radical left - back on track!
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radical left - back on track! Texte/Ideen/Analysen/Berichte zu den Themen Naziaufmarsch+Hintergründe.........(S.2+3) Innenministerkonferenz in Nbg.......(S.4-6) Sozialraubsdemo in München........(S.6+7) Veranstaltungstipps............................(S.7) und Layoutverweise...........................(S.8) der Radikalen Linken..........................(RL) heißer Herbst 2006 Nür nberg Sozialkürzungen an allen Ecken und Enden, egal ob rot/grün, Hartz IV, Mehr- und Zwangsarbeit, egal ob schwarz/ rot, Massenarbeitslosigkeit und unsichere (Mini)Jobs, egal ob Jamaika- oder Ampelkoalition, Studiengebühren, Bildungsabbau und Gesundheitsentsorgung: Die neoliberale Wirtschaftsideologie die Freiheit des Marktes auf Kosten derjenigen, die nichts anderes haben, als ihre Arbeitskraft immer billiger zu verkaufen, durchzieht die Kontinente. Wenige Reiche werden reicher, die vielen Anderen ärmer. Egal ob hier, übers Land hinaus oder global gesehen: Profitmaximierung scheint grenzenlos und kaum zu stoppen. Die Wenigen haben das Sagen und bestimmen derzeit den Lauf der Dinge. Sie führen Kriege und spielen uns gegeneinander aus, viel zu Viele sind noch in der Systematik gefangen, schimpfen und poltern zwar, treten aber noch viel zu oft nach unten, anstatt nach Oben zu schlagen! Von den Vielen sind es zur Zeit nur Wenige, aber es werden immer mehr, die sich wehren, die sagen, so wie es ist, kann es nicht bleiben. Über die Zukunft sind sich Viele der Wenigen noch uneins. Den Kapitalismus überwinden wollen wohl aber die Meisten. Das Ziel im Blick braucht es Zeit, braucht es Wissen und Praxis, Organisierung und Vernetzung, Kreativität und Durchhaltevermögen, Bündnisse und Zusammenarbeit. Die Radikale Linke (RL) Nürnberg will dazu aufmuntern, sich zu widersetzen, sich zu verweigern, es sich nicht mehr gefallen zu lassen, zu kämpfen, die Systemfrage zu stellen und Ideen zu entwickeln, wie es anders aussehen könnte. Wenn Allen alles gehört, Niemand weniger hat, weder Hautfarbe noch Geschlecht eine Rolle spielt. Dafür gilt es aktiv zu werden, hier, über die Grenzen hinaus, global. Für den 14. Oktober 2006 hat der NeoNazi Christian Malcoci unter dem Motto „Recht statt Rache – Revision der Nürnberger Prozesse“ einen Aufmarsch in Nürnberg angemeldet. Malcoci ist seit Jahrzehnten ein aktiver Neo-Nazi-Kader. Unterstützt wird er dabei von sog. freien Kameradschaften und der rechtsextremen NPD. Soll es nach den Nazis gehen, werden sie vom Nürnberger Justizgebäude über die Fürther Straße durch Gostenhof zum Nürnberger Hauptbahnhof ziehen. Doch dagegen formiert sich massiver Widerstand. Gegen die offene Verherrlichung des Nationalsozialismus 60 Jahre nach den Urteilssprüchen und den Aufmarsch durch Gostenhof, plant ein breites Bündnis, sich den Nazis in den Weg zu stellen und damit den Aufmarsch zu blockieren. Dieser Tage mal Blockade Der Naziaufmarsch stellt in vielerlei Hinsicht eine besondere Provokation und einen Zwang zu entschlossenem Handeln dar. Zum einen besteht der Anspruch, niemals das braune Pack ungehindert auftreten zu lassen, zum anderen kommt die geplante Route durch den linken und migrantischen Stadtteil Gostenhof erschwerend hinzu. Und schließlich ist das Motto, wie auch der Ort, an welchem die Nazis den Aufmarsch beginnen wollen, ein schierer Skandal. Denn das Nürnberger Justizgebäude mit seinem berühmten Sitzungssaal 600 war 1946 historischer Ort der “Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse”, in welchem führende Nationalsozialisten u.a. wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt wurden (siehe Kasten). Die Forderung der Rechtsextremen nach Revision der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse direkt vor dem Nürnberger Justizgebäude und damit die Verharmlosung bzw. Verherrlichung des Nationalsozialismus, ist nicht hinnehmbar. Und dies ist auch der Grund, warum sich viele einig darüber sind, dass dieser Aufmarsch nicht stattfinden darf. An vielen Orten hört mensch schon jetzt: „Damit kommen die nicht durch!“ Neben einer Demonstration durch den Stadtteil Gostenhof wird am 14.10.06 alles darauf hinaus laufen, die Nazis direkt am Nürnberger Justizgebäude in der Fürther Straße zu blockieren. Ein breites Vorbereitungsbündnis will den Aufmarsch durch Aktionen des Zivilen Ungehorsams blockieren und ruft alle Menschen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen dazu auf, sich daran zu beteiligen. Kulturelle Initiativen werden dazu in der Fürther Straße die passende Atmosphäre schaffen, der Stadtteil Gostenhof wird auf den Beinen sein und auch überregional haben sich bereits AntifaschistInnen angekündigt, gemeinsam den Nazi-Aufmarsch und damit die Verherrlichung des Nationalsozialismus zu verhindern. -2- Mit der offen angekündigten Blockade, die auf breiten gesellschaftlichen Beinen steht, könnte antifaschistischer Protest erstmals seit Jahren wieder eine neue Qualität in Nürnberg erreichen und damit an erfolgreiche Gegenwehr in der Vergangenheit anschließen. Die Thematik und der Stadtteil Gostenhof bieten dafür die besten Voraussetzungen. Antifaschistische Gegenwehr ist notwendig! Nazis versuchten in der jüngeren Geschichte immer wieder mittels Gedenken oder Aufmärschen den Nationalsozialismus zu relativieren, zu verharmlosen oder zu verherrlichen. Immer schon war es nicht der Staat, der dagegen wirksam vorging - es sei denn, wenn es galt, das Standort-Image eines geläuterten Deutschlands zu polieren. Es sind engagierte AntifaschistInnen aus großen Teilen der Gesellschaft, die alten wie neuen Nazis nicht nur effektiv entgegengetreten, sondern auch die öffentliche Verbreitung von faschistischen Inhalten auf verschiedenste Art und Weise verhindern. Wo es gelingt, den Widerstand breit zu verankern, kann zum einen den Faschos tatsächlich kein Fußbreit ermöglicht werden, zum anderen wird hierdurch deutlich, dass es - so unterschiedlich die einzelnen Inhalte und Motivationen auch sind - gegen die Nazis einen gemeinsamen Kampf gibt und geben muss. Erfahrungen aus anderen Städten oder der Vergangenheit auch hier in Nürnberg belegen dies. Wo immer eine antifaschistische Mobilisierung sich nicht hat spalten lassen, sondern in gegenseitiger Anerkennung, aber nicht isoliert nebeneinander, sondern in gleicher Stossrichtung agierte, konnten Naziaufmärsche verhindert werden. Eine Blockade bedeutet immer mehr als nur Protest, also das Artikulieren von Unmut. Hier fängt Widerstand an. Dieser ist auch wichtig und legitim, besonders da vom Staat nichts zu erwarten ist, denn dieser schützt nur zu oft die Naziaufmärsche vor unserem Widerstand mit Gesetzen und PolizistInnen. NO PASARAN – Sie werden nicht durchkommen! FAŞIZME KARŞI OMUZ OMUZA – Schulter an Schulter gegen Faschismus! Die „Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse“ In den Nürnberger Prozessen von 1945 – 1946 wurden die „Hauptkriegsverbrecher“ und Verantwortlichen für 12 Jahre nationalsozialistische Herrschaft vor einem internationalen Gerichtshof zur Rechenschaft gezogen. Neben 24 führenden Staatsmännern wie, z.B. Rudolf Hess und Herman Göring, richtete sich die Anklage auch gegen die SS, SA, den „Generalstab und das Oberkommando der Wehrmacht“, das „Führungskorps“ der NSDAP und der „Gestapo und SD“. Der Kern der Anklageschrift lautete: „Verschwörung gegen den Frieden“, „Kriegsverbrechen“, „Verbrechen gegen den Frieden“ und „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Damit sollte die Vorbereitung und Durchführung eines Angriffskriegs, die Verbrechen der Wehrmacht, wie z.B. die brutale Ermordung und Misshandlung der Bevölkerung in den besetzten Gebieten und die Deportation Tausender in Konzentrationslager, verurteilt werden. Weiterer Anklagepunkt war die Ermordung, systematische Vernichtung, Versklavung, Folter und Deportation der Zivilbevölkerung vor und während des Krieges. Alle Angeklagten erklärten sich für nicht schuldig. Das Urteil der Nürnberger Prozesse beinhaltete 12 Verurteilungen zum Tode, 7 Angeklagte wurden zu Freiheitsstrafen von mehreren Jahren bis lebenslänglich verurteilt, daneben gab es 3 Freisprüche. In den sogenannten Nachfolgeprozessen waren 185 Ärzte, Juristen, SS, Polizisten, Industrielle, Bankiers, Militärische Führer, Minister und hohe Regierungsbeamte angeklagt. 24 der Angeklagten wurden zum Tode verurteilt. Mit dem Ende der Kriegsverbrecherprozesse 1949 war in Deutschland die Suche nach den Schuldigen für 12 Jahre Faschismus abgeschlossen. Der Großteil der Bevölkerung, wie auch die zahlreichen Profiteure aus Industrie, Banken und Wissenschaft mussten keine Verantwortung für die Grauen der vergangenen Jahre übernehmen. Geschichte wird gemacht Nur lächerlich kann es heute eigentlich erscheinen, wenn Neonazis zum Nürnberger Justizgebäude mobilisieren, um “Recht statt Rache – Revision der Nürnberger Prozesse“ zu skandalieren, wenn mensch bedenkt, wie seit Kriegsende NazitäterInnen mehr als verharmlosend behandelt wurden. Zwar versuchten anfangs die Alliierten noch NS-Verbrechen juristisch zu ahnden, doch blieb und bleibt eine konsequente Verfolgung von NS-TäterInnen langfristig aus. Hatten sich die Alliierten nach Kriegsende noch die „Entnazifizierung“ zum Ziel gesetzt, so verschob sich ihr Interesse rasch hin zu einer Zusammenarbeit mit ehemaligen NS-FunktionsträgerInnen, z.B. aus Justiz und Politik, um das Feindbild Kommunismus zu bekämpfen. Dies ebnete den Weg hin zu Verdrängung, Verharmlosung, Leugnung, sowie Instrumentalisierung historischer Tatsachen in der Nachkriegs-BRD. Die juristische Ignoranz gegenüber NS-Verbrechen Die Nürnberger Prozesse gegen 24 Hauptkriegsverbrecher durch das internationale Militärtribunal stellten die spektakulärsten Verfahren gegen NS-Täter dar (siehe Kasten). Fanden 1946 im Zuge der „Entnazifizierung“ noch 78% der Bevölkerung die Bestrafung durch die Nürnberger Prozesse als gerechtfertigt, konnte im Laufe der Jahre die Überzeugung, dass die Urteile zu hart gewesen wären wieder offen geäußert werden. Zahlreiche NS-Funktionäre wurden begnadigt und rehabilitiert. Im Jahr 1952 erklärte die Bundesregierung die „Entnazifizierung“ offiziell für beendet. Dies war möglich, da bereits unmittelbar nach der deutschen Kapitulation, Nazis und Kriegsverbrecher in allen Bereichen von Staat, Wirtschaft, Bundeswehr und Justiz mit Hilfe der Westalliierten wieder Fuß fassten. Somit konnten sie ihre Karriere fortführen und z.T. ihre ideologischen Ziele auf neuer Ebene weiterverfolgen. Für die Bestrafung von NS-Profiteuren hieß dies, dass in der BRD kein juristisches Instrumentarium geschaffen wurde, das speziell NS-Verbrechen geahndet hätte. Im Gegenteil, es wurden in den 1950er und 60er Jahren Amnestiegesetze und Verjährungsfristen verabschiedet, durch die mehr als eine Million TäterInnen straffrei in der BRD leben konnten. Ermittlungen und Prozesse gegen NS-TäterInnen der folgenden Jahrzehnte gingen aufgrund politischer Interessen und personeller Kontinuitäten äußerst schleppend und korrupt von statten und stießen in breiten Teilen der Bevölkerung auf Ablehnung. Auch heute noch werden Verfahren gegen Altnazis aufgrund mangelnder Interessen deutscher Behörden verschleppt. Und nicht nur Altnazis werden dadurch bis heute gedeckt. Es ist die deutsche Justiz, die auch heute noch AntifaschistInnen kriminalisiert, während sie Naziaufmärsche genehmigt und schützen lässt. Mit einem gelegentlichen Alibi-Verbot einzelner Nazi-Vereine wird die Tatenlosigkeit des Staates und seiner Organe gegen Neofaschismus vertuscht. Ideologische Kontinuitäten Nicht nur auf juristischer, sondern auf gesamtgesellschaftlicher Ebene hat sich bis heute wenig getan, um NS-Verbrechen zu verfolgen und faschistische Ideologien zu bekämpfen. So spielte die BRD innerhalb kürzester Zeit nach 1945 eine zentrale Rolle innerhalb des „Kalten Krieges“. Durch das Ausbleiben einer ideologischen „Entnazifizierung“ wurde der Antikommunismus schnell wieder Staatsdoktrin und eine nachträgliche Rechtfertigung des nationalsozialistischen Antikommunismus konnte erlangt werden. Der damalig schärfste Ausdruck nach Innen war das 1956 verabschiedete Verbot der KPD. Gleichzeitig formierten sich ohne nennenswerte Repression faschistische Parteien, wie z.B. Anfang der 60er Jahre die bis heute agierende NPD. Auf intellektueller Ebene findet der manifestierte Antikommunismus Mitte der 1980er Jahre seinen Höhepunkt mit dem „Historikerstreit“, in dem mittels der Totalitarismustheorie versucht wurde Faschismus und Kommunismus gleichzusetzen. politische Anstrengungen unternommen wurden, das Thema abzuwiegeln und zu einem Schlussstrich zu gelangen. Offiziell wurde bis Anfang der 1990er Jahre nie zur deutschen Schuld gestanden. Veränderungen seit 1989/90 Dies änderte sich mit der „Wiedervereinigung“, die eine bis dahin beispiellose nationalistische Welle in Deutschland auslöste. Während Flüchtlingsheime brannten, erstarkte in der Bevölkerung ein neues nationales Bewusstsein. Gleichzeitig wurde auch die faschistische Vergangenheit mehr und mehr öffentlich thematisiert. So wurde z.B. mit der Wehrmachtsausstellung auch die Frage nach der Beteiligung „ganz normaler deutscher Soldaten“ an den NS-Verbrechen gestellt und mit der formalen Entschädigung ehemaliger ZwangsarbeiterInnen die Profite der Wirtschaft thematisiert. Unter rot/grüner Regierung wurde zwar Erinnerungspolitik betrieben, die aber u.a. zur Durchsetzung neuer internationaler Machtinteressen instrumentalisiert wurde. So befehligten an die Macht gekommene Alt-68er, 1999 den ersten Kampfeinsatz deutscher SoldatInnen nach 1945 in Jugoslawien nicht trotz, sondern „wegen Auschwitz“. Dies war der Durchbruch, Deutschland eine besondere Verantwortung in der Durchsetzung „humanitärer Kriegseinsätze“ zuzuschreiben und seither weltweit wieder Kriegspartei zu sein. Letztendlich ging und geht es aber allein darum, als mächtiger Akteur im globalen wirtschaftlichen und militärischen Weltgeschehen eine Führungsposition zu erreichen. Der letzte Event hin zu einer „Normalisierung“ war das Gedenkjahr 2005, in dem offensiv deutsche Verbrechen mit deutschen Kriegsleiden gleichgestellt wurden. Heute wird zwar Erinnerungspolitik betrieben, es gibt Tage und Orte, an welchen den Opfern des Faschismus gedacht wird, aber politische Konsequenzen, die eine kritische Faschismusanalyse zur Voraussetzung hätten, werden nicht getroffen. Gleichzeitig kann nun spätestens seit der WM alles schwarz-rot-gold leuchten, ohne dass sich irgendwer für einen deutschen Nationalismus rechtfertigen müsste. Dieses wiedererstarkte kollektive Nationalbewusstsein ist das Resultat jahrzehntelanger Geschichtsverdrehung im politischen Interesse der Herrschenden, mit dem Ziel endlich einen Schlussstrich unter die deutsche Vergangenheit zu setzen. Ist das alles Geschichte? Mit der Forderung nach „Revision der Nürnberger Prozesse“ wird selbst der minimale Konsens der Entnazifizierung durch die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse in Frage gestellt. Der gesellschaftliche Konsens des „Antikommunismus“ führte nicht nur zur Rehabilitierung von Führungspersonen aus Wirtschaft, Justiz und Politik, sondern ermöglichte auch den Wiederaufbau rechtsextremer und faschistischer Parteien und Organisationen. Heute, wie auch kurz nach der Befreiung vom Faschismus existieren in Deutschland im klassischen Sinne faschistische Parteien, Bewegungen und Gruppen, die sich mehr oder weniger offen an die historischen Modelle anlehnen. Unter anderem mit der unausgesprochenen Hoffnung, dass Alt-Nazis mitsamt ihrer Ideologie aussterben, wurde das Problem des Wiedererstarkens einer faschistischen Bewegung verkannt und verharmlost. Vereinzelte Versuche der „Gefahr von rechts“ mit juristischen Mitteln durch Verbote zu begegnen, scheiterten zuletzt beim NPD-Verbotsverfahren, wegen der Beteiligung von V-Männern des Verfassungsschutzes an rechtsextremen Aktivitäten und dem Aufbau und der Finanzierung der Partei durch staatliche Gelder. Die offene Leugnung oder Rechtfertigung des Holocaust, die Relativierung und Gleichsetzung mit anderen Kriegsverbrechen zählen nicht zuletzt bei faschistischen Aufmärschen, sei es in Wunsiedel beim Rudolf-Hess-Gedenkmarsch oder am 14. Oktober in Nürnberg zur traurigen Realität der BRD. Natürlich gab es in der BRD auch HistorikerInnen und Strömungen, die eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus betrieben. Dies beginnt bei der StudentInnenbewegung der 60er Jahre, die die Täterschaft ihrer Elterngeneration thematisierte. Mit der Ausstrahlung der amerikanischen Filmreihe „Holocaust“ wurden die Verbrechen der Nazis zum ersten mal drastisch einer breiteren Bevölkerung sichtbar gemacht. Geschichtswerkstätten, die eine Aufarbeitung von unten vorantrieben, sorgten für die Errichtung von Gedenkstätten für die Opfer des NS, was zunächst überwiegend von Überlebenden und Opferverbänden angestrengt wurde. Dennoch kann auch hier nicht von einer gesamtgesellschaftlich kritischen Auseinandersetzung gesprochen werden, da stets -3- Do you really want to change this system? Let´s better start now... Seit dem G8-Gipfel in St. Petersburg ist der offizielle Termin bekannt. Vom 06. – 08. Juni 2007 ist entlang der mecklenburgvorpommerischen Ostseeküste mit Ausgangssperre, geschlossenen Läden und einem Großaufgebot an Geheimdiensten, Sondereinsatzkommandos und Oberfeldwebeln zu rechnen, weil acht „wichtige“ Staatschefs einen abgeschiedenen Ort wie den Bonzenkurort Heiligendamm für ihr illegitimes Treffen in Beschlag nehmen wollen. Nicht nur deswegen, sondern hauptsächlich wegen ihrer ausbeuterischen und menschenverachtenden Politik, ist wie immer bei solchen Zusammenkünften, mit massivem Widerstand zu rechnen. Denn schließlich treffen sich hier die VertreterInnen der acht Staaten, die den größten Anteil der weltweiten Ausbeutung und Ausplünderung für sich beanspruchen. Sie stehen stellvertretend für eine Politik, die Kriege und Flucht, Armut und Reichtum verursacht, sie stehen stellvertretende für ein Gesellschafts- und Produktionssystem, das auf soziale Ausgrenzung und Hierarchisierung angewiesen ist und dessen Profitgier die Privatisierung überlebenswichtiger Güter notwendig macht. first step: start at the beginning Bereits jetzt ist absehbar, dass die Zusammenkunft der G8 in Heiligendamm nicht ohne erheblichen Widerstand über die Bühne gehen wird. Aus den verschiedensten Spektren der politischen Linken von NGOs und kirchlichen Gruppen, von GewerkschafterInnen über Attac, von traditionellen bis hin zu undogmatischen antikapitalistischen Gruppen der radikalen und revolutionären Linken werden Proteste und Gegenaktivitäten angekündigt. Soll der Widerstand gegen den G8-Gipfel an erfolgreiche Proteste in der Vergangenheit anknüpfen, so ist es erforderlich, die unterschiedlichen Aktionsformen und die Vielfalt dieser politischen Kräfte zusammen zu bringen. Im März 2006 wurden bei der 1. Aktionskonferenz in Rostock erste Kontakte zwischen den unterschiedlichen Spektren geknüpft. Erklärtes Ziel aller Anwesenden war es, die gemeinsame Gipfel-Mobilisierung möglichst breit zu verankern. Kraftvolle Tage des Widerstands sollen es im Juni 2007 werden, „bei denen mit der Kritik der G8 und der bestehenden Weltordnung, auch gleichzeitig die Möglichkeiten und die Kräfte der Veränderung in der Aktion sichtbar werden.“ Seit Monaten werden in verschiedenen Netzwerken und Bündnissen praktische Aktionen vorbereitet, es werden Strategien entworfen und verworfen, es wird diskutiert, geplant und agiert, doch nun ist es an der Zeit, all das Erarbeitete zu überprüfen, zu bündeln, auszubauen und zusammenzubringen. second step: Internationale Aktionskonferenz vom 10. – 12.11.2006 in Rostock Die zentralen Beweggründe der jeweiligen Mobilisierungen gegen das Treffen der G8, gilt es nun herauszuarbeiten, um gemeinsame Schnittstellen und Anknüpfungspunkte unter Berücksichtigung internationaler Perspektiven von AktivistInnen aus ganz Europa zu analysieren. Der Countdown für die internationale Massenmobilisierung kommt damit in die entscheidende Phase. Es ist davon auszugehen, dass die Mobilisierung gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm alles andere in den Schatten stellt, was es in den letzten Jahren an linken und linksradikalen Aktivitäten innerhalb Deutschlands gab. Die einzelnen Gegenaktivitäten, von einer gemeinsamen Großdemonstration, über Massenblockade-Aktionen bis hin zu einem großen Kulturevent, einem Gegenkongress und einem Camp müssen auf der Aktionskonferenz Rostock II zusammengeführt und daraus ein für alle tragfähiger Aktionsfahrplan verabschiedet werden. Doch die Mobilisierung steht und fällt mit der Arbeit vor Ort. Vor allem die massenhaften Blockaden erfordern genaue und verlässliche Absprachen, wenn sich „Tausende von Menschen aus unterschiedlichen politischen und kulturellen Spektren und unterschiedlichen Aktionserfahrungen beteiligen, die sich in den Aktionen nicht nur gegenseitig respektieren und tolerieren, sondern tatsächlich zum gemeinsamen Handeln finden.“ Aus diesem Grund haben sich bereits so unterschiedliche Gruppen wie X-tausendmal quer, die Antifaschistische Linke Berlin (ALB), Avanti - Projekt undogmatische Linke, die Grüne Jugend sowie AktivistInnen von Attac, solid und der Werkstatt für Gewaltfreie Aktion unter einem gemeinsamen Aufruf zur Initiierung eines bundesweiten Netzwerks von Blockadegruppen zusammengefunden. Mit diesem wollen sie zur Bildung von lokalen, spektrenübergreifenden „Blockadegruppen“ anregen, die auf der Aktionskonferenz in Rostock ein gemeinsames Blockadenetzwerk ins Leben rufen sollen, um eine möglichst große Beteiligung an den Massenblockaden gegen den G8 zu erreichen und damit den gemeinsamen Widerstand zu einem Erfolg zu machen. third step: act local and take step 1! Für uns ist es wichtig, den Widerstand gegen die kapitalistische Globalisierung vor Ort zu beginnen. Erfolgreiche linke Gegenwehr kann keine Eintagsfliege sein. Reines Event-Hoping (von einem Gipfel zum nächsten) bringt uns dem Ziel einer anderen Gesellschaft keinen Schritt näher. Deswegen gilt es die Verknüpfung herzustellen, zwischen dem, was die da oben aushecken und dem, was bei uns davon ankommt. Der Kampf gegen Sozialraub und Bildungsklau hat mit G8 genau so viel zu tun, wie der Kampf gegen Krieg, ausbeuterische Arbeitsbedingungen, Lohndrückerei und Privatisierung weltweit. Bundes- und süddeutschlandweit haben sich bereits Netzwerke und Bündnisse zusammengefunden, in denen wir uns an den Mobilisierungen gegen den G8Gipfel beteiligen. Für Nürnberg wird es nun ebenfalls Zeit, sich zusammenzufinden und gemeinsam das Thema anzugehen. Bis Heiligendamm haben wir noch viele Schritte vor uns. Innerhalb einer süddeutschlandweiten Koordinierung haben wir uns bereits für die kürzeste Reiseroute nach Heiligendamm entschieden: von der Innenministerkonferenz in Nürnberg (step 1) über das World Economic Forum in Davos (step 2 - Januar 2007) zur Nato-Sicherheitskonferenz in München (step 3 - Februar 2007)! – Doch dazwischen gibt es noch vieles in Nürnberg zu tun! Step 1: Bundesinnenministerkonferenz in Nürnberg - Freiheit stirbt mit Sicherheit! Relativ unbemerkt von der (radikalen) Linken treffen sich zweimal jährlich die Innenminister und eine -ministerin der Länder mit Bundesinnenminister Schäuble und dem Präsidenten des Verfassungsschutzes zur sog. Innenministerkonferenz (IMK), um im Namen der „Sicherheit“ neue Gesetzesverschärfungen, Kontroll- und Überwachungssysteme auf den Weg zu bringen. Doch im Namen der „Freiheit“ regt sich dieses Mal Widerstand in Nürnberg. Antirassistische Initiativen und Flüchtlingsorga nisationen fordern bundesweit „Bleiberecht jetzt! Gegen soziale Ausgrenzung und Repression!“ und wollen damit eine bevorstehende Ausweisungs- und Abschiebeflut von -4- „geduldeten“ Flüchtlingen verhindern. Ihre Agenda: Soziale Ausgrenzung, Abschiebung, Zuwanderungsbegrenzung! Steckenpferd der Innenministerkonferenz ist das sog. „Zuwanderungsgesetz“, das nach fast zweijähriger Laufzeit nun zur Nachbesserung auf der Tagesordnung steht. Eine endgültige Regelung für die 190.000 „geduldeten“ Flüchtlinge, die zum Teil bereits seit 10 Jahren von deutschen Behörden gezwungen werden, in einem aussichtslosen Status der „Halblegalität“ zu verharren, soll getroffen werden. Ihre Anerkennung soll selbst nach Jahren, in denen sie nicht abgeschoben werden konnten, an Bedingungen geknüpft werden, so wird u.a. die „Sicherung des eigenen Lebensunterhalts“ gefordert, verarsche pur angesichts des – von den Innenministern höchstpersönlich verabschiedeten - Arbeitsverbots für „geduldete“ Flüchtlinge. Ähnlich gastfreundlich und weltoffen stellen sich die Leitlinien zur Zuwanderungs- und Integrationspolitik der großen Koalition dar, „Integration kann nur gelingen, wenn Migration gesteuert und begrenzt wird.“ Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, wenn die Evaluation des neuen „Zuwanderungsgesetzes“ bereits jetzt ergibt, dass Zuwanderung nach Deutschland kaum mehr möglich ist. Doch beim Fragenkatalog, wie hier noch weiter begrenzt werden kann bzw. MigrantInnen weiter entrechtet und effektiv ausgegrenzt werden können, mangelt es den Innenministern nicht an Einfallsreichtum. Ausländer- und sozialrechtliche Sanktionsmöglichkeiten für verpflichtete TeilnehmerInnen an Integrationskursen sollen auf der IMK ebenso diskutiert werden, wie Ausländerbehörden das Recht einzuräumen, aufenthaltsrelevante Vaterschaftsanerkennungen anzufechten. Die Umsetzung dieses ganzen Wahnsinns kommt seit der Verabschiedung des „Zuwanderungsgesetzes“ dem am Rande des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg ansässigen Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zu. Dieses steuert und speichert, kontrolliert und überwacht über das Ausländerzentralregister so ziemlich alle, die keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Die Daten von rund 6,7 Millionen Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit werden hier „zur Steuerung und Planung von Zuwanderung“ verwaltet und stehen als „Informationsquelle für ca. 6000 Partnerbehörden“ zur Verfügung. Dieses Amt untersucht auch in Zusammenarbeit mit der IOM (International Organization of Migration) „weltweite Flüchtlingsströme“, damit diese Deutschland und Europa gar nicht erst erreichen. Die Zukunft der deutschen Integrationsbemühungen liegt jedoch in der „Förderung der freiwilligen Rückkehr“. Denn laut BAMF sind „Migration, Integration und Reintegration ... durch die Förderung der freiwilligen Rückkehr eng miteinander verbunden.“ Und wer nicht freiwillig geht, bei dem helfen die Innenminister durch diverse Gesetzesvorschläge nach. Denn wenn es nach ihnen geht, soll neben Straffälligkeit und Terrorismusverdacht zukünftig auch der Bezug von Hartz IV als Ausweisungsgrund für „AusländerInnen“ dienen. Ihre Agenda: Repression, Kontrolle, Überwachung! Seit Anfang September ist es beschlossene Sache, die „Antiterrordatei“ als zentraler Ort der Datenerfassung für Polizei- und Nachrichtendienste wird eingerichtet. Abgespeichert wird hier, wer verdächtig ist. Doch wer gilt als verdächtig? Sind es die im Ausländerzentralregister registrierten? Sind es die vor der Festung Europa abgewiesenen Flüchtlinge aus dem SIS (Schengen- -5- Informationssystem)? Oder sind es die in den Gewalttäterdateien abgespeicherten Fußballfans, antikapitalistischen GlobalisierungskritikerInnen und Graffity-SprayerInnen? Sind es Menschen mit muslimischer Religionszugehörigkeit oder doch nur die an Bahnhöfen tagtäglich Ein- und Ausgehenden? Richtig, verdächtig sind alle. Der „Kampf gegen den Terror“ macht es seit Jahren möglich. Die ursprünglichen Aufgaben der Exekutive „Verbrechensbekämpfung“ und „Verfolgung von Straftaten“ wurden schon lange vom Primat der „Gefahrenabwehr“ abgelöst. Eine Trennung von Geheimdienst und Polizei – ursprünglich aus den Lehren des Nationalsozialismus im Grundgesetz verankert - entspricht vor allem im Bereich der Aufgabenteilung schon lange nicht mehr der Realität. Das Ergebnis: Wir leben in einem Überwachungs- und Kontrollstaat! Die Eingriffsschwelle des Staates liegt daher nicht mehr bei einem vorliegenden Tatverdacht, sondern bei der Möglichkeit, der/die Einzelne könnte sich verdächtig machen. In ein solches „Frühwarnsystem“ der Kontrolle und Bespitzelung gehören biometrische Daten und RFID-Chips, wie sie seit ein paar Jahren zunehmend in Reisepässen, Eintritts(WM) und Kundenkarten (Metro) eingesetzt werden, ebenso wie eine flächendeckende Kameraüberwachung an öffentlichen Orten. Ab 2007 werden in die bereits eingebauten RFIDChips in deutschen Reisepässen auch biometriefähige Passfotos und zwei Fingerabdrücke eingespeichert. Gespeicherte Daten auf RFID-Chips können über mobile Lesegeräte innerhalb weniger Meter unbemerkt ausgelesen werden. Ebenso unbemerkt ermöglichen es biometrische Techniken, Menschen anhand individueller Merkmale aus einer Menschenmenge heraus zu filtern. Anhand von Fingerabdruck-Sensoren, IrisScans oder Gesichtserkennungen werden die gelieferten Daten mit einer Datenbank abgeglichen. In Modellprojekten an den Flughäfen in München und Frankfurt sowie ab Oktober am Mainzer Hauptbahnhof wird zur Zeit daran gearbeitet, die Zuverlässigkeit automatischer Gesichtserkennungen weiter auszubauen. Die technischen Möglichkeiten der Überwachung und die dazugehörige Datenerfassung ermöglichen inzwischen ein staatliches Spitzelund Kontrollsystem, dass selbst ehemalige Stasi-Funktionäre vor Neid erblassen würden. Ziel des Überwachungsterrors und der Datenerfassungsflut sind wir alle. Denn schließlich bricht das individuelle „Sicherheitsgefühl“, mit dem das kapitalistische Wirtschaftssystem zu Zeiten von Vollbeschäftigung und Sozialstaat den Großteil der Menschen befrieden konnte mit Wegfall dieser subjektiven Sicherheitsfaktoren, zunehmend auf. Unsere Agenda: Rebellion und Widerstand! Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte im September 2006: „Wir brauchen mehr Sicherheit, wir brauchen mehr Staat!“ Die einzige Sicherheit, die wir brauchen, ist das Ende der kapitalistischen und patriarchalen Verhältnisse. Wir haben keinen Bock mehr auf soziale Hierarchisierung und die damit verbundene Ausgrenzung von all denjenigen, die in die Verwertungsmaschinerie nichts einzubringen haben. Wir haben keinen Bock mehr auf Kontrolle und Überwachung, wo immer wir uns aufhalten. Wir haben keinen Bock mehr, unsere Rechte und Freiheiten den „Sicherheitsbedürfnissen“ eines kapitalistischen Systems unterzuordnen. Deswegen werden wir am 16.11. mit auf der Straße sein und fordern: Bleiberecht und offene Grenzen für alle! Statt innerer Sicherheit, soziale Sicherheit für alle! Alles für alle! Bleiberechtsdemonstration am 16.11./Infos unter www.redside.tk/www.imk2006.de Die Spitze des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) plant für den 21. Oktober in Berlin, Dortmund, Wiesbaden, Stuttgart und München zentrale Demonstrationen und Kundgebungen gegen die immer schärfer werdende Politik des Sozialabbaus. Eine gute Initiative könnte man meinen, doch schon das Motto „Das geht besser. Aber nicht von allein! Für die soziale Erneuerung Deutschlands“ lässt schlimmes befürchten. Nur gut, dass es Initiativen gibt, die etwas ganz anderes fordern. Von der IMK zum G8-Gipfel in Heiligendamm! Die deutsche Flüchtlings- und Migrationspolitik lässt sich nicht trennen von einer europäischen oder auch weltweiten Abschottungspolitik der Industriestaaten vom Trikont. Eingebettet in ein System neoliberaler Politik gehört es heute zur Selbstverständlichkeit, dass Waren, Dienstleistungen und Kapital mühelos Grenzen überwinden können, während Menschen an diesen Grenzen zurückgewiesen oder getötet werden. Die EU beispielsweise hat zur „effizienten Abwehr“ von Flüchtlingen und MigrantInnen die europäische Agentur „Frontex“ für die „operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen“ beauftragt. Seit August patrouillieren europäische Grenzschützer selbst in afrikanischen Hoheitsgewässern, um Boote von Flüchtlingen bereits kurz nach der Abfahrt wieder zur afrikanischen Küste zurückzuschicken. Doch selbst schwerbewaffnete Flugzeuge, Schiffe und Satellitenüberwachungen können Menschen (seit Januar allein 20.000 Bootsflüchtlinge auf den kanarischen Inseln) nicht davon abhalten, aus Krieg, Hunger und Armut zu fliehen. Anstatt Reparationszahlungen für die jahrhundertlange koloniale und kapitalistische Ausbeutung afrikanischer Staaten zu leisten, investiert die EU in den betroffenen Staaten lieber in „Auffanglager“ für zurückgewiesene Flüchtlinge und koppelt „Entwicklungshilfe“ erpresserisch an Rückführungsabkommen. Auf dem nächsten EU-Gipfel am 20. Oktober im finnischen Lahti wird das Thema „illegale Migration“ daher genauso Gesprächsthema sein, wie die weltweite Kontrolle und Steuerung von Flüchtlingsströmen beim G8-Gipfel im Juni 2007. Doch solange die G8-Staaten, WTO, IWF und Weltbank an der Ausplünderung und Zerstörung der Lebensbedingungen von Millionen von Menschen, an Kriegen und Vertreibung im Trikont die Verantwortung tragen, solange werden sich auch Menschen nicht davon abhalten lassen, sich auf die Flucht zu begeben. Deswegen fordern antirassistische Initiativen und Flüchtlingsorgani-sationen bereits jetzt im Rahmen der Gegenaktivitäten gegen den G8-Gipfel „Globale Bewegungsfreiheit und gleiche Rechte für Alle!“ Wer beim DGB auf die Streichung von Hartz IV, die Beibehaltung und den Ausbau von Arbeit(nehmer)Innenrechten hofft oder Kämpfe für angemessene Lohnerhöhungen erwartet, kann lange warten. Denn wem als Antwort auf Hartz IV, massiven Sozialraub und eine Zwei-Klassen-Gesundheitspolitik lediglich „das geht besser“ einfällt, der hat an einer politischen Richtungsänderung ganz offensichtlich keinerlei Interesse. Im Gegenteil, der DGB versucht sich genauso anzubiedern wie in der Vergangenheit, mit ihm zusammen, sind Reformen noch besser durchsetzbar. Zum kleinen Trost gibt es auch innerhalb der Gewerkschaften immer lauter werdende Gegenstimmen, die nicht mehr bereit sind, das sozial-partnerschaftliche Geklüngel zwischen Regierung und DGB-Spitze mitzutragen. Deswegen hat sich in München die „Aktion gegen Sozialkahlschlag“ zusammengefunden, um eindeutige Kritik an der Regierungspolitik zu formulieren. Linke GewerkschafterInnen und VertreterInnen der sozialen Bewegungen fordern in einem eigenen Aufruf: Beendet den Sozialkahlschlag der großen Koalition! Durch außerparlamentarischen Druck von unten, durch Streiks und Demonstrationen, wollen sie einen gesetzlichen Mindestlohn von 10 Euro/pro Stunde sowie die Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich erkämpfen. Sie fordern einen Generalstreik gegen den fortgesetzten Sozialkahlschlag der Bundesregierung. Und dafür lohnt es sich bereits nach München zu fahren, auch wenn man weiß, dass man sich keinen Illusionen hingeben sollte, dass Ausbeutung grundsätzlich reformierbar sei! Weitere Informationen: www.g8-2007.de / www.heiligendamm2007.de Her mit dem, was uns gehört! Ein besseres Leben ist möglich? Aber sicher! Der Anfang für dieses bessere Leben ist längst gemacht. Der gesellschaftliche Reichtum wächst immer weiter, es wird immer einfacher genug zu produzieren, um allen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen. Doch bis jetzt schaut die Realität immer noch anders aus. Diejenigen, die den Reichtum produzieren, diejenigen, die täglich arbeiten und somit diesen Reichtum erst ermöglichen, bekommen davon wenig bis gar nichts ab. Diejenigen, die die Mittel zur Produktion in der Hand halten, sitzen oben und schöpfen sich die Profite ab, die nur durch unsere Arbeit möglich sind. Die Lösung liegt nahe: arbeiten und produzieren wir für uns und nach unseren Bedürfnissen, und nicht für eine kleine Menge an Menschen, die sich einbildet, das Resultat unserer Arbeit zu ihren Gunsten verteilen zu können! Momentan ist das nämlich ganz und gar nicht der Fall. Deutlich erkennbar, wird das bereits bei der Suche nach Ausbildungsplätzen. 302.000 Ausbildungsplätze fehlen im Jahr 2006. Doch mit der Forderung nach mehr Ausbildungsplätzen -6- ist es nicht getan! Denn wer eine Stelle gefunden hat, findet sich ebenfalls in einer prekären Lage wieder. Zwei bis vier Euro beträgt der normale Lohn für einen Azubi, eine minimale Entschädigung, die kaum für ein selbstständiges Leben reicht – ein maximales Ausbeutungsverhältnis, das aus dem Lehrling an Gewinnen raus zieht, was raus zu ziehen geht. Nach der Ausbildung steht mensch dann dem Arbeitsmarkt frei zur Verfügung. Konkret heißt das, weiter geht’s mit der Ausbeutung. Angestellt wird heute nur noch mit befristeten Verträgen, eine Chance auf eine längerfristige Anstellung gibt es kaum. Wer also nicht spurt, kann damit rechnen nach Auslaufen des Arbeitsvertrags ohne Job da zu stehen. Gleichzeitig werden fest angestellte Kernbelegschaften in den Betrieben gefeuert, um Platz zu machen für befristete, prekäre Beschäftigungsverhä ltnisse. Für viele v.a. ältere Menschen bedeutet das, ein Leben auf dem Abstellgleis, Hartz IV und Perspektivlosigkeit. Für die Unternehmen bedeutet es mehr Flexibilität und bessere Ausbeutungsbedingungen. Von Seiten der Politik wird immer nur von einer Entlastung der Unternehmen, sei es durch Steuerreformen, Streichung des Kündigungsschutzes oder was auch immer gesprochen. Beispiel Lohnnebenkosten: die Lohnnebenkosten, faktisch Teil des Lohns, sollen gesenkt werden, um den „Standort Deutschland“ für Konzerne attraktiver zu machen. Die Ursache für die ständige Lohndrückerei und die immer schlechteren Lebensverhältnisse liegt dabei nicht an einzelnen Unternehmen, sie liegt Veranstaltungstipps 23.09.06 „Kaff of Subculture“ - 15-22 Uhr Die Nürnberger Subkulturinitiativen feiern und protestieren gegen die Kürzungspolitik der Nürnberg Kornmarkt Nürnberg www.subkultur-nuernberg.net 29.09.06 „Bert Hellinger - Seine Machenschaften“ 19:30 Uhr Veranstaltung der Antifaschistischen Linken Fürth mit Prof. Dr. Klaus Weber über die Machenschaften und Methoden des Pscho-Gurus Bert Hellinger Fürther Gewerkschaftshaus (Königswartherstr. 16) www.antifa-fuerth.de.vu 14.10.06 „Wir stoppen die Nazis!“ Blockieren und Demonstrieren! Nazis wollen anläßlich des 60. Jahrestags der Nürnberger Prozesse durch Gostenhof marschieren. www.nazistopp.tk im Kapitalismus selbst. Die Grundlage des Kapitalismus besteht darin immer höhere Gewinne einzufahren. Diese Gewinne werden jedoch dadurch geschaffen, dass den arbeitenden Menschen nur ein geringer Teil des Wertes, den sie produzieren, ausbezahlt wird. Ergo ist der leichteste Weg höhere Gewinne zu machen, den Teil der bezahlten Arbeit noch weiter zu senken. Was haben wir also davon, täglich zu arbeiten und damit Reichtum zu produzieren? Antwort: einen feuchten Dreck! Es wird Zeit, dass wir anfangen damit Schluss zu machen! Es wird Zeit zu begreifen, dass wir es sind, die riesige Profite und immer mehr Reichtum schaffen! Und es wird Zeit, dass wir uns diesen Reichtum zurückholen! Und dafür müssen wir anfangen zu kämpfen. Fangen wir damit an, uns nicht mehr alles gefallen zu lassen, unser Recht auf Sicherheit und ein lebenswertes Leben einzufordern. Wenn wir uns zusammenschließen und gemeinsam kämpfen, an der Ausbildungsstätte, im Betrieb, in der Schule, in der Uni und auf der Straße, dann können wir nicht länger ignoriert und verarscht werden! Holen wir uns Schritt für Schritt, was uns gehört. Eine Gelegenheit, unsere Forderungen auf die Straße zu tragen, ist am 21. Oktober in München – im antikapitalistischen Block . Her mit dem, was uns gehört! Das Drama beenden! 19.10.06 „5 Fabriken - Arbeiterkontrolle in Venezuela“ - 19:30 Uhr Film über fünf Betriebe in Venezuela, die auf unterschiedliche Art und Weise versuchen, die Kontrolle über die Produktion in die Hand der ArbeiterInnen zu legen; anschließend Diskussion Desi (Brückenstr. 23) www.redside.tk Radikale Linke (RL) 21.10.06 „Keine Illusionen! Kapitalismus ist nicht reformierbar!“ - 12 Uhr antikapitalistischer Block auf der DGB-Demo in München DGB-Haus München (Schwanthalerstr. 64) www.redside.tk 02.11.06 „VW-KollegInnen aus dem Baskenland berichten“ - 19:30 Uhr Im Sommer dieses Jahres kam es in Pamplona zu Massenprotesten und Streiks, weil VW einen Teil der Produktion abziehen wollte. Raul Zelik und KollegInnen der linken Gewerkschaft LAB, berichten von ihren Erfahrungen mit Betriebsleitung und gelben Gewerkschaften. Desi (Brückenstr. 23) www.redside.tk Radikale Linke (RL) 04.11.06 „Mov(i)e against Abschiebung“ Filmvorführung anläßlich der InnenMinisterKonferenz Bronx (Brückenstr. 23) -7- 10.- 12.11.06 „Aktionskonferenz Rostock 2“ 2te internationale Aktionskonferenz in Rostock anläßlich des G8-Gipfels 2007 in Heiligendamm www.redside.tk www.g8-2007.de 16./17.11.06 Innenministerkonferenz in Nürnberg Innenminister diskutieren über Bleiberechtsregelung, „Terror-Bekämpfung“ und Ausbau des Polizeistaats 16:30 Kundgebung, 17:30 Demonstration www.imk2006.de www.redside.tk 18./19.11.06 Linke Literaturmesse jährliches Bücherstöbern im Ex-KOMM www.linke-literaturmesse.org Kontakt: Radikale Linke (RL) c/o Libresso Bauerngasse14 90443 Nürnberg rl-nuernberg@web.de v.i.s.d.p.: s.rupprecht, vollprechtstr.77, nbg www.redside.tk Layoutmäßig haben wir uns dieses mal in diversen Nürnberger Zugabstellanlagen rum getrieben und für euch eine Stimmung aufgefangen, die sonst nur Bahnern, BGS-Bullen und Writern überlassen ist. Während die radical left Crew die Berliner U-Bahn auf der Vorderseite klar gemacht hat, könnt ihr euch hier auf der Rückseite ein wenig austoben... Also mal eben Stifte gespitzt und kurz geübt, bevor es ab ins Yard geht. Wir werden unser Ohr weiterhin auf der Strasse haben und rebellische Jugendkulturen beobachten und pushen, denn wohl niemand stellt so konsequent jeden Tag die Eigentumsfrage wie die GraffitisprüherInnen. Der Staat beantwortet dies Aufbegehren mit knallharter Verfolgung: Sonderkommissionen, Hubschrauber mit Wärmebildkameras, horrende Strafen und Knast... Grüsse an alle, die sich die Nächte um die Ohren schlagen und die Stadt nach ihrem Geschmack gestalten!