geschoß in dieselbe. Leider hat ihm keiner diesen Wunsch erfüllen können, da ganz offensichtlich kein Honk anwesend war unter den versammelten Flachzangen. Das alles waren Fälle uneigennütziger Honk-Anarchie, also Honk-Anarchie zum Wohle der Allgemeinheit. Daß diverse Asi-Medien ihren Teil zu den beschriebenen Mißständen beitragen, mußten wir dann leider auch feststellen. Naja, und fatalerweise auch noch, daß die größte Scheiße in unseren eigenen Köpfen gammelt. Das war die Krönung. Ferner konnten wir eigennützige Honk-Anarchie analysieren, also Honk-Anarchie zum Wohle des Honk. Wir konnten eruieren, daß das gar nicht so anrüchig ist, wie manch einer denkt. Wir hatten in diesem Zusammenhang die gestohlene Brieftasche und die Grün-Weißen im McDrive. Phantastisch. Wir hatten den krassen Heizöl-190er und die jaulenden Fremdopfer. Auch nicht übel. Und endlich hatten wir Faustkampf und Gasdrucklader in der Nachbarschaft. Rock`n`Roll, Baby! Allesamt also Fälle, in denen uns Nachtwächter Staat im Stich ließ und wir deshalb eigennützig anarchistisch aktiv werden mußten. Weil wir sonst echt voll am Arsch gewesen wären. Im Gesamtkontext können wir spätestens jetzt feststellen, daß wir mittlerweile ganz offensichtlich an einem Sicherstellungs-Trauma leiden. Dieses sollte schnellstmöglich irgendwie therapiert werden. Am besten mal zum Verkehrs-Psychologen. Oder ab nach Flensburg, abfeier. Auch mußten wir feststellen, daß Aso- und Opfer-TV beinahe stündlich schwachsinniger bzw. deren Formate progressiv steigend immer beschissener werden. Was ein Wunder, wer hätte damit gerechnet?! In diesem Kontext fiel uns auch auf, daß es leider noch kein adäquates und angemessenes Casting-Format gibt, welches dem Facetten-Reichtum der schillernd anmutenden Persönlichkeit des Honk gerecht wird. Unverschämt! Man ignoriert uns. 185 Ignorieren ist noch keine Toleranz. (Theodor Fontane) b) Der Honk als Ignorant Man ignoriert uns also. Noch. Noch ignoriert man uns. Egal. Denn das können wir auch. Ignorieren. Das können wir auch, das können wir sogar besser. Auch wenn es der ein oder andere nach Lektüre der vergangenen Seiten nicht mehr für möglich halten kann. Und das völlig zu Recht. Schließlich wurden einige der bizarrsten, obskursten und verwegensten Thematiken seitens eines Honk kommentiert, analysiert und vereinzelt sogar interpretiert. Ja, genau, interpretiert. Wir hatten Vollidioten und Aso-TV, Blitzgeräte und Vollrausch, Sachbearbeiter und Mett-Igel, Topmodels und Flitzkacke, außer der Reihe gepimperte VIP-Döschen, Diesel versus Heizöl, Fightclub unter Nachbarn und vieles mehr. Und natürlich hatten wir ein ganzes Arsenal besonders abenteuerlicher Sicherstellungen, mein lieber Herr Gesangsverein. Mein lieber Scholli. Macht aber nichts, kann keiner was für. Alles gar nicht schlimm. Wir haben also diesen ganzen Blödsinn bis ins kleinste Detail durchgekaut. Teilweise wieder und wieder und wieder. Drängt sich geradezu eine Frage auf: Ist denn das, was wir die ganze Zeit veranstaltet haben, nicht das komplette Gegenteil von Ignoranz? Klare Antwort: Jein. In den Fällen, in denen der Honk anarchistisch aktiv werden mußte, deckt sich dieser Anarchie-Begriff immer mit dem der Ignoranz. Denn wenn ein Honk nach eigenem Moral- und Ethik-Kodex aktiv werden muß, wird infolgedessen oftmals eine Vorschrift oder ein Gesetz ignoriert. Insoweit besteht hier Deckungsgleichheit zwischen den beiden Begriffen. Kinder anschreien, Heizöl fahren, Nachbarn verprügeln, Schußwaffen präsentieren. Alles Vorgehensweisen, bei denen unser Honk das ein oder andere Gesetz ignorieren muß. 186 Was aber, wenn sich unser Honk sein überdimensional großes Maul über Grimassen-Heidi oder moderne Amazönchen in Reisebussen oder vergleichbaren Quatsch zerreißt?! Was soll dann dieses?! Warum tut er das bloß?! Das muß er doch nicht machen, das kann er doch lieber lassen. Das sollte er doch besser ignorieren, warum ignoriert er das denn nicht?! Ein äußerst gelungener Einwand, will man meinen. Eine sehr gute Frage, eine berechtigte Frage. Eine Fangfrage. Allerdings nicht für den Honk. Wie soll man denn bitte über etwas schreiben, das man ignoriert?! Also Ignorieren im Sinne von nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Im Sinne von nicht wissen wollen. Wenn sich ein Sachverhalt meiner Kenntnis entzieht, gewollt oder ungewollt, kann ich ja wohl kaum darüber schreiben. Das ist unmöglich, völlig unmöglich. Kurz: Es geht gar nicht. Daher mußten wir in unserem Rahmen hier gelegentliche Ausnahmen vom Prinzip der Ignoranz machen. Ausnahmen! Denn natürlich soll man Flitzkacke wie GNT, Popstars, Supermodels und Co. ansonsten ignorieren. Es ist nicht gut für das Gehirn. Es kommt doch nicht von ungefähr, daß ich mir so einen fiesen Pegel ansaufen muß, um diese Kacke analysieren zu können. Ist doch so. Im normalen Leben existiert dieser Quatsch gar nicht für mich. Komplett an mir vorbei. Zack. Vollständige Ignoranz. Nicht mehr, nicht weniger. Das ideale Mittel. Mißstände, die man nicht ändern kann oder will, sollte man ausnahmslos ignorieren. Nicht tolerieren oder akzeptieren oder sonstwas. Nein, einfach schlichtweg ignorieren. Funktioniert phantastisch. Wenn man etwas, das einem nicht paßt oder einem auf den Sack geht, ändern will und auch kann, dann nur zu. Dann gleich drauf. Nicht lange sabbeln, gleich verändern. Zack. Natürlich immer auch ein bißchen das Gesetz im Hinterkopf, allerdings nicht als der Weisheit letzter Schluß. Notfalls anarchistisch, wenn die Sache es erfordert. Ansonsten immer Ignoranz. Zumindest als Honk. Vollidioten und Vollopfer konsumieren, Honks ignorieren. Dazwischen liegt irgendwo unser armes Fremdopfer, welches mal konsumiert, mal ignoriert, vielleicht auch mal toleriert, aber immer mault und jault. 187 Was ist die Antwort auf 99% aller Fragen? Geld! (David Aames) aa) Im Kapitalismus Was für eine Woche! Donald Duck aus Entenhausen wird 75 Jahre alt, und unser Bobbele heiratet wieder. Glückwunsch, Stößchen. Zwei Symbole meiner Kindheit. Zwei Legenden, zwei Ikonen. Zwei ganz Große. Unglaublich. Ich freu` mich und feiere innerlich mit. Eine ganz tolle Sache. Hätte man doch eigentlich eine gemeinsame Party für die beiden veranstalten können, oder?! Denn irgendwie passen die beiden ganz gut zusammen. Beide schnattern wirres Kauderwelsch, haben mit Lilly und Daisy ihre Traumfrauen gefunden und sind untenrum meist nackt. Ja, genau, untenrum meist nackt. Pantsless, wie man in der Heimat von Onkel Donald sagt. Irgendwann schalte ich die Glotze an und sehe die beiden zusammen auf DSF pokern. Ach ja, unser guter Onkel Donald. Hat es wahrlich nicht immer leicht gehabt im Leben. Und dann auch noch seit 75 Jahren dieselben Klamotten. Matrosenhemd und Matrosenmütze. Sonst nichts, wie geil. Was für ein endgeiles Outfit, Respekt. Im realen Leben allerdings undenkbar, darüber sollten wir uns einig sein. Im realen Leben kommt man so bestenfalls in eine drittklassige Fetisch-Bar rein. Wenn überhaupt. Aber nicht in Entenhausen. In Entenhausen zieht der Look noch, nach wie vor. Nach all den Jahren, unglaublich. Man stelle sich nur mal den modernen Donald vor, mit Ed-Hardy-Shirt und so einer bescheuerten Schwebe-Kappe. Naja, halt so eine alberne Kappe, wie sie die 10- bis 16-jährigen Pampers-Checker alle tragen. Die kaum noch den Kopf berührt, nur so ganz leicht gerade noch touchiert. Also fast auf dem Schädel schwebt. Keine Ahnung, was das soll. Sieht auf jeden Fall mal Scheiße aus. Sieht mal so richtig schön Vollspasti aus. Und deswegen trägt unser Onkel Donald sowas auch nicht. 188 Und beim Stichwort Bobbele fällt mir spontan auch nur noch ein Wort ein: Weiber! Nicht Tennis oder Wimbledon oder sonstwas, nein, Weiber. Leck` mich einer am Arsch, da hat unser Bobbele aber auch nichts ausgelassen. Vielmehr nichts draußen gelassen. Gar nichts. Weiber, Weiber, Weiber. Unser Bobbele, unser Womanizer, unser Bums-Bums-Becker. Herrlich. Da können sich andere mal eine schöne Scheibe von abschneiden, mal echt jetzt. Advantage Becker, unser Grand-Slammer, unglaublich. Hut ab, Stößchen. Leute, was wäre das für eine geile Party geworden, unser Bobbele zusammen mit Onkel D. aus E.?! Das hätte alles bisher da gewesene in den Schatten gestellt. Idealer Gastgeber und Moderator solch einer Party wäre dann Oli Pocher gewesen. Na klar, unser Oli eben. Unser anderer Oli. Nicht Kahn, der National-Oli, sondern Pocher, der andere Oli. Der Vollidiot. Also aus dem Film. Der eine kehrt zurück zur Ex, der andere schwängert irgendeine von Bobbeles Ex. Glückwunsch Pocher, ganz großes Tennis, abfeier. Extrem gelungene Selbstparodie, wäre der Brüller auf unserer Party gewesen. Naja, egal. Wäre auch so bestimmt eine feucht-fröhliche Party geworden. Mit Bobbele als Garant für Feuchtigkeit, und Onkel Donald für den fröhlichen Teil. Ach ja, dieser verrückte Donald Duck! Dieser kleine, wütende Enterich. Läßt sich einfach nicht unterkriegen. In all den Jahren nicht. Respekt. Stößchen. Und was hat das jetzt alles mit dem ignoranten Honk im Kapitalismus zu tun? Vieles. Denn während einige hier wie beschrieben stets und ständig und voller Verzückung sich selbst bzw. ihre eigene Geilheit feiern, geht es der überwiegenden Mehrheit in unserer Gesellschaft tagtäglich immer beschissener. Die Fremdopfer-Quote erhöht sich zusehends, und den Absprung zum Honk trauen sich die meisten dann doch noch nicht zu. Und man kann es ihnen nicht übel nehmen. Denn in dieser Gesellschaft ist man ruckzuck voll am Arsch, wenn man das große Spielchen nicht mitspielt. Das Spiel der Spiele. Das Spielchen des Kapitalismus, das Spielchen um Geld und Macht und Macht und Geld und noch mehr Geld und noch mehr Macht und noch mehr Macht und noch mehr Geld. Manche nennen es nicht Kapitalismus, sondern freie Marktwirtschaft. Klingt irgendwie nicht so negativ, klingt interessanter. Ist aber ein und derselbe Scheißdreck. Krasse Überleitung hier, krasser Themenwechsel, was?! Und Stößchen. 189 Scheißdreck deshalb, weil man selbst als vernünftiger Nicht-Marxist erkennen muß, daß wir heute mehr denn je in einer Gesellschaft der Ausbeutung und Entfremdung leben. Und zwar erheblich krasser, als es die Kollegen Marx und Engels vor gut 150 Jahren beschrieben haben. Das läßt sich leider nicht mehr verleugnen. Außer vielleicht, wenn man zu der verhältnismäßig knapp besetzten Sparte der Geschäftsführer gehört. Oder auf dem Mond lebt. Dann vielleicht. Denn als Geschäftsführer eines deutschen Unternehmens hat man im Jahr 2008 durchschnittlich 280.000 Euro brutto verdient, so eine Studie der Managementberatung Kienbaum Consultants. Sollte klar sein, daß der Kapitalismus unter solchen Bedingungen etwas sehr Schönes ist. Aber auch nur dann. Ansonsten eben Scheißdreck. Ein normaler Vollzeitbeschäftigter im produzierenden Gewerbe oder im Dienstleistungsgewerbe verdient aktuell im Durchschnitt 3.100 Euro brutto monatlich. Bei einem Teilzeitbeschäftigten ist es gut die Hälfte, im Schnitt 1.600 Euro brutto. Ja meine Fresse, wie soll man denn davon auch nur halbwegs vernünftig leben?! 1.600 Euro sind völlig indiskutabel. Und 3.100 Euro sind auch nicht der Kracher. Als Single ohne Kind hat man bei 3.100 Euro brutto ca. 1.800 Euro netto raus. Und das auch nur, wenn man schon aus der schönen Kirche ausgetreten ist. Sonst ist es gleich nochmal ein knapper Fuffi weniger. So, und hier sei doch jetzt bitte einmal die Frage erlaubt, wie man von so einem ScheißNettogehalt leben soll?! Klar, wenn ich mir absolut nichts gönne und jeden Cent fünfmal umdrehe und in einem Drecksloch wohne und nur noch halb abgelaufenen No-Name-Fraß vom Asi-Discounter fresse, ja dann vielleicht. Dann kann ich vielleicht sogar noch 100 Euro im Monat in eine schwachsinnige Riester-Rente investieren. Oder auch verbrennen, kommt auf dasselbe raus. Aber wer ein halbwegs vernünftiges Leben führen will, halbwegs anständig wohnen will, vielleicht sogar ab und an mal frisches Obst und Gemüse fressen und am Wochenende ins Kino oder saufen gehen will, der kommt mit 1.800 Euro nicht weit. Der kann sich dann bestenfalls noch ein winziges Auto leasen und die Söldner von der Scheiß-GEZ bezahlen, und dann war`s das auch. 190 Es gibt doch eine ganze Latte politischer Halbleichen bis Leichen, die hier auf Kabinettsposten herummodern. (Joschka Fischer) Und da wundert man sich noch, daß es so eine immens steigende Schwarzarbeitquote gibt? Welcher Kasperkopf wundert sich denn da eigentlich?! Also ich mal nicht. Ich wundere mich da überhaupt nicht mehr. Eigentlich darf man sich hier sowieso und generell über gar nichts mehr wundern. Ist doch klar, daß die Friseuse am Wochenende losgeht und befreundete kleine Uschis unter der Hand frisiert. Oder der Maler nach Feierabend noch die ein oder andere Wand anpinselt. Oder der Döner-Mann von um die Ecke jeden zweiten Döner an der Kasse vorbei abrechnet. Geht doch gar nicht mehr anders. Sonst ist doch Armut angesagt, ganz fiese Armut. Kann jeder mal nachfragen, was eine Friseuse im Osten verdient. Oder eine Fabrikarbeiterin in der Holzbranche. Die Antwort wird ihm nicht schmecken, definitiv nicht. Es ist eine Schande und Frechheit, Menschen mit so wenig Entgelt für ihre Leistungen abzuspeisen und auszubeuten. Voll zum Kotzen. Und die Halbleichen in Berlin verschließen die Augen. Zack, Augen zu, ist besser. Die ignorieren das schlichtweg. Da haben wir es wieder: Ignoranz! Lieber pumpen die Milliarden über Milliarden in irgendwelche maroden, verzockten Drecksbanken, in denen irgendwelche Größenwahnsinnigen Russisch Roulette spielen mit Tausenden Arbeitsplätzen und Milliarden fremder Gelder. Nur um den eigenen Profit zu maximieren. Wahnsinn. Und bekommen jetzt unzählige Milliarden vom Staat in den Arsch geblasen, bei denen sich jeder mit einem Fünkchen Grips in der Rübe fragen muß: Ja wo kommen sie denn auf einmal her, die ganzen Milliarden?! Wo kommen sie denn her?! Ist denn schon wieder Weihnachten?! Es war doch vorher keine Kohle mehr da, was ist denn nun passiert?! Es grenzt an ein Wunder, ein wahres Wunder. Magie, pure Magie. 191 Daß der Großteil der Gesellschaft in Armut und panischer Existenzangst lebt, ist den Halbleichen scheinbar überhaupt nicht klar. Das wollen die gar nicht wissen, das verdrängen die ganz bewußt. Da wird lieber auf andere sehr sinnvolle Themen ausgewichen, man muß ja nur mal in die Glotze gucken, egal wann. Beispielsweise wurde gestern in den ntvNachrichten thematisiert, daß man eine UFC-Veranstaltung in Deutschland verbieten wolle und daß es ferner eine ganz tolle neue AntiAlkohol-Kampagne gäbe. Bei erstgenannter Thematik ging es halt darum, daß die Jungs vom Ultimate Fighting Championchip am 13. Juni 2009 eine Veranstaltung in der Kölner Lanxess-Arena abhalten wollten. Unter UFC ist ein in Amerika recht populärer Vollkontakt-Kampfsport zu verstehen, welcher in einem achteckigen Ring ausgetragen wird und bei dem fast alles erlaubt ist. So, und nachdem dann der Großteil der Karten für dieses Event verkauft war, fiel einigen ganz Schlauen dann doch sehr früh ein, daß das ja viel zu brutal sei und auch ganz verheerende Auswirkungen auf Jugendliche und Kinder haben könne. Auweia! Naja, und bei der anderen Thematik ging es halt wieder mal darum, daß man insbesondere Jugendlichen und Kids klarmachen wollte, wie schädlich und gefährlich Alkohol sei. Mal ganz was Neues, gähn. Ohne jetzt gleich wieder ganz plakativ und überstürzt in ein Meer aus Polemik eintauchen zu wollen, sei mir hier bitte eine Frage gestattet: Saufe ich eigentlich zu viel oder eher zu wenig? Eines von beiden muß es sein. Denn ganz offensichtlich habe ich noch nicht den richtigen Pegelstand gefunden, um mich bei diesem Schwachsinn nicht ständig selbst fragen zu müssen, seit wann ich denn eigentlich komplett bescheuert bin. Anders ist das hier nämlich nicht mehr zu erklären. Denn einige Wochen zuvor durfte Fräulein Schnäuzchen mit ihren Hampelmännern vor Tausenden fehlgeleiteter Kinderchen live in der Lanxess-Arena auftreten. Das war okay. Aber UFC ist jetzt zu krass. Na klar. Lieber Millionen Kids Eßstörungen und falsche Illusionen in die eh schon recht instabilen Hirne eintrichtern, als zusehen, wie sich zwei erwachsene Männer im gegenseitigen Einverständnis ein paar in die Fresse hauen. 192 Okay, war jetzt doch Polemik, hab`s wieder vergeigt. Egal. Kann ich mit leben. Womit ich nur schwer leben kann, sind die oben genannten Mißstände. Also allgegenwärtige Angst und Armut, und einige haben keine anderen Sorgen, als den Leuten jetzt erzählen zu wollen, was sie sehen oder saufen dürfen. Na Glückwunsch! Der UFC-Mist läuft eh jedes Wochenende auf DSF, kann sich jeder 6-jährige anschauen. Und beim Gesaufe weiß mittlerweile auch jeder 10-jährige, was Sache ist. Wie kann man in der momentanen Lage so einen banalen Dünnschiß thematisieren?! Selbst besoffen? Verstand verloren? Langeweile? Sollte letzteres zutreffen, dann bitte zukünftig einmal hinterfragen, warum denn wohl so viel gesoffen wird. Und warum denn wohl so viele Menschen nur noch Schmerz und Gewalt spüren. Oder lieber doch nicht. Klappt mit solch himmelschreiender Ignoranz in der Birne eh nicht. Außerdem kennt eh jeder nicht komplett Weltfremde längst die Antwort: Eben drum! Wegen der drei großen A: Armut, Angst, Arbeitslosigkeit. Vielleicht sollte man hier einmal ansetzen, an der Wurzel des Übels, anstatt mit nutzlosen, hanebüchenen Diskussionen und Kampagnen noch mehr Zeit und Geld zu verschwenden. Aber solche Logik ist ganz offensichtlich noch nicht bei allen angekommen. Und außerdem sind die drei großen A ja auch ganz hervorragende Unterdrückungs-Mittel im schönen Kapitalismus. Denn ohne die drei A funktioniert der Kapitalismus nämlich nicht mehr, und davor haben alle ganz viel Angst, besonders die Halbleichen. Wahrscheinlich daher der ganze Schwachsinn. Offiziell liegt es natürlich mal wieder am lieben Geld, welches nicht vorhanden ist. Ja wie, kein Geld? Nichts da? Komisch. Ballert man derzeit nicht gerade völlig sinn-, plan- und hilflos und mit viel Blabla und Tamtam unvorstellbare Summen in korrupte und bankrotte Drecksbuden, die jahrelang gemacht haben, wozu sie lustig waren?! Uns allen symbolisch bzw. vielmehr metaphorisch den obligatorischen Stinkefinger gezeigt haben?! Unsere Kohle verzockt haben?! Und jetzt hysterisch wie ein Stall aufgeschreckter Hühner nach Vater Nachwächter schreien?! Oder habe ich da was verpaßt?! 193 Wer hat wie ich genug von den Heuchlern im Bundestag? Wählt mich, und ich mach` Deutschland gesund und stark. Ich bring` das Land in Ordnung, komm` schon, wir schau`n nur nach vorn und machen unsere Phantasien wahr wie im Porno. Ich mach` das MV zur Hauptstadt der Hauptstadt. Und streich` jeden Block Metallic-Blau statt Grau matt. Ich mach`, daß jeder was zu essen und `ne Frau hat, und wenn einer wegen Hunger geklaut hat, mach` ich ihn auch satt. (Sido) Nein, da habe ich nichts verpaßt. Da ist mir nichts entgangen, auch wenn mir das eigentlich lieber wäre. Das ist alles echt, alles Realität. Vater Nachtwächter ist jetzt gefordert, und das ist auch gut und richtig und wichtig so. Vor allen Dingen im Kapitalismus, sorry, in der freien Marktwirtschaft natürlich. Denn wenn irgendwo ein Staat mit Billionen an Kohle in einen freien, sich mehr oder weniger selbst regelnden Markt eingreifen muß, dann doch wohl in der freien Marktwirtschaft. Na klar, wo denn sonst. Wir sind doch hier nicht in China oder in der DDR oder sonstwo. Nichts auszudenken. Alles, bloß das nicht. Logisch, der Staat greift also ein, ganz toll. Ein schöner Zug, ein feiner Zug, ein edles Unterfangen. Das Kind liegt im Brunnen, na dann kann man doch auch langsam mal aktiv werden. Und damit wir allesamt nicht zu keck und frech und vorlaut werden, schafft Vater Nachtwächter neben diesem monumentalen Unterfangen noch das Kunststückchen, uns stets und ständig mit höchst erhobenem Zeigefinger einzuimpfen, daß wir doch bitte auch mal an unsere Kinder und Kindeskinder denken sollen. Denk` doch bitte mal einer an die Kinder! An die Kinder! Uiuiui, die armen Kinder, was wir denen wohl für ein Vermächtnis hinterlassen?! Wir haben doch diesen Planeten nur geliehen. Von unseren Kindern. Nur geliehen! Keinen Schimmer, wie das gehen soll, also mit dem Leihen und so. Aber auf jeden Fall eine unfaßbar geile Metapher. Und überaus effektiv. 194 Denn wie vom Blitz getroffen vergessen wir nun schlagartig, daß unsere Kinder in 20 bis 30 Jahren eh ganz andere Sorgen haben werden. Im Jahre 2030 sieht das schätzungsweise nämlich so aus: 50% schwerste Alkoholiker, Kiffer und Fixer, 20% Topmodels und Superstars, 10% Jury, 10% Bisexuelle und 10% ausgewandert oder zum Mond geflogen. Leider. Leider wird es so sein. Aber mir kann das dann egal sein. Ich werde dann nämlich so um die 60 Jahre alt sein, und man wird mich auch auf den Mond geschossen haben. Unfreiwillig. Und auf die dunkle Seite. Zu Darth Vader. Aber egal. Alle anderen bitte sofort an die Kinder denken. An Tick, Trick und Track, an Beavis und Butt-Head, an Justin und Dustin, einfach an alle. Schnell die Ärmel hochkrempeln und das Maul halten, schließlich geht es um die Kinder. Na spitze, noch mehr Angst. Vielen Dank. Angst ist durch nichts zu ersetzen, außer durch noch mehr Angst. Und der Gedanke an noch mehr Angst macht das Leben in Armut und Arbeitslosigkeit ja gleich viel erträglicher, als es Suff und Aso-TV eh schon machen. Das grenzt ja an Luxus! Stößchen. Ein Stößchen auf die Angst! Nichts für ungut, aber da soll mir noch mal einer über Onkel Peterchen und seine Fans schimpfen. Also über die Millionen Menschen, die HartzIV beziehen, weil sie keinen Job mehr kriegen. Oder auch, weil sie einfach keinen Bock mehr auf den Scheiß haben, völlig egal. Onkel Peterchens Groupies, die H4-Groupies. Die Hartzies. Kann es ihnen irgendjemand verübeln?! Also ich nicht. Nicht die Bohne. Ich würde es genauso machen. Jeder, der 40 oder 50 Stunden pro Woche malochen geht, obwohl er mit Onkel Peters Freizeitprämie ähnlich oder sogar besser stände, hat nicht alle Tassen im Schrank. Ja sorry, ist leider so. Reine Logik. Denn was ist wertvoller als Zeit? Kaum etwas. Und nochmal sorry, aber ich kann meine Zeit erheblich sinnvoller nutzen, als 40 Stunden die Woche irgendwas putzen oder Zement anrühren oder mir den Arsch hinter irgendeinem Schreibtisch wund sitzen. Und ja, ich kann mir auch was Schöneres vorstellen als Zahnschmerzen, Dünnschiß und Hängetitten. Die Leute, die an solch einer Einstellung Kritik üben, sind neidisch und mißgönnerisch. Hey, aber warum denn? Ich selbst liege auch nicht Vater Nachtwächter auf der Tasche. Aber ich gönne es jedem, der es tut und dem es dabei gut geht. Warum denn auch nicht?! Chacun à son goût, jeder nach seinem Geschmack. 195 Mit HartzIV lebt es sich nämlich gar nicht so schlecht. Klar, 350 Euro monatlich reichen kaum für ein Leben in Saus und Braus. Gewiß nicht. Addiert man hierzu allerdings die etlichen Zusatzleistungen, kommt schnell ein Betrag zusammen, den viele Menschen, die tagtäglich zur Arbeit latschen, nicht zur Verfügung haben. Denn die besagten 350 Euro sind lediglich die Regelleistung. Hinzu kommen diverse Annehmlichkeiten wie eine angemessene Erstausstattung, Zuschläge nach Bezug von Arbeitslosengeld, Erstattung der Wohn- und Heizungskosten, Beiträge zur Rentenversicherung, Mehrbedarfe und diverse andere Leistungen. Ganz klar, da kann schon das ein oder andere hübsche Sümmchen zusammenkommen. Ferner ist man als Hartzie von der GEZ befreit, kann sich die Zähne schön gratis bzw. gratis schön machen lassen, kann Prozeßkostenhilfe beanspruchen und dergleichen. Man kann sogar umsonst den Führerschein machen, wenn man glaubhaft vorträgt, daß man sonst eh keinen Job mehr bekommt. Alles sinnvolle Dinge, die Otto Normalverbraucher selbst zahlen muß. Ist die Waschmaschine kaputt, gibt es vom Amt eine neue. Zack. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte liegt die Vermutung nahe, daß es so manchem Hartzie unter`m Strich finanziell besser geht als dem ein oder anderen Arbeitnehmer. Insbesondere dann, wenn unser Hartzie Teile seiner freien Zeit nutzt, um ein paar Stündchen Schwarzarbeit zu verrichten. Dann sowieso, dann lebt es sich sogar ganz vernünftig. Und das ist auch völlig okay so. Unser lieber Vater Nachtwächter hält einem diese Option offen, und jeder kann frei entscheiden, ob er sie nutzen möchte oder nicht. Keiner muß sich dafür schämen, heute weniger denn je. Und Kritik hieran ist reinstes Fremdopfer-Gebahren, sonst nichts. Auweia, da kriegt einer dieselbe Kohle wie ich und will bzw. muß dafür nichts tun. So ein asoziales Schwein! Und als waschechtes Fremdopfer redet man sich diesen Quatsch natürlich auch noch schön. Ich wüßte gar nicht, was ich ohne Arbeit anfangen sollte. Bla. Ich auch nicht. 40 Stunden die Woche auf einem Bagger sitzen oder Rechnungen kontieren sind die wahre Erfüllung, die absolute Selbstverwirklichung für mich. Na klar, was denn auch sonst. Kaum zu glauben, wie weichgespült der Kapitalismus einige Köpfe schon gemacht hat. Wie Wackelpudding. 196 Und wer arbeiten gehen will, der soll eben arbeiten gehen. Nur zu. Ist nichts Verwerfliches dran. Zack, ab, arbeiten. Schließlich folgt man nur der Herde, ganz solidarisch. Und die Herde grast hübsch angenehm Fluß abwärts, also grasen wir mit. Auf, bitte alle schön mitgrasen, besten Dank. Gehen wir arbeiten. Denn immerhin verdienen wir ja 3.100 Euro brutto. Wir sind ja schließlich die Durchschnitts-Vollzeitangestellten, abfeier. Und als solche haben wir neben fürstlicher Entlohnung noch einen weiteren, ganz entscheidenden, geradezu elementaren Vorteil: Wir sind kreditwürdig! Hurra! Natürlich immer positive Schufa vorausgesetzt, muß klar sein. Aber wenn die paßt, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Dann geht voll die Post ab. Denn dann können wir nach Herzenslust Kohle verballern, die wir gar nicht haben. Also entweder schön Kredit aufnehmen oder -noch geiler- alles leasen. Leasen ist noch viel geiler. Und damit meine ich nicht nur das Auto, sondern wirklich alles. Muß also alles geleast werden, muß alles finanziert werden. Logisch. Woher soll man auch 500 Euro für eine neue Waschmaschine auf einen Schlag nehmen? Oder 1.000 Euro für einen neuen Fernseher? Muß alles auf Pump gekauft werden. Wer das jetzt nicht wahr haben will, der muß nur mal einen verwegenen Blick in ein Prospekt vom MediaMarkt oder ProMarkt oder ähnlichen Anbieter riskieren. Dort werden nämlich mittlerweile nur noch die monatlichen Raten groß ausgewiesen, während man den eigentlichen Einzelpreis in bar irgendwo im Kleingedruckten suchen muß. Verkehrte Welt, möchte man meinen, aber es ist so. Und ich hatte mich neulich schon voll gefreut. Gucke da in den Prospekt rein und sehe einen schönen 107er Plasma von Panasonic für 39,90 Euro. Hurra, heute ist Dein Glückstag, dachte ich. Ganz egal, daß ich im Wohnzimmer und auch im Schlafzimmer schon so ein Monster an der Wand habe. Für 39,90 Euro kaufe ich gleich nochmal vier bis fünf von den Dingern. Einen für die Küche, einen für`s Bad und einen für`s Gäste-WC, wie geil. Vielleicht noch einen in die Garage und einen auf Vorrat oder wenn mal Besuch kommt. 197 Aber nichts da, Pustekuchen. Nichts da mit 39,90. Zumindest nicht der Einzel-Verkaufspreis. 39,90 war vielmehr die monatliche Rate für die nächsten drei Jahre. Regulär kostete das Mistviech nämlich nach wie vor 1.399 Euro, wie ich nach langer Suche im Kleingedruckten feststellen durfte. Na, das ist doch mal was. Und ich Vollhonk war schon drauf und dran, vier bis sechs Stück telefonisch vorzubestellen, Folglich bedeutet das für uns als Konsumenten, daß wir lediglich zwei Möglichkeiten haben: Wir müssen unsere Ansprüche ganz dramatisch reduzieren oder uns verschulden. Natürlich können wir auch immer versuchen, mehr Kohle zu verdienen. Aber zum einen ist das nicht so ganz einfach zu bewerkstelligen, und zum anderen gehen wir hier ja vom Durchschnitt aus. Und das Durchschnitts-Schaf mit 1.800 Euro netto monatlich muß seine Ansprüche bis zur Schmerzgrenze reduzieren, wenn es sich nicht verschulden will. Ganz klare Kiste. Der ursprüngliche, originäre Anspruch, der uns seitens der Werbung und durch Dritte als normal suggeriert wird, kann nicht erfüllt werden. Niemals. Nicht im Entferntesten. Zumindest für den Großteil von uns nicht. Und das wurmt uns logischerweise. Weil das ein Umstand bzw. vielmehr ein Mißstand ist, den wir nicht ignorieren können. Und da wären wir auch schon wieder beim Thema: Ignoranz! An dieser Stelle kommen wir zu einem überaus perversen Paradoxon des Kapitalismus in unserer heutigen Gesellschaft. Hier wird es jetzt mal besonders krass, krasser als eh schon, und Personen mit einem schwachen Herzen oder so sollten mal lieber nicht mehr weiterlesen: Millionen von Menschen arbeiten Tag für Tag in einem ganz fulminanten Drecksjob. Als Arbeiter, als Angestellter, ganz egal. Ein Drecksjob eben. Ein Drecksjob, in dem sie wahrscheinlich nicht einmal die besagten 3.100 Euro brutto pro Monat verdienen, sich stattdessen aber im Idealfall mit Mobbing durch vermeintliche Kollegen oder einem Riesen-Arschloch als Chef auseinandersetzen dürfen. Ich persönlich war hiervon glücklicherweise nie betroffen, aber man ist ja auch nicht taub und blind. Man sieht und hört ja, wie es läuft. Man muß sich ja nur einmal umsehen. Kritisch umsehen, falls das überhaupt noch geht. Falls man dazu vor lauter Fremdsteuerung und Verblendung überhaupt noch in der Lage ist. 198 Dann wird man nämlich erschreckt feststellen müssen, daß man weitestgehend von Heuchlern und Arschlöchern umgeben ist. Die einem das Leben in dem eh schon recht anspruchslosen und völlig uninteressanten Job noch zusätzlich erschweren bzw. teilweise sogar zur Hölle machen. Mit denen man bestenfalls tödlich belanglose Gespräche über das Wetter oder über Fußballergebnisse oder die letzte Grillparty führen kann. Ätzend, voll ätzend, aber leider größtenteils wahr. Und man selbst nimmt das auch gern und als gegeben in Kauf. Immerhin verdient man ja damit seinen Lebensunterhalt. Und zwar so üppig, daß man bei MediaMarkt eine neue Glotze auf Pump kaufen kann. Glückwunsch. Oder von seinen liquiden Mitteln einen Röhrenfernseher mit 51 cm Diagonale für 99 Euro in bar. Stößchen. Das ginge auch. Gerade noch so. Das kann man sich dann aussuchen. Und hier kommt jetzt das überaus Perverse an der ganzen Geschichte: Trotz dieses Wahnsinns rastet der normale Arbeiter oder Angestellte nicht aus und dreht voll durch. Dem Vorarbeiter mal eben so richtig schön die Fresse poliert, und dann ab zum MediaMarkt und ein paar Röhren-TV an die Wand gekickt. Zack. Kick. Dem Chef erzählt, daß man überhaupt keine Lust hat, über Banalitäten wie das aktuelle ScheißWetter zu philosophieren. Dem mobbenden Arschloch aus dem Büro nebenan die Bremsleitung am Auto durchgeschnitten. Oder ähnliche, vergleichbar positiv-aggressive und überaus angemessene Reaktionen. Nein, dies tun wir nicht. Wir lächeln, bleiben höflich und fressen den Bullshit in uns hinein. Und warum? Logisch, aus Angst. Aus tiefgreifender, universeller und allgegenwärtiger Angst. Aus Angst um unseren Job, aus Angst vor mobbenden Kollegen, aus Angst vor dem Kapitalismus. Denn diese Angst können wir nicht ignorieren. Diese Angst müssen wir so hinnehmen, uns ihr stellen. Und sie akzeptieren. Ganz kompromißlos akzeptieren. Ignoranz geht nicht, Toleranz reicht nicht. Radikale Akzeptanz der Todesangst. Ach was, schlimmer noch als Todesangst. Kapitale Angst! Auweia! Das größtmögliche, vorstellbare Grauen. Kapitale Angst. Und zwar um unseren Job. Nur um unseren Job. Um nichts weiter. Um unseren gottverdammten, voll beschissenen und komplett unterbezahlten Drecksjob. Welchen wir wahnwitzigerweise sogar noch als unsere Existenz oder deren Grundlage bezeichnen. Heiliger Bimbam! 199 Denn wenn wir heute bereits mit zweieinhalb oder drei Riesen brutto im Monat eine Glotze oder eine Waschmaschine gerade noch so auf Pump kaufen können, wie schlimm kann es dann noch werden?! Horror! Das könnte ja alles noch viel schlimmer werden. Viel, viel schlimmer. Ein Faß ohne Boden. Nicht auszudenken, wenn man seinen Job verlöre. Der Super-GAU! Lieber ein Bein oder einen Arm, aber bitte nicht den Job. Im Kapitalismus lebt es sich besser ohne Beine und Arme als ohne Job. Und ohne Hirn, selbstverständlich. Das sollte nämlich auch besser ausgeschaltet oder betäubt werden. Dafür Angst. Kapitale Angst! Kommt gut. Macht uns gefügig. Gefügig in unser Schicksal. Kapitale Angst macht noch gefügiger als Alkohol. Schwer vorstellbar, aber ist so. Kapitale Angst ist der Grundpfeiler unserer Wirtschaft und ein Eckpfeiler unserer Gesellschaft. Wir machen Jobs, die wir hassen, und kaufen dann Scheiße, die wir nicht brauchen. Hurra! Oder vielmehr so: Wir machen Jobs, die wir hassen, und können uns dann gerade mal die nötigste Scheiße zum Überleben kaufen. Noch besser. Das trifft es für die meisten von uns wohl am ehesten, das trifft den Kern. Und weil das so ist, weil das so alle machen, weil das so keiner hinterfragt, drehen auch nur die wenigsten Fremdopfer durch oder mutieren gar zum Honk. Aus Angst. Nicht mehr, nicht weniger. Aus kapitaler Angst. Denn heute hat man keine Angst mehr vor Krebs oder vor Seuche oder vor Krieg, nein, heute hat man Angst um seinen Job. Drauf geschissen, ob irgendwo eine Atombombe runterballert oder der Regenwald komplett abfackelt. Hauptsache, wir behalten unseren Job. Idealerweise bis wir 80 oder 90 sind. Phantastisch. Phantastisch für alle Beteiligten, denn nur so kann der endgeile Kapitalismus funktionieren. Ohne kapitale Angst und Ausbeutung wäre dieser längst nicht mehr möglich. Und darauf Stößchen, ein Stößchen auf den Kapitalismus. 200 Notleidende Unternehmen werden mit staatlicher finanzieller Hilfe künstlich am Leben gehalten. Die meisten Firmen, die staatliche Hilfe bekamen, waren früher oder später aber doch pleite. (Wendelin Wiedeking) Mal unter uns: Ich möchte nicht als Arbeiter oder Angestellter in so einer maroden Drecksbude sitzen, die letztes Jahr noch Millionen- oder gar Milliarden-Gewinne eingefahren hat und nun um staatliche Subventionen und finanzielle Hilfe betteln muß. Damit man nur 10.000 Mitarbeiter entlassen und nicht komplett Insolvenz anmelden muß. Was für ein horrender Bullshit. Wenn man beispielsweise bedenkt, daß bei Porsche der Gewinn im Geschäftsjahr 2008 höher war als der Umsatz, muß es sich ja zwangsläufig um Magie handeln. Magie, pure Magie. Gewinn höher als Umsatz, wer kennt das nicht?! VW macht`s möglich, Stößchen. Oder auch nicht. Die Bilanzen der Geschäftsjahre 2009 und 2010 möchte ich dagegen nicht mehr sehen. Zumindest nicht bei Porsche. Falls es 2010 überhaupt noch eine gibt. Also selbst in den einstigen Vorzeige-Unternehmen mit einstigen Vorzeige-Managern ist dicke Luft und dünne Liquidität angesagt. Oder kurz: Angst. Kapitale Angst. Der schwarze Mann geht um! Sogar bei Porsche. Das wäre in 2007 noch ein ziemlich guter Witz gewesen. Der schwarze Mann bei Porsche. Aber heute? Heute eher ein schlechter Witz. Beziehungsweise überhaupt kein Witz mehr, sondern ganz bittere Realität. Und es kommt noch viel bitterer. Denn wie reagieren nun die normalen Arbeiter und Angestellten auf solch ein Wechselbad der Gefühle und Finanzen?! Was machen die betroffenen Schäfchen in solchen oder ähnlichen Buden?! Richtig. Gehen artig mit Trillerpfeife und selbstgemaltem Plakat auf die Straße. Und warum? Richtig, weil es so viel bringt. Das bringt fast so viel, wie sich beim Castor auf die Schienen zu legen. Das macht ja auch immer besonders viel Sinn, das hat bisher noch jeden Castor-Transport verhindert. 201 Man kann hier eigentlich nur mutmaßen: Die jahrelange Zwangsarbeit hat den meisten mittlerweile ganz offensichtlich völlig den Verstand vernebelt. Die arbeiten jahrelang unter dem Scheffel der Angst, verdienen zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel und fliegen dann zur Belohnung auch noch raus. Glückwunsch. Oder sie gehören zu denjenigen, die tagtäglich registrieren müssen, wo überall anders die Leute rausfliegen. Und sind infolgedessen total froh, den eigenen Drecksjob behalten zu dürfen. Natürlich mit gekürztem Lohn, aber dafür mit noch mehr Angst im Nacken. Denn wie gesagt, Angst ist durch nichts zu ersetzen. Außer durch noch mehr Angst. Stößchen. Insoweit könnte man eigentlich ganz unverfroren die These aufstellen, daß sich die meisten Angestellten und Arbeiter im Kapitalismus emotional wie Viecher behandeln lassen. Wie Hühner oder Melkkühe. Nein, eigentlich noch schlimmer als Viecher. Denn kein Viech muß in so elementarer Angst leben. Höchstens ein chinesischer Tanzbär. Wenn überhaupt. Und wenn man es jetzt noch auf die Spitze treiben wollte, könnte man durchaus die kühne Theorie vertreten, daß der Kapitalismus in seiner gegenwärtigen Form nicht mehr mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Artikel 1 Abs. 1 GG kann ja wohl unter Berücksichtigung der aktuellen Gegebenheiten und Zustände lediglich als eine wohlklingende, inhaltlich hohle Phrase interpretiert werden. Und als wäre das alles nicht schon Hohn genug, greifen die direkt Betroffenen zu Trillerpfeife und Mahnwache. Oder bleiben in ihrer Mischung aus Angst und zugleich Dankbarkeit ganz zu Hause sitzen. Weil ja morgen schließlich der eigene Job dran sein könnte, man aber bis dahin zumindest immer noch einen hat. Keine Ahnung, was hiervon krasser ist. Mit Pfeifen gegen Windmühlen oder dankbare Angst. Beides heftigst. Und selbstverständlich beides keine Optionen für einen Honk. Für einen Honk kann ein Tun oder Unterlassen aus Angst niemals in Betracht kommen. Niemals! Denn als Honk hat man sich von Angst und Grausen jedweder Art befreit. Dazu später mehr. Angst ist jedoch für den Kapitalismus zwingend notwendig. Wir erinnern uns an dieser Stelle an die drei schönen großen A: Armut, Angst, Arbeitslosigkeit. Ach, komm` her, machen wir vier. Sagen wir vier A, nehmen wir noch Ausbeutung dazu, der Theatralik wegen. So, und da haben wir sie, die vier geilen A. Stößchen! 202 Sobald die Menschen morgen keine Angst mehr haben, ist das der Tod des Kapitalismus. Scheiß auf die anderen drei A, sobald die Angst weg ist, rollen Köpfe. Nur wird die Angst so schnell nicht weg sein. Dafür trägt Vater Nachtwächter schon Sorge, das sollte allen klar sein. Und deswegen sind Idioten und Fremdopfer auch so elementar, so überlebenswichtig für unsere Gesellschaft: Sie erfüllen ihren Zweck und stellen keine Fragen. In fast allen Fällen sind sie noch dazu in irgendein soziales Gefüge wie z. B. eine eigene Familie eingebettet, wodurch das Ausbrechen aus dem System nahezu unmöglich wird. Absolut verständlich, absolut nachvollziehbar. Alles nur Menschen. Man muß sich nur einmal Frau und Kinder vorstellen, wie sie im trauten Eigenheim, welches irgendwann mit 60 oder 90 abbezahlt ist, vor der Glotze sitzen und auf Papa warten, wegen Abendbrot essen und so. Und auf einmal sehen sie den Papa mitten in der Glotze, wie er gerade von der Spielvereinigung Grün-Weiß als Staatsfeind Nummer Eins oder Zwei abgeführt wird, während im Hintergrund zeitgleich der lichterloh brennende Hypo-Real-Estate-Tower das Firmament des Münchener Abendhimmels hell erstrahlen läßt. Auweia. Das wäre dann aber mal eine ganz schöne Überraschung. Bißchen krass, sicher, aber mal ein gelungener Kontrast zum üblichen TV-Einheitsbrei. So weit wird es aber nie kommen. Denn als Mittdreißiger mit eigener Familie und pulsierenden, beruflichen Panikattacken bricht man nicht mehr aus dem System aus. Wer so lange das Spielchen mitgespielt hat, kommt nicht mehr raus. Der kann nicht mehr raus, und der will auch gar nicht mehr. Und falls doch, steckt ihn die eigene Sippe mal eben ganz nonchalant in die Klapsmühle, das sollte auch klar sein. Dann geht`s ab ins Kuckucksnest, zack, Zwangseinweisung, bißl plemm plemm und weg. Zack, weg, ab. Und die Sippe macht ein betroffenes Gesicht dazu und verfeiert nebenbei das schöne Krankengeld. Stößchen. Eine beunruhigende Vorstellung. Aber sehr lustig und durchaus möglich und auch wahrscheinlich. Und deswegen hält man besser gleich die Fresse. Ist besser. Schön Ruhe bewahren und gar nichts machen. Man kann sich das ja alles in der Phantasie ausmalen. Was man gern alles anzünden möchte oder wen man gern abknallen würde. Bloß nie laut aussprechen. Sonst ist man gleich weg vom Fenster! Schön ruhigbleiben, geht anderen auch nicht anders. 203 Es wird nämlich jeder irgendwie ruhiggehalten, alle werden irgendwo ruhiggehalten. Damit man nicht gegen die stetig immer krasser werdenden Mißstände Amok läuft und durchdreht, so wie es der Franzose so gern praktiziert. Ja, ganz genau, der Franzose! Von den Franzosen mag man halten, was man will. Die meisten stinken. Aber wenn die ihre Schnauze voll haben, dann brennt es, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn die das Gefühl haben, verarscht oder gar beschissen zu werden, dann fackeln die nicht lange. Paar Gläschen Rotwein rein, zack, bißchen Mut antrinken, und ab geht die Post. Aber richtig. Für den verängstigten, trillerpfeifenden Deutschen natürlich keine Option, versteht sich von selbst. Widerstand muß immer gewaltfrei sein, ganz klar. Schöne Mahnwache, schöne bunte Plakate, schöne Lichterkette, geht ja nur um die Existenz. Sehr schön. So, jetzt ist die Katze aus dem Sack, wurde auch Zeit. Ruhigstellung ist das Wort der Stunde! Neben Sicherstellung haben wir nun also die zweite Stellung, nämlich die Ruhigstellung. Läuft eigentlich ganz simpel ab, viel simpler als die Sicherstellung. Denn die meisten halten sich bereits selbst ruhig, durch Kompensation. Sie wollen ihre Angst verdrängen, kompensieren, ersetzen. Durch extrem viel Sport oder Fressen oder Suff oder fragwürdige Freunde und dergleichen. Andere werden mit HartzIV und Aso-TV ruhiggestellt. Bißchen Miete und Kohle und Scheiße ohne Sinn in der Glotze, und Ruhe ist. Kann man sein Leben abseits der Realität schön weiterführen. Chatrooms, WOW, bißchen Internet-Flirt und kiffen und ficken dazu, paßt, reicht. Oder die Vollopfer. Die läßt man einfach machen, dann halten sie die dumme Fresse. Zumindest bei ernsten oder wichtigen Themen. Denn das tödlich banale Dummschwätzen wird niemals aufhören können. Niemals. Ist aber vielleicht auch besser so, denn wenn man sie machen und sabbeln und feiern läßt, spielen sie brav mit, Stößchen. Der überwiegenden Mehrheit fehlt sowieso jedwedes grundlegendes Verständnis für das, was überhaupt abgeht. Die haben ganz andere Sorgen, die müssen sich um ganz tolle andere Sachen kümmern. Wiederum andere stecken all ihre Gedanken und Energien in ihr Auto, in ihre Familie, in ihr Hobby oder in ihren faszinierenden Job. Ist auch eine Möglichkeit der Ablenkung und Akzeptanz, ganz klar. Und die 204 überwiegende Mehrheit? Klar, die animiert man zum Saufen. Zu was denn auch sonst?! Drei Millionen Alkoholiker können nicht lügen. Die sprechen eine ganz deutliche Sprache, nämlich die Suff-Sprache. Keine Frage, Alkoholiker sind gern gesehen. Gut für jede Statistik und auch sehr dienlich zur Abschreckung. Uiuiui, kann ja doch alles noch viel schlimmer kommen, kann ja noch Alkie werden. Na das wäre ja was. Wäre man aus politischer Sicht wirklich und wahrhaftig gewillt, dem bösen Alkohol-Problem Herr zu werden, dann wäre das schon längst passiert. Dessen sollte sich mittlerweile jeder bewußt sein. Das läßt man aber lieber bleiben, denn das Problem an sich soll ja gar nicht gelöst werden. Alkies erfüllen ihren Zweck und halten die Fresse. Und nur darum geht es. Also lieber ganz tolle Aufklärungs-Kampagnen starten. Macht keinen Sinn, sieht aber wichtig aus. Problem gelöst. Und der Honk? Ja, jetzt kommt der Honk. Wie sieht der das wohl? Ganz klar, natürlich lehnt unser Honk den Kapitalismus samt seiner Auswirkungen und Marionetten grundlegend ab. Keine Angst. No Fear. Niemals, unter keinen Umständen. Politische Halbleichen und korruptes Manager-Gesockse gehen dem Honk sowieso komplett am Allerwertesten vorbei. Nimmt er erst gar nicht wahr. Vollständige Ingnoranz heißt das Zauberwort. Der Honk unterwirft sich niemals einem Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnis für schmale Kohle und auf Kosten seiner Menschenwürde, seiner Honkwürde. Keine Verängstigung, keine Ausnutzung eines Honk zugunsten einer positiveren Bilanz einiger Größenwahnsinniger mit Gottes-Komplex. Nie im Leben. Bevor es so weit kommt, baut der Honk selbst Kartoffeln und Gurken und Hanf an. Sorry, Frau Schaeffler, aber da kommen wir leider nicht zusammen. Hört sich ganz nach alternativem Lebensstil an? So von wegen mit ein paar anderen durchgeknallten Figuren zusammen in Badelatschen durch den Wald rennen, Beeren sammeln, Liedchen singen, Holz hacken, Eintopf kochen, Tischgebet aufsagen und dergleichen? Ach woher denn! Benz fahren macht Spaß, selbstgebrautes Bier schmeckt wie Katzenpisse, und auch Kokapalmen brauchen ein ganz spezielles Klima, die wachsen hier nicht. Alternativ können diejenigen leben, die das auch wollen. Die auch entsprechend alternative Bedürfnisse haben. Aber nicht der Honk, der hat andere Bedürfnisse. 205 Weißt Du, Alan, da gibt`s nicht viel zu sagen. Ich arbeite wenig und verdiene dafür sehr viel. Ich schlafe mit schönen Frauen, die mich nicht nach meinen Gefühlen fragen. Ich fahre `nen Jaguar, wohne am Strand, und manchmal mixe ich mir am hellichten Tag -ohne, daß ich einen Anlaß dafür wüßte- einen gewaltigen Eimer Margaritas. Und dann schlafe ich auf der Terrasse ein. (Charlie Harper) Der Honk ist auch nur ein Mensch. Und hat demzufolge auch relativ normale menschliche Bedürfnisse. Schnelle Autos, harte Drinks, heiße Miezen, na klar. Und was haben diese schönen Dinge gemein? Logisch, sie kosten Geld. Glücksspiel, Sportwetten und diverse andere Annehmlichkeiten dazu, und der Kreis schließt sich. Kostet alles Geld, viel Geld. Und diesen Umstand kann auch unser Honk nicht ignorieren. Es sei denn, er ist Zechpreller und Kleptomane. Ist er aber nicht. Und deshalb muß es auch für unseren Honk heißen: Waren und Dienstleistungen gegen Geld. Ganz einfache Kiste, ganz easy. Hier: Waren und Dienstleistungen Geld So sieht das aus. Wir brauchen also Geld. Ziemlich viel Geld sogar. Spaß und Spiel kostet nicht viel. Von wegen. Vielleicht nicht für Kinder. Aber als Honk Mitte 30 hat man da schon ein paar andere Vorstellungen. Da kostet Spaß und Spiel ziemlich viel, zuweilen sogar unheimlich viel. Folglich brauchen wir auch ziemlich viel Kohle. Ja, genau, Kohle. Asche, Schotter, Kies. Moneten. Bling-Bling. Denn schließlich haben wir ja nur dem Kapitalismus abgeschworen, nicht aber dem Materialismus. Und dieser sagt: Ohne Moos nichts los. Gilt also auch für uns. Und heißt schlicht und einfach nur, daß wir Geld beschaffen müssen, ohne uns dabei der Knechtschaft kapitalistischer Zwangsarbeit zu unterwerfen. Und dies am besten noch weitestgehend im Rahmen von Recht und Ordnung, vgl. Punkt a) dieses Kapitels. 206 Also müssen wir unser eigenes Ding durchziehen. Eigene Arbeit auf eigene Tasche und stets unter Berücksichtigung der eigenen Entfaltungsmöglichkeiten. Aber hallo! Kollege Marx würde sich vor Verzückung im Grabe umdrehen. Wir erwirtschaften eigenständig das, was wir für unser Leben und unsere Familie brauchen. Hört sich irre an? Kein Stück. Irre gut vielleicht. Denn statt sich jeden Morgen um 7 Uhr an einem Terminal oder einer uralten Stechuhr einzuloggen, um dann irgendeiner hirnlosen Maloche nachzugehen, deren Produkt man komplett entfremdet ist, machen wir es anders. Als Honk haben wir diverseste Möglichkeiten, Kohle zu verdienen. Echt jetzt. Hier, zack, ein Buch geschrieben, ganz toll. Über irgendein dusseliges Thema. Honkland oder ähnlicher Blödsinn, vollkommen egal. Die eigenen Gedanken und Gefühle ausdrücken, ein paar Schuß Ironie, Fiktion und Sarkasmus hinzu, zack, fertig. Pure Selbstverwirklichung, kreative Entfaltungsmöglichkeit in reinster Form. Herrlich. Stößchen. Klar, kaufen und lesen muß es dann auch noch der ein oder andere Arsch. Aber das sollte nun wirklich unser kleinstes Problem sein. Denn in unserer verkorksten Gesellschaft findet sich für jede erdenkliche Paviankacke Kundschaft. Und was für Kundschaft, mein lieber Mann. Voll die Kunden! Je oller, desto doller. Phantastisch. Es dürfte also völlig außer Frage stehen, daß unser schönes Honkland ein Bestseller wird. Vielen Dank dafür im voraus. Abermals Stößchen. Und wenn man keine Zeit hat, so ein schönes Buch zu schreiben? Weil man unter der Woche 40 bis 50 Stunden Zwangsarbeit verrichten muß, um dann nach Feierabend und am Wochenende Sklave von Haus, Garten, Frau, Kind und Schützenverein zu sein? Naja, keine Ahnung, dann eben nicht. Dann eben kein Buch, kann ich dann auch nicht ändern. Selbst Schuld, könnte man sagen, man hat sich das ja so ausgesucht. Und außerdem gibt es noch zig weitere Möglichkeiten, eigenständig Kohle zu verdienen. Muß ja nicht jeder gleich ein Buch schreiben, wo kommen wir denn da hin?! Sonst müssen wir noch unsere Prognose ändern. Dann haben wir nämlich in 20 Jahren nicht mehr nur lauter Pop-, Top-, Super- und Pornostars, sondern ferner Heerscharen talentfreier Pseudo-Autoren, die über irgendeinen belanglosen Scheißdreck referieren, den kein normaler Mensch freiwillig lesen will. Nee, also das muß dann aber auch nicht sein. 207 Nein, nein, nein, das möchten wir nicht. Und das war jetzt aber auch schon wieder ein klein wenig Overselling. Also eine leichte Überzeichnung des Sachverhalts. Denn natürlich verfügt nicht jeder über die erforderlichen Voraussetzungen, die vonnöten sind, um als lustiger Autor erfolgreich bestehen zu können. Oder konkret: Singen, tanzen, modeln und ficken ist zwar very hartes Business, ganz klar. Aber deutsche Sprache ist härter. Deutsche Sprache ist hammerhart, PISA läßt grüßen. Egal. Schreibt also nicht jeder ein eigenes Buch, und das ist auch gut so. Macht man halt was anderes. Alternativ könnte man mit Aktien zocken. Daytrading. Also Aktien kaufen und Minuten später idealerweise zu erhöhten Kursen wieder verkaufen. Müßte also eigentlich Minutetrading heißen. Äußerst spannende Sache, sehr adrenalinlastig, sehr nervenaufreibend, braucht man keinen Kaffee mehr. Schnell viel kaufen, schnell viel verkaufen. Nur niemals über Nacht liegenlassen. Denn wenn im Ami-Land mal wieder irgendein Penner Amok läuft, kann man sich am nächsten Morgen lieber gleich aufhängen, anstatt auf die aktuellen Kurse zu gucken. Man braucht also Nerven wie Stahlseile, ein bestimmtes Anfangskapital und ein entspanntes, ruhiges Umfeld. Letzteres dürfte für die meisten am schwierigsten zu realisieren sein. Also das Umfeld. Winziges Home-Office mit Hausdrachen und plärrenden Blagen im Nacken ist nämlich kein entspanntes Umfeld. Vielleicht mit fünf Gramm Gras pro Tag, aber das dann natürlich auf Kosten der eigenen Geschäftsfähigkeit. Kann ich nur von abraten, bringt nichts. Mit viel Pech wacht man dann eines Morgens im Garten auf, Frau und Kinder weg, dafür 10.000 Infineon oder vergleichbaren Super-GAU im Depot. Guten Tag auch. Da kann man dann gleich im Garten liegenbleiben, ist besser. Alles in allem also auch Daytrading nicht jedermanns Sache. 208 Wenn Ihr Nervensystem nicht den Treibstoff erhält, den es von den Kohlenhydraten benötigt, entwickeln Sie eine gestörte Persönlichkeit. Und ich meine wirklich gestört. Jeder, der schon lange Bodybuilding betreibt oder sich damit beschäftigt und auch mal hinter die Kulissen geschaut hat, weiß, daß viele Bodybuilder verrückt sind. Ich habe sie merkwürdige Dinge machen sehen und frage mich oft, ob das nicht daraus resultiert, daß Sie zu lange kohlenhydratarme Diäten befolgen. (Mike Mentzer) Wie wäre es denn vielleicht mit einer Karriere als Profi-Sportler? Wäre das nicht interessant?! Vielleicht als Bodybuilder? Das wäre doch was. Den ganzen Tag fressen und schlafen, ab und an mal ein Stündchen Hanteln schwingen und den Rest der Zeit Anabolika fixen. Eigentlich ein schönes Leben, wenn man darauf klarkommt. Denn daß Testosteron, Dianabol, Wachstumshormon und Insulin erhebliche physische Nebenwirkungen haben, sollte hinreichend bekannt sein. Im Idealfall noch ein paar Schlankmacher und Entwässerer dazu, und man kann Wetten darauf abschließen, ob einem der extreme Blutdruck zuerst Herz und Nieren sprengt, ob die Spongebob ähnelnde, löchrige Leber einem ein ebenso schönes gelbes Gesicht macht, oder ob man lieber gleich sehr stil- und schmerzvoll an einem Insulinschock stirbt. Hinzu addieren sich erhebliche psychische Nebenwirkungen und die Rentabilität des ganzen Unterfangens. Denn daß der ganze Stoff nicht nur auf die Organe, sondern auch erheblich auf die Birne geht, dürfte jedem klar sein, der schon einmal ein einschlägiges Fitness-Gym von innen sehen bzw. bestaunen durfte. Die roten, aufgedunsenen Rüben mit den irren Augen sprechen Bände. Da muß gar keiner mehr von denen das Maul aufmachen, ein irrer Blick reicht schon. Tiefgreifende Minderwertigkeitskomplexe in Verbindung mit einer durch Anabolika ausgelösten, aggressiven Bewußtseins- und Verhaltenstörung sind eine hochexplosive und brandgefährliche Mischung für alle Beteiligten. 209 Naja, und die Rentabilität des ganzen Unterfangens muß leider auch als ziemlich bescheiden bewertet werden. Die Leute, die professionell mit Bodybuilding ausreichend Geld verdienen und nach Abzug von Anabolika und Co. noch genug für ihren Lebensunterhalt übrig haben, kann man an zwei, drei Händen abzählen. Der Rest verstofft lediglich sinn- und planlos Kohle, Gesundheit und Birne. In anderen Sportarten, in denen man ein gewisses physisches Potential aufbringen muß, sieht es nicht viel anders aus. Alle voll zugedröhnt. Boxer, Gewichtheber, Radfahrer, Läufer, Werfer, Springer, einfach alle, deren Motto stärker, schneller, weiter, höher lautet. Alle dicht, alle voll. Und das ist auch gut und richtig so, weil ansonsten nämlich nichts mehr ginge. Zack, aus, Feierabend. Man muß sich nur einmal die ganzen Mädels beim Speerwurf ansehen, dann weiß man ganz genau, was Sache ist. Die haben Lat-, Trizeps- und Deltamuskeln, da wird jeder Mann neidisch. Und wenn dann wirklich mal einer positiv auf Doping getestet wird, dann rauscht es lustigerweise gleich im Boulevard-Blätterwald: Pfui, der war gedopt. Was natürlich immenser Quatsch ist. Richtigerweise müßte es nämlich heißen: Pfui, der hat nicht rechtzeitig abgesetzt. Das träfe den Kern ziemlich genau. Denn mittlerweile müßte eigentlich jedem Dämlack klar sein, daß im professionellen, überwiegend physischen Leistungssport alle bis unter die Halskrause vollgestofft sind. Alle zugedröhnt bis obenhin. Das nur mal so am Rande. Absetzen heißt das Zauberwort, kein Witz. Also schlicht und einfach Zeitmanagement. Den Zeitpunkt bestimmen, an welchem man seinen Stoff absetzen muß, damit er bei der nächsten unangekündigten (na klar) Kontrolle soweit aus dem Körper verschwunden ist, daß man als negativ getestet wird. Das ist alles. Nicht mehr, nicht weniger. Man denke zurück an den 09.12.1995. Sehr denkwürdiges Datum. Denn da gab es den Boxkampf Francois „Franz“ Botha gegen Axel „Fackelmann“ Schulz. Botha gewann den Kampf nach Punkten, wurde nachträglich jedoch wegen einer positiven Dopingprobe disqualifiziert. Da hieß es: Pfui, der fette Franz hat gedopt. Natürlich. Wie gut, daß Wladimir und Vitali nur deshalb wie He-Man und Hulk aussehen, weil sie täglich 14 Stunden trainieren und 30 Milchschnitten fressen. Egal. Auf jeden Fall hatte man sich auf den bösen Onkel Franz eingeschossen. Das Böse war wieder einmal personifiziert. 210 Sieben Jahre zuvor, bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul, hatte man noch Ben Johnson am Wickel. Nicht nur, weil er wie ein Wrestler oder Bodybuilder aussah, nein, dummerweise hatte er sein Winstrol auch nicht rechtzeitig abgesetzt. Was ziemlich schlecht war und auch sehr schade, denn daraufhin wurde ihm nicht nur seine schöne Goldmedaille, sondern auch sein schöner Weltrekord (9,79 Sekunden auf 100 m) aberkannt. Was wiederum tragisch war, weil er lediglich zu spät abgesetzt hatte. Nur weil die Sprinter heute wie 12-jährige Schulmädchen aussehen, heißt das nicht, daß sie ungedopt sind. Denn auch im Profisport lernt man dazu. Und deshalb greift man heute zu Mittelchen, die einen schnell und stark machen, ohne einem dabei die Optik eines bulgarischen Powerlifters zu verleihen. Mittlerweile hat man sich auf den Radsport als Achse des Bösen eingeschossen, was für eine Überraschung. Los ging`s mit Jan „Ecstasy“ Ullrich, der natürlich noch nie im Leben gedopt hat. Es folgten etliche weitere Fälle, bis sich irgendwann selbst der letzte Zweckoptimist eingestehen mußte, daß die Tour de France nur noch eine Tour d`Apotheke ist. Also mußte wieder ein Butzemann her, das Böse mußte erneut personifiziert werden. Kein Thema, nehmen wir doch diesmal den fiesen Doc Fuentes mit all seinem widerlichen EPO, Blutplasmakonserven und Wachstumshormonen. Also Sack über den Kopf, Knüppel drauf, zack, Radsport wieder sauber. Stößchen. Ist natürlich nicht Stößchen, ist Blödsinn. Selbst die Jungs und Mädels bei den Paralympics ballern sich heute zu. Zuballern und rechtzeitig absetzen, nur darum geht es. Funktionäre und Medien verschleiern das gern, indem sie ein paar positiv getestete Athleten ganz plakativ und mit entschiedener Härte ans öffentliche Kreuz nageln, und gut ist. Sport wieder sauber, erhobener Zeigefinger, und weiter. Business as usual, show must go on. Das Ganze ist natürlich ein einziges LügenKartenhaus, welches akribisch vor dem nahenden Einsturz bewahrt wird, weil man nicht weiß, wie die Öffentlichkeit darauf reagieren wird. Die breite Masse wird also zielgerichtet und vorsätzlich belogen. Aus Angst vor den etwaigen Folgen. Und genau deswegen kann man als Honk auch kein Profisportler werden. Lug, Betrug und Steroide sind eine Mischung, die einem Honk auf das zarte Mütchen schlagen könnten. Und das möchte man als sensibler Honk lieber vermeiden. 211 Sonst endet man noch wie die arme, unschuldige Frau Pechstein... Also besser nicht. Doch wie sieht es mit anderen Sportarten aus? Vielleicht mit solchen, bei denen der mentale Faktor bzw. die Konzentration eine zentrale, übergeordnete Rolle spielt? Schach oder Billard womöglich? Nein, todlangweilig. Bißchen mehr Action darf es dann doch sein. Wir wäre es mit Autorennen? Vielleicht Formel 1? Können wir leider auch gleich wieder vergessen. Da hätten wir schon mit drei Jahren irgendwie anfangen müssen, irgendwas zu fahren. Frisiertes Bobby-Car oder Formel ADAC oder ähnlicher Kokolores. Hinzu kommt, daß wenn man sich mal die Piloten von heute ansieht, wird man feststellen müssen, daß diese eher einem Schulstreber ähneln als einem draufgängerischen Heißsporn und Teufelskerl. Zu aktiven Zeiten von Nicki Lauda wäre das noch richtig geil gewesen, heute eher nicht mehr. Also auch nichts für uns, auch nichts für Honks. Ohne mich jetzt zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, befürchte ich dann aber leider doch, daß eine Karriere als Profisportler für die meisten von uns nicht mehr in Betracht kommt. Mit vielen Randsportarten läßt sich eh keine Kohle verdienen. Zumindest nicht genug, um davon leben zu können. Und wenn man sich schon die Gesundheit ruiniert, dann sollte zumindest auf der finanziellen Ebene was dabei rumkommen. Das war ja unser primäres Anliegen dabei. Kohle verdienen. Weitestgehend jenseits des Kapitalismus. Und dies wird mit Sport nicht klappen können, weil wir bei den meisten Sportarten auf Sponsoren und Verträge angewiesen wären, um unser Leben finanzieren zu können. Also von Kapitalgebern abhängig, was wir ja gerade vermeiden wollten. So sieht`s mal leider aus. Und für die richtig geilen Sportarten, die uns Bewunderung, Ruhm und finanzielle Unabhängigkeit garantieren, sind wir bereits zu alt. Mit Ende 20 oder Anfang 30 werden wir kein Cristiano Ronaldo oder Roger Federer mehr. Also Sport bitte ganz schnell wieder vergessen, zumindest als Mittel zur Finanzierung des Lebensunterhalts. 212 Einen Australier mit Känguru zu fotografieren, das ist ungefähr so, wie einen Deutschen mit einer Bratwurst im Arm abzulichten. (Joshua Kennedy) Keine Ahnung, was man sonst noch anstellen könnte. Vielleicht eine Dönerbude aufmachen. Als Deutscher. Eine schöne, deutsche Dönerbude. Sehr zeitgemäß. Könnte klappen. Schön Schweinshaxe und Sauerkraut im Weißbrot, dazu Weizenbier. Altdeutscher Döner sozusagen. Und das Ganze am besten in Berlin-Kreuzberg. StandortOptimierung. Lustige Vorstellung. Aber leider nicht realisierbar, denn ruckzuck hat man das ganze Pack am Hals. Und damit meine ich nicht unsere warmherzigen, ausländischen Freunde, sondern vielmehr Lebensmittelkontrolleure, Gesundheitsamt, GEZ und ähnliche Muffpoken. Auflagen, Abgaben, Beiträge. Voll zum Kotzen. Soviel Döner kann man gar nicht verkaufen. Zumindest nicht für drei Euro pro Stück. Selbst mit extrem kross angebratener Gammel-Haxe nicht. Da braucht man gar nicht erst losgehen, es wird nicht funktionieren. Und wenn dann auch noch so ein krummer Vogel auf der Matte steht und zwielichtig und unheilschwanger rumglotzt und rumnervt, ob denn auch das Rauchverbot eingehalten wird oder ob die sanitären Anlagen einem gewissen Standard entsprechen oder die hauseigene Kühlung in Ordnung ist, dann ist sowieso alles vorbei. Nachdem man den dann zusammenschlagen oder anderweitig mißhandeln mußte, wird einem der Laden eh dichtgemacht. Und zwar ratzfatz, und auch ohne mit der Wimper zu zucken. Zack, zu ist das Ding. Und vor allen Dingen dann auch ohne ein paar Milliönchen staatliche Subventionen vorher, sollte auch klar sein. Wir heißen nämlich leider nicht AIG oder xyz-Bank, nein, wir heißen Kreuzberger Preußen-Schänke oder Germanischer Haxen-Grill. Und können somit Subventionen jeder Art von Anfang an vergessen. Allein der Name ist schon viel zu tight für jedwede Subvention-Competition. 213 Wir müssen also leider feststellen, daß unser Unterfangen, Geld zu beschaffen, ohne uns dabei der Knechtschaft kapitalistischer Zwangsarbeit zu unterwerfen, nicht ganz einfach zu bewerkstelligen ist. Was natürlich auch Sinn und Zweck der Übung ist. Denn wenn es so simpel wäre, jenseits der Mauern des Kapitalismus eigenständig und unabhängig sein Geld zu verdienen, würden sicher viele von uns die Chance nutzen wollen, so viel steht mal fest. Dies ist aber gar nicht so sehr erwünscht und auch nicht so gern gesehen. Weil es den Kapitalismus aushebeln, schwächen und mit hoher Wahrscheinlichkeit letztendlich auch zugrunderichten könnte. Und das sehen unsere modernen Lehnsherren aus Politik und Wirtschaft natürlich nicht gern. Unsere Staats-, Politik- und Wirtschaftsoberhäupter sehen das sogar nicht nur nicht gern, sondern möchten das auch mit allen möglichen Mitteln verhindern. Was nur allzu gut verständlich ist, denn sie sind diejenigen, die am meisten vom Kapitalismus profitieren. Die großen Nutznießer, die charmanten Profiteure, die smarten Gewinner, unsere Helden auf der großen Bühne des Kapitalismus. Nur deswegen das ganze Theater, nur deswegen der ganze Zirkus. Nur darum geht es. The King of Bling-Bling, na klar. Die ganzen Ruhigstellungen, Reglementierungen, Besteuerungen, Verängstigungen und ähnlicher Wahnsinn. Alles zum Wohle des schönen Kapitalismus. Nein, sorry, es muß ja freie Marktwirtschaft heißen. Nein, nochmals sorry, es muß ja sogar soziale Marktwirtschaft heißen. Das ist ja noch viel besser. Weil das ja alles so durch und durch und so überaus sozial hier abgeht. Wer hätte das gedacht?! Auf die soziale Marktwirtschaft! Stößchen! Insoweit bleibt nur festzuhalten, daß es alles andere als einfach ist, in unserer tollen sozialen Marktwirtschaft eigenständig, zwangfrei und weitestgehend legal Geld zu beschaffen. Viele müssen sich leider in ein kapitalistisches Abhängigkeitsverhältnis begeben, um überleben zu können. Politik und Wirtschaft schüren die kapitalistischen Todesängste, weil sie davon am meisten profitieren. Rentable oder kreative eigene Ideen -beispielsweise eine Ein-Euro-Kornbrennerei oder professionelles Glücksspiel- werden durch staatliche Auflagen ganz bewußt und bereits im Keim erstickt. Und sollte jemand in größter Not auf illegale Mittel zur Beschaffung von Finanzen zurückgreifen, wird dies von Vater Nachtwächter drakonisch sanktioniert. 214 Es wird also alles Menschenmögliche getan, um den Großteil der Bevölkerung in einem maroden System zu halten. Systembindung genießt höchste Priorität. Das funktioniert heute jedoch nicht mehr so einfach wie noch vor einigen Jahren. Es wird immer schwieriger, weil immer mehr Menschen anfangen, selbst zu denken. Also richtig selbst, nicht irgendeine fremdgesteuerte Pseudo-Meinung, die man sich vermeintlich objektiv aus dem Bullshit herauskristallisiert hat, den uns Politik, Wirtschaft und Medien tagtäglich auftischen. Nein, richtiges eigenes Denken. Man soll es nicht für möglich halten. Ich persönlich würde eher auswandern und eine Bratwurst-Bude in Kasachstan oder auf Teneriffa eröffnen. Oder Tasmanische Teufel in Australien beschneiden, ginge auch. Und es gibt einen Haufen Leute, die das lieber heute als morgen sehen würden. Und das ist auch gut so und vor allen Dingen auch völlig egal, solange der Weg nicht wieder zurück in die kapitalistische Matrix führt. Alles andere ist vorstellbar, aber keine Systembindung mehr für den Honk. Der Honk ist draußen. Und wem das jetzt aber nicht paßt, dem kann ich dann aber auch nicht helfen. Jeder kann sich also vermeintlich frei entscheiden. Vermeintlich deshalb, weil viele interne und mindestens genauso viele externe Faktoren bei der Entscheidung berücksichtigt werden müssen. Nur sehr wenige Fremdopfer trauen sich den doch recht radikalen Schritt zum Honk. Dieser sollte daher bereits im Vorfeld gründlichst überdacht sein. Wer allerdings einmal an dem Punkt angekommen ist, wo es für ihn fast täglich unerträglicher wird, ein immer ängstlicher werdender Teil eines immer unsicherer werdenden Systems zu sein, der sollte seinen letzten Rest Mut und seinen letzten Funken Hoffnung aufraffen und aussteigen. Dem System, dem Kapitalismus, dem Wahnsinn entsagen. Rigoros, mit allen dazugehörigen Konsequenzen. Honk werden. Frei werden. Bißchen verrückt vielleicht, aber frei. Oder vielmehr frei und ein ganz klein wenig verrückt. Nette Kombi, geile Kombi, irre Kombi. Ja, irre, völlig irre. Wie sonst könnte man wohl das literarische Kabinettstückchen bewerkstelligen, die Themen Kapitalismus und Doping im Leistungssport in ein und demselbem Kapitel abzuhandeln?! Einfach geil, einfach irre. Eine irre Kombi! Stößchen! 215 Der Kapitalismus hat gesiegt! Was brauchen wir noch den kritischen Geist? Wir laben uns lieber am Senf von Verona Pooth, Udo Walz oder Dieter Bohlen. (Michael Müller) bb) In der Glotze Okay, zugegeben: Die letzten Seiten zum Thema Kapitalismus waren ziemlich harter Tobak und sicherlich auch nicht für jeden gleich auf Anhieb verständlich. Ist aber auch gar nicht weiter schlimm, macht nichts. Es ist okay. Zumindest dann, wenn dem ein oder anderen gegen Ende der Exkursion dann doch aufgefallen sein könnte, daß der Honk nicht unbedingt ein Freund kapitalistischer Unterdrückung ist. Wenn wir das bitte als einschlägigen Tenor mitnehmen könnten. Das wäre ganz gut, damit wäre uns schon sehr geholfen. Denn nur darum ging es. Das war Sinn des Exkurses, Zweck der Phrasendrescherei, Ziel des Overselling. Wobei eigentlich gar nicht so viel gedroschen und oversold wurde, wenn ich es mir mal so recht überlege. Sei`s drum. Die letzten Seiten waren harter Tobak, böse Realität, traurige Wahrheit. Krasses Zeug. Zeit für ein wenig Antagonismus, Zeit für eine etwas seichtere Thematik. Und was könnte seichter sein als ein kleiner Ausflug nach Bizarro-World?! Nichts. Rein gar nichts. Ein letzter kleiner Ausflug in die große, bunte, weite Welt des televisionären Wahnsinns. Leider. Leider muß es wieder sein. Es führt kein Weg daran vorbei, der Zweck erfordert es. Denn es ist an der Zeit, zu eruieren, ob und wie sich unser Honk als Ignorant auf der großen Bühne von Asound Opfer-TV präsentieren kann. Was tut er? Tut er überhaupt etwas? Kann er es ignorieren? Will er es ignorieren? Darf er es überhaupt ignorieren? Oder muß er es letzten Endes sogar ignorieren? Diese und weiterführende Fragen werden im Laufe dieses Kapitels nun zu erörtern und zu beantworten sein. 216 Auf geht`s, Ladies and Gentlemen. Bitte schnallen Sie sich fest an, stellen Sie Ihren Sitz in eine aufrechte Position, wir starten in eine neue Runde telemedialen Dünnschiß. Für den Autor heute bitte nur einen doppelten Gin Tonic. Denn es ist erst 17 Uhr morgens, und er hat letzte Nacht nur 13 Stunden geschlafen. Fahr` ab die Scheiße: 17.00 Uhr, PRO7, taff. Eine gerade volljährige Vollidioten hat sich 50 oder 100 schwarze Sterne mitten in die dumme Fresse tätowieren lassen und findet das jetzt aber gar nicht mehr gut, was ich aber gar nicht verstehen kann. Denn ich finde das total geil, endgeil, sieht total endgeil aus. Fast so endgeil wie Pubertäts-Akne. So endgeil sieht das mal aus. Anzahl der Sterne synchron zur Höhe des IQ. Boing. Egal. Kann und will ich mich heute nicht mit befassen. Auch Schwachsinn kennt Grenzen. Außerdem haben wir das ranzig-debil-banale taff-Format bereits im Rahmen der Abhandlung unseres Vollopfers erschöpfend analysiert. Muß reichen, mehr geht nicht. Andere Formate sollen auch ihre Chance bekommen. 18.00 Uhr, RTL, Explosiv - Das Magazin Auch nicht besser. Eher noch schlechter. RTL halt. Thematisiert wird, wie irgendein Kerl namens Nico Schwanz mit irgendwelchen Nageltanten -sorry, Nail-Desingerinnen muß es ja heißen- abwechselnd in einem Whirlpool sitzt. Und mit denen über ihre hübschen, langen, bunt angemalten Plastik-Krallen -bei denen jeder halbwegs normale, unperverse Mann das krasse Kotzen kriegt- dummschwätzt. Besten Dank auch. Und herzlichen Glückwunsch, denn genau das hat der Welt noch gefehlt: Nageltanten und ein weiterer F-Promi. Stößchen. 20.15 Uhr, VOX, Goodbye Deutschland! Die Auswanderer Vielleicht VOX? Vielleicht die Auswanderer? War doch eine Zeit mal ganz interessant und spannend anzusehen. Die Betonung liegt auf war. Denn seit gefühlten 500 Folgen berichten die da hauptsächlich über irgendeine extrem hohl-blondierte Plastik-Uschi so Anfang 20, die irgendwo in Amerika rumkaspert und deren Primärziel es ist, in den Puff dieses komischen alten Tattergreises vom Playboy einzuziehen. 217 Und bis das dann irgendwann so weit ist oder auch nicht, wird der faszinierte Zuschauer mit jedem noch so bescheuerten Detail dieses spannenden Aufenthaltes beglückt. Denn wenn Amerika eines gefehlt hat, dann doch wohl eine hirn- und bauchfreie Plastik-Blondine, die singen, tanzen oder ficken will. Spitze. Und VOX läßt uns an diesem denkwürdigen Ereignis mit solch einer fulminanten Detailverleibtheit teilnehmen, daß einem die Haare zu Berge stehen. So dürfen wir also unter anderem Zeuge werden, wie die kleine Frutte in einem Freizeitpark Achterbahn fährt oder sich in ihrer Bude mit AerobicÜbungen den Babyspeck wegtrainieren will, weil ein Fotoshooting bevorsteht. Danke, liebes VOX-Team. Und God bless America. Und während ich so etwas verdutzt in die Küche schlendere und schlurfe, um mir dort einen weiteren, diesmal dreifachen Gin Tonic zuzubereiten, drängt sich mir geradezu eine Frage auf. Eine etwas verwegene, für mich jedoch einzig logische Schlüsselfrage: Kann man die Dussel-Usch von VOX nicht einfach bei dem Schwanz-Mann auf RTL mit in den Pool reinsetzen? Würde doch Sinn machen, oder?! Merkt doch keiner den Unterschied. Eine Nageltante mehr oder weniger im Pool, fällt doch keinem auf. Dem RTL-Stammpublikum sowieso nicht. Zack, ab, rein da. Ab zu den anderen Uschis, ab in den Pool. Ab zum Schwanz-Mann! Und dafür dann auf VOX bei Goodbye Deutschland was zeigen, was dem Hirn nicht permanent den Anschein vermittelt, es befinde sich in der Endlos-Rille einer hauchdünnen und extrem flachen Langspielplatte. Geht aber ganz offensichtlich nicht, und deswegen beruhigen wir unser geschundenes Hirn lieber mit einem ordentlichen Schluck pur aus der Gin-Pulle und schalten um. 22.15 Uhr, RTL, Extra - Magazin Zurück zu RTL. Auweia. Neuer Anlauf, diesmal Extra. Mit Birgit Schrowange. Mit Biggi. Komm` schon, Biggi-Baby, laß mich nicht hängen. Ich fand Dich schon immer ganz gut, insbesondere verglichen mit Deinen komischen Kolleginnen von RTL. Hilf mir, Baby, rette meine beknackte Geschichte. Hilfe! Und in der Tat, in der Tat, Biggi hilft mir wieder einmal. Einmal mehr zieht die Biggi meinen Hals aus der sprichwörtlichen Schlinge. Aber das habe ich mir schon vorher denken können. Und nur deshalb habe ich auf RTL umgeschaltet. 218 Denn Biggi bzw. Extra bringt nun einen total lustigen Bericht über einen ehemaligen Promi-Friseur so um die 60, der seine ganze Kohle für eine Prostituierte verbraten hat. Wie geil ist das denn wieder?! Der war also mal mit Kollegen im Puff, hat dann da eine Nutte gesehen und sich in die verliebt. Phantastisch! Aber gar nicht mal so abwegig, ist einem Kumpel von mir auch mal passiert. Echt jetzt. Unser Friseur hat also gepimpert und gepimpert und gepimpert (genau wie unser Melvin) und gezahlt und gezahlt und gezahlt. Die Nutte ist dann irgendwann bei ihm eingezogen, unser Friseur hat all ihre Schulden bezahlt und ihr obendrein noch einen monatlichen Festbetrag überwiesen. So, und wie die Geschichte ausgegangen ist, kann sich jetzt wohl jeder Depp an fünf Fingern abzählen. Als kein Geld mehr da war, war die Nutte auch ruckzuck weg. Zack. Weg. Vorbei mit Stößchen, im wahrsten Sinne des Wortes. Wir eruieren hieraus eine weitere Kernthese, einen weiteren Leitsatz unseres schönen Buches: Geld weg, Nutte weg. Ursache und Wirkung. Unvermeidliche Kausalität. Und ein trauriges, zurückgelassenes Fremdopfer. Das jetzt wieder losgehen und Haare schnippeln muß. Was für ein Schicksal, der Kerl tut mir echt leid. Aber wie kann man denn auch so schräg drauf sein und einer Nutte ein paar hunderttausend Euro in den Arsch blasen?! Und als hätte man mich erhört, zeigen sie bei Extra auch gleich ein paar Nutten, die ganz offen zugeben, daß sie es gerade darauf anlegen. Also daß sich ein Stecher in sie verliebt. Der zahle dann großzügiger und sei generell auch spendabler als andere. Den könne man besser ausnehmen. Was für eine Farce! Sich von einer Nutte ausnehmen lassen. Das geht ja mal gar nicht. Ich kenne das nur umgekehrt. Also hinterher sagen, daß es voll übel war und nichts bezahlen. So kenne ich das, so muß das sein. Aber umgekehrt?! Ungeheuerlich. Armer Friseur. Muß nun auch noch sein letztes bißchen Würde verkaufen, indem er seine Story an RTL verhökert. Vielleicht für 2.000 oder 3.000 Euro, vielleicht weniger. Ganz traurige Geschichte. Und das ist ja nicht Sinn der Veranstaltung. Denn wenn der Honk traurig wird, muß er sich wieder besaufen. Also wie bei jeder anderen Gefühlsregung auch. Lieber schnell umschalten. Mal sehen, was SAT.1 so im Programm hat. 219 23.20 Uhr, SAT.1, 24 Stunden Geiles Thema: Kids im Vollrausch. Saufen, bis der Arzt kommt. Endgeil. Endlich mal Stimmung. Aber auch nur, weil die Kids so krass geil besoffen sind. Total witzig. Ansonsten gleicht die Thematik eher einem alten Hut. Kennt jeder, weiß jeder, interessiert keinen. An der Wurzel der Problematik wird eh nicht angesetzt, und daher können sie noch so oft irgendwelche Kontrolleure zeigen, die den Kiddies den Stoff wegnehmen oder den Kiosk-Betreiber von nebenan verwarnen. Es nützt nichts, es nützt rein gar nicht, es ändert sich nicht das Geringste. Woher denn auch?! Solange Vater Nachtwächter unseren Kiddies keine Perspektiven bietet, wird weiter gesoffen, als gäbe es kein Morgen mehr. Das ist genauso sicher wie die Geld-Nutten-Thematik von eben. Also auf einen knappen Nenner gebracht: Wenig Perspektive, viel Suff. So, und wer jetzt aber extrem clever sein will, kann daraus ein ganz tolles positives Ziel ableiten. Im Idealfall könnten sogar unsere Halbleichen in Berlin mal ein kleines Äuglein hierauf riskieren. Zack: Mehr Perspektive, weniger Suff. Na, ist das zu fassen?! Wobei das jetzt natürlich auch sehr schwer zu eruieren war. Furchtbar schwer. Insoweit nur allzu gut verständlich, daß da noch keiner in Berlin von selbst drauf gekommen ist. Echt schwer. Und ich bin auch gar nicht mal sicher, ob das überhaupt alles stimmt. Denn irgendwie bringen ja diverse Kampagnen, Verbote und Kontrollen erheblich mehr. Sieht man ja ganz deutlich anhand unserer Kids und deren Koma-Saufen. Perspektiven für die Kids zu schaffen, wäre dann wohl doch zu einfach. Also besser weiter saufen, aber den erhobenen Zeigefinger beachten, den Fingerpoke of Doom. Denn ganz nebenbei muß ja auch die zukünftige prozentuale Alkoholiker-Rate gesichert werden. Also Stößchen! Auf die Zukunft, auf die Alkies! 220 Na und, dann bin ich halt mit einem Alkoholiker zusammen und habe ein Kind mit ihm. Und weißt Du was?! Da bin ich stolz drauf, weil ich ihn liebe tue. (15-jährige Vollidiotin auf PRO7) Neuer Tag, neues Glück? Schön wär`s. Neuer Tag, dieselbe Scheiße. Das trifft es schon eher. Ich weiß auch gar nicht mehr, warum ich es getan habe. Ich weiß nur noch, daß ich wie gewohnt gegen 16.10 Uhr auf Kabel1 die Serie Two and a half Men anschauen wollte. Mit Charlie Sheen, falls den noch einer kennt. Aus Wallstreet und so. Egal. Auf jeden Fall war es noch keine 16.10 Uhr, sondern erst 15.30 oder 15.40 Uhr oder so. Keine Ahnung, irgendwas in der Richtung. Warum ich die Glotze schon so früh angestellt habe, entzieht sich komplett meiner Kenntnis. Wahrscheinlich Verwirrtheit oder Kopf-Kirmes oder sogar psychischer Burnout, von der ganzen irren Schreiberei hier. Wie auch immer, die Glotze war zu früh an und dazu auch noch falscher Kanal. Ich hätte es besser wissen müssen: 15.00 Uhr, PRO7, U20 - Deutschland, deine Teenies Zack! Der Hauptnerv! Getroffen! Ich habe den Hauptnerv getroffen! Den Hauptnerv des Aso-TV. Zufällig und ungewollt. Aso-TV in seiner reinsten, unverfälschten Form. Halleluja! Aso-TV at it`s Best! Unglaubliche Szenen. Unfaßbare Protagonisten, unfaßbare Dialoge, unfaßbare Djangos. Djangos und Honchos. Ein Honcho geiler als der andere. Was für Honchos! Goon Honchos, leck` mich einer am Arsch. Alle voll auf irgendwas hängengeblieben. Aber auf nichts Gutem, so viel steht mal fest. Meine Fresse. Aber trotz aller Begeisterung und Euphorie schön der Reihe nach. Wie gesagt, glücklicherweise habe ich die Glotze erst so gegen 15.30 bis 15.40 Uhr eingeschaltet. Und wahrscheinlich sitze ich nur deshalb heute noch aufrecht hier und bin in der Lage, die Geschehnisse aufzuschreiben. 221 Und die Geschehnisse überschlagen sich, das kann man schon einmal vorwegnehmen. Zuerst dürfen wir miterleben, wie ein total tighte und tierisch taffe (wunderschöne T-Alliteration) 14-jährige GangstaChecka-Sista eine Art Entschuldigungsbrief an eine kleine 18-jährige Uschi schreibt, die im Krankenhaus liegt, weil sie ein paar Tage zuvor von der 14-jährigen und ihrer Gang verdroschen wurde. Soll vorkommen, kann passieren, Schwamm drüber. Beraten wird unsere 14jährige Killer-Queen dabei von ihrer 15-jährigen Schwester, die mindestens dreimal so viel wiegt und die Weisheit auch nicht gerade mit Löffeln gefressen hat, dafür aber -logisch- bereits stolze Mami ist. Führung, Stil und Inhalt des Dialoges zwischen den beiden geschwisterlichen Leuchten legen die Vermutung nahe, daß für beide ein Hauptschulabschluß in galaktisch weiter Ferne stehen dürfte. Das ist aber auch gar nicht weiter relevant oder schlimm, muß nämlich alles gar nicht sein. Gibt ja wohl auch noch was anderes als Schule im Leben. Und wie auf Kommando schwenkt die Kamera auf die gegenüberliegende Straßenseite, wo dem faszinierten Zuschauer eine Horde besoffener Penner mit Fusel-Pullen präsentiert wird. Die torkeln und blöken und blödeln herum, prosten sich zu, lallen umher. Was besoffene Penner eben so tun. Stößchen. Einer der Penner hält in der einen Hand seine leckere Pulle und in der anderen Hand ein kleines Baby. Ein schlichtes, jedoch höchst ergreifendes Bild. Und für all diejenigen, bei denen der Groschen etwas langsamer bis gar nicht fällt: Natürlich ist die arme Kreatur, die unser Schluckspecht da stolz und besoffen emporstreckt, sein Baby. Vielmehr gemeinsames Baby von ihm und der 15-jährigen Tonne. So wird es uns zumindest glaubhaft berichtet. Aber muß ja nicht zwangsläufig stimmen, ist bei den Protagonisten des Aso-TV ja manchmal nicht so ganz einfach. Sexuelle Ungereimtheiten stehen bei denen an der Tagesordnung, um es mal vorsichtig zu formulieren. Aber wir wollen das hier mal so hinnehmen und den glücklichen Eltern alles Gute wünschen. Prost. Eine glückliche Familie, eine sehr sinnvolle Konstellation. Und als hätte sie uns gehört, beendet unsere 15-jährige Gracia Patricia den Dialog mit ihrer leicht denkfaul anmutenden Schwester und gesellt sich nebst Kinderkarre zu der illustren Penner-Runde. Stößchen! 222 Damit ist eigentlich alles gesagt. Saufen, schlagen, ficken, doof. Deutschland, Deine Teenies. Deutschland ihm seine Teenies. Phantastisch. Herzlichen Glückwunsch. Uns allen. Noch ein bißchen Kifferei und Ladendiebstahl dazu, und wir sind durch. Wie auch immer. Es kommt dann noch die Mutter der beiden smarten Sisters zu Wort, die natürlich furchtbar stolz auf den Brief ihrer kleinen Aggro-Queen ist, anstatt dieser ihr legasthenisches Meisterwerk ins Maul zu stopfen, weil das jeder 8-jährige Sonderschüler besser formulieren kann. Naja, woher soll`s denn auch kommen?! Ferner gibt es noch jede Menge Zoff zwischen den beiden cleveren Teenie-Sisters selbst, na klar. Zwischendurch wird die Kinder-Gang der 14-jährigen aufgelöst, auch total klasse. Und letzten Endes kommt es dann noch zu einem ganz tollen, klärenden, hochintelligenten und vor Wortwitz sprühenden Gespräch zwischen unserer 14-jährigen AggroBrotha-Gangsta-Checka-Sista-Chica-Queen und der kleinen 18jährigen zukünftigen Friseuse, die vorher von ihr verdroschen wurde. Alles in allem durch die Bank weg komplett absurde, sinn- und hirnfreie und völlig nutzlose Dialoge, die mein 4-jähriger Neffe besser führen könnte, wenn er müßte. Muß er aber zum Glück nicht. Soviel also zu meiner Aso-TV-Grenzerfahrung nachmittags an einem stinknormalen Wochentag. Ätzend, voll ätzend. Als ich in der Lage war, zu verstehen, was da überhaupt vor meinen Augen abgeht, war es bereits zu spät. Da konnte ich dann nicht mehr umschalten, nur noch staunen. Wie gelähmt, wie hypnotisiert. Wie paralysiert, paralysiert vom Schwachsinn. Aber jetzt ist Schluß damit, Gott sei Dank, jetzt ist 16.00 Uhr. Schnell auf Kabel1 schalten, schnell umschalten, bevor mich der nächste Dünnschiß in seinen behämmerten Bann zieht. 223 Wenn ich nach Deinem Körper schiele, denk` ich nur an Doktorspiele. Es wär` so schön, wenn`s Dir gefiele, meine geilen Doktorspiele. Wenn ich nach Deinem Körper schiele, denk` ich nur an Do-Do-Do-Do-DoDo-Do-Doktorspiele. (Alex C. feat. Y-Ass) Nein, Scheiß auf Kabel1, mir wird das dann doch mal zu blöd mit der ganzen Zapperei hier. Also aus die Glotze, Feierabend. Kriege nämlich gleich so richtig schön fiese Laune von der ganzen Hin- und HerSchalterei. Und bevor das passiert (und weil ich mich bei schlechter Laune auch gleich wieder voll besaufen muß), ziehe ich in einem besonders raffinierten Schachzug eine Konserve aus meinem Zauberhut. Ja, ganz recht, eine Konserve. Eine Aufzeichnung, eine Mitschrift, ein Skript des Wahnsinns. Oder kurz: An einem Sonntag irgendwann Mitte 2009 war ich früh abends noch so besoffen von dem Exzess nachts zuvor, daß ich in einem besonders hellen Moment spontan zu Papier und Bleistift griff, um mal eben ganz ad hoc eine besonders gelungene Ausgabe von Exklusiv Weekend mitzuschreiben bzw. zu dokumentieren. Alles in der vagen Hoffnung, daß mir das zu irgendeinem späteren Zeitpunkt noch einmal von Nutzen sein könnte. Und zack, da haben wir`s! Da ist das Ding! Ich habe heute nämlich keine Zeit und Lust, mich total vollzusaufen, nur, um diversen Schwachsinn in der Glotze verfolgen und interpretieren zu können. Also zack, greife ich auf meine beknackte Mitschrift zurück. Ein Geniestreich! Ich kenne den Dreck bereits und muß ihn nur noch abtippen. Die absurde Gefahr, aufgrund einer unerwarteten und überdurchschnittlich behämmerten Thematik einen spontanen Hirntod zu erleiden, ist also gebannt. Der krasse Stoff kann mich nicht mehr vom Hocker reißen. Und insoweit kann heute auf den Aufbau und Erhalt eines gewissen Alkohol-Pegels zwecks Hirntod-Prophylaxe verzichtet werden. Also ausnahmsweise mal nüchtern in medias res: 224 „Exclusiv Weekend. Wir sind da, wo auch die Stars sind. Immer besser informiert über die Welt der Reichen und Schönen. Tauchen Sie ein in die Welt der VIPs.“ Alles klar, ich will eintauchen und an der Welt der Reichen und Schönen und VIPs und so partizipieren. Auf geht`s, Frauke Ludwig, let`s rock. Fahr` ab die Scheiße! Exclusiv Weekend startet erwartungsgemäß mit einem Bericht über den 54. Eurovision Song Contest 2009 in Moskau, welcher nachts zuvor stattfand. Gewonnen hat irgendein Kerl mit Geige aus irgendeinem krassen Land, während Deutschland auf Platz 20 landete. Folglich möchte man bei Exclusiv nun der Frage nachgehen, was denn da wohl falsch gemacht wurde. Was für eine geniale Frage! Was haben wir denn da wohl falsch gemacht?! Eine selten dämliche, überflüssige und absolut sinnlose Frage, die sich für jeden Menschen mit einem IQ im halbwegs grünen Bereich vollkommen erübrigt. Aber wir sind ja hier bei RTL, und da kann man sowas ruhig mal fragen. Denn während jedem geistig annähernd normal situierten Menschen ein Blick auf das Ergebnis der letzten Jahre -und insbesondere des Vorjahres- genügt, muß man für das kongeniale RTL-Hauspublikum hier anscheinend etwas weiter ausholen. Sei`s drum. Denn in 2008 hatten wir mit den NoAngels und Disappear eine wirklich geile Band mit einem wirklich geilen Lied am Start. Das dürfte ja wohl unstrittig feststehen. Und was kam dabei raus?! Ein voll beschissener, absolut nicht nachvollziehbarer und in keinster Weise angemessener 23ster Kack-Platz. Glückwunsch. Glückwunsch am Arsch. Und daher sollte doch nun eigentlich jeder, der nicht komplett bescheuert ist, spätestens seit dem Abschneiden der Angels im letzten Jahr mitbekommen haben, daß es beim Eurovision Song Contest um eines definitiv nicht geht: Um gute Künstler mit guten Songs. Soll heißen, es gewinnt nicht der beste Interpret oder das netteste Liedchen, sondern irgendwer anders und nach irgendwelchen dubiosen und ominösen Kriterien, die sich mir nicht auf Anhieb erschließen. Vielleicht das Land mit den meisten Deppen nahe einer Grenze zum Nachbarland. Die dann ins Nachbarland fahren, kurz für den heimischen Kasper anrufen, und dann wieder zurück. Sowas in der Art dürfte es sein. Interessiert mich aber auch nicht. 225 Meinetwegen können die untereinander alle munkeln und kunkeln, was und wie sie wollen. Mir persönlich total egal. Denn viel entscheidender ist doch der Umstand, daß Deutschland dabei immer so richtig schön auf die Fresse bekommt. Seit Jahren schon. Denn ganz gleich, welcher Sommer-Russe oder Exil-Usbeke gewinnt, Deutschland kriegt stets den kompletten Arschtritt von allen. Vorletzte Plätze stehen auf der Tagesordnung. Fiasko Grande. Platz 24, 15, 19 und 23 allein in den letzten vier Jahren. Und vor allen Dingen mit was für beschissenen Liedern von irgendwelchen Gurken-Gruppen noch vor uns, meine Fresse. Verkehrte Welt. Vielleicht mal ein paar Sympathie-Pünktchen von den Kiffern von nebenan oder von den lieben, solidarischen Türken. Oder letztes Jahr zwölf Punkte aus Bulgarien, weil Lucie von den Angels dort herkommt. Aber das war`s dann auch schon. Sonst nichts. Nix. Überhaupt nix. Diesem Umstand Tribut zollend, haben wir in 2009 dann auch ein As aus dem Ärmel geschüttelt und eine besonders sinnvolle Kombo für Deutschland ins Rennen geschickt: Alex „Das Boot“ Christensen zusammen mit einem bisexuellen Torero und einer Stripperin aus Amerika. Und spätestens jetzt muß doch bitte folgende Frage erlaubt sein: Wie geil ist das denn?! Endgeil, möchte man spontan und voller Verzückung aufschreien, geiler geht nicht mehr. Was für ein geiles Trio, heiliger Bimbam! Also wenn wir überhaupt irgendwann mal wieder irgendwas reißen könnten, dann wohl damit. Für mich im Vorfeld also klarer Titel-Aspirant, wenn nicht sogar Favorit. Und dann am Ende doch wieder nur Platz 20, was für eine Enttäuschung. Wie konnte das denn nur schiefgehen?! Ist mir völlig schleierhaft. Am Song selbst kann es nicht gelegen haben, denn der war mindestens mal genauso geil wie unser charismatisches Trio selbst. Mindestens. Ach woher denn, der war noch viel geiler. Meiner Meinung nach hätte Gang Bang 3000 locker die Top Five erreichen müssen, wenn nicht sogar noch mehr. Der Song ist an sich schon äußerst gelungen und auch besonders originell, aber der Text ist ein literarisches Meisterwerk. Pure Poesie, eine Hommage an die ganz großen Dichter und Denker unserer Zeit. Eben ein typischer Christensen, möchte man meinen. Also vergessen wir Ein bißchen Frieden, doofer Schnee von gestern, hier kommt: 226 Miss Kiss Kiss Bang, come and let us sing Miss Kiss Kiss Bang, now let us swing Shake your sweet, sweet, sweet little thing Mrs Kiss, come on and let us sing Do the he-de hi-ho (Sing he-de hi-ho) Do the he-de hi hey (Sing he-de hi hey) Do the dip dip ded-de (Sing dip dip ded-de) Do the skiddly skiddly bo (Sing skiddly skiddly bo) Now do the gucci bang bang (Sing gucci bang bang) Do the skiddly buffely boodely bump (Sing skiddly buffely...) Do the oh (Sing oh) Abfeier! Ein geiler Text, geiler Text, extrem geiler Text, extrem geiles Lied. Keine Frage, dieses Meisterwerk hätte mit Lorbeeren gekrönt werden müssen. Und mit einem Platz auf dem Podium. Und zwar ganz oben. Aber stattdessen, was gibt es stattdessen?! Die goldene Luftpumpe! Zack. Einen unerhörten, vorletzten Platz. Ja, vorletzter Platz. Ungeheuerlich, kaum zu glauben. Ein skandalöser, vorletzter Platz. Skandal! Keine Frage, hier stimmt doch was nicht, hier wurde doch wieder was gemauschelt. Und wieder hat es uns erwischt, wieder war Deutschland dran. Und eigentlich weiß man das aber auch im Vorfeld schon. Und deswegen frage ich mich auch, warum wir zu diesem Scheiß-Contest überhaupt noch hinfahren?! Hat doch eh keinen Sinn, bringt doch eh nichts. Keine Ahnung. Keine Ahnung hinsichtlich des beschissenen Abschneidens hat auch Alex Christensen, der zwar vom Ergebnis sichtlich enttäuscht ist, sich aber neuerdings coolerweise nur noch Alex C. nennt. Und in seiner Funktion als Alex C. findet er das Ergebnis natürlich „mega-ungeil“ und kann sich das alles gar nicht erklären. Vor allen Dingen, weil man doch vorher so „tolle Resonanzen“ gehabt habe. Tja, Shit happens, kann man da nur sagen. Goldene Luftpumpe, zack. Einfach nächstes Jahr wieder probieren. Und wieder und wieder und wieder. Einfach mal ein Beispiel an Ralph Siegel nehmen, an Onkel Ralle. Onkel Ralle kennt sich aus mit goldenen Luftpumpen, Onkel Ralle hat auch schon ein paar ganz geile Gurken für uns ins Rennen geschickt. Einfach immer wieder versuchen. Oder auch nicht. 227 Ähnlich gelassen sieht das dann auch Sänger Oscar de la Hoya, der das miese Abschneiden schon deutlich gefasster aufnimmt. Shit happens, wie gesagt. Schwamm drüber, kann man jetzt nicht mehr ändern. Zu guter Letzt darf Strip-Oma Dita von Teese auch noch ihr Maul aufmachen und ihren faden Senf zu den Geschehnissen der Nacht abgeben. Und -oh was Wunder- die findet das natürlich alles total amazing und exciting und hat da auch ganz toll dazu getanzt und sowieso und überhaupt. Schreckliches Geschwätz. Alles nicht so ganz leicht zu verdauen und insbesondere auch erstmal überhaupt nicht zu verstehen, weil die Tante beim Labern die Zähne kaum auseinander kriegt. Zum Glück wird der Blödsinn übersetzt. Überhaupt bekommt man als aufmerksamer Zuschauer so ein klein wenig das Gefühl, daß die Alte auf einer ganz anderen Veranstaltung war. Oder besoffen oder stoned ist. Oder ihr noch keiner die geile Platzierung mitgeteilt hat. Irgendwas davon muß es sein, anders ist ihr Dauergrinsen nicht zu erklären. Egal. Das war`s dann nämlich auch schon mit dem Eurovision Song Contest. Und bis auf die Erkenntnis, daß Alex C. mal eine neue Frisur vertragen könnte, bin ich genauso schlau wie vorher. Heißt konkret, daß ich mir den Scheißdreck auch im nächsten Jahr nicht angucken werde. Stößchen. Es folgen die Exclusiv Schlagzeilen, welche mit einem Bericht über irgendeinen unbedeutenden Fernsehpreis beginnen. Gefolgt vom Auftritt des Tages, den eine überdurchschnittlich fette Mariah Carey in Cannes hingelegt haben soll, und vom Schock des Tages, Jacko Jackson soll Hautkrebs haben. Dürfte ihn aktuell nicht mehr sonderlich stören... Die schönste Braut des Tages soll Madonna sein, obwohl die überhaupt nicht geheiratet hat, haha, total lustig. Und schönste Taufe des Tages ist eine Schiffstaufe in Hamburg, bei der auch Udo Lindenberg mit von der Partie ist. Aha. Alles gut zu wissen, alles sehr sinnvoll. 228 Mein Busen hatte eine fabelhafte Karriere. Ich bin einfach nur mitgetrottet. (Pamela Anderson) Aber so richtig sinnvoll soll es jetzt erst werden, denn es steht ein Bericht über Pamela Anderson und ihre Europa-Reise an. Wahnsinn. Selbst wenn man den geistigen Dünnpfiff nur noch abtippen muß, sitzt einem die Angst im Nacken. Vielleicht war nüchtern doch ein wenig überheblich? Keine Ahnung, zu spät zum Auftanken. Denn schon erörtert Pam dem gespannten Zuschauer, daß sie nicht koche und wasche wie andere Mütter. Ist das zu fassen?! Sensationell. Was für eine brandheiße Info! Heißt wahrscheinlich nichts anderes, als daß sie ihre dreckigen Unterhosen und Buchsen in einem Topf mit heißem Wasser auf dem Herd auswäscht und sich nebenbei mal eben ganz nonchalant ein paar Fünf-Minuten-Eier im 95°-Programm ihrer Waschmaschine kocht. Gut möglich, alles denkbar, alles vorstellbar. Zumindest bei Pam. Nach dieser unglaublich brisanten Info dürfen wir Zeuge werden, wie Pam am Flughafen von einem Kerl mit einer mindestens ebenso unglaublich geilen Frisur abgeholt wird, der sich als Prinz Markus von Anhalt entpuppt. Feine Herrschaften also. Es geht irgendwo hin, keine Ahnung, und abends ist man dann aber auch in irgendeinem Club und schwätzt ein wenig banales Zeug in die Kamera von RTL. Alles very important, alles very exclusive. Am nächsten Tag geht es dann zu irgendeiner Gala, und seitens Exclusiv wagt man die überaus tollkühne Vermutung, daß unsere Pam dann doch auch ein wenig high gewesen sein könnte, als sie über den roten Teppich gelatscht ist. Aber alles reine Spekulation. Vielleicht hat sich nur ein bißchen Botox irgendwo in der Fresse gelöst, zack. Kann auch gut sein, alles möglich. Alles möglich bei unserer Pam. Keine Spekulationen gibt es dagegen hinsichtlich der Abendgarderobe unseres Prinzen. Denn die besteht unstrittig aus einer unglaublich geil aussehenden roten Uniform. 229 Der Bericht schließt nun nicht etwa damit, daß sich unser Prinz in seiner smarten Uniform mit einem anderen Galan um die Gunst des holden Silikon-Weibes duelliert, beispielsweise mit Säbel oder gar Muskete. Nein, vielmehr wird der mittlerweile wie ein Flitzebogen gespannte Zuschauer mit der vermeintlichen Erkenntnis entlassen, daß unsere Pam in Europa noch immer der absolute Star sei und nach wie vor ein fleischgewordener Männertraum. Und das kann ich auch nur bestätigen. Denn bei mir ist das nämlich auch so, daß ich total auf durchgefeierte Uschis Mitte 40 stehe. Volle Kanne. Und insbesondere dann, wenn sie außer zwei Plastik-Titten und zwei schlechten Low-Budget-Pornos nichts Nennenswertes weiter vorzuweisen haben. Und ungeschminkt krasses Highlight jeder Geisterbahn sein könnten. Dann auf jeden Fall. Dann stehe ich da total drauf, dann gehe ich da voll drauf ab. Aber auch nur dann. Für heute bin ich einfach nur sichtlich erleichtert, daß dieser Beitrag jetzt endet. Ciao Pam, bis demnächst. Auf den nun folgenden Bericht habe ich mich bereits im Vorfeld ganz besonders gefreut, ich konnte es zuweilen gar nicht mehr aushalten. Man könnte hier ganz unverblümt und ruhigen Gewissens sogar von einer Art Vorfreude sprechen. Es geht um diverse C- bis J-Promis, die ihre ganze Kohle verzockt haben. Pleite-Promis, wie es bei Exclusiv so schön heißt. Eine Thematik, die eigentlich ganz interessant werden könnte. Zumindest verglichen mit dem anderen Dünnpfiff bisher. Mal schauen, ob was dabei rumkommt. Los geht`s mit Kati Karrenbauer, vielen wohl eher bekannt als Walter aus dem Frauenknast. Und Walter ist jetzt pleite, hat keine Kohle mehr. Keine Asche, kein Kies, kein Schotter, alles weg. Die ganze schöne Kohle ist futsch, verzockt bei einem Immobilien-Projekt. Ärgerlich. Und nicht nur, daß die ganze schöne Kohle futsch ist, ganz nebenbei hat unser Walter auch noch einen ziemlich smarten Schuldenberg angehäuft. Aber Walter steht nicht allein da, es folgt eine Aufzählung diverser anderer E- bis H-Promis, die ebenfalls pleite sind. Und zwar Tanja Schumann (kenne ich nicht), Nino de Angelo (Jenseits von Eden), Matze Reim (Verdammt ich lieb Dich), und auch der eine Dicke von den Wildecker Herzbuben hat leider kein Moos mehr in den Taschen seiner XXXXL-Hose. Bei ihm besonders verheerend, denn wahrscheinlich muß er jetzt verhungern. 230 Kati erörtert derweil, daß sie Armut von früher kenne. Da habe sie Geld als Putze, als Aktmodell und mit Telefonsex verdienen müssen. Ja, ganz genau, Kati Karrenbauer und Aktmodell, den Witz schenken wir uns an dieser Stelle. Denn nun gibt irgendein Professor seinen Senf zu der Thematik ab. Und dessen Meinung nach tragen nicht die Promis selbst, sondern vielmehr deren Berater und Manager die Schuld an der ganzen Misere. Die hätten es eigentlich besser wissen müssen. Hingegen sei das Publikum in zwei Lager geteilt, so unser Professor: Die einen empfänden Mitleid, die anderen dann doch eher Schadenfreude, pfui. Und so smart ich unseren promovierten Experten auch finde, so entschieden muß ich an dieser Stelle intervenieren. Denn bei seiner Aufzählung hat er doch glatt das dritte Lager vergessen: Und zwar solche wie mich, denen das alles völlig am Arsch vorbei geht. Wie auch immer, Kati / Walter schreibt jetzt erstmal ein Buch, um ein bißchen Kohle zu machen, und das macht ja auch Sinn. Es folgt ein Beitrag über diese besonders hohlblondierte, mediengeile Frutte aus irgendeiner DSDS-Staffel, die bei Erscheinen dieses Buches eh kein Schwein mehr kennt. Also geschenkt. 18.10 Uhr, Werbung. Danke. Reicht erstmal. Zeit für einen kleinen Drink und ein kleines Nickerchen. Wie, Nickerchen? Sind doch nur fünf Minuten Werbung. Sehr richtig, an sich sehr gut mitgedacht, meine lieben Freunde. Nur sind wir heute ja nicht live dabei, sondern per Aufzeichnung. Die Sendung selbst ist ja längst gelaufen, das Skript des Wahnsinns selbst entstand ja bereits vor einigen Wochen. Bitte nicht vergessen. Und da wir dabei seinerzeit bereits genug leiden mußten, können wir nun ganz keck und unverfroren und auch völlig spontan ein kleines Nickerchen einlegen. Eine Mußestunde sozusagen. Und darüber wird jetzt aber auch gar nicht weiter diskutiert, sonst ist hier auch gleich mal Feierabend. Kleines Nickerchen, und gut. Kann einem ja wohl kaum einer übel nehmen. Und vorher noch ein kleines Drinkchen, vielleicht mal einen Latte Macchiato. Nein, kleiner Spaß, der Tag ist noch nicht gekommen. Scheiß auf den Senseo-Moment. Wenn schon Werbung, dann lieber drei, vier Uozo 12, für mich und meine guten Freunde, na klar. Ab dafür. Und Stößchen. 231 Ich muß auf meinen Input achten. Ich nehme heute nur gesunden, nahrhaften Alkohol zu mir. (Bender Bieger Rodriguez) Gute vier Stunden später wache ich schweißgebadet neben einer halb leeren Flasche Uozo auf. Der kleine Radiowecker neben meinem Bett zeigt 22.17 Uhr an, und in meinem Schlafzimmer riecht es wie in einer katholischen Messe. Auweia! Filmriß! Spitze. Nicht schon wieder. Der Geschmack in meinem Mund ist unbeschreiblich fies. Als hätte ich mit meiner Zunge Intimpflege an einer toten bzw. vielmehr bereits verwesenden Bergziege betrieben. Widerlich, voll zum Kotzen, bäh. Kurzer Blick nach rechts, kurzer Blick nach links, kurzer Blick auf meinen Kadaver, alles sauber. Schnell raus aus dem Bett, kurzer Blick in die Einfahrt, Benz steht noch da und sieht unbeschädigt aus. Gott sei Dank, Super-GAU vermieden. Macht immer Sinn, den Autoschlüssel vor`m Saufen zu verstecken, kicher. Keine Sicherstellungen oder ähnlicher Quatsch, puh, den Rest werden mir meine Nachbarn beizeiten schon verklickern. Und wie ich so im Wachkoma zurück in Richtung Bett schlurfe, muß ich unerfreulicherweise feststellen, daß der Moment gekommen ist, wo ich mir ganz ernsthaft und selbstkritisch zwei Schlüsselfragen stellen muß: War das wirklich Uozo 12? Also der für die richtig guten Freunde? Kann ich mir kaum vorstellen. Wer seinen guten Freunden so einen krassen Fusel zu saufen gibt, der hat bald überhaupt keine Freunde mehr. Oder ist irgendwann nur noch von Blinden mit eklatanter Sprachstörung umgeben. Das ist mir spätestens eben klar geworden. Ist dann allerdings im Moment eher sekundär, denn die zweite Frage, die mir zeitgleich durch meinen perplexen Kopf schießt, macht mich wirklich fertig. Die brennt mir richtig unter den Nägeln: 232 Das nennen Sie schreiben? Wenn ich in meinen Füller kotze und ihn in ein Affenhaus schicke, kriege ich ein besseres Buch. (Roger Myers jun.) Was ist eigentlich aus unserer wunderschönen Übersicht geworden, in die wir alle Charaktere so überaus explizit und trennscharf einordnen wollten? Also aus dieser hier: Bezeichnung Idiot Fremdwahrnehmung normal dumm smart Eigenwahrnehmung normal dumm recht zufrieden Vollidiot sehr dumm (nicht vorhanden) Fremdopfer normal dumm positiv tragisch sehr banal dümmlich ungeil irgendwo clever unzufrieden Vollopfer sehr wichtig clever geil tatsächlicher Status normal dumm recht zufrieden smart sehr dumm fast clever positiv tragisch sehr banal überbewertet realitätsfremd Tja, ich würde mal meinen wollen, daß wir die vor etlichen Seiten aus den Augen verloren haben. Aus den Augen, aus dem Sinn, keine Ahnung. An sich eigentlich überhaupt nicht so schlimm, würde es sich dabei nicht rein zufällig um das zentrale Thema unseres Buches handeln. Kacke! Irgendwie fehlt hier sowieso und überhaupt komplett eine Art roter Faden oder sowas. Fällt mir gerade auf. Kein System erkennbar, nicht mal ansatzweise. Tolle Erkenntnis, leider ein bißchen spät. Und daher jetzt eigentlich auch egal. Wenn der rote Faden eh schon fehlt, müssen wir jetzt auch keinen mehr einfädeln. Da müssen wir jetzt nicht mehr mit anfangen, das wäre vergebliche Liebesmüh. Erweitern wir lieber unsere schöne Übersicht um den Honk. Bitteschön: 233 Bezeichnung Idiot Fremdwahrnehmung normal dumm smart Eigenwahrnehmung normal dumm recht zufrieden Vollidiot sehr dumm (nicht vorhanden) Fremdopfer Vollopfer Honk tatsächlicher Status normal dumm recht zufrieden smart sehr dumm normal dumm irgendwo clever fast clever positiv unzufrieden positiv tragisch tragisch sehr banal sehr wichtig sehr banal dümmlich clever überbewertet ungeil geil realitätsfremd Chaot Selbstbefreier Anarchist dumme Maulhure sozial. Materialist sozial. Materialist So sieht es bislang aus, nachdem wir die Themen Honk als Anarchist und Honk als Ignorant (im Kapitalismus) abgearbeitet haben. Zu gegebener Zeit ist diese Übersicht um weitere Charakteristika, welche wir zunächst allerdings erst noch herauskristallisieren müssen, zu ergänzen. Also zurück in medias res. Wo waren wir stehengeblieben, und wo stehen wir jetzt? Wir hatten irgendwo ein Päuschen einlegen wollen, um ein kleines Nickerchen zu halten. Weil wir nachts zuvor nur 11 oder 12 Stunden schlafen konnten. Und anstatt zwei, drei Uozo 12 zu trinken und dann flauschig-warm in das Reich der Träume zu entgleiten, haben wir uns mit einer halben Flasche Waschbenzin ins Wachkoma inklusive Filmriß geschossen. Alle Lampen aus, herzlichen Glückwunsch. Statt nun also frisch ausgeruht und voller enthusiastischer Vorfreude in unser hanebüchenes Exclusiv Weekend zurückzukehren, haben wir einen monströsen Schädel und eine schier unglaubliche Fackel aus dem Maul. Interessanterweise ist die Fackel im Maul schlimmer, als wenn man gekotzt hätte. Also schlimmer als Kotze-Geschmack! Pfui, wie kann denn sowas sein? Egal, haben wir uns selbst zuzuschreiben. Also auf Notstrom umschalten und mit voll zugeschissener Birne und dem Gefühl innerer Verwesung zurück ans Werk. 234 Ahhh, Muschi-Hamster hat `ne Runde im Rad gedreht! (Dr. Gregory House) Bei Exclusiv Weekend scheint man nun die weise Entscheidung gefällt zu haben, den Rest der Sendung ausschließlich mit irgendwelchen Weiber-Geschichten zu füllen. Soll heißen, es folgen von nun an diverse Beiträge über diverse halbprominente Weiber für ein diverses, total begeistertes Publikum an den TV-Geräten zu Hause, welches logischerweise überwiegend aus diversen weiblichen Vollidiotinnen und Vollopfern besteht. Fernsehen von Weibern über Weiber für Weiber. Frutten-TV. Stößchen. Ist doch klar, daß das nicht hinhauen kann. Wie denn auch?! Mir ist sowieso kein einziger Mann bekannt, der sich diesen Boulevard-Rotz ungezwungen und aus freien Stücken ansieht. Geht auch gar nicht. Fußball ist manchmal schon langweilig genug, Autorennen auch. Warum um alles in der Welt sollte man als zurechnungsfähiger Mann dann wohl die ominöse Entscheidung treffen, freiwillig Exclusiv Weekend anzusehen?! Eben. Geht gar nicht. Also wird man gezwungen, ganz klar. Viele Männer müssen das nämlich mitverfolgen, bewußt oder unbewußt, weil es ansonsten wieder Streß mit der heimischen Grazie gibt. Weil die schon fast süchtig ist nach dem Schwachsinn und schlechte Laune bekommt, wenn ihr nicht täglich ihre Dosis Opfer-TV in die kleine Rübe eingedroschen wird. Ahh, Entzug, Entzug, schnell Opfer-TV! Mach` die Kiste an! Ganz toll. Möglicherweise hat man als Mann aber auch eher selbstsüchtige Motive. Also daß man sich den Rotz ansieht und idealerweise nebenbei sogar noch mit seiner postmodernen Amazone darüber diskutieren will: Du Schatz, ich hätte eher damit gerechnet, daß die Sabrina in die Band kommt. Daß es jetzt Candy wird, hätte ich nie im Leben gedacht. Die Jury entscheidet schon manchmal komisch, oder?! 235 Wahnsinn! Keine Frage, wer als Mann solch einen faulen Dialog mit seiner Alten startet, will hinterher einfach nur ficken. Oder ist schwul oder auf Crack. Oder nicht älter als 12, auf jeden Fall irgendwas in dieser Richtung. So viel steht mal fest. Und was soll ich sagen, was soll ich sagen, mit dem Rest der tollen Sendung können wir uns dann auch mal so richtig schön den Schritt shampoonieren. Nicht, daß wir das nicht eh könnten, aber heute dann eben ganz besonders. Es folgt nämlich ein Bericht über Caroline Beil, von der ich dann auch mal gar nicht weiß, welche Funktion sie überhaupt hat. Der Name sagt mir schon was, aber sie selbst habe ich außer im Dschungel-Camp noch nicht weiter gesehen. Ach ja, und ein paar Kommentare bei diesen Chart-Shows freitagabends auf RTL. Die 50 größten was-weiß-ichnicht-was. Da gibt sie auch manchmal ihren Senf dazu. Aber sonst? Keine Ahnung. Ist aber auch Latte, denn jetzt ist sie schwanger, und darum geht es im nächsten Beitrag. Unsere Caro ist mit ihren 42 Lenzen schwanger, irgendein Milchbubi Mitte 20 soll der Vater sein, und irgendwelche anderen Halbpromis kommentieren das positiv oder negativ. Unter anderem Mariella Ahrens, die sich -ähnlich wie Alex Christensen- mittlerweile auch umbenannt hat. Allerdings nicht in Mari A., sondern vielmehr in Mariella Gräfin von Faber-Castell, weil sie in irgendeine Adels-Sippe eingeheiratet hat. Phantastisch, Glückwunsch, Stößchen. So wird`s gemacht, und so muß das auch sein. Irgendeine reiche Oma so Ende 80 da draußen am Start, die einen gutaussehenden Honk Mitte 30 heiraten will? Nein, Späßchen, sowas machen wir nicht. Alles Spaß, Honks sind Selbstversorger. Exclusiv Weekend legt derweil eine weitere Werbepause ein, danach sollen dann Beiträge über den Deutschen Parfümpreis, Verona Pooth und Amy Winehouse folgen. Letztere soll doch tatsächlich bei einem ihrer Konzerte besoffen und stoned auf der Bühne gestanden haben, ist das zu fassen?! Das kann ich gar nicht glauben. Aber mal dahingestellt. Ich bin an dieser Stelle eher ein wenig traurig, daß die nicht mal einen Beitrag über richtig geile, besoffene Weiber bringen. Beispielsweise über Lily Allen oder Lindsay Lohan, die bestimmt voll geil abgehen in der Kiste, wenn sie den richtigen Pegelstand haben. Geil, geil, geil. Unfaßbar geil. Aber nein, stattdessen zeigt man uns lieber diese ekelige Amy Winehouse, und ich grusel` mich. 236 Den Rest von Exclusiv Weekend können wir uns daher schenken. Richtig geil ist auch, daß genau derselbe tödlich banale Dünnpfiff fünf Stunden später auf VOX läuft. Genau derselbe Rotz, dieselben unerträglichen Themen, dieselbe heiße Luft. Heißt da nur anders, heißt da Prominent!, ganz originell. Können sich dann diejenigen reinziehen, die den Mist beim ersten Mal auf RTL noch nicht ganz verstanden haben. Das RTL-Stammpublikum, ich leg` mich ab. Amy Hauswein soll also wieder einmal besoffen gewesen sein. Besonders tragisch ist dabei, d ß es ni t z m ers en M l pas iert is , so de vi mehr m ttl r eil Ge oh hei b i ih i t. Heiliger Bimbam, was ist den nun schon wieder los?!?!?! Plötzlich läuft Wimbledon-Halbfinale in der Glotze. Federer gegen Haas, spannende Konstellation. Fünf zu vier für Haas im ersten Satz, sehr schön. Aber was ist denn da eben mit Exclusiv und Amy und so geschehen? Was ist denn hier bloß wieder los? Nein, meinen Verstand habe ich nicht gerade eben verloren. Das ist schon viel früher passiert, den habe ich längst versoffen, und das ist auch gut und richtig so. Anders ist der Wahnsinn dieser lustigen Welt nicht mehr zu ertragen. Spontane Legasthenie können wir auch sicher ausschließen, geht ja flüssig weiter voran hier. Was hier soeben passiert ist, grenzt an ein evolutionäres Meisterwerk: Mein Hirn hat sich voller Grausen von der unerträglichen Banalität des Opfer-TV abgewendet, ohne daß ich es selbst gleich bemerkt hätte. Wahnsinn. Außergewöhnlich. Amazing, exciting, sonstwas. Mein Verstand hat sich von den Geschehnissen gelöst, hat ohne ein bewußtes Agieren meinerseits angefangen, die Geschehnisse zu ignorieren. Uiuiui! Na, fällt der Groschen? Na klar, ignorieren, Ignoranz, Halleluja! Da sind wir wieder, phantastisch. Und da wollten wir auch hin. Das war alleiniger Sinn und Zweck des erneuten schwachsinnigen Ausflugs in die wunderbare Welt des Dünnpfiff. Geil, geil, geil. Endgeil. Diese Überleitung hier finde ich so grenzwertig endgeil, daß ich mich jetzt erstmal ein bißchen selbst feiern muß. Stößchen! Außerdem läuft Wimbledon, hurra! 237 Das ist der Dreck, an dem unsere Gesellschaft mal ersticken wird. (Uli Hoeneß) Ignoranz ist also das Wort der Stunde. Wir wollen diesen Dreck nicht sehen, können aber auch nicht ändern oder verhindern, daß er in der Scheiß-Glotze läuft. Wollen wir auch gar nicht. Jedem das Seine, chacun à son goût. So soll es sein. Den Asis das Aso-TV, den Vollopfern ihr Opfer-TV. Chacun à son goût. Wir sehen uns diesen Rotz nicht an, wir sehen uns was anderes an, wenn überhaupt. Es gibt etlichen Krams, den man sich ansehen kann, wenn man möchte. Tausend Sachen. Nur bitte unter gar keinen Umständen irgendwas im Aso- und Opfer-TV. Denn das macht voll bescheuert in der Birne, voll gaga, dürfte klar sein. Wir sehen uns das nicht nur nicht an, nein, für uns gibt es sowas erst gar nicht. Vollständige Ignoranz, na klar. Lassen wir doch diese ganzen Boulevard-Transen rumlabern, rumtanzen, rumhampeln und rumficken, wo, wie, wen oder was sie wollen, können, müssen oder dürfen. Geht uns komplett am Arsch ab. Völlig Latte, wer, wann, wo und warum sein letztes bißchen Restwürde für ein paar Euro oder einen madigen Auftritt im Aso-TV verhökert. Ist nicht unsere Welt, nicht unsere Realität, existiert nicht. Lassen wir den Vollidioten, Vollopfern und Vollasis ihre Bühne, ihre Lobby, ihr Leben. Ab dafür. Die geisteskranke Tochter von Onkel Ralle hampelt sich durch irgendein gehirnamputiertes PRO7-Format? Nein, wirklich? Völlig egal, die ist eh fertig mit der Welt. Komplett durch. Ach was, noch besser, wir kennen die überhaupt nicht. Wer ist Onkel Ralle? Und wer ist seine geisteskranke Tochter? Häh? Komplett an uns vorbeigegangen, und das ist gut so. Das ist nämlich Schritt Nr. 2 in ein freies, eigenes und selbstbestimmtes Leben fernab vom Bullshit unserer Gesellschaft. Glückwunsch, wir kommen dem Kern immer näher... 238 Ich trink` `nen Sekt vielleicht. (Marco Vorbeck) cc) Und die Werbung? (Part II) Boah, Gott sei Dank, das war`s!!! Das war`s, das war`s, das war`s! Das war der letzte Ausflug in die Welt des Dünnpfiff. Puh! Geschafft. Nie wieder Aso- und Opfer-TV! Uff! Nie wieder Leid, Schmerz, Übel, nie wieder Brechreiz, Folter, Hirntod. Uff! Nie, nie wieder. Gott sei Dank. Uiuiui... Ach ja, und natürlich auch Stößchen!!! Stößchen für alle, soviel Zeit muß sein. Denn das war`s. Das war unsere allerletzte Aso-Opfer-TV-Abhandlung in diesem schönen Buch. Für mich wahrscheinlich sogar die allerletzte Abhandlung für den Rest meines Lebens, da ich nun keine Veranlassung mehr habe, diese Kacke in der Glotze gucken zu müssen. Hurra! Endlich wieder frei, Leben macht wieder Sinn, abfeier. Phantastisch. Naja, es sei denn, ich schreibe noch ein zweites Buch, also quasi so eine Art Fortsetzung. Also sowas wie Honkland II - Flora und Fauna in der Tundra. Oder aber auch Honkland II - Ein Quantum Bullshit. Kann alles sein, kann alles passieren. Ist alles möglich und auch besonders sinnvoll, aber dann doch eher unwahrscheinlich, weil ich keine Lust dazu habe. Naja, mal sehen. Bleiben wir zunächst erstmal bei der Dreckschleuder hier und schenken unser Augenmerk nun der Werbung. 239 Wir sind Konsumenten, wir sind Abfallprodukte der allgemeinen Lifestyle-Obsession. (Tyler Durden) Und wie sollte es anders sein, auch die Werbung muß ignoriert werden. Ganz klare Angelegenheit. Insbesondere die Werbung in der Glotze. Die ganz besonders. Nicht, daß jeder Werbespot an sich schon schlecht, beschissen oder gar Verarsche wäre. Nein, so ist das dann aber mal auch nicht. Nur weiß man vorher leider nie, was als nächstes kommt. Mal angenommen, man schaut sich gerade den neuen TV-Werbespot von Coca Cola an. Daß die Coke-Spots tiptop sind, dürfte wohl unstrittig feststehen. Die Jungs und Mädels haben auf jeden Fall ihr Handwerk gelernt und auch verstanden, das ist klar. So, und jetzt ist der Coke-Spot vorbei, und als nächstes kommt dann irgendein schwachsinniger Mist, also so von wegen mit Extraportion Milch oder Knoppers Frühstückchen oder ähnliches Zeug. Tja, und dann haben wir den Salat, dann vergeht uns gleich mal wieder alles. Oder irgendein neuer, geiler Reisebus wird beworben. Ein Citroen C4 Grand Picasso oder ein Renault Grand Scenic oder ein VW Touran. Uiuiui. Eben eine von diesen monströsen Schleudern, an deren Steuer unsere postmodernen Amazonen aussehen, als würden sie die Exxon Valdez oder gar die legendäre Enterprise steuern. Und zwar höchstpersönlich. Unglaublich geil, leck` mich einer am Arsch. Jede schwangere Frau Mitte / Ende 20 braucht so ein Ungetüm. Falls man mal zwei bis drei Fußball-Mannschaften durch die Gegend fahren muß und gleichzeitig noch umziehen will, logisch. Je größer, desto geiler. Auf jeden Fall, ganz meine Meinung, größer ist geiler. Wenn wir von Hubraum sprechen. Aber ansonsten nicht. Zumindest nicht bei Reisebussen. Aber völlig egal, die Werbung suggeriert es unserer postmodernen Amazone, und deswegen muß so ein Reisebus her. Und nichts anderes, damit das mal klar ist! 240 Richtig geil auch, wenn der Kerl dann mit dieser Gurke rumfahren muß. Schön die Scheiben schwarz getönt, und man ist der Rambo unter den Pampers-Bombern, keine Frage. Die Weiber selbst können diese Gurken nämlich kaum noch fahren. Oder vielmehr manövrieren. So ein Monster fährt man nämlich nicht mehr, so ein Monster muß man manövrieren. Endgeil. Die Mutter-und-Kind-Parkplätze beim Supermarkt resultieren nämlich nicht daraus, daß man unserem zumeist doch etwas korpulenteren Amazönchen einen kleinen Weg bis zum Eingang ersparen möchte. Pustekuchen. Ein kleiner Fußmarsch täte den meisten dann doch mal ganz gut, ist doch so. Nein, die Scheiß-Dinger haben Übergröße, das sind Parkplätze mit Übergröße. Weil unsere Amazone ihre Exxon Valdez in einen stinknormalen Parkplatz nicht mehr hinein manövrieren kann. So sieht`s aus, und das ist super-lustig, aber zugleich auch super-krass. Gleich in einer Reihe, in einer Reihe direkt neben den BehindertenParkis, stehen überdimensionale, extrabreite und speziell angelegte Parkboxen für Amazonen mit Container-Schiffen. Von wegen Mutter und Kind. Kapitän und Frachter, so müßte es richtigerweise heißen. Matrose und Smutje. Völlig selbstverständlich, daß unser Honk solche Parkplätze entgegen der Beschilderung für seinen flotten Flitzer nutzt. Völlig logisch und auch verständlich, und zwar aus zwei Gründen: Zum einen sind diese Parkboxen so riesig, daß jeder Penner mit seinem Einkaufswagen mühelos zwischen zwei dort parkenden PKW durchrollen kann, ohne dabei einen zu touchieren. Und zum anderen kann man sich immer voll kaputtlachen, wenn man den letzten freien Reisebus-Parki genommen hat und unsere grimmige, kleine Amazone mit ihrem Schlachtschiff auf einen normalen Parkplatz ausweichen muß. Grummel, grummel, manövrier, manövrier. Und quietsch, kratz, knirsch. Total witzig, muß man echt mal gesehen haben. Liebe, liebe Amazönchen und moderne Mütter, liebe junge Mamis und all diejenigen, die es bald werden, aber schon jetzt so einen schönen Reisebus in der Einfahrt stehen haben: Bitte verzeiht mir! Bitte kauft und lest mein Buch trotzdem, ich mache nur Spaß, alles nur Spaß. Ich liebe Euch, ich liebe Euch alle. Euch und Eure Exxon Valdez. Herrlich. Ich kann nicht mehr... 241 So blöd kann keiner sein, daß er nicht merkt, daß von diesem Schweinefraß kein Mensch leben kann, so blöd kann keiner sein. (Klaus Kinski) So viel zu unserem kleinen Multivan-Exkurs. Multivans sind zwar echt voll fies, aber zumindest verarscht uns die Werbung nicht, indem sie wohlwissentlich lügt oder uns falsche Tatsachen suggeriert. Natürlich wird so eine Möhre als Space Box oder Raumwunder oder sonstwas angepriesen. Das ist sie ja auch. Es wird ja wohl kaum ein Wahnsinniger daherkommen und so ein Vehikel als Porsche-Killer bewerben wollen. Nein, das sind nunmal Riesen-Gurken, und als Riesen-Gurken werden sie auch völlig zu Recht beworben. Einen anderen Fall bilden Produkte, die an sich vielleicht ganz okay sind, bei denen uns die Werbung allerdings verarschen will. Beziehungsweise bei denen die Art und Weise, wie das Produkt angepriesen wird, völlig falsche Illusionen beim Konsumenten hervorruft. Hier zum Beispiel: Kinder Schokolade ist die erste speziell für Kinder entwickelte Schokolade. Die Besonderheit liegt im außergewöhlich hohen Milchanteil, im einzigartigen milchigen Geschmack und in der leichten Portionierbarkeit durch einzeln verpackte Riegelchen. So steht es bei denen auf der Homepage. So und nicht anders. Und auch auf die Gefahr hin, mich jetzt mit der FERRERO-Mafia anzulegen, fühle ich mich als Konsument schlichtweg total verarscht, aber mal so richtig. Denn mit 550 Kalorien pro Tafel à 100 Gramm hat besagte speziell entwickelte (uiuiui...) Kinder-Schokolade nicht mehr und nicht weniger Kalorien als andere Schokoladen. Milka, Ritter-Sport, Alpia, sonstwas. Völlig Latte. Hauptbestandteile sind Zucker und Fett, wie es bei allen gängigen Schokoladen der Fall ist. Es handelt sich hierbei also um eine stinknormale, handelsübliche, leckere Schokolade. Und um nichts weiter. Damit das erstmal klar ist. 242 Der außergewöhnlich hohe Milchanteil dieser Spezial-Schokolade beträgt unglaubliche 33%! 33%!!! Das muß man sich jetzt mal vorstellen, wenn das überhaupt noch geht. 33%!!! In Worten: Dreiunddreißig Prozent. Unfaßbar! Also unfaßbar geile 33 Gramm Milchanteil pro Tafel. 33 Gramm pro Tafel! Hallo?! Geht`s noch?! Konkret heißt das, daß ich von den Dingern knapp acht Tafeln fressen muß, um auf so viel Milch zu kommen, wie in einem stinknormalen Glas à 250 ml steckt. Acht Tafeln, krasse acht Tafeln. In Zahlen: 8. Also acht extrem krasse Tafeln dieser speziell entwickelten, außergewöhnlich milchigen und ganz offensichtlich besonders gehirnbekömmlichen HiTec-Schokolade. Und das kann ja wohl nicht mein Ernst sein. Also das kann ja wohl wirklich nicht mein Ernst sein. Also wirklich nicht. Und das ist auch nicht nur nicht mein Ernst, nein, da fühle ich mich schlichtweg verarscht. Verarscht, veralbert, verkackeiert, verhohnepipelt. An der Nase herumgeführt. Klar ist der Milchanteil höher als bei anderen Schokoladen. Aber trotzdem noch immer verschwindend gering. Nicht einmal zwei Kornglas voll Milch pro Tafel. Sauber, ganz sauber. Also völlig unbedeutend, geradezu absurd unbedeutend. Fast so banal unbedeutend wie GNT by Schnäuzchen Klum. Aber der normalen, unbedarften Hausfrau und Mutti will man hier suggerieren, daß es sich um eine ganz spezielle Schokolade für Kinder handelt, uiuiui, vielleicht ist die ja sogar noch gesund?! Ja klar, ganz bestimmt. Die ist sowas von gesund, man kann sich kaum noch vorstellen, wie gesund die ist. Aber sowas von. Und Rauchen macht schön und Alkohol schlau. Nein, das ist alles ganz großer Bullshit. Bullshit zum Quadrat. Mindestens. Sowas macht man einfach nicht. Man verarscht seine Kunden nicht. Beziehungsweise verarscht man seine Kunden nur dann, wenn man ohne die Verarsche keine Kunden hätte. Dann kann man das durchaus mal machen. Und das ist aber bei Kinder-Schokolade bestimmt nicht der Fall. Das Produkt ist nämlich ziemlich gut, das Produkt ist geschmackstechnisch gesehen sogar total lecker. Mjam. Aber die Werbung ist totaler Bullshit. Voll für`n Arsch, aber mal so richtig. Also laßt das doch bitte mal sein. Scheiß doch auf die geile Extraportion Milch, ist doch nur was für komplett Gehirnamputierte, mal echt jetzt. Muß doch nicht sein. 243 Und wo wir gerade beim Thema gehirnamputiert sind: Liebe FERRERO-Werber, liebe Zucker-Püppchen und Riegel-Dreher der FERRERO-Marketing-Abteilung, laßt Euch für Euer tolles Raffaello doch bitte auch mal was anderes einfallen, ja?! Diese Werbung ist doch wohl auch mal so richtig schön schwachsinnig, mal echt jetzt. Früher hieß es Leichter Genuß, ganz ohne Schokolade, heute dagegen nur noch Vollkommen... ohne Schokolade. Ja Mensch, die Dinger haben 600 Kalorien und 45 Gramm Fett auf 100 Gramm. Das sind 50 Kalorien und 10 Gramm Fett mehr als jede normale Schokolade. Und Ihr suggeriert da leichten Genuß und ohne Schokolade und sonstwas. Das macht doch überhaupt keinen Sinn. Da könnt Ihr die Dinger auch Vollkommen... ohne Pferde-Scheiße oder Vollkommen... ohne Rheuma-Salbe nennen, ist mindestens genauso sinnvoll. Vollkommen sinnvoll, vollkommen ohne Verstand. Vollkommen Sockenschuß! Laßt doch bitte den Unsinn sein, müßt Ihr doch nicht machen. Ist doch alles ganz lecker und toll, aber veräppelt doch bitte die Leute nicht so, ja?! Die meisten haben eh schon so krass einen an der Waffel, da müßt Ihr das doch nicht noch machen. Grenzt ja an Körperverletzung sowas. Werft doch mal bitte die Leute aus Eurer Marketing-Abteilung raus, und stellt dafür ein paar neue ein. Bißchen frischer Wind wäre mal nicht schlecht. Allein diese ultimativ hanebüchenen Dialoge in Eurer Werbung, sei es Mon-Chéri oder Rocher oder Küßchen oder sonstwas. Völlig egal. Bei jeder FERRERO-Werbung kriegt man einen totalen Lattenschlag, echt jetzt. Euer Zeug muß ja geiler sein als Koks oder Ecstasy, mein lieber Mann. Das würde zumindest auch die grenzwertig beknackten Dialoge erklären. Boah! Ich dachte immer, ich würde schon ein ziemlich geiles Leben führen. Aber wenn ich mir das so angucke, dann wäre ich wohl doch lieber einer der lustigen Freunde aus Eurer Ferrero-Küßchen-Werbung. Oder zusammen mit der Raffaello-Tante auf den Malediven. Oder das Arschloch mit dem Kirschstand. Wahnsinn! Was für ein himmelschreiender Unsinn! 244 Zu Eurer guten Milchschnitte sage ich jetzt mal lieber nichts mehr, sonst entsteht hier noch der Eindruck, ich hätte speziell was gegen FERRERO. Habe ich aber gar nicht. Andere machen nämlich ähnliche Augenwischerei, insbesondere im Süßigkeiten-Bereich, da regiert der Wahnsinn. Scheinbar muß man als Werber in der Süßigkeiten-Branche einen ganz fulminanten Sockenschuß haben, anders ist das nicht mehr zu erklären. Egal. Nehmen wir also mal einen anderen, nehmen wir mal STORCK und deren Knoppers. Knoppers, das Frühstückchen. Wird als Milch-Haselnuß-Schnitte mit wertvollen Zutaten beworben und als ideale kleine Stärkung für zwischendurch. Ist das mal kackfrech?! Das ist kackfrech. Freunde, was soll denn das?! Was soll denn dieser freche Unsinn?! Das Ding besteht hauptsächlich aus leeren Kalorien wie Zucker, Fett und Mehl und hat demzufolge auch einen ähnlichen Kalorien- und Fettanteil wie normale Schokolade. 528 Kalorien und 32 Gramm Fett per 100 Gramm. Glückwunsch. Also wenn das keine ideale kleine Stärkung für zwischendurch ist, dann weiß ich es auch nicht mehr. Da geht mir doch echt der Hut hoch! Klar sind da auch ein oder zwei Gramm Nüsse und Milchanteil drin, ganz phantastisch, aber die kriege ich auch, wenn ich den Fußboden in meiner Küche ablecke. Mindestens. Hört doch bitte auf, den Eindruck erwecken zu wollen, daß sowas gesund oder wertvoll oder sonstwas sei. Ideale kleine Stärkung, na klar. Aber auch nur dann, wenn man als Alternative ansonsten nur noch einen plattgefahrenen Igel oder Cockpit-Spray zu fressen hätte. Dann ja, dann ideale kleine Stärkung, dann ganz toll. Aber auch nur dann. Ansonsten Süßigkeit. Nicht mehr, nicht weniger. Und genau wie die anderen hier erwähnten Produkte äußerst schmackhaft und lecker. Deswegen nochmal in aller Deutlichkeit: Hier geht es definitiv nicht darum, irgendein Produkt zu verunglimpfen. Nein, absolut nicht. Die Produkte an sich sind nämlich alle prima. Aber die Art und Weise, wie sie angepriesen werden, um ganz bewußt falsche Illusionen beim Konsumenten hervorzurufen, ist schlichtweg Affenkacke. Ganz, ganz fiese Affenkacke. Klingt komisch, ist es auch. Na, ist das mal sehr geil, was der Honk so alles weiß?! 245 Ich kann machen, was immer zur Hölle ich will. Heute können mir alle mal den Buckel runterrutschen, verstehen Sie?! (Iggy Pop) dd) Ergebnis Während wir unserem Honk unter Abschnitt a) dieses Kapitels vereinzelte anarchistische Charakterzüge nachweisen konnten, durften wir nun in Erfahrung bringen, daß er daneben auch ein ziemlich fieser Ignorant ist. Beziehungsweise Ignorant sein muß. Muß! Grundsätzlich sind hierbei zwei Fälle denkbar: Zum einen können Mißstände vorliegen, die der Honk nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand ändern kann. An erster Stelle muß hierbei zwangsläufig unsere immer kapitalistischer und unmenschlicher werdende Gesellschaft genannt werden. Unsere sehr herrliche soziale Marktwirtschaft, na klar. Die Jobs werden tagtäglich knapper und beschissener, dafür wird im Gegenzug die Angst immer größer und die Kohle immer weniger bzw. auch noch weniger wert. Paßt also alles ganz toll. Auf einen gemeinsamen Nenner gebracht: Scheiß-Jobs Scheiß-Kohle Toll. Sollte so halbwegs verständlich geworden sein. Ausbeutung des Menschen bzw. des Produktionsfaktors Mensch, in erster Linie unter Verwendung des Druckmittels Angst, bla, alles durchgekaut. Voll beschissen, voll zum Hinkotzen. Leider allerdings ein Mißstand, den der Honk nicht ändern kann. Ansatzweise höchstens für sich selbst. Also weitestgehend frei und eigenständig arbeiten, um gerade so viel Kohle zu verdienen, wie für den eigenen Lebensstil nach eigenem Ermessen benötigt wird. Und das Ganze nach Möglichkeit auch noch legal, was das Unterfangen zusätzlich und erheblich erschwert. 246 Zusammenfassend ist demnach also festzuhalten, daß der Honk den Kapitalismus weitestgehend ignoriert und diesen nur insoweit akzeptiert, als wie er für die Erfüllung eigener materialistischer Belange unvermeidlich ist. Idealerweise ist der Honk dabei dem Produkt seiner Arbeit nicht entfremdet. Indem er beispielsweise in irgendeiner Pommesbude irgendwelche Schrauben und Muffen verkauft oder in irgendeiner anderen Pommesbude an irgendeinem Scheiß-Fließband steht. Oder ähnlichen Blödsinn machen muß. Nein, das geht nicht, keine Entfremdung des Honk. Keine Austauschbarkeit, keine SystemAnonymität, und vor allen Dingen auch keine total hirnverbrannten Tätigkeiten für schmales Moos. Nix da. Niemals. Und das ist auch gut und richtig und wichtig so, und deshalb muß unser Honk auch nicht kompensieren. Weder mit hanebüchenen Freundeskreisen voller Arschgeigen, noch mit sonderbaren Hobbies, noch mit übermäßigen Freß-, Sauf-, Sport- oder Koks-Attacken oder gar mit Aso-TV und Internet-Chat. Merke: Der Honk kompensiert nicht, der Honk säuft zum Spaß. Der zweite denkbare Fall sind Mißstände, die schlicht und einfach vom Format, von der Thematik und von den Protagonisten her schon so unfaßbar dämlich sind, daß für einen geistig halbwegs normal situierten Menschen keine andere Reaktion als Ignoranz in Betracht kommen kann. Oder konkret: Aso-TV und Opfer-TV. Also fast alles, was tagtäglich so im Privatfernsehen zwischen 8 und 18 Uhr läuft. Müssen wir ignorieren, wollen wir uns nicht mit befassen. Sonst wird unser armes Gehirn lang und schmerzfrei sterben müssen. Und das ist dann ein Vorgang, der für außenstehende Dritte sehr skurril anmutet. Letzten Endes müssen wir dann größtenteils auch die Werbung ignorieren. Die wird nämlich leider auch immer sinn- und hirnloser, wie dem ein oder anderen möglicherweise bereits selbst aufgefallen ist. Insbesondere die TV-Werbung, die ist besonders krass und gefährlich. Weil man bei dieser nicht abschätzen kann, wann der nächste Schlag an die Waffel kommt. Jeder Spot könnte der letzte sein. Dessen müssen wir uns stets bewußt sein. Insbesondere immer dann, wenn wir Süßigkeiten einkaufen gehen. 247 Alles in allem wird man wohl zu dem Ergebnis kommen müssen, daß wir gegen Mißstände, die uns persönlich betreffen oder nahe gehen, immer dann kämpfen sollten oder sogar müssen, wenn eine realistische Aussicht auf Erfolg besteht. Also wenn wir die Mißstände ändern oder wenigstens einen vernünftigen Beitrag zur Veränderung leisten können. Dann müssen wir als Honk aktiv werden. Und zwar nach eigenem Ermessen und notfalls sogar unter Zugrundelegung eigener Vorstellungen von Moral und Ethik. Und damit ist nicht BILD lesen gemeint. Beziehungsweise BILD lesen und sich hinterher über das Gelesene ausscheißen. Oder zur Wahl gehen und irgendein besonders bizarres, linkes Früchtchen wählen. Oder Steine auf irgendwelche Leute oder in irgendwelche Scheiben werfen. Nein, das alles ist großer Kokolores und hat mit einem Honk und Honkland nicht das Geringste gemein. Honkland ist nicht Amok oder Chaos, Honkland ist zielgerichtetes, sinnvolles Leben. Weitestgehend an einer ferngesteuerten und fremdbestimmten Gesellschaft vorbei. Einer Gesellschaft, die der perfiden Illusion erlegen ist, frei zu sein. Einer Gesellschaft, die tagtäglich auf immer absurdere und groteskere Ideen kommt, um den unvermeidlichen großen Knall noch etwas weiter hinauszuzögern. Bizarro-World! Land of Confusion! Klappsland! Geisteskrankenhausen! Wie auch immer. Auf jeden Fall Wahnsinn und somit selbstverständlich nichts für einen Honk. Im Umkehrschluß heißt das also schlichtweg, daß Mißstände, die nicht geändert werden können, ignoriert werden müssen. Nicht Toleranz oder gar Akzeptanz, nein, Bullshit, Ignoranz muß es sein. Ignorieren macht frei, Ignoranz ist geil. Also komplett an einem vorbei, komplett am Arsch ab, zack. Keine Notiznahme, keine Aufmerksamkeit, weil nicht existent. Phantastisch! Und durch und durch logisch. Wer es einmal ausprobiert hat, wird mehr als begeistert sein. Fresse halten und ignorieren. Das Non-plus-ultra in unserer lustigen Zeit. Das macht Sinn, das macht frei, das kommt gut. 248 Hey, willst Du Dir ein bißchen Geld verdienen nebenbei? Schau` hier, 20 Mark, guck` mal. Siehst Du dort diese grünlich schimmernde, alte, fiese Opa-Unke? Dieses Miststück? Dieses verdammte, aus dem Altenstift gezogene, hierhin gebrachte, verworrene Stück Blödheit? Scheiß ihm in die Stiefel! Scheiß sie ihm randvoll kaputt! Hol` alles raus aus Deinen Schläuchen, laß alles fahren! Und noch eines geb` ich Dir mit auf den Weg: Putz` Dir nachher den Popo schön ab! (Doc Snyder) c) Der Honk als Sackgesicht Anarchist, Ignorant, Sackgesicht. Damit ist eigentlich alles gesagt. Honk eben. Da weiß jeder gleich Bescheid, was Sache ist. Anarchist, Ignorant, Sackgesicht. Ähnlich wie Vater, Sohn, Heiliger Geist. Da weiß dann auch jeder gleich Bescheid. Keine Fragen mehr offen, alles geklärt. Was gesagt werden mußte, wurde gesagt. Widmen wir uns abschließend also der Charakterisierung des Honk als Sackgesicht. Und zwar nicht bloß als irgendein x-beliebiges Sackgesicht, nein, sondern vielmehr als Germany`s Biggest Sackgesicht, so wie es der Titel des Buches bereits so furchtbar verheißungsvoll andeutet. Nun ist die Sache mit der Charakterisierung als Sackgesicht natürlich erheblich leichter gesagt als getan. Denn wie können wir jemanden als etwas charakterisieren, dessen Bedeutung sich uns noch gar nicht erschließt?! Oder anders gefragt: Was ist überhaupt ein Sackgesicht? Gemäß herrschender Meinung im Internet ist bei Herleitung der Definition der Titulierung Sackgesicht in erster Linie auf äußere Merkmale abzustellen. Hierbei muß grundsätzlich zwischen zwei Fällen unterschieden werden: Zwischen dem tatsächlichen und dem optischen Sackgesicht. 249 Das tatsächliche Sackgesicht ist dadurch klassifiziert, daß es eine Art Stofftüte oder Jutesack über den Kopf gestülpt trägt, ähnlich einem Henker oder einem Mitglied des Ku-Klux-Klans. Dies kann einerseits aus Gründen der Anonymität geschehen, andererseits aus Gründen der eigenen Einsicht des Trägers in seine schier unglaubliche und abgrundtiefe Häßlichkeit. Letztere Motivation kommt beispielsweise bei Jason Vorhees in Freitag der 13. Teil II zum Tragen: Boah, sehe ich vielleicht mal voll Scheiße aus! Zack, Tüte über`n Kopp, Machete in die Hand, gleich viel besser. Respekt! Ferner existieren Gruppierungen, bei denen eine Mischung aus beiden Motiven vorliegt, also Wahren der Anonymität und Verbergen der fiesen Hackfresse. Ein Beispiel hierfür sind die Jungs und Mädels von Al-Qaida & Co. oder auch das OsamaSurvival-Camp. Dieser Definition kann der Honk allerdings nicht zugeordnet werden. Zum einen zieht er seinen Wahnsinn aus ehrlicher Überzeugung durch, was dem Prinzip einer Maskierung aus Anonymitäts-Gründen grundlegend widerspricht. Wenn schon Honkytonk, dann auch richtig. Da kann dann jeder auch gleich mal sehen, von wem es kommt. Und zum anderen sieht unser Honk einfach so unglaublich gut aus, daß er seine Schönheit und seinen Glanz unter gar keinen Umständen unter einem Jutesack verbergen dürfte. Da hätte keiner was von. Das optische Sackgesicht definiert sich dagegen durch eine untypische, auf Nase und Kinn fokussierte, optische Abnormalität. Hierbei symbolisiert eine überdurchschnittlich lange und bananenförmig gebogene Schlauchnase den männlichen Penis, während zudem ein stark der Norm abweichendes, übermäßig hängendes und extrem faltiges Doppelkinn als Metapher für den männlichen Hodensack anzusehen ist. Das Gesicht als Ganzes ähnelt somit stark einem männlichen Genitalbereich. Auch diese Definition erweist sich im Falle unseres Honk als unbrauchbar. Das optische Sackgesicht ist zumeist vielmehr fiktiver Natur und kommt daher eher bei komödiantischen Illustrationen oder grotesken Karikaturen zur Anwendung. In der Realität -und auch insbesondere im Honkland- wird man ein optisches Sackgesicht dagegen kaum finden können. 250 Aufgrund genannter Umstände, also Ablehnen einer anonymen Maskierung bei ansonsten optischer Einwandfreiheit ohne dominante Merkmale an Nase oder Kinn, kommt eine Typisierung unseres Honk als tatsächliches oder optisches Sackgesicht nicht in Betracht. Bleibt daher lediglich noch zu prüfen, ob unser Honk als metaphorisches Sackgesicht typisiert werden kann. Also eine Einordnung als sinnbildliches Sackgesicht, welches eher auf charakterliche Attribute abstellt. Dies wäre dann der Fall, wenn unser Honk innerlich so madig und ranzig und zugeschissen wäre, daß man sich das eigentlich gar nicht mehr vorstellen kann. Und auch gar nicht will. Also eine extrem madige Extrem-Made, eine Napf-Birne, ein gammeliger Gimp, ein Oimel, ein ranziger Schakal und natürlich auch noch ein riesengroßer Peniskopf. Mindestens. Natürlich alles rein charakterlich gesehen. Charakterlich also voll krass fehlgeleitet. Dann, ja dann spräche man zweifelsohne von einem Sackgesicht. Natürlich alles rein metaphorisch, aber trotzdem Sackgesicht. Sackgesicht ist Sackgesicht, und nur darum geht es hier. Insoweit erscheint es nur logisch, an dieser Stelle zu hinterfragen, ob unser Honk vielleicht generell und komplett und voll krass fehlgeleitet ist. Im gesellschaftlichen Leben, also als Anarchist und Ignorant, scheint dies umstritten. Böse Zungen mögen es Amok und Chaos und Pfui nennen, der Honk nennt es Fortschritt. Und natürlich Freiheit, klar. Aber wie sieht es beim Honk intern aus? Also in seiner Rübe, in seiner Birne, in seinem Kürbis. Ist dort Amok, Chaos und Pfui oder vielleicht sogar Matsch? Holz, Stroh, Erde, Torf, Sand? Oder ist dort Fortschritt? Innovation, Freiheit, Leben? Sonne, Mond, Sterne? Um dem auf den Grund zu gehen, erscheint es sinnvoll, zunächst diverse alltägliche Lebensbereiche und -situationen unseres Honk zu beleuchten. Und selbstverständlich schenken wir hierbei den Frauen als erstes unser Augenmerk. Na klar, unseren Frauen, wem denn auch sonst?! Unseren Amazonen, unseren Kapitänen, unseren Grazien, unseren Hühnern. Unseren Frauen eben, ich freu` mich. 251 Betrachte die Anwesenheit von Frauen als eine notwendige Unannehmlichkeit im Leben, und vermeide sie so weit als möglich. (Leo Tolstoi) Wonderland, wonderland, shining stars, jingle bells, this time is filled with magic. Wonderland, wonderland, shining stars, jingle bells, all over the world. (Heidi Klum) aa) Honk und Frauen Mit den Frauen ist das so eine Sache. Selbstverständlich ist der Honk ein absoluter Frauen-Versteher. Das sollte mittlerweile klar geworden sein. Niemand kann Frauen so gut verstehen wie der Honk. Die ganze Sache hat nur einen Haken: Je mehr man die Frauen versteht, desto weniger wird man aus ihnen schlau. Man versteht quasi alles, nur ergibt es einfach keinen Sinn. Es fehlt die Logik, und wie sie fehlt, sie fehlt an allen Ecken und Enden. Einfach keine da. Das geht ja schonmal bei der Bezeichnung als schwaches Geschlecht los. Schwaches Geschlecht, wie kann denn das wohl noch gemeint sein? Wo kommt denn das mal bitte her? Das kann ja wohl höchstens ein Überbleibsel aus alten Zeiten sein. Als der feine Herr noch hoch zu Pferde saß und in die Schlacht ritt. Von da muß das noch übrig sein. Denn wenn man sich unsere moderne Amazone von heute ansieht, wie sie stolz und grimmig ihre Exxon Valdez durch den Straßenverkehr manövriert, dann sind doch Kapitän Kirk und Luke Skywalker ein Scheißdreck dagegen, mal echt jetzt. 252 Hier, nur mal so als zum Beispiel: Luke, Obi-Wan hat Dir nie erzählt, was mit Deinem Vater passiert ist. Nein, aber mit meiner Mutter, die steuert einen Sternen-Zerstörer. So sieht`s doch nunmal aus. Also Pustekuchen von wegen schwaches Geschlecht. Die moderne Frau von heute hat den weinerlichen Mann längst überholt, sogar beim Testosteron. Man muß sich das Elend nur einmal angucken. Haarsträubend. Besorgniserregend. Und vor allen Dingen: Es gibt kein Zurück mehr. Hat unser Amazönchen erst einmal das Ruder übernommen, gibt sie es nicht wieder her. Nie, nie mehr. Und das ist auch gut so, das ist sogar richtig lustig so. Denn nun kann man sich als Mann -und insbesondere als Honk- zurücklehnen und höchst amüsiert beobachten, was unser Amazönchen als nächstes tut. Also wenn sie ihr Primärziel, den Mann zu unterjochen, erreicht hat. Dann hat sie auf ganzer Linie gesiegt, und zwar für immer. Denn ein nachträglicher Aufstand oder gar eine Meuterei des Mannes ist gänzlich ausgeschlossen. Sowas endet immer übel, und immer für den Mann. Für das moderne Männlein, das Männchen. Ganz übel, und daher läßt man es lieber gleich bleiben und harret der Dinge, die denn da nun folgen werden. Und die sind lustig, richtig lustig. Denkbar ist fast alles. Den tonnenschweren Reisebus haben wir ausreichend durchgekaut. Was auch immer total geil kommt, sind diese doppelten Nachnamen. Uiuiui. Sehr extravagant, très chic. Très magnificent. Also so wie bei den Politikerinnen und BerufsschulLehrerinnen. Um die Eigenständigkeit und Importanz und sonstwas ganz brachial und völlig unumstritten hervorzuheben. Zack. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Der macht fast eine ganze Zeile voll, meine Fresse. Herta Däubler-Gmelin. Kling auch sehr geil. Oder hier, mal einer aus dem Bereich Sport: Gunda Niemann-Stirnemann. Mann, Mann, Mann. Mein lieber Mann. Keine Ahnung, was da in den Hühnern vorgeht, aber als Mann hält man da auch lieber die Fresse, ist besser. Langeweile, Komplexe oder einfach nur Bock auf einem beschissenen Nachnamen. Alles möglich, alles denkbar. Bloß nicht nachfragen, bloß nicht laut aussprechen. 253 Denn bei der Wahl extrem raffinierter Kinder-Namen ist unsere moderne Amazone nicht minder kreativ: Maurice-Joel, Jason-Leon, Finn-Ole, Leon-Pascal, Chiara-Sophie, Mia-Marie. Endgeil. Liest sich wie die Darsteller-Liste eines holländischen Low-Budget-Pornos. Und zack, gleich noch zwei, drei geile Aufkleber an die Exxon Valdez hinten dran. Zack. Vivienne-Leonore on Tour. Natürlich. Tyler-Finn on Board. Auch schön. Und so zeitlos und elegant und sinnvoll. Selbstverständlich viel zeitloser und eleganter und natürlich auch viel sinnvoller als die Aufkleber Show-Stopper und Pussy-Wagon, die an meinem Benz hinten dran kleben. Das steht natürlich völlig außer Frage. Sollte ich einmal ungewollt eigene Kinder haben, wird der Junge Ulf-Wulf-Ralf-Rolf-Wolf und das Mädchen Mandy-Sandy-Handy-Candy heißen. Kein Scherz. Auch immer sehr geil anzusehen: Wenn unsere dann meist doch etwas korpulentere Grazie unter Zuhilfenahme von zwei dürren, klapprigen Metall-Krückstöcken ganz dynamisch mit ihren anderthalb Zentnern durch Wald, Wiese und Feld schlurft. Nennt sich Nordic Walking und macht überhaupt keinen Sinn. Sieht dafür aber völlig beknackt aus. Also ideal für Frauen. Kommt gleich nach Joga und Esoterik-Kram. Hat wahrscheinlich alles ein und derselbe Kerl erfunden. Wahrscheinlich derselbe Arsch, dem wir den Multivan zu verdanken haben. Besten Dank dafür. Stößchen. Man könnte die Liste endlos fortführen, denkbar sind die skurrilsten und bizarrsten Dinge. Denn wenn unser Amazönchen erstmal außer Rand und Band geraten ist, können die merkwürdigsten Sachen geschehen. Frau Mandy-Candy Schultz-Schulz-Schultz läßt sich von ihrem Mann Randy in deren Ford Galaxy zum Nordic Walking bringen und anschließend ins Nagelstudio zum Fuß-French. Heiliger Bimbam! Gänsehaut. Geisterbahn. Als wenn das noch irgendwas nützen würde. Geht mal alles gar nicht! Und jetzt könnte man als lebensmüder Randy daherkommen und seiner Grazie erzählen, daß sie ihren fetten Arsch mal lieber zwei, drei Stunden pro Woche auf sinnvollen Sportgeräten wie Ergometer oder Crosstrainer bewegen könnte. Statt albern mit Krücken durch die Gegend zu latschen und sich ihre pottenhäßlichen Stinkemauken und Hammerzehen auch noch für teure Kohle anpinseln zu lassen. Das könnte unser lebensmüder Randy seiner Mandy-Candy nun erzählen, und Recht hätte er. Und wie er das hätte. 254 Aber Recht haben und Recht bekommen sind zwei paar Schuhe. Konnten wir ja bei unseren kleinen Ausflügen in die bunte Welt der Justiz bereits erschöpfend eruieren. Und während die Justiz vereinzelt noch Milde walten läßt, kennt unser modernes Weibchen bei sowas keine Gnade. Keine Gnade, niemals, und es wird auch nicht lange gefackelt. Ein dezenter Hinweis auf den positiven Nutzen eines modernen Fitness-Gerätes hätte -insbesondere in Verbindung mit dem Schlüsselwort fetter Arsch- verheerende Konsequenzen für unseren Randy. Ließe er sich zu solch einem kecken Hinweis hinreißen, wäre für ihn alles verloren. Alles. Und nichts wäre mehr wie früher. Ganz verheerend. Mit ein bißchen Pech wird unser Randy sogar sterben müssen, denn mit ein bißchen Pech frißt ihn das Weibchen jetzt auf. Und das ist auch einer der Gründe, warum sich unser Honk kein Weibchen ins Haus holt, zumindest nicht dauerhaft. Deswegen, na klar, und weil er noch nicht komplett bescheuert ist. Beim Honk muß man sich das nämlich so vorstellen, daß die Hühner kommen und gehen. Eines von beiden manchmal öfter, aber am Ende gehen sie alle. So viel ist mal sicher. Ganz viel Spaß, ganz wenig Verpflichtung. So soll es sein, und so muß es auch sein. Warum auch nicht, schließlich sind wir alle weitestgehend erwachsen. Naja, die meisten zumindest. Und wenn wir mal ganz ehrlich zu uns selbst sind, gibt es heutzutage auch keinen einzigen rationalen Grund mehr, sich fest zu binden. Liebe? Sollte es tatsächlich etwas wie Liebe sein? Ach woher denn! Abstriche, Zugeständnisse, Gewohnheiten. Nicht mehr, nicht weniger. Als würde man einen zehn Jahre alten Polo mit 60 PS kaufen und dann anderen Vollidioten erzählen, man führe die Schleuder lieber als einen Porsche oder SL500. Kompletter Blödsinn, völliger Nonsens. Hanebüchenes Hühner-Gegacker, wie so oft. Und spätestens jetzt sei doch bitte mal eine Frage gestattet. Ein elementare Frage, fürwahr, geradezu eine Fangfrage. Sozusagen die 500.000-Euro-Frage: Warum zur Hölle sind eigentlich so viele total hübsche Frauen mit solchen totalen Voll-Gurken zusammen?! Mit absoluten Ladenhütern und Gesichts-Petern. Unfaßbar. Und für einen normalen Menschen bzw. für einen normalen Mann nicht nachvollziehbar. Frauen-Logik eben. Steigt kein Mann durch, weil kein Sinn dahinter. Nur der Honk als besonderer Frauen-Versteher weiß es: Gewöhnung heißt das Wort der Stunde. 255 Gewöhnung. Phantastisch. Und auch ganz einfach. Gewöhnung tritt nämlich immer dann ein, wenn unser kleines Amazönchen einen Mann kennenlernen muß. Beispielsweise als Arbeitskollegen oder als Mitglied des bis zur Perversion aufgeblähten Bekanntenkreises. Dann passiert etwas ganz Tolles, etwas ganz Außergewöhnliches. Denn dann gewöhnt sich unser Amazönchen mit der Zeit an diesen Mann. Völlig egal, wie beschissen, ekelhaft, abstoßend und widerlich sie ihn anfangs fand. Irgendwann tritt Gewöhnung ein. Und es wird relativiert, und zwar im ganz großen Stil. Abstriche werden gemacht, es wird schöngeredet. Et voilà, irgendwann findet unser Amazönchen den anfänglichen Kotzbrocken gar nicht mehr so ekelhaft und widerlich und häßlich. Lernt ihn kennen und schätzen. Sieht seine guten Seiten, seinen Charakter. Verliebt sich irgendwann. Tja, und dann haben wir den Salat. Die hübsche, kleine Fee und die Voll-Gurke. Was für ein Paar, was für ein Bullshit. Bullshit hoch sonstwas. Auf sowas können echt nur Hühner kommen. Während sich der Mann die Frau schön-saufen kann, muß sich die Frau den Mann schön-kennenlernen bzw. schön-abstreichen. Oh Mann. Und dann hat man irgendwann das lustige und mittlerweile gängige Bild, daß ein absoluter Gurken-Knecht und Gesichts-Peter mit einer richtig geilen Tante zusammen ist. Und damit meine ich richtig geil, nicht irgendein dusseliges Casting-Opfer oder eine dummblondierte Plastik-Frutte. Man möchte unsere Amazönchen geradezu rütteln und schütteln und ihnen ins Gesicht schreien: Höret her, höret her, liebe Amazonen und Amazönchen da draußen! Nicht jeder geil aussehende Kerl mit Charakter ist schwul. Läßt man aber lieber, hat eh keinen Sinn. Sie können es nicht hören, sie wollen es nicht hören. Und selbst wenn sie es hören könnten, verständen sie es nicht. Und wenn sie es verständen, würden sie es nicht wahrhaben wollen. So sieht es nunmal leider aus. Die meisten Mädels sind so festgefahren in ihren mittelmäßigen Beziehungen, daß sie überhaupt nichts mehr merken. Kriegen nichts mehr mit. Mittelmäßigkeit als Maß der Dinge. Mittelmaß im Job, Mittelmaß in der Beziehung, Mittelmaß im Leben. Ätzend. Aber wer`s mag. 256 Als Honk mag man sowas natürlich überhaupt nicht. Als Honk findet man sowas vielmehr völlig inakzeptabel. Denn für einen Honk gibt es kein Mittelmaß. Entweder geil oder nicht geil. Eines von beiden. Aber gewiß nicht geil mit Abstrichen. Halbgeil. Partiell geil. Bullshit! Sowas gibt es nicht. Keine Ahnung, warum die Hühner das tun, aber sie tun es. Machen Abstriche und Abstriche und Abstriche und haben dann irgendwann den absoluten Lackkasper zum Kerl. Glückwunsch, ganz herzlichen Glückwunsch. Voll das Abstrich-Männchen, voll die Zwiebel, voll für`n Arsch. Stößchen. Dabei könnten sie stattdessen richtig geile Typen haben. Ja, richtig geile Typen, liebe Hühner. Vielleicht sogar einen Honk! Ja, ganz genau, einen Honk. Kein Witz. Vielmehr Drama. Was für ein Drama, was für eine Tragik. Furchtbar. Aber egal, man kann nicht alles haben. Und die Hühner wollen das ganz offensichtlich auch nicht, die lieben Mittelmaß und Gurken. Und genau deswegen geht man als Honk keine dauerhafte und feste Bindung ein: Weil man als Honk gar nicht so viele Macken haben kann, wie die Hühner bräuchten, um genügend Abstriche machen zu können, um sich so schön sicher und so komfortabel mittelmäßig fühlen zu können. Naja, und weil man dann doch auch ganz gern mal ein wenig Abwechselung in der Kiste haben möchte. Wer will schon tagein tagaus mittelmäßigen, halbgeilen Hackbraten?! Also der Honk schonmal nicht, bäh. Der Honk braucht Abwechslung, auf dem Tisch und auch in der Kiste, das hat er gern. Und nein, der Honk geht auch nicht mit Fräulein Schnäuzchen und irgendwelchen Casting-Opfern in irgendeine MäckesBude und bestellt dort mit gewohnt dämlichem Grinsen einen American-Sonstwas-Burger mit Fritten. Das macht der Honk dann aber mal nicht, denn er ist nicht komplett bescheuert. Abwechslung ja, Schwachsinn nein. Also alles wie gehabt. 257 Who doesn`t look for someone to hold, who knows how to love you without being told. Somebody tell me why I`m on my own, if there`s a soulmate for everyone. (Natasha Bedingfield) bb) Honk allein zu Haus Insoweit bleibt man als Honk lieber allein zu Haus. Abstriche mag man keine machen, und die Chance, irgendwann einmal die Richtige zu finden, ist ähnlich hoch, als träfe man einen Vollidioten auf dem UniCampus. Also eher nicht so hoch. Eher gering. Den Rest erledigt der Umstand, daß die meisten richtig geilen Frauen in jahrelangen, mittelmäßigen, stinklangweiligen Beziehungen mit diversen mitteprächtigen Gurken feststecken. Ätzend. Voll ätzend. Aber nicht zu ändern. Abstreichen ist das Motto der Stunde, Gewöhnung das Wort der Woche. Zumindest bei den Hühnern. Krah! Und wenn der moderne Gurken-Mann nicht irgendwann mal fremdgeht oder beim wöchentlichen Spiele-Abend vor Aufregung ganz spontan an einem Herzinfarkt verstirbt, ändert sich auch nichts daran. Dann halten diese optisch divergenten Beziehungen zwischen geilem Hühnchen und ungeiler Gurke scheinbar ewig. Sie halten und halten und halten. Gähn. Denn daß unser Gurken-Mann eines Tages fremdgeht, ist fast gänzlich auszuschließen. Vielleicht mit einer Wahrscheinlichkeit von unter 0,01 Prozent. Eher noch geringer. Also eher unwahrscheinlich. Sehr unwahrscheinlich sogar. Höchst unwahrscheinlich. Unwahrscheinlich, aber nur logisch. Denn keine andere Frau -außer seiner eigenen, gewöhnten, abstreichenden Frau- guckt den modernen Gurken-Mann so Mitte 20 bis Anfang 40 auch nur mit dem Arsch an. Und das vollkommen zu Recht, vollkommen verständlich. Fremdgehen völlig ausgeschlossen, weil Mann einfach zu gurkig. Keine andere Olle will sowas, und das völlig zu Recht. 258 Na, wenn da mal nicht sogar System dahintersteckt?! Also seitens des Hühnchens. Hühnchen-System sozusagen. Also absichtlich einen Gurken-Mann suchen, diesen schön-abstreichen, sich an ihn gewöhnen und sich dann sicher fühlen. Sicherheit vor Geilheit. Sagt bitte, liebe Hühnchen, ist das Euer System? Dieses hier: Gurken-Mann Abstreichen Sicherheit Na, das ist ja mal ein geiles System. Geiles System, geiles System. Ein brillantes, tollkühnes und einzigartiges System. Hieb- und stichfest. Dagegen läßt sich nichts mehr einwenden. Außer dem hier vielleicht: Scheiße Scheiße Scheiße Also Scheiße, einfach nur Scheiße. Es ist ein Scheiß-System, es ist ein Hühnchen-System. Ohne Sinn und Verstand, eben aufgebaut auf Hühnchen-Logik. Das ist ähnlich bescheuert und hirnfrei, als würde man mit drei anderen Vollopfern im Schlepptau mit folgendem, gewohnt epochalem Statement in einen Mäckes reinlatschen: Regel Nummer Eins: Models lächeln immer! Ja natürlich, wie konnte ich das nur vergessen?! Immer lächeln! Lächeln, lächeln, lächeln. Denn wenn es unserer lustigen Gesellschaft an einem mangelt, dann ja wohl an noch mehr Dauergrinsen. Job verloren? Frau weg? Ganz egal, immer schön lächeln, hahaha, Leben geht weiter, alles schön. Dauergrinsen, Dauergrinsen, Dauergrinsen. Nur darum geht es. Idealerweise immer von den gleichen Hackfressen, das ist auch ganz wichtig. Piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb. Die einen grinsen sich um ihr letztes bißchen Resthirn und casten sich zu Tode, während die anderen der Sicherheit wegen Gurken-Männer abstreichen. Halleluja! Man könnte laut auflachen, wenn es nicht so bescheuert wäre. Immer lächeln. Eine lustige Welt, eine bunte Welt, eine schöne Welt, und natürlich auch eine heile Welt. Glückwunsch. Glückwunsch an uns alle, na klar. Und Stößchen. Die erste Regel des Fightclub lautet: Ihr verliert kein Wort über den Fightclub! 259 Das wäre doch mal etwas zeitgemäßer und realistischer. Fightclub. Fightclub für alle. Statt dämlichem Dauergrinsen. Lieber ein paar ehrliche Fäuste in die Fresse, als sich ununterbrochen und besonders hirnverbrannt irgendwann ins Koma zu grinsen. Jeder kann mitmachen. Die ganze Familie. Fightclub für alle. Wie im Heidepark. Nur nicht ganz so lustig. Also eher Aggro-Park, der Freizeit-Park für die etwas andere Familie. Für die etwas zeitgemäßere Familie von heute. Die Aggro-Familie, wie geil. In der die Dinge etwas anders gehandhabt werden. Etwas fortschrittlicher. Smile, grins, lach? Und Peace? Und vielleicht noch Victory? Und zack! Paar auf`s Maul. Zack. Etwas keck, aber hilft. Durchaus tollkühn. Stoppt im Bruchteil einer Sekunde jedwedes Dauer- und Komagrinsen beliebiger Art. Regel Nummer Eins: Debiles Dauergrinsen gibt was in die Fresse! Unbelievable, ganz klar, jedoch reines Wunschdenken. Der Honk als illusionärer Zweckoptimist. Aggro-Park, eine schöne Idee. Lustige Vorstellung, interessante Vorstellung. Aber leider umsonst. Aggro-Park wird es leider so schnell nicht geben. Es wäre auch zu schön gewesen. Nicht mehr Hau` den Lukas, sondern Kick` das Klümchen. Hach, wie geil das denn nun wieder wäre. Aber unrealistisch, viel zu unrealistisch, und deswegen wird dämlich weiter gegrinst. Egal. Aggro-Park ist also leider etwas unrealistisch. Aber genauso unrealistisch ist oben erwähntes Hühnchen-System des Abstreichens. Also Gurken-Mann angeln, schön-abstreichen, sicher fühlen. Beziehungsweise Scheiße, Scheiße, Scheiße. Es ist nun nicht so, daß das System nicht nur an sich schon total Scheiße ist. Nein, zudem ist es völlig irrational. Ja wie, irrational? Ist doch klar. Eben HühnchenSystem. Also völlig irrational und von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil es die grundlegendste aller männlichen Eigenschaften komplett unberücksichtigt läßt: Das Testosteron! Auch auf die Gefahr hin, nie wieder eine Frau für länger als zwei oder drei Nächte zu finden: Liebe Hühnchen, jeder Mann geht fremd. Ohne Wenn und Aber. Er muß es geradezu tun, es liegt in seinen Hormonen. In seinen Trieben. In seinem Testo. In seinem Sack. Und zwar in seiner Sack-Suppe. Und Sack und zack, ist die Katze auch gleich mal aus dem Sack. Die Bombe ist geplatzt, und das ist auch gut und richtig so. 260 Liebe Hühnchen, bitte glaubt Euren Gurken-Männern nicht alles. Beziehungsweise könnt Ihr meinetwegen glauben, was Ihr wollt. Ihr glaubt ja auch an Nordic Walking, Exxon Valdez, Kinder-Schokolade und den ganzen Wahnsinn. Also glaubt und macht, was Ihr wollt. Tut Ihr eh, ich weiß, ich weiß, Ihr seid ja so verdammt endgeil emanzipiert und souverän und überhaupt. Na klar, ist doch auch alles ganz toll so. Aber an all diejenigen Hühnchen an draußen, die noch nicht komplett gaga obenrum sind: Liebe Hühnchen, auch Eure abgestrichenen, äußerst holden und sehr edlen Gurken-Männchen gehen fremd. Eure Gürkchen. Und zwar, sobald sich ihnen die Gelegenheit dazu bietet. Ausnahmslos. Diejenigen, die Euch ewige Treue heucheln, hängen bei entsprechender Gelegenheit auf dem nächstbesten geilen Hühnchen drauf. Zack. Drauf da. Zack, hopp, drauf. Amazing. Stößchen. Nein, nein, ach woher denn. Alles reine Angst- und Bangemacherei vom blöden Honk. Alles Schikane, alles Neid, alles sonstwas. Ist alles gar nicht so. Bei meinem Gürkchen nicht. Mein Gurken-Männlein ist ganz toll treu. Okay, wenn Ihr Euch dann besser fühlt. Dann nur zu. Dann ist Euer Gürkchen eben treu, dann reiht Euer Gürkchen doch bitte in Eure Phantasiewelt ein. Irgendwo zwischen Container-Schiff und Pilates. Paßt ganz gut. Paßt ganz gut da rein. In den Wahnsinn. Zack und rein. Abgestrichen und eingereiht. Und ab dafür. Stößchen. Sollte ein Mann tatsächlich über einen längeren Zeitraum treu sein können (von wollen kann eh keine Rede sein), dann liegt dies nicht am Mann selbst oder an irgendeinem schwülstigen Treueschwur oder an ähnlichem komischen Kokolores, sondern am Mangel sich bietender Möglichkeiten. Und Mangel sich bietender Möglichkeiten heißt in den meisten Fällen einfach nur, daß der Mann zu gurkig ist. Zu gurkig, schlichtweg zu gurkig. Und zwar so elementar und übelst abgrundtief gurkig, daß ihn kein anderes Hühnchen auch nur im Entferntesten mit dem Arsch angucken will. Keine Chance, nichts geht. Gelegenheiten und Hühnchen gäbe es en masse, nur bringt unser Abstreich-Gürkchen nicht die erforderlichen Voraussetzungen optischer und sonstiger Natur mit. So einfach ist das. Alles ganz einfach, alles kein Zauber, alles kein Hexenwerk. So, und auf diesem Bullshit baut nun ganz offensichtlich das komplette Hühnchen-Abstreich-System auf. Bewußt bzw. wahrscheinlich meist eher unbewußt. 261 Bewußt hieße ja nichts weiter, als daß sich unser modernes Hühnchen eingestehen müßte, einen so fiesen Gurken-Knecht am Start zu haben, daß sich alle anderen Hühnchen entsetzt und voller Grausen von seinem Anblick abwenden. Puh, geht der mal gar nicht. Widerlicher Typ. Igitt, geh` weg! Na, und das möchte unser modernes Hühnchen ja nun auch wieder nicht. Also ist vielmehr davon auszugehen, daß das ganze schöne Abstreich-System eher unbewußter Natur ist. Unser modernes Hühnchen streicht also unbewußt ab. Bildet sich ein, daß ihr Gürkchen an sich eigentlich doch ganz geil und smart und so wäre. Und natürlich treu. Treu noch dazu, treu ist auch ganz wichtig, treu muß sein. Zumindest in der Phantasiewelt des modernen Hühnchens. Denn in der Realität sieht es mit treu ganz anders aus. Böte sich unserem modernen Gürkchen in der Realität die Gelegenheit zwangloser Fremdvögelei, dann ginge die Post ab, aber mal so richtig. Und zwar nicht zu knapp. Vielleicht auf einer Party. Unser Gürkchen fährt zu einer Party. Alles ehemalige Schulkollegen von früher, vom Abi, egal. Vielleicht sogar so eine Abi-Revival-Party. Und unser Gürkchen übernachtet da. Weil die Party in Hamburg ist. Und Gürkchen vielleicht aus Hannover oder Kassel kommt und keine Lust hat, nachts dorthin zurück zu gurken. Nach Hause, zum Hühnchen. Nein, Gürkchen übernachtet beim Kumpel in Hamburg, und das ist auch in Ordnung so, denn Gürkchen ist ja treu. Und sobald Gürkchen im Zug sitzt, kann er nur noch an die geile Brünette denken, die er damals beim Abi-Ball geknattert hat. Die geile Brünette mit den feisten Hupen. Hoffentlich ist die auch da, hoffentlich ist die auch da. Und die ist dann mal auch da, und zwar sowas von. Zwar 15 Jahre älter und ein, zwei Falten und Haare etwas kürzer, aber noch immer dieselben geilen, feisten Hupen. Halleluja. Der Rest dürfte eigentlich jedem klar sein. Zwei, drei Drinks, um die Unsicherheit und Angst zu glätten, danach geht unser Gürkchen zum Brünettchen hinüber. Eine bißchen Blablabla und Hahaha und Tralala. Und dann Tschüß, wir müssen heim, teilen uns ein Taxi zum Bahnhof. Sicher, sicher, zum Bahnhof. Logischerweise geht es nicht zum Bahnhof, sondern in ein Hotel. Vielleicht sogar ins Grand Elysée, falls unser Gürkchen den nötigen Stil und das nötige Kleingeld hat. Mindestens Park-SüdZimmer, sehr geil, aber zum Vögeln besser noch eine Eck-Suite. 262 Und damit genug der Hotelführung, denn darum geht es hier gerade nicht. Hier geht es gerade vielmehr darum, daß sich unser Gürkchen mit dem Brünettchen im Grand Elysée eine Eck-Suite im fünften Stock klarmacht, um das Brünettchen dort über Nacht und auch am nächsten Morgen nach allen Regeln der Kunst mal so richtig schön zu vögeln. Kompromißlos durchgevögelt. Schließlich sieht man sich nur alle paar Jahre, während man das Muttchen daheim jeden Samstag durchnagelt. Und zu besonderen Anlässen auch ausnahmsweise mal unter der Woche. Aber besser nicht, bringt nix. Also die rare Gelegenheit mit dem geilen Brünettchen voll ausnutzen und die komplette Eck-Suite kurz und klein vögeln. Bett, Sofa, Sideboard, Klo, Dusche, Garderobe, Konferenz-Zimmer, alles. Zack. Stößchen. Von vorne bis hinten und von hinten bis vorne und von oben nach unten und von unten nach oben und wieder von vorn und überhaupt. Liebe Hühnchen und Amazönchen, das ist die Realität. Setzt dem modernen Gürkchen-Mann einen heißen Fick-Schlitten vor, wägt ihn in der Sicherheit, daß alles unentdeckt bleibt und nichts auffliegt, vielleicht noch ein, zwei Drinks dazu, und er wird es tun. Er wird es tun, definitiv. Er muß es sogar tun, Testosteron sei Dank. Die Natur hat uns Männer mit Testosteron gesegnet, uns Honks geradezu damit überschüttet. Und das ist auch gut und richtig und sehr geil so. Kompromißlose FickMaschinen, notgeile Affen-Menschen, abartige Latten-Monster. Sobald sich eine flauschig-buschige Möse in unmittelbarer Sicht- bzw. Penetrierweite befindet, setzt der männliche Verstand aus, und es geht scharf. Geil, geil, geil. Endgeil. Es ist so, liebe Hühnchen, es ist so. Glaubt es, oder laßt es bleiben. Aber gebt bitte nicht dem Honk die Schuld, der ist dafür nicht verantwortlich. Der kann da nichts zu, echt nicht. Der Honk ist nicht der Anti-Christ. Der Honk nennt nur das Kind beim Namen, spricht das Offensichtliche und Unvermeidliche aus. Sorry, falls das irgendwelche Illusionen von Sicherheit und Treue zerstört. Ihr kommt drüber weg. Ganz bestimmt. Notfalls noch einmal zu Punkt b) dieses Kapitels zurückblättern, Ignoranz üben, kommt gut. Bringt Sicherheit und Treue sofort zurück, abfeier... 263 Und weil das alles so schön und lustig und witzig ist, und zudem der Honk seine naturgegebene Geilheit nicht verleugnen kann und aber auch gar nicht will, bleibt er lieber gleich mit dem Arsch zu Hause. Und zwar allein. Zack. Ist besser so. Honk allein zu Haus. Meistens jedenfalls. Ist besser. Keine mittelmäßigen Alibi-Beziehungen, keine ausgelutschten Pseudo-Partnerschaften, keine langweiligen AbstreichBindungen. Die allesamt dann enden, wenn einer der Partner fremdvögelt und sich idealerweise auch noch in den neuen BumsPartner verknallt. Dann ist auf jeden Fall mal Stößchen angesagt. Und ganz besonders herzlichen Glückwunsch. Nee, so eine Scheiße gibt`s dann aber auch mal nicht im Honkland. Was jetzt allerdings nicht heißt, daß unser Honk ein Eremit ist. Das auf keinen Fall. Zwar vermeidet unser Honk diverse Gesellschaft so weit als möglich. Das heißt jetzt aber nicht, daß er völlig isoliert lebt. Im Gegenteil, der Honk liebt flüchtige zwischenmenschliche Beziehungen. Insbesondere mit Frauen. Und über Nacht. Also Honk und Frau und Nacht. Das kommt gut, da ist der Honk dabei, das macht Laune. Paar Pullen Sekt oder Wein dazu, zack, Stößchen, besser geht nicht. Mittlerweile hat der Honk im Grand Elysée sogar Hausverbot, ein Jammer. Aber nicht zu ändern, denn so verlangt es die Natur. Und den Naturgesetzen muß auch ein Honk folgen. Aber bitte nichts Dauerhaftes. Wenn das bitte auch klar sein dürfte. Zumindest nichts, was man sich vorher erst noch abstreichen muß. Das ist nichts. Nichts für den Honk. Wozu auch?! Warum sich an die Macken der einen gewöhnen, wenn man morgen eine andere haben kann, deren Macken man noch gar nicht kennt?! Na? Na? Fällt der Groschen? Ja, er fällt und fällt und fällt, denn das hat System, das ist Logik. Das strotzt nur so vor System und Logik. Honk-System, HonkLogik. Honkland eben. Und der Groschen fällt weiter. 264 Hör` mal, Ert, es war ein langer Abend. Ich hab` die ganze Nacht herumgehurt. Ich hab` 12 Pullen Whisky hinter mir. Mein Sack brennt wie Sau. Und jetzt willst Du mir weismachen, Du seiest der Nikolaus? Was ist Dein Problem, Mann?! Hier, trink` mal `nen anständigen Schluck, dann geht`s Dir vielleicht besser, Du Freak. (Bernie) Und der Groschen fällt und fällt und fällt... Und fällt weiter... Stößchen! 265 Ganz er selbst sein darf jeder nur, solange er allein ist. Wer also nicht die Einsamkeit liebt, der liebt auch nicht die Freiheit. Denn nur wenn man allein ist, ist man frei. (Arthur Schopenhauer) cc) Honk in Gesellschaft Mit dem Honk in Gesellschaft ist das auch so eine Sache bzw. vielmehr auch so ein Problem. Hauptproblem hierbei ist nicht die Gesellschaft anderer Menschen an sich, beispielsweise in Form einer Sozialphobie oder ähnlichen Wahnsinns, sondern vielmehr banales Geschwätz. Banalstes Geschwätz sogar. Und der Honk steht aber mal gar nicht auf Geschwätz. Schon gar nicht auf banales und banalstes Geschwätz. Da sträuben sich ihm die Nackenhaare, und zack, geht ihm der Hut hoch. Zack, hoch, ab. Solch banales und banalstes Blabla bringt die Gesellschaft anderer Menschen jedoch zwangsläufig mit sich. Je mehr Menschen, desto mehr schreckliches Geschwätz. Ist leider so, kann ich nicht ändern. Proportionales Verhältnis zueinander. Teilweise sogar überproportional, wenn sich die Leute untereinander erstmal in Rage gesülzt haben. Dann ist guter Rat teuer. Ich habe es versucht. Oh mein Gott, was habe ich es doch versucht. Beziehungsweise hat es meine Ex-Frau mit mir versucht. Den wahnwitzigen und von vornherein zum Scheitern verurteilten Versuch unternommen, den Honk in eine bessere Gesellschaft einzuführen. In eine feine Gesellschaft, feine Herrschaften, alle ganz fein. Hurra! Eine feine Gesellschaft, eine Gesellschaft des Sülz und Bla und Gähn und so. Phantastisch. Amazing. Was soll ich sagen, was soll ich sagen, es endete im Fiasko. Fiasko Grande. Weil voll ätzend. Voll zum Kotzen. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so viele todlangweilige Profilneurotiker und Frutten auf einem Haufen ertragen müssen. Meet and see, see and go, fuck forever. Bla, sülz, kotz. 266 Und ich habe mich bemüht. Was habe ich mich bemüht! Es soll also keiner daherkommen und sagen, daß ich mich nicht bemüht hätte. Wahnsinn, wie ich mich bemüht habe. Ich habe mich so wahnsinnig bemüht, daß man sich das gar nicht mehr vorstellen kann. So sehr habe ich mich bemüht. Allenfalls noch eine Metapher kann hier ausdrücken, wie wahnsinnig ich mich bemüht habe. Also wenn ich beispielsweise ein Auto hätte, mit dem man maximal 250 km/h fahren kann, dann habe ich mich so sehr bemüht, als hätte ich versucht, mit diesem Auto 400 km/h zu fahren, obwohl das ja gar nicht geht. Also geradezu aberwitzige Bemühungen. Es soll mir also keiner kommen und sagen, ich hätte mich nicht bemüht. Denn das stimmt dann nicht. Einmal mußte ich mit meiner Ex-Frau zur Eröffnung eines neuen Kosmetik- und Nagel-Studios. Soll heißen, eine mit meiner Ex-Frau befreundete Kosmuschi (loool...) hat von ihren Eltern einen dieser pompös-possierlichen Pinsel-Paläste angemietet und eingerichtet bekommen. Und das völlig zu Recht, weil es ja heutzutage noch nicht genug von diesen Dingern gibt. Also ähnlich wie mit F-Promis, CastingOpfern und Arbeitslosigkeit. Gibt es auch leider viel zu wenig von, brauchen wir auch ganz dringend mehr von. Immer her damit, immer her mit den Nagel-Butzen. Herrliche Butzen, vollgestopft mit allem, was das postmoderne Amazönchen-Herz mit zu viel Zeit, Geld und Langeweile begehrt. Plastik statt Laufband, das ist die Devise. Und das ist auch gut und richtig so, denn der Honk steht total auf fette Ärsche und bunte Krallen. Kosmuschi ist übrigens eine Honk-Eigenkreation. Und zwar eine Kombination aus den Worten Kosmetikerin und Uschi. Kosmuschi! Hat der Honk im Laufe seiner zweijährigen Ehe selbst kreiert, paßt irgendwie ganz gut, klingt putzig. Honks Ex-Frau war nämlich auch eine kleine Kosmuschi, wer hätte das gedacht?! Aber egal, die halten wir da raus. Zum einen war die Kleine zumindest eine Zeit lang echt süß und cool, zum anderen ziemt es sich für einen Honk nicht, seine ExPartner zu verunglimpfen. Das gehört sich einfach nicht, denn das ist äußerst bäh und zudem auch noch pfui. Und deshalb möchte der Honk sowas nicht machen. Keine müden Kalauer über Ex-Partner. Ja, so ist das im Honkland. Ein weiterer, äußerst charmanter, wenn auch nicht gänzlich unerwarteter Charakterzug unseres Honk. 267 Egal. Drauf geschissen. Wir mußten also zu einer anderen Kosmuschi, zur Eröffnung derer neuen Nagel-Butze. Boah, super. Da hatte ich mich schon acht Wochen vorher voll drauf gefreut. Seit ich das nämlich wußte. Und zwar so sehr drauf gefreut, daß ich kaum noch schlafen konnte. Amazing, exciting, disgusting. Acht Wochen ohne Schlaf. Kein Schlaf! Entsprechend beschissen war dann auch meine Laune. Voll zum Kotzen. Sehr ärgerlich. Mit solch immenser Vorfreude um den notwendigen Schlaf gebracht, daß im Umkehrschluß durch den Schlafentzug meine Laune übelst beschissen war. Unfaßbar. Was für eine Tragödie, was für eine Ironie. Leider konnten daran auch die Akteure und Gäste der großen Eröffnungs-Party nicht viel ändern. Meine Laune blieb beschissen. Nicht einmal der Auftritt eines extrem smarten Schmalspur-Barden, der irgendwann mal in irgendeiner Staffel von DSDS oder sowas in den Top-Ten war und den man nun eigens und höchstpersönlich für diese very importante Opening-Party hergeschafft hatte, damit er ein schönes Liedchen trällert, konnte an meiner unvorstellbar miesen Laune etwas ändern. Leider nicht. Denn so unbelievable und herrlich und sonstwas das ganze Theater auch war, meine Laune war leider unwiederbringlich voll im Arsch. Schlimmer noch, durch den sagenhaften Auftritt des DSDS-Kaspers wurde meine Laune zusehends noch fieser. Dadurch und logischerweise auch durch die unerträglichen Qualen, die das beängstigend banal-absurde Geschwätz und Gesabbel der anderen Gäste und Akteure in meinem armen Gehirn verursachte. Das machte nicht nur meine Laune noch schlechter, das machte mich sogar mal richtig aggro. So, und wer das jetzt nicht glauben will, der kann ja mal selbst acht Wochen nicht schlafen und dann zu so einer Kacke hin. Viel Spaß dabei. Aber Ihr werdet ihn nicht haben. Und während ich dann da also so sitze und mir die Eier kraule und der kommenden Dinge harre und eine Pulle Sekt nach der anderen reinkippe, in der Hoffnung, meinen Hirnschmerz zu lindern oder im Idealfall sogar auf dem Stuhl einzuschlafen oder zu sterben, trifft es mich mal wieder wie der Blitz. Zack, Blitz! Wie von der Tarantel gestochen und mit dem lauten Aufschrei “Und jetzt, und hoooooch!“ springe ich -sehr zur Verunsicherung und Irritation der anderen anwesenden Figuren und Vollopfer- von meinem Stuhl auf und gerate 268 schlagartig in ekstatische Verzückung. Zack. Boing. Voll verzückt. Très chic. Allerdings auch wieder mal voll besoffen, von dem ganzen Sekt, versteht sich. Très besoffen, oh là là. Und insoweit auch nicht weiter verwunderlich, daß ich -mittlerweile auf meinem Stuhl stehend- voll an mir selber runterkotze. Bäh! Das hatte ich so nicht im Programm gehabt. Voll an der Hose runter, voll auf die Schuhe, voll auf den Stuhl. Alles voll vollgekotzt, alles voller Kotze. Vollkotze, voll zum Kotzen. Komplett widerlich, bäh, bäh, bäh. Aber zu diesem Zeitpunkt völlig sekundär. Widerlich, ganz klar, bäh auch, ganz bäh sogar. Alles sehr bäh, bäh-bäh, aber egal. Denn was soeben passiert war, sollte sich im nachhinein betrachtet als exorbitant elementar für mein weiteres Leben als Honk erweisen. Denn wie so oft traf mich nicht der Blitz, sondern vielmehr eine grundlegende Erkenntnis. Und zwar die grundlegende Erkenntnis, daß ich mich zukünftig ganz einfach nur von solchen Scheiß-Veranstaltungen fernhalten muß. Ganz einfach wegbleiben, gar nicht erst hingehen zu so einer Kacke. Oder vorher submaximal auftanken. Eines von beiden. Wegbleiben oder auftanken. Wobei das Auftanken ja eigentlich auch wieder nur eine Notlösung ist. Besser gleich solche Veranstaltungen und Gesellschaften von vornherein vermeiden, dann muß man nicht zwangsweise auftanken und vollsaufen. Denn wie hatten wir so schön im Ergebnis des letzten Kapitels festhalten können: Der Honk kompensiert nicht, der Honk säuft zum Spaß. 269 Weißt Du, was heute für ein Tag ist?! Sonntag. Weißt Du, was das bedeutet?! Das bedeutet, daß ich gestern Abend total besoffen war. (Captain Mike) Das sind Sie doch jeden Abend. (Benjamin Button) Ja, so sieht das mal aus. Und so soll es auch sein, so ist es auch richtig. Und so muß es auch bleiben. Suff ist immer sehr zu begrüßen, aber idealerweise wird zum Spaß gesoffen. Meinetwegen kann hier jeder von morgens bis abends uns von abends bis morgens und wieder von vorn saufen, solange es zur Belustigung und Erheiterung dient. Jedoch nicht zur Kompensation. Das ist dann nicht so gut. Stößchen! Deshalb also lieber gleich von solchem und ähnlichem Kaspertheater fernhalten. Wenn es denn möglich ist. Was aber, wenn man hin muß?! Weil das Amazönchen drauf besteht und man lieber keinen Streß mit ihr haben möchte. Oder weil es sich um eine Familien-Feier handelt, irgendein ätzender Geburtstag irgendeines fetten Onkels oder Weihnachten oder sowas in der Richtung. Ja, dann muß man dann auch mal Fünf gerade sein lassen und da durch. Augen zu, und Ohren zu, und Mund auf. Weil voll besaufen. Zack! Zu, zu, auf. Nix sehen, nicht hören, und rein mit der Medizin. Hilft, hilft immer. Aber eben nur als Notlösung. Vermeiden ist und bleibt erste Wahl. 270 Was denkst Du von mir, Ert?! Ich bin doch kein egoistisches, kleines Arschloch. Immerhin habe ich über 10.000 Ocken gespendet. An die Popo-Club-Stiftung für Ledermasken-Träger, die die Steuer bescheißen wollen. (Bernie) In Honkland existiert neben Vermeiden und notfalls Vollsaufen noch eine dritte und aber auch höchst begrüßens- und erstrebenswerte Methode im Umgang mit Gesellschaft: Selektieren. Selektieren ist die Königs-Disziplin. Selektieren ist ganz großes Tennis. Denn da extremst dusselige und sinnlose Gesellschaft extremst dusselige und sinnlose Dummschwätzerei mit sich bringt, selektiert der Honk. Er sucht sich also die Gesellschaft, in die er sich begeben möchte, freiwillig und eigenständig aus. Na? Na? Ist das mal was?! Das ist doch mal was. Das macht Sinn, das hat Verstand, das gebührt der Logik. Selektieren! Was für ein Geniestreich! Ein Bubenstück geradezu! Also Hut ab vor dem selektierenden Honk. Vor dem Selektor-Honk. Endgeil, Respekt. Weiter vorn also erst Skeletor-Honk, später dann Elektro-Honk, und jetzt auch noch Selektor-Honk. Unglaublich. Und endgeil, ganz klar. Aber durchaus sehr simpel. So simpel wie es sich anhört, so simpel ist es auch. Also auch hier wieder keine Zauberei, kein Hexenwerk. Logik heißt mal wieder das Wort der Stunde. Zur Verdeutlichung hier mal ein ganz plakatives Praxis-Beispiel für eine Scheiß-Gesellschaft, die man als Honk unbedingt meiden sollte: 271 Regel Nummer Zwei: Ihr seid Stars. Und was essen Stars? (Heidi Klum, Mäckes-Werbespot Mitte 2009) Natürlich Stars. Stars of America. (Antwort diverser Casting-Opfer, gleicher Werbespot) Aber natürlich, was denn auch sonst?! Alles Stars hier, nur Stars. Alles Stars, alles total amazing und important und eigentlich auch noch ganz schön unbelievable. Ich Star, Du Star, er / sie / es Star, uns Star, ihm sein Star, Patrick Star, Star Wars. Halleluja! Alles Stars hier, und so muß das auch sein. Und Dauergrinsen. Dauergrinsen muß auch sein, ohne Dauergrinsen geht auch mal gar nichts. Denn Dauergrinsen ist mindestens genauso elementar wichtig. Stars und Dauergrinsen, nur darum geht es. Und Stars fressen Stars, na klar. Ein Dialog, wie er origineller und sinnvoller definitiv nicht mehr vorstellbar sein könnte. Wir alle sind Stars, wir müssen Stars sein, und wir fressen Stars. Was uns dann irgendwie aber auch noch zu Kannibalen macht, wenn ich es mir so richtig überlege. Vielleicht sollte McDonald`s seinen nächsten Werbespot lieber mit Armin Meiwes drehen, dem smarten Kannibalen von Rotenburg. Würde eigentlich mehr Sinn machen. Zumal Uschi Augenroll die dritte Regel eh vergessen hat. Aber natürlich nicht dauerhaft. Glaubt mir, meine lieben Freunde, Regel Nummer Drei wird ihr wieder einfallen! Definitiv. Und dann wird sie uns einfache Proletarier unter Verwendung einer besonders ausgefallenen Grimasse wieder daran teilhaben lassen. Wobei es sehr schwer werden dürfte, diese beiden ersten, besonders gelungenen und unfaßbar originellen Epochal-Statements noch zu überbieten. 272 Regel Nummer Drei: Models sind lächelnde Stars! Das ginge noch. Wäre zumindest ein sehr folgerichtiger Schluß aus Regel Nummer Eins und Regel Nummer Zwei mit ähnlich sinnvoller Intention. Besonders sinnvoll sogar, und irgendwie passend und überaus logisch. Ähnlich passend und logisch wie die hier: Regel Nummer Drei: Nachts ist es kälter als zu Fuß! Auch recht logisch, keine Frage. Und irgendwie auch total passend. Schönes Kuß-Schnäuzchen und ein lustiges Handzeichen oder Augenrollen dazu, paßt. Wobei diese hier erheblich realistischer wäre: Regel Nummer Drei: Nach dem Fraß schön Finger in Hals! Das wäre dann doch mal pure Realität. Zumindest dann, wenn unsere grinsenden Protagonistinnen den fiesen Mäckes-Fraß überhaupt anrühren würden, was stark zu bezweifeln ist. Dann wäre da was Wahres dran. Und dann wäre Regel Nummer Vier folgerichtig: Regel Nummer Vier: Nach dem Kotzen gleich wieder weitergrinsen! Okay, okay, vielleicht wieder ein wenig oversold. Aber wer kann das heute noch mit Gewißheit sagen?! Vielleicht können wir uns auf dies hier einigen, das ergäbe den größten Sinn für alle Beteiligten: Regel Nummer Drei: Herr, schmeiß Hirn vom Himmel! Unfaßbar. Unbelievable. Disgusting. Aber egal. Scheißegal. Für uns zumindest. Und warum? Logisch, weil wir derart hanebüchene und selten schwachsinnige Gesellschaft meiden. Wir selektieren, an welcher Gesellschaft wir partizipieren möchten. Wir selektieren, und zwar sehr gründlich. Und dümmstschwätzendes, dauergrinsendes, augenrollendes Laien-Kaspertheater banalster Art gehört nicht dazu. Das wird ausselektiert, das wird vermieden, ganz klar. Klar wie Kloßbrühe. Man muß kein Genie sein, um das eruieren zu können. Jedem Dorftrottel, jedem Schimpansen, jedem 6-jährigen dürfte das klar sein. Wir könnten uns eher was in dieser Richtung hier vorstellen: 273 Die zweite Regel des Fightclub lautet: Ihr verliert kein Wort über den Fightclub! Beziehungsweise analog dazu dieses hier: Dritte Regel: Wenn jemand „Stop!“ ruft, schlappmacht, abklopft, ist der Kampf vorbei. Ja, das kommt voll gut. Und auch voll krass. Also eine äußerst angemessene Gesellschaft für einen Honk. Und eigentlich auch für unser Fräulein Schnäuzchen. Könnte unter Umständen für kurze Zeit mal das ewige Grinsen und Fratzen-Ziehen stoppen. Tatsächlich?! Nein, eher doch nicht. Eher unwahrscheinlich. Regel Nummer Drei: Schnäuzchen, Schnäuzchen, ich bin ganz aus dem Häuschen! Eher unwahrscheinlich, daß diese Grimassen überhaupt jemals irgendwer oder irgendwas stoppen kann. Atomkrieg? Pustekuchen. Wird eben im Bunker weitergegrinst und gerollt. HIV? Grins, grins grins. Weltuntergang? Ach woher denn, wir sind doch alle Stars, das ficht uns nicht an. Atomkrieg und Weltuntergang passen nicht in unser Format. In unser Casting-Format. Nein, das möchten wir nicht, das wollen wir nicht haben. Da rümpfen wir dann lieber die Nase und rollen abwechselnd mit rechtem und linkem Auge. Denn wir sind Stars. Alles Stars hier, nur Stars. Also eine selten feine Gesellschaft, eine pittoreskpompöse Gesellschaft. Geradezu eine prädestinierte PrädikatsGesellschaft, man ziehe seinen Hut, Stößchen. Was für eine beschissene Gesellschaft! Eine absolut beschissene, maximal gehirnamputierte und völlig unzumutbare Kack-Gesellschaft. Und auf jeden Fall keine Honk-Gesellschaft. Mitnichten. Für einen Honk völlig unzulänglich. Nicht auszudenken. Unvorstellbar. Denn ein Honk begibt sich nicht nur nicht in jedwede Scheiß-Gesellschaft, nein, ein Honk begibt sich zudem auch nur in solche Gesellschaft, von der er auch was hat. Die ihm was bringt. Von der er sozusagen intellektuell stimuliert wird. Sinnvolle Gesellschaft also. Aber nicht sowas, nicht so eine Flitzekacke hier. 274 Der höchste Berg der Welt? Das ist der Mountain Avenue. (Vollidiotin auf GIMP7) Das kann ja wohl nicht mein Ernst sein. (Werner Lorant) Also eine unbeschreiblich beschissene Gesellschaft. Im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Scheiß-Gesellschaft. Interessanterweise verhält es sich bei solchen Scheiß-Gesellschaften zumeist so, daß sie mit Aso- und Opfer-TV Hand in Hand gehen. Je beschissener die Gesellschaft, desto höher die Wahrscheinlichkeit, daß diverse Bereiche aus Aso- und Opfer-TV thematisiert werden. Ist wirklich so, kann ja jeder selbst mal für sich ausprobieren. Oftmals liegt sogar das Hauptaugenmerk hierauf. Klingt komisch, ist aber auch komisch. Es ist Freitag, 14.20 Uhr. Die letzte Nacht war hart, sehr hart, hartes Business. Äußerst hartes Business. Hard and tricky, hard and slippy. Ungewöhnlich viele Drinks, harte Drinks, ferner eine schier unersättliche Pussy. Und damit meine ich auch unersättlich, puh! Wie ein Braunbär nach acht Monaten Winterschlaf. Was soll ich sagen, was soll ich sagen, alles in allem also mal wieder eine unfaßbare Nummer. Die Bezeichnung Sport-Pimpern wäre etwas übertrieben und leicht oversold und natürlich auch ein wenig uncharmant, aber es kommt nahe dran. Die Richtung paßt, eine unfaßbare Nacht, keine Frage. Aber charmanterweise vermeiden wir solche Begriffe wie Sport-Pimpern. Das gehört sich nicht, das ziemt sich nicht. Zumindest nicht hier in Honkland. Honkland ist anständig. Hochanständig sogar. Und charmant. Charmant, charmant, charmant. Charmant, charmant, Honkland. 275 Und wie ich hier so sitze und schreibe und schreibe und sitze, aber auch schreibe und sitze und sitze und schreibe, wird mir spontan ein wenig langweilig. Was für eine Überraschung. Vielleicht auch etwas Übermüdung dabei, keine Ahnung. Zu viele Drinks, zu viel Sex, gepaart mit zu wenig Kokain und viel zu wenig Schlaf. Und Hunger habe ich aber auch noch. Eine seltsame Mischung, fast schon eine amüsante Mischung. Ja, tatsächlich, sehr amüsant. Und aber auch verheerend. Eine amüsant-verheerende Kombo. Keine Frage, wer so mischt und kombiniert, der darf sich dann nicht wundern, unter Umständen tags darauf einen kleinen Hänger zu haben. Und Hunger. Also lieber erstmal nicht mehr schreiben. Lieber erstmal eine schöne ALDI-Pizza in Ofen. Ach komm` her, gleich mal zwei rein, kann nicht schaden. Zack, ab. Kriege in spätestens zwei Stunden, wenn ich besoffen bin, eh wieder Hunger. Also ab dafür. Und Dose Warsteiner aufgerissen, zack, auf ex, ist ja immerhin schon 14.30 Uhr. Zweite Dose auf und ab vor die Glotze, solange die beiden Salami-Frisbees im Ofen brutzeln. Also Glotze an und mal so richtig schön nach Herzenslust durchzappen. Mal sehen, was so läuft. Laufen ja einige sehr gute, niveauvolle Sachen um die Mittagszeit. Insbesondere im Privatfernsehen, ganz klar. Konnten wir ja bereits diverse Male eruieren. Und wie sich der ein oder andere höchstwahrscheinlich mittlerweile wieder selbst denken kann, bin ich dann auch auf PRO7 hängengeblieben. Und das völlig zu Recht. Nicht schlecht, Herr Specht, denke ich mir so, da müßte ja jetzt gerade U20 Deutschlands Asi-Teenies laufen. War ja das letzte Mal nicht übel, irgendwie unfreiwillig komisch. Also mit der kleinen, süßen BrothaSista-Gangsta-Playa-Checkerin und ihrer fetten 15-jährigen Schwester mit Kind und Alki und ohne Hirn. Bißchen unbelievable, bißchen viel Overselling, aber durchaus lustig. Und solange die Frisbees 15 Minuten im Ofen schmoren, könnte man sich den Scheiß doch eigentlich mal reinziehen. Quasi als eine Art 15-minütigen Brain-Kicker. Der einem nochmal ganz unmißverständlich aufzeigt, wie geil im Umkehrschluß doch das eigene Leben sein muß. Telemediales Augen-Koks sozusagen. Wirkt und wirkt und wirkt, und nach 15 Minuten ist der ganze Zauber vorbei, der Spuk beendet. Doch was ist denn da los?! Was muß ich sehen, was muß ich sehen?! 276 Keine Asi-Teenies. Zumindest nicht solche, auf die ich gehofft hatte. Beispielsweise eine 13-jährige 180-Pfund-Grazie mit ihren gerade neugeborenen Zwillingen im Bett liegend. Und gleich daneben die stolze 29-jährige Oma. Oder vergleichbarer Schwachsinn. Nein, das läuft hier heute leider nicht. Denn aus gegebenem Anlaß sucht PRO7 das Sommermädchen 2009. Das Sommermädchen 2009! Und das aber in der U20-Sendung. Also im Bild und im Teletext steht weiterhin U20, aber wir sehen diverse dummgecastete Dussel-Uschis und Hohl-Frutten beim kläglichen Beantworten selten beknackter Fragen und beim Absolvieren nicht minder beknackter Spielchen an irgendeinem Pool. Sensationell! Was für ein erneuter Geniestreich! Immer wenn ich denke, daß es nicht mehr bescheuerter werden kann, dann ziehen die so ein Ding aus dem Hut und beweisen, daß sie wirklich was auf dem Kasten haben. Sensationell! Also keine Ahnung, worum es dabei geht oder was das Ganze soll. Auf jeden Fall wird dem grenzdebilen PRO7-Zuschauer die Möglichkeit eröffnet, mitzuverfolgen, wie sich irgendwelche dusseligen Frutten zu Voll-Gimps machen bzw. machen lassen. Besonders hirnfreie Fragen werden von den besonders hirnfreien Protagonistinnen noch viel hirnfreier beantwortet, abgerundet durch diverse Aufgaben und Spielchen, die an Albernheit und Schwachsinnigkeit nicht mehr zu überbieten sind. Und natürlich wird dieses grandiose Format auch von jemandem moderiert. Und von wem wohl? Natürlich, von Charlotte Engelhardt, was für eine Überraschung. Von wem denn auch sonst?! Niemand sonst außer Charlotte käme in Frage, um solch ein geniales Format moderierend zu begleiten?! Niemand. Kein Mensch. Außer Charlotte. Und vielleicht noch einige Mädels von 9Live. Glückwunsch, Stößchen. Charlotte Engelhardt, die Wunderwaffe von PRO7. Die Antwort auf eine Frage, die nie gestellt wurde. Das blonde Anhängsel von Formaten, die jeden geistig halbwegs normal situierten Menschen zum Kotzen und Gehirn-Kollaps bringen. Würg und zack. Charlotte, der Niveau-Joker von PRO7. Immer dann ausgespielt, wenn mal wieder ein besonders anspruchsvolles neues Format zur Disposition steht. Unsere Charlotte eben. Und noch irgendein anderer Grinsekasper, den ich aber nicht kenne, was aber auch besser so ist. Meine Fresse... 277 Lieber Herr Geschäftsführer von PRO7, ich hätte da mal eine Idee: Es geht da um ein revolutionäres, etwa einstündiges, neues Format für Euch. In zwölf Folgen, jeweils wöchentlich, suchen wir den oder die Gimp 2009. Gimp steht hierbei für GehIrnaMPutiert, und das ist auch das Motto der Show. Sollte also ein passendes Format für Euch sein. Moderiert natürlich von Charlotte Engelhardt, na klar, und mit Annemarie Warnkross als Spezial-VIP-Außenreporterin, aber das sollte eigentlich auch klar sein. Der Inhalt des Formates ist dabei völlig egal und sinnleer, also genau wie die Hirne aller Beteiligten. Wichtig ist nur, daß wir am Ende aus ein paar Handvoll besonders schwachsinniger Vollopfer und Vollidioten den oder die Gimp 2009 gevotet haben. Gevotet! Und den oder die machen wir dann zum neuen Geschäftsführer von PRO7, setzen ihm / ihr eine besonders tight-taffe K-Promi-Jury zur Seite und benennen den Sender dann um. Von PRO7 in GIMP7. Oder besser GIMP3000, klingt noch tighter, noch moderner. Na, wäre das nichts?! Das wäre doch was für Euch, das sollte doch passen. Würde mich sehr freuen, wenn wir da irgendwie ins Geschäft kommen könnten, da hätten wir doch alle was von. Alle! Und deshalb schonmal Stößchen im voraus. Und Grüßchen an Charlotte und Annemarie. Gott sei Dank, die Pizza ist fertig, der Wahnsinn hat ein Ende. Was für eine beschissene Gesellschaft. Denke ich mir so, während ich die erste Pizza fresse. Was für eine beschissene Gesellschaft! Würde ich mein waghalsiges neues Format tatsächlich an GIMP7 bzw. GIMP3000 verhökern, müßte ich dann nicht zu denen hin? Zu denen hin, mit denen reden, mit denen arbeiten? Ein furcheinflößender Gedanke. Ein furchteinflößender, angstbringender, besorgniserregender Gedanke. Ein schauderhafter, bizarrer Gedanke. Nein, da will ich auf keinen Fall hin, diese Gesellschaft möchte ich meiden. Um jeden Preis. Also sollte Interesse an meinem Format bestehen, dann nur zu. Aber dann besorge ich mir einen Manager, der das alles regelt. Ich will damit nichts zu tun haben, ich will nicht in solche Gesellschaft. Auch nicht volltrunken. Oder high. Nicht einmal auf Ecstasy. Dann doch lieber einen Manager, vielleicht wäre ja Willi Weber abkömmlich. Aber auch eher unwahrscheinlich, jetzt, wo Schumi wieder Vollgas gibt. Mal gucken. Vielleicht rufe ich den später mal an. Aber erst später. Denn alles zu seiner Zeit. Zunächst hat das Buch hier höchste Priorität. Und das ist auch gut so, denn wir sind bald durch, und das ist dann aber auch gut so. 278 Den Honk in Gesellschaft hätten wir somit fast abgehandelt. Naja, zumindest so zur Hälfte, so ungefähr. Wir konnten nämlich bereits eruieren, welche Gesellschaft ein Honk meidet. Bleibt also lediglich noch darauf abzustellen, welche Gesellschaft ein Honk denn nicht meidet bzw. sogar bevorzugt. Wie gesagt, der Honk bevorzugt Gesellschaft, die ihm was bringt. Die ihm was nützt, von der er profitiert, von der er was hat. Die ihn irgendwie irgendwo stimuliert. Denkbar sind hierbei diverseste Gesellschaften. An erster Stelle steht -was Wunder- selbstverständlich Glücksspiel in jeder erdenklichen Form. Idealerweise noch in Verbindung mit Suff. Eine verwegene Zocker-Gesellschaft, eine illustre Poker-Runde, Roulette, Black Jack oder ähnliches im Casino, irgendein Turnier um dicke Kohle, diverse Wetten auf dieses und jenes und welches, einfach alles. Also einfach alles, wobei man mit anderen Personen um Kohle zockt. Das ist Gesellschaft. Gute Gesellschaft, sehr gute Gesellschaft, und vor allen Dingen auch äußerst sinnvolle Gesellschaft. Kurz: HonkGesellschaft. Ob wir dabei Kohle gewinnen oder verlieren, ist eher sekundärer Natur. Solange wir nicht Haus und Hof verzocken, was dann aber doch nicht mehr so gut wäre. Ansonsten also eher sekundär. Beziehungsweise im Falle eines Gewinnes vielmehr eine Art Sahnehäubchen. Reich wird mit dem Scheiß sowieso keiner. Nehmen wir doch mal die gute, alte, illustre Poker-Runde. Sehr schön! Gepokert haben wir Honks schon vor ungefähr 20 Jahren. So als Teenies, mit 14 oder 15 oder so. Zwar wohl nicht immer unter Beachtung des kompletten Regelwerkes, aber egal, wir waren uns einig. Meistens jedenfalls. Und nur darum ging es. Mal gewann der eine, mal der andere. Und letzten Endes waren wir alle Gewinner. Gewinner eines Abends voller Emotionen, Spannung, Nervenkitzel und Adrenalin. Gewinner einer Woche voller Vorfreude und Hoffnung auf die nächste Poker-Runde. Geile Gewinner, smarte Typen. Und besoffen, na klar. Hach, war das aber mal eine schöne Zeit. Eine unglaublich schöne Zeit. Fast so schön wie die Zeit, als wir vier oder fünf Jahre später unsere ersten Ecstasy einfuhren. Aber auch nur fast. Trotzdem eine wunderschöne Zeit und auch eine sehr sinnvolle und lehrreiche Zeit. Nachträgliches Stößchen. 279 Schon der Knabe saß im Garten und spielte mit der Mutter Karten. (Johnny Firpo) Heute pokert jeder Kretin. Jeder. Fast ausnahmslos. Denn als Poker vor ein paar Jahren dann auch irgendwann bei uns in Mode kam, wollte natürlich jeder ganz toll trendy sein und auf den Zug mit aufspringen. Amazing. Exciting. Aha, also ganz offensichtlich auch sehr viele Vollopfer. Na klar, ganz besonders Vollopfer. Man möchte ja immer im Trend liegen, das ist ganz wichtig. Das ist sozusagen das A und O. Selbst dann, wenn man eigentlich überhaupt keinen blassen Dunst und nicht den entferntesten Schimmer von dem hat, was da überhaupt abläuft. Völlig egal, völlig sekundär, interessiert nicht. Hauptsache trendy, Hauptsache Vollopfer. Hauptsache Stößchen. Hört sich erstmal alles wieder ziemlich negativ an. Sehr negativ. Böse Zungen könnten an dieser Stelle sogar behaupten, der Honk sei eine Art Maul-Hure. Könnten sie, wäre aber falsch, ätsch. Ist nämlich alles gar nicht negativ hier, ist alles voll positiv. Für den Honk ist das alles total positiv hier. Ehrlich. Positiver geht kaum. Denn wenn man jemandem beim Zocken ganz leicht und ganz schnell ganz viel Kohle abziehen kann, dann doch wohl dem Vollopfer. Also bißchen amazing, exciting, hahaha und tralala. Und zack, Kohle weg. Ganz ohne miese Tricks oder gar Betrug, mitnichten. Nein, alles ganz regelkonform und sauber. Denn ein Vollopfer muß man nicht betrügen oder bescheißen, ein Vollopfer ist auch so leichteste Beute. Vollopfer eben. Prinzip sollte verstanden sein. Möglich ist also eine emotionsgeladene, spannende Poker-Partie mit ähnlichen Honks. Oder stupides Abzocken von Vollidioten und Vollopfern. Ersteres bringt Adrenalin, letzteres leicht verdientes Geld. Also beides eine höchst noble und besonders empfehlenswerte Gesellschaft für den Honk. Eine Gesellschaft, mit der sich ein Honk stets gern umgeben sollte. 280 Eine bunte Sauf-Runde mit erlesenen Getränken und leckeren Zigarren (Davidoff Classic No. 2 oder 3 kann man ganz gut qualmen) kann ebenfalls als bevorzugte Gesellschaft indiziert sein. Also lauter lustige, bunte, irre Honks, die sich kollektiv voll einen reinbrettern und reinpaffen und dabei über ihren Honkytonk philosophieren. Ganz klassische Gesellschaft, ganz klassischer Austausch unter Honks. Saufen und dabei gegenseitige Erfahrungen austauschen. Sehr gesellig, sehr gemütlich, höchst bodenständig. Und selbstverständlich äußerst niveauvoll und oftmals dann aber auch sehr frivol. Erstrebenswerte Gesellschaft kann aber auch der Besuch eines netten Clubs oder einer geilen Party mit sich bringen. Idealerweise ein opferfreier Club mit heißen, trinkfesten Hühnern, entsprechender Musik und genügend Chill-Out-Möglichkeiten, zwinker, geifer. Oder eine Party, eine endgeile Open-Air-Party, im Wald oder auf einem weitläufigen Gelände. Auch sehr geil. Und mit geiler Party ist dann aber auch mal eine geile Party gemeint. Nicht irgendein bizarres PillenKlinker- und Verpeilten-Treffen mit beschissener Musik, zu dem auch ja jeder Asi hinkommt. Oder gar die Loveparade. Völlig undenkbar, geht mal gar nicht. Abgelehnt. Okay, Prinzip sollte verstanden sein. Denkbar sind noch etliche weitere Gesellschaften oder Gruppierungen, in die sich ein Honk freiwillig und auch sehr gern begibt. Für uns sollte das an dieser Stelle allerdings genügen, um das gesellschaftliche Verhalten des Honk ausreichend portraitiert zu haben. Schließlich wollen wir ja keine psychoanalytische Grundlagen-Begutachtung durchführen. Hätte eh keinen Sinn, wäre aufgrund des Facetten-Reichtums und der Skurrilität unseres Honk eh von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Unser Honk selektiert seine Gesellschaft also. Selektierten ist die Königs-Disziplin, und unser Honk ist darin wahnsinnig gut. Er ist quasi der Selektor. Und in dieser Funktion als Selektor (nicht zu verwechseln mit Skeletor) wählt er frei und nach Belieben aus, ob und in welche Gesellschaft er sich begeben möchte, oder ob er eine Gesellschaft lieber meiden möchte. Ist unser Honk aus diversen Gründen dann aber doch gezwungen, sich in eine Gesellschaft zu begeben, die er eigentlich lieber meiden würde, muß er sich kompromißlos mit einer beinahe tödlichen Menge Alkohol besaufen, was dann aber auch zu begrüßen ist. 281 Dabei muß es dem Honk stets sehr egal bis scheißegal sein, was diverse Gesellschaften oder Personen über ihn denken und mutmaßen und munkeln und kunkeln. Denn wie sich mittlerweile sicher jeder selbst denken kann, wird der Honk aufgrund seines innovativen, angstfreien, ausschweifenden und weitestgehend systemunabhängigen Lebensstils von vielen anderen Figuren beneidet, und das völlig zu Recht. An sich keine besonders große Sache sowas, an sich sogar ganz gut so. Lob kriegt jeder Penner umsonst, Neid muß man sich verdienen. Nun ist es in unserer smarten Pavian-Gesellschaft jedoch leider so, daß Neid zu Mißgunst und Mißgunst vereinzelt sogar zu Haß führen kann. Klingt komisch, ist es auch. Ziemlich komisch, ziemlich behämmert. Muß aber scheinbar so sein, liegt scheinbar in der Natur des Homo Sapiens. Daß er andere lieber in negativen als in positiven Situationen sieht. Weil dies sein eigenes Scheiß-Leben relativiert. Andere in positiven Situationen oder gar in einem positiven Leben zu sehen, ist kaum zu ertragen bis unerträglich. Hieraus können dann unter Umständen diverse Verunglimpfungen, böse Nachreden und allerlei hanebüchenes Geschwätz resultieren, von diversen Gruppierungen, Gesellschaften und anderem Gesockse. Vereinzelt sogar über liebe Honks. Ja, richtig gelesen, sogar über liebe Honks. Eigentlich schwer nachvollziehbar, aber es ist nunmal so. Natürlich völlig klar, daß man als moderner Honk von heute solche Gesellschaften meiden muß. Und deren krankes Geschwätz komplett ignorieren muß. Es muß einem komplett am Arsch vorbei gehen, zack, ab. Ignorieren macht frei, und Freiheit ist Honkland. Wobei es auch bei beknacktem Geschwätz Grenzen geben muß, die man dann besser doch nicht überschreiten sollte. Weil es ansonsten mal eben ganz nonchalant ein paar in die Fresse geben kann. Kann auch passieren, ist auch gut möglich. Kann alles passieren. Kann alles passieren im Honkland. 282 Ich werde Dich vor eine Wahl stellen, die ich selbst nie hatte. (Lestat de Lioncourt) dd) Honk ist der Beste! Eine Frage brennt mir derzeit wie keine zweite unter den Nägeln: Wie verändert sich mein Leben eigentlich, wenn ich von einem Vampir gebissen werde? Also jetzt nur mal rein hypothetisch gefragt. Wie verändert sich mein Leben dadurch? Durch einen direkten, diskreten und völlig unverbindlichen Vampirbiß? Welche Dinge bleiben, wie sie sind? Was wird alles anders? Und überhaupt? Sicher, sicher, auf den ersten Blick eine Frage, die wir uns alle mehrmals täglich stellen. Eine Frage, die die meisten von uns oftmals nachts nicht einschlafen läßt. Kurz: Eine ziemlich knifflige Frage. Etwas verwegen, zugegeben, aber durchaus berechtigt. Etwas obskure Thematik, zweifelsohne. Und so viele von uns sich diese und ähnlich verzwickte Fragen auch permanent stellen, so wenige denken sie leider konsequent bis zum Schluß durch. Was ziemlich unverständlich und verwunderlich ist, weil es durchaus Sinn macht, das ganze Szenario einmal bis zum Ende der Fahnenstange durchzuspielen. Tun wir mal so, als ob: Wir kommen gewohnt volltrunken nachts aus irgendeinem Club und möchten nach Hause fahren, was auch sehr zu begrüßen ist. Und während wir so zu unserem Auto schlurfen und torkeln und uns auf dem Weg dorthin noch eben schnell mal auf die Fresse legen und danach eine anstecken, steht plötzlich wie aus dem Nichts ein Vampir vor uns. Zack! Heiliger Bimbam! Auf einmal steht der da. Keine Ahnung, woher der kam. Vielleicht aus dem Nichts, vielleicht aus dem Gebüsch, keine Ahnung. Denn wir selbst sind ja auch mal wieder voll wie ein Putzeimer, was die Beurteilung der Gesamtsituation nicht gerade erleichtert. 283 Aber egal. Ein Vampir steht also urplötzlich vor uns und glotzt uns an. Sagen wir mal, es ist Lestat. Lestat aus Interview mit einem Vampir. Also der Vampir, der von Tom Cruise verkörpert wird. Wat nu? Wat jetzt? Was würden wir zu dem jetzt wohl sagen? Ey Du, ich kenne Dich aus`m Fernsehen. Unwahrscheinlich, höchst unwahrscheinlich. Denn so breit, wie wir schon wieder sind, können wir froh sein, wenn wir noch Männlein und Weiblein voneinander unterscheiden können. Boah Alter, coole Klamotten, krasse Frisur. Lieber auch nicht. Könnte nämlich auch ein Rumäne oder Albaner sein, und zack, haben wir ein, zwei Messer in der Leber stecken. Tut höllisch weh, bringt nichts, können wir gern drauf verzichten. Auch `ne Kippe? Ach, ist doch auch Scheiße. Völlig egal, was wir sagen oder fragen, es nützt eh nichts. Hat alles keinen Sinn. Denn wenn der uns dann sagt, daß er Lestat sei, schnallen wir das eh nicht. Ich bin Lestat, der Vampir, und ich werde Dich vor eine Wahl stellen, die ich selbst nie hatte. Na super, schönen Dank auch. Was kann das denn wohl schon für eine tolle Wahl sein? Uns nach Hause zu fahren? Um uns dann unsere Porte und das schöne Boss Bottled abzuziehen? Nein, besten Dank, bitte kein Déjà-vu. Oder uns ein Taxi zu rufen? Auch nicht nötig, wir können selbst noch ganz gut fahren. Oder uns ein paar Nutten anzubieten? Wäre nicht schlecht, aber dann hätten wir vorher nicht so viel saufen dürfen bzw. die pakistanischen Viagras einstecken müssen. Man kann es drehen und wenden, wie man will, es kommt einfach kein sinnvoller Dialog zwischen uns und dem Vampir zustande. Also dann doch besser gleich das dumme Gelaber lassen, besser gleich in medias res gehen. Gleich Karten auf den Tisch, zack. Denkbar sind zwei Fälle: Er schafft es nicht, uns zu beißen, oder er schafft es doch. 284 Ersteres wäre beispielsweise dann der Fall, wenn der sein Maul aufmacht und flotten Schrittes auf uns zukommt. Spätestens dann, wenn der seine Lippen an unserem Hals hat, kriegt der voll einen in die Fresse. Zack, Faust in die Fresse, bamm. Und zack, liegt der dann da. Auf dem Rücken, wie ein Maikäfer. Und zwar nicht, weil wir uns vor einem Vampirbiß fürchten, sondern vielmehr, weil wir glauben, daß uns ein völlig durchgeknallter, bisexueller Laien-Schauspieler einen Zungenkuß geben will. Bäh! Sowas wollen wir nicht, für sowas sind wir nicht zu haben. Für sowas gibt es ein paar auf`s Maul, zack. Die zweite Variante wäre für unseren Vampir, unseren Lestat, noch viel verheerender. Denn für den wahrscheinlichen Fall, daß wir das gar nicht schaffen, dem eine zu knallen, weil der ja immerhin Vampir-Superkräfte hat, ist er trotzdem voll am Arsch. Denn während der saugt und saugt und saugt (also am Hals...), merkt er auf einmal, wie er immer besoffener wird. Logisch, unser lieber Lestat ist ja nicht so trainiert wie wir. Der ist das Saufen ja gar nicht gewöhnt. Zumindest nicht krasses Alk-Saufen, und noch dazu im ganz großen Stil. Ferner ist sein Körper ja de facto gestorben. Also kein Herzschlag mehr, kein pinkeln und kacken mehr, nichts. Logischerweise auch keine Leberfunktion mehr. Na herzlichen Glückwunsch! Keine Leberfunktion, ergo kein Alkoholabbau. Sternhagelvoll bis in alle Ewigkeit. Stößchen! Wunderbar, sternhagelvoll bis zum jüngsten Tag. Ohne jemals nachtanken zu müssen, herrlich. Famos, famos. An sich ein schöner, ein wunderschöner, ja ein famoser Gedanke, wenn man es denn drauf angelegt hat. Dann ja, dann auf jeden Fall. Dann ein überaus begrüßenswerter Zustand. Für unseren armen Lestat, den der Suff so unvorbereitet trifft wie einen 13-jährigen Konfirmanden, dann aber mal doch nicht so schön. Eher unschön. Sehr unschön, denn es wird ihn voll aus den Socken schießen, den armen Vogel. Was wir also auch tun oder lassen, es findet ein unschönes bzw. gar kein Ende. Scheinbar müssen wir ein wenig umdenken. Verschwenden wir also unsere Zeit und Mühe nicht darauf, zu eruieren, ob ein Dialog zwischen uns und dem Vampir tatsächlich oder eher durch konkludentes Handeln zustande kommen kann, sondern setzen diesen Dialog einfach mal als gegeben voraus. Klingt komisch, ist es aber nicht, denn es bringt uns zum Kern der Sache. 285 Wir stehen als unserem Lestat gegenüber, Face to Face. Und wir sind beide im Bilde. Also wir, daß er ein Vampir ist, und er, daß wir sturzbesoffen sind. Eine Patt-Situation sozusagen. Und was nun? Was kommt jetzt? Denkbar wäre folgender Dialog: Hi, ich bin Lestat, der Vampir. Nee, biste nicht, Du bist Luke, und ich bin Dein Vater. Lol!!! Abfeier! Wie geil wäre das denn?! Endgeil. Vampir-Verarsche. Auf höchstem Niveau. Nicht mehr zu toppen. Das Non-plus-ultra des schwarzen Humors, da geht nichts mehr. Der würde sich aufgrund der besonders gelungenen Pointe wahrscheinlich kaputtlachen. Oder uns blitzschnell den Kopf abschlagen, damit wir bloß unsere dumme Fresse halten. Zack, ab. Nein, sowas machen wir dann lieber doch nicht, Vampir-Verarsche ist nichts für schwache oder gar besoffene Nerven. Wir führen dann doch eher einen Dialog in dieser Richtung: Hi, ich bin Lestat, der Vampir. Glückwunsch. Und ich bin breit wie eine Trompete. Ja, das sehe ich wohl. Mist. Bockmist. Und nu? Keine Ahnung, ist ja für beide irgendwie nicht so toll gelaufen. Machen wir doch morgen, selbe Zeit, selber Ort, nüchtern. Nüchtern? Dann eher übermorgen. Oder besser in drei Monaten. Drei Monaten? Ja, ganz genau, in drei Monaten. Ich will mich vorbereiten. Na dann viel Erfolg, Mann. Wir sehen uns in drei Monaten. 286 Ein unfaßbarer, tollkühner und unglaublich offener Dialog zwischen uns und dem Vampir. Geradezu warmherzig-brisant. Gäbe es tatsächlich Vampire, und wären wir tatsächlich im Honkland, dann, ja dann würde ein Dialog dieser Art genau nach diesem Schema ablaufen. So, und nicht anders. Was für ein Dialog! Wahnsinn! Die Intention dieses unfaßbaren Dialoges jetzt mal dahingestellt, halten wir bitte fest: Wir haben nun drei Monate Zeit, um uns darauf vorzubereiten, selbst ein Vampir zu werden. Wir haben einen Deal mit dem smarten Lestat, und diesen wollen wir auch erfüllen. Weil wir nämlich voll geil und scharf darauf sind, auch ein Vampir zu werden. Ewiges Leben, Supermann-Kräfte, kein Älterwerden, phantastisch. Unser hübsches, jugendliches Antlitz bleibt für immer erhalten. Weil wir uns von dem Zeitpunkt an, an dem wir gebissen und selbst zum Vampir werden, optisch nicht mehr verändern werden. Und? Und? Fällt der Groschen langsam? Ja natürlich, dafür brauchen wir die drei Monate. Um uns in Topform zu bringen, für was denn sonst?! Um zum Zeitpunkt des Bisses in der Form unseres Leben zu sein. Endgeil zu sein. Denn so werden wir die nächsten paar Tausend Jahre rumlaufen. Konkret bedeutet das: Sofort ab in die Mucki-Bude. Trainieren, Steroide fressen, Schlankmacher-Pillen. Volle Kanne. In drei Monaten stirbt unser Körper eh, also Scheiß auf Herz, Leber, Nieren und den ganzen Blödsinn. Alles voll rein, zack, rein in Hals, und ab dafür. Wir müssen in atemberaubender Konstitution sein, also Vollgas. Waschbrettbauch und 45er Oberarme sind angesagt. Nach dem Training dann sofort ab ins Solarium, ordentlich durchbräunen. Keiner steht auf Kalkleisten, und als Vampir ist man eh schon immer so bleich, äußerst blasser Teint. Danach ab zur Kosmuschi, alles entfernen und richten lassen, was entfernt und gerichtet werden muß. Augenbrauen zupfen, Pickel wegdrücken, Beine enthaaren. Eventuell sogar noch zum Schönheits-Chirurgen, den ein oder anderen Makel wegoperieren lassen. Kurz vor Ablauf der drei Monate dann noch einmal zum Friseur und eine spitzenmäßige Frisur machen lassen. Wobei es in erster Linie auf die Länge der Haare ankommt, denn stylen kann man die ja auch als Vampir noch nach Belieben. Also nur nicht zu kurz, die wachsen dann nicht mehr. 287 Und ganz wichtig, wenn dann die Nacht des Bisses gekommen ist: Kurz vorher extrem fett mit Sunblocker einschmieren. Und zwar mit dem stärksten Blocker, den es auf der ganzen Welt gibt. Der Grund dafür ist ebenso simpel wie logisch. Denn als Vampir kann man ja kein Sonnenlicht vertragen. Es tötet einen sogar, es verbrennt einen regelrecht. Also echt heftig. Schmiert man sich jedoch kurz vor dem Biß mit ultra-fiesem Sunblock 10.000 ein, wird dieser Sonnenschutz ja zwangsläufig mit dem Biß konserviert. Heißt schlichtweg, daß wir als Vampir dann auch permanent sonnengeschützt sind und eigentlich den ganzen Tag frei herumlaufen können, was ziemlich revolutionär wäre. Wir wären dann die neuen Daywalker, die Elite, das Who-is-who unter den Saugern. Sensationell, Stößchen. Theoretisch also durchaus recht brillant gedacht, fürwahr, fürwahr. Ob das Ganze dann aber auch in der Praxis funktioniert, bleibt erst noch abzuwarten. Ist aber momentan auch nicht ganz so wichtig. Viel wichtiger ist, daß wir festhalten, in der Nacht des Bisses in der geilsten Konstitution unseres Lebens zu sein. Weil wir nämlich ein endgeiler Vampir sein wollen. Wir wollen der geilste, der innovativste, der hübscheste, eben der beste Vampir sein. Wir wollen der Hans Meiser unter den Vampiren sein! Kleiner Wermutstropfen dabei: Sobald Lestats Kumpel Louis, gespielt von Brad Pitt, auftaucht, hat sich der Traum ausgeträumt. Zack, aus der Traum. Dann fällt unser schönes Kartenhaus zusammen, dann ist Essig mit Bester und Tollster und Schönster und so. Denn gegen Louis können wir nicht anstinken. Trotz dreimonatiger Vorbereitung nicht. Niemals. Und der steht frisch aus dem Sarg auf und sieht trotzdem geiler aus als wir mit unseren Scheiß-Anabolika und Solarium und Frisur und dem ganzen Mist. Voll zum Kotzen, aber mal echt jetzt. Was für eine Enttäuschung. Eine ganz große und besonders herbe Enttäuschung. Aber sowas von. Eine ganz bittere Pille, die wir da sprichwörtlich schlucken müssen. Ganz bitter. Und furchtbar, ganz, ganz furchtbar. Und es geht uns schlecht. Sehr schlecht. Man kann sich unter diesen Umständen kaum noch vorstellen, wie schlecht es uns geht. 288 Ich bin immer dann am besten, wenn`s mir eigentlich egal ist. Ich bin immer dann am besten, wenn mir keiner ins Regal pißt. Ich bin immer dann am besten, am zweit-, dritt- oder zehntbesten. Von mir aus auch mal nicht am besten. Ich muß das nicht austesten, nicht noch mal. Mein Spiegelbild ist anderen egal. (Die Ärzte) Schöne Überleitung jetzt hier, schön aufpassen jetzt. Denn jetzt haben wir den Salat. Le Salat. El Salato! Salato Grande. Klar wollen wir der Beste sein, was denn auch sonst?! Natürlich wollen wir ein ganz besonderer, ein ganz außergewöhlicher, ein geradezu unglaublicher Vampir sein. Wir wollen besser sein als all die anderen, uns von der breiten Masse der anderen Vampire abheben, ist doch logisch. Und dabei scheitern wir ganz grandios, ganz furios, ganz famos. Und natürlich auch ganz klar. Glasklar sogar, von vornherein. Hätte uns eigentlich von Anfang an bewußt sein müssen. Sobald Louis um die Ecke spaziert oder geflogen kommt, ist Feierabend. Zack. Ende der Illusionen, grandioses Scheitern vorprogrammiert. Und zwar von Anfang an. Fiasko. Fiasko Grande. Stößchen. Aber genau das sollte uns unser kleiner Vampir-Exkurs verdeutlichen: Immer nur einer kann der Beste sein. Natürlich rein objektiv betrachtet. Subjektiv betrachtet kann natürlich jeder Trottel der oder die Beste sein, ganz klar. Auf Wunsch und mit genügend Kohle erzählt einem jede Prostituierte, daß man der Beste ist. Oooh, so einen geilen Stecher wie Dich habe ich ja noch nie gehabt! Nee, ist klar. Oder jeder Autoverkäufer, daß er noch nie so einen harten Verhandlungspartner hatte. Also wenn ich noch so einen Kunden wie Sie hätte, müßte ich den Laden hier zumachen! Auch sehr wahrscheinlich. Jeder Junkie, daß er noch nie von jemandem so guten Stoff wie diesen gekriegt hat. Boah, geilster Stoff wo gibt, geil, geil, sniff, sniff, drück, drück! Sicher, sicher. Etcetera, etcetera, bla. 289 Objektiv betrachtet kann selbstverständlich immer nur einer der Beste sein. Und alle andern nicht. Nur einer rennt die 100 Meter schneller als alle anderen. Nur einer ist der Reichste, hat mehr Geld bzw. Vermögen als alle anderen. Nur einer kann am längsten Luft anhalten, die größte Menge Bratwurst oder Schnitzel in einer bestimmten Zeit fressen, die dicksten Arme haben, die meisten Kokosnüsse mit dem Schädel oder mit dem Penis knacken, egal. Völlig egal. Es kann immer nur einen geben. Wie beim Highlander. In allen Wettbewerben, Disziplinen, Bereichen. Immer nur einen Ersten, immer nur einen Besten. Alle anderen danach logischerweise nicht mehr. Und das ist auch gut und richtig so, weil uns das nämlich gar nicht interessiert. Nicht die Bohne. Ist uns völlig egal, wer irgendwo in irgendwas Bester ist oder auch nicht. Geht uns voll am Arsch ab, zack. Und warum? Logisch, weil es völlig banal ist, in irgendwas der oder die Beste zu sein. Völlig banal. Banal und aber auch scheißegal. Banal und geradezu absurd. Gucke an, banal und absurd, wer hätte das gedacht?! Kaum jemand. Zumindest nicht die armen Irren, die Tag für Tag ihr komplettes Leben verkacken, um in irgendwas der oder die Beste zu sein. Idealerweise noch in irgendeiner brotlosen Kunst, von der alle Beteiligten nicht das Geringste haben. Die wissen meist gar nicht, wie banal und absurd der ganze Zirkus ist. Andererseits wissen die aber auch nicht, was sie überhaupt davon haben. Man wage nur einmal einen flüchtigen Blick in das sagenumwobene Guiness-Buch der Rekorde. Was für ein Bullshit! Mal abgesehen von ein paar Handvoll nützlicher und sinnvoller Informationen, steht da nur Bullshit drin. Banalster Bullshit, banal bis zum geht nicht mehr. Irgendwelche Leute machen irgendwelchen Blödsinn, nur um in dieses komische Buch aufgenommen zu werden. 250 Stunden Achterbahn fahren am Stück. 150 ml Tabasco in 30 Sekunden trinken. 11 Tage und Nächte ohne Schlaf. In 12 Minuten 60 Hot Dogs fressen. Aus Millionen von Zündhölzern das größte Modell-Schiff der Welt bauen. Und ähnlicher Schwachsinn. Undenkbarer, hanebüchenster Quatsch und Kokolores. Nur für einen Eintrag in dieses hohle Buch. Hauptsache einmal im Leben in irgendwas der Beste sein. Und sei es noch so beknackt. Völlig egal. Hauptsache einmal von der breiten Masse abheben, einmal jemand ganz besonderes sein. 290 Auf der einen Seite ist das natürlich alles sehr verständlich. Die meisten von uns führen nämlich ein bedenklich mittelmäßiges, todlangweiliges, gähnendes Durchschnitts-Leben. Mittelmäßiger Job, mittelmäßiges Gehalt, mittelmäßige Beziehung, mittelmäßige Bude, bla, gähn. Haben wir ausreichend durchgekaut. Mittelmaß als Maß der Dinge. Eine Nummer im System, ein Ersetzbarer, ein Austauschbarer. Citizen Dildo! Der Steuerzahler, der Sperrmüll-Anmelder, der BILD-Leser. Einer wie alle. Wie aufregend. Was für ein aufregendes, einzigartiges, individuelles und selbstgesteuertes Leben. Phantastisch, gähn. Kein Wunder, daß so viele Menschen depressiv sind. Und jetzt ist es nämlich so, daß nur ganz wenige von uns diesen Mittelmaß-Blödsinn hinterfragen. Einige sind bereits zu sehr in das System eingebunden, um Fragen zu stellen. Aber die überwältigende Mehrheit ist schlichtweg zu blöd oder zu faul. Man spürt zwar irgendwie instinktiv und intuitiv, daß irgendwas nicht stimmt bzw. das eigene Leben zu Tode langweilt, ist aber zu blöd oder zu faul, um etwas Grundlegendes dagegen zu tun. Also das Übel an der Wurzel zu packen. Nein, das dann doch lieber nicht. Lieber weiter eine Nummer im System bleiben, lieber weiter Citizen Dildo bleiben. Ist sicherer, machen alle, sind wir gewöhnt dran. Bloß nicht Neues, lieber irgendwie ab- bzw. umlenken. Et voilà, haben wir den Scheiß. So einfach ist die ganze Kiste. Kompensieren heißt mal wieder das Wort der Woche. Man ist zu faul oder zu doof oder zu feige, sein eigenes, trostloses, mittelmäßiges Durschschnitts-Leben zu ändern, also fängt man mit irgendeinem anderen Scheiß zu kompensieren an. Mit irgendeiner besonderen Leistung. Et voilà, et zack, haben wir schon wieder den Salat. Kopf-Salat. Kompensations-Salat. Aber leider, leider klappt Kompensieren mal wieder nicht. Wie immer. Denn dadurch, daß ich an einem bescheuerten Ironman partizipiere, wird mein Leben nicht besser. Dadurch, daß ich 20 Kilo Thüringer Mett in einer Stunde fressen kann, auch nicht. Auch wird mein Leben nicht besser, wenn ich einen Monat Achterbahn fahre oder Benzin saufe oder meinen Schädel im Türrahmen einklemme. Oder mich mit Stoff zudröhne, an einer regionalen Bodybuilding-Meisterschaft teilnehme und da dann sogar einen beschissenen Pokal und eine Büchse Eiweiß-Pulver gewinne. Nein, auch dann nicht, auweia. 291 Ist alles Scheiße, ist alles Mist. Alles Kompensation, macht alles keinen Sinn. Ändert nichts Grundlegendes, lenkt nur ab. Als würde man sich den Arm brechen und den dann nicht eingipsen, um den Bruch zu heilen, sondern stattdessen jahrelang Schmerz-Tabletten fressen. Macht ähnlich viel Sinn. Oder vielmehr ähnlich wenig Sinn. Macht eigentlich gar kein Sinn, ist Blödsinn. Also wie in unserem kleinen VampirExkurs: Wenn mein Leben eh schon Scheiße ist, dann muß ich selbst etwas daran ändern. Etwas Grundlegendes. Neue Frisur und Marathonlauf nützen da nichts. Auch Saufen ist keine Lösung auf Dauer. Und warten, bis mich ein Vampir beißt, auch nicht. Denn dann wird es auch als Vampir nicht besser. Im Gegenteil, sehr wahrscheinlich wird man dann sogar ein ziemlich verbitterter Vampir. Ein ganz trauriger, ja gar ein depressiver Vampir. So von wegen schön bis 2 Uhr nachts im Sarg liegen bleiben, während die Kollegen schon seit vier Stunden jagen. Stattdessen nur noch Blutkonserven trinken, Zähne nicht mehr putzen im Internet chatten und dergleichen. Oder man dreht gleich voll durch und läuft Amok. Als Vampir. Also Glatze rasieren, Tarnklamotten an und ab. Ab, zack, Amok. Die denkbar ungünstigste Variante für alle Beteiligten. Vampir-Amok! HorrorSzenario, Super-GAU. Da möchte ich nicht in der Nähe sein, wenn das losgeht. Ganz bestimmt nicht. Ein total angepißter, zugedröhnter, unsterblicher Blutsauger mit Supermann-Kräften auf mega-fiesem Aggro-Trip. Wie mag sowas wohl enden?! Wenn dann beispielsweise auch noch die Rennleitung (also die Grün-Weißen) antanzt und wie gewohnt besonders hohle Phrasen drischt: In Ihrem Personalausweis steht 1842 als Geburtsjahr. Das kann ja wohl irgendwie nicht ganz hinkommen. Sie kommen jetzt mal mit auf die Wache, zwecks Feststellung Ihrer richtigen Personalien. Auweia! Ganz dumme Idee. Sollte man lieber sein lassen. Oder wenn die den dann vielleicht noch nach seinem Führerschein fragen. Beziehungsweise nach seinem Flug- und Jagdschein. Weil er ja schließlich angeflogen kam und kurz vor der Landung noch einen Ausgesaugten ins Gebüsch fallen ließ. Völlig egal, nach irgendeinem Schein eben, den man sicherstellen kann. 292 Schönen guten Abend, allgemeine Verkehrskontrolle. Was haben Sie denn da eben beim Lande-Anflug ins Gebüsch geschmissen? Drogen? Bitte einmal Flug- und Jagdschein. Na schönen Tag auch! Besonders schönen Tag. Auf jeden Fall ein unvergeßlicher Tag für unsere arme Rennleitung. SicherstellungsVersuch kläglich gescheitert, schöner Mist. Zielperson hat uns stattdessen volles Rohr die Fresse poliert und ist dann wieder weggeflogen, Neo aus der Matrix ist ein Dreck dagegen. Wir können also festhalten, daß wir bei Unzufriedenheit in oder mit unserem eigenen Leben nicht erst darauf warten sollten, daß uns ein Vampir beißt. Oder uns der Himmel auf den Kopf fällt und uns die Sonne küßt. Da können wir dann nämlich ziemlich lange drauf warten, denn soweit wird es nicht kommen. Und selbst wenn, ändert das an unserem Mütchen nicht viel. Zumindest nicht dauerhaft. Die Unzufriedenheit verschwindet -wenn überhaupt- nur kurzfristig und stellt sich über kurz oder lang wieder ein, wenn wir unser Kern-Problem nicht irgendwann beheben. Da werden wir nicht umhin kommen. Wie das jeweilige Kern-Problem eines jedes einzelnen von uns aussieht, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Woher denn auch?! Es gibt halt diverse gängige Symptome. Viele haben Angst vor Verlust, beispielsweise vor Verlust der Partners, des Jobs, der Gesundheit. Andere sind nicht frei, können sich nicht frei entfalten, sind vielleicht innerlich irgendwo gefangen, irgendwo psychisch oder so. Wiederum andere sind unzufrieden, weil sie keine Lebensaufgabe haben oder stets unter ihren Möglichkeiten bleiben müssen oder einfach nur gelangweilt und frustriert sind, vom Job, von der Beziehung, von sich selbst, vom Leben. Es gibt etliche Symptome, fast alles ist vorstellbar, fast alles ist möglich. Nur muß das jeder individuell für sich selbst feststellen. Es gibt keine generelle Lösung, kein Patent-Rezept, kein Allheil-Mittel. So etwas gibt es nicht, und auch Honkland ist das nicht. Honkland ist keine GeneralLösung, Honkland ist nur der Weg, nur der Ansatz. Der Honk kann den Weg nur zeigen, gehen muß ihn jeder selbst. Falls er oder sie denn überhaupt diesen Weg gehen möchte. Denn nur darauf kommt es am Ende an, nur das zählt. 293 Nur eines kann ich mit absoluter Gewißheit sagen: Ablenkung und Kompensation machen auf Dauer nicht glücklich. Mal ganz plakativ: Das hier wäre bewußtes Auseinandersetzen mit einem Problem: Ich bin zu fett geworden, also muß ich entweder weniger fressen oder mehr Sport treiben. Zack! Und das hier wäre dann Scheiß-Kompensation: Ich bin zu fett geworden, also gehe ich mal lieber zum Friseur. Okay, Prinzip sollte jetzt annähernd verstanden sein. Läßt sich auf ausnahmslos alle anderen Lebensbereiche übertragen. Ebenso simpel wie logisch. Kompensation funktioniert nicht. Durch nichts. Und schon gar nicht durch irgendeinen ominösen Eintrag in dieses bescheuerte Guiness-Buch aufgrund irgendeiner hanebüchenen Bestleistung in irgendeinem schwachsinnigen Bereich. Das dann aber auch mal gar nicht. Ausgenommen einige ganz wenige Bereiche, in denen man tatsächlich ordentlich Kohle damit verdienen kann, gut oder sogar der Beste in irgendwas zu sein, macht das ansonsten alles keinen Sinn. Nur Ablenkung, nur Kompensation. Nur Shit. Und deshalb ist dieser ganze Kompensations-Zirkus unserem Honk auch sehr egal. Unser Honk muß nicht kompensieren, und schon gar nicht kompensieren durch profilieren. Also sich irgendwie irgendwo und aus irgendwelchen Gründen hervortun oder präsentieren. Muß nicht sein, ist albern. Kann ganz böse enden, nicht umsonst haben wir so viele Profil-Neurotiker in unserer lustigen Gesellschaft. Und Profil-Neurosen sind in Honkland aber mal sowas von gar nicht angesagt, daß sich das wohl jeder Schimpanse an fünf Fingern abzählen kann. Denn ProfilNeurosen gibt es in Honkland nicht, sowas braucht unser Honk nicht, und sowas will er auch nicht haben. Alles überflüssig. Keine Profilierung, keine Show. Keine Show im Honkland, kein Stößchen für sowas. Als Honk ist man sogar eher der Show-Stopper. Man muß nämlich gar nicht immer so weit in die Ferne schweifen, um Selbstdarstellung, um Profilierung, um Show zu bekommen. Ein kurzer Abstecher in unser geliebtes Internet reicht da völlig aus, wenn man die richtige Seite wählt. 294 Ich sage nur StudiVZ. Heiliger Bimbam! So, jetzt ist die Bombe geplatzt, die Katze aus dem Sack, der Fisch gegessen. StudiVZ! Mehr muß man da nicht sagen. Reicht. Ist alles gesagt mit, fällt einem nichts mehr zu ein. StudiVZ ist geil, richtig geil, endgeil. Endgeil und aber auch besonders wert- und sinnvoll. Erwachsene Menschen, die noch nie in ihrem Leben eine Uni von innen gesehen haben, präsentieren sich selbst auf Dutzenden von Photos. Beschreiben ihre Vorlieben und Interessen. Schließen interaktive Freundschaften mit anderen Pansen. Treten besonders lustigen Gruppierungen mit total witzigen Namen bei. Malen sich gegenseitig lustige Blümchen und Bildchen und Herzchen auf die interaktiven Pinnwände. Phantastisch. Ganz phantastisch. Und süß. Ganz, ganz süß. Nein, wie ist das wieder süß. Zumindest dann, wenn unsere Protagonisten acht Jahre alt wären. Dann ja, dann süß. Ansonsten nicht. Ansonsten eher peinlich. Erinnert mich irgendwie an diese kleinen Bücher, die man in der dritten Klasse hatte. In die andere Schulkinder reinschreiben mußten. Also so von wegen Name, Geburtstag, was ich mag, was ich nicht mag, Lieblingslied, Hobby, Schwarm, und noch Photo rein, zack, fertig. Daran erinnert mich das. Und an Pubertäts-Akne. Und an diese kleinen, lustigen Zettelchen. Na an diese hier: Willst Du mit mir gehen? Ja Nein Vielleicht Daran erinnert mich das auch, das schöne StudiVZ, das herrliche StudiVZ, das wunderbare StudiVZ. Erinnert mich irgendwie an jede erdenkliche Kinder-Kacke, nur an eines nicht: An erwachsene Menschen, die eine Universität besuchen. Irgendwie nicht. Aber egal, ich kann es nicht ändern. Will ich ja auch gar nicht, geht mir nämlich komplett am Arsch ab, vgl. unter Punkt b) dieses Kapitels. Wird von mir ansonsten komplett ignoriert, existiert für mich nicht. Dient in diesem Fall nur ausnahmsweise als Beispiel zur Veranschaulichung. Zur Veranschaulichung dessen, daß es in unserer lustigen Gesellschaft mittlerweile beängstigend viele erwachsene Menschen mit Profilierungs-Zwang bzw. komplettem Lattenschlag gibt. Stößchen. 295 Ja sorry, was geht denn, was geht denn?! Ich kann es doch nicht ändern, ich habe das Kaspertheater doch nicht erfunden. Ist nicht meine Show, nicht mein Business. Obwohl ich wenigstens noch ein Diplom an der Wand hängen habe, sogar eines von der Uni, gucke mal einer an. Aber nee, besten Dank, nicht nötig. Zumindest stellt man als Honk da bei denen von Studi- oder Sonstwas-Fuck-Facebook-VZ nicht irgendwelche beknackten Photos von seiner dummen Fresse, seinem fetten Arsch oder seinem letzten Mauritius-Urlaub oder sonstwas rein. Oder gründet irgendwelche albernen Gruppen, damit auch irgendwann der letzte Hoschi mitkriegt, was für eine Proll-Karre man fährt oder mit welcher Frutte man gerade poppt. Na super. Und das dann alles in der Hoffnung, daß irgendein anderer Hoschi oder irgendeine andere Frutte dazu seine / ihre Meinung oder Bewertung abgibt?! Uns ein Blümchen auf die Pinnwand malt?! Oder daß wir vielleicht sogar entdeckt werden und dann noch ganz groß rauskommen?! Also so von wegen SuperstarTopmodel oder sogar Miss Wintersemester, lol?! Uiuiui, wäre das nicht alles zu schön, um wahr zu sein?! Nee, eher nicht so. Eher zu wahr, um schön zu sein. Beziehungsweise zu Scheiße, um wahr zu sein. Denn in Honkland gibt es keine Selbstdarstellung, und das ist auch gut und richtig und höchst begrüßenswert so. Entweder ist man geil, oder man ist es nicht. So einfach ist das. Und sonst nix. Und daher überlassen wir zwanghaften Pseudo-Exhibitionismus und alberne Internet-Selbstdarstellung denjenigen, die es ganz offensichtlich nötig haben. Aber bitte nicht in Honkland. In Honkland existiert solcher Blödsinn nicht, in Honkland machen wir uns davon frei. In Honkland wollen wir das nicht haben. So, hätten wir das dann auch mal geklärt. Und ganz nebenbei noch diese ganze alberne Facebook-Kacke verrissen. Phantastisch, Glückwunsch, Stößchen. In Honkland muß also niemand der oder die Beste sein, in Honkland muß sich keiner selbst darstellen. Denn in Honkland will das nämlich auch gar keiner. In Honkland ist es scheißegal, wer das dickste Auto fährt, wer den tollsten Job hat, wer die meisten imaginären Freunde irgendwo im Internet oder sonstwo hat. Völlig egal, völlig Latte. Völlig unglaublich, was?! Unglaublich, aber wahr. Unglaublich, aber Stößchen! 296 So hat der Herr mir, dem Bruder Franziskus, gegeben, das Leben der Buße zu beginnen: Denn als ich in Sünden war, kam es mir sehr bitter vor, Aussätzige zu sehen. Und der Herr selbst hat mich unter sie geführt, und ich habe ihnen Barmherzigkeit erwiesen. Und da ich fortging von ihnen, wurde mir das, was mir bitter vorkam, in Süßigkeit der Seele und des Leibes verwandelt. (Franziskus von Assisi) Da ist das Ding! (Oliver Kahn) ee) Und was kommt jetzt noch? Tja, eigentlich wären wir durch. Eigentlich hätten wir alles durch den Kakao gezogen, was man nur durch den Kakao ziehen kann. Eigentlich könnten wir an dieser Stelle Feierabend machen. Den ganzen Mist hier ausdrucken, eintüten, wegschicken. Und hoffen und warten, ob sich irgendein Verleger findet, der wahnsinnig genug ist, diesen Mist hier zu veröffentlichen. Also eigentlich können wir jetzt nur noch abwarten und Bier trinken. Eigentlich. Aber auch nur eigentlich. Denn irgendwas ist ja immer. Und siehe da, siehe da, als hätte man uns gehört, wurde in der Zwischenzeit auch das Geheimnis um Fräulein Schnäuzchen und Regel Nummer Drei gelüftet. Also die Rede ist hier von dieser selten dämlichen Mc-Donald`s-American-sonstwas-Werbung mit Klum plus Opfern. Und das Geheimnis lautet: Es gibt keine! Keine Regel Nummer Drei. Keine da. Ihr verrückten Hunde, Ihr! Aber nicht mit mir. Denn ich habe von Anfang an gewußt, daß es überhaupt keine dritte Regel gibt. Nicht geben kann. 297 Ist doch völlig logisch. Und zwar mit umgekehrter Logik: Weil es nämlich einfach nicht vorstellbar ist, daß unser exorbitant cleveres Schnäuzchen Regel Nummer Drei vergessen haben könnte. Unvorstellbar, nicht möglich, geht nicht. Unser Schnäuzchen vergißt nichts, viel zu clever. Also kann der logische Umkehrschluß nur lauten, daß es überhaupt und zu keiner Zeit und noch nie irgendeine Regel Nummer Drei gab. Klingt logisch, ist es auch. Was sich uns stattdessen offenbart, ist nur sehr schwer mit normalen Worten zu beschrieben: Unser Schnäuzchen betritt zusammen mit ihren paar Casting-Opfern die Burger-Bude, sabbelt irgendwas vor sich hin, von wegen Stars und Models und bla, geht dann an den Bestelltresen und stupst den BurgerBuben, der hinter dem Tresen an der Kasse steht, mit einem an Keckheit nicht mehr zu überbietenden Na, Du! mit dem rechten Zeigefinger an die Nase. Bis dahin also gewohnt selten dämlich und besonders sinnfrei. Aber jetzt kommt`s: Der sichtlich gerührte Burger-Bube möchte es daraufhin Fräulein Schnäuzchen gleichtun und sie ebenfalls mit dem Finger an die Nase stupsen. An ihr putziges, kleines, süßes, freches Topmodel-Superstar-Näschen. Dies wird jedoch von Fräulein Schnäuzchen unterbunden. Und zwar ganz vehement, gewohnt souverän und mit einer sehr ausdrucksstarken 3fach-Kombo: Zuerst ein undefinierbarer, leise zischender Laut, Insindern auch besser als Whisper of Doom bekannt. Also eine Art Ankündigung dessen, was da gleich folgen wird. Denn nun folgt nämlich zeitgleich ein doppelter Augen-Aufreißer in Kombination mit einem senkrecht erhobenen Zeigefinger. Eine äußerst gelungene, unmißverständliche und leider viel zu selten gezeigte Kombo, die Insidern und eingefleischten Klümchen-Fans eher unter dem Namen Fingerpoke of Doom oder Thunder in Paradise geläufig sein dürfte. Versteht sich wohl von selbst, daß unser Burger-Bube wie vom Blitz getroffen seine Aktion sofort abbricht, innehält und in stiller Ehrfurcht verharrt. Und während sich der normale Proletarier aufgrund des soeben Gesehenen noch voller Verzückung die Augen reibt, kommt der Honk nicht umhin, diesen Sachverhalt zu hinterfragen: Na, war da jetzt nicht mehr dahinter? 298 Und ob, und ob! Vergeßt Regel Nummer Drei, vergeßt die ganzen Casting-Opfer, vergeßt einfach alles. Alles! Wir durften soeben an etwas viel Außergewöhnlicherem teilnehmen. Wir durften soeben Zeuge eines monumentalen Ereignisses epischen Ausmaßes werden. Mal rekapitulieren: Schnäuzchen kommt da rein, und der Burger-Bube strahlt schon. Spricht ihn an, berührt ihn sogar, und der ist völlig hin und weg. Während der selbst sie nicht berühren darf oder kann. Na, was ist denn wieder los mit dem Groschen? Fällt er mal wieder nicht? Ja meine Fresse, das kann ja wohl nicht wahr sein, der muß doch mal irgendwann fallen?! Klarer geht es doch nun wirklich nicht mehr: Ein offensichtlich überirdisches Wesen (Klum) betritt eine x-beliebige Umgebung (Mäckes) und läßt diese Umgebung sofort mit seiner Aura in unbeschreiblichem Glanz und vollkommener Pracht erstrahlen. Nun spricht dieses Wesen auch noch zu einem (zum Burger-Buben). Berührt diesen. Segnet ihn, erleuchtet ihn, weist ihm den Weg. Während er selbst dieses sehr herrliche Wesen nicht berühren, nicht greifen, sondern nur huldigen, anbeten und fasziniert bestaunen kann. Na, jetzt aber. Ist ja wohl klar wie Kloßbrühe, daß McDonald`s hier eine moderne Variante des Heiligen Franziskus von Assisi und dessen Begegnung mit Gott nachstellt. Viel klarer geht das ja nun wirklich nicht mehr. Fehlen nur noch Heiligenschein und Orgelmusik. Der Burger-Bube also in der denkwürdigen Rolle des Franz von Assisi, und Heidi Klum natürlich als Gott. So, das war`s, das war`s. Aus, Schluß, Feierabend. Ende im Gelände, fertig, weg. Eigentlich wollten wir bloß ein stinknormales, dusseliges Buch schreiben. Ein bißchen polarisieren, ein paar Handvoll Arschlöcher durch den Kakao ziehen, auf ein paar Mißstände aufmerksam machen und dergleichen. Sollte doch alles so schön trendy und amazing und exciting hier werden. So schön sophisticated. Und dann sowas! Jetzt haben wir völlig unbewußt und ungewollt einen Beweis für etwas erbracht, wonach die Menschheit schon seit Ewigkeiten sucht. Einen Beweis für die Existenz von Gott. Nein, nicht nur für dessen Existenz, wir konnten ihn / sie sogar personifizieren: Heidi Klum = Gott 299 Ach Du Scheiße! Na das ist ja jetzt mal eine schöne Überraschung. Stößchen, Stößchen, Stößchen. Wer hätte das gedacht?! Ich ganz offensichtlich nicht. Denn hätte ich das vorher gewußt, hätte ich doch nie im Leben so abgestänkert über unser göttliches Fräulein Schnäuzchen. Über unser Schnäuzchen Gottes. Mist. Bockmist. Also da bin ich ja dann doch jetzt wieder in eine -sagen wir mal- etwas mißliche Situation geraten. Aber das hat so aber auch gar keiner gewußt. Was soll ich denn jetzt bloß machen, wie stehe ich denn jetzt da?! Buch umbenennen? Von Honkland - Germany`s Biggest Sackgesicht in World of Schnäuzchen? Oder in Superstar, Superstar - Grins, grins, grins, Wonderland? Ach Du Scheiße! Und die ganzen Passagen im Buch, in denen ich unser Schnäuzchen und ihr tolles GNT so explizit und trennscharf und teilweise das ein oder andere Mal unter Umständen auch ein klein wenig kritisch analysiert habe. Was ist denn jetzt damit? Soll ich das jetzt alles nochmal umschreiben? Oder sogar positiv formulieren? Also lügen? Heucheln? Mit gespaltener Zunge sprechen? Ach, komm` her, drauf geschissen, in Honkland wird nicht geheuchelt. Was wahr ist, muß wahr bleiben. Komme ich eben in die Hölle, Pech gehabt. Bin ich bestimmt nicht der einzige Honk dort. Und schön warm ist es auch. Nein, ich hätte da dann doch noch eine Idee: Anmerkung: Bitte nun zurückblättern, die Seiten 85 und 86 lesen, und danach dann wieder hier weiter. 300 Na? Na? Habe ich zuviel versprochen? War das jetzt gerissen, oder war das jetzt mal gerissen?! Unfaßbar gerissen war das. Ein genialer Schachzug. Honk eben. Gewußt wie, Hut ab, zack. Honkland. Man kann sich noch so übelst daneben benehmen, wichtig ist nur, daß man weiß, wie man hinterher aus der Nummer wieder rauskommt. Und da muß man dann auch manchmal Wiesel sein, so wie eben. Da muß man manchmal sogar ein ganz linkes Radieschen sein, ungelogen. So sieht das nämlich aus. Wobei ich in meinem Fall hier doch stark bezweifeln muß, daß mir dieser billige Taschenspieler-Trick jetzt noch den Arsch retten kann. Dazu habe ich es einfach zu weit getrieben, viel zu weit. Sozusagen das Schnäuzchen auf die Spitze getrieben. Ist jetzt aber auch egal, nützt eh nichts mehr. Muß man jetzt zu stehen, denn Honkland bedeutet auch Rückgrat. Was mich allerdings dann doch ein bißchen wurmt, ist der Umstand, daß ich das alles nicht schon viel eher durchschaut habe. Das wurmt mich, und das wurmt mich richtig. Ich hätte es wissen müssen, ich hätte es wissen müssen. Scheiße, ich hätte es ganz einfach wissen müssen. Allein der Umstand, daß dieses GNT-Kaspertheater schon bald die fünfte oder sechste Staffel läuft, hätte eigentlich jeden Vollidioten hellhörig machen müssen. Aber auch wirklich jeden. Denn nur in einem Universum of Bullshit mit Fräulein Schnäuzchen als höchstem Wesen konnte es jemals so weit kommen. In einer normalen Welt bzw. in einem Universum, was nicht voll Dünnpfiff und Hirntod ist, wäre dieser Zirkus bereits zur Hälfte der ersten Staffel abgesetzt und eingestampft worden. Spätestens. Wenn nicht sogar noch eher. Und ich hätte erst gar nicht so ein Scheiß-Buch hier schreiben müssen. Verdammte Kacke! Aber denkste, nicht mit Fräulein Schnäuzchen als Gott. Mit unserem göttlichen Schnäuzchen läuft dieses Kaspertheater weiter. Es läuft und läuft und läuft. Und wir büßen und leiden und leiden und büßen. Und leiden und büßen und büßen und leiden. Meine Fresse, was müssen wir nur leiden! Sodom und Gomorrha, ganz toll. Voll für`n Arsch, voll ätzend. Für uns zumindest. Aber nicht für Fräulein Schnäuzchen. Denn für die macht das alles Sinn, für die ist das alles Teil ihres allumfassenden, göttlichen Schnäuzchen-Plans. 301 Du bist so geisteskrank in meinen Augen. (Nadja Abd el Farrag) Meine Ex-Frau hat es immer gewußt. Bereits ab der ersten Staffel. Mehr als einmal ließ sie mich wissen, daß sie GNT „einfach nur göttlich“ finde. Halleluja! Hätte ich damals nur auf sie gehört. Denn für mich stand GNT von Anfang an nicht nur für Germany`s Next Topmodel, sondern logischerweise -genau wie GIMP- auch noch für GehirNampuTiert. Na? Na? Na? Kann ja wohl alles kein Zufall mehr sein. Ganz bestimmt nicht. Aber darum geht es auch gerade nicht. Denn trotz alledem hat GNT natürlich ein beachtliches Publikum. Eine Fanbase, wie man so schön sagt. Soll heißen, es gibt genügend GIMPs, die GNT gucken und sich daran erfreuen und frohlocken. Es gibt sogar diverse TopmodelInternet-Foren, in denen diverse GIMPs und Vollopfer (meist fruttigen und minderjährigen Geschlechts) über GNT und ähnlichen Rotz diskutieren, ja geradezu philosophieren. Ist kein Scherz, ist hammerhart, kann jeder gern mal selbst nachschauen. Und daher liegt es für uns auch geradezu auf der Hand, an dieser Stelle unsere nächste hierarchische Beziehungsebene zu eruieren: GNT GIMP Und zack, paßt. Paßt wie die Faust auf`s Auge. Zack. Also durchaus eine beachtliche Zielgruppe vorhanden. Zwar keine besonders zurechnungsfähige Zielgruppe (und daher für geistig halbwegs normal situierte Personen auch nur sehr schwer nachvollziehbar), aber eben nunmal vorhanden. Zielgruppe ist Zielgruppe, Publikum ist Publikum, und sei es noch so bekloppt bzw. vergimpt. Ich weiß, ich weiß, bis hierhin nichts Neues. Aber jetzt wird es interessant, bitte Obacht! 302 Wir haben also eine durchaus beachtliche Zielgruppe, und genau deshalb läuft diese beinahe tödlich banale Kacke auch weiter. Und läuft und läuft und läuft. Und läuft weiter. Wir haben also ein Angebot an Kacke und eine Nachfrage nach Kacke. Also läuft Kacke. Angebot und Nachfrage, wie so oft im Leben. Was aber, wenn solche Kacke zwar angeboten, aber nicht oder nicht mehr nachgefragt wird? Also beispielsweise in solchen Fällen, in denen wir ein neues und besonders behämmertes TV-Format anzubieten haben, welches jedoch kein Schwein interessiert und daher auch weitestgehend ungesehen bleibt. Also kaum Publikum, kaum Einschaltquote, nichts. Dann müßte dieses Format doch eigentlich binnen kürzester Zeit wieder eingestampft werden, oder etwa nicht?! Doch, eigentlich schon. Ja, eigentlich schon. Im normalen Leben eigentlich schon. Aber nicht bei PRO7, sorry, GIMP3000 natürlich. Und jeder, der jetzt nicht sofort wie vom Blitz getroffen aufspringt und Giulia in Love?! aufschreit, hat das Buch hier nicht verstanden und sollte sich jetzt lieber hinlegen oder umbringen. Denn gern erinnern wir uns zurück: GIMP3000, unser Lieblingssender, lief da nicht irgendwann mal Giulia in Love?! oder sowas? Also diese alberne und besonders gehirnbekömmliche FakeKuppelshow rund um die geisteskranke (nur Zitat, siehe oben) Tochter von Onkel Ralle und irgendwelche Hampelmänner, die sie unverständlicherweise gern mal pimpern würden? Na klar lief das. Und wir erinnern uns alle stets sehr gern daran. Stößchen, Kopfschuß. Aber mal dahingestellt. Also dieser Mist lief, und er lief übelst beschissen. Übelst beschissene Einschaltquoten. Völlig zu Recht, möchte man meinen, irgendwann ist auch mal gut. Auch Schwachsinn muß Grenzen haben. Und wer will schon dauerhaft sehen, wie Onkel Ralles stumpfsinnige Lendenfrucht da mit irgendwelchen Lachkaspern und Trotteln im Opfer-TV rumhampelt und dummschwätzt?! Nicht viele. Zumindest nicht viele gesunde Menschen. Und daher auch ganz miserable Einschaltquoten, die immer gerade so im Bereich um 4% lagen. So, und jetzt kommt der Knüller: Trotz dieser beschissenen Einschaltquoten hat GIMP3000 diese absurde Scheiße nicht abgesetzt. Nein, nicht abgesetzt. Durchgezogen, voll durchgezogen. Also völlig irrationales, seltsames und höchst ominöses Verhalten. Komplett nicht nachvollziehbar. Hierfür kann es nur zwei Gründe geben: 303 Erste Variante: Denen bei GIMP3000 ist mittlerweile alles komplett scheißegal. Alles! Alles komplett voll scheißegal. Weil der Sender trotz genialster Formate wie beispielsweise U20, taff, Sommermädchen, GNT, red und ähnlich geilen Dingern eh bald dichtmacht. Insolvenz, Konkurs, zugeschissen, whatever. Und bis das dann hoffentlich demnächst auch mal soweit ist, wollen die uns nochmal voll verarschen und nochmal so richtig schön auf die Palme bringen. Uns nochmal volle Kanne in die hohlen Birnen scheißen. Zack! Aus Frust, aus Rache, aus Spaß, keine Ahnung. Kann alles gut hinkommen, ist alles gut möglich bei GIMP3000. Kann ich an dieser Stelle aber auch nicht weiter beurteilen, weil ich nicht FinanzBuchhalter bei denen bin und zudem auch deren Bilanz nicht kenne, was aber auch besser so ist. Viel wahrscheinlicher erscheint mir nämlich sowieso die zweite Variante: Zweite Variante: Das göttliche Schnäuzchen versucht derzeit, menschliche Gestalt anzunehmen, um dann die Weltherrschaft zu erlangen. Hierzu hat das Schnäuzchen zunächst irdische Gestalt in Form von amazing Heidi Klum angenommen, sich des exciting Senders GIMP3000 bemächtigt und versucht nun, die Menschheit zu vergimpen, damit es leichteres Spiel hat, diese dann nach erfolgreicher Vergimpung zu unterjochen. Ja, ganz schön harter Tobak, nicht wahr?! Sehr krass. Macht aber in meinen Augen deutlich mehr Sinn als die erste Variante, mal rein objektiv betrachtet. Und ist anders sonst auch nicht mehr zu erklären, wieso man den Leuten so viel Scheiße in die hohlen Birnen dreschen will. Ergibt ansonsten alles keinen Sinn mehr. Sommermädchen 2009 zum Schluß als zweistündige Primetime-Sendung, Samstagabend um 20.15 Uhr! Na? Na? Noch irgendwelche Fragen? Nein? Habe ich mir fast gedacht. Eigentlich sind damit alle Fragen beantwortet. Also mal dahingestellt, ob es wirklich das göttliche Schnäuzchen in Gestalt von Heidi Klum ist, aber irgendwas haben GIMP3000 und Konsorten mit uns vor. Daran besteht keinerlei Zweifel. Für irgendwas versuchen die, unsere Hirne abzutöten. Zack, Schlick in die Birnen, ab. Kopfsalat und Bregenwurst, bäh. Und das Schlimme daran ist, daß wir 304 nicht einmal ansatzweise wissen, warum. Das ist nämlich mittlerweile keine Unterhaltung oder Entertainment oder sonstwas mehr, das ist vorsätzliche schwere Körperverletzung. Versuchter, heimtückischer Hirn-Mord. We love to entertain you? Von wegen. We love to butt-fuck your brain! So müßte es eigentlich heißen. Bißchen verwegen, bißchen obszön, aber wenigstes ehrlich. Keine Ahnung, warum die das machen wollen. Ist aber auch für mich als Honk mehr oder weniger scheißegal. Denn der Honk ignoriert sowas. Und ihr anderen da draußen solltet auch langsam anfangen, Euch Sorgen zu machen. Um Eure Birnen. Um Eure Rüben, Eure Kürbisse, Eure Waffeln. Wenn es denn dafür nicht schon zu spät ist. Wenn Eure Hirne nicht schon so heftig krass gelitten haben, daß die Scheiße schon bald aus den Ohren rausquillt. Was leider fast zu befürchten ist. Für den Honk nicht, dem ist das alles komplett egal. Der ignoriert das, den kümmert das nicht, der ist ein Sackgesicht. Ja, ganz genau, ein Sackgesicht. Dem geht das alles komplett am Arsch vorbei. Und das ist auch gut so, denn einer muß ja den Durchblick behalten. Um irgendwann gegebenenfalls einschreiten zu können. Um intervenieren zu können, wenn der ganze Wahnsinn noch extremere Formen annimmt. Auch wenn das kaum noch vorstellbar ist. Sollte der Honk erkennen müssen, daß hinter diesem ganzen Wahnsinn ein System steckt, daß die irgendwas ganz Gravierendes mit uns armen Irren vorhaben, etwas von langer Hand Geplantes, dann, ja dann wird der Honk intervenieren. Intervenieren müssen. Und zwar mit Feuer. Ja, sehr richtig, mit Feuer, schönem Feuer! Honk-Anarchie als Notwehr und aber auch zum Wohle der Allgemeinheit, die größtenteils leider nicht mehr so ganz zurechnungsfähig ist. Ja, leider. Leider, leider. Leider muß es dann so sein. Leider wird der Honk dann wieder etwas anzünden müssen, und das ist dann aber auch gut und richtig so und aber auch sehr zu begrüßen. Stößchen. Wobei ich mir dann doch gerade nicht so ganz sicher bin, ob ich das mit dem Anzünden dann auch wirklich hier schreiben sollte. Hmm... 305 I hurt myself today, to see if I still feel. I focus on the pain, the only thing that`s real. (Trent Reznor, Nine Inch Nails) ff) Ergebnis So genug des Schwachsinns, kommen wir mal langsam zum Ergebnis. Wobei das mit dem Ergebnis auch schon wieder so eine Sache ist. Eigentlich ist das ja hier nur so eine Art Teilergebnis. Ein Teilergebnis zu der Thematik c) Der Honk als Sackgesicht, wir erinnern uns. Es folgt ja immerhin noch das Ergebnis zu Unterpunkt IV. Der Honk und darüber hinaus noch ein Gesamtergebnis, welches das komplette Buch rekapituliert und für das ich mir Punkt V. als Unterpunkt ganz gut vorstellen könnte. Es wäre also schlichtweg Wahnsinn, an dieser Stelle bereits von einem Ergebnis zu sprechen, was mir aber eigentlich auch egal ist. Verwirrt?! Verunsichert?! Macht nix. Weiter. Gerade eben waren zwei gute Kumpels bei mir. Maurice-Pascal und Pascal-Maurice. Nein, Späßchen, Justin und Dustin waren es. Nein, lol, auch nicht, noch so ein kleines Späßchen. Bißchen Spaß muß auch mal sein. Auf jeden Fall zwei richtig gute Kumpels. Bernie & Ert. Also zwei Kollegen, denen man ruhig mal einen Uozo12 geben kann. Oder auch zwei oder drei. Oder gleich mal die ganze Pulle, meistens dann doch gleich die ganze Pulle, völlig egal, Pulle hin. Wollten nur mal kurz vorbeischauen, die beiden guten Jungens. Nichts Aufregendes, kein besonderer Anlaß oder sowas. Nur ein bißchen im Garten sitzen, ein paar Bier saufen und beratschlagen, was man dieses Wochenende denn wohl Schönes unternehmen könnte. Wurde auch höchste Zeit, denn immerhin hatten wir schon Freitag, und es war mittlerweile auch schon gute 13 Uhr. Sogar schon durch! Also allerhöchste Zeit für ein paar Bier und einen Plan. Man kennt sich schließlich, Stößchen. 306 Wie immer konnten wir innerhalb kürzester Zeit eine Einigung erzielen. Wie das eben so ist unter Männern und mit Uozo12 und so. Heute Abend wird bei mir gegrillt, da fahre ich dann auch gleich mal los, bißchen Bratwurst, Weißbrot und Tsatziki kaufen. Kein großer Aufriß, alles schön grillig und chillig und so. Bißl vollsaufen, vielleicht noch bißl die Hecke anrauchen, wer weiß. Kann alles gut passieren, ist alles möglich. Alles vorstellbar. Morgen Abend geht das dann schon etwas schärfer, da ist eine relativ große Open-Air-Party angesagt, von 89.0 RTL, dem Radiosender. Die kommen ab und an mal in unsere komische Region und veranstalten hier so ein mittelprächtiges Spektakel. Also schön einen reinballern, bißchen tanzen und ein paar flotte, besoffene Hühnchen abschleppen. Klappt immer ganz ausgezeichnet auf solchen Veranstaltungen, ist kein großes Hexenwerk, kann eigentlich jeder. Keine große Kunst. Also unbedingt mal hingehen zu sowas, bißchen saufen, paar juckige Fruttchen abschleppen, macht Laune. Und man kommt auch mal wieder raus. Wie auch immer. Dadurch, daß wir uns so schnell mit unseren Plänen für unser Wochenende einig geworden sind, meinte einer meiner Kumpels wohl, mich ein klein wenig verarschen bzw. sogar leicht verärgern zu müssen. Keine Ahnung, warum. Lebensmüde, Langeweile, besoffen, sonstwas. Heißt schlichtweg, daß der aufsteht, reingeht und mein wunderbares Gäste-WC aufsucht. An sich kein Problem, macht ja jeder ganz gern. Also eigentlich null Problemo. Eigentlich. Wenn dieser dumme Peniskopf nicht 15 Minuten später wieder rausgekommen wäre und gefragt hätte, ob ich denn keine Klobürste habe. Hammer! Ausgerechnet diese Frage! Warum keine Klobürste! Und ausgerechnet von dem. Höchst unverschämt, höchst dummdreist, sehr nonchalant. Und besonders kackfrech obendrein, versteht sich, weil der nämlich ganz genau weiß, daß ich über solch ein widerliches Kacke-Zepter nicht verfüge. Und der weiß auch ganz genau, warum das so ist. Ferner weiß der aber auch ganz genau, was dann immer passiert, wenn mir irgendein Hornochse diese Frage stellt. Deswegen hat der das ja auch gemacht. Um mich zu veräppeln, mich zu verärgern, mich zu verhohnepiepeln, mir meinen Start ins Wochenende zu versauen, was auch immer. Wahrscheinlich, weil die beiden sich immer so schön daran verlustigen können, wenn ich mal wieder voll auf 180 bin. Komische Freunde sind das manchmal. 307 Naja, was soll ich sagen, was soll ich sagen, der Rest ist dann mal wieder Geschichte. Reine Formsache. Standard-Programm. Die übliche Prozedur eben. Nachdem ich also diese beiden Rindviecher mit irrem Blick, Schweiß auf der Stirn, einer Trittleiter in der rechten Hand und einer halben Habanero-Chili im Auge aus dem Haus getreten und gejagt habe, bin ich nun, da das Morphium-Zäpfchen in meinem Arsch schön langsam zu wirken beginnt, tight und smoothie genug, um unser dann doch sehr illustres Sackgesicht-Kapitel hier besonders stilsicher und sinnvoll, ja fast schon mit einer leicht elegant-arrogant anmutenden Note abschließen zu können. Was dann aber auch langsam mal Zeit wird. Wir erinnern uns bitte: Die Ausgangsfrage, die anfangs dieses Kapitels gestellt wurde, war ja die, ob unser Honk unter Umständen als metaphorisches Sackgesicht charakterisiert werden könnte. Wir waren uns einig, daß dies dann zuträfe, wenn unser Honk innerlich krass madig und ranzig und zugeschissen wäre, zudem noch eine extrem madige Extrem-Made, eine Napf-Birne, ein gammeliger Gimp, ein Oimel, ein ranziger Schakal, ferner ein riesengroßer Peniskopf und ähnlich fieses Zeug. Alles in allem also zumeist eher unschöne Attribute, und natürlich alles rein charakterlich gesehen. Träfe dies alles zu, dann, ja dann -und nur dann- müßten wir unseren Honk leider als metaphorisches Sackgesicht einordnen. Mal rekapitulieren, was wir so alles in Erfahrung bringen konnten. Was hatten wir denn alles so im Laufe dieses lustigen Kapitels? Wir hatten Exxon Valdez, Nordic Walking und Gurken-Männchen. Wir hatten Regel Nummer Eins, Fremdgehen und Hausverbot im Grand Elysée. Wir hatten Kosmuschis, Regel Nummer Zwei und GIMP3000. Und natürlich besoffene Vampire, Citizen Dildo und StudiVZ. Gefolgt von Regel Nummer Drei, Whisper of Doom und Schnäuzchen Gottes. Ja, das hatten wir alles. Lauter solch beknacktes Zeug. Irgendwas vergessen? Denke nicht. Und nachdem wir das alles haben und hatten und überhaupt und sowieso, können wir nur zu einer logischen Schlußfolgerung gelangen. Es kann nur eine ganz klare Antwort auf die Frage geben, ob unser Honk ein Sackgesicht ist. Nämlich: Ja und nein. 308 Was für ein Scheiß, loool! Keine Frage, der Honk ist ein Sackgesicht. Und zwar ein ganz großes. Was denn wohl sonst?! Er verunglimpft unser Vorzeige-Heidi der Nation, belustigt sich über praktische, formschöne Multivans, tituliert Männer als Gurken und notorische Fremdgeher, fuckt diese trendy Facebook-Dingsbums ab und dergleichen. Meine Fresse, ist der mal ein Sackgesicht. Das sollte mittlerweile unumstritten feststehen. Der Honk als Sackgesicht, und so wird er auch wahrgenommen, und das völlig zu Recht. Allerdings lediglich durch außenstehende Dritte bzw. NichtHonks. Für außenstehende Dritte und Nicht-Honks ist unser Honk madig und ranzig und zugeschissen. Und ja, für außenstehende Dritte und Nicht-Honks ist unser Honk auch eine extrem madige ExtremMade, eine Napf-Birne, ein gammeliger Gimp, ein Oimel, ein ranziger Schakal, ferner ein riesengroßer Peniskopf und ähnlich ätzendes Zeug. Natürlich alles rein metaphorisch, aber dafür umso krasser, unglaublich krass ist das. Dies gilt jedoch immer nur für die Fremdwahrnehmung durch Dritte und Nicht-Honks. Denn daß sich unser Honk selbst nicht als Made und Gimp und Oimel oder gar als Schakal sieht, sollte auch klar sein. Wäre ja wohl sonst auch ein klein wenig schizo, gelle?! Schließlich sind wir hier in Honkland und nicht in Schizo-World oder im Irrenhaus oder so. Der Honk sieht sich als Honk, und das ist er auch, und das bleibt er auch, und sonst mal gar nichts. Vielleicht noch als Ober-Honk, VollHonk, Selektor-, Skeletor- oder Elektro-Honk, kann alles sein, alles gut möglich. Oder eines Tages sogar noch Honkytonk, wer weiß, jedoch stets und ständig Honk. Fremdwahrnehmung also Sackgesicht, Eigenwahrnehmung Honk. 309 Ich habe kein Geld überwiesen, was soll`n die doofe Frage? Sind Sie im Kopp net normal, oder was? Unverschämtheit, mir so `ne Frage zu stellen. Ich hau` Ihnen in die Fresse, mehr sind Sie nicht wert. Das ist eine Unverschämtheit, das habe ich ja noch nicht erlebt, sowas Dreckiges! Schicken Sie mir einen Chefredakteur. Wie können Sie mich überhaupt auf sowas ansprechen? Ich hab` in meinem Leben noch kein Geld in die Schweiz überwiesen. Dreckschwein! (Willi Konrad) 3. Ergebnis Sooo, damit haben wir`s, damit ist die Kih vom Eis. Damit hätten wir unseren Honk also charakterisiert und kategorisiert. Hier, bitteschön: Bezeichnung Idiot Fremdwahrnehmung normal dumm smart Eigenwahrnehmung normal dumm recht zufrieden Vollidiot sehr dumm (nicht vorhanden) Fremdopfer Vollopfer Honk tatsächlicher Status normal dumm recht zufrieden smart sehr dumm normal dumm irgendwo clever fast clever positiv unzufrieden positiv tragisch tragisch sehr banal sehr wichtig sehr banal dümmlich clever überbewertet ungeil geil realitätsfremd Chaot Selbstbefreier Anarchist dumme Maulhure sozial. Materialist sozial. Materialist Sackgesicht Honk ??? Stößchen! Damit ist unsere tolle Übersicht über unsere Charaktere und Figuren in und um Honkland herum fertig. Phantastisch, ich ejakuliere! 310 Unser Honk nimmt dabei eine Rolle ein, die ihm viele anfangs vielleicht noch nicht zugetraut hätten, also rein vom tatsächlichen Status her: Erstes Teilergebnis war Anarchist, zweites Teilergebnis war sozialer Materialist bzw. Ignorant, und drittes Teilergebnis, tja, ein drittes Teilergebnis konnten wir bislang noch nicht herausarbeiten. Ist unser Honk nun ein Honk, oder ist er möglicherweise vielmehr ein übles Sackgesicht? Wie sieht sein tatsächlicher Status aus? Wieder eine ganz klare Antwort: Keine Ahnung. Schlichtweg keine Ahnung. Keinen blassen Schimmer, keinen Dunst. Vielleicht beides, also Honk und Sackgesicht. Vielleicht auch keines von beiden oder von beidem ein bißchen. Vielleicht auch ganz was anderes, keine Ahnung. Alles denkbar, alles möglich. Kann alles gut hinkommen, alles gut möglich im Honkland. Alles gut möglich, und aber eigentlich auch alles völlig egal. Denn wie immer kommt es einfach nur auf die jeweilige Betrachtungsweise an. Klar, mögen einige denken, so ein blasierter Fatzke, so ein Sackgesicht, so ein aufgeblasenes Pestmaul hat uns gerade noch gefehlt. Als hätten wir keine anderen Sorgen im Leben, kommt der noch mit so einem Scheiß daher. So ein Scheiß! Scheiß-Honk! Scheißkopf! Affenkopf! Naja, könnten dann andere wiederum denken, vielleicht ist Honkland ja gar nicht mal so abwegig. Also wenn man mal die Intention dahinter betrachtet und so. Vielleicht muß man ja manchmal ein klein wenig polarisieren, ein klein wenig übertreiben und oversellen, damit es auch der letzte Sepp mitkriegt. Vielleicht sind ja einige unserer Ansätze hier bei objektiver Betrachtung gar nicht mal so schlecht. Einen Blitzer anzünden, weil der einen stört. Warum denn nicht?! Eine altdeutsche Dönerbude eröffnen. Ist doch auch nicht schlecht, mal was Neues. Den Nachbarn zusammenschlagen. Unbedingt! Auf jeden Fall besser als jahrelange Jaulerei und Klagerei. Oder, oder, oder. Den Kapitalismus mal ein bißl kritischer betrachten. Heizöl tanken. Viele Dinge einfach mal voll am Arsch abgehen lassen. Öfter mal einen saufen. Ist doch eigentlich alles ganz gut. Und wer weiß, wer weiß, vielleicht könnte sich der ein oder andere Ansatz bei näherer, objektiverer und unverfänglicherer Betrachtung ja doch als ganz brauchbar erweisen für den ein oder anderen hier. 311 Zumindest die Grundintentionen sollten klar sein und auf breite Zustimmung stoßen. Also wenn die nicht klar sind und auf Zustimmung stoßen, möge mir auf der Stelle eine Niere explodieren, und ich wandere dann auch noch aus nach Rudschadinedschad. Kampf der Armut war beispielsweise eine Grundintention. Da kann ja wohl keiner was gegen sagen. Echt nicht. Höchstens einer, der komplett einen an der Waffel hat und gar nicht mehr klarkommt in der Welt. Der kann da was gegen sagen. Eine andere Intention war etwas höhere Ansprüche an Moral und Ethik. Ist ja wohl auch nicht schlecht, könnten ja wohl auch die meisten hier ein bißchen mehr von vertragen. Und stattdessen etwas weniger Neid, Mißgunst und Haß. Das wäre doch mal was. Wäre ein ganz guter Tausch, hätten wir alle was von. Ebenso ein bißchen weniger Habgier im wunderschönen Kapitalismus, auch wenn das an sich ein Paradoxon ist. Möglich ist alles, einfach mal ausprobieren, kommt gut. Macht unser ferngesteuertes und fremdbestimmtes Leben gleich viel lebenswerter, soviel steht mal fest. Hier, richtig gut kommt auch, generell die Dinge mal ein wenig lockerer und unverkrampfter angehen zu lassen. Mal den Stock aus dem Arsch raus, zack, raus. Täte den meisten eigentlich auch mal ganz gut, echt jetzt. Mal sich selbst nicht ganz so wichtig nehmen. Als schönes Beispiel hierfür könnten wir an dieser Stelle mal unsere besonders trendy-taffen Karriere-Frauen Ende 20 bis Mitte 30 nehmen. Genau, die nehmen wir jetzt mal. Vorhin hatten wir unsere grazilen KampfAmazönchen in ihren Sternen-Zerstörern, lol, nehmen wir jetzt mal unsere taffen Business-Girls. Unsere Business-Früttchen! Liebe Karriere-Mädels, liebe Business-Girls, liebe Früttchen: Es ist wirklich ganz, ganz toll, daß Ihr irgendeinen ganz, ganz tollen Hochschul-Abschluß in irgendwas habt und jetzt Personal-Referentin oder Sonstwas-Assistant bei SAP oder VW seid. Oder bei SIEMENS oder BMW Konferenzen vorbereiten dürft, vielleicht sogar mit ganz tollen ausländischen Teilnehmern und mit Schaltung nach sonstwo, uiuiui. Oder Powerpoint-Präsentationen vorstellen dürft. Oder irgendeinem dummen Arschloch irgendein bescheuertes Mäppchen hinterhertragen dürft. Oder, oder, oder... Alles gaaanz toll. 312 Interessiert im normalen Leben allerdings keine Sau. Nicht die Bohne. Ist nur ein Job, nichts weiter. Nur ein dusseliger Job. Von den paar hundert Euretten mehr im Monat oder von Eurer super-trendy 60- oder 80-Stunden-Woche oder Firmenwagen oder Hosenanzug oder ähnlichem Scheiß werdet Ihr nicht wichtiger. Auf keinsten. Und vor allen Dingen auch nicht geiler. Also das dann schonmal gar nicht. Insoweit bitte auch nicht wundern, wenn es denn -falls überhaupt- nur Gurken-Männchen für Euch gibt. Ja woher denn auch?! Ist eben nicht jedermanns Sache, mit einem aufgescheuchten Hühnchen zusammen zu sein, dem beim Vorbereiten einer Telefon-Konferenz oder Präsentieren einer GuV-Tabelle voll einer abgeht. Sorry, Mädels, ich kann es doch nicht ändern. Ist nunmal leider so. Mal ein bißchen weniger wichtig nehmen, Stock aus dem Arsch raus, bißchen klarkommen, und schon scheint auch im realen Leben die Sonne für Euch. Hier, Sonne, zack, bling! Und vor allen Dingen braucht Ihr dann mit Ende 30 auch nicht irgendein albernes Sabbatical oder vergleichbaren Quatsch einlegen. Ist doch albern, laßt doch den Scheiß. Mal echt jetzt. Also easy, Mädels, ganz easy. Entspannt Euch, Ihr Süßen, und behebt mal ganz spontan Euren Vögel-Notstand. Dann sieht die Welt auch wieder ganz anders aus. Wetten?! Okay, einer für die Damen, jetzt mal wieder einer für die Herren. Wir wollen ja schließlich fair bleiben, alle gleichberechtigt hier. Und deshalb an dieser Stelle nur ein Stichwort: Hobby-Sportler. Männliche HobbySportler. Männliche Hobby-Sportler jedweder Altersgruppe. Heiliger Bimbam! Meine Fresse, was können die Jungs abgehen. Unfaßbar krass können die mal abgehen. Keine Ahnung, warum die so abgehen, aber auf jeden Fall hammerhart! Hammerhart, wie krass die drauf sind. Allein schon deren Equipment, sensationell. Läßt jeden Profi-Sportler vor Neid erblassen, garantiert. Und ich rede hier nicht von Pulsmesser, Getränke-Gürtel, Bandagen und ähnlichem Blödsinn, sondern von ganz speziellen Gerätschaften und Gimmicks und Gadgets, deren Namen und Funktion ich nicht einmal kenne. Sensationell, wie geil die Jungs drauf sein können. Und schon haben wir wieder eine endgeile Überleitung... 313 Und die Jahre ziehen ins Land, und wir trinken immer noch ohne Verstand. Denn eines, das wissen wir ganz genau, ohne Alk da wäre der Alltag zu grau. Korn, Bier, Schnaps und Wein, und wir hören unsere Leber schreien. Und wenn einmal der Abschied naht, sagen alle: „Das hab` ich schon immer geahnt.“ (Die Toten Hosen) In Honkland ist sowas natürlich furchtbarer Quatsch. In Honkland dient jedwede sportliche Betätigung allein der Freude am Sport und der körperlichen Ertüchtigung. Sport ist wichtig, Sport ist toll, Sport muß sein. Echt jetzt. In Honkland wird nämlich so viel geraucht, gesoffen, gehurt und sonstwas, daß es einer sportlichen Betätigung als Ausgleich dafür bedarf. Zwingend erforderlich sozusagen. Sonst sieht es nämlich irgendwann ganz schön düster für uns aus. Zum einen wollen wir ja nicht fett und ranzig und gurkig werden, zum anderen wollen wir auch nicht schon mit 50 in die Kiste springen. Nicht auszudenken, was wir dann alles verpassen würden. Zum Beispiel die 800ste Staffel von GNT, wie exciting. Oder Detlef D-Ausrufezeichen Soost als Bundespräsident, wie tight. Und natürlich auch den chicen Jumbo-Multivan mit vier Achsen und 600 PS für die moderne Patchwork-Familie der Zukunft, wie riesig. Unglaublich riesig. Nein, das alles möchten wir noch erleben, und deswegen gehen wir zum Sport. Unser Honk trainiert also, und das macht er auch sehr gern. Als sinnvollen Ausgleich und zum Spaß. Na klar, zum Spaß. Zum Vergnügen, wozu denn wohl sonst?! Also nicht wie rein ins FitnessStudio und ab auf die Flachbank oder an die Rudermaschine. Und pumpen wie ein Maikäfer, es dient der Gesundheit! Danach rauf auf Stepper oder Laufband und Vollgas. Alles ganz easy, aber alles volle Kanne. Turnvater Jahn würde sich im Grabe umdrehen. Eine Ertüchtigung, die ihresgleichen sucht und nebenbei auch noch den Spaßfaktor betont. Irre, einfach nur irre. Eine irre Ertüchtigung. 314 So, und um das Ganze jetzt noch richtig irre bzw. sogar schon etwas abenteuerlich und waghalsig zu gestalten, empfiehlt es sich, zu besonderen Trainings-Einheiten auch ein besonderes Getränk mitzunehmen. Wenn man beispielsweise in ein Fitness-Studio geht, dann hat man ja auch so eine wiederbefüllbare Trinkflasche, die man sich dort auffüllen lassen kann. Mit Wasser, mit isotonischem Getränk, ganz nach Belieben. Ganz toll lecker, ganz toll erfrischend, immer viel trinken beim Sport, ist wichtig. Jetzt kann man als Honk aber auch von Zeit zu Zeit dahergehen und sich das Ding bereits zu Hause mit einem Getränk befüllen. Na, ahnt es schon der ein oder andere? Richtig, der Honk knallt sich das Ding bereits zu Hause voll. Und zwar mit 200 ml Gin und 500 ml TonicWater. Macht 700 ml extrem charmante Mische, nicht zu taff, nicht zu tight und auch nicht zu low. Also genau richtig für schweres Krafttraining, Mischverhältnis 2,5 zu 1, paßt. Und jetzt ist der Punkt gekommen, an dem man genau von drei positiven Aspekten dieser Vorgehensweise profitiert: Zum einen enthemmt einen der leckere GinTonic, soll heißen, daß man Gewichte auf die Hantel ballert, an die man sonst im Traum nicht denkt. Und oftmals schafft man die dann sogar. 120 Kilo Bankdrücken, zack. Nüchtern unvorstellbar, mit der richtigen Mische kein Problem. Zack, hoch, Stößchen. Ferner wird die Schweiß-Produktion durch den Alkohol bis ins Aberwitzige gesteigert, was aber auch gut so ist, denn man soll ja beim Sport viel schwitzen. Und zu guter Letzt geht der Alkohol bei dieser Konstellation sofort und bretthart in die Birne. Kompromißlos rein. Und bretthart. Drei Sätze Bankdrücken bis zur Schmerzgrenze, Puls auf 160, und in der Pause jeweils einen Schluck von der Mische. Und Boing, der Rest ist Formsache. Reine Routine. Und natürlich eine Mords-Gaudi, keine Frage. Da soll nochmal einer sagen, Sport mache keinen Spaß. Pustekuchen, dem huste ich einen. Also easy, liebe Hobby-Sportler, ganz easy. Entspannt Euch, das Leben ist zuweilen verbissen genug. Da müßt Ihr doch nicht noch beim Sport so einen Burner draus machen, als wäre der Leibhaftige hinter Euch her. Ist doch Blödsinn. Schön trainieren, schön schwitzen, schön ertüchtigen. Aber die Kirche im Dorf lassen. Schön Freude am Training haben, gern auch mal mit einer schönen Mische. Stößchen. 315 Und jetzt, liebe Kinder, geht fleißig einkaufen. Für jeden Dollar, den Ihr für ein Krusty-Produkt ausgebt, muß ich nett zu einem kranken Kind sein. Laut Gesetz zählen dazu auch Nutten mit Erkältung. (Krusty the Clown) Alles klar hier? Alle bedient? Männlein und Weiblein gleichermaßen bedient? Fehlt noch was? Aber ja, das Wichtigste kommt fehlt noch. Natürlich, es sind die Kinder. Die fehlen noch, die wurden noch nicht bedient. Die Kinder. Denk` doch mal bitte einer an die Kinder! An die Kinder, die lieben Kinderchen. Alles klar, mache ich, mache ich gerne. Onkel Honk denkt auch an die Kinder, sehr gern. Vielmehr an die Zielgruppe der Kinder. Denn die will man jetzt ganz offensichtlich auch schon so früh wie möglich weich im Keks machen. Was haben die sich bei PLAYMOBIL denn wohl dabei gedacht?! Hier, zack, ganz neu im Sortiment: Artikel 4144, Familyvan mit Bootsanhänger! Leck` mich am Arsch, was geht denn jetzt?! Ein Familyvan mit Bootsanhänger. Mit Anhänger! Für Kinder. Zum Spielen! Wie endgeil ist das denn nun wieder?! Als würde es nicht reichen, den armen Kinderchen so einen Schweine-Hobel, so eine Exxon Valdez aus Plastik zu verhökern, nein, da muß jetzt sogar noch ein Anhänger mit bei. Ich kann nicht mehr. Hilfe! Exxon Valdez mit Klauen-AHK! Für Kinder!!! Alles klar, geht wieder. Aber trotzdem unfaßbar krass. Was soll denn da der Gedanke dahinter sein? Liebe Kinderchen, in 20 Jahren gibt es eh nur noch solche Klumpen auf Rädern? Keine Ahnung. Will ich aber auch gar nicht wissen. Wir hatten früher Piraten-Schiff und sowas, das war noch geil. Da konnte man als Kind noch Phantasien ausleben, von wegen Abenteuer und so. Aber was soll man denn bitte bei so einer Plastik-Gurke mit AHK an Phantasien haben?! 316 Entzieht sich komplett meiner Kenntnis, was der Quatsch soll. Ist mir völlig schleierhaft. Wahrscheinlich will man das demanzipierte, männliche Kind schonmal auf seine Zukunft unter den Fittichen der postmodernen Amazone vorbereiten. Also nichts da von wegen Porsche und Tennis und geile Frutten und so. Amazonen-Herrschaft und Monster-Gurke und Kinderkarre sind stattdessen angesagt. Und sonst gar nichts. Könnt Ihr Euch gleich mal drauf einstellen, gibt es hinterher wenigstens nicht das böse Erwachen. Weiß der kleine Malte-SörenTjark gleich, wo und wie der Hase läuft. Also keine Ahnung, was der Blödsinn soll. Wenn man den Kids etwas mehr Realitätsnähe vermitteln möchte, dann sollte man doch lieber was Sinnvolles rausbringen. Etwas, woraus die Kleinen was für später lernen können. Schlagartig fällt mir da das große PLAYMOBIL Sicherstellungs-Set ein, abfeier. Na das wäre doch mal was. Das wäre ein durch und durch sinnvolles Spielzeug für jede Altersklasse. Pädagogisch besonders wertvoll. Das große Sicherstellungs-Set, einfach nur geil. So schön mit winzig kleinen Grün-Weißen aus Hartplastik und Grüner Minna mit abnehmbarem Dach. Und natürlich ein wackeliges, kleines Männchen mit krummen Beinen und zugekniffenen Augen, also der Fahrer. Und als Zubehör ein klitzekleines Atemalkohol-Meßgerät und eine winzige CD-Hülle mit Koks-Resten und einem gerollten Zehner. Wie geil! Naja, und auf jeden Fall auch noch so ein ganz, ganz winzig kleiner Führerschein, der dann sichergestellt werden kann. Sichergestellt! Darum geht es ja bei dem Spielzeug. Und darum geht es ja auch im realen Leben. Eigentlich geht es überall und immer nur darum. Um Sicherstellungen! Ein winziger Führerschein zum Sicherstellen muß also unbedingt dabei sein. Und Plastik-Kotze, die darf auch nicht fehlen. Was für ein geiles Spiel-Set. Unheimlich geiles Set, geil, geil, geil. Sehr geil, geiles Set, würde ich sofort drei Stück von kaufen. Eines für mich, zwei für meine beiden kleinen Neffen, damit die dann auch gleich wissen, wie es im realen Leben abgeht. Phantastisch. Also bitte kickt diese Scheiß-Family-Möhre mit Boot und Anhänger und Einbauküche zum Mond oder sonstwo hin, mir scheißegal. Und dafür dann im Gegenzug her mit dem PLAYMOBIL Sicherstellungs-Set!!! Ich will es haben, ich will es unbedingt. 317 Ich muß das unbedingt haben, das krasse Zeug. Ansonsten auch hier wieder ganz klar gleiches Thema: Bitte selbst nicht immer ganz so wichtig nehmen! Laßt doch die Kinderchens Kinderchens sein, die werden doch eh schon viel zu früh mit dem Wahnsinn dieses sehr lustigen Lebens konfrontiert. Guckt Euch doch bitte mal die ganzen 3- bis 8-jährigen Topmodels und Superstars und ähnlich gestörte Blagen an, die haben doch eh schon mittelschwer bis hochgradig einen an der Waffel durch diesen ganzen Zirkus. Und das in dem Alter schon. Was soll denn da dann mal raus werden?! Da kann doch nichts Gescheites mehr bei rumkommen. Ist doch auch so schon alles schlimm genug, da müßt Ihr doch nicht noch einen draufsetzen mit so einem absurden Plastik-Schrott. Laßt das doch bitte mal sein, ja?! Das kann doch nun wirklich nicht mehr so ganz gesund sein. Legt doch stattdessen lieber mal die Masters of the Universe aus den Achtzigern neu auf. Die endgeilen Masters! So schön mit He-Man und Skeletor und Teela und Orko und Fisto und so. Mit Fisto! Ich hätte da auch schon eine Idee, wer den bzw. vielmehr die moderne Fisto bzw. die moderne Fisti verkörpern könnte, also so von wegen Fist und Double-Fist und Reverse-Fist und so, aber da gehe ich jetzt mal lieber nicht näher drauf ein. Meine Wunsch-Kandidatin wäre da eh mehr geeignet für den postmodernen Man-E-Faces bzw. die postmoderne Woman-E-Faces, lol. Woman-E-Faces, ich leg` mich ab! Obwohl so rein vom Namen her klingt Fräulein Fisti dann doch noch ein paar Nummern härter. Fräulein Fisti! Aus dem besonders renommierten und erhabenen Königreich von und zu GIMP3000. So schön mit einer überdimensionalen, völlig flexiblen und im Dunklen leuchtenden Plastik-Faust, das wäre ja wohl der Hammer, der Hammer schlechthin. Und selbstverständlich auch noch mit rollbaren Augen und rümpfbarer Nase, das ist auch noch ganz wichtig, das darf auch nicht fehlen. Würde ich sofort kaufen. Zusammen mit dem Sicherstellungs-Set. Echt jetzt. Aber ist jetzt auch egal, wir schweifen schon wieder ab. Zusammenfassend und ohne weitere Entgleisungen können wir also das hier als weitere Grundintention resumieren: 318 Bitte alle mal so richtig schön locker machen! Mal so richtig schön locker, auch -bzw. insbesondere auch- im Sinne der armen Kinder. Mal so richtig schön den Stock aus dem Arsch raus, zack, raus, mal halb so wichtig, und gut ist. Breathe easy. Kommt gut. Und falls das wider Erwarten dann doch nicht so gut klappen sollte: Einfach mal die Fresse halten. Und sich selbst mal hinterfragen, woran das denn wohl liegen könnte, daß der Stock schon gar nicht mehr raus geht aus dem Arsch. Na? Na? Na? Ja! Fällt und fällt und fällt. Und fällt auf jeden Fall immer noch, denn eine weitere Grundintention dieses total geilen Groschen-Romans ist die hier: Die Glotze raus aus dem Fenster! Zack, raus. Raus aus dem Fenster, hier, zack, ab. Kick raus die ScheißGlotze! Den Stock raus aus dem Arsch, und die Glotze raus aus dem Fenster. Beides muß raus. Also Fenster auf, und raus das Ding. Oder gleich durch das geschlossene Fenster schmeißen, geht auch. Voll durch die Scheibe, äußerst symbolträchtige Aktion für alle Beteiligten. Oder alternativ einfach mal ausschalten. Ja, ganz recht, ausschalten, aus. Wäre auch mal eine interessante Möglichkeit. Einfach mal ausprobieren. Oder hier, mal was Gescheites glotzen. Tiersendung oder so. Oder, oder, oder. Kann man alles machen, alles total sinnvoll. Raus, aus, weg, Fenster auf, Fenster zu, völlig egal. Aber doch bitte nicht permanente und konsequente Dauer-Berieselung mit diesem hirnverbrannten Telemedial-Kot. Ja meine Fresse, was geht denn?! Oder besser, wie viel geht denn?! Wie viel Kot geht noch rein in die Rüben?! In die Zwiebeln, in die Kürbisse, in die Pfirsiche?! In die winzigen Schrumpfköpfe?! Oder alle schon durch da oben? Futsch, putt, hin? Flatline, Braindead, Game over? Lampe dunkel, Ofen aus, Küche zu? Die Lunte abgebrannt? Wie kann man seine wertvolle Zeit, sein wertvolles Hirn, ja sein wertvolles Leben mit so einer banalen Kacke vergurken?! Sein schönes, kostbares Leben?! Tagein, tagaus, mit so einer visuellen Dauer-Monatsblutung?! Kann mir das mal einer erklären?! Bitte?! Ich will es doch nur verstehen... 319 Ein bißchen Gras ins Polster schmieren, daß die Hunde reagieren. Ein Briefumschlag voll Rosmarin, ein Gramm zerriebenes Aspirin. Ich hab` vieles ausprobiert, heut` weiß ich, was mich amüsiert. Mein Sonntagnachmittags-Pläsier ist Zöllner vom Vollzug abhalten auf der A4. (Götz Widmann) Aber ich werde es niemals verstehen können, und das ist aber auch gut so. Ist gut so, ist besser so. Ja, in der Tat, ist besser so, viel besser. Ist viel besser so, und eigentlich will ich es dann aber auch doch nicht verstehen können. Ein Teufelskreis. Dabei kann man so viele andere tolle Sachen machen, in seiner Freizeit und so. Man kann schön Sport treiben oder Freunde treffen oder vögeln gehen oder einen saufen oder beides zusammen, man kann ein lustiges Buch lesen oder schreiben, ins Kino gehen, in den Zoo, zum Minigolf, ganz egal. Ist völlig egal, und kostet auch alles nicht viel Kohle. Alles ganz easy. Oder man ist mal innovativ. Malt ein schönes Bild, schreibt ein flottes Gedicht, dichtet ein Sonett, zündet etwas an, alles ganz einfach. Ist alles ganz einfach, kann jeder. Man kann auch einen Fightclub veranstalten oder in der Armenküche helfen oder am See oder im Park oder sonstwo grillen. Kann man alles machen, macht alles Spaß, macht auch alles Sinn. Oder hier, mein Geheimtipp: Klebt Euch einen Aufkleber mit der witzigen Aufschrift Smoke Marihuana oder Coca-Connection hinten in die Heckscheibe Eures Autos rein, setzt Euch Sonnenbrille und Pudelmütze auf, und dann fahrt Ihr auf der A30 Richtung Holland immer schön hin und her. Immer schön hin und her, idealerweise mit vollbesetzter Karre, vier oder fünf Leute rein. Und alle schön Kippe im Maul, auch ganz wichtig, muß ordentlich qualmen aus der Karre und um die Karre herum. Äußerst kreativ, kommt voll gut. Ein Garant für gute Laune. 320 Ach ja, Frank-Zappa-CD oder Masters-of-Schranz-MP3 sollte dabei bitte auch nicht fehlen, ferner Bassbox hinten rein, volle Kanne aufgedreht. Und der Fahrer bitte noch eine mit Apfelsaft befüllte Weinbrand-Pulle in die linke Hand und beim Fahren aus dem Fenster rausgehalten. Endgeile Aktion. Verschärfter geht es bald wirklich nicht mehr. Machen wir immer gern, wenn wir zuviel Langeweile haben. Für den zusätzlichen Kick schließen wir dabei noch Wetten darauf ab, wie lange es wohl dauert, bis uns die Rennleitung anhält. Sozusagen Spaß und Spiel in einem. Purer Nervenkitzel, endgeil, sagenhaft. Und wer auf dem Dorf wohnt, der kann aber auch so im Dorf hin und her fahren, kommt auch gut. Sieht ziemlich lässig aus, und vor allen Dingen bleibt man auch im Gespräch. Also völlig egal, was man so macht, Hauptsache, man macht dann überhaupt mal was. Oder wenn man schon -warum auch immer- den ganzen Tag vor der Aso-Glotze sitzen will oder muß, dann kann man doch wenigstens mal was Gescheites einschalten. Etwas, das dem verbliebenen Fitzelchen Resthirn nicht pausenlos suggeriert, es würde von einem LKW überrollt oder mit dem Vorschlaghammer malträtiert oder sogar in eine mit Salpetersäure befüllte Petri-Schale getaucht. Vielleicht mal ein paar Nachrichten oder bißchen Sport, irgendwelche Dokus, irgendwas mit Sinn und Verstand. Man kann Spongebob anschalten, da lernt man dann wenigstens noch, wie man eine Schleife bindet, einen Krabben-Burger zubereitet und eine Ananas oder einen Stein bewohnbar einrichten kann. Oder diverse andere Cartoons, vielleicht mal Tom und Jerry, kommt auch immer gut. Da erfährt man dann beispielsweise, wie man eine Katze zusammenfalten muß, damit die durch den Briefschlitz paßt. Und ähnlich nützliche Informationen. Völlig egal, guckt, was Ihr wollt. Glotzt meinetwegen 24 Stunden am Tag TV, sieben Tage die Woche. Meinetwegen sogar Frauen-Fußball oder arte oder ähnlichen besonders krassen Stoff. Glotzt, bis Ihr rechteckige Augen bekommt oder sogar irgendwann zu einem feisten Mainzelmännchen mutiert. Zu Anton, Berti, Conni, Det, Edi oder sogar zu Fritzchen. Zieht Euch alles rein, was die fiese Glotze so hergibt. Nur bitte nicht permanent Aso- und Opfer-TV bzw. deren besonders perverse Mischformen. Alles andere ist scheißegal. Und mir sowieso. Und überhaupt. Stößchen. 321 Ich will raus aus dieser Scheiße hier, doch ich weiß nicht, wie das gehen soll. Raus aus diesem Scheiß-Revier, doch ich weiß nicht, wie das gehen soll. Man sperrt mich hier in diesen Bezirk, weil ich den Rest der Welt nicht sehen soll. Ich werde aus diesem Knast herausspazieren, wenn ich weiß, wohin ich gehen soll. (Xavier Naidoo) Das Leben war schlecht. Aber jetzt ist es gut. Für immer. (Dr. John Zoidberg) Soviel also zu den diversen Grundintentionen hier. Fehlt quasi nur noch unsere Hauptintention, falls es denn überhaupt eine gibt. Aber wir wären nicht in Honkland, wenn es denn keine Hauptintention gäbe. Denn selbstverständlich gibt es eine. Hier, die hier, zack: Laßt Euch nicht anpissen! Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Amazönchen und Gürkchen, liebe Frutten und Früttchen, laßt Euch nicht anpissen. Also im übertragenen Sinne gesehen. Laßt Euch nicht anpissen, nicht an die Karre, nicht ins Regal, nirgendwo hin. Lebt Euer Leben. Euer eigenes. Lebt es glücklich, lebt es gut, lebt es fair. Lebt es vorbildlich. Lebt es frei von Neid, Mißgunst, Habgier und Haß. Macht das Beste daraus, für Euch und auch für andere. Lebt es nach bestem Wissen und Gewissen, nach besten Vorstellungen und Ansprüchen an Moral und Ethik, und verneigt Euch vor nichts und niemandem! Verneigt Euch vor rein gar nichts, unterwerft Euch nicht. In Honkland verneigen und unterwerfen wir uns nicht. Vor nichts und niemandem und überhaupt. 322 Weder vor dem total endgeil abgefahrenen Kapitalismus mit all seinem schnellen Mammon und all seinen fiesen Fratzen, noch vor irgendwelchen fremden Meinungen irgendwelcher Arschlöcher, denen man am liebsten den Schritt shampoonieren würde, noch vor irgendwelchen dubiosen Meinungsmachern und deren Mittelchen und Wegen zur Fremd- und Fernsteuerung. Nein, nein, nein, sowas machen wir nicht, und sowas wollen wir auch nicht haben. Nicht heute, nicht morgen, und übermorgen aber auch nicht. Niemals, kein Bedarf, kein Interesse. Zumindest nicht in Honkland. Denn Honkland ist Realität. Pure Realität. Also leben wir unser Leben doch gefälligst in der Realität. Auch wenn das nicht immer ganz so leicht zu ertragen ist. Aber immerhin noch um Längen besser, als unser Leben in irgendeiner banal-beschissenen Scheinwelt zu verkacken. Wir haben nur dieses, also sollten wir es richtig leben. Mutig sein. Entschlossen und aufrichtig. Und weitestgehend ehrlich, anständig und frei von Lügen. Auch wenn das in dieser immer beschissener werdenden Gesellschaft von Tag zu Tag immer schwieriger wird. Drauf geschissen, zack, da kacken wir doch einen monströsen Haufen drauf. Zack! Wir werden nicht zulassen, daß uns diese Gesellschaft mit ihren fremdbestimmten Meinungen, ihren ferngesteuerten Lakaien und ihren unzumutbaren Ungerechtigkeiten traurig oder gar depressiv macht. Keine Chance. Diese Scheiße funktioniert bei uns nicht, diese Scheiße wird ignoriert. Und wenn Ignoranz nicht funktioniert, dann erheben wir uns. Aber mal so richtig. Wir schreien es ihnen ins Gesicht, schlagen mit der Faust auf den Tisch, treten ihnen in den Arsch. Schrei, zack, kick! Und nicht anders. Wir erheben uns gegen Arschlöcher und Unterdrücker, helfen Schwachen, respektieren Tiere. Insbesondere Tiere, denn an denen versündigt sich der Mensch heute am meisten. Wir lassen uns nicht ablenken, irreführen oder mit irgendeinem Mist ruhigstellen. Und ganz besonders wichtig: Nicht kompensieren! Wir kompensieren nicht bzw. nicht mehr. Denn nur wer sich den Grundproblemen stellt und daran arbeitet, kann irgendwann frei sein. Und Freiheit ist Honkland, und Honkland ist Freiheit. 323 The question isn`t who is going to let me. It`s who is going to stop me. (Ayn Rand) Freiiiiiiiiiiheiiiiiiiiiit!!! (William Wallace) Wir sind Honks! Und in unserer Funktion als Honks sind wir die neue Generation von Alpha-Tierchen. Ja, ganz genau, wir Honks. Wer denn wohl auch sonst?! Wer da draußen könnte wohl sonst das neue AlphaTierchen sein?! Das postmoderne Alpha-Männchen, das postmoderne Alpha-Amazönchen?! Wer könnte das wohl sonst sein?! Also das wüßte ich dann doch mal ganz gern. Etwa diese Armee von Mitläufern und Ja-Sagern?! Mitlaufende JaSager und ja-sagende Mitläufer?! Arschkriecher?! Die in Arschlöcher von Arschlöchern kriechenden Arschkriecher?! Wohl kaum. Oder etwa diese ganzen Dummschwätzer?! Die Ferngesteuerten?! Die dummschwätzenden Ferngesteuerten bzw. die ferngesteuerten Dummschwätzer?! Nee, eher nicht. Oder all die Heulsusen und Jammerlappen?! Die jammernden Heulsusen und die heulenden Jammerlappen?! Nein, die nun wirklich nicht, die kann man alle in der Pfeife rauchen, voll ätzend. Ab in die Pfeife, zack, ist das Beste, was denen passieren kann. Denn das sind keine Alpha-Tierchen, das sind Evolutions-Verweigerer. Nein, schlimmer noch, das sind sogar Evolutions-Rückentwickler. Entwickeln sich nicht nur nicht weiter, entwickeln sich wieder zurück. Entwickeln sich zurück, zurück zu Vierfüßlern, zurück zu Amöben, zurück zu unheimlichen Pansen und niedersten Kreaturen. Zu extrem amöbigen Extrem-Amöben! 324 Ganz einfach, es dauert jetzt noch ungefähr, äh, anderthalb, äh, Minuten und dann, äh, ich kenn` ja meine Platten, hier Madonna mit Justin Timberlake, and, äh, Du weißt ja, wie die Nummer funktioniert, anderthalb Minuten, und dann geht`s weiter. Ja, dann geht`s weiter. Es geht immer weiter, immer undurchbrechlich... Du kannst jetzt nicht immer 30 Sekunden spielen und dann, äh, abbrechen und wieder mit der nächsten anfangen. Das funktioniert nicht. Man muß auch ein bißchen abwarten, und dann kommt die nächste, äh, Platte, und dann kommt die nächste... (Nadja Abd el Farrag) Oder vielleicht die hier?! Nee, auch nicht. Eher ein Parade-Beispiel für evolutionäre Rückentwicklung. Schlimme Sache sowas, dumm gelaufen. 325 You can`t do shit without your balls! Damn it! Holy shit! Oh shit! Piss! Kiss my ass! Oh shit! Oh fuck! Buttfuck! (Danny, the Tourettes Guy) Natürlich kommt solch eine hanebüchene Rückentwicklung für einen Honk nicht in Betracht. Weil sie schlichtweg keinen Sinn macht. Allein deswegen schonmal nicht. Kein Sinn dahinter. Denn als Honk entwickelt man sich ununterbrochen weiter. Pausenlos, und ohne, daß man es selbst immer merkt. Es ist eine Art verselbständigter Entwicklungsprozeß, und das ist auch gut und richtig und besonders sinnvoll so, und deshalb läuft das auch genau so ab. So, und deshalb sind wir Honks auch die moderne Lebensform der Zukunft. Also wir aktuellen Honks, die schon heute Honks sind, und selbstverständlich auch all diejenigen, die auf bestem Wege zum Honk und nach Honkland sind. Quasi die Honks von morgen und übermorgen. Honk-Anwärter. Die Jungs und Mädels mit Eiern in der Hose! Groß wie Kokosnüsse. Und nur die. Und sonst aber auch keiner. Und das ist aber auch alles gar kein großes Hexenwerk, das ist nämlich alles ganz easy. Läuft alles ganz easy ab hier, ist alles ganz easy. Ist alles ganz Stößchen, ein Stößchen auf die Kokosnüsse. Honkland ist keine Utopie, Honkland hat längst begonnen. Fuck forever. Stößchen. 326 All around me are familiar faces, worn out places, worn out faces. Bright and early for their daily races, going nowhere, going nowhere. Their tears are filling up their glasses, no expression, no expression. Hide my head, I wanna drown my sorrow, no tomorrow, no tomorrow. And I find it kind of funny, I find it kind of sad. The dreams in which I`m dying, are the best I`ve ever had. I find it hard to tell you, I find it hard to take. When people run in circles, it`s a very, very mad world. Mad world. (Tears for Fears) V. Gesamtergebnis Uiuiui. Gesamtergebnis. Mal rekapitulieren, was wir hier haben. Unsere Großeltern hatten einiges. Der Wiederaufbau unserer tollen Bananen-Republik nach dem Zweiten Weltkrieg erforderte etliche Tugenden. Allen voran Fleiß, Disziplin, Entschlossenheit. Heutzutage weitestgehend Fremdwörter. Gibt es nämlich noch nicht als Apps. Unsere Eltern hatten auch einiges, allen voran die bunten 68er. Diese waren größtenteils geprägt durch Visionen und Vorstellungen von Frieden, Gleichheit, Aufbruch. Und als Krönung noch ein paar Handvoll extrem geiler Drogen oben drauf, zack. Kam voll gut. Irgendwann kam dann die Wiedervereinigung, 1989 glaube ich, die Wende. Schönes Ding, zumindest zu der Zeit noch. Auch wenn man das heute kaum noch glauben kann. War aber damals so. Damals war das echt ein schönes Ding. Und die Worte der Stunde waren seinerzeit Solidarität, Einheit, Freiheit. Bla. So, und jetzt? Was haben wir heute? 327 Ein Drittel starrt mit offenem Mund auf ihre Playstations, das zweite Drittel feiert im Exzess als Rave-Nation. Abhängig von teuflischen pharmazeutischen Erzeugnissen, weil sie nicht wußten, was diese Scheiß-Drogen bedeuteten. Das dritte Drittel hängt perspektivlos rum auf deutschen Straßen, Kids mit dreizehn Jahren ziehen sich schon dieses weiße Zeug in die Nase. Die keine Ziele, aber nur Träume haben, und das sind meist teure Wagen. Sie planen ihr Leben nicht weiter als heute Abend. Denken, zur Not geht es wie bei Nintendo noch neu zu starten. Scheißen drauf, ob sie bald sterben - wer will schon alt werden? ... Darum rauchen wir täglich Weed, und deshalb sind ich und meine ganze Generation so depressiv. (Samy Deluxe) 1. Was haben wir? Heute haben wir einen monströsen Pott voll Affenkacke! Ja wie, zu subtil?! Alles klar, dann vielleicht so: Man nehme einen gemeinen Guinea-Pavian, der eh schon von sich aus voll krass zum Kotzen stinkt. Diesem näht man dann den Arsch zu und füttert ihn für volle sechs Wochen ausschließlich mit Labskaus, frischem Pansen, saurer Milch, Testikeln, Kopfsülze, dicken Bohnen und ähnlichen Leckereien. So, und dann nach ca. sechs Wochen -bzw. wenn der Pavian gelbe Augen und grünes Fell bekommen hat- macht man dem die Naht am Arsch wieder auf, kippt ihm noch schnell einen Cocktail aus Sauerkrautsaft, Bockbier, Ziegenpisse und Schlachtebrühe rein, zack, und tritt ihn dann mit voller Wucht in die Magengegend. Zack! So, und das, was da dann rauskommt - genau das haben wir. Rausgedrückt, abgeseilt, zugeschissen! 328 Konkret: Allem voran die drei schönen, großen A: Armut, Angst, Ausbeutung. Nein, wirklich? Da wäre ja jetzt wohl keiner von selbst drauf gekommen, insbesondere nach Lektüre der letzten 300 Seiten nicht. Drauf geschissen. Denn wir haben noch viel, viel mehr. Ganz tolle Sachen kommen da noch. Geht schon los, hier, zack: Arbeitslosigkeit, Ein-Euro-Jobs, Zeitarbeit. Die Erfüllung beruflicher Träume, phantastisch. Genau das war nämlich auch meine Vorstellung, als ich damals mein beknacktes BWL-Diplom in die Hand gedrückt bekam: Super, damit stehen Dir jetzt aber mal alle Möglichkeiten offen. Also auf, auf zur nächsten Zeitarbeits-Firma, bißchen Kisten stapeln oder Kartons falten oder Taxi fahren oder sowas. Oder zum Arbeitsamt, was besonders Sinnvolles vermitteln lassen. So für drei oder sogar vier Euro die Stunde Schrauben sortieren oder an die Wand gucken oder vergleichbar sinnvolle Tätigkeiten. Hurra! Nein, Blödsinn, alles nur Spaß. Alles Späßchen. Natürlich geht es nicht zum Arbeitsamt, natürlich geht es gleich eine Tür weiter, zack, ab zu Onkel Peter. Ab zu Onkel Peterchen, schön HartzIV, HartzV, HartzVI, das volle Programm, macht eh den größten Sinn. Hut ab, Hut ab für Onkel Peterchen! Und Stößchen! Ach, wir haben ganz viele tolle Sachen. Was haben wir nicht für viele tolle Sachen. Endgeile Sachen. Hier, wir haben Riester-Rente, Rechtschreib-Reform, Raucher-Gesetz. Die drei Großen R. Fast so geil wie die drei großen A. Aber auch nur fast. Dafür mindestens genauso sinnvoll. Wobei das ja nicht so ganz stimmt, letzteres heißt nämlich nicht Raucher-Gesetz, sondern Nichtraucher-Schutzgesetz. Klingt total geil, total abgefahren. Und ist es auch. Scheiß Raucherei, sollen die Kids zum Koma-Saufen und Waschbenzin-Schnüffeln mal lieber ein paar Chips fressen. Denk` doch mal einer an die Kinder! Also alles ganz toll, und macht auch alles ganz toll viel Sinn. Ganz toll viel Sinn, ganz toll viel Schwachsinn. Apropos Schwachsinn, wir hätten da noch Halbleichen, Pseudo-Manager, Inkompetenz im Angebot. Recht schönen Dank auch. Und natürlich Kapitalismus, Egoismus, Nihilismus. Auch sehr schön. 329 Korruption, Habgier, Lügen hätte ich fast vergessen. Das wäre aber schade gewesen, denn das ist ja auch eigentlich alles ganz schön schön. Kriminalität, Ghettos, Drogen. Auch sehr schön, darf auch nicht fehlen in unserer bunten Sammlung hier. Oder hier, zack: Neukölln, Kreuzberg, Tempelhof. Metropolen dieser Welt. Sehen und sterben. Im wahrsten Sinne des Wortes. Oder umgekehrt. Und daß mir ja keiner unsere Vollidioten, Vollopfer, GIMP3000 vergißt. Phantastisch. Aber haben wir nicht noch mehr? Aber ja, sicher, geht jetzt erst richtig los: Multivan, Nordic Walking, Fuß-French. Für mich ganz klar die Gadgets der Woche, wenn nicht sogar des Monats. Ferner haben wir Bunte, Gala, BILD. Wer das hat, der braucht eigentlich sonst nicht mehr viel. Nicht wirklich. Außer vielleicht noch Peace, Victory, Gipsy King. Keine Frage. Und natürlich Fußpilz, Hämorrhoiden, Dünnschiß. Auch sehr geil. Apropos Dünnschiß und so, wir haben Schnäuzchen, Dauergrinsen, Casting-Opfer. Was bin ich froh, daß wir das haben. Denn daher weiß ich mittlerweile auch, wer Lisa Gina ist. Ja, genau, Lisa Gina oder Gina Lisa oder drauf geschissen. Hat da auf jeden Fall irgendwann beim Schnäuzchen-Kaspertheater mal mit rumgeturnt. Und zudem den wohl schlechtesten Amateur-Porno der Welt ins Netz gestellt. Unfaßbar schlecht, wußte gar nicht, daß man überhaupt so schlecht vögeln kann. Meine Fresse! Man sagt ja immer, dumm fickt gut, aber sowas?! Ausnahmen bestätigen offensichtlich auch hier die Regel. Und wo wir gerade bei beim Thema sind: Terenzi, tritt mit Würde ab. Verschwinde stilvoll in der Versenkung. Oder mach` was Neues, `ne neue Platte oder CD oder sonstwas. Geh` zu Sarah with Love zurück oder sonstwo hin, mir persönlich total scheißegal. Aber baller` nicht eine dummblondierte, mediennotgeile Plastik-Frutte nach der anderen durch, nur, um nochmal ein paar billige Schlagzeilen zu machen. Geht einem ja langsam mal sowas von auf den Sack, dieses ganze F-PromiFriseusen-Bums-Ballett, boah. Heftig, echt heftig. Laß es bitte sein. Unser Bedarf an Vollopfern ist gedeckt. Bis obenhin. Echt jetzt. Also laß bitte stecken. Vielen Dank für Dein Verständnis. 330 Marc Terenzi, der Lothar Matthäus der Popmusik. Aber back to business, hier, zack: Diäten-Anpassung, Abwrack-Prämie, Solidaritäts-Zuschlag. Haben wir auch noch. Und die dürfen aber auch auf keiner Party fehlen, die sind nämlich der absolute Knaller. Auch sehr geil, auch immer ein fetter Knaller: Gewinnwarnung, Outsourcing, Ich-AG. Very amazing und mindestens ähnlich very exciting. Nicht ganz so exciting wie CO2-Austoß, Umweltplakette, Gesundheitsreform, aber fast. Endgeil. Ich frage mich gerade ganz ernsthaft, wie man so viele geile Sachen haben kann. Unglaublich. Hier, die drei nehmen wir noch mit, dann muß das auch mal reichen: Besserverdiener, Bausparer, Mittelstand. Da weiß man gar nicht, was man davon lieber wäre. Am besten alles auf einmal. Ach, drauf geschissen, hier kommen jetzt die richtig geilen Teile, die ganz krassen Dinger. Hier, zack, nimm hin: Ehrenmord, Ground Zero, Achse des Bösen. Uiuiui. Ob das alles noch politisch korrekt ist? Keine Ahnung, aber das haben wir ja nunmal. Und wir wollen ja schließlich kein Blatt vor den Mund nehmen. Also weiter mit Israel, Irak, Afghanistan. Zack, jetzt ist es raus, und jetzt muß ich aber auch gleich Schluß hier machen, sonst landet mein Buch sofort auf dem Index. Zack, ab, Index, Feierabend. Und wenn ich dann auch noch so lebensmüde wäre, den Islam zu erwähnen, dann wäre eh alles vorbei. Also lieber wieder etwas seichter weiter, ist besser für alle. Denn natürlich haben wir mittlerweile auch unser Sommermädchen, unser erstes Sommermädchen, unser Sommermädchen 2009! Hurra! Keine Ahnung, wer das Rennen gemacht hat, ich habe die Scheiße nicht geguckt. Aber irgendeine Dussel-Usch wird da wohl am Ende gewonnen haben. Mal Terenzi oder Matthäus anrufen, die wissen das bestimmt. Loool... Auf jeden Fall besten Dank an Gimp3000, denn darauf hat die Welt lange warten müssen. Also Glückwunsch und ein wahnsinnig dickes Stößchen, denn wir freuen uns. Wir alle, die ganze Welt. Und wir Honks sowieso, und ich aber auch ganz besonders. Also phantastisch, Glückwunsch, Stößchen. Bla. 331 Fast bleibt mir die Zunge im Halse stecken, auweia, weil ich gar nicht ausdrücken kann, wie sehr ich mich freue. Man könnte hier also ganz unverblümt und unübertrieben von einer unheimlichen Freude sprechen. Ich freue mich so sehr, vor lauter Freude hätte ich fast Eisbär Knut vergessen, das dumme Arschloch. Daneben haben wir noch etliche ähnlich geile Sachen. Vom Prinzip her alles dieselbe Scheiße, muß man ja nur mal Zeitung lesen, Glotze anmachen oder aus dem Fenster gucken. Oder eine App dafür besorgen. Mir persönlich vollkommen Latte. Aber ein paar gute Sachen haben wir wirklich. Schumi Schumacher fährt jetzt wieder Rennen, und das auch noch in einem Benz. Geil, geil, geil. Sehr geil. Ein seltener Lichtblick zwischen der ganzen Kacke, mit der wir uns tagtäglich auseinandersetzen müssen. Abschließend, jedoch nicht erschöpfend aufzuführen: Natürlich Idioten, Fremdopfer, Honks. Ganz klar. Honks bzw. der Honk. Der Honk, das zwangs- und vorläufige Endprodukt einer beschissenen EvolutionsKette. Keine Ahnung, ob das nun gut oder schlecht oder egal ist. Aber irgendwer muß es ja sein, einer muß es ja machen. Stößchen für den Honk. Wir haben also -mal abgesehen von Schumi und dem Honk- lauter Scheiße, die wir nicht brauchen. Völlig geil, völlig absurd. Völlig absurde Scheiße. Das ist ähnlich geil und absurd, als kaufte man ein Auto mit einem eingepflanzten Kirschbaum im Kofferraum. Das wäre ähnlich sinnvoll, das braucht eigentlich auch jeder. Oder man baut ein Haus mit einer inneren Deckenhöhe von 80 cm, durch das man dann gerade noch so auf allen Vieren krabbeln kann und andauernd mit der Birne an die Decke knallt. Das wäre auch eine besonders gute Idee. Das hat man dann, aber eigentlich ist das total absurd und Scheiße und macht aber auch gar keinen Sinn. Total beknackt. 332 I`m starting with the man in the mirror. I`m asking him to change his way. And no message could have been any clearer: If you wanna make the world a better place, take a look at yourself and make a change. (Michael Jackson) 2. Und was fehlt uns? Keine Ahnung, was uns fehlt. Mir auf jeden Fall die Lust, hier noch groß was weiter zu schreiben. Kein Bock mehr. Feierabend. Uns ist eh nicht mehr zu helfen. Allein der traurige Umstand, wie sich unsere feine Spezies an Schwächeren vergeht, ohne daß irgendwer einschreitet oder irgendwas passiert, kann nur noch die logische Schlußfolgerung zulassen, daß wir bereits in Sodom und Gomorrha leben. Und wer das jetzt aber ein wenig weit hergeholt oder schräg oder gar witzig findet, der kann sich ja gern mal auf Youtube chinesische Haifisch-Fänger bei der Arbeit angucken. Oder ähnliche Sauereien, Mensch ist da sehr flexibel. Oder hier, mal ganz aktuell: Michael Jackson. Von einer perversen Gesellschaft, von geldgeilem Dreckspack, von karrieregeilen Anwälten und ähnlichem Gesindel in den Tod gehetzt. Verunglimpft, geschändet, ans Kreuz genagelt. Mensch nagelt scheinbar alle 2000 Jahre mal einen Guten ans Kreuz. Nein, viel schlimmer, Mensch macht das tagtäglich. Nur nicht immer so offensichtlich. Denkt mal drüber nach, liebe Brüder und Schwestern der Sonne, denkt mal drüber nach... So, und jetzt habe ich aber wirklich keine Lust mehr. 333 Deine Zweifel waren groß, niemand hat sich interessiert. Du spürst, wie`s langsam leichter wird, das Schlimmste ist jetzt hinter Dir. Du bist noch ganz benommen, wir sind bald angekommen. Du brauchst jetzt nicht mehr zu weinen, denn ich hab` Dich an die Hand genommen. Manchmal muß man einfach raus, denn manchmal ist die Welt zu klein. Willst Du die Unendlichkeit, dann laß Dich fallen und steig` mit ein. Ich zeig` Dir wahre Liebe und wie gut es tut, die Faust zu ballen. Wir fliegen vom Dunklen ins Sonnenlicht bis wir zu Staub zerfallen... (Deichkind, Luftbahn) VI. Epilog Ladies and Gentlemen, bitte stellen Sie ihre Sitze in eine waagrechte Position und schnallen Sie sich ab. Beginnen Sie mit dem Saufen und Rauchen, wir setzen zur Landung an. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in der Realität und würden uns freuen, Sie bald wieder an Bord der Honk-Airlines begrüßen zu dürfen. Ladies and Gentlemen, willkommen im Honkland. Stößchen. 334