Durbanreise 2015
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Durbanreise 2015
Durbanreise vom 26.05.-05.06.2015 Städteaustausch - Projekt 2015 und Comrades-Marathon 1 Vorgeschichte: Der erste Kontrakt vor dieser Reise zwischen Matthias Reick und mir kam im März 2013 zustande. Dort trafen wir uns in Kienbaum (40km östlich von Berlin) im Bundesleistungszentrum. Matthias war dort in seiner Funktion als DLV-Vizepräsident Allgemeine Leichtathletik und ich als Athlet des deutschen 24-Stundenlauf-Nationalteams. Er wollte uns Athleten in der Vorbereitung auf die im Steenbergen/NL stattfindende 24Stundenlauf-WM im Mai 2013 kennen lernen. Unsere Verbindung ist, dass wir beide „Bundesland-Bremer“ sind. So hatte ich im April 2014 eine Email von ihm im Postkasten, ob es denn in meine LaufJahresplanung passen würde, und ob ich überhaupt Interesse daran hätte, bei einem Ultralauf in Bremens Partnerstadt Durban/Südafrika, gelegen in der östlichen KwaZulu Natal Provinz am indischen Ozean, teilzunehmen. Die Stadt Durban würde mir die Startgebühr und vier Hotelübernachtung bezahlen. Matthias ist seit Jahren im Austausch, speziell im Sportbereich, zwischen Bremer und seinen Partnerstädten sehr aktiv. Häufiger schon waren Sportler aus Durban zu Gast in Bremen, häufig zum Bremen-Marathon. Ich wusste als Ultraläufer natürlich sofort, dass es sich hier nur um den Comrades-Marathon handeln kann. In Ultralauf-Magazinen habe ich einiges, speziell Laufberichte, von dort gelesen. In welcher Größenordnung, und dass es in Südafrika DER Lauf ist, war mir jedoch nicht klar. Einige Zahlen und Fakten sollen mal eine Vorstellung von dem Lauf geben. Die Strecke ist ca.89 km lang und geht in ungeraden Jahren von Durban nach Pietermaritzburg hinauf und in geraden Jahren in umgekehrter Richtung wieder herunter. Also in diesem Jahr aufwärts. Dabei sind ca.2400HM aufwärts und ca.1750HM abwärts zu überwinden. Die Übersetzung des Comrades-Marathon bedeutet Kameraden-Marathon und geht historisch auf die Zeit des ersten Weltkrieges zurück. Er wird seit 1921 bis auf einige Ausnahmen während des 2.Weltkrieges immer Ende Mai/Anfang Juni ausgetragen. Wenn man in Deutschland große vergleichbare Läufe über 100km betrachtet, nehmen dort einige Hundert Läufer teil. Bei diesem hier sind es bei der diesjährigen 90. Auflage über 22000 (!) Läufer gewesen. Das Rennen wird stets live 12 Stunden lang im Fernsehen gezeigt, was auch die Zeitbegrenzung darstellt. Start morgens um 5:30 Uhr, Schluss: 17:30 Uhr jeweils durch einen Kanonenschuss hörbar gemacht. Die Siegprämie beträgt etwa 30000 Euro, was viele ziemlich gute Ultraläufer anlockt. So habe ich mir nach diesem Angebot gesagt: schlaf` eine Nacht darüber, schau dich im Internet nach Flügen um, überlege wie lange du bleiben würdest und überprüfe dein Portemonnaie. Am Folgemorgen war die Entscheidung gefallen: „Du musst das machen!“, habe ich mir gesagt. Das ist eine einmalige Gelegenheit! Aber das absolut Beste sollte noch kommen. Nun folgten viele Emails hin und her um sehr viele Details zu klären. Eins davon war mir sehr wichtig: ich wollte in Südafrika eine Kontaktperson haben, die mich etwas unterstützt. Das absolut Beste wurde mir dann in Form von P. zur Seite gestellt. (Im Folgenden schreibe ich ihren Namen nun als Abkürzung, P.) Ich kann da nur von so viel Glück sprechen! Sie war mein Schlüssel zu so vielen Dingen und Erlebnissen, die ich sonst nie gehabt hätte! Sie war die ganze Zeit für mich da. Hat alles für mich organisiert, ist überall mit mir hingegangen, hat mich immer gefragt, was ich noch machen möchte. Hoffentlich habe ich mal die Gelegenheit davon etwas zurückzugeben. P. ist eine 23-jährige Südafrikanerin und kommt aus Botha`s Hill, gelegen im Valley of 1000 Hills, das etwa 40km nordwestlich von Durban ist. 2 Sie hat von 2013 - 2014 für ca. 1,5 Jahre in Mainz an der internationalen Trainerakademie des DLV studiert und gelebt. Also sollte es sprachlich keine großen Probleme geben, da ich auch ein wenig englisch spreche. Darüber hinaus ist sie auch noch eine gute Langstreckenläuferin mit einer Spezialisierung zur Zeit auf 10km und Halbmarathon. Aber den Comrades wird sie auch bald noch mal laufen! Reisetagebuch: Dienstag, 26.05.2015 – Mittwoch, 27.05.2015 Meine Reise begann um 16 Uhr mit dem Fahrrad Richtung Bahnhof und weiter mit Bahn und S-Bahn zum Flughafen von Hamburg von wo aus mein Flug um 21:25 Uhr mit Zwischenstopp in Dubai am Folgetag um 16:45 Uhr in Durban landen sollte. Im Vorfeld gab es mehrfach Flugzeitverschiebungen durch die Fluglinie Emirates, die aber letztendlich doch auf die Ursprungszeit zurückverlegt wurde. Viel Lärm um nichts! In Dubai waren morgens um 5 Uhr schon über 25 Grad. Also Urlaub dort zu machen würde ich mir glaube ich verkneifen, außer ich liebte die Hitze. Somit kam ich nach etwa 25 Stunden Reisezeit in Durban an. Emirates hat wirklich einen Superservice, selbst in der Economy-Class. Sollte ich wieder die Möglichkeit haben damit zu fliegen, würde ich sie immer wieder wählen. Vor Ort wurde ich per Auto von Teddi abgeholt. Zuerst habe ich gedacht, es holt mich ein schwarzer Mann ab. War dann aber doch eine weiße Frau. So kann man sich bei Namen täuschen. Die Vornamen, vor allem der Schwarzen, waren sowieso kaum im voraus dem Geschlecht zuzuordnen. Meine Unterkunft für die ersten vier Tage 3 Teddi hat mich dann zu meiner ersten Unterkunft, dem Happy Hippo gefahren, wo ich ein 4Bett-Zimmer für vier Nächte gebucht habe. Erste positive Überraschung: ich wurde zum selben Preis in ein 2-Bett-Zimmer untergebracht. Für diesem Abend hat sich zur Begrüßung noch meine Begleiterin für meinen Südafrika-Aufenthalt für 19 Uhr angekündigt. Sie ist dann aber doch nicht aufgetaucht. Sollte dass so weitergehen?... Mal abwarten. Also erst mal etwas schlafen und in den ersten richtigen Tag morgen starten. Donnerstag, 28.05.2015 Die Nacht habe ich gut geschlafen. Nach einer wunderbaren Laufrunde über 12km an der Durbaner Beachfront am indischen Ozean mit Sonnenaufgang im Osten, die von meiner Unterkunft nur 500m entfernt liegt habe ich mir erst einmal ein Frühstück gemacht. In einer Back Packer (=Rucksack)-Unterkunft ist man Selbstversorger. In der Küche ist alles vorhanden: Herd, Geschirr, Mikrowelle, Spüle, Kühlschränke. Wenn man keine all zu hohen Ansprüche hat, ist eine Rucksackunterkunft super. Es ist unschlagbar günstig: ca.47 Euro für 4 Übernachtungen und man hat sofort Kontakt zu anderen Bewohnern. Ich bereue jetzt schon, dass ich nach dem Lauf in ein Hotel umziehe. Am morgen wurde ich von Teddi, P. (die meine Hauptbegleiterin sein wird und zu meinem Glück die ganze Woche für mich Zeit hatte) und Nosipho (die ich nur einmal gesehen habe) abgeholt. P. nach dem Sky-Walk Zur Programmbesprechung für meinen Südafrikaaufenthalt haben wir uns in ein Strandrestaurant begeben. 4 Nun hatte ich zusätzlich die ersten Tage bis zum Lauf auch noch einen Fahrer zur Verfügung. Das nenn`ich mal exklusiv! Die erste Fahrt ging für P. und mich zur Comrades-Expo zur Startnummerausgabe. Als ich dort mit meiner Deutschlandkleidung rumstand, wurde ich von einem Dunkelhäutigen auf deutsch angesprochen. Es stellte sich heraus, dass er Deutsch studiert und eine österreichische Freundin hat und seine Lieblingsmusik deutscher Schlager ist und seine Lieblingssängerin Andrea Berg ist. Was man im Ausland so an Menschen trifft! Es war noch so viel Zeit übrig, dass wir einen Touristenpunkt abgekakt haben: den Sky-Walk mit unserer Führerin Brightness (=Glanz) auf das Moses-Mabida-Stadium. Danach habe ich P. auf ihre Frage, was wir denn machen wollen immer geantwortet: No Tourist-Stuff! (Keine Touristen-Zeug!) Das Moses-Mabida-Stadium 550 Treppenstufen zu Fuß hinauf als kleines Training. Die Belohnung ist ein wahnsinniger Blick aus 106m Höhe über die Stadt Durban. Nun noch ein wenig durch einen kleinen Park namens Burman-Bush. Der Weg dorthin war trotz mehrmaligen fragen irgendwie schwierig zu finden. Bis sich eine ältere Frau einfach zu uns in den Wagen gesetzt hat und uns den Weg gezeigt hat. Ob das in Deutschland passieren würde? Bisher sind die Menschen, die ich hier getroffen habe sehr freundlich, offen und aufgeschlossen. Jeder stellt sich immer sofort mit Vornamen vor, die ich mir leider fast nie merken konnte. Ich brauchte nun vom Supermarkt noch Essen für meine Eigenversorgung in meiner Unterkunft. Für einige Athleten von P.s Verein musste sie selber noch Startnummern abholen. Deren Wettkampf war am Samstag, den 30.Mai. Für mich hat sie darauf verzichtet bei dem Lauf dabei zu sein. Danach ging es noch zur „Arbeit“. In dem Leichtathletikverein in dem P. als Trainerin tätig ist, haben wir noch eine Athletin massiert, die auch den Comrades- Marathon laufen wollte. So habe ich es mir erhofft, irgendwie ein wenig am Leben dort teilzuhaben. Übrigens wohnt P. ca. 40km außerhalb von Durban in Botha`s Hill im „Valley of 1000 Hills“, hat kein Auto und kommt jeden Tag mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu mir in die Stadt 5 gefahren und abends wieder zurück. Was für ein Einsatz, für den ich mich kaum genug erkenntlich zeigen kann und für den ich so dankbar bin! Und nach dem Comrades hat sie mich zu ihrer Familie eingeladen ins Valley wie sie immer sagt. Mit landestypischem Essen namens Pap. Das ist mit Wasser aufgekochtes Maismehl. Sieht aus wie Kartoffelpüree nur geschmackloser aber sehr nahrhaft und sättigend. Im Happy Hippo gab es dann Nudeln zum Abendbrot. Etienne, der „Koch“ Und ich habe Etienne kennengelernt, so etwas wie den Koch dort. Auf jeden Fall habe ich bei ihm zum Frühstück einen tollen frisch gemachten Früchtesalat mit Joghurt, Cerealien und Honig für umgerechnet 2,40 Euro geordert. 6 Der frische Fruchtsalat Meine Zimmernachbarin Susan Im meinem Zimmer, dass Inkosi hieß, hatte ich nun eine Mitbewohnerin. Ihr Name war Susan, eine 50-jährige Engländerin, die einige Jahre in Australien gelebt hat und sich zu ihrem Geburtstag ihren ersten Ultralauf geschenkt hat. Sie war wie ich auch ComradesNovize. 7 Ein ereignisreicher erster Tag, denen noch viele ebensolche folgen werden. Gelernt habe ich heute, dass es in Südafrika 11 !(Elf !) offizielle Sprachen gibt und das Klopapier in meiner Unterkunft dünn und muffig ist! Ich bin gespannt auf morgen! Freitag, 29.05.2015 Eröffnet hatte ich den Tag mit einem halben Stündchen laufen am Strand. In dieser Zeit habe ich bestimmt um die 100 Läufer gesehen. Man spürte das herannahende Ereignis Comrades. Dann noch mal diesen tollen Fruchtsalat wie am Vortag. Da ich meine Startnummern schon hatte, konnten wir an dem Tag andere Sachen als das Programm vorgesehen hatte. P. hatte eine Bekannte angerufen, ob sie Zeit hat mit uns ein wenig rumzufahren, um das „echte“ Südafrika anzusehen, wie ich gebeten hatte. Die Bekannte hieß Linda (endlich mal ein Name den ich mir merken konnte). Linda läuft am Sonntag ebenfalls den Comrades und hatte auch das offizielle T-Shirt an. Man wird überall mit dem Shirt erkannt und es werden einem Glückwünsche für den Lauf mit auf den Weg gegeben. Dieser Lauf ist hier wirklich „The big thing“ im Laufen. Unser Weg führte uns in Richtung Südwesten in das Township Umlazi.( das a wird lang gesprochen). Alleine wäre ich dort sehr wahrscheinlich nicht hingefahren. Dort haben wir uns in ein Straßenlokal gesetzt und eine Fleischplatte gegessen. Ein Lokal im Township Umlazi mit P., Linda und Fleischplatte Ich war nie das Gefühl losgeworden, das mich die Einheimischen dort doch etwas ratlos angesehen haben. Angst hatte ich aber durch meine Begleiterinnen zu keiner Zeit. Durch eine Patientin von mir habe ich in Deutschland erfahren, dass Umlazi seit Jahrzehnten eine Partner-Kirchengemeinde von Bremerhaven ist. Was für ein Zufall. Weiter ging es zum Markttreiben um die Warwick Avenue auf den Strassen und in den Hallen. Hier konnte man ganze Ziegenköpfe kaufen und traditionelle Heiltränke in kleinen 8 russischen Wodkaflaschen. In den Markthallen riecht es nach vielen Gewürzen und die Beschallung durch Lautsprechen dort war teilweise Diskotheken würdig. Typische Markthalle Meine Begleiterinnen haben sich immer wieder besorgt nach mir umgesehen, um mich nicht zu verlieren. Auch hier waren kaum weiße Leute zu sehen. Typisches Strassenbild in Durban mit vielen Großraumtaxen 9 Nun fuhren wir das erste Mal mit einer Taxe. Ich liebte es! Taxen sind hier in der Regel Großraumtaxen und sehr günstig. Ein Fahrer und einer der die Türen auf und zu macht und kassiert. Man zahlt 5 Rand (ca. 40 Cent), wenn man mitfahren möchte. Ich hatte keine Ahnung davon bin einfach nur meinen Begleiterinnen hinterher. Mit Taxi fahren sollte man sich hier auskennen, wenn man es benutzen möchte. Die Gefährte würden nach deutschem TÜV-Standart wahrscheinlich gar nicht mehr über die Strassen rollen. Hier ist es eins der Hauptverkehrsmittel. Jedes dritte oder vierte Gefährt ist hier ein Taxi. Man hält seine Hand raus und ein paar Sekunden später rauscht ein Gefährt im Affenzahn heran und hält direkt neben einem. Das ist hier ein richtiger Wettbewerb zwischen den Taxen. Die rasen um die Kurven, schneiden Fahrzeuge, springen zwischen den Spuren und geben aus dem Fenster heraus Zeichen. Einfach wild, klappt aber super! Nachdem ich abgesetzt wurde, mir in einem Strandcafe noch einen Erdbeer/BananenMilchshake gegönnt habe und zu meiner Unterkunft zurück bin stand am Abend noch der allmonatliche 5km-Nachtlauf am Moses-Mabida-Stadium statt. Den sollte man mitnehmen! Die Startgebühr von etwa 5 Euro habe ich mir gespart, da mir eine ältere Frau die Startnummer ihres nicht startenden Sohnes Derek geschenkt hat. Die Damenkonkurenz hat P. in 18:30min gewonnen und als Siegprämie ein Paar Laufschuhe bekommen. Heute habe ich eine spezielle Handschlagbegrüßung, die hier üblich ist, gelernt. Es fehlen mir nur noch einige Worte auf Zulu. Samstag, 30.05.2015 Heute stand mit der Streckenbesichtigung ein etwas ruhigerer Tag an. Das war nach den ereignisreichen Tagen vorher heute genau das Richtige. P. und ich tragen ständig DLVKlamotten. Da werden wir von Deutschen aber auch von anderen Nationen immer sehr schnell erkannt. Deutschland scheint hier ein sehr positives Bild abzugeben. Immer wenn man sich als Deutscher zu erkennen gibt, hört man, dass die Leute Deutschland gut finden und sie sehr gerne mal dorthin reisen würden. Und man wird häufig gefragt, ob man ein Facebook-Konto hat. Ich sollte mal darüber nachdenken mir ein Konto einzurichten. P. und ich vor der Streckenbesichtigung mit dem Bus Es ging um 7 Uhr los zum Bus. Im Bus war noch ausreichend Platz. Vorher durfte ich noch ein kleines Fernseh-Interview auf englisch für einen Sponsoren des Comrades geben. Ein Bekannter von P. den wir am Vortag schon getroffen haben, gab ebenfalls ein Interview. Er schien ein schneller Läufer zu sein. Er sagte, dass er eine Goldmedaille anstrebt. Dazu muss man sagen, dass nur die ersten zehn Männer und Frauen eine Goldmedaille bekommen, von über 22000 Startern. Sein früherer Trainer sei nach eigenen Angaben Hendrick Ramaala ein sehr guter und bekannter Läufer in Südafrika. Auf der Tour haben wir einen Deutschen namens Martin Lesny aus Stuttgart getroffen. Wegen 10 einer kürzlich durchgeführten Meniskusoperation konnte er leider nicht starten. Zu dritt haben wir uns in einer Mischung aus deutsch und englisch unterhalten. Es war sehr erholsam mal wieder deutsch zu sprechen. Die Bustour wurde von zwei sehr erfahrenen Comrades-Läufern geführt, die sehr gut und informativ über die Strecke berichteten. Es wurden alle Besonderheiten der Strecke erklärt und wir hielten dort auch, z.B. Wall of Honour . Wall of Honour 11 P. und ich an am Wall of Honour-Gedenkstein An der Ehthenbeni-School bekamen wir noch eine Tanzvorführung durch die Kinder geboten. Ethembeni-School In Pietermaritzburg hatten wir noch die Möglichkeit uns das Comrades-Museeum anzusehen. Vor dem Museeum im Sonnenschein sitzend hatten wir noch ein Lunchpaket bekommen. Um 12 13:30 Uhr waren wir zurück. Es stand heute nichts mehr auf dem Programm. Ausruhen noch mal ordentlich was essen und Sachen für den Lauf vorbereiten waren die letzten Tagespunkte auf dem Plan. Morgen wurde der Wecker auf 3 Uhr gestellt, da der Start um 5:30 Uhr angesetzt ist. Die innere Anspannung auf dieses außergewöhnliche Ereignis von dem alle um mich herum mit so viel Begeisterung berichten steigt langsam. Sonntag, 31.Mai 2015 Renntag! Ich kann schon vorher sagen, daß dieser Lauf hier einer meiner Schönsten sein wird! Susan und ich sind um kurz nach 3 Uhr aufgestanden haben alles für die Abholung durch den Fahrer vorbereitet. Ich werde nach dem Lauf meine Unterkunft wechseln und ziehe dann in das mir von der Stadt Durban gestellte Hotel „Blue Waters“ um. Deswegen werde ich mit allen meinen Sachen umziehen. Der Fahrer hat uns fast direkt am Start rausgelassen. Die Strassen waren sehr, sehr voll. P. hat mir telefonisch noch die besten Wünsche übermittelt. Ich werde sie während des Laufes einige Male an der Laufstrecke sehen. Eigentlich unmöglich, da an der Strecke sicherlich einige 100000 Menschen stehen und jubeln. Nach dem finalen Toilettengang ging es in den nach der Vorleistung zugewiesenen Startblock. Der Ablauf des Startes hat einen zeitlich genau bestimmten Ablauf, da auf den Punkt um 5:30 Uhr gestartet wird. Es wird „Chariots of fire“ von Vangelis gespielt, dann die Nationalhymne von Südafrika gefolgt von zwei Hahnenschreien und einem Kanonenschuß bevor sich das Feld von über 22000 Läufern in Richtung Pietermaritzburg in Bewegung setzt. Die Stimmung an der ganzen Strecke ist unvergleichbar! Es wird fast überall geklatscht, gejubelt, gerufen, geschrieen, getanzt und gegrillt. Auf fast 89km! Anhand der Startnummer wissen die Leute deinen Namen und deine Nationalität. Durch mehrere Zeitmessmatten auf der Strecke kann man mittels Internet auch die Sektion feststellen, wo sich der Athlet aufhält. Ich habe sieben Energiepulvertüten und Gels mitgetragen, die ich jede Stunde an Versorgungspunkten angemischt habe und getrunken habe. Das waren meine einzigen Pausen. Scheinbar war meine Renneinteilung ganz gut, da ich erst gegen Ende an der letzten längeren Steigung namens Polley Shortts etwas schwere Beine bekam. Ins Ziel kam ich als 242ter von 16588 Finishern in einer Zeit von 7:15:51 Std. und bekam dafür eine Silbermedaille. (Die bekommt man bis 7:30 Std. Am Ziel haben mich P. und der Merwyn empfangen. Es war eine große Freude die beiden zu sehen. 13 Merwyn und ich im Zielbereich Nach etwas Pause, essen, trinken und noch den Lauf bis zum Schluß um 17:30 Uhr ansehen ging es mit dem Auto zurück nach Durban. So war es geplant. Wäre da nicht das lange Warten um vom Parkplatz herunterzukommen gewesen und dann auch noch ein Getriebeschaden des Wagens, wäre es natürlich anders geworden aber vielleicht nicht so interessant und lustig. Auf der Hauptstrasse Richtung Durban blieben war auf dem Seitenstreifen liegen. Eine glückliche Fügung ließ uns 50m hinter einer den Verkehr regelnden Polizeistreife unseren Schaden haben. Merwyn ist ausgestiegen und zu den Polizisten gegangen und die haben einige Busse angehalten und gefragt, ob die uns mit nach Durban nehmen können. Ob das in Deutschland passieren würde? Leider musste Merwyn beim Wagen bleiben. P. mein Gepäck und ich wurden also in einen schon mit neun dunkelhäutigen Comrades-Läufern beladenen Kleinbus gequetscht. Und ich saß natürlich in der Mitte! Und fast alle wollten während der ganzen Fahrt viele, viele, Sachen (teilweise schon sehr persönliche Informationen) von mir wissen. Es war auf jeden Fall eine sehr interessante Erfahrung! Nicht weit von meinem Hotel wurde ich dann rausgelassen. Und P. musste mitten im Dunkeln auch noch ihre 40km lange Heimreise nach Bothas Hill mittels Sammeltaxen antreten. Die junge Dame hat durch mich einen wahnsinnigen Aufwand! Ich bin dafür einfach nur dankbar! In meinem schönen Hotelzimmer habe ich noch ein wenig ferngesehen und bin danach um 22 Uhr doch recht ermüdet ins Bett gefallen. 14 Montag, 01. Juni 2015 Heute war ein etwas „ruhigerer“ Tag. Ich hatte den Luxus eines großen Frühstücks-Buffets. Meine Beine fühlten sich sogar ganz gut an, so dass ich die Treppenstufen runter gegangen bin. Mein Zimmer lag in 13. Stock mit einem phantastischen Blick Richtung Osten über den indischen Ozean über dem morgens die Sonne aufging. Nach dem Frühstück bin ich noch mal zum Happy Hippo gegangen um Susan zu sehen. Auf meinem Weg begegnete mir Martin Lesny von der Streckenbesichtigung am Samstag mit seinem Fahrrad. Leider war Susan nicht da, aber ein paar nette Worte mit den Angestellten vom Happy Hippo habe ich noch gewechselt. Zum Mittag haben sich P. einige Freunde ( so um die 20 Leute) und ich in einem Strandlokal getroffen. Dort hatte ich eine indische angehauchte Spezialität aus Durban. Ein sog. Bunny Chow: ein Toastbrot gefüllt mit Fleisch und Sauce. Würzig, lecker und sehr günstig. Hier hat mir P. noch ihr Anfänger-Wörterbuch Zulu-Deutsch geschenkt. Nun kann es damit losgehen wenigstens einige Worte Zulu zu lernen. Am Nachmittag habe ich Susan dann doch noch in ihrer Unterkunft getroffen. Sie hat auch ihren ersten Comrades gelaufen und in unter 11 Stunden geschafft. Auf meinem Rückweg bin ich schon wieder langsam im Laufschritt unterwegs gewesen. Was mir hier auffällt ist, dass in der Öffentlichkeit kaum Leute rauchen. Das gefällt mir gut. Auf morgen freue ich mich schon sehr. Da geht es ins Valley zu P. nach hause. Und da lerne ich auch ihre Familie kennen. Dienstag, 02. Juni 2015 Nachts kann ich nicht gut schlafen, was aber eher daran liegt, dass ich so viele Gedanken und Eindrücke verarbeiten muss. Nach dem Frühstück hat mich P. abgeholt um mit ihr ins Valley (Valley of 1000 Hills) zu fahren. Das ist ca. 40 km in nordwestlich von Durban gelegen. Mit Bus bzw. Sammeltaxen und zwei Mal umsteigen kommt man für knapp drei Euro pro Strecke dort hin. Wenn man als Unwissender hier Taxi/Bus fährt ist man ziemlich verloren. Kleine Aufkleber am Bus zeigen die Route an. Wenn das Fahrzeug nicht voll belegt ist, fährt es auch nicht los. Manchmal muss man eine Stunde am oder im Bus warten bis man loskommt. Wir hatten da glücklicherweise keine großen Wartezeiten. Da Monatsanfang war und die Leute ihr Geld bekommen haben, nehmen sie ihre Einkäufe mit in den Bus, und das ist eine Menge! In den Städten fahren einige wirklich einen heißen Reifen. Mit abruptem Bremsen, plötzlichen Spurwechseln pfeifend, hupend, rufend immer auf der Suche nach neuen Fahrgästen rasen Tausende davon durch die Gegend. Aber günstig sind sie, innerhalb der Stadt kostet eine Fahrt etwa 40 Cent. Die Gegend in der P. mit ihrer Familie wohnt heißt Botha`s Hill. Nach einem Fußmarsch von 10-15 Minuten auf dem wir noch einen Nachbarn getroffen haben, sind wir am Haus angekommen. Auf der Strasse laufen Hühner und Kühe herum. Es ist eine sehr schöne Gegend am Hang gelegen. Für Grundstücke muss man hier nichts bezahlen, nur eine Art Gebühr an einen „Tal-Verwalter“. Auf dem Grundstück stehen einige Gebäude. Hinter dem Wohnhaus wird gerade noch ein weiteres Gebäude gebaut. Jeder Stein kostet etwa 40 Cent. 15 Haus von P.s Familie Im Wohnzimmer wurde ich von der Großmutter begrüßt, die auch ein wenig englisch spricht. P. Eine Stunde später kam die Mutter von der Arbeit. Die Familie ist sehr freundlich zu mir. Nun haben wir einen kleinen Rundgang über das Grundstück gemacht. Ich habe mich aber nicht getraut meine paar Worte Zulu, die ich am Abend vorher gelernt habe, anzuwenden. Sie haben mir angeboten, falls ich wieder nach Südafrika komme, bei Ihnen zu wohnen ohne etwas zu bezahlen. Was für ein großzügiges Angebot! Dasselbe Angebot gilt natürlich auch für die Familie, sollten sie nach Deutschland kommen. Im Kopf plane ich schon meine nächste Reise hierher. Vielleicht kann ich irgendetwas in anderer Form als Gegenleistung anbieten. Mal sehen was mir da einfällt. Nun gab es landestypisches Essen: Pap, ein Maismehlgericht. Sieht aus wie Kartoffelpüree. Dazu Spinat aus dem Garten und Fleisch. Gegessen wird mit den Fingern. Ich wollte bei der Zubereitung helfen, sollte ich aber nicht. Das Essen ist sehr schmackhaft und sättigend. (vielleicht kommt daher auch pappsatt) Bis zum Abend hatte ich keinen Hunger mehr. Es gab danach noch Bananen- und Karottenbrot. Pap wird es nun auch auf meinem heimischen Speiseplan geben. 16 Pap mit Spinat und Fleisch im heimischen Wohnzmmer „Familienfoto“ Vor Einbruch der Dunkelheit mussten wir uns auf den Rückweg machen. Und wieder P. Rundreise um mich zum Hotel zurückzubringen. Ich gebe zu, dass ich einige Male etwas 17 Angst um sie hatte, wenn sie alleine für mich durch die Gegend gefahren ist. Bei meinem nächsten Besuch miete ich ein Auto, dass macht alles etwas leichter. Hoffentlich können wir morgen noch einmal ins Valley, damit ich noch mehr sehen kann. Dienstag, 03.Juni 2015 Ich hoffte heute wieder einen schönen Tag zu erleben! Aber es wurde noch besser! Nachdem P. mich um neun Uhr abgeholt hat, gab es zwei Optionen. Entweder ein Safari-Park oder noch mal ins Valley. Die Entscheidung war sehr schnell getroffen, no Tourist-Stuff. Also wieder mit dem Sammel-Taxi über Pinetown ins Valley. Und auch hier wieder die Monatseinkäufe. Teilweise 25kg-Säcke mit Maismehl oder Reis, Fleisch, Früchte und was man noch so braucht. Während wir im Taxi auf die Weiterfahrt warteten, laufen ständig Verkäufer von Haushaltsartikeln, Essen oder Auflade-Karten für Mobiltelefone vorbei. Das Bezahlsystem für die Taxi-Fahrten ist auch erwähnenswert. Man gibt Geld nach vorne, auch unpassende Beträge. Und irgendwann bekommt man garantiert sein Wechselgeld wieder zurück. Klappt immer! Ich glaube P. kann es nicht verstehen, dass ich so gerne Taxi fahre. Sie ist wahrscheinlich eher genervt davon. Aber ich finde die Landschaft und das Neue so überwältigend. Auf dem Weg in ein anderes Tal fuhren wir auch über den heiligen Berg der Zulu, den Inchanga. Der wird auch beim Comrades überquert. Die Region dort ist wirklich traumhaft. Hügel und Täler so weit das Auge reicht. Man kann dort auch Urlaub machen, wenn man es einfach liebt ist es hier der richtige Ort. P. hat mir Amimi vorgestellt. Der leitet ein Jugend-Entwicklungs-Zentrum in Isithumba (ICDM). Er war auch schon einige Male in Deutschland und spricht auch deutsch. Es ist eine tolle Organisation, die ich gerne unterstützen möchte. Mal sehen in welcher Form mir das möglich sein wird. Nach einem Spaziergang an einem Flusslauf entlang und vielen Informationen über Geschichte, Leben und das Projekt haben wir anschließend mit den Kindern nach deren Schulschluß um 14 Uhr etwas Sport gemacht. Die Kinder haben hier die Möglichkeit sich zu treffen zu spielen oder Sport zu machen. Es sind jeden Tag einige zig Kinder dort. Beginnend von schätzungsweise 4-5 Jahren bis zum jungen Erwachsenenalter trifft sich hier alles. Nach einigen Runden Tischtennis ging es raus wo alle zusammen Sprung- und Laufspiele gemacht haben. Nachdem ich hingefallen bin haben sich die Kinder erst einmal um mich gesorgt. Zum Abschluß wurde noch gesungen, wovon ich leider nichts verstanden habe. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Kinder gefreut haben, dass ich mit ihnen gespielt habe. Mir hat es ebenso gefallen. Nach Einbruch der Dunkelheit hat Amimi netterweise angeboten P. und mich nach Hause zu fahren. Vorerst ist dies mein letzter Tag in Südafrika. Morgen geht es zurück nach Deutschland. Sollte ich noch mal die Möglichkeit bekommen nach Südafrika zu reisen, werde ich es sofort tun. Ich habe hier so viele schöne Dinge erlebt für die ich einfach dankbar bin. Alle Menschen mit denen ich hier zu tun hatte waren sehr freundlich zu mir. Davon möchte ich gerne etwas zurückgeben. Jeden Abend beschleicht mich eine leichte Traurigkeit, dass mein Aufenthalt hier sehr bald ein Ende haben wird. 18 Amimi und ich in der schönen Isithumba-Landschaft Nach dem Spielen mit den Kindern Mittwoch, 04.Juni 2015 Vorerst letzter Tag in Südafrika. Nachdem ich nachts mal wieder aufgewacht bin, da ich nicht schlafen konnte habe ich etwas ferngesehen. An Sportarten läuft hier viel Rugby etwas Cricket, etwas Golf und europäischer Fußball. 19 Morgens konnte ich von meinem Balkon mal wieder den tollen Sonnenaufgang bewundern und etwas später bin ich zum Frühstück. Da ich mein Zimmer bis 10:30 Uhr räumen musste, habe ich mein Gepäck an der Rezeption gelassen und bin zum ersten Mal zum Strand gegangen um meine Füße in den Indischen Ozean zu halten. Etwas später war P. da, um mit mir eine letzte geliebte Taxifahrt zu machen um noch einige Besorgungen zu tätigen. Auf einem Marktplatz waren einige bekannt Komödianten, die mich als einzigen Weißen weit und breit auf ihre Bühne bitten wollten. Verstanden habe ich nichts von ihnen. Aber feige wie ich bin, bin ich nicht auf die Bühne. Hätte ich mal machen sollen, wäre sicherlich lustig geworden. Zurück am Hotel haben wir uns noch auf die Sonnenliegen am South Coast Beach gelegt und Schokolade und Nüsse gegessen. Dort wurden noch einige Dinge für meinen nächsten Aufenthalt besprochen. Um 15 Uhr hat mich Teddi dann abgeholt, um mich zum zum Flughafen zu bringen. Sie hatte mich bei meiner Ankunft auch schon abgeholt. Auf der Fahrt gab es noch Informationen zur aktuellen politischen Lage in Südafrika und das Verhalten des aktuellen Zulu-Königs. Um 18:25 Uhr ging es zurück um am nächsten Tag um 14 Uhr wieder in Hamburg zu landen. Dieser Aufenthalt in Südafrika wird hoffentlich nicht mein letzter gewesen sein. Ich würde gerne nächstes Jahr wieder hier her kommen um mehr über SA erfahren und aktiver hier tätig werden, in welcher Form auch immer. P. hat mir bei meinem Aufenthalt so viele Sachen ermöglicht, wofür ich sehr, sehr dankbar bin! Ständig hantierte sie mit ihren zwei Telefonen herum, hat Leuten geschrieben, telefoniert oder etwas für mich organisiert. Vielen, vielen Dank, P.! 20