Warum niemand dauerhaften Stress vertragen kann
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Warum niemand dauerhaften Stress vertragen kann
Stress. Macht. Krank. Stress. Macht. Krank. Warum niemand dauerhaften Stress vertragen kann – und wie Sie es schaffen, ihm zu entgehen 01 Stress. Macht. Krank. Inhaltsverzeichnis Vorwort 03 Die häufigsten stressbedingten Krankheiten 06 „Wir sind nicht für Dauerbelastungen geschaffen“ Interview mit dem Neurologen Prof. Dr. Wolfgang Lalouschek 09 Schutz für Körper und Geist: So tricksen Sie den Stress aus 11 „Wir leisten sehr viel mehr als früher“ Interview mit dem Berliner Coach Conny Warmuth 13 Acht Tipps für eine bessere Work-Life-Balance 15 02 Stress. Macht. Krank. Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, Stressbedingte Krankheiten kommen nie ganz plötzlich, sondern kündigen sich immer vorher an. Das Fazit, das wir daraus ziehen können, ist, mehr auf die Signale, die uns der eigene Körper schickt, zu achten. Wie erkennt man diese Signale? Dazu kann man sich eine Perlenkette vorstellen, die aus mindestens 15 Perlen besteht. Legt man diese Kette nun vor sich hin und schaut von rechts nach links, dann ist links das Endstadium, also die Erkrankung, und rechts das erste Signal, der erste Alarm. Der Alarm diente der Warnung. Er will uns zeigen, dass etwas in unserem Körper nicht stimmt. Was müssen wir daraus lernen? Eine stressbedingte Erkrankung kann man verhindern, wenn man auf dem Weg über die 15 Stationen (Perlen) nur eine Station dazu nutzt, innezuhalten, um dem Signal Aufmerksamkeit zu schenken. Heilt man hier, unterbricht man die weitere Entwicklung. Das Endstadium bleibt aus. Und das Schöne daran ist, dass wir selbst das beeinflussen können. Die Voraussetzung hierfür ist es, die Sprache der eigenen körperlichen Signale bewusster wahrzunehmen. Stress führt zu Krankheit. Stress wirkt wie ein Gift. Nach und nach beeinflusst es den Menschen. Meine Erfahrung ist, dass nur wir selbst es in der Hand haben, unsere Finger von dem Gift zu lassen. Einmal wachrütteln, bitte! Dieser Ratgeber soll sensibilisieren und aufwecken. Wenn Sie durch die Anregungen auf diesen Seiten dazu ermutigt werden, in Ihrem Kreislauf, der zum Ausbrennen (Burnout) führt, innezuhalten, werden Sie sehen, dass der Ratgeber sich für Sie als Leser sehr gelohnt hat. Durch meine Kunden mitzuerleben, dass stressbedingte Erkrankungen vor keinem, also auch nicht vor dem „klügsten Kopf“, Halt machen, hat mich dazu motiviert, Wege zu finden, den Kunden im Coaching sowie in der Beratung stark zu machen. Es nützt nichts, nur „im Kopf“ zu sein, sondern man muss sich auch selbst wahrnehmen, kopfabwärts bis zu den Füßen. Deshalb ist auch kein Arzt, kein Biologe oder Stressforscher davor gefeit, an Stress zu erkranken. Wenn diese nicht auf ihre körpereigenen Signale hören, obwohl sie sie genau kennen, dann werden sie krank. Das Fatale daran ist, dass Stress dazu motiviert, immer stärker verstandesgesteuert zu reagieren. Schließlich wird man sich selbst fremd und damit steigt das Risiko, ernsthaft an Stress zu erkranken. Diesen Kreislauf beim Kunden zu durchbrechen, ist mein tiefstes Anliegen als Coach. Damit stoppen wir, der Kunde und ich, die Selbstzerstörung bei anderen (Mitarbeitern, Kollegen, Partnern) oder bei einem selbst. Absolut kein Mainstream! Aktuell droht Stress zu einem „Mainstreamthema“ gemacht zu werden. Dass viele Menschen sensibler für Burnout & Co. werden, ist gut, nur wenn das Thema rational überfrachtet wird, geht es am Ziel vorbei. Die Botschaft „Stress macht jeden krank, der immer mehr vergisst, sich auszuruhen“ gehört in den Vordergrund. Die Aussage, dass Stresserkrankungen eine Volkskrankheit sind, geht am eigentlichen Problem vorbei. Zudem wird zunehmend klar, dass Stress wirklich gefährlich ist und sogar zum Tod führen kann. Nur findet der Sterbeprozess auf den verschiedensten Ebenen statt. Zuerst stirbt das Gefühl für das eigene Selbst, also das Bewusstsein darüber, dass etwas nicht stimmt. Dann kommt es stückweise zur Isolation aller anderen Bewusstseinsebenen. Zum Schluss kapselt man sich von seiner Umwelt ab, wird beratungsresistent und verliert die Fähigkeit zum Erholen. Damit steigt der Aggressionspegel und somit kommen selbst die nahestehenden Personen nicht mehr an den Gestressten heran. Als gefährlich sehe ich auch die Entwicklung an, dass das Krankheitsbild sich dahingehend verändert, dass die Betroffenen immer später zusammenklappen, also tendenziell länger im Missstand bleiben. 03 Stress. Macht. Krank. Keiner ist geschützt! Wenn man die Verantwortung für sich selbst und seine Gesundheit verloren hat, muss man diese wiedergewinnen. Das ist für mich der wichtigste Schritt, um eine Stresserkrankung zu verhindern. Das macht für mich die Relevanz dieses Themas aus. Zu erkennen, dass niemand vor einem Burnout geschützt ist, ist der erste Schritt gegen die Stresserkrankung. Der zweite Schritt der Erkenntnis sollte sein, dass selbst das Burnout nur eine Station der eigenen stressbedingten Krankengeschichte darstellen kann und sich gerne wiederholt, oft ein bis zwei Jahre später. Der Ausstieg aus der krankmachenden Überbeanspruchung geht nur über einen selbst. Treffe ich die Entscheidung, mich daraus zu befreien, dann kann ich daran auch nicht mehr erkranken. Es ist wichtig, die Selbstverantwortung in Sachen Stresserkrankung zu steigern. Der Trend muss sein, die Heilung nicht ausschließlich anderen zu überlassen, sondern vor der Erkrankung Verantwortung dafür zu übernehmen, sich selbst zu pflegen, sich Ruhe zu gönnen, sich nicht nur gut, sondern auch genussreich zu ernähren und seinem Verstand auch mal eine Ruhepause zu gönnen. Frauen sind anders, Männer auch Meine berufliche Praxis als Coach zeigt mir, dass eine Frau anders an Stress erkrankt als ein Mann es tut. Schauen wir am Beispiel von Burnout, wie ich das meine. Lediglich das Endstadium dieser Erkrankung sieht bei Männern und Frauen gleich aus; der Weg dahin unterscheidet sich. Kurz gesagt, erkrankt die Frau eher an der mangelnden Anerkennung und der Mann daran, stetig Kämpfe zu führen, die er nicht gewinnen kann. Daher brauchen Frauen und Männer unterschiedliche Ansprachen, die dann zur Selbsterkenntnis führen. Was aber für jeden Gestressten in gleichem Maße gilt: Es ist wichtig, sich selbst führen zu können. Denn letztlich kann sich nur jeder selbst aus der Stressfalle befreien. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen. Auf dass Sie neue Erkenntnisse und Perspektiven gewinnen! Ihre Anke Sommer (Inhaberin und Coach), SOMMER EVENT Institut für Teambuilding, Coaching & Consulting 04 Stress. Macht. Krank. Immer unter Strom? Damit sind Sie sind nicht allein… Als die Deutsche Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) den „Stressreport 2012“ veröffentlichte, zeigte sich vor allem eins: Stress betrifft so gut wie jeden, vom Chef bis zur Sekretärin. Sogar Grundschüler leiden heute oft unter so starken Belastungen, dass sie diese bereits als Stress bezeichnen. Aber auch Arbeitslose kämpfen mit psychischem Druck, sogar so stark, dass Menschen ohne Arbeit früher sterben. Selbst manche Berufsanfänger arbeiten so viel, dass die Karriere ihr ganzes Privatleben einfach auslöscht. Doch nicht nur unser Arbeitsleben ist eine Quelle für Stress. Private Probleme und Sorgen, familiäre Konflikte oder Streit im Freundeskreis – das alles kann auf die Seele drücken. Einige können gut mit solchen Problemen umgehen, manchen bereiten sie aber auch schlaflose Nächte und unruhige Tage. Kurzzeitig hat diesen Zustand wohl schon jeder einmal erlebt. Wenn er aber dauerhaft anhält, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch der Körper irgendwann leidet. Stress ist individuell. Viele empfinden zum Beispiel immer wiederkehrende Vorgänge als unangenehm. Andere haben mit einer gewissen Routine am Arbeitsplatz kein Problem. Deswegen gibt es auch kein Patentrezept für Erholung. Herauszufinden, was „entstresst“, lohnt sich aber. Denn jeder Belastung müssen Sie einen Ausgleich entgegensetzen. Dauerhafter Stress macht niemanden glücklich. Und in den meisten Fällen macht er sogar krank. In diesem Ratgeber finden Sie wertvolle Tipps, wie Sie Entspannung finden, besser mit Stress umgehen und es endlich schaffen, pünktlich Feierabend zu machen. Burnout & Co. Das Thema Burnout ist in den vergangenen Jahren zunehmend bekannter geworden. Dabei gilt der Begriff unter Experten als heftig umstritten. Während einige der Meinung sind, dass es Burnout als eigenständige Diagnose gar nicht gibt, warnen andere vor einem grassierenden Anstieg von Betroffenen. Der Wiener Neurologe und Berater Prof. Dr. Wolfgang Lalouschek erklärt im Interview, was eigentlich hinter dem Burnout steckt. Aber auch, dass es noch längst nicht alles ist, was Stress unserem Körper antun kann. Stress ist ein Alltagsphänomen, dem niemand entgehen kann. Wir können nur Wege finden, damit umzugehen. Dieser Ratgeber bietet Ihnen dazu einige Anregungen und Tipps. Sie finden hier einen Überblick über die häufigsten stressbedingten Krankheiten. Außerdem zeigen wir Ihnen, wie Sie erkennen, ob Sie bereits kurz vorm Burnout stehen. Ihnen fällt es schwer, abzuschalten? Dann sollten Sie sich unbedingt auch unsere Tipps für eine bessere Work/LifeBalance und das Interview mit dem Coach Conny Warmuth durchlesen. 05 Stress. Macht. Krank. Die häufigsten stressbedingten Krankheiten 1.Herzprobleme & Bluthochdruck Das Herz gilt als das Zentrum unseres Daseins. Es ist das wichtigste Organ in unserem Körper und viele setzen es mit unserer Seele gleich. „Der hat kein Herz“, sagt man von einer kalten Person. Kein Wunder also, dass Stress das Herz im hohen Maß belastet. 2002 konnte in einer großen Studie gezeigt werden, dass die „üblichen Verdächtigen“ als Auslöser für Herzprobleme bei fast der Hälfte aller Patienten gar nicht auftrat. Diese Patienten rauchten nicht, hatten kein Übergewicht und litten nicht an Bluthochdruck oder Diabetes. Seitdem gehen Mediziner davon aus, dass auch seelische Belastungen dem Herz massiv zusetzen können. Das Tückische an Herzproblemen ist, dass sie oft unerkannt bleiben. Die Folge: Kaum einer geht zum Arzt, die Probleme verstärken sich, im schlimmsten Fall kommt es zum Schlaganfall oder Herzinfarkt. Bluthochdruck steht häufig in enger Verbindung mit Herzproblemen. Obwohl er viele Ursachen haben kann, ist Stress eine nachweisliche Quelle dafür. Bluthochdruck kann aber auch zu anderen Beschwerden führen, zum Beispiel kann sich die Netzhaut ablösen, was in Sehverlusten münden kann. 2. Magen- und Darmbeschwerden „Das schlägt mir auf den Magen“, sagen wir, wenn uns etwas zusetzt. Spätestens dann erkennen wir, dass der Magen sich nicht als seelische Mülltonne eignet. Verstopfung, Durchfall und Co. sind häufig auf Stress zurückzuführen. Vor allem, wenn sie regelmäßig auftreten. Sie können allerdings auch körperliche Ursachen haben. Wer Stress hat, neigt dazu, Fettiges oder Süßes in sich hineinzustopfen. Das liegt daran, dass Stress, physischer genauso wie psychischer, im Körper bestimmte Reaktionen hervorruft. Diese signalisieren: „Hier ist Gefahr in Verzug. Du brauchst mehr Energie, um mit dieser Belastung umzugehen.“ Dieser Aufforderung kommen wir gern nach, Heißhunger entsteht. Wer aber ständig zu viel und zu fettig oder zuckerreich isst und nicht für Bewegung sorgt, tut seinem Magen auf Dauer eben nichts Gutes. 3. Rückenschmerzen Rückenschmerzen gelten als eine der größten Volkskrankheiten. Jeder hat wohl schon einmal einen Hexenschuss, eine Verspannung oder Probleme mit verklemmten Wirbeln gehabt. Selbst Bandscheibenvorfälle treffen inzwischen auch junge Menschen. Fakt ist: Allein in Österreich leiden 60 bis 85 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal an Rückenschmerzen. Da unser Rücken für den aufrechten Gang durchs Leben sorgt, sind Schmerzen in diesem Bereich besonders schlimm. Für manchen Mediziner stehen Rückenschmerzen in direktem Bezug dazu, dass ein Mensch sich zu viel aufbürdet. Neben den typischen Auslösern wie einer falschen Belastung oder Haltungsschäden zieht man heute auch immer häufiger psychische Ursachen in Betracht. 4. Schlafstörungen Sie wälzen sich hin und her, schalten den Fernseher ein und wieder aus, nehmen ein Buch zur Hand oder wandern durch die Küche und kochen sich um zwei Uhr morgens einen Tee… So geht es vielen, die an Schlaflosigkeit leiden. Eine oder zwei durchwachte Nächte haben mit wirklicher Schlaflosigkeit noch nichts zu tun. Jeder hat Phasen, in denen er keine Erholung findet, während andere friedlich schlummern. Es ist außerdem auch völlig normal, nachts mehrmals aufzuwachen und nicht sofort wieder in Tiefschlaf zu verfallen. Wenn Sie allerdings immer häufiger und länger wach bleiben und tagsüber Ihr Arbeitspensum nicht mehr bewältigen können, weil Sie dauerhaft müde sind, kann es an der Zeit sein, einen Mediziner aufzusuchen. 06 Stress. Macht. Krank. 5. Hautausschlag Es juckt und kratzt – wenn die Haut verrücktspielt, kann es einen in den Wahnsinn treiben. Pickel, Rötungen, Stressflecken, Ausschläge, Neurodermitis und Co. sehen weder hübsch aus noch sind sie angenehm. Die Haut ist das größte Organ des Körpers, aber gleichzeitig auch das „zickigste“. Manchen Menschen sieht man sofort an, dass sie eine harte Phase durchmachen, weil die Stressflecken das ganze Gesicht einfärben. Da Hautprobleme häufig auftreten, gibt es auch viele Produkte dagegen. Einiges kann man selbst behandeln. Gegen Pickel findet man in der Drogerie beispielsweise eine ganze Fülle an Salben, Gesichtswassern und Cremes. Eine gute Beratung bieten hier auch Apotheken. In den meisten gibt es sehr hochwertige Schönheitspflege und auch Pharmazeuten kennen sich zu einem gewissen Grad mit der Behandlung von Hautproblemen aus. Dies gilt ebenso für eine Kosmetikerin. Wenn nichts hilft, hilft nur noch der Gang zum Dermatologen. 6. Tinnitus Stellen Sie sich vor, in Ihrem Ohr pfeift es. Das kennen Sie wahrscheinlich, das haben die meisten von uns schon erlebt. Stellen Sie sich nun vor, dieses Pfeifen geht nicht mehr weg. Sie hören es ständig, ohne Unterbrechung. So lässt sich in etwa ein Tinnitus beschreiben. Bei manchen Patienten ist er aber auch ein Brausen, Rasseln oder Rauschen. Körperliche Ursachen für die belastenden Störgeräusche können Mittelohrentzündungen oder die Konfrontation mit zu viel Lärm sein. Aber auch Stress wird als Auslöser in Betracht gezogen. Vor allem dauerhafte seelische Belastungen führen häufig zum „Ohr-Infarkt“. Das Schlimmste am Tinnitus ist, dass die Betroffenen einem stetigen Lärmpegel ausgesetzt sind, der zu wieder neuem Stress führt. Allerdings gelten alle Arten von Tinnitus inzwischen als gut behandelbare Krankheit. 7. Kopfschmerzen Wenn es im Kopf zieht und zerrt, fällt es schwer, sich zu konzentrieren. Es gibt viele Arten von Kopfschmerzen, vom Cluster-Kopfschmerz, einer Art flächenmäßiger Verspannung, bis zur Migräne. Vor allem letztere bringt oft noch weitere Symptome wie Lichtempfindlichkeit oder Magenprobleme mit sich. Kopfschmerzen gelten als leicht behandelbar, immerhin ist die Auswahl an Medikamenten in dem Bereich enorm groß. Aber man sollte sich auch hier dessen bewusst sein, dass Schmerztabletten zwar leicht erhältlich und meist gut verträglich sind, aber trotz allem sind es doch Medikamente. Außerdem helfen Aspirin und Co. bei wirklichen Migräneanfällen überhaupt nicht. Hier muss man einen Arzt aufzusuchen. Doch der Griff zur Pille muss auch nicht immer sein. Vor allem leichte Kopfschmerzen haben meist simple Ursachen wie Flüssigkeitsmangel oder zu wenig Schlaf. Bei häufigen Attacken kann ein Schmerztagebuch hilfreich sein. Notieren Sie sich, was Sie gemacht und gegessen haben, bevor der Anfall kam. Wenn Sie dies regelmäßig machen, kommen Sie den Auslösern schnell auf die Spur. 07 Stress. Macht. Krank. 8. Essstörungen Beim Essen ist die Balance alles. Vor allem Frauen neigen dazu, sich hier in den Extremen zu bewegen. Aber auch Männer können sich mit dem maßvollen Essen schwertun. Mancher leert in zwei Minuten den ganzen Kühlschrank, ein anderer kasteit sich so sehr, dass die Freude am Essen ganz vergeht. Natürlich ist beides nicht gesund. In stressigen Zeiten schaltet der Körper auf Abwehr, benötigt dafür mehr Energie, und der Heißhunger beginnt. Andere bekommen durch Stress „einfach nichts runter“ oder vergessen zu essen. Achten Sie darauf, nicht in Extreme zu verfallen. Eine Mindestmenge an Kalorien sollte jeder zu sich nehmen. Ihren Grundbedarf können Sie online schnell und einfach ausrechnen, zum Beispiel unter http://www.apotheken-umschau.de/kalorienrechner. Damit haben Sie einen guten Richtwert. Stellen Sie sich zur Not einen Wecker, der Sie daran erinnert, etwas zu sich zu nehmen. Das funktioniert auch beim Trinken. Denn ohne ein Mindestmaß an Flüssigkeit kann unser Gehirn nicht funktionieren. Zügeln Sie im Gegenzug aber auch den Heißhunger. Es ist möglich, den Körper auszutricksen. Er benötigt nur Energie. Die muss er nicht unbedingt aus Schokolade erhalten, eine Banane hat zum Beispiel einen ähnlichen Effekt. 9. Burnout Ein Burnout kommt mit einer Vielzahl an Symptomen daher. Chronische Müdigkeit, Lustlosigkeit, soziale Isolation, Appetitmangel – das sind nur einige mögliche Anzeichen. Allerdings haben Forschungen einige Faktoren aufgezeigt, die auf eine Gefährdung hinweisen. Unter anderem können dies sein: • Ein schlechtes Arbeitsumfeld. Egal, ob Mobbing oder innere Kündigung – wenn es im Job nicht gut läuft, ist dies ein großer Stressfaktor. • Der Rückzug aus Beziehungen. Sie haben keine Lust mehr, Ihre Freunde zu treffen, weil es Ihnen zu anstrengend ist? Dies kann ein Symptom für Burnout sein. • Perfektionismus. Höher, schneller, weiter – wenn Sie dieses Motto konsequent verfolgen, kann Sie Ihre Kraft irgendwann verlassen. • Ständige Erreichbarkeit. Sie werden nervös, wenn Sie eine halbe Stunde lang keine E-Mails gelesen haben? Ihr Smartphone ist immer an, auch nachts, an den Wochenenden und wenn Sie krank sind, weil Ihr Chef vielleicht noch anruft? Auch wenn die technischen Möglichkeiten es heute hergeben, ist die ständige Erreichbarkeit einer der größten Stressfaktoren überhaupt. Denn eins können Sie garantiert nicht, wenn es ständig piepst: Abschalten! • Den Spaß an Hobbys zu verlieren. Sie haben immer gern gemalt oder gelesen? Aber in letzter Zeit haben Sie keine rechte Lust mehr dazu, können sich nicht aufraffen oder sind mit den Gedanken trotzdem immer wieder bei Ihren Problemen? Auch dies kann ein Zeichen für den drohenden Zusammenbruch sein. Nicht jedes Burnout verläuft gleich und hier sind nur einige Symptome aufgezeigt. Manches davon kann zum Beispiel auch für Arbeitssucht, Onlinesucht oder Depressionen sprechen. Wenn Sie sich Sorgen um Ihre Gesundheit machen, sollten Sie deswegen immer einen Mediziner aufsuchen. Es gibt mittlerweile zahlreiche Fachärzte, die sich auf Burnout-Prävention spezialisiert haben. 08 Stress. Macht. Krank. „Wir sind nicht für Dauerbelastungen geschaffen“ Interview mit dem Neurologen Prof. Dr. Wolfgang Lalouschek Der Neurologe, Berater und Autor Prof. Dr. Wolfgang Lalouschek hat zusammen mit der Psychotherapeutin Barbara Laschalt das „Interdisziplinäre Zentrum für Burnout und Stressbewältigung – The Tree“ in Wien gegründet. Dort behandelt er das Thema aus verschiedenen Ansätzen heraus. Das Angebot reicht von Medizin und Psychotherapie bis zu Coaching und Stressmanagement. Außerdem leitet er das Projekt „Coaching und Burnoutprävention an Intensivstationen“. Im Interview beleuchtet er mit uns die medizinische Seite des Stresses. Alle reden immer vom Burnout. Was ist das eigentlich? Wie wird die Diagnose überhaupt gestellt bei der Vielzahl der möglichen Symptome? „Burnout ist ein Phänomen, das aufgrund einer langanhaltenden Überlastungssituation auftreten kann. Die Kernsymptome sind: - emotionale Erschöpfung: Die Betroffenen können keine positiven Gefühle mehr empfinden, fühlen sich ausgelaugt. - zunehmende Ineffizienz - Depersonalisation oder Dehumanisierung, also eine grundlegend negative Einstellung gegenüber den Menschen, mit denen die Betroffenen in der Arbeit zu tun haben (z.B. für einen Arzt wären das Patienten.) Darüber hinaus treten bei Burnout Symptome auf folgenden Ebenen auf: - körperliche Symptome und Erkrankungen: HerzKreislauf-Beschwerden, Magen-Darm-Beschwerden, Störungen des Immunsystems, chronische Schmerzen, Lustlosigkeit und sexuelle Funktionsstörungen, Schlafstörungen - kognitive Symptome: Konzentrationsschwierigkeiten, Störungen der Merkfähigkeit, verminderte Kreativität und Belastbarkeit - emotionale Symptome: depressive Stimmungslage, gleichzeitig innere Unruhe und Nervosität, Ängste und Panikattacken, Gereiztheit und Aggressivität, inneres Leergefühl - Symptome auf Verhaltensebene: anfangs vermehrte Aktivität und vermehrter Einsatz, später Rückzug und verminderter Einsatz, vermehrtes Suchtverhalten und Fehleranfälligkeit Wichtig ist, dass Burnout sich schleichend über Monate und oft Jahre entwickelt und daher oft erst spät bewusst wahrgenommen wird. Dieser schrittweise Aufbau aufgrund einer langanhaltenden Überlastung ist auch ein wesentliches Unterscheidungskriterium gegenüber einer ‚normalen‘ Depression. Anhand der jeweils aktuellen Symptome kann man ein Burnout von einer Depression oder anderen psychischen oder körperlichen Erkrankungen oft nicht eindeutig unterscheiden. Bei praktisch jedem fortgeschrittenen Burnout treten begleitend depressive Symptome auf.“ Gibt es Menschen, die besonders anfällig für ein Burnout sind? Wenn ja, welche und warum? „Besonders anfällig sind Menschen mit stark stressverstärkenden Denk- und Handlungsmustern, wie zum Beispiel: Ich bekomme Anerkennung (und Liebe) nur durch besondere Leistung. Aber auch ausgeprägter Perfektionismus, das Gefühl, alles alleine bewältigen zu müssen und keine fremde Hilfe annehmen zu können, und der Wille, alles kontrollieren zu wollen, können anfällig fürs Burnout machen.“ Ist ein Burnout vermeidbar? „Ich bin mittlerweile vorsichtig geworden mit zu allgemeinen Ratschlägen, da mir die Begleitung von vielen Menschen mit Burnout gezeigt hat, wie unterschiedlich und individuell Lösungswege waren. Ganz allgemein würde ich daher am ehesten mit einer Frage beginnen: Welche Ziele haben für mich Priorität? Um das vernünftig beantworten zu können, braucht es Zeit und Abstand. Wenn ich dann das Gefühl habe, dass meine Position und Gefühl im Leben nicht dem entspricht, was ich gerne hätte, kann ich mir folgende Frage stellen: Wie viel Platz in meinem Leben haben die Bereiche: (1) Ich, für mich selbst; (2) Familie und soziale Kontakte und (3) Beruf. Ganz wichtig ist, dass wir ausreichende Regenerationsphasen haben, da unser Organismus nicht für Dauerbelastung gebaut ist. Vorübergehende Stressphasen kann er aber gut tolerieren. Diese Phasen sollen aber wirklich entspannend sein und nicht neuen Stress in unser Leben bringen. Es ist also auch wichtig, dass ich meine Freizeit gesundheitsfördernd gestalte. Außerdem zeigen Hirnforschung und Stressforschung eindeutig, wie sehr Multitasking und die ständige Erreichbarkeit Gehirn und vegetatives Nervensystem belasten und uns immer nervöser machen. Aus diesem Grund sollte ich meinen Alltag so strukturieren, dass genug Phasen vorhanden sind, in denen ich mich auf nur eine Aufgabe (Single Tasking) konzentriere. Schließlich bedeutet Burnout-Vermeidung nicht unbedingt, dass wir uns weniger anstrengen sollen. Vielmehr geht es darum, dass wir unsere Motivation erhalten müssen. Das ist aber nur dann möglich, wenn wir uns Ziele setzen und deren Erreichung durchaus angestrengt verfolgen, aber vor allem auch die Annäherung an das Ziel bewusst wahrnehmen können. Dies ist nämlich der entscheidende Mechanismus für die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin. In der heutigen Arbeitswelt ist aber das Erreichen eines Ziels oft nicht mehr wahrnehmbar und das fördert Demotivation und Burnout massiv.“ Sind stressbedingte Krankheiten immer heilbar? „Stress weg“ bedeutet „Krankheit weg“: Trifft diese simple Formel zu? „Stressbedingte Erkrankungen, insbesondere Burnout, sind nach meiner Erfahrung in denjenigen Fällen heilbar oder zumindest deutlich zu vermindern, wo es noch nicht zu bleibenden Schäden – sei es im Körper oder in der Psyche – gekommen ist. Wenn ich zum Beispiel aufgrund einer übermäßigen Stressbelastung einen Herzinfarkt erlitten habe, kann ich diesen nicht rückgängig machen. Oder wenn es zu einer Scheidung gekommen ist, muss man damit ebenfalls leben. Ich beziehe das Wort ‚Heilung‘ hier bewusst auch auf 09 Stress. Macht. Krank. Interview mit dem Neurologen Prof. Dr. Wolfgang Lalouschek die soziale Situation. Denn ein stabiles Netzwerk ist einer der Bereiche, für die man seine Gesundheit erhalten sollte. Die Stressbelastung zu reduzieren, ist sicherlich ein ganz wichtiger Schritt zur Verbesserung der Situation oder sogar zur Heilung. Da das Ausmaß der Stressreaktion aber wesentlich davon abhängt, wie man die Belastung bewertet, sollte man sich auch in seinen Denkmustern weiterentwickeln. Außerdem kann es schon helfen, wenn man sich wieder auf Lebensbereiche konzentriert, die gelitten haben.“ Aus Ihrer persönlichen Erfahrung heraus, würden Sie schätzen, dass stressbedingte Krankheiten immer häufiger vorkommen? „Stressbedingte Erkrankungen gibt es, seit es Menschen gibt. Beschreibungen eines ‚Burnouts‘ finden sich schon im Alten Testament. Man kann aber davon ausgehen, dass stressbedingte Erkrankungen immer häufiger vorkommen, und dies auch begründen. Alleine die offiziellen Zahlen von Krankenständen und Frühpensionierungen aufgrund psychischer Erkrankungen zeigen eine Zunahme von 180 % in den letzten 15 Jahren. Dafür gibt es viele wesentliche Faktoren. Unter anderem fehlen alte Rituale und spirituelle Stützen. Dafür sind wir heute ständig erreichbar und immer online, machen alles auf einmal (Multitasking) und nutzen nicht einmal die Freizeit zur Erholung.“ Kann ich mich bei präventiven Maßnahmen unterstützen lassen? An wen muss ich mich dafür wenden? „Präventive Maßnahmen kann man oft im eigenen Einflussbereich oder im Austausch mit Freunden oder Familie vornehmen. Mitunter ist aber eine Unterstützung durch eine unabhängige Person sinnvoll. Ich persönlich bevorzuge hier Coaching als eine sehr lösungs- und zielorientierte Beratungsform. Der Begriff ist aber oft sehr weit gefasst, deswegen empfehle ich, auf eine entsprechende professionelle Ausbildung zu achten und auch gezielt nach fachlichen Kooperationspartnern zu fragen. Der Coach sollte auf jeden Fall ausreichend Erfahrung in der Begleitung von Menschen in Stresssituationen und Kooperationspartner im medizinischen, (arbeits-)psychologischen bzw. psychotherapeutischen Bereich haben. Begleitend können auch Maßnahmen wie Sport und Bewegung, Shiatsu, Massagen, Osteopathie oder auch Yoga, Qi Gong und Tai Chi eine Verbesserung bringen. Ebenso sollte ich meinen Lebensstil kritisch hinterfragen (Alkohol, Nikotin, Koffein, Freizeitverhalten). Noch wesentlicher kann aber der (Wieder-)Aufbau sozialer Kontakte sein.“ Wird das Thema „stressbedingte Krankheiten“ heute von Medizinern mehr ernst genommen? „Das Interesse für stressbedingte Erkrankungen unter Medizinern – besonders für Burnout – ist grundsätzlich hoch. Es ist jedoch ganz wesentlich, den Kolleginnen und Kollegen fachlich fundierte Information zum Thema Burnout zu vermitteln. Es kommen immer öfter Patienten mit der Selbstdiagnose „Burnout“, die gar keines haben, und andererseits sind Menschen gefährdet, die dies heftig abstreiten würden. Hier erfordert es entsprechende Fachkenntnisse über die Symptome und den Umgang mit gefährdeten Personen, die wir Ärzten in entsprechenden Fortbildungsveranstaltungen im deutschsprachigen Raum vermitteln.“ Was unternehmen Sie persönlich gegen Stress? „Meine Familie gibt meinem Leben einen Sinn, der durch berufliche Aktivitäten alleine nicht erreichbar wäre. Ich achte außerdem darauf, nicht über meine Verhältnisse zu leben. Vieles, was ich im Beruf mache, kann zwar, muss aber nicht sein. Ich weiß, dass ich meine und unsere finanziellen Ansprüche rasch und deutlich reduzieren könnte, und halte dies für einen wichtigen Aspekt der eigenen Prävention. Außerdem versuche ich, mich möglichst viel zu bewegen, fahre zum Beispiel oft Fahrrad. Eine andere wichtige Ressource ist für mich die Musik, die mir immer wieder eine ganz andere Welt eröffnet. Außerdem habe ich das Glück, mich beruflich wirklich ‚am richtigen Ort‘ zu befinden, und sehe im Kontakt mit meinen Patienten oder auch Coaching- Kunden täglich den Erfolg und die Bestätigung meiner Arbeit.“ 10 Stress. Macht. Krank. Schutz für Körper und Geist: So tricksen Sie den Stress aus Wenn Stress Sie krank macht, ist es höchste Zeit, etwas zu tun. In hektischen Zeiten wie unseren suchen die Menschen immer nach Methoden, Ihren Geist und Körper zu entspannen. Hier sind ein paar Anregungen: Sport & Bewegung Sport ist immer eine gute Idee, wenn es um Stressabbau geht. Wer sich körperlich betätigt, entfacht ein ganzes Feuerwerk an Wohlfühlhormonen im Körper. Endorphine sorgen dafür, dass Sie nach dem Sport wie auf Wolken schweben. Trotzdem fällt es uns oft schwer, eine Sportart zu beginnen. Der „innere Schweinehund“ und unser Kampf gegen ihn füllen mittlerweile eine ganze Serie an Ratgeberbüchern. Wenn Sie allerdings eine Sportart gefunden haben, die Ihnen wirklich Spaß macht, werden Sie merken, dass es gar nicht so schwer ist, den „Schweinehund“ mal an die Leine zu legen. Von Hunden und Schlangen: Yoga Wenn Sie bei Hund, Schlange, Morgengruß und Kind keinen Zusammenhang sehen, hat Sie das Yoga-Fieber wahrscheinlich noch nicht erreicht. Yoga kombiniert Atemübungen, Entspannungstechniken und bestimmte Bewegungsabläufe. Yogastudios gibt es inzwischen in jeder größeren Stadt, auch in vielen Fitnessstudios und Sportvereinen werden Kurse angeboten. Es gibt unzählige Varianten. Sie können zum Beispiel beim Bikram Yoga schwitzen – es findet bei 40° Raumtemperatur statt – oder Jivamukti Yoga ausprobieren, das mit moderner Musik unterlegt ist. Die Lebensgeister wecken: Tai Chi & Qi Gong Was für den einen wie ein Gericht vom Thailänder klingt, ist für den anderen längst Alltag. Beides sind Entspannungsmethoden, die man bereits seit Jahrhunderten in Asien praktiziert. Beim Tai Chi geht es darum, die Lebensenergie, das „Chi“, zu aktivieren. Um das zu erreichen, gibt es bestimmte Bewegungsabfolgen. Alle Übungen werden langsam ausgeführt, die Übergänge sind fließend. Qi Gong steht in enger Verbindung mit der Traditionellen chinesischen Medizin. Die Übungen sollen bestimmte Punkte im Körper aktivieren, die für verschiedene Bereiche stehen. Dadurch soll der freie Fluss des Chis gewährleistet werden. Auch beim Qi Gong sind die Bewegungen langsam. Die volle Power: Joggen und Zumba Ruhige Sportarten sind aber nicht für jeden etwas. Wenn Sie das Gefühl brauchen, sich richtig auszupowern, dann gibt es natürlich unzählige andere Sportarten. Joggen ist da noch immer der Klassiker. Sie brauchen nicht viel, um zu beginnen. Achten Sie auf die richtige Kleidung (nicht zu dünn oder zu dick), passende Schuhe (sehr wichtig!), wärmen Sie sich ein wenig auf und wählen Sie weiche Untergründe für Ihre Laufstrecke. Zumba ist eine relativ neue Trendsportart. Sie ist eine Kombination aus Tanz, rhythmischer Sportgymnastik und Aerobic. Zumba verbrennt überdurchschnittlich viel Energie. Kurse gibt es als DVD für zuhause (kleiner Tipp: DVDs über „Latin Dance“ zeigen oft ähnliche Inhalte, sind aber etwas günstiger). Aber auch viele Sportvereine und Fitnessstudios haben die beliebte Sportart bereits ins Programm aufgenommen. Zur Ruhe kommen Sport ist nur ein Weg zur Entspannung und dient hauptsächlich dem körperlichen Ausgleich. Wenn aber auch Ihr Geist zur Ruhe kommen soll, gibt es auch hierfür verschiedene Methoden. 11 Stress. Macht. Krank. Viel mehr als nur ein „Omm“: Meditation & Achtsamkeit Das westliche Bild von Meditation ist meist von kahlgeschorenen Mönchen geprägt, die in starrer Haltung vor einer Buddha-Statue sitzen. Dabei braucht man fürs Meditieren weder eine religiöse Überzeugung noch Räucherstäbchen. Meditieren bedeutet, die Gedanken auf das Wesentliche zu richten. Es geht darum, zur Ruhe zu kommen und die Konzentration zu schärfen. Theoretisch benötigt man zum Meditieren nichts außer sich selbst. Ein ganz einfacher Einstieg: Lassen Sie alle Gedanken ziehen und halten Sie keinen fest, bis Sie an nichts mehr denken. Meditation entspannt zutiefst und verbessert das allgemeine Wohlbefinden. Dies wurde jetzt sogar durch eine Studie der Harvard University belegt. Das Konzept der Achtsamkeit ist mit dem Zen-Buddhismus verwandt. Kurz gefasst, geht es darum, seine volle Aufmerksamkeit auf das gegenwärtige Geschehen zu richten. Das klingt erst einmal recht simpel, erfordert aber tatsächlich langes Training. Versuchen Sie es einmal, wenn Sie abwaschen. Denken Sie dabei an nichts anderes als das, was Sie gerade tun. Nehmen Sie wahr, wie das Wasser Ihre Hände umfließt und wie sich der Teller in Ihrer Hand anfühlt. Versinken Sie nur in dieser Tätigkeit und seien Sie mit vollem geistigen Einsatz dabei. Achtsamkeits-Kurse und Trainer findet man beispielsweise unter http://www.institut-fuerachtsamkeit.de/. Hormone und Vitalstoffe: Die richtige Ernährung Stellen Sie sich vor, es gibt einen Verbündeten, der Ihnen von innen heraus bei der Stressbewältigung hilft. Die Rede ist hier nicht von teuren Pillen, sondern von ganz einfachen Nahrungsmitteln, die Sie in jedem Supermarkt bekommen. Dass Schokolade glücklich macht, weiß eigentlich jeder. Aber wussten Sie, dass Bananen ganz ähnliche Glückshormone im Körper ausschütten? Auch Haferflocken, Nudeln und violettes Obst wirken positiv. Gesundes Essen klingt zwar langweilig, aber es ist einer Ihrer stärksten Partner im Kampf gegen den Stress. In der Apotheke, im Reformhaus oder im Naturkostladen kann man Sie dazu beraten, welche Kräutertees gut helfen. Trinken Sie außerdem reichlich Wasser, weil es Ihre Leistungsfähigkeit erhöht. Bei Müdigkeit ist natürlich auch Kaffee in Maßen erlaubt. Allerdings: Der aufputschende Effekt von Koffein ist nur kurzzeitig. Danach folgt ein rascher Leistungsabfall und die Müdigkeit tritt erneut auf. Helfer, Freunde und rettende Engel: Suchen Sie sich Unterstützung Sind Sie schon einmal jemandem begegnet, der wirklich alles konnte? Dessen Haus perfekt aufgeräumt war, der immer im Job glänzte, vorbildlich für die Familie da war und dabei auch noch stets gut und munter aussah? Diese Vorstellung ist ein Phantom. Sie ist schlicht unrealistisch. Trotzdem werden viele von uns nicht müde, ihr hinterherzulaufen. Wir wollen unbedingt der- oder diejenige sein, dem bzw. der das gelingt. Natürlich ist es nicht verkehrt, Ziele anzustreben. Aber wenn diese Ziele nicht verwirklicht werden können, führen Sie zum berüchtigten Hamsterrad: Man rennt und hastet, kommt aber nie an. Wenn Sie ein Haus bauen möchten, rufen Sie einen Architekten, einen Maurer, einen Elektriker… Kurz: Sie wenden sich an jemanden, der das kann. Das lässt sich auch auf andere Situationen übertragen. Beobachten Sie sich und Ihren Alltag einmal sehr genau, um herauszufinden, woran es hapert. Sie verzetteln sich ständig? Dann informieren Sie sich über Zeitmanagement, lesen Sie ein Buch, engagieren Sie einen Coach. Sprechen Sie auch mit Freunden, Nachbarn und Verwandten. Vielleicht kann die nette Nachbarin manchmal etwas für Sie mit einkaufen? Eventuell wartet Ihre Mutter schon lange mal auf die Gelegenheit, Ihre Kinder zu hüten? Überwinden Sie sich und fragen einfach mal nach. 12 Stress. Macht. Krank. „Wir leisten sehr viel mehr als früher“ Interview mit dem Berliner Coach Conny Warmuth Alle reden davon, gestresst zu sein. Leisten wir tatsächlich mehr als früher oder sind wir nicht mehr so belastbar? „In der Tat leisten wir oft mehr als früher. Die Zeit ist schneller geworden. Es gibt auf der ganzen Welt Möglichkeiten, zu lernen, zu arbeiten und zu ‚sein‘. Auch die Informationskultur ist eine riesige Chance, die andere Generationen vor uns nicht hatten. Die ständige Verfügbarkeit durch Handy, E-Mail, Twitter und Co. sorgen für ein beständiges Stresslevel. Jederzeit erreichbar zu sein, nimmt einem die Chance, abschalten zu können. Wir sind heute in etwa genauso gut oder schlecht belastbar wie früher. Aber durch die hohen Erwartungen, die unser Umfeld oder wir selbst an uns stellen, fehlen eben Erholungsphasen, und man kann nicht ewig auf diesem hohen Niveau agieren.“ Der Berliner Berater Conny Wamuth begleitet seit gut elf Jahren Menschen in Problemsituationen. Nach dem Studium der Psychologie und einer Coaching-Ausbildung in Berlin ist er nun Blogger (der-hauptstadtcoach.net) und Inhaber der Beraterfirma Cowarlife (cowarlife.com). Unter anderem berät er seine Klienten zum richtigen Umgang mit Stress. Spielen gesellschaftliche Faktoren wie zum Beispiel die Wirtschaftskrise hier auch eine Rolle? „Durch die ständige Konfrontation mit Nachrichten und damit auch Katastrophen und Krisen steigt auch das persönliche Empfinden, dass es uns heute schlechter geht als früher. Und auch dies führt wieder zu Stress. Angst um die Familie, Freunde, seinen Wohlstand und sich selbst zu haben, belastet auch. Das führt dann zu Krankheiten wie Burnout, Depressionen oder Herzinfarkt.“ Welche Berufsgruppen suchen Sie auf? Klingeln bei Ihnen nur die Topmanager? „In meine Praxis kommen schon Studenten, die unter Stress und Erschöpfung leiden. Selbst im Studium wird ein hohes Niveau vorgelebt und erwartet. Man möchte den bestmöglichen Abschluss erreichen, um in der Masse nicht unterzugehen. Daneben sind es aber vor allem Manager in der mittleren Führungsposition, die recht schnell leiden. Sie haben oft nicht gelernt, mit ihrem Posten umzugehen. Da sie aber viel Arbeit in ihre Karriere gesteckt haben, fürchten sie dann, ihre Stellung wieder zu verlieren. Eine besondere Belastung scheinen auch Lehrer zu haben. Hier gibt es einen Bereich im System, den ich untragbar finde. Aber viele Berufsgruppen leiden, vom Busfahrer über die Krankenschwester und dem Verwaltungsangestellten. Es gibt wohl heute niemanden mehr, der nicht unter Druck steht.“ Stress ist ja etwas Individuelles, betrifft aber doch die meisten. Gibt es einen Weg, den persönlichen Stresslevel herauszufinden? „Den Stress gibt es in der Tat nicht, und auch den Stresslevel nicht. Jeder kennt Situationen, in denen uns Aufgaben und Erwartetes komplett kalt lassen und die uns wenig belasten. Wenn wir ein Ziel haben oder frisch verliebt sind, ist es z.B. einfacher mit Stress umzugehen. Die gleichen Aufgaben aber in einer anderen Situation, in einem anderen Umfeld, nach dem Verlust einer geliebten Person oder Arbeitsstelle können z.B. schwer belasten. Es hängt immer von uns selbst ab, wie wir gerade mit Stress umgehen. Denn erst mal ist Stress recht neutral. Wie wir ihn bewerten, macht ihn positiv oder negativ. Angst, einer Aufgabe nicht gewachsen zu sein, ist oft ein ‚Negativ-Macher‘.“ Das Gleiche gilt ja auch für Entspannung. Während der eine im Garten werkelt, braucht der nächste immer Action. Gibt es denn einen Königsweg zur Entspannung? „Einen Königsweg kenne ich nicht. Aber wenn jemand unter Stress leidet, dann frage ich ihn, was er macht, um diesen auszugleichen. Meist kommt da nichts Sinnvolles. Klassische Entspannungstechniken wie das autogene Training oder auch die aktivere Muskelrelaxaktion sind immer noch wunderbare Techniken, auch wenn sie am Anfang oft belächelt werden. So kenne ich Top-Manager, die durch diese Methoden andere Menschen geworden sind.“ Wieso braucht man zur Work-Life-Balance eigentlich Beratung? Man kann doch einfach pünktlich nach Hause gehen, oder? „Wenn Sie das können, ja! Wenn Sie aber unter Stress leiden, dann können Sie eben nicht einfach nach Hause gehen. Dann leiden Sie ja. Und hier kann eine Beratung der erste Schritt sein, um sich zu fragen: ‚Will ich so weitermachen? ‘ Wenn die Antwort dann ein „Nein“ ist, kann man zusammen erarbeiten, was es für Möglichkeiten in der ganz persönlichen Situation gibt.“ Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielt eine immer größere Rolle. Viele reiben sich hier auf, weil sie alles möglichst perfekt unter einen Hut bringen wollen. Haben Sie in diesem Punkt ein paar Tipps? „Kurz: Prioritäten setzen! Natürlich gibt es Situationen, in denen durch ein Projekt oder eine bestimmte Aufgabe mal mehr Stress aufkommen kann. Das ist normal und auch völlig in Ordnung. Wenn ich aber merke, meine Familie, mein Freundeskreis und damit ja auch ich selbst kommen zu kurz und ich leide darunter, dann sollte man sich fragen, wie es weitergehen kann.“ Was raten Sie einem Menschen, der in Gedanken immer bei seiner Arbeit ist? Wie findet so jemand Entspannung? „Niemand muss etwas müssen, wir können im- 13 Stress. Macht. Krank. Interview mit dem Berliner Coach Conny Warmuth mer frei entscheiden. Wir müssen nicht in einer tollen Wohnung wohnen, wir müssen keinen Zweitwagen haben, wir müssen nicht zweimal im Jahr verreisen oder sonst irgendwas. Wir wollen es aber und der Preis kann dann sein: Ich muss mehr arbeiten als andere, um mir dies alles zu leisten, ich sehe meine Familie deswegen weniger, ich kann nicht ausschlafen und bin deswegen oft müde oder kann meinen Hobbys nicht nachgehen. All unsere Entscheidungen haben ihren Preis und wenn wir nicht mehr bereit sind, ihn zu zahlen, dann müssen wir uns nach Alternativen umsehen.“ Was raten Sie jemandem, der von Faktoren gestresst ist, die er nicht verändern kann, zum Beispiel weil Nachtschichten oder Wochenendarbeiten bei ihm unvermeidlich sind? „Ich habe da keinen Tipp, aber meine feste Überzeugung: Muss ich in einer Firma arbeiten, in der ich auch nachts schuften muss? Nein! Müssen Sie nicht, aber Sie wollen es. Vielleicht, weil Sie ein 14. Jahresgehalt bekommen, Ihre Kinder durch Firmenunterstützung auf eine gute Uni gehen können oder sonst etwas. Ich meine nicht, dass es nicht auch Situationen gibt, in denen wir wirklich etwas wollen oder etwas anderes nicht und deswegen auch mal etwas erdulden. Die gibt es. Aber es muss eben niemand. Wir nehmen es allerdings in Kauf, wenn wir dies nicht aktiv hinterfragen, und das ist dann eben auch eine Entscheidung. Ich könnte auch im Bett liegen bleiben und nicht arbeiten gehen. Dann würde ich meinen Job und somit vielleicht einige Annehmlichkeiten, die mir wichtig sind, verlieren, aber ich könnte es.“ Gibt es etwas, das jeder sofort umsetzen kann? Einen kleinen Trick oder Kniff? „Machen Sie ihr Handy aus! Dieses kleine Mittel alleine kann sofort für Entspannung sorgen. Geht die Welt nun wirklich unter, wenn Sie nicht erreichbar sind? Wird das Projekt innerhalb von wenigen Stunden komplett zusammenbrechen, wenn Sie nicht ans Handy gehen? Wird Ihr Partner Sie verlassen, weil Sie sagen, dass Sie einen kurzen Augenblick für sich brauchen? Die Antwort ist meist „Nein“. Wir brauchen kleine Ruheinseln, Zeit, in der wir kurz innehalten können. Und wenn es nur fünf Minuten am Tag sind, fünf Minuten, die wir damit verbringen, einfach nichts zu machen, nichts zu denken oder zu entscheiden, nicht erreichbar zu sein. Das sind dann fünf Minuten, die uns keiner übelnimmt und in der auch nichts Katastrophales passieren wird. Danach aber können wir die Dinge des Lebens mit einem neuen Gefühl angehen. Und geben Sie sich die ehrliche Antwort auf die Frage: ‚Habe ich wirklich keine Alternative?!‘“ Wo finden Sie Ihren persönlichen Ausgleich zur Arbeit? „Wenn ich Filme ansehe und aktiv Zeit mit meinen Freunden und den Menschen, die ich liebe, verbringe. Außerdem lache ich viel und ich bin mir heute darüber bewusst, dass ich es bin, der über mein Leben bestimmt. Hin und wieder habe ich auch Stress, aber ich habe ihn dann auch in mein Leben geholt. Und wenn mich etwas so sehr nervt, so sehr fertigmacht, dass ich leide, dann hinterfrage ich die Alternativen und wäge ab, ob es mir all das wert ist oder ob ich vielleicht etwas ändern kann. Zu wissen, dass man selbst die Verantwortung für sein Leben hat, auch wenn es nicht immer leicht ist, hat einigen meiner Klienten und mir schon sehr geholfen. Es macht frei und der Stress lässt nach, wenn man weiß, dass man auch selbst etwas ändern kann.“ 14 Stress. Macht. Krank. Acht Tipps für eine bessere Work-Life-Balance 1. Lernen Sie, „Nein“ zu sagen Hinter der Unfähigkeit, „Nein“ zu sagen, steckt meist die Angst, nicht (mehr) gemocht zu werden. Dabei ist oft das Gegenteil der Fall. Jemand, der sang- und klanglos alles weg- und einsteckt, wird von seiner Umwelt meist belächelt, denn „mit der/dem kann man’s ja machen.“ Dadurch bürden sich viele immer mehr Aufgaben auf und hoffen, dass ihr Gegenüber bemerkt, wie gestresst sie eigentlich sind. Doch Sie sollten nicht erwarten, dass das geschieht. Sorgen Sie selbst für sich. Jemandem einfach ein „Nein“ entgegenzuschleudern, ist tatsächlich unhöflich und deswegen auch schwierig. Leichter fällt es, wenn Sie eine kurze Begründung liefern, zum Beispiel: „Ich würde dir wirklich gern helfen, aber ich habe jetzt Feierabend und möchte gern nach Hause gehen.“ Erfinden Sie dabei aber keine Ausreden, bleiben Sie bei der Wahrheit. Wenn Sie zum Beispiel behaupten, jetzt etwas vorzuhaben, wird Ihr Kollege es am nächsten Tag wieder versuchen. Und Sie können ja nicht jeden Tag eine Verabredung vorschieben. 2. Verändern Sie Ihren Blickwinkel! Die Kollegin ist inkompetent, der Chef nervt und das ganze Büro ist vollkommen unorganisiert – kein Wunder, dass Sie schon mit schlechter Laune ankommen und mit noch schlechterer wieder gehen. Wer unter großer Belastung leidet, neigt dazu, seinen Blickwinkel zu verengen. Das bedeutet konkret: Das Negative wird verstärkt wahrgenommen, das Positive weitgehend ausgeblendet. Da kann es dann schon übermäßig nerven, wenn die Kollegin nur laut hustet. Machen Sie sich bewusst, dass nicht alles schlecht sein kann. Gehen Sie einen Tag lang an Ihren Arbeitsplatz und beobachten Sie genau, was Sie alles nervt, machen Sie sich eventuell kleine Notizen. Am Abend gehen Sie die Liste durch und überlegen einmal, was Sie davon ändern können. Notieren Sie konkrete Verbesserungsvorschläge und seien Sie mutig genug, diese auch mit den Kollegen oder dem Chef zu besprechen. Wenn Sie Dinge auf Ihrer Liste entdecken, die Sie nicht ändern können, müssen Sie das akzeptieren. Haken Sie sie also ab und verschwenden Sie keine Energie mehr darauf. Denn was nicht zu ändern ist, wird auch nicht besser, wenn Sie sich ein Magengeschwür einfangen. Gehen Sie am nächsten Tag ins Büro und beobachten Sie dann einmal alles, was Ihnen gefällt. Ein pauschales „Nichts!“ zählt hier nicht. Zur Not halten Sie sich erst einmal an kleine Dinge. Die Putzfrau lächelt Sie nett an? Der Pförtner ist immer zu einen kleinem Plausch bereit? Das sind zumindest Anfänge. Machen Sie sich auch hier wieder Notizen. Am Abend können Sie beide Listen miteinander vergleichen. Ist die Negativ-Liste sehr viel länger als die positive? Findet sich nur Unveränderbares darauf? Ist das tatsächlich der Fall, können Sie über einen grundlegenden Richtungswechsel nachdenken. Andernfalls ist eben doch nicht alles so schlecht. 3. Sprechen Sie sich aus! Sie kommen nach Hause und sind komplett überlastet? Dann brauchen Sie dringend ein Ventil. Viele Teenager führen ein Tagebuch, hören aber im Erwachsenenalter damit auf. Gerade in der Pubertät, wenn sich die Gefühlswelt vollkommen umbildet und der Körper einem fremd erscheint, ist es hilfreich, seine Gedanken zu notieren, um sie zu ordnen. Doch auch bei Erwachsenen gibt es immer wieder Phasen, in denen alles im Chaos zu versinken scheint. Aufschreiben ist da eine gute Strategie. Es muss ja nicht gleich wieder das Tagebuch sein, leeres Papier reicht schon. Schreiben Sie einfach drauflos, alles, was Ihnen in den Sinn kommt. Kümmern Sie sich nicht um Rechtschreibung, Grammatik oder Ausdruck. Wenn Sie das Gefühl haben, dass alles „raus“ ist, hören Sie auf und legen Sie das Geschriebene beiseite. Nach ein paar Stunden können Sie es noch einmal lesen. Und danach? Verbrennen, abheften, einrahmen – das ist egal. Hauptsache ist, es lastet nicht mehr auf Ihrer Seele. Das gleiche 15 Stress. Macht. Krank. Prinzip können Sie auch anwenden, wenn Sie eine bestimmte Person verletzt hat: Schreiben Sie ihr einen Brief. Aber schicken Sie ihn nie ab. 4. Sorgen Sie für ausreichend Schlaf! Bei Stress können die meisten nicht schlafen, wälzen sich hin und her und grübeln über alles, was sie belastet. Dabei kann man seine Probleme nicht lösen, wenn man nachts um zwei über sie nachdenkt. Wenn Stress Ihnen den Schlaf raubt, können Sie schnell in einen Teufelskreis geraten. Sie schlafen zu wenig, sind am Tag hundemüde, können Ihren stressigen Alltag nicht bewältigen und kommen nachts wieder nicht zur Ruhe. Wenn es so weit ist, müssen Sie dringend etwas tun. Falls Sie zum Schlafmittel greifen, sollten Sie allerdings bedenken, dass das keine Dauerlösung sein kann. Selbst pflanzliche Mittel wie Baldrian wirken zwar sanft, sollten aber nicht im ständigen Einsatz sein. In der Traumforschung wird Menschen mit Alpträumen geraten, die schlimmen Bilder einfach zu ersetzen. Das kann auch bei allgemeinen Schlafproblemen helfen. Die Präsentation am nächsten Morgen setzt Ihnen zu? Dann stellen Sie sich einfach vor, wie alles perfekt laufen wird. Malen Sie es sich bis ins kleinste Detail aus, auch wie Sie souverän jeden Stolperstein umgehen. Dabei können Sie auch übertreiben. Wenn Ihr Chef in Ihrer Vorstellung begeistert vom Stuhl springt und Ihnen Beifall klatscht, sieht es ja keiner außer Ihnen. 5. Verabschieden Sie sich von Perfektionismus! Seinen beruflichen Erfolg einzig und allein an seinem persönlichen Einsatz zu messen, ist ein Trugschluss. Das Problem an perfektionistischem Denken ist, dass es nie aufhört. Menschen, die immer alles besser und noch sehr viel besser machen wollen, finden meist kein Maß. Das liegt daran, dass Perfektion an sich im realen Leben nicht erreicht werden kann. Sie ist eine Idealvorstellung, das, was zusammenkommt, wenn alles unter den allerbesten Bedingungen abläuft. Doch wann geschieht das schon? Menschen können Fehler machen, Computer und Maschinen können ausfallen. Das Streben nach Perfektion kann man sich also sparen. Wenn Sie auch zu den Menschen gehören, die einfach nicht gehen können, weil Sie die Präsentation noch x-mal überprüfen müssen, versuchen Sie es einmal mit der Methode des Worst-Case-Scenarios. Entwerfen Sie also Ihren persönlichen GAU, den größten anzunehmenden Unfall. Überlegen Sie sich alle möglichen Fehlerquellen und entwerfen Sie eine Gegenstrategie. Das gibt Ihnen das Gefühl, gut vorbereitet zu sein. Überlegen Sie, wie schlimm es tatsächlich wäre, wenn auf Folie zwei ein Rechtschreibfehler auftaucht. Natürlich sollen Sie Ihre Arbeit nicht schludrig oder schlechter erledigen. Aber Sie sollen sie so erledigen, dass sie gut ist, ohne Sie dabei völlig zu vereinnahmen. 6. Hören Sie auf Ihren Körper! Die Nase trieft, das Fieberthermometer blinkt rot und Sie möchten am liebsten nur noch liegen – Sie sind eindeutig krank und gehören ins Bett. Aber ausgerechnet heute geht das ja gar nicht. Schließlich kommt ein wichtiger Kunde und überhaupt liegt die Jahresbilanz noch unerledigt herum, und der Kollege kommt gar nicht an Ihre E-Mails heran. Also nehmen Sie eine Tablette, raffen sich auf und fahren zur Arbeit. Kommt Ihnen das bekannt vor? Natürlich ist Ihre Arbeit wichtig. Natürlich sind Sie für Ihr Unternehmen wichtig. Aber Ihre Gesundheit ist unersetzlich. Wenn Sie sie nicht schützen, kann sie Ihnen schnell dauerhaft abhandenkommen. Eine Krankheit, und wenn es nur eine Erkältung ist, sollten Sie ernst nehmen. Ihr Körper signalisiert Ihnen damit, dass er Ruhe und Erholung braucht. Wenn Sie ihn ignorieren, wird er es Ihnen irgendwann deutlicher mitteilen. 16 Stress. Macht. Krank. 7. Halten Sie Ordnung! Vor allem kreative Menschen behaupten gern, dass ihr Chaos gewollt wäre. Wieder andere sagen, Sie hätten überhaupt keine Zeit, sich auch noch darum zu kümmern. Falls auch Sie zu denjenigen gehören, die gern Papierwellen umschiffen, auf Aktenberge kraxeln und sich durch Ordnerhaufen wühlen, um ein einziges Formular zu finden, machen Sie einmal ein Experiment. Stellen Sie sich die Stoppuhr, jedes Mal, wenn Sie etwas suchen. Am Ende der Woche können Sie zusammenzählen, wie lange Sie mit Suchen verbracht haben. Räumen Sie in der nächsten Woche Ihren Schreibtisch einmal auf. Sie werden dafür mit Sicherheit nicht so lange brauchen, dass es allzu anstrengend wird. Stellen Sie sich auch dafür die Stoppuhr. Nehmen Sie in dieser Woche wieder die Zeit, wenn Sie irgendetwas suchen. Wenn Sie am Ende beide Aufstellungen vergleichen, werden Sie mit Sicherheit feststellen, dass sich der Aufwand gelohnt hat. 8. Glauben Sie Einstein und Moliere! Der Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein hatte wohl den besten Tipp zur WorkLife-Balance parat: „Nimm alle Dinge wichtig, aber keines richtig ernst!“. Auch der französische Schriftsteller Molière fand: „Die Dinge haben nur den Wert, den man ihnen verleiht.“ Sie sind mehr als Ihr Job. Und Sie sind nicht weniger, weil Sie weniger arbeiten. In der Firma sind Sie bestimmt nicht unersetzlich, aber Sie sind es ganz sicher für Ihre Kinder, Ihren Partner oder Ihre Freunde. 17 Stress. Macht. Krank. Impressum UNITO Versand & Dienstleistungen GmbH Peilsteinerstrasse 5-7 A-5021 Salzburg FN 64411y Landesgericht Salzburg DVR-Nr.: 0027707 UST/VAT-ID-Nr.: ATU 33793801, ARA 5551 Kontakt zur Redaktion: e-mail: redaktion@unito.at Tel: +43 (0) 662 4489-2367 Quellen & Partner: Deutsche Bundesanstalt für Arbeitsschutz & Arbeitsmedizin (baua.de) Tagesspiegel.de Forumgesundheit.at Burnout-syndrom-symptome.de www.yoga-jetzt.net/ www.qigong-gesellschaft.de fitforfun.de apotheken-umschau.de http://www.harvardscience.harvard.edu http://www.institut-fuer-achtsamkeit.de/ Conny Warmuth, der-hauptstadtcoach.net, cowarlife.com Anke Sommer, Sommer Event Institut für Teambuilding, Coaching und Consulting, sommer-event.com Prof. Dr. Wolfgang Lalouschek, Interdisziplinäres Zentrum für Burnout und Stressbewältigung - The Tree, thetree.at Bücher: Philip Zimbardo: „Psychologie, Springer Lehrbuch Frank Naumann: „Kleiner Machiavelli für Überlebenskünstler“, Rowohlt Taschenbuch Verlag Buchtipps: Werner Tiki Küstenmacher & Lothar Seiwert: „Simplify your life“, Knaur Taschenbuch Dale Carnegie: „Sorge dich nicht – lebe!“, Scherz Hans-Bernd Graupner: „Karriere – einsteigen, aufsteigen, umsteigen“, Haufe