Erfahrungsbericht Shanghai
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Erfahrungsbericht Shanghai
Erfahrungsbericht TUMexchange Austauschjahr 2011/2012 Student Benjamin Mühlbauer Partneruniversität Tongji University in Shanghai LEBEN Wo soll ich überhaupt wohnen? Die Tongji bietet für ausländische Studenten Zimmer in ihrem Wohnheim für International Students an, das sich direkt auf dem Campus befindet. Diese sind deutlich günstiger als die umgerechnet 350 Euro, die uns damals angekündigt wurden und auch in deutlich besserem Zustand als die Wohnheime für chinesische Studenten. Es muss aber trotzdem damit gerechnet werden, dass man sich ein Zimmer teilen muss. Alternativ kann man sich relativ einfach ein Zimmer in einer WG mit anderen internationalen Studenten suchen. Zum Beispiel auf smartshanghai.com, einer Seite die noch viele andere nützliche Informationen bietet. Dies ist zwar um einiges teurer als das Wohnheim, aber natürlich komfortabler und um ein vielfaches unkomplizierter als eine Wohnung in München zu finden und im Verhältnis auch günstiger. Ich würde eher empfehlen eine Wohnung im Zentrum zu finden, als in der Nähe der Uni, wenn man die Stadt wirklich erleben möchte. Auf der Karte sieht es zwar nicht so aus, aber die Uni ist doch etwa abseits gelegen. Und man verbringt dort nicht annähernd so viel Zeit, wie im deutschen Architekturstudium. Ich habe zum Beispiel am People‘s Square gewohnt , dem Quasi-Stadtzentrum und war damit sehr glücklich. In die Uni habe ich etwa eine halbe Stunde gebraucht, aber alles andere war dafür super nah. Was mache ich, wenn ich nicht in der Uni bin? In Shanghai gibt es für Architekturstudenten viel zu sehen: Das alte Expogelände etwa, die Wolkenkratzer in Pudong oder die Kolonialgebäude am Bund, um nur einige Beispiele zu nennen. Typische chinesische Sehenswürdigkeiten gibt es natürlich ebenso und Shanghai ist wunderbar gelegen, um kleinere Städte im Umland zu besuchen. Allgemein gesagt, sind der Freizeitgestaltung keine Grenzen gesetzt. Es gibt Cafés, Einkaufszentren und alles was man im Westen auch machen kann. Schau auf jeden Fall mal in Tianzifang und Xintiandi vorbei. Das sind alte Stadtviertel, die erhalten wurden und jetzt kommerziell genutzt werden. Und das Nachtleben ist wirklich spektakulär. Es gibt eine nicht enden wollende Zahl an Clubs und Bars in jedem Stil, den man sich vorstellen kann. Und was kostet mich der Spaß? Das beste ist, dass man sich auch als Student das Meiste wunderbar leisten kann. Die teuersten Bars sind gerade so teuer, wie die günstigen in München. Außerdem kann man mit dem Taxi überall hin fahren, denn die sind wirklich sehr billig. In der Regel kommt man mit 2 - 3 Euro gut über die Runden. Shanghai ist aber eine Stadt der Extreme. Es leben dort Chinas Super-Reiche und gewöhnliche Chinesen. Für uns Ausländer bedeutet das, dass man die Höhe seiner Ausgaben selbst in der Hand hat. Man kann auch mit sehr knappem Budget sehr gut über die Runden kommen. Aber man kann im Monat auch ohne weiteres mehr ausgeben als Zuhause. Man kann chinesisch für 2 Euro zu Abend essen oder im westlichen Restaurant westliche Preise zahlen. Man kann täglich das Taxi nehmen oder die U-Bahn. Die ist übrigens ausgesprochen günstig und mittlerweile auch sehr gut ausgebaut. Es empfiehlt sich eine Metrocard zu kaufen, die lässt sich in jeder Station aufladen und kann auch im Taxi benutzt werden. Eine reguläre U-Bahn-Fahrt kostet normalerweise nicht mehr als 40 Cent. Also wer sich München leisten kann, kann in Shanghai wunderbar leben und einiges mehr machen als Zuhause und das obwohl es die teuerste Stadt in China ist. Solltest du übrigens zwischen Shanghai und Peking schwanken. So kann ich dir wirklich nur nahe legen, Shanghai auf den ersten Platz deiner Wunschliste zu setzen. Peking ist zwar etwas günstiger und hat all die klassischsten der chinesischen Sehenswürdigkeiten, ist aber deutlich weniger international, schmutziger und einfach viel zu weitläufig. Peking ist eine echte Autostadt, alles liegt weit auseinander und hat weniger Großstadt-Charakter. Außerdem ist es total schwer ein Taxi zu bekommen und die Sehenswürdigkeiten sieht man sich ja auch nur einmal an. STUDIUM Wie läuft das denn mit der Organisation? Zuerst musst du dir immer vor Augen halten, dass du in China bist. Es könnte also alles auch viel schwieriger sein, vor allem, wenn man bedenkt, dass ausländische Studenten an chinesischen Universitäten noch etwas neues sind. Es gibt zum Glück ein International Office mit 2 englisch sprechenden Angestellten absolut keine Selbstverständlichkeit an der Tongji. Klar gab es auch einige Probleme, die meisten konnten aber geklärt werden. Aber du musst zum Beispiel damit rechnen, dass immer noch kein Computerraum zur Verfügung steht. Ist die Tongji gut ausgestattet? Teils, teils. Es gibt zwar Laser-Cutter, diese sind sogar umsonst, werden aber nicht von den Studenten selbst bedient, sondern von einem völlig inkompetenten Chinesen (nicht mal 1mm Graupappe konnte gelasert werden). Plotter von der Uni selbst gibt es nicht. Außerhalb des Campus gibt es ein paar akzeptable Copyshops. Der auf dem Campus sollte aber auf keinen Fall benutzt werden. Abgesehen davon sind die Gebäude, der Architekturfakultät, aber alle neu und in sehr gutem Zustand, auch die Arbeitsräume sind vollkommen in Ordnung. Nur gibt es kein gratis WLAN für die Studenten. Wenn man sich aber einen netten Lehrer sucht, kann man ihn um seine Zugangsdaten bitten. Aber wie sieht es mit den Entwürfen aus? Pro Semester werden etwa 3 Entwürfe angeboten, von denen einer für ausländische Architekturstudenten in Frage in kommt, das heißt wirklich auf Englisch ist und nicht nur für Landschaftsarchitekten und Städtebauer. Je nach Lehrer kann der Entwurf sogar echt Spaß machen, aber ein Münchner Niveau braucht man sich wirklich nicht erhoffen. Man kann dies aber zur Gelegenheit nehmen, einmal fast komplett selbstständig an einem Entwurf zu arbeiten. Abgesehen von den Entwürfen ist das Angebot wirklich sehr dürftig. Die Anzahl von Fächern pro Semester, die wirklich etwas mit Architektur zu tun haben, ist einfach zu gering und die Lehrer teils inkompetent und oft sogar schwer zu verstehen. Im zweiten Semester haben wir erreicht, auch Master-Kurse belegen zu dürfen, was du in jedem Fall auch versuchen solltest. Sonst hätte es einfach nicht genügend Fächer gegeben, um die erforderlichen Credits zu erreichen. Es gibt übrigens keine einfache Möglichkeit herauszufinden, wie viele Credits man pro Fach bekommt, da die Tongji-Credits nichts mit den ECTS zu tun haben. Okay, also würdest du das ganze noch mal machen? Teilweise war der Unialltag einfach frustrierend. Man muss mit viel Unorganisiertheit und viel Ungewissheit leben. Formales Wissen konnte ich nur wenig dazu gewinnen und man merkt, dass das Auslandsprogramm der Tongji noch ganz am Anfang steht. Aber wie gesagt, man ist schließlich in China und wenn man selbstständig an einem Entwurf arbeitet, kann man sich doch einiges aneignen, vor allem weil man endlich einmal genügend Zeit bis zur Abgabe hat. Trotzdem kann ich den Austausch mit Shanghai wirklich empfehlen. Für die ganzen Gründe aus denen man überhaupt einen Auslandsaufenthalt macht: Eine fremde Kultur kennen lernen, Erfahrungen sammeln, die Welt sehen. Und Shanghai ist einfach eine wirklich aufregende Stadt, in der es unendlich viel zu tun und zu entdecken gibt. Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte? - www.smartshanghai.com - Die Standardseite für jeden Expat in Shanghai mit Events, Adressen, Wohnungen und vielem mehr - Es kommt der Punkt, an dem du dich nach europäischem Essen sehen wirst. Dafür gibt es den Cityshop einen Supermarkt mit wirklich guter Auswahl an importierten Lebensmitteln (leider ziemlich teuer) im Shanghai Centre, 1376 Nanjing West Road und den Geheimtipp: Die Avocado Lady, ein kleiner Laden in der French Concession, der neben Gemüse und Obst auch einige ausländische Sachen zu super Preisen führt. Adresse: 274 Wulumuqi Lu, nähe Wuyuan Lu - http://www.cnngo.com/shanghai und http://www.cityweekend.com.cn/shanghai/ Alternativen zu smartshanghai mit guten Artikeln, Sehenswürdigkeiten und Events - https://www.4008-517-517.cn/mdswo/ - McDonald‘s liefert in Shanghai nach Hause - http://www.elong.net/ - bequemes Buchen von günstigen Flügen und Zügen - Die Taxifahrer werden kein Englisch sprechen. Also gerade am Anfang empfiehlt es sich einen Zettel mit der Adresse in chinesischen Zeichen mitzunehmen. Übe aber das Sprechen von Adressen, dann denken die Taxifahrer du kennst dich aus und fahren weniger Umwege. Ich habe noch Fragen, wie kann ich dich erreichen? Schreibe mir einfach unter benjamin.muehlbauer@hotmail.de! Student: Benjamin Mühlbauer Partneruniversität: Tongji University, Shanghai Austauschjahr: 2011/2012