Nistkästen bauen, aufhängen und reinigen

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Nistkästen bauen, aufhängen und reinigen
Jugendbegleiter für Natur und Umwelt
Themenblätter: Nistkästen bauen, aufhängen und reinigen
Altersgruppe:
Ort:
Wetter:
Material:
Vorbereitung:
1. bis 5. Klasse
Werkraum der Schule bzw. Schulgelände und naturnahe Gärten und Streuobstwiesen
jedes Wetter, jede Jahreszeit, bevorzugt im Herbst
20 Millimeter dicke, ungehobelte Bretter aus Fichte, Tanne oder Buche, Nägel (4-5 cm)
oder Schrauben, Bohrmaschine, Hammer, Schleifpapier, Feile, Raspel, Stift, Stichsäge,
Leiter, Alu-Nägel oder feste Drahtbügel, Handschuhe, Handfeger, ggf. Eimer, Wasser,
Soda, Schwamm
Materialien packen
Nistkästen aufzuhängen ist eine der populärsten Artenschutzmaßnahmen. Viele Menschen hängen gerne
Nistkästen auf, weil sie Spaß am Beobachten und am Erleben von werdendem Leben haben.
Künstliche Nisthilfen sind da sinnvoll, wo Naturhöhlen fehlen, weil alte und morsche Bäume nicht mehr
vorhanden sind, oder weil an Gebäuden geeignete Brutnischen fehlen.
Außerdem macht das Bauen von Nistkästen einfach Spaß und eignet sich darum auch hervorragend, um Kinder
und Jugendliche mit Tieren und deren Lebensweise vertraut zu machen.
Typische gefiederte Nisthöhlenbewohner sind Meisen, Kleiber und Sperlinge in "Vollhöhlen" und der
Hausrotschwanz in halboffenen Höhlen. Gelegentlich finden sich Fledermäuse oder auch Schlafmäuse wie
Siebenschläfer und Haselmaus ein.
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Sie können gemeinsam mit den Kindern eigene Nistkästen bauen, fertig gekaufte Nistkästen aufhängen
(Achtung: bitte zum Aufhängen nur nicht-rostende Alunägel verwenden) oder im Herbst bereits vorhandene
Nistkästen reinigen. Besprechen Sie Ihr Vorhaben frühzeitig auch mit der Schulleitung. Es bietet sich eine
Zusammenarbeit mit den örtlichen Naturschutz-Verbänden an.
Je nach Anzahl der gebauten bzw. kontrollierten Nistkästen können alle Aktivitäten gemeinsam an einem
Nachmittag durchgeführt werden oder jede für sich einen Nachmittag füllen.
Quelle: Pixelio/HP Dehn
NABU Landesverband Baden-Württemberg
Tübinger Straße 15
70178 Stuttgart
Telefon 0711/96672-0
Telefax 0711/96672-33
Homepage: www.NABU-BW.de
E-Mail: NABU@NABU-BW.de
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A. Vorbereitung (Dauer ist abhängig davon, ob Sie einen Bausatz benutzen oder alles selbst herstellen)
Bauen Sie – wenn zeitlich möglich – einen halb oder ganz fertigen Demonstrations-Nistkasten, damit sich die
Kinder besser vorstellen können, wie der fertige Nistkasten aussehen soll.
B. Begrüßung (10 min.)
Suche nach dem Nistplatz (15 min.)
Material: Stühle, Kreide oder Stöcke, um die „Nistplätze“ zu markieren
Das Spiel wird gespielt nach den Regeln von „Reise nach Jerusalem“. Am Anfang des Spiels verwandeln Sie die
Kinder in Vögel. Jedes Kind hat seinen eigenen Nistplatz (Stuhl, Kreidekreis oder Stock am Boden). Dann laufen
alle Kinder um die Nistplätze herum. Auf das Kommando „Nistplatz-Suche“ muss jeder einen Platz finden. Dann
wird in jeder neuen Runde ein Platz entfernt und dazu erklärt, warum er weggefallen ist (z.B. Ein Obstbaum
wurde abgesägt, eine Hecke entfernt, Schwalbennester am Haus heruntergeschlagen, nach Hausrenovierung
keine Nischen mehr zum Nisten). Danach geht das Spiel weiter und bei jeder weiteren Runde ist ein Nistplatz zu
wenig da, so dass ein Kind ausscheiden muss. Das Spiel endet, wenn keine Nistplätze mehr da sind.
Anhand des Spiels können Sie den Kindern erklären, warum es so wichtig ist, den Vögeln zusätzliche Nistplätze
zur Verfügung zu stellen.
C. Hauptteil
Jede der drei folgenden Aktivitäten dauert einzeln zwischen 60 und 120 Minuten. Sie können daher entweder als
alleinige Aktivität an einem Nachmittag durchgeführt werden oder kürzer gehalten und kombiniert werden.
C 1. Nistkästen bauen (60-120 min.)
Material: 20 Millimeter dicke, ungehobelte Bretter aus Fichte, Tanne oder Buche, Nägel (4-5 cm) oder
Schrauben, Bohrmaschine, Hammer, Schleifpapier, Feile, Raspel, Stift, Stichsäge
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Die Bretter sind relativ kostengünstig im Baumarkt oder Holzfachmarkt zu finden. Man kann sie zurecht
schneiden lassen (Kosten!) oder selbst bearbeiten. Viele Nistkasten-Hersteller bieten auch bereits
zugeschnittene Nistkasten-Bausätze an.
Wenn Sie mit jüngeren Kindern arbeiten, sollten Sie sich einige zusätzliche Helfer (Eltern, ältere Schüler)
organisieren, die den Kindern bei den handwerklichen Arbeiten helfen.
Zuerst werden die Bretter auf die im Bauplan angegebenen Maße zurecht geschnitten. Dafür zeichnen Sie am
besten die Silhouette mit einem Bleistift vor und sägen sie dann mit der Stichsäge aus, bis man alle benötigten
Bauteile (siehe Zeichnungen) vorliegen hat.
Anschließend sollten Sie die Außen- und Innenseiten der Bretter aufrauen (mit Raspel oder ähnlichem, bei
Außenseite reicht die Frontseite). Dies dient dem Zweck, dass die Jungvögel später besser das Nest verlassen
können. Die Seitenränder sollten dann noch abgeschliffen werden, so dass die Wände gut aneinander passen.
Haben Sie alle Teilstücke bearbeitet, ist es ratsam den Vogelkasten einmal zusammen zu setzen ohne ihn direkt
zu vernageln, um zu überprüfen ob die Teile wirklich zueinander passen. Ggf. muss nachgebessert werden.
Zuerst zeichnen Sie das Einflugloch auf (mit dem gewünschten Durchmesser) und anschließend bohren Sie es
in die Vorderwand. Sie können entweder dort ein kleines Loch bohren und dann mit der Stichsäge weiter sägen,
oder Sie bohren viele kleine Löcher in den vorgezeichneten Kreis und schlagen dann das Stück mit dem
Hammer heraus und schleifen es in Lochform ab.
Nun vernageln Sie die Seitenwände und die Rückwand mit dem Boden. Danach wird die Decke aufgesetzt. Die
Vorderwand wird dann nur an den oberen Enden der Seitenwände vernagelt, so dass die Wand nach oben
geklappt werden kann (um den Kasten reinigen zu können). Zum Schluss sollten Sie nochmals unbedingt
überprüfen ob sich die Vorderwand nach oben klappen lässt und nicht vom Dach blockiert wird.
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Jetzt fehlt nur noch die Leiste zum Aufhängen des Kastens am Baum, die man mittig auf der Rückseite anbringt.
(Tipp: Nägel im Innenraum des Kastens dann noch umschlagen, so dass keine Spitzen in den Innenraum
stehen).
Zur Sicherung der Vordertür (gegen unbeabsichtigtes Öffnen) bringen Sie noch einen Nagel (oder
Winkelschraube) an, der im rechten Winkel umgeschlagen wird und somit als Schließmechanismus funktioniert.
Achten Sie darauf, dass er drehbar ist!
Maße für den Höhlenbrüter-Kasten:
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Durch unterschiedliche Lochgrößen im Nistkasten kann man die Vogelarten, die dort brüten sollen, bestimmen.
So bevorzugen die meisten Meisenarten ein Einflugloch mit einem ungefähren Durchmesser von 2,6-2,8 cm
(Blaumeise, Tannenmeise, Haubenmeise, Sumpfmeise, Weidenmeise). Für die Kohlmeise und den Kleiber darf
es schon etwas größer sein (3,2 cm).
Trauerschnäpper, Halsbandschnäpper, Haussperling und Feldsperling brauchen einen Durchmesser von 3,6 cm
und um einen Star zu beherbergen sollte man das Einflugloch auf 4,5 cm erweitern.
C 2. Nistkästen aufhängen (60-120 min.)
Material: Leiter, Hammer, Alu-Nägel oder feste Drahtbügel
Bei der Aufhängung der Nistkästen sollten Sie folgende Tipps beachten:
•
Hängen Sie Nistkästen in zwei bis drei Metern Höhe auf (sofern in der
Bauanleitung nicht anders beschrieben).
•
Das Einflugloch sollte weder zur Wetterseite (Westen) zeigen, noch
sollte der Kasten längere Zeit der prallen Sonne ausgesetzt sein
(Süden). Eine Ausrichtung nach Osten oder Südosten ist deshalb
ideal.
•
Zur Befestigung an Bäumen eignen sich rostfreie Alu-Nägel oder feste
Drahtbügel, die den Baum nicht schädigen.
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Quelle: Pixelio/Peashooter
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•
Damit kein Regen eindringen kann, sollte ein Nistkasten niemals nach hinten, eher nach vorne
überhängen.
•
Nisthilfen von gleicher Bauart sollten in Abständen von mindestens zehn Metern aufgehängt werden
(Ausnahme: Koloniebrüter wie Star und Schwalben). So ist gewährleistet, dass die brütenden Tiere
auch genügend Nahrung für sich und ihren Nachwuchs finden.
•
Bringen Sie Nisthilfen am besten im Herbst an, damit Vögel, Kleinsäuger und Insekten sie zum
Schlafen und Überwintern nutzen können.
•
Zum Anbringen einer Halbhöhle eignen sich geschützte, für Katzen und Marder möglichst
unzugängliche Orte an Hauswänden, auf Balkonen oder an Schuppen und Gartenhäuschen.
Sorgen Sie immer für einen sicheren Stand der Leiter und bewahren Sie gemeinsam mit einem zweiten Kind die
Leiter vor dem Umkippen. Weisen Sie das Kind auf der Leiter darauf hin, sich beim Hinaufsteigen immer mit
beiden Händen fest zu halten und mit dem Anbringen des Nistkastens erst zu beginnen, wenn es sicher auf der
Leiter steht.
C 3. Nistkästen reinigen und Vogelnester kennenlernen (60-120 min.)
Material: Leiter, Handschuhe, Handfeger, ggf. Eimer, Wasser, Soda, Schwamm
Nehmen Sie Kontakt zu örtlichen Naturschutz- und
Vogelschutzvereinen oder zur Gemeinde auf und bieten
Sie die Hilfe der Gruppe bei der Reinigung der
Nistkästen an.
Folgende Tipps sollten Sie beachten:
•
Nistkästen sollten nach der Brutsaison gereinigt
werden, denn in alten Nestern hausen öfters
Flöhe, Milben oder Lausfliegen. Die Reinigung
sollte im Spätsommer oder dann erst wieder im
Februar vorgenommen werden, um
Überwinterer nicht zu stören.
•
Tragen Sie Handschuhe und nehmen Sie das
Nistmaterial nicht in die Wohnung, da Vogelflöhe und anderes Getier auf den Menschen überspringen
können.
•
Es genügt, das alte Nest zu entfernen. Zum Reinigen selbst dürfen niemals scharfe chemische
Reinigungsmittel oder gar Desinfektionsmittel verwendet werden. Es reicht, wenn der Kasten gründlich
ausgefegt wird. Bei starkem Parasitenbefall kann man auch mit klarem Wasser und gegebenenfalls
etwas Sodalauge ausspülen. (Anschließend sollte das Kasteninnere gut austrocknen können.)
Schließlich muss der Nistkasten nicht unsere Hygiene-Vorstellungen der eigenen "guten Stube"
erfüllen.
•
Vor Überraschungen bei der Nistkastensäuberung ist man nie gefeit. Es empfiehlt sich daher, bei den
zu kontrollierenden Nistkästen kurz anzuklopfen, damit der mögliche Hauseigentümer - etwa eine
Hasel- oder eine Waldmaus - gewarnt ist und seine Behausung verlassen kann. Man erspart sich
dadurch so manchen unliebsamen Schrecken.
•
Kontrollen während der Brutzeit sollten Sie vermeiden, um die Brut und Aufzucht der Jungvögel nicht
zu stören.
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Quelle: Anita Bitterlich, Umweltzentrum Neckar-Fils
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Tübinger Straße 15
70178 Stuttgart
Telefon 0711/96672-0
Telefax 0711/96672-33
Homepage: www.NABU-BW.de
E-Mail: NABU@NABU-BW.de
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Betrachten Sie gemeinsam mit den Kindern die in den Nistkästen gefundenen Vogelnester. Sehen Sie nach, aus
welchen Materialien die Nester gebaut wurden. Oft finden sich in Nestern auch künstliche Baustoffe
menschlicher Herkunft. Die Vögel achten beim Nistmaterial nicht auf die Herkunft, sondern allein auf seine
Eigenschaften (Größe, Länge, Biegsamkeit). Sammeln Sie verschiedene Nester und stellen Sie Vergleiche an.
In Tierspuren-Büchern sind die Nester der häufigsten Vogelarten abgebildet.
Links
Bauanleitungen für weitere Nistkästen finden Sie unter:
http://www.nabu.de/tiereundpflanzen/voegel/tippsfuerdiepraxis/nistkaesten/
http://www.nabu.de/tiereundpflanzen/voegel/tippsfuerdiepraxis/winterfuetterung/
http://www.nabu.de/tiereundpflanzen/voegel/
diverse Links
Einige Bilder von unterschiedlichen Vogelnestern finden Sie unter www.vogelarten.de/vogelnest/
LITERATUR:
NABU-Broschüre „Wohnen nach Maß“ Nisthilfen und Quartiere für Vögel, Fledermäuse, Igel und
Insekten
NABU Bremen: Nisthilfen-Bauplansammlung
Pädagogische Beratung: Christiane Köhler, NABU Rhein-Neckar-Odenwald
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gefördert durch das Umweltministerium:
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