University of Texas 2009/10
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University of Texas 2009/10
Erfahrungsbericht zu meinem Auslandsstudium an der University of Texas at Austin Fall 2009 / Spring 2010 Tanja-Christina Bäuerlein Englisch/Spanisch/Deutsch (LA Gym), Englische Sprachwissenschaft/Amerikanistik/Spanisch (M.A.) tanja.baeuerlein@gmx.de Entscheidung für die Uni Für mich stand eigentlich auch aufgrund meiner Fächer schon immer fest, dass ich gerne in den USA studieren würde. Die Entscheidung für Austin fiel mir deshalb nicht schwer, da ich über die Uni viel Positives in Erfahrung bringen konnte und auch einige Texaner, die für Summer School-Kurse in Würzburg waren, kennengelernt hatte. Somit erfuhr ich praktisch alles, was es über die University of Texas at Austin (UT) und den Staat Texas zu wissen gibt. Bewerbungsunterlagen Obwohl der Einsendeschluss für die Bewerbung erst im Januar 2009 war, habe ich bereits im September 2008 damit angefangen, meinen Lebenslauf und das englische Motivationsschreiben (1-2 Seiten) anzufertigen, das dem Akademischen Auslandsamt (AAA) und UT zeigen soll, warum man ausgerechnet vorhat, dort zu studieren, und welche Kurse man gerne belegen möchte. Hierfür bietet das Vorlesungsverzeichnis auf der Internetseite von UT einen guten Überblick. Zur gleichen Zeit habe ich auch die 2 benötigten Gutachten von Professoren angefordert, da diese kurz vor Bewerbungsschluss in der Regel kurzfristig viele Gutachten anzufertigen und Klausuren vorzubereiten haben. Zuvor hatte ich mich aber schon mehrmals beim AAA über das Bewerbungs- und Auswahlverfahren informiert und alte Erfahrungsberichte gelesen, was sehr hilfreich war. Im Dezember habe ich dann die Auflistung aller bisher erbrachten Leistungen zusammengestellt und mir das Sprachzeugnis von einem Dozenten aus der Anglistik ausstellen lassen. Dieses Zeugnis gewährt eine Übersicht über die Sprachqualifikationen des Bewerbers und stellt eine Alternative zu dem TOEFL-Test dar, der für eine Bewerbung für UT nicht erforderlich ist, für alle anderen amerikanischen Partner-Unis aber schon. Vorbereitungen für Texas Nachdem ich Mitte Januar 2009 meine Bewerbungsunterlagen beim AAA eingereicht hatte, bekam ich 2 Wochen später die Nachricht, dass ich als „exchange student“ ausgewählt wurde und UT nun vorgeschlagen werde. Sobald dies aber der Fall ist, kann man sich so gut wie sicher sein, dass man von UT auch angenommen wird. Daher habe ich mich schon kurz darauf um die Flugtickets gekümmert, um sie relativ günstig zu ergattern (ca. 600 €) – denn je eher, desto besser. Da das Semester in Texas nämlich schon Ende August beginnt, sind Flüge in der Hauptreisezeit sonst sehr teuer oder überbucht. Das Gute war, dass ich bei meinem Flug mit Air India den Rückflug, der damals aufgrund der frühen Buchung schon im März gewesen wäre, kostenlos umbuchen konnte. Wenn man seinen Flug über STA Travel bucht, soll das aber auch möglich sein. Als Ende Mai dann schließlich der Brief aus Texas mit der endgültigen Zusage und einem Teil der Visumsunterlagen kam, habe ich sofort einen Termin bei der US-Botschaft in Frankfurt gemacht. Da sich aufgrund vieler Zusagen von US-Unis und –High Schools lange Wartezeiten (3-4 Wochen) bei der Botschaft ergeben, sollte man sich schnell darum kümmern. Dies kann entweder kostenpflichtig telefonisch oder im Internet per Kreditkarte geschehen (Gebühr: ca. 10 €). Um alle nötigen Unterlagen für den Termin rechtzeitig parat zu haben, ist es sehr hilfreich, die Website der US-Botschaft zu konsultieren. In Frankfurt angekommen muss man dann zunächst die Sicherheitskontrollen passieren und etwa 2 Stunden warten, bis man alle Unterlagen einreichen kann und von einem Angestellten der USBotschaft kurz (eventuell 2 Minuten) zu seinen Absichten in Austin befragt wird. Etwa 2-3 Tage später bekommt man schließlich seinen Reisepass inklusive des vollständigen J-1 Visums per Post zurückgeschickt. Um gebührenfrei Bargeld von den zahlreichen Geldautomaten der Bank of America abheben zu können, ist es von Vorteil, sich bei der Deutschen Bank ein Konto einzurichten. Zusätzlich erhält man eine Kredit(Debit-)Karte, mit der man so ziemlich in allen Geschäften und Restaurants bezahlen kann. Hinsichtlich der erforderlichen Auslandskrankenversicherung steht zwar ein Angebot von UT zur Verfügung, das aber mit ca. 1.500 $ für beide Semester eine stolze Summe kostet. Günstiger ist es deshalb, sich eine Ein-Jahres-Versicherung beim ADAC oder seiner eigenen Bank zu holen. Da UT sozusagen ein eigenes Ärztehaus (University Health Service) besitzt, sind Arztbesuche für Studenten kostenfrei. Generell kann ich auch jedem empfehlen, Auslands-Bafög zu beantragen. Selbst wenn man im Inland keines erhält, bekommen viele es für ihr Auslandsstudium genehmigt, da dort andere Bestimmungen vorausgesetzt werden. Zusätzlich wird einem neben der monatlichen Förderung auch ein Krankenkassenzuschuss und eine Reisekostenerstattung gewährt. Leider ist es durch das J-1 Visum nicht erlaubt, in den USA zu arbeiten, es sei denn, man kann einen Job auf dem Campus ergattern. Daher fragt man einfach mal am besten in den Departments, in denen man Kurse belegt, nach studentischen Hilfsjobs oder Teaching Assistant-Positionen nach. Andere Möglichkeiten ergeben sich auch für die PCL (Bibliothek) oder das Gym. Ankunft in Austin Das Fall Semester fängt in der Regel bereits in der letzten Augustwoche an, weshalb es sinnvoll ist, mindestens 2 Wochen zuvor in Austin anzukommen, um sich um die Wohnungssuche oder das Belegen von Kursen zu kümmern. Zu Beginn kam ich im German House unter, wo es mir zunächst gut gefiel. Die Nähe zum Campus und die günstige Miete inklusive Mahlzeiten waren durchaus vorteilhaft. In dem Haus selbst wohnen ca. 24 Leute zusammen, kochen miteinander und teilen sich die Hausarbeit. Von solchen Riesen-WGs, sogenannten „Co-ops“, gibt es Austin recht viele. Allerdings kam ich nicht damit zurecht, mir mein Zimmer mit jemandem teilen zu müssen, was in diesen Co-ops gewöhnlich der Fall ist. Der Mangel an Privatsphäre, Lärm und auch teilweise die Rücksichtslosigkeit von manchen Mitbewohnern bewegten mich dann dazu, in einen Apartmentkomplex mit eigenem Zimmer und Bad zu ziehen. Die Miete betrug ca. 500$, womit man in Austin durchschnittlich (in West Campus sogar bis zu 800$) rechnen muss. Um schließlich ständig erreichbar zu sein sollte man sich ebenfalls ein Handy anzuschaffen. Allerdings ist davon abzuraten, sich einen Vertag zuzulegen, da diese meist 2 Jahre laufen und man bei einer Kündigung nach nur 1 Jahr hohe Gebühren zahlen muss. Daher lohnt es sich eher, ein Prepaid-Handy zu kaufen. Auch dort gibt es wieder unterschiedliche Angebote für den jeweiligen Bedarf. Dennoch muss man auch hier mit etwa 50$ im Monat rechnen, da gute Handy-Tarife in den USA für Nicht-Vertrags-Kunden relativ teuer sind. Dafür konnte ich aber SMS und Internet ungegrenzt benutzen, sowie kostenlos auf jedes Handy und Festnetz anrufen. Das Wichtigste ist aber vorerst die Kurswahl, die genauso wie hier in Würzburg erfolgt, nämlich online. Zunächst muss man sich allerdings mit den Professoren oder Studienberatern (academic advisors) des jeweiligen Lehrstuhls in Verbindung setzten, sei es persönlich oder per E-Mail. Diese erlassen dann die nötigen Vorraussetzungen für die Kurse und man kann sich nun online in die Kurse einschreiben. Falls die gewünschten Kurse bereits voll sind, hilft es, die Kursleiter zu kontaktieren und ihnen zu erzählen, dass man ein Austauschstudent aus Deutschland ist, wodurch man dann meistens doch noch in den Kurs kommen darf. Letztendlich muss man auf 12 Stunden Unterricht in der Woche kommen, wobei das auch Kurse aus anderen Bereichen, Sprachkurse oder Sport sein können. Bei Fragen und Problemen berät und hilft einem auch stets das AAA (International Office) von UT. Letztendlich empfand ich die Kurse und Klausuren an UT einfacher zu meistern als in Deutschland. Zur gleichen Zeit darf man aber die Anforderungen, wie das große Lesepensum oder teilweise 4 kleine bis mittel-große Hausarbeiten pro Kurs, nicht unterschätzen. Durch die Größe des UT-Campus mit 50.000 Studenten und die Zusammensetzung der Kurse aus Leuten von unterschiedlichen Studiengängen empfand ich es als sehr leicht, viele verschiedene neue Leute auf dem Campus selbst oder in den Kursen kennenzulernen. Durch meine Kursbelegungen und Kontakte zu Professoren haben sich auch akademisch noch weitere Arbeitsbereiche für mich ergeben, wie z. B. als ForschungsAssistent für 2 Projekte am Linguistics Department oder eine Stelle als TA für das Fach Deutsch in einer 6. Klasse an einer Middle School in Austin. Zwar waren alle diese Jobs unbezahlt, dennoch bin ich sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich dort sammeln konnte. Auf der anderen Seite gibt es aber auch einige Positionen, abhängig von den jeweiligen Projekten und Fördermitteln, die bezahlt werden. In und um Austin herum Was einem sofort auffällt, sind das schöne warme Wetter und der blaue Himmel. Selbst bis November können es noch 25°C sein und ab März sogar schon wieder 30°C. Bekannt ist Austin für sein Nachtleben in der Innenstadt. Vor allem in der 6th, aber auch 5th und 4th Street findet man reihenweise Clubs, Bars und Restaurants vor, die besondere Drinkspecials anbieten und am Wochenende massenweise Leute anziehen. Darüber hinaus hat man in Austin auch die Möglichkeit, auf viele Konzerte jeglicher Art zu gehen. Für letzteres ist Austin nämlich landesweit bekannt, zumal es sich selbst auch „The Live Music Capital of the World“. Doch nicht nur am Wochenende, sondern auch unter der Woche gibt es zahlreiche Gelegenheiten die Nacht zum Tag zu machen. Legendär sind auch die Football-Spiele der Longhorns, die im Stadium in Austin stattfinden. Bereits Stunden zuvor fangen die Fans an, auf naheliegenden Wiesen zu grillen und feiern. Die ganze Stadt ist in burnt orange gekleidet und befindet sich im Ausnahmezustand. Jeweils im Norden und Süden von Austin gibt eine riesige Mall, die zu stundenlangen Shopping-Touren einlädt. Außerdem kann man auch in den großen Outlets in Round Rock oder San Marcos einkaufen gehen und viel Geld sparen. Da sich beide etwas außerhalb von Austin befinden, kann man sie nur mit dem Auto erreichen. Am besten fragt man da einfach jemanden von seinen Freunden, die aber generell gerne bereit sind, mit einem dorthin zu fahren. Apropos Auto: Ich fand es nicht notwendig, mir ein eigenes anzuschaffen. Die Busverbindungen in Austin sind so gut, dass man eigentlich jedes Eck der Stadt damit erreichen kann. Da ich am Anfang ja 5 Gehminuten vom Campus entfernt wohnte, habe ich den Bus so gut wie nie in Anspruch genommen. Doch selbst als ich dann umgezogen bin, bin ich mit einem der UT-Shuttle-Busse, der alle 10 Minuten kommt, zur Uni gefahren. Für weitere Strecken in andere Städte (Shopping, Sightseeing) empfiehlt es sich, ein Auto zu mieten und die Gebühren untereinander zu teilen. Oder man unternimmt eben etwas mit Freunden, die ein Auto haben. Allerdings ist es durchaus möglich, sich günstig einen Gebrauchtwagen und eine Autoversicherung zuzulegen, wenn man wirklich sorgfältig danach sucht und viel vergleicht. Was ich bezüglich Ausflügen in andere Städte noch empfehlen kann sind die monatlichen Fahrten, die vom International Office angeboten werden. Darunter befinden sich welche nach San Antonio (Alamo, River Walk, Mexican Market), Fredericksburg (gegründet von deutschen Auswanderern), Houston (u.a. NASA), San Marcos (Outlet Malls)/Natural Bridge Caverns usw. Diese finden in der Regel an Samstagen statt, dauern den ganzen Tag und sind preislich relativ erschwinglich. Abschließend kann ich für mich selbst nur sagen, dass mein Auslandsjahr in Texas das Beste war, was ich jemals gemacht habe. Persönliche und akademische Herausforderungen, Erfahrungen und Chancen haben mich nicht nur selbstständiger werden lassen, sondern mir auch gezeigt, in welche Richtung ich mich später beruflich bewegen will. Darüber hinaus habe ich natürlich auch viele neue Freunde und wundervolle Erinnerungen dazu gewonnen. Daher kann ich jedem wirklich empfehlen, ein Studium im Ausland zu absolvieren. Bei Fragen zu den Bewerbungsunterlagen oder speziell zu Austin und UT könnt ihr mir jederzeit gerne eine E-Mail schreiben.